Isaac Asimov – Foundation und Imperium. Neuübersetzung (Foundation-Zyklus 05)

Classic SF: Der General und der Mutant

Classic SF: Der Tausendjahreplan der Psychohistoriker Der Psychohistoriker Hari Seldon hat auf der galaktischen Hauptwelt das Ende des Imperiums vorhergesagt – in etwa 500 Jahren. Inzwischen hat der Zerfall längst begonnen, und ein imperialer General, der sich Orden verdienen will, sucht nach den „Zauberern“. Die Regierung der Foundation beschließt, erst mal einen Spion gegen den General auszusenden.

Durch einen Mutanten (im Original The Mule, deutsch Das Maultier, in einigen deutschen Ausgaben: Der Fuchs), der in der Lage ist, Menschen über ihre Gefühle für ihn zu absolut treuen Anhängern zu machen, weicht die Entwicklung der Foundation von Seldons Plan ab und wird gefährdet. Da die Psychohistorik nur das Verhalten von Menschenmassen, aber nicht extrem machtvolle Fähigkeiten einzelner Individuen vorhersagen kann, war dies für Seldons Psychohistorik nicht zu kalkulieren. Um wieder auf den Weg des Seldon-Plans zu gelangen, muss die Zweite Foundation über das ursprünglich vorgesehene Maß aktiv werden und Das Maultier ausschalten.

Diese Fassung in der Heyne SF Bibliothek wurde neu übersetzt, ist also erstmals vollständig. Im Komplett-Zyklus „Foundation & Robots“ kamen dann noch Illustrationen hinzu: die absolute Deluxe-Ausgabe, komplett in einem Schuber.

Der Autor

Isaac Asimov, geboren 1920 in Russland, wuchs in New York City auf, studierte Biochemie und machte seinen Doktor. Deshalb nennen seine Fans ihn neckisch den „guten Doktor“. Viel bekannter wurde er jedoch im Bereich der Literatur. Schon früh schloss er sich dem Zirkel der „Futurians“ an, zu denen auch der SF-Autor Frederik Pohl gehörte. Seine erste Story will Asimov, der sehr viel über sich veröffentlicht hat, jedoch an den bekanntesten SF-Herausgeber verkauft haben: an John W. Campbell.

Campbells SF-Magazin „Astounding Stories“, später „Analog“, setzte Maßstäbe in der Qualität und den Honoraren für gute SF-Stories. Unter seiner Ägide schrieb Asimov nicht nur seine bekannten Robotergeschichten, sondern auch seine bekannteste SF-Trilogie: „Foundation“. Neben SF schrieb Asimov, der an die 300 Bücher veröffentlichte, auch jede Menge Sachbücher, wurde Herausgeber eines SF-Magazins und von zahllosen SF-Anthologien.

Isaac Asimov war nicht nur ein produktiver Autor von Krimis, Sachbüchern und Science Fiction-Romanen, sondern auch ein ausgezeichneter Herausgeber von Anthologien. Zu seinen wichtigsten Romanen gehören alle Bücher seines Foundation-Zyklus, seines Roboter-Zyklus sowie der eigenständige, mit einem wichtigen SF-Preis ausgezeichnete Roman „Lunatico oder Die andere Welt“ (1973). Im Hinblick auf eine bessere Vermarktung seines Werkes hat er Foundation- und Roboter-Zyklus nach dem Vorbild Robert A. Heinleins zu einer Future History, einer Geschichte der Zukunft, vereint.

Der WIKIPEDIA-Artikel wurde kürzlich stark erweitert – denn die Reihe wird ja verfilmt – und aktualisiert: sehr empfehlenswerte Lektüre zur Vorbereitung auf die Bücher.

Der Foundation & Robot-Zyklus

1) Meine Freunde, die Roboter (alle Robotererzählungen)
2) Die Stahlhöhlen (The Caves of Steel)
3) Die nackte Sonne (The Naked Sun)
4) Aurora oder Der Aufbruch zu den Sternen (The Robots of Dawn )
5) Das galaktische Imperium (Robots and Empire)
6) Das Foundation-Projekt (Forward to Foundation)
7) Die Größe des Imperiums:
7.a) Der fiebernde Planet
7.b) Sterne wie Staub
7.c) Radioaktiv…!
8) Die Rettung des Imperiums (Prelude to Foundation)
9) FOUNDATION:
9.a) Der Tausendjahresplan (Foundation)
9.b) Der galaktische General (Foundation and Empire)
9.c) Alle Wege führen nach Trantor (Second Foundation)
10) Die Suche nach der Erde (Foundation’s Edge)
11) Die Rückkehr zu Erde (Foundation and Earth)

Asimov konstruierte die Psychohistorik in seinen Science-Fiction-Romanen des Foundation-Zyklus als soziologisch-mathematische Wissenschaft, mittels derer der Niedergang des Galaktischen Imperiums vorhergesagt und ein Plan entwickelt werden konnte, um die Zeit des Interregnums zwischen dem alten und einem künftigen galaktischen Imperium zu verkürzen. Das Konzept wurde zunächst in fünf Kurzgeschichten (1942–1944) eingeführt, die im Jahr 1951 als Roman Foundation zusammengeführt wurden:

Foundation (1951, deutsch: Terminus, der letzte Planet, auch unter dem Titel: Der Tausendjahresplan)
Foundation and Empire (1952, deutsch: Der Mutant, auch unter dem Titel: Der galaktische General)
Second Foundation (1953, deutsch: Alle Wege führen nach Trantor)

Hintergrund

Diese erste Trilogie (zur zweiten Trilogie siehe unten) setzt mit dem letzten Lebensjahr Hari Seldons auf Trantor ein. Geschickt motiviert Seldon die kaiserliche Hierarchie dazu, die Foundation auf Terminus, einem Planeten am Rande der von Menschen besiedelten Milchstraße zu gründen. 100.000 Wissenschaftler werden nach Terminus evakuiert und arbeiten dort vorgeblich an der Enzyclopaedia Galactica. Durch den langsamen Niedergang des Imperiums lösen sich allmählich die äußeren Provinzen vom galaktischen Reich und Terminus steht isoliert da.

Durch den Fokus auf Wissenschaft und nicht-militärische Lösungen angesichts stets wiederkehrender Konflikte gelingt es der Foundation, ihre Unabhängigkeit zu wahren und ihren Einfluss auf die umliegenden Königreiche und Republiken auszudehnen. In unregelmäßigen Abständen gelangen die Regierenden der Foundation an Aufzeichnungen Hari Seldons, der die stattfindenden Krisen aus der Vergangenheit heraus mittels der Psychohistorik beschreibt und den Weg zu deren Lösung weist. Infolgedessen gelingt es der Foundation, jeweils gestärkt aus Konflikten hervorzugehen, und sie begreift sich als Keimzelle des nächsten Imperiums. (Wikipedia.de)

Handlung

Teil 1: Der General

Das Jahr 200 der Foundation-Ära

Der imperiale General Bel Riose sucht in der Region, wo sich die Foundation befinden soll, nach den „Zauberern“. Er klingelt auf einer Welt Siwenna am Haustor von Ducem Barr, einem sehr alten Mann, der aber einmal für den Tod eines Vizekönigs verantwortlich gewesen sein KÖNNTE. Ist das ein Zauberer, mag er sich fragen. Barr zeigt ihm, dass es wohl mal Zauberer gab: Der Beweis hängt an der Wand. Es ist ein breiter Gürtel, der einen Schutzschirm für seinen Träger erzeugen konnte. Leider sind die Elektrobausteine schon längst geschmolzen, daher ist eine Demonstration nicht möglich. Riose reagiert ungläubig, denn die Energiequelle müsste ja winzig gewesen sein. „Von der Größe einer Walnuss etwa“, meint Barr ungerührt. Und klärt ihn darüber auf, wer dieser ominöse Hari Seldon war, der die Psychohistorik begründete. Es ist unvermeidlich, ihn über die beiden Foundations aufzuklären. Die eine sei am hiesigen Ende der Galaxis, die andere am entgegengesetzten. Riose beschließt, nach der näheren Basis zu suchen. Und lässt den alten Mann leben. Vorerst.

Der Rat der ersten Foundation hat von Rioses Besuch auf Siwenna erfahren und ein imperiales Spähschiff aufgebracht. Was tun? Um herauszufinden, was Riose wirklich vorhat, empfiehlt der Vorsitzende, einen Spion auszusenden. Etwas später empfängt der General erneut Ducem Barr, diesmal an Bord seines Flaggschiffs. Der Krieg ist noch nicht ausgebrochen, und der Kaiser sitzt immer noch auf seinem Thron. Riose ist fest entschlossen, seinen freien Willen Hari Seldons Vorhersage als Psychohistoriker entgegenzustellen.

Dafür braucht er allerdings einige Kriegsschiffe. Beim kaiserlichen Hof stellt er einen entsprechenden Antrag, was dort für einiges Aufsehen sorgt. Er bekommt kein einziges Schiff. Um herauszufinden, was Riose wirklich vorhat und ob diese mysteriöse Foundation wirklich existiert, entsendet der Kaiser seinen besten Mann, Brodrig, als Sonderbevollmächtigten. Bis zu dessen Ankunft dürfte es eine Weile dauern, denn die Region der Barbaren liegt am Rande der Galaxis.

Der Krieg beginnt

Unterdessen hat Riose mit Lathan Devers einen Händler der Foundation gefangengenommen, der darüber keineswegs erfreut ist. Schon gibt es ein erstes Todesopfer unter den Soldaten, die seine Waren untersuchen wollten: Die unsachgemäße Handhabung eines Strahlers brennt dem Soldaten ein Loch in die Brust. Das zeigt das Ausmaß der Unwissenheit. Riose ahnt nicht, dass Lathan Devers der ausgesandte Spion ist, der die Lage peilen und dem Rat berichten soll. Nach kurzem Verhör sperrt Riose Devers und Barr in eine Zelle. Dort errichten sie einen Schutzschirm gegen Abhören und machen sich näher bekannt, denn bislang haben sie nur eine Rolle gespielt. Devers erkennt in Barr den Mann, der den Vizekönig tötete. Nun entwerfen beide einen Schlachtplan.

Brodrig, der Sonderbevollmächtigte, trifft nach einer Reise 200 Parsek endlich bei Riose ein. Der berichtet, dass seine Flotte inzwischen die Foundation-Welt Terminus eingekreist habe, indem sie die umliegenden Welten erobert habe. Mit dieser Info stellt Riose Brodrig nicht nur vor vollendeten Tatsachen, sondern auch in die vorderste Front. Da muss der Hofrat erst einmal schlucken. Aber er hat Ressourcen: Nicht der Händler besticht ihn, sondern umgekehrt: Für 100.000 Credits würde Devers so ziemlich jeden verraten. Wenig später hat Brodrig auch den General bestochen: Er wird sein Stellvertreter.

Barr und Devers können nicht vermeiden, sich des Generals zu entledigen: Er hatte sie durchschaut und entwaffnet. In einer Eilaktion machen sie sich aus dem Staub – Richtung Trantor. Dort kommt es schon bald zu einem tödlichen Zwischenfall…

Teil 2: Das Maultier

Auf der Welt Haven, die der Foundation tributpflichtig ist, trifft das Brautpaar Toran und Bayta bei zwei Vätern ein. Randu und Franssart sind Halbbrüder und im Widerstand. Sie sind entzückt über die erst 24 Jahre alte Braut, die von der Foundation kommt und dort, wie sie leise verrät, der Widerstandsbewegung angehört hat. Randu und Franssart sind ebenfalls keine Freunde der Foundation: Sie unterdrücke die Nachbarwelten und verhindere den Fortschritt. Schon bald müsse es zu einer erneuten Seldon-Krise kommen, denn seit Gründung der Foundation seien bereits 300 Standardjahre vergangen. Höchste Zeit, ein paar Dinge in Bewegung zu setzen.

Da ihnen Gerüchte von einem sehr erfolgreichen General zu Ohren gekommen sind, sehen sie eine Chance, mit diesem Burschen eine Seldon-Krise herbeizuführen. Er nenne sich „Das Maultier“ heißt es. Die beiden Halbbrüder bitten das frischgebackene Brautpaar, doch mal eine kleine Hochzeitsreise für die Flitterwochen anzutreten, die zur Welt dieses „Maultiers“ führen könnte. Rein zufällig, versteht sich.

Gesagt, getan. So ein Honeymoon ist eh überfällig. Und Kalgan stellt sich als sehr angenehm heraus, wenn auch ein wenig langweilig, findet Toran. Das ändert sich, als das Pärchen am Strand liegt und ein Clown auftaucht. Mit gedrechselten Worten lobt er Baytas Schönheit. Dafür soll er fünf Credits Trinkgeld erhalten, die er jedoch empört zurückweist. Da tritt ein Wächter auf, der den Hofnarr, der die Gäste belästigt, bestrafen will. Toran stellt sich dem Wächter entgegen, indem er ihm die Betäubungspistole abnimmt. Als zwei Soldaten mit Elektropeitschen auftreten, ändert sich die Lage.

Die beiden Soldaten werden von einem Leutnant befehligt, der Toran zur Rede stellt. Eine Menschenmenge hat sich versammelt. Toran gibt sich als Bürger der mächtigen Foundation zu erkennen – was eine glatte Lüge ist – und erklärt den Hofnarren zu seinem Besitz. Der Leutnant gibt nicht klein bei, pfeift seine Soldaten aber zurück. Alles ist ein abgekartetes Spiel des Maultiers, des neuen Herrschers von Kalgan.

Als der lokale Geheimdienstchef der Foundation sich Zutritt zu Torans und Baytas Yacht verschafft, klärt er sie über die Gegebenheiten auf. Die Lage ist, gelinde gesagt, labil und trügerisch. Die Anwesenheit des Clowns Magnifico, eines Bürgers von Kalgan und Untertanen des neuen Machthabers, ist heikel. Und als er sie auffordert, sich schleunigst aus dem Staub zu machen, zögern sie nicht. Da sie dadurch den Clown entführen, liefern sie dem „Maultier“ einen Vorwand, einen Krieg mit der Foundation vom Zaun zu brechen: der „casus belli“ ist eingetreten.

Der Psychohistoriker Ebling Mis warnt den Bürgermeister der Foundation auf Terminus vor der drohenden Gefahr und dass demnächst eine Hari-Seldon-Krise und -Ansprache eintreten werde. Doch der Bürokrat Indbur weigert sich zu reagieren. Schon bald fällt die erste Welt, aber wie seltsam: Die Offiziere kapitulieren ohne Not. Die Handelsherren unter Randus Führung müssen sich entscheiden, und ihr Votum besagt, dass sie der Foundation-Raumflotte helfen.

Der Tag, dass Hari Seldon bzw. sein 3D-Avatar im Zeitgewölbe erscheinen soll, ist gekommen. Der Raum ist rappelvoll, und sogar Bayta und Magnifico haben es geschafft, Zutritt zu erlangen. Doch bevor Seldons Avatar erscheint, hat Randu ein ernstes Wörtchen mit Bürgermeister Indbur zu reden: Nachdem weitere Welten gefallen sind, weil Offiziere übergelaufen sind, komme es nicht mehr infrage, die Flotte der Händler unter den Befehl der Regierung zu stellen: Der Bürgerkrieg ist ausgebrochen. Denn wer könne sagen, wie hoch hinauf der Verrat reiche, nicht wahr?

Hari Seldons Ansprache sagt genau diesen Bürgerkrieg voraus, doch weil die meisten Anwesenden noch nichts davon wissen, denken sie, dass sich Seldon diesmal irren müsse. Doch dann fallen ihre Armbanduhren aus, die Daten aus Rechenzentren erhalten, die mit Atomkraft betrieben werden. Überall auf Terminus fällt der Strom aus. Randu holt Bayta und Magnifico aus dem Gewölbe, und gemeinsam mit Toran schaffen sie es zurück nach Haven. Der Bürgermeister ist zusammengebrochen, und der Kollaps des Systems beschleunigt sich, als die Truppen des Mutanten auf Terminus landen: Die Foundation ist gefallen.

Mission

Doch obwohl die Lage auch auf Haven finster aussieht, gibt Bayta, die tapfere Tochter der Foundation, nicht auf. Deshalb ist sie auch nur zu gern bereit, zusammen mit Toran und Ebling Mis, dem Psychologen, nach Trantor zu fliegen. Hier sollen sie auf Anweisung Rondus herausfinden, woher das Maultier kommt, über das man nichts weiß – und seine Schwachstelle finden, um es besiegen zu können. Ihr zweiter Auftrag lautet, die zweite Foundation zu finden. Doch sie ahnen erst sehr spät, dass sie von Captain Han Pritcher, den sie auf Kalgan kennenlernten, beschattet werden. Er ist vom Maultier bekehrt worden.

Nach einem ziemlich gefährlichen Zwischenstopp auf Alt-Trantor, bei dem sich Magnifico als Mörder betätigt, landen sie aus Neu-Trantor, wo sie die kaiserliche Bibliothek durchforsten wollen. Aus den Ruinen des zusammengebrochenen Imperiums erheben sich Farmen, wo sich zuvor metallene Ruinen erhoben. Ein Anführer namens Lee Senter heißt die Fremdlinge willkommen, schickt aber Pritchard heimlich eine Nachricht. Es dauert nicht lange, bis Pritchard in der Bibliothek auftaucht, in der sie nun lagern, und versucht, sie zur Gefolgschaft des Maultiers zu bekehren. Obwohl er keinerlei Gewalt androht, lehnen Bayta und Toran ab. Denn die Macht des Maultiers besteht darin, Emotionen zu induzieren, sei es Liebe, Angst oder Hass. Und aus Verzweiflung legten die meisten Soldaten und Offiziere der Foundation ihre Waffen nieder, erklärt der ehemalige Geheimagent. Ihre Emotionen sind Privatsache, sagen Bayta und Toran, deshalb lehnen sie das Angebot ab. Außerdem sucht ja Ebling Mis nach dem Geheimnis, wie man das Maultier besiegen kann. Dieses wichtige Detail wollen sie dem bekehrten Pritchard keinesfalls verraten.

Ebling Mis

Auf Neu-Trantor durchsucht Ebling Mis, der Psychologe, die Archive nach Hinweisen auf das Maultier. Schließlich kann ja ein Mutant nicht undokumentiert auftauchen, um dann die Welt zu erobern. Nach einer Weile werden Toran, Bayta und Magnifico ein wenig ungeduldig, denn ihnen geht der Proviant aus. In den Ruinen gibt es wenig zu beißen. Endlich stößt Ebling Mis einen Freudenschrei aus: Er hat etwas entdeckt. Doch da zückt Bayta ihre Waffe und schießt ihm ein Loch in den Kopf! Toran ist fassungslos: Was ist nur in sie gefahren?

Mein Eindruck

Es mutet heute wie ein sehr veraltetes Modell des Universums an, was uns der Autor hier präsentiert., irgendwie hinterwäldlerisch. Obwohl doch das Imperium so weitreichend und allumfassend sein soll, gibt es keine einzige fremdartige Lebensform, also Aliens. Deren Auftreten war Asimov explizit von seinem Herausgeber John W. Campbell jr. untersagt worden Campbells Astounding-Magazin. Das wirft kein gutes Licht auf Campbell. Allerdings befand sich die halbe Welt 1939 im Krieg, und der Vergleich von Aliens mit Nazis hätte allzu nahegelegen. Die USA wollten sich, wie im 1. Weltkrieg, raushalten. Das gelang bekanntlich nur bis zum 7.12.1941.

Und Roboter kommen ebenfalls keine vor, obwohl Asimov sie bereits kurz zuvor eingeführt hatte. In seiner Story „Liar!“ hatte er erstmals die Robotergesetzte formuliert und in den beiden SF-Krimis „Die Stahlhöhlen“ (1954) und „Die nackte Sonne“ (1957) sollte er schlaue Roboter wie R. Daneel Olivaw einführen – allerdings drei Jahre, nachdem er 1951 „Foundation“ erstmals als Roman veröffentlicht hatte. Erst Jahrzehnte später führte Asimov die beiden Zyklen zusammen, doch Aliens tauchten dann doch erst in der zweiten Foundation-Trilogie (siehe unten) auf, die von Bear, Brin und Benford verfasst wurde.

Der Tausendjahreplan

Der Spaß hält sich also sehr in Grenzen. Das Imperium stirbt, doch nur einer rechnet damit: der Psychohistoriker Hari Seldon. Er gründet mit offiziellem Segen die erste Foundation, wo die Encyclopedia Galactica geschrieben werden soll. Doch heimlich gründet er die ultrageheime Second Foundation bei „Star’s End“, wo auch immer das sein soll.

Asimov übernahm die Zerfallsphänomene aus Edward Gibbons epochalem Werk „The Decline and Fall oft he Roman Empire“ und wollte offenbar dessen Schlussfolgerungen auf den Zeitraum von tausend Jahren Interregnum übertragen. Klingt spannend, aber der Plan hat nicht so ganz geklappt: Diese erste Trilogie deckt nur 500 der von Hari Seldon vorhergesagten 1000 Jahre Interregnum ab, die zwischen dem Untergang des alten Imperiums und der Entstehung eines neuen vergehen sollen.

Der zweite Foundation-Roman

Hari Seldon bzw. sein 3D-Abbild erscheint tatsächlich, aber leider erst, als es bereits zu spät ist: Die Foundation wird besiegt. Er hat keine Mutanten vorhergesagt, und einer von diesen verfügt über gewaltige Empathenkräfte, um die Offiziere und Mannschaften des Gegners emotional zu überwältigen und für seine Sache zu bekehren. Hier gibt es also keine brachialen Raumschlachten mit zerschossenen Schiffen, sondern stattdessen eine friedliche Übernahme nach der anderen. Das Ende der Foundation und ihres Imperiums aus Handel, Atomkraft und Religion ist unausweichlich.

Früher oder später wundert sich der Leser ebenso wie die Figuren, wann es denn nun endlich auftaucht, das legendäre Maultier. Es sollte doch wenigstens mal ein Ultimatum stellen, wenn schon nicht seinen Triumph auskosten. Nichts dergleichen geschieht. Stattdessen konzentriert sich der halbe Roman auf eine Reise in die Vergangenheit: Toran und Bayta sollen nicht nur Infos über den Mutanten, sondern auch über die Zweite Foundation finden.

Da wirkt es dann ziemlich kontraproduktiv, wenn Bayta ihren Chefrecherchierer Ebling Miss tötet. Er muss etwas gefunden, was niemand wissen soll. Mehr darf nicht verraten werden, denn der Autor hat die Lösung des Rätsels gut versteckt. Später fragt sich der Leser, wie er nur alle Hinweise übersehen konnte.

Die Neuübersetzung

Die Seitenzählung basiert auf dem Sammelband mit der Neuübersetzung, der in der Heyne SF Bibliothek als Band Nr. 79 erschien.

S. 345: „Geheimnisse der feindlichen Strategre“: Hier sollte wohl „Strategie“ stehen.

S. 371: “pompöse Beichte über militärische Angelegenheiten“: Statt „Beichte“ sollte hier wohl besser „Berichte“ stehen.

S. 372: “Wollen Sie wohl endlich still sein und aufhören, Ihr Gewicht herumzuwerfen?“ Dieses Gewicht darf man nicht wörtlich auffassen, denn selbst ein General hat nur wenig Fett am Leib. Vielmehr handelt es sich um eine schwer verständliche Eins-zu-eins-Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch, die man als „sich aufplustern“ genauso gut hätte übersetzen können.

S. 406: “Sein langer Finger folgte beim [der] Lesen der Zeile.“ Das erste „der“ ist völlig überflüssig.

S. 480: “dass die Mundwinkel sorgfältig zu diesern (!) künstlichen halblächeln verzogen waren…“: Statt „diesern“ sollte hier besser „diesem“ stehen.

S. 485: “hinwegblioken konnte” sollte besser „hinwegblicken“ heißen.

S. 532: “Gissung”: korrekter Begriff aus der Navigation: „die Position eines Schiffes oder Flugzeugs ungefähr bestimmen“ (DUDEN).

S. 562: „Eine sehr tiefgehende, Einwirkung auf die Emotionen…“: Das Komma ist hier deplatziert und ziemlich verwirrend.

Unterm Strich

Keine Aliens, keine Roboter! Dafür gibt es Psi-Kräfte und Mutanten. Es muss an John W. Campbell gelegen haben, dem Herausgeber von Asimovs Geschichten und Romane: Sie sind für große Jungs ab 14 oder 16 Jahren gedacht. Dass Psychohistorik nichts mit Ingenieuren zu tun hatte, war ja allein schon grenzwertig. Wenigstens kommen Raumschiffe und Kernkraftwerke vor.

Vorhersagen

Die Mathematik der Geschichte lässt sich nur auf große Mengen anwenden, um statistisch relevante Aussagen machen zu können. Gemeint sind vor allem große Mengen von Menschen (also weder Aliens noch Roboter), die bereits statistisch erfasst worden sind. Da die Psychohistorik nur das Verhalten von Menschenmassen, aber nicht extrem machtvolle Fähigkeiten einzelner Individuen vorhersagen kann, war dies für Seldons Psychohistorik nicht zu kalkulieren. Diese Daten müssen zur Verfügung stehen, damit sie ausgewertet werden können. Und wer hat diese Daten? Die imperiale Bürokratie. Die Foundation ist also alles andere als die Keimzelle der Rebellion, wie der wahre Herrscher annimmt.

Die Suche beginnt

Hari Seldons Hologramm erscheint regelmäßig, aber stets nur in Zeiten einer Krise. Da er diese Krisen vorhergesagt hat, kommt er stets rechtzeitig – außer diesmal, während des Untergangs seiner Foundation. Da seine Aussagen ziemlich brisant sind, werden sie nur den Mächtigsten der Foundation zuteil. Weil auch Vorhersagen Sprengkraft entfalten können, muss man sie der Öffentlichkeit ebenfalls vorenthalten. Die Öffentlichkeit könnte sonst ja auf dumme Gedanken kommen oder gar in Panik geraten. Es reicht schon, wenn gewisse Demokraten für Aufruhr sorgen. Diesmal ist das Publikum groß, und die politischen Folgen fallen umfangreich aus. Toran und Bayta entkommen dem Ende der Foundation erst in letzter Sekunde. Werden sie den Schlüssel zu ihrer Wiedererweckung finden, fragt sich der Leser mit ihnen. Und alle warten auf das Erscheinen des Maultiers – einer raffinierter Kniff des Autors.

Der General

Die erste Hälfte des Romans ist einem siegreichen General des Imperiums gewidmet, und Bel Riose scheint auch wirklich den Sieg gegen Foundation davonzutragen. Leider macht sich im Moment seines Triumphes ein weiteres psychologisches Gesetz geltend, das besonders in militärischen Hierarchien zu gelten scheint: Niemand gönnt ihm seinen Erfolg, sondern sägt bereits an seinem Stuhl, den Dolch im Gewande.

Erzählstil

Wenigstens ist dieser Roman eine deutliche stilistische Verbesserung gegenüber der Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, die den ersten Band ausmachten. Toran und Bayta bilden von Anfang die Hauptfiguren, und der Narr und mehrere Gegenspieler gesellen sich zu diesem Zentrum. Man kann von einem Roten Faden sprechen, der diese Handlung durchzieht und zu einem – ziemlich überraschenden – Ende führt.

Eine gewisse schräge Art von Humor lässt sich der Geschichte nicht absprechen, und sie hat meist mit dem Narren zu tun – schließlich haben die anderen wenig zu lachen. Mit Romantik ist wenig zu finden, vielmehr hat es mir missfallen, dass Toran seine Frau Bayta so unterdrückt und anblafft. Sie lässt sich das auch noch widerspruchslos gefallen und muckt nie auf. Umso heftiger fällt der Schock beim Leser aus, als sie sich als eiskalte Mörderin entpuppt. Aber sie hat einen sehr guten Grund für ihre Untat…

Hinweis 1

Der oben erwähnte Sammelband der Neuübersetzung von 1991 enthält eine lange Abhandlung über die Wissenschaft der Psychohistorik, geschrieben 1988 von Michael F. Flynn. Obwohl sehr anspruchsvoll, liefert sie doch anschaulich und verständlich tiefe Einblicke in die Theorie und eine fundierte Bewertung dieser erfundenen Wissenschaft: 1) Die Mathematik der Geschichte, 2) Die Biologie der Geschichte.

Hinweis 2

Diese erste Trilogie deckt nur 500 der von Hari Seldon vorhergesagten 1000 Jahre Interregnum ab, die zwischen dem Untergang des alten Imperiums und der Entstehung eines neuen vergehen sollen. Deshalb baten die Erben Asimovs ein Autorentrio darum, drei Romane zu schreiben, die die restlichen 500 Jahre abdecken sollen:

• Gregory Benford: Aufstieg der Foundation (Foundation’s Fear, 1997)
• Greg Bear: Der Fall der Foundation / Foundation und Chaos (Foundation and Chaos, 1998)
• David Brin: Der Sieg der Foundation (Foundation’s Triumph, 1999)

Taschenbuch: 284 Seiten.
O-Titel: Foundation and Empire, 1952.
Aus dem Englischen von Rosemarie Hundertmarck.
ISBN-13: 9783453042650

www.heyne.de

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