Mark Brandis: Lautlose Bombe – Teil 2 (Folge 22)

_Fulminantes Finale in der Umlaufbahn_

2131: Cmdr. Brandis‘ Halbbruder Jonathan West steht unter Verdacht, mit Verbrechern zu kooperieren, die vor dem Einsatz von biologischen Kampfstoffen nicht zurückschrecken. Trotz deutlicher Indizien glaubt Mark Brandis an dessen Unschuld und versucht, den untergetauchten Mediziner zu finden, bevor der Geheimdienst ihn eliminieren kann …

Teil 2: 2131: Mark Brandis folgt den Spuren, die sein Halbbruder Nat quer über den Planeten hinterlassen hat, zuerst auf die Kerguelen und dann nach Nordafrika. Der Geheimdienst der Union ist Brandis mal einen Schritt voraus, mal versucht er, ihn einzuholen. Doch was wirklich mit den biologischen Kampfstoffen geschehen soll, ahnt noch niemand …

(Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 12 Jahren.

_Der Autor_

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach Perry Rhodan) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart im Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Sprecher:|

Ruth O’Hara: Dorothea Anna Hagena
Cmdr. Mark Brandis: Michael Lott
Dr. Gomez: Oliver Seidler
Dr. Philipp: Jochim C. Redeker
Jonathan „Nat“ West: Jacob Weigert
José Verasteguí: Daniel Montoya
John Harris: Gerhart Hinze
Cpt. Grigori »Grischa« Romen: David Nathan
Milosch Stojka: Andreas Müller
Bordsystem CORA: Marie Christine Mühlenhof
Sgt. Schulmann: Henning Schäfer
Lt. Pablo Torrente: Martin Keßler
sowie Marco Gehrmann, Stefan Kretschmer u. a.

Nach Motiven des Romans „Lautlose Bombe“ von Nikolai von Michalewsky
Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u.a.
Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky. Aufnahme: Tommi Schneefuß, Sven-Michael Bluhm, Thomas Weichler
Produktion, Regie und Schnitt: Jochim-C. Redeker & Balthasar von Weymarn
Artwork: Alexander Preuss
Layout/ Satz: Jürgen Straub
Product Management: dp

_Handlung von Teil 2_

Nach dem Tod von Marie-Christine, Wests Freundin, in der Antarktis führt die Jagd Mark Brandis, Grischa Roman und die angeforderte Äreztin Dr. Levy auf die Kerguelen im Südatlantik. West, Marks Halbbruder, war eindeutig hier: Alle australischen Forscher hier sind fort, die Gegend virenverseucht. Einem Gepäckabschnitt entnimmt Dr. Levy, dass Gepäckstücke zum Hafen Massaua am Roten Meer verschifft wurden.

Massaua liegt seit der Kilimanjaro-Katastrophe im strahlenverseuchten Afrika- Außerdem liefern sich die Tuareg mit den arabischen Hodeidad einen Territorialkrieg. Das Kellerversteck, das Grischa Romen mit einem genialen Trick dem Trio verschafft, erweist sich als nutzlos: Granaten treffen das Haus, und um ein Haar geht Brandis drauf.

Der Zigeuner, der das Versteck verschafft hat, verfügt über Geheimdienstkontakte. So kommt es zu einem Wiedersehen mit José Verastegui aus Caracas, der für die VEGA arbeitet. Verastegui hat Nat West ausfindig gemacht: Der Arzt sucht einen Raumpiloten, um in eine Erdumlaufbahn zu fliegen. José bietet sich als Pilot an, sofern ihm Brandis bei dem Treffen mit West souffliert. Der Deal geht um ein Haar schief, weil Brandis einen dringenden medizinischen Anruf bekommt, und West wird misstrauisch. Im letzten Augenblick gelingt es Brandis, José, West und dem Piloten der HERMES, Torrente, in den Orbit zu folgen.

Dort findet die Jagd auf seinen Bruder ihr dramatisches Ende. Brandis muss – wieder einmal – über die Zukunft der Menschheit entscheiden …

_Mein Eindruck_

Der Auftakt dieses 2. Teils, der natürlich die Kenntnis des ersten Teils voraussetzt, beginnt gemächlich. Die Spurensuche fördert jedoch schnell Unheilvolles zutage: Der Kontinent Afrika, auf dem Massaua am Roten Meer liegt, ist seit 2130 eine verheerte, strahlenverseuchte Region. Der Süden ist von den VOR-Republiken besetzt, der Norden seit den Evakuierungsaktionen in Mitleidenschaft genommen, der Osten radioaktiv. Nun kommen auch noch Gebietskämpfe hinzu. Mark Brandis hat dazu einige bittere Anmerkungen zu machen.

Nach einem lustigen Intermezzo unter Zigeunern wähnen sich die drei Sucher in Sicherheit. Weit gefehlt – unvermittelt reißen den Hörer wummernde Mörsereinschläge aus dem Sessel! Das Haus, in dem das Versteck liegt, stürzt krachend zusammen. Man muss das Schlimmste befürchten. Doch obwohl kein Wort über das Schicksal von Romen und Dr. Levy verloren wird, geht die Story weiter. Diesmal gönnt die Regie ihrem Helden keine Verschnaufpause, denn das gejagte Wild ist in Greifweite: Nat West, der die Welt mit Viren vernichten will.

Ist es wirklich so schlimm? Hat West dies wirklich vor? Dass José, der Geheimagent, von ihm erschossen wird, verheißt nichts Gutes, und als Brandis die Brücke erreicht, hat er Grund zur Annahme, er komme zu spät. Bloß gut, dass die gute alte CORA, der Bordcomputer der HERMES, noch auf das Wort ihres ehemaligen Herrn hört!

|Botschaft|

Der Ernst der Botschaft ist indes nicht anzuzweifeln. Viren könnte durchaus große Landstriche entvölkern, wie ja schon SARS-Epidemie und Schweine- bzw. Vogelgrippe angedeutet haben. Die Ironie von Nat Wests Geschichte: Er hatte zunächst ein Universalheilmittel namens Angelus hergestellt, das er aber nicht verkaufen darf. Begründung seines Auftraggebers: Die eh schon gravierende Überbevölkerung soll nicht auch noch gefördert werden.

Das ist schon maximaler Zynismus. Denkt man. Aber dass „Angelus“ raubkopiert und woanders angeboten wird, um Profit zu machen, setzt der Perfidie die Krone auf. Erst vor diesem Hintergrund ist Wests Verhalten zu verstehen: Wenn Nacola, das böse Virus, die Menschen vernichtet, wird sein Angelus, das gute Virus, automatisch gebraucht werden.

Brandis muss nun entscheiden: für oder gegen die Menschheit, gleichzeitig aber auch für oder gegen das Leben seiner eigenen Frau – nur „Angelus“ kann sie retten. Dass der Held persönlich betroffen ist, hat entscheidende Bedeutung für die Glaubwürdigkeit seiner Entscheidung. Er ist bereit, sich selbst und seine Frau für die Menschheit zu opfern. Doch das ist nicht das letzte Wort …

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, seine Frau, sein humorvoller Freund Grischa Romen. Nat West wird von Jacob Weigert recht sympathisch gesprochen. Deshalb reagiert man ebenso konsterniert wie Brandis, als West sein irres Ultimatum stellt.

In diesem zweiten Teil fehlen die verzerrten Funkstimmen weitgehend und werden durch „natürliche“ Sprechäußerungen abgelöst. Deshalb fallen plötzlich die Akzente der Sprecher auf. Der Venezolaner José Verastegui klingt wie ein Spanier, und der Zigano Milosch Stojka hat einen undefinierbaren Balkan-Akzent. Da lobt man sich doch Dr. Levy und CORA, die astreines Hochdeutsch sprechen. CORA, der uns aus früheren Episoden bekannte Bordcomputer der HERMES, moduliert längst nicht so stark wie ein Mensch – die Gute kann eben doch nicht alles. Dafür sorgen schon die Tonfilter.

|Geräusche|

Bang, boom, crash – die Mörsergranaten schlagen mit voller akustischer Wucht ein, um den friedfertigen Hörer aus dem Sitz zu reißen. Auch während des folgenden Dialogs grummelt es unheilvoll im Hintergrund, während sich Tuareg und Hodeidad beschießen. Der erdbasierte Teil der zweigeteilten Handlung endet mit dem Start der HERMES in den Orbit. Ab da hören wir wieder die üblichen SF-Klänge wie etwa sich öffnende und schließende Schleusen und Schotts.

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa Triebwerke oder Luken und Schleusen. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien und Games ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Einige Klänge wie etwa Mobiltelefone – die keinen extra Namen haben – und Analysatoren (die wie von der „Enterprise“ klingen) piepen, zirpen und sirren. Strahlenpistolen sind da schon etwas ein- und nachdrücklicher.

Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend.

|Musik|

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den Intermezzi. Selten ist die Musik mal im Hintergrund zu hören, denn der Dialog soll nicht überdeckt werden.

Die Musik erweist sich als eminent wichtig, um Stimmung zu erzeugen und den Übergang zwischen Szenen zu signalisieren. Sie trennt aber auch Szenen voneinander, und einmal signalisiert sie durch tickende Rhythmik das quälend langsame Verstreichen der Zeit.

Ganz am Schluss erklingt ein zunächst langsames Outro, das den Ausklang zu dieser Episode bildet, bevor es zu einer flotteren Hintergrundmusik Fahrt aufnimmt. Diese läuft während der relativ langen Absage (etwa zwei Minuten), bei der sämtliche Sprecher und, wo sinnvoll, ihre Rollen aufgezählt werden.

|Das Booklet|

Das Booklet bietet einen Überblick über die bereits erschienenen Folgen der Serie, über die Macher und über die Sprecher. Eine Landkarte zeigt die „Todeszone Zentralafrika 2131“. Auf einer weiteren Seite danken die Produzenten einer ganzen Menge Leute – sogar den „kritisch engagierten“ Rezensenten!

_Unterm Strich_

Biologische Kampfstoffe scheinen zunächst das Generalthema zu sein. Und das würde uns angesichts einer solch konfliktreichen Welt wie der von 2131 nicht wundern. Doch wenn man Nat Wests Verteidigungsplädoyer lauscht, klingt eine andere Botschaft an: Er hatte ursprünglich einen Nanovirus als Universalheilmittel entwickelt: „Angelus“ (= Engel). Dieses durfte er jedoch weder vermarkten noch verkaufen. Stattdessen wurde er kopiert und ausgebootet. Kann man ihm verdenken, dass er auf die moralisch andere Seite wechselt und „Nacola“, das böse Virus, entwickelt? Sein Ultimatum an die VEGA war nicht wirklich ernstgemeint. Nun ist er drauf und dran, die Menschheit zu dezimieren, auf dass sie wieder Bedarf nach „Angelus“ verspüre.

Das moralische Dilemma, das der Autor aufzeigt, ist ziemlich deutlich, wenn er es mit „böse“ und „gut“ etikettiert. Soll die Medizin wirklich so gut werden, dass sie zur Überbevölkerung beiträgt? Oder soll sie vielmehr das Seziermesser werden und einen Großteil – aber welchen? – der Bevölkerung beseitigen, um einen Neustart zu ermöglichen – auf die Gefahr hin, von Militär und Regierung missbraucht zu werden? Beide Szenarien haben ihre Vor- und Nachteile. Nur die Moral des Handels, die Ethik, kann urteilen, welche Handlungsweise die „richtige“, verantwortungsvolle ist. Vor dieser schweren Aufgabe steht, wieder mal, Mark Brandis.

Die nächste Folge „Triton-Passage“ folgt im Januar 2013.

|1 Audio-CD
Spieldauer: 49 Minuten
Tracks: 10
Empfohlen ab 12 Jahren
UPC: 0602527804231|
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