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Ellery Queen – Chinesische Mandarinen

Queen Mandarinen Cover kleinEin eigentlich unmöglicher Mord ruft Meisterdetektiv Ellery Queen auf den Plan. Wie hat es der Täter geschafft – und wieso hat er sich solche Mühe gegeben, dem Opfer die Kleidung verkehrt herum anzuziehen und im Mordzimmer alle Einrichtungsgegenstände gegen die Wände zu drehen …? – „Whodunit“-Krimi aus der „Goldenen Ära“ dieses Genres, komplex und liebevoll abgedreht, in Handlung und Personal Krimi-Klassik pur, dazu spannend und witzig. Ellery Queen – Chinesische Mandarinen weiterlesen

Arthur W. Upfield – Wer war der zweite Mann?

Das geschieht:

Vor mehr als einem halben Jahrhundert ein großer Meteorit am glücklicherweise spärlich besiedelten Westrand der großen australischen Wüste einen gewaltigen Krater in die Erde geschlagen. Die Wissenschaft hat ihm den Namen „Wolf-Creek“ verliehen, aber die weniger Anwohner nennen ihn „Lucifer’s Couch“.

In diesem Krater liegt die Leiche eines Mannes. Er wurde erschlagen, der oder die Täter ist oder sind unbekannt. Niemand weiß, wie der Tote eigentlich an diesen Ort geraten ist. Es gibt keine Spuren, die zur Leiche hin und wieder weg führen.

Ein kriminalistisches Rätsel, das die örtliche Polizei, verkörpert vom tüchtigen aber nicht gerade kreativen Wachtmeister Howard, nicht lösen kann. In solchen Fällen ruft man oft den berühmten Inspektor Napoleon Bonaparte zu Hilfe. „Bony“, wie er kurz genannt wird, ist das Kind eines Siedlers und einer einheimischen Frau. Er kennt sich in weißen wie in der schwarzen Welt Australien aus. Arthur W. Upfield – Wer war der zweite Mann? weiterlesen

Kinkel, Tanja – Puppenspieler, Die

Auf dieses Buch war ich wahrhaft gespannt. Als „Die Puppenspieler“ 1993 erschien, waren die Kritiken voll des Lobes über die junge, deutsche Autorin, so dass ich mit einer relativ hohen Erwartungshaltung an diesen Roman heranging. Gerade mal 23 Jahre alt war Tanja Kinkel, als sie ihr bislang erfolgreichstes Buch beendete. Inzwischen promovierte Germanistin begann die 1969 in Bamberg geborene Autorin bereits mit acht Jahren Gedichte und Erzählungen zu schreiben, gewann 1987 in einem Jugendliteraturwettbewerb den ersten Platz für den besten Einzeltext und den dritten Platz für insgesamt fünf Texte.
In „Die Puppenspieler“ nimmt sie sich des finsteren Mittelalters an, ein allseits beliebtes Thema bei historischen Romanen und auch bei mir.

Richard Artzt ist gerade erst zwölf Jahre alt, als er mit ansehen muss, wie seine Mutter, eine Sarazenin, auf dem Scheiterhaufen qualvoll stirbt, weil sie die Liebesgelüste eines Mönches abgewiesen hatte. Voll Hass auf die Kirche schwört Richard, dieser irgendwann zu beweisen, dass es keine Hexen gibt.
Als Vollwaise wird er von seiner Tante Sybille Artzt aufgenommen, deren Ehemann Jakob Fugger, einer der erfolgreichsten Kaufleute seiner Zeit, durch geschickten Geldhandel zum Bankier des deutschen Königs Maximilian I. geworden ist, dessen Handelsbeziehungen weltweit reichen, der sich mit vorausschauendem Geschäfts- und Finanzsinn verschiedene Minen aneignete und somit den Metallhandel beherrscht. Fugger, der die Menschen nach seinen Wünschen biegen und beugen kann, wird für den Jungen schnell zum größten aller „Puppenspieler“. Fasziniert von diesem Mann und seiner Neugier entsprechend taucht Richard in die Naturwissenschaften ein, lernt begeistert fremde Sprachen und begreift rasch die Geschäftswelt der Fuggers.
Nach drei Jahren erfüllt ihm Jakob Fugger einen Traum: Er schickt ihn nach Italien, in die neu errichtete Faktorei in Florenz, wo Richard wieder eine neue Welt kennenlernt, wo die Renaissance in ihrem ganzen Glanz vor ihm liegt, wo aber auch der Einfluss der Kirche mächtig ist. Seine Aufgabe ist die Weiterleitung von Neuigkeiten und Wissenswertem aus der Welt der Medici.
Seinem persönlichen Schwur folgend wird Richard Zeuge einer schwarzen Messe, in deren Verlauf er ein geplantes Attentat auf den über Florenz herrschenden Lorenzo de´Medici aufdecken und deshalb verhindern kann, und aufgrund der wieder einmal ein unschuldiger Mensch stirbt. Selbstvorwürfe treiben ihn zu dem Mönch Mario Volterra, dem es gelingt, die Freundschaft des Deutschen zu erringen. Er schafft es ebenfalls, Richard das Geheimnis um den Tod seiner Mutter zu entlocken und beginnt mit ihm zusammen ein Buch zu schreiben, das die Unrechtmäßigkeit der Hexenprozesse aufdecken soll.
Doch da ist noch die Zigeunerin Saviya, der er einst das Leben rettete und die er nun liebt. Als sich offenbart, dass Saviya die Zauberin ihres Stammes ist und angesehenen Bürgern als Hexe die Zukunft vorhersagt, trennen sich ihre Wege, denn Richard kann diese Tatsache nicht akzeptieren. Da ruft Fugger ihn nach Augsburg zurück.

„Die Puppenspieler“ ist tatsächlich eine kleine Goldperle, und gäbe es nicht so unwichtige Dinge wie z.B. schlafen, hätte ich das Buch nicht aus der Hand genommen. Damit ist ja schon mal klar, dass alle Lobeshymnen meines Erachtens voll und ganz gerechtfertigt sind, denn Kinkel ist es hier gelungen, die Großen dieser Zeit wieder auferstehen zu lassen, nebenbei fesselnden Geschichtsunterricht zu geben und den Leser sich wie auf einer Zeitreise fühlen zu lassen. Zumindest ich wurde eine Puppe von Fugger, wandelte durch Florenz und Rom, unterhielt mich mit Philosophen und Dichtern, bewunderte Michelangelo bei seiner Arbeit und trauerte um Lorenzo de´Medici. Da fällt es schwer, wieder in die Gegenwart zurückzukehren, um gleich mal über die Fugger-Familie recherchieren zu gehen, denn dieses Buch macht neugierig und hungrig auf mehr. Solch sorgsam und liebevoll ausgearbeiteten Charaktere bleiben einem eben im Gedächtnis.
Und auch Kinkels erzählerisches Talent überzeugt vollkommen. Wo bei anderen Autoren oft entweder die Detailfreude oder die Handlung zu kurz kommen, ist hier eine glückliche Mischung zu finden, so dass Fans historischer Romane gut auf ihre Kosten kommen. Und ein flüssiger Schreibstil lässt die Seiten viel zu schnell vorüberfliegen.
Fazit: Meine Erwartungen wurden allemal erfüllt, deshalb kann ich mit gutem Gewissen eine uneingeschränkte Empfehlung geben, allerdings keine Leseprobe, denn die würde ca. 600 Seiten lang werden.

Homepage der Autorin: http://www.tanja-kinkel.de

Dunne, Dominick – Zeit des Fegefeuers

|Originaltitel: A Season in Purgatory|

Anfang der Siebzigerjahre lernt der weitgehend mittellose Harrison Burns auf der katholischen Eliteschule Milford den charismatischen Constant Bradley kennen, der einer reichen Unternehmerfamilie entstammt. Zwischen den ungleichen Jungen entsteht eine tiefe Freundschaft und Burns verbringt zunehmend mehr Zeit mit Constant und dessen Familie. Auf deren Landsitz Scarborough lernt er im Laufe der Zeit auch die Schattenseiten und Uneigenheiten des herrischen und skrupellosen Vaters sowie der Schwestern und Brüder von Constant kennen. Gerald Bradley findet als neureicher Emporkömmling trotz aller finanziellen Zuwendungen und Spenden keine Achtung in der alteingesessenen, feinen Ostküsten-Gesellschaft, wozu auch die Gerüchte über seine mehr als zwielichtigen Partner aus New Yorker Mafiakreisen und dubiose Geschäftspraktiken beitragen. Seine Frau Grace setzt alles daran, in der kirchlichen Gesellschaft zu Ehren zu kommen und lebt in einem Dauerzustand religiöser Verblendung, während Gerald seine Söhne mit allen Mitteln in hohe politische Ämter manövrieren will.

Als besonders aussichtsreich gilt der gut aussehende Constant mit seinem einnehmenden Wesen und der Fähigkeit, Menschen zu blenden und zu manipulieren. Aber die dunklen Seiten von Constant sind noch weit bedrohlicher, im Alkoholrausch erschlägt dieser nach einem Tanztreffen der örtlichen Debütantinnen die junge Winnifred Utley, die zwar seiner Einladung zu einem nächtlichen Treffen im Wald gefolgt ist, dann aber seinen sexuellen Wünschen offenbar nicht geneigt war. Der hochmoralische Burns hilft ihm zwar zunächst bei der Beseitigung der Spuren, leidet danach aber unter enormen Gewissensbissen. Gerald Bradley besticht den Jungen mit der Zahlung seines Studiums sowie einem einjährigen Aufenthalt in Europa, worauf sich Burns und Constant dann endgültig aus den Augen verlieren.

17 Jahre später ist Burns ein gefeierter Schriftsteller und Constant auf dem Weg in das amerikanische Repräsentantenhaus. Der alternde Gerald Bradley will Burns, der bereits früher einmal eine Rede für Constant geschrieben hat, zu einem Buch über Familie, Moral und andere Grundwerte überreden, das unter Constants Namen erscheinen und ihm den Weg in die große Politik ebnen soll. Wider besseres Wissen lässt sich Burns zu einem Familientreffen auf dem mittlerweile nach Southampton verlegten Landsitz überreden, bei dem sein lange gehegter Groll gegen seine eigene Mittäterschaft und die Machenschaften der Bradleys endlich ausbricht und sich die Situation dramatisch zuspitzt. Burns teilt sich schließlich den Behörden mit und es kommt zum Prozess gegen Constant, in dessen Verlauf jeder seine ganz persönliche Abrechnung präsentiert bekommt.

„Zeit des Fegefeuers“ ist kein Kriminalroman. Statt um die Aufklärung einer Straftat geht es um Schuld und Sühne, Ehre und Gewissen, moralische Grundwerte des Einzelnen und der Gesellschaft. Dies entwickelt sich langsam und subtil, und über einige Passagen hinweg ist der Unterschied zu einer der typischen, überladenen Familiensagen nicht mehr allzu groß. Die Vielzahl der Personen und deren familiäre Zusammenhänge werden allesamt sehr ausführlich dargestellt, obwohl der Anteil einiger Protagonisten an der eigentlichen Geschichte eher nichtig ist. Bis auf die fast lächerlich anmutende Szene von Burns Kampf mit dem „Hausmafioso“ der Bradleys ist die Geschichte jedoch schlüssig und nachvollziehbar und überzeugt durch eine besondere Atmosphäre und Spannung.

Dominick Dunne schreibt seit 1980 einen Erfolgsroman nach dem anderen, ein Großteil davon wurde verfilmt. Seine Werke gelten zumeist als kritische Beobachtungen der amerikanischen Gesellschaft und werden in den USA zuweilen mit denen Truman Capotes verglichen.

King, Ross – Labyrinth der Welt, Das

England, Mitte des 17. Jahrhunderts. Der von Asthma, Kurzsichtigkeit und einem Klumpfuß geplagte Buchhändler Isaac Inchbold führt einen beschaulichen Laden auf der London Bridge, den er nur ungern verlässt und sich lieber in aller Ruhe seiner Arbeit und den Büchern hingibt, während er die allzu hektische Außenwelt der Metropole London aussperrt. Mit dieser einsiedlerischen Beschaulichkeit ist es vorbei, als er durch einen Brief der Lady Marchamont und seine anschließende, eher widerwillige Reise zu ihrem Anwesen den Auftrag erhält, ein verschollenes, höchst seltenes und geradezu mystifiziertes Pergament namens „Das Labyrinth der Welt“ wiederzubeschaffen, das Teil des mysteriösen |Opus Hermeticus| ist. Natürlich stürzt ihn dieser interessante, aber scheinbar harmlose Auftrag in ein labyrinthisches Gewirr aus Intrigen, Geheimnissen, Verbrechen und Verschwörungen der Mächtigen, wobei Politik und Kirche eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

Abseits von wirr konstruierten Verschwörungsromanen gelingt es Ross King, ein authentisches und sehr lebendiges Bild des damaligen England zu entwerfen und die Bedeutsamkeit bestimmter Schriften vor Augen zu führen, ähnlich wie dies bei Umberto Eco in „Der Name der Rose“ geschieht – ein Vergleich, der sich bei Büchern und Labyrinthen natürlich geradezu aufdrängt. Überhaupt findet man viele kleine literarische Anspielungen und Hintergründe in diesem genussreichen Werk, das besonders für wahre Buchliebhaber eine literarische Gaumenfreude ist, ohne allerdings durch die allzu wortgewaltige und überdetaillierte Fachkundigkeit Ecos zu verwirren und abzuschrecken. Der Antiheld Inchbold stolpert mehr gezwungen als gewollt von einer misslichen Lage und brenzligen Situation in die nächste, hat aber ausreichend Stärken auf intellektuellem Gebiet, um der Lage gewachsen zu sein und jedem Fan von Sherlock Holmes mit seinem kriminalistischen und bibliophilen Spürsinn ein erquicklicher Begleiter durch die Abenteuer zu sein, die Leser wie Held erwarten.

Der Autor

Der Autor, Ross King, lebt und schreibt in Oxford, hat an der York University promoviert und wurde durch sein erstes Buch „Die Masken des Domino“ bekannt. Und was liegt für einen Literaten näher, als einen historischen Detektivroman als Ode an das Buch zu entwerfen und in die Zeit zu legen, in der ein Buch noch eine ganze Welt verändern konnte. Ein stiller Genuss, der, ohne es mit der Komplexität von Inhalt und Sprache zu übertreiben, zu unterhalten wie auch zu unterweisen weiß.

|Originaltitel: Ex-libris, 1998|