Stanislaw Lem – Der Unbesiegbare. SF-Roman


Ein riskanter Blick auf die Evolution der Maschinen

In ferner Zukunft landet das mächtige Raumschiff »Der Unbesiegbare« auf dem Planeten Regis III, um das Schicksal seines dort verschollenen Schwesterschiffes »Kondor« zu ergründen. Es gibt keinen Überlebenden, aber Lebensmittelvorräte, Wasser- und Sauerstoffreserven wären für viele Monate ausreichend gewesen. Allerdings sind die Innenräume des Raumschiffs in einem unbeschreiblichen Zustand, als habe eine Horde Wilder darin gehaust. Wie die Wissenschaftler des »Unbesiegbaren« feststellen, gibt es auf Regis III keine feindliche Fauna oder Flora und doch wird der Planet von einer Macht beherrscht, die auch der Rettungsexpedition fast zum Verhängnis wird.

Lem spinnt ein spannendes Weltraumgarn, wäre aber nicht Lem, wenn er sich nicht noch quasi nebenbei die Nanotechnologie, die Technoevolution und vieles mehr ausdenken würde. Ein Klassiker der SF. (2 Verlagsinfos)

Der Autor

Stanislaw Lem (1921 – 2006) war ein bekannter polnischer Philosoph, Essayist und vor allem Science-Fiction-Autor. Seine Bücher wurden bisher in 57 Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von mehr als 45 Millionen Exemplaren. Sein Roman „Solaris“ wurde 1967 von Andrei Tarkowski und 2002 von Steven Soderbergh mit George Clooney verfilmt, Lem hielt nach Angaben der FAZ von beiden Verfilmungen jedoch nichts.

Science-Fiction
1946: Der Mensch vom Mars. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-458-16041-8 (polnisch: Człowiek z Marsa. Übersetzt von Hanna Rottensteiner).
1951: Der Planet des Todes. Auch: Die Astronauten. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1954, DNB 452797322 (polnisch: Astronauci. Übersetzt von Rudolf Pabel).
1955: Gast im Weltraum. Utopischer Roman. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1956, DNB 452797403 (polnisch: Obłok Magellana. Übersetzt von Rudolf Pabel).
1957: Die Sterntagebücher des Weltraumfahrers Ijon Tichy. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1961, DNB 452797373 (polnisch: Dzienniki gwiazdowe. Übersetzt von Rudolf Pabel).
1959: Eden. Ein wissenschaftlichutopischer Roman. Gebr. Zimmermann-Verlag, Balve 1960, DNB 452797381 (polnisch: Eden. Übersetzt von Paul Kempner).
1961: Solaris. Roman. Marion von Schröder Verlag, Hamburg/Düsseldorf 1972, ISBN 3-547-75868-8 (polnisch: Solaris. Übersetzt von Irmtraud Zimmermann-Göllheim).
Auch: Solaris. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1983 (polnisch: Solaris. Übersetzt von Kurt Kelm).
1961: Memoiren, gefunden in der Badewanne. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-458-05891-5 (polnisch: Pamiętnik znaleziony w wannie. Übersetzt von Walter Tiel).
1961: Transfer. Roman. Auch: Rückkehr von den Sternen. Marion von Schröder Verlag, Düsseldorf 1974, ISBN 3-547-75872-6 (polnisch: Powrót z gwiazd. Übersetzt von Maria Kurecka).
1961: Mondnacht. Hör- und Fernsehspiele. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-458-05050-7 (polnisch: Noc księżycowa. Übersetzt von Klaus Staemmler).
1964: Der Unbesiegbare. Roman. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1967, DNB 457403144 (polnisch: Niezwyciężony. Übersetzt von Roswitha Dietrich).
1964: Robotermärchen. Eulenspiegel-Verlag, Ost-Berlin 1969, DNB 457403136 (polnisch: Bajki robotów. Übersetzt von Caesar Rymarowicz).
Auch: Robotermärchen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1973, DNB 730411273 (polnisch: Bajki robotów. Übersetzt von Irmtraud Zimmermann-Göllheim, Caesar Rymarowicz).
1965: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-458-14030-1 (polnisch: Cyberiada. Übersetzt von Jens Reuter, Caesar Rymarowicz, Karl Dedecius, Klaus Staemmler).
1968: Pilot Pirx. (polnisch: Opowieści o pilocie Pirxie.).

Test. Phantastische Erzählungen. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1968, DNB 457403217 (polnisch: Opowieści o pilocie Pirxie, 1. Teil. Übersetzt von Caesar Rymarowicz).
Die Jagd. Neue Geschichten vom Piloten Pirx. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1972, DNB 730414892 (polnisch: Opowieści o pilocie Pirxie, 2. Teil. Übersetzt von Roswitha Buschmann, Kurt Kelm, Barbara Sparing).

1968: Die Stimme des Herrn. Roman. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1981, DNB 820318132 (polnisch: Głos Pana. Übersetzt von Roswitha Buschmann).
1969: Nacht und Schimmel. Erzählungen. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1972, DNB 720120713 (polnisch: Opowiadania. Übersetzt von Irmtraud Zimmermann-Göllheim).
1971: Der futurologische Kongreß. Aus Ijon Tichys Erinnerungen. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-458-05855-9 (polnisch: Kongres futurologiczny. Übersetzt von Irmtraud Zimmermann-Göllheim).
Auch: Der futurologische Kongreß. Aus den Erinnerungen des Ijon Tichy. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1986, DNB 860890031 (polnisch: Kongres futurologiczny. Übersetzt von Roswitha Matwin-Buschmann).
1976: Die Maske. In: Die Maske, Herr F. Zwei Erzählungen. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-01561-3 (polnisch: Maska. Übersetzt von Klaus Staemmler).
Auch: Die Maske. In: Der Fotograf des Unsichtbaren und andere phantastische Geschichten. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1978, DNB 790019205 (polnisch: Maska. Übersetzt von Hubert Schumann).
1981: Also sprach GOLEM. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14139-1 (polnisch: Golem XIV. Übersetzt von Friedrich Griese).
1982: Lokaltermin. Roman. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1985, DNB 860507009 (polnisch: Wizja Lokalna. Übersetzt von Hubert Schumann).
1986: Der Flop. Roman. Auch: Frieden auf Erden. Verlag Volk und Welt, Ost-Berlin 1986, ISBN 3-353-00018-6 (polnisch: Pokój na ziemi. Übersetzt von Hubert Schumann).
1986: Fiasko. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-10-043302-5 (polnisch: Fiasko. Übersetzt von Hubert Schumann).

Handlung

Vor wenigen Jahren ist der Raumkreuzer „Kondor“ mit hundert Mann Besatzung auf der erdähnlichen Welt Regis III verschollen. Das letzte Signal bestand nur aus einem hohen kreischen. Nun soll „Der Unbesiegbare“ mit ebenfalls hundert Mann Besatzung nach dem Raumschiff suchen, doch ein erster Überflug erbringt nichts: Wüstensand hate vermutlich die Überreste unter sich begraben.

Der Kommandant, Astrogator Horpach, verhängt nach der Landung den dritten Grad des Selbstschutzes: Roboter errichten einen elektrischen Schutzschirm, weitere Roboter zum Gefecht bereit. Horpach kommt Rohan, dem Navigator, wie ein harter Hund vor, doch er befolgt offenbar nur seine Befehle. Keiner weiß schließlich, woran es lag, dass der „Kondor“ spurlos verschwand.

Die erste Erkundung mitsamt Roboter ergibt ungewöhnliche Luftanteile: 16 Prozent Sauerstoff, 71 Prozent Stickstoff, Restgase, aber ganze vier Prozent Methan. „Wo kommt das viele Methan her, Rohan?“ will Horpach wissen. „Und wieso sind wir nicht in die Luft geflogen?“ Immerhin vertragen sich Sauerstoff und Wasserstoff nicht allzu gut, weshalb man sie fein säuberlich trennen muss. Und Methan ist fast so gut wie Wasserstoff (H2). Um dem Rätsel auf den Grund zu gehen, schlägt Rohan die Entsendung von Satelliten vor. Schon bald starten mehrere Sonden in die Umlaufbahn. Bei einer Höhe von 60 Kilometern schaffen sie jedoch nur wenige Umläufe, ist Horpach ebenso klar wie Rohan. Und dann sind da noch die Sandstürme, die zu den eisbedeckten Polen ziehen. Sie überziehen den Himmel mit rosafarbenem Flirren, das Rohan an die Kinderbücher seiner Kindheit erinnert.

Die Expedition

Die von Rohan geleitete Expedition führt zunächst an die Meeresküste. Auffällig ist, dass es zwar viel Leben unter Wasser gibt, aber kaum welches an Land. Welcher Faktor dafür verantwortlich ist, bleibt ungeklärt. Da kommt der Befehl, eine neu entdeckte Stadt, die die Satelliten entdeckt haben, in Augenschein zu nehmen. Wieder werden die Zelte abgebrochen, alle Mann und Roboter verlegt und rings um die „Stadt“ neu aufgestellt. Der Energieschirm, den die Roboter errichten, bleibt stets aufrechterhalten, damit keine Gefahr in das geschützte Feld eindringen kann.

Die Stadt besteht aus rätselhaften Ruinen, in denen verästelte Strukturen zu sehen sind. Einer der Wissenschaftler erinnert an die Wesen, die vor vielen Jahr vor der Supernova geflohen war, die sich im Sternbild Lyra ereignete. Sind sie hier gelandet? Aber wenn, wo sind sie dann geblieben? Rohan hält nichts von solchen fruchtlosen Spekulationen. Ein weiterer Befehl kommt herein: Der „Kondor“ ist gefunden worden und soll untersucht werden. Erneut verlegen sie ihre Expedition.

Der „Kondor“

Riesig ragt das alte Raumschiff in den staubigen Wüstenhimmel. Der Aufzug, mit dem man außen hinauf bis zur Kommandobrücke fahren kann, ist noch funktionsfähig. Rohan fallen die vielen kleinen Dellen an der Außenhaut auf. Nach der langen Zeit hier auf Regis III ist kein Mann der Crew mehr am Leben, doch sie finden eine Reihe Skelette oder gar vertrocknete Leichen. Eine Leiche findet sich im Hibernator, als hätte sich der Mann vor etwas in Sicherheit bringen wollen. Rohan veranlasst eine posthume Psychosonde. Der Experte fördert jedoch lediglich sinnloses gestammelt, gefolgt von dem Wort „mama“ zutage. Der Experte findet es seltsam, dass das akustische Gedächtnis völlig leer ist. Rohan stürzt in Panik hinaus, als aus einer kleinen Punktur der Haut dieses Manns Blut tropft.

Die anschließende Diskussion der Untersuchungsergebnisse, zu der jede Wissenschaft etwas beiträgt, erbringt keine Ergebnisse. Nur der Astrogator bleibt ungerührt, was Rohan einerseits beruhigt, andererseits befremdet. Er erwacht aus angsterfüllten Träumen, als er den Alarm schellen hört. Es ist ein Fehlalarm, aber keine Übung. Rohan ist gerade auf der nächsten Expedition zum Meer, als ihn und sein Team der Rückruf erreicht: Alle zum Schiff. Er ist erschüttert, als Männer das Besatzungsmitglied Kertelen auf einer Trage ins Schiff bringen: Sie haben den Mann gefesselt!

Wie ihm der Arzt Gaarb erzählt, hat Kertelen eine Schlucht mit Höhlen auf eigene Faust erkundet, ohne auf seine Kameraden zu warten. Als er zurückkehrte, hatte er seine Persönlichkeit verloren: Er konnte weder sprechen noch sich an jemanden erinnern. Der Kommandant hat so etwas schon einmal erlebt, aber hier auf dem Wüstenplaneten ist es fast unmöglich: Ein menschliches Gehirn müsste, wie Gaarb ausführt, einem Millionen Gauß starken Magnetfeld ausgesetzt sein, das ihn wie ein Geschoss träfe. Am selben Abend trifft so etwa wie ein Partikelsturm das schützende Energiefeld des „Unbesiegbaren“. Werden sie angegriffen, fragt sich Rohan. Aber von was nur?

Die schwarze Wolke

Während die Erkundung des Planeten fortschreitet, stoßen die Besatzungsmitglieder und Wissenschaftler zunächst auf mysteriöse rot-schwarze Gesteinsschichten, deren Entstehung sie sich nicht erklären können. Unterdessen wird der Energieschirm, der den „Unbesiegbaren“ schützt, von zahllosen Blitzen aus einem Gewitter attackiert. Doch woraus besteht diese schwarze Wolke eigentlich, fragen sich die Männer. Es scheint sich um kleine schwarze Tropfen zu handeln. Wie sie so koordiniert agieren können, ist ein Rätsel, denn keinerlei elektromagnetische Strahlung steuert sie.

Die nächste Expedition unter Gaarbs Leitung verschwindet spurlos in einem Krater. Horpach entsendet zwei Flugaufklärer, einen in geringer Höhe, der andere 4 km höher. Erneut macht sich eine schwarze Wolke bemerkbar, und der tieffliegende Aufklärer bekommt den Befehl, seinen Laserstrahl hineinzufeuern. Doch es bildet sich lediglich ein Strudel, in dem er verschwindet. Als nächstes wird der zweite Aufklärer von der Wolke angegriffen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als den Antimateriewerfer als letztes Mittel der Verteidigung einzusetzen. Der Oberfläche des Planeten wird dadurch sterilisiert. Dann bricht auch zu ihm der Kontakt ab…

Mein Eindruck

Mehr und mehr Verluste sind zu verzeichnen. Selbst die ultimative mobile Waffe, der autonome Panzer „Zyklop“, vermag nicht gegen die schwarze Wolke zu bestehen, sondern wird von ihr übernommen, bis er seine Feuerkraft gegen den „Unbesiegbaren“ richtet. Natürlich muss er vernichtet werden, bevor er das Raumschiff angreift. Doch nun ist Kommandant Horpach mit seinem Latein am Ende. Er ruft Rohan zu sich in die Kajüte und überträgt ihm kurzerhand die Verantwortung für den Fortgang der Mission: Abreisen oder nach den vier verschollenen Männern suchen?

Rohan erkennt in diesem Moment, dass es im Weltraum Gesetze gibt, die für jede Mission gelten, aber nie niedergeschrieben wurden: Keiner wird zurückgelassen. Der Grund ist einfach: Früher oder später würde ein Sündenbock gesucht werden. So lange, bis die Zurückgelassenen nicht mehr als Geister an Bord umhergehen. Eigentlich hat ihm Horpach also gar keine Wahl gelassen. Rohan muss allein und unbewaffnet in die Höhle des Löwen eindringen und die verschwundenen Besatzungsmitglieder finden.

Wikipedia: „Da Rohan bereits einmal einen Angriff des Schwarms überstanden hat, wagt er einen letzten Suchvorstoß. Ohne Metall an der Kleidung und unbewaffnet bricht er erneut in die Schlucht auf, in der die Vermissten vermutet werden. Geschützt wird er durch einen Sender, welcher die Gehirnströme eines ‚gelöschten‘ Gehirns simuliert. Er wird vom Schwarm nicht attackiert und findet drei der vier Vermissten tot auf, woraufhin er den Tod auch des vierten Forschers nicht mehr bezweifelt. Er wird Zeuge eines unerklärlichen Rituals der Metallpartikel.

Mit letzter Kraft kehrt Rohan schließlich zum Raumschiff zurück. In der letzten Szene schleppt er sich auf sein Raumschiff zu, das im letzten Satz des Buchs noch einmal als technisches Wunderwerk und Symbol der menschlichen Überlegenheit dargestellt wird. Der Satz endet mit den Worten „… als wäre es wirklich unbesiegbar“. Damit wird auf die menschliche Hybris angespielt, die hier durch die Primitivität der Metallpartikel-Wesen deutlich wird, die das erste „unbesiegbare“, äußerst komplexe Raumschiff Kondor durch ihre Einfachheit und Anpassungsfähigkeit dennoch besiegen und den Unbesiegbaren zum Rückzug zwingen konnten.

Maschinen-Evolution

Die schwarze Wolke besteht aus winzigen Kügelchen, die in der Lage sind, auf elektromagnetischer Grundlage miteinander zu kommunizieren und somit koordiniert zu agieren. Der Autor beschreibt aus dem Blickwinkel seiner Hauptfigur Rohan, wie sich die Fähigkeiten der schwarzen Wolke in der Konfrontation mit den Eindringlingen von der Erde rasch weiterentwickeln. Der Autor behauptet, die Kügelchen, die sich wie eine Verteidigungswaffe verhält, wäre vor langer Zeit von einer fremden Kultur eingeführt worden. Dabei erinnert das koordinierte Schwärmen der Kügelchen an irdische Vogelschwärme und in jüngster Zeit an das Verhalten von Drohnenschwärmen.

Macht das die Wolke bereits „intelligent“, wie ihr Verhalten zu belegen scheint? Nun, sie probiert jedenfalls zahlreiche Taktiken aus, bevor eine oder zwei zu wirken scheinen. Die Szene, in der sie den „Zyklopen“ besiegt, ist von apokalyptischen Ausmaßen. Eine kilometerhohe Säule aus Kügelchen konzentriert sich auf das gepanzerte autonome Fahrzeug, das diesem elektromagnetischen Ansturm nicht standhalten kann. Denn nicht die sichtbare Materie kämpft hier, sondern elektromagnetische Kräfte, also Felder und ihre Manipulation. Da der „Zyklop“ über eine autonome Programmierung verfügt, lässt sich diese auch manipulieren und sich ihre eigenen Schöpfer kehren. Eine ähnliche Maschinen-Evolution habe ich bislang besonders in Gregory Benfords CONTACT-Zyklus gefunden.

Die Übersetzung

Der deutsche Titel stellt keine exakte Übersetzung des Originals dar. „Niezwyciężony“ bedeutet auf Polnisch entweder das Adjektiv „unbesiegt“ oder das Nomen „(der) Unbesiegte“. Im Titel des Originals ist folglich „Der Unbesiegte“ gemeint.

Die folgenden Seitenangaben beruhen auf meiner TB-Ausgabe von 1978, die unglaublich eng bedruckt ist, um in die Begrenzung von 160 Seiten zu passen. Aber immerhin hat es noch für ein Glossar und ein Seite Werbung für Jack London gereicht.

S. 24: „die Insolation zu messen“: wird nicht erklärt, also handelt es sich wohl um einen Druckfehler: (elektrische) „Isolierung“ ist wohl gemeint.

S. 56: „Permimeter“ statt „Perimeter“.

S. 87: „Die Lösung d[r]ängte sich…auf.“ Das R fehlt.

S. 125: „R[o]han“ statt “Rohan“.

Der Übersetzung von 1967 merkt man ihr Alter an, ebenso ist es bedauerlich, dass einige Fehler („auf maximale Feuerkraft herunterschalten“, das Wort „Annihilation“ wird oft im falschen Kontext gebraucht) bislang nicht verbessert wurden. Wenn Elektromotoren den Widerstand von eingetrocknetem Schmieröl überwinden und hermetisch verpackte Karten in ihren Rollen (Sternenkarten in Form von Folien!) unruhig in den Kartenräumen schaukeln, erkennt man das Alter deutlich und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Unterm Strich

Die Zwischenfälle steigern sich nach einem ruhigen Beginn in der Schwere und Heftigkeit, die aus der Auseinandersetzung mit der „schwarzen Wolke“ resultiert. Es lohnt sich also, dem graduellen Verlauf zu folgen, bis Rohan vom Kommandanten selbst die Befehlsgewalt übertragen bekommt. Der bis dato machtlose Mann hat es nun in der Hand, ob die Expedition eine Katastrophe, eine Riesenblamage oder wenigstens ein Teilerfolg wird.

Die letzten zwei bis 30, in meiner alten Fischer-Ausgabe eng bedruckten Seiten lohnen sich wirklich. Denn Rohan findet nicht nur heraus, was mit den verschollenen menschlichen Mitgliedern geschehen ist, sondern dass auch die Roboter, die Arctane, schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sind: Sie sind praktisch ohne Verstand bzw. Programmierung. Dann entdeckt ihn die Schwarze Wolke, um ihn als Feind zu eliminieren. Doch Rohan hat vorgesorgt…

Wieder einmal zeigt der Autor auf, wie begrenzt die Vorstellungskraft des Menschen ist, wenn er sich anschickt den Weltraum zu „erobern“. Nur die Fähigkeit, schnell dazuzulernen und flexibel zu reagieren, bewahrt die Expedition vor der völligen Katastrophe. Eine KI, die auf bisherigem Wissen trainiert worden wäre, würde unweigerlich scheitern. Denn sie müsste in der Lage sein, so schnell angemessen zu lernen, dass sie dem Angreifer zumindest ebenbürtig wäre. Diesen Fall schildert Max Barry in seinem packenden SF-Roman „Providence“.

Hinweise

Von diesem Roman gibt es laut Wikipedia ein Hörbuch und ein Videospiel: „2018 entstand Der Unbesiegbare beim Mitteldeutschen Rundfunk als knapp 78-minütige Hörspielfassung. Unter der Regie von Oliver Sturm sprachen u. a. Felix von Manteuffel (Horpach), Hanns Jörg Krumpholz (Rohan), Mira Partecke (Iris) und Leslie Malton (Sax). [Im Original kommt keine Frau vor, was ich stets als Manko empfand.] 2020 wurde das auf dem Roman basierende Videospiel „The Invincible“ angekündigt, das am 6. November 2023 erschien.“

Der Unterhaltungswert hält sich also in Grenzen. Aber wer „Solaris“ und „Eden“ gut oder wenigstens „in Ordnung“ fand, der könnte auch an diesem SF-Abenteuer Gefallen finden. Action und Spannung gibt es jedenfalls genug.

Taschenbuch: 227 Seiten.
O-Titel: Niezwyciężony, 1964.
Aus dem Polnischen 1967 von Roswitha Dietrich für den Verlag Volk und Welt, (Ost-) Berlin, Lizenzausgabe von 1969 im Universitas-Verlag.
ISBN-13: 9783518471487

www.suhrkamp.de

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