Übermut tut selten gut. Auch ein Justus Jonas muss dies einmal am eigenen Leibe erfahren. Um seinen beiden Detektivkollegen zu beweisen, welch guter Schwimmer der ansonsten sportallergisch veranlagte erste Detektiv ist, mutet er sich die Strecke zum „Mora Island“ zu – einer kleinen, dem Badestrand vorgelagerten Insel auf der dereinst Biowaffen getestet wurden. Peter erklärt ihn noch für verrückt ausgerechnet dieses verrufene – und lange für die Öffentlichkeit verbotene – Fleckchen Erde betreten zu wollen. Es wurde zwar nach Jahrzehnten der Dekontamination wieder freigegeben, doch man kann ja nie wissen, was dort vielleicht noch immer so an fiesen Erregern lauert. Bob und er verzichten also auf ein Wettschwimmen dorthin und beschließen ihren übermotivierten Freund stattdessen lieber vom Strand aus zu beobachten. Prompt zieht von See her auch Nebel auf, noch bevor Justus das Ufer erreicht.
Seine alarmierten Kumpel bitten einen grade an Land kommenden Angler sie mit seinem Boot zur Insel überzusetzen, was wegen der dichten Suppe alles andere als leicht ist. Der mürrische Patron überlässt sie am Ufer auch ihrem Schicksal. Von Justus bis dato keine Spur. Auf der Insel begegnen sie dafür der seltsamen Gestalt des „Eisenmanns“, die sich als Skulptur eines des inzwischen recht bekannten Künstlers Drago Martinez entpuppt. Der weilt ebenfalls auf der Insel und bewohnt dann und wann den alten Hauptbunker, um seine originellen Kunstwerke dort zu erschaffen. Justus ist inzwischen gefunden und die drei beziehen Quartier bei Drago, der sein Lager für diese Nacht mit ihnen teilt. Dabei hat er gleich einen Auftrag für die Fragezeichen: Bei ihm ist eingebrochen worden. Und nicht nur dort. Einige seiner jüngsten Käufer hatten auch eine unerfreuliche Begegnung mit dem scheinbar leibhaftig gewordenen Eisenmann, wiewohl nichts gestohlen wurde.
Eindrücke
Ben Nevis scheint neben elektronischer Spielereien irgendwie Inseln zu lieben. Während Ersteres im vorliegenden Fall diesmal dankenswerterweise keine Rolle spielt, dürfen sich die drei Fragezeichen aber wieder einmal auf einem Eiland tummeln, noch dazu eines welches im Zusammenhang mit dem Militär steht. Das hatten wir bei „Fluch des Piraten“ auch schon mal in abgewandelter Form. Damit sind die Gemeinsamkeiten dann aber gottlob auch erschöpft und die Geschichte hat ein recht originelles Thema, respektive Aufhänger. So etwas wie ein „Unique Book“, ist als Kunstform eine sehr gute, wenn auch exquisit teure, Idee. Damit kann der Autor mit dem Synonym schon einmal die ersten Punkte in Sachen Originalität einheimsen. Das Setup folgt ansonsten allerdings einem eher konventionellem Strickmuster, bei welchem sattsam bekannte Serienelemente kombiniert werden. Schräge Künstler und/oder Kunstwerke fanden in der Vergangenheit oft mal Verwendung, wie auch rätselhafte Einbrüche, bei denen offenbar nichts gestohlen wurde. Selbstverständlich bedarf es dazu auch sehr gerne eines mysteriösen Unholds, der hier in Form des Eisenmannes auftritt, um Verwirrung oder Angst zu stiften.
Ist es am Ende vielleicht der Auftraggeber daselbst, der hier unter Umständen Promotion für sein Werk machen will? Über allem steht also fleißige Ermittlerarbeit der Juniordetektive ganz oben auf der Tagesordnung, das heißt: Zeugenbefragungen, Beschatten von Verdächtigen und Recherchieren der persönlichen Hintergründe aller Beteiligten – eben auch die des Auftraggebers. Immerhin sitzt Inspektor Cotta den dreien (respektive vieren) vehement im Nacken, der den Künstler ohnehin für einen falschen Fuffziger hält und den er on top sogar per Haftbefehl sucht. Kurzum: Es ist eigentlich alles drin, was einen Drei-???-Fall zu seinem solchen macht. Die Kombination ist durchaus schmackhaft und das eine oder andere Klischee oder Stereotyp wird selbstverständlich bedient, denn genau das erwartet der Leser der Reihe auch so. Der anfangs ungewöhnlich draufgängerische Justus ist zwar von der sonst üblichen Figurenzeichnung her grenzwertig, doch Hauptsache es wird nicht zu sehr übertrieben und passt (noch) ins Gesamtbild. Und das ist bei dieser Story gegeben. Sie läuft weitgehend rund.
Fazit
„Der Eisenmann“ ist ein sauber präsentiertes Abenteuer der drei Fragezeichen, das Ben Nevis auch sehr souverän inszeniert hat. Prinzipiell steckt alles drin, was einen guten Fall ausmacht und diesmal gottlob auch nicht so wahnsinnig übertechnisiert daherkommt. Die eher klassisch ausgerichteten Zutaten sind vielleicht nicht sonderlich neu und manches Element erscheint dann doch gar ein wenig arg herbei gedichtet, doch alles in allem ist die Mischung gelungen und weiß zu unterhalten – darauf kommt es ja schließlich an und ist nach über 170 Bänden auch keine Selbstverständlichkeit. Der verseuchte Rezensentendaumen signalisiert eine stählerne Vier-Sterne-Wertung.
142 Seiten, Hardcover
Erzählt von Ben Nevis basierend auf den Figuren von Robert Arthur
© 2013 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
Redaktion: Anja Herre
ISBN 9783440135829
www.kosmos.de
Der Autor vergibt: