Alle Beiträge von Alisha Bionda

Goingback, Owl – Crota

_Inhalt:_

Es wird Crota genannt … und es ist erwacht. Sheriff Skip Harding wird zum Schauplatz eines Doppelmordes gerufen, der alles in den Schatten stellt, was er bisher gesehen hat: Die Leichen sind schauderhaft zugerichtet und regelrecht in Stücke gerissen.

Allgemein hält man es für das Werk eines Bären. Doch der Schamane Jay Little Hawk, im bürgerlichen Beruf ein Wildhüter, weiß es besser: Es ist Crota, eine blutrünstige Bestie aus Legenden seines Volkes – die besagen, dass Crota eines Tages erwachen und sein Blutdurst keine Grenzen kennen wird. Und dieser Tag scheint gekommen …

_Meine Meinung:_

Tief in der Erde, aus einer frühen Zeit erwacht, lauert das Böse – ein Unwesen, das Menschen mordet, weil es sie hasst. Der Stoff, aus dem die Horrorträume sind und leben! Nichts Neues, möchte man meinen, doch das könnte man bei jedem Buch sagen, das heutzutage die Leserschaft erreicht. Die Kunst besteht mittlerweile darin, Althergebrachtes mit Neuem zu verquicken, und das ist in „Crota“ bestens gelungen.

Als Opener des Romans dient ein brutaler Doppelmord. Die Handlung beginnt somit mit Pauken und Trompeten und zieht den Leser sofort in das Geschehen. Somit ist Owl Goingback schon der erste Schritt des kleinen Autoren-Einmaleins gelungen, denn die ersten Worte binden den Leser an das Buch oder nicht. Hier ist es Ersteres.

Sheriff Skip Harding bekommt es mit einem Fall zu tun, der alles andere als alltäglich ist – auch in der Brutalität, mit der die Opfer getötet und förmlich ausgeweidet wurden. Und nichts scheint an diesem Fall „gewöhnlich“. Denn selbst als Harding dem Ungeheuer begegnet, das für die Morde – den ersten beiden folgen schnell weitere – verantwortlich zu sein scheint, stellt sich ihm die Frage, ob ihn eine Halluzination heimgesucht hat, denn was er gesehen hat, kann einfach nicht der Realität entsprechen. Aber schnell stellt sich heraus, dass dem doch so ist, und so beginnt der Sheriff, „Ursachenforschung“ zu betreiben. Dabei stehen ihm Strong Eagle, ein weiser Indianer, und Little Hawk, dessen Großmutter Indianerin war, zur Seite.

Dem entgegen wirkt sein Hilfssheriff, der selbst scharf auf den Posten des Sheriffs ist und sich eigenmächtig mit einigen Männern hinab in die Tiefen begibt, in denen der „Crota“ hausen soll. Ein gefährliches Unterfangen, bei dem die Männer mehr als eine Überraschung erleben.

Die Handlung verdichtet sich besonders ab Hälfte des Bandes, wenn immer mehr Erinnerungsfragmente einzelner Charaktere eingewoben werden und „Crota“ zu einem runden Buch machen, das eher in das Genre „Mystery-Thriller“ gehört, da es perfekt Brücken zwischen dem Mystischen und einem gehörigen Nervenkitzel schlägt. Owl Goingbacks Stil ist eine gute Mischung aus „gehobener Alltagssprache“ und „horrorlastigen Szenerien“. Der Autor spielt gekonnt mit Spannungsrhythmen, die mal moderat daherkommen und dann innerhalb weniger Zeilen anziehen. Die Romanhandlung ist eine ausgereifte Verquickung von düsterem Thrill, profilierten Charakteren und der Mythologie der Indianer. Letztere hätte noch mehr in den Roman einfließen dürfen. Die verschiedenen Handlungsstränge sind allesamt straff aufgebaut und spannend geschrieben – der Roman weist nur eine Länge auf: Das ist der Teil, in dem die Polizeiarbeit allzu detailliert beschrieben wird – was den Lesefluss leider in diesem Part etwas hemmt. Aber das ist das einzige kleine Manko in diesem unterhaltsamen und stimmungsvollen Band.

Zur Aufmachung bliebe zu sagen: Wie immer liefert der |Otherworld|-Verlag sehr gute Qualität ab. Die großformatigen Hardcovers sind wahre Sammlerstücke; im Falle von „Crota“ mit einem sehr ansprechenden und stimmigen Covermotiv und einem sauberen Blocksatz auf dem Backcover, das darüber hinaus noch eine kleine Grafik (Ausschnitt des Covermotivs) ziert. Entfernt man den Schutzumschlag, findet sich ein edler roter Einband mit Goldschrift, der durch seine schlichte Eleganz zu überzeugen weiß. Auch im Innenbereich wurde ansprechend gearbeitet, sei es die Papierqualität, die Innengrafik oder der augenfreundliche Satz. Der Titel weist somit auch handwerklich – bis auf erfreulich wenige Patzer des Lekorates – zu überzeugen. Und einmal mehr wird erkennbar, dass sich die Bücher des |Otherworld|-Verlages durchaus mit den Produkten der Großverlage messen können. Wer nicht nur „fast-lecture“ sucht, sondern nach dem Lesegenuss auch ansprechende Bücher in seinem Regal zu stehen haben möchte, der ist bei diesem Verlag an der besten Adresse.

_Fazit:_ „Crota“ ist ein atmosphärischer Mystery-Thriller, der an die frühen King-Romane und Dean Koontz erinnert – und doch eine eigene „Sprache“ besitzt. Für jeden Leser des guten Horrors empfehlenswert.

|Originaltitel: Crota, USA, 1996
Otherworld, Graz, 2007
ISBN 9783950218534
Aus dem Amerikanischen von Michael Krug
Titelillustration und Innenillustrationen von Jan Balaz
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 300 Seiten Paperback Großformat|
http://www.otherworld-verlag.com

Weidler, Christoph (Hg.) – Phase X – Magazin für Phantastik 1: Helden

_Inhalt:_

Artikel zu:

– Fritz Leiber
– William King
– Michael Moorcock
– Robert E. Howard
– Shayol Verlag
– Star Wars Comics
– Comichelden und Kino
– u.v.m.

Interviews mit William King, Michael Moorcock und Cam Kennedy

Kurzgeschichte „Wolfsgesang“ von Christoph Marzi

_Eindrücke:_

Die erste Ausgabe der „Phase X“ startet unter dem Thema „Helden“. Christoph Weidler begründet das damit, |“dass sich der Held wie andere Stilmittel auch in der Literatur weiterentwickelt hat. War er anfangs der schwertschwingende Rächer mit einer klaren Aufgabe, so ist er mittlerweile zu einer facettenreichen Figur geworden, bei der durchaus auch einmal Schwarz und Weiß zu einem Grau werden – ein Bild, welches auch in anderen Bereichen der Unterhaltung wie Film, Comic und Rollenspiel übernommen worden ist.“| Somit greift „Phase X“ also ein interessantes Thema auf und setzt es sehr informativ um.

Christel Scheja verfasste den Artikel „Barbaren, Schurken und Flötenspieler“ über das Heldenbild der Fantasy im Wandel und nimmt sich der Unterthemen: „Die frühen Helden“, „Das Heldenbild wandelt sich“, „Die Helden der Achtziger“ und „Helden heute“ an.

Holger M. Pohl glänzt mit dem Essay „Der Ewige Held“ über Michael Moorcock und sein Multiversum. Wer sich mit den großen Helden in der Phantastik beschäftigt, kommt an Michael Moorcock nicht vorbei. Zusammen mit dem „Ewigen Helden“ schuf Moorcock eine Welt, in der seine Helden leben und lieben, kämpfen und sterben. Holger M. Pohl ging der Faszination von Moorcocks Multiversum nach und sprach mit dem sympathischen Autor aus England.

Achim Hillebrand wiederum verfasste mit „Ich |kann| nicht und ich |will| nicht!“ einen Artikel über „Antihelden“. Robert Asprins oftmals verhinderter Meistermagier Skeeve, Douglas Adams‘ schusseliger Weltraumreisender Arthur Dent und Jack Vances Schuft Cugel haben auf den ersten Blick nur wenig gemein. Dennoch gehören sie alle drei zweifellos in ein und dieselbe Schublade des in der Literatur zelebrierten Heldentums – nämlich die der vielseitigen „Antihelden“.

Alfred Bester hat sich mit nur einer handvoll Romanen und einer Reihe von Kurzgeschichten einen Platz unter den großen SF-Autoren geschaffen und gilt als Pionier in Sachen PSI. Rupert Schwarz startet mit seinem Beitrag „Alfred Bester – Demolition – Die Zukunft, eine Welt der Telepathen“ die Rubrik „Klassiker der Phantastik“, in der im Laufe der Zeit (und kommenden Ausgaben) die wichtigsten Werke der phantastischen Genres Fantasy, Horror und SF vorgestellt werden sollen. Den Anfang macht somit Alfred Besters herausragendes SF-Werk [„Demolition“. 1288

In Ralf Steinbergs Artikel „Schurkische Helden“ geht es dann um Fritz Leibers unglaubliches Duo: Fafhrd und den Grauen Mausling. Sie laden zum Tanz in der phantastischen Zauberwelt Nehwon ein. Es folgen ausführliche Rezensionen der Leiber-Werke [„Der unheilige Gral“ 2340 & „Die Herren von Quarmall“, in denen es um die Abenteuer eben jenes Duos geht.

Ralf Steinberg stellt dann zusammen mit Michael Schmidt den Berliner Kleinverlag |Shayol| vor und nimmt ihn unter die Lupe. Shayol hat sich im Laufe der Jahre einen herausragenden Ruf erarbeitet, nicht zuletzt auch durch das gut gewählte Programm. Interessant ist auch die folgende „Top Ten der Phantastik-Verlage“, wo sich nach Platz eins, den |Heyne| belegt, und Platz zwei, den |Bastei| innehält, auf Platz drei bereits mit |Festa| der erste Kleinverlag behauptet, gefolgt von |Shayol|, |Edition Phantasia| und anderen.

Als erster Autor wird Robert E. Howard von Christian Endres in die „Phase X Hall of Fame“ aufgenommen. Und das zu Recht, denn Howard zählt zu den einflussreichsten und beliebtesten Autoren phantastischer Literatur aller Zeiten. Die „Phase X Hall of Fame“ wird im Laufe der Zeit all die Autoren und Autorinnen, die das Genre der phantastischen Unterhaltungsliteratur nachhaltig geprägt haben, würdigen und ihnen gleichzeitig ein strahlendes Denkmal setzen. Mit Robert E. Howard findet dies einen mehr als würdigen Beginn.

„Die Welt des Spielers“ stellt Hugh Walkers [Magira-Zyklus 3290 vor – eine phantastische Fantasywelt voller Abenteuer und Magie.

William King ist dank seiner Romane um das Fantasy-Gespann Gotrek und Felix sowie die Weltraum-Abenteuer des Spaceworld Rangar vielen „Warhammer“- und Fantasyfans ein Begriff. Der Artikel „Like A Slayer – Die Abenteuer von Gotrek und Felix“ beschäftigt sich mit den beiden ungleichen Schicksalsgefährten und ihrem Autor, der sich zudem zu einem Interview bereiterklärte.

Für den „Comic“-Bereich bietet Christian Endres einen Artikel über „Die Renaissance der Barbarei – Conan und die Rote Sonja: Reloaded“. Achim Hiltop schließt sich mit „A. Mr. Fett To Se You, Sir …“ an und berichtet von Jedi-Rittern, Kopfgeldjägern und Gardisten – über „Star Wars“ in Comicform.

Die pure Unterhaltung bietet Christoph Marzi mit „Wolfsgesang“; in der düster-phantastischen Geschichte setzt er den Plot des Märchens „Rotkäppchen und der Wolf“ einmal anders um.

Doch das ist noch lange nicht alles, was die erste Ausgabe der „Phase X“ zu bieten hat! Entgegen manch anderem Magazin startet dieses fast ohne Fehl und Tadel. Und das ist wahrlich beeindruckend.

Zur Aufmachung: Auf gutem Papier, in einem handlichen Taschenbuchformat und einem übersichtlichen und dennoch künstlerischen Layout gedrucktes Infotainment und Unterhaltung. Auch das Paperbackformat weiß zu überzeugen. Somit ist „Phase X“ ein Magazin, das nicht nur für „Phantasten“ empfehlenswert ist!

Fazit: Ein sehr ansprechendes Phantastik-Magazin mit Sammlerqualitäten!

|Hrsg. Christoph Weidler
Phase X – Helden
Nr. 1
Atlantis Verlag, Stolberg, Februar 2006
A5, Magazin für Phantastik, ISBN 3-936742-35-9
Titelillustration: Chris Schlicht / Titelgestaltung: Christian Endres
URL des Verlags: http://www.atlantis-verlag.de |

Interview mit Andreas Gruber, Teil 2

[Zum ersten Teil des Interviews]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=87

Andreas Gruber wurde am 28.08.1968 in Wien geboren. Er studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien, arbeitet als kaufmännischer Angestellter in einem Teilzeitjob, hat einen Sohn und lebt verheiratet in Grillenberg in Niederösterreich.

1996 begann er mit dem Schreiben von Autorenportraits, die im Magazin |Space View| abgedruckt wurden. Ab 1997 verfasste er Kurzgeschichten für Fanzines wie |Fantasia|, |Nocturno|, |Sagittarius|, |Solar-X| und das |Andromeda|-SF-Magazin. 1999 war er mit einer Story Preisträger des [NÖ Donaufestivals.]http://www.donaufestival.at

Mittlerweile erschienen seine Kurzgeschichten in zahlreichen Magazinen, u. a. |Alien Contact|, |Nova|, |Omen|, |phantastisch!| und |Space View|, sowie in Anthologien der Verlage |Aarachne|, |Abendstern|, |Basilisk|, |BeJot|, |Bielefeld|, |BLITZ|, |Lacrima|, |Midas|, |Richter|, |Schröter|, |Shayol|, |Storia|, |UBooks|, |VirPriV|, |Wurdack| und |Ulmer Manuskripte|.

Sein Kurzgeschichtenband „Der fünfte Erzengel“ (|Shayol|, derzeit in 2. überarb. Aufl.) wurde zum |Deutschen Phantastik-Preis| 2001 nominiert und erreichte den 4. Platz. Mit seinem zweiten Kurzgeschichtenband „Die letzte Fahrt der Enora Time“ (|Shayol|, derzeit in 2. überarb. Aufl.) erzielte er 2002 den 1. Platz beim |Deutschen Phantastik-Preis| in den Kategorien „Beste Kurzgeschichte“ und „Beste Kollektion“, sowie den 2. Platz beim |Deutschen Science-Fiction-Preis| und den 3. Platz beim |Kurd-Lasswitz-Preis|.

Die phantastische Detektiv-Kurzgeschichten-Serie „Jakob Rubinstein“ erschien im |Basilisk|-Verlag und erzielte beim |Deutschen Phantastik-Preis| 2004 den 4. Platz.

Der Roman „Der Judas-Schrein“ erschien im April 2005 als Hardcover im |Festa|-Verlag und gewann 2006 den |Deutschen Phantastik-Preis| in der Kategorie „Bestes Roman-Debut“. Danach Arbeitsstipendium Literatur 2006, österreichisches Bundeskanzleramt. Ende 2007 erschien der Roman „Schwarze Dame“ im |Festa|-Verlag und Anfang 2008 der Roman „Das Eulentor“ im |BLITZ|-Verlag. Für das dritte Quartal 2008 ist der Roman „Die Engelsmühle“ im |Festa|-Verlag in Vorbereitung.

|Die Biographie wurde der offiziellen Autoren-Website http://www.agruber.com entnommen und geringfügig bearbeitet.|

_Andreas Gruber auf |Buchwurm.info|:_

[„Schwarze Dame“ 4584
[„Der Judas-Schrein“ 2113
[„Der fünfte Erzengel“ 1907

_Zweiter Teil des Interviews mit Andreas Gruber, geführt von Alisha Bionda am 5. März 2008_

_Alisha Bionda:_
Nachdem wir im ersten Teil über dich als Mensch, deine Hobbys und Kurzgeschichten gesprochen haben, möchte ich jetzt näher auf deine Romane eingehen. Der erste, den ich von dir las, war „Jakob Rubinstein“, der im Mai 2003 im |Basilisk|-Verlag erschien und fünf Phantastik-Krimis des jiddischen Privatdetektivs aus den düsteren Ecken Wiens beinhaltet. Mit Jakob Rubinstein hast du einen Charakter mit Herz, Humor, Verstand und vor allem liebenswerten Marotten geschaffen, von dem man gerne mehr gelesen hätte. Ist da irgendwann eine Fortsetzung angedacht? Bestenfalls als komplexer Roman?

_Andreas Gruber:_
„Jakob Rubinstein“ war ja streng genommen kein Roman, sondern ein Episodenroman. Der dicke jiddische Detektiv und sein homosexueller Bekannter, der Kolumnist Nicolas Gazetti, mussten fünf mysteriös-phantastische Fälle lösen. Grundsätzlich hatte ich schon damals eine Idee für einen Roman, der damit beginnen sollte, dass Rubinsteins drei Goldfische Sammy, Davis und Junior entführt werden. Doch zu dem Roman ist es nie gekommen, da mir die Arbeit an „Der Judas-Schrein“ dazwischenkam.

_Alisha Bionda:_
„Der Judas-Schrein“, dein erster düster-phantastischer Roman – ich mag ihn nicht in das Genre Horror eingliedern, das würde ihm nicht gerecht -, erschien dann als Hardcover im |FESTA|-Verlag in „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Frank Festa?

_Andreas Gruber:_
Das ist eine lange Geschichte, aber ich versuche, mich kurz zu fassen: Frank Festa hat mir vor vielen Jahren das Angebot gemacht, als Herausgeber und Redakteur eines Horror-Magazins zu fungieren. Ich hatte jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass ich lieber selbst Storys schreibe als welche herauszugeben. Im Jahr darauf kam dann das damals für mich großartige Angebot, als Co-Autor bei einer Serie mitzuschreiben. Das Konzept war gut, der Hauptautor ein erfahrener Schreiber, doch je mehr wir Story und Charaktere entwickelten, desto mehr entfernte sich die Geschichte von jenen Ideen, die ich gerne umsetzen wollte. Irgendwann kam dann der Punkt, an dem die Story nicht mehr meine war. Daher verließ ich das Boot noch während der Entwicklungsphase. Ein halbes Jahr später schlug ich Frank Festa dann die Idee zu einem eigenständigen Roman vor. Es war die Plot-Idee zu „Der Judas-Schrein“.

_Alisha Bionda:_
Hattest du das Manuskript da schon fertig? Oder hast du den Roman speziell für diese Reihe geschrieben?

_Andreas Gruber:_
Zunächst erstellte ich nur das fünfseitige Exposé und die Dossiers der wichtigsten Protagonisten, dann kamen die Recherchen, danach folgte der Autorenvertrag, und erst dann begann ich mit dem Schreiben. Hätte Frank zuvor gewusst, dass ich ein 450-Seiten-Manuskript abliefern würde, hätte er den Vertrag wahrscheinlich rasch durch den Papiershredder gejagt.

_Alisha Bionda:_
Ich oute mich da gerne, dass mir „Der Judas-Schrein“ sehr gut gefallen hat, von der Stimmung und der Atmosphäre her, aber auch, wie du den Lovecraft’schen Plot umgesetzt hast. Besonders angesprochen hat mich dann auch das offene Ende, das Raum für eine Fortsetzung ließe. Wurden dahingehend schon Leserstimmen laut, die eine solche fordern? Kann man damit rechnen?

_Andreas Gruber:_
Ich denke, wer das Epilog-Kapitel von „Der Judas-Schrein“ kennt, weiß, dass der Roman abgeschlossen ist und es keine Fortsetzung geben kann. Natürlich ist, gerade im Horror-Genre, immer eine Fortsetzung möglich, aber „Der Judas-Schrein“ ist eine in sich geschlossene Story, das Ende ist zwar absichtlich ein wenig offen, aber das ist ja gerade das Schreckliche daran, weil man trotzdem genau weiß, was los ist, was mit Körner passieren wird und wer hinter den Machenschaften steckt … Trotzdem haben Frank Festa und ich vor Jahren über eine eventuelle Fortsetzung nachgedacht. Das Gespräch dauerte aber nicht lange, denn wir waren einer Meinung. Es sollte kein zweiter Aufguss erfolgen, der versucht, an den Erfolg des Romans anzuknüpfen. „Der Judas-Schrein“ sollte selbständig für sich stehen bleiben. Lieber Zeit und Hirnschmalz in ein völlig neues Projekt investieren.

_Alisha Bionda:_
„Der Judas-Schrein“ erschien im |FESTA|-Verlag auch als Paperback. Ist es eine reine Neuauflage oder wurde der Roman überarbeitet? Wenn ja, inwieweit?

_Andreas Gruber:_
Es wurde nichts am Manuskript verändert. Frank schlug zwar die Idee vor, den Roman eventuell zu kürzen, aber ich habe mich dagegen entschieden. Es gibt so viele Leser, denen das Buch gefällt, weil sie – wie du vorhin selbst sagtest – die Stimmung und die Atmosphäre so sehr lieben, dass ich nichts daran ändern wollte.

_Alisha Bionda:_
Im |FESTA|-Verlag erschien Ende 2007 mit „Schwarze Dame“ ein Psychothriller, der von dem Privatermittler Peter Hogart handelt, der beauftragt wird, in Prag nach einer Kollegin zu suchen, die in einem Fall von Versicherungsbetrug ermittelte und spurlos verschwand. Das „SF-Radio.net“ sagt unter anderem über diesen Roman, dass es dir bis weit in das letzte Drittel des Buches gelingt, nicht nur deine Protagonisten zu täuschen, sondern vor allem auch die Leser immer wieder mit falschen oder unvollständigen Hinweisen in die Irre zu führen und dass „Schwarze Dame“ handlungstechnisch dein bislang ambitioniertester Roman ist. Siehst du das auch so? Hast du dich in diesen Roman besonders „eingebracht“?

_Andreas Gruber:_
Vor Jahren, als ich noch keine Storys geschrieben hatte, habe ich nie verstanden, warum Autoren auf die Frage, was sie für ihr bislang bestes Buch halten, immer die gleiche Antwort gaben, und zwar: Das Buch, an dem sie gerade arbeiteten. Mittlerweile weiß ich, dass das keine leere Phrase, sondern tatsächlich so ist. Wie alle Autoren, so versuche auch ich, mich in jedes Projekt besonders reinzuknien und das nächste Buch besser zu machen als das vorherige. Natürlich war das bei „Schwarze Dame“ genauso. Ich habe versucht, interessante, lebendige Charaktere zu zeichnen, einen spannenden und interessanten Plot bis zur letzten Seite zu entwerfen, ihn mit ungewöhnlichen Schauplätzen und stimmigen Recherchen zu hinterfüttern, dabei aber keine angloamerikanischen Mainstream-Thriller zu kopieren, sondern etwas Erfrischendes, Neues zu erschaffen. Große Worte, ich weiß. Aber das war zumindest das Ziel, das ich mir für dieses Buch gesteckt hatte. Ob es mir gelungen ist, kann ich nicht beantworten, das wissen die Leser besser als ich.

_Alisha Bionda:_
Was hat dich an dem Plot am meisten gereizt?

_Andreas Gruber:_
Die neuen Wendungen, die die Handlung mit sich brachte. Der Plot verlässt ja nie die Erzählperspektive von Peter Hogart – insofern ist es ein geradlinig erzählter Roman ohne Rückblenden oder Nebenplots. Umso mehr habe ich daher versucht, der Handlung mit mehreren so genannten Plot-Twists eine gewisse Dynamik zu verleihen, sodass der Leser nie weiß, wie es nun weitergeht, oder was als nächstes passieren wird.

_Alisha Bionda:_
Haben sich die oben angeführten „Täuschungsmanöver“ während des Schreibens entwickelt – sprich per Eigendynamik – oder war das Exposé von Anfang an von dir so festgelegt?

_Andreas Gruber:_
Täuschungsmanöver am Protagonisten oder am Leser, die sich beim Schreiben als Eigendynamik entwickeln, gehen doch meistens in die Hose. Wenn am Schluss eines Films oder eines Romans sich plötzlich eine völlig unplausible Wendung ergibt, weil der Gute in Wahrheit der Böse ist, oder umgekehrt, und sich diese Wendung während des gesamten Romans nie abgezeichnet hat, dann wird der Leser meines Erachtens für dumm verkauft. Filme wie „Fight Club“ oder „The Sixth Sense“, die meiner Meinung nach die besten Pointen der letzten Jahre zu bieten hatten, waren im Handlungsverlauf so plausibel, dass die Schlusspointe eine logische Folge war, die sogar angedeutet wurde, aber dennoch so raffiniert versteckt war, dass man sie nicht finden konnte. Das ist, glaube ich, die große Kunst: eine Überraschung aus dem Hut zu zaubern, die plausibel und logisch ist, aber nicht gleich vom Leser entdeckt wird. Und so etwas ergibt sich nicht einfach beim Schreiben. Da muss man schon lange darüber im Exposé brüten und alles bis ins kleinste Detail ausarbeiten – falls es überhaupt klappt.

_Alisha Bionda:_
Ebenfalls bei |FESTA| geplant ist nun mit „Die Engelsmühle“, der zweite Fall des Privatermittlers Peter Hogart, der im September 2008 erscheinen soll. Was erwartet den Leser da? Gibst du den Lesern einen kleinen „Appetizer“?

_Andreas Gruber:_
Natürlich gern: Der Versicherungsdetektiv Peter Hogart bleibt diesmal in Wien. In „Schwarze Dame“ habe ich ihn ins Ausland, auf fremdes Terrain, nach Prag geschickt, diesmal bleibt er in seiner gewohnten Umgebung. Es beginnt damit, dass der pensionierte Rückenmarksspezialist Abel Ostrovsky in seiner Villa am Stadtrand Wiens brutal gefoltert und ermordet wird. Vor seinem Tod kann er noch ein Videoband verstecken. Auf der Suche nach diesem Film zieht der Killer eine blutige Spur durch die Stadt. Peter Hogart und sein Bruder Kurt finden das Video vor dem Mörder und werden so selbst zur Zielscheibe. Allerdings ist auf dem Film nur eine neunminütige Schwarzweiß-Sequenz zu sehen: Der schäbige Raum eines Krankenhauses, durch den eine Frau im Rollstuhl fährt. Mehr will ich aber nicht verraten, denn dann kommt schon die erste Überraschung.

_Alisha Bionda:_
War von Anfang an mehr als ein Hogart-Band bei |FESTA| geplant oder hat sich das während der Entstehungsphase von „Schwarze Dame“ so ergeben? Vor allem, sind da noch weitere geplant? Sozusagen eine „Hogart-Reihe“?

_Andreas Gruber:_
Ich war in Leipzig bei einer Buchpräsentation von „Der Judas-Schrein“. Am Nachmittag vor der Lesung war ich im Hause Festa zur Kaffeejause eingeladen. Dort besprachen wir das Konzept für zwei Peter-Hogart-Romane und unsere beiden Ehefrauen plauderten fröhlich mit, was ich besonders lustig fand. So entstanden die Idee, das Genre, die Atmosphäre und die Richtung, in die beide Bücher gehen sollten. Ob man schon von einer „Hogart-Reihe“ sprechen kann, weiß ich noch nicht. Es gibt bislang nur Verträge für zwei Romane. Eine dritte Idee spukt mir zwar vage durch den Kopf, die ist aber noch nicht im Detail ausformuliert.

_Alisha Bionda:_
Wie sich erkennen lässt, ist deine Zusammenarbeit mit |FESTA| wohl langfristiger angelegt oder irre ich da?

_Andreas Gruber:_
Jetzt heißt es mal abwarten und Tee trinken. Abwarten, wie gut sich „Schwarze Dame“ verkauft, wie die Peter-Hogart-Fortsetzung „Die Engelsmühle“ bei den Lesern ankommt, und ob das Publikum noch einen dritten Band wünscht.

_Alisha Bionda:_
Was besonders bei den drei neuen FESTA-Romanen von dir auffällt, sind die äußerst ansprechenden Cover. Wurdest du in die Motivauswahl eingebunden oder waren sie reine Verlagsentscheidungen?

_Andreas Gruber:_
Nach dem Erfolg von „Der Judas-Schein“, mit dem ja wirklich keiner gerechnet hatte, bot mir Frank Festa eine eigene Autoren-Layout-Reihe an, also sämtliche Bücher im selben Schriftzug mit Wiedererkennungswert. Frank hatte eine klipp und klare Vorstellung, was die Cover zum Ausdruck bringen sollten. Ich erhielt die Schriftzüge und Covermotive zur Ansicht, bei einem Roman sogar zwei Motive zur Auswahl, zu denen ich meine Meinung abgeben konnte. Obwohl mir das Lovecraft’sche Tentakelwesen auf dem Judas-Schrein-Hardcover gefiel, bin ich mit der neuen subtilen Layoutreihe mehr als zufrieden. Die Cover gefallen mir ausgesprochen gut, und ich kann sie sogar meiner Mutter zeigen, ohne dass sie in Ohnmacht fällt.

_Alisha Bionda:_
Du erwähntest einmal deinen Qualitätsanspruch. Inwieweit liegt dieser auch bei der Gestaltung deiner Titel vor? Welche Wünsche/Ansprüche erhebst du dort? Legst du zum Beispiel Wert auf Innenillustrationen, wie ich es im Falle des Romans „Das Eulentor“ mit Mark Freier zusammen erarbeitet habe? Bevorzugst du – wenn überhaupt – eher Grafiken wie die angesprochenen von Mark Freier oder eher Illustrationen? Und hast du einen bevorzugten Künstler?

_Andreas Gruber:_
Nein, überhaupt nicht. Mir gefallen zwar die Grafiken von Mark Freier und Rainer Schorm besonders gut, aber da ich bisher nur Werke von Künstlern gesehen habe, die wirklich gut sind, könnte ich mich gar nicht entscheiden. Ich würde also nie im Leben sagen: „Um Gottes Willen, die Werke dieses oder jenes Malers kommen nur über meine Leiche aufs Buch.“ Wichtig ist nur: Das Motiv sollte zur Handlung passen, der Stil zum Logo und zur Buchreihe. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Leser durch Coverbilder in die Irre geführt werden. Beispielsweise entscheidet – zumindest bei mir – beim Kauf eines Buches auch das Auge mit. Besonders irritierend finde ich etwa Covers mit Weltraumschlachten bei SF-Romanen, in denen dann keine Weltraumschlacht vorkommt.

_Alisha Bionda:_
Ein düster-phantastischer Abenteuerroman in der Tradition von Jules Verne erschien mit „Das Eulentor“ unlängst von dir im |BLITZ|-Verlag. Was hat dich dazu bewogen, diese Thematik zu wählen? Kannst du bitte erläutern, wie es zu der Idee des Romans kam?

_Andreas Gruber:_
In der bunten Wochenendbeilage der Zeitung habe ich einmal einen Querschnitt der Erde gesehen. Zufällig lag der Kugelschreiber fürs Kreuzworträtsel darüber, und es sah so aus, als würde ein Tunnel quer durch den Planeten führen. Also war die Idee geboren, dass es einen solchen Schacht tatsächlich gäbe, möglichst weit oben im Norden, wo es kalt und unwirtlich ist, und dass er erforscht werden müsse. Ich hatte bereits damit begonnen, ein Exposé für einen Roman zu entwerfen, der in der Gegenwart spielen sollte, als ich von dir das Angebot für einen Roman in der Poe-Reihe des |BLITZ|-Verlags bekam. Ich beschäftigte mich also mit den Werken von Poe, Verne und Mary W. Shelley, um ein Gespür für das Thema zu bekommen, erinnerte mich aber zugleich an das Exposé mit dem Schacht im Ewigen Eis. Schließlich verlagerte ich die Handlung ins Jahr 1911, wo der Schacht mit dampfbetriebenen Gondeln erforscht werden sollte. Der Roman erschien dann zwar nicht wie geplant in der Poe-Reihe, sondern in der neuen Horror-Hardcover-Reihe bei |BLITZ| – doch so kam er jedenfalls zustande.

_Alisha Bionda:_
Ich weiß, dass dich der Roman einiges an Recherche gekostet hat.

_Andreas Gruber:_
Ja, da galt es einerseits, die technischen Möglichkeiten jener Zeit herauszufinden, wie man einen solchen Schacht erforschen konnte, bei denen mir Kurt Kobler, ein befreundeter SF-Fan, behilflich war. Andererseits bat ich meinen ehemaligen Physikprofessor Viktor Schädel um Rat, wie sich Temperatur, Anziehungskraft und Luftdruck in siebzig Kilometern Tiefe verändern könnten – und das war gar nicht so einfach, weil sich die Meinungen teilten. Und zuletzt ging es noch darum, eine Arktisexpedition jener Zeit so wahrheitsgetreu wie möglich zu schildern. Dabei waren mir zahlreiche Bücher über die Expeditionen von Amundsen, Scott, Shackleton und Valerian Albanow behilflich. Es ist schrecklich, manche von ihnen kämpften jahrelang im Ewigen Eis ums Überleben, weil sie einfach keinen Weg heraus fanden.

_Alisha Bionda:_
Wie gestaltet sich bei dir die Endphase der Arbeit an einem Roman?

_Andreas Gruber:_
Kurz vor dem Abgabetermin beim Verlag drucke ich mir das Manuskript aus, um es noch einmal zu lesen. Ich korrigiere herum. Dann gebe ich es noch einem Testleser zu lesen. Sicherheitshalber. Warte seine Meinung ab, diskutiere mit ihm und korrigiere wieder herum. Eigentlich müsste ich das Buch schon längst abgeben, aber es gibt noch ein paar Ecken, die mir nicht gefallen. Also lese ich ein Schreibbuch, beispielsweise von Albert Zuckerman oder Christopher Vogler, um mich inspirieren zu lassen. Dann wird noch einiges in den Kapiteln umgestellt, nichts Großes, nur Kleinigkeiten, die der Leser vermutlich nicht einmal bemerken würde. Aber ich habe das Gefühl, dass der Roman dann hundertprozentig fertig ist. Besser kann ich es nicht. Dann schicke ich das Manuskript an den Verlag.

_Alisha Bionda:_
Wie ist dein Empfinden nach Beendigung eines Romans? Kannst du gut „loslassen“? Mir persönlich fällt das hin und wieder schwer, und es ist beinahe so, als müsse ich einen guten Freund ziehen lassen. Wie sieht das bei dir aus?

_Andreas Gruber:_
Wenn das Manuskript den PC über die Telefonleitung verlassen hat, lehne ich mich erstmal zurück und entspanne mich. Ich gönne mir ein paar Tage Faulenzen und verbringe die Zeit mit Fernsehen oder Lesen. Es ist eine Art Erleichterung, wieder einen Teil erledigt zu haben, eine Storyidee endlich abgeschlossen zu haben – so als würde man die Festplatte eines PCs neu formatieren. Der Roman ist weg, und mein Kopf ist frei für neue Dinge. Endlich kann ich etwas Neues beginnen, das mich schon seit Monaten unter den Fingern juckt.

_Alisha Bionda:_
Was zeichnet für dich die Zusammenarbeit mit Kleinverlagen aus?

_Andreas Gruber:_
Ich erinnere mich gern daran, wie du mir angeboten hast, einen Roman für den |BLITZ|-Verlag zu schreiben. Ich habe den Wortlaut nicht mehr genau im Kopf, aber in der E-Mail stand ungefähr Folgendes: „Du hast jeglichen Handlungsfreiraum, keine Einschränkungen, kannst sogar das Seitenlimit sprengen, falls erforderlich, allerdings müsste das Skript in die Poe-Reihe passen.“ Das sind die Zauberworte, die meinen kreativen Motor anwerfen und zum Glühen bringen, bis die Bolzen davonfliegen. Die Arbeit mit Klein- und Mittelverlagen zeichnet sich für mich genau dadurch aus. Man kann sich künstlerisch entfalten, austoben und richtig gehen lassen.

_Alisha Bionda:_
Wie zufrieden bist du zum Beispiel mit der Vermarktung deiner Titel? Wo könnte deines Erachtens noch etwas verbessert werden?

_Andreas Gruber:_
Die Rezensionsexemplare sind raus, Kataloge erscheinen, Werbungen werden geschaltet, Pressebesprechungen werden online gestellt. Ich bin rundum zufrieden. Was kann man da noch mehr machen? Die Verleger tun alles, damit die Leser erfahren, dass das Buch am Markt existiert. Wenn es gut ist, stimmen die Verkaufszahlen. Meines Erachtens jammern die Verleger aber trotzdem viel zu viel – die typische Berufskrankheit eines Selbständigen. Wenn die nicht jammern, sind sie es nicht. Ich habe bisher nur eine einzige Ausnahme kennengelernt: Andreas Schröter, der Verlagsleiter des |Schreiblust|-Verlags. Er leistet professionelle Top-Arbeit, bringt voller Enthusiasmus schöne Anthologien heraus, jammert aber nicht. Stattdessen kniet er sich lieber voll ins Geschäft. Hier ist übrigens die Webseite seines Verlags: http://www.schreib-lust.de.
(Anmerkung A. B.: Da stimme ich Andreas Gruber zu. Ich habe auch schon mit Andreas Schröter zusammengearbeitet und er ist wirklich ein Paradebeispiel dafür, wie positiv eine Zusammenarbeit und der Umgang mit Menschen/Kollegen sein können.)

_Alisha Bionda:_
Wie weit bringst du dich in die PR ein? Hältst du regelmäßig Lesungen ab?

_Andreas Gruber:_
Ich hatte vor Jahren ein interessantes Schlüsselerlebnis. Und zwar telefonierte ich mit der Programmleiterin der österreichischen Buchhandelskette |Libro|, weil ich ihr ein Rezensionsexemplar eines meiner Bücher schicken wollte. Falls es ihr gefiele, könnte sie ja in Erwägung ziehen, es ins Sortiment aufzunehmen. So dachte ich mir das zumindest! Allerdings hat mich die Frau am Telefon – auf gut Deutsch – „zusammengeschissen“, weil ich ihre Zeit stehle. Würde das jeder Autor machen, hinge sie nur noch am Telefon. Allerdings dauerte die Moralpredigt zehnmal länger als meine Anfrage. Jedenfalls erklärte sie mir ausführlich, dass es zweimal jährlich Vertretertagungen gäbe, bei denen die reisenden Vertreter die Projekte mit Prospekten anbieten, und dann würde im Management entschieden, was im nächsten Jahr in die Läden kommt – oder so ähnlich. Seitdem halte ich mich aus dem Vertrieb raus. Je größer der Verlag wird, desto undurchsichtiger wird für mich der Dschungel des Vertriebs. Meine PR beschränkt sich auf Lesungen mit Signierstunden und auf meine Webseite, wo ich Leseproben und Rezensionen anbiete. Ich denke mir das so: Schuster bleib bei deinen Leisten und mache das, was du besser kannst: nämlich nicht Bücher verkaufen, sondern Bücher schreiben.

_Alisha Bionda:_
Wie ist das Feedback bei deinen Lesungen? Und wie der Kontakt zu deinen Lesern?

_Andreas Gruber:_
Hin und wieder traut sich jemand nach der Lesung zu mir, um mich anzusprechen. Darüber freue ich mich immer besonders, weil ich mit den Leuten gern plaudere. Ich rede auch gern vorher mit den Zuhörern, bevor ich ein Buch signiere, weil ich immer gern etwas Persönliches reinschreibe. Und was die Leser betrifft: Manchmal bekomme ich eine E-Mail von jemandem, der mir einfach nur schreiben möchte, dass ihm der Roman oder eine bestimmte Kurzgeschichte gefallen hat. Kommt zwar selten vor, aber dafür sind Freude und Überraschung umso größer.

_Alisha Bionda:_
Mit welchem Großverlag würdest du gerne zusammenarbeiten?

_Andreas Gruber:_
Ich habe die wahnwitzige Idee, für einem Großverlag zu arbeiten, der mir sagt: „Schreib das Buch so, wie du glaubst, dass es richtig ist“, ohne dass mir das Lektorat beispielsweise andere Charaktere einredet oder ein anderes Ende aufoktroyiert. Selbstverständlich muss ich von Lektoren noch unendlich viel lernen, was Stil, Plotstrukturen oder Charakterentwicklung betrifft. Ich bin nicht perfekt und werde es auch in zehn Jahren nicht sein, weil es immer etwas gibt, das man dazulernen muss, aber wie gesagt – ich möchte nicht in eine Richtung geführt werden, von der ich nicht überzeugt bin. Dann wäre es nicht mehr mein Buch.

_Alisha Bionda:_
Ich habe dir zwar in Teil eins unserer Interviews eine ähnliche Frage gestellt, aber in ausgewogenerer Form keimt sie gerade wieder in mir auf. Ich habe dich seinerzeit einmal darauf angesprochen, ob du in einer bestimmten Serie mitschreiben möchtest, und du hast mir einen „Korb“ gegeben. Fürchtest du da um deine schöpferische Freiheit? Hast du konkrete Vorstellungen über die unterschiedlichen Formen der Serienzusammenarbeit? Oder hast du dich rein vom „Bauch“ heraus dagegen entschieden?

_Andreas Gruber:_
Ich habe aus dem Bauch heraus „nein“ gesagt. Ich werde aber versuchen, es im Nachhinein rational zu begründen: Das Schwierige einer Serie ist für mich, dass viele Köche an einem Brei rühren. Was dabei rauskommt, ist nicht aus einem Guss – kann auch gar nicht aus einem Guss sein. Es gibt Höhen und Tiefen einer Serie, weil Subplots auf der Strecke bleiben, Charaktere sich plötzlich anders entwickeln oder anders geschildert werden, und vor allem gibt es Brüche im Erzählstil der Serie, weil jeder Autor eine unterschiedliche Schreibweise oder eine unterschiedliche Herangehensweise an das Thema hat. Der eine schreibt literarisch antiquiert, der andere hat einen saloppen, frechen, zynischen Stil und der dritte schreibt wiederum künstlerisch experimentell, knapp, pointiert und abgehackt. Jetzt kannst du natürlich argumentieren, dass gerade das den Reiz einer Serie ausmacht. Für mich als Leser ist das aber eher unbefriedigend. Da lese ich lieber die Serie eines einzigen Autors, wie beispielsweise die Hexer-von-Salem-Serie von Hohlbein oder die Mark-Brandis-Serie von Nikolai von Michalewsky. Und jetzt sag mir bloß nicht, Hohlbeins Hexer-Serie stammt von mehreren Autoren, denn das würde mein Weltbild zerstören.
(Anmerkung A. B.: Es gibt auch Serien, die nur von zwei Autoren bestritten werden, die sich so perfekt ergänzen, dass sie sich beide frei entfalten können und es dennoch oder genau aus dem Grund ein qualitativ hochwertigeres Ergebnis gibt – aber ansonsten stimmt es schon, ich möchte es modifizieren: die |falschen| Köche verderben sehr schnell den Brei. Aber dann muss man die Rezeptur möglichst rasch ändern. Ansonsten: Es kommt immer darauf an, wie sich solche Autoren ergänzen, so pauschal würde ich persönlich das nicht sehen. Das kommt dann auch auf die Serie und den Autor an.)

_Alisha Bionda:_
Was mich damals erstaunte, möchte ich in eine Zusatzfrage kleiden: Serienarbeit bietet dem Autor – zumindest in der damals von mir angefragten Form – ja die Möglichkeit, durch die Mitarbeit an dem Exposé einen oder mehrere Charaktere zu formen und vor allem mit mehr Muße auszubauen als in einem begrenzten Roman. Sprich, du wärest als Autor sozusagen an der Entwicklung beteiligt, was neue Wege bedeutete, woran man als Schriftsteller auch wachsen kann. Reizt dich das nicht?

_Andreas Gruber:_
Nein – und du hast dir die Antwort eigentlich schon selbst gegeben. Ich wäre als Autor an der Entwicklung „beteiligt“. Meine Ideen wären bloß ein Teil in einem Pool vieler Ideen. Bei einem Storybeitrag zu einer Themenanthologie ist das okay, im Rahmen einer Buchserie fühle ich mich aber nicht wohl. Ich bin nun mal ein sturer Hund, der nur dann Kompromisse eingeht, wenn er muss. Das bedeutet, dass ich nur dann etwas schreibe, wenn ich hundertprozentig überzeugt bin, dass es genau das ist, was ich machen will. Andernfalls ist es für mich Zeitverschwendung. Ich fürchte, das klingt jetzt etwas arrogant, was nicht beabsichtigt ist, daher möchte ich versuchen, es anders zu erklären: Ich wende für die Schreiberei irrsinnig viel Zeit auf – Freizeit, in der ich Bücher lesen, Filme sehen, Musik hören oder etwas mit Freunden oder der Familie unternehmen könnte. Aber es ist meine eigene Entscheidung, vor dem Monitor zu hocken, während andere an einem sonnigen Tag ins Freibad gehen. Ich habe es mir so ausgesucht. Und wenn ich in dieser Freizeit schreibe, muss es mir Spaß bereiten. Falls ich also an einer Serie mitarbeite, und plötzlich entscheidet das Autoren-Team, dass die Plotwendung in diese Richtung geht, sich jener Charakter so oder so entwickelt, Informationen an den Leser an einer anderen Stelle platziert werden, um sie früher oder später zu ernten – und ich mich mit diesen Dingen nicht identifizieren kann -, würde ich nur noch mit Widerwillen weiterschreiben.

_Alisha Bionda:_
Und abschließend zu der Thematik: Wenn ich heute noch einmal „anklopfen“ würde, wäre die Antwort wieder ein klares „No“ oder mittlerweile ein „Vielleicht“?

_Andreas Gruber:_
Manche Autoren sind gesellige Serienschreiber, manche Autoren schreiben lieber allein. Ich gehöre zu Letzteren, daher leider wieder: No.

_Alisha Bionda:_
Du sagst ja selbst, dass dir – als Leser – Crossovergeschichten, aber auch solche Romane gefallen. Du selbst spielst ja auch mit den Genres, mischst sie. Gibt es eine „Kombination“, die dich besonders reizen würde? Oder gibt es ein Genre, in das du noch gerne vorstoßen würdest?

_Andreas Gruber:_
Steampunk klingt interessant. Für dieses Genre habe ich bisher nur ein oder zwei Kurzgeschichten geschrieben. Aber ein utopischer Roman, der im viktorianischen London des Jahres 1888 spielt, würde mich reizen. Stell dir vor, Jack the Ripper hätte einen mit Dampf betriebenen Teleporter oder etwas Ähnliches. Aber ich habe natürlich keine Ahnung, ob die Idee nicht schon jemand anders vor mit hatte.

_Alisha Bionda:_
Wie sieht im Allgemeinen deine Planung aus? Legst du grob fest, wie viele Projekte du im Jahr bewältigen möchtest/kannst? Sprich, wie gehst du da vor?

_Andreas Gruber:_
Wie der Tausendfüßler: Ein Schritt nach dem anderen. Im Durchschnitt arbeite ich an einem Roman zwischen neun und zwölf Monate, falls mir keine Kurzgeschichten dazwischenkommen. Zeitweise überschneidet sich die Arbeit an zwei Büchern, weil bei einem das Endlektorat ansteht, während ich beim nächsten bereits die Recherchen beendet habe und am Prolog schreibe. Im Grunde genommen habe ich nur einen Zwei-Jahres-Plan, was ich als nächstes gern machen möchte, und einen Kopf voller Ideen. Aber leider geht nicht alles gleichzeitig, also muss ich Prioritäten setzen, das heißt, ich mache jenes Projekt als nächstes, das mir am meisten unter den Fingern brennt und sich mit einem Autorenvertrag fixieren lässt.

_Alisha Bionda:_
Lieber Andreas, vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Projekten und mir weiterhin Bücher von dir – und möchte in absehbarer Zeit in Teil drei des Interviews (und danach sporadisch in Folge) über deine neusten Aktivitäten mit dir plaudern.

Irtenkauf, Dominik – Worträtsel. Aufgabe in Mensch und Wort

_Inhalt:_

|… Wie gerne würde ich diese Fahrt in wundersame, weil schöne Sprache kleiden, doch versagt mir der Charakter, dies eigene Wesen von Grausamkeit, ein solches Ansinnen. Der Rückzug in Geisteshüllen, die uns lieblich drücken – ans Herz oder sonstwo -, bleibt mir ein Übel, das ich im Folgenden zu besiegen habe. Man möge mir deshalb stets eng folgen, mich auf Strich und Faden begleiten, wenn ich nichtsdestotrotz meine Erinnerung entspinne, sie aufspüre.|

_Storys:_

Byzantinischer Schlaf
Abziehbild eines Ausgangs
Kubbeln
Nur ein Flügel hat gestreift
Sternenhagel
Jenseitsraum
Rasender Schwund
Rabenwetter
Nachwort: Rätsel in Wort und Mensch

_Meinung:_

Texte von Dominik Irtenkauf spalten mit Sicherheit die (Lese-)Nation. Sein Stil, der jenseits des Mainstreams liegt und sich dem modernen Sprachbild entzieht, mutet wie aus einer anderen Wirklichkeit an – und gerade das zeichnet ihn aus, macht ihn anspruchsvoll und fordert dem Leser ab, sich auf ihn einzulassen. Auch die Plots sind keine Einheitskost, sondern allesamt „eigen“ bis „surrealistisch“ – aber genau aus diesem Grund bleiben sie länger als manch andere Texte im Kopf des Lesers haften.

Man merkt dem Autor seine Belesenheit an; seine Wortkreationen sind oft durchwirkt von klassischen Elementen, aber immer nur in exakt der Prise erkennbar, um den neuen Inhalt, das neue Gewand nicht zu überlagern, so wie das Gewürz eine Speise abrundet, ihr den letzten Pfiff gibt, aber nur zart zu erschmecken sein sollte.

Dominik Irtenkauf vermag es mit wenigen Worten, den Leser nach Istanbul zu entführen, zaubert ihm orientalische Bilder vor das geistige Auge. Man riecht fast die süßlichen Düfte exotischer Gewürze. Dann ist man direkt dabei, wenn es um das formbare Land der Seele des „Namenlosen“ geht. Nichts ist uns fremd an den Worten des Autors, an seinen Erkenntnissen – wie: |Wäre uns der Tod nicht ein ernster Feind, so könnten wir uns einfach ergeben in unser Schicksal.|

In „Nur ein Flügel hat gestreift“ rühren Dominik Irtenkaufs einfühlsam erzählte Kindheitserinnerungen eines Mannes und wie sie in sein Erwachsenendasein greifen. Die besondere Beziehung seiner Eltern, die „über das Jahr nicht viel miteinander sprachen, sondern es bei innigen Blicken beließen“. Man spürt sie fast, die Intensität dieser Blicke, die tiefer geht als jedes gesprochene Wort, es somit überflüssig macht. Umso weniger sind es die geschriebenen von Dominik Irtenkauf, denn sie bringen Menschen, ihre Gefühle, ihre Seelenbrandung, ihre Zwänge und Entgleisungen näher. So auch in dieser Geschichte, die zeigt, wie zerbrechlich Harmonie ist, wie kostbar Bindungen von Menschen sind und schmerzend, wenn einem bewusst wird, dass sie zerbrochen sind.

Der vorliegende Kurzgeschichtenband ist eine Crossoversammlung, ein Kaleidoskop verschiedener erzählerischer Sichtweisen, ein Wort-Experiment, ein teilweise literarisches Aufbegehren – Texte mit Profil, die in kein Schema passen. Und das ist gut so! Der Autor gibt in seinem Nachwort an, dass seine Absicht in der Bewusstmachung der verschrobenen Wege im eigenen Kopf liegt, denn keiner könne sich von Prägungen und auch Bequemlichkeiten freisprechen. Wohl wahr, wohl wahr. Besonders Letztere stehen oft der Entwicklung und dem persönlichen Glück, der Entfaltung im Wege. Bequemlichkeit ist ein Joch der Zeit, und somit ein Joch der Menschen.

Dominik Irtenkauf spricht auch die Vorschriften an, denen wir uns alle zu beugen und unterzuordnen haben. Auch die Literatur gehört dazu – und eben jenem Diktat entzieht sich der Autor dankenswerterweise, scheint somit nicht in unsere Zeit zu passen, ein junger Klassiker zu sein – und genau von eben jenen kann es nicht genug geben. Sie sind der Anker dessen, was wir Wortkunst nennen, was die Texte lebendig werden lässt, ihnen einen Odem einhaucht und sie aus der Masse hervorstechen lässt.

Es ist schwierig, über einen Band mit kurzen Texten nicht zu viel zu verraten, denn das wäre besonders im Fall von „Worträtseln“ ein fataler Fehler, nähme man ihnen doch damit die Wirkung. Daher sei über den Inhalt der Geschichten nichts verraten. Doch sei so viel erwähnt, dass mich „Verunglückung“ besonders nachhaltig erreicht hat. Der Text weckte Gefühle und Affinität in mir, über die Existenz, verlorene Existenz, wie schnell einem das Leben entgleitet, man sprachlos wird, besonders in der Zweisamkeit. Wie schwer es ist, Frieden zu erlangen. In sich selbst und mit anderen. Vorrangig in sich selbst. Wie die Ohnmacht greift, wenn sich das Leben schon zu Lebzeiten von einem verabschiedet und man wie ein Statist danebensteht.

Domini Irtenkauf sagt: |“Leser hin oder her – man muss den Mut aufbringen, von Zeit zu Zeit das geheime Wort auszusprechen, es einzugestehen. Der geheimnisvolle Weg geht nach innen!, meint Novalis, und ich schließe mich dem an.“| Ich wiederum schließe mich Dominik Irtenkauf an und wünsche mir mehr Autoren, die diesen Mut besitzen. Die Leser mögen es ihnen danken!

Ein kleines Härchen in der schmackhaften Suppe gibt es jedoch, und es sei nicht unerwähnt: Was die textliche Besonderheit des Bandes abgerundet hätte, wäre ein sorgfältigeres Lektorat, das Ungereimtheiten wie „und scharte um sich eine kleine Schar“ ausbügelt – zum Wohle des Autors und des Textes. Doch ist es Kleinverlagen wie diesem oftmals nicht gegeben, gute und somit teure Lektoren zu verdingen. Und schließlich sind es solche Verlage, die den Leser überhaupt in den Genuss solcher Texte und Autoren bringen, vor denen sich der Mainstream verschließt. Daher sei dieses einzige Manko zwar erwähnt, aber es ist dennoch nicht ausschlaggebend für die Güteklasse dieses kleinen, feinen Bandes.

_Fazit:_ Eine kleine literarische Besonderheit, die Beachtung verdient. Mehr davon!

|Mischwesen Autorenverlag, 2007
Kurzgeschichtensammlung
ISBN 978-3-938313-09-1
Linolschnitte: Fabian Oettel
Titelbild, Gestaltung und Satz: Bernhard Straßer
Paperback DIN A5, 142 Seiten|
http://www.mischwesen-av.de

_Dominik Irtenkauf auf |Buchwurm.info|:_
[„Subkultur und Subversion. Wanderer zwischen Zeichen, Zeiten und Zeilen“ 2656
[„Teufel in der Tasche, Der. Ein Reisebegleiter in seine Welt“ 2657

Basu, Samit – letzte Held, Der (Gameworld-Trilogie, Band 1)

Unter mordgierigen Lampengeistern, rosa Trollen und korrupten Krähen überlebt nur, wer ein wahrer Held ist. Der unbedarfte Prinz Asvin soll den finsteren Herrscher Danh-Gem daran hindern, die Weltherrschaft zu übernehmen. Unterstützt wird Asvin von der schönen Maya, dem geheimnisvollen Magier Kirin und dem Kampfkaninchen und Reiseschriftsteller Stahl-Bunz. Doch die Mission ist ebenso aberwitzig wie gefährlich …

Zwei Helden, und jeder will die Welt retten. Doch es kann nur einen geben. In diesem rasanten epischen Abenteuer trifft indische Magie auf Terry Pratchett, »Alice im Wunderland« und all das, was uns im Westen heilig war.

Samit Basu, geboren in Kalkutta, ist der erste indische Fantasy-Autor, der international Erfolge feiert. In seinem sensationellen Debüt verwebt er indische Mythen und westliche Popkultur zu einer unwiderstehlichen Mixtur: Die Prophezeiungen berichten vom Erwachen des schrecklichen Rakshas Danh-Gem und von der Ankunft eines Helden, der sich ihm entgegenstellen wird. Als der Tag der Rückkehr Danh-Gems naht, macht man kurzerhand den Prinzen Asvin zum Retter. Doch dann sind da noch die schöne Maya und der junge Zauberer Kirin. Wer ist der prophezeite Retter – und wer Vernichter der Welt?

Samit Basu, Jahrgang 1979, gibt an, dass er den ersten Teil seiner |Gameworld|-Trilogie „Der letzte Held“ förmlich schreiben |musste|. Er schmiss sein Studium hin und schuf in vier Monaten ein Fantasywerk, das munter mit verschiedenen Mythologien und Fantasyelementen spielt und sie zu einem interessanten Text-Cocktail vermischt. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn dieser auch hin und wieder etwas ‚bemüht‘ wirkt, was ihn aber dennoch nicht schmälert. Man muss sich auf Samit Basus besondere Art einlassen, dann lässt sie einen nicht mehr los.

Die Handlung des ersten Teiles der Trilogie bewegt sich im Wesentlichen auf zwei Ebenen rund um die beiden Helden-Aspiranten Kirin und Asvin, von denen sich aber für den Leser recht schnell der wahre Held herauskristallisiert. Insoweit wartet das Buch, was seine Titelgebung angeht, nicht wirklich mit einer Überraschung auf, die das Ende noch einmal würzen würde. Dennoch birgt es so viele fesselnde Erzählelemente, dass es den Leser bis zur letzten Seite an sich bindet Es ist zwar kein Pageturner, aber es unterhält ‚anders‘ und sticht somit aus der Masse der Fantasytitel heraus, die jedes Jahr in größerer Zahl den Buchmarkt erobern wollen.

„Der letzte Held“ – das ist abwechslungsreiche Fabulierfreude mit der Kunst, klassische Fantasyplots in ein neues Gewand zu kleiden und dabei noch erfrischend unbekümmert indische, ägyptische und sonstige Mythologien zu verquicken. Selbst das Lied der Sirenen findet in dem Plot Einzug, ebenso eine Persiflage auf Hollywood. Da tummeln sich Völker und Fabelwesen, die den beiden Heldenanwärtern und ihren Freunden und Begleitern eine fantasievolle Kulisse bieten. Sei es „Rote Perle“, eine schöne Zentaurin, oder „Stachel“, eine Mischung aus Pavian, Stachelschwein, Wildschwein und Yeti (man stelle sich diese Mischung nur vage vor!) – um nur zwei zu nennen.

Samit Basus Stärke liegt in der Vielfalt, in die er den Leser einbindet; bei ihm sind Helden nicht nur Helden, haben junge Magierinnen normale weibliche ‚Gelüste‘ und die Charaktere Profil – allesamt. Und genau das macht „Der letzte Held“ zu einem wahrlich guten Buch, neben dem Aspekt, fantastisch anders zu unterhalten – auch das ist Samit Basu gelungen, und er wurde zu Recht nicht nur in Indien zu einem Shootingstar.

Ein kleines Manko sei dennoch erwähnt. Was den Lesefluss etwas trüben könnte, sind die unzähligen ausländischen Bezeichnungen, die auf die Dauer störend wirken. Wer sich daher vor der Lektüre mit den Völkern, Fabelwesen, Helden und Schurken in diesem außergewöhnlichen Buch befassen will, kann dies auf sehr anschauliche Weise über diese beiden Links auf der |1LIVE|-Seite:

http://www.einslive.de/magazin/specials/2007/06/derletzteheld__voelker.jsp
http://www.einslive.de/magazin/specials/2007/06/derletzteheld__helden.jsp

Trotz dieses einen kleinen Negativpunktes wirkt der Text wie aus einem Guss, dem man nur allzu gerne folgt. Und da der zweite Teil ‚vor den Toren der Leserschaft‘ seiner Veröffentlichung harrt, sei jedem geraten, der bisher noch keine Gelegenheit hatte, „Der letzte Held“ zu lesen, dies schleunigst nachzuholen.

Ein paar Worte zur Aufmachung des Buches: Das Covermotiv ist stimmungsvoll phantastisch, das Papier exzellent, auch das kleine handliche Taschenbuchformat erfreut, der Satz ist erstklassig – nur das Lektorat hätte etwas besser sein können, trübt aber keineswegs das Gesamtbild.

„Der letzte Held“ ist somit rundum ein empfehlenswertes Buch, dessen Handlung andere Pfade betritt und auf dessen Fortsetzung sich der Leser freuen kann.

|Originaltitel: The Simoqin Prophecies, Peguin Books India, Indien, 2004
Paperback, 528 Seiten
Aus dem Englischen von Andreas Brandhorst
Titelillustration: Korj, Agentur Luserke
Titelgestaltung von HildenDesign, München|
http://www.piper-verlag.de

Interview mit Andreas Gruber, Teil 1

Andreas Gruber wurde am 28.08.1968 in Wien geboren. Er studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien, arbeitet als kaufmännischer Angestellter in einem Teilzeitjob, hat einen Sohn und lebt verheiratet in Grillenberg in Niederösterreich.

1996 begann er mit dem Schreiben von Autorenportraits, die im Magazin |Space View| abgedruckt wurden. Ab 1997 verfasste er Kurzgeschichten für Fanzines wie |Fantasia|, |Nocturno|, |Sagittarius|, |Solar-X| und das |Andromeda|-SF-Magazin. 1999 war er mit einer Story Preisträger des [NÖ Donaufestivals.]http://www.donaufestival.at

Mittlerweile erschienen seine Kurzgeschichten in zahlreichen Magazinen, u. a. |Alien Contact|, |Nova|, |Omen|, |phantastisch!| und |Space View|, sowie in Anthologien der Verlage |Aarachne|, |Abendstern|, |Basilisk|, |BeJot|, |Bielefeld|, |BLITZ|, |Lacrima|, |Midas|, |Richter|, |Schröter|, |Shayol|, |Storia|, |UBooks|, |VirPriV|, |Wurdack| und |Ulmer Manuskripte|.

Sein Kurzgeschichtenband „Der fünfte Erzengel“ (|Shayol|, derzeit in 2. überarb. Aufl.) wurde zum |Deutschen Phantastik-Preis| 2001 nominiert und erreichte den 4. Platz. Mit seinem zweiten Kurzgeschichtenband „Die letzte Fahrt der Enora Time“ (|Shayol|, derzeit in 2. überarb. Aufl.) erzielte er 2002 den 1. Platz beim |Deutschen Phantastik-Preis| in den Kategorien „Beste Kurzgeschichte“ und „Beste Kollektion“, sowie den 2. Platz beim |Deutschen Science-Fiction-Preis| und den 3. Platz beim |Kurd-Lasswitz-Preis|.

Die phantastische Detektiv-Kurzgeschichten-Serie „Jakob Rubinstein“ erschien im |Basilisk|-Verlag und erzielte beim |Deutschen Phantastik-Preis| 2004 den 4. Platz.

Der Roman „Der Judas-Schrein“ erschien im April 2005 als Hardcover im |Festa|-Verlag und gewann 2006 den |Deutschen Phantastik-Preis| in der Kategorie „Bestes Roman-Debut“. Danach Arbeitsstipendium Literatur 2006, österreichisches Bundeskanzleramt. Ende 2007 erschien der Roman „Schwarze Dame“ im |Festa|-Verlag und Anfang 2008 der Roman „Das Eulentor“ im |BLITZ|-Verlag. Für das dritte Quartal 2008 ist der Roman „Die Engelsmühle“ im |Festa|-Verlag in Vorbereitung.

|Die Biographie wurde der offiziellen Autoren-Website http://www.agruber.com entnommen und geringfügig bearbeitet.|

_Andreas Gruber auf |Buchwurm.info|:_

[„Schwarze Dame“ 4584
[„Der Judas-Schrein“ 2113
[„Der fünfte Erzengel“ 1907

_Erster Teil des Interviews mit Andreas Gruber, geführt von Alisha Bionda am 24. Februar 2008_

_Alisha Bionda:_
Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, einige Fragen zu beantworten. Als Erstes eine persönliche Frage: Was gibt es über dich als Menschen zu sagen? Was zeichnet dich in deinen Augen aus?

_Andreas Gruber:_
Schwierige Frage. Kennst du die Szene aus Mel Brooks‘ „Frankenstein Junior“, in der Marty Feldman und Gene Wilder ein Grab ausheben, um an Leichenteile ranzukommen? Alles geht schief, was nur schiefgehen kann, aber Marty Feldman sagt: „Es könnte schlimmer sein, es könnte regnen!“ In der nächsten Sekunde setzt dann tatsächlich der Regenschauer ein. Ich bin wie Marty Feldman in der Rolle des Igor: auch dann noch positiv gelaunt, wenn mir das Wasser bis zum Hals steht. Es gibt nämlich immer eine Situation, die noch schlimmer sein könnte.

_Alisha Bionda:_
Was magst du und was nicht?

_Andreas Gruber:_
Ich mag nicht, wenn mich jemand anlügt, falsche Freunde, die sich einschleimen und hinter dem Rücken anderer Lügen verbreiten, ebenso wenig kleingeistige Kriege, weil sich jemand beleidigt fühlt. Ich mag ehrliche Freundschaften, Spaziergänge im Wald, Grillfeste, „Wickie und die starken Männer“, Bastian Pastewka, die „Benny Hill Show“ oder einen Stan-Laurel-&-Oliver-Hardy-Film an einem verregneten Sonntagnachmittag im Fernsehen.

_Alisha Bionda:_
Welche Hobbys hast du?

_Andreas Gruber:_
Lesen, Kinobesuche, Heavy-Metal-CDs sammeln, Acrylbilder malen, die ich verschenke, und regelmäßig bei |Amazon| oder |eBay| stöbern, ob es Angebote gibt. Eine Woche ohne Amazonbestellung ist eine verlorene Woche! Ein Schnäppchen bei |eBay| gibt meinem Leben wieder einen Sinn. Alles klar?

So, dann trainiere ich noch zweimal pro Woche Karate, als Ausgleich zu meiner sitzenden Tätigkeit, sonst hätten mich meine Rücken- und Nackenschmerzen schon längst um den Verstand gebracht. Und seit einem Jahr hat sich ein neues Hobby entwickelt. Heidi und ich spielen mit unseren beiden Nachbarehepaaren Würfelpoker. Dafür haben wir – frei nach John Carpenters „Die Klapperschlange“ – die Bangkok-Regeln erfunden. Eine Partie dauert ca. 80 Minuten, drei Partien sind an einem Abend Minimum. Wer verliert, bei dem findet die nächste Pokerpartie inklusive Abendessen statt. Einmal haben Heidi und ich siebenmal hintereinander verloren. Die Nachbarn hatten sozusagen eine Dauerkarte bei uns gebucht. Die waren schon so peinlich berührt, dass sie Getränke, Chips und Süßigkeiten zum Abendessen mitgebracht haben.

_Alisha Bionda:_
Wolltest du immer schon Schriftsteller werden oder war es eher eine Folge deiner persönlichen Entwicklung?

_Andreas Gruber:_
Nein, ich wollte schon als Junge Autor werden. Mit sechzehn Jahren habe ich Story-Hommagen an die John-Sinclair- und Larry-Brent-Heftromanserie geschrieben. Statt Ghouls haben Suko und John Sinclair so genannte Gössingers gejagt, denn einer meiner Schulkameraden hieß Gössinger. Meine Storys haben mich in der Schule nicht gerade beliebt gemacht, wie du dir sicher vorstellen kannst. Mit etwa 21 Jahren habe ich einige Kurzgeschichten geschrieben, die von |Heyne| und |Bastei| abgelehnt wurden, und nach einer längeren Pause habe ich wieder mit dem Schreiben begonnen.

Damals habe ich Nikolai von Michalewsky, den mittlerweile verstorbenen Autor der Mark-Brandis-Serie aus dem |Herder|-Verlag, in einem Brief um ein Autogramm gebeten und ihm geschrieben, dass ich versuchen möchte, ebenfalls Autor zu werden, da mir so viele Ideen im Kopf herumschwirren. Er war sehr freundlich, hat mich in seinem Antwortschreiben motiviert, hat aber auch geschrieben, dass der Weg hart sei und er mir ein dickes Fell wünscht. Ähnliches schrieb mir der Autor Martin Eisele zurück, den ich ebenso gern gelesen habe. Ich besitze beide Briefe noch, und manchmal stöbere ich in meiner Autogrammmappe. Im Nachhinein betrachtet, waren die Antworten ziemlich untertrieben, aber wahrscheinlich wollten die beiden meinen Jugendtraum nicht völlig zerstören.

_Alisha Bionda:_
Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit?

_Andreas Gruber:_
Mit 28 habe ich meinen ersten Roman getippt, einen 500-Seiten-Schmöker, den ich aber mittlerweile von der Festplatte gelöscht habe. Du hast es sicher erraten! Er war grottenschlecht, und |Heyne| und |Bastei| wollten ihn nicht einmal geschenkt haben. Im Jahr darauf folgten SF-Storys, die handwerklich ein wenig besser waren und in Fanzines wie |Solar-X|, |Alien Contact|, |Fantasia| oder dem |Andromeda|-SF-Magazin veröffentlicht wurden. Das war 1997 und 1998. Damals träumte ich davon, einmal – bloß einmal – in einer Anthologie veröffentlicht zu werden, um endlich einmal ein richtiges Buch mit meinem Namen drin in Händen zu halten.

Im Wiener |Aarachne|-Verlag von Ernst Petz erschienen dann tatsächlich meine ersten Horror- und SF-Storys in Anthologien, auf die ich mächtig stolz war – und immer noch bin. Mit einer Kollektion von vier Horrorstorys habe ich mich dann bei Boris Koch für eine weitere Ausgabe in seinem Kleinverlag |Medusenblut| beworben. Zu jener Zeit stieg er gerade von Heften auf Bücher um und meinte, er könne nur Bände mit mindestens 150 Seiten rausbringen. Rasch habe ich meine Festplatte nach weiteren tauglichen Texten durchsucht, und so entstand 2000 der Erzählband „Der fünfte Erzengel“.

_Alisha Bionda:_
Hast du eine fest strukturierte Methode, wie du eine Kurzgeschichte „angehst“?

_Andreas Gruber:_
Zunächst muss mal eine konkrete Idee her, dann tippe ich den Anfang wild drauflos. Falls ich in die Story reinkippe, schreibe ich die Rohfassung komplett durch, was aber eher selten passiert. Meist reihe ich sämtliche Ideen chronologisch wie in einem Exposé aneinander und versuche, die Story in Szenen zu unterteilen. Danach tippe ich den Text runter, ohne mir den Kopf darüber zu zerbrechen, ob die Fakten nun stimmen oder nicht. Danach kommt der Part, wo ich die Charaktere, die bis dahin ein merkwürdiges Eigenleben entwickelt haben, in Form von Aussehen, Gesten, Dialogen, Erzählperspektiven und inneren Monologen ausarbeite. Anschließend kommt der Part mit den Recherchen, ob alles stimmt, und dann lese ich mir den Text mehrmals auf dem Monitor durch, korrigiere herum, gruppiere Absätze um, bis ich mit der Story und dem Stil halbwegs zufrieden bin.

Fünfmal ausgedruckt, an fünf Testleser verteilt, dann trudelt schön langsam das erste Feedback ein. Danach beginnt das mühsame Überarbeiten, damit die Charaktere interessanter werden, die Handlung plausibler wird, aber trotzdem spannend bleibt. Zu guter Letzt drucke ich den Text aus und überarbeite ihn auf dem Papier, bis er sich knapp und flüssig liest, keine Tipp-, Rechtschreib-, Stilfehler oder Wortwiederholungen drin sind. Das widerspricht dem Klischee des intellektuellen Künstlers, der in der Abendsonne sitzt und eine Geschichte aufs Papier kritzelt, wenn ihn die Muse küsst. Ich wäre zwar gern so, bin ich aber nicht – leider.

_Alisha Bionda:_
Schreibst du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht dein Tagesablauf aus?

_Andreas Gruber:_
Da ich im Büro einen Teilzeitjob im Controlling habe, bin ich oft tagelang mit Zeitausgleich zu Hause. Da arbeite ich von sieben Uhr früh, wenn Heidi das Haus verlässt, bis abends durch. An einem Tag pro Woche, meinem so genannten Schreibtag, arbeite ich bis 23.00 Uhr. Sonst bin ich ab ca. acht oder neun Uhr abends für die Familie da, für einen gemeinsamen Fernsehabend, Kinobesuch oder einen Spieleabend – entweder Würfelpoker oder eine Monsterpartie von den „Siedlern von Catan“.

_Alisha Bionda:_
Bevorzugst du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst du besondere Ruhe, wenn du schreibst?

_Andreas Gruber:_
Ich kenne Autorenkollegen, die können nur schreiben, wenn sie in einem Kaffeehaus sitzen oder mit einem Laptop in der Bibliothek einer Uni. Das würde bei mir nicht klappen. Ich brauche Ruhe beim Arbeiten. Im Zug kann ich zwar Manuskripte überarbeiten – die ÖBB-Wagons haben einen Tisch zum Runterklappen, ähnlich wie in einem Flugzeug, worauf man herrlich korrigieren kann – aber schreiben kann ich nur in meinem Arbeitszimmer. Als Heidi und ich uns vor knapp fünf Jahren ein Fertigteilhaus aufstellen ließen, habe ich mir durch langes Verhandeln das schönste Zimmer im Haus – mit großer Fensterfläche, Balkon und Aussicht auf den Bach im Garten – erkämpfen können. Wichtigerweise klebt ein Schild mit der Aufschrift „Büro“ an der Tür. Da sitze ich nun am PC und arbeite. Vor, hinter und neben mir sind Wandregale, vollgestopft mit Büchern, DVDs und CDs. Wenn mir mal gerade nichts einfällt, schalte ich schnell ins Internet auf die |Amazon|-Seite und bestelle mir etwas. Von meinem Balkon aus sehe ich immer, wenn der Lieferant von |DHL| vor dem Grundstück stehen bleibt und ein Paket bringt. Dann ist der Tag gerettet.

_Alisha Bionda:_
Schreibst du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst du das strikt?

_Andreas Gruber:_
Grundsätzlich würde ich die einzelnen Projekte gern trennen, da ich ein ähnlicher Ordnungsfreak bin wie der TV-Detektiv Monk, d. h. eine Story beenden, den Schreibtisch aufräumen, den Kopf freimachen, und danach das nächste Projekt beginnen. Leider ist das nicht immer möglich. Durch die lange Phase, in der eine Kurzgeschichte entsteht, wie Rohfassung, Testlesen, Überarbeiten, Korrigieren, Anmerkungen des Lektorats einarbeiten und den endgültigen Feinschliff hinbiegen, ist eine Story im Fertigwerden, während die nächste schon begonnen wird. Dazwischen drängen sich immer wieder alte Storys rein, die neu überarbeitet werden, oder neue Storyideen, die ich festhalten möchte, bevor sie ins Nirvana entschwinden. Zu Spitzenzeiten liegen etwa sieben Manuskripte in den unterschiedlichsten Stadien auf dem langen Regal in meinem Schreibzimmer. Und falls der Stapel runtergekämpft ist und sich nur noch ein oder zwei Manuskripte dort befinden, beginnen die grauen Zellen in meinem Kopf schon zu rotieren: Alter, was könntest du als nächstes machen?

_Alisha Bionda:_
Welchem Genre ordnest du dich zu? Und welches reizt dich am meisten?

_Andreas Gruber:_
Als Zwangsneurotiker à la Adrien Monk ordne ich Dinge gern in geistige Schubladen ein. Bei mir selbst gelingt mir das leider nicht. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo ich mich reintun sollte. Das ist der Horror jedes Verlagsleiters, wenn er seinen Autor nicht schubladisieren kann. Ich habe ja nicht nur das Problem, dass ich gern Sciencefiction, Horror, Phantastik, Krimis, Thriller und Satiren schreibe, sondern die Genres auch noch gern vermische, und dann kommt beispielsweise so ein Horror-Krimi wie „Der Judas-Schrein“ dabei heraus. Ich lese gern all diese Genres – und das ist das Problem: Ich schreibe liebend gern, was ich selber lese. Auf meinem Nachttisch geben sich Clive Barker, David Morrell, Tom Sharp und Ben Bova sozusagen die Türklinke in die Hand. Letztendlich hat sich in den letzten Jahren aber herauskristallisiert, dass mir das Schreiben im düsteren Thriller- und phantastischen Horror-Genre am meisten Spaß macht – da kommen auch die meisten Ideen.

_Alisha Bionda:_
Deinen Anfang nahmst du mit dem Verfassen von Kurzgeschichten. Was reizt dich daran?

_Andreas Gruber:_
Bei Kurzgeschichten kann man herrlich herumexperimentieren: verschiedene Erzählperspektiven ausprobieren, in der Gegenwart oder in der Mitvergangenheit schreiben, in der zweiten Person schreiben, diverse Rückblenden einbauen, literarisch anspruchsvoll oder einfach nur trashig schreiben, mit Pointen oder Überraschungseffekten arbeiten. Viele Dinge funktionieren im Roman einfach nicht, die kann man nur in einem kurzen Text rüberbringen. Beispielsweise hätte ein Roman mit einer Auflösung à la „The Sixth Sense“ wenig Sinn, als Kurzgeschichte hingegen schon. Für eine Story genügt eine kleine, gute Idee, die man in einem Fünf-Seiter unterbringen kann, aber im Normalfall keinen Roman tragen würde. Mit Kurzfilmen ist es ja ähnlich. Die werden nicht umsonst Kleinodien Hollywoods genannt, da sie genauso Filmmusik, Schnitttechnik, Kameraführung, Überblendungen und all das zu bieten haben, was einen abendfüllenden Spielfilm ausmacht, nur eben auf fünf Minuten komprimiert.

_Alisha Bionda:_
Gibt es einen Autor, dessen Kurzgeschichten du besonders magst?

_Andreas Gruber:_
Oh ja, ich liebe die Kurzgeschichten von Torsten Sträter („Jacks Gutenachtgeschichten“). Der Mann hat einen Stil, den ich regelrecht verschlinge. Der beutelt die Storys, die Dialoge, die Vergleiche und seine einzigartigen bildhaften Beschreibungen nur so aus dem Handgelenk, dass mir auf jeder Seite staunend den Mund aufklappt. Frank Hebben ist auch so ein Kaliber, der es schafft, erfrischend, knapp und einzigartig zu schreiben. Jeder Text ist eine Bereicherung. Demnächst erscheint Hebbens erster Kurzgeschichtenband, auf den ich mich schon tierisch freue. Ich mag die Storys von Michael Siefener („Somniferus“) wahnsinnig gern, denn die sind so schön düster, ruhig und klassisch wie die alten Schwarzweiß-Filme, die ich so sehr liebe. Joe R. Lansdale („Sturmwarnung“, „Wilder Winter“) bewundere ich wegen seiner genreübergreifenden Crossover-Storys und seines kaltschnäuzigen Stils, der so wirkt, als würde er direkt aus dem Bauch heraus schreiben. Die Kurzgeschichten von David Morrell („Rambo“, „Creepers“, „Level 9“) verschlinge ich auch noch, das sind echte Juwelen, Romane in Miniform. Dann mag ich auch noch die Storys von Robert Sheckley („Aliens“) und William Tenn. Die sind zwar schon etwas ältere Semester, aber wow! So zu schreiben ist eine echte Kunst.

_Alisha Bionda:_
Dein großartiger Kurzgeschichtenband „Der fünfte Erzengel“ wurde dankenswerterweise erneut von |Shayol/Medusenblut| aufgelegt. Wie kam es dazu?

_Andreas Gruber:_
Etwa ein Jahr nach dem Erscheinen war der Band in Boris Kochs |Edition Medusenblut| vergriffen. Zwei Drittel der Auflage hat er verkauft, ein Drittel habe ich bei Lesungen und in meinem Freundes- und Bekanntenkreis unters Volk gebracht. Im Jahr darauf erschien dann die SF-Collection „Die letzte Fahrt der Enora Time“ bei |Shayol|, und als ich in Berlin auf dem |Alien Contact Con| das Buch präsentierte, sprachen mich Boris Koch und Hannes Riffel darauf an, was ich davon hielte, wenn |Shayol| den „fünften Erzengel“ neu auflegen und Hannes Riffel das Lektorat übernehmen würde. Da gab’s nicht viel zu überlegen. Ich sagte zu, räumte mir aber die Möglichkeit ein, sämtliche Texte gründlich zu überarbeiten, bevor sie Hannes in die Finger bekam. Dabei erweiterte ich die Handlung der Storys um einige Ideen, die mir im Lauf der Jahre gekommen waren. Außerdem bat ich darum, ein Vorwort schreiben zu dürfen. Mit einem neuen Farbcover von Rainer Schorm ist dann im November 2004 die zweite Auflage erschienen.

_Alisha Bionda:_
Hast du eine Kurzgeschichte, die du selbst als deine beste bezeichnen würdest?

_Andreas Gruber:_
Eigenlob stinkt bekanntlich, daher werde ich dir diese Frage nicht beantworten. Allerdings kann ich dir verraten, bei welcher Story mir das Schreiben am meisten Spaß gemacht hat. Da habe ich drei klare Favoriten: „Ristorante Mystico“ (in: „Nocturno #6“, |VirPriV|), „Souvenirs vom Sensenmann“ (in: [„Der Tod aus der Teekiste“, 3894 |Schreiblust|-Verlag und auf der |LITERRA|-Seite) und „Tief unten in Dudewater, Louisiana“ (in: „Liber Vampirorum IV“, |Midas Publishing|). Allen drei Storys ist gemein, dass sie vor Ideen nur so strotzen und eine ziemlich verwirrende, verschachtelte Handlung haben. Die Idee, so etwas schreiben zu wollen, kam mir das erste Mal, als ich den Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ sah. Zunächst sträubte ich mich gegen diesen Film, da ich ihn für französischen Kitsch hielt, doch als mir befreundete SF-Fans den Film ans Herz legten und ich dann auch noch erfuhr, dass er von Jean-Pierre Jeunet stammte, dem „Alien 4“-Regisseur, borgte ich ihn mir in der Videothek aus. Ich war gleich von Beginn an ein Fan des Films, der neben „Memento“, „Fight Club“, „Die Wonder Boys“ und „Bube, Dame, König, Gras“ zu meinen fünf Lieblingsfilmen gehört. Jedenfalls wollte ich etwas Ähnliches zu Papier bringen – eine Aneinanderreihung verrückter Ideen, die trotzdem eine Handlung ergaben. Und obwohl die Arbeiten an diesen Texten die wohl schwierigsten und langwierigsten waren, bereiteten sie mir am meisten Freude.

_Alisha Bionda:_
Man kann Beiträge von dir in einigen Anthologien finden. Was ist ausschlaggebend dafür, an welchem Projekt du dich beteiligst? Herausgeber? Verlag? Thematik?

_Andreas Gruber:_
Ausschlaggebend ist eigentlich nur, ob ich eine passende Idee habe und die Zeit, sie umzusetzen – oder ob eine zum Thema passende Story in der Schublade liegt. Wichtig ist mir nur, dass der Verlag den Text lektoriert und Druckfahnen versendet. Ob der Herausgeber nun einen etablierten Namen hat oder ein absoluter Newcomer ist, ist für mich nicht wichtig, da auch ein Newcomer, der eine Vision verfolgt, hunderte Texte liest, seine Freizeit opfert und monatelange Arbeit in das Projekt buttert, mit einer Story unterstützt werden sollte.

Von vornherein schließe ich nur Druckkostenzuschussverlage aus oder Verlage, die keine Belegexemplare an ihre Autoren verteilen. Solche Fälle gibt es, und wenn ich mich nach einem Belegexemplar erkundige, habe ich schon öfters die patzige Antwort erhalten, dass ich eigentlich froh sein müsste, wenn mich der Verlag überhaupt druckt, denn schließlich ist das ja Werbung, und wenn ich nicht will, gäbe es Dutzende, die nur darauf warten, dort gedruckt zu werden. Also klein sein, nichts rausrücken wollen, aber dann auch noch frech und überheblich sein – finde ich nicht okay. Mir ist klar, dass Kleinverlage keine Autorenhonorare bezahlen können, da die Bücher aus der eigenen Tasche finanziert werden – aber zumindest ein Belegexemplar als Anerkennung für die Story sollte schon drin sein. Übrigens gibt es die Verlage, die so gearbeitet haben, mittlerweile nicht mehr auf dem Markt. Ich bin nicht schadenfroh, aber es beweist mir, dass sich Qualität und Engagement letztendlich durchsetzen.

_Alisha Bionda:_
Hast du ein schriftstellerisches Vorbild?

_Andreas Gruber:_
Mehrere sogar. Stilistisch finde ich Joe R. Lansdale unübertroffen. Ich habe nie versucht, seinen Stil zu kopieren, da ich meine Grenzen kenne. Lansdale schreibt aus dem Bauch, und ich bin viel zu sehr Kopfmensch, als dass mir das je gelingen würde. Mir bleibt also nur, Lansdale zu bewundern. Was die Entwicklung und das Zeichnen von Charakteren betrifft, ist Dennis Lehane („Mystic River“, „Shutter Island“) ein klares Vorbild. Von ihm habe ich mir einige Tricks und Kniffe abgeschaut. Was die Handlung betrifft, bewundere ich die Arbeiten von David Morrell, der sogar seinen Kurzgeschichten so viel Aufmerksamkeit widmet, dass Mini-Romane dabei herauskommen, die man locker auf 500 Seiten hätte auswälzen können. Und was das Œuvre eines Schriftstellers betrifft, so sehe ich in Markus Heitz ein klares Vorbild. Er hat es geschafft, seine Fantasyromane der Ulldart- und Zwergen-Reihe bei |Piper| unterzubringen, seine SF-Shadowrun-Reihe bei |Heyne| und seine Horrorromane „Ritus“ und „Sanctum“ in einer Reihe bei |Droemer/Knaur|. Ihm ist es gelungen, seine breiten Ideen zu verwirklichen, ohne sich dem Schubladisieren der Verlage zu beugen. Das hat – so viel ich weiß – bisher nur Wolfgang Hohlbein geschafft.

_Alisha Bionda:_
Schreibst du lieber alleine oder würdest du auch mit einem Co-Autor arbeiten? Wenn ja, wer würde dich da reizen?

_Andreas Gruber:_
Co-Autor ist so ein heikles Thema. Ich habe ein paar Mal versucht, gemeinsam mit Kollegen eine Story bzw. einen Roman zu verfassen, aber es hat nicht klappen wollen. Ich halte nichts davon, eine Story entwickeln zu lassen, um zu sehen, wohin man getrieben wird. Ich brauche ein festes Konzept, ein fixes Exposé und ein Ziel vor Augen. Ohne diesen „Leitfaden“ würde ich mich mit unplausiblen und unstimmigen Subplots verzetteln. Dazu kommt, dass ich mit manchen Ideen unzufrieden bin oder der Kollege mit meinen Ideen nichts anfangen kann. Das ist auch legitim, denn ich finde, jeder sollte das schreiben, wovon er überzeugt ist, ohne sich verbiegen zu müssen. Dann ist da noch die räumliche Barriere. Wenn man sich nicht gegenüber sitzt, um die Story zu besprechen, sondern nur telefoniert oder per E-Mail kommuniziert, wird es deutlich schwieriger, auf einen grünen Zweig zu kommen. Aber um die Frage doch halbwegs zu beantworten: Reizen würde mich eine Gemeinschaftsarbeit mit Torsten Sträter. Allerdings lese ich seine Storys viel zu gern, als dass ich mich in seine Arbeit einmischen würde, weil ich lieber rausfinde, was er allein aus einem bestimmten Storythema gemacht hätte.

_Alisha Bionda:_
Liest du regelmäßig? Wenn ja, was bevorzugt?

_Andreas Gruber:_
Oh ja – lesen, wenn ich im Zug sitze, vor dem Schlafengehen und wenn ich im Urlaub am Strand liege. Ich gebe ja kein gelesenes Buch wieder her. Sammeltrieb! Monk’sche Zwangsneurose! Was stapelt sich so in meinen Schränken? Sachbücher über Kampfsport, über fernöstliche Philosophie, Biografien über Filmregisseure wie die Cohen-Brüder, David Lynch, Terry Gilliam oder Billy Wilder, Bücher übers Schreiben, weil mich Technik und Arbeitsweise anderer Autoren interessieren. Außerdem bin ich ein Fan von SF- und Horror-Kurzgeschichten und sammle alle Anthologien, die ich auf Flohmärkten in die Finger kriege. Zuletzt habe ich Romane von Matthew Delaney, Robert Sheckley, Herbert Rosendorfer, Richard Laymon, Dan Brown und Andrew Vachss gelesen. Von Vachss werde ich sicher noch mehr lesen, der Typ ist ein Wahnsinn.

_Alisha Bionda:_
Gibt es Menschen, die dich bei deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In deinen Anfängen und jetzt?

_Andreas Gruber:_
Die Liste mit den Namen dieser Menschen ist lang, sie sind in den Danksagungen und Widmungen meiner Bücher erwähnt. Darauf lege ich deshalb so viel Wert, weil der Weg vom Storyautor für Fanzines bis zum Romanautor für Klein- und Mittelverlage ein langer und steiniger war. Nikolai von Michalewsky hat nicht übertrieben! Ohne fremde Unterstützung hätte ich das nie geschafft und längst das Handtuch geworfen. Zu glauben, dass man diesen Weg allein gehen kann, ist meines Erachtens die arrogante Fehleinschätzung eines von sich selbst eingenommenen Autors. Solche Menschen habe ich kennengelernt – und mich nur noch gewundert. Doch zurück zu den Helfern, die mich seit zehn Jahren mit ihren Kommentaren in den Wahnsinn treiben.

Das Schreiben haben mir die Autoren Gabi Neumayr, Boris Koch und Malte Sembten beigebracht, die Workshopleiter Andreas Eschbach und Klaus Frick, die Lektoren Ekkehard Redlin und Hannes Riffel. Beim Überarbeiten der Handlung, der Charaktere und der Dialoge waren mir meine Testleser behilflich: meine Frau Heidi, meine Freunde Roman Himmler und Jürgen Pichler, sowie Günter Suda, der Blut geleckt hat und seit einigen Jahren selbst Storys in Anthologien veröffentlicht. Die Gespräche mit Günter sind ziemlich fruchtbar, da wir unsere Texte gegenseitig zerlegen und in letzter Zeit immer öfter über die Erzählperspektive des Protagonisten diskutieren, die meiner Meinung nach die am schwierigsten zu bewältigende Herausforderung des Autors darstellt. Zuletzt müssen noch jene Menschen erwähnt werden, die mir bei meinen Recherchen behilflich waren, denn immer wieder komme ich dahinter, dass ein Gespräch mit einem Profi, wie beispielsweise einem Kripobeamten, einem Chirurgen, einem Physiker oder einem Feuerwehrmann mehr taugt als eine Recherche im Internet. Diese Leute steuern unglaubliche Ideen zur Handlung bei, da sie einfach aus dem Fach kommen und die Szene kennen.

_Alisha Bionda:_
Vielen Dank für das Beantworten des ersten Teils des Interviews. In Teil zwei möchte ich dir gerne Fragen zu deinen bereits erschienenen Romanen stellen – ebenso zu deinen geplanten Projekten.

|Fortsetzung folgt.|

Stegemann, Ulrike (Hg.) – Elfenschrift 16: Winterzeiten

_Inhalt:_

Thema: Winterzeiten

Interviews mit Carola Kickers und Conny Wolf

Textbeiträge von Uwe Voehl, Linda Koeberl, Chris Schlicht, Christine Ibrahim, Helmut Marischka, Cora Gäbel, Tom Cohel, Erik Schreiber und Rena Larf

Grafiken/Illustrationen von Tina Müllner, Michael Stegemann, Conny Wolf, Manuela P. Forst, Chris Schlicht und Christel Scheja

Weihnachts-Ecke, weitere Infos, Ausschreibungstipps und mehr …

_Eindrücke:_

Das Dezember- sprich Weihnachtsheft der „Elfenschrift“ kommt wirklich wieder mal klein, aber fein daher. Ulrike Stegemann, die Herausgeberin, und Rena Larf verfassten das Vorwort und einige Dankesworte an jene, die sich für „Elfenschrift“ engagieren, und verlosen – wohl als zusätzliches Dankeschön – ein Jahresabo des phantastischen Literaturheftchens.

Als erster Beitrag folgt die Vorstellung des neuen Hörbuches von Carola Kickers „Welten ohne Engel“, und Ulrike Stegemann fordert Carola Kickers auf, ein wenig über das neue Hörbuch zu verraten.

Um Engel geht es auch in dem Artikel „Zeit der Engel“, in dem Ulrike Stegemann das erste Treffen mit der Künstlerin Conny Wolf – zwei Jahre zuvor auf der Frankfurter Buchmesse – erwähnt und nun für diese Ausgabe der „Elfenschrift“ ein Interview mit der Künstlerin führt: Allem voran über „Opus“, den kleinen Botschafter für Liebe und Glück, der neuen Comic-Engels-Figur, die Conny Wolf auf einem langen Flug nach Australien kreierte.

Für den Storybereich steuerte Uwe Voehl eine recht überschaubare, wenig überraschende Geschichte bei, Linda Koeberl hingegen erinnert auf knappen eineinhalb Seiten nachhaltig daran, wie glücklich man sich schätzen kann, wenn man einen Menschen gefunden hat, der einen aufrichtig liebt. Chris Schlicht, die ich bisher nur zeichnerisch kannte, steuerte auch eine Geschichte bei. In „Winterkinder“ geht es um die Geburt eines besonderes Rattenmädchens, und Helmuth Marischka erzählt von einem wirklich makaberen Treffen. Aber das sind natürlich nicht die einzigen Shorties in dieser Ausgabe. Wie immer macht es hier die Mixtur.

In der Weihnachts-Ecke geht es unter anderem um Buch-Tipps und Titel, die man auch gut rund ums Jahr lesen kann, wie [„Die Krone von Lytar“ 3920 von Carl A. de Witt und „Wo Drachen sind“ von James A. Owen.

Natürlich gibt es auch wieder „News & Infos“, „Ausschreibungen“ und mehr …

Fazit: Ein kleines, feines und informatives Literaturheftchen, das gerne seitenstärker erscheinen könnte!

|ELFENSCHRIFT
Ausgabe 16
Dezember 2007
Herausgeber: Ulrike Stegemann
A 5, Phantastisches Literaturheftchen, ISSN 1613-3293, 40 Seiten
Titelillustration von Tina Müllner
Innenillustrationen von Tina Müllner, Michael Stegemann, Conny Wolf, Manuela P. Forst, Chris Schlicht, Christel Scheja
http://www.elfenschrift.de |

Jürgen Pirner, Lars Schiele (Redaktion) – Nautilus 48 – Abenteuer & Phantastik

Heiner Schmitt startet mit seinem Überblick über die phantastischen Kinohighlights im Februar und März die Ausgabe 48 der NAUTILUS. Erwähnung finden unter anderem „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“, der den Zuschauer mit in das Jahr 1879 nimmt und Herzschmerz-Kino nach einem erfolgreichen Besteller des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez bietet, und „Im Tal von Elah“, ein intelligenter und spannender Thriller mit einer Riege bester Schauspieler. Abgerundet wird der Überblick mit dem „Film-&-DVD-Newsticker“.

Jürgen Pirner, Lars Schiele (Redaktion) – Nautilus 48 – Abenteuer & Phantastik weiterlesen

Siemen, Sven (Redaktion) – Multi-Mania 17

Mikis Wesensbitter verfasste im Namen der MULTIMANIA-Mannschaft wieder einmal das Vorwort der Ausgabe, spricht von windgepeitschtem Mee, turmhohen Wellen, Glühweindüften und dem Streik der Lokführer – und warnt die Leser – mit seinem für ihn bezeichnenden Humor – u. a. davor, |was| er in dem Vorwort von sich gegeben hat.

Auf Seite vier findet der Leser dann wieder Einblicke in das Leben bzw. die Neigungen und Abneigungen des MULTIMANIA-Teams – mit einem Augenzwinkern. Immer wieder witzig.

Los geht es mit NEWS: MOVIE & DVD, in denen Olaf Brinkmann Neues über „South Park“, „Der Wixxer“, „Blade Runner“, „Rambo 1-3“ und mehr zum Besten gibt In der KOLUMNE: SPLATTER CLASSICS berichtet er dann über den Film „Das Grauen aus der Tiefe“, feinstem Tierhorror, der mit schön trashigen Fischwesen aufwartet.

Mikis Wesenbitter erfreut dann wieder mit Gedanken zu und rund um Melanie und leitet so gewohnt humorig seine KOLUMNE: IM SCHATTEN DES GRAUENS ein, in der es dieses Mal um den Film „Vier Minuten“ geht, der laut Mikis „großes Kino“ sein soll. Warum das so ist und worum es in dem Streifen geht, lesen Sie selbst in dieser Ausgabe nach!

In KINO findet sich die Titelstory „Aliens vs. Predator 2“ mit dem Fazit von Sebastian Hirschmann, dass mit dem Film Ende Dezember kein Mainstream-Machwerk in die Kinos kam, sondern definitiv nur etwas für Menschen mit starken Nerven ist. Björn Helbig stellt „I am Legend“ vor. Vampire sind nicht totzukriegen! Das beweist dieser Film mit Will Smith, der Robert Neville, den letzten Mensch, darstellt, der nicht von einer Seuche befallen wurde, die den Rest der Menschheit zu lebenden Toten werden ließ. Robert jagt am Tag Vampire, verschanzt sich nachts in seinem Haus, das er zu einer Festung ausgebaut hat, und wird zum Dreh- und Angelpunkt in einem verbitterten Kampf zwischen lebenden und toten Vampiren. Darüber hinaus weist Björn Helbig auf das neuste Werk von Hans Weingartner hin, „Free Rainer“, das für ihn vorne, hinten und in der Mitte nicht funktioniert. Doch das sind nicht alle Filme, die in dieser Rubrik Erwähnung finden, sondern auch noch „Tödliche Versprechen“ und „Ex Drummer“.

DVD startet mit „Hatchet“, einer gelungenen Hommage an die Blütezeit des Slasher-Genres – also ein absoluter Pflichttitel für Horror-Freaks, berichtet von „The Hamiltons“, einem genreübergreifenden Independent-Horrorfilm, und stellt „The saddest Music in the World“ vor, einen visuellen Hochgenuss über einen „Wettbewerb um den traurigsten Song der Welt“. Desweiteren finden „Taxidermia“, „Wholetrain“, „Valley of Flowers“ und „Botches – Voll verkackt“ Erwähnung. Es folgen zwölf(!) Seiten REVIEWS: DVD.

In NEWS: SERIEN bringt Robert Vogel dem Leser Wissenswertes über „Stargate-Atlantis“, „Doctor Who“, Hogfather“, „Warehouse 13“, „Star Trek New Voyages“ und “ Ripper“ näher.

LITERATUR beleuchtet die „Panini Games“-Romane, gefolgt von zwei Seiten REVIEWS: LITERATUR, und schließt mit einem einseitigen Artikel von Markus Mirschel über „Jim Kollins“, Autor der „Daimonikum-Trilogie“.

Olaf Brinkmann plaudert in MUSIK über die Band „Subway to Sally“ und deren neues Album „Bastard“.

Aber das ist natürlich noch lange nicht alles. Es gibt wie gehabt Verlosungen, Poster im Mittelteil, Informationen in den Rubriken NEWS: GAMES, GAME, NEWS: HÖRSPIELE plus einen Bericht über die Hörspiel-Mystery-Serie „Gabriel Burns“, die Krimi-Serie „Point Whitmark“ und das Fantasy-Epos „Abseits der Wege“ – alle drei stammen aus der Feder von Volker Sassenberg (Ex-Keyboarder von „Kingdom“), mit dem Oliver „Zappo“ Stichweh ein Interview führte. Es folgen vier Seiten REVIEWS: HÖRSPIELE, Artikel über die „Spiel 2007“, die „Ringcon 2007“ und Wissenswertes in ANIME & MANGA, TECHNIK und, und, und …

Wie immer beeindruckt die MULTIMANIA mit Informationsvielfalt in ansehnlichem und übersichtlichem Design!

|Devil Inc Presseverlag Saarbrücken
DIN-A4, Magazin für Serien, Kino, DVD, Anime, Comic, Games, Technik, Hörspiele, Rollenspiele, 84 Seiten, 2,90 €
News, Reviews und umfangreiche Infos zu allen Produkten der Medienwelt
URL des Verlags http://www.multi-mania.net/ |

Siemen, Sven (Redaktion) – Multi-Mania 16

Mikis Wesensbitter empfängt die MM-Leser in gewohnt munterer Manier, und der MM-Stammleser fühlt sich gleich „zu Hause“ und sieht mit Spannung den Informationen entgegen, die das MM-Team wieder zusammengetragen hat.

Doch vorher schweift mein Auge auf Seite vier über die Fragen und Antworten, die in jeder Ausgabe in die Neigungen und Abneigungen eben jenes Teams Einblick gewähren. Witzig – ich sehe z. B. Gemeinsamkeiten mit Mikis Wesensbitter, der sich auch empfänglich für den Charme der zwar älteren, aber nicht minder amüsanten Serie „Ausgerechnet Alaska“ zeigt.

Auf Seite sechs starte ich dann meine Info-Rundreise durch das immer wieder beeindruckende Magazin, beginnend mit den MOVIE & DVD-NEWS von Olaf Brinkmann, unter anderem über „Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht“, einer auf 2000 Stück limitierten Metal-Pack-Edition. Olaf bestreitet auch die KOLUMNE: SPLATTER CLASSICS, dieses Mal mit dem Film „Die Stunden der grausamen Leichen“, der im Original 1973 in Spanien anlief und eine Offenbarung für Anhänger des trashigen Euro-Horrors aus den 70er Jahren sein soll.

Freudig lese ich die IM SCHATTEN DES GRAUENS-KOLUMNE von Mikis Wesensbitter, der erst einmal über das Leben ohne Melanie, sein Singledasein, das ihn nicht „kickte“, und eine Zugfahrt mit einer schönen Unbekannten namens Melodie plaudert, bevor er zu dem neu als DVD bei |good movies| erschienenen „Urlaub vom Leben“ überleitet, der nach Mikis Ansicht jedem gefallen müsste, der junges deutsches Kino mag.

In KINO geht es um die Titelstory zu „Halloween“, der in den USA sehr erfolgreichen „Halloween“-Neuinterpretation von Rob Zombie, und beleuchtet die Hintergründe des Films und seinen Ursprung. Ab Oktober 2007 machten die Killer mit der Maske auch in Deutschland die Leinwand unsicher und erfreuten die Horrorfans. Weiter geht es mit Robert Rodriguez‘ „Planet Terror“- einem filmischen Schrecken planetaren Ausmaßes, der sich wunderbar in die Grindhouse-Erwartungen (jenem amerikanischen Schmuddelkino der 60er und 70er Jahre) einfügt und am 23. August 2007 in den deutschen Kinos startete. Auch „Zimmer 1408“, die gelungene King-Verfilmung, „Die letzte Legion“, der lt. Markus Mirschel wohl kein Klassiker wird, und „Ratatouille“, der perfekt inszenierte Animationsfilm, an dem sich jeder weitere messen lassen muss, finden Erwähnung, aber auch „Death Sentence“, „Hallam Foe“ und „Wächter des Tages“

In DVD geht es dieses Mal in einem einseitigen Artikel um „Sunshine“ – atmosphärisch, äußerst spannend und schlicht das Schönste, was derzeit im Bereich Sci-Fi zu bekommen ist.
Auf satten neun Seiten REVIEWS: DVD fasst das MM-Team Wissenswertes des DVD-Marktes zusammen – abgerundet von der Vorstellung der DVD „Storm“, von der Mikis Wesenbitter befindet, dass sich der Film von der gängigen Massenware abhebt und man ihn gesehen haben sollte. Doch das sind nicht alle Artikel im DVD-Bereich, aber lesen Sie selbst!

Interessant sind auch wieder die NEWS:SERIEN, in denen Robert Vogel Neuigkeiten über „Battlestar Galactica“, „Eureka“, „Farscape“, „Jericho“, „Stargate Atlantis“ und mehr zusammengetragen hat. Abgerundet wird dieser Bereich durch einen Bericht über die „Federation-Con 2007“.

In HÖRSPIELE wird |LPL records| vorgestellt und ein Interview von Dominik Irtenkauf mit Lars Peter Lueg (LPL), dem Kopf hinter dem Label, gebracht. Es folgen vier Seiten REVIEWS: HÖRSPIELE.

Elina Lydia Müller verfasste im LITERATUR-Bereich einen einseitigen Artikel über „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“. Markus Mirschel hingegen berichtet über „Kai Meyer“ und stellt ihn als einen Vertreter der fantastischen Jugendliteratur vor. Es folgen zwei Seiten REVIEWS: LITERATUR.

Im MUSIK-Teil werden die Gruppe „Nightwish“ und Richard Z. Kruspes (Gitarrist von „Rammstein“) neuestes Projekt „Emigrate“ vorgestellt.

Darüber hinaus gibt es in dieser Ausgabe wieder Verlosungen, Poster im Mittelteil, Wissenswertes aus den Bereichen GAME, fünfeinhalb Seiten REVIEWS: GAMES, ROLLENSPIEL: DUNGEONS & DRAGONS 4.0, ROLLENSPIEL, REVIEWS: ANIME & COMICS, NEWS: ANIME & MANGA und einen Bericht über die „Animagic 2007“ und vieles, vieles mehr …

Es ist immer wieder beeindruckend, wie viele Informationen – in ansprechendem Layout – die MULTIMANIA in einer Ausgabe bietet. Und das für schlappe 2.90 €. Damit ist sie immer noch ein herausragendes Beispiel auf dem Magazinmarkt, wenn es um das Preis-Leistungsverhältnis geht. Meine Empfehlung: Kaufen oder gleich abonnieren!

| Ausgabe 16
Devil Inc. Presseverlag Saarbrücken, August 2007
DIN-A4, Magazin für Serien, Kino, DVD, Anime, Comic, Games, Technik, Hörspiele, Rollenspiele, 84 Seiten, 2,90 €
URL des Verlags: http://www.multi-mania.net/ |

Hennen, Bernhard – Alica und die Dunkle Königin

|Alica reist zum Rittergut ihrer Großeltern und damit mitten hinein in ein Fantasy-Märchen der etwas anderen Art: In dem Gemäuer treibt ein Geisterfalke sein Unwesen und Alica verliebt sich bald in einen jungen Husaren, der ihr im Spiegel erscheint. Und dann taucht auch noch der Heinzelmann Wallerich auf, von Köln in die Eifel strafversetzt, um den Falken mit Magie, modernster Technik und Alicas Hilfe nach ‚Nebenan‘ zu bringen – der Welt der Fabelwesen. Auf dem Rücken der Möwe Schnapper stürzen sich die beiden ins Abenteuer und rufen damit die Dunkle Königin hinter den Spiegeln auf den Plan.|

Bernhard Hennen ist den Fantasy- und Phantastiklesern längst ein Begriff. Nun hatte ich bisher nur Texte für Erwachsene von ihm gelesen und „Alica und die Dunkle Königin“ war mein erstes |Jugend|fantasybuch des Autors. Die Atmosphäre, die den Seiten entströmt, ist märchenhaft, oftmals mit einer gehörigen Prise Humor gewürzt und merklich auf die Zielgruppe ausgerichtet. Besonders jugendliche Leser|innen| werden sicher ihre wahre Freude an dem Titel haben.

Angesiedelt ist die Rahmenhandlung in der Eifel: ein Spuk, der sich um das Herrenhaus Greifenstein rankt, das Alica Bäuers Großeltern gehört und auf das sie geschickt wird. Der Beginn des Romans liest sich beschaulich, eher herkömmlich und mit einer gewissen Antriebsschwäche – aber schon bald entwickelt sich die Handlung in eine spannend-romantische Richtung und nimmt an Tempo zu, denn Alica gerät in eine wahre Welt der Fabelwesen.

Da ist Wallerich, der Heinzelmann, der Alica, die wegen familiärer Probleme bei ihren Großeltern weilt, einen Ring gibt, der es ihr ermöglicht, Märchenfiguren wie Feen und andere Geschöpfe zu sehen. Von Wallerich erfährt sie auch, dass diese für alle unsichtbar sind, die den Glauben an das Wunderbare verloren haben.

Und eben jene Wesen und deren besondere Welt und Eigenarten, die Bernhard Hennen liebevoll in Szene setzt, machen den Reiz dieses Buches aus, seien es Wallerichs „Spionagetechnik“ – natürlich ist wie er sein Computerraum ebenfalls in Heinzelmanngröße (seit Wallerichs Auftauchen steckt Alica mitten in einer „Heinzelmännergeheimdienstoperation“) – oder Schnappers Flugkünste. Jene Möwe, auf deren Rücken sich Wallerich und Alica, die dank des Zauberrings ihre Größe verändern kann und dann ebenfalls auf Wallerich-Maße schrumpft, durch die Lüfte bewegen – hinein in eine Wirklichkeit gewordene Märchenwelt. Alica erfährt von Trollsöldnern, die nicht so leicht in Großstädten wie Köln einzusetzen sind, weil sie dann immer „die halbe Zeit vor dem Fernseher hocken und sich Actionfilme ansehen, weil sie auf Prügeleien und Autocrashs stehen“, begegnet einer waschechten Hexe und hört mit Erstaunen, dass selbst Zauber ein Verfallsdatum haben, weil „normale Gebrauchszauberei“ irgendwann nicht mehr wirksam ist, sich Saucenbinder besser als anderes zum Binden von verschiedenen Zaubern eignet, man die Sprache aller Tier versteht, wenn man die Schwanzspitze einer weißen Schlange isst … und vieles mehr.

Doch richtig phantastisch wird es, als Alica den Zauberspiegel im Bad entdeckt, durch den man nach „Nebenan“ gelangt – was sie dann auch mutig vollbringt. Dort hört sie von der Dunklen Königin, Arduinna Silva, der Göttin der dunklen Wälder und der Jagd – geheimnisvoll und unbarmherzig -, die im Laufe der Jahre zur Dunklen Königin wurde und um die sich die Sage rankt, dass „wer sie erblickt, des Todes ist“.

Alica begegnet „General Lollejan“, dem Oberbefehlshaber aller Kobolde, Soldat „Knochenheiß“, „Buddel“, dem Reithasen, „Kleereißer“, dem Feigling, der, sobald er einen Schuss hört, auf und davon hoppelt und darüber hinaus zu blöd ist, um Erbsen und Hasenköttel zu unterscheiden, Kobolden, die Nussschalen als Sturzhelme tragen und vielen weiteren wundersamen Gestalten. So auch dem Geist der Freifrau Magdalena von Greifenstein, die nicht eher ruhen kann, bis sie Gewissheit darüber hat, warum ihr Verlobter Johannes Reisigendorf von einer Reise nach Cöln nie zu ihr zurückkehrte, und die Alica davor warnt, sich zu sehr zu verlieben, weil es das Leben zerstören kann. Doch genau dieses allumfassende Gefühl befällt Alica, als sie einem „Reiter in stürmischer Nacht“ begegnet – dem Husarenjungen Francois Ibrahim de la Croix, der sich ebenso in sie verliebt, wie sie sich in ihn … Mehr sei an dieser Stelle nicht über den weiteren Verlauf der Handlung verraten!

Die Mixtur von „Alica und die Dunkle Königin“ ist eine geschickte Verknüpfung historischer Ereignisse und Fantasyelemente – selbst die erste Liebe wird hier einmal anders eingebettet – und entführt den Leser auch in eine Handlung im Jahre 1812. Und genau diese Mischung macht den Reiz aus. Es sind die liebevollen ‚Kleinigkeiten‘, die in die Story einfließen und die sie letztendlich zu Leben erwecken; sei es der „Orden der Goldenen Haselnuss“ oder das „Altenheim für irregeleitete Kobolde“, um nur zwei zu nennen.

So viel zum Text des Buches, komme ich zur Aufmachung, die wie immer bei |Ueberreuter| souverän und ansprechend ist, das Papier bestens, Layout und Schriftgröße sehr augenfreundlich sind – einzig das Lektorat ist nicht optimal und hätte etwas sorgfältiger sein dürfen. Besonders negativ ins Auge stachen die „ganz“-Kombinationen, die sich durch den gesamten Text ziehen und auf die ein guter Romantext im Gros verzichten sollte: ganz unverhohlen, ganz verzweifelt, ganz kalte Hände, ganz zufrieden, ganz offensichtlich, ganz übel, ganz frisch … etc pp. Aber auch stilistische Stolpersteine wie „Sie wirkten wirklich ergriffen“, die aber eher die Seltenheit waren.

Das ist aber auch das einzige (kleine) Manko dieses Bandes, der jedem empfohlen werden kann, der Jugendliche zu beschenken hat oder sich selbst ein märchenhaftes Lesevergnügen bereiten will – ein humorvolles, märchenhaftes Fantasyabenteuer für Jung und Alt.

|Titelillustration Jill Baumann
Titelgestaltung von Nele Schütz Design, München
323 Seiten, Hardcover|

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http://www.bernhard-hennen.de

_Bernhard Hennen auf |Buchwurm.info|._
[„Die Elfen“ 2169
[„Die Elfen“ 2962 (Hörbuch)
[„Elfenwinter“ 2185
[„Elfenlicht“ 3505
[„Der Wahrträumer“ 390 (Magus Magellans Gezeitenwelt)

E.-E., Marc-Alastor – Maliziöse Märchen

|Wenn ein klassischer Traum an einer Zaunpassage steht und mit braunem Blatt beantwortet wird, wenn die Erinnerung jemanden in die Verfremdung schiebt, oder wenn die Noten verhohlen über jemanden zu sprechen scheinen, wenn ein Widergänger wieder zu gehen versucht, eine Melancholistin einen Kobold namens Freudlos trifft, einem Prediger von allen Predigern gepredigt wird oder wenn einem venezianischem Glasbläser nur noch die Liebe zu einem gläsernen Ebenbild verbleibt, dann ist Dunkles am Werk gewesen, dann ist die Moral eher eine arge Entstellung ihrer Selbst und, würde der Teufel lesen, so wären ihm diese Märchen gerade recht …|

_Inhalt_

1. Braune Blätter und eine Zaunpassage
2. Erinnerungsschub
3. Das Notengespräch
4. Der Widergänger
5. Die Melancholistin und ein Kobold namens Freudlos
6. Prediger
7. Der Glasbläser

_Erinnerungen, Kopfkino und verbale Melancholie – ein Buch, dessen Texte in das Innerste des Lesers dringt._

Marc-Alastor E.-E. schrieb mir einmal: „Jedes Buch hat seine Zeit!“, und ich kann dem nur zustimmen. Sowohl, es zu schreiben, als auch, es zu lesen! Ich hatte mit Letzterem das Vergnügen, und noch nach Wochen wirkt die verbale Melancholie, die den Seiten des Buches entströmt, in mir nach. Immer noch formieren sich neue Bilder vor meinem geistigen Auge. Wie eine Abfolge einzelner Fragmente, die nach und nach das Gesamte ausmachen.

Zeit ist wesentlich, was diese Texte angeht. Man muss sie ihnen schenken, sie sich für sie nehmen – sie fordern sie dem Leser geradezu ab. Zu Recht, wie ich betonen möchte. Denn sie verdienen sie, weil ihre Besonderheit dem |flüchtigen| Leser verborgen bliebe. Lässt man sich aber auf sie ein, folgt man ihrem speziellen Sprachrhythmus, ihrem düsteren Pfad und huldigt ihnen, treffen sie Nerven, die man längst taub und gekappt wähnte.

_Braune Blätter und eine Zaunpassage_ mag auf den ersten Blick wie ein klassisches Märchen anmuten, sieht man einmal von dem Ausgang ab. Liebe – und was daraus werden kann – ist der augenscheinliche Plot dieser Kurzgeschichte. Und dennoch beinhaltet sie all das, was damit zusammenhängt. Was Liebe auszuhalten vermag, was sie bewirkt, wie sie das Leben bestimmen kann, welche ungeahnten Facetten sie in uns zum Leben erweckt.

Aber da ist auch wie immer die Kehrseite der Medaille, über die ich nichts verraten will, die aber wie der Fluss dieser Märchen natürlich ist. Womit ich bei einem Punkt bin, der ebenfalls anspricht: die Liebe zur Natur, die nicht nur in diesem Märchen erkennbar wird und die meist auch einen Bezug zur Handlung hat.

So hier: Man tanzt mit der Prinzessin durch die hohen Süßgräser der Ebene und trägt somit wie sie die Freude im Herzen, und wenn sich dann die grauen Wolken über dem diesigen Himmel verdichten, begleiten wir die bekümmerte Prinzessin zu ihrem Lieblingsbaum – dem Lorbeer. Eben jenem, der mit ihr leidet, als die Schatten der Liebe über sie fallen, und sein Grün verliert.

_Erinnerungsschub_ lautet der Titel des zweiten Märchens, wie er nicht passender sein könnte, denn es ist eine der sieben Fabeln, die in vielen Lesern wohl eben jenen hervorrufen kann. Es ist auch der surrealistischste Text dieses Buches – und hat vielleicht gerade aus dem Grund die Bezeichnung Erinnerungs|schub| am trefflichsten verdient. Weil die Gesamtheit am nachdenklichsten stimmt und somit besonders in die Tiefe geht. Es lässt einen nicht los, und man fragt sich: warum spricht mich diese Geschichte so an?

Und dann beginnt man sich zu erinnern. An die vermeintlich kleinen Dinge, die man längst aus der Realität der Erwachsenenwelt verdrängt hat. Dank Hinrich, dem Zwölfjährigen, der gegen manche Unbillen ankämpfen muss, die so vertraut anmuten: der Spott der Gleichaltrigen, die blonde Marguerite, die Hinrich für eine falsche Prophetin hält, deren tänzelnden Schritt er aber ebenso bewundert wie ihre schon damenhafte Haltung.

Der Autor vermag es, auf präzise Weise Gefühle zu wecken, die gerade wegen ihrer Widersprüchlichkeit nicht unverfälschter sein könnten. Man leidet mit Hinrich, aber man lacht (ich sogar einige Male laut und wie befreit und frage mich, wann das ein Text das letzte Mal vermocht hat, finde darauf keine Antwort, somit muss es lange her sein) auch über ihn – man lacht nicht herabwürdigend oder schadenfroh, sondern liebevoll vertraut und menschlich erheitert (wenn Hinrich nach einer Demütigung mit seinen Hosen kämpft, die dank Nässe nicht der Erdanziehung trotzen wollen).

Und schon deutet die Gefühlsnadel des Märchenkompasses voll auf mich! Ich kann mich ihnen nicht mehr entziehen – und will es auch nicht. Womit ich wieder bei Hinrich bin. Auf der einen Seite verspürt man Mitgefühl für ihn, mehr noch, man teilt mit ihm seine Tränen über die Schande, die ihm widerfährt und möchte mit ihm zusammen seinen Widersachern das trotzige „Euch komme ich noch!“ entgegenschleudern, auf der anderen erheitert sein Missgeschick, wenn er dasteht in seiner weißen, gerippten Unterhose, der Häme der Anderen ausgesetzt.

Kindheitserinnerungen werden wach, wenn man die kleinen, liebevollen „Nebenbilder“ wahrnimmt, wie sie sich beispielsweise in der Person des Jakob Fälbling darstellen, dem es obliegt, den Kindern zu später Stunde Sand in die Augen zu streuen, damit sie einschlafen. Und man verspürt beim Lesen Wärme in sich aufsteigen, wenn man erfährt, dass Hinrich bemerkt, dass eben jener Jakob Fälbling, |“sicherlich von der Bedeutsamkeit seines Berufsstandes beflügelt, es zuweilen übertrieb. Man konnte mitunter einen Herdbesen gebrauchen, um den Sand aus den Augen zu kehren“.|

Noch etwas wird den Lesern von Marc-Alastor E.-E.s Texten gewahr – auch in diesem Märchen -: (Robert W. Chambers) „Der gelbe König“, lässt ihn nicht los (wie sehr mir das doch aus der Seele spricht!), begleitet ihn imaginär auch in anderen Texten. So schenkt mir dieses Märchen nicht nur Erinnerungs|schübe|, sondern auch das Gefühl literarischer Verbundenheit. Hier ist einer, der schreibt, wie es aus mir herausflösse, wenn es mir vergönnt wäre, ebenso schreiben zu können.

_Das Notengespräch_ ist der weitere Beweis dafür, eine literarische Besonderheit in Händen zu halten. Da ist Cathérine Montvoisin, die Pianistin aus wohlhabendem Hause, von Geburt an mit Ansehen gesegnet: Schon von Kindesbeinen an singt sie mit ihrem zarten Stimmchen, startet ihre ersten musischen Versuche an ihrem Clavichord, die ihre Eltern und deren Gäste immer mehr erfreuen. Doch ebenso eigenwillig, wie Cathérine zur jungen Frau heranreift, so kapriziös ist auch ihre Musik, als ginge das eine nicht ohne das andere.

Bis sich durch einen Schicksalsschlag alles ändert und nach und nach alles in Cathérine „verstummt“. Als sie sich nach Monaten der musischen Enthaltsamkeit wieder in die Welt der Klanggebilde begibt, begreift sie plötzlich, was die Menschen bisher an ihren nonkonformistischen Interpretationen störte, und sie beschließt, ihren inneren Klangwelten einen Rahmen zu geben, der jene auch für andere Menschen erfassbar macht … Alles scheint von dem Moment an einen guten Verlauf zu nehmen, bis Godfrey Frow die Pianistin hofiert.

Mehr möchte ich über dieses Märchen, das einen dramatischen Verlauf nimmt, nicht verraten, aber ein Punkt muss nicht nur wegen des Titels Erwähnung finden, und das sind die Szenen, in denen die Noten vor den Augen der Pianistin „lebendig“ werden, wo sie den Dialog zu ihr suchen, sich neu formieren, aufbegehren, aufdiktieren. Für mich eine der Stellen, die mir ein besonders deutliches „Bild“ schenkte. Ich sehe es vor mir, wie das |es| mit seinem Notenhals das vorlaute |d| umschlingt, höre es förmlich, wie es Einspruch erhebt, sehe, wie sich das |d| mit wild entbranntem Notenfähnchen losreißt, höre es schnauben und lausche ihnen in der nächsten Szene, wie sie über „Vivaldi“ streiten, freue mich förmlich, als sich nun auch das |a|, das |g| und das |f| einmischen.

Was mich an diesem Märchen auch erneut beeindruckt, ist die Recherche, die den Autor in allen seinen Werken auszeichnet und die seine Texten über das persönliche Herzblut hinaus mit zusätzlichem Leben erfüllt. So ist Cathérine Montvoisin keine rein fiktive Person, sondern war eine Hebamme und die Frau eines Handwerkers, die 1680 in Paris auf dem Scheiterhaufen endete, nachdem sie in die Ermittlungen anlässlich einiger Giftmorde im Umkreis des Sonnenkönigs Ludwig XIV geriet. Hier mag es nur die Namensgleichheit sein, dort mögen andere kleine Details einfließen, es mögen nur winzige Prisen sein, aber sie würzen die Texte zu einer raffinierten Komposition.

_Der Widergänger_ ist einer der beiden Texte, die mich am persönlichsten ansprachen. Weniger, weil man in die „Person“ des Widergängers mehrere Charaktere hineininterpretieren kann und sie die Phantasie dankenswerterweise mehrdimensional anregt, sondern weil er Einblick in die menschliche Psyche gewährt – und darin, wie wenig sich Menschen und Gemeinschaften verändern, wenn sie kleingeistig und zögerlich sind.

Der Widergänger bietet vielen Fragen Raum. Wer ist dieser Mann, der nach „langer Reise“ einem Zug entsteigt, in seine Heimatstadt und in die Wohnung seiner Familie zurückkehrt? Der vornehme Herr Oswald von Argtiuw, dessen penetranter Geruch den Taxifahrer, der ihn vom Bahnhof bringt, ebenso entsetzt wie sein monströses Äußeres, das an eine halb verweste Leiche erinnert.

Das Märchen lebt weniger durch die Rückblicke in das Leben des Widergängers, die angesichts der Rückkehr in seine Wohnung in ihm wach werden und somit neue Bilder vor das geistige Auge des Lesers schicken, sondern mehr von der Stimmung, in welcher der Text geschrieben zu sein scheint, die – selbst wenn Vorheriges reine Interpretation ist – er aber an den Leser weitergibt. Bedeutung erhält in der Wohnung die Tafel, an der er so manches Mal den Ärger statt eines guten Mahles in sich hineingefressen hatte – aufgrund der taktlosen und gedankenlosen Reden der Anwesenden (wer kennt |das| nicht?).

Mich sprach jedoch eine andere „Erinnerung“ des Widergängers an, die ich zum Abschluss kommentarlos wiedergeben möchte, weil sie in meinen Augen für sich steht und spricht:

|“Drum zupften seine Finger behutsam an der Vergangenheit und schufen einen kleinen, klaffenden Spalt, durch den er hinunter sehen konnte. Dort lag die Wiese, der Gehweg und die Vorwelt. Es höhlte ihn aus, danieden den Menschen gehen zu sehen. Ein letztes Mal … schwarzes Beinkleid, grauer Mantel, rotes Haar, die Geste, sich eine Haarsträhne mit schief gelegtem Haupt aus dem Gesicht zu streifen, ein herzloser, unbewusster Abschiedswink. Auf diese Weise nahm man alles mit und hinterließ nichts, worüber sich zu denken lohne. Dass es so enden würde, hatte er nie für angängig gehalten, und doch war es womöglich Zeit, gehen zu lassen. Womöglich …“|

Wenn Sie mich fragen könnten und würden: „Welches Märchen ist für Sie das beste?“, wäre ich nicht in der Lage, darauf eine klare Antwort zu geben, da für mich jedes eine eigenständige Note besitzt und andersartige Bilder in mir wachrief. Ich könnte allenfalls sagen, welches der Märchen den nachhaltigsten Eindruck in mir hinterlassen hat.

Und das ist das folgende:

_Die Melancholistin und ein Kobold namens Freudlos_

Der Beginn des Märchens bringt bereits das auf den Punkt, was Larissas Wesenheit ausmacht: |“Es war einmal eine junge Frau, die allen anderen Menschen auf eine abnorme Art und Weise sonderlich erschien, denn sie war bereits zu Kindestagen eine betrübte, kleine Person gewesen, deren Antlitz nie von einem freudigen Lachen oder einem munteren Strahlen erfüllt wurde. Ihr liebenswertes Gesicht war von jeher ein Ebenbild innerer Zufriedenheit und vollkommener Ausgeglichenheit gewesen, doch nimmer sah man Heiterkeit darauf. Natürlich sorgte man sich zunächst um die kleine Dame, die dem Lachen nichts abzugewinnen schien.“|

Doch da ist Adolina, die einzige Freundin Larissas und ihr genaues Gegenteil: |“ein frischer Springinsfeld mit stetiger Ausgelassenheit und bar jeden Ernstes“.| Wie ein Negativ – oder Positiv? – zu Larissa? Das ist eine der Fragen, die das Märchen aufwirft. Ist das Melancholische, wirklich das Beschwerliche? Das Fröhliche, das wahrlich Beschwingte? Was ist hier das Positiv, was das Negativ? Oder liegt die Wahrheit, wie so oft gepriesen, tatsächlich in der Mitte? Larissa lehnt das Glücklichsein ab, flieht vor ihm, und so nimmt ihr Leben seine Entwicklung, mit einem Ende, das es nehmen musste? Entscheiden Sie selbst!

Larissas Wesen war für mich wie ein Blick in den Spiegel; ich ertappte mich dabei, wie ich mit ihr in den Garten stolzierte, um im Schatten der Ulme (da sind sie wieder, die Liebe und der Nähewunsch zur Natur) der stetigen Melancholie zu frönen. Ich blicke ihr über die Schulter, wenn sie Schopenhauer und Nietzsche liest, und fühle eine Wesensverwandtschaft mit ihr.

Wie schon beim „Widergänger“ möchte ich Sie für den weiteren Verlauf in die Obhut des Märchens geben, weil sie am tiefsten ergreifen und aufwühlen, wenn man sich ihnen „überlässt“, und zitiere die Melancholistin in ihrer Sicht über das Glück: |“Glück ist der Moment, in dem du dich in dich selbst einfindest, um aufatmen zu können. Glück ist wie ein Rhythmus, der das Erdenfell und alle Bodenständigen darauf mit ihm vibrieren lässt Glück ist ein Lachen, in das selbst Götter einstimmen würden, weil es so reich, so wahr und so unteilbar rein ist, dass die meisten ihm nur selten teilhaftig werden. Ich kenne das Glück, da ich es oft vorübergehen sah, doch besser noch als das Glück kenne ich die Leere, die danach gekommen ist, das Unverständnis über ihre Verteilung oder den Geiz ihrer Äußerung. Und indem ich dem Glück entsage, bin ich nicht mehr, allein auch nicht weniger als zufrieden. Und diese Zufriedenheit bezieht ihre Kraft aus der Melancholie …“|

_Prediger_

Das Märchen über Tadeusz Spindelsinn, der als Junge von seiner Tante in die Kunst der Photographie eingewiesen wurde, hat erneut eine Parallele zur Natur darin, wie ein Mensch durch sie sensibilisiert und zusammen mit ihr erblühen kann, aber auch den Bezug durch „menschliche Zivilisation“ und „gesellschaftliche Zwänge“ verliert und somit auch immer mehr sich selbst.

Natürlich, das wird keinen Leser erstaunen, der bis zu diesem – dem vorletzten – Märchen vorgedrungen ist, steckt in der Geschichte über Tadeusz viel mehr. Da ist zum Beispiel Vira Dochiella, der er eine besondere Liebeserklärung macht, über deren Ausgang ich schweigen will, ebenso über das Ende des „Predigers“. Es sei nur so viel verraten: Letzteres wird Sie überraschen!

Kommen wir (leider schon) zum letzten Märchen: _Der Glasbläser_, über den ich das Wenigste verraten möchte, vor allem nicht, wie es ihm gelingt, künstlerische Perfektion zu erreichen, weil das – für mich – in einer derart düsteren Reinheit (nein, nein, das widerspricht sich nicht!) erzählt wird, die mir ebenso die Tränen in die Augen trieb wie dem Verblühen der „Königin der Nacht“ beizuwohnen. Was mich an dem Ende des Märchens so sehr fasziniert hat, kann ich leider nicht schildern, das nähme alles vorweg, auch wenn es mich nicht zufrieden stimmt, mir in dem Fall Verschwiegenheit auferlegen zu müssen.

Somit beende ich meine kleine verbale Reise durch die „Maliziösen Märchen“ und hoffe, auch Sie fühlen sich angesprochen, sich oder einem besonderen Menschen dieses außergewöhnliche Buch zuteil werden zu lassen.

Ich habe zu Marc-Alastor E.-E,. nachdem mich seine Märchen wieder „aus ihrer verbalen Wortgewalt ließen“, gesagt, wie sehr ich es bedaure, nicht „mehr“ davon lesen zu können, und er antwortete sinngemäß und auf den Punkt gebracht, dass es dann |des Guten zu viel| gewesen wäre. Zuerst wollte ich – wie es „manchmal“ meine Art ist – protestieren, doch ich spürte zeitgleich zu meinem spontanen Widerspruch, dass er mit seiner Aussage völlig Recht hatte. Weniger ist auch hier auf jeden Fall mehr.

Wenn ich es jedoch recht betrachte, ist „weniger“, im Falle der „Maliziösen Märchen“ selbst in der zutreffenden Aussage unpassend, denn selten haben es Texte vermocht, so viele Erinnerungen in mir wachzurufen, so viele Bilder in meinen Kopf zu schicken und mich so viel Lebendigkeit und dennoch Melancholie „atmen“ zu lassen. Es ist wohl genau das, was an Marc-Alastor E.-E.s Texten so „ergreift“: dieses vermeintlich schwer Verständliche, aber auch die spezielle bildhafte Ausdrucksform, mit der auch jede kleinste Geste, Mimik oder Bewegung bedacht wird und die den Charakteren Leben einhaucht (|Ihr Lachen klang wie das Geläut der Feuerglocke im Spritzenhaus|), und die erkennen lässt, dass hier ein Autor schreibt, genau so, wie es aus ihm herausfließt, genau in der Stimmung, in der er sich selbst befindet, genau |das| sagt, was er zu sagen gedenkt und was von ihm gesagt werden muss – und nicht, was und wie es – dem Zeitgeist unterworfen – gerade „en voque“ ist. Und genau das macht die Texte authentisch, macht sie glaubwürdig und lässt in ihnen „Wertigkeit“ erkennen. Eine Wertigkeit, die auch in ihren dunkelsten Stunden und Szenen „richtig“ ist, selbst wenn sie von Tod oder Schmerz zeugt, weil gerade sie das Leben bedingen.

Und endlich vermochte ich es wieder, Literatur zu lesen. Düstere Phantastik auf hohem Niveau und einem Sprachbild, das Hermann Hesse zur Ehre gereicht hätte. Lässt man sich darauf ein, entsteht ein Magnetismus zwischen Leser und Text, wie der zweier Pole, die sich anziehen und nicht voneinander lassen können. Es ist wie eine Zugfahrt, man steigt ein, und jede Zeile, jedes Bild, das diese Texte in den Kopf zaubern, ist wie eine Station, die einen näher bringt – zu sich selbst!

Man spürt darüber hinaus wieder Freude am Lesen und Dankbarkeit über die geschenkten Stunden, die einen erfüllen, noch lange, nachdem man das Buch zugeklappt, versonnen dagesessen, über den wunderschönen Einband gestrichen und es wieder an einen besonderen Platz gestellt hat. Die Literatur braucht mehr dieser Autoren, dieser Bücher, die Schwingungen erzeugen, die nachhaltig erreichen und Verlage – wie der von Gerhard Lindenstruth -, die sich nicht scheuen, jenseits des Mainstreams Texte zu veröffentlichen, die das sind, was jeder Leser als Kleinod empfinden wird.

Als ich mich von den „Maliziösen Märchen“ löse – bedächtig, beinahe ehrfürchtig -, fühle ich mich so wie der Widergänger – |ich bin wieder draußen, hinausgeflogen aus dem Paradies der schönen Bilder.|

|Verlag Lindenstruth
Düstere Phantastik
Fester Einband, 203 Seiten
ISBN: 9783934273283
Okt. 2006, limitierte Auflage

7 Märchen für Erwachsene,
fulminant illustriert in 7 S/w-Bildern
und mit 7 höchstzweifelhaften Moralen versehen

Limitierte Vorzugsausgabe,
offenes Leinen m. Prägedruck,
4-Farb-Schutzumschlag,
S/w-Illustrationen|

http://www.verlag-lindenstruth.de/

Rottensteiner, Franz (Hg.) – Quarber Merkur 103 / 104

_Inhalt_

Simon Spiegel
|Der Begriff der Verfremdung in der Science-Fiction-Theorie. Ein Klärungsversuch|
Thomas Ballhausen
|Cyberpunk im Dienst der Metafiktion. Liesl Ujvarys „Kontrollierte Spiele“ und die poetologischen Prinzipien der reflexiven Prosa|
Thomas Harbach
|Carl Grunert: Von bösen Außerirdischen und wahrer Liebe|
Christian Stiegler
|Zwischen Unschuld und Bedrohung. Die Rolle des Kindes in den Werken von Stephen King|
Oleg Schestopalow
|Verantwortung und Wahl|
Matthias Schwartz
|Dr. Liveseys fantastische Diagnosen. Zum ‚Wachen‘-Zyklus von Sergej Lukianenko|
Christian Schobeß
|“SAIÄNS-FIKTSCHEN“: Franz Fühmanns Konzept von Science Fiction|
M. K. Hageböck
|Tolkien Reloaded. Tonkonserven erzählen die Geschichte von Mittelerde|
Marianne Gruber
|Wildganspreis für Barbara Neuwirth am 29.6.2006|
Karin Pircher
|“Ein Bürger zweier Welten“. Wiederkehrende Motive in den Romanen Gustav Meyrinks. Teil I: Gustav Meyrink – Leben und Werk|

|Rezensionen von Franz Rottensteiner, Frank Rainer Scheck, Thomas Harbach, Florian F. Marzin, Ulrich Spiegel, Horst Walter, Roland Innerhofer|

_Rezension_

Nachdem er mir namentlich natürlich schon länger ein Begriff war, war der |Quarber Merkur 103 / 104| die erste Ausgabe, die ich in Händen hielt – leider erst jetzt, muss ich nun sagen, denn „Dr. Franz Rottensteiners Literaturzeitschrift für Science Fiction und Phantastik“ ist wirklich erste Sahne, sowohl inhaltlich als auch optisch. Als prall gefülltes Paperback, im zweispaltigen Layout und mit zahlreichen Innengrafiken/Coverabbildungen versehen, macht es wirklich etwas her: Infotainment, informative Essays, aber ein reichhaltiger“Seziertisch“, sprich eine beachtliche Fülle von Rezensionen.

|Die Essays:|

Fast alle Autoren sind sich einig darüber, dass SF die von ihr dargestellten Dinge in irgendeiner Weise verfremdet. Darüber hinaus herrscht wenig Einigkeit; wie so oft bei scheinbar allseits akzeptierten Begriffen versteht jeder etwas anderes unter Verfremdung. Simon Spiegel versucht sich in seinem Artikel „Der Begriff der Verfremdung in der Science-Fiction-Theorie. Ein Klärungsversuch“ an eben diesem Problem.

Thomas Ballhausen hingegen befasst sich anhand des 2002 erschienen Romans „Kontrollierte Spiele“ der österreichischen Autorin & Künstlerin Liesl Ujvarys mit den poetologischen Prinzipien der reflexiven Prosa.

Obwohl sein phantastisches Werk mit insgesamt zweiunddreißig Kurzgeschichten und novellenartigen Storys und einigen wenigen satirischen Artikeln sehr klein ist, kann man Carl Grunert als Bindeglied zwischen den feinsinnigen Gedankenpyramiden eines Kurd Lasswitz und dem rein technischen, machtbetonten Ansatz eines Hans Dominik betrachten. Aus diesem Grund widmet sich der Artikel von Thomas Harbach dem Leben und Werk Carl Grunerts.

Der Einfluss, den Stephen King auf die gegenwärtige phantastische Literatur ausübt, kann nur schwer in Worte gefasst werden. Christian Stieglers Essay beschäftigt sich mit einem Thema, das bisher noch relativ ignoriert bzw. dem nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Kinder sind in Kings Texten immens wichtig und ihre Rolle ist sehr oft nicht nur handlungstragend, sondern auch psychologisch ausgefeilt. Christian Stiegler nimmt diesen Aspekt unter die Lupe.

Frank Fühmanns Vorbemerkungen bilden den Auftakt zu den Kurzgeschichten des Erzählbandes SAIÄNS-FIKTSCHEN. Darin erläutert er, was ihn dazu bewogen hat, dieses Genre in spielerisch-ironischer Art und Weise zu verwenden. Christian Schobeß erläutert „Franz Fühmanns Konzept von Science Fiction“.

Gustav Meyrink ( 1868-1932) war bereits zu seinen Lebzeiten eine umstrittene Persönlichkeit – er wurde entweder verehrt oder gehasst -, und ebenso widersprüchlich war die Einschätzung seiner Werke. Karin Pircher nimmt sich des Themas „Wiederkehrende Motive in den Romanen Gustav Meyrinks“ an …

… um nur einige der hochinteressanten Artikel aus dieser Ausgabe des Quarber Merkur zu nennen.

Darauf folgt der ebenso beeindruckende Rezensionsteil von knappen |hundert| Seiten!

|Die Aufmachung:|

In unserer virtuell bunten und somit unruhigen Zeit hebt sich für mich der Quarber Merkur in seiner Schwarzweiß-Optik wohltuend ruhig und auf das Wesentliche – den Text – beschränkt ab. Somit ist diese Literaturzeitschrift – auch durch das handliche Paperbackformat – eine der ansprechendsten und informativsten ihrer Art, die sich auch wundervoll im Buchregal aufbewahren lässt.

http://www.edfc.de/

Aster, Christian von – Im Schatten der Götter

_Trailer_

Ein durch und durch runder Thriller mit übernatürlichen Horrorelementen.

Eine unerklärliche Serie von Todesfällen auf den Straßen Berlins versetzt Kommissar Mathesdorf in helle Aufregung: Menschen ersticken ohne erkennbare Ursache. Seine Ermittlungen führen ihn tief in die sagenumwobene Vergangenheit des schwarzen Kontinents. Erst als ein mysteriöses Videoband und eine schöne Afrikanerin auftauchen, scheint sich der Nebel zu lichten. Doch nun beginnt der Alptraum erst recht, denn eine übernatürliche Macht bedroht die ganze Welt.

_Rezension_

Noch nie war ich so ambivalent beim Verfassen einer Rezension, gehen doch die Leistungen des Autors und des Verlages weit auseinander. Fangen wir mit dem einzigen Lichtblick an: der Autorenleistung. Christian von Aster erzählt in gewohnt „munterer“ Manier einen Mystik-Krimi, der die Brücke zwischen dem modernen Berlin und dem mystischen Afrika baut. Wie immer wird man sofort von dem umtriebigen Autor und Multitalent in die Handlung gezogen und von der ersten Seite an unterhalten; mit dem typischen „von asterischen“ Augenzwinkern-Zynismus, der lebendiger nicht sein könnte.

Das Buch handelt von einer mysteriösen Mordserie in Berlin, die den ermittelnden Hauptkommissar Jochen Mathesdorf und seine Kollegen vor Rätsel stellt. Auch Simon Grauerts ehemaliger Freund, Floyd Wittgenstein – in dessen Villa eingebrochen wurde und es ebenfalls Todesopfer gab, und dessen Reichtum auf dem ominösen Schiffsfund |Neruda| beruht, die er vor der Küste Afrikas geborgen hat -, gehört zu den Dreh-und Angelpunkten, um die sich die Todesfälle ranken. Mit der |Neruda| hat Wittgenstein auch eine goldene Schatulle mit Edelsteinen geborgen. In ihr ruht M’tu Yayee, der Schattenschläfer und Gott des Stammes Wasania. Wittgenstein, von Habgier ergriffen, bricht die Steine aus ihren Fassungen und verkauft sie. Darunter auch einen in Gold gefassten, der den Schattenschläfer bannt – oder sollte man sagen bannte? Grauert begegnet einer schönen Farbigen, die eine zentrale Rolle in dem Geschehen innezuhalten scheint und Grauert in ihren Bann zieht. Immer deutlicher kristallisiert sich heraus, dass die afrikanische Schattengottheit, der Schattenschläfer, als Mordinstrument agiert!

So weit, so gut. Doch kommen wir zum Verlag. Und da kann man wirklich nur sagen: es ist wirklich unglaublich was |Eloy Edictions| hier für satte zwölf €uro abliefert. Über das nichtssagende Cover, das dem Inhalt in keiner Weise den würdigen Rahmen verleiht, lässt sich ja noch streiten. Aber über die fehlerhaft gesetzten Seitenränder, Hammellücken, Hurenkinder (Anm. d. Ed.: Einzelzeilen eines Absatzes, die durch einen Seitenwechsel abgetrennt wurden) u. v. m. nicht. Das Lektorat jedoch setzt dem Ganzen die Krone auf. Es ist eine Meisterleistung der Fehlerhaftigkeit! So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt!

Es gibt keine einwandfreien Bücher, das erwartet auch (so gut wie) keiner, aber hier wird ein Buch auf den Markt geworfen, in dem es vor Fehlern nur so wimmelt. Wer die neue Rechtschreibung nicht beherrscht, sollte sich weiterhin der alten bedienen oder sich einen Lektor verdingen, der sein Metier zumindest halbwegs versteht. Wenigstens rein orthographisch. Aber auch stilistisch wurde hier wohl gedruckt, was der Autor abgeliefert hat. Und das ist eine Schande, denn ein gutes Lektorat sollte die Leistung des Autors immer unterstützen und abrunden. Hier wurde über jeden Fehler hinweggelesen. Es sollte in Anlehnung an die Goldene Himbeere im Filmgeschäft ein Zerbrochener Federkiel in der Literatur vergeben werden – und der gehörte 2005 |Eloy Edictions|, als erschreckendes Beispiel dafür, welche Art von Titeln oftmals angeboten werden und den Markt für ernsthaft herausgebrachte Bücher verstopfen. Was aber viel schlimmer ist: So wird bei den Lesern der Ruf der Kleinverlagsszene ruiniert, die sich redlich müht, Autoren, die keine Heimat in der Großverlagslandschaft erhalten, eine gute und vor allem professionelle Möglichkeit der Veröffentlichung zu bieten.

Aufgrund der eklatanten Verlagsfehler und gemessen an dem saftigen Preis bekommt dieses „Werk“ keine Kaufempfehlung. Umso bedauerlicher, weil der Autor Besseres verdient hätte! So bleibt mein Tipp an ihn, vorsichtiger in der Wahl seiner künftigen Verlage zu sein.

http://www.vonaster.de/
http://www.eloyed.com/

Bollhöfener, Klaus (Red.) / Havemann, Achim (Hrsg.) – phantastisch! 27

_INHALT:_

_Interviews_
Nicole Rensmann: Interview mit Carsten Polzin
Nicole Rensmann: Interview mit Wolfgang Jeschke
Dirk van den Boom: Interview mit Alma Alexander

_Bücher, Autoren & mehr_
Andreas Eschbach: Entscheidungen – Werkstattnotizen Teil 12
Horst Illmer: Das Land der Habenichtse
Robin Haseler: Parahistorische Literatur studieren?
Johannes Rüster: Phantastkforschung: Unendliche Weiten?
Hans Esselborn: Herbert W. Franke zum 80. Geburtstag
Achim Schnurrer: Eine blutrote Spur
Achim Schnurrer: Klassiker der phantastischen Literatur : William Beckford Teil 2
Ulrich Blode: Der Tag der Triffids
Horst Illmer: God bless you, Mr. Vonnegut

_Phantastisches Update_
Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

_Rezensionen_
Jens Brehl: Ingo Blisse: „Im Land der Angst “
Regnier Le Dyckt: Warren Ellis: „Ocean “
Andreas Wolf: Joe Hill: „Blind “
Regnier Le Dyckt: Iain Banks: „Der Algebraist “
Horst Illmer: Andreas Eschbach: „Ausgebrannt “
Andreas Wolf: Thomas Thiemeyer: „Magma “
Horst Illmer: Wolgang Jeschke: „Der Zeiter “
Carsten Kuhr: Charles Coleman Finlay: „Der verlorene Troll “
Ulrich Blode: Cormac McCarthy: „Die Straße “
Ulrich Blode: Boris Strugatzki: „Die Ohnmächtigen “

_Comic & Film_
Carsten Polzin: Meilensteine des phantastischen Films – „Phase IV “ von Saul Bass

_Story_
Armin Rössler: „Lilienthal “
Ulrich Magin: „Die Höhle “

_Wissenschaft_
Götz Roderer: Tanz der Sphären

_REZENSION:_

Chefredakteur Klaus Bollhöfener heißt den Leser wie gewohnt willkommen und kündigt sogleich das Ende der Kolumne „Werkstattnotizen“ von Andreas Eschbach an, stellt aber auch eine neue Artikelreihe, die Carsten Polzin bestreitet, in Aussicht.

In UPDATE bietet Horst Illmer wieder einmal Nachrichten & Infos zu Neuerscheinungen, wie „Die Kinder Hurins“ von Christopher Tolkien, dem Sohn von J. R. R. Tolkien, „Un Lun Dun“, dem ersten Jugendbuch von China Miéville (dt. „Un Lon Dun“, Februar 2008 bei |Lübbe|) oder der Apokalypse-Trilogie („Flut“, „Feuer“ und „Sturm“) von Deutschlands erfolgreichstem Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein. Aber auch „Science Fiction & Fantasy in den Medien“ finden wieder Erwähnung, ebenso befasst sich Horst Illmer mit der Frage „Wer ist eigentlich … Cormac McCarthy?“ und gibt dem |phantastisch!|-Leser darauf eine Antwort.

Andreas Eschbach beendet, wie schon im Vorwort erwähnt, seine Werkstattnotizen mit Teil zwölf und befasst sich mit dem Thema „Entscheidungen“. Ich kann sein Eingangs-Statement:
„Die Entwicklung des eigenen Schreibens besteht oft einfach darin, sich selbst immer wieder neu auf die Schliche zu kommen, mit welchen Tricks man sich davon abhält“ nur bestätigten, mich aber vor allem seinem: „Die Muse nähert sich nur denen, die schon an der Arbeit sind“ anschließen. Andreas Eschbach beschließt seine Werkstattnotizen für |phantastisch!| mit den Worten: „Ich habe mich dafür entschieden, weiter zu schreiben. Und höre deswegen auf, Seminare zu geben, und konsequenterweise auch damit, Artikel übers Schreiben zu verfassen. Dieser ist der letzte. Ich danke für die Aufmerksamkeit.“ Die Leser danken ihm sicherlich für seine Werkstattnotizen und freuen sich auf die nächsten Romane.

In den Interviews sprach Nicole Rensmann mit dem 1976 in Hannover geborenen Carsten Polzin, der im Januar letzten Jahres Friedel Wahren ablöste und Programmleiter für das Fantasy-Programm bei |Piper| wurde, und mit Wolfgang Jeschke über seinen unerschöpflichen Einsatz für das SF-Genre, seine von den Kritikern gelobten Werke und seine Tätigkeit als Herausgeber und Lektor und seine zahlreichen Auszeichnungen. Dirk van den Boom befragte hingegen Alma Alexander, deren Fantasyroman „Die Drachenkaiserin“ im Februar in Deutschland erschien.

Horst Illmer verrät in seiner polemischen Betrachtung „Das Land der Habenichts oder: Wer schützt die Leser vor solchen Übersetzungen?“, warum er nicht die Werbetrommel für die Neuausgabe des Titels „Planet der Habenichtse“ von Ursula K. Le Guin schlagen kann, und mehr …

Carsten Polzin beginnt seine neue Kolumne „Meilensteine des phantastischen Films“ mit dem Artikel über „Phase IV“ von Saul Bass aus dem Jahre 1974.

Johannes Rüster startet mit „Phantastikforschung: Unendliche Weiten?“ einen Rundumschlag, der das Thema „Salonfähigkeit der phantastischen Literatur“ fortsetzt.

Mit „Literatur und Kybernetik“ verfasste Hans Esselborn einen Essay zu Herbert W. Frankes achtzigsten Geburtstag.

Die Ausgabe 27 der |phantastisch!| beinhaltet natürlich auch wieder Rezensionen, u. a. über „Ausgebrannt“ von Andreas Eschbach, „Der Zeiter “ von Wolfgang Jeschke und „Magma“ von Thomas Thiemeyer, Buchtipps – und etliches mehr.
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Fazit: Wie immer überzeugt die |phantastisch!| durch Informationen und Unterhaltung!

|Redaktion:
Achim Havemann Verlag

Chefredakteur:
Klaus Bollhöfener

Spartenredakteure:
Bücher, Autoren und mehr: Klaus Bollhöfener
Interviews: Nicole Rensmann
Rezensionen: Carsten Lührs
Update: Horst Illmer
Stories: Gabriele Scharf
Wissenschaft: Götz Roderer
Comic: Olaf Funke

Kontakt
Klaus Bollhöfener
c/o Verlag Achim Havemann
Harlingen 119
29456 Hitzacker

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Schreiber, Hermann / Federmann, Reinhard – Handbuch des Okkultismus

_Trailer_

Dieses Standardwerk zum Thema Okkultismus beinhaltet eine umfassende Materialsammlung, die mysteriöse Zusammenhänge aufzeigt und erklärt, ohne deuten zu wollen. Mit Hilfe zahlreicher Zitate und Quellen werden rätselhafte Phänomene wie Hexerei, Liebeszauber, Teufelsglaube und Teufelsaustreibung, Telepathie oder Vampirismus erläutert, die den Leser verblüffen und viel Raum für Spekulationen bieten. Zeugnisse des Okkulten, die bereits Jahrtausende zurückreichen, sind jedoch kein ausschließliches Phänomen der Vergangenheit. Zu allen Zeilen und überall auf der Welt gab und gibt es solche unerklärlichen Erscheinungen, auf die selbst die modernen Wissenschaften und die Parapsychologie bis heute keine Antwort gefunden haben. Prophezeiungen, Wahrsagen, Gedankenübertragung, Kartenlegen, die Erscheinung von Toten sowie allgemeiner Aberglaube sind auch heute immer noch Themen, die Menschen in ihren Bann ziehen.

Diese Neuausgabe wurde vom Erfolgsautor Hermann Schreiber aktualisiert sowie mit neuer Bebilderung und einem neuen Vorwort versehen. Der österreichische Privatgelehrte und Schriftsteller (Jahrgang 1920) gelangte erstmals 1961 mit seinem Sachbuch „Land im Osten“ auf die Bestsellerlisten. Er verfasste zahlreiche weitere Sachbücher zu geschichtlichen Themen, Städtemonographien, Biographien und Anthologien, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

_Vorwort_

Unter den aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von Johannes Paul II. befand sich der Erzbischof der Stadt Wien, Christoph Kardinal Schönborn, aus der böhmischen Linie des alten Grafengeschlechts und erheblich jünger als der spätere Benedikt XVI. Als Kind hatte er die Vertreibung aus der Tschechoslowakei erlebt, aus einem Land, das seine Vorfahren mit anderen Standesgenossen zu einem Kulturland gemacht hatten; als Student in Köln, Wien und Paris hatte er Europa kennengelernt, und als Dominikaner war er in jenen Orden eingetreten, der hart und konsequent wie kein anderer Irrlehren und Aberglauben verfolgt hatte. Diese kurze Vorgeschichte gibt den Worten Gewicht, mit denen Kardinal Schönborn sich gegenüber einer großen deutschen Tageszeitung gegen die Alleinherrschaft des naturwissenschaftlichen Weltbildes verwahrte. Die praktische Bedeutung der Technik im täglichen Leben und im Leben menschlicher Gemeinwesen dürfe nicht zu dem Trugschluß verführen, man könne mit naturwissenschaftlichem Wissen auskommen und der Religion nicht mehr bedürfen.

Der Kirchenfürst, der diese Ermahnung in die Welt hinausgehen ließ, ist kein weltferner Eremit, kein fanatischer Bußprediger, kein in dörflichem Frieden gealtertes Pfäfflein, sondern ein Gelehrter auf der Höhe der Zeit. Er erlöste mit diesen Worten, wo immer sie bekannt wurden, die große Schar der Unsicheren, Unzufriedenen und von Schulen und Lehrmeinungen enttäuschten Christen. Sie hatten Erklärungen gesucht, wenn sie ahnten, ohne zu verstehen, sie hatten Antworten erhofft, wenn aus dem Dunkel der Zeit Fragen auftauchten. Sie hatten weltweit vor ihren Bildschirmen Flugzeuge in die stolzen Twin Towers von New York rasen und diese hochragenden, von Menschenhand selbstbewußt ausgeführten Gebäude in Rauch- und Staubwolken über dreitausend Menschen zusammenbrechen sehen an einem Septembertag, der begonnen hatte wie jeder andere.

Diese zwei Seiten sind vermutlich das letzte Vorwort, das ich schreibe:

Wenn dieses Buch erscheint, bin ich sechsundachtzig Jahre alt und blicke auf mehr als hundert Bücher zurück, von denen ich indes nicht sprechen werde, sondern von den Leserbriefen, die sie mir eingebracht haben, Briefe, die pralle Ordner füllen. In ihnen spiegelt sich neben der Erwartung, ein Buchschreiber wisse vielleicht etwas mehr als andere Menschen, die Hoffnung, durch eine Antwort Klarheit, Ruhe, Sicherheit und Befreiung von Ängsten zu gewinnen.

Ich weiß, welche deutschen Landschaften unter den Briefschreibern besonders stark vertreten sind, möchte es aber lieber für mich behalten. Was ich sagen kann, ist, daß die Absender sich ziemlich gleichmäßig auf alle sozialen Schichten unseres deutschen Sprachraums verteilen. Den längsten Brief schrieb mit elf Seiten ein Gymnasiast, die älteste Briefschreiberin war ein Kindermädchen, das das hundertste Lebensjahr erreicht und es geschafft hatte, daß ihre Söhne studieren konnten. Es waren alter Adel vertreten und junge Wirtschaftsintelligenz, etwas mehr Frauen als Männer, aber alle von der einen Erwartung erfüllt, daß ich ihnen jenen alten, viel zu oft zitierten Shakespeare-Satz bestätige, der im Hamlet (Folioausgabe von 1623) so lautet:

|There are more things in heaven and earth, Horatio
than are dreamt of in our philosophy|
Es gibt mehr Ding‘ im Himmel und auf Erden
als unsre Schulweisheit sich träumen läßt

Von all diesen vielen Dingen, Erscheinungen, Vorfällen und Ereignissen spricht erzählend und nur gelegentlich deutend dieses Handbuch; es bemüht sich, ein breites Feld abzudecken, nicht nur, weil Goethes Theaterdirektor im Vorspiel zu Faust I ganz richtig sagt „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“, sondern weil eine Welt auszuschreiten ist, deren Dimensionen wir nicht abzustecken wagen: Für unsere Materialien, unsere Funde gilt, was Paul Celan über seinen Nachlaß schrieb – „Mikrolithen sind’s, Steinchen“.

|München, im Januar 2006
Prof. Dr. Hermann Schreiber|

_Rezension_

Dieses Handbuch bietet ein informatives Sammelsurium rätselhafter Phänomene – ob wirklich alles dem Breich des Okkultismus zuzuordnen ist, bleibt dahingestellt. Mancher, der sich hier vielleicht Einblick in okkulte Praktiken verspricht – sozusagen ein |Handbuch|, um real in Grenzbereiche vorzudringen -, wird enttäuscht sein, anderen aber, die an „Fallbeispielen“ in Sachen „Magie“, „Prophetie“, „Hexerei“, „Liebeszauber“, Okkultismus und Verbrechen“, „Teufelsglaube und Teufelsaustreibung“, „Die Vampire“, „Die Wiedergänger“, „Telepathie“, „Magnetismus“ und „Aberglaube im Alltag“ interessiert sind, wird es umso mehr gefallen.

Die Beispiele und Informationen, die in diesem Werke zusammengefasst wurden, können sich jedenfalls sehen und lesen lassen. Zeitzeugen werden zitiert, amtliche Dokumente herbeigezogen, Historisches verwoben. Man kann zu Fug und Recht sagen: Die Mischung macht’s in diesem Band. Eine, die auch für den Leser aufschlussreich ist, der nicht zu direkt am Okkulten interessiert ist.

Ob nun über „Cäsars Schutzgeister“, „Nostradamus und die Riesenvögel“, „Goethe und die Halsbandaffäre“, „Gerhart Hauptmann und die Titanic“ oder „Der Hexenritt“, „Die Sepharden von Odessa“ – die Bandbreite der Texte ist wirklich beachtlich. Manches entlockte auch ein Schmunzeln, so z. B. der Bericht über die „Wiederherstellung verlorener Manneskraft“.

Kommen wir zur Aufmachung des Werkes, das sich wirklich sehen lassen kann. Der mit einem schönen Covermotiv versehene Band bietet einen ordentlichen Satz mit schönen Szenentrennern und hochwertigen Abbildungen aus dem Archiv Helmut Werner im Innenteil. Somit eignet sich das „Handbuch des Okkultismus“ auch als Geschenkband unter Gleichgesinnten.

Für mich stimmt an dem Band einfach alles – insbesondere das Preisleistungsverhältnis.

|Erw. Neuausg. April 2006
407 Seiten mit 50 S/w-Abbildungen
gebunden, matt laminiert|
http://www.area-verlag.de

Roslund, Anders / Hellström, Börge – Bestie, Die

_Trailer:_

Ein psychopathischer Kindermörder, der aus dem Gefängnis flieht. Und wieder mordet.
Ein Vater, der den Mörder seiner Tochter aufspürt und erschießt.
Eine Stadt, die Beifall klatscht für diese Tat.
Ein Richter im Konflikt.
Ein Urteil mit schrecklichen Folgen.

_Die Autoren:_

Anders Roslund, geb. 1961, ist ein anerkannter Fernsehjournalist und preisgekrönter Dokumentarfilmer. Er leitet die „Culture News“ auf Kanal 1 des schwedischen Fernsehens.

Börge Hellström, geb. 1957, ein ehemaliger Strafgefangener, ist freier Autor und Berater in mehreren schwedischen Fernsehsendungen zum Thema Drogenabhängige und Jugendliche im Strafvollzug.

_Rezension:_

Schon lange war ich nicht mehr so ambivalent in der Bewertung eines Buches wie bei „Die Bestie“. Vorweg: Die Thematik des Buches ist wichtig, da Kindesmissbrauch und damit verbundene Tötung endlich kein Tabuthema mehr sind. Daher hätte dieser „Thriller“ auch ein bedeutsames Buch werden können. |Hätte|, denn leider ist er das in diesem Sinne doch nicht. Dabei ist er im Ansatz nicht schlecht.

Es geht um Menschen, ihre Neigungen und Abneigungen, ihre Werte und Abgründe, ihre Obsessionen – und ihr gesellschaftliches Miteinander (oder Gegeneinander?). Allen voran steht Bernt Lund, ein Psychopath, der zwei Kinder ermordet und geschändet hat und dem es gelingt, aus dem Gefängnis zu entfliehen.

Damit beginnt für Kommissar Ewert Grens und seinen Mitarbeiter Sven Sundkvist ein Wettlauf mit der Zeit, denn Lund ist eine tickende Zeitbombe und vergewaltigt und tötet wieder ein kleines Mädchen. Frederik Stefansson, Schriftsteller und Vater des ermordeten Kindes, macht sich auf die Suche nach dem Mörder seiner Tochter und erschießt ihn. Damit löst er eine Lawine aus, die das ganze Land in Unruhe versetzt und das Thema „Lynchjustiz“ und seine Folgen greifbar werden lässt, aber auch unser aller Menschlichkeit mit ihren Facetten – die durch teilweise recht derbe Verbalitäten unterstrichen wird, die aber für mich die Aussagen unterstreichen, dass wir alle unsere dunklen Seiten in uns tragen. Da sind Lennart Oscarsson, der ein Doppelleben führt und bisexuell lebt und liebt, eine Richterin im Gewissenskonflikt und vorurteilsbehaftete Menschen, die den „Fall“ als Entschuldigung für ihre eigenen Taten beklatschen und heranziehen.

Dennoch kommt der Roman streckenweise nicht so recht in Schwung. Der Handlungsbogen ist stellenweise sehr zähfließend und Spannung kommt erst zum Schluss auf, und auch dort nicht vollends. Der Thrill ist eher subtil. Auch das Gesellschaftsbild wird mit zunehmender „Handlung“ eher eindimensional und lässt den Leser unbefriedigt zurück. Schade um das Thema, das eine sorgfältigere Herangehensweise verdient hätte.

An Bücher, die eine Auszeichnung erhalten haben – so wie dieses den renommierten skandinavischen Krimipreis „Glasnyckeln“ -, legt man automatisch andere Maßstäbe als an andere. Diesen wird „Die Bestie“ nicht gerecht. Denn genau von dieser – sprich: Lund – erfährt man viel zu wenig. Es fehlt das Täterprofil; dieses wird – wie bei den anderen Charakteren – nur an der Oberfläche gestreift und geht nicht in die Tiefe. Dabei sind die Ansätze – hier der eigene Missbrauch des Täters als Kind – nicht sinnlos, sie werden nur nicht konsequent weitergeführt. Umso bedauerlicher, und da wiederhole ich mich gerne, weil das Buch ein wichtiges Thema behandeln will.

Kommen wir zu einem weiteren Punkt. Auch wenn ich minimalistische Stile liebe, so bin ich auch, was den Stil der beiden Autoren angeht, zwiegespalten. Nun bleibt bei einer Übersetzung natürlich – ohne den Vergleich mit dem Originaltext ziehen zu können – die Möglichkeit, dass es zu stilistischen Änderungen kommen kann. So ist das eventuell auch in diesem Fall. Leider ist auch das Lektorat, das aus- und angleichend hätte eingreifen müssen, alles andere als zufriedenstellend.

So bleibt als Fazit ein Krimi, der ein wichtiges Thema behandeln will, diesem aber nicht völlig gerecht wird und auch nicht unbedingt vor Spannung strotzt.

http://www.fischerverlage.de/

Siemen, Sven (Redaktion) – Multi-Mania 14

Mikis Wesensbitter & die |Multimania|-Besatzung heißen die Leser im VORWORT der Ausgabe 14 gewohnt locker willkommen – unter der Devise: „Bist du mit der 13. Nummer nicht gescheitert, wird es dich ewig geben!“ Da kann ich nur sagen: hoffentlich!

Wir dürfen also wieder einmal gespannt auf die neue Ausgabe sein, die sich „Dawn of Magic“ zum Titelthema auserkoren hat. Auch sonst berichtet das MM-Team gewohnt munter und informativ über die Produkte der Medienwelt, die uns den Alltag verschönern können.

Und los geht’s! Auf Seite 4 plaudert wieder – als feste Größe – das TEAM über seine Lieblings-CD, den Lieblingsfilm, den favorisierten Urlaubsort und mehr. Danach kommt Olaf Brinmann mit den KINO NEWS & DVD daher – sprich mit kurzen und bündigen Infos aus diesem Bereich.

Es folgt IM SCHATTEN DES GRAUENS, wo ich wieder auf die neueste – in eine weitere Melanie-Episode eingebettete – Filmkritik von Mikis Wesensbitter stoße (und ertappe mich erneut dabei, mal einen längeren Melanie-Episodentext lesen zu wollen). Mikis erzählt dort in dankenswert menschlicher Weise über „Emmas Glück“, einen Film, der zeigt, dass das Glück ganz nah sein und doch in so weiter Ferne liegen kann. Mikis bezeichnet „Emmas Glück“ als einen der schönsten deutschen Filme, die er in den letzten 16 Jahren gesehen habe. Der Empfehlung kann man sich schlecht entziehen!

Stefan Schomberg gestaltet die COVERSTORY über „Dawn of Magic“ und stellt fest, dass das Action-Rollenspiel – sieht man von kleineren Mängeln ab – ein legitimer Thronfolger des legendären „Lord of Destruction“ ist.

Mikis Wesensbitter stellt in den KINO Reviews „Inland Empire“ und „Mana – Die Macht der Dinge“ vor, Björn Helbig hingegen „The Contract“ und „TMNT- Teenage Mutant Ninja Turtles“. In KINO erfährt der informationshungrige Leser u. a. etwas über „The Host“, Sozialsatire und Monsterfilm gleichermaßen. Alexander „LX“ Posselt gibt an, dass der Film mit typisch koreanischem Lokalkolorit und wildem Genre-Mix zwar intelligenter sein mag als die amerikanischen Pendants, er aber dennoch Unterhaltungskino der leicht verderblichen Sorte bliebe. Natürlich darf auch kein Artikel zu „Fluch der Karibik 3“ fehlen. Captain Sparrows letztes Abenteuer, auf das die Fans sehnsüchtig gewartet haben und das den Abschluss der Piraten-Trilogie bildet. Sie werden voll auf ihre Kosten kommen!

In DVD geht es um „Brick“, ein cineastisches Menü aus Film Noir mit coolen kalifornischen Jugendlichen, welches das Prädikat „ungewöhnlich“ mehr als verdient hat. „Matando Cabos“, das Erstlingswerk des Regisseurs Alejandro Lozano, zeigt auf recht unterhaltsame Weise, welche Kettenreaktion der Umstand zur Folge haben kann, wenn man eine Entführung plant und dann in der Ausübung das Opfer verwechselt. Den beiden ausführlicheren DVD-Vorstellungen folgen wieder neuneinhalb Seiten DVD-Reviews mit Punktvergabe auf einer Skala von eins bis fünf.

Weiter geht es mit den Serien-NEWS rund um „Battlestar Galactica“, „Tin Man“, „Stargate“, „Twilight“ und anderen.

Darüber hinaus gibt es wieder eine reichhaltige MM-Verlosung, News und Reviews zu GAMES, TECHNIK, HÖRSPIELE (u. a. einen einseitigen Bericht über die Hörspielschmiede „Lausch“ und deren Serie „Caine“), ROLLENSPIELE, ANIME & MANGA, COMICS, MUSIK und LITERATUR. In letzterem Bereich freue ich mich über einen einseitigen Artikel über mich und meine Projekte von Markus Mirschel, desweiteren berichtet Steffen Volkmer über „Halle 2: Die heimlichen Stars der Leipziger Buchmesse“. Außerdem gibt es wie immer Poster im Innenteil (u. a. das Covermotiv) … und vieles mehr.

_Fazit:_ Wie immer eine „runde“ Sache, Informationen in Hülle und Fülle und das für 2,90 €! Also: Kaufen oder besser abonnieren!

|MULTIMANIA
Kino/DVD/Games/Hörspiele/Rollenspiele/Anime/Comic
Abo (6 Hefte): 15,- € (Inland)
http://www.multi-mania.net/

Chefredakteur:
Sven Siemen
sven@multi-mania.net

Abos und Nachbestellungen:
Devil Inc Presseverlag
Richard-Wagner-Str. 64
66111 Saarbrücken
Fax: 0681/3907661

Lektorat: Diana Glöckner

Produktionsleitung:
Jörg Mathieu, Alexander Ertner, Sven Siemen

Redaktionelle Mitarbeiter:
Elina Lydia Müller (ELM), Jens Riediger (JR), Mikis Wesensbitter (MW), Ulf Imwiehe (UI), Daniel Harnoß (DH), Yazid Benfeghul (YB), Simon Dümpelmann (SD), Sebastian Hirschmann (SH), Rouven Dorn (RD), Philipp von dem Knesebeck (PVK), Michael Fangmann (MF), Björn Backes (BB), Michael Hempel (MH), Andreas Peter (AP), David Ivanov (DI), Martin Kreischer (MK), Sven Siemen (SVS), Olaf Brinkmann (OB), Alexander Ertner (AE), Florian „Zosse“ Zastrau (ZOS), Oliver „Zappo“ Stichweh (ZAP), Martin Lips (MAL), Kai-Uwe Sander (KUS), Henri Kramer (HK), Patric Knittel (PK), Ruben Heim (RH), Björn Thorsten Jaschinski (BTJ), Julia Stichweh (JST), Jan Stetter (JS), Jan „Karli“ Schaarschmidt (Karli), Christian Bartsch (CB), Dorothea Gallien (DOG); Diana Glöckner (DG), Daniel Pereé (DP), Dennis Pelzer (DEP), Holger Bals (HB), Christian Hubert (CH), Michael Kulüke (MIK), Dorothea Gallien (DOG)

Design: Gary Langer,
gary@multi-mania.net |

Bollhöfener, Klaus (Red.) / Havemann, Achim (Hrsg.) – phantastisch! 26

_Inhalt:_

|Interviews|

Thomas Harbach: Interview mit Greg Bear
Michael Schmidt: Interview mit Brian Keene
Joachim Körber: Interview mit Nick Mamatas
Carsten Kuhr: Interview mit Samit Basu

|Bücher, Autoren und mehr|

Andreas Eschbach: Die Kunst der Perspektive – Werkstattnotizen Teil 11
Bartholomäus Figatowski: Schule ohne Zukunft?
Kurt S. Denkena: Der Tantalus-Zyklus
Achim Schnurrer: Klassiker der phantastischen Literatur : William Beckford Teil 1
Ulrich Blode: Die Hardboiled-Science-Fiction des Richard Morgan
Ulrich Blode: Die ewige Bibliothek: Die phantastische Bilbliothek Wetzlar
Klaus N. Frick: Der doppelte „Zamorra“
Heiko Langhans: Ein Kind des Wundersamen – Jack Williamson 1908-2006

|Phantastisches Update|

Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

|Rezensionen|

Horst Illmer: Adam Roberts: „Sternennebel“
Regnier Le Dykt: Mike Ashley & Eric Brown: „Rückkehr zum Mittelpunkt der Erde“
Ulrich Blode: José Carlos Somoza: „Das Einstein-Projekt“
Helmuth W. Mommers: Fabian Vogt: „Die erste Ölung“
Andreas Wolf: Stephen King: „Love“
Andreas Wolf: Koontz, anderson, Gorman: „Frankenstein – Teil 1: Das Gesicht / Teil 2: Die Kreatur“
Carsten Kuhr: Kai Meyer: „Lanze und Licht“
Horst Illmer: Howard Phillips Lovecraft: „Das schleichende Chaos“
Andreas Wolf: Thomas Harris: „Hannibal Rising“
Andreas Wolf: David Morrell: „Creepers“
Regnier Le Dyckt: William Kotzwinkle: „Das Amphora-Projekt“
Taboranagah Singh: Nessun Saprà: „Lexikon der deutschen Science Fichtion und Fantasy 1919-1932“

|Comic|

Klaus N. Frick: Geheimnisse im ländlichen Frankreich – Comic-Trilogie „Extra Muros“

|Story|

Gunnar Kunz: „Die Mirokosmos-Maschine“
Anneliese Wipperling: „Der Gedankendieb“

_Rezension_

|phantastisch! 26| bietet dem Leser wieder einmal „Neues aus anderen Welten“ – und das gewohnt abwechslungsreich. Schon im Vorwort des Chefredakteurs Klaus Bollhöfener wird dem Leser der neuen Ausgabe ein besonderes Schmankerl angekündigt: Samit Basu, der erste indische Fantasy-Autor, der auch internationalen Erfolg feiert, wird vorgestellt.

Doch es geht wie immer mit dem UPDATE los, in dem Horst Illmer „Nachrichten & Neuerscheinungen“ bietet. Das sind „Nachrufe“ (z. B. auf den überraschend verstorbenen Harald Evers), „Gedenktage“, „Neue (und alte) Bücher“ (z. B. über „Das Ende der Welt“ von Camille Flammarion; ein Titel, der nach mehr als hundert Jahren nach erstem Erscheinen nun wieder über Dieter von Reeken erhältlich ist oder die von Ulrike Jonack herausgegebene Anthologie „Entdeckungen“), „SF & Fantasy in den Medien“ und endet mit der Frage „Wer ist eigentlich Adam Roberts???“ und stellt somit – kurz und informativ – den 1965 in London geborenen Autor vor, der sich in den letzten Jahren zu einem der interessantesten und vielfältigsten Schriftstellern des phantastischen Genres entwickelt hat.

Es folgen die Werkstattnotizen – Teil 11 von Andreas Eschbach – über die „Kunst der Perspektive“. Auch diese wie bisher gewohnt informativ.

Thomas Harbach interviewte _Greg Bear_, den in Kalifornien geborenen Autor, dessen mehr als dreißig Romane inzwischen in fünfzehn Sprachen übersetzt wurden und der bereits im Alter von neun Jahren zu schreiben begann.

Michael Schmidt hingegen befragte den amerikanischen Autor _Brian Keene_, den Gewinner des „Bram Stoker Award 2003“, dessen Kurzgeschichtensammlung „Angst vor dem Sturz“ in dem Kleinverlag |Eloy Edictions| erschien.

_Nick Mamatas_, der in Boston lebende Autor, der neben Storys zahlreiche Essays und Kritiken für Underground- und Musik-Magazine und politische Zeitschriften verfasste und mit seinem Romandebüt „Move Under Ground“, das auf intelligente Weise das Leben der Beat-Dichter Jack Kerouac, Neal Cassady und Allen Ginsberg mit der von H. P. Lovecraft geschaffenen Cthulhu-Mythologie verbindet, Aufsehen errang, stand im Gespräch mit Joachim Körber.

Hauptaugenmerk ist das im Vorwort angekündigte Interview von Carsten Kuhr mit dem indischen Autor _Samit Basu_, der mit seinem Debütroman „Der letzte Held“ bei |Piper| brillierte und die Lachmuskeln der teutonischen Leser reizte.

Auch im Rezensionsbereich hält |phantastisch! 26| wieder Interessantes bereit. So zum Beispiel über die Titel „Die erste Ölung“ von Fabian Vogt, |Brendow|, (Helmuth W. Mommers: Endlich wieder eine Autoren-Erstsammlung, die zu Recht ihren Weg in den Buchmarkt gefunden hat.“), „LOVE“ von Stephen King, |Heyne| (Andreas Wolf: Der „Bärtige aus Main“ scheint müde geworden zu sein; vielleicht sollte er eine kreative Pause einlegen …) , „Das schleichende Gift“ von H. P. Lovecraft und viele mehr.

B. Figatowski bietet mit „Schule ohne Zukunft?“ einen anschaulichen Bericht über das Thema „Warum die Science-Fiction in den Unterricht gehört, aber dort noch so selten ist …“ und unterbreitet sogleich Vorschläge zur Vermittlung der SF in den Lehranstalten.

In „Klassiker der phantastischen Literatur“ stellt Achim Schnurrer _William Beckford_ vor.

Klaus N. Fricks „Der doppelte Zamorra“ handelt von der Serie „Professor Zamorra“ und den Hardcovern des |Zaubermond|-Verlages .

Ulrich Blode stellt in seiner Dokumentation die „Phantastische Bibliothek Wetzlar“ vor, die Werke phantastischer Richtungen und Genres sammelt und den Besuchern dieser öffentlichen und wissenschaftlichen Einrichtung anbietet.

Interessant ist auch das Essay über Jack Williamson (1908-2006) von Heiko Langhans, der den in Bisbee geborenen und am 10. November 2006 im Alter von 98 Jahren verstorbenen Autor, der nahezu seit den Anfängen der SF-Ära eine zentrale Figur ausmachte, vorstellt.

Klaus Bollhöfener beendet die Ausgabe mit „Intern“em und kündigt unter anderem an, dass sich Gabriele Scharf mit dieser Ausgabe als Storyredakteurin, Illustratorin und Gestalterin von vier Titelbildern verabschiedet, um zu anderen Welten aufzubrechen.

_Fazit:_ Alles in allem ist |phantastisch! 26| wieder einmal höchst informativ und vor allem abwechslungsreich. Es gibt bisher keine Ausgabe, die enttäuschte, und das will etwas heißen!
Kaufen!

|PHANTASTISCH! 26
Vierfarbcover, 68 Seiten
ISSN 1616-8437
April 2007
Cover: Gabriele Scharf|
http://www.phantastisch.net

Redaktionsteam – Multi-Mania 13

Mikis Wesensbitter heißt den Leser gewohnt locker im phantastischen Wellness-Ressort MULTIMANIA willkommen, lädt ihn zu einem Blick über die bizarre multimediale Landschaft ein. Und die Macher dieses Magazines haben wieder einmal ihr Bestes gegeben!

Nach dem Vorwort geht es wieder mit dem TEAM-Geplaudere weiter. So erhalten die fleißigen Multimanianer von Ausgabe zu Ausgabe mehr „Profil“ – und das ist gut so!

Auf Seite 6 bietet Olaf Brinkmann Kino&DVD-NEWS, so z. B. dass man sich schon seit März den neusten 007-Film „Casino Royale“ als Doppel-DVD ins Haus holen kann.

Weiter geht es mit der KOLUMNE „Im Schatten des Grauens“, in der unter anderem Mikis Wesensbitter wieder einen Film, eingebettet in einer weiteren köstlichen Melanie-Episode (ich liebe es, wenn ich mich nicht nur durch dröge Besprechungen lesen muss!), vorstellt. Dieses Mal geht es um „Die blaue Grenze“, ein Film, der Mikis „auf’s Höchste begeisterte“, mit einer anbetungswürdigen Hanna Schygulla und einer Handlung, in der es um Menschen geht, ihre Geschichten, Gefühle, Verbindungen und mehr.

Die COVERSTORY befasst sich mit „Dark Age of Camelot: Labyrinth of the Minotaur“, dem im Februar erschienen Add-on – nach zwei kostenlosen Downloads nun die siebte Erweiterung des schon seit fünf Jahren existierenden MMORPGs, das frischen Wind in die angestaubten Segel des Pioniers der 3D-Online-Rollenspiele zu bringen gedenkt. Ob es gelungen ist, kann man in der MULTIMANIA nachlesen.

Björn Helbig stellt in den KINO-Reviews „Schräger als Fiktion“ vor, einen der interessantesten Filme des ersten Quartals 2007, der durch virtuose Inszenierung und skurrile Charaktere überzeugt – eine Mischung aus Komödie, Tragödie, Schmonzette und absurdem Theater. Auch „Lonely Hearts Killers“, ein stimmugsvoller, stilsicherer Krimi mit psychologischem Element, der einen wahren Kriminalfall der 40er Jahre zum Gegenstand hat, kommt gut in der Bewertung weg.

In KINO bringt Christian Humberg dem Leser „Ghost Rider“ näher, einen relativ coolen Comicfilm. Laut Humberger nicht mehr und nicht weniger. Mehr Info findet der MM-Leser aber auf jeden Fall über den Film – auf einer stolzer Seitenlänge.

Interessant ist der KINO-Artikel über „Pan’s Labyrinth“. Der mexikanische Erfolgsregisseur Guillermo del Toro hat sich eines märchenhaften Themas angenommen, das auch ohne epische Drachenritte und kitschigen Heldenmut auskommt, sondern vielmehr durch eine atemberaubende Bildästhetik, zauberhafte Erzählweise und eine intelligente Geschichte über die kleine Ofélia, die mit ihrem Mutter zu ihrem Stiefvater nach Nordspanien zieht, zu überzeugen weiß.

Schlechter schneidet da „Saw 3“ ab, dem man anmerkt, dass er nur auf Gewalt und den obligatorischen Plot-Twist ausgelegt ist. Weiterhin bietet MM Informationen über „Midnight Movies“, eine äußerst unterhaltsame Dokumentation über das Phänomen Genres. In den 70er Jahren erschienen einige Filme, die in den normalen Programmkinos gnadenlos floppten. Diese Filme feierten aber sensationelle Erfolge, wenn sie in speziellen Sondervorführungen zur Geisterstunde gezeigt wurden. Und eben jener Filme nimmt sich „Midnight Movies“ an, in KINO z. B. über „The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“, dem neuen Kapitel in der Saga, das ein harter und brutaler Film geworden ist, der dem Remake in kaum etwas nachsteht und beste und blutigste Splatter-Unterhaltung bietet. Markus Mirschel plaudert über „Das Omen“ auf DVD, Steffen Volkmer über „Neues vom Wixxer“, der zweiten Edgar-Wallace-Satire aus der Feder von Satire-Superhin Oliver Kalkhofe – sicher ein weiterer Glücksfall für das Comedy-Genre in Deutschland.

In SERIEN berichtet Robert Vogel über „Neues aus dem Stargate-Universum“ und von „Starhunter“, der neuen Weltraum-Science-Fiction-Serie, die donnerstags nachts bei RTL 2 läuft.

LITERATUR bietet je einen einseitigen Artikel über die in Melbourne geborene Autorin Trudi Canavan und der laut |Die Welt| unbestrittenen Nummer Eins unter den Thrillerautoren, Tom Clancy. Es folgen drei Seiten LITERATUR-Reviews.

Darüber hinaus gibt es wie gewohnt DVD-Reviews auf satten acht Seiten, in FSK 0 Tipps für Eltern, was sie ihren Kidis Gutes in Sachen medialer Unterhaltung angedeihen lassen können; wie immer bietet MM Verlosungen, Poster im Innenteil, Infos in den Rubriken GAMES, TECHNIK, HÖRSPIELE (sechs propper gefüllte Seiten!), ROLLENSPIELE, ANIME & MANGA, COMIC und MUSIK-Berichte über |Within Temptation| und |Type O Negative| und deren neues Album „Dead Again …“ und vieles, vieles mehr …

Die Ausgabe endet mit der KOLUMNE „Multimaniac“ von Sven Siemen.

Fazit: Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – aber es ist, wie es ist: MULTIMANIA bietet Information vom Feinsten, dazu in ansprechender Aufmachung. Da sehe ich doch gerne darüber hinweg, dass sich hin und wieder der Blocksatz verabschiedet hat. Also: Kaufen, abonnieren und sammeln!

|MULTIMANIA
Kino/DVD/Games/Hörspiele/Rollenspiele/Anime/Comic
Einzelausgabe: 3,00 €
Abo (6 Hefte): 15,- € (Inland)
Probeabo (3 Hefte): 6,- €
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Chefredakteur:
Sven Siemen
sven@multi-mania.net

Abos und Nachbestellungen:
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Richard-Wagner-Str. 64
66111 Saarbrücken
Fax: 0681/3907661

Lektorat: Diana Glöckner

Produktionsleitung:
Jörg Mathieu, Alexander Ertner, Sven Siemen

Redaktionelle Mitarbeiter:
Elina Lydia Müller (ELM), Jens Riediger (JR), Mikis Wesensbitter (MW), Ulf Imwiehe (UI), Daniel Harnoß (DH), Yazid Benfeghul (YB), Simon Dümpelmann (SD), Sebastian Hirschmann (SH), Rouven Dorn (RD), Philipp von dem Knesebeck (PVK), Michael Fangmann (MF), Björn Backes (BB), Michael Hempel (MH), Andreas Peter (AP), David Ivanov (DI), Martin Kreischer (MK), Sven Siemen (SVS), Olaf Brinkmann (OB), Alexander Ertner (AE), Florian „Zosse“ Zastrau (ZOS), Oliver „Zappo“ Stichweh (ZAP), Martin Lips (MAL), Kai-Uwe Sander (KUS), Henri Kramer (HK), Patric Knittel (PK), Ruben Heim (RH), Björn Thorsten Jaschinski (BTJ), Julia Stichweh (JST), Jan Stetter (JS), Jan „Karli“ Schaarschmidt (Karli), Christian Bartsch (CB), Dorothea Gallien (DOG); Diana Glöckner (DG), Daniel Pereé (DP), Dennis Pelzer (DEP), Holger Bals (HB), Christian Hubert (CH), Michael Kulüke (MIK), Dorothea Gallien (DOG)

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