Tad Williams – Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas (Hörspiel)

Das Hörspiel um die virtuelle Welt „Otherland“ geht in die dritte Runde. Der Hessische Rundfunk (hr2) hat es in Zusammenarbeit mit dem Münchner Hörverlag produziert. Regisseur und Hörspielbearbeiter Walter Adler ist ein alter Kämpe dieses Metiers und konnte die Crème de la Crème der deutschen Bühnenschauspielergeneration vors Mikro holen, von Rufus Beck und Dietmar Mues bis Nina Hoss und Sophie Rois. Aber ist das Ergebnis der Mühen auch spannend und unterhaltsam? Mal sehen …

Der Autor

Tad Williams, 1957 in San José geboren, hat sowohl mit dem Osten-Ard-Zyklus, seiner Antwort auf Tolkiens „Herr der Ringe“, als auch mit seinem Otherland-Zyklus Millionen von Lesern gewonnen. Davor schrieb er aber schon kleinere Werke wie etwa „Die Stimme der Finsternis“ und „Die Insel des Magiers“. Sein erster Bestseller hieß „Traumjäger und Goldpfote“. Sein Hauptwerk ist die vierbändige „Otherland“-Saga, sein vorletzter Roman trägt den Titel „Der Blumenkrieg“, danach kam „Shadowmarch“ (ab August 2005 auf Deutsch erschienen). Fast alle seine Bücher wurden bei |Klett-Cotta| verlegt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von San Francisco.

Rezensionen bei Buchwurm.org:

Otherland-Zyklus

Otherland
Fluss aus blauem Feuer (Otherland 2)
Berg aus schwarzem Glas (Otherland 3)
Meer des silbernen Lichts (Otherland 4)
Der glücklichste tote Junge der Welt (Otherland 5)

Der Blumenkrieg
Die Stimme der Finsternis
Die Insel des Magiers
Die Drachen der Tinkerfarm
Die Geheimnisse der Tinkerfarm, September 2011, ISBN 978-3-608-93822-7, (The Secrets of the Ordinary Farm, 2011).

Osten-Ard-Zyklus

1) Der Drachenbeinthron
2) Der Abschiedsstein
3) Die Nornenkönigin
4) Der Engelsturm
5) Der brennende Mann

Shadowmarch
Die Fantasy-Tetralogie Shadowmarch beschreibt eine archaische, böse Welt, die von verschiedenen bizarren Individuen bevölkert wird. Der erste Band Shadowmarch ist die überarbeitete und durch neues Material erweiterte Romanfassung eines früheren Onlineprojektes:

Shadowmarch. Die Grenze: Übers. von Cornelia Holfelder-von der Tann. Klett-Cotta, Stuttgart 2005 (Orig.: Shadowmarch, 2004). ISBN 978-3-608-93717-6
Band 2: Shadowmarch. Das Spiel: Übers. von Cornelia Holfelder-von der Tann. Klett-Cotta, Stuttgart 2007 (Orig.: Shadowplay, 2007). ISBN 978-3-608-93718-3
Band 3: Shadowmarch. Die Dämmerung: Übers. von Cornelia Holfelder-von der Tann. Klett-Cotta, Stuttgart 2010 (Orig.: Shadowrise, 2010). ISBN 978-3-608-93719-0
Band 4: Shadowmarch. Das Herz: Übers. von Cornelia Holfelder-von der Tann. Klett-Cotta, Stuttgart 2011 (Orig.: Shadowheart, 2010). ISBN 978-3-608-93720-6

Bobby Dollar

Eine auf drei Teile ausgelegte Urban-Fantasy-Reihe um Bobby Dollar, einen Engel-Anwalt, der zwischen die Fronten von Himmel und Hölle gerät:

2013: Die dunklen Gassen des Himmels. ISBN 978-3-608-93834-0 (The Dirty Streets of Heaven, USA 2012)
2014: Happy Hour in der Hölle. ISBN 978-3-608-93833-3 (Happy Hour in Hell, USA September 2013)
2015: Spät dran am Jüngsten Tag. ISBN 978-3-608-93835-7 (Sleeping Late on Judgement Day, USA 2014).

(Quelle: Wikipedia.de)

Die Sprecher / Die Produktion

Die wichtigsten Sprecher / Produktion

Sophie Rois spricht Renie Sulaweyo (s. u.)

Ulrich Matthes spricht Erzähler Nr. 4 (von 6)

Nina Hoss spricht Erzählerin Nr. 2

Sylvester Groth spricht Paul Jonas (s. u.)

Hans Peter Hallwachs spricht Erzähler Nr. 1

Ernst Jacobi spricht Patrick Sellars (s. u.)

Joachim Kerzel spricht Einsiedlerkrebs, den letzten Otherland-Rebellen

Matthias Habich spricht Osiris, den Chef der Bruderschaft, sowie den Alten Mann (s. u.)

Andreas Fröhlich: spricht den Nachrichtensprecher beim Undergroundsender „Newsfeed“.

Die meisten dieser Sprecher sind dem deutschen Publikum aus TV- und Kinofilmen bekannt, viele lediglich als Synchronsprecher, wie etwa Joachim Kerzel. Es würde zu weit führen, sie alle einzeln vorzustellen. An die 250 Sprechrollen sind zu besetzen gewesen, vierzehn der Sprecher werden im Booklet zum 3. Teil (CD 5+6) genauer vorgestellt. Dabei stellt man erfreut fest, dass auch die beiden jüngsten Sprecher, die erst 12 Jahre alt sind, eine angemessene Darstellung erhalten, die genauso umfangreich ist wie die der „alten Hasen“.

Produziert hat das gesamte Hörspiel von 24 Stunden Umfang der Hessische Rundfunk – gut angelegte GEZ-/Steuergelder, wie ich meine. Der Regisseur Walter Adler und der Komponist Pierre Oser sollen eingehender vorgestellt werden.

Walter Adler

… ist einer der bekanntesten Hörspielregisseure hierzulande. 1947 geboren, besuchte er die Schauspielschule in Bochum und arbeitete als Regieassistent beim Hörspiel des SWF Baden-Baden. Seit 1971 ist er freier Autor und Regisseur. Er hat am Schauspiel Frankfurt/M., Schauspiel Köln und dem Düsseldorfer Schauspielhaus Regie geführt und bis heute sage und schreibe über 200 Hörspiele inszeniert. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter 1976 mit dem traditionsreichen |Hörspielpreis der Kriegsblinden| für „Centropolis“. Mit dem Hessischen Rundfunk hat er 1995 den ersten Radiotag realisiert: eine 16-stündige Sendung von W. Kempowskis „Der Krieg geht zu Ende“. Adler lebt in Köln. In den Booklets sind mehrere Fotos von ihm abgedruckt.

Von Pierre Oser

… stammt die Musik zum „Otherland“-Hörspiel. Er lebt und arbeitet als Komponist, Musiker und Produzent in München. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt dabei in den Bereichen Spielfilm – v. a. auf Werken aus der Stummfilmzeit – sowie Dokumentar- und Experimentalfilm. Außerdem komponiert er Musik für Theaterstücke wie „Merlin“ von Tankred Dorst und war Gründer und Leiter des |Tympano Hörbuch|-Verlags in München. Gemeinsam mit Walter Adler realisierte er zahlreiche Hörspiele, u. a. „Radio Romance“ von Garrison Keillor (SDR/WDR 1998), „Esau“ von Philip Kerr (BR 1999), „Caruso singt nicht mehr“ von Anne Chaplet (BR 2003) und zuletzt [„20.000 Meilen unter den Meeren“ 518 von Jules Verne (MDR 2003).

PERSONEN

Im Folgenden liste ich die wichtigsten Figuren des Buches und Hörspiels auf. Die Informationen sind der Website www.tadwilliams.de entnommen. Nicht alle Figuren treten bereits in Band 1 auf, so etwa Olga Pirofsky.

Herr Sellars

Herr Patrick Sellars ist ein sonderbarer Mann in einem Rollstuhl. Er verlässt nie das Haus, aber er weiß mehr über Otherland als andere. Er erzählt Geschichten. Er isst Seife. Und er hält das Schicksal der Menschheit in seinen Händen.

Orlando

Orlando Gardiner ist der unbezwingbare Barbar „Thargor“, ein richtiger CONAN-Typ. Er ist ein schwerkranker Junge. Er ist der größte unter den Netboys, die je im VR gekämpft haben, aber in seinem Zimmer kann er kaum vom Bett zur Tür gehen. Und er wurde für ein Abenteuer auserwählt, das nur er allein bestehen kann – wenn er lange genug lebt. Im Netz ist sein treuer Gefährte „Pitlith“ alias Fredericks, über den er allerdings Überraschendes herausfindet.

Osiris

Osiris ist ein unglaublich reicher Mann, und er ist der älteste Mensch der Erde. Er verbirgt sich hinter der Gestalt des ägyptischen Gottes, und er ist der teuflische Schöpfer von Otherland. Er würde alles und jeden opfern, um sein Lebenswerk zu vollenden: das Gralsprojekt.

Jongleur

Felix Jongleur ist unermesslich reich und mächtig. So konnte er sich die besten Köpfe kaufen, die ihm die VR-Welt Otherland bauen. Dort wird er in einem neuen virtuellen Körper ewig leben können – so meint er. Er hat die Rechnung ohne Dread gemacht.

Dread

Dread, ein durchgeknallter Mörder, ist die rechte Hand Osiris‘. Er würde jeden töten, der Otherland, dem Gralsprojekt, schaden will. Am Ende von Teil 1 des Hörspiels schickt Osiris Dread mit einer geheimen Mission aus. Aber Dread hat eigene Pläne, von denen selbst sein Meister nichts weiß.

Olga Pirofsky (nicht in Teil 1)

Olga Pirofsky ist eine unscheinbare Person. Aber da gibt es jemanden, der ihr sehr nahe steht und der ihre Hilfe braucht. Dazu muss sie in Jongleurs streng bewachten Wohnturm eindringen. Nur Peter Sellars kennt ihr Geheimnis. Und der Andere.

Der Andere (nicht in Teil 1)

Der Andere ist die geheimnisvolle Macht im Zentrum des Gralsprojekts. Er ist verrückt, er ist mächtig, und nur Osiris kann ihn zähmen. Aber selbst er fürchtet seine monströse, seine unbegreifliche Gegenwart.

!Xabbu

!Xabbu ist der letzte noch lebende Buschmann, und er zieht in die Stadt, um die Geheimnisse der Zivilisation zu lernen. Diese führen ihn in eine noch fremdere, noch gefährlichere Welt, nach Otherland, wo Technik und alte Menschheitsträume zusammen etwas völlig Neues, etwas Furchteinflößendes hervorbringen. Er wird zu Renies wichtigstem Gefährten.

Paul Jonas

Paul Jonas – die Figur, der wir als erster begegnen – scheint ein gemeiner Soldat in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs zu sein. In Wirklichkeit ist er mehr, viel mehr. Er besitzt ein Geheimnis, das die Welt retten kann, aber er hat es vergessen. Jemand verfolgt ihn durch die zahllosen Welten von Otherland. Er kämpft nicht nur ums Überleben, er muss auch herausfinden, wer er ist.

Renie Sulaweyo

Renie Sulaweyo ist Lehrerin in Südafrika. Als ihr kleiner Bruder Steven von einer unerklärlichen Krankheit heimgesucht wird, verändert sich ihr Leben, und sie gerät in eine Geschichte hinein, die bizarrer nicht denkbar ist. Alle Spuren dieses Geheimnisses führen zurück nach Otherland.

Christabel

Christabel Sorensen ist ein achtjähriges Mädchen, das in einem Militärlager aufwächst, wo sie zufällig auf ein Geheimnis stößt. Ein Geheimnis, das nicht nur ihr Leben verändern soll, sondern das aller Menschen der Erde. Mr. Sellars, dieser seltsam verunstaltete Mensch, ist ihr bester Freund, denn er kennt tolle Geschichten. Christabel spielt gerne „Otterland“.

Beezle

Beezle, der spinnenbeinige Agent Orlando Gardiners, ist eine Such-Software. Er spricht wie ein New Yorker Taxifahrer und kennt alle Tricks im VR. Ohne ihn hätten sie den Zugang zu Otherland nie gefunden.

Vorgeschichte

50 Jahre in der Zukunft schaut die Welt auch nicht viel anders aus als heute, sieht man einmal davon ab, dass ein Teil der Menschheit einen großen Teil seiner Zeit in virtuellen Welten verbringt. Ein großer Teil der Menschheit? Nein, nur die, die es sich leisten können, natürlich, also etwa zehn Millionen. Wie gesagt, viel hat sich nicht geändert. Nicht jeder Bereich des weltumspannenden Datennetzes steht jedem Benutzer offen, nur wer das virtuelle Äquivalent eines teuren Anzugs trägt und die Online-Gebühren bezahlen kann, wird überhaupt erst in die besseren Gegenden eingelassen. Einen der wichtigsten Zugänge bieten die Filialen von Mister J, der auch als Mr. Jongleur bekannt ist (s. o.).

Renie (kurz für ‚Irene‘) Sulaweyo ist nicht so privilegiert, obwohl sie an einer südafrikanischen Hochschule den Umgang mit der virtuellen Realität lehrt. Als ihr kleiner Bruder während eines Ausflugs in für ihn eigentlich gesperrte Bereiche der Datenwelt aus unerklärlichen Gründen ins Koma fällt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auf unkonventionelle Hilfsmittel zurückzugreifen, um nach einer Rettung für ihn zu suchen. Ihr Schüler, der Buschmann !Xabbu, einer der letzten Vertreter der Ureinwohner Südafrikas, hilft ihr dabei. Seine legendenhaften Geschichten aus der Kalahari liefern ihr einen wichtigen Hinweis. Bei ihrer Suche haben sie die Vision einer fabelhaften goldenen Stadt, die für kurze Zeit in der virtuellen Realität erscheint. Diese Vision erscheint nicht nur ihnen, sondern auch anderen Menschen, die ebenfalls versuchen, das Rätsel der goldenen Stadt zu lösen.

Unterdessen teilen immer mehr Kinder das Schicksal von Renies Bruder Steven. Womit wir bei der Weltverschwörung wären, dem Zentralen Bösewicht und Kern der Handlung. OTHERLAND – ein multidimensionales Universum, ein gigantisches Simulationsnetzwerk, errichtet von den fähigsten Köpfen des 21. Jahrhunderts und das am besten gehütete Geheimnis der Welt. Eine mächtige Organisation der rücksichtslosesten und reichsten Männer der Welt, die sich selbst die Gralsbruderschaft nennen, hat es geplant, um ihre eigene Unsterblichkeit zu erreichen – und dafür benötigen sie unter anderem die Kinder, die realiter im Koma liegen, deren Geist aber in Otherland gefangen ist.

Otherlands virtuelle Welten wirken dermaßen realistisch, dass Benutzer sie praktisch nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden können – es sei denn, ein Benutzer entscheidet sich dagegen. Die Ziele der Verschwörung werden nicht explizit benannt, aber der Leser kann es sich leicht zusammenreimen: uneingeschränkte Macht und Unsterblichkeit, das Übliche eben. Den Weltuntergang planen sie ebenfalls.

Immer mehr Kinder werden Opfer Otherlands, und ein Grüppchen Abenteurer findet sich zusammen, das dem Geheimnis auf die Spur kommen will. Zu ihnen gehören neben Renie und !Xabbu auch Orlando alias Thargor und sein Gefährte Pitlith. Am wichtigsten sind aber wohl Paul Jonas und sein Begleiter, der Junge Gally. Denn die Gralsbruderschaft hat Paul in Otherland „eingespeist“, kann ihn aber nun nicht mehr finden – diese potentielle Bedrohung möchten sie ausschalten, koste es, was es wolle.

Herr Sellars, ein merkwürdiger Gefangener und Christabels Freund (s. o.), ist ihr unsichtbarer Beschützer. Aber plötzlich sind sie selbst Gefangene, dazu verurteilt, im Netzwerk von Otherland umherzuirren, ständig bedroht von tödlichen Gefahren, unfähig, die virtuelle Welt zu verlassen. Sie haben nur eine Chance: Sie müssen ins Zentrum von Otherland vordringen.

Die Ereignisse in „Otherland 2: Fluss aus blauem Feuer“

Alle Gruppen erfahren, was es mit dem „Fluss aus blauem Feuer“ auf sich hat. Er ist Verbindungsstelle, Grenze und Brücke zwischen einzelnen Simulationen, aus denen sich Otherland zusammensetzt. Jede Simulation hat zwei Gateways, an denen der Fluss ein- und wieder austreten kann. Es kommt also häufig darauf an, diese Gateways oder Pforten zu finden, beispielsweise um rechtzeitig einer Gefahr zu entkommen.

Die Schicksalsgemeinschaft, die Herr Sellars nach Otherland gerufen hat, wird schon bald getrennt und muss sich vielen Prüfungen stellen, ähnlich wie es im „Herrn der Ringe“ geschieht – ein Werk, das mehrere Male zitiert wird, so etwa von Orlando. Unerkannt befindet sich unter ihnen der Serienkiller mit dem passenden Namen Dread. Er will die Meister seiner Grals-Bruderschaft stürzen und sucht zu diesem Zweck entsprechende Informationen.

Renie und !Xabbu kämpfen mit riesenhaften Insekten und seltsamen Kreaturen in einer pervertierten Version der Welt des „Zauberers von Oz“. In einem tragischen Kampf wird einer der Gefährten als der maskierte Dread entlarvt (ich werde mich hüten zu verraten, um wen es sich handelt). Er flieht, nachdem er einen der Freunde getötet hat. Übrig bleiben außer Martine Desroubins noch Florimel, eine deutsche Frau, und der junge T4b (englisch ausgesprochen: ti for bi).

Paul Jonas gewinnt zunehmend mehr von seinem verlorenen Gedächtnis zurück. Er fühlt sich auf der Reise der Gruppe durch Otherlands zentralen Fluss von zwei unheimlichen Wesen verfolgt (siehe oben: „Die Zwillinge“). Ein gewisser Nandi Paradivasch verschafft ihm Gewissheit über seine Geschichte. Nandi gehört zu einer Organisation, die sich „Der Kreis“ nennt und die gegen die Gralsbruderschaft kämpft. Paul sei ein Gefangener in den Simulationen oder Sims, und der Mensch, der ihm das angetan habe, sei Felix Jongleur, sagt Nandi. Jongleur sei so alt, dass er wie Paul selbst den Ersten Weltkrieg erlebt habe. Er lebe in einem Anwesen in Louisiana und strebe das ewige Leben an. Paul erhält einen wichtigen Hinweis: Er muss zum Haus des Irrfahrers gehen und dort die Weberin befreien. Gemeint ist der Ort Ithaka, und dreimal darf man raten, welche Figuren gemeint sind.

Wer meint, all dies sei viel zu abgefahren, sollte sich mal die NetFeeds reinziehen. Diese Untergrund-Nachrichten aus der „realen“ Welt beleuchten schlaglichtartig, wie bizarr die Entwicklungen sein können, die wir bereits heute im Ansatz erkennen können. NetFeeds dienen als Pausenfüller und trennen wichtige Kapitel voneinander.

Handlung von „Berg aus schwarzem Glas“

Der Auftragskiller Dread ist in Otherland wieder auf die Spur von Renie und ihren Gefährten gestoßen. Er entführt Martine, und in den Tagen ihrer Gefangenschaft ahnt sie langsam, mit welch einem grausamen Feind sie es hier zu tun haben. Endlich gelingt es den anderen, Martine zu befreien, doch Dread schwört Rache.

Unterdessen kann seine Angestellte Dulcinea Anwin, eine EDV-Spezialistin, ihre Neugier nicht mehr bezähmen und kommt Dreads möderischen Vorlieben auf die Spur. Auch die australische Polizistin Calliope Skouros zieht das Netz um Dread immer enger. Orlando und Fredericks, seine Freundin, müssen in einem ägyptischen Tempel den Kampf mit einem Mächtigen der Gralsbruderschaft bestehen. Es steht auf Messers Schneide.

Die Gefährten begegnen sich in einer Simulation des Trojanischen Krieges wieder. Zwar sind Paul (eine Verkörperung von Odysseus), Fredericks, Orlando, Renie, !Xabbu, Martine, Florimel und T4b ungleich auf die gegnerischen Kriegsparteien verteilt, doch sie können gemeinsam fliehen. Die Freunde erreichen schließlichen den titelgebenden schwarzen Berg, auf dessen Gipfel ein gefesselter Riese liegt. Langsam begreifen sie, dass dies das Betriebssystem von Otherland, in dem sie sich befinden, sein muss – der Andere (s.o.). Es scheint ihm gar nicht gut zu gehen …

Mein Eindruck

Wieder einmal hat sich Tad Williams der alten Mythen, Sagen und Legenden angenommen. Es ist im Grunde nur eine Handvoll neuer Simulationen (Sims), die es zu durchqueren gilt, doch erstens wechselt der Schauplatz ständig, und zweitens sind sie zunehmend miteinander verflochten. Da ist man nach einer Weile schon froh, wenn man es wieder einmal mit Vorgängen in der anerkannten „Realität“ zu tun bekommt. Dort agieren verschiedene Menschen in Richtung auf die Aufklärung von Dreads Verbrechen und was es mit dem Treiben der Gralsbruderschaft, das das weltweite Kindersterben verursacht, auf sich hat.

Dass der Autor auch Computerspiele entworfen hat, merkt man in der Mehrzahl der Sims deutlich: Stets gilt es Hindernisse zu bewältigen, Informationen zu sammeln, wichtige Gegenstände zu erwerben und schließlich die Prüfung zu bestehen. Ist dies alles bewältigt, so kann unter günstigen Umständen der Durchbruch zur nächsten Sim gelingen. Williams entwirft in „Otherland 3“ wunderschöne und bezaubernde Sims. Doch die Frage ist natürlich: Gibt es irgendeinen Fortschritt oder sind die Gefährten zu einer Unendlichkeitstour ohne Ziel verdammt?

Der Fortschritt ist von einer hohen Warte aus zu beobachten, sozusagen nach jedem Band. Nach dem Eintritt in Otherland versuchen sich die Gefährten zurechtzufinden. Das war in Teil eins, und in Teil zwei treten schon die ersten Konflikte auf. Außerdem wird die Vergangenheit in einem Ausmaß enthüllt und aufgedeckt, dass es dem Verräter unter den Gefährten nicht mehr gelingt, sich zu verstecken. Die wahre Natur von Otherland als die eines Konstrukts von alten machtgierigen Herrschaften, die nach Unsterblichkeit streben, wird erkennbar – nicht jedem und nicht im ganzen Ausmaß, doch die Lage ist als Bedrohung klar und deutlich erkennbar.

Aber es gibt diverse Helfer und Freunde in- und außerhalb Otherlands. Am faszinierendsten ist dabei jene junge Frau von ätherischer Schönheit, die Paul Jonas in unterschiedlicher Gestalt geleitet. In Teil drei überwindet er endlich seine künstliche Amnesie und er erkennt, um wen es sich bei ihr handelt. Auch Orlando offenbart sie sich – in Sim-Verkleidung – als Schutzengel.

In Band drei erweisen sich die wichtigsten Gefährten, wie etwa Paul Jonas, Orlando oder Renie Sulaweyo, als fähig, eine Gesamtlage zu erfassen, als sie in der Sim des Trojanischen Krieges auftauchen. Dort sind der Gefahren mächtig viele (tolle Actionszenen!), und das Überleben hängt manchmal von einer schnellen Reaktion ebenso ab wie von einem schnellen Gedanken oder Freund. Dass sie es dadurch zum Durchbruch auf eine zentrale Einheit Otherlands schaffen, kommt gerade noch rechtzeitig.

Denn auch die Gralsbruderschaft war nicht untätig. Sie bereitet den Übergang vom sterblichen Körper in die unsterbliche Inkarnation innerhalb Otherlands vor, wo sie als Gemeinschaft von ägyptischen Göttern unumschränkt und ewig zu herrschen erwartet – wozu sonst der Riesenaufwand? Allerdings gibt es da neuerdings ein paar Schwierigkeiten, von denen die Unternehmungen von Mr. Dread nur eine ist. Er will selbst die Herrschaft an sich reißen. Es bleibt spannend: Otherland muss enden – doch was wird dann aus unseren Gefährten?

Die Sprecher / Die Produktion

Es wäre relativ sinnlos, die Leistung einzelner Sprecher herausheben zu wollen. Das würde bedeuten, die Leistung anderer Sprecher abzuwerten, obwohl sie ebenso ihr Scherflein dazu beigetragen haben. Die Versuchung ist groß, prominente Sprecher herauszuheben, so etwa den rasant daherquasselnden Andreas Fröhlich als NetFeed-Nachrichtensprecher. (Er ist als deutsche Stimme von Edward Norton und John Cusack bekannt, sprach aber auch den Gollum im „Herr der Ringe“ und führte dort Dialogregie.)

Ich finde es angebrachter, die Leistung der jüngsten Mitglieder der Sprecherriege hervorzuheben. Die Sprecher des Jungen Gally, Till Werner, und des Mädchens Christabel Sorensens, Nora Hickler, sowie von Cho-Cho, Philip Heilmann-Ramirez, standen meist zum ersten Mal vor einem Mikrofon. Ich hätte an ihrer Stelle vor lauter Bammel keinen Ton herausgebracht, aber sie schaffen es bravourös, ihrer jeweiligen Figur Leben einzuhauchen.

Die Soundeffekte erstrecken sich übrigens auch auf die Stimmen. Es gibt Stimmen, die irgendwie „wässrig“ klingen oder krächzen, als handle es sich um eine Krähe oder einen Geier. Beispielhaft findet diese Technik ihre Anwendung in Orlandos Kampf im Wüstentempel, wo er es mit diversen ägyptischen Göttern und ihren Schergen, den „Zwillingen“ (s. o.), zu tun bekommt. Auch Hall und Echo kommen zum Einsatz: „Otherland“ ist der Traum eines Toningenieurs, denn hier kann er zeigen, was sein Tonarchiv und die Kompositions-Software draufhaben.

Wie schon beim ersten Teil des Hörspiels wurde mir klar, dass gigantische Mengen von Text in der Endfassung des Hörspiels fehlen. Dass aber wichtige Sätze praktisch wortwörtlich übernommen wurden. Und dass die Abfolge der Szenen umgestellt wurde. Auch das Ende ist wohl kürzer als im Buch. Über all diese dramaturgischen Maßnahmen ließe sich endlos streiten. Im Endeffekt bleibt aber nur die Frage: Hat es sich gelohnt, diese Änderungen vorzunehmen?

Ganz ehrlich: Das Ergebnis klang richtig, weil dadurch nämlich die Aufmerksamkeit ebenso wie das Verständnisvermögen des Hörers unterstützt wurde. Allerdings ist es ratsam, nach jeder CD, die etwa 55 Minuten dauert, eine kleine Pause einzulegen Der Informationsgehalt des Hörspiels – Text, Musik, Geräusche, Szenenwechsel, Personal – ist nämlich so hoch, dass die Aufmerksamkeit ständig gefordert ist. Mit der Zeit kann das etwas ermüden. Am besten ist es natürlich, das Hörspiel mehrmals zu genießen. Es finden sich bestimmt Details, die man zuvor überhört hat, und Zusammenhänge, die sich neu ergeben.

Unterm Strich

In Teil 3 kommt die Handlung ganz ordentlich voran und eine entscheidende Phase für das Schicksal von ganz Otherland ist erreichbar: Die böse Gralsbruderschaft initiiert das Ritual, mit dem sie die Herrschaft antreten will. Ob ihr das gelingt, wird die Fortsetzung erweisen. Es bleibt spannend.

Dass es solche Fortschritte gibt, ist für den Game-Laien nicht immer ersichtlich, weil so viele Handlungsstränge parallel geführt werden. Doch für Gamer, die Erfahrung mit komplexen Welten haben, ist „Otherland“ wahrscheinlich ein Klacks. Sie kennen die Funktionsweise der Sims im Schlaf, wissen, welche Entscheidungen Erfolg versprechen und auf welchem Level sie sich befinden. Leider wird weder im Buch noch im Hörspiel irgendeine Statistik ausgegeben, daher sind solche Gamer-Hilfen nicht vorhanden und der Zuhörer muss sich auf Erfahrungen aus Film (schnelle Schnitte) oder Radio (Sound, Effekte, Meldungen) verlassen.

In jedem Fall ist das Hörspiel „Otherland“ in seiner Gesamtheit eine Erfahrung der ganz besonderen Art. Wie hochwertig das Produkt eingestuft wird, zeigen auch die Gebrauchtpreise bei Ebay oder Amazon. Sie liegen weit über den üblichen Preisen für Audiobooks.

Originaltitel: Otherland – Book 3: Mountain of Black Glass, 2001
330 Minuten auf 6 CDs
http://www.hoerverlag.de

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