Niklas Peinecke – Die Sonne der Seelen (D9E)

Michal Alkenbahn kehrt nach Monaten von einer Expedition in heimische Athena zurück, im Gepäck eine sensationelle Entdeckung: Eine fremdartige Zivilisation errichtet metallene Kugelschalen um ganze Sternsysteme!
Doch daheim interessiert sich niemand so recht für seinen Fund, denn die Hondh haben längst mit der Invasion benachbarter Planeten begonnen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Athena fällt.
Aber auch die Allianz gegen die Hondh setzt ihre Machtmittel gnadenlos ein und das erste Opfer eines Krieges ist oft die eigene Menschlichkeit.
Und plötzlich stehen Michal und Farne im Kampf gegen mehr als nur einen übermächtigen Gegner.
(Verlagsinfo)

Die Aschen-Trilogie

1 Das Haus der blauen Aschen
2 Die Seelen der blauen Aschen
3 Die Sonne der Seelen

Man könnte die Befürchtung hegen, der Einstieg in diesen dritten Band einer Trilogie fiele nach einjähriger Pause besonders schwer. Man könnte einen Roman erwarten, der sich nahtlos an die beiden Vorgänger anschließt. Man könnte voller Vorfreude mit dem Lesen beginnen in der Hoffnung, endlich die Auflösung der offenen Fragen präsentiert zu bekommen.

Man wird überrascht sein. Zwar kündigt der Klappentext den Aufhänger dieses Romans an, doch begreifen tut man es erst im Text der ersten Seiten. Niklas Peinecke ist ein Kniff gelungen, wie er möglichst viele Leser seiner Vorgängerbände auch nach dieser langen Zeit einsammeln und auch potenzielle Neuleser einbeziehen kann:


Er beginnt mit einem Schauplatz und mit Charakteren, die bisher nur in seinem ersten Band »Das Haus der blauen Aschen« angerissen wurden und keine weitere Rolle spielten. Dadurch ist es, als lese man einen eigenständigen Roman, der sich erst mit den Seiten an die bisherigen Ereignisse herantastet und dabei mit seiner eigenen neuen Geschichte einen anderen Blickwinkel eröffnet, und der führt auf besonderen Wegen zur Zusammenführung der Fäden.

Das Haus der blauen Aschen

Da Peinecke außerdem auf den Wunsch einiger Leser, einen kurzen Einstieg in Form eines »Was bisher geschah« dem eigentlichen Roman voranzustellen, einging, wird das Vorwissen um die wichtigen Aspekte auf eine gemeinsame Grundlage gestellt – und das Massaker nimmt seinen Lauf.

Denn es ist soweit: Die Expansion der Hondh, der außerirdischen Aggressoren, hat begonnen und rollt bisher unaufhaltsam auf die von Menschen besiedelten Welten zu, und Teile der ominösen Den-Haag-Stiftung, die nach Wegen sucht, der Gefahr zu begegnen, zeigen sich in einem menschenverachtenden, ja genozidalem Schatten, indem sie ihre Ziele über die Freiheit, Selbstbestimmung und das Leben ganzer Völker stellen.

Peinecke stellt sich also der verzwickten Aufgabe, die bisher ausgelegten Fäden seiner Trilogie vor dem Hintergrund der anlaufenden Expansion, die ebenfalls als wichtiger Teil in seine Geschichte einfließt, zusammen zu führen, abzuschließen, in einen Kontext mit der Hintergrundgeschichte zu stellen und trotzdem seine liebevoll eingeführten Charaktere eine spannende und interessante Geschichte erleben zu lassen. Und was sich anfangs als kleines Grummeln im Bauch darstellt, nämlich mehrere scheinbar in Unabhängigkeit voneinander ablaufende Stränge zu verfolgen, die teilweise auch abgehackt und unfertig wirken, erweist sich schlussendlich als außerordentlich geschickte Komposition, die sich nicht nur über dieses eine Buch erstreckt, sondern ihre Tentakeln bis in den ersten Band zurück führt und ein komplexes Bild einfängt. Besondere Wendungen im Schicksal seiner Protagonisten sind ebenso logisch entwickelt wie, bei aller dem Format geschuldeten Knappheit, in kräftigen Bildern gezeichnet – man denke an liebenswerte, zwiespältige Kreaturen wie die verrückte KI »Wurm« oder ihre arrogante, zickige, schicksalsgeprüfte und in den Wahnsinn getriebene Herrin Parka Laer – Figuren, an denen Peinecke gezeigt hat, wie man mit wenigen Strichen tragfähige Charaktere entwirft.

Die Seelen der blauen Aschen

Bei der hier entstehenden Komplexität ist es eigentlich ein Wunder, wie sicher und akzentuiert Peinecke die einzelnen Ebenen bewältigt, ohne große Brüche zurück zu lassen. Eine einzige Szene bleibt mir wirklich unausgegoren im Gedächtnis – sie betrifft die Erdung einer Figur, mit der die Entwicklung in meinen Augen nicht ansprechend gelungen ist. Und so widerfährt ihr auch das unspektakuläre, leider etwas zusammenhangslose Ende einer belanglosen Nebenfigur.

Schön zu verfolgen sind schlaglichtartigen Szenen, die dem Leser zwar Konzentration abverlangen, aber auch eine intensive filmartige Galerie im Kopf erzeugen. Mit dieser Technik gelingt es Peinecke schließlich, auch Brutalität und abrupte Wendungen darzustellen – Details überlässt er dem Leser.

Insgesamt erreicht der Roman damit eine hohe Packungsdichte, die Komplexität der Trilogie kumuliert in diesem Band, der Unterhaltungswert ist sehr hoch. Dieses Buch schließt den Kreis in mehr als einem Sinn, und so möchte man rufen: SO muss Space Opera! Und es hinterbleibt das Gefühl, dass es mal wieder zu kurz war, man mehr wissen will, teilweise eine breitere Erzählweise für den Stoffumfang vorstellbar wäre – und noch viele Geschichten in diesem Universum und aus dieser Feder ihrer Entdeckung harren.

Broschiert, 248 Seiten
ISBN-13: 9783955560195
Originalausgabe
Februar 2016
Titelbild von Ernst Wurdack
Wurdackverlag

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