Schlagwort-Archive: Jack Reacher

Lee Child – Make Me / Keine Kompromisse (Jack Reacher 20)

Alpträume: Tief im Deep Web und in den Weizenfeldern

Reacher steigt in einem Kaff namens Mother’s Rest aus, weil ihn der Name neugierig macht. Statt einer Erklärung stößt er auf eine ehemalige FBI-Agentin, die ihren vermissten Kollegen sucht. Aus der Stadt will man sie bald vertreiben, aber sie stoßen auf Notizen wie „200 Todesfälle“ und einen Journalisten der renommierten „L.A. Times“. Irgendein Geheimnis ist in Mother’s Rest verborgen, und jemand setzt einen Killer auf Reacher und seine neue Freundin, um dafür zu sorgen, dass sie das Geheimnis niemals lüften werden…
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Lee Child – Blue Moon (Jack Reacher 24)

Reacher, die Ein-Mann-Armee

Eine namenlose Stadt im Südwesten der USA haben sich kriminelle Banden aus der Ukraine und Albanien unter sich aufgeteilt. Demarkationslinie ist die Center Street. Als Reacher sich durch die Unterstützung eines Schuldners einmischt, entfacht er unwissentlich einen Bandenkrieg. Er findet heraus, dass erst seit wenigen Monaten die Qualität der Unterdrückung drastisch zugenommen hat, verursacht durch die Hightech-Informatik eines gescheiterten IT-Unternehmers. Reachers Weg ist vorgezeichnet: Er muss das schwer bewachte „Adlernest“ ausräuchern. Doch um dies zu vollbringen, braucht er sehr kompetente Leute – und eine schlaue Freundin…

Der Titel verweist auf ein sehr unwahrscheinliches Ereignis: einen blauen Mond. Er ist in den USA sprichwörtlich.
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Lee Child – Past Tense / Der Spezialist (Jack Reacher 23)

Jagdszenen in New Hampshire

Der ewige Tramper Jack Reacher strandet in Laconia, New Hampshire. Hey, hier wuchs ja sein Vater Stan auf, bevor er ins Marine Corps eintrat. In der Gegend gibt es eine Menge Reachers, stellt er fest. Schon am zweiten Abend handelt er sich Ärger mit der Unterwelt ein, als er einer Cocktail-Kellnerin in Not beisteht.

Unterdessen verschickt ein anderer Reacher in den nahen Wäldern, wo er ein Motel gebaut hat, Einladungen zu einem ganz speziellen Spiel. Er hat zwei arglose Kanadier gefangen, die auf der Durchreise waren. Nun können sie nicht mehr weg, dafür hat er gesorgt. Bald darauf treffen die ersten Mitspieler ein und bestaunen das kanadische Pärchen durchs Fenster von Zimmer Nr. 10 – das perfekte Wild, da sind sich alle einig…
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Lee Child – One Shot / Sniper (Jack Reacher 9)

Verfilmter Sniper-Thriller

Sechs Schüsse. Fünf Opfer. Ein Stadt im Herzland der USA wird von Terror heimgesucht. Doch binnen Stunden hat die lokale Polizei den Fall gelöst. Der Fall ist so wasserdicht, dass sich der Bezirksstaatsanwalt bereits auf den Prozess freut. Es gibt nur einen Haken: Der angeklagte Schütze weigert sich zu reden und äußert nur einen Satz: „Holen Sie mir Jack Reacher!“

Doch der lässt sich nirgendwo finden. Als der Gesuchte jedoch in Florida die TV-Nachrichten schaut, erkennt er den Namen James Barr wieder – und erinnert sich an jene hässliche Sache vor 14 Jahren, die in Kuwait City geschah. Klarer Fall: Er muss Barr wiedersehen. Doch auf welcher Seite steht Reacher?

Der Autor
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Lee Child – Way Out (Jack Reacher 10)

Jack Reacher, der Militärcop mit dem Ehrenkodex

Eigentlich wollte er nur einen Kaffee trinken – doch dann wird Jack Reacher Zeuge einer Geldübergabe. Frau und Tochter eines Millionärs sind verschleppt worden. Steckt wirklich nur eine Entführung mit Lösegeldforderung dahinter, oder hat es mit den schmutzigen Machenschaften des ach so besorgten Edward Lane zu tun, der sein Vermögen als Vermittler für Söldner gemacht hat? Reachers Instinkt für krumme Sachen ist geweckt. Er nimmt sich der Sache an – und gerät zwischen ungeahnte Fronten … (dt. Verlagsinfo)

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Lee Child – Der Bluthund (Jack Reacher 22)

Drogenschnüffler wider Willen

Der ehemalige Militärpolizist Jack Reacher entdeckt zufällig bei einem Pfandleiher einen Abschlussring der Militärakademie West Point. Warum trennt sich jemand von einer so hart errungenen Trophäe? Einem Impuls folgend beschließt er, die ursprüngliche Besitzerin aufzuspüren und ihr diese Auszeichnung zurückzubringen.

Doch der Ring ging bereits durch viele Hände, und plötzlich befindet sich Reacher im Netz einer kriminellen Organisation mit Verbindungen in die höchsten Kreise der Gesellschaft. Ein Preis wird auf seinen Kopf ausgesetzt, Killer heften sich an seine Fersen. Es gibt eben Leute, mit denen man sich nicht anlegen sollte – zum Beispiel mit Jack Reacher! (Verlagsinfo)
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Lee Child – Der Janusmann (Jack Reacher 7)

Cop-Action: Showdown mit dem toten Mann

Vor sechs Jahren quittierte Jack Reacher, damals Spitzenermittler der US-Militärpolizei, den Dienst. Er tauchte unter – unerreichbar, unauffindbar. Doch dieses eine Mal kommt der rastlose Einzelgänger freiwillig aus der Deckung. Durch puren Zufall ist er einem Mann begegnet, den er seit zehn Jahren für tot gehalten hat. Die Narben auf dessen Stirn erinnern Reacher an sein furchtbarstes Erlebnis, und er weiß: Noch immer geht von dem Janusmann eine tödliche Gefahr aus … (Verlagsinfo)

Der Autor

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Lee Child – Bad Luck and Trouble / Trouble (Jack Reacher 11)

Gefährliches altes Eisen

Eines Tages liegen auf Jack Reachers Konto 1030 Dollar. Der Mann ohne Telefon und festen Wohnsitz weiß sofort: Seine Vergangenheit hat ihn wieder. Er spürt die Frau auf, die ihm den militärischen Notrufcode zugespielt hat: seine Expartnerin aus Army-Zeiten, Frances Neagley. Sie hat schlechte Nachrichten. Calvin Franz, ein Mitglied der einstigen Neunergruppe, wurde grausam ermordet. Und es scheint, als sei Franz nicht der Einzige aus Reachers altem Team, der einem gefährlichen Gegner zum Opfer gefallen ist … (Verlagsinfo)
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Lee Child – Die Hyänen (Jack Reacher 24)

Reacher, die Ein-Mann-Armee

Jack Reacher reist ziellos in einem Greyhound-Bus durch die USA. Da beobachtet der ehemalige Militärpolizist, wie ein alter Mann, der gerade aus dem Bus gestiegen ist, überfallen wird. Reacher wäre nicht Reacher, wenn er tatenlos zusähe – er greift ein. Das Opfer ist verletzt, will ihn aber auf keinen Fall in diese Angelegenheit hineinziehen.

Doch Reacher konnte noch nie wegsehen, wenn Schwächere Hilfe brauchten. Und so gerät er zwischen die Fronten zweier Mafia-Clans, die brutal um die Herrschaft über ihre Stadt ringen. Anfangs sehen die Verbrecher in dem Fremden noch keine Bedrohung. Doch dann erkennen sie, dass sie einem Mann wie Reacher noch nie begegnet sind. (Verlagsinfo)
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Child, Lee – Sein wahres Gesicht (Jack Reacher)

_Halbgesicht, ein Schurke wie aus einem Comic_

Jack Reacher, ein ehemaliger Militärpolizist hat drei Monate lässig in Key West gelebt, als ein Edetektiv aus New York City ihn findet und am gleichen Abend noch tot aufgefunden wird – mit abgeschnittenen Fingerkuppen. Die Spur führt zurück zu Jacks Mentor und Kommandeur Leon Garber: Er ist gestorben, aber seine Tochter Jodie schwebt in Lebensgefahr.

Jodie, eine clevere Anwältin und Jacks heimliche Liebe, steht vor einem Rätsel. Aber über Garbers Ärztin stoßen die beiden auf ein ungewöhnliches Ehepaar: Die Hobies. Und deren Sohn sucht verzweifelt nach Jodie. Um sie für immer zum Schweigen zu bringen. Aber weshalb?

_Der Autor_

Lee Child wurde in den englischen Midlands geboren, studierte und arbeitete dann viele Jahre als TV-Produzent. Heute lebt er mit Frau und Tochter im US-Bundesstaat New York. Mit seinen „Jack Reacher“-Thrillern hat er sich eine große Lesergemeinde erobert und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Anthony Award.

1) Zeit der Rache (O-Titel: Killing Floor, 1997)
2) Die Trying (1998)
3) [„Sein wahres Gesicht“ (O-Titel: Tripwire, 1999)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2984
4) The Visitor (2000)
5) Echo Burning (2001)
6) Without Fail (2002)
7) Persuader (2003)
8) The Enemy (2004)
9) One Shot (2005)
10) The Hard Way (2006)
11) Bad Luck and Trouble (2007)
12) Nothing to Lose (2008)
13) Gone Tomorrow (2009)
14) 61 Hours (2010)

_Handlung_

Jack Reacher ist aus dem Dienst als Militärpolizist ehrenhaft ausgeschieden und hat sich in Key West, dem südlichsten Punkt der USA, niedergelassen. Er hält sich mit dem Ausgraben von Swimmingpools und als Rausschmeißer einer Striptese-Bar über Wasser. Er hat keine einzige Kreditkarte, keinen festen Wohnsitz und kein Auto. Für fast alle Behörden der USA ist er praktisch unsichtbar, besonders für die Army. Das ist genau in seinem Sinne.

Deshalb reagiert er mit Misstrauen, als ein New Yorker Detektiv namens Costello nach einem Jack Reacher fragt, und zwar in einer unscheinbaren Bar. Reacher leugnet, der Gesuchte zu sein. Costello gibt als Auftraggeberin eine Mrs. Jacobs an, bevor er verschwindet. Reacher mag es nicht, wenn man ihm sucht. Als am gleichen Abend in der Stripperbar zwei New Yorker Typen ebenfalls nach Reacher fragen, ahnt er, dass er sich darum kümmern muss. Wenig später findet er Costello tot in einer dunklen Gasse, mit sorgfältig abgeschnittenen Fingerkuppen. Offenbar wollten die zwei finsteren Typen seine Identifizierung erschweren. Reacher packt seine Sachen und fliegt nach New York. Wer sucht ihn?

Da Costello mal ein Cop war, ist seine Adresse leicht herauszubekommen. Doch Reacher trifft zu spät ein, um Costellos Sekretärin noch warnen zu können: Sie ist verschwunden. Dass sie einen Geschäftsbrief mitten im Satz abgebrochen hat, ohne das Dokument zu speichern, sieht einer Sekretärin gar nicht ähnlich. Reacher vermutet, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Aus den Rechnungen erfährt er die Nummer der Anwaltskanzlei dieser mysteriösen „Mrs. Jacobs“ und ruft dort an. Man gibt ihm die Adresse im Bundesstaat New York, unweit von der Militärakademie West Point, und rät ihm, sich zu beeilen. Wobei?

Bei einer Trauerfeier, wie sich herausstellt. Jacks früherer Kommandeur und Mentor ist vor wenigen Tagen an einem Herzversagen gestorben. Seit 15 Jahren hat er ihn nicht mehr gesehen – und auch dessen bildhübsche Tochter nicht, die nun die einzige ist, die den abgerissen aussehenden Mann aus dem warmen Süden begrüßt: Jodie Garber, geschiedene Mrs. Jacobs! Jodie ist Jacks große, unerfüllte Liebe.

Nachdem alle Trauergäste gegangen sind, drängt Jack die bildhübsche Anwältin zur Eile: Wer Costello auf dem Gewissen hat, sucht wahrscheinlich auch nach dessen Auftraggeberin. Zu spät! Die zwei Killer aus Key West sind bereits hier und warten schon an der Haustür, dass „Mrs. Jacobs“ heraustritt, um sie abzuknallen. Doch Jack macht den beiden einen dicken Struch durch die Rechnung …

Mit dem Testament Garbers und einer Adresse fahren Jack und Jodie zu Garbers Ärztin, der Kardiologin Dr. McBannerman. Sie ist diejenige, die ihnen verraten kann, warum sich Leon Garber entgegen ärztlichen Anweisungen nicht geschont, sondern vielmehr für ein neues Projekt abgerackert hat. Besonders die Reise nach Hawaii dürfte Garbers Gesundheit stark strapaziert haben, meint sie. Hawaii, wundert sich Jodie. Sie wusste nichts davon.

Von Dr. McBannermans Vorzimmerdame erfahren sie, wen Garber hier in der Praxis kennenlernte: das alte Ehepaar Hobie. Aber was wollten sie von Garber?

|Unterdessen|

Der Kredithai und Finanzspekulateur „Hook“ Hobie, so genannt nach dem Stahlhaken, den er statt seiner rechten Hand trägt, gewährt dem vor dem Bankrott stehenden Firmenchef Chester Stone einen Überbrückungskredit von 1,1 Mio. US-Dollar für sechs Wochen – und gegen ein nominell wertloses Aktienpaket. Doch Hobie hat große Pläne mit Stones Firma, Grundstück, Haus und – Gattin. Pläne, die ihm einen Lohn von 100 Millionen Dollar einbringen sollen.

Der Einzige, der ihm einen Strich durch die Rechnung machen könnte, ist Jack Reacher, falls dieser herauskriegt, wohinter Leon Garber her war. Zum Beispiel in Hawaii. Und für dieses Geheimnis mussten bereits zwei Menschen sterben …

_Mein Eindruck_

Reacher ist der typische Veteran, der zum Außenseiter geworden ist. Dass er dennoch Gefühle von Liebe und Loyalität hegt, macht ihn als Mensch sympathisch. Dass er mit Waffen und Informationen ebenso gut umgehen kann wie mit Menschen, macht ihn erst zum Ermittler tauglich. Aber im Unterschied zu anderen Ermittlern hegt Reacher, der Mann der nie beim Vornamen genannt wird, Sympathien für Leute, die schon längst tot sind (wie Leon Garber) – oder es bald sein werden (wie die Hobies). Wir können also nicht umhin, diesen Mann mit dem Gewissen und Verantwortungsgefühl zu mögen, auch wenn er wie ein unwahrscheinlicher Anachronismus wirkt. Und das bereits anno 1999.

|Die feindliche Burg|

Das Buch erzählt auf anachronistische Weise von der Zeit vor 9/11, also vor 2001, als die Welt noch eine andere war. Da standen die zwei Türme des World Trade Centers noch, die Kathedralen des Kapitalismus – und dort residiert Victor Hobie. Der Kredithai schwimmt hier lediglich in einem großen Haifischteich. Da sich ein großer Teil der Handlung und besonders das letzte Viertel in Hobies Büro sowie dessen Vorzimmer abspielt, ist diese Residenz von eminenter Bedeutung: Dies ist die Burg des Feindes, die es einzunehmen gilt. Kein Wunder also, dass Reacher, der Rammbock, hier als letzter auftaucht.

|Unrecht aus alter Zeit|

Denn Reacher hat nicht nur die Aufgabe, seine neue Geliebte Jodie aus Hobies Klauen zu befreien, sondern auch das an zahllosen Vietnam-Soldaten begangene Unrecht zu rächen. Die Spur von Reachers Ermittlung führt nämlich in jenen Krieg, den die Amis angeblich als einzigen verloren haben. Hobie soll in der Etappe dunkle Geschäfte aufgezogen haben und schließlich zum Kredithai geworden sein. Das berichtet uns zumindest der Erzähler selbst, nicht jedoch ein Zeuge, den Reacher befragt. Und natürlich trägt der Schurke wie in einem Batman-Comic ein halbseitig entstelltes Antlitz – die personifizierte Täuschung.

|Tödliches Geheimnis|

Reacher wird nämlich zusehends verwirrt durch widersprüchliche Fakten über einen ominösen Hubschrauberabsturz in den vietnamesischen Bergen. Diesen Hubschrauber habe Victor Hobie geflogen, lautet die einhellige Angabe. Okay, aber warum gilt er dann im Gegensatz zu seinem Kopiloten nicht als verstorben, sondern als vermisst? „Staatsgeheimnis“, behaupten die zuständigen Stellen. Nun, welches Geheimnis könnte so groß sei, dass es die Sicherheit der USA gefährden könnte, fragt sich Reacher. Er kommt zu einem verblüffenden Schluss.

Diese erstaunliche Erkenntnis wird dem Leser allerdings perfiderweise bis zum Showdown vorenthalten. Allein schon dieser Showdown ist deshalb den Eintritt wert. Reacher konfrontiert seinen Gegner mit der gespannt erwarteten Enthüllung, muss aber eine schwere Verwundung hinnehmen. Es steht Spitz auf Knopf, ob Reacher seine Jodie retten kann. Mehr darf hier nicht verraten werden.

_Die Übersetzung_

Die Übersetzung hat Wulf Bergner sehr kompetent hinbekommen, und Druckfehler konnte ich keine finden. Aber man kann sich doch darüber streiten, ob das Wörtchen „Stadium“ auf Seite 343 in einem deutschen Text nicht etwa missverstanden wird. Gemeint ist die ursprüngliche englische Bedeutung „Stadion“, unter dem Wort „Stadium“ wird aber bei uns „Phase, Entwicklungsstufe“ verstanden. Der Übersetzung hätte meiner Ansicht nach das Wort eindeutschen sollen.

Der Originaltitel „Tripwire“ bedeutet Stolperdraht. Dieser dient in der Regel dazu, etwas auszulösen, etwa eine Sprengfalle. Im vorliegenden Buch wird lediglich Alarm im Büro von Hobie ausgelöst – und die falschen Maßnahmen getroffen. Aus Geldgier, was sonst.

_Unterm Strich_

„Sein wahres Gesicht“ ist ein kompetent und routiniert erzählter Thriller, bei dem das Erstaunlichste wohl die Tatsache ist, dass diese superpatriotische Story von einem geborenen Engländer erzählt wird. Die Krümelspur, der Reacher bei seiner Ermittlung folgt, führt zurück zu den Tagen des Vietnamkrieges und fördert ein explosives Geheimnis zutage. Doch wen schert diese Ära heute, nach vierzig Jahren, noch? Nun, zumindest die Veteranen – und die Opfer der Napalmangriffe und Agent-Orange-Entlaubungsaktionen. Bis heute werden erbgeschädigte, missgebildete Kinder in Vietnam geboren.

Ich habe diesem Roman an nur einem Tag gelesen. Aber ich muss zugeben, dass ich das nur geschafft habe, weil ich mehr als einmal einfach die ellenlangen Beschreibungen überflogen und übersprungen habe, die der Erzähler einstreute, um seinen Text zu verlängern. Es besteht ein gewaltiger Unterschied zu Robert B. Parkers knappen, dialoglastigen Erzählstil und dem von Lee Child. Child mag es, nicht nur Figuren und ihr Aussehen zu beschreiben, sondern auch ihre Lebensumgebung. Das macht Parker zwar auch, denn es ist unabdingbar zur Charakterisierung. Aber Parker macht daraus keine Orgie der Adjektive und Adverben.

Neben diesen stilistischen Eigenheiten fielen mir die vielen (oben erwähnten) Anachronismen negativ auf, ebenso wie die positive Darstellung des US-Militärs, die man seit dem Irakkrieg und Abu Ghraib wohl so nicht mehr hinnehmen kann. Der Zahn der Zeit hat an diesem Buch heftig genagt. Aber Jack Reacher hat die Veränderungen überlebt – und kämpft noch heute gegen das Böse.

|Taschenbuch: 512 Seiten
Originaltitel: Tripwire (Jack Reacher 3)
Aus dem US-Englischen von Wulf Bergner
ISBN-13: 978-3442356928|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

_Lee Child bei |Buchwurm.info|:_
[„In letzter Sekunde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=830
[„Ausgeliefert“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=905
[„Zeit der Rache“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=906
[„Der Janusmann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3496
[„Die Abschussliste“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4692
[„Sniper“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5420
[„Way Out“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5893
[„Trouble“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6756

Lee Child – The Visitor (Jack Reacher 4)

Sgt. Amy Callan und Lt. Caroline Cooke haben eine Menge gemeinsam: Sie hatten Karrieren in der US-Armee, beide waren mit Jack Reacher bekannt, beide wurden gezwungen, aus der Army auszutreten. Nun sind sie beide tot.

Sie wurden jeweils in ihrem eigenen Heim gefunden, nackt, in einer Badewanne voller Tarnfarbe. Scheinbar Opfer eines Armeeangehörigen. Ein Einzelgänger, ein intelligenter Bursche mit der Absicht, eine Rechnung zu begleichen, ein skrupelloser Gerechtigkeitsfanatiker. Jemand genau wie Jack Reacher…

Dieser Roman ist bei uns unter dem Titel „Zeit der Rache“ (s.u.) erschienen.

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Lee Child – Keine Kompromisse (Jack Reacher 20)

Alpträume im Nirgendwo: Das Geheimnis der Weizenfelder

Eine Kleinstadt im Nirgendwo. Ein unvorstellbares Verbrechen. Nur Jack Reacher nimmt den Kampf auf. Jack Reacher folgt einem plötzlichen Impuls, als er in der Kleinstadt Mother’s Rest irgendwo im Mittleren Westen aus dem Zug steigt. Die Privatermittlerin Michelle Chang wartete dort vergeblich auf ihren Partner und kommt mit Reacher ins Gespräch. Allein durch die wenigen beiläufig geäußerten Worte gerät dieser ins Visier einer skrupellosen Bande, die bereits Changs Partner auf dem Gewissen hat. Doch die Verbrecher unterschätzen, worauf sie sich einlassen, als sie auch Reacher ermorden wollen – denn niemand ist härter als Jack Reacher! (Verlagsinfo)
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Child, Lee – Zeit der Rache (Jack Reacher)

„Zeit der Rache“ ist ein gut funktionierender Thriller, der den Leser erst hinters Licht führt und ihm erst ganz zum Schluss die Erleuchtung erlaubt. Nach seinen Abenteuern in [„Ausgeliefert“ 905 und „Sein wahres Gesicht“ bekommt es diesmal Jack Reacher, der Ex-Militärpolizist, schon wieder mit dem FBI zu tun, der amerikanischen Bundespolizei.

_Handlung_

Eigentlich will Jack Reacher, Ex-Bulle und Ex-Soldat, nur in Ruhe bei „seinem Italiener“ in Manhattan frühstücken. Die Nacht hat er wie üblich in der Wohnung seiner Freundin Jodie, einer erfolgreichen Anwältin und Ex-Soldatin, verbracht. Er ist immer noch der alte Streuner, der den Blick nach vorn auf den Horizont richtet. Und so kann er es überhaupt nicht ertragen, als zwei Gangster „seinen Italiener“ um Schutzgeld erpressen. Selbst ist der Soldat: Also nimmt er sich der beiden an. Nach einem kurzen Kampf sind sie krankenhausreif.

Das hätte er bleiben lassen sollen: Nun hat das FBI, das ihn seit acht Tagen beschattet, etwas gegen ihn in der Hand. Die Leute um Deerfield und Blake suchen angeblich einen Serienmörder, der ehemalige Soldatinnen umbringt. Deren einziges Verbrechen scheint darin bestanden zu haben, dass sie gegen sexuelle Belästigung bei Barras prozessiert hatten. Und der Steckbrief passt angeblich auf Reacher selbst.

Aber das ist nur ein Vorwand, um ihn am Wickel zu kriegen. Sie wollen seine Beraterhilfe, und die bekommen sie nur, wenn sie ihm etwas anhängen können. Reacher kann alle Angriffe parieren, doch als das FBI fieserweise andeutet, dass sie dem Schutzgelderpresser einen Hinweis auf Reachers Freundin Jodie geben könnten, muss er klein beigeben. Er wird in Quantico einquartiert, in einem Zimmer ohne Türgriff …

Die Jagd nach dem angeblichen Serienkiller führt zunächst zum potenziellen Opfer Nummer vier: Alison Lamarr, die Stiefschwester der FBI-Psychologin und Profilerin Julia Lamarr, lebt in Oregon. Reacher und seine Beschatterin Lisa Harper warnen Alison und erkundigen sich nach Gemeinsamkeiten mit den drei anderen Opfern. Diese waren nackt in einer Badewanne voller Tarnfarbe gefunden worden. Wollte sich der Täter an den aufmüpfigen Militärangehörigen rächen? Doch wie starben die Frauen? Nicht einmal erfahrene Pathologen wissen es zu sagen, und allmählich kommt Reacher – der nur wider Willen mitmacht – das Ganze reichlich bizarr vor.

Nach einem unentdeckten Ausflug gelingt es ihm, den New Yorker Schutzgelderpresser aus dem Verkehr ziehen zu lassen: Ein Bandenkrieg, den er anzettelt, erledigt das für ihn. Leider hat Reacher eine Kleinigkeit übersehen, und so ist er immer noch nicht aus dem Schneider. Als Alison Lamarr auf die gleiche Weise ermordet wird wie die drei anderen Frauen, wird er ziemlich wütend – nicht nur auf den Mörder, sondern auf sich selbst wegen seiner Dummheit. Er hat sich an der Nase herumführen lassen, ist von einem Gespinst aus Lügen umgeben. Und Lieutenant Rita Scimeca in Portland, Oregon, ist die nächste.

Während wir den Aktionen des Täters in eingefügten Abschnitten, die wie die „subjektive Kamera“ funktionieren, folgen, der Scimeca auskundschaftet, folgen Reacher und Harper einer falschen Fährte. Hier führt der Autor den Leser an der Nase herum. Doch Reacher hat das ein wenig geahnt und sich seine Gedanken gemacht. Als ihn der Gruppenleiter Blake wegen Erfolglosigkeit abserviert, kann und muss er daher auf eigene Faust (mit Harpers Hilfe) weitermachen. Ein Wettlauf gegen die Uhr beginnt: Kann er Rita Scimeca, die Pianistin, retten?

_Mein Eindruck_

|Flüssig zu lesen|

Das Buch liest sich unglaublich flüssig. Sich die Szenen vorzustellen ist sehr einfach, denn der Autor, der zwanzig Jahre lang britische Krimisendungen fürs TV produzierte, beschreibt jedes wichtige (und unscheinbare) Detail genau und mit treffenden Worten. Auffallend sind die genauen Beschreibungen von Kleidung und Innenausstattungen. So etwas findet man selten in US-Krimis. Außerdem benutzt Child gern kurze Sätze. Der Leser braucht sich also nicht den Kopf über syntaktische Konstruktionen zu zerbrechen, sondern kann einfach und direkt jeden Satz verstehen. Die Kürze bezieht sich allerdings nicht auf die Länge der Kapitel. Anders als bei James Patterson sind die Kapitel nicht nur drei bis vier Seiten lang, sondern mitunter zwanzig.

|Ein Berg von Lügen|

Anspruchsvolle Leser sollten sich von der Einfachheit und Ausführlichkeit nicht täuschen lassen. Der Autor versucht sie an der Nase herumzuführen. Der Mörder versucht das Gleiche mit Reacher, und Reacher das Gleiche mit dem FBI. Ein Berg von Lügen macht mindestens neunzig Prozent des Buches aus. Es kommt also darauf an, die wahren Sätze zu finden. Sie werden meistens von Reachers Freundin gesprochen. Es geht darum, als Paar zusammenzubleiben, obwohl Reacher der Streuner bleiben will, der er ist, und sie, Jodie, sich als Teilhaberin ihrer Kanzlei fest einrichten will.

|Exoten unter sich|

FBI-Frau Harper weiß genau, welche Zerreißprobe Reacher durchmacht. Sie ist erstaunlich realistisch gezeichnet (wie fast alle Frauenfiguren bei Child). Denn so wie Reacher als Nomade ein Exot unter Sesshaften ist, so ist sie als Frau in einem Männerladen wie dem FBI ein Exot: Selbst oder besonders dann, wenn sie Männeranzüge trägt. Erst als Reacher keine dummen Sprüche klopft, wird sie offener und zugänglich. Und als er sie küsst, kommt ihm die zündende Idee, wie die Opfer gestorben sein könnten.

|Schlacht der Systeme|

Der eigentliche Grund für die Morde ist erstens Irreführung, zweitens Tarnung und erst drittens ein banales Kapitalverbrechen. Doch der Grund, warum man einen Berater wie Reacher beim FBI braucht, liegt darin, dass er als Ex-Militärpolizist nützliche Verbindungen zum Militär haben könnte. FBI und Militär können einander nicht ausstehen. Ebenso wenig wie FBI und CIA oder andere Sicherheitsorganisationen. Dies wird in zahlreichen kleinen Szenen deutlich. Reacher ist der Mittelsmann, der aber weder hier noch da etwas zu melden hat – was seine Position nicht nur etwas seltsam, sondern in machen Situationen absurd erscheinen lässt. Und gerade dann, als es auf sein Eingreifen ankommt, wird er eiskalt abserviert. Typisch. Es grenzt an ein Wunder, dass das FBI überhaupt einen Fall aufklärt.

Das Einzige, was mich hierbei gestört hat: Die FBler stehen wie Idioten da, Lisa Harper liefert meist nur Stichwörter, doch Reacher erscheint dadurch als der weise Mann, der Allwissende. Das trifft natürlich zu (siehe oben). Selbst als er am Schluss alles erklärt, lässt sich seine Argumentation locker ad absurdum führen. Was sollen wir also mit einem Allwissenden anfangen, der sofort widerlegt wird? Vielleicht will uns der Autor sagen, dass wir nicht an Heilige glauben sollen. Die gibt es nicht.

|Lob des Realismus|

Für einen Briten kennt sich der Autor erstaunlich gut in den jeweiligen Mechanismen der beiden Systeme aus, ihren Methoden, Verhaltensweisen und Umgangsformen. Child ist inzwischen auch in die Staaten übersiedelt. Seine Kenntnisse vermitteln nicht nur seiner Geschichte Realismus, sondern dem Leser Vertrauen in das Erzählte (auch wenn das Erzählte oft täuscht). Daher weiß er auch die Vorgehensweise des Mörders rational zu erklären und nicht etwa, wie mancher Leser meinen könnte, mit Übernatürlichem. Child hat sich offensichtlich eingehend mit allen möglichen Todesarten befasst, doch es gibt tatsächlich eine, die nicht festzustellen ist. (Ich werde mich hüten, sie hier zu verraten.)

_Unterm Strich_

Als Krimi ist „Zeit der Rache“ (Der „Visitor“ aus dem O-Titel ist natürlich der Mörder, könnte aber auch auf Reachers Rolle beim FBI zutreffen) gut gelungen. Child wird aber noch eine Weile brauchen, bis er in die literarische Klasse von John Le Carré oder Fredrik Skagen aufgestiegen ist. Er kann es aber locker mit Michael Connelly („Schwarze Engel“, „Unbekannt verzogen“, „Kein Engel so rein“) und Dennis Lehane („Regenzauber“, „Mystic River“, ) aufnehmen.

Homepage des Autors: http://www.leechild.com.

|Originaltitel: The Visitor, 2000
Aus dem US-Englischen übertragen von Georg Schmidt|

Child, Lee – Ausgeliefert

Dieser FBI-Thriller aus der Feder des Briten Lee Child fängt langsam an und weitet sich allmählich zu einer actiongeladenen Auseinandersetzung zwischen Milizen, FBI und Militär aus – da brennt die Luft. Und alles wegen einer entführten jungen FBI-Agentin.

Dies ist Lee Childs zweiter Roman. Ich finde ihn wesentlich besser geschrieben als den nachfolgenden, „Zeit der Rache“. Das heißt aber nicht, dass es an „Ausgeliefert“ nichts auszusetzen gäbe.

_Handlung_

Der Serienstar von Lee Child ist der aus dem Dienst bei der US-Militärpolizei ausgeschiedene Jack Reacher. Eines schönen Mittags schlendert er ziellos durch die Innenstadt von Chicago, als vor ihm die bildschöne Holly Johnson aus der Tür eines Reinigungsgeschäfts tritt. Sie hat eine Knieverletzung und tut sich mit ihren gereinigten Kleidern und der Krücke sichtlich schwer. Doch in Reacher findet sie einen unverhofften Samariter, der ihr beisteht. Jack ist ein Gentleman, hat aber noch einiges mehr auf Lager, wenn’s darauf ankommt.

So etwa in der nächsten Sekunde: Drei Unbekannte schnappen Holly Johnson und Reacher und zerren sie in einen unbeschrifteten Lieferwagen. Reacher verzichtet mit Rücksicht auf unschuldige Passanten auf Gegenwehr. Er und die junge Frau werden in den Laderaum gesperrt. Nach einem Umstieg bei einem Flughafen geht die Fahrt weiter – um genau zu sein, rund 1700 Meilen westwärts nach Montana. Wie Reacher herausfindet, ist Holly vom FBI in Chicago. Er selbst gibt an, als Türsteher zu arbeiten, was zwar den Tatsachen entspricht, aber wohl nicht die volle Wahrheit ist.

Erst nach fünf Stunden merkt das FBI, dass ihre beste Mitarbeiterin in Sachen Verfolgung von Steuersündern entführt worden ist. Die Überwachungskamera der chemischen Reinigung liefert etwas missverständliche Bilder: Darauf sieht Reacher aus wie ein Terrorist oder zumindest wie der Kopf der Kidnapperbande. Dieses Missverständnis soll sich für Reacher noch übel auswirken.

Mittlerweile kommen er und das FBI dem Grund für die Entführung etwas näher: Sie ist die Tochter des ranghöchsten Generals, des Vorsitzenden der Vereinigten Generalstäbe. Und was er noch eine ganze Weile nicht ahnt: Sie ist die Patentochter des US-Präsidenten. Die FBI-Spitze und General Johnson reimen sich schnell zusammen, was das soll: Die Entführer wollen den bevorstehenden 4. Juli, die Feier des Unabhängigkeitstages, nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und Forderungen zu stellen.

Als die Verbindung endlich hergestellt wird, ist alles natürlich viel schlimmer als befürchtet: Holly Johnson befindet sich als Geisel in der Hand eines verrückten Milizenführers namens Beau Borken, der am 4. Juli seine eigene kleine Republik in den Bergen von Montana ausrufen möchte. So will er sich von der „Tyrannei der Weltregierung und der Banken sowie der Juden“ befreien. Dieses wirre Zeug beruht auf seiner Biografie, aber seine wirkliche Ideologie scheint „Der Stärkere frisst den Schwachen“ zu sein. Hakenkreuzfahnen schmücken seine „Kommandohütte“, Regale voller Literatur über Pearl Harbor zieren deren Wände. Da weiß Reacher, was für eine Art von Diktator er vor sich hat. Und er weiß, wie er mit ihm fertig werden kann.

Allerdings weiß Reacher noch nichts von dem Maulwurf in der Organisation der FBI-Stelle Chicago. Er weiß nicht, wie verrückt und skrupellos Borken wirklich ist; und er ahnt noch nichts von der Entschlossenheit Holly Johnsons, für ihren Geliebten Jack Reacher einzustehen.

Schon bald hallen die Berge Montanas von Schreien, Gewehrschüssen und Raketenexplosionen wider …

_Mein Eindruck_

Die zweite Hälfte des Buches ist wirklich so gewalttätig, wie der Schluss meines Handlungsabrisses klingt. Ich will nicht ins Detail gehen, um die Spannung nicht zu zerstören, aber wir erhalten Unterricht in der Wirkungsweise von Gewehren, Pistolen, Stinger-Raketen und was nicht alles mehr. Außerdem lernen wir die korrekte Bedienungsweise eines Scharfschützengewehrs, mit dem man auf 1200 Meter Entfernung einer Fliege den Hintern wegschießen kann. (Es gibt auch große Fliegen.) Dieses Buch ist also nichts für zarte Nerven.

Reacher spielt in diesem Szenario nicht nur den väterlichen Beschützer & Lover der Entführten, sondern auch eine Art Einmannarmee à la Arnold Schwarzenegger. Das Einzige, was ihm Angst macht, sind Ratten und enge unterirdische Tunnels. Wir wissen: Solange er lebt, wird alles gut.

|Waco lässt grüßen|

Darum geht es eigentlich nicht. Denn dass Milizen und andere Unabhängigkeitsgruppen in den Rockies und westlich davon existieren, ist ein alter Hut. Der Autor gibt ungefähr 66 Millionen Sympathisanten oder Aktive in diesen Gruppen an. Das ist eine beträchtliche Wählerschaft. Als sich also die neue Republik lossagt, zögert das Weiße Haus, einzuschreiten. Zu gut ist dem Präsidenten und seiner Verwaltung das Debakel von Waco, Texas, in Erinnerung. Dort führte das rabiate Vorgehen des FBI gegen eine Sekte zu dem Tod mehrerer Dutzend Menschen. Auch an den Massenselbstmord von Jonestown in Guayana wird erinnert. Beide Szenarien würden der Regierung erhebliche Wählerverluste einbringen, zumal am Unabhängigkeitstag.

Die rechte Hand des Präsidenten bringt das brisante Thema auf den Punkt: Die Amis ermutigen in Sibirien und Osteuropa Dissidenten und Freiheitskämpfer, sich zu erheben, doch im eigenen Land werden Freiheitskämpfer niedergemetzelt? Das wäre äußerst unklug. Nicht von ungefähr zitiert der selbsternannte Präsident Beau Borken die US-Verfassung von 1776, in der sich die Neuenglandstaaten einfach die Freiheit nahmen, sich von der britischen Krone loszusagen – ein gewisser Präzedenzfall. Er weiß also, dass er die Geschichte auf seiner Seite hat. Demzufolge legt der US-Präsident die Hände in den Schoß, und General Johnson muss seine Tochter selbst raushauen.

Leider wird der noble Aspekt des Themas Freiheit und Befreiung gegen Ende zunichte gemacht: Borkens Staatsgründung war wohl doch nur ein Ablenkungsmanöver für seine schnöde Rache an den Banken, die seine Familie ruiniert hatten. So stellt sich der Autor auf Regierungsseite: Alles nicht so schlimm gewesen. Leider ist damit das Problem der Milizen etc. nicht aus der Welt geschafft oder gar eingehender erörtert. Das hat wohl in einem Actionthriller nichts zu suchen.

Das FBI macht wieder einmal eine schlechte Figur in der Abwicklung der Aufklärung des Falls, ganz besonders aber bei der Bekämpfung der Milizionäre. Und wo ein Maulwurf ist, da kann ja noch ein zweiter versteckt sein, nicht wahr?

|Die Übersetzung|

Der Heyne-Übersetzer Heinz Zwack macht zu 99 Prozent einen hervorragenden Job. Besonders dann, wenn man bedenkt, welches Spezialwissen über alle möglichen Arten von Waffen vonnöten ist, um das Buch korrekt und verständlich zu übertragen. Dennoch sind ihm zwei Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, die nur der aufmerksame Leser entdeckt: An zwei Stellen spricht FBI-Bürochef McGrath, obwohl das, was er sagt, nur Reacher wissen und sagen kann. Eine klare Verwechslung.

_Unterm Strich_

In seiner Thematik wie auch in dem geschickten und temporeichen Aufbau der Geschichte (schnelle Szenenwechsel) ragt „Ausgeliefert“ über das vergleichbare „Zeit der Rache“ hinaus, das sich mit weitaus weniger Gewalt zufrieden gibt. Wer nichts gegen Schwarzenegger-Äkschn einzuwenden hat und zudem mit einem aktuellen amerikanischen Problem Bekanntschaft machen möchte, ist mit diesem Roman ausgezeichnet unterhalten.

Homepage des Autors: http://www.leechild.com.

|Originaltitel: Die Trying, 1998
Aus dem US-Englischen übertragen von Heinz Zwack|
http://www.heyne.de

Lee Child – No Middle Name / Der Einzelgänger. Jack Reacher Kurzgeschichten

Jack Reacher Kurzgeschichten zwischen Spannung und Romantik

Der Erzählband „No Middle Name“ versammelt sämtliche Kurzgeschichten, die Lee Child im Laufe der Jahre über seine Hauptfigur Jack Reacher veröffentlicht hat. Als Bonus enthält der Band die neue Novelle „Too Much Time“ und Storys, die es bislang nur als E-Books gibt.
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Lee Child – Im Visier (Jack Reacher 19)

Jack Reacher, ‚Der Schakal‘ und die Bohnenranke

John Kott ist einer der besten Scharfschützen, die die U.S. Army jemals hervorgebracht hat. Doch er ist auch ein skrupelloser Mörder, der den französischen Präsidenten erschießen wollte. Das Attentat schlug fehl, aber in Kürze wird er eine neue Gelegenheit haben: der G8-Gipfel in London. Es gibt nur einen Mann, der ihn aufhalten kann. Nur einen, der Kott ebenbürtig ist. Jener Mann, der Kott schon einmal ins Gefängnis brachte: Jack Reacher! (Verlagsinfo)
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[NEWS] Lee Child – Im Visier (Jack Reacher 19)

John Kott ist einer der besten Scharfschützen, die die U.S. Army jemals hervorgebracht hat. Doch er ist auch ein skrupelloser Mörder, der den französischen Präsidenten erschießen wollte. Das Attentat schlug fehl, aber in Kürze wird er eine neue Gelegenheit haben: der G8-Gipfel in London. Es gibt nur einen Mann, der ihn aufhalten kann. Nur einen, der Kott ebenbürtig ist. Jener Mann, der Kott schon einmal ins Gefängnis brachte: Jack Reacher! (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Originaltitel: Personal
Blanvalet

Lee Child – Der Anhalter (Jack Reacher 17)

Reacher, die Ein-Mann-Armee

Jack Reacher bemüht sich, harmlos auszusehen, was ihm mit seiner großen, massigen Gestalt und der gebrochenen Nase nicht leichtfällt. Umso dankbarer ist er, als endlich ein Auto anhält, um ihn mitzunehmen. Die Frau und die beiden Männer sind vermutlich Kollegen. Er weiß nichts von ihrer Verwicklung in den Mord, der nicht weit entfernt verübt worden ist. Für die Insassen ist Reacher nur eine Möglichkeit, die Polizei von sich abzulenken. Sie ahnen nicht, wer bei ihnen im Auto sitzt. Schließlich sieht Reacher aus wie ein harmloser Anhalter… (korrigierte Verlagsinfo)
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Lee Child – The Midnight Line (Jack Reacher 22)

Der Drogenkrieg von Wyoming

Reacher sieht im Schaufenster eines Pfandleihers im Mittelwesten den Jahrgangsring einer Absolventin von West Point, der Militärakademie der Vereinigten Staaten. Da er selbst West-Pointer ist, weiß niemand so einen Ring freiwillig aufgeben würde. Er folgt der Spur des Rings bis in die Berge von Wyoming, wo er die Zwillingsschwester der vermissten Soldatin kennenlernt – und ihren Privatdetektiv. Doch alle Verdächtigen sind untergetaucht, und ein aufkreuzender Drogenfahnder der Regierung kann dem Trio auch genau sagen, wieso…
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Lee Child – Die Gejagten (Jack Reacher 13)

Hetzjagd mit Intrigenspiel

Jack Reacher betritt den Stützpunkt seiner ehemaligen Einheit bei der Militärpolizei und ahnt nicht, was ihm bevorsteht. Er ist nach Virginia gereist, um seine Nachfolgerin Major Susan Turner kennenzulernen. Doch wenig später wird klar, was für ein großer Fehler es war, einen Militärstützpunkt zu betreten. Denn wie jeder ehemalige Soldat der USA ist Reacher Reservist. Prompt erhält er seinen Einberufungsbefehl und wird außerdem des Mordes angeklagt und verhaftet. …

Reacher gelingt die Flucht aus dem Gefängnis, doch seine wichtigste Frage bleibt zunächst ungeklärt: Wer versucht ihn auf diese Weise kaltzustellen? (Verlagsinfo)

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