Porterville – Staffel 1 – Folge 1-6

Die Handlung:

In sechs Lesungen, bei denen der Prolog jeweils inszeniert ist und Hintergrundgeräusche enthält, erzählen die Autoren von der Stadt Porterville, die im Osten der USA liegt. Und das tun sie jetzt schon das zweite Mal, denn bereits in der Reihe DARKSIDE PARK gings düster und mysteriös zu in diesem Ort. Offenbar sind aber noch nicht alle Ideen erschöpft und noch nicht jeder Mitbürger befragt worden, also gibts jetzt eine Fortsetzung, die als Titel direkt den Ortsnamen trägt und keinen Zusatz mehr.

Jede Story spiegelt die Eindrücke und das Schicksal eines anderen Bewohners wider. Was denn nun das Besondere an der Stadt ist, verrät der Klappentext nicht … da geht der Mystery-Teil schon los. Insgesamt werden es drei Staffeln werden, die jeweils sechs Episoden erzählen … gehen wir also mal davon aus, dass wir 18 Schicksale präsentiert bekommen und am Ende alles aufgelöst wird … das zumindest kann man vermuten, denn einen Abschluss versprechen die Macher.

Folge 1 – „Von draußen“ – von Raimon Weber, gelesen von Leyla Rohrbeck, Prolog: Jürgen Thormann, 10 Tracks, 1:31 Std.

Die junge Emily lebt in Porterville. Die Stadt ist umzingelt vom sogenannten “Draußen”. Es heißt, dass dort der Schmerz von allen Seiten angreift. Ein Mensch würde dort keine fünf Minuten überleben. Aber auch Porterville ist nicht mehr sicher. Es sind die Erdbeben. Sie reißen Lücken in die Struktur der Stadt. Meistens sind sie nur groß genug, um Greybugs durchzulassen. Graue Käfer ohne Kopf und sichtbare Sinnesorgane. Aber manchmal reichen sie auch für mächtigeren Besuch. Emily folgt ihrem Freund in längst vergessene Geheimgänge. Sie führen ins “Draußen” … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Die Sprecherin hat eine unangenehm klingende Stimmfarbe, die ins Quakende geht und nicht angenehm im Ohr ist. Sie liest bemüht, aber abgehackt und wenig flüssig ihren Text vor. Leider klingt das wie im Vorlesewettbewerb der Schule und nicht wie erzählt und selbst erlebt.

Sicher haben sich die Produzenten mit Absicht eine jung klingende Stimme ausgesucht, um die Geschichte der Emily zu erzählen, aber das ging für mich hier nicht auf. Und obwohl sie sich bei den Dialogen bemüht, den unterschiedlichen Charakteren hörbar unterschiedliche Merkmale zu verleihen, so klingt das aufgrund ihrer eigenen Stimmfarbe fast immer gleich. Nur manchmal ein wenig gezwungen tiefer, lauter oder versucht kratzig.

Folge 2 „Die verlorene Kolonie“ – von Anette Strohmeyer, gelesen von Simon Jäger, Prolog: Benjamin Völz, 8 Tracks, 2:53 Std.

Jerry Benchley, ein junger Geschichts-Student aus New York, findet in der Universitäts-Bibliothek ein mysteriöses Zeitdokument aus dem 16. Jahrhundert, das von einer Stadt spricht, die es zu jener Zeit eigentlich nie gegeben haben dürfte. Zusammen mit seinen Freunden Addy und Ben macht Jerry sich auf eine spannende Expedition – mitten im Herzen von Maryland. Doch schon bald stoßen die drei Studenten auf ein dunkles Geheimnis … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der Sprecher schafft es schnell, den Hörer in die Story zu ziehen und berichtet von „draußen“. Sehr lebendig ist hierbei seine Art des Vortrags. Er spricht unrhythmisch und manchmal der Situation angemessen hektisch schnell. Den handelnden Charakteren verleiht er unterschiedliche Eigenheiten, sodass der Hörer sie gut unterscheiden kann. Die Szenenbeschreibungen klingen wie erlebt und wirken glaubhaft … abgesehen davon, dass PORTERVILLE eine Mystery-Reihe ist.

Folge 3 „Nach dem Sturm“ – von Simon X. Rost, gelesen von Benjamin Völz, Prolog: Charles Rettinghaus, 11 Tracks, 1:34 Std.

Jefferson Prey sollte eigentlich überglücklich sein. Er hat alles, was man sich in Porterville nur wünschen kann. Eine glückliche Familie, einen guten Job und einen liebevollen Freundeskreis. Zusammen mit seinem Freund und Mentor Takumi Sato hat er Porterville durch schwere und stürmische Zeiten geführt. Ab jetzt soll endlich eine neue, hoffnungsvolle Epoche der Stadt beginnen – bis Jefferson plötzlich erste Risse in der schönen Fassade Portervilles bemerkt und schon bald eine Entscheidung treffen muss, die sein ganzes Leben verändern kann … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der Sprecher bekommt von der Vorlage eine Menge Hektik serviert, die er gekonnt ins Ohr des Hörers transportieren kann. Das ist für den Menschen am anderen Ende des Lautsprechers manchmal etwas zum Zusammenzucken, weil er dabei auch schon mal sehr dynamisch und vor allem laut wird … werden muss. Aber das passt zur Story, klingt authentisch und bereitet dem Hörer eine Menge Hörspaß, auch wenns hier eigentlich nur um Politik geht … und das ist nicht so meins.

Folge 4 „Träume der Termiten“ – von John Beckmann, gelesen von Charles Rettinghaus, Prolog: Luise Helm, 6 Tracks, 1:28 Std.

Cambridge, Oktober 1985. Es beginnt mit einem unglaublichen Jobangebot. Kurz vor Abschluss seiner Doktorarbeit bekommt Paul Higgins, Absolvent des MIT, die Chance seines Lebens. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, denn Pauls Freundin Kathy ist hochschwanger. Die beiden hoffen auf eine gesicherte Zukunft für ihre kleine Familie – ohne zu wissen, wie hoch der Preis ist, den sie dafür zahlen müssen. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Bei dieser Lesung stellt sich sehr schnell das „Märchen-Onkel“-Feeling ein … sicherlich unbeabsichtigt von den Machern der Reihe. Der Sprecher liest die Erlebnisse von Paul Higgins zwar recht lebendig vor, wäre aber mit seiner Art des Vortrags besser bei einem JULES-VERNE- oder Steampunk-Roman aufgehoben. Seine Sprachmelodie ist oft gleich … zu Anfang der Sätze geht seine Stimme dann unangenehm in die Höhe, um dann immer weiter abzuflachen. Szenenbeschreibungen liest er oft, als wäre er kurz vorm Einschlafen. Bei Dialogen aber kann er punkten und erschafft im Kopfkino des Hörers lebendige Unterhaltungen.

Folge 5 „Die Akte Tori“ – von Raimon Weber, gelesen von Luise Helm, Prolog: Benjamin Völz, 6 Tracks, 1:40 Std.

Der Schrei bricht abrupt ab. Er verklingt nicht. Er wird abgeschnitten. Eine Lehrerin verschwindet. Man sagt, es sei ein Unfall. Die Schüler sind gewarnt. Haltet euch nur im Hellen auf! Doch das tödliche “Draußen” hat Porterville längst erreicht. Und Tori, die beste Freundin von Emily, bekommt eine neue Aufgabe. Sie muss in einem scheinbar leeren Raum darauf warten, dass etwas Unglaubliches geschieht … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Hier folgen wir Tori, einer Freundin von Emily, die wir schon in der ersten Folge kennengelernt haben. Wieder setzen die Produzenten auf eine weibliche Erzählstimme und hatten bei der Auswahl der Sprecherin hier mehr Glück. Verstörend eindringlich und zerbrechlich spricht Luise Helm und berichtet von dem, was Tori erlebt. Dabei glaubt der Hörer ihr von der ersten Sekunde an, dass sie Tori ist und alles selbst erlebt hat.

Mit dem Sprechtempo spielend erzeugt die Sprecherin eine beklemmende Atmosphäre, aus der weder der Hörer noch Tori entkommen können. Wobei der Hörer freiwillig hier ist und weiß, worauf er sich einlässt … oder?

Folge 6 „Vor den Toren“ – von Simon X. Rost, gelesen von Benjamin Völz, Prolog: Jürgen Thormann,10 Tracks, 1:34 Std.

„Sato wird jeden Moment auf die Bühne treten. Er wird von besseren Zeiten reden, einer rosigen Zukunft ohne Mangel, und dann wird er einen kleinen Scherz machen und die Menge, die gekommen ist, um der Eröffnung des Bedarfs-Centers beizuwohnen, wird lachen und ihren Bürgermeister beklatschen. Und dann wird er explodieren.“ (Jefferson Prey) (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Den Sprecher kennen wir schon von Folge 3, wo er uns von Jefferson Prey erzählt hat. Das tut er auch in dieser Folge. Und er tut es auch wieder so unterhaltsam. Die Szenenbeschreibungen und Erklärungen spricht er lebendig und die Dialoge wirken echt und nicht abgelesen, auch wenn er dabei seine Stimme nur selten verstellt, aber wenn, dann kann man sich schnell erschrecken.

Von den Autoren …

… hat der Hörspielfreund in der Vergangenheit schon einiges hören können. Hendrik Buchna („Die drei ???“), John Beckmann („Lady Bedfort“), Simon X. Rost („Mitschnitt“), Raimon Weber („Morgenstern“, „Gabriel Burns“, „Point Whitmark“) und Anette Strohmeyer („Ondragon“) toben sich hier aus.

Die Namen der Sprecher …

… werden in Deutschland leider immer sehr stiefmütterlich behandelt. Statt mit den tatsächlichen Namen zu werben und diese so zu etablieren, werden immer nur die Namen der zumeist bekannten ausländischen Filmschauspieler genannt, denen sie bei der Synchronisation für den deutschsprachigen Raum ihre Stimme leihen.

Demzufolge treffen wir hier nicht auf „Keanu Reeves, Matt Damon, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Michael Caine und viele andere“, sondern auf die, die im Studio die ins deutsche übersetzten Textstellen der Schauspieler für das übersetzungsverwöhnte deutsche Film- und Fernsehpublikum einsprechen. Die heißen in dieser Ausgabe Charles Rettinghaus, Luise Helm, Leyla Rohrbeck, Simon Jäger und Benjamin Völz und sollten für sich sprechen (Wortwitz nicht beabsichtigt) und nicht durch Hollywood-Schauspieler beworben werden, die mit dieser Produktion nichts zu tun haben.

Technik-Credits:

Produktion: Tommi Schneefuß
Regie: Ivar Leon Menger
Lektorat: Hendrik Buchna
Product Management: dp
Layout: Ivar Leon Menger & FWS Design & Repro
SFX & Edit: Tommi Schneefuß
Edit Folge 1: Henrik Cordes
Edit Folge 2: Rainer Pappenberger
Edit Folge 3, 4 und 6: Tommi Schneefuß
Edit Folge 5: Markus Rieger
Aufgenommen im Hörspielstudio Xberg

Die Ausstattung:

Die gelb bedruckten CDs stecken in einem Digpak, das in einem Pappschuber steckt. Im beiliegenden Booklet finden wir eine Aufstellung der Inhalte der beiden CDs wie Sprecher, Autoren, Folgentitel und die Technik-Credits. Außerdem gibts noch Werbung für die Vorgängerreihe und die PORTERVILLE–E-Books. Auf der Rückseite ist ein Gruppenbild mit Dame zu sehen, auf dem wir die Autoren der Reihe versammelt finden. Auf dem Digipak können wir Inhaltsinfos zu den einzelnen Folgen nachlesen.

Die MP3s:

Die Dateien sind nach dem Schema „Folge FOLGENNUMMER – TRACKNUMMER – FOLGENTITEL“ benannt auf den CDs enthalten. Die MP3s wurden mir 256 kbps / 44.1 kHz kodiert und liegen in Joint Stereo vor. was für einfache Lesungen eine ziemliche Platzverschwendung darstellt. Bei einer niedrigeren Bitrate hätte womöglich die ganze Staffel auf einer CD Platz gefunden und keiner hätte den Unterschied hören können.

Im ID3-Tag der Dateien finden wir lediglich die Folgennamen und sehr ausführlich, wem die Kopierrechte an dieser Produktion gehören. Die Namen der Autoren und die der Sprecher werden nicht genannt (auch nicht die der Hollywoodschauspieler, die sie synchronisieren) und auch ein Cover suchen wir hier vergeblich, sodass das Display vieler MP3-Player oder Handys beim Hören leer bleibt.

Mein Fazit:

Wer DARKSIDE PARK mochte, der wird sich in PORTERVILLE sofort zu Hause fühlen. Wer die Reihe nicht kannte, der wird recht schnell dem TWILIGHT-ZONE-Charme der Reihe verfallen und die ständigen Cliffhanger verfluchen, nur um schnell weiterzuhören. Mystisch, geheimnisvoll und mit mehr Fragen als Antworten erzählen uns die Autoren von drinnen und „draußen“, von Frauen, Männern und Kindern, die in Porterville leben.

Da diese Reihe von unterschiedlichen Sprechern gelesen wird, bekommt der Hörer den direkten Vergleich ins Ohr und stellt schnell fest, dass einige es besser machen als andere. Wenn die spannende Story nur vorgelesen, statt vor dem Mikro gespielt wird, geht eine Menge Mystery-Stimmung den Bach runter, denn bei einer Lesung steht und fällt der Hörspaß mit dem Sprecher. Und das Hören hätte noch mehr Spaß gemacht, wenn die gesamte Hörzeit mit Geräuschen unterlegt gewesen wäre und nicht nur der jeweilige Prolog.

2 MP3-CDs
Gesamtspieldauer: 10:42 Std.
Tracks: 51
Empfohlen ab 16 Jahren
EAN: 602537463190

www.folgenreich.de
www.raimon-weber.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)