Die drei ??? – Dein Fall: Tödlicher Dreh

Zur Story

Justus, Peter und Bob arbeiten in den Ferien beim Film. Der Zombiestreifen, an dem sie tatkräftig als Darsteller und Soundtechniker mitwirken, soll Schauspieler Percy King und Regisseur Glen McGregor vor dem Abgleiten in die B-Klasse retten – dementsprechend ambitioniert geht man vor. Dazu steht man bezüglich des Sets unter Zeitdruck, denn das Gelände der altehrwürdigen „Dreamland Studios“ hat nur noch drei Tage, bevor dort die Bagger anrücken und sämtliche ollen Kulissen der ehemals florierenden Filmstadt dem Erdboden gleichmachen. Bauland ist wertvoll. In dieser nervlich angespannten Lage taucht nun auch noch ein mysteriöser Unhold auf, der die Crew terrorisiert. Ist es tatsächlich der leibhaftig gewordene „Ripper Skipper“, über den der Streifen handelt? Oder ist es gar der rachsüchtige Geist des damals hier auf dem Gelände, während seiner Flucht vor der Polizei, ertrunkenen Juwelendiebs Spooky Jack Reckley? Viele, viele Fragen – doch vor allem viele knifflige Entscheidungen, die der Leser treffen muss, denn allein er hat den Handlungsverlauf in der Hand. Nicht alle verfolgten Spuren enden für das Trio glücklich …


Eindrücke

Das hier neu aufgelegte „Mitmach“-Konzept ist nicht wirklich neu und stammt noch aus alten Tagen der Serie, als sie noch in den USA produziert wurde. Es nannte sich ehedem „Find Your Fate“ (kurz FYF) und gelangte dank Übersetzerin Leonore Puschert, welche die entsprechenden Fälle für den deutschen Markt sogleich in „normale“ Fälle umwandelte, damals noch nicht über den großen Teich. Vermutlich hielt man diese Art von Buch wohl für das hiesige Publikum als nicht geeignet. Namentlich handelte es sich hierbei um „Das Volk der Winde“ sowie „Der weinende Sarg“ – erst kürzlich wurde sogar ein weiterer Fall in einem US-Archiv entdeckt und diesmal aber (zusammen mit zwei anderen Fundstücken aus der Ära) auch 1:1 als FYF-Geschichte publiziert: „House of Horrors – Haus der Angst“. Es ist anzunehmen, dass das positive Feedback beim Verlag dazu führte, dass man dort den Auftrag erteilte, jemand möge doch mal einen ganz frischen FYF-Fall produzieren. Gesagt, getan. Marco Sonnleitner trat an, den Leser als Handelnden mit einzubeziehen und ihn quer durch das Buch zu scheuchen. Immer in der Hoffnung keinen Fehler gemacht zu haben.

Denn anders als in der regulären Serie, kann hier auch mal etwas geschehen, was sonst unmöglich ist. Das Ableben der Protagonisten – auf mehr oder weniger originelle Arten – zum Beispiel. Krankenhausaufenthalte sind da schon recht harmlos. Oder der Auftraggeber hat die Schnauze sowie die Hosen voll und bricht den Dreh ab. Auch dieser unrühmliche Schlusspunkt der Ermittlungen fällt noch in die Kategorie der weichen Enden. Anders bei einer bestimmten Spur, bei welcher sich die drei Fragezeichen in einem Seecontainer wiederfinden, der geradewegs auf dem Weg nach Madagaskar ist. Bei manchen Sackgassen hat man eventuell sogar Glück und darf wieder auf den Haupterzählstrang zurückkehren. Wenn man „richtig“ liegt, erfährt man dort in Kurzform, was die anderen erlebt haben und letztendlich die Geschichte vorantreibt, es beschleicht einen aber stets das Gefühl man habe vielleicht doch etwas Wichtiges verpasst. Ein Querspringen kann man sich eigentlich sparen – es sei denn, man möchte aus reiner Neugier wissen, ob ein betreffender Abzweig doch ein eventuell schlimmes Ende nimmt. Leider sind die Wahlmöglichkeiten nicht immer von Logik geprägt, auch pures Glück bei der Auswahl spielt (zu oft) eine zentrale Rolle.

Fazit

Das FYF-System als „Mitmach“-Konzept hat schon ein gewisses Unterhaltungspotenzial, allerdings verraucht der anfangs vorherrschende Neue-Besen-kehren-gut-Effekt (so neu ist das alles ja auch schließlich gar nicht) recht schnell und macht gelegentlicher Genervtheit Platz, sobald man an Stellen kommt in denen man (leider!) nicht nach Verstand, sondern nur auf gut Glück entscheiden muss bzw. kann – und scheitert, obwohl man prinzipiell nichts „falsch“ gemacht hat. Insbesondere dann beginnt die ganze Blätterei (meist von Doppelseite zu Doppelseite) doch irgendwie den Lesefluss störend zu behindern. Die leicht schrägen Dead Ends sind zwar humorvoll, doch „House of Horrors“ konnte das nach knackiger und sarkastischer, da freute man sich fast, in eine Sackgasse zu gelangen. Besonders originell ist das restliche Story-Setup sowie die Lösung auch nicht, sodass unterm Strich eine eher mittelmäßige Geschichte herauskam. Der filmreif präsentierte Rezensentendaumen verweilt bis zur letzten Klappe in der Waagerechten.

142 Seiten, Hardcover
Erzählt von Marco Sonnleitner basierend auf den Figuren von Robert Arthur
© 2012 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
Redaktion: Anja Herre
ISBN 9783440131725

www.kosmos.de

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)