Laurell K. Hamilton – Tanz der Toten (Anita Blake 6)

Anita Blake ist ein Animator – jemand, der Tote als Zombies wieder zum Leben erweckt. In St. Louis, wo Autorin Laurell K. Hamilton (siehe unten) ihre Romane spielen lässt, lässt sich damit gutes Geld verdienen, denn Anita ist zudem noch einer der mächtigsten Totenbeschwörer überhaupt.

Im letzten Band der Serie, „Bleiche Stille„, schaffte sie es sogar, einen ganzen Friedhof wiederzuerwecken. Anita ist außerdem noch der offizielle Vampirhenker des Staates. Wenn Vampire gegen das Gesetz verstoßen, ist es ihre Aufgabe, sie zur Strecke zu bringen. Und diese Arbeit hat sie auch bis vor nicht allzu langer Zeit mit Überzeugung gemacht. Entgegen der landläufigen Meinung und dem amerikanischen Gesetz hält sie Vampire nämlich nicht für ganz normale Bürger, sondern für Monster. Man geht ihnen entweder aus dem Weg oder man tötet sie. Zimperlich ist Anita in der Hinsicht nicht gerade …

Doch ihre Prioritäten fangen an, sich zu verschieben. Schuld daran sind die beiden Männer in ihrem Leben. Da wäre zunächst Richard, gut aussehender Grundschullehrer mit Boyscout-Image, der einmal im Monat zum Werwolf mutiert. Und dann ist da Jean-Claude, wohl der heißeste Vampir seit Lestat, der in St. Louis einige Bars und Lokale betreibt und ein Auge auf Anita geworfen hat. Die entscheidet sich zunächst für Richard, doch Jean-Claude droht, diesen zu töten, wenn sie nicht auch ihm eine Chance gibt, sie zu gewinnen.

So steht es zunächst patt. Jean-Claude konnte im vergangenen Band einige Punkte Vorsprung gewinnen als er Anita half, die Morde an einigen Jugendlichen in der Umgebung von St. Louis aufzuspüren. Doch in „Tanz der Toten“ setzt Richard alles daran, wieder die Oberhand zu gewinnen. Er und Anita kommen sich immer näher, doch den beiden fällt es zunehmend schwerer, die Hände voneinander zu lassen … Allerdings ist nicht alles eitel Sonnenschein bei den beiden. Anita ist pragmatisch, kaltblütig, brutal. Menschen und Monster zu töten macht ihr schon lange nichts mehr aus. Doch Richard ist ein Mann mit hohen Moralvorstellungen. Er weigert sich schlicht, andere Mitglieder des Rudels zu töten oder hart zu bestrafen, um seine eigene Machtstellung zu festigen. Das führt mehr und mehr zur Gefährdung des ganzen Rudels, doch kann Richard seine menschliche Moral ablegen und ganz Werwolf sein?

Handlung

Der eigentliche Plot in „Tanz der Toten“ ist dünner als in den vorangegangenen Bänden. Anita wird von einem Vampir aufgesucht, der sich nach dem Versuch, kein Blut mehr zu trinken, nun selbst zersetzt. Er erhofft sich von Anita, dass sie als Totenbeschwörer seine Situation beheben kann. Gleichzeitig werden die Machtkämpfe bei den Werwölfen immer offensichtlicher. Marcus und seine Lupa (sein Alpha-Weibchen) Raina drehen mit schwächeren Rudelmitgliedern Pornofilme in dem Versuch, Richard herauszufordern. Anita erfährt, dass eine unbekannte Person eine halbe Million Dollar für ihre Ermordung zahlt und ist gezwungen, in Jean-Claudes Versteck unterzutauchen. Währenddessen wird Robert, einer von Jean-Claudes Vampiren, tot aufgefunden – sein Herz fehlt. Wie all diese Ereignisse letztendlich zusammen hängen, wird erst am Schluss enthüllt, wie man es von Hamilton gewöhnt ist.

Wichtiger als der Plot ist in „Tanz der Toten“ die Interaktion zwischen den Charakteren, hauptsächlich natürlich zwischen Anita, Richard und Jean-Claude. Die unterschiedlichen Ansichten, die Anita und Richard zum Thema Töten haben, treiben die beiden auseinander, doch natürlich ist Jean-Claude sofort zur Stelle, um Anita zu trösten. Und endlich – im sechsten Band! – gibt es auch die erste heiße Sexszene, die Protagonisten sollen an dieser Stelle allerdings nicht verraten werden …

Auch Anita hat sich charakterlich langsam verändert. Wenn sie anfangs noch sicher war, wer die Monster sind, kann sie das jetzt schon nicht mehr so genau bestimmen. Dass sie sich mittlerweile dabei ertappt, Mitleid mit den Monstern zu haben, ist eine Tatsache, die sie reichlich beunruhigt. Sie ist nur noch von Werwölfen und Vampiren umgeben, was zu misstrauischen Seitenblicken von ihren Polizeikollegen führt. Auch ihr katholischer Vater ist nicht begeistert, als er aus der Presse erfährt, dass seine Tochter mit einem Vampir geht. Anitas Maßstäbe sind wohl gesunken. Auch was das Töten angeht, hat sie kaum noch Gewissensbisse. Erst schießen und dann fragen, lautet ihre Devise. Besser der andere als man selbst …

Mein Eindruck

In gewohnter Manier hat Laurell K. Hamilton einen spannenden Pageturner fabriziert, der diesmal hauptsächlich von seinen schillernden, sympathischen und durchgeknallten Protagonisten lebt. Anita führt ein reichlich verrücktes Leben, sie selbst bezeichnet es als „eine Mischung aus übernatürlicher Seifenoper und Actionabenteuer“, was den Nagel ziemlich genau auf den Kopf trifft. Und dem Leser bleibt es dann überlassen zu entscheiden, ob er Anita beneiden, bewundern oder bemitleiden soll. Sie ist eine starke Frau und trotzdem keine blankpolierte Heldin. Anita hat Ecken und Kanten – viele sogar. Sie ist bissig und aufbrausend, greift schnell zur Waffe und lässt ungern jemanden an sich heran. Doch gerade das ist es, was sie so interessant macht. Sie ist die toughe Einzelkämpferin, die ihre männlichen Kollegen wiederholt aus brenzligen Situationen befreien muss. Und die geneigte Leserin feuert sie gern an!

Unterm Strich

„Tanz der Toten“ kommt nicht ganz an den Vorgänger „Bleiche Stille“ heran, doch dafür erfährt man hier viel mehr über die handelnden Personen. Was natürlich nicht heißt, dass der Plot zu vernachlässigen wäre. Mit dem Kopfgeld, das auf Anita ausgesetzt ist, kommt diese kaum zur Ruhe. Sie hat sich einige brandneue Waffen angeschafft und hetzt durch die Stadt, um herauszufinden, wer sie denn nun tot sehen will. „Tanz der Toten“ ist eine gewohnt spannende Lektüre. Anita Blake ist einfach suchtgefährdend!

Die Autorin

Laurell K. Hamilton (* 19. Februar 1963 in Heber Springs, Arkansas) ist eine US-amerikanische Autorin von erotischen Fantasy- und Horrorromanen.

Anita-Blake-Serie

Deutsche Ausgaben

Laurell K. Hamilton: Bittersüsse Tode. 3. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003. ISBN 978-3-404-15053-3. (OT: Guilty Pleasures)
Laurell K. Hamilton: Blutroter Mond. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2005. ISBN 978-3-404-15258-2. (OT: Laughing Corpse)
Laurell K. Hamilton: Zirkus der Verdammten. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2005. ISBN 978-3-404-15371-8. (OT: Circus of the Damned)

Laurell K. Hamilton: Gierige Schatten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006. ISBN 978-3-404-15466-1. (OT: The Lunatic Cafe)
Laurell K. Hamilton: Bleiche Stille. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006. ISBN 978-3-404-15548-4. (OT: Bloody Bones)
Laurell K. Hamilton: Tanz der Toten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007. ISBN 978-3-404-15626-9. (OT: The Killing Dance)
Laurell K. Hamilton: Dunkle Glut. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007. ISBN 978-3-404-15756-3. (OT: Burnt Offerings)
Laurell K. Hamilton: Ruf des Blutes. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009. ISBN 978-3-404-15972-7. (OT: Blue Moon)
Laurell K. Hamilton: Göttin der Dunkelheit. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 978-3-404-16410-3. (OT: Obsidian Butterfly 1. Teil)

Laurell K. Hamilton: Herrscher der Finsternis. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 978-3-404-16442-4. (OT: Obsidian Butterfly 2. Teil)
Laurell K. Hamilton: Jägerin des Zwielichts. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 3-404-16054-1. (OT: Narcissus in Chains 1. Teil)

Laurell K. Hamilton: Nacht der Schatten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2011. ISBN 3-404-16588-8. (OT: Narcissus in Chains 2. Teil)
Laurell K. Hamilton: Finsteres Verlangen. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2012. ISBN 978-3-404-16677-0. (OT: Cerulean Sins)
Laurell K. Hamilton: Schwarze Träume. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2013. ISBN 978-3-404-16740-1. (OT: Incubus Dreams 1.Teil)
Laurell K. Hamilton: Blinder Hunger 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2013. ISBN 978-3-404-16806-4. (OT: Incubus Dreams 2.Teil)

Meredith-Gentry-Serie

Laurell K. Hamilton: A Kiss of Shadows. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2000. ISBN 978-0-345-42339-9.
Laurell K. Hamilton: A Caress of Twilight. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2002. ISBN 0-345-43527-3.
Laurell K. Hamilton: Seduced by Moonlight. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2004. ISBN 0-345-44356-X.
Laurell K. Hamilton: A Stroke of Midnight. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2005. ISBN 0-345-44357-8.
Laurell K. Hamilton: Mistral’s Kiss. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2006. ISBN 978-0-345-44358-8.
Laurell K. Hamilton: A Lick of Frost. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2007. ISBN 978-0-345-49590-7.
Laurell K. Hamilton: Swallowing Darkness. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2008. ISBN 978-0-345-49593-8.
Laurell K. Hamilton: Divine Misdemeanors. 1. Auflage. Ballantine Books, New York 2009. ISBN 978-0-345-49596-9.

Andere Werke

Laurell K. Hamilton: Nightseer. 1. Auflage. Penguin Books, New York 1992. ISBN 978-0-451-45143-9.
Laurell K. Hamilton: Nightshade. 1992. ISBN 978-0-671-79566-5. (Aus der Reihe Star Trek: The Next Generation, Band 24)
Laurell K. Hamilton: Death of a Darklord. 4. Auflage. Wizards of the Coast, Renton 2007. ISBN 978-0-7869-4122-3. (Aus der Ravenloft-Serie)
Laurell K. Hamilton: Strange Candy. Berkley Books, New York 2006. ISBN 0-425-21201-7. (Kurzgeschichtensammlung)

Taschenbuch: 560Seiten
Originaltitel: The Killing Dance

ISBN-13: 978-3404156269
www.luebbe.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)