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Clark Ashton Smith – Saat aus dem Grabe. Phantastische Geschichten

smith-saat-cover-kleinAcht Kurzgeschichten und eine Novelle aus den 1930er Jahren, verfasst von Clark Ashton Smith (1893-1961), dem Meister des Bizarren und Morbiden, der europäische Dekadenz mit amerikanischer Fabulierkunst kreuzt und dem Ergebnis morgenländische Märchenhaftigkeit beimischt; es entsteht eine schwüle, von unguter Fruchtbarkeit geprägte Atmosphäre drastischen Grauens – und ein von der Zeit mit nostalgischer Patina geadeltes, aber weiterhin kraftvolles Lese-Erlebnis, das schon den großen H. P. Lovecraft beeindruckte.
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Montague Rhodes James – Dreizehn Geistergeschichten

Der vielleicht beste Verfasser englischer Geistergeschichten, M.R. James, legt 13 meisterhafte Erzählungen vor: Notorisch bösartige Spukgestalten attackieren allzu neugierige Zeitgenossen; was zunächst in trügerisch leichtem Ton präsentiert wird, entwickelt sich mit großartigem Gespür für Stimmung und Atmosphäre zum spannenden und schauerlichen Höhepunkt: ein Fest für die Freunde des gepflegten klassischen Grusels!

Inhalt

Der Kupferstich| („The Mezzotint“, 1904), S. 7-18: Ein altes Bild wird zum Fenster in die Vergangenheit und lüftet ein düsteres Rätsel um Tod und Rache …

|Nummer 13| („Number 13“, 1904), S. 19-34: Zwischen zwei Hotelzimmer schiebt sich um Mitternacht ein dritter Raum, und er steht keineswegs leer, wie ein unvorsichtiger Gast erfährt …

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John Willard – Die Katze und der Kanarienvogel (Gruselkabinett 84 + 85)

Gruselnacht mit Erbschleichern: Schauerkrimi-Klassiker

Am Hudson River 1921: In einem einsam gelegenen alten Haus findet 20 jahre nach dem Tod des Besitzers auf dessen ausdrückliche Verfügung hin die Testamentseröffnung vor seinen sechs verbliebenen Erben statt.

Die Klausel, dass der Erbe oder die Erbin die Nacht in der unheimlichen Bibliothek – dem Todeszimmer des Erblassers – verbringen muss und zudem das Erbe nur antreten darf, wenn er oder sie nach dieser Nacht noch bei Verstand ist, verwundert die angereiste bunte Schar potentieller Erben … (Verlagsinfo)

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Roald Dahl – Hexen hexen

Der Darth Vader aller Hexen

«Im Märchen haben Hexen immer alberne schwarze Hüte auf, tragen schwarze Umhänge und reiten auf dem Besen. Diese Geschichte ist jedoch kein Märchen. Sie handelt von echten Hexen … echte Hexen tragen ganz normale Kleider und sehen auch wie ganz normale Frauen aus. Sie wohnen in normalen Häusern, und sie üben ganz normale Berufe aus. Deshalb ist es so schwer, sie zu erwischen.» (Verlagsinfo)

Zu empfehlen ab acht oder elf Jahren, je nachdem, wie gruselig die Eltern oder Kinder das Buch empfinden.

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Arthur Machen – Die leuchtende Pyramide und andere Geschichten des Schreckens

Machen Pyramide Cover kleinInhalt

In den schattigen Winkeln der Realität überleben uralten Kreaturen, die denen auflauern, die sich neugierig aber unvorsichtig in ihre Refugien wagen. Die Folgen weiß Arthur Machen in vier Erzählungen und einem Kurzroman meisterhaft und erschreckend zu erläutern:

– Die leuchtende Pyramide (The Shining Pyramid, 1895), S. 7-37: Seltsame Symbole auf einer Mauer verstören einen britischen Landadligen. Gemeinsam mit seinem Freund, einem Schriftsteller, kann er den Code knacken – es ist eine Einladung zum Hexensabbat, der heimlich Folge zu leisten die beiden Hobby-Detektive dummerweise nicht widerstehen können.

– Die Geschichte vom weißen Pulver (The Novel of the White Powder, 1895), S. 39-60: Der Student ist überarbeitet und lässt sich ein Stärkungsmittel verschreiben. Eine Kette unglücklicher Zufälle führt dazu, dass sich das Medikament in ein wahres Teufelsgebräu verwandelt, dessen Einnahme das Opfer in den Urschleim allen Lebens zurücksinken lässt. Arthur Machen – Die leuchtende Pyramide und andere Geschichten des Schreckens weiterlesen

Algernon Blackwood – Die gefiederte Seele. Gespenstergeschichten

Blackwood Seele Cover kleinInhalt:

Mit zehn Kurzgeschichten und einer Novelle zielt der Autor nicht auf den Bauch-Grusel, sondern dringt – manchmal allzu behutsam aber eindrucksvoll und unsentimental – in die Schattenbereiche der menschlichen Seele vor:

Das dreifache Band (The Threefold Cord, 1931), S. 7-20: Die schöne aber unheimliche Frau hat bereits den Großvater und den Vater in den Tod getrieben, und nun macht sie sich an den Sohn heran.

Das Land des grünen Ingwer (The Land of Green Ginger, 1930), S. 21-29: Ein ebenso faszinierendes wie verstörendes Erlebnis lässt den späteren Schriftsteller seinen Lebensweg finden. Algernon Blackwood – Die gefiederte Seele. Gespenstergeschichten weiterlesen

Algernon Blackwood – Rächendes Feuer. Erzählungen

blackwood feuer cover kleinInhalt:

Ein Kurzroman, zwei längere und zwei kurze Geschichten von Algernon Blackwood, Großmeister der klassischen Phantastik:

Rächendes Feuer (The Nemesis of Fire, 1908), S. 7-77: In einem englischen Landhaus treibt ein feuriger Elementargeist sein Unwesen. Als die Bewohner den Terror nicht mehr ertragen, holen sie Dr. John Silence, einen Spezialisten für das Übernatürliche, der den wahren und sehr exotischen Ursprung des Grauens offen legt.

Suspekte Schenkung (A Suspicious Gift, 1906), S. 78-89: Dem armen Schreiberling wird eine gewaltige Geldsumme in Aussicht gestellt, doch die scheinbare Bedingungslosigkeit dieser Gabe erweist sich als Teil eines geschickt eingefädelten, grausamen Plans. Algernon Blackwood – Rächendes Feuer. Erzählungen weiterlesen

Kilpatrick, Nancy – Todessehnsucht

Kathy wird von allen nur Zero genannt, denn sie ist nichts und sie hat nichts. Drogensüchtig und pleite, verkauft sie ihren Körper, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Für einen Schuss H würde sie alles tun – auch töten, wie sich herausstellen soll. So wird sie von einem anonymen Auftraggeber von New York nach Manchester geschickt, um dort einen vermeintlichen Vampir zu vernichten. Doch high wie sie ist, muss ihr kläglicher Versuch scheitern und sie gelangt in die Fänge des Blut saugenden Untoten.

Aber halt, würde der Blut saugende Untote das einzig Logische tun und Zero aussaugen oder ihr das Genick brechen oder ihr auf andere meisterliche Art das Lebenslicht auspusten, so hätte er sich und dem Leser viele Unannehmlichkeiten erspart. Doch David, so heißt der Vampir, ist ein Gentleman alter Schule: ein Dichter und Romantiker, der es nicht übers Herz bringt, seine Opfer zu töten und sich stattdessen in die Abgeschiedenheit seines englischen Landsitzes zurückgezogen hat – woher kommt einem das nur bekannt vor?

David also schnappt sich Zero, fesselt sie ans Bett und wartet erst einmal ihren kalten Entzug ab. Sodann machen sich die beiden auf nach Amerika, um herauszufinden, wer eigentlich hinter dem Attentat auf David steckt. Als sie New York erreichen, passiert, was der Leser schon seit Seite zehn befürchtet: David und Zero verlieben sich unsterblich ineinander; natürlich ohne wirklich etwas voneinander zu wissen oder je ein tiefgründiges Gespräch geführt zu haben. Das steht heißen Sexszenen selbstverständlich nicht im Wege und so springen die beiden bevorzugt miteinander ins Bett, während David hochdramatisch Byron deklamiert.

200 Seiten später sind David und Zero immer noch dem ursprünglichen Attentäter auf der Spur, haben sowohl Amerika als auch Kanada durchquert, den ersten Streit ihrer Beziehung hinter sich und es fertig gebracht, David per Sonnenlicht schwer anzukokeln. Des Rätsels Lösung kann nach etlichen abstrusen Wendungen der Handlung auch nur überraschen, wenn man noch nie einen Kriminalroman gelesen hat. Und so mag es kaum überraschen, dass sich das Ende des Romans in Friede, Freude, Eierkuchen auflöst und David und Zero gemeinsam in den sprichwörtlichen Sonnenuntergang reiten – rhetorisch gesehen, versteht sich.

Nancy Kilpatricks „Todessehnsucht“ erschien in Amerika erstmals 1994 und ist Teil einer mehrbändigen Reihe von lose verbundenen Geschichten um eine Gruppe von Vampiren (engl. Titel „The Power of the Blood Series“). Kilpatrick versucht, leider erfolglos, eine Milieustudie (die drogenabhängige Zero, das abgerissene Hotel, in dem sie in New York wohnen) mit ein paar Vampiren und einem guten Schuss Sex zu kombinieren. Eine solche Mischung könnte durchaus funktionieren, wäre sie rein stilistisch und erzählerisch mit einiger Meisterschaft zu Papier gebracht. Doch Kilpatrick bedient so ungefähr jedes Klischee, das ihr in den Weg kommt und hält ihre Geschichte damit in so vorhersehbaren Bahnen, dass beim Leser kaum Spannung aufkommen mag.

Da wäre zunächst ihr Vampir David, offensichtlich die zentrale Figur für die angestrebte weibliche Leserschaft. Natürlich war er mal Aristokrat, sieht vermutlich gut aus (doch hält sich Kilpatrick in der Regel nicht lange mit Äußerlichkeiten auf) und ist von so romantischem Gemüt, dass dem durchschnittlichen postmodernen Leser ganz schwarz vor Augen wird. Als ultimativen Beweis für seine sentimentale Grundhaltung und seine literarische Bildung lässt Kilpatrick ihn zu den unmöglichsten Momenten Lord Byron zitieren. Dies führt zwangsläufig zu Abnutzungserscheinungen, ganz abgesehen davon, dass Byron nicht der einzige romantische Dichter ist, der das Zitieren lohnt. Doch David besitzt scheinbar nur diesen einen Band Poesie …

Besser als gar nichts, denn Zero dagegen ist eine drogenvernebelte Schlampe ohne jegliche Bildung (bei ihr also nicht mal Byron), die sogar erfragen muss, was oder wo Montréal ist. Für einen Großteil der Handlung drehen sich ihre Gedanken um Heroin, danach obsessiert sie bevorzugt über David. Auf welcher Grundlage die beiden nun eigentlich zusammenfinden, lässt Kilpatrick stillschweigend offen und so bleibt ihre Liebesbeziehung oberflächlich und wenig überzeugend.

Überhaupt die Liebe. Gerade in diesen Szenen läuft Kilpatrick zu pathetischer Hochform auf und der Schwulstfaktor steigt in unerträgliche Höhen. Doch spätestens wenn David seiner Zero per Brief mitteilen lässt, „Kathy, süße Kathy, unschuldiges Kind, leidenschaftliche Frau, Wesen von azurnem Feuer, blauer Diamant mit unzähligen Facetten“, dann ist die Geduld des Lesers einfach erschöpft. Da ist es doch gut, dass David nur Gedichte von Byron zitiert anstatt eigener Poesie. Man wagt gar nicht daran zu denken, was in dem Fall rausgekommen wäre.

Abgesehen von den stilistischen Schwächen, kann aber auch der Plot selbst kaum überzeugen. Er ist abwechselnd zu durchsichtig oder zu abwegig. Natürlich, wenn man einem Kind eben noch sagt, dass ihm nichts passieren wird, dann ist es nur logisch, dass es auf der nächsten Seite prompt entführt wird. Solche erzählerischen Zaunpfähle sorgen nicht gerade dafür, dass man von der Handlung positiv überrascht wird. Viel zu unmotiviert erscheint auch das Ende. Zwar ist der Roman Teil einer Serie, doch ist es nicht nötig, für den Showdown ein ganzes Dutzend neuer Vampire einzuführen, die keine andere Funktion haben, als die Vampirarmee des Bösewichts mathematisch aufzuwiegen. All diese Charaktere bleiben schablonenhaft und austauschbar und Kilpatrick hätte sie am besten ganz weggelassen.

Die Rückseite des Romans bewirbt „Todessehnsucht“ als „gewagten Erotik-Horror“. Gewagt ist höchstens die unterdurchschnittlich schlechte Prosa. Horror wird der Liebhaber kaum finden und die Erotik ist wohl nur was für die wirklich seicht Veranlagten. Wer gern gefühlsduselig im Schwulst schwimmt, der mag bei Nancy Kilpatrick fündig werden. Für alle anderen gilt: Lieber ein anderes Buch zur Hand nehmen!