Matthias Falke – Agenten der Hondh (D9E)

Manuel und Nola, die beiden Überlebenden der Expedition zum »Kristall in fernem Himmel«, treten die Reise ins irdische Sonnensystem an. Sie wollen dem Erbe ihres verstorbenen Kommandanten auf die Spur kommen und jene Informanten finden, die sie vor Jahren in das tödliche Abenteuer schickten. Was sie allerdings finden, lässt die vergangenen Ängste neu anwachsen und führt sie erneut an Bord eines Raumschiffs, das dem Kristall die Geheimnisse entreißen soll.

Mit an Bord ist eine merkwürdige Mischung verschiedener Agenten, die zum Teil die Den-Haag-Stiftung repräsentieren, andererseits auch in dubiosen Beziehungen zu den Hondh, den geheimnissvollen Aggressoren der Milchstraße und neuen Beherrschern der Erde, stehen – oder noch ganz andere Interessen verfolgen. Manuel und Nola werden durch wechselnde Vertrauensbeziehungen verwirrt und stoßen gar auf ihren perversen, bestialischen Gegner Cooper, doch lassen sie sich nicht von ihrem Weg abbringen, die undurchsichtigen Beziehungen und die Wahrheit hinter den Ereignissen zu ergründen. Und sie finden die Bestätigung ihrer schlimmsten Befürchtungen: Der Kristall erwacht …


Matthias Falke, geboren 1970 in Karlsruhe, ist Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer. Er studierte Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft und Philosophie. Seine Erzählung Harey wurde 2009 für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert; beim Deutschen Science Fiction Preis belegte sie den 3. Platz. Falkes Erzählung »Boa Esperanca« wurde 2010 für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert und gewann den Deutschen Science Fiction Preis. Sein Roman »Bran« wurde für den Kurd-Laßwitz-Preis 2014 nominiert. »Agenten der Hondh« ist sein zweiter Beitrag zu der Reihe »Die neunte Expansion«.

Band 3: Kristall in fernem Himmel

Mit »Kristall in fernem Himmel« schrieb Falke einen düsteren Beitrag zum Hondh-Universum; die dort ausgestreuten Rätsel und angerissenen Beziehungen führen nun zu dieser direkten Fortsetzung. Die Entwicklung der beiden Protagonisten und ihr Vorgehen auf der Suche nach Informationen über ihren alten Kommandanten aus dem Vorgängerband bietet Falke die Möglichkeit, die Situation ins Gedächtnis der Leser zurück zu rufen und daran anzuknüpfen. Anfangs fällt es schwer, sich an mehr als an die merkwürdige Konstellation der schönen Nola und des schüchternen Manuel zu erinnern, doch nach und nach flicht Falke kleine Anrisse der vergangenen Episode in die Handlung ein, so dass die grausamen Bilder wieder entstehen. Das ist eine in meinen Augen angemessene Methode, die lange Zeitspanne von einem Jahr und die dazwischen liegenden Facetten der Autorenkollegen zu überbrücken und die spezielle Situation zu reaktivieren. Nichtsdestotrotz fällt es schwer, sich auf die Charakterzüge einzulassen, die nicht aus der direkten Schilderung entstehen, sondern im Vorgänger entwickelt wurden.

Band 1: Eine Reise alter Helden

Der große Pluspunkt des Romans liegt in den finalen Ereignissen. Falke gibt den Startschuss für die neunte Expansion der Hondh, die ja das große Thema der Reihe darstellt. Dagegen scheint Falke allerdings ein Problem mit der allgemeinen Darstellung des Einflussgebiets der Hondh zu haben, da er sich deutlich von den Schilderungen seiner Kollegen unterscheidet. Tatsächlich benutzt er sogar die Bezeichnung »Hegemonie« für den menschlichen Siedlungsraum noch, obwohl sie mit der letzten Expansion ihr Ende fand. Außerdem führt er ein Raumschiff der dritten Generation ein, was sich zugegebener Maßen faszinierend liest, sich im Kontext zur Serie aber erstens technisch so weit aus dem Fenster lehnt, dass sich der Zusammenhang wenn überhaupt als äußerst brutal konstruiert darstellt, und zweitens die Darstellung der Hondhbeeinflussung völlig ad absurdum führt, nach der die Innovationsleistung der Beeinflussten quasi nicht vorhanden ist. Zu diesem Raumschiff stellt sich außerdem die Frage nach dem erzähltechnischen Sinn: Es wirkt eher wie Handgewedel, mit dessen Hilfe plötzlich schnellere und angenehmere Reisen und was es der Dinge noch gibt, möglich sind – Handgewedel, dem sich die Reihe in ihrer Konzeption eigentlich verweigerte.

Band 2: Das Haus der blauen Aschen

Was die Charaktere betrifft, gelingt es mir nicht, mich für irgendeinen zu begeistern. Zu Manuel beispielsweise habe ich überhaupt keinen Zugang gewinnen können, da es keine erkennbare Struktur in seinem Verhalten gibt – abgesehen vielleicht von der sexuellen Triebsamkeit. Nola dagegen hat nichts von der Abgeklärtheit einer gestandenen Pilotin, sie ist wie ein aufgeschrecktes Hühnchen ohne eigene Meinung. Guardes, der Navigator, und auch die meisten der anderen Expeditionsteilnehmer, sind leider so blass, dass man sich an sie kaum erinnert. Einzig der als Expeditionsleiter auftretende Inhaber des neuen Schiffes zeigt eine gewisse Eigenart, die glaubwürdig, wenn auch unsympathisch ist.

Band 4: Der Schwarm der Trilobiten

So bleibt der Roman seltsam blass und bezieht seine Spannung weitestgehend aus der Entwicklung der Hintergrundgeschichte, die man trotz der Abweichungen in der Schilderung zwischen Falke und seinen Kollegen aus dem Text extrahieren kann. Damit stellen sich nun alle Zeiger auf Sturm, und es scheint offensichtlich zu wenige Erkenntnisse oder Entwicklungen auf Seiten der noch freien Menschen zu geben, die sie der Gefahr entgegen stellen könnten. Militärisch scheinen sie deutlich weniger gerüstet zu sein als die Hegemonie vor ihnen, außerdem sind sie durch Agenten infiltriert und haben noch keine eigenen durchschlagenden Erfolge in dieser Beziehung erzielt. Im Verhältnis zu Umfang und Machthintergrund sind die bisher errungenen Informationsschnipsel als marginal zu werten – es bleibt spannend, wie die Menschheit in dieser Reihe den Kopf aus der Schlinge zieht – denn bisher ist der Grundtenor durchaus noch optimistisch einzuschätzen.

Mit dem nächsten Roman debütiert Holger M. Pohl bei D9E, wenn es heißt: Fünf für die Freiheit!

 

Taschenbuch: 274 Seiten
ISBN-13: 9783955560164
ORIGINALAUSGABE

Wurdackverlag.de

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