Asterix – Der Goldene Hinkelstein (Sonderband)

ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2020 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

Die Handlung

Das ganze Dorf ist in Aufruhr: Troubadix hat beschlossen, am legendären Gesangswettbewerb für die Barden Galliens teilzunehmen. Der Gewinner des Wettbewerbs wird traditionell mit dem Goldenen Hinkelstein ausgezeichnet. Weil auch die Römer großes Interesse an diesem Wettbewerb haben, werden Asterix und Obelix beauftragt, Troubadix zu seinem Schutz zu begleiten. Sie dürfen ihm nicht von der Seite weichen – koste es, was es wolle! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Wie? Ein neuer ASTERIX? Sind schon wieder zwei Jahre um? Ja und nein. Ja, es gibt einen neuen ASTERIX-Band und nein, der hier erscheint außer der Reihe und ohne Nummer.

Denn dieser ASTERIX ist sozusagen ein Dachbodenfund. 1967 wurde dieses Abenteuer in Frankreich auf Schallplatte mit Begleitheft veröffentlicht (deren Wert spätestens jetzt enormen Zuwachs erfahren wird) … und bis heute nicht als Comic-Album umgesetzt, geschweige denn ins Deutsche übersetzt.

Warum gerade jetzt, nach über 50 Jahren, jemand auf die Idee kam, das nun zu ändern … dazu machte der deutsche Verlag im Vorfeld keine Angaben. Nur so viel „sickerte durch“: Die Story und die Zeichnungen in diesem Comic stammen vom Ursprungs-Duo Goscinni & Uderzo (es hätte auch verwundert, wenn dem nicht so wäre). Der in diesem Jahr verstorbene Uderzo überwachte dann im letzten Jahr auch die Restaurationsarbeiten an den Zeichnungen.

Die Veröffentlichung des fertigen Werkes hat er leider nicht mehr miterleben können, denn auch in Frankreich erscheint „Le Menhir d’or“ zeitgleich mit der deutschen Übersetzung.

Die Aufmachung

Dass dies kein normaler ASTERIX-Band ist, wird schnell klar. Dieser ASTERIX besteht fast ausschließlich aus Text in Dialogform. Hin und wieder gibts eine anfängliche Kapitelbeschreibung, aber sonst ists eine Hörspieltransskription.

Dabei finden wir auf jeder Doppelseite in der Regel eine überdimensionierte, riesige Zeichnung, die zur jeweiligen Szene passt und sich mal über eine, mal über eineinhalb und manchmal auch über zwei Seiten ausdehnt. Die Texte sind großzügig gesetzt und zwischen den Zeilen ist reichlich Platz gelassen worden.

Das lässt erkennen, dass das Ganze im Normalfall keine 48 Seiten hätte füllen können, was man gut am Ende des Heftes sehen kann. Hier sind neben ein paar Erklärungen zur Produktion die Originalseiten aus dem Jahr 1967 abgedruckt, die die Vorlage für diese aufpolierte Version bilden.

Als Abschluss gibts auf der letzten Seite einen QR-Code und eine Internetadresse unter der „Der Goldene Hinkelstein“ auch als Hörspielumsetzung angeboten wird. Ob man sich bei den zu erwartenden, schrägen Gesangstönen besser die Ohren zuhalten sollte?

Zum Zeitpunkt dieser Besprechung war da aber (noch) nix zu sehen, sodass ich leider nicht reinhören konnte. Ich komme wieder.

Das Abenteuer

Wie die Verlagsinfo schon angekündigt hat, möchte Troubadix … der den meisten Lesern nur von der letzten Seite der ASTERIX-Bände bekannt ist, auf denen er oft gefesselt und vor allem gut geknebelt von einem Baum hängt … an einem Sangeswettbewerb teilnehmen. Und nicht nur das. Er ist davon überzeugt, dass er ihn auch gewinnen kann.

Da braucht er natürlich Geleitschutz. Nicht nur vor den Banditen und Römern, die auf dem Weg lauern könnten, sondern vor allem vor denen, die sich seinen Gesang anhören müssen. Asterix kommt mit, weil er nett ist, Obelix, weil er sich eine Prügelei natürlich nicht entgehen lassen möchte.

Wie erwartet kommt die Darbietung unseres (armen) Troubadix nicht so gut an, wie er sich das vorgestellt hat. Und während er schmollend von dannen zieht, lehren Asterix und Obelix das unwillige Publikum handfesten Respekt. Meinungsfreiheit unerwünscht.

Währenddessen schickt der gelangweilte Römerchef seine Mannen in den Wald, einen der Barden abzugreifen, auf dass ihm weniger langweilig ist. Ärgerlich nur, dass sie ausgerechnet Troubadix erwischen.

Wie das wohl ausgeht?

Mein Fazit:

Wer sich über einen neuen ASTERIX-Band freut und blind zugreift, weil er von außen den normalen Heften ähnelt, könnte enttäuscht sein, denn dies ist keiner. Die Seiten bestehen meist komplett aus Dialog-Text und eine Doppelseite bietet selten mehr als eine einzige Zeichnung. Alles wirkt sehr ausgedehnt und gestreckt, damit wenigstens die Stärke eines normalen ASTERIX-Heftes erreicht wird.

Die Story selbst ist lustig, gradlinig und ohne Schnörkel erzählt … aber leider sehr kurz. So schnell hab‘ ich noch nie einen ASTERIX-Band durchgelesen.

Auf der einen Seite ist es super, dass es einen neuen ASTERIX gibt. Auf der anderen Seite fühlt er sich wie ein Appetitmacher an, für das nächste, „echte“ Abenteuer. Das wieder durchgängig bebildert ist und den Leser länger im alten Gallien hält, als es diese Kurzgeschichte schafft.

Spaß hatte ich auf jeden Fall, erwartet hatte ich aber einen vollwertigen Band. Mit mehr Aufwand hätte man die Story problemlos zu einem kompletten Abenteuer ausbauen und die Dialogtexte in Zeichnungen umsetzen können.

Das war aber hier offenbar nicht die Absicht. Hier sollte alles so erhalten werden, wie es 1967 erschienen ist … mit leichten, stilistischen Änderungen. Das ist auf jeden Fall gelungen.

Gebunden: 48 Seiten
Originaltitel: Le Menhir d’or
Ins Deutsche übertragen von Klaus Jöken
1. Auflage, Oktober 2020
ISBN-13: 9783770441280

www.egmont.de

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Im deutschsprachigen Raum erscheinen die Abenteuer von ASTERIX und seinen Freunden bei Egmont Ehapa Media.