Alle Beiträge von Alisha Bionda

Pauly, Gisa – Tote am Watt, Die

_Inhalt:_

Sylt-Krimi – Ein Fall für Mamma Carlotta

Ein furchtbarer Mord auf der Ferieninsel Sylt! Eine vermögende Witwe wird erdrosselt aufgefunden. Eigentlich müsste der Täter per DNA-Analyse schnell zu überführen sein, weshalb Hauptkommissar Erik Wolf auf eine rasche Lösung hofft. Mamma Carlotta jedoch, seine italienische Schwiegermutter, die derzeit zu Besuch ist, hält wenig von solchen modernen Ermittlungsmethoden. Viel lieber verlässt sie sich auf ihre weibliche Intuition. Mit italienischem Charme und zum Schreck der Beamten mischt sie sich in die Ermittlungen ein. Dabei bringt sie sich selbst in Lebensgefahr …

Atmosphärisch, spannend und humorvoll erzählt Gisa Pauly von Mamma Carlottas erstem Fall, bei dem das italienische Temperament mit dem norddeutschen mehr als einmal zusammenprallt.

_Meinung:_

Hauptkommissar Erik Wolf, Witwer, lebt mit seinen beiden auf der Insel Sylt und erhält Besuch von seiner italienischen Schwiegermutter „Mamma Carlotta“. Carlotta Capella, 56 Jahre, forsch und lebhaft, tritt damit ihre erste (Flug-)Reise an, um endlich einmal dorthin zu kommen, wo ihre verstorbene Tochter Lucia gelebt hat und ihre Enkel (Felix, 17 Jahre/ Carolin 16 Jahre) wiederzusehen.

Als Erik Wolf auf dem Weg zum Flughafen ist um Mamma Carlotta abzuholen, ereilt ihn die Nachricht, dass eine weibliche Leiche gefunden wurde: Christa Kern, wohlhabend, zog nach dem Tod ihres Mannes nach Sylt, wo auch ihre Schwester Bernadette (ebenfalls verwitet und verschuldet) lebt. Die ersten Befragungen ergeben, dass die Putzfrau der Ermordeten, die Tote als charakterlich eher bösartige Frau schildert, die alle wo es nur ging schikanierte. Die Ermordete war somit allgemein unbeliebt und der Täterkreis entsprechend groß.

Bei der Spurensicherung wird eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter entdeckt, worum es um den Kauf eines Bildes und 40.000 € geht, was nach Überprüfung den Schluss zulässt, dass sich die hohe Geldsumme im Haus befunden haben muss. Handelt es sich daher um einen Raubmord?

Mamma Carlotta lernt die sylter Welt, in der ihre verstorbene Tochter gelebt hat, immer besser kennen und befreit sich mehr und mehr von ihren Erinnerungen der vergangenen Jahre, in denen sie ihren kranken Ehemann pflegte und kein eigenständiges Leben führte – und wächst förmlich über sich hinaus.

Sie gewinnt alle Herzen im Sturm (die der Kinder, aber auch Erik Wolfs Kollegen) und wird sehr schnell zum Zentrum der Familie und des kollegialen Umfeldes von Erik Wolf und fährt ihm auch beruflich mächtig in die Parade. Denn während ihr Schwiegersohn und sein junger Mitarbeiter Sören Kretschmer, schnell einige Verdächtige (die Schwester der Ermordeten, die Putzfrau und da ist noch der Stiefsohn der Toten) ins Auge fassen, hat Mamma Carlotta schnell einen anderen Tatverdächtigen ausgemacht. Zuvor war sie beherzt am Tatort – dem Haus der Ermordeten – aufgetaucht und entdeckte dort Unmengen des Verpackungsmaterials eines Lieferservices – „Fisch-Andresen“.

Von dem Moment an erwacht ihr Miss Marple-Instinkt. Sie „ermittelt“ hinter dem Rücken ihres ahnungslosen Schwiegersohnes bei „Fisch-Andresen“, dessen Besitzer Wolf Andresen sich nur mit Mühe und Not über Wasser hält. Andresen hat die Ermordete immer abends beliefert – höchstpersönlich – und wurde von ihr ebenso schikaniert, wie all die anderen Menschen ihres Umfelds. Denn Andresen hat private Sorgen, seine Frau Ulla und er bangen um das Leben ihrer kleinen sterbenskranken Tochter Saskia. Nur eine teure Operation in den USA kann sie retten. Doch woher soll das Ehepaar das Geld nehmen?
Wollte er es sich von der Toten borgen und hat sie ermordet, als die ihm die nötige finanzielle Hilfe verweigerte? Das Ergebnis der Obduktion bringt noch mehr Brisanz in den Mordfall – es wird DNS von Sperma an der Leiche festgestellt – in ihrem Mund.

Mamma Carlotta hält Andresen für den Täter, radelt zum Geschäft des Fischhändlers um dessen Frau Ulla auszuhorchen – und Andresen vorzuschlagen, für ihn zu arbeiten, indem sie Antipasti zum Verkauf herstellt. Dabei erfährt sie, dass Ulla Andresen in die USA reisen will, um die Operation an ihrem Töchterchen durchführen zu lassen. Angeblich hat Andresen das Geld dafür in der Spielbank gewonnen. Zufall? Oder ist er doch der Mörder, der die 40.000 € der Toten gestohlen hat?

Aber da sind noch mehr – recht eigenwillige und skurrile und darum umso interessantere Gestalten in der Krimiwelt der Gisa Pauly. Björn, Angestellter von Wolf Andresen, ist zum Beispiel eine der weiteren Personen, die ihn den Fall verwickelten sind, und näher involviert ist, als man zuerst vermuten mag. Dann geschieht ein weiterer Mord – Ulla Andresen wird erdrosselt und auch an ihr werden Spermaspuren gefunden … handelt es sich um denselben Täter?

Dieser munter erzählte Sylt-Krimi, der eine gekonnte Mischung aus Spannung, Humor und tiefgezeichneten Charakteren bietet, ist der Auftaktroman einer Reihe von „Mamma Carlotta“-Krimis, die kurzweilig, flott und dennoch intelligent verwoben erzählt werden.
Man merkt der Autorin an, dass sie auch Drehbücher fürs Fernsehen verfasst, denn dieser Krimi böte sich hervorragend für den Start einer TV-Krimi-Reihe rund um Mamma Carlotta an, die von der ersten Minute an den Leser auf ihrer Seite hat. Das ist Unterhaltung pur!

Die Aufmachung des Bandes ist, wie von Piper gewohnt, erstklassig und ohne Fehl und Tadel. Da kann und muss man beherzt zugreifen. Wer noch Urlaubslektüre für dieses Jahr sucht, kann bei den „Mamma Carlotta“-Romanen nichts falsch machen.

_Fazit:_

Spritzige und spannende Krimilesekost mit Sylt-Flair und einer warmherzigen, resoluten, italienischen, „ermittelnden“ Schwiegermutter, von der man unbedingt mehr lesen möchte. Absolut empfehlenswert!

|Taschenbuch: 356 Seiten
Titelfoto von A. Piper/ plainpicture
Titelgestaltung von Büro Hamburg
ISBN-13: 9783492247689|
[www.piper.de]http://www.piper.de
[www.gisa-pauly.de]http://www.gisa-pauly.de

Weidler, Christoph (Hg.) – Glück Saramees, Das

_Inhalt:_

Saramee – eine Stadt unzähliger Schicksale, Abenteuer und Geschichten. Einige hiervon werden in dieser Anthologie erzählt.

_Meinung: _

Den Opener der Anthologie stellt das Vorwort des Herausgebers Chris Weidler dar. Dieser kündigt an, dass sich die Serie künftig auf Kurzgeschichtensammlungen konzentrieren wird, was hoffentlich nicht bedeutet, dass es keine komplexen Romane mehr gibt! Doch diese Anthologie beweist, dass auch die Kurzgeschichte zu unterhalten weiß.

Daher einige Worte zu denen von „Das Glück Saramees“:

|Das Glück Saramees| – Stephan R. Bellem

Die Titelstory eröffnet den Geschichtenreigen rund um die Stadt der Abenteurer und ist auch eine der stilistisch besten Stories. „Jeder findet sein Glück in Saramee”, sagte der Vater des Protagonisten der Eröffnungsstory immer. Er ist jung, fremd in der Stadt und mittellos. In Saramee trifft er auf einen Fremden, der ihn mit einem Botendienst beauftragt – und ihn in ein gefährliches Abenteuer stürzt, das ihm zeigt wofür sein Herz schlägt.

|Mit Brief und Siegel| – Katja Brandis

Shira Jatam, eine Schreiberin, steht der Liebe sehr skeptisch gegenüber. Da taucht ein Fremder bei ihr auf, um ihr einen Erpresserbrief zu diktieren, unter Einsatz seines Dolches. Nur einen Tag später findet Shira den Unbekannten in einer Blutlache liegend und erfährt von ihm an wen der Brief gegangen ist. Shira kennt den Empfänger – das ruft unliebsame Erinnerungen in ihr wach.

|Das Götzenloch| – Tom Cohel

In der Taverne „Sperberhöhle“ lebt Zenja, die tönerne Götterfiguren verkauft und es mit der Eifersucht ihrer „Kollegin“ zu tun bekommt. Doch Zenja verfolgt längst eigene Pläne.

|Abu Risas zweite Chance| – Andrea Tillmanns

Milo Londe bittet Meister Abu Risa (Arzt) darum, ihm einen Platz in seinem Labor zu geben, da er glaubt eine Pflanze zu haben, die das Sumpffieber heilt. Abu Risa sieht eine zweite Chance, seine seit seiner Heirat gesunkene Reputation wieder zu steigern …

|Der Glanz der Durtone| – Michael Schmidt
Adyra, ein Vogelwesen, bittet den Geldwechsler Balduin Baal eine Handvoll Münzen zu schätzen. Der feilscht Adyra die Münzen ab, mit dem Gefühl ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Doch an den Münzen klebt das Unglück und das bekommt auch Balduin Baal sehr bald zu spüren.

|Goldrausch| – Guido Krain

Viona Makanar, leitet ein Waisenhaus in Saramee und steht im Ruf, dank ihrer Spendeneintreibung, über einen großen Reichtum zu verfügen. Fellon, der Dieb, will sich etwas davon aneignen, bricht in das Heim steht, steht bald vor einem Goldschatz – und Vionda Makanar.

|Neue Wege| – Chris Schlicht

Der Straßenjunge Balay ist ein geschickter Kletterer und landet auf der Flucht vor Verfolgern im Haus des Baumeisters Gerakas – eine Begegnung, die beider Leben zu verändert scheint.

|Das 226. Elixier| – Tobias Radloff

Sinton will den Meister der Giftmischergilde töten und dessen Platz einnehmen und das Rezept eines Elixiers (Trank der Unsterblichkeit) an sich bringen. Als der Meister den Verrat bemerkt, erzählt er Sinton zur Abschreckung seine Geschichte.

|Turm der Fallen| – Markus K. Korb

Kronn, zu dem Markus K. Korb bereits Romane zur Serie verfasste, schlägt sich nach seiner ehrlosen Entlassung aus dem Dienst der Stadtwache, mehr schlecht als recht durch und gibt sich immer mehr dem Suff hin. Doch das hat seinen Grund: Kronn weiß von einem Tier in Menschengestalt, das in Saramee unter ihnen lebt und von dem Gefahr ausgeht. Und Kronns Gesanken kreisen um den Roten Turm. Dort soll der Hauptteil des Stadtschatzes liegen, den ein furchtbarer Dämon bewacht – Kronn geht dem nach …

|In den Gärten von Bol D’Agon| – Arthur Gordon Wolf

Der Geldwechsler Thallek Yur wird von einem Mitglied der obskuren Sekte „Hüter des Opalwaldes“ aufgesucht, der eine Art Smaragd zu Geld machen will. Dadurch wird Thalleks Gier geweckt und er macht sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Opalwald, die finsteren Gärten des Alten Volkes.

|Helden der Nacht| – Christian Endres

Der Heiler Miravles wird abends von zwei Glisk (Baumbewohner) überfallen, doch ihm kommt ein Fremder mit heiserer Stimme zu Hilfe – Schattenschwinge. Von einem Kampf im Dienste der Gerechtigkeit als selbsternannter Rächer Saramees verletzt, sucht Schattenschwinge erneut Hilfe bei Miravles. Als dieser entführt wird kreuzen sich erneut ihre Wege …

|Träume, Blüten und Liköre| – Martin Clauß

Liwend ist der schönen Saheya verfallen, die er seit zehn Jahren kennt und der er einmal die Woche neue Liköre aus der Brennerei seines Dienstherrn Horoun verkauft. Saheya gehört zu den kostspieligsten Freudenmädchen der Stadt und Liwend spart eisern um nur einmal ein oder zwei Stunden mit ihr verbringen zu können – doch die beiden verbindet auch ein Geheimnis.

|Dschungelatem| – Linda Budinger

Dariu erinnert sich nicht mehr an seine Herkunft, steht gegen seinen Willen bei dem Alchemisten Royard im Dienst und sehnt sich nach nichts mehr als seiner Freiheit. Als Fremde in Royards Anwesen auftauchen, wittert Dariu seine Chance der Gefangenschaft und den Schrecken in dem Labor des Alchemisten zu entgehen.

|Das Geheimnis der Schatulle| – Alfred Bekker & Hendrik M. Bekker

Darisel schleicht sich heimlich auf ein Schiff des Imperiums – er soll das Schiff und andere zerstören und will eine wertvolle Schatulle an sich bringen – und erlebt sein blaues Wunder.

Diese Anthologie bietet kurzweilige und phantasievolle neue Abenteuer aus der Vielfalt der Stadt Saramee. Dabei bewegen sich die Texte – bis auf eine einzige Ausnahme – auf gleich gutem Level und bieten eine unterhaltsame Bandbreite. Ein Band mehr, der beweist, dass die Anthologie zu unrecht ein solches Schattendasein führt. Man kann nur hoffen, dass das Interesse der Leser das ändert.

Die Aufmachung ist wie bei dem Titel „Geweckte Hunde“ wieder sehr künstlerisch und aufwändig. Seien es die gezeichneten Bordüren als Kopf- und Fußzeilen oder die Vitae aller Beteiligter. Im Anschluss an den Text und zu jeder Story gibt es als Entry eine Illustration von Chris Schlicht, die die Serie grafisch betreut und ihr damit eine besondere Note gibt. Diese Serie birgt enormes Potential und es bleibt nur zu hoffen, dass Herausgeber und Verlag dieses auch nutzen und wie aus einem Füllhorn daraus schöpfen werden. Und die Leser das auch honorieren – es wäre eine Schande, wenn nicht.

_Fazit:_

Textlich und optisch gelungener Kurzgeschichtenband aus Saramee, der Lust auf mehr macht – dennoch bleibt zu hoffen, dass es auch weiterhin komplexe Romane geben wird. Denn diese Anthologie aber auch alle anderen Bände der Serie sind absolut empfehlenswert!

|Taschenbuch: 172 Seiten
Mit Innenillustrationen von Chris Schlicht
Layout: Timo Kümmel
ISBN-13: 9783941258174|
[www.atlantis-verlag.de]http://www.atlantis-verlag.de

Ward, J. R. – Mondspur (Black Dagger, Band 5)

Band 1: [„Nachtjagd“ 5283
Band 2: [„Blutopfer“ 5301
Band 3: [„Ewige Liebe“ 5358
Band 4: [„Bruderkrieg“ 5565

_Überblick:_

|Düster, erotisch, unwiderstehlich – die letzten Vampire kämpfen um das Schicksal der Welt.|

Sie sind eine der geheimnisvollsten Bruderschaften, die je gegründet wurden: die Gemeinschaft der |Black Dagger|. Und sie schweben in tödlicher Gefahr: Denn die |Black Dagger| sind die letzten Vampire auf Erden, und nach jahrhundertelanger Jagd sind ihnen ihre Feinde gefährlich nahe gekommen. Doch Wrath, der ruhelose und maßlos attraktive Anführer der |Black Dagger|, weiß sich mit allen Mitteln zu wehren. Die Schlacht beginnt!

Band 5: Einst hat Phury seinen Zwillingsbruder Zsadist aus grausamer Gefangenschaft befreit. Doch obwohl seitdem mehr als ein Jahrhundert vergangen ist, heilen Zs Wunden nicht. Gezeichnet an Körper und Seele, ist er wohl der düsterste und unheimlichste Krieger der Bruderschaft der |Black Dagger|. Erst als er die schöne Aristokratin Bella trifft, die sich zu ihm hingezogen fühlt, erwacht in Zsadist plötzlich wieder ein Gefühl, das er längst für begraben hielt: Hoffnung.

Doch auch sein Zwilling Phury, der in einem selbstauferlegten Zölibat lebt, zeigt Interesse an Bella. Als die junge Vampirin von der Gesellschaft der Lesser entführt wird, müssen die beiden Brüder ihre Schwierigkeiten überwinden und gemeinsam alles daransetzen, die Frau zu retten, die sie lieben … (Verlagsinfos)

_Handlungsverlauf:_

Wie jeder BD-Band beginnt auch dieser mit dem Glossar der Begriffe und Eigennamen. Und schon taucht man erneut in die Welt der |Black Dagger| und ihrer Feinde ein – mit einem weiteren interessanten Paar.

Bella, die schöne Vampirin und Freundin von Mary, wurde vor sechs Wochen von Lessern entführt. Zsadist (Z), der eine ungewohnte Faszination für Bella verspürt, die offenes Interesse an ihm bekundet hat und ihn dadurch in große Verwirrung stürzte, Phury, sein Zwilling, und Vishous verfolgen drei Lesser bis an den Rand von Caldwell. Z tötet sie – ohne in Erfahrung zu bringen, ob Bella noch lebt und wo sie sich befindet. Z und Vishous fühlen sich beide auf ihre Weise zu Bella hingezogen, doch sie zeigte nur Interesse für den (vermeintlich) kalten, brutalen und von Frauenhass zerfressenen Z.

Bei den Lessern geht es auch turbulent zu. Mr. O (O), stellvertretender Befehlshaber nach dem Haupt-Lesser Mr. X, hat diesem gegenüber verschwiegen, dass er Bella gefangen hält, die er als seine „Frau“ ansieht und nur für sich haben will. X kommt ihm jedoch auf die Schliche und warnt O, nicht zu verweichlichen, doch dieser ist schon in kranker Leidenschaft für die schöne Vampirin entbrannt.

Bella hingegen nutzt – trotzdem er sie gefangen hält – die Macht über O und spielt mit seinen Gefühlen, weil sie ihn hasst und er sie anekelt. Während ihrer Gefangenschaft wird sie von Erinnerungen an ihr altes Leben und ihre Familie (Mutter, Bruder) heimgesucht. Bellas Bruder Rehvenge (Rehv), ein hochgradig aggressiver Vampir, fühlte sich immer für seine Schwester verantwortlich. Doch Bella denkt auch an Z.

Ein weiterer Charakter, von dem man schnell vermutet, was „in“ ihm steckt, nimmt ebenfalls immer mehr Gestalt an – John Matthew, der bei Tohrment und seiner Frau Wellsie lebt. John wird von seltsamen Träumen gequält, wird das erste Mal von Tohrment auf das Anwesen der |Black Dagger| gebracht und begegnet dort erstmalig Wrath, dem König und seiner Frau Beth, aber auch Wellsies Cousine Sarelle, zu der er sich hingezogen fühlt.

Dr. Havers stellt bei einer Blutuntersuchung fest, dass John ein reinrassiger Krieger ist – und dass er in Darius von Marklons Abstammungslinie steht. So nah, dass John eigentlich Darius‘ Sohn sein müsste (die Leser der bisherigen Bände ahnen aber längst anderes). Tohr klärt John auf, wer Darius war und dass Beth dessen Tochter und somit Johns Schwester sei.

Z zieht es immer wieder in die Nähe von Bellas Haus, das er von allen Spuren des Überfalls der Lesser reinigt. Je häufiger er dorthin geht, desto heimischer fühlt er sich. So sehr, dass er sogar mit dem Gedanken spielt, es zu kaufen, sollte Bella nicht zurückkehren -wohl um eine Art Verbindung zu ihr zu behalten.

Die Leser erfahren in diesem Band – durch Zs Erinnerungen – wieder mehr über ihn, aus der Zeit (1802), als er als Blut- und Sexsklave seiner Herrin gequält und missbraucht wurde. Seither erträgt er es nicht mehr, berührt zu werden. Z stellt für mich immer mehr den interessantesten Charakter der bisherigen Serienbände dar.

Auch Butch, der Ex-Cop, der jetzt als einziger Mensch in der Bruderschaft der |Black Dagger| lebt, hat dankenswerterweise wieder einen Auftritt. Er vermisst nach wie vor die schöne Vampirin Marissa, die er liebt, die aber nichts von ihm wissen will. Den Grund dafür verwehrt die Autorin den Lesern aber bisher leider. Hoffentlich nur, um die Spannung zu halten bzw. zu forcieren – denn es wäre schade, wenn dieser Strang ungeklärt im Sande verliefe.

O beschafft für Bella einen Vampir, der ihr als Nahrungsquelle dienen soll. Doch dieser kann entfliehen, und Butch, Phury und Vishous erfahren von dem Entflohenen, dass Bella noch lebt. Daraufhin ist Z natürlich nicht mehr zu halten, und er und seine dunklen BD-Brüder machen sich auf in das Lesserzentrum, um Bella zu befreien. Danach legen sie das Zentrum in Schutt und Asche. Z kümmert sich rührend um die verletzte und entkräftete Vampirin, und zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder entwickelt sich eine immer stärkere Rivalität um Bellas Gunst. Und während Z an Bellas Bett wacht, wird er erneut von Erinnerungen an seine Sklavenzeit heimgesucht – und er erhält für den Leser immer mehr charakterliche Tiefe.

Als es Bella wieder besser geht, sucht sie nach wie vor Zs Nähe, findet seinen asketischen, aber vernarbten Körper wunderschön, sie nährt sich von ihm, denn für sie ist Z der ‚Einzige‘. Doch er stößt sie immer wieder schroff von sich, weil er sich aufgrund seiner Vergangenheit für unrein hält, dabei verzehrt er sich nach ihr.

Der Leser erfährt in diesem Zusammenhang auch Rückblicke auf die Zeit, in der Phury seinen Zwillingsbruder Z suchte, dessen Herrin Catronia den Hof machte, schließlich Z befreite und dabei sein eigenes Bein opferte. Als Z, Butch und Phury Bella auf ihren Wunsch nachts zu ihrem Haus bringen, sieht sie Z im Kampf mit einem Lesser, erkennt, wie brutal er dabei vorgeht – und steht unter Schock (was für eine Vampirin recht menschlich wirkt).

O verfolgt derweil bei den Lessern eigene Pläne, um an die Macht zu kommen und X seiner Position zu berauben. Als ihm das gelungen ist, kennt er nur noch ein Ziel: Er will Bella zurück in seine Gewalt bekommen und Z, der sie befreit hat, töten.

Bellas Bruder jedoch wartet ungeduldig auf Bellas Rückkehr in ihrem Haus. Er ist nicht gut auf die |Black Dagger| zu sprechen, die er für rücksichtslos Frauen gegenüber hält. Rehvenge will Bella fortan durch eine „Bannung“ schützen … Wird Z sie jemals wiedersehen – oder sie durch die Bannung auf ewig verlieren?

_Meine Meinung:_

Nun könnte man meinen, bei „Black Dagger“ liefe alles nach Schema F ab und es ginge nur um die einzelnen Liebesgeschichten. Flüchtig betrachtet ist das vielleicht so, aber im Gesamten bietet die Serie erheblich mehr. Denn da ist ja neben dem |Black Dagger|-Strang noch die Handlungsebene der Lesser, die ebenfalls immer mehr Gestalt annimmt. Aber auch innerhalb der Bruderschaft der |Black Dagger| brilliert jeder Charakter durch eine eigene, starke und teils sehr eigenwillige Persönlichkeit – und das Vampir-Universum, das die Autorin erschafft, wird immer komplexer und dichter, und das auf eine leicht erzählte Weise. Somit ist „Black Dagger“ flotte vampirische Unterhaltung, in der auch die Action und Erotik nicht zu kurz kommen, dies aber auf einem guten Niveau und in einer guten Ausgewogenheit.

Die Aufmachung ist wie immer ansprechend, die Covermotive verströmen alle die gleiche Atmosphäre, und insgesamt betrachtet sollte diese Serie bei keinem Vampirliteraturliebhaber fehlen.

_Fazit:_ J. R. Ward webt ein immer dichteres Vampirserien-Netz rund um die |Black Dagger|-Bruderschaft und ihre Pro- und Antagonisten. Wer sich flott und spannend – mit einer Prise Erotik – unterhalten lassen will, ist hier an der richtigen Adresse.

_Die Autorin:_

Jessica Rowley Pell Bird (geboren 1969 in Massachusetts, New England) ist sowohl unter ihrem Geburtsnamen Jessica Bird als auch unter ihrem Pseudonym J. R. Ward schriftstellerisch tätig. Sie ist die Tochter eines Bankvorstandes und einer Architekturzeichnerin und hält ein Diplom in Rechtswissenschaften. Sie ist seit 2001 mit dem Unternehmensberater Neville Blakemore verheiratet und lebt mit ihm mittlerweile in Louisville, Kentucky.

Ihren ersten Roman „Leaping Hearts“ veröffentlichte sie 2002 und erhielt 2007 den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| für „Lover Awakened“ („Mondspur“ & „Dunkles Erwachen“) aus der |Black Dagger|-Serie sowie im gleichen Jahr den |RITA Award| des Schriftstellerverbands „Romance Writers of America“ für ihr Buch „From the First“. Für beide Awards war sie darüber hinaus bereits vielfach nominiert.

|Die Black-Dagger-Serie:|

Dark Lover (September 2005) – „Nachtjagd“ (Part 1) und „Blutopfer“ (Part 2)
Lover Eternal (März 2006) – „Ewige Liebe“ (Part 1) und „Bruderkrieg“ (Part 2)
Lover Awakened (September 2006) – „Mondspur“ (Part 1) und „Dunkles Erwachen“ (Part 2)
Lover Revealed (März 2007) – „Menschenkind“ (Part 1) und „Vampirherz“ (Part 2)
Lover Unbound (September 2007) – „Seelenjäger“ (Part 1, deutsch im März 2009)
Lover Enshrined (Juni 2008)

|Originaltitel: Lover Awakened (Part 1)
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
Broschur, 320 Seiten
Titelfoto von Dirk Schulz / Titelgestaltung von Animagic Bielefeld
ISBN-13: 978-3-453-56511-1|

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AnimagiC 2024

Ward, J. R. – Bruderkrieg (Black Dagger, Band 4)

Band 1: [„Nachtjagd“ 5283
Band 2: [„Blutopfer“ 5301
Band 3: [„Ewige Liebe“ 5358

_Überblick:_

|Düster, erotisch, unwiderstehlich – die letzten Vampire kämpfen um das Schicksal der Welt.|

Sie sind eine der geheimnisvollsten Bruderschaften, die je gegründet wurden: die Gemeinschaft der |Black Dagger|. Und sie schweben in tödlicher Gefahr: Denn die |Black Dagger| sind die letzten Vampire auf Erden, und nach jahrhundertelanger Jagd sind ihnen ihre Feinde gefährlich nahe gekommen. Doch Wrath, der ruhelose und maßlos attraktive Anführer der |Black Dagger|, weiß sich mit allen Mitteln zu wehren. Die Schlacht beginnt!

Band 4: Rhage, der schönste und tödlichste Krieger der |Black Dagger|, hat, ohne es zu wollen, große Gefahr über die Bruderschaft gebracht: Die Gesellschaft der Lesser plant seine Vernichtung, und die Jungfrau der Schrift will seinen Verstoß gegen ihre Gebote bestraft sehen – denn Rhage hat sich in eine menschliche Frau verliebt, die todkranke Mary Luce. Obwohl Wrath, der König der Vampire, seinen Bruder beschützen will, muss er sich dem Willen der Jungfrau beugen.

Um Mary zu retten, lässt sich Rhage auf ein gefährliches Spiel ein: Nur wenn es ihm gelingt, den entsetzlichen Fluch zu überwinden, der seit einem Jahrhundert auf ihm lastet, hat er eine Chance gegen die übermächtige Bedrohung. Und während er sich seinen Feinden entgegenstellt, muss Mary ihren ganz eigenen Kampf aufnehmen …

_Handlungsverlauf:_

Wie in jedem Black-Dagger-Band beginnt auch dieser mit dem Glossar der Begriffe und Eigennamen. Und dann ist man wieder drin – in der Welt der |Black Dagger| – und alles scheint in „innerem Aufruhr“ zu sein.

Mary wurde von Rhage auf das Anwesen der |Black Dagger| gebracht und kämpft aussichtslos gegen ihre Gefühle für ihn, und Rhage wiederum mit dem Ungeheuer in sich. Mary spürt und weiß, dass Rhage mit anderen Frauen Sex hat, um seine Emotionen zu bekämpfen und somit das Ungeheuer in sich. Mary will das Anwesen verlassen, weil sie die Eifersucht nicht erträgt, die sie zerfrisst, weil sie ihn gedanklich immer mit anderen Frauen sieht. Doch Rhage will sie nicht gehen lassen und erzählt Mary endlich, warum er das tun muss und nicht mit ihr schlafen kann, verspricht ihr aber, das Untier in sich künftig anders zu stoppen. Er gesteht Mary, dass er sie liebt.

Rhage besitzt für Mary die Schönheit eines gefallenen Engels, und sie lieben sich das erste Mal. Nun könnte alles gut werden, doch Mary ist durch ihre Leukämieerkrankung immer geschwächter und gleitet mehr und mehr in die Krankheit ab. Da Rhage für Mary die Regeln gebrochen hat, keinen Menschen in die Bruderschaft zu bringen, muss er sich einem harten Bestrafungsritual durch alle |Black Dagger| unterziehen.

Mary und Rhage haben einen Streit, nachdem Mary zurück in ihre Wohnung will. Sie ruft die Vampirin Bella, ihre Nachbarin und Freundin, an. Die erkundigt sich auffällig nach Zsadist, einem |Black Dagger|, dem sie einmal kurz auf dem Anwesen begegnet ist, als sie und Mary John zu den |Black Daggern| brachten. Zsadist hat einen bleibenden Eindruck in ihr hinterlassen.

Mary kehrt nach Hause zurück – doch Rhage taucht dort auf, um sie zurückzuholen. Aber Mary steht vor einer neuen Chemotherapie, von der sie weiß, dass diese sie körperlich verändern wird, und sie will, dass Rhage sie so, wie sie jetzt ist, in Erinnerung behält. Doch er nimmt sie und ihr Hab und Gut mit zurück auf das Anwesen der Bruderschaft. Mary lässt ihr altes Leben hinter sich.

Rhage veranstaltet für sie eine kleine Feier, zu der auch Bella eingeladen wird. Die hält die ganze Zeit Ausschau nach Zsadist – und die Leser ahnen schon, dass sich hier das nächste Paar anbahnt. Was Bella über Zsadist hört, ist abschreckend, aber nicht für sie. Doch als sie ihm Avancen macht, reagiert er brüsk und abweisend, verlässt die Feier, aber Bella folgt ihm.

Auch Zsadist fühlt sich von ihr angezogen, doch sie ruft auch Erinnerungen in ihm wach – an seine Zeit als in Ketten gelegter Blutsklave, als seine Herrin ihn vergewaltigte und sein Blut trank, und er fühlt Scham vor Bella wegen seiner Narben und Hässlichkeit und seinem schwarzen, bösartigen Wesen. Es verunsichert ihn, dass sie erkennen lässt, dass sie ihn wirklich will. Er ist damit völlig überfordert.

Die Lesser bauen weiter an ihrem neuen Zentrum unter Mr. Os Leitung. Dieser denkt an seine ehemalige Liebe Jennifer zurück. Er hält einen Vampir gefangen und foltert ihn, um mehr über die |Black Dagger| zu erfahren – und bekommt heraus, dass sich einige von ihnen gelegentlich in einer Kneipe namens „One Eye“ aufhalten, wo er ihnen auflauern will.

John Matthew ringt mit sich und Tohrments Angebot, in die Gemeinschaft der |Black Dagger| zu kommen. Dann merkt er, dass ihm ein Lesser auf der Spur ist und ihm Gefahr droht. So ruft er Tohr zu Hilfe. Er beschließt, zu den |Black Daggern| zu ziehen, und Tohr sowie dessen Frau Wellsie nehmen ihn bei sich auf. Tohr offenbart John, dass auch er bald ein Vampir werden wird. Was ihn jedoch beschäftigt, ist Johns Narbe, denn diese erhalten die |Black Dagger| erst später und werden nicht damit geboren. Also woher hat John sie jetzt schon vor seiner Tansition?

Dann bricht in Rhage die Bestie aus – auch sie will Mary. Und endlich erzählt Rhage ihr von dem Fluch und der Bedeutung das Drachentattoos auf seinem Rücken – und dass die Bestie auch Mary will, was er nicht zulassen kann. Aber sie erwidert: Dann soll sie mich haben – und alles scheint sich zu fügen. Doch da ereilt Mary die Diagnose, dass der Krebs in ihr unheilbar ist … Zu allem Überfluss wird auch noch Bella entführt …

_Meine Meinung:_

Eines kann man J. R. Ward nicht vorwerfen: dass ihre Texte langweilig wären. Und schwafelig sind sie auch nicht – dankenswerterweise. Das ist flott erzählt, atmosphärisch, ausgewogen und hin und wieder blutig – alles wohl dosiert. Vielleicht mag dem ein oder anderen Leser zu viel Liebestaumel der verschiedenen Paare in den Bänden vorkommen – doch für mein Dafürhalten ist es genau die Mischung, die J. R. Wards „Black Dagger“ so reizvoll macht.

Mittlerweile sind auch genug Fährten gelegt, die man weiterverfolgen möchte. Was wird aus Bella? Was aus ihr und Zsadist? Wie wird es mit Rhage und Mary weitergehen? Oder mit Wrath und Beth? Und vor allem, erhält auch Butch bei Marissa doch noch seine Chance? Was wird aus John? Und, und, und … und das sind nur die Fäden, die in der Bruderschaft zusammenlaufen. Denn da sind ja noch die Lesser, deren Geschichten es zu durchleuchten gilt, und es bleibt nach den ersten vier Bänden zu vermuten, dass die Autorin noch den ein oder anderen interessanten Charakter aus dem Ärmel zaubert, wenngleich die bisherigen den Leser auch schon in Atem gehalten haben und hoffentlich weiterhin werden.

Es gibt also Fragen über Fragen, die beantwortet werden wollen – hoffentlich in noch vielen Black-Dagger-Bänden!

_Fazit:_ Rasant, erotisch, düster – J. R.Ward schafft ihre eigene Welt, in die sie den Leser entführt.

_Die Autorin:_

Jessica Rowley Pell Bird (geboren 1969 in Massachusetts, New England) ist sowohl unter ihrem Geburtsnamen Jessica Bird als auch unter ihrem Pseudonym J. R. Ward schriftstellerisch tätig. Sie ist die Tochter eines Bankvorstandes und einer Architekturzeichnerin und hält ein Diplom in Rechtswissenschaften. Sie ist seit 2001 mit dem Unternehmensberater Neville Blakemore verheiratet und lebt mit ihm mittlerweile in Louisville, Kentucky.

Ihren ersten Roman „Leaping Hearts“ veröffentlichte sie 2002 und erhielt 2007 den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| für „Lover Awakened“ aus der |Black Dagger|-Serie sowie im gleichen Jahr den |RITA Award| des Schriftstellerverbands „Romance Writers of America“ für ihr Buch „From the First“. Für beide Awards war sie darüber hinaus bereits vielfach nominiert.

|Die Black-Dagger-Serie:|

Dark Lover (September 2005) – „Nachtjagd“ (Part 1) und „Blutopfer“ (Part 2)
Lover Eternal (März 2006) – „Ewige Liebe“ (Part 1) und „Bruderkrieg“ (Part 2)
Lover Awakened (September 2006) – „Mondspur“ (Part 1) und „Dunkles Erwachen“ (Part 2)
Lover Revealed (März 2007) – „Menschenkind“ (Part 1) und „Vampirherz“ (Part 2)
Lover Unbound (September 2007) – „Seelenjäger“ (Part 1, deutsch im März 2009)
Lover Enshrined (Juni 2008)

|Originaltitel: Lover Eternal (Part 2)
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
Taschenbuch, Broschur, 304 Seiten
Titelfoto von Dirk Schulz / Titelgestaltung von Animagic Bielefeld
ISBN-13: 978-3-453-56510-4|

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AnimagiC 2024

Ward, J. R. – Ewige Liebe (Black Dagger, Band 3)

Band 1: [„Nachtjagd“ 5283
Band 2: [„Blutopfer“ 5301

_Inhalt:_

|Düster, erotisch, unwiderstehlich – die letzten Vampire kämpfen um das Schicksal der Welt.|

Sie sind eine der geheimnisvollsten Bruderschaften, die je gegründet wurden: die Gemeinschaft der |Black Dagger|. Und sie schweben in tödlicher Gefahr: Denn die |Black Dagger| sind die letzten Vampire auf Erden, und nach jahrhundertelanger Jagd sind ihnen ihre Feinde gefährlich nahe gekommen. Doch Wrath, der ruhelose und maßlos attraktive Anführer der |Black Dagger|, weiß sich mit allen Mitteln zu wehren. Die Schlacht beginnt!

Band 3: Die Bruderschaft der |Black Dagger| konnte eine Schlacht für sich entscheiden, doch der Krieg gegen die Gesellschaft der Lesser tobt mit unverminderter Härte weiter. Nun, da Wrath den ihm angestammten Königsthron bestiegen hat, lastet der Schutz der Vampire nur noch auf wenigen Schultern. Immer gnadenloser werden die Methoden der Untoten, und ausgerechnet in dieser gefährlichen Lage droht die Bruderschaft, ihren stärksten und verlässlichsten Kämpfer zu verlieren: Rhage, der Schöne, der Unbesiegbare hat sich unsterblich verliebt – in Mary, die nicht nur ein Mensch, sondern auch unheilbar krank ist. Kann Rhage die Liebe seines Lebens retten und gleichzeitig weiter der Bruderschaft dienen? Und wird die Jungfrau der Schrift diesen Bruch der Traditionen hinnehmen? Rhage hat keine Wahl, er muss alles auf eine Karte setzen …

_Meine Meinung:_

Wer denkt, es ginge in diesem Band nahtlos mit Wrath und Beth weiter, sieht sich enttäuscht – nicht aber von diesem Roman, denn J. R.Ward zaubert das nächste „Paar“ aus dem Ärmel. So kommen denn Wrath und Beth nicht in diesem Serienroman vor bzw. abzählbar selten als Statisten. Wer jetzt denkt, dass damit die düster-erotische Atmosphäre der ersten beiden Bände unterbrochen wird, kann erleichtert aufatmen, denn die Autorin führt ihre Linie stringent fort.

Wieder leitet das Glossar mit den Begriffen und Eigennamen den Romantext ein, der mit Butch O’Neal beginnt. Der suspendierte Polizist, der durch Beth Bekanntschaft mit der Bruderschaft der |Black Dagger| machte, kann nicht mehr in seine Welt zurück und lebt nun mit den Brüdern, Wrath und Beth unter einem Dach zusammen. Besondere Freundschaft schließt er mit Vishous und Rhage (ein besonders gutaussehender Vampir) und leidet unter seiner Liebe zu der Vampirin Marissa, die sich aber seit Wochen von ihm fernhält, ohne ihm den Grund zu nennen.

Mit Mary Luce wird eine neue Person in die Serienhandlung eingeführt. Sie arbeitet in einer Anwaltskanzlei, lebt in einem kleinen Haus (umgebaute Scheune), war ehemals an Leukämie erkankt, arbeitet ehrenamtlich bei einer Selbstmord-Hotline und erhält dort merkwürdige Anrufe. Dann taucht John Matthew, ein schmächtiger, junger und stummer Mann, bei ihr auf. Bella, Marys schöne Nachbarin und Vampirin, erkennt ihn anhand seines Armbandes mit merkwürdigen Zeichen als Vampir vor der Transition. Die Zeichen bedeuten „TEHRROR“, der Name eines Kriegers. Womit J. R. Ward mit einem Schlag zwei weitere Charaktere einführt.

Bella nimmt sofort Kontakt mit den Black Daggern auf. Sie und Mary bringen John auf das Anwesen der Bruderschaft, die seit zwei Monaten Tohrment „Tohr“ anführt, da Wrath den Königsthron bestiegen hat. Auf Rhage lastet ein Fluch – im Kampf oder wenn er sich in emotionaler Erregung jedweder Art befindet, verwandelt er sich in ein Ungeheuer, bzw. das Ungeheuer, das in ihm lebt, tritt dann aus ihm heraus: jenes drachenähnliche Wesen mit dem Gebiss eines Tyrannosaurus‘ und messerscharfen Klauen, das auch als großes Tattoo seinen Rücken schmückt.

Als Mary Rhage das erste Mal erblickt, ist sie fasziniert von seiner Schönheit. Aber auch Rhage will sie unbedingt wiedersehen – zum Unwillen von Wrath und Tohr. Er trifft sich einige Male mit Mary, beide fühlen sich sexuell voneinander angezogen, doch Rhage hat Angst, dass das Untier aus ihm herausbricht, wenn er mit Mary schläft und sie dadurch gefährdet – und hält sich deswegen zurück. Mary wiederum, die nichts von dem weiß, was er wirklich ist und was in ihm schlummert, missversteht sein merkwürdiges Verhalten und schließt daraus, dass er, der von so strahlender Schönheit ist, sich nicht für eine Frau wie sie – eher unscheinbar und unattraktiv, so sieht sie sich zumindest – interessieren kann. So zieht auch sie sich verletzt zurück.

Dann bricht die Leukämie wieder in ihr aus und Rhage zieht es erneut in ihre Nähe. Sie wird Zeugin seines Kampfes mit Lessern und erfährt so, dass er ein Vampir ist. Nur von dem Untier in ihm sagt er ihr nichts. Er nimmt Mary zu ihrer Sicherheit mit auf das Anwesen der Bruderschaft, das Mary so schön wie ein russisches Zarenschloss erscheint. Wrath maßregelt Rhage dafür, dass er die Regel gebrochen und einen Menschen auf das Anwesen gebracht hat, gestattet ihm zwar, Mary dazubehalten, weil Rhage sie als seine „Partnerin“ bezeichnet, stellt ihm aber Bestrafung für den Verstoß in Aussicht.

John suchen erotische Träume heim, in denen er das Blut seiner Partnerinnen trinkt und diese seines – was ihn verunsichert. Tohr bietet ihm an, bei sich und seiner Shellan zu leben und bei den Black Daggern zu trainieren. Dann zeigt er John, dass er die gleiche runde Narbe wie er auf der Brust hat, und sagt ihm, dass er einer von ihnen sei.

Die Lesser, deren Rekrutierungszentrum und zehn Männer von Wrath und seinen Männern vernichtet wurden, formieren sich neu und beginnen in der Einöde mit dem Bau eines neuen Zentrums, mit der Möglichkeit, Gefangene (Vampire) unter Verschluss und Folter zu halten. Billy R., der zu ihnen gestoßen ist, macht eine schmerzhafte Erfahrung mit „Omega“; ebenso Mr. O, der für seinen fehlgeschlagenen Einsatz bestraft wird.

In diesem Band geht es vorrangig um Rhages und Marys Geschichte, den neuen Charakter John Matthew und die Lesser. Von daher wir die Serie immer komplexer und interessanter, und was das Positive dabei ist: Sie verliert keinen Deut an Fahrt, sondern die Handlungen der drei Bände bewegen sich auf gleichbleibendem Level. Diese Serie sei daher jedem Leser empfohlen – ob nun Vampirliteraturliebhabern oder einfach nur Leseratten, die sich gut unterhalten lassen möchten.

_Fazit:_ „Ewige Liebe“ ist ein temporeicher und spannender Serienband – mit der schon gewohnten Prise Erotik und Düsterkeit. Eine ausgewogene Mischung mit einer Handlung, die Lust auf mehr macht.

_Die Autorin:_

Jessica Rowley Pell Bird (geboren 1969 in Massachusetts, New England) ist sowohl unter ihrem Geburtsnamen Jessica Bird als auch unter ihrem Pseudonym J. R. Ward schriftstellerisch tätig. Sie ist die Tochter eines Bankvorstandes und einer Architekturzeichnerin und hält ein Diplom in Rechtswissenschaften. Sie ist seit 2001 mit dem Unternehmensberater Neville Blakemore verheiratet und lebt mit ihm mittlerweile in Louisville, Kentucky.

Ihren ersten Roman „Leaping Hearts“ veröffentlichte sie 2002 und erhielt 2007 den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| für „Lover Awakened“ aus der |Black Dagger|-Serie sowie im gleichen Jahr den |RITA Award| des Schriftstellerverbands „Romance Writers of America“ für ihr Buch „From the First“. Für beide Awards war sie darüber hinaus bereits vielfach nominiert.

|Die Black-Dagger-Serie:|

Dark Lover (September 2005) – „Nachtjagd“ (Part 1) und „Blutopfer“ (Part 2)
Lover Eternal (März 2006) – „Ewige Liebe“ (Part 1) und „Bruderkrieg“ (Part 2)
Lover Awakened (September 2006) – „Mondspur“ (Part 1) und „Dunkles Erwachen“ (Part 2)
Lover Revealed (März 2007) – „Menschenkind“ (Part 1) und „Vampirherz“ (Part 2)
Lover Unbound (September 2007) – „Seelenjäger“ (Part 1, deutsch im März 2009)
Lover Enshrined (Juni 2008)

|Originaltitel: Lover Eternal (Teil 3)
Taschenbuch, 272 Seiten
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
Titelfoto von Dirk Schulz / Titelgestaltung von Animagic Bielefeld
ISBN-13: 978-3-453-52302-9|

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Flewelling, Lynn – verwunschene Zwilling, Der (Tamír Triad 1)

_Inhalt:_

Die junge Tobin hat das Pech, als Mädchen in gefährlichen Zeiten geboren zu werden, in denen Frauen jedes Alters im Auftrag des Königs ermordet werden, der dadurch die Thronfolge seines Sohnes sichern will. Vor Jahren brachte König Elrius seine Schwester um ihren rechtmäßigen Anspruch auf den Thron – eine Tat, die den göttlichen Schutz außer Kraft setzte, unter dem sein Volk stand, und dem Land Seuchen und Krieg bescherte.

Aber es gibt Menschen, die danach trachten, die göttlichen Prophezeiungen zu ehren und einer Kriegerkönigin auf den Thron zu verhelfen. Tobin wird mithilfe dunkler Magie als ihr Zwillingsbruder verkleidet. Dieser starb bei der Geburt, jedoch nicht schnell genug – ein Atemzug gelang ihm, und das genügte, um seine Seele voll grässlichem Zorn auf Erden zu verankern. Tobin kann tatsächlich Königin werden, aber nur, wenn es gelingt, sie zu beschützen, bis sie erwachsen ist – vor ihrer wahnsinnigen Mutter, ihrem dämonischen Bruder und jedem bösen Hexer des Landes.

Der Auftakt zu einem atemberaubenden Epos, das abermals in der Welt der |Schattengilde| spielt, jedoch in einer viel früheren Zeit. Mit |Tamír Triad| hat Lynn Flewelling ein Meisterwerk geschaffen und unter Beweis gestellt, dass Fantasy nicht nur spannend, magisch, düster und unterhaltsam sein, sondern gleichzeitig zum Nachdenken anregen kann.

_Meine Meinung:_

Tobin ist Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Von der ersten Sekunde ihrer Geburt an bestimmt eine geheimnisvolle Magie ihr Leben und Schicksal. Als sie zusammen mit ihrem Zwillingsbruder das Licht der Welt erblickt, wird ihr dank der Magie der Zauberin Lhel auferlegt, als Knabe aufzuwachsen – bis die Zeit reif ist, den Thron zu besteigen: als rechtmäßige Königin. Doch bis dahin ist es ein weiter dorniger Weg.

Tobin wächst einsam in der Feste ihres Vaters auf: Ignoriert von ihrer scheinbar geistig verwirrten Mutter Ariani, die den gewaltsamen Tod ihres zweiten Kindes nie verwindet und sich bis zu ihrem bitteren Ende in einem Turmzimmer verschanzt. Umgeben von ihrem Vater, Herzog Rhius, der sie zwar liebt, aber oft verlässt, und von dem Personal aufgezogen – mit einem Schatten an ihrer Seite. Denn da ist noch der Geist des toten (Zwillings-)Bruders, der, als er dem Mutterschoß entflohen ist, nach seinem ersten tiefen Atemzug erstickt wird, keine Ruhe findet und über den Tod hinaus eng an Tobin gebunden ist.

Dieser Bruder, den alle furchtvoll „den Dämon“ nennen, spukt durch die Festung, richtet dort oft Schaden an oder greift die Bewohner an. Er ist ein zorniger Geist, der sein „Unglück“ und „Los“ auf seine Art und Weise zum Ausdruck bringt und an den Bewohnern der Festung auslebt. Doch er hat dennoch das Herz des Lesers auf seiner Seite. Man verspürt Mitleid mit der ruhelosen Seele, die nicht leben durfte, aber auch nicht die ewige Ruhe finden kann. Und man wartet ungeduldig darauf, dass ihm Wiedergutmachung widerfährt.

Aber auch mit Tobin verspürt man Mitleid. Sie/Er lebt völlig abgeschottet von der Außenwelt und Gleichaltrigen, und schon bald steht er in dem Ruf, sonderbar zu sein. Was ihn aber nicht stört, denn er fühlt sich wohl in seiner abgeschiedenen Welt – weil er es nicht anders kennt. Alles ändert sich, als der Zauberer Arkoniel und Tobins „Knappe“ Ki in der Feste Einzug halten, um Tobin auszubilden bzw. ihm Gesellschaft zu leisten/zu dienen. Dadurch wird Tobin mehr und mehr seiner Einsamkeit entlockt. Sein Leben wird fortan von menschlicher Zuwendung und Zuneigung geprägt, auch wenn er Arkoniel anfangs mit Misstrauen begegnet, hingegen Ki bereitwillig an sich heranlässt. Beide meistern es, Tobin aus seinem teils auferlegten, teils selbst gewählten Schneckenhaus zu befreien.

Dann schlägt das Schicksal ein weiteres Mal zu: Tobins Vater kommt zu Tode und somit werden Tobin und Ki aus ihrer heilen Welt innerhalb der schützenden Mauern der Feste entrissen. Für die beiden Jungen beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt in Ero, am Hofe des Königs, wo alles völlig anders ist als das, was sie bisher kannten. Und in Tobin wird der Ruf der Natur wacht – seine wahre Seele, seine Weiblichkeit zeigt sich und fordert ihren Tribut … und Lhels erneutes magisches Handeln.

Mehr sei nicht über diesen gefühlvollen, aufwühlenden Roman, der einen nicht loslässt, verraten, der geprägt ist von starken Charakteren und tiefen Emotionen. Dieses großartige Werk lebt vom lyrischen Erzählstil der Autorin, die jenseits jeglichen Mainstreams eher wie eine mittelalterliche Geschichtenerzählerin fabuliert. Sie nimmt den Leser an die Hand, nimmt ihn mit in Tobins Welt und in die Feste, und das auf solch eindrucksvolle Weise, dass man oft vergisst, dass all das, was aus den Zeilen entgegenströmt, keine Realität ist. Wie oft möchte man seine Hand in Tobins Richtung ausstrecken und ihn trösten. Wie oft ist man zusammen mit Bruder zornig über sein ruheloses Seelendasein. Wie sehr leidet man mit all den tragischen Charakteren und den menschlichen Abgründen, die sich dahinter verbergen.

Das ist keine blutleere U-Literatur, sondern Fantasy auf höchstem Niveau – und wird eine Freude für jeden Leser sein, unabhängig davon, welches Genre er bevorzugt. Denn in der „Zwillings-Trilogie“ geht es um weitaus mehr als phantastische Elemente, da geht es um das Leben, um Menschen und darum, was sie einander bedeuten, aber auch antun – mit allen Beweggründen, aller Loyalität, aber auch Hinterhältigkeiten. Ein anderer Aspekt wird ebenfalls deutlich: Die wahre Tragik liegt meist in der Abwägung und Wahl zwischen Gut und Böse – und dem, was man für das vermeidlich Gute zu opfern bereit ist oder zu opfern gefordert wird.

Das ist Fantasyliteratur mit Kaiserkrone. Da lebt, leidet, schluchzt, liebt und kämpft jedes Wort in einem nach. Man fühlt, man trauert mit Tobin und dem Bruder, und man grollt mit ihnen, weil ihnen das Schicksal so übel mitspielt – und sinnt auf Rache, die denen zuteil werden soll, die nicht schuldlos an allem sind. Das ist großes Kopfkino, das ist Erzähl|kunst|, die eine stetige, sanfte Melancholie ausschickt, das sind Charaktere, die so in die Tiefe gehen, dass einen der Text lange Zeit nicht loslässt. Das ist Literatur, wie man sie sich wünscht!

Auch die Aufmachung erfreut, denn es wurde auf ein weiteres der stereotypen Fantasycovermotive verzichtet, welche die Verlagswelt überschwemmen. Das minimalistische Gemini-Zeichen ummantelt perfekt und niveauvoll den edlen Text. Dieses Buch sollte in keiner Sammlung fehlen!

_Fazit:_

„Der verwunschene Zwilling“ ist ein wundervoll melancholischer Fantasyroman, dessen Seele und Geist aus jeder Zeile schwingt und der den Leser voller Ungeduld auf die beiden Folgebände zurücklässt – tief erfüllt von der erzählerischen Dichte der Autorin und den Gefühlen, die sie in uns wachruft.

|Originaltitel: Tamír Triad (1)
Aus dem Amerikanischen von Michael Krug
Titelillustration & Titelgestaltung von Michael Krug
550 Seiten, Trade Paperback
ISBN-13: 978-3-902607-07-2|
http://www.otherworldverlag.com

Ward, J. R. – Blutopfer (Black Dagger, Band 2)

Band 1: [„Nachtjagd“ 5283

_Inhalt:_

Düster, erotisch, unwiderstehlich – die letzten Vampire kämpfen um das Schicksal der Welt

Sie sind eine der geheimnisvollsten Bruderschaften, die je gegründet wurden: die Gemeinschaft der |Black Dagger|. Und sie schweben in tödlicher Gefahr: Denn die |Black Dagger| sind die letzten Vampire auf Erden, und nach jahrhundertelanger Jagd sind ihnen ihre Feinde gefährlich nahe gekommen. Doch Wrath, der ruhelose und maßlos attraktive Anführer der |Black Dagger|, weiß sich mit allen Mitteln zu wehren. Die Schlacht beginnt!

Mitten in diesem Krieg bittet Darius, ein alter Kampfgefährte, Wrath darum, sich um seine Tochter Beth zu kümmern, die nichts von ihrer vampirischen Herkunft weiß. Schon bald gerät die junge Frau zwischen die Fronten, und Wrath muss erkennen, dass sein Schicksal unauflöslich mit ihr verbunden ist – denn Beth ist seine Shellan, seine unsterbliche Liebe, für die sich jedes Opfer lohnt. Und er muss auch alles riskieren, um Beth zu retten …

_Meine Meinung:_

Eines muss man J. R. Ward lassen: Man mag noch so oft „Mainstream, Mainstream“ rufen, aber die Autorin hat ihre Leser mit dem ersten |Black Dagger|-Roman an der „Seriennadel“ – auch wenn die Vermutung naheliegt, dass sie im Original stilistisch noch besser rüberkommt.

Band zwei der Serie bietet wieder zu Anfang ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen und Eigennamen, was den Lesern das Eintauchen in die Vampirwelt der Autorin erleichtert. Und weiter geht es mit dem erotischen Vampirpaar Wrath und Beth. Wrath hat die schöne Beth zu sich – und somit in das Haus ihres Vaters – eingeladen und verhält sich verwirrenderweise ausgesprochen kühl und distanziert ihr gegenüber – beinahe schon unhöflich. Er gesteht Beth, dass er Tausende Lesser (seelenlose Vampirjäger) getötet hat und erzählt ihr von „Omega“ (Gott und Luzifer) und der „Jungfrau der Schrift“ (hat die Vampire erschaffen) – und von seiner Bruderschaft |Black Dagger|.

Dann ändert sich seine Haltung ihr gegenüber, und Beth merkt, dass auch er – wie sie – verunsichert darüber ist, dass sie sich so stark zueinander hingezogen fühlen. Die sexuelle Energie zwischen ihnen wird immer stärker, und zum ersten Mal sieht Beth seine Augen, die er immer hinter einer dunklen Sonnenbrille verbirgt. Sie sind von einem blassen Grün, fast Weiß – Wrath ist beinahe blind. Es kommt, wie es kommen muss: Wrath und Beth lieben sich, was die Autorin – bis auf wenige „too much“-Ausnahmen, die dann eher das Gegenteil bewirken – sehr anregend umgesetzt hat.

Beth nimmt das kostbar eingerichtete Zimmer ihres Vaters in Augenschein und findet dort überall Fotografien von sich an den Wänden – und eines ihrer Mutter. Ihr wird bewusst, dass ihr Vater sehr reich gewesen sein muss.

Wrath und Rhage, einer der |Black Dagger|, beobachten unterdessen das Lesser-Zentrum und lassen sich auf einen Kampf mit drei Lessern ein – ein vierter schießt auf Wrath. Da beginnt sich Rhage in eine schuppige Kreatur/Bestie zu verwandeln, fällt über die Lesser her und richtet ein Gemetzel an. Danach verwandelt er sich wieder zurück, ist aber verletzt. Wrath und Beth kümmern sich um ihn – besonders Beth, was sie Wrath innerlich noch näherbringt, als er sieht, wie liebevoll sie Rhage pflegt. Und endlich gestehen sich Beth und Wrath ein, dass sie zusammenbleiben wollen.

Beth kehrt in ihre Wohnung zurück, doch kaum dort angekommen, wird sie ohnmächtig. Butch findet sie dort auf dem Boden liegend, und Beth bittet ihn, sie zu Wrath zu bringen, denn ihre „Transitition“ (Wandlung zur Vampirin) hat begonnen! Wrath steht ihr bei, sie trinkt von ihm und er fragt sie, ob sie seine „Shellan“ (Frau) werden will.

Havers, Marissas Bruder, sinnt immer noch auf Rache, weil ihre Verbindung mit Wrath zerbrach – auch wenn Marissa sie selbst löste. Die junge Vampirin denkt ständig an Wrath und ihre Zeit als seine „Shellan“, und sie verspürt wie jede verschmähte Frau Rachegedanken. Das ändert sich, als Butch Marissa im Haus der Black Dagger begegnet. Er ist fasziniert von ihrer Schönheit, und auch sie fühlt sich zu ihm hingezogen.

Beht wiederum steht zum ersten Mal Marissa und den Brüdern der Black Dagger gegenüber. Wrath nennt sie vor ihnen „Lielan“ (mein Liebstes) und die Brüder zeigen ihr deutlich ihre Verehrung. Beth erzählt Butch – vor dessen Augen sich Marissa dematerialsiert und dem dadurch bewusst wird, dass er in einem Haus voll mysteriöser Wesen gelandet ist -, dass sie alle Vampire sind und dass der Mann in dem explodierenden Auto (siehe Band eins) ihr Vater war.

Wrath nimmt mit der Jungfrau der Schrift (Analisse) Kontakt auf und bittet sie, ihm Beth zur Frau zu geben. Sie willigt ein, fordert aber von ihm, dass er sein Volk als König anführen soll. Butch fühlt sich in der Gemeinschaft der Vampire wohl. Besonders mit Vishous, einem Red-Soux-Fan, schließt er rasch Freundschaft.

Beth lernt derweil Wellsie, die Shellan des Black Daggers „Tohr“, kennen. Sie hilft Beth bei den Vorbereitungen zu der Hochzeitszeremonie. Doch bevor diese vollzogen werden soll, will Wrath Beth rächen und ihren „Vergewaltiger“ Billy R. zur Strecke bringen. Doch er stellt nicht nur ihn, sondern auch Mr X, den Anführer der Lesser. Dieser nennt Wrath den „Blinden König“. Die Jungfrau der Schrift vermählt Wrath und Beth – doch dann wird Beth von Mr X entführt …

J. R. Wards Stil ist schnörkellos, direkt und ohne Längen. Man liest die Black-Dagger-Bände weg wie geschnitten Brot. Mainstream hin, Mainstream her – die Texte wecken die düster-romantisch-erotische Note in uns und bescheren ein Stück dessen, was wir uns alle insgeheim wünschen: die große Liebe, die einzigartige Nähe zweier Liebenden, das Wesen, das zu einem gehört wie kein anderes – egal wie schwierig die Umstände auch sein mögen und über alle Zweifel erhaben. Doch |Black Dagger| ist viel mehr. Unter dem vermeintlichen Plauderton entwickelt sich eine Gesellschaft von Anta- und Protagonisten, die lebendig und in die Tiefe gehend agieren, mit all ihren Facetten, die die Charaktere verschiedener Wesen ausmachen.

Wrath ist die perfekte Mischung aus Brutalität und Sensibilität – eben der Bad Boy mit Charme, den sich so manche Frau wünscht. So wird |Black Dagger| vermutlich von einem vorwiegend weiblichen Publikum frequentiert werden – was die Serie keineswegs schmälern soll. Aber auch die anderen Charaktere zeigen Profil und kommen nicht eindimensional daher. Was aber das große Plus der Serie ist: Sie langweilt nicht einen Satz lang und zieht den Leser sofort in die Handlung und somit in ihren Bann.

_Fazit:_ Düster, erotisch und ohne jegliche Längen unterhält auch dieser |Black Dagger|-Band auf kurzweilige Weise.

_Die Autorin:_

Jessica Rowley Pell Bird (geboren 1969 in Massachusetts, New England) ist sowohl unter ihrem Geburtsnamen Jessica Bird als auch unter ihrem Pseudonym J. R. Ward schriftstellerisch tätig. Sie ist die Tochter eines Bankvorstandes und einer Architekturzeichnerin und hält ein Diplom in Rechtswissenschaften. Sie ist seit 2001 mit dem Unternehmensberater Neville Blakemore verheiratet und lebt mit ihm mittlerweile in Louisville, Kentucky.

Ihren ersten Roman „Leaping Hearts“ veröffentlichte sie 2002 und erhielt 2007 den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| für „Lover Awakened“ aus der |Black Dagger|-Serie sowie im gleichen Jahr den |RITA Award| des Schriftstellerverbands „Romance Writers of America“ für ihr Buch „From the First“. Für beide Awards war sie darüber hinaus bereits vielfach nominiert.

|Die Black-Dagger-Serie:|

Dark Lover (September 2005) – [„Nachtjagd“ 5283 (Part 1) und „Blutopfer“ (Part 2)
Lover Eternal (März 2006) – „Ewige Liebe“ (Part 1) und „Bruderkrieg“ (Part 2)
Lover Awakened (September 2006) – „Mondspur“ (Part 1) und „Dunkles Erwachen“ (Part 2)
Lover Revealed (März 2007) – „Menschenkind“ (Part 1) und „Vampirherz“ (Part 2)
Lover Unbound (September 2007) – „Seelenjäger“ (Part 1, deutsch im März 2009)
Lover Enshrined (Juni 2008)

|Originaltitel: Dark Lover (2. Teil)
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
304 Seiten, Paperback
Titelfoto von Dirk Schulz / Titelgestaltung von Animagic Bielefeld
ISBN-13: 978-3-453-52301-2|

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Ward, J. R. – Nachtjagd (Black Dagger, Band 1)

_Inhalt:_

|Düster, erotisch, unwiderstehlich – die letzten Vampire kämpfen um das Schicksal der Welt.|

Sie sind eine der geheimnisvollsten Bruderschaften, die je gegründet wurden: die Gemeinschaft der |Black Dagger|. Und sie schweben in tödlicher Gefahr: Denn die |Black Dagger| sind die letzten Vampire auf Erden, und nach jahrhundertelanger Jagd sind ihnen ihre Feinde gefährlich nahe gekommen. Doch Wrath, der ruhelose und maßlos attraktive Anführer der |Black Dagger|, weiß sich mit allen Mitteln zu wehren. Die Schlacht beginnt!

_Meine Meinung:_

Der Vampir Darius bittet Wrath, den einzigen reinrassigen Vampir und Anführer der |Black Dagger|, um Hilfe. Dieser soll sich um Darius‘ Tochter kümmern, die er mit einer Menschenfrau gezeugt hat. Wrath lehnt ab, fühlt sich aber, als Darius einer Autobombe zum Opfer fällt, verpflichtet, die junge Frau unter seinen Schutz zu nehmen.

Elizabeth „Beth“ Randall, Reporterin beim „Caldwell Courier Journal“ auf der Trade Street, entgeht nur knapp einer Vergewaltigung. Beth, so stellt sich sehr schnell heraus, ist besagte Tochter von Darius und steht kurz vor der „Transitition“, dem entscheidenden Moment im Leben eines Vampirs, an dem er ins Erwachsenenleben eintritt. Ab diesem Punkt müssen diese das Blut des anderen Geschlechts trinken, um zu überleben, und vertragen kein Sonnenlicht mehr. Die Transitition findet normalerweise mit etwa Mitte zwanzig statt. Vor ihrer Transitition sind die Vampire aus J. R. Wards Universum von schwächlicher Konstitution sowie sexuell unreif und eher desinteressiert. Außerdem können sie sich noch nicht dematerialisieren.

Beth steht in engem Kontakt zu einigen Polizisten, was ihrer Arbeit als Journalistin nicht unbedingt schadet. Da sind vor allem Brian „Butch“ O’Neal von der Mordkommission, der ein Auge auf Beth geworfen hat, und José de la Cruz, ein mit Beth befreundeter Cop. Doch Beth ist an keinem der beiden Männer über freundschaftliche Bande hinaus interessiert.

Als Wrath nachts in Beths kleinem Appartement auftaucht, um erstmals mit ihr in Kontakt zu treten, verhält sie sich völlig untypisch. Sie, die sich Männern gegenüber sonst zurückhaltend und kühl verhält, kann sich der Faszination und der sexuellen Aura, die von Wrath ausgeht, nicht entziehen – und will es auch nicht. Auch wenn sie sich nicht erklären kann, wie der fremde „Mann“ in ihre Wohnung gekommen ist und wie sie sich ihm sofort hingeben konnte. Mehr noch, Beth lässt durch ihr Verhalten Wrath gegenüber deutlich erkennen, dass sie Lust auf ihn verspürt.

Doch da ist auch Mr. X, der sich als der Attentäter entpuppt, der Darius auf dem Gewissen hat. Mr. X ist ein Lesser, ein seiner Seele beraubter Mensch, der als Mitglied der Gesellschaft der Lesser Jagd auf Vampire macht, um sie auszurotten – allen voran die |Black Dagger|. Lesser altern nicht, essen und trinken nicht und sind impotent. Im Laufe der Jahre verlieren sie ihre Haare, Haut und Iris ihre Pigmentierung, bis sie blond, bleich und weißäugig sind. In die Gesellschaft aufgenommen werden sie durch „Omega“, eine unheilvolle mystische Gestalt, die sich die Ausrottung der Vampire zum Ziel gesetzt hat. Die Lesser erhalten nach der Aufnahme ihre Kanope, in dem sie ihr aus der Brust entferntes Herz aufbewahren. Billy Riddle, der Beth vergewaltigen wollte, gehört auch zu Mr. Xs Gefolgschaft. Ebenso wie ihn ruft Mr.X alle Lesser nach Caldwell, um sich zu ihrem Führer zu ernennen und gegen die Black Dagger vorzugehen.

Derweil geraten Butch und Wrath aus Eifersucht um Beth aneinander und Butch verhaftet den Vampir kurzfristig, bis sich dieser befreien kann und Beth in das Haus ihres Vaters lockt. Dort erfährt sie zu ihrem Entsetzen von ihrer wahren Herkunft und davon, was ihr bevorsteht. Wieder können sich Beth und Wrath ihrer sexuellen Anziehungskraft nicht entziehen, und schnell wird dem Leser klar, dass sich hier wohl das Vampir-Paar der Serie gefunden hat, und er ist gespannt darauf, wie diese Beziehung in Band zwei weitergeht!

„Nachtjagd“ ist als Auftaktroman wundervoll eingängig und flüssig geschrieben. Der Leser findet sich sofort in den |Black Dagger|-Kosmos ein. Der Einstieg wird auch noch durch das „Glossar der Begriffe und Eigennamen“ erleichtert. So erfährt man auf einen Blick wesentliche Fakten über die Bruderschaft „Black Dagger“, die einzelnen Wesenheiten und Bezeichnungen des Universums, das J. R. Ward geschaffen hat. Interessant sind dabei die verschiedenen Arten und Bündnisse, welche die Autorin ins Leben gerufen hat – ebenso die Variationen der klassischen Vampirelemente. So trinken die Vampire kein Blut von Menschen, sondern lassen sich gegenseitig zur Ader.

Eine düster-erotische Note zieht sich schon frühzeitig durch den Text und nimmt den Leser gefangen, auch wenn man der Autorin vorwerfen mag, sie biete das klischeebehaftete Paar, denn Beth ist natürlich schön: Sie hat langes, dichtes schwarzes Haar und umwerfend blaue Augen, eine Haut wie cremefarbene Seide und einen Mund wie gemacht für den Kuss eines Mannes. Und ihre Figur – lange schlanke Beine, schlanke Taille, perfekt geformte Brüste. Wenn das nicht dem Traumbild jedes zweiten Mannes entspricht. Mindestens.

Aber auch Wrath weiß zu beeindrucken, ist sehr maskulin und ebenfalls attraktiv mit seinem kantigen Kinn, vollen Lippen, ausgeprägten Wangenknochen, glattem, schwarzem Haar, das von einem spitzen Ansatz in die Stirn bis auf die Schultern fällt. Dazu einen Schatten von einem Bart und eine muskulöse Gestalt, die eine Größe von mindestens zwei Metern misst. Wenn da nicht Frauenträume wach werden! Vor allem, da J. R. Ward ihn so anlegt, dass der Einzelgänger, der bisher niemanden an seiner Seite brauchte, plötzlich von einer – dieser – Frau nicht mehr losgelassen wird. Womit die Autorin wieder mit den Sehnsüchten zumindest der Leserinnen kokettiert. Wer möchte nicht für den Mann, für den man entbrennt, „The One and Only“ sein? Und dann auch noch für einen Mann, der sonst keinerlei Bindungen eingegangen zu sein scheint.

Also findet sich in |Black Dagger| somit alles, was zur Unterhaltung gehört: Spannung, Romantik, Action, Liebe, Hass, Überlebenskämpfe, Machtgehabe und Sex – und noch einiges mehr, was nicht verraten werden soll, denn die Handlung des Bandes beinhaltet natürlich noch etliches über das oben Genannte hinaus.

Man mag jetzt denken: Das gab es doch schon so oft, das kennt man doch schon alles. Aber, das alles entscheidende Aber: Die Rechnung geht auf, denn man verspürt sofort einen „Hang“ zu dem Paar und fiebert danach zu erfahren, wie es mit den beiden weitergeht. Ebenso spürt man jetzt schon die Bedrohungen, denen die Liebenden von allen Seiten ausgesetzt sein werden – und fiebert noch mehr.

_Fazit:_

|Black Dagger| ist Unterhaltung auf einem guten Niveau. Es ist ebenso stimmungsvoll wie lebendig, und es werden alle Raster bedient, die gute Unterhaltung definieren. „Nachtjagd“ ist flüssig-umgangssprachlich geschriebene Romantic Mystery mit genau derjenigen Mischung, die düster-erotische Vampirkost ausmacht, die sofort ins „Blut“ geht. Wer |Black Dagger| noch nicht kennt, sollte sich schleunigst dieser Serie zuwenden.

_Die Autorin:_

Jessica Rowley Pell Bird (geboren 1969 in Massachusetts, New England) ist sowohl unter ihrem Geburtsnamen Jessica Bird als auch unter ihrem Pseudonym J. R. Ward schriftstellerisch tätig. Sie ist die Tochter eines Bankvorstandes und einer Architekturzeichnerin und hält ein Diplom in Rechtswissenschaften. Sie ist seit 2001 mit dem Unternehmensberater Neville Blakemore verheiratet und lebt mit ihm mittlerweile in Louisville, Kentucky.

Ihren ersten Roman „Leaping Hearts“ veröffentlichte sie 2002 und erhielt 2007 den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| für „Lover Awakened“ aus der |Black Dagger|-Serie sowie im gleichen Jahr den |RITA Award| des Schriftstellerverbands „Romance Writers of America“ für ihr Buch „From the First“. Für beide Awards war sie darüber hinaus bereits vielfach nominiert.

|Die Black-Dagger-Serie:|

Dark Lover (September 2005) – „Nachtjagd“ (Part 1) und „Blutopfer“ (Part 2)
Lover Eternal (März 2006) – „Ewige Liebe“ (Part 1) und „Bruderkrieg“ (Part 2)
Lover Awakened (September 2006) – „Mondspur“ (Part 1) und „Dunkles Erwachen“ (Part 2)
Lover Revealed (März 2007) – „Menschenkind“ (Part 1) und „Vampirherz“ (Part 2)
Lover Unbound (September 2007) – „Seelenjäger“ (Part 1, deutsch im März 2009)
Lover Enshrined (Juni 2008)

|Originaltitel: Dark Lover (1. Teil)
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
272 Seiten, Paperback
Titelfoto von Dirk Schulz / Titelgestaltung von Animagic Bielefeld
ISBN-13: 978-3-453-53271-7|

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Rafflenbeul, Stefanie / Paradigi, Jana – SunQuest 2: Der Ewige

Band 1: [„Fathomless“ 5018

_Inhalt:_

Auf der Suche nach der legendären Urmutter geraten Shanija und ihre Gefährtinnen ins „Verkehrte Land“ sowie zur „Großen Flüstertüte“, einem Versammlungsplatz der Wahrheitssuchenden, und begegnen dabei einem Adepten der geheimnisvollen Gilde der Wissensträger.

_Meine Meinung:_

Den zweiten Band der „SunQuest“-Serie bestreiten zwei junge Newcomer-Autorinnen: Stefanie Rafflenbeul & Jana Paradigi. Beide sind hin und wieder auch als |Maddrax|-Heftromanautorinnen zu lesen.

_“Das Schwert des Präfekten“ von Stefanie Rafflenbeul_ ist durchgängig phantastisch. Der Leser wird somit in eine bunt gewobene Fantasywelt entführt, denn die drei „Heldinnen“ folgen der Spur von „Pong“. Der Schmuckdrache wurde von einem Diebvogel entführt, und es gilt ihn wiederzufinden.

So landen Shanija, As’mala und Seiya in „Khatasta“ (erinnert sehr an Castata aus Band 1), einer dekadenten Luxustadt mit einem goldenen Palast auf einem karmesinroten Hügel, nachdem sie das „Wolkenland“ durchwandert und eine sonderbare steinerne Trichterstadt, die von dreibeinigen Vogelwesen, den „Fiogan“, bewohnt wird, passiert haben. Die Frauen begegnen Glasaalen, und Shanija hat ein merkwürdiges Déjà-vu-Erlebnis. Derweil sieht sich Pong seinem Entführer gegenüber: Capus Dalena, der seinen Vater sucht und die Frauen dazu erpressen will, ihm bei der Suche zu helfen.

In Khatasta begegnet das Dreiergespann Maltes Balderas, einem Hauptmann der Stadtwache. Von ihm erfahren sie, dass eine mysteriöse Krankheit nur Frauen tötet. Ursache sind Strahlungen eines vor vielen tausend Jahren abgestürzten Sternenschiffes. Nur in dem Stadtbereich Oberkhatasta sind Frauen sicher und leben hier. Aridas Balderas, Maltes‘ Vater, ist der oberste Präfekt der Stadt. In seinem Palast sollen die drei Frauen ein Schwert (das so genannte Drachenschwert, das den Namen „Tyr“ trägt), das von Capus‘ Vater geschmiedet wurde, suchen und an sich bringen.

Shanija fühlt sich in der dekadenten Umgebung des Palastes unwohl und misstraut Aridas Balderas. Da werden sie, Capus und Seiya von den Fiogan entführt und zu einem Krater gebracht, auf dessen Grund „Slintan“, ein archaisches Wesen, haust, das einem irdischen Saurier nicht unähnlich ist. Shanija soll gegen ihn kämpfen.

Derweil gelingt es As’mala im Palast, das Schwert an sich zu bringen; Maltes kommt ihr dabei auf die Schliche und sie entdecken ein Geheimnis um seinen Vater und Maltes‘ Schwester Jasmina. Maltes und As’mala gelangen auf der Suche nach ihr ebenfalls an den Krater.

Dort wird ihnen gewahr, dass Slintan für die Fiogan ein Gott ist, der Menschenfrauen frisst. Entsetzt muss Maltes erfahren, dass ein Vertrag zwischen den Fiogan und Khatasta besteht. Aus der Stadt werden Frauen an die Fiogan als Opfer für Slintan „geliefert“, während die Fiogan ihre Eier, die zu wertvollen Kristallen werden, an Khatasta geben. Somit opfern beide Seiten Teile ihrer Nachkommen.

Die Freunde finden schließlich Capus und seinen Vater, der zusammen mit Jasmina von Maltes‘ Vater zum Krater gebracht wurde. Und schlussendlich kommt es zum Kampf zwischen Shanija und Slintan, dem weißen Vogeldrachen, der aber gemessen an dessen angeblicher Kraft recht unspektakulär ausfällt.

Fantasiereichtum kann man Stefanie Rafflenbeul wirklich nicht absprechen; wenngleich ihr Stil noch nicht hundertprozentig ausgewogen ist, liest sich dieser Teil des Romanes unterhaltsam flüssig und sehr phantastisch.

_Teil zwei „Das flüsternde Orakel“_ wurde von Jana Paradigi bestritten und überzeugt noch mehr als Teil eins. Die Autorin hat einen gefestigteren Stil und ebenso viel Fantasie, mehr noch: Ihre Charakteren wirken noch einen Tacken lebendiger. Von dieser Autorin könnte man sich durchaus auch einmal einen komplexen |SunQuest|-Roman vorstellen.

Weiter geht es also mit dem Frauengespann Shanija, As’mala und Seiya. Ihre nächste Etappe ist eine Wüstenstadt, in der ihnen Menschenwesen, Flugtiere, skurile Maschinen und Kuntar (Echsenartige) begegnen. Mit Shanija geht eine Verwandlung vor (was man besonders an den Dialogen, sprich ihrem teilweise etwas „gewöhnlicheren“ Vokabular merkt). Auch emotional „taut“ sie merklich auf, als Darren Hag zu ihnen stößt. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege, bis sie bei einem Abendessen mehr über den Mann erfahren: Darren ist der Sohn des einflussreichen Earl Hag, eines Händlers und Politikers.

Beobachtet werden die Freunde den größten Teil der Handlung über von Mun, einem Adepten, einem Ausgesandten der Bibliothekare, einem wandelnden Chronisten, der auf der Suche nach der Sonnenträgerin ist und sich fragt, welche der drei Frauen die Gesuchte ist. So folgt er einer nach der anderen, um genau das herauszufinden.

Schlussendlich treffen sie auf Munch, und dieser will die drei Frauen und Darren (somit wird die Gruppe immer größer) in das Zentralarchiv führen, das Shanija aufsuchen möchte, um doch noch ihrer Mission nachzukommen und Less wieder verlassen zu können (der Leser wünscht sich nach Band zwei längst, dass das nicht zu schnell passieren soll). Doch dann wird Shanija entführt …

Auch dieser Part des Romans ist hauptsächlich phantastisch in seiner Machart, mit einer Prise Abenteuer gewürzt und liest sich flüssig weg. Außerdem gibt es da noch die Sekte des Wiedergängers, Muksch, einen kleinen Bären, die Große Flüstertüte (Orakel) und Ameisenangriffe …

_Insgesamt:_

Abschließend bliebe zu sagen, dass das Konzept dieser „jungen“ Serie aufgeht. Nach einer Idee von Gerald Jambor und unter der Redaktion und des Gesamtkonzeptes von Uschi Zietsch verfassten die beiden Autorinnen ihre Exposees selbst, was ihnen vortrefflich gelungen ist. Sie schufen damit einen unterhaltsamen und stimmigen Band, der Lust auf mehr macht.

Zur Aufmachung ist zu erwähnen, dass sie wie bei [Band 1 5018 tadellos ist. Da überzeugt alles: Papier, Satz, Druck, Format – und auch die Innengrafiken (dieses Mal von Gabriele Scharf) sind stimmiger, da sie einen phantastisch-femininen Stil zeigen, der gut zu den Plots der Texte und den Stilen der beiden Autorinnen passt. Hilfreich ist der dem Romantext angeschlossene „Anhang“, in dem der Leser einiges Wissenswerte über Less erfährt.

„Der Ewige“ ist eine flott erzählte Mixtur aus SF, Fantasy und Abenteuer und gelungene Fortführung der Serie „SunQuest“. Sehr empfehlenswert!

|240 Seiten
Titelillustration und Titelgestaltung von Swen Papenbrock
Innenillustrationen von Gabriele Scharf
ISBN-13: 9783927071186|
http://www.fabylon-verlag.de
http://www.sunquest-serie.de

Kari Köster-Lösche – Das Grab im Deich

Inhalt:

Im halbfertigen Deich der Hallig Langeness wird die Leiche eines Neugeborenen entdeckt. Wer ist die Mutter? Und warum musste das Kind sterben?

Als auch seine Freundin in Verdacht gerät, eine Schwangerschaft verheimlicht und das Neugeborene einfach beiseite geschafft zu haben, nimmt Wasserbauinspektor Sönke Hansen die Ermittlungen auf. Denn ihre Unschuld steht für ihn fest. Doch wer war dann der Täter?

Details und Eindrücke:

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Arentzen, Gunter – Türen der Unterwelt, Die

_Inhalt:_

Jaqueline Berger hat sich von der Schatzjägerei zurückgezogen und führt das Leben einer erfolgreichen Geschäftsfrau in New York City. Sie lernt eine Studentin kennen und verliebt sich in sie, ihr Unternehmen floriert und alles könnte wunderbar sein.

Aber … Unerwartet erhält sie eine Botschaft, laut der die Türen der Unterwelt geöffnet würden. Und sie sei die Person, die sie wieder zu schließen habe. Weder weiß sie, wer wo oder warum die Türen öffnet, noch wie man sie wieder schließt. Aber all das spielt für jenen, der ihr die Botschaft übermittelt, keine Rolle.

Denn er ist immerhin ein Gott, und dem widerspricht man nicht …

_Meinung: _

Und wieder fabuliert er – Gunter Arentzen, der sich durch seine Serien „Die Schatzjägerin“ und „Christoph Schwarz“ seine Leserschaft schuf. Nun legt er beim |vph|, der seit kurzem neben E-books auch Prints anbietet, mit „Die Türen der Unterwelt“ einen komplexen Jaqueline-Berger-Roman vor. Und der hat es in sich!

Wer den Stil des Autors kennt, weiß, dass ihn eine flott erzählte actionreiche Handlung erwartet. So auch in diesem Band, der keinerlei Längen aufweist und auf spannende Weise mehrere Handlungsstränge aufbaut und mit der ägyptischen Mythologie verknüpft. Und das von der ersten bis letzten Seite.

|Zeit für einen guten Fick.| So beginnt der Roman – damit ist garantiert jedes Leserinteresse geweckt – da soll keiner heucheln. Gunter Arentzens Opener ist in einer psychatrischen Klinik in Maine angesiedelt, und beginnt damit, dass der zwielichtige Pfleger Simon Wolf an der jungen Patientin Nina Decker seinen sexuellen Sadismus auslebt. Die Archäologin wird von Ängsten gepeinigt, die sie mittels Medikamenten, die ihr Wolf gegen spezielle „Gegenleistungen“ verschafft, zu bannen versucht. Doch schon bald soll sich herausstellen, dass Nina Decker, ihres Zeichens Archäologin, keineswegs wahnsinnig ist, wenn sie von den Toten spricht, |die kommen und die Lebenden fressen werden|.

Derweil erlebt der Leser Jaqueline Berger (JB) in New York, in der ihr eher verhassten Vorweihnachtszeit – und erfährt einige Rückblicke auf ihr Leben. In einem Ego-Shooter begegnet ihr die Studentin Erin Summer und die beiden Frauen verlieben sich ineinander – womit auch die unvermeidliche Liebesgeschichte Einzug hält.

Geschickt verknüpft Gunter Arentzen schon bald seine Charakteren an zwei Punkten: Da ist zum einen das mysteriöse Parker-Anwesen, das leersteht und eine blutige Geschichte vorweisen kann: Sein Erbauer hat seine gesamte Familie niedergemeuchelt. Dan Craft, der derzeitige Besitzer des Anwesens, schuldet JB Geld und bietet ihr stattdessen das Haus an. JB schlägt in den Handel ein.

Als sie mit Erin das Anwesen zum ersten Mal besuchen und in Augenschein nehmen will, trifft sie dort auf ein Team des Kabelsenders „Premium-Cable TV NYC“, das eine Livsendung über das Parker-Haus drehen will, in dem es angeblich spuken soll. Die drei stehen in Konkurrenz zueinander, was sich deutlich an ihrer Stimmung und ihrem Umgangston bemerkbar macht: Da ist Gina Simmon, die Moderatorin, die sich „hochgeschlafen“ hat und mit Argusaugen ihre neue Assistentin Renana Schwarz betrachtet, die sie als bedrohliche Konkurrentin empfindet. Dazwischen steht Leo Washington, der Kameramann, der es sich mit keiner der beiden Damen verscherzen will.

Ein weiterer wichtiger Knotenpunkt der Handlung ist das „Institute for Historical Research“ in Wilbanks. Dort arbeitet Prof. Phil Danatu, Archäologe, der sich später auf Religionswissenschaft spezialisiert hat, an einem sehr „speziellen“ Projekt: Er will mit seinen Kollegen die Türen der Unterwelt aufstoßen (anhand eines Schlusssteines). An seiner Seite ist Danielle Lacomte, seine Assistentin und Nachfolgerin in spe. Dem Team gelingt es tatsächlich, die Türen der Unterwelt zu öffnen – und schon nimmt das Unheil seinen Lauf.

Fortan haben die Cops von Wilbanks alle Hände voll zu tun, wieder Herr des Chaos zu werden, das um sie herum ausbricht. Eine stetig wachsende Armee von Untoten ist auf dem Weg – mit einem schier unersättlichen Hunger auf Fleisch. Sie sind gekommen, um die Lebenden zu fressen und zu ihresgleichen zu machen.

Auch JB wird von Beginn an damit konfrontiert, als auf dem Seziertisch eines Pathologen die Leiche der bestialisch ermordeten Imara Halil wieder ins „Leben“ tritt. Dr. Lindstroem sieht sich einer „Toten“ gegenüber, deren Augen sich plötzlich öffnen und golden leuchten und die mit der Stimme eines Mannes – der, wie sich später herausstellt, Osiris ist – nur einen Namen nennt: Jaqueline Berger! Diese wird rasch herbeigerufen und erfährt von Osiris aus dem Mund der „Toten“, dass die Türen der Unterwelt geöffnet werden und das Unheil über die Menschen komme. JB solle eben jene Türen wieder verschließen und das Übel abwenden. Natürlich stellt sie sich dieser Aufgabe.

Gunter Arentzens Texte leben durch ihre „Beweglichkeit“ und die gelungene Mischung aus Mystery-Action mit der Prise Erotik, wie sie zum vergnüglichen Lesen dazugehört. „Die Türen der Unterwelt“ ist ein rasantes mystisches Action-Spektakel mit eingestreuten Horrorelementen.

Der Autor scheint eine besondere Verbindung zu vorantiken Mythen zu haben, betrachtet man eine Texte. Und so fließt auch in diese Handlung ein Nebenstrang ein, der ins Alte Ägypten führt. In Teil III geht es um Akasha, einer Kriegerin des Pharao Snofru, die in Akkara lebt und von Osiris in sein Totenreich geholt wird. Dort trifft sie auf JB, die auf ihrer Mission ebenfalls dort gelandet ist und sich einer schweren Entscheidung gegenübersieht.

Mehr sei über den Inhalt nicht verraten – außer, dass das Buch auf gleichbleibend flottem Level unterhält und somit vergnügliche Lesestunden beschert.

Die Aufmachung des Titels ist dankenswert professionell und erstklassig. Vor allem wenn man bedenkt, dass dies erst der dritte Printtitel des |vph| ist. Aber da stimmt alles, angefangen bei dem handlichen Taschenbuchformat über das stimmungsvolle weinrote Cover bis zur Papierqualität und den Satz, der bis auf ein oder zwei kleine Patzer auch korrekt ist, und auch das Lektorat ist (auch gemessen an den anderen Titeln des Autors) sehr gut! Der Klappentext ist im vernünftigen Blocksatz – einziges Manko: Er ist in einem zu kleinen Schrifttyp verfasst und kaum zu lesen.

Besser geht es also bis auf Winzigkeiten nicht und man kann dem |vph| nur wünschen, dass er auf diesem Niveau weitermacht und sich eine illustre Autorenriege dort eine Verlagsheimat verschafft.

_Fazit:_

„Die Türen der Unterwelt“ ist ein spannender, flüssig zu lesender, mystischer Thriller mit einer exzellenten Aufmachung. Absolut empfehlenswert! Da stimmt das Preis-Leistungsverhältnis.

http://www.vph-ebooks.de

Köster-Lösche, Kari – Austernmörder, Der

_Inhalt:_

Frühjahr 1895. Am Strand von Föhr wird ein Boot mit einem Toten angetrieben, dem eine Auster auf die Brust geheftet ist. Wasserbauinspektor Sönke Hansen wird damit beauftragt, der Sache diskret auf den Grund zu gehen. Schon bald muss er feststellen, dass hinter dem Mord ein Kampf zweier Austerngesellschaften um die Pachtrechte steht. Doch als er kurz vor der Lösung steht, wird er wegen angeblicher Veruntreuung von Deichbaugeldern selbst vor den Anklagerichter geführt. Eine haltlose Verdächtigung, die offensichtlich nur darauf abzielt, ihn an weiteren Nachforschungen zu hindern. Denn die Hintermänner stehen Hansen näher, als er ahnt …

_Details und Eindrücke:_

Sönke Hansen erhält einen anonymen Anruf – der Unbekannte meldet einen Toten am Südstrand von Föhr, dem symbolisch eine Auster auf die Brust gelegt wurde. Darüber hinaus behauptet der Anrufer, dass Hansens Kollege Dr. Claussen, der die Aufsicht über die Austernbänke hat, nicht vertrauenswürdig sei.

Cornelius Petersen, Hansens Vorgesetzter, setzt Sönke Hansen auf den „Fall“ an. Hansen begrüßt die Unterbrechung seiner manchmal eintönigen Schreibarbeit. Darüber hinaus leidet er unter der Trennung von seiner dänischen Verlobten Gerda (Lehrerin), die seit einem Jahr verschwunden ist, da sie vor den preußischen Machthabern ins Ausland fliehen musste, weil sie dänische Kinder heimlich in ihrer Muttersprache unterrichtet hatte.

Sönke Hansen fährt per Dampfschiff nach Wyk auf Föhr. Sein erstes Ziel ist die kleine Zeitung „Föhrer Nachrichten“ und dort der Chefredakteur Hajo Clement. Zwischen den beiden Männern herrscht ein gespanntes Verhältnis. Dennoch erhält Hansen die Information, dass der bayrische Baron Eberle Gaispitzheim den Toten gefunden hat. Und so sucht Hansen diesen und seine Gattin im „Bayrischen Hirschen“ auf und erfährt einiges von dem sympathischen Ehepaar. Zum Beispiel, dass der Tote eine Tätowierung auf seinem Unterarm hatte: „La Perle de Cancale“. Cancale (in der Bretagne) ist berühmt für seine Fischerbootflotte, die meist in der Bucht von Mont Saint Michel bleibt, wo die Fischer ihre Austernbänke beackern. Die Baronin weist Hansen darauf hin, dass sie Würgemale am Hals des Toten bemerkte und somit davon auszugehen sei, dass er eines gewaltsamen Todes starb.

Als nächstes besucht Sönke Hansen seinen alten Bekannten Nummen Bandick und dessen Frau Matje und spricht mit ihm über den Fall. Danach trifft er auf Reimer, der früher zur Amrumer „Austernflotte“ gehörte und erfährt von ihm einiges über Austernfischerei. Hansen begibt sich danach in den Austernpark und trifft dort auf den Aufseher Erk Tammens; dieser erklärt ihm einiges über die Austernzucht und verrät auch, dass Dr. Claussen am Vortag im Austernpark war. Hansen stellt fest, dass dort zu wenig Arbeiter beschäftigt werden, und auch Erk Tammens hat das schon mehrfach bei Claussen bemängelt, ohne dass Abhilfe geschaffen wurde.

Sönke Hansen kommt das Ganze immer rätselhafter vor, da ihm kaum Austern gezeigt werden, und so stattet er dem Austernpark am nächsten Tag einen erneuten Besuch ab und macht dort die Bekanntschaft des jungen Austernbank-Pächters Carl Amsick. Mit ihm zusammen stellt Hansen fest, dass das Gros der Austern des Parks tot ist. Und somit wird schnell deutlich, dass es ihn diesem Buch um Austernmord im doppelten Sinne geht, denn es werden nicht nur Menschen, sondern auch Austern getötet.

Von Amsick hört Hansen auch, dass in der Nähe der Austernbänke ein englischer Lugger (Segler) gesichtet worden sei. Da sich Erk Tammens bisher stets so verhalten hat, als habe er etwas zu verbergen, geht Hansen erneut zu ihm, um die volle Wahrheit aus ihm herauszuholen. Als er im Austernpark ankommt, wird er Zeuge eines Streites zwischen Claussen und einem Mann, der sich später als James Dixon (Schotte) herausstellt, der darauf hofft, die preußischen Austernbänke zu pachten. Kurze Zeit spät kommt Erk Tammens zu Tode (laut Claussen handelt es sich um Selbstmord). Doch Hansen bezweifelt das sehr bald. Der Fall wird immer mysteriöser, als Hansen erfährt, dass von dem Lugger etwas ausgesät worden sein soll – im Auftrag des Wasserbauamtes.

Auch zwischenmenschlich geht es mit Hansen hoch her. Er begegnet bei einem weiteren Besuch, den er bei Nummen Bandick abhält, Jorke wieder, die ihn auf irgendeine Weise anzieht, trotzdem er sich noch an seine Verlobte Gerda gebunden fühlt. Jorke findet heraus, dass es sich bei der Auster, die man auf dem Toten gefunden hat, um eine französische Crassostrea gigas (Pazifische Felsenauster) handelt.

Je länger Sönke Hansen dem Fall nachgeht, desto verzwickter wird dieser. Meint man zu Anfang der Handlung, eine gewisse Beschaulichkeit des Plotaufbaus zu entdecken, merkt man sehr schnell, dass dem keineswegs so ist. Hansen gerät von einer Situation in die nächste: Da ist eine ominöse Einladung, eine Kutsche, die ihn zu überfahren droht, Hansen gerät in Verdacht, ein Spion im Austerngeschäft zu sein, er stößt durch den Hinweis eines Kollegen auf den Verbleib des mysteriösen Lugger, er lernt Dr. Marten Janssen, einen Malakologen (Spezialist für Muscheln und Schnecken), in der „Königlichen Biologischen Anstalt“ auf Helgoland kennen, kommt der „Austernpest“ (Pantoffelschnecke) auf die Spur – und da sind noch Gerda und Jorke, die beiden Frauen, die ihn beide emotional erreichen …

Kari Köster-Lösches Sönke-Hansen-Krimis zeichnen sich durch sehr gute Recherche, mehrdimensionale und fein gezeichnete Charaktere sowie sehr atmosphärisches Lokalkolorit aus. Darüber hinaus sind die Morde eher Beiwerk, im positiven Sinne. Hier schreibt eine Autorin, die nicht auf flache Effekthascherei aus ist, sondern mit sehr viel Liebe zum Detail ein buntes Gemälde erschafft, das viel über die Menschen, die Gesellschaft dieser Zeit und den Landstrich aussagt.

Mit wie viel Liebe zum Detail dabei vorgegangen wurde, zeigt auch, dass im Anschluss an den Romantext eine ausführliche Auflistung der Personen – sogar in der Reihenfolge, wie sie in der Handlung erscheinen – und ein kleines Wortverzeichnis (Glossar) sowie darüber hinaus das Rezept eines Austerngerichtes, das im Krimi vorkommt, angefügt werden. Überhaupt wird man auf perfekt in die Handlung eingebundene Weise umfangreich über die Austernzucht informiert, ohne geschulmeistert zu werden. Aber man erfährt auch viel über „Land und Leute“, und das macht den besonderen Reiz des Textes aus. Die Autorin vermittelt dem Leser den Eindruck, ihn in die Handlung einzuladen, zu den Menschen, die sie ausmacht – sozusagen einer von ihnen zu sein.

Ein Satz blieb mir besonders im Gedächtnis haften: |“Alle Abschiede sind schwer, besonders aber die, die einen Abschnitt des Lebens beenden.“|

_Fazit:_ „Der Austernmörder“ ist ein Sönke-Hansen-Krimi mit Lokalkolorit, mehrdimensionalen Akteuren, liebevollen Details und einer sehr dichten und stimmungsvollen Handlung.

_Die Autorin:_

Kari Köster-Lösche würde am 23. Januar 1946 als Kind deutsch-schwedischer Eltern in Lübeck geboren. Aufgrund der akademischen Tätigkeit ihres Vaters als Geologe verbrachte sie einen großen Teil ihrer Kindheit im Umfeld der Universitäten Uppsala und Lund in Schweden. In Gießen studierte sie Veterinärmedizin und promovierte in Bakteriologie. Sie war lange Jahre als Humanmedizinerin tätig und ging im Zuge ihrer Forschungen an BSE an die Öffentlichkeit, sehr zum Unmut führender Unternehmer in der Landwirtschaft. Die Autorin lebt mit ihrem Mann Karl-Heinz Lösche in Nordfriesland und hat bisher 29 Romane und zehn Sachbücher veröffentlicht, von denen einige in acht weiteren Sprachen erschienen sind. Der nächste Sönke-Hansen-Krimi „Die letzte Tide“ ist für den April 2009 angekündigt.

|400 Seiten
ISBN-13: 9783426636596|
http://home.arcor.de/koeloe/
http://www.knaur.de

_Kari Köster-Lösche auf |Buchwurm.info|:_

[„Mit der Flut kommt der Tod“ 1696
[„Das Blutgericht“ 1719 (Sachsen-Trilogie, Band 1)
[„Donars Rache“ 1729 (Sachsen-Trilogie, Band 2)
[„Mit Kreuz und Schwert“ 1730 (Sachsen-Trilogie, Band 3)

Interview mit Boris Koch

|Alisha Bionda führte den ersten Teil eines umfangreichen Interviews mit Boris Koch Ende Mai 2008, das – dreigeteilt – Auskunft über seine Aktivitäten als Autor, Verleger, Musiker und als einer der drei |StirnhirnhinterZimmer|-Männer gibt.|

_Teil I: Der Autor Boris Koch_

_Alisha Bionda:_
Hola Boris, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein ausführliches Interview nimmst. Vorab aber noch einmal Gratulation zu deinem dir jüngst verliehenen ersten Preis, dem „Hansjörg Martin“-Preis für deinen Jugendkrimi „Feuer im Blut“. Wie stehst du zu Preisen und Auszeichungen?

_Boris Koch:_
Danke zur Gratulation. Preise und Auszeichnungen, die ich bekomme, mag ich natürlich (lacht). Aber im Ernst: Prinzipiell finde ich Preise schon gut. Klar gibt es verdammt viele, aber warum auch nicht? Noch gibt es ja viel mehr Bücher als Preise … Und wenn der Preis eher dazu dient, sich selbst mit berühmten Autorennamen zu schmücken, dann weiß ich auch nicht, ob das im Sinn einer Auszeichnung ist- diese Veranstaltungen, auf denen sich die Preisverleiher selbst ebenso sehr auf die Schultern klopfen wie dem Preisträger. Man muss ja nicht jeden Preis gleich ernst nehmen, und allzu ernst sollte man überhaupt keinen nehmen, aber insgesamt ist es doch schön, wenn irgendwer irgendwen ehren will. Der Preisträger freut sich, kriegt im Idealfall noch einen Scheck mit auf den Heimweg, und es gibt eine lustige Party bei der Verleihung. Was mir auf den Keks geht, sind Wahlen zum schlechtesten Film oder schlechtesten Buch oder dem Flop des Jahres. So etwas ist überflüssig.

_Alisha Bionda:_
Wolltest du immer schon Schriftsteller werden oder wie bist du in die „schreibende Zunft“ gekommen?

_Boris Koch:_
Nein. Als Kind wollte ich Fußballspieler werden, in der Bundesliga und Nationalmannschaft natürlich, aber da fehlte mir doch das Talent und wohl auch der Wille, und wahrscheinlich hätte mein Körper das auch nicht mitgemacht. Später wollte ich dann Bassist werden – aber auch hier fehlte Talent und dieses unbedingte tägliche Üben – ich habe mehr Musik gehört als gemacht. Und eine Zeit lang wollte ich tatsächlich Schatzsucher werden.

Geschrieben habe ich bis neunzehn, zwanzig kaum. Ein bisschen Teenagerlyrik für mich, mit fünfzehn eine Kurzgeschichte für ein Rollenspielzine, mit zehn oder so die erste Seite eines Romans, vielleicht auch nur eine halbe. Und dann, mit etwa neunzehn habe ich erstmals versucht, mit Geschichten nach „draußen“ zu gelangen. Die erste Story versagte gnadenlos bei einem Schreibwettbewerb in Augsburg, mit der zweiten hatte ich Glück, sie wurde veröffentlicht. Und mir wurde das Schreiben immer wichtiger. Es lief eine Weile parallel zum Studium, das ich schließlich geschmissen habe. Und so bin ich Stück für Stück in die schreibende Zunft gerutscht.

_Alisha Bionda:_
Was waren deine ersten Texte?

_Boris Koch:_
Mein erster Text war eine kurze, ein- bis zweiseitige Anti-Kriegs-Fantasy-Story mit böser Pointe oder dem, was ich mit fünfzehn für eine böse Pointe gehalten habe. Dann folgten kurze Horrorgeschichten, teils sehr klassisch, und bissige Grotesken.

_Alisha Bionda:_
Hast du eine fest strukturierte Methode, wie du ein neues Projekt „angehst“? Oder lässt du eher den Dingen ihren freien Lauf?

_Boris Koch:_
Nein, keine feste Methode. Die Arbeitsweise hängt auch immer von dem konkreten Projekt ab. Bei einem Krimi wie „Feuer im Blut“ brauche ich eine für meine Verhältnisse relativ feste Struktur, ich muss natürlich wissen, wer der Täter ist, um über das Buch verteilt erste Hinweise zu platzieren, ich muss aber auch wissen, welche Figur was weiß, damit sie entsprechend reagiert, usw. Und ich muss vorher über Polizeiarbeit und anderes recherchieren.

Bei der Fantasy-Parodie „Die Anderen“ bestand meine Recherche darin, die parodierten Werke zu lesen, und mit diesem Hintergrund im Kopf, mehreren Seiten kurzer Stichpunkte und einer viel weniger starren Struktur habe ich losgeschrieben. Ich wusste, wohin ich mit meinen Figuren wollte, was für ein Showdown geplant war, aber was ihnen an den einzelnen Stationen auf dem Weg dorthin passiert, das entstand überwiegend spontan. Gags lassen sich schwer vorausplanen, die leben von Spontaneität. Ich musste dabei aber darauf achten, nicht völlig auszuufern. Dass ich beispielsweise irgendwann eine Kampfszene in Form eines Chatroom-Protokolls schreiben würde, war nicht geplant, aber da der Text von Anfang an Fußnoten hatte und auch fünf Seiten der Handlung in einem Comic erzählt wurden, gehörten formale Spielereien von Anfang an zum Konzept, und es fügte sich während des Schreibens einfach ein.

Bei Kurzgeschichten und Erzählungen mache ich mir gar keine Notizen, da habe ich die Struktur von Anfang an im Kopf oder lasse sich die Geschichte spontan entwickeln.

_Alisha Bionda:_
Schreibst du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht dein Tagesablauf aus?

_Boris Koch:_
Zurzeit schreibe ich lieber tagsüber, beginne direkt nach dem Frühstück und schreibe bis zum späten Nachmittag, und kümmere mich dann um andere Arbeiten, aber dieser Plan wird oft genug durchbrochen, einen richtig festen Tagesablauf habe ich eigentlich nicht. Der hängt immer davon ab, was gerade ansteht.

_Alisha Bionda:_
Bevorzugst du eine bestimmte Atmosphäre wenn du schreibst?

_Boris Koch:_
Auch das hängt vom Projekt ab. Ich schreibe auf jeden Fall am liebsten daheim, wo ich meine Ruhe habe. Und meist mit Musik im Hintergrund. Die Musik wähle ich entsprechend dem Text aus, um die passende Stimmung zu unterstützen. Aber ich stelle keine Kerzen auf oder so …

_Alisha Bionda:_
Schreibst du an mehreren Projekten gleichzeitig oder liegt dir das eher nicht?

_Boris Koch:_
Manchmal ergibt es sich aus irgendwelchen Gründen, dass ich parallel arbeite, aber ich konzentriere mich eigentlich ganz gern auf ein einziges Roman-Projekt. Da laufen ja ohnehin Kurzgeschichten für das |StirnhirnhinterZimmer|, Lesungen, die Arbeit an |Mephisto|, ein Interview wie dieses hier und dergleichen nebenher. Da ist es gut, wenn ich wenigstens nur ein größeres Projekt habe, auf das ich mich konzentrieren muss. Gegen plötzliche Einfälle und Notizen zu anderen oder gar völlig neuen Projekten kann ich mich aber trotzdem nicht wehren.

_Alisha Bionda:_
Welchen Genres ordnest du dich zu? Und welches reizt dich am meisten?

_Boris Koch:_
Keinen. Einzelne Bücher oder Geschichten kann ich bestimmten Genres zuordnen, wenn ich gefragt werde, aber mich komplett als Autor will ich nirgendwo zuordnen. Von daher kann ich – trotz einem Faible für alle möglichen Spielarten der Phantastik – nicht sagen, dass mich ein Genre besonders reizt. Überhaupt reizen mich eher bestimmte Themen oder Ideen, und die werden dann innerhalb eines bestimmten Mediums und Genres umgesetzt. Das Thema, das zentrale Motiv einer Geschichte ist mir wichtiger als das Genre. So ist beispielsweise meine Erzählung „Die Mutter der Tränen“ zwar sicherlich Phantastik, aber in erster Linie ist es für mich eine Geschichte über den Verlust eines geliebten Menschen, über das Zerbrechen einer Familie, über Trauer. Das phantastische Element ist ein Mittel, um dies zu erzählen, es ist nicht die Grundvoraussetzung für die Erzählung.

Ein anderes Beispiel: Natürlich wusste ich, dass ich „Feuer im Blut“ für eine Jugendkrimireihe schreibe, und es ist entsprechend ein Krimi geworden. Aber während des Schreibens ging es darum, Jugendliche, die mit einem Verbrechen konfrontiert werden, möglichst glaubwürdig agieren zu lassen, und dazu gehört auch der Alltag wie der Fußball bei einer Figur und die Musik bei einer anderen, es gibt eine Liebesgeschichte, Schule, Eltern, usw. Es ist ja nichts Weltbewegendes oder Neues, dass sich in einzelnen Büchern oft mehrere Themen und Genres wiederfinden lassen, und ich bin der Meinung, dass man in vielen Fällen – es gibt sicher die berühmten Ausnahmen – sich selbst zu sehr beschränkt, wenn man beim Schreiben allzu sehr darauf achtet, in welchem Genre man schreibt. Ich will eine Geschichte nicht zusammenstutzen, weil irgendwas nicht ins Genre passt. Ich will da kürzen, wo etwas nicht der Geschichte dient. Die konkrete Geschichte ist wichtiger als das Genre.

Einfach mal von mir weg zu einem bekannteren Beispiel: Ich habe neulich mit geschätzten Kollegen über „Harry Potter“ diskutiert, über die Einordnung der Romane in die Fantasy. Gehört es wirklich in diese Schublade? Ausschließlich? Man könnte es ebenso gut als Internatsroman bezeichnen, es hat mindestens so viele Elemente von „Burg Schreckenstein“ wie von „Der Herr der Ringe“, der ja als der Fantasyroman schlechthin gilt.

_Alisha Bionda:_
Deinen Anfang nahmst du mit dem Verfassen von Kurzgeschichten. Es gibt ja etliche Autoren, die sich der Kurzgeschichte eher verschließen, was reizt dich daran?

_Boris Koch:_
Wahrscheinlich, dass man in einer Kurzgeschichte eine Idee, einen Gedanken oder ein Ereignis auf den Punkt bringt. Kurzgeschichten eignen sich zudem wunderbar für Lesungen, weil man dem Publikum da – anders als beim Roman – eine komplette Geschichte präsentieren kann. Es gibt einfach Ideen, die sich nur für die kurze Form eignen. Eine groteske Kurzgeschichte wie „Der adressierte Junge“ funktioniert auf 300 Seiten nicht. Ich kann mit einer solchen Idee dann also eine Kurzgeschichte schreiben oder sie in die Tonne treten.

_Alisha Bionda:_
Hast du eine Kurzgeschichte, die du selbst als deine beste bezeichnen würdest?

_Boris Koch:_
Nein, es gibt nicht die eine Geschichte, die ich über alle anderen stellen würde.

_Alisha Bionda:_
Hast du ein Vorbild? Literarisch oder auch sonst …

_Boris Koch:_
Auch hier ein Nein. Es gibt einige Autoren oder auch Musiker, Maler, Zeichner und andere Künstler, deren Arbeit ich schätze und die mich sicherlich beeinflusst haben, aber ein Vorbild, dem ich nacheifere, gibt es nicht.

_Alisha Bionda:_
Du schreibst ja sowohl allein als auch mit Co-Autoren (z. B. Christian von Aster und Markolf Hoffmann). Was reizt dich mehr? Oder gibt es da keine Gewichtung?

_Boris Koch:_
Wichtig ist mir, beides zu machen. Natürlich kann ich, wenn ich allein schreibe, meine Ideen eigenständiger umsetzen und muss weniger Kompromisse eingehen. Und so möchte ich den Großteil meiner Romanprojekte und Kurzgeschichten umsetzen, aber ich will daneben immer wieder verschiedene Projekte mit anderen zusammen auf die Beine stellen. Sei das mit Zeichnern, Musikern oder anderen Autoren. Es gibt ja Geschichten, die werden in der Zusammenarbeit einfach runder, und die Zusammenarbeiten mit Christian von Aster, Jörg Kleudgen und Kathleen Weise liefen alle unterschiedlich, aber alle sehr schön.

Mit Markolf Hoffmann habe ich übrigens noch keinen größeren Text zusammen geschrieben, lediglich eine kurze Albernheit mit ihm und Christian zusammen fürs |StirnhirnhinterZimmer|. Ansonsten arbeiten wir ja parallel bei der Lesereihe. Aber auch das macht sehr viel Spaß und ist inspirierend.

_Alisha Bionda:_
Was gefällt dir an der Zusammenarbeit mit anderen Autoren?

_Boris Koch:_
Die Kommunikation, das Debattieren um Inhalte, und zu beobachten, wie der andere arbeitet. Zu sehen, was der andere aus einen bestimmten Konstellation macht, wie er eine bestimmte Situation löst, usw. Da kann ich für mein eigenes Schreiben lernen. Und ganz wichtig ist das Gefühl, wenn man fertig ist, dieses „Geschafft“ mit jemandem zu teilen, ist toll. Wie Mannschaftssport (lacht).

_Alisha Bionda:_
Liest du regelmäßig? Wenn ja, was oder wen bevorzugt?

_Boris Koch:_
Ja, und zwar ziemlich querbeet von Comics über diverse Genres bis hin zur allgemeinen Belletristik wie auch das ein oder andere Sachbuch. Aktuell begeistert hat mich Andreas Steinhöfels „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ und ich möchte demnächst endlich Vonneguts „Schlachthof 5“, Ronald Rengs „Der Traumhüter“ und Douglas Adams „Die letzten ihrer Art“ lesen. Allgemein reizt es mich aber gerade, neue, mir unbekannte Autoren auszuprobieren.

_Alisha Bionda:_
Gibt es Menschen, die dich bei deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In deinen Anfängen und jetzt?

_Boris Koch:_
Ja, zahlreiche. Und wahrscheinlich noch mehr, als mir bewusst ist. Ich kriege das ja nicht automatisch mit, wenn mich jemand irgendwo für eine Lesung empfiehlt oder so.

_Alisha Bionda:_

In den letzten beiden Monaten sind mit „Die Anderen“ (|Heyne|), „Feuer im Blut“ (|Beltz & Gelberg|) und „StirnhinhinterZimmer“ (|Medusenblut/Midras|) drei völlig unterschiedliche Titel von dir erschienen. Ist in einen der Titel „besonderes Herzblut“ geflossen?

_Boris Koch:_
Die drei lassen sich nicht vergleichen, ich kann nicht sagen, dass in ein Buch mehr Herzblut als in die anderen geflossen ist.

_Alisha Bionda:_
Wie kam es zu deiner Zusammearbeit mit |Heyne|?

_Boris Koch:_
Ich habe Sascha Mamczak von |Heyne| im September 2006 auf dem |Elstercon| kennen gelernt, auf dem ich unter anderem die Einführung zur Veranstaltung gemacht habe, wo ich die Ehrengäste augenzwinkernd vorstellte. Im Oktober auf der Buchmesse hat er mir dann eröffnet, dass |Heyne| gerne eine Parodie auf die Völkerromane veröffentlichen würde, ob ich Lust hätte, eine solche zu schreiben. Ich hatte. Und habe mir dann ein Exposé überlegt und den Prolog geschrieben, und das hat ihnen so weit zugesagt, dass es tatsächlich zu „Die Anderen“ kam.

_Alisha Bionda:_
Erzähle den Lesern doch im Groben was sie bei den oben genannten drei Titeln zu erwarten haben.

_Boris Koch:_
Okay. Beginnen wir gleich mit „Die Anderen“, das – wie gerade erwähnt – eine Parodie auf „Die Orks“, „Die Elfen“, „Die Zwerge“ und „Die Trolle“ ist, und auf alles mögliche andere, was sich beim Schreiben so ergeben hat. Kein Buch der leisen Töne …

„Feuer im Blut“ ist ein Jugendkrimi mit der Altersempfehlung „ab 12“, aber ich weiß auch von Erwachsenen, die ihn gelesen haben. Es geht um drei Jungs, die gemeinsam eine illegale Schülerzeitung herausgeben, weil ihnen die Zensur des Direktors auf den Keks geht. Als ein Brandanschlag auf die Turnhalle ihrer Schule verübt wird, ermitteln sie selbst. Es geht um den Kriminalfall, aber auch um falsche Verdächtigungen, ums Verliebtsein, um Musik und um Fußball.

[„Das StirnhirnhinterZimmer“ 4957 enthält 18 Erzählungen aus der Lesereihe, je sechs von Markolf Hoffmann, Christian von Aster und mir. Dabei geht es überwiegend grotesk zu, aber auch ernste Texte sind enthalten. Phantastik im weitesten Sinn, von einer mittelalterlichen Reliquien-Groteske über ein düsteres Märchen zu Pinguinen, die die Weltherrschaft beanspruchen. Eine pseudowissenschaftliche Abhandlung ist ebenso enthalten wie untote Prominente aus Berlin.

_Alisha Bionda:_
Willst du den Lesern zum Abschluss dieses Interviewteiles einen ersten Einblick in deine künftigen Projekte gewähren?

_Boris Koch:_
Gern. Als Nächstes erscheint im Oktober der Jugendkrimi „300 kByte Angst“, der wie „Feuer im Blut“ in der Reihe [Schwarzlichter]http://www.schwarzlichter.com bei |Beltz & Gelberg| erscheint und dieselben Hauptfiguren hat wie der erste Krimi. Diesmal beginnt alles mit einem eher weniger lustigen Handyfilm.

Im Dezember erscheint dann bei |Heyne| ein All-Age-Fantasyroman mit dem Titel „Der Drachenflüsterer“, in dem es – große Überraschung – um Drachen geht.

Weitere Projekte sind angedacht, aber noch nicht spruchreif, wie es immer so schön heißt.

_Alisha Bionda:_
Vielen Dank für das Beantworten der Fragen des ersten Teiles des Interviews. In Teil zwei möchte ich gerne mit dir über „Medusenblut“ und deine Aktivitäten als Verleger besprechen.

_Boris Koch:_
Ich danke dir für dein Interesse.

http://www.boriskoch.de
http://www.medusenblut.de
http://www.stirnhirnhinterzimmer.de

|Ergänzend dazu:|

[Lesungsbericht: StirnhirnhinterZimmer oder: Ein ganz besonderer Abend in Berlin]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=57
[Interview mit Chr. von Aster, B. Koch, M. Hoffman: Das StirnhirnhinterZimmer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=73
[Rezension zu „Der Schattenlehrling“ 3296
[Rezension zu „Der adressierte Junge“ 3249
[Rezension zu „Dionysos tanzt“ 1926

|© Foto: Anna Kuschnarowa|

Schwartz, Susan (Zietsch, Uschi) / Vlcek, Ernst – SunQuest 1: Fathomless

_Inhalt:_

Shanija Rans Ankunft auf der bizarren Welt „Less“ und der Beginn ihrer Quest mit einer vagen, sehr vagen Hoffnung, ihre Mission doch noch erfüllen zu können, als sie von dem »Schlüssel« erfährt.

Wir schreiben das Jahr 3218 christlicher Zeitrechnung. Die Menschheit stößt auf ein Fremdvolk im Sternbild Schwan – die Quinternen, die die Erde samt Mond und somit die Menschheit zerstören wollen.

Colonel Shanija Ran, Kommandantin der Marine-Eliteeinheit „Wild Rams“, ist mit ihrem Raumjäger unterwegs zur Erde, um das zu verhindern. Denn die Existenz der Menschheit steht auf dem Spiel, der galaktische Krieg gegen die rätselhaften Quinternen scheint verloren – bis jetzt, denn Shanija Ran ist im Besitz von Plänen, die eine entscheidende Wende herbeiführen werden.

Verfolgt von den Quinternen, muss Shanija Ran ein waghalsiges Manöver riskieren – und wird durch eine Anomalie in einem fremden System ausgespuckt, dessen gewaltige Kräfte sich sofort auswirken und sie zur Landung auf einem erdähnlichen Mond zwingen, bei der ihr Schiff völlig zerstört wird. Shanija Ran findet sich in einem unmöglich erscheinenden System wieder – eine Welt mit drei Sonnen.

_“Escensio“_, Teil 1 des Auftaktbandes, bestreitet Uschi Zietsch unter dem Pseudonym Susan Schwartz, ihres Zeichens Autorin und Verlegerin.

Als Shanija auf „Less“ zu sich kommt, muss sie feststellen, dass ihr Jäger, nachdem sie ihn durch die Blaue Sonne steuern ließ, in seine Einzelteile zerlegt wurde und somit eine Rückkehr für Shanija unmöglich ist. Schnell stellt sie fest, dass auf Less keine Technik funktioniert und einiges nicht mehr so ist wie zuvor. So hat sich zum Beispiel „Pong“, ihr hochentwickeltes Computermodul, in einen humorig putzigen Schmuckdrachen entwickelt, der mal unter einem Drachentattoo auf ihrer Brust ruht, dann wieder aus Shanija herauskommt und rülpsend und keck mit seinen gelegentlichen Auftritten die Handlung bereichert und zu eigenständigem Leben erwacht.

Der erste Teil gewährt Einblicke in Shanijas Kindheit, ihre Familie: Vater Barn, Mutter Raje und Bruder Aaron; und der Leser erfährt, dass Shanija eine geborene Tovan ist, sie aber ihren Namen abgelegt hat.

Doch was widerfährt Shanija auf Less? Zuerst trifft sie auf einen wandernden Müllhaufen mit organischem „Innenleben”, wie Rattenwesen und Ameisen, um nur zwei „Gattungen” zu nennen. Er ist somit eine in sich geschlossene Ökologie. Shanija wird von zwei langen Tentakeln, die aus dem Müllhaufen – einer alles fressenden, alles vernichtenden Maschine – erwachsen, an diesen gerissen und gefesselt. Und trifft dort auf das erste menschliche Wesen, das ebenfalls in den Fesseln des wandelnden Schrottberges hängt: As’mala, blond, blauäugig, eine Diebin und Nachfahrin der Besatzung der „Sunquest“.

Den beiden Frauen gelingt es, sich zu befreien und die Flucht und Shanija erfährt, dass auf Less jedes Lebewesen die Gabe der Psimagie besitzt. Shanija fragt sich daraufhin, welche wohl in ihr schlummert und erwachen wird. Sie gelangen in die Stadt Baroma Castata, die wie eine burgähnliche Festung ist. Dort landen Shanija und As’mala in einem Verlies, wohl auch weil As’mala aus dem Baron Castata bei ihrem letzten Besuch der Stadt einen Baron CastRata gemacht hat. Der Baron ist eine zwielichtige Gestalt, die Handel mit Juwelen und Sklaven treibt. Aber auch hier können sich die beiden Frauen befreien – und begegnen sonderbaren Kapuzenwesen, die in Shanija eine starke psimagische Kraft sehen und sie „Die Trägerin der Sonnenkraft” nennen.

Ernst Vlcek bestritt mit _“Terra Incognita“_ den zweiten Part des Bandes

Ranija und As’mala landen nach ihrer Flucht aus dem Verlies der Stadt Castata durch Teleportation im „Niemandsland” und treffen auf den Rebellen Borschkoj, der sich als echter Macho gibt und Ranija sofort suspekt ist, auf den As’mala jedoch, die ohnehin eine stark sexuelle Ausrichtung hat, augenscheinlich anspricht. Gemeinsam machen sie sich auf in ein mystisches Monolithen-Reich, nach „Mandiranei”, ein Königreich und Stadtstaat inmitten eines Monolithen, der in einem See liegt, in welchem es vor Ungeheuern nur so wimmelt. In Mandiranei herrschen der altersschwache König Leeon und seine Gattin Randa, deren Tochter Seiya auf den Thron soll – vor dem eigentlichen Thronerben, ihrem Bruder Tainon.

Ab diesem Teil zwei erhält der Band eine eindeutig phantastische Note. Die drei begegnen auf ihrem Weg Drachenfliegern, Okkuren – auf zwei Beinen aufrecht gehende Eber-Söldner – und werden von Prinzessin Seiya schlussendlich wie Gäste aufgenommen. An ihrer Seite ist ständig Corelius, ein Gnom und Schattenspieler, präsent.

As’mala macht sich jedoch schon bald auf in die Stadt und auf die Suche nach Borschkoj, der sich von den beiden Frauen getrennt und zu den Rebellen, die Prinz Tainon um sich geschart hat, geschlagen hatte. Ihr wird das Mannweib Vosinna als Schutz an die Seite gestellt. Doch As’mala schüttelt diese durch eine List ab und begibt sich in die Unterwelt, in der sie von Yoscan, einem skelettartigen Echsenwesen, zu Borschkoj gebracht wird. Von ihm wird As’mala, die Borschkojs Reizen erliegt, dazu angehalten, eine bestimmte Pforte des Palastes zu öffnen, damit Tainon mit seinen Rebellen den Palast stürmen und die Krönungszeremonie seiner Schwester stören kann, der er nach dem Leben trachtet.

Wieder zurück im Palast, berichtet As’mala der Prinzessin von dem mörderischen Vorhaben ihres Bruders. Die will das jedoch zuerst nicht glauben – doch schließlich gelingt es Tainon tatsächlich, in den Palast einzudringen und seine Eltern und Schwester in die Gewalt zu bringen. Aber Rhanija, As’mala und Seiya gelingt die Flucht und sie kämpfen sich an Borschkojs und Vosinnas Seite durch das felsige Niemandsland, geraten dabei unter anderem in „Strudelfallen”, werden von Säure, die von der Felsdecke tropft, bedroht, erleben, wie eine mörderische Chamäleonzunge plötzlich aus einer scheinbar massiven Wand schießt, und es regnet sogar alle möglichen Skelette. Die drei Frauen stehen zum „guten” Schluss vor einem Abgrund, über den spröde und brüchige Rippenbögen führen. Und am anderen Ende des Abgrunds zeigt sich ihnen ein völlig überraschender Auslöser für all die Gefahren, die ihnen begegnet sind.

_Meine Meinung:_

Phantastischer und rasanter geht es nicht. Somit liegt mit Band eins ein optimaler Einstieg in die Serie vor, der durch ein Glossar im Anschluss an den Romantext erleichtert wird. Auch die Stile der beiden Autoren fügen sich gut ineinander, bedeuten keinen atmosphärischen Bruch, was den Lesefluss wunderbar stützt. „Fathomless“ endet mit einem Cliffhanger, der Appetit auf Band zwei macht. Man möchte einfach mehr über Rhanija und ihre beiden Begleiterinnen lesen, möchte mehr bekommen von der phantastischen Frauenpower, die sich durch den Band zieht.

Bliebe noch die Aufmachung des Romans zu erwähnen, die tadellos ist. Das Papier ist erstklassig, der Satz und das Lektorat sind korrekt und auch die Tatsache, dass es Innenillustrationen gibt, erfreut das Leserherz, wenngleich mir persönlich der Stil, der eher an einen Cartoon erinnert, nicht sonderlich gefällt und nicht so recht zu dem Duktus der Texte zu passen scheint. Doch das bleibt dem Geschmack eines jeden Lesers überlassen und trübt keineswegs den Gesamteindruck des Bandes. Dafür gefällt mir die Idee, dass sowohl die Buchrücken der ersten sechs Bände als auch die Cover – legt man sie nebeneinander – ein Gesamtmotiv ergeben. Auch das Format erfreut. Es ist zwar nicht völlig gängiges Taschenbuchformat, sondern etwas höher, aber – den Höllen sei es getrommelt und gepfiffen – nicht das großformatige Kleinverlagsformat. Dadurch überzeugt auch die Aufmachung der Serie voll und ganz!

_Fazit:_ „Fathomless“ ist ein flott erzählter und optisch sehr ansprechender Auftaktroman zweier Routiniers, der Lust auf mehr diese Serie macht! Sehr empfehlenswert!

|ISBN-13: 9783927071179|
http://www.fabylon-verlag.de
http://www.sunquest-serie.de

Aster, Christian von – Nachmieter gesucht

_Inhalt:_

|“Ich gebe zu, dass es keine besonders schöne Geschichte ist. Aber was will man machen? Dafür gibt es Groschenromane und Seifenopern. Keine Wand der Welt besitzt das Bedürfnis, einen Menschen zu schonen.“|

Und es sind Wände, welche die sieben Geschichten des Bandes „Nachmieter gesucht“ erzählen. Die Wände alter Häuser, einsamer Hütten oder städtischer Wohnungen, die dem Insassen einer Psychiatrie schonungslos vom Unglück ihrer Bewohner oder Besucher berichten und so ein düster groteskes Bild des menschlichen Zusammenlebens zeichnen.

_Meine Meinung: _

Über Christian von Aster gäbe es viel zu sagen, denn das Multitalent ist ein „Hans Dampf in allen Gassen“ – so auch in der Literatur. Das beweist er in „Nachmieter gesucht“ einmal mehr. Der Autor versteht es, den Leser von der ersten Zeile an in seine skurrilen und unheimlichen Welten zu ziehen und seine scharfen Sprachkrallen in ihn zu schlagen.

Michael Siefener, selbst eine Größe in der düsteren Phantastik („Nathaniel“, „Hinter der Maske“), aber auch Autor von Eifelkrimis („Somniferus“) und seines Zeichens Übersetzer (Elizabeth Haydon, Mary H. Herbert), verfasste ein einleitendes Vorwort, das dem Leser den Weg in den Band ebnet, der sieben Erzählungen beinhaltet, durch die sich ein roter Faden zieht: Häuser und ihre Bewohner und deren Geschichten.

Ich möchte über den Inhalt des hundertzweiundzwanzig Seiten starken Bandes nicht zu viel Worte verlieren, weil Kurzgeschichten nur durch die Worte der Autoren leben sollten, daher sei nur ein knappes Statement zu jeder Story abgegeben.

|Haus im Wald|

Man nehme einen Urlauber, schicke ihn in ein Haus im Wald – und schon geschehen aberwitzige Dinge, die die Frage aufwerfen: Kann ein Haus leben? Können seine Wände aus Haut, Fleisch, Nerven, Muskeln und Sehnen bestehen?

|Die Mieter|

Dieser Text mahnt: Seien Sie auf der Hut, wenn Sie eine Wohnung in einem Haus beziehen, dessen Bewohner alle im Rentenalter sind. Vor allem, wenn Sie auf einen geheimen Innenhof stoßen, zu dem man Ihnen vehement den Zutritt verweigert.

|Der letzte Frühling|

Eine kurze fabulös anmutende Vision von dem Einzug neuer Nachbarn, deren kleiner Tochter Sarah und einem wundersamen Baum.

|Der Schrank|

Und wieder sind ein Haus und seine mysteriöse Mietergemeinschaft „Tatort“ der Handlung, die die Geschichte des kleinen Jakob Erdmann erzählt, der im Keller des Mietshauses einen Schrank entdeckt, der einen morbiden Inhalt verbirgt.

|Schneeschmelze|

Fünf Freunde in der Steiermark geraten in einen Schneesturm, verlieren einen ihrer Kumpane und suchen Zuflucht in einer Hütte. Dort finden sie ein „Tagebuch“ mit höchst beunruhigendem Inhalt.

|Die flüsternden Eiben von Eisenstein|

Schauplatz dieser Geschichte ist der kleine Ort Eisenstein an der Grenze zu Österreich. Joseph Blümstein erbt dort ein Grundstück aus altem Familienbesitz, auf dem ein Fluch liegt, denn ständig erhängen sich Menschen an den Eiben, die auf dem Grundstück stehen. Doch Joseph Blümstein schmiedet einen gewinnträchtigen Plan, wie mit dem fluchbeladenen Land Geld zu machen ist – und stößt an seine Grenzen.

|Der Spielplatz|

Hartmann zieht in ein Haus, das einer einzigen Freakshow gleicht. Besonders ein absonderlicher Junge sucht ihn immer wieder heim – mit fatalen Folgen.

_Insgesamt:_

Und somit wäre ich schon am Ende und jeder Leser wird wie ich Bedauern verspüren, dass sich der Band allzu rasch schließt. Doch sicher wird Christian von Asters Ideenschmiede weitere Werke freigeben..

Dieser Kurzgeschichtenband könnte unter dem Motto stehen: „Wenn Steine reden“. Aber wozu braucht man Steine, wenn man Christian von Aster hat, denn dieser versteht es zu fabulieren. So drehen sich seine Wortgebilde in diesem Band um Steine – die Mauern bilden, Häuser festigen, aber auch in uns sind. Die uns abschotten von unseren Mitmenschen, uns einengen und in Zweckgemeinschaften pressen. Die vorliegenden Episoden beleuchten das von vielen Seiten und unterhalten meisterlich. Das ansprechende Titelbild, das gute Papier und der einwandfreie Druck runden die Sache ab.

_Fazit:_ Interessantes Oberthema, das spannend-phantastisch umgesetzt wurde und kurzweilige Lesestunden verschafft.

|Titelillustration/Titelgestaltung von Thomas Franke
Innenillustrationen von Thomas Franke
ISBN13: 9783935901079|
http://www.medusenblut.de

Koch, Boris / Aster, Christian von / Hoffmann, Markolf – StirnhirnhinterZimmer

_Inhalt:_

Wenn das StirnhirnhinterZimmer seine Pforten öffnet …

… übernehmen Pinguine über Nacht die Weltherrschaft,
tanzen untote Schlagerstars in den Straßen von Berlin,
verdoppeln sich Reliquien auf wundersame Weise,
schrumpfen Nashörner auf Westentaschengröße,
wird ein Pfefferkuchenmann zum Giftmörder,
geht ein Troll auf Frühstückssuche.

Das StirnhirnhinterZimmer – eine Lesereihe von Markolf Hoffmann, Christian von Aster und Boris Koch.

Drei Stirnhirnforscher erkunden die Räume der Phantastik, und Günni wirft hinter ihnen die Tür zu.

_Meine Meinung:_

Einmal die Woche treffen sich drei wortgewaltige Akteure in Berlin zu einer Lesung im „StirnhirnhinterZimmer“. Die Rede ist von den Multitalenten Boris Koch und Christian von Aster nebst ihrem Mitstreiter und Erfolgsautor Markolf Hoffmann, die eigens für diese monatlichen Leseevents Kurzgeschichten verfassen. Eine erste Auswahl findet sich in dem vorliegenden Band – und ich schicke vorweg: „StirnhirnhinterZimmer“ weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen!

Die Eröffnung bestreitet Christian von Aster mit „Das SirnhirnhinterZimmer“, worin er mit dem ihm eigenen satirischen Humor den Begriff StirnhirnhinterZimmer anhand der Geschichte dreier Männer erläutert. Besonders amüsant ist dabei der Teil über einen toten chinesischen Dichter, der nasal pro Tag mindestens ein bedeutendes Gedicht produziert, sozusagen posthume Poesie in seinem „StirnhirnhinterZimmer“ erzeugt. Hung Do, der „Dichter, der sich nicht darum schert, dass er eigentlich tot ist“ – das ist sprachlich von Aster in Höchstform, und auch seine geniale Ideenschmiede scheint wieder einmal Funken zu sprühen, so dass man schon nach den ersten Seiten an der Nadel dieses Buches hängt, dessen Texte Suchtcharakter erzeugen.

Denn eines sei vorweg verraten: Es bleibt für den Leser zu hoffen, dass er sich mindestens einmal im Jahr an einem solchen Titel erfreuen kann, denn dies sind Texte, die leben, sie sind spritzig, witzig, frech und abgedreht, und das auf einem gleich bleibend hohen Level. Somit heben sich die Texte so wohltuend vom Gros der Einheitsliteratur ab, dass man jedem der Autoren kräftig die Hand schütteln und ihnen entgegenschmettern möchte: Weiter so!

In „Berlin in Angst und Schrecken“ von Markolf Hoffmann geht es aberwitzig und abgedreht zu. Kommissar Broiler hat es mit einem absonderlichen Fall zu tun. Erst werden die Gräber Prominenter geschändet, dann verschwinden sogar ihre Leichen: Harald Juhnke, Heinrich Zille, die Gebrüder Grimm, Marlene Dietrich – um nur einige zu nennen. Und diese proben den Aufstand und wollen sich Berlin untertan machen. Dabei gehen sie nicht gerade zimperlich mit den „Lebenden“ um; so „verschnabulieren“ sie z. B. in den UFA-Studios die gesamte Darstellerriege der Serie „GZSZ“ – köstlich!

Boris Koch, der dritte im Bunde, schafft mit „Das Märchen vom ersten Spielplatz“ eine düster-phantastische Atmosphäre. Sarah wächst in einer Welt auf, die durch ihren schreienden, von Existenzängsten geplagten Vater und ihre immer häufiger weinende Mutter bestimmt ist. So zieht sich das Mädchen zum Spielen in den Wald zurück – und erkrankt an Einhornherpes … Die melancholischste Story dieses Kurzgeschichtenbandes, die darüber hinaus nachdenklich stimmt!

Wundervoll satirisch kommt die nächste Story von Christian von Aster daher. „Vier Füße für ein Halleluja“ spielt 1786 im Bistum zu Trier und zeigt auf schwarzhumorige Weise, wie trügerisch „bedeutsame Reliquien“ sein können.

Weiter geht es mit einer spritzigen, abgehobenen Geschichte aus Markolf Hoffmanns Feder. „Lucy“ spielt am 19. August 1966 und ist eine Geschichte rund um die |Beatles| und darüber, wie es zu ihrem Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ kam. Man sieht sie während des Lesens förmlich vor sich, die sich mehr und mehr gegenseitig nervenden Pilzköpfe, die von der „moralischen Instanz“ entführt werden. Als es böse um sie und ihr Leben aussieht, hat John Lennon einen genialen „Songflash“.

In „Die Herrschaft der Pinguine“ fabuliert Boris Koch ebenso skuril-phantastisch weiter. Hüten Sie sich also, wenn eines Tages ein Pinguin mit rotem Cape auf ihrem Schreibtisch landet und die Weltherrschaft beansprucht.

Plottechnisch wieder mal ein phantastisches Sahnestückchen serviert das nächste Textgefüge von Christian von Aster: „Die Geschichte aus Rhododendron“, die wie ein Märchen anmutet, denn gar Wundersames kann passieren, wenn Sie einem Schneck in einen Rhododendron folgen.

Im „Trollfrühstück“ von Boris Koch holt im Dorf Wolkenfall angeblich ein Troll in mancher Sommernacht ungezogene Kinder, um sie zum Frühstück zu verspeisen. Doch wie immer ist alles ganz anders.

Die für mich beste Geschichte – wenn man überhaupt davon sprechen kann – ist „Bittermandel …“ von Markolf Hoffmann, in der es um einen verliebten Pfefferkuchenmann geht, der sich nicht in sein Schicksal fügen will, verspeist zu werden, und von der Liebe zu einer Magd getäuscht wird. Eine stilistisch wunderschön geschriebene Kurzgeschichte. Man spürt förmlich, „wie dem Pfefferkuchenmann das Dattelherz zerreißt“, sieht, wie er seine „Rosinenaugen rollt“.

In Christian von Asters „Knecht Ruprecht packt aus“ geht es um den Weihnachtsmann, dem das Trollvolk ein gehöriger Dorn im Auge ist – und der Leser kann es verstehen.

„Invasion“ von Markof Hoffmann ist wieder eine der obskureren Storys, in der es um einen besonderen Zirkus und Nashörner aus Liliput geht. Schräg!

In Boris Kochs „Der Keller“ fragt sich ein Zehnjähriger, ob sich dort tatsächlich die Tür in das Totenreich befindet.

Christian von Aster erzählt in seiner makaberen „Plumpaquatsch“-Story von einem abgehalfterten Clown, der die Erfahrung macht, dass es manchmal doch gesünder ist, der billige Abklatsch eines Anderen zu sein.

Eindrucksvoll ist es auch, wie sich in „Advent“ (Markolf Hoffmann) ein kleiner Junge an seinem Vater rächt.

Mein zweiter Favorit in diesem Sammelband ist „Über den Rauswurf aus Eden“ von Boris Koch. Gott erzählt einem Wirt, warum er Adam und Eva wirklich aus dem Paradies geworfen hat. Köstlich! Beispielsweise, wie Gott die „Zigarette danach“ erschaffen hat. Das muss man gelesen haben!

Aber auch die letzten beiden Geschichten überzeugen: „Der große Usambara-Schwindel“ von Christian von Aster, in der es um eine gutmütige Großmutter und ihren Enkel geht, und „Ideensuche“ von Boris Koch über einen ideenlosen Schreiberling und seine Muse.

Und schon ist man am Ende des lebendigen Kurzgeschichtenbandes angelangt und verlässt das „StirnhirnhinterZimmer“ mit großem Bedauern und der Hoffnung, dass es bald mehr von diesem lebendigen Trio zu lesen gibt. Denn die drei wissen zu schreiben – dies sind keine blutleeren seelenlosen Texte, sondern das Material swingt, es groovt und der eher seitenarme Band bietet mehr Inhalt als so mancher Tausendseitenschinken. Jeder, der Kreativität, die einem förmlich aus den Seiten entgegenspringt, erleben will, sollte bei diesem Band unbedingt zugreifen!

Fazit: Frische, freche, humorig lebendige Texte von drei Wortkünstlern, die Spaß am Schreiben haben und ihre Leser daran teilhaben lassen. Mehr davon!

http://www.medusenblut.de
http://www.stirnhirnhinterzimmer.de

|Ergänzend dazu:|

[Lesungsbericht: StirnhirnhinterZimmer oder: Ein ganz besonderer Abend in Berlin]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=57

[Interview mit Chr. von Aster, B. Koch, M. Hoffman: Das StirnhirnhinterZimmer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=73

[Interview mit Markolf Hoffmann: Zeitalter der Wandlung]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=34

Pirner, Jürgen (Chefredaktion) / Schiele, Lars (Redaktion) – Nautilus 50

_Inhalt:_

|Filme im Kino, im TV und auf DVD|

Die Drachenjäger – Ein symphatisches Heldentrio im Kampf gegen den schier unbesiegbaren Weltenverschlinger. Prächtige und absolut sehenswerte 3D-Umsetzung der TV-Animeserie für das große Kino.

Iron Man – Der Comic-Superheld aus Stahl im Kino: Milliardär Tony Stark wird per eiserner Hightech-Rüstung zum Kämpfer gegen Schurken und Bösewichte – inkl. Blick auf frühere Verfilmungen.

10.000 B.C. – Wahrheit und Legenden: Regisseur Roland Emmerich berichtet im Interview, was in seinem Film pure Fantasy oder Tatsache ist.

Eureka – TV-Tipp: Die unterhaltsame SF-Serie über geheime Genies und durchgeknallte Erfinder in der seltsamsten Kleinstadt der Welt.

LOST Staffel 3 – Gehirnwäschen, weiße Hasen und tote Rockstars auf der geheimnisvollen Insel: Fakten über die Anderen, neue Rätsel und Fragen für die Überlebenden, ein Ausblick auf die 4. Staffel und LOST – Das Spiel als Adventure-Game für PC und Konsole.

Vorhang auf – Eine tödliche Expedition zum Maya-Tempel in „Ruinen“, Ereignisse eines Online-Rollenspiels schwappen in die Realität in „Ben X“, die Comic-Welt eines Rennfahrers als Real-Verfilmung in „Speed Racer“, Zombies und nervenzerfetzene Spannung für ein TV-Team in „REC“, skurrile Killer-Story und schwarzer Humor in „Brügge sehen … und sterben“: die Phantastik-Filmstarts im April und Mai sowie die aktuellen Film- und DVD-News.

Phantastische Filme auf DVD – Das Märchen um große Liebe, hässlich-gemeine Hexen, tödliche Prinzen und einen gefallen Stern in „Der Sternwanderer“, der Kampf von Peter Parker gegen einen schwarzen Symbiontenanzug in „Spider-Man 3“, die Beobachtung eines Serienmörders mit ungeahnten Folgen in „Disturbia“, eine Feinschmecker-Ratte wird zum heimlichen Gourmet-Koch in „Ratatouille“, die Außerirdischen sind unter uns in Invasion, der tödliche Wut-Virus bricht erneut aus in „28 Weeks Later“, furioses Dauerfeuer aus allen Rohren in „Shoot ‚em up“ – aktuelle Silberscheiben für das Heimkino.

|Die Welt des Indiana Jones|

„Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ – Indy is back: Der Archäologe mit Peitsche und Schlapphut jagt geheimnisvollen Schätzen von Außerirdischen hinterher und muss sich gegen böse Kommunisten zur Wehr setzen. Preview auf den vierten Indiana-Jones-Film – und leider erst im nächsten Heft gibt es ein Interview mit Karen Allen über den Dreh von „Indy 4“ und ihre Rolle als Marion Ravenwood.

Die Abenteuer von Indiana Jones auf DVD – Rückblick auf Indiana Jones‘ bisherige Abenteuer in „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Der Tempel des Todes“ und „Der letzte Kreuzzug“.

Götzenbilder und Legenden – Mythen und historische Fakten über die von Indiana Jones in den Filmen entdeckten Schätze und Artefakte.

|Schätze, Schatzjäger und Schatzkarten|

Goldstädte – Die Kreuze auf den Schatzkarten und verborgene Stätten des Reichtums: Mythen und Fakten zu sagenhaften Goldstädten und versunkenen Schatz-Kulturen.

Der Mythos der Schatzkarten – Seit Stevensons Roman „Die Schatzinsel“ gehören Schatzkarten zum Standard-Repertoire des Abenteuer-Genres, doch gibt es sie wirklich?
Altertumsforscher kontra Grabräuber – Auf den Spuren von Heinrich Schliemann und Howard Carter: Die Entwicklung der wissenschaftlichen Archäologie von ihren Anfängen bis heute.

Schatzjagd heute – Archäologen, Grabungsfirmen, Sondengänger und illegale Hobbygräber: Legale und illegale Schätze.

Fiktive Schatzjäger – Eine Gallerie der Jäger nach Schätzen in Film und Fernsehen und in der Literatur: Allan Quatermain, Harry Steele, Fred Dobbs, Lara Croft, Sidney Fox, Amelia Peabody Emerson, Benjamin Franklin Gates, Robert Langdon, Rick O’Connel u.a.m.

Echte Schatzjäger – Eine Gallerie der Vorbilder für Indiana Jones & Co.: Giovanni Battista Belzoni, Heinrich Schliemann, Robert Kodlewey, Ludwig Borchardt, Howard Carter, Hiram Bingham, Loenard Woolley, Roy Chapman Andrews u.a.m.

Geschätzte Schätze – Schätze sind Legende, werden gesucht oder zufällig gefunden, und erst die Suche macht den Schatz: Wie verlorene Artefakte zu Schätze werden an Beispielen wie der Legende vom Nibelungen-Schatz, der Entdeckung des Grabes von Tutanachamun, der Jagd nach dem Bernsteinzimmer, der Suche nach dem Alexander-Grab, dem Fund des Wracks des Goldgräberdampfers „Central America“ und der vergeblichen Schatzgräberei auf Oak Island.

Grabräuber pass‘ auf – Gruselige Geschichten oder reales Risiko: Die Wahrheit über Mumienflüche und verborgene Fallen in alten Tempelanlagen.

Geocaching – Schätze in Plastikdosen und Schätze für jedermann, aufzuspüren per Internet und GPS-Receiver: Die moderne Schatzjagd als weltumspannendes Freizeit-Vergnügen.

Zauber uralter Artefakte – Geheimnisvolle Überlieferungen und rätselhafte Funde zwischen Esoterik und Archäologie: Monolitische Anlagen im Meer, goldene Flugmaschinen der Antike, elektrische Batterien in den Pyramiden, Karten ungesehener Länder und kunstvolle Uhrwerke aus Zeiten vor der Erfindung des Zahnrades.

Item-Dropping und Level-Hunt – Schatzjagd für jedermann am Spieltisch und online am PC: Das bequeme und stets wiederholbare Schätzeraffen der Gegenwart ohne Gefahr für Leib und Leben per Rollenspiel.

Altmeister der Schatzjäger – Ein Nachruf auf Gary Gygax, den Vater aller Verliese und Drachen und Erfinder des Fantasy-Rollenspiel-Genres, der Anfang März verstarb.

|Phantastische Literatur, Spiel und Comic|

Mehr als Gold und Edelsteine – Rätsel, Tod und Offenbarung: Der Schatz als dramaturgisches Grundmuster und seine Funktion und Rolle im Ablauf der Ereignisse in Romanen und Erzählungen.

Jäger der verlorenen Pöppel – Expeditionen und Ausgrabungen als Thema von Brett- und Kartenspielen und eine verspielte Schatzsuche mit sechs ausgewählten Schatzjäger-Spielen: „Das Gold der Inka“, „Azteken-Schatz“, „Relikt“, „Indus“, „Mykerinos“ und [„Jenseits von Theben“. 4286

Mäusewache – Kein „Der Herr der Ringe“ mit Mäusen: Werkstattbericht zur Entstehung von David Petersens ungewöhnlichen |Mouse Guard|-Comics vom Lektor der deutschen Ausgabe bei |Cross Cult|.

Cyberpunk als Realität – Interview zu „Cosmo Hill“, der Cyberpunk-Romanwelt für Jugendliche von Artemis Fowl-Autor Eoin Colfer, inkl. kurzer Vorstellung des Cyperpunk-Genres und Vorstellung des ersten Bandes Cosmo Hill: [„Der Supernaturalist“. 4677

Kino im Kopf – Jörg Kastners „Teufelszahl“, André Wieslers „Teufelshatz“, Patricia Biggs „Rabenzauber“, Jennifer Fallons „Der unsterbliche Prinz“, Christoph Hardebuschs „Sturmwelten“, Terry Brooks „Kinder der Apokalypse“ u.a.m. – neue phantastische Romane und Lesetipps für den April.

Schule der Magier – Der Autor Henry H. Neff erzählt im Interview anlässlich des Erscheinens des ersten Romans „Das geheime Portal“ über die Entstehung seiner Romanreihe über ein Internat, an dem Zauberei gelehrt wird.

|Offizielle Kolumnen|

Die Magische Schreibwerkstatt – Gerd Scherm: Der Besuch der roten Katze oder Wie alles begann. Die |Heyne|-Fantasy- und Science-Fiction-Autoren erzählen, wie ihre Bücher entstehen.

Nachgebildete Vorbilder – |Maddrax|-Redakteur Mike Schönenbröcher berichtet in der |Bastei|-Kolumne, welche Filmhelden den Figuren der |Maddrax|-Reihe als optische Vorbilder dienten.

_Eindrücke:_

Die Ausgabe 50 der „Nautilus“ startet mit phantastischen Kinohighlights – einem Überblick über die wichtigsten Filme im April und Mai, wie „Speed Racer – Tempo und Vollgas“, einer aufwändigen Realverfilmung der legendären Anime-Serie, „The Fighters“, einem Film, der einiges an sehenswerter Action und guter Kampfchoreographie verspricht, und „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“, der das Zeug dazu hat, der mit Abstand erfolgreichste Film des Jahres und vielleicht einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten zu werden. Um nur drei zu nennen; doch Heiner Schmitt hat natürlich erheblich mehr Filme vorgestellt, darüber hinaus Infos im „Film & DVD Newsticker“.

Weiter geht es mit den aktuellen „DVD Neuerscheinungen“, in denen es sich um „Der Sternenwanderer“, „Spider-Man 3″, Disturbia“, „Ratatouille“, [„28 Weeks Later“,]http://www.powermetal.de/video/review-1406.html „Invasion“ und „Shoot ‚em up“ dreht.

Sara Aubron verfasste einen Artikel über den am 24. April in den Kinos gestarteten „Die Drachenjäger“, über den sich nicht nur die Fans der seit 2004 laufenden französischen Anime-Serie freuen können.

Es folgt ein Bericht von Jens Altmann über „Iron Man – Der Held aus Stahl“, die Comic-Superhelden-Verfilmung, die am 1. Mai in den Kinos anlief.

Dieter Oßwald führte ein Interview mit Roland Emmerich, der sich mit seinem neusten Streifen „10.000 BC“ in die Steinzeit begeben hat. Der Regisseur bietet zum Schluss des Gespräches auch einen kurzen Einblick in sein nächstes Projekt „2012“.

Der „TV-SERIENTIPP“ dreht sich dieses Mal um „Eureka“, eine Serie, die am 25. Februar bei |PRO 7| startete. Robert Vogel fasste Wissenswertes über die außergewöhnliche SF-Serie zusammen.

Thomas Plischke berichtet über „LOST“ anlässlich des Erscheinens der dritten Staffel auf DVD und stellt den Lesern „Die Anderen“ vor, die Hauptthema dieser Staffel sind. Darüber hinaus verrät er einige Fakten der Staffel 4, die in den USA angelaufen ist.

Es folgt ein dreiseitiger Bericht über „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“, der am 22.5. in den Kinos startet. Jens Altmann verrät Hintergründe über den Film und die Produktion.

Dem schließt sich ein Artikel von Marcel Bülles über „Indiana Jones auf DVD“ an – sprich die 2004 in Deutschland erschienene Viererbox mit den Filmen und einer DVD voll Zusatzmaterial. Für dieses Jahr ist eine digital restaurierte Fassung aller Filme angekündigt. Wer sich auf einen Blick über sie informieren will, ist bei diesem Bericht an der richtigen Adresse.

Marcel Bülles steuert auch den ersten Essay bei – unter der Prämisse „Götzenbilder und Legenden“ fasste er „Die Schätze des Indiana Jones“ zusammen, was die vorhergegangenen Berichte wundervoll abrundet.

Sehr informativ ist auch der Artikel von Jens Altmann über „Goldstädte – Verborgene Stätten des Reichtums“, über verborgene, geheimnisvolle Orte, von denen jeder schon gehört hat, von denen aber meist niemand weiß, wo man sie findet. Es ist daher umso spannender, Jens Altmann über die „Kreuze auf den Schatzkarten“ zu folgen.

Sara Aubrons „Junge Wissenschaft – Vom Vorschlaghammer zum Zahnstocher“ beschäftigt sich mit der Entwicklung der Archäologie von den Anfängen bis heute.

Über „Fiktive Schatzjäger – Forscher, Freaks und Weltreisende“, sprich Jäger nach Schätzen in Film, Fernsehen und in der Literatur, fasste Jens Altmann Fakten zusammen; auch über „Echte Schatzjäger“, wie Heinrich Schliemann, Howard Carter, Roy Chapman Andrews und andere.

Steffen Schütte verrät den Lesern in seinem vierseitigen Artikel „Geschätzte Schätze“, wie aus verlorenen Artefakten Schätze werden.

Nahtlos passt der folgende Bericht „Grabräuber pass auf!“, der über Flüche und Fallen Auskunft gibt, zu den vorangegangenen Essays. Ebenso „Zauber uralter Artefakte – Überlieferungen und Archäologie“.

Auf den Altmeister der Schatzjäger, den Vater aller Verliese und Drachen, „Gary Gygax“, der maßgeblich an der Entwicklung und Verbreitung des ersten Rollenspiels „Dungeons & Dragons“ beteiligt war, verfasste Carsten Pohl einen einseitigen Nachruf.

Auch im Literaturteil geht es um das Oberthema dieser Ausgabe. In „Mehr als Gold – Rätsel, Tod und Offenbarung“ beleuchtet Martin Ruf den Schatz als Grundmuster von Erzählungen anhand von bekannten Werken.

In „Die Magische Werkstatt“ erzählen die |Heyne|-Fantasy- und SF-Autoren, wie ihre Bücher entstehen. In dieser Ausgabe ist es Gerd Scherm, der über den „Besuch der roten Katze oder Wie alles begann“ plaudert. Gerd Scherm, freier Schriftsteller und Künstler, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Friedrich-Bauer-Preis 2006 für Literatur. Bei |Heyne| erschienen seine Werke „Der Nomadengott“, „Die Irrfahrer“ und „Die Weltenbaumler“.

Tanja Vetesnik fasst die phantastischen Buch-Neuheiten der Großverlage im April zusammen.

Natürlich ist das noch längst nicht alles, was die Ausgabe 50 der „Nautilus“ zu bieten hat.
Aber bereits das von mir Erwähnte beeindruckt. Ich habe selten ein Magazin gelesen, das auf so interessante Art und Weise informiert und gleichzeitig unterhält. Der Grat ist schmal – um nicht Gefahr zu laufen, „dröge“ Informationen auf den Leser loszulassen. Das „Nautilus“-Team schafft das mit einer spielerischen Leichtigkeit!

Allein die Artikel sind schon den Kauf wert!

_Fazit:_ Beeindruckend umfangreiches, informatives und ansprechend aufgebautes Magazin mit einer bravourösen Ausgabe 50! Kaufen!

|Nautilus
Ausgabe 50
Abenteuer Medien Verlag, Hamburg, Mai 2008
DIN-A4, Magazin für Abenteuer & Phantastik, ISSN 0946-3534, 52 Seiten, 4,50 €
http://www.abenteuermedien.de |

Interview mit Christoph Marzi

|Christoph Marzi, Jahrgang 1970, wuchs in Obermending nahe der Eifel auf, studierte in Mainz und lebt heute mit seiner Familie im Saarland. Mit dem sensationellen Erfolg seiner Trilogie um die Uralte Metropole („Lycidas“, „Lilith“ und „Lumen“) hat er sich einen festen Platz als deutscher Fantasy-Autor erobert.| (Verlagsinfo) Weitere Werke sind die Kurzgeschichtensammlung „Nimmermehr“ sowie die Malfuria-Trilogie („Malfuria“, „Die Hüterin der Nebelsteine“, „Die Königin der Schattenstadt“). Mit „Fabula“ ist bei |Heyne| eine neue Trilogie gestartet.

Christoph Marzi auf |Buchwurm.info|:

[„Lycidas“ 1081
[„Lilith“ 2070
[„Lumen“ 3036
[„Malfuria“ 3398
[„Malfuria – Die Hüterin der Nebelsteine“ 4167
[„Fabula“ 4503

[Alisha Bionda]http://www.alisha-bionda.net führte im April 2008 ein Interview mit Christoph Marzi:

_Alisha Bionda:_
Lieber Christoph, ich freue mich, dass du dir die Zeit nimmst, einige Fragen zu beantworten. Zuerst einige persönliche: Was gibt es über dich als Mensch zu sagen? Was zeichnet dich in deinen Augen aus und was würdest du als deine „liebenswerten Marotten“ bezeichnen? Was magst du, und was nicht?

_ Christoph Marzi:_
Ich bin einsfünfundneunzig und achtunddreißig. Meine Frisur ist (laut Catharina) hoffnungslos (und es nicht wert, dass man sie als Frisur bezeichnet). Ich trage im Winter schwarz und im Sommer meistens auch. Ich mag dunkle Sonnenbrillen und schwarze Jeans und alte Lederjacken. Ich denke mir oft Dinge aus, die ich niederschreibe. Und wenn ich Glück habe, dann fügen sie sich zu einer Geschichte zusammen.

Zu meinen Marotten: Dinge, die irgendwo im Haus herumliegen, schiebe ich meist mit dem Fuß unter das nächste Sofa oder Bett. Ich vertausche die Klamotten meiner Töchter (was nicht selten zu Aufruhr führt). Obwohl striktes Waschmaschinenverbot über meine Person verhängt wurde, neige ich dazu, die bunte Wäsche der Familie zusammen mit meinen schwarzen Klamotten in die Maschine zu stecken (gar nicht gut, nein, GAR nicht gut!).

Was ich mag: alles, was ich nicht „nicht mag“ – und das ist recht viel. Ich mag Bücher, bin dahingehend der absolute Junkie. Ich trage immer etwas zum Lesen mit mir herum und dazu ein Notizbuch. Ich mag Musik. Den Sommer. Na ja, den Winter auch. Eivissa (Ibiza). Meine Familie. Mein Leben. Was ich nicht mag, sind Grenzen. Engstirnigkeit. Einschränkungen, welcher Art auch immer. Die Kunst ist, denke ich, sich über die Dinge, die man mag, zu freuen – und die Dinge, die man nicht mag, zu ignorieren.

_Alisha Bionda:_
Lassen dir dein Beruf, deine Projekte und deine Familie noch Zeit für Hobbys und falls ja, welche sind das?

_ Christoph Marzi:_
Nun ja, bisher habe ich das alles nie explizit getrennt. An erster Stelle kommt die Familie. Und dann der ganze Rest. Das Schreiben gehört zu meinem Leben wie andere Dinge auch.

_Alisha Bionda:_
Du bist ja im Hauptberuf im Schuldienst. Möchtest du den Lesern etwas darüber berichten?

_ Christoph Marzi:_
Häufig wird mir die Frage gestellt, wie lange ich noch im Schuldienst bleiben möchte. Wie für alles andere gilt auch für das Lehrerdasein: Man muss es gerne tun, ansonsten ist man ziemlich fehl am Platze. Und das ist auch schon die Antwort. Ich bin gerne Lehrer, es macht mir Spaß, diesen Beruf auszuüben. Und ich denke eigentlich nie darüber nach, den Beruf aufzugeben.

_Alisha Bionda:_
Wolltest du immer schon schreiben oder war es eher eine Folge deiner persönlichen Entwicklung? Wo siehst du in beiden Berufen deine Gewichtung? Was ist Beruf und was Berufung?

_ Christoph Marzi:_
Ich schreibe seit meinem 15. oder 16. Lebensjahr. Seitdem hat es nie eine Zeit gegeben, in der ich nicht geschrieben habe. Eine Gewichtung gibt es keine. Ich bin Lehrer. Ich schreibe Geschichten. Das sind beides Dinge, die ich tue. Wenn man nicht mit Herz und Verstand schreibt, dann ist der Text – die Geschichte – nicht authentisch. Wenn man als Lehrer nicht mit Herz und Verstand bei der Sache ist, dann bekommt man das Feedback direkt von den Schülern. Ich glaube, dass Schüler sofort merken, wenn man sich ihnen gegenüber nicht authentisch verhält. Wenn man nicht ehrlich ist. Ich bin in der glückliche Situation, die Dinge tun zu können, die ich gerne tue. Das ist das wirklich Tolle daran. Also tue ich beides.

_Alisha Bionda:_
Wann hast du zu schreiben begonnen? Welche Art der Niederschrift bevorzugst du?

_ Christoph Marzi:_
Ich habe mit 15 Jahren damit begonnen. Mit Kurzgeschichten. Während der Oberstufe habe ich zwei Romane geschrieben, die mittlerweile aber unauffindbar sind. Ich habe immer viel geschrieben, und irgendwann ist wohl ein eigener Stil daraus geworden.

Womit ich geschrieben habe? Ich habe auf einer alten Kofferschreibmaschine begonnen, bin dann auf eine neue Kofferschreibmaschine umgestiegen, um irgendwann am PC zu landen. Ich mag meinen Laptop und liebe es, in kleine Hefte zu schreiben. Die Geschichte, die ich gerade für meine Töchter schreibe, entsteht mit Tinte und Stift auf liniertem Papier in einem Notizbuch. Der Vorteil, nicht am PC zu schreiben, liegt darin, dass man keinen Internet-Zugang hat. Das Internet ist eine feine Sache, aber für neugierige Menschen ist es die größte Ablenkung seit der Erfindung des Zauberwürfels.

_Alisha Bionda:_
Hast du eine fest strukturierte Vorgehensweise, wie du ein neues Projekt startest und konzipierst?

_ Christoph Marzi:_
Da sollte man meine Lektorinnen fragen. Ich kenne viele Szenen – und meistens auch das Ende der Geschichte. Ich kenne die Charaktere (das ist überhaupt das Allerwichtigste)! Ansonsten bin ich kein Freund von großen Plot-Skizzen (wie gesagt: meine Lektorinnen sind, denke ich, schon eher Freundinnen solch großer Plot-Skizzen – was sie mir freundlich auch regelmäßig mitzuteilen pflegen). Ich lasse den Charakteren gern freien Lauf. Es macht mir einfach mehr Spaß, eine Geschichte so zu schreiben. Ich spüre, wo der Weg hinführt. Und ich folge den Hinweisen. Ehrlich gesagt, ich habe nie anders geschrieben. Und was immer Schreibwerkstätten predigen … es funktioniert auch auf diese Art und Weise!

_Alisha Bionda:_
Schreibst du gerne zu einer bestimmten Zeit? Wann hast du dazu Gelegenheit? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? Wie bringst du alles „unter einen Hut“?

_ Christoph Marzi:_
Ich schreibe, wenn ich die Zeit dazu habe. Will heißen: Ich nutze einfach die Zeit, wenn sie da ist. Das kann mitten in der Nacht sein, am Nachmittag, im Café, im Auto. Ob mich das zum Workaholic macht? Nun ja, ich mag das Wort nicht, weil es so etwas Zwanghaftes hat. Aber ich denke, dass es der Sache nahe kommt. Ich denke mir ständig etwas aus.

_Alisha Bionda:_
Bevorzugst du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst du besondere Ruhe, wenn du schreibst, oder eher Wirbel, der deine Kreativität fördert?

_ Christoph Marzi:_
Beides. Ich kann schreiben, wenn es ruhig ist (morgens, ganz früh). Ich kann auch schreiben, wenn die Kinder um mich herumspringen. Ich denke, dass viele schöne Ideen gerade durch meine Kinder geboren werden. Nur bei zu stark knurrenden Deadline-Monstern verkrieche ich mich schon mal im Arbeitszimmer. Während ich an [„Lilith“ 2070 schrieb, wurden unsere Küche und alle Wasserleitungen im Haus repariert. Das war weniger schön, weil andauernd sehr, sehr laut. Aber letzten Endes wird das Schreiben doch durch das Leben genährt – und nicht umgekehrt.

_Alisha Bionda:_
Schreibst du an mehreren, größeren Projekten gleichzeitig oder trennst du das strikt?

_ Christoph Marzi:_
Ich schreibe einen Roman nach dem anderen. Ich schreibe nie an zwei Romanen gleichzeitig. Ich schreibe aber oft eine Reihe von Kurzgeschichten, während ich an einem Roman arbeite (wenn ein Teil des Buches fertig ist, entstehen einige kurze Geschichten – und danach kehre ich in die Romanwelt zurück). Es kann auch sein, dass ich mir Notizen zu einem Roman mache, während ich noch an einem anderen schreibe. Aber dann bleibt es bei den Notizen. Ich schreibe immer nur an einem Buch.

_Alisha Bionda:_
Du verfasst auch Kurzgeschichten für Anthologien. Auch in den von mir herausgegebenen warst und bist du ja häufig vertreten. Was reizt dich daran? Muss dich jedes einzelne Projekt überzeugen? Ist für dich entscheidend, in welcher Form die Anthologie erscheint und bei welchem Verlag? Triffst du – wie das Gros der Profis – eine präzise Wahl – auch, um in dem Bereich nicht inflationär zu erscheinen – oder nimmst du, soweit es deine Zeit erlaubt, überall teil, weil dich das reine „Fabulieren“ reizt?

_ Christoph Marzi:_
Nein, viel Überzeugungskraft ist, denke ich mir, nicht vonnöten. Es zählt nur die Geschichte. Wenn mir jemand eine Thematik vorgibt und ich eine Idee habe, was ich dazu schreiben könnte, dann schreibe ich die Geschichte auch auf. Es ist, denke ich, also eine reine Frage des Interesses.

_Alisha Bionda:_
Gibt es einen Autor, dessen Kurzgeschichten du besonders magst?

_ Christoph Marzi:_
In loser Reihenfolge: T. C. Boyle, Roald Dahl, Joe Hill, Aino Laos, Kelly Link, Michael Chabon, Neil Gaiman, Edith Nesbit, Elke Heidenreich, Stephen King, Judith Hermann, Tania Blixen, Angela Carter, Astrid Lindgren, George R. R. Martin. Und auch diese Liste ist vermutlich nicht vollständig. Meine Lieblingsgeschichte ist derzeit [„Pop Art“ 4539 von Joe Hill. Wow!

_Alisha Bionda:_
Hast du eine Kurzgeschichte, die du selbst als deine beste bezeichnen würdest?

_ Christoph Marzi:_
Nun ja, nicht unbedingt als die „beste“ – das zu beurteilen, fällt wohl immer dem Leser zu. Es gibt Geschichten, an denen mein Herz hängt. „Nimmermehr“ ist eine davon. Ich liebe diese Geschichte, weil ich das schon immer getan habe. Weil ich nie wollte, dass sie anders veröffentlicht wird, als ich sie geschrieben habe. Weil sie so veröffentlicht wurde (Martina Vogl und Sascha Mamzcak sei Dank). Weil die Charaktere die Namen meiner Großeltern tragen. Weil sie in der Eifel spielt, wo ich aufgewachsen bin. „Der Krähenengel“ spielt im Zirkusmilieu und im Winter und es kommt ein böser Engel darin vor und ein Junge, der Juli heißt, und ein Mädchen, das Stella heißt. Das ist meine persönliche Wintergeschichte. Und
die letzte „Lieblingsgeschichte“, die ich nennen möchte, ist derzeit eine, die kurz sein sollte und ganz plötzlich ganz lang geworden ist und die nun als eigener kleiner Roman erscheinen wird und den Arbeitstitel „Nightingale“ trägt (sie ist sehr gruselig – und sie spielt in Maine, auf einer Halbinsel, und im Autoradio läuft sogar ein Stück der Rock Bottom Remainders).

_Alisha Bionda:_
Wie kam es zu deinem ersten Roman und schlussendlich zu seiner Veröffentlichung?

_ Christoph Marzi:_
Mein allererster Roman trug den Titel „Muspilli“, der zweite hieß „Das zweite Gesicht“ – das waren die beiden Bücher, die ich während der Oberstufe geschrieben habe. Beide sind verschollen. „Lycidas“ war zu einem Drittel fertig, als die Zusage von |Heyne| kam. Mehr gibt es da nicht zu sagen. Ich habe das Manuskript eingeschickt und es wurde genommen. So war das. Ich war durch und durch in der Hand von Erkältungsgeistern, als der Anruf kam. Und die Zusage klang eher, als sei ich in einem Fiebertraum gefangen. Aber es war keiner. Es war wirklich ein richtiger Telefonanruf gewesen.

_Alisha Bionda:_
Welcher deiner Romane liegt dir besonders am Herzen? Und warum?

_ Christoph Marzi:_
„Fabula“ ist derzeit der Roman, an dem mein Herz hängt. Es steckt sehr viel von mir selbst in diesem Buch, mehr als in allen anderen Büchern. Die Musik, die Nostalgie, die seltsamen Geschichten, die Helen Darcy erzählt, Rio Bravo. Ja, ich mag „Fabula“ sehr. Ich bin stolz darauf, die Geschichte geschrieben zu haben. Ich mag sie so, wie sie ist. Und ich lese sie gerne bei Lesungen. Ansonsten bin ich immer ganz Feuer und Flamme für die Geschichte, an der ich gerade arbeite.

_Alisha Bionda:_
Hast du ein literarisches Vorbild?

_ Christoph Marzi:_
In loser Reihenfolge kann ich nur Autoren nennen, von denen ich akribisch alles lese, was sie schreiben bzw. geschrieben haben (nun ja, ich gebe mir Mühe, am Ball zu bleiben): Stephen King, John Irving, Charles Dickens, T. C. Boyle, Michael Chabon, Ray Bradbury, Astrid Lindgren, Markus Heitz, Neil Gaiman, Marcus Sedgwick, Clive Barker, Tom Holland, Jane Austen, Kelly Link, Kai Meyer, Robert L. Stevenson, Abraham Stoker, E. A. Poe, Margaret Atwood, Hope Mirrless, Edith Nesbit, Tania Blixen, Nicholas Christopher, Paul Auster & Siri Hustvedt, David Almond, Otfried Preußler, Susanna Clarke, Donna Tartt, Mark Helprin. Und vermutlich unzählige andere, die zu nennen hier den Rahmen sprengen würde.

_Alisha Bionda:_
Schreibst du lieber alleine oder gerne auch mit einem Co-Autor? Wenn ja, wer würde dich da reizen?

_ Christoph Marzi:_
Bisher habe ich nur eine einzige Geschichte mit jemand anderem zusammen geschrieben. Die Geschichte heißt „Passion Killer“. Die Idee und der Text entstanden gemeinsam mit Aino Laos (deren erste Veröffentlichung „Tranquil Gardens“ man bald genießen kann – sie erscheint in der Anthologie „Disturbania“, die von David Grashoff herausgegeben wird).

Ansonsten bin ich eher der Einzelkämpfer, was die Schreiberei angeht. Und die meisten Autoren, die ich kenne, sind das auch. Ich könnte mir gut vorstellen, gemeinsam mit Markus Heitz einen Hardcore-Horror-Thriller über mutiertes Gemüse in der Saar-Pfalz-Region zu schreiben („Grausige Gurken“ – klingt doch nach einer Menge Spaß, oder?!). Wie dem auch sei – ich denke, dass eine Zusammenarbeit von Autoren nur dann sinnvoll ist, wenn man gemeinsam und spontan eine Idee hat, die umzusetzen beiden Spaß machen würde. Bisher habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, wie diese Zusammenarbeit dann technisch aussehen könnte (wir haben es hier ja auch mit dem Problem völlig unterschiedlicher Sprachstile zu tun, die irgendwie zu etwas Neuem zusammenfließen müssen). Daher bleibe ich erst einmal bei meinen Geschichten.

Darüber hinaus habe ich in den letzten Monaten an einem Konzept gearbeitet, zu dem ich noch nicht viel sagen kann. Bei dieser Sache bin ich aber nur ein kleines Rädchen und der eigentliche Motor aus Rock & Funk ist jemand ganz anderer. Ich bin gespannt, wie die Sache sich entwickelt.

_Alisha Bionda:_
Gibt es Menschen, die dich bei deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In deinen Anfängen und jetzt?

_ Christoph Marzi:_
Es gibt keine Zufälle. „Lycidas“ war die erste Geschichte, die entstand, nachdem ich Tamara kennen gelernt hatte. Vielleicht merkt man der Geschichte an, dass ich meinen Platz in der Welt gefunden habe, als ich sie zu schreiben begann. Und damit wären wir auch schon bei den Personen, die mich unterstützen. In erster Linie ist es meine Familie (Tamara und die Mädels), die der Motor des Schreibens sind. Sie hören als erste von den Ideen und sagen mir, was sie davon halten. Darüber hinaus habe ich mit Martina Vogl und Uta Dahnke (bei |Heyne|) und Christiane Düring (bei |Arena|) Lektorinnen, die für jede Idee offen sind und den Büchern ein schönes Zuhause geben.

_Alisha Bionda:_
Möchtest du den Lesern einen Einblick in deine kommenden Projekte gewähren, damit sie wissen, worauf sie sich freuen können?

_ Christoph Marzi:_
Anfang November 2008 erscheint bei |Heyne| „Scarlet“ (so lautet der bisherige Arbeitstitel). Ich kehre in die Welt der uralten Metropole zurück. Hauptsächlich geht es um Scarlet Hawthorne, die Tochter Mortimer Wittgensteins, die in Amerika lebt und es auf der Suche nach ihrer Vergangenheit mit einem mysteriösen Menschen namens Mr. Dream zu tun bekommt.

Nach „Scarlet“ werde ich ein Jugendbuch schreiben (einen Roman, der in sich abgeschlossen ist – mit Schnee). Irgendwann im Frühjahr 2009 sollte dann „Nightingale“ erscheinen (als kleines Hardcover bei |Arena|). Und im Juli 2009 sollte die zweite Geschichte fertig sein, die sich mit den Angehörigen der Familie Darcy aus Ravenscraig beschäftigt. So sehen die mittelfristigen Pläne aus. Wir werden Danny Darcy wiedersehen. Und definitiv Madame Redgrave. Erscheinen dürfte der Roman dann im Herbst 2009.

Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von Kurzgeschichten, die hier und da in Anthologien erscheinen werden. Wie gesagt, ich denke mir andauernd Dinge aus.

_Alisha Bionda:_
Und abschließend: Wenn der Mensch Christoph Marzi drei Wünsche an die Zukunft frei hätte, welche wären das?

_ Christoph Marzi:_
Mit Wünschen verhält es sich wie mit Geheimnissen. Man sollte sie nur in Gedanken flüstern. Aber niemals jemandem verraten.

_Alisha Bionda:_
Vielen Dank, dass du dir Zeit für ein ausführliches Interview genommen hast.

_ Christoph Marzi:_
Ich habe zu danken …

http://www.christophmarzi.de

Bollhöfener, Klaus (Red.) / Havemann, Achim (Hrsg.) – phantastisch! 30

_Inhalt:_

Cover: Oliver Scholl

_Interviews_
|Carsten Kuhr:| Interview mit Jim Hines
|Carsten Kuhr:| Interview mit Nicole Rensmann
|Christian Humberg:| Interview mit Jens Schumacher und Jens Lossau
|Nicole Rensmann:| [Interview mit Stephan R. Bellem]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=83

_Bücher, Autoren & mehr_
|Herrmann Ibendorf-Rosenhof:| Ein Nobelpreis für die Science Fiction
|Bartholomäus Figatowski:| Der Mann, der Gott verklagte
|Helmuth W. Mommers:| c‘t feiert Jubiläum
|Volker Krämer:| Mein Freund Werner – Ein Nachruf auf Werner Kurt Giesa
|Tommi Brem:| Ist es psychologisch wahrscheinlich, dass Freud Feminist war?
|Horst Illmer:| „Ich habe die Fahrt nach einem Buch angetreten …“
|Achim Schnurrer:| Klassiker der phantastischen Literatur – Michail Bulgakow – Teil 3
|Dirk van den Boom:| Aliens in Schützengräben

_Phantastisches Update_
Phantastische Nachrichten zusammengestellt von |Horst Illmer|

_Rezensionen_
|Carsten Kuhr:| Jim C. Hines: [„Die Goblins“ 4487
|Horst Illmer:| Charles Stross: [„Glashaus“ 4684
|Bartholomäus Figatowski:| Johannes Rüster: „All-Macht und Raum-Zeit. Gottesbilder in der englischsprachigen Fantasy und Science Fiction“
|Horst Illmer:| Dan Simmons: [„Terror“ 4278
|Regnier Le Dyckt:| Terry Pratchett: „Der ganze Wahnsinn“
|Andreas Wolf:| Dean Koontz: [„Irrsinn“, 4317 „The Husband“
|Bartholomäus Figatowski:| Nick Mamatas: „Northern Gothic“
|Andreas Wolf:| Brian Keene: [„Die Wurmgötter“ 4469

_Comic & Film_
|Carsten Polzin:| Meilensteine des phantastischen Films – »Letztes Jahr in Marienbad« von Alain Resnais
|Max Pechmann:| Unheimliche Schulmädchen und ungebetene Gäste
|Christian Marmonnier:| Denis Bajram, ganz privat

_Story_
|Nadine Boos:| „In den Händen der Bibliothekarin“
|Olaf Kemmler:| „Die Eroberung des Himmels“

_Eindrücke:_

Die Ausgabe 30 der |phantastisch!| startet wie gewohnt mit der Rubrik _UPDATE_ von Horst Illmer, in der dieser „Nachrichten & Neuerscheinungen“ zusammenstellt. Unter anderem gibt es einen Hinweis auf den bei |Otherworld| erschienenen Mystery-Roman „Der Sucher“ von Katja Brandis. Der Hardcoverband besticht auch vom Handwerklichen durch einen mit edler Goldschrift versehenen Einband. Ebenso findet [„Die Schatten des Mars“ 4726 von Frank W. Haubold Erwähnung. Dann gibt es Informationen zu Neuerscheinungen im Sekundärliteraturbereich – wie z. B. der im |EDFC| erschienene „Quarber Merkur 105/106“, für den sich Dr. Franz Rottensteiner verantwortlich zeichnet und der immer mit besonderer inhaltlicher Fülle zu überzeugen weiß. Auch auf die Ausgabe 22 des Magazines |EXODUS| wird verwiesen und die Frage gestellt ( und beantwortet): „Wer ist eigentlich – Jim Butcher?“.

Jim C. Hines gesteht in dem ersten der _INTERVIEWS_, dass ein kleiner, dreckiger, aber auch liebevoller Goblin hartnäckig an seine Stirn klopfte. Carsten Kuhr sprach mit dem Autor, dessen ersten beiden Goblin-Romane einer geplanten Trilogie in der Verlagsgruppe |Lübbe| erschienen sind und der angibt, dass er sich jeden Tag genau eine Stunde zum Schreiben stiehlt. Das Interview rundet eine Rezension von Carsten Kuhr zu dem Titel „Die Goblins“ ab. Des Weiteren führte er ein Gespräch mit Nicole Rensmann. Christian Humberg befragte das Autoren-Duo Jens Schumacher & Jens Lossau, die sich als Krimiautoren einen Namen gemacht haben. Nicole Rensmann führte das letzte Interview der Ausgabe mit Stephan R. Bellem, der bei |Otherworld| seine [„Chroniken der Paladins“ 4202 gestartet hat.

In _MEILENSTEINE DES PHANTASTISCHEN FILMS_ berichtet Carsten Polzin über den Film „Letztes Jahr in Marienbad“ aus dem Jahre 1961, eine Zusammenarbeit Alain Resnais‘ und Alain Robbe-Grillets, beide schillernde Protagonisten der literarischen und cineastischen Revolution, die im Frankreich der späten Fünfzigerjahre begann. Die Locations des Films sind die Schlösser Nymphenburg und Schleißheim bei München. In „Marienbad“ ist alles zu sehen, zugleich alles verhüllt, alles geordnet und doch unklar. Der Film verweigert sich jeglicher zeitlichen Abfolge. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, sind Sie bei dem Artikel von Carsten Polzin an der richtigen Adresse.

Herrmann Ibendorf-Rosenhof verfasste für seine _PLAUDEREIEN AUS DEM BÜCHERHORST_ einen interessanten Artikel über „Ein Nobelpreis für die Science Fiction“ und besah sich die Preisträger – auch unter der Prämisse der phantastischen Literatur.

Für viele Fans und Kritiker gilt Robert A(nson) Heinlein, der am 7. Juli 2007 hundert Jahre alt geworden wäre, nicht als ein, sondern als |der| Großmeister der Science-Fiction. Das nahm Bartholomäus Figatowksi zum Anlass, um Robert A. Heinleins „Das neue Buch Hiob“ ein weiteres Mal zu lesen und darüber in _BÜCHER, AUTOREN & MEHR_ einen Artikel zu verfassen. In der selben Rubrik steuerte Helmut W. Mommers einen Bericht über „c’t“, das Magazin für Computertechnik, das immer wieder auch SF-Storys anbietet, bei. Achim Schnorrer bietet zudem seinen dritten Teil über Michael Bulgakow, einen „Klassiker der phantastischen Literatur“. Dirk van den Boom berichtet über „Aliens in Schützengräben“, fasst „Ein paar Worte zum umstrittenen Subgenre der Military Science Fiction“ zusammen, stellt die Fragen (und gibt Antworten) ‚Was ist Military SF? Wo beginnt die Military SF?‘, fasst „Urteile und Vorurteile“ zusammen und kommt über „Military SF und Politik“ und „Military SF in Deutschland“ zu dem „Fazit: Alles halb so wild“. Lesen Sie mehr darüber in dem Artikel!

Max Pechman bietet in _COMIC & FILM_ einen sechsseitigen Einblick in die Horrorfilme aus Südkorea, ihren europäischen Einfluss und ihre Anlehnung an italienische Meister.

Volker Krämer verfasste einen Nachruf auf seinen Freund und Kollegen Werner Kurt Giesa – sehr offen, sehr ’nah‘ und sehr couragiert.

Horst Illmer stellt den Lesern den Universal-Bibliothekar Hermke Eibach vor, den Gründer der Würzburger Spezialbuchhandlung „Hermkes Roman-Boutique“, der für Generationen von Lesern eine Art literarischer Ziehvater wurde.

Natürlich ist das nicht alles, was diese Ausgabe zu bieten hat, denn da gibt es noch weitere Rezensionen, zwei illustrierte Kurzgeschichten und mehr …

_Fazit:_ Wie immer überzeugt die |phantastisch!| durch Informationsvielfalt, ein schnörkelloses und dadurch sauber überschaubares Layout und eine gut ausgewogene Mixtur aus Fakten und Unterhaltung. Auch diese Ausgabe ist sehr empfehlenswert.

|phantastisch!
Ausgabe 30, April 2008
Verlag Achim Havemann
A4, Phantastik, ISSN 1616-8437, 72 Seiten, 4,90, April 2008
Titelillustration von Oliver Scholl
http://www.phantastisch.net |

Morgan, Dave T. – Schrei des Feuervogels, Der (Die Magierkriege I)

_Inhalt:_

In Abreanna, steht die Hochzeit des Thronfolgers Gidion mit der Prinzessin des Nachbarlandes unmittelbar bevor. Die Vereinigung soll den ewigen Kampf zweier kriegslüsterner Nachbarn endlich beenden. Doch durch einen feigen Mord wird der Frieden verhindert und sofort flammen alte Feindschaften wieder auf.

Während der mittlere Königssohn Tristan an der Seite seines Vaters in einen neuen Krieg zieht, wird der jüngste Sohn, Lion, in einen Strudel von Magie, Rätseln und Gefahren verwickelt. In Lions Fleisch formt sich allmählich das Bildnis eines Feuervogels und macht ihn zum Ausgestoßenen im eigenen Land, denn dort ist für die Herrschenden die Magie bei Todesstrafe verboten.

Lions einzige Hoffnung liegt darin, das Ränkespiel der geheimnisvollen Magierin Lynn-dath zu entwirren, das schon seit Jahrhunderten anzudauern scheint …

In „Der Schrei des Feuervogels“ kämpfen die drei Königssöhne Gidion, Tristan und Lion verzweifelt gegen einen übermächtigen Feind und finden über Liebe, Magie und Tod zu ihrem Schicksal, das enger miteinander verwoben ist, als es zunächst den Anschein hat.

_Meine Meinung:_

|“Für das Leben, den Frieden und die Liebe – den Tod.“|

Als ich von Seiten des |Arcanum|-Fantasy-Verlags wegen einer Rezension zu „Der Schrei des Feuervogels“ angefragt wurde, wollte ich eigentlich dankend ablehnen, da ich im Laufe der letzten Jahre der (klassischen) Fantasy ziemlich überdrüssig geworden bin. Und nun, nach Beendigung des Werkes, weiß ich, dass es sich gelohnt hat, einem bisher unbekannten Fantasyautor und seinem Debütroman Beachtung zu schenken, denn Dave T. Morgan ist es gelungen, klassische Fantasyelemente in ein neues Gewand zu kleiden. Der Autor hat einen schon erstaunlich gefestigten Stil und fabuliert auf eine sehr unterhaltsame Weise, ohne dabei sprachlich „abzuflachen“. Und genau so sollte gute Unterhaltungslektüre sein!

Dave T. Morgans Charaktere leben, sie lassen den Leser an ihren Gefühlen teilhaben und ziehen ihn so, auf beinahe freundschaftliche Weise von Zeile zu Zeile in ihre Welt. So lebt, leidet, liebt und kämpft man mit ihnen. Man spürt die Abneigung des König Rodriguez gegen Zauberer, die Liebe, die zwischen seinem ältesten Sohn und somit Thronfolger Gidion und dessen Braut Ehan entbrannt ist. |(Gidion:“ Sie ist so impulsiv. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann setzt sie es auch durch. Sie ist wirklich nicht leicht zu bändigen! Aber gerade diese Energie ist es, die ich neben ihrer Anmut und Zärtlichkeit so sehr liebe … Oh, ihr Götter, ein einziger Blick hatte genügt, und ich habe kein Wort mehr herausgebracht …“)|

Ebenso nimmt man die geschwisterlichen Bande zwischen den drei Königssöhnen wahr, die aber dennoch nicht frei von brüderlichen „Animositäten“ sind. Besonders der jüngste Königssohn Lion, gibt Rätsel auf – vor allem sich selbst. In ihm scheint mehr zu schlummern, als er und seine Familie ahnen. Und so bricht er schlussendlich nicht nur auf, um einen neuen Magierkrieg zu verhindern, sondern auch, um sich selbst zu finden. Denn da sind zu viele Fragen: Wer ist die Zauberin Sylva, der er im Wald begegnet? Was verbindet ihn mit dem Feuervogel? Warum wird er der Drachenkönig genannt? Und vor allem, welche magischen Kräfte schlummern in ihm?

Es sind nicht nur die Bösen, die in diesem Roman, der den Leser für Stunden den Alltag vergessen lässt, ihr Leben verlieren, nicht nur die Guten siegen – alles so, wie es das Leben schreibt: Es gibt keine wahre Gerechtigkeit, und dennoch zählen Werte und lohnt es, sich für diese einzusetzen, gar zu sterben. Auch das macht für mich die Stärke dieses Bandes aus, dem wohl noch zwei folgen sollen, worauf sich die Leserschaft freuen kann, denn das Ende des Bandes eins gipfelt in einem fulminanten Finale, das Raum für mehrere Fortsetzungen bietet!

Zur Aufmachung des Bandes bliebe zu sagen: Das große Buchformat spricht nicht so an, und auch der Satz und das Lektorat wissen nicht vollends zu überzeugen (auch wenn gerade das Lektorat dem Stil des Autors noch hätte zusätzlichen Schliff verleihen können und müssen) – dennoch: das Papier ist gut und auch das Covermotiv passt, besonders die schönen puderfarbenen Schattierungen finden Gefallen – kommen sie doch nicht so kitschig wie manch andere Fantasycover daher. Der Trailer auf dem Backcover weist dafür leider keinen Blocksatz auf und wirkt auf dem Großformat „zerfasert“.

Das ein oder andere kleine Manko kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Der Schrei des Feuervogels“ ein wirklich gutes und somit empfehlenswertes Buch ist, das im Regal keines Fantasyfans fehlen sollte – oder solcher, die es noch werden wollen. Aber auch für jene, die keine wahren Freunde der Fantasy sind, ist es ein Buch, das zu lesen sich lohnt, denn ein jeder wird sich darin wiederfinden. Ein weiterer Punkt, der sich auf Dave T. Morgans Autorenkonto verbuchen lässt.

_Fazit:_ „Der Schrei des Feuervogels“ ist ein beachtlicher fantastischer Debütroman, der nicht nur für Fantasyleser empfehlenswert ist und wieder einmal unter Beweis stellt, wie wichtig die Arbeit der Kleinverlagsszene ist!

|Arcanum Fantasy-Verlag, Dortmund, September 2007
Großformat, Fantasy, ISBN: 978-3-939139-03-4
Titelillustration von Frank-Martin Stahlberg, Titelgestaltung von Carsten Winkel
1 Karte von Robert Rocsnyai
Paperback, 349 Seiten|

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