Lovecraft, H. P. – Berge des Wahnsinns (Hörbuch)

Der Geologe Willam Dyer ist 1931 Teil einer groß angelegten Expedition in die Antarktis. Mit zwei Schiffen, vier Flugzeugen, einer ganzen Horde Schlittenhunde und neuartigen Bohrern machen sich die Wissenschaftler um Dyer auf ins ewige Eis.

Zunächst geht auch alles glatt. Es werden Bohrungen in tiefe Eisschichten vorgenommen. Die Teilnehmer der Expedition stellen Erkundungsflüge an, man katalogisiert und beobachtet. Schließlich bricht Professor Lake mit einigen Mitstreitern und Hunden zu einer Expedition in westlicher Richtung auf. Bei dem Flug dorthin stößt er zunächst auf ein Gebirge gigantischen Ausmaßes – höher als alle Bergkämme der bekannten Welt. An den Felshängen meint er jedoch, seltsame Formationen auszumachen, als wäre der Stein bearbeitet worden.

Lake errichtet ein Basislager, in dem die neuartigen Bohrer zum Einsatz kommen. Bald stößt man bei den Bohrungen auf eine Höhle, in der sich vierzehn völlig unbekannte Lebensformen finden. Einige der Körper sind stark beschädigt, doch sechs sind in sehr gutem Zustand, und so kann Lake erste Untersuchungen vornehmen und seine Ergebnisse an Dyer funken. In dieser Nacht wütet ein schwerer Eissturm und am nächsten Morgen ist es den Leuten um Dyer unmöglich, Lake per Funk zu erreichen. Da die Vermutung naheliegt, dass Lakes Camp während des Sturm beschädigt wurde, organisiert man eine Rettungsmannschaft. Als die verbliebenen Expeditionsteilnehmer jedoch in Lakes Camp eintreffen, finden sie es vollkommen verwüstet vor. Sowohl die Hunde als auch die Menschen sind tot, und jeweils einer jeder Art fehlt. Es finden sich seltsame Begräbnisstätten, und die besser erhaltenen Lebensformen sind verschwunden. Die Expedition, die so vielversprechend begonnen hatte, hat sich zur Katastrophe entwickelt.

Dyer und der Student Danforth beschließen, mit einem Flugzeug die neu entdeckte Bergkette zu überfliegen, und stoßen auf der anderen Seite auf eine riesige, urzeitliche Stadt. Auch wenn ihnen das grauenvolle Schicksal von Lakes Expedition noch gegenwärtig ist, so weckt der Anblick doch ihr wissenschaftliches Interesse. Sie beschließen zu landen und die Gegend zu Fuß zu erkunden. Doch was, wenn die Stadt gar nicht so verlassen ist, wie es zunächst den Anschein hat?

H. P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ (engl. „At the Mountains of Madness“) ist mit 150 Seiten eine seiner längsten Erzählungen. Verfasst wurde sie 1931 und Lovecraft beschreibt sie als „the most serious work I have ever attempted“. Der Erzählung war zunächst jedoch kein einfaches Schicksal bestimmt. Vom damals allgegenwärtigen Magazin „Weird Tales“ wurde sie abgelehnt, wohl aufgrund der beträchtlichen Länge. Lovecraft, immer ein Pessimist, schrieb daraufhin, „it is altogether too slow for the cheap artificial market“. Erst 1936 fand „Berge des Wahnsinns“ eine Heimat bei „Astounding Stories“.

|LPL| hat nun in seiner Reihe „H. P Lovecraft – Bibliothek des Schreckens“ auch „Berge des Wahnsinns“ als Hörbuch herausgebracht. Wie auch schon in vergangenen Veröffentlichungen, nimmt sich Sprecher David Nathan der Geschichte in einer ungekürzten Fassung an. In gewohnter Manier geht seine Interpretation unter die Haut. Er füllt Dyers Bericht mit Leben (obwohl dieser sich mit seinen langen wissenschaftlichen Monologen stellenweise durchaus trocken liest), macht den Schrecken der Wissenschaftler erlebbar und geleitet den Hörer auch sicher durch die eher anspruchsvollen wissenschaftlichen Passagen, in denen von urzeitlichen Wesen und versteinerten Farnen die Rede ist.

Lovecraft hatte mit seiner selbstkritischen Einschätzung durchaus recht: „Berge des Wahnsinns“ ist langsam. Die Geschichte gibt sich den Anschein eines wissenschaftlichen Berichts. Dyer, der über die Ereignisse in der Antarktis lieber geschwiegen hätte, fühlt sich dazu verpflichtet, die Schrecken der Expedition wiederzugeben, um zu verhindern, dass neue Forscher mit neuem Gerät in diese Gefilde vordringen und so eventuell etwas auf den Plan rufen, für das die Menschheit nicht bereit ist. Dyers Worte sind also Bericht und Warnung zugleich – er will dem Leser ein Lehrstück liefern und lockt ihn immer wieder mit dem zu erwarteten Schrecken, ohne diesen über weite Strecken einzulösen. Lovecraft ist hier ein großer Verzögerer; er verlangt dem Leser viel Geduld ab und fordert ihn auf, sich währenddessen doch auszumalen, was alles passiert sein könnte. Das führt nun dazu, dass die Geschichte für den heutigen Leser, der mehr Action und schnelle Handlungselemente gewöhnt ist, reichlich behäbig daherkommt. Doch machen der unglaubliche Detailreichtum und Lovecrafts fundierte Beschreibung wissenschaftlicher Erkenntnisse vieles davon wieder wett.

Es ist augenscheinlich, dass Lovecraft viel recherchiert hat, um Dyers Aussage authentisch wirken zu lassen. Und so darf man sich als Leser mitgenommen fühlen auf eine Expedition ins Ungewisse. Man teilt die anfängliche Begeisterung, den Unglauben ob der ersten Beobachtungen, die Neugierde auf das Unbekannte. Diese Teile der Erzählung scheinen von echtem Forscherdrang durchzogen. Später konzentriert sich Lovecraft eher auf seinen Cthulhu-Mythos und macht eine breit angelegte Geschichte der Großen Alten auf, bei der man als Leser aufmerksam bleiben muss, um nicht den Überblick zu behalten.

„Berge des Wahnsinns“ ist ein groß angelegtes Panorama, bei dem es viel zu entdecken gibt. Es ist kein einfaches Stück Literatur, dafür ist es zu wenig auf den Effekt hin konzipiert und ergeht sich viel lieber in detailreichen Beschreibungen und theoretischen Erläuterungen. Trotzdem: Eine Empfehlung für alle, die schon immer wussten, dass in den unerforschten Teilen unserer Welt ungeahnte Gefahren lauern.

|Originaltitel: At the mountains of madness, 1936 (gekürzt), 1939 ungekürzt
Aus dem US-Englischen übersetzt von A. F. Fischer
346 Minuten auf 5 CDs|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de