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Francis, H. G. / Carey, M. V. – Die drei ??? und der Karpatenhund (Folge 3)

„Der Karpatenhund“ gehört zur ersten Tranche der Veröffentlichungen aus dem Hause EUROPA und datiert zurück auf den 12. Oktober 1979. Im Laufe der folgenden (fast) 30 Jahre summierten sich die Hörspiele der drei kultigen Junior-Detektive auf über 120 auf. Zwischendrin gab es in den Neunzigern mal einen etwas größeren Hänger und kürzlich neuerliche Lizenzstreitigkeiten, welche erst Anfang 2008 (hoffentlich) endgültig beigelegt wurden. Seither geht es mit den Vertonungen der Buchreihe weiter, was Fans – altgediente und neue – zum Aufatmen brachte.

_Zur Story_

Der freundliche, alte Mr. Prentice lädt die drei Junior-Detektive zu sich ein, da es in seinem Apartment scheinbar spukt. Nicht nur, dass sich jemand während seiner Abwesenheit augenscheinlich in seiner Wohnung aufgehalten hat; auch mysteriöse Lichtblitze in seinem Arbeitszimmer lassen ihn die Dienste der drei ??? in Anspruch nehmen. Noch während die drei Jungs bei ihm sind, wird Justus Zeuge einer dieser Lichterscheinungen, doch damit nicht genug – draußen scheint sich ebenfalls etwas zu tun: Aufgeschreckt durch ein knallendes Geräusch, begeben sich die vier auf den Balkon, wo sie mit ansehen, wie eine Gestalt aus einem Haus gegenüber flüchtet und in einer Kirche verschwindet.

Es stellt sich heraus, das dieses Haus einem Mr. Prentice wohl bekannten (und von ihm finanziell unterstützten) Künstler gehörte, der erst kürzlich verstarb, die Gestalt hat etwas von dort entwendet, was rechtmäßig ihm gehört: Die Glas-Skulptur des legendären Karpatenhundes, den Mr. Prentice in Auftrag gab. Er möchte diesen auf jeden Fall zurückhaben, nicht wegen des Geldes – er ist versichert , sondern es geht ihm um das unersetzliche Kunstwerk. Just, Peter und Bob nehmen den Fall an und untersuchen die möglichen Verdächtigen, vornehmlich natürlich die Hausbewohner.

Darunter sind einige schräge Charaktere, wie der abgespacte Esoterik-Freak Elmquist, der reiche Börsenmakler Murphy, die hartgesottene Mrs. Chalmers, die sogar mitten im Winter noch im hauseigenen Pool schwimmen geht, und nicht zuletzt die überaus neugierige und stets nervige Hausverwalterin Mrs. Boogle. Wer bricht beim freundlichen Mr. Prentice ein? Was haben die Lichtblitze zu bedeuten? Die Sache spitzt sich zu, als eine Reihe von Anschlägen auf die Bewohner verübt wird und der Dieb 10.000 Dollar Lösegeld von Mr. Prentice fordert, um den Karpatenhund wiederzuerlangen – sogar Just und Bob bekommen einen über den Schädel gezogen. Eine wahrhaft harte Nuss für unsere Helden.

_Eindrücke_

Grade in den ersten Folgen tauchen altgediente |EUROPA|-Recken verstärkt als Figuren auf. So sind der Gernot Endemann sowie Ernst von Klippstein, Gerlach Fiedler, Hans Hessling und Rolf Mamero in allerlei Hörspielen des Labels ebenfalls zu hören. Gernot Endemann hat beispielsweise zusammen mit Rolf Mamero bei „Commander Perkins“ mitgewirkt (als Major Hoffmann) und Ernst von Klippstein gab den arkonidischen Wissenschaftler Crest in der SF-Erwachsenen-Serie „Perry Rhodan“. Gerlach Fiedlers raue, markante Stimme war auch schon in der allerersten veröffentlichten Folge der drei ??? [(„Der Super-Papagei“) 5145 als Mr. Claudius aktiv.

Hans Hessling ist manchem Thirtysomething eventuell aus der Enid-Blyton-Serie „Rätsel um …“ noch gut in Erinnerung. Last but not least wirkt hier auch Heikedine Körting selbst als Sprecherin mit; ansonsten bescherte sie uns stets als Regisseurin und treibende Kraft im Hintergrund u. a. solche Knaller wie „TKKG“ und nicht zuletzt das knuffige Schlossgespenst „Hui-Buh“. Das Drehbuch stammt – wie bei allen alten Folgen – von H. G. Francis, der das Originalbuch von M. V. Carey aus dem Jahre 1977 in eine deutsche und hörbare Fassung gebracht hat.

Dieser Folge fehlt das ansonsten gepflegte Mystery-Ambiente ein wenig. Zwar wird die Geschichte des transsylvanischen Hundes recht spannend ausgebreitet, da er aber keinerlei augenscheinlichen geheimnisvollen Kräfte besitzt, verpufft das Gruselmoment recht schnell, und auch die seltsamen Lichtblitze sind nicht als bedrohlich einzustufen. Spannend und gut gesprochen ist diese Folge dennoch, beschränkt sich aber auf Detektivarbeit und Kombinationsgabe, angereichert mit allerlei Action-Sequenzen. So finden sich in der Handlung von Diebstahl über Giftanschlag bis hin zur Autobombe eine ganze Reihe handfester Straftaten, die Erpressung und die tätlichen Angriffe auf Justus und Bob nicht mitgerechnet.

Somit gehört diese Folge sicher zu den aktionsgeladeneren der Serie, die weniger auf dichte Story setzt. Die Soundeffekte und Musik passen wie üblich recht gut, aber gerade die Geräusche sind etwas schlaff abgemischt und können nicht ganz überzeugen. Auf die Lösung des Falles kann man allenfalls spekulieren, aus eigener Kraft und Logik ist dieses Problem nicht so einfach bzw. gar nicht zu knacken. Ein kleiner logischer Fehler hat sich überdies auch eingeschlichen: Direkt am Anfang schließt Just ein Eindringen des potenziellen Diebes über den Balkon aus, da das Apartment dafür zu hoch im Gebäude liege. Später aber verfolgen Peter und Bob einen Verdächtigen, indem sie von Mr. Prentices Balkon aus über die Freitreppe/Feuerleiter hinter ihm her wetzen – ergo gab es doch eine Möglichkeit, von außen an die Wohnung/Balkon zu kommen.

_Fazit_

Solide gemachte Folge, die aber nicht das sonst vorherrschende Mystery-Feeling aufweist; zudem ist ein bisschen viel auf einmal an Action auf zu kurze Zeit gepackt worden. Die Jagd nach dem Karpatenhund und seinem Dieb gleicht eher einer wilden Hatz, bei der man den Grips nicht zu sehr anzustrengen braucht. Seitens des Hörspiels werden die Hinweise nicht ausführlich genug dargebracht, um sich als Hörer selbst einen Reim darauf machen zu können, wenngleich die Figuren wirklich interessant und ziemlich schräg sind. So wartet man sehnsüchtig darauf, dass Justus endlich die Sache am Ende aufklärt. Die Lösung ist pfiffig, geht aber in der Action zu sehr unter. Anhörenswert ist die Folge drei allemal, gehört aber zu den schwächeren Vertretern.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? und der Karpatenhund“ – Folge 3
Buch-Autor: M.V. Carey / Drehbuch: H.G. Francis
Ersterscheinung: Oktober 1979
EUROPA (BMG Ariola Miller)
Lauflänge: ca. 44 Minuten
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Conrad, Morgenstern, Zeiberts
Cover-Design: Aiga Rasch

Die Figuren und ihre Sprecher:

Erzähler (alias Alfred Hitchcock): Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Mr. Prentice: Ernst von Klippstein
Mr. Niedland: Gerlach Fiedler
Pfarrer: Hans Hessling
Mrs. Boogle: Katharina Brauren
Sonny Elmquist: Philip Kunzmann (Gernot Endemann)*
Mr. Murphy: Karl-Ulrich Meves
Miss Chalmers: Pamela Punti (Heikedine Körting)*
Mr. Hassel: Rolf Hundertwasser
Polizist: Rolf Mamero

*) Pseudonyme, Klarnamen in (Klammern)

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Die drei ??? und der Phantomsee (Folge 2)

Auf Nummer eins folgt Nummer zwei. So ist es natürlich auch bei der Kulthörspielserie der drei Fragezeichen, wobei damals keiner wusste, ob die Serie in Deutschland überhaupt Anklang finden würde, als man die ersten drei Hörspiele bei den EUROPA-Studios (heute einverleibt in BMG Ariola Miller) im Oktober 1979 auf die jugendliche Welt losließ.

Seither hat die Serie einige Wendungen genommen; so musste die damalige Musik in den heute erhältlichen Neuabmischungen komplett wegen Lizenzstreitigkeiten geändert werden, der Drehbuchautor H. G. Francis wird schon seit Folge 60 von André Minninger ersetzt, und wie es in 24 Jahren Laufzeit nun mal so ist, haben einige Stammsprecher in der Zwischenzeit auch den Weg alles Irdischen genommen.

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Francis, H. G. / Arthur, Robert – Die drei ??? und der Super-Papagei (Folge 1)

Was macht diese Folge eigentlich so besonders? Nun, als Nummer 1 ist man immer Vorreiter, das ist hier nicht anders, allerdings konnten die |EUROPA|-Studios als Macher dieser Geschichte damals nicht ahnen, dass sie die Einstiegsdroge für eine ganze Generationen von Hörspielfreaks hinlegen. Im Gegenteil. Man nummerierte sogar die eigentliche Nummer 1 „Gespensterschloss“ um, sie wurde zur Nummer 11 degradiert, da man nicht wusste, ob Deutschlands Jugend 1979 schon bereit für die spukige Umsetzung dieser Folge von „The Three Investigators“ (so der Serientitel des Originals) war. Rückwirkend kann man sagen: Sie war es.

_Zur Story_

Justus und Peter werden von Alfred Hitchcock zu dessen Kollegen Mr. Fentriss geschickt, der seinen Papagei „Lukullus“ vermisst, doch die Polizei des kalifornischen Kleinstädtchens Rocky Beach will nichts unternehmen. Am Haus des potenziellen neuen Klienten der drei ??? abgekommen hören sie jedoch Hilfeschreie und beschließen, sich dem Gemäuer vorsichtig zu nähern. Dabei werden sie von einem dicken Kerl überrascht, der sie mit vorgehaltener Pistole ins Haus scheucht und sich ihnen als Mr. Fentriss vorstellt. Der Papagei sei wieder aufgetaucht und hätte den Hilfeschrei ausgestoßen, zudem wäre er telefonisch von Hitchcock über ihr Kommen informiert gewesen und wollte sie nur ein wenig testen.

Die vermeintliche Pistole entpuppt sich als Feuerzeug. Justus und Peter bringen (ohne den Vogel persönlich zu Gesicht zu bekommen) in Erfahrung, dass der Papagei stets einen sehr seltsamen Spruch zum Besten gibt: „Lucius et Licinius et Lukullus – Kopf oder Zahl? – erare humanum est!“, doch einen neuen Fall haben die jungen Detektive wohl nicht … Ein wenig enttäuscht zuckeln sie in dem ihnen kostenlos überlassenen Rolls Royce – samt Chauffeur Morton – von dannen … bis Just ein Geistesblitz trifft. Mr. Hitchcock kann gar nicht angerufen haben, denn zum Haus von Mr. Fentriss führt keine Telefonleitung!

Als sie schnurstracks mit dem Rolls kehrtmachen (lassen), kommt ihnen aus der Ausfahrt des Grundstücks ein schwarzes Ranger-Sport-Coupé entgegengebraust, am Steuer: der Dicke von vorhin! Leider konnten sie trotz des Beinahe-Crashs nur die letzten Ziffern des Kennzeichens erhaschen: „13“. Die beiden Jungs finden den richtigen Mr. Fentriss gefesselt in seinem Haus und befreien ihn. Dabei erfahren sie, dass er den sprachbegabten Vogel von einem mexikanischen Hausierer gekauft hat, und er ist nicht der Einzige. Seine Nachbarin Mrs. Waggoner hat ebenfalls einen solchen Papagei gekauft, der auf den Namen „Schneewittchen“ hört und ähnlich komisches Zeug brabbelt: „Weiß wie Schnee. Rot wie Blut. Schwarz wie Zedernholz … Ist Sherlock Holmes zu Hause?!“

Auch ihr Papagei ist, wie man sich unschwer denken kann, verschwunden, und sie sucht ihn verzweifelt, kann den Jungs aber einen Mann beschreiben, der sich seit geraumer Zeit verdächtig in der Gegend herumtreibt. Natürlich passt die Beschreibung des Mannes und seines Autos auf den Dicken mit seinem Sportwagen. Zwei verschwundene Papageien, die seltsam verdrehte Sprüche klopfen, und ein höchst verdächtiger Kerl, der es offensichtlich darauf abgesehen hat, alle Tiere (es sind deren sieben – inklusive des ominösen Super-Papageis „Blackbeard“) in seine Hände zu bekommen. Doch warum? Welches Geheimnis umgibt diese höchst seltsamen Vögel?

_Eindrücke_

Ein knackiges, schlichtweg geniales und höchst mysteriöses Wort-Rätsel, ein düsterer Friedhof im Nebel und zunächst undurchsichtige Charaktere plus Monsigneur Victor Hugenay, der französische Meisterdieb, der den drei Jungs nicht zum letzten Mal über den Weg dackeln soll, zeichnen die Nummer 1 aus. Gewürzt ist das Ganze mit pädagogisch wertvollen Zuckerlis, wie der Erwähnung, dass Blackbeard, das spätere Maskottchen der Detektei, eigentlich gar kein Papagei ist, sondern ein Star aus der Familie der Mynah, die bekannt sind für ihre exzellenten Spracheigenschaften. Man lernt durch die verdrehten Sprüche der anderen Vögel auch noch eine ganze Menge über klassische Literatur und Geschichte, denn unter ihnen befinden sich außerdem noch Käpt’n Kidd, Sherlock Holmes, Robin Hood und Al Capone. Interessanter und kindgerechter kann man ein wenig Allgemeinbildung nicht verpacken.

Selbstverständlich werden hier schon Tugendhaftigkeit und Freundschaft großgeschrieben, wie es im späteren Verlauf der Serie (bis heute) auch ausnahmslos praktiziert wird. Die kindlichen Stimmen der drei Hauptfiguren sind von ihrer heutigen Tonlage natürlich verschieden und für Kenner nur der neueren Folgen (nach deren Stimmbruch) bestimmt lustig anzuhören. Das heißt: Peter (Jens Wawrzceck) scheint diesen irgendwie verpasst zu haben, er klingt auch als erwachsener Sprecher fast noch genauso wie anno Tuppdich als Bengel. Für Justus (Oliver Rohrbeck) gilt beinahe dasselbe – auch seine Stimme ist zwar sehr jung und eine ganze Oktave höher als heute, aber schon unverkenn- und wechselbar.

Der Einzige, dessen Stimme sich heutzutage ganz anders anhört (und das meine ich überhaupt nicht negativ – im Gegenteil) ist die von Bob (Andreas Fröhlich); er hat heute eine angenehme, recht tiefe und sonore Stimme (und sprach unter anderem den Gollum aus „Herr der Ringe“), während er in diesen frühen Tagen sogar noch Jens Wawrzceck in Sachen Pieps-Stimme in den Schatten stellt. Gerlach Fiedlers dunkel-nasaler Bass passt hervorragend zu seiner Figur, und er beehrt die Fan-Gemeinschaft später noch in drei weiteren Rollen. Auch Katharina Brauren mit ihrer leicht bedeckt-heiseren Oma-Stimme ist ein wahres Urgestein der Serie und wird in deren Verlauf immer mal wieder eingesetzt. Die spätere Dauer-Nemesis der Jungdetektive – Victor Hugenay – wird hier noch von Wolfgang Kubach gegeben, leider auch mit zu wenig französischem Akzent, aber trotzdem aller Ehren wert. Kurzum, hier finden sich erstklassige Sprecher zusammen, um eine hervorragende Leistung abzuliefern.

Sie Soundkulisse und die Musik sind ein wichtiger Punkt, und trotz der Neuabmischung hat man – zumindest, was die Effekte angeht – die Finger davon gelassen, daher befinden sich Schnitt und Geräusche noch im Originalzustand. Lediglich die Musik musste geändert werden, das war nötig wegen Lizenzstreitigkeiten um die Original-Musik von Brac/George – heute kümmern sich die Herren Conrad, Morgenstern und Zeiberts um die Soundtracks. Die Folge an sich ist natürlich meilenweit von der Perfektion heutiger Produktionen entfernt und strotzt auch vor einigen heftigen Fehlern der Regie. Tatsächlich gehört die Nummer 1 (neben „Hexen-Handy“) zu den Folgen mit den wohl meisten Fehlern, die dem geneigten Hörer beim aufmerksamen Lauschen ins Ohr springen, als da wären:

Mr. Fentriss ist nach eigenen Angaben „geknebelt“ worden – wie kann er dann um Hilfe rufen? Carlos verdreht ständig die Zahlen des Kennzeichens (3-1 statt 1-3), Blackbeard krächzt bereits in der Zentrale, obwohl sie ihn noch gar nicht gefunden haben. Justus nennt den Namen „Mr. Claudius“, wenngleich er dessen Namen zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kennen kann. Justus nennt Tante Mathilda „meine Mutter“ uva. Bleibt zu erwähnen, dass 2004 eine überarbeitete Version des Hörspiels mit dem Titel „Superpapagei 2004“ veröffentlicht wurde, bei der die bekannten Fehler ausgemerzt wurden. Wer Spaß an den Missgriffen der Serie hat, surft mal auf http://www.rocky-beach.com vorbei – der wohl führenden Fan-Site der drei Fragezeichen. Hier finden sich neben dem Fehlerteufel auch sonst eine ganze Menge Infos rund um die Serie.

_Da kuckste in die Röhre, was?! – Das Fazit_

Die Neuabmischung begleitet immer noch das gute alte Mystery-Flair mit allen klassischen Elementen eines herausragenden Jugendhörspiels, auch wenn mir der alte Soundtrack ein wenig abgeht, denn auch (und gerade) daran macht man Kindheitserinnerungen fest. Trotz manchen Schnitzers ist dies immer noch |die| Kultfolge schlechthin, welche man Neulingen als Start in die Serie empfehlen kann.

_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_

Titel: „Die drei ??? und der Super-Papagei“ – Folge 1
Ersterscheinung: Oktober 1979
Label: EUROPA – Sony BMG Ariola Miller
Lauflänge: ca. 48 Minuten
Drehbuch: H. G. Francis
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Conrad, Morgenstern, Zeiberts
Cover-Design: Aiga Rasch

_Die Figuren und ihre Sprecher:_

Erzähler – Alfred Hitchcock: Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Morton: Andreas von der Meden**
Mr. Claudius: Gerlach Fiedler
Mrs. Claudius: Ingrid Andree
Mr. Fentriss: Richard Lauffen
Mrs. Waggoner: Katharina Brauren
Hausierer Ramos: Juan Perez (Karl-Ulrich Meves)*
Carlos: Stefan Brönneke
Victor Hugenay: Albert Giro (Wolfgang Kubach)*
Papageien, insbesondere „Blacky“: Heikedine Körting**

*) Pseudonym. Die in Klammern aufgeführten Namen sind die Klarnamen der Sprecher.

**) Andreas von der Meden und Heikedine Körting werden komischerweise auch im aktuellen Release immer noch nicht in der Sprecherliste genannt.

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Minninger, André – Die drei ??? – Nacht in Angst (Folge 86)

_Besetzung:_

Justus Jonas: O. Rohrbeck
Peter Shaw: J. Wawrczeck
Bob Andrews: A. Fröhlich
Morton: A. von der Meden
Mr. Peacock: H. Ahner
Alpha: A. Schülke
Erzähler: M. Fuchs

_Inhalt:_

Nachdem Justus, Peter und Bob vergeblich versucht haben, Karten für den neuen Star-Wars-Film zu ergattern, lassen sie sich von Morton abholen. Morton erhält auf der Fahrt einen Anruf von Mr. Peacock, dem Direktor des Steadmans-Museums, der ebenfalls sein Kunde ist und zum Museum gebracht werden will. Der nette, aber etwas schusselige Mr. Peacock hat seinen Cheftimer mit allen wichtigen Daten im Museumsbüro vergessen. Als Entschädigung für den kleinen Umweg bietet er den drei Detektiven eine kurze nächtliche Museumsführung an.

Da morgen eine interessante Ausstellung beginnt, bei welcher der wertvollste Diamant der Welt gezeigt werden wird, nehmen die Jungs die Einladung erfreut an. Während Justus und Morton den Aufzug nehmen, gehen die anderen zu Fuß in den dritten Stock. Doch kurz darauf erlöscht plötzlich das Licht. Zunächst glauben sie noch an einen Stromausfall, aber alles deutet auf einen Einbruch hin. Mr. Peacock und Bob eilen rauf ins Büro, um die Leitungen zu überprüfen, während Peter den Diamanten in Sicherheit bringen soll. Justus und Morton stecken derweil im Aufzug fest.

Bob und Mr. Peacock werden jedoch von der Diebesbande gefangen genommen und eingesperrt. Sie halten den flüchtigen Peter für einen weiteren Dieb und Bob und Mr. Peacock für Komplizen. Nach einer langen Verfolgungsjagd wird auch Peter gefangen – doch den Stein hat er nicht mehr bei sich. Ein weiterer Dieb, der sich als Nachtwächter ausgab, hat ihn ihm abgenommen. Während der Anführer der Diebesbande immer unberechenbarer wird und seine Komplizen das Museum durchsuchen, hoffen Peter und Bob entkommen zu können …

_Bewertung:_

„Nacht in Angst“ ist eine sehr gelungene Folge der drei Fragezeichen, die allen Erwartungen standhält.

|Spannende Echtzeit-Handlung|

Das Besondere an dieser Folge ist ihr Tempo, denn anders als gewöhnlich wird sie quasi in Echtzeit erzählt. Der Hörer erlebt hautnah mit, wie Justus, Peter, Bob, Morton und Mr. Peacock von den Verbrechern gefangen gehalten werden. Das ist eine angenehme Abwechslung zu den sonstigen Fällen, die sich meist über Tage oder Wochen hinziehen. Weiterhin gelungen ist die Abweichung vom üblichen Schema, indem die drei die meiste Zeit über getrennt voneinander agieren. Justus steckt mit Morton im Fahrstuhl fest und kann nur per Sprechanlage mithören, was im Museum geschieht, aber lange Zeit nicht eingreifen. Bob wird gemeinsam mit Mr. Peacock festgehalten, während Peter zunächst durch das Museum irrt, verfolgt von den Gangstern, die ihn ebenfalls für einen Dieb halten. Jeder der drei Detektive trägt auf seine Weise etwas zur Lösung bei, und auch wenn Justus am Ende mal wieder derjenige ist, der die Zusammenhänge am besten durchschaut, haben seine beiden Kollegen zuvor schon ganze Arbeit geleistet.

Spektakulär ist die Folge auch wegen der Gefahr, in welcher die Freunde schweben. Der Anführer der Diebesbande richtet eine Pistole auf sie, Mr. Peacock wird niedergeschlagen und es besteht kaum eine Chance zu entkommen. Zeitweise wissen weder die drei Detektive noch die Gangster, wie viele Leute sich eigentlich zurzeit im Museum bewegen. Der unbekannte Auftraggeber sorgt trickreich dafür, dass sich die Verbrecher gegenseitig nicht mehr trauen, indem er sie gegeneinander ausspielt, und die Handlung hält mehrere überraschende Wendungen bereit. Nie kommt Langeweile auf, da sich die Jungs entweder auf der Flucht oder in Gefahr befinden oder neue Informationen erhalten.

|Amüsante Szenen|

Humorvolle Auflockerungen gibt es auch in dieser spannungsgeladenen Folge. Dass Justus lieber den Aufzug statt der Treppe nimmt, bietet Peter mal wieder Grund zur Häme, denn auf diese Art wird der Erste Detektiv seine überflüssigen Pfunde nie los. Das ist zwar eine recht gemeine Bemerkung, aber da Justus andererseits gerne mal besserwisserisch auftritt und ein gesundes Selbstbewusstsein besitzt, durchaus legitim. Unfreiwillig komisch ist der wütende Alpha, der Anführer der Diebesbande, als er entdeckt, dass sich nicht nur Peter und Bob, sondern anscheinend auch noch ein Nachtwächter im Museum befinden, und er seine Leute anbrüllt, warum hier zig Leute im Gebäude herumrennen, von denen sie keine Ahnung haben. Eine witzige Kabbelei gibt es zwischen Peter und Bob, als Peter zögert, in den Wasserkasten der Toilette zu greifen, und Bob ihn tadelt: „Eklig wird’s erst weiter unten.“ Die größten Lacher auf seiner Seite hat aber Justus, der beim großen Finale völlig unverhofft auftaucht und das obligatorische Überreichen der Visitenkarte diesmal äußerst originell gestaltet.

|Sehr gute Sprecher|

Die Darsteller der Nebenfiguren sind keine Unbekannten und liefern eine sehr gute Leistung ab. Helmut Ahner kennt man auch als Stimme des Butlers Johann in „Duck Tales“, als unfreundlicher Nachbar in „Benjamin Blümchen als Gärtner“, als distinguierte Bulldogge Francis im |Disney|-Film „Oliver und Co“ und bei den |Drei Fragezeichen| beispielsweise als Kapitän Joy in „Der rote Pirat“ und als Slater in „Der Super-Wal“. Auch Achim Schülke hatte bereits Auftritte bei den |Drei Fragezeichen|, beispielsweise in „Das Gold der Wikinger“. Regelmäßig spricht er in der Serie „Bob der Baumeister“ und bei den „Teenage Mutant Hero Turtles“ und als Titus Jonas in der Ablegerserie „Die drei Fragezeichen-Kids“. Gut wie immer ist auch Andreas von der Meden als vornehmer Morton, der ähnlich umständlich auch als Kastellan in der Hörspielserie „Hui Buh“ auftritt. Populär auch seine Rolle als zerstreuter Onkel Quentin bei den „Fünf Freunden“.

|Kaum Schwächen|

So gut gelungen, wie die Folge ist, kann von echten Schwächen nicht die Rede sein. Es ist nur ein kleines bisschen störend, wie ausführlich Justus seine Freunde auf deren Flucht informiert und ihnen wichtige Informationen zukommen lässt. Anstatt kurz und knapp den entscheidenden Namen zu sagen, verliert er mehrere Sätze, als hätten sie alle Zeit der Welt, und umschreibt umständlich die Person, was angesichts der Eile unrealistisch ist. Weiterhin kommt Justus bei der Entlarvung des Täters ein kleiner Zufall zu Hilfe. Zwar gelingt ihm die Identifizierung anhand von logischen Schlussfolgerungen, doch beweisen kann er seine Theorie erst durch einen Zufall, der seine Vermutung bestätigt. Aber beide Punkte sind insgesamt kaum der Rede wert.

_Als Fazit_ bleibt eine sehr empfehlenswerte Folge, sicherlich eines der Highlights unter den neueren Produktionen. Die Episode überzeugt durch Spannung, überraschende Wendungen, eine temporeiche Handlung in Echtzeit und sehr gute Sprecher. Die winzigen Mängel sind kaum der Rede wert.

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Die drei ??? und der magische Kreis (Band 27)

Die mittlerweile rund 130 Bände umfassende ???-Reihe groß vorzustellen, erübrigt sich eigentlich, denn fast jeder Jugendliche bis Enddreißiger dürfte damit irgendwie, irgendwann und irgendwo in Kontakt gekommen sein. Sei es in Buchform oder aber der hierzulande wesentlich erfolgreicheren Hörspielserie von EUROPA. Der „Magische Kreis“ stammt aus dem Jahre 1978 und wurde erst drei Jahre später auf den deutschen Markt gebracht. Es ist noch ein Buch der ersten Generation, vor dem großen Umbruch. Neue Bücher kommen seit Jahren ausnahmslos aus Deutschland, da die Serie in den USA nach dem 56. Band abgesetzt wurde.

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Die drei ??? – Geister-Canyon (Band 124)

Im Gegensatz zur Hörspielserie, die bis mindestens Anfang 2006 mit der Umsetzung neuer Geschichten ruht (Wir erinnern uns: Die Hitchcock-Lizenz lief Februar 2005 nach 25 Jahren aus, was bei EUROPA zum kompletten Überdenken der Marketingstrategie Anlass gab), gehen die Veröffentlichungen auf dem Buchsektor mit beinahe unverminderter Geschwindigkeit weiter. Erst jetzt im Dezember ereilte die Lesegemeinde unlängst das „Survival-Buch“  mit Outdoor-Tipps und Tricks für angehende Junior-Detektive. Die junge Seitenlinie ???-KIDS erreichte im November auch ihren 25. Band und feierte ein kleines Jubiläum.

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Die drei ??? – Schrecken aus dem Moor (Band 123)

Marco Sonnleitner ist zwar kein neues Gesicht in der Riege der ???-Autoren, aber auch noch nicht so lange dabei wie manch einer der Alteingesessenen. Sein Debüt lieferte er 2003 mit Band 109 „Gefährliches Quiz“, auf sein Konto gehen unter anderem auch der Nachfolgeband (110) „Panik im Park“, etwas später dann „Schlucht der Dämonen“ (112), 2004 folgte „Codename: Cobra“ (116) und Anfang 2005 „Der schwarze Skorpion“ (120), sowie „Fußballfieber“ (123). Dabei wurde er sukzessive besser, hat man das Gefühl. Band 124 von September 2005 ist sein aktuellstes (und, um es vorweg zu nehmen, auch bestes) Pferd im Stall. Erschienen ist das 128 Seiten starke Stück wie üblich im |Franckh-Kosmos|-Verlag zum ebenso üblichen Preis von 7,90 Euro.

Zur Story

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Robert Arthur – Die drei ??? und das Gespensterschloss (Band 1)

Eigentlich muss man über diese Jugendserie keine Worte mehr verlieren, denn seit über 30 Jahren steht sie vom Bekanntheitsgrad her ungefähr auf gleicher Stufe mit Enid Blytons „5 Freunde“-Reihe. Der unaufhaltsame Erfolg der drei ??? auch in Buchform stellte sich in Deutschland aber erst mit Aufkommen der Hörspiele aus dem Hause EUROPA ein. Das „Gespensterschloss“ ist dabei ein markantes Kuriosum, denn die Buchvorlage ist der erste je veröffentlichte Fall der drei Detektive. In Deutschland jedoch befand man ihn für die jugendliche Hörerschaft Anno 1979 anscheinend als ungeeignet zum Auftakt der Serie. So zog man für die Vorstellung der Hörspielserie – quasi als Versuchsballon – den „Super-Papagei“ vor und das Gespensterschloss rutschte dort auf den undankbaren Platz 11.

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Arthur, Robert / Hitchcock, Alfred – Die drei ??? und der Super-Papagei

Der Super-Papagei hat in Deutschland einen Sonderstatus innerhalb der Serie, denn mit ihm begann der Siegeszug. Das bedarf einer kurzen Erklärung. Einem breiteren Publikum bekannt wurden die Fragezeichen erst 1979 über die Hörspiele aus den EUROPA-Studios, die ersten Bücher erschienen bereits Anfang der Siebziger und fristeten bis dahin ein ziemliches Schattendasein. Bei EUROPA wurde der eigentlich erste Roman „… und das Gespensterschloss“ von 1964 zurückgestellt und dafür „… und der Super-Papagei“ (aus dem gleichen Jahr) stattdessen als Pilot vertont. Das Gespensterschloss rutschte auf Platz 11 und fürderhin galt der Papagei – nach dem durchschlagenden Erfolg der Hörspielserie – auch bei den Büchern als Auftaktgeschichte. Zumindest in Deutschland. Wenngleich es chronologisch falsch ist, hält sich diese Annahme bei manchen bis heute. Ebenso wie die Autorenschaft von Hitchcock, tatsächlich wurde die Serie von Robert Arthur ins Leben gerufen, der sich auch noch für den Super-Papagei verantwortlich zeigt.

Alfred Hitchcock hat eigentlich nichts weiter mit den „Three Investigators“ (so der amerikanische Originaltitel der Reihe) zu tun. Er stiftete unter Lizenz lediglich seinen zugkräftigen Namen und tritt als Moderator in den alten Geschichten auf, später ließ aber auch das nach. Die drei Fragezeichen sind ein flügger Selbstläufer geworden, man brauchte das markttechnische Tuning nicht mehr. Jene Lizenz ist nun Anfang des Jahres 2005 pünktlich zum 25. Jubiläum der Serie in Deutschland sowieso endgültig ausgelaufen. Fürderhin werden Printausgaben und Hörspiele ohne sein Konterfei und Namen im Titel erscheinen. Das Nostalgikerherz blutet ein wenig, doch im Grunde genommen ist dies kein wirklicher Verlust oder gar Rückschlag. Man hatte sich als Fan nur daran gewöhnt, Altmeister Hitchcock mit der Serie in Verbindung zu bringen. Nicht mehr, nicht weniger.

Doch wer sind die drei Detektive? Die amerikanischen Schuljungs Justus, Peter und Bob lösen ihre kniffligen und mysteriösen Fälle zumeist von ihrer Zentrale – einem alten, versteckten Campingwagen – auf dem Schrottplatz von Justus‘ Onkel Titus aus. Auch und gerade solche, welche der Polizei manchmal zu banal erscheinen. Hier und da stößt die Jugenddetektei auch durch puren Zufall auf Rätsel und Abenteuer, falls sie nicht von ihrem Impressario Hitchcock oder einem anderen potenziellen Klienten an sie herangetragen werden. „Wir übernehmen jeden Fall“ ist das Credo der drei Schnüffelnasen, das neben dem ???-Logo auf der berühmten Visitenkarte der drei prangt. Die Fragezeichen – ein verschiedenfarbiges für jeden – stehen nicht etwa für Selbstzweifel, sondern für ungelöste Geheimnisse und Rätsel aller Art. Diesen Umstand müssen sie, als Running Gag, mindestens einmal pro Fall den oft skeptischen Erwachsenen erklären.

Sollte die Visitenkarte nicht den gewünschten Effekt bringen, das Gegenüber zu überzeugen, dass die Drei es faustdick hinter den Löffeln haben, verfügen sie noch über einen Ausweis der Polizeidirektion von Rocky Beach, der sie zu „offiziellen, ehrenamtlichen Junior-Mitarbeitern“ erhebt. Diesen haben sie aufgrund ihrer zurückliegenden, oft erfolgreichen, Zusammenarbeit mit den Cops von der Behörde erhalten. Den Ausweis drücken sie gerne jedem in die Hand, der ihre Fähigkeiten wegen ihres Alters in Zweifel zieht. Nicht selten münden die Ermittlungen der Jungs nämlich darin, dass der ihnen wohlgesonnene Hauptkommissar Reynolds tätig werden muss, weil sich ein anfangs harmlos anmutender Fall dann doch als „richtiges“ Verbrechen erweist. Morde sind aber nie aufzuklären, man beschränkt sich darauf, die Jugendserie „sauber“ zu halten und auf weniger kapitale Verbrechen, z. B. Diebstahl, Fälschung, Entführung, Betrug etc. als maximum crime zu setzen.

_Zur Story_
Mr. Malcolm Fentriss ist sein Papagei Lucullus abhanden gekommen, den er erst kürzlich von einem mexikanischen Hausierer erstanden hat. Da sich die Polizei wenig kooperativ zeigt und davon ausgeht, dass sein gefiederter Hausgenosse ganz einfach entflogen ist, wendet sich Mr. Fentriss an seinen Freund Alfred Hitchcock, ob dieser nicht eine gute Detektei empfehlen könne. Kann er. Natürlich schickt Hitchcock die drei Fragezeichen auf die Fährte des ausgesprochen sprachbegabten Flatterviehs. Doch zunächst müssen Just und Peter das Haus des neuen Klienten besuchen, um näheres zu erfahren. Ein Hilferuf daraus alarmiert die Jungs, als sie sich dem Gebäude nähern. Ein unfreundlicher, dicker Mann in Fentriss‘ Haus, der sich als der Eigentümer ausgibt, behauptet, das wäre der wiedergekehrte Papagei gewesen. Es gäbe keinen Fall zu lösen. Vielen Dank und Tschüss!

Natürlich war das nicht Mr. Fentriss, den finden Justus und Peter kurz darauf gefesselt in seinem Haus, nachdem sie misstrauisch geworden waren und noch einmal zurückkehrten. Der Befreite erzählt ihnen die ganze Geschichte und auch, dass der Papagei keinesfalls ausgebüxt sein kann. Einleuchtend, denn kein Papagei würde gleich seinen Käfig mitnehmen. Doch vor allem was „Lucky“ so auszeichnete, klingt für Justus hochinteressant. Er hat einen sehr höchst rätselhaften Spruch auf der Pfanne. Damit ist Lucullus nicht der Einzige. Mrs. Waggoner – eine Nachbarin von Mr. Fentriss – hat vom gleichen Hausierer einen gelbköpfigen Papagei gekauft. „Schneewittchen“ gibt auch seltsam Verdrehtes zum Besten – und ebenso wie schon Lucullus ist Schneewitchen gestohlen worden, wie Justus und Peter wenig später durch Zufall erfahren. Und wieder wurden der dicke Mann und sein markantes Auto in der Nähe des Tatorts gesehen.

Als wären zwei solcher schrägen und geheimnisvollen Vögel nicht schon genug, stellt sich heraus, dass es insgesamt sieben davon gibt, hinter denen nicht nur der undurchsichtige Mr. Claudius (so heißt der Dicke), sondern auch der spätere Erzrivale der Satzzeichen – Victor Hugenay – her sind wie der Teufel hinter armen Seelen. Vor allem Monsieur Hugenay, der Gentleman-Kunstdieb aus Frankreich, ist eine verdammt harte und clevere Nuss. Doch wie passt er ins Bild? Skinny Norris, der Dauergegenspieler der drei Detektive, schmeißt ihnen auch noch Steine in den Weg, was die wilde Jagd nach dem Federviechern zum Kippen zu bringen droht. Wem wird es zuerst gelingen die Papageien zu finden und die Rätselsprüche von Lucullus, Schneewittchen, Robin Hood, Blackbeard, Käpt’n Kidd, Sherlock Holmes und Al Capone zu knacken? Besonders der unscheinbare Blackbeard scheint der unverzichtbare Schlüssel zum kniffligen Fall zu werden. Obwohl er optisch nicht viel hermacht, ist er nämlich: der Super-Papagei.

_Meinung_
Die Entscheidung, den Roman „… und der Super-Papagei“ als Auftakt zur Hörspielserie zu verwenden, war eine sehr gute von EUROPA. Und eine mit Spätfolgen. Man hatte sich eine Vorlage herausgepickt, die voller Stammfiguren steckt, mit welchen die drei Detektive auch später immer wieder zu tun bekommen werden. Der verhasste Erzrivale Skinny Norris, Superschurke Hugenay (gesprochen: „Üschänee“) oder Chauffeur Norton, der den (gelegentlich zur Verfügung gestellten) Rolls Royce der drei Fragezeichen lenkt. Alles ziemlich feste Größen im späteren Verlauf der Reihe. Nicht zu vergessen Blackbeard – genannt „Blacky“ -, der ab dieser Story dauerhaft in Justus‘, Peters und Bobs Zentrale einzieht. Als ihr gefiedertes Maskottchen. Kein Wunder also, dass auch der Buchtitel fälschlicherweise gemeinhin als „Teil 1“ gilt.

Besonders attraktiv für Jugendliche ist sicher das Konzept, dass drei Schuljungs in der Erwachsenenwelt bestehen und diese von ihren detektivischen Fähigkeiten überzeugen können. Wer hätte sich als Kind bzw. Teenie nicht gewünscht, wenigstens etwas mehr Gehör zu finden? Oder auch geheimnisvolle Rätsel zu lösen vermocht? Die drei Fragezeichen bestehen solche Abenteuer und dabei symbolisieren sie, dass frisches Denken und gute Bildung im Verbund mit Teamwork zum Erfolg führen. Teamwork ist ein gutes Stichwort. Fallen viele der Fälle in „the one and only Justus-Superstar“-Manier aus, dienen Peter und Bob endlich mal wieder nicht nur als reine Statisten, sondern liefern der Leserschaft äußerst wichtige Informationen, die selbst das unumstrittene Mastermind der Fragezeichen nicht kennt. Bei der Lösung des Falles ist zudem diesmal eine große Portion Glück mit im Spiel und nicht nur fleißige Detektivarbeit.

Der Superpapagei ist auch wieder eine Geschichte, bei der man eine Menge nebenher lernen kann. Nicht nur den Gebrauch des eigenen Verstandes, um des Rätsels Lösung auf eigene Faust zu knacken, wie es bei jedem Fall der drei Detektive stets gedacht und erwünscht ist. Gemeint sind vielmehr die Papageien (wie man ihren Namen bereits ersehen kann), die dem Autor als Transportmittel dazu dienen, durch ihre verbogenen Zitate auch andere berühmte Gestalten der Literatur und aus realen Geschichte dem Leser etwas näher zu bringen. Diesen vielleicht sogar neugierig zu machen, über die einzelnen Figuren, welche die Papageien verkörpern, selbst etwas mehr zu lesen. Ein geschickter Schachzug, ein paar pädagogisch und didaktisch wertvolle Informationen in Punkto Allgemeinwissen derart einzuflechten.

Besonders angetan hat es Robert Arthur offensichtlich Robert Louis Stevenson und seine „Schatzinsel“. Leider ist Übersetzerin Leonore Puschert das wohl nicht ganz aufgegangen, als sie „Long John Silver“ (ein feststehender Eigenname) mit „dem langen John Silver“ übersetzte. Dies ist aber die einzige Übersetzungsmacke, die auffällig wurde und soweit ich weiß, ist sie in späteren Auflagen ausgebügelt worden. Sieht man von der Änderung des Titels an sich mal ab, denn eigentlich müsste das Buch „… und der stammelnde Papagei“ heißen. Okay, „Super-Papagei“ klingt zweifellos interessanter und ist so falsch nun nicht. Der Schreibstil ist locker, mutet aber in seiner Wortwahl ein wenig antiquiert an. Das tut der Geschichte aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Irgendwie gehört diese Schreibweise zu den drei Fragezeichen.

Geübte Leseratten rauschen in knapp zweieinhalb bis drei Stunden durch die fast 200 Seiten. Somit ist das Buch eines der längeren der Serie. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass die Figuren schärfer konturiert sind als bei manch anderem Vertreter der Reihe. Fehlen darf selbstverständlich nicht, dass „Alfred Hitchcock“ mit seinen gelegentlichen, augenzwinkernden Zwischenkommentaren, die vielleicht nicht ganz so akribisch mitdenkenden Leser immer wieder in die richtige Bahn lenkt und Denkanstöße liefert. Aber auch das hilft nicht, den Fall selbst klären zu können, geschweige denn das verzwickte Rätsel zu lösen. Arthur gibt als „Hitchcock“ zwar subtile Hinweise, der Showdown gerät dann doch sehr unerwartet und spannend bis zur letzten Seite. Außerdem dürfen die Protagonisten am Ende noch beweisen, dass sie das Herz auf den rechten Fleck haben. Warum? Das sei hier aufgrund des Spannungserhalts nicht verraten.

_Fazit_
Es wäre ganz bestimmt ein würdiges Buch zur Vorstellung der Serie gewesen, keine Frage. Es verkörpert wie kaum ein zweites das Flair und die Tugenden, welche Leser – ob jung oder alt – seit Jahrzehnten so sehr schätzen. Es ist alles da, was eine gute Abenteuergeschichte ausmacht: Ein „richtiges“ Verbrechen, ein exzellent durchdachtes und logisch aufgebautes Rätsel, eine Portion Mystery und zu guter Letzt ein Friedhof im Nebel mit abschließendem Happy-End. Lesefaulen sei an dieser Stelle das Hörspiel in der 2004er-Neuauflage ans Herz gelegt, welches schon ziemlich nah an die Vorlage herankommt. Im Gegensatz zur „alten“ Version von 1979 jedenfalls, auch wenn einige wichtige Nebenhandlungen auch hier fehlen bzw. stark angepasst wurden. Alles in allem ist dieser Fall ganz besonders für Neueinsteiger dringend zu empfehlen, auch wenn das „Gespensterschloss“ der allererste Fall der drei Fragezeichen ist.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
Originaltitel: „Alfred Hitchcock and the Three Investigators in the Mystery of the Stuttering Parrot“
Erzählt von Robert Arthur
Erstveröffentlichung: 1964 / Random House, NY
Deutsche Ausgabe: 1972 / Franckh-Kosmos, Stuttgart
Zugrunde liegende Ausgabe: Taschenbuchausgabe 1978 / dtv
Übersetzung: Leonore Puschert
Seiten: 186
Von verschiedenen Verlagen in unterschiedlichen Bindungen erhältlich
ISBN: 3-423-07316-0 (TB / dtv)

Die drei ??? und der sprechende Totenkopf (Band 5)

Schon seit meinen Kindertagen bin ich ein großer Fan der drei Fragezeichen, die 1964 – von Robert Arthur erfunden – ihren ersten Fall lösten. Seither sind die drei Juniordetektive aus dem fiktiven kalifornischen Nest namens Rocky Beach (irgendwo zwischen Los Angeles und Santa Barbara gelegen) aus der Jugendliteratur nicht mehr wegzudenken. Bekannter sind hierzulande jedoch die EUROPA-Hörspiele, welche 1979 – zunächst zaghaft – ihren famosen Siegeszug antraten. Seither werden immer neue Fälle gestrickt und natürlich längst nicht mehr von Robert Arthur, sondern vielen Autoren. Darunter neuerdings auch deutsche, denn vor allem die Hörspielserie wird hierzulande mit besonderem Elan erfolgreich weitergeführt. Was logischerweise auch dazugehörige Buchvorlagen voraussetzt. Dabei hat sich das besonders treue Klientel von den ehemaligen Teenies zu Thirtysomethings gewandelt. Wie in meinem Fall.

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