Alle Beiträge von Hannibal Lektor

[NEWS] KIM STANLEY ROBINSON: 2312

Kim Stanley Robinson begibt sich für Heyne ins Jahr „2312“:

Wir schreiben das Jahr 2312: Die Menschheit hat Teile des Sonnensystems bevölkert, hat Habitate auf Asteroiden errichtet, hat auf dem Merkur eine sich bewegende Stadt gebaut. Und sie hat auf all diesen neuen Welten neue Gesellschaftsformen ausprobiert, die miteinander im Konflikt stehen. Es ist das Jahr 2312 – und die menschliche Zivilisation steht vor ihrer größten Herausforderung … Mit »2312« hat Kim Stanley Robinson den großen Science-Fiction-Roman unserer Zeit geschrieben, ein bis ins kleinste Detail durchdachtes Zukunftspanorama.

Kim Stanley Robinson wurde 1952 in Illinois geboren, studierte Literatur und promovierte mit einem Essay über die Romane von Philip K. Dick. Er veröffentlichte zahlreiche Science-Fiction-Kurzgeschichten und -Romane und wurde mit dem Nebula Award ausgezeichnet. Weltbekannt wurde er mit seiner Mars-Trilogie. Kim Stanley Robinson lebt und arbeitet in Kalifornien.
(Verlagsinfos)

Originaltitel: 2312
Übersetzung: Jakob Schmidt
Paperback, 592 Seiten
ISBN-13: 978-3453314351

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

[NEWS] AMANDA CARLSON: Vollmondfieber

Amanda Carlson startet ihre Werwolftrilogie bei Bastei Lübbe im „Vollmondfieber“:

Ich verrate euch ein wohl gehütetes Geheimnis: Werwölfe existieren. Ihr glaubt mir nicht? Nun, vielleicht weil wir ganz normal aussehen – wenn nicht gerade Vollmond ist. Mein Name ist Jessica. Ich bin die einzige weibliche Werwölfin der Welt. Und eine Bedrohung für meine Art. Denn eine Prophezeiung besagt unseren Untergang, wenn eine Werwölfin auf den Plan tritt. Gestern habe ich mich zum ersten Mal verwandelt. Seitdem sind alle hinter mir her. Nicht nur Mitglieder meines eigenen Clans, sondern auch die anderen Gestalten der Nacht …
(Verlagsinfo)

Originaltitel: Full Blooded
Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3404206841

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[NEWS] STEFAN GEMMEL – Sichelmond

Bastei Lübbe Baumhaus veröffentlicht Phantastisches von Stefan Gemmel: „Sichelmond“.

Mysteriöses geschieht: zum dritten Mal erwacht der 16-jährige Rouven in einer fremden Wohnung, die völlig verwüstet ist und deren Besitzer verschwunden scheint. An den Türen entdeckt er geheimnisvolle Symbole, sie weisen darauf hin, dass er offenbar selbst für die Vorkommnisse verantwortlich ist. Aber wie kann das sein? Rouven versucht zu ergründen, was geschehen ist. Je mehr er dabei über sich selbst erfährt, desto mehr kommt er einem teuflischen Plan auf die Spur: Nicht nur sein Leben ist in Gefahr, sondern die Zukunft der ganzen Welt. Es geht um nichts weniger als die Rettung aller menschlichen Seelen. Und die Zeit läuft. Denn Jachael, Rouvens Feind, möchte eine Menschheit erschaffen, die nur eines im Sinn hat: die willenlose Ausführung seines Plans, die Welt im Chaos versinken zu lassen. Einzig Rouven kann Jachael stoppen.

Stefan Gemmel, Jahrgang 1970, lebt in Lehmen an der Mosel. Viele seiner Kinder- und Jugendbücher sind bereits in 16 Sprachen übersetzt worden. Bekannt geworden ist er aber vor allem durch seine ungewöhnlichen Lesungen, Lesenächte und Workshops, die er in Schulen und Büchereien durchführt. Dabei bezieht er sein Publikum auf besondere Weise in Form von Rollenspielen, Sprachexperimenten oder Spontantheater mit ein. Seine große Leidenschaft gilt dabei immer dem Nachwuchs, den er zu fördern sucht. So unterstützt er junge Schreibtalente beim Verfassen von Texten oder sogar bei der Veröffentlichung ihrer Bücher und leitet Literaturprojekte und Schreibwerkstätten, in denen sich angehende Autoren erproben können. Für dieses ehrenamtliche Engagement und auch für seine originelle Art der Leseförderung wurde ihm 2007 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
(Verlagsinfos)

Gebundene Ausgabe, 416 Seiten
ISBN-13: 978-3833901195
empfohlen ab 13 Jahren

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[NEWS] MICHAEL CONNELLY: Der fünfte Zeuge

Bei Knaur erschien ein Justizkrimi von Michael Connelly: „Der fünfte Zeuge“.

Mickey Haller ist wieder zurück in seinem alten Job als Strafverteidiger und vertritt vor Gericht insolvente Hausbesitzer. Seine Klientin Lisa aber hat noch weit größere Sorgen als nur ihre Hypothek. Sie ist des Mordes angeklagt, weil sie den Chef ihrer Bank erschlagen haben soll. Für Mickey deutet alles darauf hin, dass in Wirklichkeit jemand anderes hinter Gitter gehört. Als er überfallen und zusammengeschlagen wird, begreift Mickey, dass seine unbekannten Gegenspieler wenig Skrupel kennen. Doch wie kann er die erdrückenden Beweise gegen Lisa entkräften? Und was, wenn Lisas Unschuldsmiene trügen sollte?

Michael Connelly, geboren 1956 in Philadelphia, studierte zunächst Journalismus und Kreatives Schreiben in Florida. Anschließend (ab 1980) arbeitete er für verschiedene Zeitungen in Fort Lauderdale und Daytona Beach, wo er sich auf Polizeireportagen spezialisierte. Nachdem 1986 eine seiner Reportagen für den Pulitzer Preis nominiert worden war, wechselte er als Polizeireporter zur „Los Angeles Times“. Für sein Thrillerdebüt, „Schwarzes Echo“, den ersten Band der Harry-Bosch-Serie, erhielt er 1992 auf Anhieb den Edgar Award, den renommiertesten amerikanischen Krimipreis. Zahlreiche Bestseller folgten, die ihn zu einem der erfolgreichsten Thrillerautoren der USA machten. Heute lebt er mit seiner Familie wieder in Florida.
(Verlagsinfos)

Taschenbuch, 640 Seiten
ISBN 978-3-426-51122-0

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Michael Connelly auf Buchwurm.info:

„Schwarzes Echo“
„Schwarzes Eis“
„Die Frau im Beton“
„Das Comeback“
„Schwarze Engel“
„Dunkler als die Nacht“
„Kein Engel so rein“
„Die Rückkehr des Poeten“
„Vergessene Stimmen“
„Kalter Tod“ (Buchausgabe)
„Kalter Tod“ (Hörbuch)
„Spur der toten Mädchen“
„Das zweite Herz“
„Der Poet“
„Im Schatten des Mondes“
„Unbekannt verzogen“
„Der Mandant“
„L.A. Crime Report“
„So wahr uns Gott helfe“
„Sein letzter Auftrag“

[NEWS] C. C. HUNTER: Shadow Falls Camp – Erwacht im Morgengrauen (Lesung)

Von dem Moment an, als Kylie im Shadow Falls Camp angekommen ist, wollte sie nur eines wissen: Was bin ich? Umgeben von Werwölfen, Vampiren, Hexen und Gestaltwandler möchte Kylie endlich herausfinden, welche Art von Wesen sie ist, und was ihre übernatürlichen Kräfte zu bedeuten haben.

Kaum hat Kylie sich einigermaßen im Camp eingelebt, überschlagen sich die Ereignisse. Ihre übernatürlichen Fähigkeiten entwickeln sich, ein Geist taucht auf und warnt sie, dass jemand, den sie liebt, sterben wird, und eine Vampirgang zieht mordend durch die umliegenden Städte. Auch in Kylies Liebesleben ist keine Besserung in Sicht: Sie versucht zwar ihre Zeit mit Derek zu genießen, kann aber Lucas nicht vergessen.

Als sie ein Wochenende bei ihrer Mutter verbringen soll, um endlich Abstand zu gewinnen, findet sie auch dort keine Ruhe: Ohne den Schutz des Camps ist sie gefährlichen dunklen Mächten ausgeliefert und es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod.

C. C. Hunter, geboren in Alabama, ist das Pseudonym von Christie Craig. Schon als Kind liebte sie Glühwürmchen, lief am liebsten barfuß und rettete mögliche Märchenprinzen in Form von Fröschen vor ihren Brüdern. Auch wenn sie heute meist Schuhe trägt, ist sie immer noch von Glühwürmchen fasziniert. Sie rettet inzwischen nicht mehr nur Frösche, sondern auch andere Tiere, und hat einen Märchenprinz gefunden. Mit ihm, drei Katzen und einem Hund lebt sie in Texas – und wenn sie nicht gerade liest, schreibt, oder Zeit mit ihrer Familie verbringt, fotografiert sie gerne. Sie lebt als Autorin, Lehrerin für kreatives Schreiben und Foto-Journalistin in Texas.

Shandra Schadt wurde 1982 geboren. Schon früh begann sie Theater zu spielen und Ballett zu tanzen. Durch einen Zufall kam sie im Alter von acht Jahren zum Synchron-Sprechen und arbeitet bis heute erfolgreich als Sprecherin. Sie ist die deutsche Stimme von Miley Cirus (Hanna Montana), Jessica Alba und Anne Hathaway.
(Verlagsinfos Fischer FJB & D>A<V)

Gekürzte Lesung, 450 min auf 6 CDs
Empfohlen ab 14 Jahren
ISBN-13 978-3-86231-250-4

[NEWS] NICCI FRENCH: Eisiger Dienstag

Eisiger DienstagNicci French veröffentlicht bei C. Bertelsmann einen neuen Fall für Frieda Klein:

In der Wohnung einer psychisch Kranken wird ein Toter gefunden: Edward Green, alias Robert Poole, der zu seinen Lebzeiten den Mitmenschen mit Charme und Charisma Alltag und Bankkonto erleichterte. Wieder einmal unterstützt die Psychotherapeutin Frieda Klein die Polizei bei den Ermittlungen. Das wird nicht überall gern gesehen. Zumal die Leiche einer jungen Studentin aufgefunden wird, die durch Kleins Fehleinschätzung ums Leben kam. Die Presse veranstaltet eine Hetzjagd auf sie. Aber sie trotzt allen Anfeindungen und hat bald eine schreckliche Vermutung. Und die Suche nach Pooles Mörder bringt auch sie in Lebensgefahr… Ein intelligenter Thriller aus einem London, wie es nur wenige von uns kennen.

Nicci French – hinter diesem Namen verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit langem sorgen sie mit ihren höchst erfolgreichen Psychothrillern international für Furore. Die beiden leben in Südengland. „Eisiger Dienstag“ ist der zweite Band der neuen 8-teiligen Krimireihe. Zuletzt erschien „Blauer Montag“ – der erste Fall für die Therapeutin Frieda Klein.
(Verlagsinfos)

Originaltitel: Tuesday’s Gone
Originalverlag: Michael Joseph (Penguin Group), London 2012
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller
Deutsche Erstausgabe
Paperback, Klappenbroschur, 528 Seiten
ISBN: 978-3-570-10083-7

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Der Titel ist zeitgleich bei Random House Audio als Lesung von Andrea Sawatzki auf 6 CDs erschienen.

Nicci French auf Buchwurm.info:
„In seiner Hand“
„Das rote Zimmer“
„Der Sommermörder“
„Der falsche Freund“
„Der Feind in deiner Nähe“

[NEWS] JUSTIN CRONIN: Die Zwölf (Passage 2)

Justin Cronin - Die ZwölfDie Zwölf bedrohen die Welt – und nur Amy kann sie besiegen

Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie auserwählt für ein geheimes Experiment. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden …

Justin Cronin stammt aus New England und studierte in Harvard. Er besuchte den berühmten Iowa Writers‘ Workshop und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Houston, Texas, wo er an der Rice University Englische Literatur unterrichtet. Er veröffentlichte zwei Romane, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Übersetzungsrechte an seiner Trilogie, die mit »Der Übergang« begann, wurden innerhalb kürzester Zeit in 23 Länder verkauft.
(Verlagsinfos)

Originaltitel: The Twelve
Originalverlag: Ballantine
Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt
Deutsche Erstausgabe
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 832 Seiten
ISBN: 978-3-442-31179-8

http://www.justin-cronin.de/

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Justin Cronin auf Buchwurm.info:
„Der Übergang“ (Lesung)
„Der Übergang“

[NEWS] MAX BENTOW – Der Federmann

Als der Berliner Kommissar Nils Trojan an den Schauplatz eines Mordes gerufen wird, erwartet ihn eine grausame Inszenierung: Der jungen Frau wurden die Haare abgeschnitten, ein zerfetzter Vogel ist auf ihrem Körper platziert. Trojan und sein Team sind entsetzt, doch noch während sie die ersten Ermittlungen einleiten, ereignet sich ein zweiter Mord: Wieder hatte das Opfer lange blonde Haare, und wieder hinterlässt der Federmann einen makabren Gruß in Gestalt eines toten Vogels. Unterstützt von der Psychologin Jana Michels macht sich Trojan an die Lösung des Falls – und befindet sich unvermittelt auf einer Reise in die tiefsten Abgründe einer kranken Seele.

Max Bentow wurde 1966 in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen als Schauspieler tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Mit „Der Federmann“ und „Die Puppenmacherin“, den ersten beiden Kriminalromanen um den Berliner Kommissar Nils Trojan, gelang Max Bentow auf Anhieb ein großer Erfolg und eine Platzierung auf der SPIEGEL-Bestellerliste.
(Verlagsinfos)

Originaltitel: Der Federmann
Originalverlag: Page & Turner, 2011
Taschenbuch, Broschur, 416 Seiten
ISBN: 978-3-442-47882-8

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[NEWS] SUSANNE WINNACKER: The Weepers – Und sie werden dich finden

SUSANNE WINNACKER: The Weepers - Und sie werden dich finden Wenn dich jeder Schritt nach draußen dein Leben kosten kann …

Drei Jahre, einen Monat, eine Woche und sechs Tage: So lange ist es her, dass Sherry das letzte Mal das Tageslicht gesehen hat. Mit ihren Eltern und Geschwistern hat sie sich in einem Bunker verschanzt, nachdem ein Großteil der Bevölkerung von L. A. einem mutierten Virus zum Opfer fiel. Als die Lebensmittel zur Neige gehen, müssen Sherry und ihr Vater den Schritt nach draußen wagen – eine Expedition mit ungewissem Ausgang. Denn die wenigen Überlebenden, die durch die verlassenen Straßen der Stadt streifen, sind kaum mehr als menschlich zu bezeichnen und machen Jagd auf alles, was sich bewegt. Sherry und ihr Vater haben nur gemeinsam eine Chance – doch dann werden sie getrennt.

Susanne Winnacker studierte Jura, ehe sie ihre große Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf machte. Außer Geschichten aller Art liebt die Autorin Tiere und – Kaffee (immer und in jeder Form). Mit ihrem Mann lebt sie im Ruhrgebiet. THE WEEPERS – UND SIE WERDEN DICH FINDEN ist ihr Debütroman.
(Verlagsinfos)

Originaltitel: The Weepers – The Other Life Book 1
Originalverlag: Usborne Publishing
Deutsche Erstausgabe
Ab 14 Jahren
Taschenbuch, Broschur, 304 Seiten
ISBN: 978-3-453-31424-5

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

[NEWS] DEAN KOONTZ: Schwarze Fluten

Eigentlich ist Odd Thomas ein bescheidener, sympathischer Schnellimbisskoch. Doch er hat besondere Fähigkeiten: Er kann die Geister der Toten  Rachel Aaron: Meister der Stimmensehen. Diesmal ist es eine ermordete Frau, die seine Hilfe sucht. Er soll ihren kleinen Sohn retten – vor dem eigenen Vater. Schon bald merkt Odd, dass noch viel mehr Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Gemeinsam mit seiner hochschwangeren Begleiterin Annamaria gelangt Odd Thomas auf den Landsitz eines mächtigen Filmproduzenten. Da Odd geradezu körperlich angezogen wird von dunklen Geheimnissen und unmenschlicher Gewalt, überrascht ihn eine unheilvolle Geistererscheinung dort nicht: Eine ermordete Frau erscheint ihm und fleht ihn an, ihr Kind zu retten, das in tödlicher Gefahr schwebt. Also durchstreift Odd das Anwesen, findet ab
er zunächst statt eines Kindes nur weitere Schrecken: ein Mausoleum voller ermordeter Frauen, am helllichten Tag einbrechende Nacht und dunkle, menschenähnliche Kreaturen, die gnadenlos Jagd auf ihn machen. Offensichtlich hat sich der Hausherr mit bösen Kräften verbunden. Aber zu welchem Zweck? Als Odd Thomas seinen Schützling endlich findet, erkennt er, dass nicht nur Timothys und sein Leben in Gefahr ist. Sondern das unendlich vieler Menschen.

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren und lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien. Seine zahlreichen Romane – Thriller und Horrorromane – wurden in 38 Sprachen übersetzt und sämtlich zu internationalen Bestsellern. Weltweit wurden bislang 400 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft.
(Verlagsinfos)

Originaltitel: Odd Apocalypse
Originalverlag: Bantam
Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 400 Seiten
ISBN: 978-3-453-26795-4

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Dean Koontz auf Buchwurm.info:
„Meer der Finsternis“
„Der Rabenmann“
„Die Anbetung“
„Seelenlos“
„Schattennacht“
„Meer der Nacht“
„Meer der Finsternis“
„Todeszeit“
„Todesregen“
„Irrsinn“
„Frankenstein: Das Gesicht“
„Kalt“
„Der Wächter“
„Der Geblendete“
„Nacht der Zaubertiere“
„Stimmen der Angst“
„Phantom – »Unheil über der Stadt«“
„Nackte Angst / Phantom“
„Schattenfeuer“
„Eiszeit“
„Geisterbahn“
„Die zweite Haut“

[NEWS] RACHEL AARON: Meister der Stimmen

Rachel Aaron: Meister der Stimmen Meisterdieb Eli Monpress hat nur ein Ziel: Er will das höchste Kopfgeld erzielen, das je auf einen Dieb ausgesetzt wurde. Also entführt er kurzerhand den König. Die Magierin Miranda wird ausgesandt, Eli zu finden, doch dann übernimmt ein Schurke die Macht im Königreich, den Miranda und Eli nur gemeinsam bezwingen können.

Rachel Aaron lebt mit ihrer Familie im amerikanischen Bundesstaat Georgia. Von ihrer Reihe rund um den Meisterdieb Eli Monpress sind in den USA sind bisher insgesamt vier Bände erschienen.
(Verlagsinfos)

Originaltitel: The Spirit Thief
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Taschenbuch, 352 Seiten
ISBN-13: 978-3426512388

Knaur bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Diskutiert mit uns und anderen Buchwürmern über diesen Titel auf unserer Facebook-Seite.

RACHEL AARON: Meister der Stimmen

High Fantasy von Rachel Aaron bei Knaur: „Meister der Stimmen“.

Meisterdieb Eli Monpress hat nur ein Ziel: Er will das höchste Kopfgeld erzielen, das je auf einen Dieb ausgesetzt wurde. Also entführt er kurzerhand den König. Die Magierin Miranda wird ausgesandt, Eli zu finden, doch dann übernimmt ein Schurke die Macht im Königreich, den Miranda und Eli nur gemeinsam bezwingen können.

Rachel Aaron lebt mit ihrer Familie im amerikanischen Bundesstaat Georgia. Von ihrer Reihe rund um den Meisterdieb Eli Monpress sind in den USA sind bisher insgesamt vier Bände erschienen.
(Verlagsinfos)

Originaltitel: The Spirit Thief
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Taschenbuch, 352 Seiten
ISBN-13: 978-3426512388

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Diskutiert mit uns und anderen Buchwürmern über diesen Titel auf unserer Facebook-Seite.

Celia Friedman – Die Seelenkriegerin (Magister-Trilogie 3)

Die Magister-Trilogie:

Band 1: „Die Seelenjägerin“
Band 2: „Die Seelenzauberin“
Band 3: „Die Seelenkriegerin

Siderea Aminestas ist mit ihrer Konjunkta so weit nach Süden geflohen, dass sie quasi komplett von der Landkarte verschwunden ist. In einer kleinen Wüstenstadt hat sie sich eine neue Basis geschaffen, und sinnt nun auf Rache an den Magistern. Der Erste, den ihre Rache treffen soll, ist Colivar.

Celia Friedman – Die Seelenkriegerin (Magister-Trilogie 3) weiterlesen

Belli, Giaconda – Republik der Frauen, Die

_Politik mit „gesundem Menschenverstand“_

Vermutlich macht das Cover des neuen Romans der nicaraguanischen Autorin Giaconda Belli, das riesige rote Pumps zeigt, vor allem Frauen neugierig. Was soll das sein – diese Frauenrepublik? Eine Amazonengesellschaft in Louboutins? Mich ließ der Titel sofort an Robert Merles etwas in die Jahre gekommene Dystopie „Die geschützten Männer“ (1974) denken, in der die Frauen die Herrschaft über die ganze Welt übernehmen, weil ein ausschließlich Männer befallender Virus diese in Scharen dahinrafft, bis nur noch wenige von ihnen übrig sind, welche dann in Camps gehalten und vor dem Virus geschützt werden müssen.

Bei Giaconda Bellis Behandlung des Themas fällt jedoch sofort auf, dass schreibende Frauen und Männer in unterschiedlichen Dimensionen denken: Muss es bei einem Mann wie Merle gleich die ganze Welt sein, nimmt sich eine Frau erst mal nur ein kleines Land vor. Was außerdem in „Die geschützten Männer“ heute befremdlich anmutet, ist die Tatsache, dass Merle seine Geschichte so konstruiert, dass die Frauen genau die gleichen Verhaltensmuster an den Tag legen wie die Männer vorher. Belli hingegen wird der Tatsache gerecht, dass Frauen und Männer doch recht unterschiedlich denken und handeln.

Das fängt schon dabei an, dass eine Frau einen weniger aggressiven Grund dafür findet, warum den Männern die Macht entgleiten kann. So müssen diese nicht gleich sterben, sondern ein Vulkanausbruch und die Stoffe in der Luft sind daran schuld, dass der Testosteronspiegel im Blut der Männer des kleinen südamerikanischen Staates „Faguas“ erheblich sinkt, so dass sich bei den anstehenden Wahlen im Land der ungewollten Softies eine neue Frauenpartei durchsetzen kann und es bis zur Präsidentschaft bringt. Sie mobilisiert vor allem Frauen, die mit den Zuständen in ihrem Land (Müllproblem, Arbeitslosigkeit, mangelnde Kinderbetreuung, Wasserknappheit etc.) nicht zufrieden sind, dahingehend, wieder andere Frauen von ihrer Partei zu überzeugen, „die sich vornimmt, dem Land das zu geben, was eine Mutter ihrem Kind gibt, es in Ordnung hält, wie eine Frau ihr Haus in Ordnung hält“. Auf diese Art verbreiten sich die Ideen der „Partei der Erotischen Linken“ wie ein Lauffeuer.

Bei Belli müssen die Frauen das Weibliche nicht ablegen, um Macht ausüben zu dürfen. Im Gegenteil, die Präsidentin Viviana Sansón ist eine attraktive Journalistin, die sich schon immer traute, anzuecken und Missstände in ihrem Land aufzudecken. Gleich zu Beginn des Buches wird sie jedoch angeschossen und muss aufgrund ihrer Verletzung ins Koma versetzt werden. Während Freunde und Verwandte am Krankenbett um ihr Schicksal bangen, erfährt der Leser die ganze Geschichte der Parteigründung, der Wahlen und der Veränderungen in Faguas aus der Sicht der unterschiedlichen Charaktere. So lernt man auch die einzelnen Schicksale des harten Kerns um die Präsidentin kennen. Da ist von der braven Hausfrau bis zu einer jungen Frau, die als Mädchen verkauft und sexuell missbraucht wurde, alles dabei.

Das Symbol der Partei ist ein Fuß mit roten Zehennägeln, denn die Anfangsbuchstaben der Partei „PIE “ bedeuten in der spanischen Landessprache „Fuß“. Und genau so wollen die Politikerinnen das Land auch voranbringen: indem sie einen Fuß vor den anderen setzen. Die Anhänger der Partei lackieren nicht nur ihre Nägel rot, um ihre Weiblichkeit zu betonen, sondern tragen auch T-Shirts mit der Aufschrift „Ich segne mein Geschlecht“. Die Ziele der Partei kann man ebenso als „weiblich“ definieren. Als sie gewonnen haben, organisieren sie das Leben in diesem Staat völlig um. Wie Kinder nehmen sie die Menschen an eine liebende aber fordernde Mutterhand. Statt wie es bisher in der Politik üblich war, alle Anstrengungen in die militärische Richtung zu lenken, verpflichten sie die Einwohner, Lesen und Schreiben zu lernen. Sie führen das Studienfach „Mutterschaft “ ein, um dafür zu sorgen, dass alle Kinder einen guten Start ins Leben bekommen. Die Wirtschaft wird vorangebracht, indem der Anbau und Export von Blumen gefördert wird. Damit stoßen sie auf großen Anklang. Auch die Einführung einer Aktion, bei der das sauberste Viertel einer Stadt keine Wasserkosten bezahlen muss, wird positiv gesehen.

Bei Belli wird aber auch deutlich, dass man einen ganz rigorosen Schnitt machen muss, weil die Männer sonst an den über Jahrhunderte etablierten Strukturen festhalten und solche tiefgreifenden Veränderungen blockieren wollen. Also schickt man alle Männer des öffentlichen Dienstes für sechs Monate nach Hause und ersetzt ihre Stellen durch Frauen. Die Männer erhalten zwar vollen Lohnausgleich und manche finden auch ihr Gutes an der Situation, aber nicht bei allen stößt sie auf Gegenliebe. Auch die öffentliche Ausstellung und Tätowierung von Vergewaltigern wird vor allem von Männern kritisch gesehen. Die Autorin zeigt also, dass es keinen langsamen Übergang geben kann, weil die Ideen zu weit auseinandergehen. Doch das Attentat auf die Präsidentin macht klar, dass es wieder eine Annäherung geben muss. Ein „Frauen gegen Männer “ ist nicht möglich. Man muss beide Geschlechter auf seiner Seite haben, um langfristig an der Macht zu bleiben, denn mit einer gewonnen Wahl steht man eben erst am Anfang.

In ihrer Danksagung schreibt Giaconda Belli, dass sie in den 80er Jahren selbst einer geheimen „Partei der Erotischen Linken“ angehört hat. Obwohl diese nie zu Einfluss gelangte, war die Gruppe „eine Erfahrung in Kameradschaft und Kreativität, die uns alle bereicherte“. In „Die Republik der Frauen“ hat Belli die damals entstandenen Träume und Visionen gedanklich weitergesponnen, denn das Land „Faguas“ ist unschwer als „Nicaragua“ auszumachen, da sie dieses Pseudonym bereits in ihrem Roman „Bewohnte Frau“ (1988) für die Hauptstadt ihres Landes benutzte. Allerdings erinnern die Probleme von „Faguas“ und damit der südamerikanischen Länder auch an die Probleme der Länder Europas – beispielsweise an das Müllproblem in Neapel, die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien oder alles blockierende Verwaltungsapparate in Griechenland sowie Mitglieder der Exekutive und Legislative, die sich aufgrund von Geld und Einfluss alles erlauben können. In Faguas halten sie sich extravagant Pinguine und in Europa veranstalten sie Bunga-Bunga-Partys, schachern sich Kredite zu oder schmuggeln Teppiche am Fiskus vorbei. Selbst Menschenhandel, die sexuelle Ausbeutung von Frauen oder häusliche Gewalt gegen sie sind in Europa nicht fremd. Von daher ist „Die Republik der Frauen“ ein Buch, das globale Probleme auf eine zeitgemäße Art und Weise mit feministischen Anliegen zusammenführt und Lösungen sucht. „Die Ideen in meinem Roman sind einfach gesunder Menschenverstand. Ich bin erstaunt, dass wir Frauen sie noch nicht in die Tat umgesetzt haben. “

|Originaltitel: El país de las mujeres
Übersetzung: Lutz Kliche
304 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3426199152|
http://www.droemer.de

_Corinna Hein_

Interview mit Thomas Thiemeyer 03/07

|Der Illustrator Thomas Thiemeyer überraschte 2004 mit seinem überaus erfolgreichen Romandebüt „Medusa“, dem sich die ebenso beliebten Abenteuer „Reptilia“ und der aktuelle Wissenschaftsthriller [„Magma“ 3415 anschlossen. Wir haben uns mit ihm über seine aktuellen Bestsellererfolge und seine weiteren Planungen unterhalten:|

_Andreas:_
Hallo, Thomas. Ich gratuliere zu den aktuellen Erfolgen! Schon dein Debüt „Medusa“ lief ausgesprochen gut und die Taschenbuchfassung von „Reptilia“ macht es sich derzeit auch in den Bestsellerlisten gemütlich. Bist du mit den Verkaufserfolgen zufrieden? Hat „Reptilia“ eine spürbare Ausweitung deines Leserkreises bewirkt?

_Thomas:_
Nun, über den Erfolg beider Bücher freue ich mich natürlich sehr. „Medusa“ war in dieser Hinsicht sogar noch einen Tick erfolgreicher. Für mich war es aber mindestens so wichtig, dass ich das Gefühl hatte, mich schriftstellerisch bei „Reptilia“ weiterentwickelt zu haben. Es gibt meines Erachtens interessantere Figuren, eine dichtere Story und einen steileren Spannungsbogen.

_Andreas:_
Wenn ich mir die letzten Platzierungen ansehe, fällt schon auf, dass die jeweilige Taschenbuchfassung gegenüber der Hardcoverausgabe die Nase vorn hat. Das deutet auf ein jeweils andersartiges Zielpublikum hin. Sind Thiemeyer’sche Abenteuer eher für Taschenbuchkäufer interessant oder kann man im Vergleich der beiden Märkte sagen, dass die Hardcoverausgaben ähnlich erfolgreich waren?

_Thomas:_
Ich halte mein Zielpublikum definitiv für Taschenbuchleser. Ich selbst würde mich auch als solchen bezeichnen. Taschenbücher sind günstig, leicht und knautschig. Man kann sie auf dem Rücken liegend lesen oder in der Badewanne. Es gibt nur ganz wenige Bücher, die ich im Hardcover lese. Meist ist es dann „gehaltvolle“ Literatur, wie Eco, Zafón oder Zweig. Unterhaltungsliteratur (wenn man diesen schrecklichen Begriff verwenden möchte), wie ich sie schreibe, hat ihr Standbein im Taschenbuch. |Dachte| ich zumindest immer. Aber seit mein neuer Roman „Magma“ auf der |Spiegel|-Bestsellerliste Hardcover gelandet ist, bin ich diesbezüglich etwas ins Grübeln geraten.

_Andreas:_
Das Timing dieses Erfolges mit der neuen Ausgabe von „Reptilia“ ist natürlich besonders prima, da parallel dein gerade erwähntes neues Buch im Hardcover erschienen ist. Zu aktuellen Erfolgsmeldungen deines Thrillers „Magma“ kannst du sicherlich noch nicht viel sagen, aber zumindest die ersten Platzierungen in den Hardcover-Bestsellerlisten und bei |amazon.de| zeigen bereits einen zu erwartenden großen Erfolg. Gibt es hier bereits wieder Verträge mit Lizenzausgaben? Und was machen übrigens die Filmrechte zu deinen ersten beiden Romanen?

_Thomas:_
Zu „Magma“ lässt sich tatsächlich noch nicht viel sagen. Ich weiß nur, dass die erste Auflage bereits vergriffen ist. Konkrete Zahlen gibt’s aber erst in einem halben Jahr. Allerdings hat auch diesmal |Weltbild| wieder sein Interesse bekundet. Ich bin sicher, dass noch einige Auslandslizenzen dazukommen werden. Das haben sie bisher immer getan.

Beim Film sieht es dagegen eher mau aus. Die Option für „Medusa“ wurde nicht gezogen, wie es im Fachjargon so schön heißt. Will sagen: Es war zwar Interesse vorhanden, aber das Projekt erschien wohl als zu kostspielig oder wenig interessant. Ebenso bei „Reptilia“. Überhaupt spielen viele Fernsehproduktionen derzeit eher in oder um Deutschland, und wenn es denn mal exotisch wird, dann eher historisch-exotisch wie bei der derzeitigen Verfilmung des Lebens Heinrich Schliemanns. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf: Irgendwann steht auch mal wieder reines Abenteuerkino auf dem Programm.

_Andreas:_
Die Umschlaggestaltung von „Magma“ ist mal wieder äußerst lecker. Ich vermute, du hast erneut selbst Hand angelegt?

_Thomas:_
Klar. Alles andere würde mir mein Berufsethos verbieten. So komisch es klingen mag, aber wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde, antworte ich immer zuerst „Illustrator“. Und das, obwohl ich zurzeit mit dem Schreiben viel größere Erfolge feiere.

_Andreas:_
Der Klappentext lässt diesmal einen noch deutlicheren Schritt in Richtung Wissenschaftsthriller und Science-Fiction vermuten und klingt nach Anteilen aus frühem Michael Crichton und Frank Schätzing. Ist „Magma“ wieder mehr ein Abenteuerroman, mehr Thriller oder mehr Science-Fiction? Wo würdest du den Schwerpunkt verorten?

_Thomas:_
„Magma“ ist in erster Linie eine Geschichte über eine unglückliche Frau. Es ist ihr Schicksal, das sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht und am Ende zur Errettung der gesamten Menschheit führt. Ich liebe es, solche persönlichen Einzelschicksale in einen viel größeren Kontext einzubetten. Und diesmal ist der Kontext wirklich gewaltig.

Thematisch schwankt die Story stark zwischen allen angesprochenen Genres, ohne sich genau festzulegen. Eine Art „Crossover“, würde ich sagen. Den Ritterschlag hat das Buch durch Frank Schätzing erhalten, der es gelesen und für sehr gut befunden hat.

_Andreas:_
Erzähl den Lesern bei dieser Gelegenheit doch gleich mal etwas zum Inhalt von „Magma“. Was erwartet uns?

_Thomas:_
Es handelt von einem verschwundenen Forscher, mysteriösen Gebilden aus Stein und einem Zeichen am Himmel. Aus dem Marianengraben, mitten im pazifischen Ozean, dringen Signale an die Oberfläche, die viel zu regelmäßig sind, um natürlichen Ursprungs zu sein. Die Geologin Ella Jordan steht vor einem Rätsel. Es gibt nur eine Lösung: Mit einem U-Boot tauchen sie und der Wissenschaftler Konrad Martin zum untersten Bereich des Grabens. Hier scheint die Quelle der Störung zu sein. Sie entdecken eine riesige Steinkugel, hart wie Diamant, widerstandsfähig gegenüber allen Messmethoden. Die Erforschung der Kugel mündet in einer Katastrophe.

Plötzlich werden neue Signale empfangen: zuerst aus der Region des Nordkaps, dann aus Australien bis hinunter zur Antarktis. Ella und Konrad reisen um die ganze Welt und stoßen überall auf dieselben rätselhaften Gebilde aus Stein. Mit einem Mal beginnen sich die Signale aller Kugeln zu synchronisieren, ihre seismischen Wellen erzeugen auf der ganzen Welt Erdbeben und Vulkanausbrüche – Ella arbeitet wie besessen an einer Lösung, doch der Countdown läuft …

_Andreas:_
Konntest du für dieses Thema auf dein früheres Studium der Geologie und Geografie zurückgreifen? Mariannegraben, Erdbeben, Vulkanausbrüche – wird der Leser hier wissenschaftlich schlau gemacht?

_Thomas:_
Klar, hier konnte ich in die Vollen gehen und die gesamte geologische Trickkiste auspacken. Ich bin sicher, dass der Leser nach der Lektüre genau weiß, was eine Subduktionszone, die Mohorovizischen Diskontinuität oder ein Hot Spot ist. Vielleicht gelingt es mir ja sogar, den einen oder anderen für die faszinierende Welt der Erdwissenschaften zu begeistern.

_Andreas:_
Du hast die Erzähltechnik vom Debüt „Medusa“ zu „Reptilia“ bereits deutlich verändert. Hast du in „Magma“ wieder mit Erzählstilen experimentiert? Worauf bist du im Ergebnis besonders stolz?

_Thomas:_
Ich habe diesmal meine Palette merklich erweitert. Beide Vorgänger verfügten nur über ein relativ kleines Ensemble von Personen und spielten nur an wenigen Orten. „Magma“ ist in dieser Hinsicht deutlich aufgebohrt. Mehr Personen, mehr Schauplätze und vor allem mehr Handlungsstränge. Schließlich geht es ja um eine weltumspannende Bedrohung. Da kann man kein Kabinettstückchen draus machen. Manchmal kam ich mir vor wie ein Jongleur, der zehn Bälle in der Luft halten muss. „Magma“ ist großes Kino.

_Andreas:_
Was macht die Graphikerkarriere, die du angesprochen hast? Lässt sich immer noch beides unter einen Hut bekommen? Deine Coverbilder landen ja immer wieder auf den Nominierungslisten diverser Phantastikpreise. Gibt es hier seit „Medusa“ Neues zu verkünden?

_Thomas:_
Nach diversen Angeboten amerikanischer Verlage, hat sich nun sogar ein namhafter Hollywoodregisseur bei mir gemeldet und mich gefragt, ob ich Interesse hätte, „Concept Art“ für seinen neuen Film zu machen. Die Rede ist von Darren Aronofsky, dessen Film „The Fountain“ gerade so wunderbar an den deutschen Kinokassen gefloppt ist. Und das, weil er praktisch nirgends zu sehen war. Sehr zu Unrecht, wie ich finde, denn es ist ein sehr tiefgründiger Film mit sensationellen Bildern. Offenbar hat man einen solchen Stoff dem „Eragon“-gestählten Publikum nicht zugetraut. Zeit zum Umdenken, liebe Kinobetreiber!

_Andreas:_
Hat deine Familie inzwischen das Gefühl, eine Berühmtheit im Familienkreis zu beherbergen? Kannst du dich vor Groupies und Fanpost noch retten?

_Thomas:_
Meine Familie ist einfach großartig. Wir nehmen uns hier alle nicht richtig ernst und bleiben schön auf dem Boden. Einen besseren Schutz vor Größenwahn gibt es nicht. Und die Groupies? Ich warte immer noch auf entsprechende Post. Gerne mit Bild. 😉

_Andreas:_
Welche neuen abenteuerlichen Tiefen werden vom Autor Thomas Thiemeyer als nächste ausgelotet? Hast du schon in deiner Idee- und Materialschublade gewühlt und das nächste Projekt herausgekramt?

_Thomas:_
Ich sitze schon eifrig am nächsten Roman, wenn du das meinst. Und „tata“, es wird eine Fortsetzung zu „Medusa“ geben. Lange habe ich mich dagegen gesträubt, weil ich eigentlich kein Fan von Fortsetzungen bin. Aber die Idee zu diesem Roman war einfach zu schön, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. Die Leser können sich also im nächsten Jahr auf ein Wiedersehen mit Hannah Peters und Chris Carter freuen.

_Andreas:_
Welche aktuelle Lektüre würdest du den Lesern von Buchwurm.info bis dahin dringend ans Herz legen wollen? Mir hat es diesen Monat „Weltensturm“ schwer angetan und ich bin sehr neugierig auf Andreas Eschbachs „Ausgebrannt“. Was liegt auf deinem Nachttisch?

_Thomas:_
„Next“ von Michael Crichton. Ich habe allerdings noch nicht angefangen zu lesen, kann also nichts darüber sagen. Begeistert bin ich mal wieder vom guten alten Stefan Zweig. Seine Anthologie „Meistererzählungen“ aus dem Hause S. Fischer ist einfach ein Genuss. Was für ein begnadeter Erzähler. Sehr zu empfehlen auch „Ein dickes Fell“ meines Freundes Heinrich Steinfest, erschienen bei |Piper|. Ebenso wortgewaltig wie Zweig, aber um ein Vielfaches humorvoller. Geheimtipp!

_Andreas:_
Wirst du auf Lese- oder Signiertour unterwegs sein? Wenn ja: Gibt es schon Termine, die wir uns ankreuzen sollten?

_Thomas:_
Ich muss ein Geständnis ablegen: Ich bin kein Freund von Lesungen. Ich sehe mich als Autor und Illustrator, nicht aber als Entertainer. Obwohl man mir immer wieder eine schöne Erzählstimme bescheinigt hat, graust es mich jedes Mal vor öffentlichen Auftritten. Meine Lesungstermine wird man daher an einer Hand abzählen können. Ein Termin steht allerdings schon fest. Am 29.09. ab 20:00 Uhr wird es im Parkhotel Waldlust (Hohemarkstr. 168, 61440 Oberursel/Taunus) eine sensationelle Lesung vom [Autorenforum Montségur]http://autorenforum.montsegur.de geben. Lesen werden (in dieser Reihenfolge):

Thomas Thiemeyer aus „Magma“

Heiko Wolz aus „Spinnerkind“

Andrea Schacht aus „Kreuzblume“

Thomas Finn aus „Der Funke des Chronos“

Christoph Hardebusch aus „Die Schlacht der Trolle“

_Andreas:_
Ich wünsche dir mit „Magma“ und den erneut erfolgreichen ersten beiden Werken viel Erfolg und bedanke mich für deine Gesprächszeit.

_Thomas:_
Herzlichen Dank für euer Interesse und viel Spaß bei der Lektüre. Man liest sich.

Website des Autors: http://www.thiemeyer.de/
Website zu „Magma“: http://www.droemer.de/magma/

|Wer mehr über Thomas Thiemeyer erfahren möchte, kann dies in unserem [Interview vom September 2004]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=25 nachlesen.|

[„Medusa“ 482
[„Reptilia“ 1615

Die Trolle

_Teaser_

|Nach den Orks, den Zwergen und den Elfen stehen nun „Die Trolle“ im Mittelpunkt des nächsten großen Romans um die Geschöpfe der Fantasy. In der Tradition von Markus Heitz und Bernhard Hennen bieten auch „Die Trolle“ eine action- und temporeich erzählte Geschichte um Krieg, Verrat, Verlust und Liebe.

Düsterer als seine Vorgänger, schildert der Roman jedoch eine ganz eigene, zerrissene Welt. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise in das vom Bürgerkrieg beherrschte Land Wlachkis, in dem Menschen und Trolle nach Jahrhunderten der Trennung wieder aufeinander treffen.

Der junge Rebell Sten ist ein Kämpfer, dem nahezu jedes Mittel recht ist, um die tyrannische Fremdherrschaft über sein Land zu beenden. Die Trolle erscheinen ihm zunächst fremdartig, grausam und gnadenlos. Dennoch findet Sten im Verlauf der Handlung heraus, dass auch sie um das Überleben ihres Volkes kämpfen. Während ihrer gemeinsamen Reise entwickelt sich ein vorsichtiges Verständnis zwischen den unfreiwilligen Verbündeten. Schon bald müssen sie gemeinsam einen Weg finden, sowohl den Tyrannen Zorpad aufzuhalten, der einen vernichtenden Feldzug plant, als auch die Sonnenmagier vom Orden des Albus Sunas, die etwas in den Tiefen der Erde geweckt haben, das weitaus mehr als nur die Trolle bedroht.|

_Der Autor_

Christoph Hardebusch, geboren 1974 in Lüdenscheid im Sauerland, studierte zunächst BWL in Marburg, wechselte dann jedoch zu Anglistik und Medienwissenschaft. In seiner Studienzeit begann der begeisterte Rollenspieler und Fantasy-Leser, selbst zu schreiben. Nach dem Studium zog er nach Heidelberg, arbeitete als Texter bei einer Werbeagentur und konzentrierte sich gleichzeitig auf seine erste Veröffentlichung.

Ab April geht der Autor auf Lesereise und wird dann auch auf verschiedenen Conventions, z. B. dem MART in Mannheim und dem Nordcon, anzutreffen sein.

http://www.hardebusch.net/

_Die Trolle – Leseprobe, Kapitel 1_

Der Wald lag in den Abendstunden ruhig da. Kaum ein Tier war zu hören, während die letzten Strahlen der Sonne durch sein Blattwerk drangen. Mächtige, moosbewachsene Bäume ragten Dutzende von Schritten in die Höhe, und zwischen ihnen bildeten Büsche und Farne ein undurchdringliches Unterholz. Als die Hufschläge des Reitertrupps schließlich verhallten, kehrten auch die alltäglichen Geräusche des Forstes zurück und erinnerten Sten an die vielfältigen Gefahren, die sein Leben bedrohten.

Vergeblich rüttelte er an den dicken Eisenstangen seines Käfigs. Natürlich gaben sie nicht nach. |Alles in allem haben meine Feinde gute Arbeit geleistet|, ging es Sten durch den Kopf.

Auch wenn er aufrecht sitzen konnte, solange er die Beine herausbaumeln ließ, war der Käfig eng und unbequem und schaukelte bei jeder Bewegung. Die kalten Stangen drückten gegen Stens nackte Haut und gruben sich schmerzhaft in sein Fleisch. Zu eng waren sie, als dass er hätte hindurchschlüpfen können, doch ohne Frage würde das Maul eines Wolfes oder die Tatze eines Bären ihn erreichen können.

Marczeg Zorpads Krieger hatten die Eisenkonstruktion sorgfältig überprüft und den schweren Bolzen mit Hammerschlägen in der Verankerung verkeilt. Ohne Werkzeug war es unmöglich, den Eisenstift zu entfernen und die kleine Tür zu öffnen. Die Kette, mit welcher der Käfig an dem dicken Ast befestigt war, war ebenso fest und zuverlässig geschmiedet. Auch der Baum war gut ausgewählt, ein altes starkes Eichengewächs, an dessen Stamm feuchtes Moos emporwuchs. Dieser Baum hatte noch viele Jahrhunderte Leben vor sich und würde noch weiter wachsen, wenn Sten schon lange in dem Käfig verrottet war. Die Freiheit war nur zwei Schritt unter ihm, und sie leuchtete im Abendlicht verlockend grün, doch Sten hätte in seinem Käfig statt der zwei Schritt auch hundert hoch hängen können, denn der Boden blieb für ihn unerreichbar.

Wenn er bedachte, dass Zorpad das Aussetzen eines Mannes in den düsteren Wäldern seiner Heimat von Stens eigenem Volk, den Wlachaken, übernommen hatte, so konnte er durchaus die Ironie seiner ausweglosen Lage erkennen. Die Idee aber, den Verurteilten in einen Metallkäfig zu stecken, stammte natürlich von den Masriden. Früher hatte man die Verbrecher einfach mit festen Stricken an die Bäume gebunden. In den alten Tagen war dies eine Art Gottesurteil gewesen, und nicht wenige Lieder seines Landes erzählten von jenen, die durch Glück oder Geschick dem sicheren Tod entkommen und zurückgekehrt waren, um Rache zu nehmen an jenen, die ihnen den Tod hatten bringen wollen.

Sten lachte bitter auf. Die neuen Herren des Landes wollten allemal sicherstellen, dass die Götter ihre Urteile im Sinne der Masriden fällten. Oder besser gesagt ihr Gott, denn sie verhöhnten die alten Geister des Landes und unterdrückten den Glauben an diese, wo immer sie auf ihn stießen.

Ohne fremde Hilfe würde Sten sich aus dieser Falle nicht befreien können, und so tief im Wald verborgen würde ihn niemand finden, bevor er starb. Das grobe Hemd, das sie ihm als einziges Kleidungsstück gelassen hatten, bot wenig Schutz vor den Elementen. Hinzu kamen die Auswirkungen der Folter, die Sten nicht gerade widerstandsfähiger gemacht hatte. Er konnte sich gut vorstellen, wie er aussah, nur mit dem schmutzigen Leinenhemd bekleidet, überall grün und blau geschlagen, das lange, dunkle Haar strähnig und verfilzt, das schmale Gesicht von Erschöpfung, Schmerz und Schlafmangel gezeichnet.

|Vermutlich sehe ich jetzt schon aus wie ein wandelnder Toter|, dachte Sten und grinste finster. Es schien tatsächlich an der Zeit zu sein, sich mit dem Gedanken an den Tod abzufinden. Schnell verdursten würde der junge Krieger nicht, dazu war es zu feucht, und vermutlich würde es in den nächsten Tagen mehr als genug regnen. Wenn er also nicht verhungerte, würde ihn eine der unzähligen Gefahren der dunklen Wälder das Leben kosten.

Auf der Flucht vor den Häschern des Marczegs der Masriden war Sten oft tief in den Wald eingedrungen, und er wusste mehr als genug über den dunklen Forst. Viele Geschichten, die man sich nachts an den Feuern erzählte, waren natürlich Ammenmärchen, aber unter all dem Aberglauben verbarg sich auch ein Körnchen Wahrheit. Es gab gute Gründe, den Wald zu meiden, und je tiefer man sich hereinwagte, desto gefährlicher wurde es. In den lichtlosen Tiefen schlichen Kreaturen durch das Unterholz, denen man besser aus dem Weg ging. Wölfe und Bären, die den Städtern und Bauern solche Angst einjagten, wirkten gegen diese geradezu harmlos. Schlimmere Dinge als Tiere, die ohnehin die Nähe der Menschen eher mieden, bedrohten den Wanderer im Herzen des Forstes. Und in der Nacht kamen diese Kreaturen aus ihren Löchern gekrochen auf der Suche nach Opfern und Beute.

Die spitzohrigen |Vînai| waren gnadenlose Jäger, die Mensch und Tier aus bloßer Freude am Töten mit ihren zielsicheren Pfeilen spickten. Sie duldeten keinerlei Eindringen in ihre Länder im Herzen des Waldes. Neben ihnen gab es die verfluchten |Zraikas|, die in eine fremde Gestalt schlüpfen konnten und mit ihren tödlichen Reißzähnen und Klauen kaum zu besiegen waren. Von anderen dämonischen Kreaturen hatte Sten nur gehört, doch auch in den geflüsterten Geschichten mochte durchaus ein Körnchen Wahrheit stecken. Vermutlich würde er es schon bald herausfinden. Er lachte freudlos, als er daran dachte, dass diese Bekanntschaft wohl eine kurze und äußerst unerfreuliche werden würde.

Inzwischen war die Sonne gänzlich hinter den Bergen verschwunden und beleuchtete nunmehr die niedrig hängenden Wolken am Himmel. Zusammen mit dem letzten Licht der Sonne schwand auch Stens letzte Hoffnung auf Rettung. Wenige würden es wagen, nachts in die Wälder einzudringen, selbst wenn sie denn überhaupt wüssten, dass Sten noch lebte.

|Immerhin ist es hier ein wenig gemütlicher als in Zorpads Kerkern|, dachte Sten grimmig und versuchte, eine bequemere Sitzposition zu finden, doch irgendwie schien er überall blaue Flecken zu haben. |Vielleicht finde ich heute Nacht ja sogar etwas Schlaf, immerhin prügeln seine Häscher nicht mehr auf mich ein.|

Aber an Schlaf war kaum zu denken, auch wenn Sten von den Entbehrungen der letzten Tage und den Verhören stark erschöpft war, denn zu unbequem war sein luftiges Gefängnis. Dazu kreisten seine Gedanken unablässig um seine Freunde und die Gefahren, die ihnen drohten.

Mit der Dunkelheit drangen mehr und mehr fremdartige Geräusche an seine Ohren, Tiere schrien, das Laub raschelte, und immer wieder erhaschte Sten aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Die einsetzende Dunkelheit verwandelte den Wald, die Bäume erhoben sich als dunkle Schatten, und zwischen ihnen herrschte schon bald Finsternis, die alle möglichen Schrecken verbergen mochte. Zunächst schien noch der Mond, doch dann türmten sich dunkle Wolken am Himmel auf. Bald schon konnte der Wlachake nur noch wenige Schritt weit sehen, was das nächtliche Spektakel der Waldtiere noch unheimlicher machte. Aber schließlich gewann die Erschöpfung Oberhand, und Sten verfiel in düstere Träume, die von einem Unwetter beendet wurden.

Eiskalter Regen weckte ihn, und der grollende Donner ließ ihn zusammenzucken. Kalte Winde zerrten an seinem Leinenhemd und trieben den Regen fast waagerecht vor sich her. Innerhalb weniger Augenblicke war Sten vollkommen durchnässt und fror erbärmlich.

Immer wieder schlugen Blitze in der Ferne ein, erhellten die Landschaft für einige Augenblicke und wurden von mächtigen Donnerschlägen gefolgt. Sten konnte sich nicht erinnern, jemals einen solch wütenden Sturm erlebt zu haben. Vielleicht lag es aber auch nur an seiner unbequemen Warte, die ihn dem Zorn der Elemente schutzlos auslieferte. Der schwere Eisenkäfig schaukelte im Wind, der Ast knarrte bedrohlich, und es kam Sten so vor, als werde er sogleich zu Boden stürzen. Doch die starke Eiche hielt und würde wohl zur letzten Ruhestätte für Sten cal Dabrân werden.

Mutlos kauerte er sich zusammen und schlang die Arme um den Oberkörper, um sich ein wenig zu wärmen. Vielleicht würde er schon in dieser Nacht erfrieren, denn zu dem Regen gesellten sich jetzt auch noch eisige Hagelkörner, die ihn schmerzhaft trafen.

Niemals seine Heimat wiedersehen, seine Familie, seine Freunde … Verzweiflung überkam ihn und raubte ihm die letzte Kraft aus den müden Gliedern. So saß er da, während das Unwetter um ihn herum tobte. Er musste an Flores’ warnende Worte bei ihrem letzten Treffen denken, die er so leichtfertig in den Wind geschlagen hatte. Seine letzten Worte seiner Schwester gegenüber waren absichtlich verletzend gewesen, und nun würde er sterben, ohne sie wieder gutmachen zu können.

Ein Knacken, das sogar das Rauschen der Bäume im Wind übertönte, ließ ihn aufschrecken. Hastig suchte er mit Blicken die kleine Lichtung ab, doch in der Dunkelheit konnte er wenig erkennen, bis ein gezackter Blitz über den Himmel zuckte und den Wald für einen Augenblick erleuchtete. Grelle Nachbilder tanzten durch Stens Blickfeld, mehrere riesige, menschenähnliche Gestalten, die auf der Lichtung standen. Es dauerte einige hämmernde Herzschläge lang, bis sich seine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, Herzschläge, in denen er sich einredete, dass er sich getäuscht habe, dass dort in der Nacht nichts gewesen sei.

Und dann sah er sie, schwarze Schatten vor der Dunkelheit des Waldes. Vier, nein fünf, fast doppelt so groß wie ein Mann, mit mächtigen Schultern und langen, muskulösen Armen. Wie von Sinnen vor Angst warf sich Sten gegen die Stangen des Käfigs, um ihnen zu entkommen. In der Finsternis sah er eines der Ungeheuer auf sich zugehen. Verzweifelt versuchte Sten von dem Wesen wegzukommen, doch es war unmöglich. Hilflos musste er zusehen, wie der Schatten sich näherte, bis die Kreatur kaum eine Armeslänge entfernt stehen blieb. Obwohl der Käfig sicherlich zwei Schritt über dem Boden hing, war es dem Monstrum ein Leichtes, hineinzuspähen. Wieder zuckte ein Blitz über den Himmel, wieder war die Lichtung für einen Herzschlag in Licht getaucht.

Abgrundtiefe Furcht erfüllte Sten, als er das ebenso massige wie hässliche Haupt sah. Der Kopf war grob menschlich, doch die Linien des Gesichts verliefen nahezu gerade, und die hohen Wangenknochen und das kantige Kinn wirkten wie in Stein gemeißelt. Sein Magen zog sich zusammen, als er die Augen sah, die sich unter knochigen Brauen verbargen, während die Ohren viel zu klein für den riesigen Kopf schienen. Die Stirn war flach und seltsam gefurcht, und darüber ragten fingerdicke, hornige Auswüchse auf, die Sten in Ermangelung eines besseren Wortes als |Haare| bezeichnete. Zudem wölbten sich zwei mächtige, lange Hörner von der Stirn über den Schädel, was dem Monstrum ein dämonisches Aussehen gab. Am furchteinflößendsten jedoch war das Maul der Kreatur, breit und mit vollen Lippen, hinter denen gewaltige Hauer wie die eines Ebers zum Vorschein kamen, als es sie hämisch zurückzog.

Unfähig, sich zu rühren oder gar etwas zu sagen, starrte Sten auf die albtraumhafte Erscheinung. Sein Herz schlug schmerzhaft schnell, als das Monstrum mit einer der riesigen Pranken nach dem Käfig griff und ihm einen Stoß versetzte, der Sten durch Mark und Bein fuhr. Schließlich beugte es sich nach vorn, und Sten konnte ein Schnaufen hören, als wolle es in der Dunkelheit seine Witterung aufnehmen. Nach einer schier endlosen Zeit wandte sich das Wesen ab und stapfte zurück zu seinen Gefährten.

Der Regen dämpfte die Geräusche, die es von sich gab, aber Sten vernahm raue Laute, die tief aus der Kehle kamen. Bevor er sich einen Reim auf diese Ungeheuer machen konnte, kehrte eines zu ihm zurück, ergriff ohne viel Federlesens die Eisenstangen des Käfigs und rüttelte an ihnen. Sten wurde von einer Seite auf die andere geschleudert und schlug schmerzhaft gegen die harten Gitterstäbe. Verzweifelt klammerte er sich fest, bis das Monstrum von dem Käfig abließ und ihn musterte.

»Sprichst du?«, fragte es unvermittelt. Die Worte klangen kehlig, aber verständlich. |Bei allen Geistern, das Geschöpf
spricht meine Sprache!|

Für einen Herzschlag lang war Sten zu überrascht, um zu antworten, doch als das Wesen wieder nach dem Käfig griff, beeilte er sich zu bejahen: »Ja! Ja, ich kann sprechen.«

»Gut. Was tust du hier?«, grollte die tiefe Stimme über die Lichtung.

»Äh. Sterben? Ich bin gefangen und soll hier verrecken«, antwortete Sten.

»Gefangen? Von wem?«

»Sein Name ist Zorpad.«

»Zorpad? Wer ist Zorpad?«

»Er ist ein Mensch. So wie ich auch.«

»Wir wissen, was Menschen sind«, sagte das Wesen mit donnernder Stimme.

»Zorpad ist der Herr dieses Landes. Oder zumindest wäre er das gern«, sagte Sten rasch.

Sein Gegenüber legte misstrauisch den gewaltigen Kopf schief. »Nicht so schnell«, knurrte es. »Gibt es noch mehr Menschen hier? Oder bist du allein?«

»Ich bin allein.«

Diesmal wandte das Wesen sich an seine Begleiter und brüllte quer über die Lichtung: »Er ist allein«, was diese veranlasste, sich zu nähern und sich neugierig um den Käfig herum aufzubauen. Plötzlich war Sten von einer Hand voll gewaltiger Kreaturen umgeben, die ihn neugierig musterten. Ihre hässlichen Schädel näherten sich dem Käfig, und die dunklen Augen wanderten über Sten, als sei er ein Stück Vieh auf dem Markt. Einige von ihnen schnüffelten an dem Käfig, und Sten konnte ihren beißenden Atem riechen. Andere berührten die Eisenstangen und stupsten Sten mit ihren dicken Fingern an, deren harte Nägel wie Krallen geformt waren. Der Regen prasselte auf ihre Leiber und lief in Strömen an ihnen herab, doch die Nässe und Kälte schienen ihnen nichts auszumachen.

»Wo ist der Herr des Landes?«, erkundigte sich der bisherige Sprecher.

»In seiner Burg, bei Teremi. Was, bei allen Dunkelgeistern, seid ihr?«, entfuhr es Sten.

»Wir sind Trolle!«, entgegnete das Wesen stolz und richtete sich zu seiner vollen, beeindruckenden Größe auf, während Sten der Schrecken in alle Glieder fuhr. Seit vielen Jahren hatte man keine Trolle mehr gesehen, und inzwischen hieß es, dass sie ausgestorben seien – oder vielleicht sogar, dass sie niemals mehr als Legenden gewesen seien. Jetzt aber standen sie vor ihm, Kreaturen, die albtraumgleich aus finsteren Geschichten zurückgekehrt waren.

_CHRISTOPH HARDEBUSCH_
[Die Trolle]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3453532376/powermetalde-21
[pdf-Leseprobe des Verlages]http://www.randomhouse.de/content/edition/excerpts/351__53237__4088.pdf
|Heyne|, März 2006
Paperback, 704 Seiten

Narrenturm

_Verlagsinformationen zu Buch und Autor:_

|Die Welt, ein Narrenturm – Teil eins der polnischen Bestseller-Trilogie um den schlesischen Medikus Reinmar von Bielau, in dem wir erfahren, dass er sich auf der Flucht befindet, einerseits der Liebeskunst wegen, aber auch vor der Inquisition.

Schlesien, im Jahr des Herrn 1422: Reinmar von Bielau »hieb seinem Grauschimmel die Fersen in die Weichen, ritt im Galopp über die blühende Heide auf die waldbestandene Anhöhe zu, hinter der er segenbringende, ausgedehnte Wälder vermutetete«.

Der junge Medikus, von seinen Freunden auch Reynevan genannt, ist auf der Flucht vor seinen Häschern. Der Liebe wegen, genauer gesagt, weil er in flagranti erwischt wurde, mit der schönen Adele von Sterz, Eheweib des sich gerade auf einem Kreuzzug gegen die feindlichen Hussiten befindenden Gelfrad von Sterz. Doch auch die Inquisition könnte sich für ihn interessieren, denn was man im heimatlichen Öls nach seinem stürmischen Abgang bei ihm findet, ist neben medizinischen Schriften so manches, das zumindest den Verdacht auf Hexerei aufkommen lassen könnte.

Der sündige Möchtegern-Lancelot hat also ernsthafte Probleme, vor allem, weil ihm Adele nicht aus dem Kopf gehen will.

So durchquert er auf dem Weg nach Breslau das damalige Mittel-Europa, begegnet dabei allerlei Volk, und auch der Narrenturm der Inquisition bleibt ihm nicht erspart, von dessen Warte aus die Welt bis heute einem einzigen Hauen und Stechen gleicht. Doch halt: Hatten die Chiliasten nicht vorausgesagt, die Welt würde im Februar des Jahres 1420 untergehen?

Andrzej Sapkowski, geboren 1948, ist Literaturkritiker und Schriftsteller. Sein Fantasy-Zyklus über den Hexer Gerald erreicht in Polen inzwischen Millionen-Auflagen und wurde 1998 mit dem Literaturpreis der wichtigsten polnischen Wochenzeitung ›Polityka‹ ausgezeichnet. Die Fortsetzung von ›Narrenturm‹, ›Bozy bojownicy‹ (dt.: ›Gottesstreiter‹), erschien 2004, beide Bände landeten auf Anhieb auf der Bestsellerliste und wurden mehr als hunderttausend Mal verkauft. Andrzej Sapkowski lebt in Lodz und arbeitet derzeit am dritten Band, ›Lux perpetua‹.|

_Leseprobe aus »Narrenturm« von Andrzej Sapkowski:_
PROLOG

Das Ende der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein. Obwohl vieles darauf hindeutete, dass es käme.

Die düsteren Prophezeiungen der Chiliasten, die den Weltuntergang ziemlich präzise – nämlich für das Jahr 1420, den Monat Februar und den Montag, der auf den Festtag der heiligen Scholastica folgte – angekündigt hatten, erfüllten sich nicht. Die Tage der Strafe und der Rache, die dem Herannahen des Königreiches Gottes vorangehen sollten, kamen nicht. Obwohl sich die tausend Jahre erfüllt hatten, wurde Satan nicht aus seinem Kerker befreit, und er trat auch nicht hervor, um die Völker an allen vier Enden der Welt zu betören. Weder gingen sämtliche Sünder dieser Welt und alle Feinde Gottes durch Feuer und Schwert, Hunger und Hagel, die Hauer der Bestie, den Stachel des Skorpions zugrunde, noch durch das Gift der Schlange. Vergeblich harrten die Gläubigen der Ankunft des Messias auf dem Tábor, dem Schafberg, auf dem Oreb, Sion und dem Ölberg, vergeblich harrten die |quinque civitates|, die fünf auserwählten Städte, als die Pilsen, Klattau, Laun, Schlan und Saaz galten, auf die Wiederkunft Christi, wie sie die Prophezeiung Jesajas verkündet hatte. Das Ende der Welt brach nicht herein. Die Welt ging nicht unter und brannte nicht. Zumindest nicht die ganze.

Trotzdem ging es recht kurzweilig zu.

Köstlich, diese Biersuppe, in der Tat. Dick, würzig und reichlich geschmalzt. So eine habe ich lange nicht mehr gegessen. Ich danke Euch, werte Herren, für die Bewirtung, ich danke auch dir, Schankwirtin. Ihr fragt, ob ich ein Bier verachten würde? Nein, gewiss nicht. Wenn Ihr erlaubt, dann mit Vergnügen. |Comedamus tandem, et bibamus, cras enim moriemur|.

Der Weltuntergang kam also 1420 nicht, auch nicht ein Jahr später, nicht zwei, nicht drei, und auch nicht vier Jahre später. Die Dinge nahmen, wenn ich so sagen darf, ihren gewohnten Verlauf. Die Kriege dauerten an. Die Seuchen mehrten sich, die |mors nigra| wütete, Hunger breitete sich aus. Der Nächste erschlug und beraubte seinen Nächsten, begehrte dessen Weib und war überhaupt des Menschen Wolf. Den Juden bescherte man von Zeit zu Zeit ein kleines Pogrom und den Ketzern ein Scheiterhäufchen. An Neuheiten hingegen war dieses zu vermelden: Skelette hüpften mit lustigen Sprüngen über die Friedhöfe, der Tod schritt mit seiner Sense über die Erde, der Inkubus stahl sich des Nachts zwischen die zitternden Schenkel der Jungfrauen, und dem einsamen Reiter sprang in der Einöde eine Striege in den Nacken. Der Teufel mischte sich sichtbar in die Alltagsangelegenheiten ein und strich unter den Leuten umher, |tamquam leo rugiens|, brüllend wie ein Löwe, und Ausschau haltend, wen er verschlingen könnte.

Viele berühmte Leute starben in jener Zeit. Ja gewiss, es wurden auch viele geboren, aber es ist wohl so, dass man die Geburtsdaten in den Chroniken nicht verzeichnet und sich dann auch ums Verrecken keiner daran erinnert, außer den Müttern vielleicht, und Ausnahmen machten wohl nur Neugeborene mit zwei Köpfen oder wenigstens mit zwei Pimmeln. Aber was den Tod anlangt, ja, das ist ein sicheres Datum, wie in Stein gehauen.

Im Jahre 1421, am Montag nach dem Mittfastensonntag Oculi, verstarb in Oppeln nach sechsundsechzig verdienstvollen Jahren Johann, appellatus der Weihwedel, ein Herzog aus dem Geschlecht der Piasten und episcopus Wloclaviensis. Vor seinem Tode hatte er der Stadt Oppeln eine Schenkung von sechshundert Mark gemacht. Es heißt, ein Teil dieser Summe sei, dem letzten Willen des Sterbenden gemäß, an das berühmte Oppelner Hurenhaus »Zur Roten Gundel« gegangen. Die Dienste dieses Liebestempels, der sich hinter dem Kloster der Minderbrüder befand, hatte der Bischof, der ein Lebemann war, bis zu seinem Tode in Anspruch genommen – wenn auch gegen Ende seines Lebens nur mehr als Beobachter.

Im Sommer des Jahres 1422 hingegen – das genaue Datum ist mir entfallen – starb in Vincennes der englische König Heinrich V., der Sieger von Azincourt. Ihn nur knapp zwei Monate überlebend, starb der König von Frankreich, Karl VI., der schon seit fünf Jahren vollkommen verrückt war. Die Krone forderte der Dauphin, Karl, ein, der Sohn jenes Irren. Aber die Engländer erkannten seine Rechte nicht an. Denn seine eigene Mutter, die Königin Isabella, hatte schon längst erklärt, er sei ein Bankert, der außerhalb des Ehebettes mit einem Manne von gesundem Menschenverstand gezeugt worden sei. Da ein Bankert den Thron nicht erben kann, wurde ein Engländer zum rechtmäßigen Herrscher und Monarchen Frankreichs, der Sohn Heinrichs V., der kleine Heinrich, der gerade mal neun Monate alt war. Regent in Frankreich wurde der Oheim des kleinen Heinrich, John Lancaster, der Herzog von Bedford. Dieser hielt gemeinsam mit den Burgundern Nordfrankreich – mit Paris –, den Süden beherrschte der Dauphin zusammen mit den Armagnacs. Zwischen den beiden Reichen heulten die Hunde neben den Leichen auf den Schlachtfeldern.

Im Jahre 1423 aber verstarb am Pfingsttage im Schlosse Peñíscola unweit von Valencia Pedro de Luna, der avignonesische Papst, ein verdammter Schismatiker, der sich bis zu seinem Tode und entgegen den Beschlüssen zweier Konzilien Benedikt XIII. nannte.

Von den anderen, die in jener Zeit starben und an die ich mich noch erinnere, verschied Ernst der Eiserne von Habsburg, Fürst der Steiermark, Kärntens, der Krain, Istriens und Triests. Es starb Johann von Ratibor, Herzog aus Piasten- und P¡rzemysliden-Geschlecht gleichermaßen. Jung verstarb Wenzeslaus, der dux Lubiniensis, es starb Herzog Heinrich, der gemeinsam mit seinem Bruder Johann Herr von Münsterberg war. In der Fremde verschied Heinrich, dictus Rumpoldus, Herzog von Glogau und Landvogt der Oberlausitz. Nikolai Tr±ba verstarb, Erzbischof von Gnesen, ein ehrenwerter und fähiger Mann. In der Marienburg starb Michael Küchmeister, der Hochmeister des Ordens der Allerheiligsten Jungfrau Maria. Auch Jakob PÍczak, genannt Fisch, der Müller von Beuthen, starb. Ha, ich muss zugeben, der ist etwas weniger bekannt und berühmt als die oben Genannten, aber er hat ihnen gegenüber den Vorteil, dass ich ihn persönlich kannte und manchmal mit ihm gebechert habe. Mit den früher Erwähnten ist das irgendwie nie zustande gekommen.

Auch in der Kultur nahmen wichtige Ereignisse ihren Lauf. Es predigte der beseelte Bernhardin von Siena, es predigten Jan Kanty und Johannes von Capestrano, es lehrten Johannes Carlerius de Gerson und Pawel Wlodkowic, Christine de Pisan und Thomas Hemerken a Kempis schrieben gelehrte Werke. Vav¡rinec von B¡rzezová verfasste seine wunderschöne Chronik. Andrej Rubljow malte seine Ikonen, es malte Masaccio, es malte Robert Campin. Jan van Eyck, der Hofmaler Johanns von Bayern, schuf für die St.-Bavo-Kathedrale von Gent seinen »Altar des Mystischen Lammes«, ein überaus schönes Polyptychon, das die Kapelle des Jodocus Vyd ziert. In Florenz beendete Meister Pippo Brunelleschi die Errichtung der Kuppel über den vier Schiffen der Kirche Santa Maria dei Fiori. Wir in Schlesien waren auch nicht schlechter – bei uns hat Herr Peter von Frankenstein in der Stadt Neisse den Bau der sehr stattlichen St.-Jakobs-Kirche vollendet. Gar nicht weit von hier, von Militsch, entfernt, wer noch nicht da war und sie noch nicht gesehen hat, dem böte sich jetzt Gelegenheit dazu.

In jenem Jahr 1422 beging der alte Litauer, der polnische König Jagiello, mitten im Karneval in der Burg Lida mit großem Pomp seine Hochzeit – er heiratete Sonka HolszaÒska, ein blühendes, blutjunges Mädchen von siebzehn Jahren, das demnach mehr als ein halbes Jahrhundert jünger war als er. Wie es hieß, war jenes Mädchen wohl eher ihrer Schönheit, denn ihrer Sitten wegen berühmt. Ja, und es sollte auch später noch viel Ärgernis daraus erwachsen. Jogaila aber, als hätte er völlig vergessen, wie man sich eines jungen Weibes erfreut, zog schon im Frühsommer gegen die preußischen Herren, will heißen, gegen die Ritter mit dem Kreuz. So kam es auch, dass der neue Hochmeister des Deutschen Ordens, Herr Paul von Rusdorf, Küchmeisters Nachfolger, gleich nach der Amtseinführung Bekanntschaft mit den polnischen Waffen schließen musste – und zwar eine recht stürmische Bekanntschaft. Wie es da auf dem Ehelager mit Sonka bestellt war, wird man vergeblich zu erfahren suchen, um den Deutschordensrittern den Hintern zu versohlen, war Jogaila aber immer noch Manns genug.

Eine Menge wichtiger Dinge ereigneten sich in jener Zeit auch im Königreich Böhmen. Eine große Erschütterung gab es da, viel Blutvergießen und unaufhörlich Krieg. Wovon rede ich da … Wollet einem alten Mann vergeben, Ihr edlen Herren, aber Furcht ist ein menschlich Ding, und ist schon so mancher für ein unbedachtes Wort am Hals gepackt worden. Auf Euren Wämsern, Ihr Herren, sehe ich wohl die polnischen Wappen der Na?Ícz und der Habdank, und auf den Euren, edle Böhmen, die Hähne der Herren von Dobrá Voda, und die Ritterpfeile von Strakonitz … Und Ihr, Marsjünger, seid ein Zettritz, ich erkenn’s am Bisonkopf im Wappen. Das Eurige, Herr Ritter, das schräge Schachbrett und die Greifen, kann ich nirgendwo zuordnen. Es lässt sich nicht ausschließen, dass du, Frater aus dem Orden des heiligen Franziskus, nicht alles dem Heiligen Officium zuträgst, dass Ihr es tut, Brüder von St. Dominik, ist wohl gewiss. So seht Ihr selbst, dass es mir nicht leicht wird, in einer so internationalen und auch so unterschiedlichen Gesellschaft von den böhmischen Dingen zu berichten, weil ich nicht weiß, wer hier für Albrecht und wer für den polnischen König und den Prinzen ist. Wer hier für Menhart von Hradec und Old¡rich von Roæmberk ist, und wer für Hynek Pt?Ëek von Pirkstajn und Jan Kolda von Æampach. Wer auf des Comes Spytko von MelsztyÒskis Seite steht und wer ein Anhänger des Bischofs von Oels ist. Ich habe gewiss keine Sehnsucht nach Schlägen, aber ich weiß wohl, dass ich welche einstecken werde, weil ich schon mehrmals welche einstecken musste. Wie das, fragt Ihr? Das ist so: Wenn ich sage, dass in den Zeiten, von denen ich erzähle, die tapferen Hussiten den Deutschen heftig das Wams durchgewalkt und sie in drei Kreuzzügen hintereinander zu Pulver und Staub zermahlen haben, dann währt es nicht lang, bis mich die einen aufs Haupt schlagen. Sage ich aber, dass in den Schlachten bei Vítkov, Vynehrad, Saaz und Deutsch-Brod die Häretiker die Kreuzfahrer nur mit teuflischer Hilfe besiegt haben, ergreifen mich die anderen und prügeln mich durch. Daher wär’s mir lieber zu schweigen, aber wenn ich schon reden muss, dann mit der Neutralität eines Berichterstatters – berichten, wie man sagt, |sine ira et studio|, knapp, kühl, sachlich, und ohne einen Kommentar von meiner Seite hinzuzufügen.

So sage ich denn auch nur kurz: Im Herbst des Jahres 1420 lehnte der polnische König Jogaila die böhmische Krone ab, die die Hussiten ihm angetragen hatten. In Krakau wähnte man, dass der litauische dux Witold, der schon immer gekrönt werden wollte, die Krone nehmen würde. Um aber weder den römischen König Sigismund noch den Papst über Gebühr zu ärgern, wurde Zygmunt, der Neffe Witolds und Sohn Korybuts, nach Böhmen gesandt. Er stand am Tage des heiligen Stanislaus im Jahre 1422 im goldenen Prag an der Spitze von fünftausend polnischen Rittern. Aber schon am Dreikönigstag des darauf folgenden Jahres musste das Prinzchen nach Litauen zurückkehren, so wütend waren der Luxemburger und Oddo Colonna, seinerzeit der Heilige Vater Martin V., über die böhmische Thronfolge. Aber schon 1424, am Vorabend von Mariä Heimsuchung, war der Sohn des Korybut zurück in Prag. Diesmal gegen den Willen Jogailas und Witolds, gegen den Willen des Papstes, gegen den Willen des römischen Königs. Das heißt als Aufrührer und Geächteter. An der Spitze ebensolcher Aufrührer und Geächteter. Und nicht nur Tausender, wie vorher, sondern Hunderttausender.

In Prag hingegen fraß der Umsturz, wie Saturn, seine eigenen Kinder, und eine Seite maß sich mit der anderen. Jan von Æeliva, den man am Montag nach dem Sonntag Reminiscere des Jahres 1422 geköpft hatte, wurde schon im Mai desselben Jahres in allen Kirchen als Märtyrer beweint. Kühn stellte sich das goldene Prag auch Tabor entgegen, aber hier hatte die Sense auf den Stein getroffen. Nämlich auf Jan Æiæka, den großen Kämpen. Anno Domini 1424, am zweiten Tage nach den Nonen des Juni, erteilte Æiæka den Pragern bei Malschau am Flüsschen Bohynka eine schreckliche Lehre. Viele, o gar viele Witwen und Waisen gab es nach dieser Schlacht in Prag.

Wer weiß, vielleicht bewirkten die Tränen jener Waisen, dass kurz darauf, am Mittwoch vor dem Festtage des St. Gallus in P?ybyslav nahe der mährischen Grenze Jan Æiæka von Trocnov, oder wie es später hieß, vom Kelch, verstarb. Begraben hat man ihn in Hradec Králové, und dort liegt er. Und so wie vorher die einen seinetwegen geweint hatten, weinten jetzt die anderen um ihn. Dass er sie als Waisen zurückgelassen hatte. Deswegen nannten sie sich »die Waisen« …

Aber daran erinnert Ihr Euch wohl alle noch. Weil das vor noch gar nicht so langer Zeit gewesen ist. Und jetzt sind das schon … historisch gewordene Zeiten.

Ihr wisst doch, werte Herren, woran man erkennt, ob eine Zeit historisch ist? Daran, dass vieles schnell geschieht.

Damals ereignete sich sehr vieles sehr schnell. Der Weltuntergang war, wie gesagt, nicht gekommen. Obwohl vieles darauf hindeutete, dass er kommen würde. Denn es gab – genauso, wie die Prophezeiungen es wollten – große Kriege und große Plagen für das Christenvolk, und viele Männer starben. Es schien, als wolle Gott selbst, dass der Entstehung einer neuen Ordnung der Niedergang der alten vorausginge. Es schien, als nahte die Apokalypse. Als käme die Bestie mit zehn Hörnern aus der Hölle. Als sähe man die vier Reiter im Rauch der Brände und der blutgetränkten Felder. Als ertönten jeden Augenblick die Trompeten und die Siegel würden zerbrochen. Als würde Feuer vom Himmel fallen. Als würde der Stern Wermut auf den dritten Teil der Ströme und auf die Quellen der Wasser fallen. Als würde der irre gewordene Mensch, der die Fußspuren eines anderen auf der Brandstätte erblickte, unter Tränen jene Spuren küssen.

Manchmal war es so schlimm, dass einem, ich bitte um Vergebung, edle Herren, der Arsch auf Grundeis ging.

Das war eine bedrohliche Zeit. Eine böse. Und wenn es Euer Wille ist, so werde ich davon erzählen. Um die Langeweile zu vertreiben, solange der Regen, der uns hier in der Schenke festhält, nicht aufhört.

Ich erzähle, wenn Ihr wollt, von jenen Zeiten. Von den Menschen, die damals lebten, wie auch von jenen, die damals lebten, aber keine Menschen waren. Ich erzähle davon, wie die einen, wie die anderen sich mit dem maßen, was die Zeit ihnen brachte. Mit ihrem Schicksal. Und mit sich selbst.

Diese Geschichte beginnt freundlich und ergötzlich, undurchsichtig und zärtlich – mit einer angenehmen, innigen Liebe. Aber das soll Euch, liebwerte Herren, nicht täuschen.

Lasst Euch dadurch nicht täuschen.

|Prolog aus:
Andrzej Sapkowski: [„Narrenturm“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423244895/powermetalde-21
dtv premium im Großformat
740 Seiten
ISBN 3-423-24489-5
Aus dem Polnischen von Barbara Samborska.
© der deutschsprachigen Ausgabe: 2005 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG|
(In dieser Webfassung tauchen verschiedentlich Kompatibilitätsprobleme mit der Darstellung polnischer Sonderzeichen auf, die in der Buchfassung natürlich nicht auftreten.)

Elizabeth Kostova – Der Historiker

Verlagsinformationen zu Buch und Autorin:

Hier wird das Genre Dracula-Roman völlig neu erfunden: Elisabeth Kostova hat in ihrem Debüt historische Fakten und Fiktion zu einem hervorragend geschriebenen „Page Turner“ verwoben: Ein junges Mädchens findet in der Bibliothek seines Vaters ein merkwürdiges Buch. Es ist sehr alt. Die Seiten sind unbeschrieben; nur in der Mitte des Buches prangt der unheimliche Holzschnitt eines Drachen und das Wort „Drakulya“. In dem Buch liegen Briefe datiert 1930, adressiert an: „Meinen lieben und bedauernswerten Nachfolger …“ So beginnt eine unheimliche Reise quer durch Europa auf den Spuren von Vlad Tepes, genannt Dracula.

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Thomas Thiemeyer – Reptilia

Als der junge Genetiker David Astbury von Emilys verzweifelter Mutter um Hilfe gebeten wird, fliegt er mit einem Expeditionsteam in den undurchdringlichen Dschungel des Kongo. Bald stößt er auf Spuren grausamer Kämpfe und erkennt, dass die entscheidende Konfrontation mit dem monströsen Reptil nahe ist. Und schaudernd beginnt er Emilys Motive zu begreifen: Das Tier besitzt Fähigkeiten, die von unschätzbarem Wert für die Menschheit sind – gespeichert in seinem Erbgut. David muss es um jeden Preis vor seinem rachedurstigen Team schützen. Er wird dabei der Verlierer sein. Wenn nicht ein Wunder geschieht … (Verlagsinfo)
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Interview mit Rainer Wekwerth

Andreas Jur:
Hallo Rainer, dein neuer Thriller „Das Hades-Labyrinth“  ist nun bei Fischer erschienen – Kannst du uns schon etwas zum bisherigen Verkaufserfolg und den Reaktionen bei Leserschaft und Presse sagen?

Rainer Wekwerth:
Über den Verkaufserfolg lässt sich nach so kurzer Zeit noch nichts sagen. Ich weiß aber, dass der |Fischer|-Verlag mit den Abverkäufen in den Buchhandel sehr zufrieden ist. Die Reaktionen zu „Das Hades-Labyrinth“ fallen dagegen sehr vielseitig aus. Bei Amazon und in verschiedenen Foren hoch gelobt, habe ich auch Leser, die mir sagen, sie können das Buch nicht lesen, da sie Angst haben, davon in ihren Träumen verfolgt zu werden. Zugegeben ist es an manchen Stellen harter Stoff, aber die Schauereffekte werden allein durch die Phantasie der Leser erzeugt, denn ich ergehe mich nicht in blutigen Details. Aber ich wollte auch ein gewissen Effekt erzielen und meine Leser an Grenzen führen. Offensichtlich ist mir das gelungen.

Andreas Jur:
Das macht neugierig. Welchen Plot können unsere Leser im „Hades-Labyrinth“ erwarten?

Rainer Wekwerth:
„Das Hades-Labyrinth“ handelt von der Geschichte eines Mannes und seiner Rache. Kommissar Daniel Fischer erhält Informationen, dass unter der Erde seiner Heimatstadt Lichtenfels in unterirdischen Tunneln und natürlichen Höhlen Drogen im großen Stil angebaut werden. Er steigt mit zwei Kollegen hinab und trifft auf Adam, einen größenwahnsinnigen Killer, der dort mit seinen Jüngern haust. Fischer und die Beamten werden überwältigt und grausam gefoltert. Die beiden Beamten sterben einen schrecklichen Tod. Adam lässt sie pfählen. Für Daniel Fischer hat er sich etwas Besonderes ausgedacht. Ihn lähmt er mit einem Gift und überlässt ihn den Ratten.

Dies ist die Ausgangssituation, und mit Fischers Kampf gegen die Lähmung und die Angriffe der Ratten beginnt auch das Buch.
Daniel Fischer überlebt und kehrt nach drei Tagen an die Oberfläche zurück, aber er ist ein gezeichneter Mann. Körperlich und seelisch zerstört, bleibt ihm nichts mehr. Seine Frau verlässt ihn, seinen Job im Rauschgiftdezernat kann er nicht mehr ausüben. Daniel ähnelt durch unzählige Rattenbisse und viele Operationen inzwischen einem Albtraum der Mary Shellys Frankensteinroman entsprungen sein könnte. Achtzehn Monate verbringt er in Kliniken und findet danach nicht mehr ins Leben zurück.

Und dies ist die Story. Daniel Fischer muss erkennen, dass Adam ihm sein Leben genommen hat und nur Adam kann es ihm wiedergeben. Rache wird der alles beherrschende Gedanke, aber Adam ist verschwunden. Schließlich entdeckt Fischer seine Spur und schleicht sich unerkannt in ein Spezialeinsatzkommando der Polizei ein, das in den Abgrund steigt, um Adams Treiben ein für allemal ein Ende zu machen. Doch Daniel Fischer weiß: Adam ist mehr als nur ein Mensch, denn im Lauf seiner Jagd nach dem Killer hat er erfahren, dass eine dunkle Legende unter der Erde ruht und Adam eine alte Prophezeiung erfüllt.

Andreas Jur:
Ein Psychothriller mit Mysteryeinschlag also. Klingt lecker. „Hades“ übrigens klingt in Anlehnung an die griechische Unterweltsmythologie auch schon recht düster. Spielen die mythologischen Aspekte auch selbst mit in die Handlung hinein oder woher stammt der Hades-Bezug?

Rainer Wekwerth:
Es gibt historische Bezüge zu einer der grausamsten Figuren der Menschheitsgeschichte, neben der selbst Diktatoren wie Hitler und Stalin wie Waisenknaben wirken. Alles, was in diesem Buch geschieht, hat seinen Ursprung im 15. Jahrhundert und ich lasse in „Das Hades-Labyrinth“ einen Herrscher zu Wort kommen, der einem wirklich Albträume bescheren kann. Es gilt, eine alte Prophezeiung zu erfüllen. Der Fürst der Finsternis wartet auf seine Wiedergeburt.

Übrigens sind alle historischen Details gesichert. Ich habe intensiv recherchiert und mir nur ganz wenige künstlerische Freiheiten genommen.

Andreas Jur:
Die gründliche Recherchearbeit wurde ja auch schon in deinem vorigen Roman spürbar. Konnte sich [Traumschlange“ die erhoffte Aufmerksamkeit der deutschen Thrillerfans erkämpfen?

Rainer Wekwerth:
Traumschlange war kein großer Verkaufserfolg, hat mir aber eine Stammleserschaft gesichert und wurde in der Presse durchweg positiv besprochen. Mit „Das Hades-Labyrinth“ sieht die Sache schon anders aus. Allein die Vorbestellungen waren um ein Vielfaches höher als die Gesamtauflage von Traumschlange. Ich führe das auf den Schauplatz der Story in Deutschland zurück. Trotzdem kommt die Exotik nicht zu kurz, denn ein Großteil der Handlung spielt unter Erde. Diese Exotik ergibt sich also diesmal aus unterirdischen Stollen, Tunneln und Höhlen. Dort im Dunklen, unter ungewöhnlichen Bedingungen, sind meine Figuren auf sich allein gestellt. Es gibt keine Hilfe von oben. Sie könnten ebenso auf einem fremden Planeten gestrandet sein.

Andreas Jur:
Bei der Gelegenheit: Du konntest ja bereits unter dem Pseudonym „David Kenlock“ eine kleine Stammleserschaft um dich scharen. Was bewog dich dazu, das englisch anmutende Alias abzulegen und die letzten beiden Titel unter deinem bürgerlichen Namen zu veröffentlichen? Das war doch sicherlich ein Wagnis. War es die richtige Entscheidung? Und ist David Kenlock nun in den Ruhestand versetzt worden?

Rainer Wekwerth:
Das Pseudonym David Kenlock war ein Erfolg und Bücher wie z.B. [„Dunkles Feuer“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3502519994/powermetalde-21 laufen noch heute gut im Buchhandel. Allerdings habe ich ein englisch anmutendes Pseudonym immer als Last empfunden, da ich generell beweisen möchte, dass deutsche Autoren es mit den anglo-amerikanischen Kollegen aufnehmen können. Als ich mit dem Schreiben von internationalen Thrillern begann, war die Situation auf dem Buchmarkt allerdings so, dass man es deutschen Autoren einfach nicht zutraute, einen Roman auf internationaler Ebene und mit einem hohen Spannungsniveau zu schreiben. Mein erster Roman „Dunkles Feuer“ spielte in den USA. Damals hätten die Leser hierzulande gesagt: Was brauchen wir einen deutschen Autor, der über Amerika schreibt, dafür haben wir die „Amis“.

Der Buchmarkt wurde vor wenigen Jahren im Bereich Spannungsliteratur dermaßen von englischen und amerikanischen Autoren dominiert, dass ich keine Chance gehabt hätte. Also blieb mir nur der Weg über ein Pseudonym, denn im Regal hätte ich zwischen Autoren wie Stephen King, John Grisham, Michael Chrichton, etc. als deutscher Autor fast lächerlich gewirkt. Erst durch Autoren wie Andreas Eschbach und Frank Schätzing hat sich die Situation geändert, aber die beiden haben nicht mit internationalen Thrillern, sondern im Fall von Eschbach mit Science-Fiction, oder Schätzing mit deutschen Krimis begonnen. Ihre Ausgangssituation war anders und nun haben sie Autoren wie mir den Weg bereitet. Ich muss mich nicht mehr hinter einem Pseudonym verbergen, denn deutsche Verlage haben erkannt, zu welchen Leistungen deutsche Autoren fähig sind.

Zur Frage: „Richtige Entscheidung?“. Dies wir die Zeit zeigen. Noch ist es zu früh, darüber eine Aussage zu treffen, aber es ist richtig, David Kenlock hat sich seinen Platz auf dem Buchmarkt erobert, Rainer Wekwerth muss dies erst noch gelingen, aber ich bin zuversichtlich. Ob es noch Bücher unter dem Pseudonym David Kenlock geben wird, ist noch nicht entschieden.

Andreas Jur:
Die zentrale Figur in „Traumschlange“ ist eine Frau – Hat deine Gattin dich dabei in Sachen weiblicher Psychologie und Handlungsweise beraten?

Rainer Wekwerth:
Meine Frau Gaby liest alle meine Bücher und gibt mir wertvolle Anregungen. Ohne sie wären meine Bücher um einiges schlechter. Speziell zur weiblichen Psyche hat sie mir aber nichts gesagt, denn sie erfährt immer erst, um was es in dem Buch geht, wenn sie das fertige Manuskript in Händen hält. Dann legt sie aber richtig los. Es gibt Romane von mir, die nie ein Verlag zu sehen bekommen hat, weil sie ihr nicht gefallen haben. Ich verlasse mich zu hundert Prozent auf ihr Urteil, denn sie ist eine ungewöhnlich aufmerksame Leserin, die viele Büchern gelesen hat und somit über eine große Leseerfahrung verfügt.

Andreas Jur:
Auch die Örtlichkeiten in „Traumschlange“ klingen zunächst nicht gerade nach vertrautem Terrain. Die Protagonistin ist Britin, die Haupthandlung spielt auf Hait – Auch hier tun sich sicherlich einige Falltüren auf, in die man als Autor stolpern kann, wenn man bekanntes Gebiet verlässt. Abby Summers hätte vermutlich auch eine Stuttgarter Innenarchitektin sein können. Was hat dich zur Wahl der Nationalität bewogen? Gerade was Haiti angeht: Wie sorgst du für die nötige Authentizität? Warst du vor Ort oder hast du dich auf gründliche Recherchen beschränken müssen?

Rainer Wekwerth:
Ich würde Haiti niemals betreten. Dieses Land ist die Hölle auf Erden. Wer „Traumschlange“ gelesen hat, wird mir zustimmen, denn ein Großteil der Handlung wird von der politischen und sozialen Situation in Haiti bestimmt. Ich sorge für die nötige Authentizität, indem ich akribisch recherchiere und mit Menschen spreche, die dort lange Zeit gelebt haben. Ich bin ein Fanatiker und höre erst auf, wenn jedes Detail stimmt. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich einen Straßennamen benötige oder den Fahrpreis für eine Taxifahrt von einem Ort zum anderen. In „Traumschlange“ werden Gifte verwendet, deren Zusammensetzung ich bis ins Milligramm kenne. Ich habe mich mit Voodoo beschäftigt und meine Figuren benutzen alle kreolischen Begriffe korrekt. Ich kenne die Geschichte des Landes und verarbeite sie in meinem Roman. Ein Rezensent hat über „Traumschlange“ geschrieben: „Wenn man dieses Buch liest, kann man Haiti riechen, schmecken und sehen.“ Ein größeres Kompliment gibt es nicht.

Abby Summers wurde in meinem Kopf als Engländerin geboren. Sie war einfach da. Dies zu ändern hätte bedeutet, die Figur zu vergewaltigen.

Andreas Jur:
Du hast dich bei „Traumschlange“ auf einen zentralen und geradlinigen Plot beschränkt. War die Versuchung nicht spürbar, die besondere soziale, politische, wirtschaftliche und militärische Situation des Schauplatzes Haiti stärker mit der Storyline zu verflechten und ein regelrechtes Verschwörungsgebäude drumherum zu zimmern? Angeboten hätte es sich ja vielleicht.

Rainer Wekwerth:
Nein. Ich habe die besonderen Zustände auf Haiti in meine Handlung einfließen lassen, wollte aber einen geradlinigen Plot. Menschen tun anderen Menschen Böses an. Ich wollte das Böse an konkreten Namen festmachen, denn hinter allem Schlechten in der Welt steckt keine unbekannte Größe, sondern Menschen, meist von Gier getrieben. Es ist nicht der große Konzern, der die Umwelt verschmutzt, sondern der Manager in diesem Konzern, der aus Gewinnsucht die Umweltbestimmungen missachtet. Wenn irgendjemand auf dieser Welt stirbt, verdient ein anderer daran. Das sollte jedem von uns klar sein. Die Bombe, die ein Krankenhaus in Bagdad zerstört, sorgt für Gewinne bei den Rüstungskonzernen in den USA. In meinen Büchern versuche ich, diffuse Aussagen zu vermeiden und gebe dem Bösen ein Gesicht. In unserer zivilisierten Welt sieht man leider das Antlitz der Bösen nur, wenn jemand zum Massenmörder wird oder besonders grausam handelt. Aber das Böse verbirgt sich viel häufiger hinter dem Lächeln eines Aufsichtsratsvorsitzenden, der im Bestreben, seine Gewinne zu steigern, die Produktion ins Ausland verlegt, Tausende Arbeitsplätze vernichtet und kleine Kinder in Indonesien seine Turnschuhe in 12-Stunden-Schichten nähen lässt. Autoren wie ich sind ein Spiegel für die Gesellschaft. Auch wenn der Wunsch nach Unterhaltung dominiert, sollte der Leser nach der Lektüre eines Buches etwas klüger sein als zuvor und sich über bestimmte Problematiken seine Gedanken machen.

Andreas Jur:
Du bist oder warst ja wahrlich ein Hans Dampf in allen Gassen – Grafikdesigner, Kampfsportlehrer, Gärtner, Händler, Vertreter, Breakdancer, Redakteur, Spieleentwickler, noch so einiges mehr und schließlich Autor. Umtreibt dich ein unruhiger Geist? Das klingt nach einem spannenden Lebensstil. Wie bringt man das alles mit einem Leben als Ehemann und Familienvater unter einen Hut? Bist du immer noch so unternehmungslustig oder macht sich die Ruhe des heranschleichenden Alters bemerkbar? In welchen Bereichen neben der Schriftstellerei bist du derzeit noch aktiv geblieben?

Rainer Wekwerth:
Es ist schon ruhiger um mich geworden. Als kreativer Mensch unterliegt man immer wieder der Versuchung, sich neu zu erfinden. Das Neue ist die spannende Herausforderung, das Bekannte nur langweilige Routine. In diesem Denken schwebt eine große Gefahr mit, denn man konzentriert sich nicht und macht vieles nicht so gut, wie man es könnte, da man von einer inneren Unruhe vorangetrieben wird. Inzwischen lasse ich die Figuren meiner Romane die Abenteuer erleben und führe selbst ein ruhigeres Leben. So interessant mein Leben auch war, es war auch anstrengend, und neben vielen gefeierten Erfolgen galt es auch, Misserfolge zu verarbeiten.

Derzeit konzentriere ich mich auf das Schreiben und auf ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Ich habe eine literarische Agentur gegründet, die „Literarische Agentur Rainer Wekwerth“, im Internet zu finden unter http://www.die-autoren-agentur.de. Es soll eine Agentur von Autoren für Autoren sein, denn ich bin der Meinung, dass ein Schriftsteller die Arbeit eines anderen Schriftstellers am besten beurteilen und Verbesserungsvorschläge machen kann. Auf den Gedanken, eine Agentur zu gründen, kam ich durch meine Schreibkurse. Ich war überwältigt von der Einsicht, wie viele Talente da draußen darauf warten, entdeckt zu werden. Es lag nahe, dieses Potenzial zu nutzen. Meine Schreibkurse sind somit eine Art „Kaderschmiede“ für den schriftstellerischen Nachwuchs und Basis für die Arbeit der Agentur. Ich denke, von diesem neuen Konzept profitieren nicht nur die Autoren, sondern auch die Verlage, die mit der Zeit erkennen, dass „meine“ Autoren eine harte Schule durchlaufen haben und sehr professionell arbeiten.

Andreas Jur:
Als Jonathan Abendrot hattest du ja auch bereits Erfolge als Jugendbuchautor feiern können. Gerade jetzt, wo du seit einigen Jahren Vater bist – inspiriert dich das nicht, auch in dieser Richtung mal wieder einen Vorstoß zu wagen?

Rainer Wekwerth:
Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich spiele sehr viel mit meiner Tochter Anna (drei Jahre alt) und erzähle ihr Geschichten, die ich frei erfinde. Es genügt mir, jeden Tag einige Stunden in einer kindlichen Welt zu verbringen. Meine Arbeit als „harter“ Thrillerautor bietet hierzu einen gewissen Ausgleich. Aber wer weiß schon, was morgen ist? Bei einem entsprechenden Angebot werde ich nicht „nein“ sagen.

Andreas Jur:
Woran arbeitet der Thrillerautor Rainer Wekwerth dieser Tage? Was können wir als nächstes erwarten?

Rainer Wekwerth:
Derzeit erlebt die realistische Phantastik (Preston/Child, Frank Schätzing, etc.) einen Boom, dem ich mich aber nicht anschließen will. Ich arbeite an einem historischen Roman zur Zeit der spanischen Inquisition, aber ich habe auch noch ein paar andere Projekte im Hinterkopf.

Vielen Dank für das Interview.

Andreas Jur:
Ich habe zu danken und wünsche dir viel Erfolg mit dem „Hades-Labyrinth“ und deinem weiteren Schaffen.

Autorenhomepage: www.wekwerth.com

Literarische Agentur Rainer Wekwerth (inklusive Schreibkurs):
www.die-autoren-agentur.de