Miles Cameron – Das gefallene Schwert (The Traiter Son Cycle 2)

The Traiter Son Cycle

Band 1: Der rote Krieger“
Band 2: „Das gefallene Schwert“

Die Schlacht um Lissen Carak ist gewonnen, allerdings nicht ohne ein paar unangenehme Nebenwirkungen!

Der Rote Ritter beherbergt seit neuestem den ehemaligen königlichen Hofmagier Harmodius in seinem Kopf, was nicht nur lästig, sondern auch schmerzhaft ist.

Der gallysche Ritter de Vrailly hat sich in der Schlacht so bewährt, dass der König nun nicht mehr wagt, ihn nach Gallyen zurückzuschicken, obwohl de Vraillys und seine Begleiter sich zunehmend wie Rüpel aufführen und die Königin verleumden.

Und Thorn ist noch lange nicht endgültig besiegt. Statt dessen hat er sich in die Wildnis zurückgezogen und brütet dort neues Unheil aus, im wahrsten Sinne des Wortes …

Derweil haben in Morea der Hofmagier Aeskepiles und der Herzog von Thrake ein Komplott gegen den Kaiser geschmiedet. Gegen einen Kaiser, der inzwischen der neue Auftraggeber des Roten Ritters ist …

Was diese Fortsetzung mit ihrem Vorgänger, gemeinsam hat, sind eine Vielzahl von Personen und Handlungssträngen und eine Menge Kämpfe. Aber es gibt durchaus auch Unterschiede.

Die Kämpfe und Schlachten finden diesmal vorwiegend zwischen Menschen statt. Das macht es nicht weniger blutig, aber immerhin zumindest ein bisschen weniger eklig. Und während ich bei der Lektüre des ersten Bandes irgendwann an einem Punkt angelangt war, an dem ich keine Lust mehr auf weiteres Kriegsgeschehen hatte, ist diese Anwandlung diesmal ausgeblieben. Seltsamerweise bin ich nicht in der Lage, einen Grund dafür anzugeben. Ich habe zwar nicht nachgezählt, denke aber, daß die Anzahl der Kämpfe in den jeweiligen Bänden sich in etwa die Waage hält.

Vielleicht lag es daran, daß diesmal der Raum des Hauptschauplatzes weniger eingeschränkt ist. Denn trotz der vielen unterschiedlichen Figuren und Handlungsstränge ist der Hauptträger der Geschichte der Rote Ritter, der hier wesentlich mehr Bewegungsfreiheit hat als während der Belagerung im ersten Band.

Vielleicht lag es auch daran, daß diesmal die Nebenstränge mehr Einfluss auf das Hauptgeschehen haben. Das Geplänkel zwischen den Gegnern, basierend auf Spionage, Sabotage und diversen Attentaten bietet wesentlich mehr Abwechslung. Im Vergleich dazu hatte das sture Anrennen von Thorns Truppen gegen die Mauern von Lissen Carak etwas von dem Versuch einer Fliege, durch ein geschlossenes Fenster zu fliegen.

Oder es lag daran, dass die Nebenstränge diesmal mehr Eigenleben entwickeln. Die Flucht Bill Redmeres und seiner Wildbuben nach Westen zeigt die Wildnis aus einer völlig neuen Perspektive, die die Geschichte deutlich bereichert. Die Zuspitzung der Ereignisse in Harndon verleiht dem Spannungsbogen zusätzlichen Zug, denn obwohl sie vom Geschehen in Morea im Grunde unabhängig sind, sind sie doch durch den Aspekt der Drachen mit dem Rest verbunden. Was am Ende von Band eins erstmals angedeutet wurde, kristallisiert sich mit fortschreitender Handlung immer deutlicher heraus: dass hier uralte Mächte ein privates Schachspiel spielen!

All das ist technisch hervorragend gemacht. Die vielen einzelnen Rädchen greifen reibungslos ineinander, nichts holpert, nichts knirscht. Die Geschichte liest sich flüssig, trotz der vielen Wechsel von Ort und Erzählperspektive.

Lästig fand ich dieses Mal nur zwei Dinge:

Das eine sind die Gallyer. Mit Ausnahme von d’Eu ist jeder einzelne von ihnen unerträglich, Knappen und Pagen eingeschlossen. Natürlich liegt das am Plot, aber sie gingen mir trotzdem auf die Nerven.

Das andere ist die Übersetzung. Es gibt Stellen, an denen nicht klar ist, welcher der beiden Akteure den abgedruckten Satz spricht. In solchen Fällen wäre der Gebrauch von Demonstrativpronomen hilfreich.
Dafür war die Bindung des Buches diesmal gut.

Unterm Strich bleibt zu sagen, daß ich den zweiten Band besser fand als den ersten. Es kamen einige neue, interessante Nebencharaktere dazu wie die Herrin von Ticondaga oder der junge Mortimir, die wohl auch im weiteren Verlauf der Geschichte noch eine Rolle spielen werden. Die neuen Einblicke in die Welt der Wildnis waren faszinierend, und der wachsende Druck auf das Königspaar in Hardnon sorgt für steigende Spannung. Auch der erste Auftritt von Smythes Gegenspieler trug dazu bei, dass ich diesmal beim Lesen keinen Durchhänger hatte. Ich hoffe sehr, daß die Fortsetzung, die mit Sicherheit vorgesehen ist, sich in dieser Richtung weiterentwickelt.

Miles Cameron hat ein Studium in mittelalterlicher Geschichte sowie eine militärische Laufbahn hinter sich. Wenn er nicht gerade schreibt, nimmt er in voller Rüstung an Turnieren teil oder campiert mit einem mittelalterlichen Treck im kanadischen Outback. The Traiter Son Cycle ist Camerons erster Zyklus, ein Erscheinungstermin für die Fortsetzung steht noch nicht fest.

Taschenbuch 1088 Seiten
Originaltitel: „The Fell Sword“
Deutsch von Michael Siefener
ISBN-13: 978-3-453-31442-9

www.randomhouse.de/heyne

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