Mark Brandis – Raumposition Oberon (Folge 25)

Unter Beschuss durch Weltraumschrott: Spannung und Action

2134: „Wenn die Not am Größten ist …“, heißt es in der Präambel der neu gegründeten Raumnotretter, deren Vormann Mark Brandis ist. Ohne Ansehen der Nationalität soll geholfen werden. Viel Zeit, sich in der neuen Einsatzzentrale auf dem Mond einzurichten, haben die Raumfahrer nicht, denn die Sprengung eines Raumschiffes hat in erdnaher Umlaufbahn eine Splitterwolke von tödlicher Geschwindigkeit entstehen lassen. Sie droht, alles zu zerkleinern, was ihr in den Weg kommt. Und so wird Brandis‘ erste offizielle Rettungsaktion gleich zur Feuertaufe … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 12 Jahren.

Der Autor

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach Perry Rhodan) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart im Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

Bisher erschienen (Gesamt-Titel ohne Teile)

1) Bordbuch Delta
2) Verrat auf der Venus
3) Unternehmen Delphin
4) Aufstand der Roboter
5) Testakte Kolibri
6) Vorstoß zum Uranus
7) Raumsonde Epsilon
8) Die Vollstrecker
9) Pilgrim 2000
10) Alarm für die Erde
11) Sirius-Patrouille
12) Lautlose Bombe
13) Triton-Passage
14) Blindflug zur Schlange
15) Raumposition Oberon

Die Sprecher/Die Inszenierung

Rollen und Sprecher:

Mark Brandis: Michael Lott
Lt. Pablo Torrente: Martin Keßler
Lt. Iwan Stroganow: Martin Wehrmann
Cpt. Grigori “Grischa” Romen: David Nathan
Dr. Rebecca Levy: Claudia Urbschat-Mingues
Sven Björnsen: Robert Vogel
John Harris: Gerhart Hinze
Cpt. Yodogimi Kato: Nao Tokuhashi
Prolog: Wolf Frass
Cpt. Elmar Busch: Roman Kretschmer
Cpt. Giap Thai: Hongyu Zhu
Ruth O’Hara: Dorothea Anna Hagena
Bordsystem CORA: Mira Christine Mühlenhof
Tom O’Brien: Dietmar Wunder
Pater Connery: Jürgen Thormann
Maria Connery: Maja Maneiro
Controller: Patrick Linke
sowie Anja Jaramillo, Patrick Korth, Betti Maida Lott, Jochim C. Redeker, Balthasar v. Weymarn.

Nach Motiven des Romans „Raumposition Oberon“ von Nikolai von Michalewsky
Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u.a.

Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky. Aufnahme: Tommi Schneefuß, Sven-Michael Bluhm, Thomas Weichler
Produktion, Regie und Schnitt: Jochim-C. Redeker & Balthasar von Weymarn.

Hintergrund und Vorgeschichte

Die Mark Brandis – Hörspielreihe begann 2005-2007 mit Bordbuch Delta VII. Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.

* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;
* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;

EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis

VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking

VEGA

Die Strategische Raumflotte (SR) lagerte 2106 ihre Entwicklungsabteilung auf die Venus aus. Die zuständige Agentur ist die VEGA, kurz für Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik, mit immerhin 8000 Mitarbeitern. Direktor der VEGA ist seit 2122 der ehemalige Major (SR) und Commander (VEGA) John Harris. Die Routen der Testflüge für die Neuentwicklungen sind streng geheim, da die Prototypen als begehrte Beute sowohl für die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU), aber auch für Raumpiraten gelten. Offiziell gilt die VEGA als neutral, aber ihre Auftraggeber waren bislang immer die SR und die Raumfahrtbehörde der Union.

Handlung

Alle guten Taten werden zuverlässig bestraft. Das musste auch Mark Brandis am Schluss seines Abenteuers „Triton-Passage“ feststellen. Ein Paragraphenreiter von der VEGA wollte ihn doch tatsächlich wegen diverser Vergehen in seiner Laufbahn verhören und einem Disziplinarverfahren unterziehen. Brandis machte kurzen Prozess mit dem Sesselfurzer und quittierte den Dienst bei der VEGA. Nach einem Intermezzo in „Blindflug zur Schlange“ gründete er mit seinen Freunden die Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger“. Als so ein Retter hatte er sich ja selbst in „Triton-Passage“ betätigt.

Auf dem Mond richtet er seine Basis ein, geduldet von Pietro Anstasias, dem Bürgermeister von Las Lunas – der ihm in seiner Großzügigkeit sogar die Stromrechnung für eine ganze Woche erlässt. Grischa Romen, Pablo Torrente, sogar Iwan Stroganoff und schließlich sogar Dr. Rebecca Levy von der Erde – die alten Kampfgenossen aus besseren Zeiten sind alle versammelt, um Mark bei der Gesellschaftsgründung zu helfen. Mit Tom O’Brian ist sogar ein abtrünniger Pirat darunter.

VEGA-Direktor Harris will zwei Schiffe – darunter die EXPLORATOR – spendieren, die Republiken sogar drei. Die chinesischen Piloten sind kompetent und sehr willkommen. Als Brandis seine alte DELTA 7 wiedersieht, kommen ihm fast die Tränen. Erinnrungen an den Bürgerkrieg werden wach …

John Harris bittet Brandis‘ Truppe um den ersten Einsatz. Die Republiken haben das Raumschiff OBERON gesprengt, und dessen Trümmer rasen nun in zwei Wolken von Weltraumschrott mit 50.000 km/h auf die Raumstation TERRANORM und die kleine Weltraumkirche ORBIS zu. 120 Menschenleben stehen auf dem Spiel. Brandis bricht auf, und sein Team muss seine Feuertaufe bestehen…

Mein Eindruck

Diesmal sehen wir Mark Brandis erstmals als reinen Privatmann, mit einer eigenen Firma. Aber dennoch setzt er sich für Belange der Allgemeinheit ein, nämlich wie schon sein Großvater in der Rettung Schiffbrüchiger. Natürlich kann man sich fragen, warum seine Firma weder von der Unions-Raumflotte noch von der VEGA offizielle Unterstützung erhält, sondern bloß hintenrum durch dunkle Kanäle. Wieder mal sind die Realpolitik und Bürokratie daran schuld.

Wie auch immer – das neue Abenteuer unterhält uns bis zum dramatischen Finale. So eine Schrottwolke fliegt ja jetzt schon ganz real in der irdischen Kreisbahn. Das Booklet informiert dazu mit Verweis auf die Europäische Raumfahrtbehörde ESA ganz konkret, dass jedes 10 cm große Partikel eine Energie von 10 kg TNT entfalten kann. Tatsächlich gerät die Erde gemäß dem „Kessler-Syndrom“ in Gefahr, sich selbst durch eine Schrottwolke vom Zugang zum Weltraum auszuschließen – dumm gelaufen.

Immer wieder wird die DELTA 7 von solchen Partikeleinschlägen getroffen – ein reichlich unangenehmes Geräusch. Wie also kann Brandis hoffen, 120 Menschen in nur wenigen Stunden evakuieren zu können, bevor sie alle von Partikeln ins Jenseits befördert werrden? Zumal die Leute in der Weltraumkirche ORBIS noch nicht einmal von der heranrasenden Gefahr in Kenntnis worden sind! Das Zauberwort lautet „Einsatzleitung“, und die wird von keiner anderen als Marks Angetrauter Ruth O’Hara erledigt.

Wie sich zeigt, ist selbst die lebende Fracht, die Brandis auf die Erde bringt, dort nicht willkommen. Wer hätte auch schon jemals von einer Raumrettungsgesellschaft gehört?! Brandis schert sich allerdings wenig um Quarantänebestimmungen und rast zurück zur ORBIS. Dort hat sich zwischen Maria, der attraktiven Tochter des Abtes (!), und Tom O’Brian, dem abtrünnigen Piraten, ein zartes Band entwickelt: ein Hauch Romantik, wie sie nur allzu selten geworden ist in der Serie.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Sprecher

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, seine Frau, sein humorvoller Freund Grischa Romen. Michael Lott, Dorothea Anna Hagena und David Nathan erledigen ihre Aufgabe mit Routine.

Diesmal werden sie von zwei prominenten Synchronsprechern ergänzt: Dietmar Wunder, die deutsche Stimme von Daniel „James Bond“ Craig, spricht Tom O’Brian, eine kleine Nebenrolle. Und Urgestein Jürgen Thorman, der von Sherlock Holmes angefangen fast alles synchronisiert hat, was männlich und integer sein soll, beeindruckt mit seinem Auftritt als Pater Connery (ein Schelm, wer jetzt an Pater William von Baskerville denkt, den Sean Connery spielte!).

Wie in allen Folgen spielen durch Tonfilter verzerrte Stimmen eine dominante Rolle, vor allem in Raumanzügen bei Außeneinsätzen. Daneben gibt es eine Vielzahl von weiblichen KI-Stimmen wie auf der EXPLORATOR, der DELTA 7 („Dunant“) und auf Luna, die mit Funksprüchen, Meldungen und Durchsagen aufwarten. Selbst Brandis wundert sich, wie sehr doch die Stimme seines Bordcomputers CORA, gesprochen von Mira Christine Mühlenhof, im Sonnensystem Verbreitung gefunden hat …

Geräusche

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa Triebwerke oder Luken und Schleusen. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien und Games ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Vor allem das Dröhnen, Zischen und Jaulen von Düsen, Schleusen und Schotts ist regelmäßig zu hören, was ja auch naheliegt. Diesmal kommen noch die unheilvollen Einschläge der Schrottpartikel hinzu, aber auch das Brizzeln von Schweißgeräten, das Zischen von Pressluft – und auch Kindergeschrei.

Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend. In der Kirche ORBIS kommt ein weihevoller Hall hinzu. Ergänzt von Chorälen ergibt das eine weihevolle Stimmung.

Musik

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem rasant inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den Intermezzi. Selten ist die Musik mal im Hintergrund zu hören, denn der Dialog soll nicht überdeckt werden. Die Musik erweist sich als eminent wichtig, um Stimmung zu erzeugen und den Übergang zwischen Szenen zu signalisieren.

Das Booklet

Das Booklet enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Folgen, fiktive Lebensläufe von Robert B. Connery (Abt), Maria Kerstine Connery (Tochter) und Thomas “Tom” O’Brien (Ex-Pirat) und einen kurzen Bericht zu dem Weltraumschrott, der im Orbit um unsere Erde kreist (mit Weblink). Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits und Werbung für die Printversionen der Reihe, die bei Wurdack erscheinen.

Unterm Strich

Wer dachte, das zivile Leben werde für unseren helden Mark Brandis ruhiger werden, sieht sich angenehm enttäuscht: Kein Militäreinsatz oder Erprobungsflug kann so dramatisch werden wie der Noteinsatz, den Brandis‘ neue Rettungsgesellschaft für Weltraumschiffbrüchige in kürzester Zeit organisieren und ausführen muss. Das geht nur mit immenser Logistik.

Über der dramatischen Rettung sollte der Hörer jedoch nicht vergessen, dass es um zwei gravierende Probleme geht: 1) Darf eine Nation, wie die VOR, einfach so eine Station im Orbit sprengen und dadurch das Leben zahlreicher irdischer Mitbrürger in Gefahr bringen? 2) Was tun gegen die wachsende Menge Weltraumschrott, die allmählich droht, den Zugang zu den Sternen abzuschneiden?

Die Story veranschaulicht die üblen Folgen dieser Entwicklung. Das Booklet liefert zusätzliche Infos und einen Link zu Webseiten der ESA, auf denen sich der Hörer mehr Infos holen kann. So sieht relevante Science-Fiction aus: Sie hat etwas mit der Zukunft zu tun, die wir oder unsere direkten Nachkommen noch erleben können.

Fazit: volle Punktzahl.

Hinweis

Der „Abspann“ verweist wie stets auf den Titel der nächsten Folge: „Ikarus Ikarus“. Das Abenteuer führt Brandis in den Asteroidengürtel.

1 Audio-CD
Spieldauer: ca. 61 Min.
Tracks: 10
Empfohlen ab 12 Jahren
UPC: 0602537169412

www.folgenreich.de
www.markbrandis.de
www.interplanar.de

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)