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Hohlbein, Wolfgang / Lüftner, Kai / Weick, Kathrin – Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge (inszenierte Lesung)

_Action & Mystik: Kampf gegen den Druiden_

Kevin von Locksley ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt. Sofort macht er sich gemeinsam mit Gefährten auf den Weg nach Sherwood Forest, um seinen Bruder Robin Hood zu treffen. Doch auf der Reise reiht sich ein seltsames und bedrohliches Ereignis an das andere. Zufall oder Berechnung einer dunklen Macht? Als Kevin auf seinen alten Widersacher Darkon stößt, wird ihm klar, dass dessen Kräfte größer sind, als er dachte. Und Darkon hat vor, Kevin in seine Pläne einzuspannen, um England unter seine Kontrolle zu bekommen. Sollte sich Kevin weigern, muss er mit dem Schlimmsten rechnen.

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Der Kevin-Zyklus:

1) [Kevin von Locksley 4593
2) [Kevins Reise 5082
3) Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge
4) Kevins Schwur 2: Der Weg nach Thule

Mehr von Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info|:

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Der Sohn des Hexers“ 4898 (Der Hexer von Salem 7)
[„Das Haus der bösen Träume“ 4921 (Der Hexer von Salem 8)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Der Sprecher & die Inszenierung_

Timmo Niesner begann bereits im Teenageralter beim Fernsehen. Es folgten viele weitere TV-Rollen. Er ist die deutsche Synchronstimme von Elijah Wood, des Frodo in Peter Jacksons Verfilmung von „Der Herr der Ringe“, und vielen weiteren Schauspielern. (abgewandelte Verlagsinfo)

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um die inszenierte Lesung der bearbeiteten (= gekürzten) Textfassung. Für die Redaktion zeichnete Kai Lüftner verantwortlich, Regie führte Kathrin Weick, die Musik trug Andy Matern bei. Weick und der Cutter Christian Päschk besorgten auch die Inszenierung. Die Aufnahme leiteten die |d.c. Studios|, NRW-Berlin.

_Handlung_

Kevin, der 15-jährige Bruder von Robin „Hood“ von Locksley, ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, wo er seine Freundin, Lady Marians Zofe Susan, durch die Intrigen der Haschischin verloren hat. Doch sie ist in der Gralshöhle in Sicherheit, wenn auch im Koma. Nun kann er sich neuen Aufgaben zuwenden, denn sein Bruder braucht ihn bestimmt in seinem Kampf gegen den Sheriff von Nottingham.

Gerade fahren er und seine Gefährten Arnulf, der Nordmann, und der leichtlebige Will Scarlet mit ihrem Pferdewagen durch den Sherwood Forest, als ein gehetzter Mann auf sie zukommt. Er nennt sich Estrid und lebt in einem der Dörfer nicht weit von hier. Er werde von einem Bandenführer namens Borg und dessen acht Reitern verfolgt. Borg gehöre zu Robin Hoods Bande. Das bringt die drei Reisenden zum Stirnrunzeln und macht Arnulf misstrauisch. Er lehnt deshalb ab, gegen eine Übermacht Borgs anzutreten, um Estrid zu helfen. Sehr zu Kevins Empörung, der Estrid seinen Dolch gibt, bevor der Mann wieder verschwindet.

|Borg|

Bei einer Rast am Abend geht Kevin angeblich Feuerholz suchen, doch in einem unbeobachteten Augenblick zieht er seine Rüstung als Tempelritter an und reitet in die Richtung, in die Estrid gegangen ist. Schon bald findet er ihn auf einer Lichtung, wo er von einem großen Kerl und dessen drei Reitern gepiesackt wird. Das muss wohl Borg sein. Diese Typen tragen zwar Lumpen, sind darunter aber gepanzert, Estrid ist hingegen schutz- und wehrlos (bis auf Kevins Dolch). Das sind keine Angehörigen von Robin Hoods Rebellen. Aber für wen arbeiten sie?

Die Reiter staunen nicht schlecht über diesen Tempelritter in „ihrem“ Wald und greifen ihn an. In einem kurzen, aber heftigen Gefecht mit ihnen verteidigt Kevin Estrid, der flüchtet, zieht sich aber selbst eine Wunde durch Borgs Schwert zu. Durch eine List hängt er sie ab und kehrt ohne Rüstung zu Estrid zurück. Ihm gegenüber nennt er sich Cedric. Sie trennen sich, damit Kevin zurück zum Lager laufen kann. Arnulf sieht an seinen Blessuren, was los ist: Kevin hat gekämpft. Kevins Pferd findet den Weg zu ihm zurück, mitsamt der Rüstung.

|Das Dorf|

Am nächsten Tag bleibt ihr Wagen im Schlamm des regennassen Waldes stecken. Borg und seine Männer tauchen auf. Trotz seines Misstrauens lässt er sich von „Cedric“ überzeugen, dass diese Reisenden harmlos sind. (Unter dem Ritterhelm hat Borg Kevins Gesicht ja nicht sehen können.) Nach Borgs Hilfeleistung können sie weiterfahren und gelangen in ein befestigtes Dorf. Sie berufen sich auf Borg und auf Estrid, die sie beide hergeschickt hätten. Osred, der Dorfvorsteher, gewährt ihnen Obdach und Zuflucht vor dem Regen. Arnulf und Will sprechen besonders dem guten Wein zu.

Kein Wunder, dass Kevin, als er nachts ein verdächtiges Geräusch hört, sie einfach nicht wachbekommt. Draußen versammeln sich die Dörfler, um zu einem Ort im Wald zu pilgern. Sehr seltsam, findet Kevin und schleicht ihnen vorsichtig nach. Ihr Ziel ist ein Kreis aufrechter Steine, der einen Steinaltar umgibt. Darauf liegt ein gefesselter Hirsch, offenbar ein Opfer. Ein Druide in weißem Gewand tritt aus dem Schatten ins Licht der Fackeln: Es ist Darkon!

|Der Widersacher|

Darkon war im Heiligen Land ein Komplize der Haschischin und wollte Susan und Kevin töten. Trotz seiner Gefangennahme konnte er auf rätselhafte Weise entfliehen. Nun taucht er hier wieder auf, aber wozu, fragt sich Kevin. Der Druide Darkon dankt den Dörflern für das Opfer, das er für seinen Schutz vor Borg verlangt hat. Nun habe er ein Anliegen. Unter den Fremden, die Osred aufgenommen und betäubt habe, befinde sich ein Junge. Den wolle er sehen – jetzt!

Kevin ist bestürzt. Woher weiß Darkon von ihm und seiner Anwesenheit in England, ja, in diesem Dorf? Er muss sofort zurück zu seinen Gefährten, denn sicherlich schweben auch sie bereits in Gefahr. Und dann müssen sie alle schnellstens abhauen. Doch das ist leichter gesagt als getan …

_Mein Eindruck_

Es dauert nicht allzu lange, bis sich Kevin nach einem üblen Verrat in Darkons Händen befindet. Da Darkon ein echter Zauberer ist, beherrscht er sowohl die Elemente der Natur als auch die Psyche seiner Mitmenschen. Nun kommt es zu einem sehr interessanten psychischen Zweikampf zwischen Kevin und dem machtgierigen Druiden.

|Konflikt|

Damit Kevin sich Darkons religiösem Feldzug gegen den König anschließt, muss er ihn überzeugen, dass die dunkle Seite in ihm diesen Schritt hin zu Macht und Reichtum wünscht. Kevin ist unversehens in einem Zwiespalt gefangen: zwischen seiner eigenen dunklen Seite, die Darkon hervorgelockt hat, und seinem besseren Ich, das sonst sein Bewusstsein kontrolliert.

Wie der Zweikampf ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Aber in dessen Verlauf kommt es zu einer Schlacht zwischen den Druiden und einer unerwartet auftretenden dritten Partei. Dabei gibt es jede Menge Action, leider aber auch den bitteren Verlust eines Freundes. In dessen Folge wird ihn sein weiterer Weg nach Thule im kalten Norden führen. (Ob damit nun Norwegen oder Island gemeint ist, wird an dieser Stelle nicht klar und ist auch unerheblich.)

|Überraschungen|

Die Geschichte wartet also mit mehreren überraschenden Wendungen auf, wie es sich für einen zünftigen Abenteuerroman gehört. Täuschung und Verrat spielen dabei eine große Rolle. Wenigstens ist in dieses Intrigenspiel kein Frauenzimmer verwickelt. Das wäre doch wohl etwas zu negativ gewesen – obwohl sich Hohlbein in seinen HEXER-Romanen keineswegs gescheut hat, Frauen als fiese Hexen auftreten zu lassen. Vielleicht hat er inzwischen dazugelernt, was den Geschmack seiner Leserschaft angeht. „Kevins Schwur“ erschien wesentlich später als die HEXER-Groschenhefte.

|Stonehenge|

Andererseits ist das Fehlen einer Frauenfigur doch ein auffälliges Manko in dieser ersten Hälfte des Romans „Kevins Schwur“. Die Männer machen wieder mal alles unter sich aus und kloppen sich schließlich, bis der Arzt kommt (oder auch nicht kommt).

Ein faszinierendes Bühnenbild bietet dabei der gigantische Steinkreis von Stonehenge, der in dieser Beschreibung nicht weniger als dreißig Ringe aufweist. Offensichtlich dient dieses Stonehenge nicht wie ursprünglich gedacht der Sternenbeobachtung und Vorhersage der Jahres- und Saatzeiten, sondern der blutigen Opferung von Unschuldigen.

Das ist sicherlich viel dramatischer als die friedliche Astronomie, aber leider viel weniger glaubwürdig. Allerdings hat sich der Romanautor Hohlbein noch nie viel um Glaubwürdigkeit seiner Plots oder Figuren bemüht. Warum sollte er also gerade jetzt damit anfangen?

_Die Inszenierung_

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe öfter auftaucht. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

|Der Sprecher|

Der Sprecher erzählt alle Vorgänge aus dem Blickwinkel der Hauptfigur Kevin. Da dieser ein 15-jähriger Junge ist, erscheint die jugendlich wirkende Stimmlage des Sprechers sehr passend. Und dies ist die deutsche Stimme Elijah „Frodo“ Woods, dürfte also jedem vertraut sein, der Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung gesehen hat (und das waren ja nicht wenige). Doch Kevin ist kein zweiter Frodo, sondern ein junger Mann, der auf Kämpfe brennt, um seinen König, den geliebten Richard Löwenherz, zu schützen.

Arnulf, der hünenhafte Nordmann, spricht hingegen mit einer sehr tiefen Stimme, die ich Niesner nicht zugetraut hätte. Dessen Gegenteil sind der wieselhafte Estrid sowie der leichtlebige Will Scarlet (der in den alten Robin-Hood-Filmschinken stets als fahrender Sänger auftritt). Darkons Stimme ist weitaus faszinierender: Man stelle sich Saruman mit einer sehr tiefen und berückenden Stimme vor, wie er seinen Willen dem jungen Kevin aufzuzwingen versucht. Die Vorstellung ist recht beängstigend.

Sehr gut setzt der Sprecher auch die Emotionalität einer Szene um. Wenn Kevins Freund stirbt, so hat dies natürlich möglichst realistisch zu wirken, um eindringlich zu sein. Der Mann ächzt und keucht, während Kevin schluchzt. Die tragische Hintergrundmusik tut ein Übriges, um die Sterbeszene zu einem eindrücklichen Erlebnis zu machen.

|Geräusche|

Die Geräuschkulisse soll nicht von dem Dialog im Vordergrund ablenken. Deshalb sind die Gefechte und das Schwerterklirren nur dezent zu hören. Aber die Rufe der Mühe und die Schreie des Schmerzes und Todes sind doch unüberhörbar, ganz besonders natürlich während der finalen Schlacht.

Ebenso eindrucksvoll ist das Vorspiel zur Schlacht. Während des Psycho-Duells Kevins mit Darkon nimmt die Zahl der Donnerschläge über dem Steinkreis von Stonehenge stetig zu, so dass die Verbindung von Darkons Psyche und den Naturgewalten sinnfällig deutlich wird. Allerdings ist die Soundqualität lediglich als „bescheiden“ zu bezeichnen, denn von einem DD-5.1-Sound kann keine Rede sein. Noch nicht einmal Stereoeffekte sind zu bemerken.

|Musik|

Die Musik tut wenig, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Das ist in der finalen Sterbeszene ganz deutlich, in der die Musik den Dialog und die Geräusche optimal ergänzt. An anderen Stellen deutet die Hintergrundmusik Unheil an. Im Intro und Outro ist sie jedoch flott und dynamisch gestaltet. Ja, sie weist sogar einen Western-Rhythmus auf, der an einen Ritt erinnert.

|Das Booklet|

Das Booklet listet zunächst die Mitarbeiter an dieser Produktion auf, beschreibt dann aber kurz die Geschichte von Stonehenge sowie die Legenden, die sich darum ranken. Die vierte Seite beschreibt kurz den Inhalt von „Kevin von Locksley“ und „Kevins Reise“.

_Unterm Strich_

Wie es sich für einen Abenteuerroman für zehn- bis zwölfjährige Jungs gehört, ist auch diese erste Hälfte von „Kevins Schwur“ gespickt mit actionreichen Kämpfen, mysteriösen Szenen der Magie und überraschenden Wendungen. Die finale Schlacht löst dann endlich die Spannung auf und führt den Helden zu neuen Zielen. Weil auch der Widersacher entkommen ist, dürfte es ein spannendes Wiedersehen mit Darkon geben. Frauenfiguren kommen diesmal keine vor, aber das kann sich in der nächsten Episode „Der Weg nach Thule“ schon ändern. Vielleicht verliebt sich Kevin ja mal in ein fesches Schwedenmädel!

|Das Hörbuch|

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die Handlung den Hörer mit Action, Magie und Humor unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

Leider hat dieser Aufwand – und vielleicht auch der Autor – auch einen Preis, und für die zwei CDs muss man knapp 15 Euro hinblättern. Aber es lohnt sich.

|Buchausgabe: 2000 bei Bastei Lübbe
151 Minuten auf 2 CDs
ISBN-13: 978-3-78573-666-1|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wellenreiter.la
http://www.hohlbein.net

Allison Pearson – Working Mum (gekürzte Lesung)

Karrieremütter managen das Chaos

Kate Reddy dreht in aller Herrgottsfrühe auf und geht erst um Mitternach, möglichst nach einem Vollbad, ins Heiabettchen. Dort wartet schon der Göttergatte mit seinen sexuellen Ansprüchen. Denen weicht sie gekonnt durch ausgedehntes Zähneputzen aus, so dass sie am Morgen danach mehr Zeit für die Zeit unter der Dusche und am PC (Mails!) hat. Ansonsten hat die fleißige Biene Kate fast alles im Griff – bis ein weiterer Mann ihren Weg kreuzt.

Die Romanvorlage, die sich in USA und UK 4 Mio. Mal verkaufte, wurde 2011 relativ erfolgreich mit Sarah Jessica Parker und Pierce Brosnan verfilmt.
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Carlo Collodi – Pinocchio

Lehrreiche Abenteuer eines hölzernen Straßenjungen

Wer kennt ihn nicht, den von Tischlermeister Geppetto aus einem Stück Holz geschaffenen kleinen Taugenichts Pinocchio, der sich in den Kopf gesetzt hat, ein richtiger Junge zu werden! An der liebevoll produzierten neuen Hörspiel-Version von Titania Medien werden kleine und große Hörer ihre helle Freude haben. (Verlagsinfo)

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[NEWS] CASSANDRA CLARE, ANDREA SAWATZKI – City of Lost Souls (Die Chroniken der Unterwelten 5)

Schauspielerin Andrea Sawatzki liest Cassandra Clare: „City of Lost Souls“ aus der Reihe „Die Chroniken der Unterwelten“ erscheint bei Lübbe Audio.

Kaum ist die Dämonin Lilith besiegt, fehlt von Jace, den Clary über alles liebt, jede Spur – auch ihr finsterer Halbbruder Sebastian ist verschwunden. Doch Jace findet wieder einen Weg zu Clary und enthüllt sein schreckliches Schicksal: Durch Liliths Magie ist er auf immer mit Sebastian und den dunklen Mächten verbunden. Um Jace zu retten, müssen sich auch die Schattenjäger der schwarzen Magie verschreiben. Clary geht dabei den gefährlichsten Weg: Sie möchte Jace’s Seele retten. Aber kann sie Jace überhaupt noch trauen?
(Verlagsinfo)

6 CDs, 451 Minuten

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

[NEWS] JOHN NIVEN, GERD KÖSTER – Straight White Male

John Nivens Zynismus gibt es jetzt auch auf die Ohren: „Straight White Male“ wird bei Random House Audio von Gerd Köster gelesen.

Nivens gnadenlose Satire auf die Literatur- und Filmszene – scharfzüngig und wunderbar komisch!

Kennedy Marr ist ein Autor der alten Schule. Irisch, zynisch bis zum Anschlag, ein Borderline-Alkoholiker und Sex-Süchtiger. Sein Mantra lautet: hart trinken, gut essen und jede Frau flachlegen, die bei drei nicht auf den Bäumen ist. Mittlerweile als Drehbuchautor in L. A. ansässig, flucht er sich durch die kalifornische Literatur- und Filmszene. Doch sein verschwenderischer Lebensstil bringt ihn an den Rand des Bankrotts, bis sich unverhofft eine Lösung anbietet. In England wird er für einen hoch dotierten Literaturpreis vorgeschlagen. Um an das Geld zu kommen, gilt es allerdings, mehrere konfliktbeladene Auflagen zu erfüllen.
(Verlagsinfo)

2 mp3-CDs
Laufzeit: 12h 28min

L. Frank Baum – Der Zauberer von Oz

Uralt-Übersetzung wunderbar vorgetragen

Ein Wirbelsturm hat Dorothy und ihren Hund Toto ins Land Oz geweht. Nur der Zauberer von Oz, der Herrscher des Landes, kann ihr helfen, zurückzufinden. Auf dem Weg zu ihm begegnen die beiden einer Vogelscheuche, einem Holzfäller aus Blech und einem feigen Löwen. Doch damit nicht genug: Das größte Wunder erwartet sie in der Smaragdstadt, wo der Zauberer bereits auf sie wartet … (Verlagsinfo)

L. Frank Baum – Der Zauberer von Oz weiterlesen

[NEWS] KATHY REICHS, BRITTA STEFFENHAGEN – Totengeld (Lesung)

Britta Steffenhagen liest Kathy Reichs: „Totengeld“ erscheint bei Random House Audio als Hörbuch.

Ein neuer Fall für die Knochenjägerin.

Der Tod einer jungen Frau, deren Leiche an einem einsamen Highway im Straßengraben deponiert wurde, bereitet Forensikerin Tempe Brennan schlaflose Nächte. Der Teenager könnte ohne Papiere ins Land gereist sein, eine Spur, die Tempe zu dem Geschäftsmann John-Henry Story führt. Doch ihr Hauptverdächtiger starb Monate zuvor bei einem mysteriösen Brand. Und dann ist da noch der Fall eines Schmugglers, der kuriose mumifizierte Artefakte in die USA schleust. Könnte eine Verbindung zwischen dem toten Mädchen und dem lukrativen illegalen Handel bestehen? An Tempes neustem Fall ist nichts so, wie es zunächst scheint. Nur auf eines kann die Todesermittlerin sich verlassen: Die Knochen kennen sie Wahrheit.
(Verlagsinfo)

6 CDs, 6h 55 min, gekürzte Lesung
Originaltitel: Bones of the Lost

Deon Meyer – Countdown in Kapstadt: Jagd auf Leben und Tod

5 Uhr 36: Ein Telefonanruf reißt Inspector Benny Griessel aus dem Schlaf: Eine junge Amerikanerin ist ermordet aufgefunden worden, eine andere wird durch die Stadt gejagt, und eine berühmte Sängerin hat offenbar ihren Mann erschossen. Und dann ruft auch noch seine Frau an. Sie will ihn treffen und ihm sagen, wie es mit ihnen weitergehen kann. Bennie Griessel hat dreizehn Stunden, die Morde aufzuklären – und sein Leben wieder in Ordnung zu bringen. (bearbeitete Verlagsinfo)

Der Autor

Deon Meyer, Jahrgang 1958, gilt als einer der erfolgreichsten Krimiautoren Südafrikas. Er begann als Journalist zu schreiben und veröffentlichte 1994 seinen ersten Roman. Mit seiner Frau und vier Kindern lebt er in Melkbosstrand. „Das Herz des Jäger“ wurde mit dem ATKV Prose Prize ausgezeichnet, einem begehrten südafrikanischen Literaturpreis. In den USA wurde der Roman zu den zehn besten Thrillern des Jahres ernannt. Zeitgleich erschien im Aufbau Taschenbuch Verlag sein Roman „Der traurige Polizist“. Mehr unter www.deonmeyer.com.

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Novelli, Luca – Newton und der Apfel der Erkenntnis (Lesung)

_Biographie light: Newton, der Vater der modernen Physik_

Sein Gravitationsgesetz revolutionierte die menschliche Sicht auf das Universum. Der Forscher Newton, Vater der klassischen Mechanik und der Himmelsmechanik, Pionier in Mathematik und Optik, gilt als einer der herausragendsten Wissenschaftler aller Zeiten.

Luca Novelli beschreibt das Leben des Genies von den Schultagen auf dem Land über das Studium im ehrwürdigen Cambridge, die großen Entdeckungen, Widrigkeiten und Auseinandersetzungen mit Kollegen bis hin zu seiner Tätigkeit als hochgeschätzter Beamter. Eine spannende Begegnung mit einem der großen Köpfe der Menschheitsgeschichte. (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt diese szenische Lesung ab 10 Jahren.

_Der Autor_

Luca Novelli, Autor und Illustrator, arbeitet als wissenschaftlicher Berater für die RAI, das staatliche italienische Fernsehen, und leitete zehn Jahre lang eine Zeitschrift für Grafik und Design.

Für die Reihe „Lebendige Biographien“ erhielt er 2004 den italienischen Andersen-Preis als bester populärwissenschaftlicher Autor. Diese Biografien der genialsten Denker und Erfinder aller Zeiten sind im Arena Verlag erschienen – und bei Audiolino als Hörbücher. (Verlagsinfo)

_Die Sprecher_

Jürgen Uter ist der Erzähler. Peter Kaempfe, der Sprecher der Erklär-Texte, lebt als Schauspieler, Regisseur und Autor in Bremen. Nach dem Schauspielstudium gründete er mit zwei Kollegen die Bremer „Shakespeare Company“ sowie das „Theater aus Bremen“, mit dem er bis heute international weit über 2000 Vorstellungen gab.

Daneben tritt er in Funk und Fernsehen auf, unter anderem im „Tatort“ und in der Kinderradiosendung „Bücherwurm grüßt Leseratte“ des Norddeutschen Rundfunks. Dank seiner ausdrucksstarken Stimme wurde er zu einem der erfolgreichsten Kommentatoren für Fernsehdokumentationen aller deutschen Sendeanstalten. Heute ist er in etlichen Hörspielen und Hörbüchern zu hören und tourt mit Live-Lesungen und einem Soloprogramm durch die Lande. (Verlagsinfo)

In weiteren Rollen diverse andere Sprecher u. a.

Michael Bentzien spielt die Solo-Gitarre: J. S. Bach, Vincenzo Galilei, Giuseppe Brescianello, Fernando Sor u. a..

Regie führte Rainer Gussek.

_Inhalte_

Isaac Newton (1642/43-1726), der genauso wie sein Vater heißt, hat zwei Geburtsdaten. Weil Engalnd noch nicht den neuen gregorianischen Kalender übernommt hat (das folgt erst ca. 1752), wird sein Datum noch nach dem julianischen Kalender berechnet: Es ist der Weihnachtstag 1642, also der 25.12. Nach gregorianischer Zeitrechnung kommt er am 4.1. 1643 zur Welt. Wenige Tage später wird König Charles I hingerichtet, und die Diktator des Oliver Cromwell beginnt. Sie dauert bis 1658, also fast 20 Jahre, und ist von Foltern, Verfolgung und Massakern gekennzeichnet. Der strenge Puritanismus Crommwells duldet weder kluge Frauen („Hexen“) noch fromme Katholiken, in den katholischen Ländern Irland und Schottland werden Tausende hingemetzelt.

Woolthorpe, Isaacs Geburtsort, liegt in Lincolnshire, unweit der Nordsee. Von Anfang an sehnt sich der Junge nach der Ferne, und als er Gelegenheit hat, die Bibliothek seines Onkels William, eines Vikars, zu lesen, macht er sich mit Gusto darüber her. Er wird Klassenbester und spricht und liest mit 16 fließend Latein, die Sprache der Gelehrten, der Wissenschaft – und der Kirche. Als sich schnell zeigt, dass er nicht zum Bauern taugt, geht er zur Universität Cambridge, damals noch ein Ableger der Uni in Oxford. Er muss dienen, um sich seinen Aufenthalt zu verdienen.

Schon als Junge hat er für die schöne Stieftochter von Apotheker Clark in Grantham Dinge gebastelt, darunter eine faltbare Laterne und jede Menge Sonnenuhren. Als er 1661 nach Cambridge kommt und den Eid ablegt, begeistert er sich schnell für die Lehren eines gewissen Cartesius aus Frankreich: René Descartes‘ Naturphilosophie basiert auf einem mechanistischen Weltbild aus diesseitiger Ursache und Wirkung, in dem eine höhere Macht keinen Platz hat. Das ist ebenso revolutionär – und ketzerisch – wie die Ansicht, die Erde kreise um die Sonne. Newton schert sich deshalb wenig um die veralteten, auf der Antike basierenden Lehrpläne und schließt sein Studium der Naturphilosophie, des Latein usw. 1665 ohne Auszeichnung ab.

Die Pest beraubt 1665 und 1666 England eines großen Teils der Bevölkerung, besonders in den Städten wütet das Virus, das durch Rattenflöhe übertragen wird. Das Große Feuer vom September 1666 zerstört 80% aller Gebäude innerhalb der Stadtmauern. Doch Newton hat sich schon 1665 nach Woolthorpe und Grantham in Sicherheit gebracht. Dort notiert er binnen 18 Monaten seine wichtigsten Gedanken und Erkenntnisse, experimentiert mit Prismen usw. Er begründet die Infinitesimal- bzw. Differentialgleichung, stellt eine Theorie des Lichts (Teilchen) und der Schwerkraft auf. Christian Huygens, einer der größten Wissenschaftler seiner Zeit, widerspricht ihm: Licht besteht aus Wellen. Es dauert fast 250 Jahre, um herauszufinden, dass beide recht haben.

1667 öffnet die Uni Cambridge wieder, nachdem die Pest vorüber ist. Newton arbeitet sich vom Minor zum Major Fellow hoch und macht seinen Magisterabschluss. Statt zu faulenzen wie seine gut bezahlten Kollegen, richtet er ein Labor ein und erzeugt Arzneien nach alchimistischen Prinzipien. Wenigstens glaubt er nicht an Schwarze Magie, wenn auch seine Versuche, aus Blei Gold zu machen scheitern. Er schenkt der Royal Academy of Sciences ein neuartiges Teleskop, das mit Spiegeln statt Linsen arbeitet. Deshalb verzerrt es das Bild nicht, sondern ist viel genauer. Die Academy wählt ihn zum Mitglied. Hier trifft er auf seinen Dauerfeind Robert Hooke, der ihm alles neidet und vorwirft. Mit seinen ketzerischen religiösen Ansichten hält Newton deshalb wohlweislich hinterm Berg.

1682 erscheint der Komet, der später nach Edmund Halley, seinem bekanntesten Erklärer, benannt werden wird. Newton ist Halleys wichtigster Förderer. Newton berechnet die Flugbahn des Kometen und stellt das Universelle Gravitationsgesetz auf, das überall im Kosmos Gültigkeit haben soll. Natürlich attackiert ihn Hooke sofort mit anderen Ansichten.

1687 erscheint Newtons erstes und wichtigstes Buch, die „Principia Mathematica“. Er stellt die drei Newtonschen Gesetze auf, die bis Einstein Gültigkeit haben werden: 1) das Trägheitsgesetz, 2) das Beschleunigungsgesetz und 3) das Gesetz der Wechselwirkung. Die Folgen sind weitreichend: Die Tiden werden ebenso berechenbar wie das Gewicht, das sich je nach Ort von der Masse unterscheidet (auf dem Mond ein Sechstel der Erdschwere).

König James II, der katholische Nachfolger Cromwells, scheitert mit seiner Restauration, auch in Cambridge, und man importiert jetzt die Könige: William von Oranien, also aus den Niederlanden, heiratet Königin Mary. (Später importieren die Briten deutsche Monarchen aus Coburg-Sachsen-Gotha, und die in „Windsors“ umbenannten Deutschen sind ja bekanntlich immer noch auf dem Thron.) Doch nun hat das Parlament das Sagen, und die Monarchie existiert nur noch konstitutionell.

Der König macht den nunmehr in London wohnenden Newton zu seinem Münzwardein, das heißt zum Prüfer der königlichen Münzanstalt. Er deckt zahlreiche Betrügereien auf und macht sich unbeliebt, doch der König macht Falschmünzerei fortan zu einem Kapitalverbrechen. Eine lange Friedenszeit bricht an, die man später das Augusteische Zeitalter nennen wird. Es endet spätestens mit dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), der eine neue Weltordnung etabliert – und Napoleon Bonaparte den Weg bereitet.

Newton erwirbt höchste Ehren und wird mit Titeln überhäuft. Sobald sein Intimfeind Robert Hooke gestorben ist, wagt er es, sein Buch über die Optik zu veröffentlichen – er ist ja jetzt auch Präsident der Royal Academy. Kritiker und Rivalen wie Leibniz macht er platt. Er hat immer noch nicht geheiratet, aber seine Nichte Catherine Barton führt ihm den Haushalt. Sie hat insgeheim ein Verhältnis zu Newtons Mentor und Gönner Charles Montague, dem Lord von Halifax, und erbt nach dessen Tod ungeheuere Ländereien. Als er am 20.3.1726 alter Zeitrechnung (also 31.3.1727 neuer Zeitrechnung) an einem Blasenstein und Quecksilbervergiftung (wegen der vielen Laborexperimente) stirbt, vererbt er ihr ein Vermögen, das nach heutigem Wert 10 Mio. Euro beträgt.

Die Grabprozession, die ihn in Westminster Abbey zur letzten Ruhe geleitet, ist extrem umfangreich, und, wie wir aus Dan Browns Roman „Sakrileg“ wissen, befand sich der Dichter Alexander Pope in der Menge. In Newtons Grabmal sind ein Prisma, ein Teleskop und eine Karte des Sonnensystems eingelassen. Sein Erbe: ein geordnetes Universum, das von universellen Gesetzen regiert wird. Lang lebe die Mathematik.

_Mein Eindruck_

Das Hörbuch geht leicht verständlich vor, von der Geburt bis zum Tod der Hauptfigur. Da gibt es keine Schnörkel, keine Rückblenden. Und die Musik mit der klassischen Gitarre lädt zum Speichern und Verdauen des soeben Gehörten ein, so dass dies eines der gemütlichsten Hörbücher ist, die ich seit Langem gehört habe. Das Glossar im Booklet liefert dem neugierigen – oder verwirrten – Hörer etliche Erklärungen, so etwa zu Grundbegriffen, Phänomenen und Personen der Zeitgeschichte wie Leibniz. Was kann also schiefgehen? Eigentlich nichts.

Andererseits. Es müsste ja auch ein verborgener Mensch namens Newton existiert haben. Mehr als einmal erwähnt der Erzähler, Newton haben religiöse Ansichten und Überzeugungen besessen, die im Widerspruch zu den akzeptierten Lehren seiner Zeit standen. Seine Mitgliedschaft bei den Freimaurern ist mittlerweile bekannt, wird aber ebenso wenig thematisiert oder erläutert wie seine ketzerischen Ansichten, den Unitarismus. Daran lässt sich ablesen, dass diese „Biographie light“ wirklich nur die Oberfläche kratzt. Man sollte sie eher als Einladung verstehen, sich näher mit diesem Menschen zu beschäftigen.

Gut fand ich hingegen, dass Newtons Epoche nicht unter den Teppich gekehrt, sondern vielmehr zu einem biografischen Faktor gemacht wird. Wenn es die Pest nicht gegeben hätte, wäre er nie aufs Land gereist und hätte dort nie seine „Principia Mathematica“ ausgetüftelt. Wenn es das Great Fire of London anno 1666 gegeben hätten, hätte es keinen Bedarf an Wiederaufbau mit neuen Ideen gegeben. Der große Brand, so wird klar, stellt eine Zäsur zwischen dem mittelalterlichen und dem neuzeitlichen London dar. Es ist Newtons große Chance.

Zu diesen neuen Ideen gehören, wie erwähnt, die drei Newtonschen Gesetze rund um die Universalkraft der Gravitation. Auch mit der Optik hat er sich eingehend befasst, wie detailliert erklärt wird. Dass er sich mit Alchemie beschäftigte, wird erwähnt, aber nicht weiter vertieft. Wie jedoch die Wikipedia deutlich macht, hatten alchimistische Ideen, die Newton aus 370 Büchern schöpfte, beträchtlichen Einfluss auf seine Grundideen der Orbitalmechanik und des Spektrums (was „Erscheinung“ bedeutet). Während er sich öffentlich politisch korrekt gab, betrieb er also insgeheim verbotene Forschungen.

_Die Sprecher_

Mein Eindruck ist naturgemäß eng mit der akustischen Präsentation der Inhalte verbunden. Wir haben es mit einer quasi-szenischen Lesung zu tun, die wie ein Hörspiel daherkäme, wenn es eine dramatische Handlung besäße. So aber bekommen wir eine Vielzahl von Stimmen präsentiert. Da ist zum einen ein Erzähler, der die Einleitung und den Begleittext spricht.

Und schließlich spricht noch Newton himself in der Ich-Perspektive. Das ist für mich der wichtigste Beitrag gewesen, denn hier erfahren wir endlich, wie es bei Newtons so zuging. Diverse Stimmen kommentieren Newton und Ereignisse, und auch Robert Hooke trägt den einen oder anderen – recht komischen – Satz bei. Auch Hochrufe gehören zum Repertoire der Stimmen.

|Geräusche|

Im Gegensatz zum „Einstein“-Hörbuch sind bei „Newton“ kaum irgendwelche Geräusche zu registrieren. Vielleicht wurden sie als störend in den Hintergrund gedrängt. Mal hören wir Newton zeichnen, mal einen Biss in den berühmten Apfel. Applaus brandet bei den beliebten öffentlichen Hinrichtungen auf – ein makabrer Kommentar auf Newtons Epoche.

|Die Musik|

Eine prominente Zutat ist die Musik, die man nicht ohne Weiteres erwarten würde. Der Konzertgitarrist Michael Bentzien spielt Lauten- und Gitarrenstücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert: von J. S. Bach, Fernando Sor, Giuseppe Brescianello, Vincenzio Galilei u. a. Die meisten Stücke, die als Pausenfüller oder im Hintergrund gespielt werden, sind ruhig und heiter, manche auch getragen und gravitätisch, wenige flott und dynamisch. Die Gitarre spielt das Intro und das Outro, ist also durchaus wichtig. Eine warme, heitere und abgeklärte Stimmung durchzieht die ganze Lesung.

Ganz am Schluss ist noch der Audiolino-Jingle zu hören. Er klingt wie eine Kadenz auf einem Glockenspiel.

|Das Booklet|

… enthält ein Glossar der wichtigsten Begriffe, von A wie Alchimie bis Z wie Zentripetalkraft. Man erfährt aber auch etwas über kompliziertere Begriffe wie etwa die Refraktion (in Prismen) oder den Halleyschen Kometen, der alle 75,3 Jahre an der Erde vorüberfliegt.

_Unterm Strich_

Die inszenierte Lesung ist für junge Leser gedacht, die an die großen Erfinder und Forscher herangeführt werden sollen. Daher darf man weder umfassende noch tiefschürfende oder gar komplizierte Zusammenhänge erwarten. Immerhin aber ergibt sich aus Newtons Biografie ein oberflächlicher Eindruck: Ein neugieriger Bursche, der durch die klassischen Schriften mit größeren Ideen in Kontakt kommt und klar erkennt, dass er ein öffentliches und ein geheimes Leben führen muss, um Erfolg in beiden haben zu können.

In diesem Licht wirkt die Bestattungszeremonie umso ironischer, denn sie ehrt nur den öffentlichen Menschen Newton, nicht den Ketzer und Alchimisten Newton. Kein Geringerer als John Maynard Keynes, der immerhin ein einflussreiches Wirtschaftsmodell erfand, nannte Newton den „letzten Magier seiner Zeit“ und nicht etwa den ersten Wissenschaftler. Man sollte beide Erscheinungen – Spektren – dieses Forschers zusammensehen, will man ihn ganz verstehen. Zum Glück geht das Hörbuch auch auf seine allzu menschlichen Seiten ein, etwa auf das geckenhafte Auftreten, das Niederhalten von Rivalen und die intensive Imagepflege.

|Das Hörbuch|

Diese inszenierte Lesung lebt vor allem von den Stimmen und der Musik. Die Stimmen präsentieren Newton und seine Landsleute, während die Musik seine Zeit zumindest anklingen lässt. Ob die gespielten Stücke so richtiges Barock sind, wage ich zu bezweifeln, aber sie sind sehr angenehm zu hören – ganz besonders für Gitarristen wie mich. Bach (1685-1750) etwa kommt erst nach Newtons Tod richtig zur Geltung, und Sor (1778-1839) gehört ins 19. Jahrhundert. Brescianello hingegen lebte von ca. 1690 bis 1758, starb in Stuttgart und ist schon eher als Zeitgenosse Newtons zu bezeichnen. Wie auch immer: Die Gitarrenstücke laden zum Verdauen der vielen Fakten aus Newtons Leben und Ideengut ein.

|Audio-CD mit 70:27 Minuten Spieldauer
Originaltitel: Newton e la formula dell‘ antigravità, 2008;
Aus dem Italienischen von Anne Braun
ISBN-13: 978-3867371339|
http://www.audiolino.de

Nix, Garth – Mächtiger Samstag (Die Schlüssel zum Königreich 6) (Hörbuch)

_|Die Schlüssel zum Königreich|:_

01 [„Schwarzer Montag“ 3719
01 [„Schwarzer Montag“ 3172 (Hörbuch)
02 [„Grimmiger Dienstag“ 3725
02 [„Grimmiger Dienstag“ 4528 (Hörbuch)
03 [„Kalter Mittwoch“ 4242
03 [„Kalter Mittwoch“ 5101 (Hörbuch)
04 [„Rauer Donnerstag“ 4831
04 [„Rauer Donnerstag“ 5051 (Hörbuch)
05 [„Listiger Freitag“ 5626
06 _“Mächtiger Samstag“_
07 „Goldener Sonntag“

_Die Erstürmung des Himmels: Arthurs sechste Station_

Arthur Penhaligon war eigentlich dem Tod geweiht. Doch man ließ ihn nicht sterben, sondern erlegte ihm eine schier unlösbare Aufgabe auf: Er muss sieben Schlüssel zum Königreich von sieben Erzfeinden besorgen. Arthur Penhaligon, Held wider Willen, hat Großes geleistet: Fünf Gegner sind besiegt und mussten ihre Schlüssel an ihn abgeben.

Nun ist nach fünf Abenteuern die Jagd auf den Schlüssel der mächtigen Lady Samstag dran. Sie ist die älteste Bewohnerin und größte Zauberin des HAUSes, und sie befehligt unzählige Magier. Ehe Arthur sich’s versieht, muss er an allen Fronten kämpfen: Das Nichts droht, das HAUS aufzulösen, Arthurs Mutter ist verschwunden. Seine Heimatstadt wird angegriffen. Er kann nicht einmal in das anscheinend uneinnehmbare Ober-HAUS gelangen – und selbst wenn: Den sechsten Schlüssel zu erobern ist vielleicht nicht ausreichend, um die zaubernden Horden von Lady Samstag und ihr Streben nach der absoluten Macht aufzuhalten … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren.

_Der Autor_

Garth Nix wurde 1963 in Melbourne / Australien geboren. Nach seinem Studium arbeitete er in einer Buchhandlung, später als Verleger, Buchhandelsvertreter, Zeitungsredakteur und Marketingberater. Seit 2002 bestreitet er seinen Lebensunterhalt ausschließlich als Autor. Er lebt heute mit seiner Frau, einer Verlegerin, und seinem Sohn in einem Vorort von Sydney. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört die „Abhorsen“-Trilogie, die komplett bei Carlsen und Lübbe erschienen ist („Sabriel“, „Lirael“, „Abhorsen“).

_Der Sprecher_

Oliver Rohrbeck, geboren 1965 in Berlin, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er ist bekannt für seine Sprechrolle als Justus Jonas in der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Als Sprecher synchronisierte er Hauptrollen in vielen Filmen und ist die deutsche Stimmbandvertretung von Ben Stiller.

Rohrbeck liest eine von Frank Gustavus gekürzte Fassung. Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahmeleitung hatte Christian Päschk. Die Musik steuerte Andy Matern bei.

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde „Der Cthulhu Mythos“ zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Der Hintergrund _

Gepriesen sei die Architektin! Sie schuf die wahre Welt, das HAUS. Dies ist der Mittelpunkt aller Schöpfung, das Königreich aller Realität. Es ist eingeteilt in die sieben Wochentage von Montag bis Sonntag, und diese wiederum sind in jeweils zwölf Stunden eingeteilt. Minuten- und Stundenzeiger sind die Insignien eines jeden Tages – und mächtige Instrumente.

Rundherum liegen die sekundären Reiche, zu denen auch unsere bescheidene Welt zählt. Und SIE ließ alles darin archivieren. Als SIE sah, dass es gut war, verabschiedete SIE sich, hinter ließ jedoch das VERMÄCHTNIS, in dem sie bestimmte, dass nur Sterbliche das Königreich erben können. Das VERMÄCHTNIS besteht vollständig aus Text, wie sich denken lässt. Doch die sieben Treuhänder vollstreckten das VERMÄCHTNIS nicht, sondern teilten sich die Macht in ihren sieben Herrschaftsbereichen. Das VERMÄCHTNIS teilten sie in sieben Stücke, von denen jedes woanders versteckt wurde.

Eines Tages begab es sich, dass das Bruchstück von MONTAG, ein auf einem toten Stern in Glas versiegelter Kristall, der von metallischen Wächtern bewacht wurde, von einem Inspektor des ARCHIVs begutachtet wurde. Die Wächter, nach Äonen des Wachens müde geworden, meldeten dem Inspektor keinerlei besondere Vorkommnisse. Doch als er sich die Nase putzte, bemerkte er aus dem Augenwinkel ein kleines flinkes Etwas vorbeihuschen. Nein, dachte er, ich muss mich getäuscht haben.

Doch er hatte sich nicht getäuscht: Ein kleines Stück VERMÄCHTNIS-Text bemächtigt sich jedoch der Transferplatte, mit der er vom ARCHIV gekommen ist, und verschwindet damit. Oh-oh, denkt der Inspektor. Damit hat er Recht. Wenig später kommen zwei großmächtige Herren, die Silberstöcke tragen. Sie sagen, sie kämen von einem, der sogar noch höher stehe als MONTAG. Oh-oh, denkt der Inspektor. Das gibt großen Ärger.

_Handlung_

|Lady Samstag|

Lady Erhabener Samstag überblickt ihre Domäne. Sie steht in ihrem gläsernen Büro auf der Spitze eines sechs Kilometer hohen Turmes auf Bürozellen. An diesem Turm wird seit rund zehntausend Jahren gebaut, und sein Ziel ist unübersehbar: der Boden der Domäne von Lord Sonntag. Dessen unvergleichliche Gärten, gestützt von vier riesigen Bäumen, haben an ihrer Unterseite eine Schwachstelle, durch die Lady Samstag mit einem Sturmbock stoßen will, um seine Domäne zu erobern. Denn diese, so behauptet sie, stehe rechtmäßig ihr zu.

Ihr Verwalter, Abenddämmerung, tritt vor, um Bericht zu erstatten. Das vorrückende Nichts habe bereits die Fernen Weiten und das Untere HAUS verschlungen, es schicke sich nun an, das Mittlere HAUS anzugreifen. Lady Samstag ist sich der Präsenz des Thronanwärters namens Arthur Penhaligon wohl bewusst, und auch der Pfeifer, der Thron Sohn der ARCHITEKTIN, hat Absichten auf ihre Herrschaft. Doch Arthur befindet sich noch in den Sekundären Reichen der Sterblichen. Die Herrscherin befiehlt die Beseitigung der Kinder des Pfeifers und den Angriff auf Sonntags Domäne in vierzig Minuten, also exakt um Mitternacht.

|Arthur|

In den Sekundären Reichen, die unserer bekannten Welt entsprechen, stehen die Dinge nicht zum Besten. Arthur hat zwar Dr. Freitag besiegt und zahlreiche Schläfer aus ihrem HAUS befreit. Doch wohin mit 2000 Schlafenden? Seine Freundin Blatt und er sind ratlos. Martine, die Assistentin von Lady Freitag, hilft ihnen.

Da ruft Erasmus, Arthurs ältester Bruder, an: Alle sollten spätestens in zehn Minuten in einen Bunker oder tiefen Keller. Der Grund: Das militärische Oberkommando hat beschlossen, den „Seuchenherd“ zu beseitigen und will dann vier Atombomben auf das östliche Krankenhaus abwerfen! Arthur befindet sich davon nur einen Kilometer entfernt. Was soll er tun? Er nimmt seinen fünften Schlüssel und verhängt einen Zeitstopp über seiner Stadt, der sie wie eine Blase schützt. Die Uhrzeiger bleiben bei 23:57 Minuten stehen. Aber für wie lange?

|Im HAUS|

Er öffnet ein Portal zum Haus und begibt sich in Lord Montags Thronsaal. Doch auch dorthin ist das Nichts bereits vorgedrungen. Er gebietet ihm Einhalt, und die Nichts-Woge bleibt stehen. Er braucht einen Ratgeber: Dr. Skamandros. Er transferiert dorthin und findet ihn im Kohlenkeller, während hinter ihm das Nichts das Untere HAUS verschlingt. Dr. Skamandros rät ihm zu einem Besuch beim ALTEN, der an eine riesige Uhr gekettet sei. Doch der ALTE fragt ihn nur, was Arthur eigentlich wolle, wenn er das Erbe der ARCHITEKTIN antrete. Eines ist klar: Arthur ist bereits zu sechs Zehnteln ein unsterblicher Bürger des HAUSes.

Er transferiert mit Skamandros zur Zitadelle in der vierten Domäne. Hier hält DAME PRIMUS die Stellung für ihn, besitzt sie doch die anderen vier Schlüssel. Die große Machtfülle macht sie hochnäsig. Sie verplappert sich sogar: Die Vernichtung des HAUSes, so hoffe, sie, werde verzögert. Arthur beharrt auf dem Aufhalten der Zerstörung. Nach einigen Debatten einigen sie sich darauf, dass sie sich teilt, um andere Aufgaben zu erledigen, während er sich zu Samstags Domäne aufmacht, um der Lady ihren Schlüssel und den sechsten Teil des Vermächtnisses abzunehmen. Lord Sonntag hat sich in einem Brief an Arthur für neutral erklärt.

|Die Domäne von SAMSTAG|

Das Pfeiferkind Susi Blau begleitet ihn, und mit ihr und einer zur Intelligenz erhobenen Ratte namens Stachelborste gelangen sie unentdeckt in die untersten Tiefen der sechsten Domäne. Dr. Skamandros hat ihm ein Schutz-Etui für den fünften Schlüssel gegeben. Überall lauern hier Wachtzauberer darüber, dass kein Unbefugter Magie einsetzt.

Mit Stachelborstes Hilfe verkleiden sich Arthur und Susi in Pfeiferkinder, die als „Schmieraffen“ für alle technischen Arbeiten am hohen Turm von Lady Samstag zuständig sind. Eine Transportkette bringt sie aus dem Untergrund an die Erdoberfläche der Domäne. Hier trifft ihn der Regen, der ständig fällt, zum ersten Mal, und erstmals hört er die Stimme des Vermächtnisses in seinem Kopf. Es ruft ihn, damit er es findet. Aber noch stellt er keinen Zusammenhang zwischen der Stimme und dem Regen her, das wäre ja auch zu unwahrscheinlich. Doch nach dem dritten Ruf ist die Schlussfolgerung unausweichlich: Er muss das Becken finden, wo sich der unablässige Regen sammelt.

Dem schiebt Alice, die Truppführerin der Schmieraffen, entschieden einen Riegel vor. Sie will ihr Leben noch eine ganze Weile behalten und kann mit Verrätern oder Spionen rein gar nichts anfangen. In letzter Sekunde entdeckt er Alices Verrat. Doch die Wachtzauberer werden auf ihn aufmerksam, als er den fünften Schlüssel einsetzt …

|Zeitstopp|

Unterdessen bemerkt Blatt im Krankenhaus, dass der Minutenzeiger der Uhr im Krankenhaus um eine Minute vorgerückt ist. Martine ist aus Angst vor dem Ende geflohen. Wie soll sie, Blatt, alleine 2000 Schläfer in eine atombombensichere Unterkunft bringen? Da erschüttert ein Beben das Krankenhaus. War das die Bombe – oder etwas aus dem HAUS?

_Mein Eindruck_

Die Story braucht diesmal einen langen Anlauf, um so richtig in die Gänge zu kommen. Arthur braucht beine Weile, um die wahre Lage der Dinge herauszubekommen, sowohl im HAUS, dessen Bürger er wird, aber auch in seiner Heimat. Ob der Zeitstopp, den er als Magier dort bewirkt, wirklich hält? Wir wagen es zu bezweifeln. Und als verlautet, dass der Pfeifer im HAUS eine Nichts-Bombe gezündet habe, kommt der Verdacht auf, dass es einen Zusammenhang geben könnte. Doch Arthurs Showdown mit dem Pfeifer lässt bis Band 7 auf sich warten.

Spannender ist da schon Arthurs Vordringen in Samstags Herrschaftsbereich. Die Domäne wird von einem babylonischen Turm beherrscht, der nichts weniger als die Eroberung des Himmels zum Ziel hat, nämlich die Domäne von Lord Sonntag. Die Parallele zum Alten Testament ist unübersehbar. Doch hier herrscht kein „babylonisches Sprachengewirr“, sondern eine streng überwachte Hierarchie: Die Bürger-Magier auf der einen Seite, die Pfeiferkinder auf der anderen.

Eine Sache, die Arthur und Susi beträchtlich hilft, ist der Umstand, dass den Pfeiferkindern von den Bürgern regelmäßig das Gedächtnis „geschrubbt“ wird. Wenn sie also keine Ahnung von ihrem neuen Job haben, lässt sich das ganz leicht entschuldigen. Doch sobald er seinen fünften Schlüssel einsetzt, um sich eines misstrauisch gewordenen Bürgers zu erwehren, ergreift die Bürokratie Gegenmaßnahmen. Zu seinem Glück verkündet Lady Samstag in dieser brenzligen Lage die Endphase des Angriffs auf Sonntags Domäne.

Dass sich der sechste Teil des Vermächtnisses im Regen verbirgt, der à la „Blade Runner“ fortwährend fällt, habe ich schon erwähnt. Doch welche Endform das Vermächtnis besitzt und wie es ihm helfen kann, soll hier nicht verraten werden. Richtig gut wie das Finale: Der „Sturmbock“ schlägt ein, und die Eroberungsschlacht um Lord Sonntags Domäne ist schnell in vollem Gang. Dessen Verteidiger sind ungewöhnlich: Insekten und Würmer. Arthur ist nun scharf auf Lady Samstags Schlüssel …

_Der Sprecher_

Oliver Rohrbeck ist ja schon ein alter Hase im Synchronsprechergeschäft und in Sachen Hörspielserie (s. o.). Seine „normale“ Stimme eignet sich gut für Kinderstoffe, also Märchen, Fantasy und ähnliches, denn sie erklingt nicht besonders tief oder autoritär, ist also sympathisch. Jedenfalls alles andere als furchteinflößend, schon gar nicht, wenn er mit der hohen Stimme einer weiblichen Figur spricht, oder sich gestelzt und hochnäsig ausdrückt, etwa als Dame Primus. Vielfach erklingen im Turm Meldungen, Berichte und Befehle, die alle sehr autoritär und streng daherkommen. Diesmal ist für zwischenmenschliche Gefühle kaum Platz.

Doch da es in der Geschichte einige bedrohliche Situationen darzustellen gilt, muss Rohrbeck zu ein paar Hilfsmitteln greifen. Er kann ohne Weiteres seine Stimmlage absenken, um autoritär zu wirken, er kann sie aber auch verzerren, denn mehrfach wird durchs Telefon gesprochen. Und wenn die Figuren denken, so spricht er mit einem deutlichen Halleffekt und mit doppelter Stimme. Das sollte jedem jungen Zuhörer klarmachen, dass im Augenblick nicht laut geredet wird.

|Geräusche|

Die Tonregie hat diesmal eine Unmenge von Geräuschen hinzugemischt. Dazu gehören vielfach metallische Sounds und das Zischen von Dampf – Samstags Domäne ist vollmechanisiert. Im Finale sind vielfach Knalle, Kampfgeräusche und ein Donnern zu hören. Sind dies Kanonen – oder Atombombenexplosionen aus den Sekundären Reichen?

|Die Musik|

Die Hintergrundmusik von Andy Matern wird meist recht dezent und vielfältig eingesetzt. Sie drängt sich niemals in den Vordergrund, sondern bildet einen Klangteppich, der unterbewusst die Emotionen des Zuhörers steuert, die der jeweiligen Szene angemessen sind. Das kann sowohl bedrohlich als auch fröhlich, dynamisch oder entspannt wirken. Wer genau hinhört, kann hören, wie die einzelnen Motive wiederholt werden. Eines davon erinnerte mich stark an den Soundtrack von „Inception“: ein von Bläsern getragener Teppich von tiefen Akkorden.

Die Instrumente sind in der Regel elektronisch, nur bei einem wiederkehrenden Leitmotiv – eine kurze Abfolge von elegischen Tönen – wird ein elektrisches Piano eingesetzt. Ich fand die Musik, die überraschend häufig zu hören ist, sehr passend. Ihre vielfältige Dynamik ist ernstgemeint und kein Kasperletheater, genau richtig für das Thema des Kampfes und der Eroberung des HAUSes.

_Unterm Strich_

Auch dieses sechste Hörbuch des siebenteiligen Zyklus „Die Schlüssel zum Königreich“ wartet mit zahlreichen Rätseln, Wundern, Gefahren und Kämpfen auf. Der junge Zuhörer bangt mit Lord Arthur ebenso mit wie mit der jungen Blatt, die auf ihre eigene Art ums Überleben kämpfen muss.

Nachdem er bereits fünf Schlüssel erobert hat, tritt Arthur recht autoritär auf. Dazu steht seine immer noch zaghafte, jungenhafte Stimme, die der Sprecher ihm verleiht, in einem gewissen Widerspruch, der mich verwirrt hat. Arthur erscheint schwach, wo er eigentlich stark ist. Zusammen mit Susi und dem Vermächtnis setzt er sich gegen zahlreiche Widersacher durch, bis er sich schließlich dem finalen Angriff von 5000 Bürgern und Lady Samstag auf Sonntags Domäne anschließt.

Würde man dieses Finale als Anime realisieren, wäre ein gewaltiges Panorama vonnöten, denn die Ausmaße von Trum, Rakete und Sturmbock sind gigantisch – die Apotheose der Maschinerie. Die Viktorianer hätten dies geliebt, und das steht völlig in Einklang mit der grundlegend viktorianischen Kultur und Umgebung des HAUSes. Warum der Autor ausgerechnet diese vergangene Epoche gewählt hat, bleibt sein Geheimnis. Aber es distanziert das HAUS von Arthurs eigener Gegenwart und erlaubt dem Leser bzw. Hörer dadurch einen eigenen Standpunkt, der Kritik erlaubt.

Der Sprecher Oliver Rohrbeck bietet dem Hörer, vor allem dem kindlichen Zuhörer ab 12 bis 13 Jahren, eine breite Palette von stimmlichen Tonlagen und Klang-Effekten, die zu einer Charakterisierung verschiedenster Wesen beitragen. Mit ein wenig Phantasie kann sich der Zuhörer daher die fremde Welt des HAUSes viel besser vorstellen. Die Geräusche tragen noch mehr zum Realismus bei, überlagern aber nie den Vortrag.

Dennoch fragte ich mich zu Anfang und in der Mitte, wann die Handlung denn endlich spannend werden würde. Die Action lässt bis zur vierten CD auf sich warten. Und dann fällt der Showdown mit der Zauberin auch noch aus. Ich war ein wenig enttäuscht, aber vielleicht wird Samstag noch für Band 7 gebraucht.

Ein Vergleich mit dem Buch deckt zahlreiche Kürzungen auf. Außerdem entgehen dem Hörer so die schönen Zeichnungen, die Daniel Ernle beigesteuert hat.

|4 Audio-CDs mit 269 Minuten Spieldauer
Originaltitel: Superior Saturday (2008)
Aus dem Australischen Englisch von Axel Franken
ISBN-13: 9783785738474|
http://www.luebbe.de

_Garth Nix bei |Buchwurm.info|:_

[„Sabriel“ 1109 (Das alte Königreich 1)
[„Lirael“ 1140 (Das alte Königreich 2)
[„Abhorsen“ 1157 (Das alte Königreich 3)

Indridason, Arnaldur (Autor) / Kreye, Walter (Sprecher) – Abgründe (Lesung)

_|Kommissar Erlendur Sveinsson|:_

Band 1: |Synir Duftsins|, 1997 (deutsch: [„Menschensöhne“ 1217 2005)
Band 2: |Dauðarósir|, 1998 (deutsch: [„Todesrosen“ 5107 2008)
Band 3: |Mýrin|, 2000 (deutsch: [„Nordermoor“ 402 2003)
Band 4: |Grafarþögn|, 2001 (deutsch: [„Todeshauch“ 2463 2004)
Band 5: |Röddin|, 2002 (deutsch: [„Engelsstimme“ 2505 2004)
Band 6: |Kleifarvatn|, 2004 (deutsch: [„Kältezone“ 4128 2006)
Band 7: |Vetrarborgin|, 2005 (deutsch: [„Frostnacht“ 3989 2007)
Band 8: „Kälteschlaf“
Band 9: „Frevelopfer“
Band 10: _“Abründe“_
Band 11: „Furðustrandir“ (noch ohne dt. Titel)

_Grenzenlose Gier: Nummer vier muss sterben_

Island 2005 – die Wirtschaft boomt in nie gekanntem Ausmaß. Ehrgeizige junge Unternehmer machen durch clevere Finanzgeschäfte weltweit von sich reden. Ganz Island bewundert seine „Expansionswikinger“. In dieser Zeit des unbegrenzten Wachstums kommt ein Banker durch einen Sturz von einer Steilklippe ums Leben. Ein Unfall? Kurz darauf wird eine junge Frau von einem Schuldeneintreiber zu Tode geprügelt. Beide Ereignisse scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben. Nur eines ist sicher: Geld spielte in beiden Fällen eine entscheidende Rolle … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Arnaldur Indriðason, Jahrgang 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung. Heute lebt er als freier Autor bei Reykjavik und veröffentlicht mit großem Erfolg seine Romane. Sein Kriminalroman „Nordermoor“ hat den „Nordic Crime Novel’s Award 2002“ erhalten, wurde also zum besten nordeuropäischen Kriminalroman gewählt, und das bei Konkurrenz durch Hakan Nesser und Henning Mankell!

Weitere Romane von Indriðason:

Engelsstimme
Todeshauch
Kältezone
Gletschergrab
Nordermoor
Todesrosen
Menschensöhne
Codex Regius
Frostnacht

_Der Sprecher:_

Walter Kreye, geboren 1942, studierte an der „Schauspielschule Bochum“. Er spielte an den großen Theatern Deutschlands und ist dem Hörer nicht nur durch zahlreiche Film- und TV-Rollen bekannt. Seit Anfang 2008 ist kreye als Nachfolger von Rolf Schimpf alias „Leo Kress“ in der Krimiserie „Der Alte“ zu sehen. Seine Stimme war in den verschiedensten Hörspiel- und Hörbuchproduktionen zu hören. Für Hörbuch Hamburg hat er beispielsweise „Der Professor“ von Amélie Nothomb gesprochen.

Regie in den L.A. Tonstudios, Köln, führte Thomas Krüger. Die Musik trug Michael Marianetti bei. Den Text kürzte Kai Lüftner.

_Handlung_

Kommissar Erlendur ist im Urlaub. Seine Assistent Sigurdur Oli denkt, er tut einem Freund nur einen Gefallen, als er an die Haustür des Ehepaars Sigurlina Thorgrimsdottir und Ebenezer – kurz „Lina“ und „Ebi“ – klopft. Doch dann geht die Tür von alleine auf … Sein Freund, der Ingenieur Patrickur, hat ihn mit dem erfolgreichen Reiseleiter Hermann bekannt gemacht. Der hat behauptet, „Lina“ und „Ebi“ würden ihn und seine Frau erpressen. Sie drohten, die Fotos und Videos, die sie auf gemeinsamen Swinger-Partys gemacht hätten, ins Internet zu stellen, sollten sie nicht zahlen. Tja, und nun tritt Sigurdur in Linas Haus.

Eine weibliche Gestalt liegt blutüberströmt auf dem Boden des verwüsteten Wohnzimmers. Ist es Lina? Als Oli sie untersucht – sie lebt noch – bemerkt er eine Bewegung aus dem Augenwinkel und kann den Hieb eines Baseballschlägers gerade noch abwehren. Da flüchtet der Mann sofort, Oli ihm nach. Doch der Mann scheint ein wahrer Sprinter zu sein, und Oli verliert seine Spur im Park vor der psychiatrischen Klinik. Die Fahndung erbringt nichts. Lina wird im Koma ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Mann Ebenezer kehrt sofort von seiner Gletschertour zurück und starrt Lina bestürzt an. Alle Fragen Olis hinsichtlich Erpressung und so wehrt er als Unsinn ab.

Doch als Sigurdur die Besitzer der Autos am Tatort abklappert, stößt er auf die Telefonistin Sara. Sie hat ihn angelogen, findet er zu seinem Leidwesen heraus. Beim Nachhaken gibt sie zu, dass ihr Bruder Kristian ihr Auto einfach genommen habe. Und Kristian, ein Junkie, gibt an, er habe das Auto seinem Freund Thorarinn leihen müssen, um seine Schulden abzubauen. Thorarinn ist offenbar laut Akte ein Drogendealer, der Kristian einsetzte, und zudem ein Schuldeneintreiber mit Knochenbrecherqualitäten. Und Lina und Ebenezer haben offenbar hohe Schulden bei ihm.

Genau wie Hermann und seine Frau, die politische Ambitionen hat. Als Oli eine Kollegin der inzwischen verstorbenen Lina in einer Wirtschaftsprüferkanzlei befragt, steht auf den Kundenlisten auch der Name von Hermann und Patrickur. Die beiden haben Oli ebenfalls angelogen. Sie kannten Lina und Ebi schon vor der Swinger-Party. Und zur Rede gestellt gibt Patrickur unumwunden zu, er habe mit Lina geschlafen. Aber nur einmal. (Wirklich?) Was verschweigen die beiden ihm noch, fragt sich Oli. Er ahnt noch nicht, dass der isländische Banker Thorfinnur, der auf einer von Linas Wandertouren erst verschwand und viel später tot im Meer wiedergefunden wurde, etwas mit dem Angriff auf Lina zu tun haben könnte.

Denn Oli beschäftigt sich mit einem zweiten, erschütternden Fall. Der Stadtstreicher Andres gibt ihm einen kurzen 8-Millimeter-Film, auf dem er selbst als zehnjähriger Junge zu sehen ist. Wer filmt den offensichtlich verzweifelten Jungen? Ist es der Peiniger? Mit Hilfe einer Lippenleserin erfährt er, was der gepeinigte Junge fortwährend zu dem Filmer sagt: „Hör auf! Ich will nicht mehr.“

In einem Gespräch mit Andres wird Olis Verdacht erhärtet, dass es sich bei dem Filmer und Peiniger des jungen Andres – das muss um das Jahr 1970 gewesen sein – um dessen Stiefvater Rögnvaldur handeln muss. Der war zwischenzeitlich verschwunden, ist aber vor wenigen Monaten wieder aufgetaucht. Und wieder verschwunden. Hat Andres dabei die Finger im Spiel? Wozu hat er sich eine Ledermaske gefertigt?

Dann widmet sich Oli wieder dem Fall des Mordes an Lina. Von dem Junkie Kristian erhält er einen Hinweis auf Höddi, einen Freund des untergetauchten Thorarinn. Er folgt ihm spätabends und gelangt zurück in jene Gegend, in der er seinerzeit die Spur des Sprinters verlor. Tatsächlich war Thorarinn mal Leichtathlet und trägt den Spitznamen „Toggi Sprint“. Kein Wunder, dass er Oli abhängte. Nachdem Höddi für eine halbe Stunde mit einer Tüte Hamburger in einer Autowerkstatt verschwunden und ohne diese Tüte wieder weggefahren ist, schleicht sich Oli vorsichtig zur Werkstatt …

_Mein Eindruck_

Olis Ermittlung bewegt sich relativ zielstrebig und linear ihrem Ziel zu. Er hat zwei Morde aufzuklären, den an Lina und den an dem Banker Thorfinnur. Offenbar besteht zwischen den beiden Fällen eine Verbindung. Hat der Schuldeneintreiber Thorarinn etwas mit den Bankern zu tun, die den Mord an ihrem Kollegen vertuschen wollten, indem sie Lina, die Reiseleiterin, ebenfalls beseitigten? Oder steckt noch mehr dahinter?

Welche Rolle spielen dann in dieser Verbindung die Herrschaften Hermann und Patrickur sowie ihre Frauen? Erst als Oli spätabends noch mal die Abhörprotokolle von Höddis Telefon durchliest, stößt er auf den Schlüssel, einen Namen, der ihm sehr bekannt vorkommt. Er schimpft sich einen dämlichen Hornochsen, weil er sich von einer persönlichen Beziehung zu einem Namen in dem Fall hat abhalten lassen, genauer nachzuforschen. Er schwört sich, keine Gnade mehr walten zu lassen und dann den gesamten Doppelfall an seine Kollegen abzugeben – er steckt viel zu tief persönlich drin.

|Nemesis der Gier|

Soweit so schön. Der Rest der Geschichte ist allerdings ein wenig vorhersehbar. Vier isländische Banker führen anno 2005 – also kurz vorm Crash – mit Lina nach Nordisland, doch nur drei kehrten zurück. Warum musste Nummer 4 sterben? Und warum hat Lina laut Kollegin gesagt, die vier würden ein „kaltschnäuziges Projekt“ einfädeln?

Vom heutigen Kenntnisstand aus gesehen, ist die Bankenkrise in Island eine Geschichte der allseitigen Gier, des Größenwahns und des Filzes gewesen. Als Indridason seinen Roman schrieb, kamen die wichtigsten Fakten zu dem allumfassenden Skandal, der den Präsidenten das Amt kostete, in einem Klima der Empörung ans Tageslicht, und entsprechend prangert der Autor auch die Machenschaften der Banker an.

Anno 2009 trug dieser Krimi sicher zu Erhellung der Fakten bei und klagte zurecht die richtigen Drahtzieher an. Aber uns Mitteleuropäern ist vielleicht das gesamte Ausmaß der Katastrophe nicht bewusst, und in dieser Hinsicht liefert der Roman einen nützlichen Beitrag. Und erst unter diesem Blickwinkel ergibt der Handlungsstrang mit dem als Kind missbrauchten Andres einen Sinn.

|ACHTUNG, SPOILER!|

Den Bankern in Island ging es vor allem um billige Kredite. Diese bekamen sie aus allen möglichen Quellen, solange jeder jedem die Bonität bescheinigte – ein Geflecht von Interessen, Filz genannt. Damit die Kredite Zinsen abwarfen, bedurfte es zweier Bedingungen: einer Spezialität des isländischen Kapitalmarktes, die den Zins laufend steigen ließ, und einer Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten. Die Jung-Banker wurden zu „Expansionswikingern“, die in ganz Europa, v. a. aber in London, Anlagemöglichkeiten suchten.

Als ihnen ein Luxemburger Bankmanager die Riesensumme von 45 Mio. Euro als Darlehen anbot, konnten sie die günstigen Bedingungen kaum fassen. Ein Jahr lang keine Tilgung, die Zinsen praktisch garantiert und – aufgeteilt auf fünf – in Steueroasen praktisch unversteuert anlegbar. Was für ein Schnäppchen! Doch Banker Nr. 4, Thorfinnur, wurde misstrauisch: Woher stammt diese Riesensumme?, wollte er wissen. Für wen sollten sie das Geld waschen, etwa für die Mafia? Als er es endlich erfuhr, stieg er sofort aus und wollte zur Polizei gehen. Das konnten die anderen drei nicht zulassen. Auch wenn sie selbst ein mieses Gefühl dabei hatten, Geld aus der Kinderpornografie zu verwenden …

Das Stichwort „Kinderpornografie“ ist der Berührungspunkt zu Andres‘ Tragödie. Denn von ihm wurden ja Pornofilme gedreht, die dann wiederum ordentlich Profit einbrachten. Die 45 Millionen sind richtiges Blutgeld, erkauft mit dem Leid von kleinen Kindern. Als Andres auf einem schneebedeckten Grabstein einsam und verlassen erfriert, stirbt er stellvertretend für alle Opfer der Kinderpornografie – und der Finanzhaie in Island. Genauso gut hätte der Autor die Banker ans Kreuz nageln können. (Der Kreuzigungstod ist einer der qualvollsten: Das Opfer verblutet nicht, sondern erstickt.)

_Der Sprecher_

Walter Kreye ist einer der besten männlichen Sprecher im deutschsprachigen Raum. Man nimmt ihm den Ausdruck der Anklage und der Betroffenheit durchaus ab, wenn er Sirgurdur Oli dies darstellen soll. Oli ist ein altertümlicher Typ: Er regt sich noch über die Fehler junger Männer auf, statt sie apathisch zu ignorieren oder sarkastisch abzuqualifizieren. Er ist seine eigene „moralische Anstalt“, um mit Schiller zu reden. Das macht ihn als Mensch so sympathisch, als Ermittler so hartnäckig und als Figur so anachronistisch. Für eine solche Figur ist Kreyes Vortragsweise wie geschaffen.

Denn er legt noch Emphase in seinen Vortrag, statt den Text routinemäßig runterzurattern. Seine Figuren seufzen noch, flehen und klagen, regen sich auf und drohen sogar. Wenn er den alten Andres darstellt, dann stimmt das zwar nicht alles hundertprozentig, aber die stockende, heiser-leise Ausdrucksweise des Missbrauchsopfers und Alkoholikers geht dennoch unter die Haut. Wenn man gewillt ist, genau zuzuhören.

Die männlichen Figuren weiß Kreye gut auseinanderzuhalten, doch die weiblichen klingen alle gleich. Deshalb muss er sie situationsbedingt individuell darstellen. So ist etwa Linas Kollegin in Zeitnot und redet hastig – was Oli in keinster Weise aus seiner Seelenruhe bringt. Die markanteste männliche Figur neben Andres ist Höddi, der Schläger, der stets eine Drohung auf den Lippen hat.

Jede CD endet mit einem Teil des Intros bzw. Outros, das Michael Marianetti beigesteuert hat. Ein Piano spielt dramatische Kadenzen, bis schließlich die unterstützende Rhythmusgruppe hinzukommt, so dass das Grundmotiv allmählich in Fahrt kommt. Das ist zwar nicht ausgefeilt, aber wirkungsvoll, und das reicht.

_Unterm Strich_

Das Anliegen Indridason ist löblich: Die Kritik an der Exportwikinger-Mentalität der Isländer vor 2008, die alles, was sie raffen konnten, auf Pump kauften – bis das Pump-System zusammenbrach. Die dabei an den Tag gelegte Gier kostete nicht nur zwei Menschenleben, deren Verlust unser braver Inspektor herauszufinden hat, sondern hatte auch einen moralischen Preis: Kinderpornografie, deren Profiten gewaschen werden sollten.

Was mir an diesem Plot fehlte – und das lag vielleicht an der Kürzung des Textes – waren eine Liebesgeschichte und eine persönliche Verstrickung des Ermittlers in den ganzen Fall. Diese Verstrickung ist zwar in den Augen der Polizei gegeben, aber nicht in unseren Augen. Ein paar Frenden einen Gefallen zu tun, das erscheint eher als Kavaliersdelikt.

|Das Hörbuch|

Womit ich mehr Unbehagen hatte, ist die radikale Kürzung des Textes auf den Kern des Plots hin. Das fördert zwar das Verständnis der Handlung ungemein, lässt aber praktisch nur noch zwei Charakterisierungen zu: die des Ermittlers und von Andres, seinem Antipoden, der offenbar auch im Gerechtigkeitsgeschäft ist. Wer also mehr über die gierigen Banker und ihre Mentalität erfahren will, der sollte zum Buch greifen. Allen anderen reicht die Lesung.

Walter Kreye wirft seine sprecherspezifische Autorität in die Waagschale, um die moralische Haltung des Autors und des Ermittlers zu stützen. Zurückhaltung wäre hier falsch am Platz gewesen. Und Kreye gelingt auch, die beiden Hauptfiguren Oli und Adres einigermaßen zu charakterisieren. Die meisten anderen bleiben charakterlich schattenhaft, deshalb erweckt sie per situationsabhängiger Dramatik zum Leben. Das ist okay für eine befriedigende Lesung.

|4 Audio-CDs mit 310 Minuten Spieldauer
Originaltitel: Svörtuloft (2009)
Aus dem Isländischen übersetzt von Coletta Bürling
ISBN-13: 978-3785744581|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Arnaldur Indriðason bei |Buchwurm.info|:_
|Napóleonsskjölin|, 1999 (deutsch: [„Gletschergrab“ 3068 2005)
|Bettý|, 2003 (deutsch: [„Tödliche Intrige“ 1468 2005)
[„Tödliche Intrige“ (Hörspiel)]http://buchwurm.info/REDAKTION/review/book.php?id__book=7155