Die drei ??? und der schwarze Skorpion (Folge 120)

Die drei Fragezeichen sind schon seit meiner Kindheit absoluter Kult und waren auch damals Stammgast in meinem Kassettenrecorder. Schnell waren die Kassetten so abgenudelt, dass ich inzwischen auf die CD-Version umgestiegen bin, damit mir diese Geschichten noch länger erhalten bleiben. Bei den drei Fragezeichen handelt es sich um ein Detektivtrio aus Rocky Beach, nämlich um Justus, Peter und Bob. Justus ist sozusagen das Oberhaupt der drei Detektive, er ist etwas dick geraten, gleicht dieses kleine Handicap aber durch seine Intelligenz aus. Peter ist eher ein sportlicher Typ, outet sich in vielen Situationen aber als kleiner Hasenfuß, weil er der Erste ist, der auf Flucht plädiert. Bob ist zuständig für Recherchen und Archiv und sorgt dafür, dass die drei Detektive (die im Übrigen jeden Fall übernehmen) genügend Informationen über ihre Fälle bekommen. Am 10. Oktober ist bereits das 125. Hörspiel erschienen. Nach einigen rechtlichen Querelen und nachdem wir mit der Serie „Die Dr3i“ gequält wurden, darf die Originalserie seit Frühjahr 2008 dankenswerterweise fortgesetzt werden, sodass wir uns nun alle (etwa) vier Wochen auf ein neues Hörspiel freuen dürfen.

Besetzung der Folge 120

Erzähler: Thomas Fritsch
Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Ken Parker: Jürgen Holdorf
Dr. Robinson: Heinz Lieven
Mickey McQuire: Marco Sand
Mrs. Bancroft: Ilka Kirsch
John Trevis: Manou Lubowsky
Zuschauer: Alexander Müller
Strandgirl: Veronika Neugebauer

Inhalt

Die drei Fragezeichen befinden sich im Sportfieber: Begeistert verfolgen sie die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft. Justus, Peter und Bob fiebern dem Sieg der Heimmannschaft entgegen, die noch eine letzte Auszeit nimmt, doch dann bricht Panik aus: Einer der besten Spieler, nämlich Ken Parker, wird von einem schwarzen Tier gestochen und geht zu Boden. Die Zuschauermenge kreischt und die drei Fragezeichen entdecken einen riesigen schwarzen Skorpion. Auf der Flucht stolpert Justus, geht zu Boden und fällt direkt in den aufgestellten Stachel. Doch er hat Glück, denn er zerquetscht das tödliche Tier gezielt mit seinem Rucksack. Bei näherer Betrachtung fällt den Jungdetektiven nicht nur die erstaunliche Größe des Tieres auf, sondern auch ein kleiner Klumpen schwarzen Wachses. Was hat dieses am Strand zu suchen?

Zurück in der Zentrale, lassen sie die Ereignisse Revue passieren, als Ken Parker aus dem Krankenhaus anruft, um sich bei Justus dafür zu bedanken, dass er ihm das Leben gerettet hat. Justus ist erstaunt, weil er nicht versteht, worauf Parker anspielt, doch als die drei Fragezeichen den Sportler im Krankenhaus besuchen, erklärt er ihnen, dass das Gift des schwarzen Skorpions innerhalb einer Stunde tötet, wenn man nicht das passende Gegengift verabreicht bekommt. Und dank Justus‘ unfreiwilliger Rettungsaktion konnte man den Skorpion rechtzeitig zuordnen.

Anschließend statten Justus, Peter und Bob dem Tropenmediziner Dr. Robinson einen Besuch ab, um sich genau erzählen zu lassen, was es mit dem Skorpion auf sich hat. Im Wartezimmer vernehmen sie eine aufgeregte Stimme, bevor Robinson Zeit für sie hat und sie gleich ins Labor geleitet, wo tödliche Tiere in ihren Terrarien leben. Plötzlich fällt Peter auf, dass eines geöffnet ist. Kurz darauf wird Robinson schon von einer gefährlichen Schlange gebissen. Wer hat bloß das tödliche Tier freigelassen? Wer hat es auf Robinson und auf Parker abgesehen? Das fragen sich natürlich auch die drei Detektive, die ihren 120. Fall zu lösen haben…

Kritische Betrachtungen

Die Folge beginnt zunächst sehr spannend: Ein tödliches Tier fällt einen Sportler an, der nur durch Glück gerettet werden kann. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem schwarzen Skorpion nicht um ein einheimisches Tier handelt, sondern um einen Skorpion aus Südafrika, der jedem Erwachsenen gefährlich werden kann. Wie dieses Tier nach Rocky Beach gelangt sein kann, fragt man sich natürlich automatisch.

Und es geht mysteriös weiter, denn nicht nur Ken Parker kann nur mit Not einem Anschlag entgehen, sondern auch Dr. Robinson wird von einem seiner Labortiere gebissen. Wer hat hier seine gefährlichen Finger im Spiel? Bis man zu dieser Frage vordringt, steigt die Spannung kontinuierlich an, der Zuhörer wird von dem Fall gepackt, doch leider geht es von diesem Moment an steil bergab: Als Justus und Peter bei Dr. Robinson einbrechen, finden sie die Terrassentür geöffnet vor. Was für ein netter Zufall! Dort machen die beiden Detektive eine erstaunliche Entdeckung, und als Peter resümiert, was bislang passiert ist, wird Justus schlagartig alles klar – nur dem Zuhörer leider nicht, denn dafür haben wir einfach zu wenige Informationen.

Von hier an überschlagen sich die Ereignisse, der dritte Detektiv muss noch aus einer brenzligen Situation gerettet werden, und dann kann auch schon der Bösewicht der Polizei übergeben werden. In einer Schlusssequenz erklären die drei Detektive dem inzwischen gesundeten Ken Parker, worum es überhaupt geht, was vorgefallen ist und wieso er Opfer des schwarzen Skorpions wurde. Und dies ist die Szene, in der es auch dem Zuhörer wie Schuppen von den Augen fällt. Doch leider fällt hier die Lösung vom Himmel, ohne dass man hätte mitraten können. Und Justus schlaumeiert mal wieder permanent vor sich hin, was langsam sehr lästig wird.

Die Folge hat noch mit weiteren Ärgernissen aufzuwarten: Gleich zu Beginn wundern sich die drei Fragezeichen über die Ausmaße des Skorpions am Strand, denn aus dem Unterricht haben sie offensichtlich fundierte Kenntnisse über diese Tiere. Dass alle drei derart detaillierte Kenntnisse über Skorpione besitzen, wunderte mich schon, zumal Justus gleich einen drauflegt und seine Kollegen verbessert, indem er sie darüber aufklärt, dass derart große Skorpione durchaus in Rocky Beach vorkommen können, weil Tiere sich auch in unbekannte Gegenden verirren und in ihren Proportionen variieren können. Mir war das deutlich zu viel „Schulstunde“ gleich zu Beginn der Folge. Und das Klugscheißen geht weiter, als Parker vom Skorpion berichtet, einem Transvalicus! Dieses Wort, das Bob später nicht mal über die Lippen bekommt, identifiziert Justus ohne Zögern als eine frühere Provinz in Südafrika. Schon klar, das weiß jedes Kind …

Nervig fand ich auch die Szene, in der Peter im Labor des Dr. Robinson einen Kalender entdeckt – in Buchform! Wo jeder Tag eine einzelne Seite hat! Und überall stehen Uhrzeiten, Namen, Notizen und anderer Kram! Genau so erklärt Peter seinen Kollegen diesen sensationellen Fund. Na sowas, offensichtlich sind den Dreien Kalender in Buchform ebenso unbekannt wie ihre Funktion. Schließlich rät Bob dazu, zum aktuellen Tag zu blättern, um zu sehen, wer zuvor im Labor gewesen ist. Na sowas, darauf wäre wohl niemand gekommen! Im Kalender finden sich dann noch viele kryptische Kürzel aus Buchstaben und Zahlen, die die Detektive sich gegenseitig vorlesen. Das ist schon sehr nervig, weil man diesen Abkürzungen ohnehin nicht folgen kann und sowohl den drei Fragezeichen wie auch dem Zuhörer nicht klar ist, wofür diese Zeichen stehen.

Trotz des vielversprechenden Beginns strotzt diese Folge vor Ärgernissen, die einem das Hören sehr verleiden – schade! Nach dem gelungenen Einstieg hätte man auch mal wieder eine spannende Folge erwarten können …

Sprecher

Die Sprecher der drei Fragezeichen machen einen gewohnt routinierten Job – wäre ja auch traurig, wenn sie inzwischen nicht wirklich überzeugend ihre Rollen darstellen könnten! Justus nervt mit seiner ewigen Schlaumeierei und seinem arroganten Tonfall, den Oliver Rohrbeck perfektioniert hat. Jens Wawrczecks Stärke liegt definitiv in Peters ängstlichem bis panischem Tonfall, aber auch die Verwirrung, als Justus Peter eröffnet, dass er die Lösung kennt, während der zweite Detektiv nur Bahnhof versteht, wirkt authentisch. Dieses Mal darf sogar Andreas Fröhlich zeigen, dass er Angst mimen kann, denn es gibt genügend gefährliche Szenen, in denen auch Bob ins Schwitzen gerät. Und man merkt den Stimmen an, dass die Detektive älter geworden sind: Als sie sich setzen, ächzen sie bereits wie alte Männer. 🙂

Das andere Highlight ist die ruhige Erzählerstimme von Thomas Fritsch, der für den richtigen Rahmen sorgt. Häufig, wenn es etwas zu erklären gibt, kommt Fritsch ins Spiel, und er sorgt auch für die richtigen Überleitungen, damit der Zuhörer weiß, wo die drei Fragezeichen sich nun befinden. Von ihm würde ich mir sogar mehr wünschen, denn oftmals tauchen Szenen auf, in denen sich die drei Detektive die banalsten Dinge gegenseitig erklären – das könnte der Erzähler viel besser übernehmen.

Die anderen Sprecher dagegen konnten mich nicht überzeugen: Jürgen Holdorf ruft als Ken Parker aus dem Krankenhaus an, und später beschreibt der Erzähler noch dessen blasse Lippen. Doch als er die drei Fragezeichen anruft, ist weder von der Aufregung angesichts des Skorpionenbisses etwas zu hören noch von Schmerzen oder Erleichterung. Er klingt eher so, als wäre nichts gewesen. Absolutes Lowlight ist die Sekretärin des Tropenmediziners Robinson, die sich anhört wie ein kleiner Junge. Ihre Stimme ist unbeholfen und wirkt völlig aufgesetzt, ihr Tonfall erinnert an eine Automatenstimme. Das ist wirklich dilettantisch! Und besonders helle scheint sie auch nicht zu sein, denn als die drei Fragezeichen sie fragen, wer an fraglichem Tag im Labor gewesen ist, antwortet sie nur „Eigentlich niemand, nur ein Mann …“ – Ja was denn nun, niemand oder ein Mann?

Soundeffekte & Musik

Immerhin die Soundeffekte sind gelungen. Die Geräusche bei der Beachvolleyball-WM wirken genauso glaubwürdig wie die bellenden Hunde, der allgegenwärtige krächzende Papagei in der Zentrale unserer drei Freunde oder auch Wasser, das in ein Glas eingeschenkt wird. Insgesamt waren es allerdings keine wirklich aufwändigen Geräusche, wundern könnte man sich auch darüber, dass bei den drei Fragezeichen immer noch alle Türen quietschen. 🙂

Langsam habe ich mich an die modernere Musik gewöhnt, auch wenn ich immer noch der Original-Titelmusik hinterhertrauere, aber die wird es nun mal nicht mehr geben. Die Überleitungen zwischen den einzelnen Tracks sind stets musikalisch untermalt. Mal gibt es Streichermusik, mal poppige Sounds eines Synthesizers, am Ende gar Countrymusik, welche die letzte Szene unterlegt. Auch wenn ich Countrymusik nicht wirklich mag, wirkte diese musikalische Untermalung doch recht atmosphärisch.

Unter dem Strich

Insgesamt kann ich die Folge nicht weiterempfehlen. Der Einstieg war wirklich gelungen, warf einige Fragen auf und weckte gleich mein Interesse. Die ersten Szenen sorgen für einen guten Spannungsanstieg, doch spätestens ab der Hälfte reiht sich ein Ärgernis ans andere, und am Ende gibt es wieder die berüchtigte „Justus weiß alles besser“-Antwort, die unter treuesten ???-Fans bereits gefürchtet ist. Außer den Stammsprechern konnten die Stimmen mich nicht überzeugen, und auch im Sektor der Soundeffekte gab es keine großen Überraschungen. Unter dem Strich leider eine eher schwache Folge, die ich mir so schnell nicht noch einmal anhören werde.

1 Audio-CD
Spieldauer: 58:48 Min.
ISBN-13: 978-3865361288
www.dreifragezeichen.de
www.natuerlichvoneuropa.de