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Noll, Ingrid – Selige Witwen

Cora und Maja, dieses dynamische Duo sorgt auch diesmal wieder für Action. Sei es in der Toskana, wo Cora unbedingt eine Traumvilla ergattern will, oder in Frankfurt/M., wo sich Maja mit Zuhältern anlegt, um eine Freundin zu retten – es gibt immer etwas zu erledigen. Ach ja, und dann war da noch der Matisse …

Die Autorin

Ingrid Noll wurde 1935 in Schanghai geboren, also kurz vor der japanischen Invasion, und studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Nachdem ihre drei erwachsenen Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie, Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt Bestseller wurden. „Die Häupter meiner Lieben“ wurde mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet, und „Kalt ist der Abendhauch“ sowie „Die Apothekerin“ wurden verfilmt.

Weitere Noll-Hörbücher:

– Die Häupter meiner Lieben
– Die Apothekerin (verfilmt)
– Kalt ist der Abendhauch (verfilmt)
– Stich für Stich
– [Die Sekretärin 1167
– Der Hahn ist tot

Die Sprecherin

Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Akte-X-Star Gillian Anderson („Scully“) und Demi Moore, hat bereits eine Vielzahl von Hörbüchern gesprochen. Während ihrer Schauspielausbildung in Berlin trat sie als Sprecherin im Hörfunk hervor. Mittlerweile spricht sie zum Beispiel auch die Kommentare bei „Galileo“-Dokumentationen auf ProSieben.

Sie verfügt über ein beeindruckendes Gespür für Dramatik: Ganz gleich, ob sie sanft und weich Liebeserklärungen haucht, mit knurrendem Grollen droht oder mit größter Lautstärke Befehle oder Flüche brüllt – stets kommt sie völlig glaubwürdig und lebendig herüber.

Das Hörbuch wurde aufgenommen von Markus Hoffmann (Regie) und Lambda-Audiovision, Berlin.

Handlung

Das ungleiche Freundinnenpaar Cora und Maja steckt wieder einmal in Schwierigkeiten und mogelt sich durch. Dabei ist Cora, wie die sanfte Maja zugeben muss, eindeutig das „Alpha-Weibchen“: Sie nimmt sich die Männer, wie sie ihr unterkommen. Und die Häuser dazu. Coras Masche besteht darin, Millionäre zu heiraten, die dann eines unverhofft frühen Todes sterben, woraufhin es eine glückliche Erbin mehr auf der Welt gibt.

Coras und Majas neuestes Abenteuer beginnt ganz idyllisch im schönen Chianti-Land zwischen Florenz und Siena. Cora vergnügt sich mit Dino, dem Sohn des Gärtners in einem wunderschönen, aber verwaisten Anwesen. Der Besitzer der Villa, ein Engländer, sei kürzlich mit 50 verstorben, ist es zu fassen? Cora will die Villa, und der Neffe von „Il barone“ wäre auch willig, doch eine reiche Amerikanerin schnappt ihr das Schnäppchen vor der Nase weg. Cora ist untröstlich. Fast.

Ortswechsel: Darmstadt. Maja pflegt die Oma Charlotte Schwab, während deren Enkel Felix, somit Majas Vetter, mit Cora in die Toskana düst. Maja bringt ihren geliebten Sohn Bela zu seinem Vater nach Freiburg im Breisgau, wo der Kleine nicht mehr lernen muss, wie man Fahrräder klaut, sondern mal frische Landluft schnuppern kann.

Maja lernt eine junge Frau namens Katrin Schneider kennen, die sich nach dem Grimmschen Märchen „Allerleirauh“ nennt und einen Schnurrbart trägt. Sie bitte Maja, ihren Italienischkurs an der VHS zu übernehmen, deshalb ziehen sie nach Frankfurt/M., um als Housesitter die Wohnung einer verreisten Ethnologin zu betreuen. Katrin lebt von ihrem Mann Erik, einem zwielichtigen Anwalt im Frankfurter Rotlichtmilieu, getrennt. Zusammen klauen sie ihm vier wertvolle Bilder, bei denen es sich um Diebesgut handelt, wie sich herausstellt. Maja soll sie verscherbeln, doch der Matisse steht leider auf der Fahndungsliste. Als Eriks Schläger die Bilder zurückhaben wollen und Katrin an der Schule abpassen, schickt Maja Katrin nach Innsbruck zu einem Bekannten. Dort fühlt sich Katrin pudelwohl, doch Maja hat den ganzen Ärger am Hals.

Denn Erik überfällt Maja und foltert sie brutalstmöglich, um zu erfahren, wo seine Gemälde sind. Nur der treue Andi und der zurückgekehrte Felix können Maja vor dem sicheren und sicher schmerzvollen Tod erretten! Katrin hatte sie benachrichtigt, was abgeht. Nun verdächtigen Andi und Felix Maja des Drogenhandels, da sie ja über die Bilder nichts sagen will.

Cora kehrt aus der Toskana zurück, mit nur einem im Sinn: MORD. Sie will die verdammte Amerikanerin meucheln lassen und engagiert dazu eine Fixerin namens Polly Wacker, die offenbar den englischen Vorbesitzer der begehrten Villa auf dem Gewissen hat. Cora und Maja erpressen Polly, ohne mit der Wimper zu zucken

Gerade noch rechtzeitig, denn nun beginnt für Cora & Co. ein Kleinkrieg mit dem Anwalt Erik Schneider und seinem Zuhälter Sven Hilter, der mit Nutten aus Thailand und Afrika handelt und schon einige auf dem Gewissen hat. Das kann ja heiter werden. Ob Cora und Maja wirklich noch zu ihrer Traumvilla in der Toskana kommen?

Mein Eindruck

Nach einem idyllischen und langsamen Start gerät die Geschichte allmählich doch in spannenderes Fahrwasser, als sich verschiedene Konflikte abzeichnen. Diese Konflikte bleiben keineswegs oberflächlich, sondern gehen ziemlich schnell ans Eingemachte: Maja wird gefoltert, Cora hat Mord im Sinn, Erik Schneider erhält eine gehörige Portion Methadon (Rauschgift) in sein Mineralwasser und Sven Hilter wird Opfer eines Bandenkrieges – nach einem kleinen Tipp! Auch Katrin kommt nicht ungeschoren davon, wird sie doch entführt, mit Drogen betäubt und versteckt.

Als wäre dieser Zirkus nicht genug, sind alle hinter den wertvollen Bildern her, die so etwas wie den MacGuffin im Krimi darstellen und für Spannung bis zur letzten Szene sorgen. Wozu wilde Amerikanerinnen nicht alles fähig sind, wenn sie wahre Kunst erkennen!

Die arme Maja, unsere Chronistin der laufenden Wechselfälle, hat es wahrlich nicht leicht. Weder mit Cora, dem Überweib, noch mit den Herren der Schöpfung, die mit ihr kuscheln wollen – und mehr. Außerdem soll sie bei ihrem Sohn Mutter spielen und bei ihrem Noch-Ehemann Jonas die brave Gattin. Es ist nicht leicht, eine freiheitsliebende, intelligente Frau zu sein, die mehr will als Kinder, Küche, Herd. Mutter Naturs Auftrag des Nestbaus ist nicht so einfach zu ignorieren. Und da ist immer auch ein wenig Torschlusspanik dabei, wenn die biologische Uhr tickt.

Ingrid Noll hat mal wieder eine echte Räuberpistole zusammengestellt, deren Zutaten zwar sehr schön für Unterhaltung und Kurzweil sorgen, die aber wohl kaum „aus dem wahren Leben“ stammen dürften. Jedenfalls nicht in so hoher Konzentration. Und schon gar nicht mit derart vielen Zufällen – unverschlossenen Autos, Zusammenstößen mitten in der Pampa und so weiter.

Wie auch immer: Für Unterhaltung mit spannenden und komödiantischen Einlagen ist trefflich gesorgt.

Die Sprecherin

Mit ihrem Gespür für Dramatik setzt Franziska Pigulla vor allem das Tempo als Haupteffekt ein: sie verzögert vor wichtigen Wörtern oder Sätzen. Diesmal übertreibt sie es nicht mit dem Einsatz ihrer Stimme: Ein so aufregendes Garn wie „Selige Witwen“ muss ganz cool erzählt werden. Dennoch ist bei spannenden Szenen wie Flucht, Überfall und Folter ein wenig mehr als Coolness gefragt, und so gehören diese Szenen zu den spannendsten des Buches.

Ganz besonders hat mir ihre Interpretation des Hessischen gefallen – allerliebst. Auch der Österreicher auf dem Zug ist ihr gut gelungen.

Unterm Strich

Ingrid Noll pflegt einen ganz speziellen Humor. Mit Witz und kühler Ironie vermag sie selbst die unwahrscheinlichsten und makabersten Begebenheiten cool zu erzählen. Sie greift natürlich auf die vorhandenen Genreklischees wie den zwielichtigen Anwalt, den brutalen Zuhälter und die reiche alte Amerikanerin zurück, um ihre Geschichte damit aufzupeppen.

Das dynamische Duo der rabiaten Cora und ihrer liebebedürftigen, aber verschlagenen Freundin Maja sorgt für jede Menge Action in diesem Frauenkrimi. Für Unterhaltung ist also gesorgt. Schade, dass der Anfang so langsam ist, aber irgendwo muss die Story ja auch etwas mit der Realität zu tun haben.

Franziska Pigullas Vortrag entspricht dem Stoff ausgezeichnet. Ganz besonders gefielen mir die Stellen, an denen sie Dialekt spricht. Sehr empfehlenswert.

402 Minuten auf 6 CDs
https://www.sprechendebuecher.de

[NEWS] Ingrid Noll – Der Hahn ist tot

»Ich verdiene gut, ich halte mich gut. Mit meinen zweiundfünfzig Jahren sehe ich besser aus als in meiner Jugend … « Und doch ist Rosemarie Hirte, Versicherungsangestellte, ledig, nicht recht zufrieden mit ihrem Leben. Bis sie sich bei einer Lesung unsterblich in den Autor Rainer verliebt. Er kann nicht ahnen, was alles in dieser Frau steckt und dass die Begegnungen mit ihr von seltsamen Todesfällen begleitet sein werden. (Verlagsinfo)


Taschenbuch : 304 Seiten
dtv

Ingrid Noll – Stich für Stich. Erzählungen (Lesung)

Der Noll-Faktor: spannend, kurios, amüsant, makaber

Das Hörbuch umfasst fünf „schlimme“ Geschichten, die entgegen der Erwartung, die man an Noll-Storys hat, nicht immer mit dem Ableben eines Beteiligten enden. Fünf Protagonisten – eine Domina, eine virtuose Stickerin, eine blonde Krankenschwester, die alle Klischees erfüllt, die Ehefrau eines passionierten Anglers, die verheiratete Ärztin mit der Hundedame. Fünf überraschende Wendungen – auch wenn man „seine“ Ingrid Noll schon kennt.

Die Autorin

Ingrid Noll wurde 1935 in Schanghai geboren, also kurz vor der japanischen Invasion, und studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Nachdem ihre drei erwachsenen Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie, Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt Bestseller wurden. „Die Häupter meiner Lieben“ wurde mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet, und „Kalt ist der Abendhauch“ sowie „Die Apothekerin“ wurden verfilmt.

Weitere Noll-Hörbücher:
– Die Häupter meiner Lieben
– Die Apothekerin (verfilmt)
– Kalt ist der Abendhauch (verfilmt)
– Selige Witwen
– Die Sekretärin
– Der Hahn ist tot

Die Sprecherin

Ursula Illert, 1946 in der Nähe von Frankfurt/M. geboren und aufgewachsen, ist eine Schauspielerin mit Erfahrung bei Theater, Funk und Fernsehen. Als passionierte Sprecherin hat sie für |Steinbach Sprechende Bücher| bereits zahlreiche Hörbücher gelesen. Ihre Begeisterung gilt Lesungen mit musikalischer Begleitung vor Publikum.

Handlung der 5 Erzählungen

1) Ein milder Stern herniederlacht

Eine Domina setzt sich mit 37 zur Reihe und verkauft all ihre Accessoires und Möbel – für ihre „Sklaven“ eine echte Überraschung. Drei Wochen später ist sie mit Oliver verheiratet, der sich schon auf das gemeinsame Kind freut. Mit dem drögen, anstrengenden Leben als Hausmütterchen werde sie schon zurechtkommen. Denkt sie. Denn Oliver weiß natürlich nichts von ihrem anrüchigen Vorleben.

Just im schönsten Moment in ihrem neuen Leben, beim Abendessen zu Weihnachten, klingelt es an der Tür und eine Gestalt der Vergangenheit verlangt ihr Recht: Georg, der Bankier, ist einer ihrer früheren „Sklaven“ und hat wegen Urlaub noch nicht mitgekriegt, dass sie aus dem Gewerbe ausgestiegen ist. Er verlangt hartnäckig sein Recht auf eine fachgerechte Demütigung.

Da die Ex-Domina nicht mit der Wahrheit über Gregors Verhältnis zu ihr herausplatzen kann, dauert es eine ganze Weile, bis Oliver die Sache endlich kapiert. Dann jedoch handelt er konsequent: Georg wird angekettet und darf den Abwasch machen. Ein weiterer „Sklave“ muss mit Demütigung versorgt werden: Er darf das Auto blitzblank schrubben. Schon bald finden sich jede Menge Haushaltsarbeiten, die es zu erledigen gilt, und der Haushalt ist endlich auf Vordermann gebracht.

Es gibt nur ein winziges Problem: Wie erklärt man den Familien der Sklaven ihr allzu langes Fernbleiben vom trauten Weihnachtsabendfeiern? Geniale Idee: Man inszeniert einen Frontalzusammenstoß der Autos, so dass man auch noch die Versicherung abzocken kann. Bei diesem im Schnee inszenierten Manöver geht leider etwas mächtig schief …

2) Stich für Stich

Das Geschlecht der Person, die ihre Geschichte erzählt, bleibt bis zuletzt unklar, denn darin besteht ja der Clou. Die Person liebt es schon seit ihrem 17. Lebensjahr zu sticken. Damals lag sie lange Zeit mit Hepatitis im Bett und musste ruhen. Ihre Mutter brachte ihr das Sticken bei und fortan stickte sie, was der Faden hergab: Deckchen, Brieftaschen, eine komplette Gemäldegalerie klassischer Meister.

Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, da die Person bei einem Schwächeanfall im Supermarkt umkippt und ihr der Arzt eine Kneipp-Kur in Bad Wörishofen verordnet. Gesagt, getan. Man findet einen Kurschatten, eine echte Freundin: Gunda Mortensen. Nach dem Abschied setzt ein Briefwechsel die Freundschaft fort.

Der freudige Tag naht, da Gunda unsere Hauptfigur in ihren eigenen vier Wänden besuchen wird, wo auf sie eine handfeste Überraschung wartet. Nein, die Stickereien habe keineswegs die werte Frau Mutter gefertigt, sondern seien alle selbstgemacht. Langes Schweigen. Danach kommt Gunda nie wieder … Schade, ein solches Talent links liegen zu lassen.

3) Die blaurote Luftmatratze

In der Privatklinik für psychosomatische Krankheiten hat sich eine Krankenschwester – nennen wir sie Isolde – in einen besonderen Patienten verliebt, den sie gerne Tristan nennt. Wie sie steht er auf altmodische Luftmatratzen, denn darauf liegt er gerne im schönen Park der Klinik. Sie nennt ihn aber auch den „Schlangenmenschen“, denn er sagt, er habe eine Phobie vor Schlangen. Sie fragt ihn, wie es dazu gekommen sei. Ach, das sei nur ein Vorwand, um in Ruhe gelassen zu werden, meint er.

Mit 24 sei er Privatdetektiv geworden und wurde von der deutschen Textilindustrie damit beauftragt, die Herkunft von besonders schönen Pullovern etc. festzustellen, die zu Dumpingpreisen angeboten wurden. Folglich blieben die deutschen Fabrikanten auf ihren Erzeugnissen sitzen.

Er flog nach Hongkong und entdeckte eine Spur, die ins Innere Asiens führte. Er versteckte sich auf einem LKW und fuhr dort zwei Wochen lang mit, denn obwohl ihn die Fahrer entdeckten, blieben sie freundlich. Und so gelangte er in eine tropische Region, in der eine versteckte Anlage von Männern in weißen Kitteln geleitet wurde. Lügen erwies sich als zwecklos, daher rückte er mit der Wahrheit heraus.

Statt ihn wegzuschicken, weil er spionierte, zeigten ihm die Männer voller Stolz ihre Anlage. Aber wo kamen die fabulösen Strickwaren her? Nirgendwo waren Strickmaschinen zu sehen. Da wies einer der Forscher ins Zentrum der weitläufigen Anlage, wo mehrere große Bäume standen. Und in den Bäumen befanden sich große Schlangen. Und jede Schlange strickte, was das Zeug hielt: Pullover, Westen, Schals, in allen Farben. Ja, er durfte sich sogar einen eigenen Pulloverentwurf wünschen.

Der Oberarzt glaubt natürlich kein Wort von diesem Garn. Professor Higgins wird von den gespannt lauschenden Patienten indigniert weggeschickt. Doch in der folgenden Nacht will Schwester Isolde die Wahrheit über den „Schlangenmenschen“ herausfinden und schleicht sich zu seiner Tür …

4) Fisherman’s Friend

Als sie 17, dumm und noch unschuldig war, lernte sie bei einer Fischerparty Eugen kennen, heiratete ihn mit 18 und wurde mit 19 Mutter von Jonas. Als Ladenbesitzer konnte ihr Eugen, der mittlerweile auf die 40 zuging, zwar ein Leben in Wohlstand bieten, doch sie erfuhr mit dem passionierten Angler weder Freude noch Liebe.

Da ist Uli schon ein ganz anderer Typ. Der Textilingenieur ist jung, gut aussehend und lustig. Sie verliebt sich sofort in ihn und hat eine Affäre. Sie überlegt, dass sie mit Eugens Erbschaft ziemlich angenehm mit Uli leben könnte. Ihren zielstrebigen Plan setzt sie in mehreren Phasen um, an deren Ziel sie und Uli Eugens Unfalltod beschließen. So weit, so gut. Doch der Plan sieht nicht vor, dass Uli und Eugen gute Kumpels werden und gemeinsam Angeln gehen!

Wütend und frustriert greift sie zur Selbsthilfe. Das unverdächtige Mordinstrument: selbstgemachte Frikadellen aus Fischpaste, in die sie ein paar Gräten platziert. Das funktioniert auch ganz hervorragend, allerdings mit einem ganz anderen Opfer als vorgesehen. Nach dem nächsten Angelwochenende berichtet die Zeitung von einem tot am See aufgefundenen Förster …

Monate vergehen, niemand wird festgenommen, doch die Affäre mit Uli endet. Da ruft die Witwe des Försters an und bittet um ein Treffen. Au weia, der Fluch der bösen Tat, denkt unsere Heldin und ist auf das Schlimmste gefasst. Zu ihrer Verwunderung bedankt sich jedoch Adelheid herzlich für die Tat. Sie erklärt, wie sie die Wahrheit herausgefunden habe und dass sie nun herrlich von der Erbschaft leben könne. Ob sie sich nicht erkenntlich zeigen könne?

Der Plan ist ganz einfach. Und tatsächlich hat Eugen diesmal keine Chance, der Falle zu entgehen.

5) Der gelbe Macho

Sie ist eine gefühl- und fantasievolle Ärztin, ihr Mann Oswald ein eher prosaischer Typ. Sie holt aus dem Tierheim einen Hund, der sehr anhänglich wird und sich als sehr klug erweist: Klara. Über ihre Spaziergänge lernt die Ärztin einen anderen Hundehalter kennen: Der junge Jens hat einen gelben Hund namens Macho. „Macho ist spanisch und bedeutet männliches Tier“, erklärt er. Macho und Klara werden unzertrennliche Freunde. Zwischen der Ärztin und Jens klappt es nicht gleich, denn erstens ist sie verheiratet, und zweitens hat er eine Freundin.

Aber sie merkt bald, dass sie Jens liebt, und die schlaue Klara merkt das auch. Sie beißt ihr Herrchen Oswald und gehorcht ihm nur noch widerwillig. Bei einer Abi-Party tanzt die Ärztin wild mit Jens und küsst ihn. Welch ein feinfühliger Mann: Er will nach dem Abi Psychologie studieren. Nachts darf Klara ins Bettchen von Frauchen, und Oswald muss im Arbeitszimmer schlafen.

Danach nimmt die Natur unaufhaltsam ihren Lauf. Klara wird läufig, und Macho muss weggesperrt werden. Doch während eines Schäferstündchens mit Jens vergeht die Zeit wie im Flug, und wer denkt da schon an die Hunde? Das Ergebnis der doppelten Liebesnacht ist schon nach wenigen Monaten zu besichtigen: Mischlinge.

Mein Eindruck

Im Grunde folgt nur eine einzige dieser fünf Erzählungen dem klassischen Muster, dass dem Schicksal „nachgeholfen“ und ein Mann geopfert wird – aber dies natürlich in unnachahmlicher Noll-Manier. Die anderen Geschichten fallen ziemlich aus diesem Rahmen und lassen sich wohl eher unter der Bezeichnung „ironisch erzählte Kuriosa“ zusammenfassen.

Unter diesen vier Geschichten hat mir jene mit den spinnenden und strickenden Schlangen auf den Bäumen am besten gefallen. Sie ist so wunderbar schrullig und doch unglaublich detailreich ausgeschmückt. Natürlich ist kein Wort davon wahr, würde jetzt Prof. Higgins wie in „My Fair Lady“ knurren. Aber hat das jemals passionierte Geschichtenerzähler und -lauscher gestört? Natürlich nicht. (Übrigens scheint dies eine der Storys zu sein, die seinerzeit für die „Süddeutsche Zeitung“ über „Die blaurote Matratze“ geschrieben wurden.)

Es ist ein wenig auffällig, welch eine bedeutende Rolle Erotik in diesen Storys spielt. Dass eine Ex-Domina ihre Ex-Sklaven wieder einspannt, ist ein netter Einfall. Doch dass auch der Ex-Domina-Mann der Sache auf pragmatische Weise einige positive Seiten abgewinnen kann, ist der typische Noll-Schlenker, der die Sache erst richtig interessant macht. Womit es natürlich nicht sein Bewenden haben kann.

Eine ganz andere Seite der Erotik zeigt sich in „Der gelbe Macho“. Hier kommt die Liebe sozusagen auf den Hund, um es mal flapsig zu sagen. Doch der Hund – gemeint ist die schlaue Klara – trägt viel dazu bei, der Liebe Gelegenheit zu machen, indem sie Herrchen Oswald auf Abstand hält. Der Hund ist doch der beste Freund des Menschen.

Die Sprecherin

Ursula Illert kann sich sehr gut in die Lage der weiblichen Protagonisten hineinversetzen. Mit Verve trägt sie ihre Geschichten vor, mit deutlicher Aussprache und der Betonung auf die richtigen Stellen. Allerdings ist die letzte Geschichte wegen der immerhin fünf Akteure so vertrackt, dass man sie vielleicht noch einmal anhören sollte.

Unterm Strich

Bis auf eine eher konventionelle – und daher umso willkommenere – Geschichte („Fisherman’s Friend“) wissen die fünf Beiträge in dieser Sammlung mehr durch ihre Schrulligkeit zu amüsieren als durch Spannung zu fesseln. Das macht aber nichts, denn der typische Noll-Faktor ist durchweg gegeben: eine ungewöhnliche, zuweilen makabre und augenzwinkernde Note ist stets eingeflochten. Ich kann nur hoffen, nicht zu viel verraten zu haben – und um Vergebung für meine Sünden zu bitten, falls ich es doch getan habe.

Die Sprecherin bringt die Erzählungen voll zur Geltung und beeinträchtigt die Botschaft der Autorin in keiner Weise. Das Hörbuch kann einem Zuhörer durchaus einen schönen Nachmittag bereiten.

120 Minuten auf 2 CDs
steinbach sprechende bücher

Ingrid Noll – Die Sekretärin. Erzählungen (Lesung)

Rache ist süß. Ob Sekretärin, Putzfrau oder Hausfrau, wenn sie zu sehr gedemütigt werden und ihnen der Kragen platzt, dann zahlen sie es ihren Chefs, ihren Herrschaften, ihren Pantoffelhelden heim. (Verlagsinfo)

Die Buchvorlage erschien im Jahr 2000 im Diogenes-Verlag.

Die Autorin

Ingrid Noll – Die Sekretärin. Erzählungen (Lesung) weiterlesen