…und wenn das 5. Lichtlein brennt
Lydia Candle ist eine enge Freundin von Tante Mathilda. Wie immer zur Weihnachtszeit schnürt Mathilda ein kleines Päckchen für sie, welches bei der deutschstämmigen Weihnachtsfanatikerin auch immer sehr gut ankommt – dieses Jahr ist Justus, der Bote und wird direkt am 1. Dezember Zeuge des für ihn seltsamen Adventskalender-Brauchtums. Doch in dem Säckchen befindet sich nicht allein das erwartete Leckerli (schließlich hat sie sich den Kalender selbst gepackt) sondern auch eine persönliche Botschaft. Ihr vor 5 Jahren angeblich von der Mafia grausam hingerichteter Enkel Edward, ist offenbar gar nicht so tot wie angenommen. Die rüstige, alte Dame ist darob verständlicherweise vollkommen aus der Spur und bittet das junge Detektivtrio um Hilfe. Kann es sein, dass es sich beim Nachrichtenschreiber wirklich um Edward handelt? Es sind tatsächlich weitere Hinweise im Kalender versteckt, die kaum einen Zweifel daran lassen. Doch warum kommt der – nicht immer auf dem rechten Weg gewesene – Enkel ausgerechnet jetzt aus der Versenkung und welchen Racheplan hat er für den „5. Advent“ ausgeheckt? Die nächsten 24 Tage dürften jedenfalls die aufregendste und geheimnisvollste Vorweihnachtszeit in der Geschichte der drei Fragezeichen sein.
Eindrücke
Ursprünglich handelte es sich bei diesem Projekt André Minningers – seines Zeichens seit etlichen Jahren nicht nur selbst Autor, sondern hauptamtlich der Skript-Schreiber der Hörspielfolgen – um eine reine Online-Sache. Eine Weihnachtsgeschichte in insgesamt 24 Kapitelchen, von welchen sich die Nutzer jeden Tag eins streamen/downloaden und anhören konnten. Ein virtueller Drei-???-Adventskalender eben. Anno 2011 war das, ein Jahr später folgte das gesammelte Päckchen als CD-Fassung und wiederum fast ein Jahr drauf, lag die Story denn nun auch in der seither vorliegenden Printversion zum Nachlesen auf dem Gabentisch. Also ging „Der 5. Advent“ den umgekehrten Weg bei der Publikation – kein Novum und Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Serie, jedoch eher die seltene Ausnahme. Natürlich wirkt die gesammelte, literarische Ausgabe längst nicht mehr so geheimnisvoll und der Haben-Muss-Effekt der scheibchenweisen Veröffentlichung ist logischerweise ebenso absent. Statt des prä-weihnachtlichen Jadgfiebers sind die einzelnen Kapitel/Tage nett grafisch (sogar in bunt) mit dem Titelmotiv gegeneinander abgegrenzt, sodass doch ein klitzekleines Bisschen das Törchen-Feeling eines handelsüblichen Adventskalenders entsteht. Na ja. Fast. Zumindest sorgt es dafür, dass man von den 174 Seiten schon mal 24 abziehen kann.
Storytechnisch gibt das Ganze durchaus einen passablen Fullsize Fall ab, dem alle Elemente innewohnen, die man als Leser der Serie sicherlich zurecht auch erwartet. Denn es dürfte klar sein, dass dieses Spezial wohl eher altgediente Fans der drei Detektive aus Rocky Beach anlockt – womit nicht gesagt ist, dass Neueinsteiger sich hier nicht auch wohlfühlen könn(t)en. Eine ganze Reihe kleiner Serienklischees werden – selbstverständlich! – verwurstet und gleichzeitig so mancher europäisch/deutscher Weihnachtsbrauch erklärt. Was sich vor der Kulisse des sonnendurchfluteten Kalifornien schon recht amüsant ausnimmt. Aber da die Serie ohnehin seit Mitte der Neunziger fest in deutscher Hand ist, bewegt sich Autor Minninger diesbezüglich auf sicherem Terrain und läuft nicht Gefahr etwaige amerikanische Fehlsichtweisen auf den German Way of Christmas zu verbreiten. Pädagogisch ist also ebenfalls noch etwas aus dem Buch zu ziehen. Auch von allzu gefühlsduseligem Weihnachtskitsch ist er gottlob ein Stück entfernt, seine offensichtliche Vorliebe für Zimtsterne und Chrisstollen vermeint man aber irgendwie herauslesen zu können. Es gibt sicherlich Schlimmeres. Doch davon bleibt das geneigte Publikum weitgehend verschont, zwar ist so mancher Ablauf und die ein oder andere Storywendung nicht zu 100% plausibel, am Ende kriegt er aber die Kurve und kann die losen Enden zufriedenstellend zusammenführen bzw. die letzten Rätsel auflösen.
Fazit
Der Fall „5. Advent“ hat seine positiven Seiten auch abseits der Vorweihnachtszeit, passt dort aber natürlich thematisch perfekt hinein. Ansonsten ist der Plot mysteriös genug, um zum Weiterblättern zu animieren, sodass dei 24 bunten Zwischenseiten recht flott an einem vorbei wandern und dazwischen eine spannende Geschichte erzählt wird. Am besinnlichen Ende darf freilich wieder gelacht werden. Verdient. Die Buchfassung ist jedoch ein wenig trockener als das sehr gut umgesetzte Hörspiel – welches ja die Gnade der früheren Geburt innehatte bzw. als solches schließlich konzipiert ward. So bleibt es jedem selbst überlassen, ob er/sie sich dieses Weihnachts-Special auch ins Bücherregal stellen möchte, etwa der Vollständigkeit halber, zumal inhaltlich nur minimale bis gar keine Unterschiede bestehen. Grundsätzlich gibt es aber nichts zu mäkeln, weswegen der festlich geschmückte Rezensentendaumen auch in Wuchsrichtung des Tannenbaums deutet.
174 Seiten, Hardcover
Erzählt von André Minninger basierend auf den Figuren von Robert Arthur
© 2013 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
Redaktion: Anja Herre
ISBN 9783440134696
www.kosmos.de
Der Autor vergibt: