Mark Brandis – Die Zeitspule (Teil 2, Folge 29)

Showdown in der Antarktis

2136: Die Hungersnot ist noch nicht gebannt. Mit strengen Rationierungen versucht die zentralregierung der Union, die Situation unter Kontrolle zu behalten. Die Raumnotretter sind mangels Ressourcen handlungsunfähig. Mark Brandis ist seinem ehemaligen Vorgesetzten John Harris auf die Venuskolonie gefolgt. Doch dann bringt ein skrupelloser Entführer Brandis in seine Gewalt und schickt ihn auf die Jagd nach einem Schatten aus der Vergangenheit…

(Teil 2) Das zweite Artefakt des IKARUS ist nicht weniger gefährlich als das erste. Mark Brandis versucht, die Initiative zurückzugewinnen, während er gleichzeitig um das Leben seiner Frau Ruth fürchten muss. Als er und Iwan Stroganow zu Fuß ausbrechen, um eine Versuchsanlage im antarktischen Eis zu finden, geraten sie zwischen die Fronten einer erbittert geführten Auseinandersetzung… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 12 Jahren.

Der Autor

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach Perry Rhodan) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart imm Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

Bisher erschienen (Gesamt-Titel ohne Teile)

1) Bordbuch Delta
2) Verrat auf der Venus
3) Unternehmen Delphin
4) Aufstand der Roboter
5) Testakte Kolibri
6) Vorstoß zum Uranus
7) Raumsonde Epsilon
8) Die Vollstrecker
9) Pilgrim 2000
10) Aktenzeichen illegal
11) Operation Sonnenfracht
12) Alarm für die Erde
13) Sirius-Patrouille
14) Lautlose Bombe
15) Triton-Passage
16) Blindflug zur Schlange
17) Raumposition Oberon
18) Ikarus Ikarus
19) Metropolis-Konvoi
20) Zeitspule
21) Planet-Aktion Z
22) Geheimsache Wetterhahn
23) Der Pandora-Zwischenfall (Folge 32, Schluss der Serie)

Hintergrund und Vorgeschichte

Die Mark Brandis – Hörspielreihe begann 2005-2007 mit Bordbuch Delta VII. Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.

* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;
* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;

EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis

VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking

VEGA

Die Strategische Raumflotte (SR) lagerte 2106 ihre Entwicklungsabteilung auf die Venus aus. Die zuständige Agentur ist die VEGA, kurz für Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik, mit immerhin 8000 Mitarbeitern. Direktor der VEGA ist seit 2122 der ehemalige Major (SR) und Commander (VEGA) John Harris. Die Routen der Testflüge für die Neuentwicklungen sind streng geheim, da die Prototypen als begehrte Beute sowohl für die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU), aber auch für Raumpiraten gelten. Offiziell gilt die VEGA als neutral, aber ihre Auftraggeber waren bislang immer die SR und die Raumfahrtbehörde der Union.

Handlung

Auf der Raumstation, wo Professor Smirnoff sein Labor eingerichtet hat. Smirnoff nimmt Mark Brandis‘ Mission zur Beschaffung von Weizen-DNS zur Kenntnis. Er besitzt das Präteriskop, mit dem man in die Vergangenheit schauen kann. Er nennt es eine Zeitspule, weil man damit zu einem Punkt in der Vergangenheit reisen und dort Veränderungen vornehmen kann. Diese Möglichkeit zur Manipulation bedeutet Allmacht – und Missbrauch. Er will das Alien-Artefakt zerstören.

Brandis vertraut ihm an, dass man ihn erpresst, seitdem man seine Frau Ruth bedroht. Daraufhin will ihm Smirnoff helfen. Er schickt ihn mit der Zeitspule zwei Minuten zurück in der Zeit – in die Antarktis, zum Scott-Base-Park. Hier hofft Mark, Mr. Leonardo Assante zu finden. Doch dieser erweist sich nicht als der gesuchte Erpresser, sondern als dessen Mittelsmann. Eine Nachricht von Ruth: Sie sei entführt worden, die Zeit dränge. Die Nanosonde, die Mark eingepflanzt wurde, drängt ihn, ein zweites Artefakt zu suchen: eine Kugel. Smirnoffs Labor sei inzwischen zerstört worden.

Mark gräbt zusammen mit Stroganow im Eis und gelangt an eine Luke. Der Gang dahinter führt zu einem abgeschalteten Kraftwerk. Irgendwo soll hier die verlangte Kugel sein. Stroganow antwortet nicht, und Mark wird bewusstlos geschlagen. Als er wieder erwacht, steht da sein Erzfeind Friedrich Chemnitzer vor ihm. Der verlangt die Zeitspule von ihm. Für wen arbeitet Chemnitzer?

Mein Eindruck

Die spannnendste Szene ist Marks Eindringen in den unterirdischen Kraftwerksbunker in der Antarktis, der eine ganze Menge Geheimnisse birgt – und Überraschungen bereithält. Die Stimmung ist unheimlich und angespannt, als würde er eine altägyptische Pyramide betreten und mit den geistern der Toten konfrontiert werden. Als sich Stroganow nicht meldet, beginnt sich Mark Brandis Sorgen zu machen. Statt der Weizen-DNS stößt er auf Gänge, die einstürzen, auf Chemnitzer, der ihm anscheinend, das Bein absägen will – kurzum: Die Lage ist ungemütlich.

Vor den zahlreichen Epilogen erhascht Brandis von Assante, der ebenfalls hier unten verletzt liegt, weitere Details über Chemnitzer und dessen linke Touren. Höchste Zeit, dass Commander Harris die lage bereinigt, Ruth befreit und die Hintermänner zur Rechenschaft zieht.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa Triebwerke oder Luken und Schleusen. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien und Games ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Vor allem das Dröhnen, Zischen und Jaulen von Düsen und Druckschleusen ist regelmäßig zu hören, was ja auch naheliegt. Auch das Auf- und Zuknallen von Tore, Türen, Schotts und Schleusen gehört mit zum üblichen Soundtrack einer BRANDIS-Folge.

Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend. Der Klang menschlicher Stimmen wechselt daher je nachdem, ob sie einen Helm mit Funk tragen oder nicht. Auch Übertragungen können verzerrt klingen, etwa wegen eines Sonnensturms aus geladenen Teilchen.

Die Sprecher

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, die Ärztin, seine Mitarbeiter Torrente und Stroganoff. Auch zwei Stars sind mit an Bord: David Nathan als die Stimme des Zigani Grischa Romen fehlt diesmal nicht. Er wurde in der Vorgängerfolge stark vermisst.

CORA, das Bordsystem, ist meist mit von der Partie, un das freut mich immer: Ihre Stimme wirkt immer ein wenig beruhigend und jeder Hörer der Serie weiß, dass sie unserem Commander aus der Patsche zu helfen versucht. Kurzum: Sie ist die Super-Mom.

Musik

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem flott inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den häufigen Intermezzi, in den Pausen.

Selten ist die Musik mal im Hintergrund zu hören, denn der Dialog soll nicht überdeckt werden, sondern vielmehr als Intermezzo. Die Musik erweist sich als eminent wichtig, um Stimmung zu erzeugen und den Übergang zwischen Szenen zu signalisieren. Allerdings fand ich diesmal, dass die häufige Pausenmusik das Hörspiel unnötig in die Länge zieht. Man kann entgegnen, dass sie dazu dient zu signalisieren, dass die Zeit von mehreren Wochen auf dem Hinflug zur Venus, zu Smirnoffs Raumstation und auf dem Rückflug zur Erde vergeht.

Das Booklet

Das Booklet bietet einen Überblick über die bereits erschienenen Folgen der Serie, über die Macher und über die Sprecher. Zudem gibt es eine Begriffserklärung zum Thema „Temporale Paradoxien“ (s.u.). Außerdem wird hier die neue Reihe „Mark Brandis, Raumkadett“ vorgestellt.

Unterm Strich

Es war wahrscheinlich unvermeidlich, dass ein routinierter SF-Autor wie Michalewsky sich auch des Themas „Zeitreise“ annehmen würde. Er zieht sich recht intelligent aus der Falle, die das Thema bereithält – dem Großvater-Problem (wenn ich in die Vergangenheit reise und meinen Opa töte, kann ich dann überhaupt geboren werden?). Über das Thema „Temporale Paradoxien“ klärt ein Text im Booklet auf.

Die Zeitspule erlaubt nur eine sehr kurze „Reise“ an einen bestimmten Punkt in der Vergangenheit, und auch nur dann, wenn man sie mitnimmt. Es wäre interessant zu erfahren, wie Prof. Smirnoff auf diese Funktionsweise des Alien-Artefakts vom IKARUS-Asteroiden gekommen ist. Und was ist mit dem Grav-Torpedo, der in Teil 2 eine Rolle spielt? Dafür sollte man wahrscheinlich die Buchvorlage lesen.

Recht reizvoll ist die Verbindung des altruistischen Motivs, nach Weizen-DNS zu suchen, um die Menschheit vor dem Hungertod zu bewahren, mit dem Krimi-Motiv, dass Mark dazu genötigt und erpresst wird. Der Kampf fürs Gute ist ja zwar gar nett, aber spannend wird dieser Kampf erst, wenn der Held eine handfeste „Motivationshilfe“ bekommt. Wie sich die Lage zuspitzt, ist hier im Abschluss dieses Zweiteilers zu erfahren.

Das Hörspiel

„Mark Brandis“ ist als Hörspiel professionell inszeniert, spannend, stellenweise actionreich und mitunter sogar bewegend. Im Unterschied zu den ersten Folgen wurden nun mindestens zwei größere Dialogszenen eingebaut, die mir sehr gut gefallen haben. Sie charakterisieren besonders Mark Brandis als einen moral- und verantwortungsbewussten Erwachsenen, der auch mal seine Fehler korrigieren kann.

Dies ist beruhigend weit entfernt von Kinderkram, aber auch ein Handicap: Die junge Zielgruppe fühlt sich wenig angesprochen. Deshalb wurde mit „Raumkadett Mark Brandis“ eine weitere Serie aufgelegt, die sich genau an diese jüngere Hörergruppe wendet. In zehn Jahren wird man diese Serie als Vorbild für eine gelungene SF-Serie aus deutschen Landen auf gleicher Höhe mit „Perry Rhodan“ setzen. Und die Sammler werden sich die Finger danach lecken.


Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u.a.

Nach Motiven des Romans “Zeitspule“ von Nikolai v. Michalewsky
Manuskript: Balthasar von Weymarn
Sounddesign & Musik: Jochim-C. Redeker
Aufnahme: Sven-Michael Bluhm, Manuel Mendes Teixeira
Produktion, Regie und Schnitt: Jochim-C. Redeker & Balthasar von Weymarn
Artwork: Alexander Preuss

Die Rollen und ihre Sprecher:

Mark Brandis: Michael Lott
Ruth O’Hara: Dorothea Anna Hagena
John Harris: Gerhart Hinze
Lt. Iwan Stroganow: Martin Wehrmann
Dr. Rebecca Levy: Claudia Urbschat-Mingues
Bordsystem CORA: Mira Christine Mühlenhof
Walter Hildebrand: Oliver Rohrbeck
Friedrich Chemnitzer: Thomas Nero Wolff
Leonardo Assante: André Beyer
Magnus Sauerlein: Stefan Peters
Leo S. Smirnoff: Reinhard Scheunemann
General Alfred Dreyer: Andreas Conrad
Und weitere.

Mehr Info: www.folgenreich.de, www.markbrandis.de und www.interplanar.de (ohne Gewähr).

Der Titel der nächsten Folge (30) lautet „Planet-Aktion Z“.

Info: 1 CD, ca. 49 Minuten

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