Brandon Sanderson – Krieger des Feuers (Mistborn 2)

Mistborn

Band 1: „Kinder des Nebels“

Vin ist es tatsächlich gelungen, den Obersten Herrscher zu töten. Jetzt ist das Reich zerfallen und obwohl es dem idealistischen, jungen Elant Wager gelungen ist, sich zum König über Luthadel zu machen, die Skaa zu befreien und der Stadt eine Verfassung zu geben, ist seine Herrschaft alles andere als stabil. Der neu gebildete Rat ist ständig zerstritten, die Versorgung der Menschen ist nicht gesichert und dann taucht auch noch eine Armee vor den Toren der Stadt auf.

Eine weit gravierendere Folge als das politische Chaos, das der Tod des Obersten Herrschers hinterlassen hat, ist jedoch etwas ganz anderes. Etwas Schleichendes, Ungreifbares, und die einzigen, die es zu bemerken scheinen, sind Vin … und Sazed.

Vin verändert sich in diesem Band nicht allzu sehr. In ihrer Beziehung zu Elant ist sie noch unsicher. Seinen Heiratsantrag hat sie abgelehnt, weil sie das Gefühl hat, nicht gut genug zu ihm zu passen, schließlich ist sie weder adlig noch besonders weiblich und nicht im mindesten repräsentativ. Noch mehr beunruhigt sie allerdings das, was sie beobachtet, wenn sie nachts die Stadt durchstreift und auf dem Dach über Elants Arbeitszimmer sitzt, um ihn vor Attentätern zu schützen.

Elant ist viel zu beschäftigt mit der prekären Situation, in der sich Luthadel befindet, um auf Vins zaghafte Hinweise einzugehen, er hält sie einfach für überarbeitet, schließlich schläft sie kaum. Außerdem glaubt auch er, dass Vin eigentlich jemand Besseren als ihn verdient hat, schließlich ist sie eine mächtige Allomantin, während er nur ein glückloser König ist, der weder von seinen Gegnern respektiert wird noch von seinem Volk.

Etwas gegen Letzteres zu unternehmen, ist Tindwyl extra aus Terris nach Luthadel gereist. Die strenge Bewahrerin ist Mitglied der Synode, der geheimen Anführer der Terriser, und sie ist nur gekommen, weil Sazed sie darum gebeten hat. Denn eigentlich hält sie nichts davon, sich in die aktuelle Politik einzumischen. Und so erteilt sie Elant auch keinerlei Rat im Hinblick auf die Entscheidungen, die er zu treffen hat. Dafür poliert sie seine äußere Erscheinung kräftig auf. Mit erstaunlichem Erfolg.

Nicht ganz so konstruktiv verhält sich Zane. Der Nebelgeborene ist sozusagen die Geheimwaffe von Straff Wager, Elants Vater. Eine ziemlich widerwillige Geheimwaffe! Zane ist es leid, von seinem Vater benutzt zu werden, zumal er keinerlei Achtung für den arroganten Tyrannen hegt. Noch viel dringender als von seinem Vater will er jedoch von der Stimme befreit sein, die er ständig hört. Aus irgendeinem Grund ist er der Meinung, dass Vin die einzige ist, die ihm helfen kann. Und so spielt Zane sein eigenes Spiel …

Mein Eindruck

Was die bereits bekannten Charaktere angeht, kann man nicht unbedingt von einer Vertiefung sprechen. Die Selbstzweifel, die Vin noch immer quälen, und nicht nur Vin sondern auch Elant, erhalten die beiden jedoch weiterhin menschlich und verhindern ein Abrutschen ins Klischee des selbstaufopfernden Helden, was vor allem im Falle des idealistischen Elant wichtig ist. Die beiden Neuzugänge Tindwyl und Zane sind zwar ebenfalls nicht unbedingt tief schürfend, aber doch lebendig und erfreulich eigenständig dargestellt. Vor allem Zane und sein seltsames Verhalten waren ein Gewinn, und sei es nur, weil hier jemand geheimnisvoll, gefährlich und verzweifelt ist, ohne gleichzeitig sexy und gutartig zu sein.

Tatsächlich ist es so, dass Zane nicht nur durch sein eigenartiges Werben um Vin interessant wirkt, er ist auch für die Handlung als solche wichtig. Die Stimme, die er hört, hat wohl nicht nur aus Jux und Tollerei in seinem Kopf herum gespukt. Und auch die Andeutung im Hinblick auf den Nebelmantel, den er nie trägt, lässt vermuten, dass weit mehr hinter seiner Person steckt als nur ein Mann, der versucht, unsichtbare Ketten zu sprengen. Wenn meine Vermutung allerdings stimmen sollte, dann müsste er seinen Kampf mit Vin eigentlich überlebt haben.
Genau betrachtet ist Zane – zusammen mit Vin – derjenige, der die beiden Handlungsstränge miteinander verbindet.

Der eine Strang ist der politische. Hier geht es um Macht und Herrschaft, um Intrigen und Verrat. Straff Wager ist nicht der einzige Adlige, der Elant die Herrschaft über Luthadel streitig macht und im Rat sitzen durchaus nicht nur Männer, die hauptsächlich das Wohl des Volkes im Sinn haben. Außerdem hat sich ein Spion in den engeren Kreis um Elant und Vin eingeschlichen. Das zieht einige Verwicklungen und Wirrungen nach sich.

Der andere Strang ist der magische. Und der ist mindestens so verworren wie der politische. Was Vin mit ihren Instinkten längst ahnt, will Sazed wissenschaftlich beweisen. Doch er stolpert immer wieder über Widersprüche. Der Dunkelgrund und die Legenden über den Helden aller Zeiten sind ein Rätsel, das sich durch das gesamte Buch zieht und durch Sazeds Vergleiche mit anderen Texten und Vins Beobachtungen nur immer verwirrender zu werden scheint.

Während Sazed vorwiegend mit seiner Forschung und Elant und Kelsiers alte Mannschaft fast ausschließlich mit Politik beschäftigt sind, sind Vin und Zane die einzigen, die für beide Teile der Handlung eine Rolle spielen.

Geduld ist gefragt

Bis die Ausgangspositionen für beide Handlungsteile aufgebaut sind, dauert es eine Weile und anfangs tat ich mich ein wenig schwer, bei der Sache zu bleiben. Der kurze, aber heftige Kampf ganz zu Anfang des Buches hatte zwar meine ungeteilte Aufmerksamkeit, doch dann zog sich die Entwicklung der Ereignisse etwas, bis die Handlung endlich richtig in Fahrt kam. Danach aber konnte ich das Buch kaum noch weg legen!
Dabei waren es nicht die geschickt aufgebauten magischen und politischen Verwicklungen allein, die mich gefangen nahmen. Viele Details am Rande geben der Geschichte zusätzlich Leben und Farbe, zum Beispiel Vins Gespräche mit ihrem Kandra. Die Informationen, die hier auftauchen, sind nicht nur später für die Handlung wichtig, sie erweitern auch den Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt.

Positiv auch der überraschende Schluss des Buches. Dass all das Gerangel der Mächtigen und Möchtegernmächtigen letztlich zu einer Schlacht führen würde, war abzusehen, dennoch ist es dem Autor gelungen, den Verlauf der Kämpfe abwechslungsreich zu gestalten und dabei nicht allzu sehr in blutigen Details zu versinken. Nach einer kurzen Atempause zieht er die Spannung noch ein weiteres Mal an. Durch die vielen, teilweise extrem kurzen Zitate zu Beginn jeden Kapitels sowie Sazeds angestrengtes Nachgrübeln über die Bedeutung der Texte, die er studiert hat, ist dem Leser klar, dass hier ein Haken liegt. Und bis zuletzt rätselt er, wo und wie er wohl umgangen werden kann.

Wermutstropfen

Einziger Wermutstropfen an diesem zweiten Band ist, dass mir Kelsier ein wenig fehlte, nicht nur die Figur als solche, sondern auch ihre Wirkung auf die Mitglieder der Mannschaft. Sie alle wirkten diesmal etwas gedämpft, sofern sie überhaupt auftauchten. Denn das Augenmerk liegt diesmal so stark auf Elant und Vin, dass die Mannschaft ein wenig an den Rand gedrängt wird. Die Stimmung fällt dadurch düsterer aus als im ersten Band, was durch das weit weniger positive Ende des Buches noch verstärkt wird. Der Neugier auf das Finale tut das allerdings keinen Abbruch.

Der Autor

Brandon Sanderson gehört zu denjenigen, die bereits als Kinder phantastische Geschichten schrieben. Sein Debütroman „Elantris“ erschien 2005, seither war er ungemein fleißig. „Kinder des Nebels“ ist der erste Band seiner Trilogie Mistborn, die auf Englisch bereits komplett erschienen ist und deren dritter Band unter dem Titel „Herrscher des Lichts“ im April auf deutsch erscheinen soll. Des Weiteren schreibt er an seinem Jugendbuchzyklus Alcatraz, der inzwischen ebenfalls bis Band drei gediehen ist, sowie an den beiden Serien Warbraker und Dragonsteel. Außerdem hat er das Angebot angenommen, nach Robert Jordans Tod dessen Zyklus Das Rad der Zeit zu Ende zu bringen, und so kam im Herbst 2009 Band 12 des Zyklus‘ unter dem Titel „The Gathering Storm“ in die Buchläden. Bis zum endgültigen Schluss sollen noch zwei weitere Bände folgen.

Taschenbuch: 896 Seiten
ISBN-13: 978-3453523364
 Originaltitel: The Final Empire 1 – Mistborn
 Deutsch von Michael Siefener
http://www.brandonsanderson.com
http://www.heyne.de

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