Alle Beiträge von Björn Backes

Froideval, François Marcela / Ledroit, Olivier – Stunde der Schlange, Die (Die Chroniken des schwarzen Mondes Band 4)

Band 1: [Das Zeichen der Schatten 1625
Band 2: [Der Flug des Drachen 1638
Band 3: [Das Zeichen der Dämonen 1697

Nach zweiwöchiger Pause darf ich endlich weiterschmökern und nach dem ungeheuer spannenden Ende des dritten Bandes „Das Zeichen der Dämonen“ in Erfahrung bringen, wie die Geschichte um das intrigenreiche Kaiserreich Lhynn fortgesetzt wird.

_Story:_

Nach dem erfolgreichen Kampf gegen den Succubus hat dieser sich auf die Seite von Wismerhill geschlagen und ihm einen Treueeid geleistet, doch weiterhin ist die verdammte Seele Wismerhills nicht sicher, wer nun ihr wahrer Meister ist. Währenddessen hat der Kaiser die verräterischen Pläne seines ehemaligen Untertanen Fratus Sinister durchschaut und ist sich der Tatsache bewusst, dass der Krieg nahe bevorsteht. Deshalb sucht er auch Unterstützung bei den anvertrauten Drachen, die jedoch aus Abscheu vor politischen Machenschaften ihre Hilfe verwehren.

Der schwarze Mond mit seinem Anführer Hazeel Thorn stattet dem jungen Ritter Wismerhill zur gleichen Zeit einen Besuch ab und bringt den Succubus erneut in Verführung, sich für den richtigen Meister zu entscheiden. Darauf bedacht, das Kaiserreich Lhynn in Stücke zu reißen, schart er weitere Leute um sich, um gegen den Kaiser in den Krieg zu ziehen. Als eines Tages ein wundersamer Dunkelelf nach Dis in die neue Heimat Wismerhills reist und sich als sein lange gesuchter Vater entpuppt, ist dieser außer sich vor Freude, doch bevor er ihn überhaupt kennen lernen kann, wird er hinterrücks vor den Augen seines Sohnes ermordet. Geblendet vom Hass auf den Kaiser, dem Thorn die Verantwortung für diese Greueltat zuschiebt, startet Wismerhill Seite an Seite mit seinen treuen Gefährten einen Rachefeldzug und verschont dabei kein einziges Dorf, das dem Kaiser untergeben ist. Die dabei hinterlassene Blutspur wird immer größer, und als die Intrigen sich nach und nach aufzudecken scheinen und die Macht des schwarzen Mondes kaum noch zu bremsen ist, beginnt der unvermeidliche Krieg …

Der vierte Teil dieser Reihe ist ein wenig verwirrend gestaltet, weil die Szenerie beständig wechselt und die einzelnen Handlungspunkte nur selten abgeschlossen werden. Immer wieder wechselt das Geschehen zwischen der kaiserlichen Feste, der Heimat Wismerhills, der Verschwörung von Hazeel Thorn und den verräterischen Intrigen von Fratus Sinister, und wenn man sich nicht entsprechend konzentriert, fällt es ziemlich schwer, Verfasser Froideval bei der weiteren Entwicklung seiner Geschichte zu folgen.

Der Spannung tut dies jedoch keinen Abbruch, denn nach wie vor fesselt uns die Story um das erschütterte Kaiserreich Lhynn, und bei den besonders in diesem Buch genialen Zeichnungen Ledroits kann man auch völlig in der Geschichte versinken. Der Zeichner, der nunmehr zum vorletzten Mal bei dieser Serie in Erscheinung getreten ist, verdient speziell bei den mehrseitigen Illustrationen lautstarken Beifall, denn je größer die Bilder werden und je mehr Details Ledroit darin unterbringen kann, desto genialer sind die Zeichnungen auch. Seine bisherige Meisterleistung hat er schließlich mit der doppelseitigen Darstellung des Totentanzes abgeliefert, die wohl nur schwer zu übertreffen sein wird. Ausgerechnet dieses Bild ist dann auch das mit Abstand düsterste im ganzen Band, wohingegen die meisten ansonsten doch recht bunt und hell geraten sind und die in diesem Fall äußerst lebhafte Handlung passend untermalen.

Eine weitere Darstellung, die mir sehr gut gefallen hat, ist die Kriegserklärung sämtlicher Parteien auf der letzten Seite, die wunderbar mit den Texten Froidevals harmoniert und ebenfalls zu den Top-5-Illustrationen dieser Serie zu zählen ist.
Alleine von den Zeichnungen her ist „Die Stunde der Schlange“ mein bisheriger Favorit, doch auch die Handlung, deren einzelne Charaktere in diesem vierten Teil stellenweise eine enorme Entwicklung durchmachen (ganz besonders die Hauptfigur Wismerhill), gewinnt trotz einiger komplexer Wendungen mehr und mehr an Farbe und macht erneut Lust auf mehr. Der Krieg ist angesagt, die Spannung wächst und die Rollen sind anscheind zum ersten Mal klar verteilt: Ich kann es kaum noch abwarten, den nächsten Band zu lesen und werde genau das jetzt auch tun!

Niles, Steve / Burns, Breehn – Aleister Arcane

In den USA ist „Aleister Arcane“ als dreiteilige Miniserie herausgekommen, was ich bein einer Anzahl von 76 Seiten (in der europäischen Ausführung des Horror-Comics) schon erstaunlich finde, denn dann können die einzelnen Hefte wohl nicht wirklich dick gewesen sein. Wie auch immer, Autor Steve Niles und Zeichner Breehn Burns sind in ihrem Comic um den schrulligen Fernsehansager Aleister Green wirklich sehr darum bemüht, die Horror-Serien und -Filme der 50er und 60er in Ehren zu halten, und daraus machen sie in Form von Mehrfachnennungen gewisser Horror-Klassiker auch keinen Hehl. In der Hoffnung, mit der Geschichte um den verhassten und wiederauferstandenen Moderator Aleister Arcane ebenfalls einen Klassiker des Genres erschaffen zu haben, sind die beiden schließlich ins Rennen gegangen, haben ihr Ziel aber nur zum Teil erreichen können.

_Story:_

Aleister Green ist seit Jahren bei mehreren bekannten Fernsehsendern als Moderator für den Wetterbericht beschäftigt und hat dabei auch des Öfteren seinen Arbeitgeber gewechselt. Aleister weiß also nur zu gut, wie es ist, wenn man gefeuert wird. Außerdem machte Aleister während seiner Zeit bei den verschiedenen Stationen nie einen Hehl aus seiner Liebe für den Horrorfilm, was ihm eines Tages zur Anstellung als Moderator einer berüchtigten Horror-Serie verhilft, in der Aleister Green fortan unter dem Pseudonym Aleister Arcane Klassiker des Genres ansagt, diese Show aber mit immer abgedrehteren Methoden präsentiert. Arcanes Ansagen und Showeinlagen werden immer blutiger, was zwangsweise dazu führt, dass die Zensur innerhalb des Senders ihn dazu bringen möchte, sich lediglich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Doch Aleister lässt sich weder durch seine Kollegen noch durch wütende Elternvereinigungen von seinen seltsamen Einlagen abbringen und erntet dafür noch heftigere Kritik. Aleister ist trotzdem glücklich in seiner Rolle und glaubt, nach langer Zeit endgültig seine Berufung gefunden und ein glückliches Leben entdeckt zu haben – bis seine Frau eines Tages umgebracht wird und Aleister sich infolge dessen komplett zurückzieht.

Doch der Mythos lebt weiter, und so kommt es, dass in einer düsteren Halloween-Nacht Kinder den entmutigten Mann aufsuchen und Aleister neuen Lebensmut einhauchen. Doch der währt nicht lange, denn nach einer langen Krankheit stirbt der ehemalige Moderator. Doch mit seinem Tod fängt der Horror erst richtig an, denn seine Kritiker verwandeln sich plözlich in schreckliche Monster, die in der Umgebung umherwüten und alles töten, was sich ihnen in den Weg stellt – ganz so wie in den Filmen, die Aleister in seinem Programm immer gezeigt hat …

Auch wenn die Story nicht sonderlich spektakulär ist und im Grunde genommen im Eiltempo heruntergerasselt wird, selbst wenn die beiden Männer hinter diesem Comic mit Klischees nicht geizen und ihre Huldigung der alten Horror-Klassiker manchmal schon etwas übertrieben wirkt, so ist dieses 76 Seiten starke Heft doch für Genrefans eine Empfehlung wert, denn die Hochglanz-Zeichnungen, deren blasser Schimmer die düstere Atmosphäre wunderbar überträgt, sind wirklich sehenswert. Auch wenn Zeichner Breehn Burns im Grunde genommen nur aus einer sehr geringen Farbpalette schöpft, erzielt er damit im Endeffekt die maximale Wirkung, die uns bald über die etwas platte und jederzeit vorhersehbare Story hinwegtröstet. Genau hier treten der Tribut und die Ehrerbietung vor den Klassikern dieses Genres am deutlichsten hervor, nur dass „Aleister Arcane“ ganz klar ein moderner Stempel aufgedrückt wurde, der sich in erster Linie an den Gesichtszügen der beteiligten Charaktere ablesen lässt. Auch die Sprechblasen der Kinder, die den zurückgezogenen Aleister Green im zweiten Abschnitt des Comics aufsuchen, sind mit moderner Umgangssprache ausgeschmückt, was die gruselige Grundstimmung ein wenig durchbricht. Aber die Geschichte ist meiner Meinung nach eh nicht sonderlich spannend und daher ganz im Sinne der Hauptfigur Aleister Arcane auch nur B-Movie-Ware. Es sind auschließlich die sehr gelungenen Zeichnungen, die den Comic dennoch empfehlenswert machen, aber wenn man mal bedenkt, dass die Story bei einem solchen Unterfangen selten wirklich im Vordergrund steht, sollte man auf jeden Fall einen Blick in diese Veröffentlichung werfen, denn ich bin davon überzeugt, dass Genrefans hieran ihre Freude haben werden.

http://www.infinity-verlag.de/

March, Hannah – Als wär\’s der Teufel selbst

_Die Autorin:_

Hannah March wurde in Peterborough am Rande der englischen Fens geboren und wuchs auch dort auf. Sie studierte an der University of East Anglia und absolvierte einen Magister-Studiengang „Creative Writing“ u. a. bei Malcolm Bradbury und Angela Carter. Inzwischen hat sie eine Reihe von Romanen veröffentlicht.

In „Das Lied der Ringeltaube“ hat Hannah March den jungen Gelehrten Robert Fairfax bereits schon einmal zur Hauptfigur eines ihrer Romane gemacht, und der aufgeweckte und lebendige Geist, den Fairfax in diesem Roman verkörpert, hat sie wohl selber so sehr beeindruckt, dass sie mit „Als wär’s der Teufel selbst“ einen zweiten Kriminalroman mit diesem als Protagonisten geschrieben hat, der für mich bislang zu den spannendsten Krimis gehört, die ich mir bis dato zu Gemüte durfte.

_Story:_

1761. Robert Fairfax, eigentlich Privatlehrer, bekommt vom angesehenen Sir Edward den Auftrag, die Bibliothek seines verstorbenen Vaters zu katalogisieren. Gereizt von dieser für ihn spannenden Aufgabe – man sagt sich, dass in dieser Bibliothek viele wertvolle Einzelstücke gelagert werden -, macht sich der Gelehrte auf den Weg nach Northamptonshire, wo er irgendwann eine schreckliche Entdeckung macht: Mitten auf dem Weg liegt eine Postkutsche im Straßengraben, deren Insassen allesamt brutal ermordet wurden. Der Kutscher kann bei Fairfax‘ Ankunft gerade noch das Wort „Straßenräuber“ über die Lippen bringen, ehe er seinen schweren Verletzungen ebenso wie seine Gäste erliegt.

Sir Edward, Fairfax‘ Auftraggeber, nimmt sich als Friedensrichter der Sache an und ist sich auch ziemlich sicher, dass der seit einigen Monaten auf dieser Strecke herumstreunende, noch namenlose Straßenräuber für diese Tat verantwortlich ist, auch wenn Mord bislang nicht zu der Liste seiner Verbrechen gehörte. Lediglich die Frage, wer dieser Mann ist, muss noch beantwortet werden.

Doch Fairfax vermutet, dass mehr hinter dieser Sache steckt, denn einfach zu viele Ungereimtheiten bringt dieser Überfall mit sich. Einer der Toten hatte sich vor Antritt der Fahrt als Bankier Twelvetree ausgegeben, doch keiner kann genau sagen, warum Tom Honeyman diese Maskerade vollzogen hat. Weiterhin ist einer der Toten der verwirrte Jonathan Griggs, der jahrelang in der Obhut einer Irrenanstalt gewesen ist und kurz nach seiner Flucht nun tot aufgefunden wurde. Warum hat man ausgerechnet diesen armen Geist getötet? Und was ist mit der verschwundenen vierten Person, Magaret Parry, geschehen, die bei der Abfahrt der Kutsche ebenfalls mit dabei war?

Fairfax begibt sich selber auf die Suche nach Hinweisen, verliert abei aber seinen eigentlichen Auftrag, sehr zum Unmut von Sir Edward, aus den Augen. Dennoch lässt sich Fairfax nicht davon abbringen, überall herumzuschnüffeln und malt sich immer neue Visionen von möglichen Motiven und Tathergängen aus. Jeder der Verdächtigen scheint etwas zu verbergen, aber irgendwie kommt auch keiner so richtig in Frage, diesen grausamen Überfall begangen zu haben. Da wäre zum einen Joseph Fox, der ganz offenkundig um die Witwe Honeyman wirbt, aber dem der Stempel des Mörders gar nicht passen würde. Oder der Methodist Griggs, der Gottes Wort predigt und seinen Bruder Jonathan bei diesem Anschlag verloren hat. Oder William Parry, dessen Frau nach wie vor verschollen ist. Oder die Witwe Honeyman selber, der man deutlich anmerkt, dass sie nicht mit der ganzen Wahrheit herausrückt. Oder aber der Bankier Twelvetree, der in Stamford ohnehin nicht sonderlich beliebt ist und aus Geldgier schier alles unternehmen würde. Aber hätte er so etwas bei seinen Möglichkeiten überhaupt nötig? Da kommt schon eher sein verhasster Stiefsohn in Frage, der Twelvetree immer noch für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht und vor seinem Verschwinden vor einigen Monaten Rache geschworen hat.

All diese Menschen passen irgendwie in eines der Schemen von Fairfax hinein, dann aber wiederum auch nicht. Kein Wunder also, dass es am Ende eine Aneinanderreihung von Zufällen ist, die den freiwilligen Ermittler auf die richtige Fährte bringt …

_Bewertung:_

Es mag eine recht persönliche Ansicht sein, aber gerade nach diesem Roman hat sich in mir wieder die Meinung gefestigt, dass die mit Abstand besten Krimis immer wieder aus England kommen. Irgendwie hat dieses Land auch etwas entsprechend Geheimnisvolles an sich, gerade im Hinblick auf die eigene Geschichte, und dies ergibt schließlich auch immer wieder den Grundstoff und das Potenzial für solche enorm spannende Erzählungen wie „Als wär’s der Teufel selbst“.

Hannah March ist es wahrhaft mitreißend gelungen, den Leser direkt mitten ins Geschehen zu bringen, ihn immer wieder auf neue Fährten zu locken, neue, unerwartete Charakterzüge der Hauptdarsteller vorzustellen, die Motive und möglichen Hergänge immer wieder in ein neues Licht zu rücken und dann mit einem Ende aufzuwarten, das dem Fass den Boden ausschlägt – wohlgemerkt erst auf den letzten Seiten.

Es ist schon sehr erstaunlich, wie detailliert March uns die einzelnen Personen nahe bringt und das zudem irgendwie gleichzeitig. Erfährt man beispielsweise von der Witwe Honeyman, hat man auch zugleich wieder den verhassten Bankier Twelvetree und ihren seltsamen Freund Joseph Fox im Hinterkopf. Denkt man an den Prediger Henri Griggs, grübelt man über seinen verstorbenen Bruder, die Anschuldigen von William Parry, Griggs habe eine Affäre mit seiner Frau gehabt, usw. Bei wirklich jedem feinen Schachzug, den sich Hannah March ausdenkt, um die Geschichte mit neuen Entwicklungen voranzubringen, geraten hintergedanklich mehrere Denkmechanismen in Bewegung, und man spinnt selber auch immer wieder die verschiedenen Möglichkeiten durch bzw. versetzt sich in die Lage von Robert Fairfax, um genau herauszufinden, was denn jetzt wirklich mit der attackierten Postkutsche, dem Stamford Flyer, geschehen ist.

Doch nicht nur dadurch, dass March alle Möglichkeiten bezüglich des Attentats offen lässt, gewinnt „Als wär’s der Teufel selbst“ ungeheuer an Spannung; auch die Tatsache, dass sich wirklich alle Charaktere nach und nach völlig verändern und in ungeahnte Richtungen entwickeln, fördert dies. Schlussendlich bleibt man an diesem Buch wirklich kleben, zumal March es auch sehr schön gelungen ist, die Zeit und Kultur des 18. Jahrhunderts in ihren Roman mit einfließen zu lassen. Sitten und Bräuche, die Eigenheiten der Kastengesellschaft und schließlich die klare Rollenverteilung der verschiedenen Klassen wurden authentisch übernommen und sind für den Verlauf der Geschichte auch von enormer Bedeutung. So gelten zum Beispiel die Aussagen eines Dienstmädchens gegen William Parry nichts gegen sein eigenes Wort, usw. Hier hat die Autorin wie auch in den übrigen Bereichen ganze Arbeit geleistet.

Unterm Strich bin ich von diesem Buch schlichtweg begeistert: „Als wär’s der Teufel selbst“ besitzt sämtliche Elemente, die für einen historischen Kriminalroman erforderlich sind. Das Buch ist äußerst spannend, hat einen hohen Zeit- und Gesellschaftsbezug und präsentiert Charaktere, mit denen man sich als Leser sofort anfreundet. Liebhabern solcher Geschichten wird bei diesem Buch ganz sicher das Herz aufgehen!

Wynes, Patrick / Gülzow, Susa – Kommissar X: Der Panther aus der Bronx

In Form von „Kommissar X“ haben sich |Maritim| an einen weiteren Krimi-Klassiker aus den Fünfzigern herangewagt und ihn als Hörspiel neu aufgelegt. Nach der Originalromanvorlage von Patrick Wynes ist so eine 63-minütige, arg kurzweilige Geschichte entstanden, die spannend erzählt wird, aber im Gegensatz beispielsweise zu den Hörspielen aus der Edgar-Wallace-Reihe nicht ganz das Flair dieser besonderen Zeit versprüht. Damit komplettiert der berüchtigte Kommissar nun sein Auftreten auf dem Büchermarkt, nachdem es bereits 1740 Titel gibt, die entweder als Heft, Buch oder eBook erschienen sind.

|Sprecher:|
Jo Walker: Robert Missler
Tom Rowland: Michael Weckler
April Bondy: Marianne Lund
u. a.

Romanvorlage: Patrick Wynes
Drehbuch und Regie: Susa Gülzow
Musik: Alexander Ester
Tonmeister: Carsten Berlin, Hans-Joachim Herwald, Peter Harenberg
Produktion: Nocturna Audio

Laufzeit: ca. 63 Minuten

_Story:_

In New York geht die Angst vor einem mysteriösen Serienmörder um. Ein schwarz gekleideter und maskierter Killer hat es auf all die Menschen abgesehen, die wegen Notzuchtverbrechen angeklagt waren, trotzdem aber freigesprochen wurden, nachdem ein gewisser Anwalt namens Lovelyn die jeweiligen Mandanten vertreten hatte. Dachten die fiesen Verbrecher zunächst noch, dass ihnen der Freispruch aus der Patsche helfen würde, mussten sie eines Tages erfahren, dass er gleichzeitig ihr Todesurteil bedeutete. Der maskierte Mörder, der von der Presse auch „Der Panther aus der Bronx“ genannt wird, rächt sich nämlich aus einem bislang noch unbekannten Motiv an den Frauenschändern und Vergewaltigern und schlägt jedes Mal völlig unerwartet zu. Auch die Art und Weise, wie er seine Opfer zur Strecke bringt, ändert sich individuell und reicht von einem Mord mit einem asiatiischen Langschwert bis hin zur Sprengung einzelner Gebäude.

Wie ein Phantom bewegt sich der Panther und hinterlässt nach seinen sauber geplanten Taten keine Spur außer dem typischen Erkennungszeichen, einem bltuigen Mal auf den Gesichtern der Toten, für das er anscheinend messerscharfe Krallen eingesetzt hat.

Kommissar Jo Walker, in Fachkreisen auch als Kommissr X bekannt, erhält eines Tages den Anruf einer verzweifelten Frau, die ihm eröffnet, dass ihr Sohn unter Verdacht steht, eine Frau vergewaltigt zu haben und somit auch vom Panther aus der Bronx gefährdet ist. Walker möchte zwar die Tat des jungen Mannes nicht decken, lässt sich aber trotzdem auf die Dame ein und übernimmt den Auftrag, ihn zu beschützen. Dies hätte er allerdings besser nicht getan, denn die unscheinbare Frau ist die Gattin eines berüchtigten Mafiabosses, der überdies nicht sonderlich darüber erfreut ist, dass Kommissar X plötzlich in seinem Umfeld als Privatdetektiv herumschnüffelt …

_Bewertung:_

Obwohl die Geschichte sehr spannend und mitreißend erzählt wird – Robert Missler, der den Kommissar X aus der Ich-Perspektive spricht, macht hier einen verdammt guten Job -, läuft sie nach der Hälfte der Zeit doch auf ein absehbares Ende zu, denn auch wenn das Motiv des Killers nicht klar ist, so kommen doch nur wenige Personen in Frage, die sich hinter der Tarnung des Panthers befinden könnten, und im Endeffekt scheiden bis auf eine dann alle aus. Trotzdem hat die Geschichte auf ihre Weise einen besonderen Reiz, der in erster Linie von der astreinen Darbietung der drei vertretenen Sprecher(innen) ausgeht. Auch wenn die Wortwahl teilweise ein wenig einsilbig ist und sich manche Sätze in ihrer Essenz alle paar Minuten wiederholen, gelingt es dem Ensemble, diese potenzialreiche Geschichte mit einem packenden Unterton zu versehen, der die gute Stunde Spielzeit im Flug vergehen lässt. Die Handlung ist von Anfang an sehr schlüssig, die unerwarteten Morde sorgen für die notwendigen Wendungen und die Vorlage an sich gibt auch einiges her. Lediglich die Atmosphäre ist nicht ganz so spannungsvoll geraten und kann auch durch die Hintergrundmusik nicht diesen Status erreichen. Manchma wird sogar das genau Gegenteil erreicht, nämlich dann, wenn als Zwischensequenz einige Klangmalereien kommen, die auch schon für die „Alf“-Hörspiele herhalten mussten. Irgendwie will das nicht so recht passen …

An so etwas möchte ich mich aber jetzt nicht hochziehen, denn mir hat die Erzählung wirklich Freude gemacht und ich habe mich von diesem Hörspiel bestens unterhalten gefühlt. „Kommissar X – Der Panther aus der Bronx“ ist deswegen noch lange nicht das Nonplusultra auf diesem Gebiet, aber ganz sicher eine Bereicherung des Krimi-Sektors, die man sich als Fan auch blind anschaffen kann – trotz vereinzelter Schwächen.

Lewis, Clive Staples – König von Narnia, Der (Die Chroniken von Narnia, Band 2)

Rechtzeitig vor Kinostart des gleichnamigen Walt-Disney-Films „Der König von Narnia“ bringt der |Brendow|-Verlag dieser Tage erneut die immer wieder gern aufgelegten „Chroniken von Narnia“ neu auf den Markt, dieses Mal jedoch in einer sehr schön und aufwendig gestalteten Taschenbuch-Edition, bei der ganz abseits der Handlung zunächst die schöne Covergestaltung gefällt. Die Geschichten von Clive Staples Lewis sind ja bereits vor einem halben Jahrhundert erschienen und erfreuen sich seitdem auch größter Beliebtheit, weshalb es schon fraglich ist, warum sich bislang noch keine Company um die Filmrechte gekümmert hatte. Vermutlich brauchte es erst die Pionierarbeit der „Herr der Ringe“-Trilogie, die ja auf Tolkiens Werk basiert, der interessanterweise auch ein Freund von Prof. Lewis war. Wie auch immer, der aus sieben Büchern bestehende Zyklus gehört definitiv zu den Klassikern der Märchen- und Fantasy-Literatur und kann sich auch im Jahre 2005 noch erfolgreich behaupten.

_Story:_

Peter, Edmund, Suse und Lucy wohnen im Haus eines seltsamen Professors und erkunden jeden Tag neue Winkel dieser verzweigten Räumlichkeiten. Eines Tages entdeckt Lucy beim Versteckspiel in einem unscheinbaren Schrank das Tor in eine andere Welt, in der sie den unglücklichen Faun Tumnus trifft, der im Auftrag der bösen Hexe Kinder fangen soll, Lucy aber trotz der drohenden Strafe doch wieder gehen lässt. Als Lucy schließlich wieder in die ’normale‘ Welt zurückkehrt, will ihr natürlich niemand ihr Erlebnis glauben, zumal dort die Zeit nicht weitergelaufen ist. Als kurze Zeit später jedoch auch Edmund die Welt Narnia entdeckt und dort Bekanntschaft mit der gutmütig erscheinenden Hexe macht, sieht die Sache schon anders aus. Auch wenn sich die Kinder gegenseitig in den Rücken fallen, kommen sie schließlich doch hinter das Geheimnis des Wandschranks und landen alle in Narnia.

Dort finden sie heraus, welche Missstände durch den Machtmissbrauch der Hexe vorherrschen, und freunden sich recht schnell mit den Tieren aus Narnia an, die sich vor der Hexe fürchten, sich aber zugleich durch die Ankunft Aslans neue Hoffnungen machen. Dieser legendäre Löwe ist der Einzige, der der Hexe noch Paroli bieten kann, und dementsprechend sieht diese sich auch vor dem erhabenen Löwen vor.

Vor seiner Ankunft lernen die vier Kinder aber erstmal eine Biberfamilie kennen und leben kurzzeitig bei ihr, bis Edmund sie dann aus reiner Begierde nach der Erfüllung der Versprechen der Hexe verrät und verschwindet. Von da an sind alle Lebewesen in Narnia in Gefahr, denn jetzt weiß die Hexe von der Existenz der vier Kinder und droht, sie umzubringen. Nur Aslan kann noch für Gerechtigkeit sorgen, doch dieser erklärt sich überraschend bereit, sich dem Bösen zu opfern, um für Frieden in Narnia zu sorgen. Die Hexe wähnt sich bereits siegessicher, doch nach Aslans offenbarem Tod hat sie noch lange nicht freie Bahn …

„Der König von Narnia“ ist in dieser Reihe der zweite Band (im Original jedoch der erste; die neu festgelegte Erzählreihenfolge richtet sich nach einer Empfehlung, die Prof. Lewis aussprach) und demnächst wahrscheinlich auch der populärste, denn die Geschichte um den Wandschrank und die Entdeckung Narnias durch die vier Kinder wird schließlich von Walt Disney mit dem bislang größten Filmbudget der Firma verfilmt. Eine gute Wahl, wie ich finde, denn die Romanvorlage gibt eine Menge her und sollte die Phantasie merklich anregen. Auch wenn die Elemente wie sprechende Tiere, eine mit böser Magie ausgestattete Hexe und schließlich ein Löwe als Beschützer der Gerechtigkeit in Fantasy-Romanen immer wieder eingesetzt werden, so erreicht C. S. Lewis mit seiner schlichten, umangssprachlichen und überaus lockeren Erzählweise sein Publikum sofort.

„Der König von Narnia“ ist nun einmal ganz klar ein Buch für Kinder und Jugendliche, und in diesem Stil hat der Autor die Geschichte dann auch verfasst. So ist die Handlung nicht zu komplex und leicht verständlich, nicht mal ansatzweise brutal und irgendwie auch anders als das, was man sonst in diesem Bereich so zu lesen bekommt. Fantasy sollte da sein, um Träume zu wecken und die Vorstellung von Übersinnlichem zu erweitern, zumindest ist das meine Ansicht dazu, und getreu diesem Maßstab hat Lewis auch diesen Zyklus entstehen lassen. Das ist der Stoff, aus dem Märchen gemacht sind, und auch wenn die Geschichte bereits ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, so wirkt sie dennoch modern und aktuell.

Eine Geschichte über Freundschaft, Treue, Liebe, Glauben und all das, was das phantasievolle Kinderherz beschäftigt. Das soll natürlich nicht heißen, dass man dieses Buch als Erwachsener nicht lesen dürfte, denn ich kann jetzt aus eigener Erfahrung berichten, dass ich diese erste Erzählung regelrecht verschlungen habe und mich neben dem Inhalt vor allem am frischen Erzählstil erfreut habe. Daher rate ich auch all denjenigen, die noch keinen Einblick in diesen Siebenteiler hatten, zumindest diesen Band vor dem Kinostart des Filmes zu lesen, denn es macht wirklich Spaß, Clive Staples Lewis‘ Worten und Geschichten zu folgen.

Die Reihe in der Erzählfolge:
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Veröffentlichungsreihenfolge:
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Website des Verlags zur Narnia-Welt: http://www.narnia-welt.de/

|Siehe auch unsere Rezension zur [Hörbuchfassung 356 dieses Bandes.|

Radford, Irene – Glasdrache, Der (Der Drachen-Nimbus 1)

Bei |Bastei Lübbe| erscheint dieser Tage eine neue Trilogie der jungen Autorin Irene Radford, die sich des nicht gerade sonderlich originellen Themengebietes der Drachen-Fantasy angenommen hat, diesen Schwerpunkt aber von einer wiederum eher ungewöhnlichen Seite angegangen ist und somit, das kann ich vorab schon einmal zum ersten Part des dreiteiligen „Drachen-Nimbus“ sagen, eine recht interessante Story zusammengebastelt hat, bei der es lediglich an der etwas komplizierten stilistischen Herangehensweise der Autorin ein wenig hakelt.

_Story:_

Seit vielen Jahrhunderten hat man in Coronnan Zugriff auf die Kunst der Magie, die einst von Drachen erschaffen wurde und heute von einer erlesenen Schar von Magiern aus diesem Drachen-Nimbus entzogen werden kann. Dabei haben die Drachen jedoch auch einen Eid geleistet, demzufolge die Magie niemals missbraucht und nur zum Besten des Landes eingesetzt werden darf. Auch die Königsfamilie von Coronnan ist eng an die heimischen Drachen gebunden, so dass sich selbst ihr Wohlbefinden an dem der Drachen orientiert.

Doch in letzter Zeit haben sich Dinge in Bewegung gesetzt, die zur Folge hatten, dass der Status der Drachen rapide gesunken ist und man viele ihrer Art getötet hat. Nur noch ein einziges Weibchen hat dieses Massaker überlebt und ist die einzige Hoffnung der Königsfamilie von Coronnan, weil von ihr die Fortpflanzung einer ganzen Gattung abhängt. Irgendjemand aus dem Bund der Magier von Coronnan muss seine Kräfte und die Magie für seine Zwecke genutzt und somit den Eid missachtet haben, so dass selbst die undurchdringliche Barriere des Landes nicht mehr länger standhalten konnte.

Außerhalb der Grenzen sammeln sich bereits einzelne Feinde, um die aktuelle Schwäche von Coronnan und dessen Herrscherfamilie zu nutzen. Die Kommune der Magier wehrt sich gegen diesen Zustand und entsendet einzelne Lehrlinge, um herauszufinden, was sich im Königreich abspielt. Einer von ihnen ist Jaylor, der die Wichtigkeit seiner Mission anfangs noch gar nicht richtig einschätzen kann; er glaubt sogar daran, dass sein Vorgesetzter Baamin ihn auf eine Prüfung geschickt hat. In dem Moment aber, in dem er zum ersten Mal mit der düsteren Magie Bekanntschaft macht, versteht Jaylor, welche Bedrohung tatsächlich auf Coronnan lastet. Als er anschließend auf die Hexe Brevelan trifft und mit ihr in Harmonie im Wald lebt, erfährt er von weiteren Schicksalen aus dem direkten Umfeld der Königsfamilie und begibt sich zusammen mit ihr und ihrem Schoßtier, dem Wolf Brevelan, auf den Weg zur Drachin Shayla, um sie zu schützen. Doch das Team kommt zu spät und muss schnell realisieren, dass ihnen nur noch sehr wenig Zeit bleibt, um den Fortbestand der Drachen und damit auch des Königshauses von Coronnan zu sichern …

_Bewertung:_

Inhaltlich hat der erste Teil des „Drachen-Nimbus“ zweifellos eine Menge zu bieten, auch wenn viele Stilelemente auf verwandten Fantasy-Geschichten basieren. Sprechende Tiere, wundersame Kräuter und an Magie gebundene Drachen sind jedenfalls nichts Neues und werden von Irene Radford auch sehr zweckdienlich und intelligent eingesetzt. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite steht jedoch eine sehr konfuse Erzählweise, die einen besonders auf den ersten 150 Seiten kaum durchblicken lässt, was denn nun gerade wirklich vor sich geht bzw. welche Parts der Erzählung jetzt tatsächlich wichtig sind. Vor allem die Charakterisierung des stets unsicheren und mit sich selbst hadernden Jaylor hätte in dieser Ausführlichkeit gar nicht sein müssen und führt zu ersten Längen direkt zu Beginn. Stattdessen hat Radford die für den Hintergrund der Geschehnisse unheimlich wichtige Vorgeschichte der Hexe Brevelan ziemlich unzufrieden stellend hervorgehoben und sie auch nur sehr oberflächlich erzählt; man könnte also sagen, dass die Autorin erst einmal gar nicht zu wissen scheint, wo sie nun Prioritäten setzen soll.

Nach der unnötig komplexen und verwirrenden Einleitung findet Radford aber irgendwann doch zur eigentlichen Handlung und beginnt von da an auch, die ganze Sachen spannend zu gestalten. Erst dort gelingt es ihr auch, die verschiedenen Stränge aus Coronnan, dem Umfeld von Jaylor und Brevelan sowie aus dem Sektor des unheimlichen Magiers passend und schlüsig miteinander zu verknüpfen, ohne dass man wieder den Faden verliert. Auch die zwischendurch schon mal angeführten Berichte in Form einer Ich-Erzählung von Seiten eines bis dato mysteriösen Charakters gliedern sich sehr schön in die eigentliche Geschichte ein, werfen Fragen auf und tragen zur wachsenden Spannung bei. Dieser Teil ist der Autorin wirklich gut gelungen. Schade ist lediglich, dass die Geheimniskrämerei mancherorts mit einem Schlag aufgelöst wird, so zum Beispiel in den gar nicht so versteckten Andeutungen in Bezug auf Brevelans Hauswolf Darville. Radford hätte an so einigen Stellen die Spannung noch durchaus weiter hinauszögern können, und komischerweise ist das gerade in den Abschnitten anzuprangern, in denen die Beschreibungen nicht mehr ganz so konfus geraten sind.

Wie auch immer; hat man sich durch die knapp 450 Seiten gekämpft, ist man letztlich dennoch zufrieden und gespannt auf die Fortsetzung, denn sobald man einmal in der Story drin ist, gefällt diese auch. Das Problem ist nur, dass man das halbe Buch schon gelesen hat, bis es endlich klick! macht und man diesen Zustand erreicht hat. Nun ja, zumindest kann einem das dann bei den Fortsetzungen in dieser Form nicht mehr passieren … Man darf jedenfalls gespannt sein, was aus Jaylor, Brevelan und der Drachin Shayla werden wird!

Pfanner, Thomas – T 73: Das KrogiTec-Komplott

In seinem neuen Buch „T 73: Das KrogiTec-Komplott“ zeichnet Thomas Pfanner die gar nicht mal so unrealistische Zukunftsversion einer Welt, die von einer Handvoll globalisierter Mega-Konzerne beherrscht wird, und in der die Werte des einzelnen Menschen vollständig unter den Tisch gekehrt werden. Idealismus und Demokratie sind dieser Welt fern, auch wenn einige wenige sich immer noch für die scheinbar veralteten Normen einsetzen: Gegen das allmächtige Herrscher-Monpol sind die Bewohner machtlos und fügen sich dementsprechend dem ungerechten System, ohne sich dabei irgendwie aufzuraffen, um den illegalen Machenschaften Paroli zu bieten.

Man könnte das Buch jetzt entfernt eine politische Satire nennen, denn die einzelnen Extreme werden von Pfanner schon mit einem Schmunzeln im Hintergrund dargestellt, aber wenn man mal ehrlich ist, dann kann man gar nicht verleugnen, dass trotz so mancher überspitzter Versinnbildlichung ein kleines Fünkchen Realismus mit in die Geschichte einfließt und die Entwicklung im Zuge der Globalisierung mit einigen Vorstellungen, die in diesem Roman beschrieben werden, durchaus konform geht. Davon mal abgesehen, ist „T 73: Das KrogiTec-Komplott“ aber auch eine kurze und spannende Unterhaltungsbroschüre, die einen gedanklich mal wieder wachrüttelt …

_Story:_

Die Welt in zwanzig Jahren: Einige wenige globalisierte Mega-Konzerne vereinigen alle denkbaren illegalen und legalen Geschäfte auf sich, opfern Wohlstand, Gesundheit und Sicherheit der Menschheit ihrem Profitstreben unter und entmachten die staatlichen Behörden. Diesen bleibt nur noch die Möglichkeit, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben – und dieser heißt in diesem Falle T 73, eine von der UNO beauftragte Firma, die mit ähnlich skrupellosen Mitteln wie die aktuellen Machthaber gegen die Konzerne vorgeht und die Zivilisation wieder retten soll. Dort arbeiten auch so zwielichtige Gestalten wie Drusus Uslar und Saskia Johimbe, gefühlskalte Atheisten und unberechenbare Killer, die unter den Konzernen Angst und Schrecken verbreiten. Während der Erste einfach nur durch seinen generellen Menschenhass abschreckt, ist sein weibliches Pendant vor allem bei der Art der Verbrechen im Sinne der Gerechtigkeit unglaublich brutal. Selbst beim Liebesspiel mit einem ihrer Feinde vergisst sie jegliche Moral und bringt ihren zeitweiligen Gefährten um.

Dies ist auch dem Führer des Mega-Konzerns KrogiTec bekannt, der seinerseits versucht, die Konkurrenz auszubooten und die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dazu hat er sich mehrere Mittel ausgesucht: Zunächst erfindet (!) er einen Wissenschaftler, dann geht er ein Bündnis mit den übelsten Terroristen ein, und schließlich kümmert er sich um die Ausradierung von T 73. Aber die Sache ist nicht so einfach, wie der Mann sich das vorstellt …

Deutschland in Endzeitstimmung, mit dieser symbolischen Darstellung erzielt Thomas Pfanner in diesem Buch eine wirklich abschreckende Wirkung. Das vorgelegte Erzähltempo – Pfanner geht von Anfang an aufs Ganze – unterstützt diese bedrohliche Atmosphäre, die sich durch den gesamten Roman zieht, und spiegelt auch die sehr direkte und unverfälschte Erzählweise des Autors wider. Hier wird schonungslos aufgedeckt und erklärt, und irgendwie gelingt es Pfanner auch immer wieder, für diesen oder jenen Missstand eine angebrachte Erklärung zu finden und herzuleiten, was wann wo schief gelaufen ist.

„T 73: Das KrogiTec-Komplott“ ist zweifellos ein starkes Stück Gesellschaftskritik, gefüllt mit einer Menge Sarkasmus und inszeniert in einem radikalen Rundumschlag, bei dem jede Organisation und Volksgruppierung ihr Fett weg bekommt, seien es nun Politiker, Gangster oder doch die im Mittelpunkt der Anklage stehenden Konzerne. Teilweise wird Pfanner bei seinen Darstellungen auch richtig bösartig, schießt aber nie über das Ziel hinaus, sondern bedient sich lediglich seiner arg zynischen Stilelemente, mit denen er das Buch auf jeder der 218 Seiten schmückt. Geschrieben und erzählt ist die Geschichte dementsprechend auch sehr originell, denn hier wird nicht einfach nur plump gegen jeden, der Angriffsfläche bietet, geschossen. Der Autor hat die Sache sehr intelligent verpackt und bietet trotz der oberflächlich erscheinenden Storyline eine Menge Tiefgang zwischen den Zeilen.

Schade finde ich nur, dass er sich diese Besonderheit durch die arg zweifelhafte Umgangsweise der beiden Hauptcharaktere miteinander zerstört. Wie in einem schlechten Krimi machen sich die beiden Ermittler immer wieder von der Seite an und entwickeln dabei eine Hassliebe, ohne die ihre Zusammenarbeit aber auch nicht funktionieren würde. Im Grunde genommen ist die Idee ja gar nicht so schlecht, die Umsetzung in Form von einigen gegeneinander ausgeteilten Breitseiten aber eher mangelhaft und der einzige Schwachpunkt des Buches.

Ansonsten gibt es aber nichts auszusetzen: eine Welt, in der Verbrechen von Verbrechern bekämpft wird, illegale Machenschaften durch Morde gerade gerückt werden und kein Teil der Gesellschaft sich mehr sicher fühlen kann, all das beschreibt Thomas Pfanner in diesem Buch – und spannt den Bogen beim überraschenden Ende bis zur Schöpfungsgeschichte; aber hierzu möchte ich jetzt nicht mehr verraten. Besorgt euch dieses Buch, es lohnt sich, auch wenn das Cover eher schlicht und uninteressant wirkt!

Herkle, Matthias – Wurmics – Born to be Worm

_Der Wurmzeichner:_

Matthias Herkle wurde am 24.11.1966 in Affaltrach geboren. Seine Liebe galt schon immer dem Zeichnen und Malen – Comics waren dabei seine absoluten Favoriten.

Nach einer Ausbildung zum Technischen Zeichner begann er zuerst nebenberuflich und kurze Zeit später hauptberuflich als Grafiker und Illustrator zu arbeiten. Nach mehreren Stationen ist er nun im Atelier einer Werbeagentur angestellt.

Matthias Herkle lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Neckarsulm-Dahenfeld. Am heimischen Esstisch entstehen neben vielen anderen Figuren und Motiven auch die Wurmics. Erste Gehversuche unternahmen die Comic-Strips mit den beiden Würmern Bodo und Willi in einem Heilbronner Stadtmagazin. Kurze Zeit später trieben sie in einem Würzburger Wochenblatt ihr Unwesen. Nach einer Ausstellung auf der Schweizer Comic-Messe Fumetto zum Thema Helden wurde ein zweiseitiges Phantomwurm-Abenteuer in einer Comic-Anthologie bei DasNorm veröffentlicht.

„Wurmics – Born to be Worm“ ist seine erste albumfüllende Arbeit.

_Die Charaktere:_

Die beiden skurillen Würmer Bodo und Willi treiben schon seit längerer Zeit in einem Heilbronner Stadtmagazin ihr Unwesen und haben auch in einem Würzburger Wochenblatt schon einige Gastauftritte gehabt. Jetzt hat Matthias Herkle seine bisherigen Wurm-Werke gesammelt und ihnen einen ganzen Band mit kurzen Comic-Strips gewidmet. „Born To Be Worm“, der Untertitel dieses Buches, scheint auch so ungefähr das Lebensmotto des Zeichners zu sein, denn die beiden tolpatschigen Würmer, einer mit einem schicken Zylinder, der andere mit einer tief sitzenden, schlappen Mütze, sind von Herkle sehr schön und mit viel Liebe gezeichnet worden und wirken im Kontrast zu den schlichten Hintergrund-Darstellungen auch sehr gut. Lediglich in manchen kleinen Bildern, in denen viele Details versteckt sind, kommen die schwarz-weißen Illustrationen an ihre Grenzen und werden undeutlich, was jedoch nicht besonders häufig vorkommt.

_Die Texte:_

Im Gegensatz zu den schlichten aber effektvollen Zeichnungen, sind die Texte aber ziemlich plump und bedienen sich in erster Linie bei abgedroschenen Phrasen, kaum mehr lustigen Witzen und oft erfolglosen Versuchen, bekannte Sprichwörter mit (dem hier fehlenden) Wortwitz auf das Leben eines Wurmes zu beziehen. In den meisten Fällen verpuffen die witzigen Zeichnungen daher auch schnell, weil die manchmal recht sinnleeren Dialoge mal wieder die Magie des kurzen Strips nehmen. Vielleicht sind es deswegen auch speziell die über mehrere Episoden verlaufenden Geschichten, die wirklich gelungen sind und auf zwei Drittel der übrigen der insgesamt 112 Mini-Storys einen deutlichen Schatten werfen.

_Das Gesamtbild:_

Was als kurze Aufheiterung in der Tageszeitung noch funktionieren mag, funktioniert in diesem Falle als Ansammlung solcher Miniatur-Comics nicht mehr, und das gerät „Wurmics“ auch zum deutlichen Nachteil, der schnell den Spaß an den coolen Wurm-Darstellungen raubt.

Schade eigentlich, aber die Motivation „ein Buch mit Phantasie“ herauszubringen, ist Matthias Herkle hier nur sehr bedingt gelungen. Wer trotzdem Interesse hat, der findet unter http://www.wurmics.de einen Song zum Download, Shirts und andere Sachen rund um das Wurm-Universum, bei denen dann vielleicht auch mehr Spaß herüberkommt als bei diesem Sammelband.

Leaf, David / Sharp, Ken – KISS demaskiert: Die offizielle Biographie

Biographien über KISS gibt es ja massig, man denke nur an den überteuerten Mega-Schinken „Kisstory“. Doch eine offizielle Biographie in deutscher Sprache hat es in den über 30 Jahren der Existenz dieser Band noch nicht gegeben – bis heute. David Leaf und Ken Sharp haben nun endlich nach langen Jahren einen Traum Wirklichkeit werden lassen und eines der ausführlichsten und wohl zweifelsohne besten Biographie-Werke im Bereich der Rockmusik erstellt, bei dem die beiden Autoren auf wirklich kein einziges Detail verzichten. Mit anderen Worten: Das ist wirklich die komplette Geschichte eines der größten Phänomene des gesamten Musikbusiness.

Eigentlich besteht die Idee zu diesem Buch auch schon seit nunmehr 25 Jahren, denn damals wurde David Leaf dazu beuaftragt, sich in Gesprächen mit den einzelnen Bandmitgliedern von KISS die Geschichte dieser Gruppe erzählen zu lassen. 1979 reiste Leaf daher nach Los Angeles und traf zum ersten und einzigen Mal das legendäre, maskierte Quintett und sah eine ihrer Shows. In penibler Feinarbeit würfelte er die einzelnen Storys zusammen, erstellte ein erstes Manuskript und musste ein Jahr später erfahren, dass das Buch es nicht auf den Markt schaffen würde. Die Gründe hierfür verschweigt Leaf auch heute noch, aber Fakt war und ist, dass die Stapel an Papier für lange Zeit beiseite gelegt wurden und die Biographie aus dem Gedächtnis von David Leaf verschwand.

Eines Tages traf er jedoch dann Ken Sharp, der die Manuskripte las und David dazu ermutigte, dieses Projekt doch noch zu realisieren. Das jetzt vorliegende Gesamtwerk entstand im Folgenden in einer Zusammenarbeit von Leaf, der das erste Drittel der Geschichte sehr ausführlich beleuchtet, und Sharp, der schließlich die jüngere Geschichte von KISS erzählt und dabei vor allem die Reunionspläne und ihre Durchführung schildert.

So bekommt der Leser wirklich einen ausführlichen Komplettabriss der Historie von der ersten Sekunde an bis heute vorgelegt, bei dem auch zahlreiche prominente Musiker zu Wort kommen, sowohl Liebhaber als auch Verächter. Dabei reicht die Spanne der Aussagen von Lobhuldigungen bis hin zu Anschuldigungen, aber allesamt legen sie deutlich dar, welchen Stellenwert KISS während ihrer Hochphase hatten. Sharp und Leaf haben diese Zitate aber auch wunderbar in ihre Storys eingewoben, lassen sie mitten in Interviews hineinplatzen und schaffen es so, dass die Ereignisse immer sehr schön im Zusammenhang bleiben.

„KISS demaskiert: Die offizielle Biographie“ läuft aber dennoch nicht ganz chronlogisch ab, denn zwischen den Schilderungen der wichtigsten Eckpunkte zeichnet David Leaf anfangs noch sehr umfassende Portaits der einzelnen Musiker. In weiteren Kapiteln schildert Leaf den Weg zum Erfolg und den schnellen Sturm an die Spitze, wirft die Diskussion über das zwiespältig aufgenommene „The Elders“-Album noch mal auf, beschreibt das Karrierehighlight „Alive!“ und den anschließenden Abstieg bis hin zur Phase, in der KISS ihre Masken ablegten. Dieser Teil ist insgesamt auch der interessanteste und erhält demzufolge auch mit über hundert Seiten den größten Raum im Buch. Die darauf folgenden Beschreibungen der „Creatures Of The Night“-Phase und die demaskierte Phase in der neuen Besetzung werden hingegen recht kurz abgehandelt, sprich, das von manchen Fans gar nicht erst akzeptierte Stück der KISS-Geschichte spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Von da an, wo KISS sich aber auf dem USS Intrepid Aircraft Carrier zu einer spektakulären Pressekonferenz zusammenraufen und die Reunion ankündigen, geht Sharp wieder mehr ins Detail und erklärt die Maschinerie, die hinter dem „Psycho Circus“ und der sich dahinter befindenden Tour steht.

Nach 200 überaus informativen Seiten ist die eigentliche Gechichte dann bearbeitet, und selbst Insider werden in dieser Zeit Informationen entdeckt haben, von denen sie bislang noch nichts wussten. Das Buch geht aber noch weiter, denn im letzten Drittel folgt dann der Abschnitt, der wohl eher den fanatischsten Fans vorbehalten ist. Hier geben Musiker, Bekannte, Manager, Kollegen und Pressevertreter Stimmen zu allen bisher veröffentlichten Songs ab, erzählen etwas zur Entstehungsgeschichte und zur Rolle, die die jeweiligen Kompositionen gespielt haben. Auch hier steckt eine ganze Menge Liebe zum Detail hinter der Arbeit von Ken Sharp, und man bekommt den Eindruck, dass die beiden Autoren wirklich jede einzelne Information in einem Text verarbeitet haben.

Nicht nur für KISS-Fans ist dieses Buch daher unabdinglich; eine solch ausführliche, superb inszenierte und mit derart vielen Originalkommentaren ausgestattete Biographie habe ich bislang noch nirgends gesehen oder gelesen, und zu dieser Leistung kann man den beiden Männern hinter „KISS demaskiert: Die offizielle Biographie“ nur gratulieren. Es scheint eine höhere Macht dahintergesteckt zu haben, dass David Leaf und Ken Sharp sich eines Tages begegneten und eine ganz besondere Leidenschaft teilten, so dass dieses Buchprojekt tatsächlich noch realisiert werden konnte. Ich bin schlichteg überwältigt und empfehle dieses Buch ohne jegliche Einschränkung weiter!

Hyung, Min-Woo – Priest – Band 5

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709

Die Geschichte geht weiter, und sie geht vor allem noch weiter in die Tiefe, denn nachdem Min-Woo Hyung im vierten Band bereits nähere Auskünfte über die Vergangenheit von Ivan Isaacs gegeben hat, gräbt er nun im Vermächtnis des gefallenen Erzengels Temozarela und erzählt bzw. illustriert, wie er wieder zum Leben erweckt wurde. Interessant ist hierbei, dass der Autor die ganze Geschichte aus der Sicht des Priesters Vater Simon aufzieht, der seinerseits im Tagebuch von Ivan Isaacs herumstöbert und dort dessen Berichte über Temozarela und seine Wiedergeburt aufschnappt. Es handelt sich quasi um eine Geschichte in einer Geschichte, die wiederum Part der eigentlichen Handlung ist. Klingt kompliziert, ist aber im Endeffekt doch sehr simpel.

_Story:_

Einst war der Kreuzritter Vascar de Guillon bereit, sein Leben für den Glauben zu opfern. In unzähligen Schlachten bewies er sich als Verfechter des christlichen Glaubens und kämpfte erfolgreich gegen das durch die Ketzer hervorgerufene Leid. Als eines Tage seine Frau an einer gefährlichen Krankheit laboriert, schlägt de Guillons Mission in puren Hass um. Er glaubt, dass der Teufel durch seine Untertanen, die Ketzer, für die Krankheit von Marianne verantwortlich ist, und von diesem Tag an kämpft er nicht mehr für seinen Glauben, er mordet im Namen Gottes – bis zu dem Tag, als seine Frau im Namen der Kirche bei lebendigem Leib verbrannt wird. Vascar vergisst sämtliche ihm auferlegte Dogmen, und sein Zorn ist so unermesslich, dass er mit dem Erzengel Temozarela einen teuflischen Pakt schließt, der ihn von den Fesseln der christlichen Glaubensgemeinschaft befreien soll …

Die Geschichte von Temozarela bzw. Vascar de Guillon ist faszinierend und nochmals eine Steigerung zu den Erzählungen über Ivan Isaacs. Ganz klar hat die Story von „Priest“ im fünften Band ihren bisherigen Höhepunkt erreicht, und zunehmend versteht man die Motivation der beiden vorläufigen Hauptcharaktere Temozarela und Isaacs, den geschürten Hass dem jeweils anderen gegenüber in einem erbitterten Kampf zu entfesseln.

Besonders überzeugend hat Min-Woo Hyung hierbei die Dramatik im Leben des Vascar de Guillon dargestellt, einem Mann, der für seinen Glauben alles getan hätte, der sich aber letztendlich von seiner Kirche im Stich gelassen und betrogen fühlt. Anders als bei so vielen Mangas hat sich der Autor hier genügend Zeit gelassen (immerhin ein ganzes Buch), um das Herausbilden des Hasses, die sehr emotionale Story und das tragische Schicksal dieses Menschen zu schildern, und das tut der ganzen Handlung wirklich sehr gut.

Andererseits knistert die Spannung im Hintergrund weiter, denn irgendwann – das weiß man nun bereits – wird Hyung die ganzen Fakten zusammenfügen müssen, und auf diesen Moment bin ich jetzt schon sehr gespannt. Leider sind bislang nur die bis dato besprochenen fünf Bände erhältlich (Band sechs kommt in Kürze), was die Wartezeit natürlich nicht gerade einfach macht. Aber der bisherige Verlauf ist schlicht und einfach genial illustriert worden, weshalb ich noch einmal betonen möchte, dass man „Priest“ auf jeden Fall gelesen haben sollte!

Köster-Lösche, Kari – Mit Kreuz und Schwert (Sachsen-Trilogie, Band 3)

[Das Blutgericht 1719
[Donars Rache 1729

Ich habe es in den vorangegangenen Rezensionen zur „Sachsen-Saga“ bereits anklingen lassen, dass mich die aktuelle Reihe von Kari Köster-Löscher nicht sonderlich aus den Schuhen gehauen hat, was vor allem mit ihrem recht abgehackten Schreibstil und dem verminderten Aufbau von echter Spannung zu tun hat. Dementsprechend wusste ich nun nicht, worauf ich mich beim dritten und letzten Band am meisten freuen sollte – auf das Buch an sich, oder doch mehr auf das Ende der Reihe, durch die ich mich anfangs wirklich gequält habe … 318 Seiten später weiß ich, dass die Wahrheit für mich persönlich wohl irgendwo dazwischen liegt, denn „Mit Kreuz und Schwert“ ist einerseits keine solch herbe Enttäuschung wie „Das Blutgericht“, andererseits aber auch nicht so gut und einigermaßen spannend erzählt wie „Donars Rache“. Dennoch werden Fans der Serie hier sicherlich ihre Freude haben, zumal sie bis zu diesem August ungefähr ein Jahr auf den letzten Teil der „Sachsen-Saga“ haben warten müssen.

_Story:_

Die Vergangenheit in der Zukunft ist für Gunhild scheinbar bewältigt, denn mittlerweile fühlt sie sich im Sachsen der Vergangenheit weitaus wohler als in der Kölner Siedlung, in der sie einmal gelebt hat. Nach einer erfolgreichen Flucht aus dem Lager der Franken, dem Glaubenskampg an der Seite von Gerowulf und der finalen Gerechtigkeit hat sie sich nun in ihrem neuen Heim niedergelassen und genießt das schlichte Leben in Sachsen. Ihr Geliebter Gerowulf ist seit einiger Zeit ihr Ehemann, und ihr gemeinsamer Sohn Helco entwickelt sich prächtig. Dennoch sind die Krisenzeiten keineswegs vorbei, denn nach wie vor kämpfen die Franken mit aller Macht um das noch nicht verloren geglaubte Sachsen. Doch auch in der Ehe von Gunhild und Gerowulf läuft nicht mehr alles zum Besten. Hinterlistige Intrigen und ein übler Verrat stellen das gemeinsame Leben auf eine harte Probe, und Gunhild zweifelt mehr und mehr daran, ob sie wirklich den Rest ihres Lebens mit Gerowulf in Sachsen verbringen möchte, oder ob sie doch lieber mit ihrem Sohn Helco in die Zukunft zurückkehren soll. Gunhild steht vor einer schweren Entscheidung, mit der sie sich nicht mehr lange Zeit lassen kann …

_Bewertung:_

Stand die Glaubensfrage in den ersten beiden Bänden noch deutlich vor der Liebesgeschichte zwischen Gunhild und Gerowulf, so nimmt diese in „Mit Kreuz und Schwert“ eine viel gewichtigere Rolle ein. Selbst die Tatsache, dass Gunhild sich bereits nach ihrer ersten Rückkehr in die heutige Zeit weiterhin nach Gerowulf sehnte, wurde von Kari Köster-Lösche nur recht knapp abgehandelt; jetzt jedoch, wo die Beziehung ersnthaft bedroht ist, ist sie das Hauptthema des ganzen Buches und degradiert den Kampf um Sachsen fast gänzlich zum Nebenschauplatz. Das wäre ja nicht weiter schlimm, nur hat die Autorin ersnthafte Probleme dabei, die aufkochenden Emotionen in Worte zu fassen und hält sich trotz der Dominanz des Themas mit Schilderungen über Gefühle ziemlich nüchtern zurück. Das erschwert wiederum den Zugang zum Buch, denn etwas Zwischenmenschliches so trocken zu beschreiben, langweilt phasenweise und wirft auch die zuletzt noch gelobte Spannung wieder zurück, denn diese ist in Teilen mal wieder kaum vorhanden.

Ebenso wird der Zwiespalt, in dem Gunhild sich zum Ende des Buches hin befindet, nur gerade mal ausreichend beschrieben. Der innerliche Konflikt, der ja nach außen hin ganz klar vorhanden ist, lässt emotionale Details vermissen, und bevor Gunhild dann richtig mit dem eigenen Gewissen zu ringen beginnt, ist die Sache auch schon wieder aufgelöst. Genau dieser hölzerne Stil ist es schließlich auch wieder, der mich an einigen Stellen der aufkeimenden Begeisterung beraubt und mich schließlich auch zu dem Urteil kommen lässt, dass Köster-Lösche mit diesem Buch eine recht durchschnittliche Serie mit einem gleichermaßen durchschnittlichen Band zu Ende gehen lässt. Ich kenne jedenfalls mehrere Dutzend lohnenswerterer HistoFantasy-Reihen, auch wenn sie sich thematisch nicht immer an tatsächlichen Begebenheiten orientieren. Die Autorin hat ihre Chance gehabt, ein solch gewagtes Thema für drei bewegende Romane zu verwenden, und meiner Meinung nach hat sie diese kaum genutzt.

Hyung, Min-Woo – Priest – Band 4

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707

Im vierten Band der „Priest“-Reihe gräbt Autor und Zeichner Min-Woo Hyung tief in der Vergangenheit des Hauptdarstellers Ivan Isaacs und schildert die Geschichte des jungen Priesters aus dessen eigener Sicht, ganz so, wie er sie in seinem Tagebuch auch selbst dargestellt hat. Dieses Tagebuch hat er einst auf der Jagd nach Temozarela geschrieben, und durch seine Aufzeichnungen wird auch deutlich, wie sich der Hass auf den gefallenen Erzengel entwickelt hat und warum Ivan all seine Hoffnungen und Träume dafür hat aufgeben müssen.

Der junge Priester Vater Simon zweifelt noch immer an den Thesen seiner Glaubensbrüder und an der Wahrheit um das ‚heilige Gefängnis‘ namens Heshion. Doch andererseits kann er sich kaum vorstellen, dass die dort lebenden Kollegen den Großteil ihres Lebens damit verbracht haben, einer nicht vorhandenen Wahrheit herzujagen, und so liest er mit großem Interesse das Tagebuch des jungen Ivan Isaacs. Dort erfährt er von einem adoptierten Jungen, der von seiner Schwester nie als Stiefbruder akzeptiert wurde, eigentlich aber ausschließlich aus dem Grunde, um eben jener das Leben nach dem Tod ihrer Mutter einfacher zu machen, in die Familie Isaacs aufgenommen wurde. Doch Ivan beweist Standfestigkeit, und nach dem Tod seines Stiefvaters ist er Gena, so der Name seiner Halbschwester, schon sehr nahe gekommen, auch wenn sich dies beide nicht eingestehen wollen. Erst als er nach einem neunjährigen Priesterseminar in seine Heimat und somit auch zu Gena zurückkehrt, wird er sich seiner Gefühle bewusst, und auch Gena fühlt sich zu ihm hingezogen.

Doch dann taucht der seltsame Priester Raul Piestro auf und bittet Ivan um Mithilfe bei der Aufdeckung einiger vertuschter, religiöser Geheimnisse. Hin- und hergerissen zwischen seiner Berufung auf der einen und Gena auf der anderen Seite, kämpft Ivan mit heftigen Gewissensbissen, entschließt sich letztlich aber doch dazu, Raul Piestro zu folgen. Es dauert nicht lange, bis er genau diesen Beschluss bereut, denn danach ist nichts mehr so, wie es einmal war …

Band numero vier ist für meinen Geschmack bisher der beste und vor allem spannendste Teil dieser Reihe, weil sich hier schon einige Kreise schließen und man doch langsam hinter das mysteriöse Geheimnis hinter dieser Geschichte steigt bzw. eine Vorstellung davon bekommt, worum es in „Priest“ neben der ganzen Action auch geht. Hyung zeichnet unter anderem sein Bild von der Kirche, was aber im weiteren Verlauf dieser Serie noch krasser werden wird. Hier geht es zunächst mal darum, den Teufel als das Böse und als eine Bestie darzustellen, dabei aber auch zu beleuchten, dass die Kirche in vielerlei Hinsicht ein scheinheiliges Spiel betreibt, wobei Hyung hier auch Parallelen zu den oftmals hervorgehobenen Kreuzzügen zieht, und deren Ereignisse schließlich auch mit in die Geschichte einbezieht.

In erster Linie geht es in Band 4 aber darum, wie Ivan Isaacs innerlich von Selbstzweifeln geplagt wird, die sich wie ein roter Faden durch sein ganzes Leben ziehen. Zunächst die Entscheidung, Priester zu werden, anschließend seine Liebe zu Gena mit dem Entschluss, sein Priesterdasein mit einer höheren Priorität auszustatten, und dann schließlich die gedankliche Begegnung mit dem Teufel und der Bestie Belial, zu der Ivan sich nach einigen Aufrufen hingezogen fühlt und an die er später auch seine Seele verkauft (was jedoch hier noch nicht beschrieben wird).

Durch ständig wechselnde Szenarien in den Zeichnungen hat Hyung die Gefühlswelt Isaacs‘ wirklich sehr authentisch und lebhaft illustriert. Dazu fällt auf, dass die Zeichnungen entgegen aller vorher geäußerter Kritik zwar weiterhin eckig, aber weitaus schärfer als zuvor ausgefallen sind. Auf diesem Gebiet ist eine eindeutige Verbesserung zu erkennen. Doch auch die Story gewinnt immer mehr an Farbe, wobei der Autor noch weiter abschweift und sich immer mehr Möglichkeiten für die weiteren Fortsetzungen aufbaut. Zudem ist das Thema an sich wirklich genial und mit alle seinen Nebensträngen prima aufgearbeitet worden.

Ich gebe zu, bei den ersten beiden Bänden hatte ich noch so meine Bedenken, wohin die Reise von „Priest“ gehen würde, doch jetzt bin ich davon überzeugt, eine der besten aktuellen Manga-Reihen mitzuverfolgen.

Köster-Lösche, Kari – Donars Rache (Sachsen-Trilogie, Band 2)

Nachdem ich vom ersten Teil [„Das Blutgericht“ 1719 herb enttäuscht war, fiel es mir ungleich schwerer, mich noch weiter für die „Sachsen-Saga“ von Kari Köster-Lösche zu begeistern, weshalb ich die Geschichte erst einmal eine Woche lang beiseite legte, um neue Motivation zu sammeln. Unerwarteterweise kam eben jene bei der Lektüre von Band 2, „Donars Rache“, zurück, denn Köster-Lösche hat in gewisser Weise noch einmal die Kurve bekommen und es doch noch geschafft, dem Buch spannende Ansätze zu verleihen. Zum Glück …

_Story:_

Gunhild ist wieder in der Realität angekommen und berichtet ihrem Freund Günter von ihren Erlebnissen, doch der will ihr natürlich erst einmal nichts glauben und weist sie barsch ab, weil sie so lange fort gewesen ist. In diesem Moment merkt Gunhild, dass ihre Bestimmung darin besteht, ihren Geliebten Gerowulf wiederzufinden, und deshalb kehrt sie erneut in die ferne Vergangenheit zurück, um ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. Doch bei ihrer Rückkehr gerät sie mitten in einen Glaubenskrieg zwischen Sachsen und Franken hinein. Letztere wollen ihre Kontrahenten mit aller Macht zum christlichen Glauben bekehren, was ihnen durch eine Zwangsbekehrung auch gelingt. Gerowulf, der Fürst der Sachsen, ist machtlos gegen die Macht der Gegner, und seine Männer, die auch nicht mehr an die Abwendung des Unheils glauben, zerstreuen sich in alle Winde.

Für Gunhild ist der Anblick all dessen zu viel. Sie kann das Leid der Franken nicht ertragen und beschließt daher, auf eigene Faust gegen das Verbrechen vorzugehen. Dazu nutzt sie ihre medizinischen Kenntnisse, um beim gemeinen Volk Ansehen zu erlangen. Dies nutzt sie dazu, gleichgesinnte Frauen um sich zu scharen und sie zum Widerstand gegen die christliche Eroberung anzustacheln. Gerowulfs Krieger bekommen Wind von der neuen Bewegung und schließen sich wieder ihrem alten Führer an. Mit gemeinsamer und geballter Kraft nimmt der Aufstand der Franken seinen Lauf …

_Bewertung:_

Eines vorweg: Auch in „Donars Rache“ ist Kari Köster-Lösche weit davon entfernt, stilistische Glanzpunkte zu setzen, denn nach wie vor ist ihre Art zu Schreiben recht hölzern und abgehackt. Und auch so manche Begebenheiten wie die Rückkehr von Gunhild sowie der seltsame Zwist zwischen ihr und ihrem ehemaligen Lebensgefährten Günter sind einem recht suspekt, weil sie das Buch nicht wirklich bereichern.

Dafür ist Köster-Lösche jedoch die Darstellung der Ereignisse in Sachsen viel besser gelungen, und tatsächlich entwickelt sich im Laufe der Story, speziell ab dem Moment, in dem Gunhild ihren Einfluss erkennt und geltend macht, ein guter Spannungsbogen, der bis zur letzten Seite anhält, auch wenn so manches Folgeereignis schon vorab zu erahnen war. Doch im Vergleich zu „Das Blutgericht“ werden hier nicht einfach nur gewisse Punkte lieblos aneinandergereiht, sondern die Geschehnisse gehen nahezu fließend ineinander über und können sich entfalten, ohne dass man befürchten müsste, dass ein bestimmter Handlungsabschnitt plötzlich beendet wird, weil schon der nächste sich anbahnt.

Natürlich ist „Donars Rache“ alleine deshalb noch kein literarischer Quantensprung, aber immerhin ein großer Schritt in die richtige Richtung, der wieder Laune und Lust auf mehr macht und das Lesen dieser Saga nicht zur Qual werden lässt. Meine großen Befürchtungen wurden also glücklicherweise nicht bestätigt, und ich bin doch wieder gespannt, ob Köster-Lösche die Serie zufrieden stellend zu Ende bringt und ich es anschließend nicht bereuen muss, meine Lesestunden für diese drei Bände ergebnislos geopfert zu haben. Im Falle von „Donars Rache“ habe ich dies jedenfalls nicht.

Hyung, Min-Woo – Priest – Band 3

[Band 1 1704
[Band 2 1705

Im dritten Band nimmt die Geschichte um den mysteriösen Priester „Ivan Isaacs“ eine plötzliche Wende, denn der Autor und Zeichner Min-Woo Hyung schwenkt nach einigen weiteren Auschnitten aus dem verhängnisvollen Leben in der Wüste 300 Jahre weiter in die Zukunft und beginnt, das Vermächtnis des Priesters näher aufzudecken. Plötzlich wird die Geschichte in einem ganz anderen Rahmen betrachtet, gewinnt dadurch aber einige zusätzliche Elemente und Hintergründe, die man bislang noch gar nicht in Betracht ziehen konnte.

Während die Führerin der Angel-Rebellen für die Anschläge in der Wüste verantwortlich gemacht wird und die verbliebenen Bewohner die Todesstrafe für dieses teuflische Verbrechen fordern, findet Lizzy bei einigen Marshalls noch einen letzten Hoffnungsfunken, denn sie glauben an ihre Unschuld und wollen der Wahrheit auf die Spur kommen. Lizzy sieht darin auch die einzige Chance, noch einmal aus ihrer Misere auszubrechen, und willigt schließlich ein, sich den Sheriffs anzuvertrauen – ansonsten besteht nämlich für sie auch die Gefahr, infolge ihrer schweren Verletzung zu einer Untoten zu mutieren.

Isaacs beginnt derweil, an seinen Memoiren zu arbeiten, die schließlich 300 Jahre später auftauchen. Der längst totgeglaubte Graham hat die letzten Jahre damit verbracht, das Tagebuch von Ivan Isaacs zu studieren und die seltsamen Vorkommnisen der Vorzeit aufzuklären. Jedoch braucht er dazu die Hilfe seines alten Kumpels Simon, der überrascht ist, Graham eines Tages wiederzutreffen, jedoch noch mehr ins Staunen kommt, als dieser ihm einen riesigen Komplex offenbart, in dem die Forschungen ein im wahrsten Sinne des Wortes diabolisches Ausmaß annehmen. Die dort lebenden Gläubigen glauben fest daran, dass Simon ihnen beim letzten Schritt zur Vollendung ihrer Theorie weiterhelfen kann, und als dieser sich die Dokumente von Isaacs ansieht, entdeckt er so manches grauenvolle Geheimnis aus der Vergangenheit.

Min-Woo Hyung hat bereits nach sehr kurzer Zeit einen gewagten Schritt gemacht und die bisherige Geschichte erst mal zur Ruhe gelegt. Schilderte er in den ersten beiden Mangas noch die Sicht der Dinge überwiegend aus dem Blickwinkel der verwirrten Lizzy, kommen nun die Ansichten und der Glauben gelehrter Theologen und Wissenschaftler an die Oberfläche, wobei die religiösen Inhalte dieser Reihe ebenfalls zum ersten Mal eine gewichtigere Bedeutung gewinnen. Hyung gibt erstmals einige Hinweise auf die ferne Vergangenheit und die Geschehnisse vor dem Tag, an dem Ivan Isaacs seine Selle an Belial verkaufte, hält sich aber dabei noch dezent zurück, so dass die Spannung stets sehr hoch und der Leser am Buch kleben bleibt.

Andererseits ist man zunächst einmal verwirrt, weil man einen solchen Schritt zu diesem Zeitpunkt absolut nicht erwartet hat. Dies soll jedoch nicht heißen, dass die Geschichte aus dem Wilden Westen damit abgeschlossen wäre – hier setzt Hyung zu einem späteren Zeitpunkt dann wieder an, doch erst einmal deckt er jetzt Schritt für Schritt die Geschichte der verschiedenen Charaktere auf und deutet in Band 3 bereits an, welche Tragweite die gesamte Story hat.

Mit dem Buch als Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart lässt der Autor schließlich zwei Geschichten parallel laufen und holt diesbezüglich auch ziemlich weit aus. In den kommenden Bänden, ich möchte es schon mal ankündigen, spielt die Geschichte sich in einzelnen Flashbacks aus der Sicht von Ivan Isaacs‘ Tagebuch ab, und dabei wird dann Schritt für Schritt die Wahrheit über den jungen Priester, den Erzengel Temozarela und schließlich auch das nebulöse Gebilde inmitten der abgelegenen Theologen-Festung aufgedeckt.

Es lohnt sich also nach wie vor, bei dieser Geschichte am Ball zu bleiben, gerade jetzt, wo Min-Woo Hyung noch mehr Pforten für noch weiter reichende Handlungsstränge öffnet und die verschiedenen Zeiten dabei exzellent miteinander verknüpft. Spätestens mit diesem Band, in dem mir übrigens auch die illustrierten Darstellungen am besten gefallen (womit auch die verminderte Brutalität einhergeht), habe ich meine Liebe für „Priest“ entdeckt!

Köster-Lösche, Kari – Blutgericht, Das (Sachsen-Trilogie, Band 1)

„Eine unfreiwilligs Reise in die Zeit Karls des Großen“, so lautet der Untertitel zum Auftakt der dreiteiligen Sachsen-Saga von Kari Köster-Lösche, in der es um eine junge Tierärztin geht, die sich plötzlich in einer Welt einige Jahrhunderte vor ihrer Zeit wiederfindet und dort einerseits als Hexerin verachtet, gleichzeitig aber auch als Zauberin verehrt wird. Eine spannende Zeitreise verspricht die Geschichte zu werden – das glaubte ich im Voraus jedenfalls noch …

_Die Autorin:_

Kari Köster-Lösche, geboren in Lübeck, hat als Tierärztin zahlreiche wissenschaftliche Bücher veröffentlicht, bevor sie mit ihren Romanen „Die Hakima“ und „Die Heilerin von Alexandria“ zur Bestsellerautorin avancierte. Mit der Geschichte über eine Raubritterin hat sich Köster-Lösche zum ersten Mal an einer mehrteiligen Reihe versucht, die aber in Historien- und Fantasy-Kreisen weniger beachtet wurde. Mit der so genannten Sachsen-Saga versuchte sie sich 2003 dann an einem neuen Mehrteiler.

_Story:_

Die moderne Tierärztin Gunhild (hm, gibt es heute überhaupt noch solche Namen …) macht mit ihrem Lebensgefährten einen Ausflug ins Grüne in der Kölner Umgebung. Als sie dabei die Umgebung alleine näher erkundet, stößt sie gegen einen Baum und verliert für eine Sekunde die Besinnung. Als sie wieder klar sieht, liegt vor ihr ein schwer verletzter Mensch, den Gunhild zunächst für einen Schauspieler hält. Als Gunhild jedoch bemerkt, dass sich die Welt um sie verändert hat, von ihrem Freund keine Spur mehr da ist und der mysteriöse Fremde es mit seinen Ausführungen über die fränkische Kirche ernst zu meinen scheint, realisiert sie, dass sie auf unerklärliche Weise einen Zeitsprung gemacht hat.

Nachdem sie dem Fremden beim Verbinden seiner Verletzungen geholfen hat, führt er sie zurück in seine Heimat und hält sie dort als Sklavin. Sein Name ist Grimoald, und er hat sich in den Sinn gesetzt, im Dienste Karls des Großen und der Kirche die Sachsen zu bekehren. Mit seiner neuen Sklavin will er nach außen hin die macht Gottes demonstrieren, weil sie mit den Utensilien, die sie mitführt, für damalige Verhältnisse magische Dinge vollführen kann. Andererseits fürchtet Grimoald die Dame aber auch, denn aufgrund ihrer seltsamen Kräfte scheint er ihr in gewisser Weise auch unterlegen.

Gunhild fürchtet in der neuen Welt um ihr Leben und wünscht sich nichts sehnlicher, als die Rückkehr zu ihrem Geliebten und vor allem in ihre Heimat. Als der Priester immer grausamer zu ihr wird, flieht sie zu den Sachsen, die noch dem ‚alten‘ Glauben anhängen. Erst als sie dort den klugen Fürstensohn Gerowulf kennen lernt, schöpft sie neue Hoffnung und beginnt langsam, sich in ihrer neuen Umgebung zu akklimatisieren …

_Bewertung:_

Das Potenzial dieser Geschichte ist wirklich endlos, und aus der Historie der Sachsen und dem Zwiespalt der verschiedenen Glaubensinitiativen hätte man eine Menge herausholen können, alleine schon beim plötzlichen Eintauchen in die neue Welt. Die Autorin scheint das indes wenig interessiert zu haben, denn sie schildert die Ereignisse derart trocken und hölzern, dass einem schnell die Freude am Lesen vergeht. Nach 50 Seiten sieht man sich einfach so mit der Tatsache konfrontiert, dass Gunhild gegen einen Baum gelaufen ist, plötzlich in einer anderen Welt lebt und des Priesters Untergebene geworden ist. Spannung Fehlanzeige! Die gesamte Abfolge der Geschehnisse wird in „Das Blutgericht“ fast schon in Form eines Berichtes abgehandelt; ausführliche Beschreibungen, detaillierte Inszenierungen und all dergleichen findet man hingegen nur ganz, ganz selten.

Selbst die Sehnsucht nach der modernen Welt stellt Köster-Lösche nur unzureichend dar; bisweilen klingt das sogar wenig glaubhaft, so nach dem Motto „ach schade, dann kann ich wohl nicht mehr zurück, schade“. Auch als Gunhild sich dann endlich mal entschließt, den üblen Priester zu verlassen und für ihre Unabhängigkeit im Sachsen des 9. Jahrhunderts zu kämpfen, gewinnt die Geschichte nicht an Tempo; im Gegenteil, es wird eher noch langweiliger, weil selbst solch entscheidende inhaltliche Wendungen einen nicht aus der Reserve zu locken vermögen.

Ich bin jetzt schon sehr skeptisch, ob sich die Autorin in den nachfolgenden zwei Bänden noch irgendwie aus der Misere befreien kann und ihren Schreibstil insoweit ändert, dass die Thematik und das in ihr steckende Potenzial endlich mal ein bisschen Farbe gewinnt. Die anfangs noch vorhandene Vorfreude auf diese Trilogie ist aber erstmal weitestgehend verpufft und einer herben Enttäuschung gewichen.

Auf die unerfreulichen logischen Patzer möchte ich jetzt nicht mehr eingehen, das würde „Das Blutgericht“ ansonsten vollkommen in Grund und Boden stampfen. Aber einen Hineis trotzdem: Laut Kari Köster-Lösche konnten die Menschen damals zur Zeit von Karl dem Großen (vor 1.200 Jahren) schon die heutige, moderne deutsche Sprache verstehen. Aha …
Hoffentlich werden die nächsten beiden Bücher nicht zur nervigen Qual!

Min-Woo Hyung – Priest (Band 2)

Der zweite Teil der „Priest“-Serie von Min-Woo Hyung zeichnet sich ebenso wie sein Vorgänger durch eine oftmals sehr brutale Handlung aus, die nicht nur von den üblichen Kampfszenen, sondern auch von allerlei nervenaufreibenden Darstellungen (so zum Beispiel das Bild von Ivan Isaacs als Gekreuzigter oder so manche entstellte Person nach einem Zombieangriff) hervorgehoben wird. Komischerweise ist mir dies erst zu diesem Zeitpunkt so recht aufgefallen, obwohl das Gemetzel im ersten Band beim Zugüberfall auch schon ganz ordentlich war. Na ja, so stumpft mal wohl schon ab …

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Hill, Susan – Der Menschen dunkles Sehnen

Susan Hill, geboren 1942 in Scarborough, begann schon als junge Frau zu schreiben. Sie hat zahlreiche Romane, Jugendbücher, Hörspiele und Sachbücher veröffentlicht. Mit ihrer neuen Trilogie hochklassiger Kriminalromane erobert sie derzeit eine riesige Fangemeinde.
Susan Hill lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in einem Landhaus in Gloucestershire.

_Inhalt:_

Im englischen Kathedralstädtchen Lafferton scheint die Welt noch in Ordnung. Familien gehen ihren Geschäften nach, der Kirchenchor und ein engagiertes Ärztepaar sorgen fürs Gemeindewohl, und über allem thront ein grüner Hügel, den Sportler und Flaneure zu fast jeder Stunde bevölkern. Als die alleinstehende, 53-jährige Angela Randall beim Joggen im Nebel verschwindet, will die Polizei den Fall schnell wieder zu den Akten legen. Ist sie nicht eine Erwachsene, die gehen kann, wohin sie will? Nur Kommissarin Freya Graffham hat ein ungutes Gefühl; vor allem, als sie im Küchenschrank der Vermissten einen seltsamen Brief findet.

Bald darauf kommt eine weitere Frau, die junge Debbie Parker, nicht mehr von ihrem Morgenspaziergang auf dem Hügel zurück. Die Polizeit fragt sich, ob dies nicht alles mit den seltsamen New-Age-Heilern und Esoterikern zusammenhängt, die seit einiger Zeit ihre Praxen im Nachbarort betreiben. Als schließlich weitere Menschen verschwinden, und die Hinweise auf einen teuflisch-raffinierten Täter, der die Wissenschaft vom Körper zu lieben scheint, sich mehren, wird die Polizeistation trotz gerade anhaltender Drogen-Razzien in Alarmbereitschaft gesetzt.

Ganz langsam kriecht das Böse in die heimeligen Gässchen Laffertons, und nahezu jeder käme als Schuldiger in Frage. Wenn man genauer hinsieht, hat jeder einzelne Charakter schicksalshafte Brüche in seinem Leben gehabt, selbst Polizeichef Simon Serrailler, in den Freya sich direkt beim ersten Treffen verliebt hat. Die junge und engagierte Kommissarin lässt schließlich auch nicht locker, bis sie entdecken muss, was all jene verbindet, die niemals von Laffertons idyllischem Hügel wiederkehren …

_Bewertung:_

„Der Menschen dunkles Sehnen“ ist nicht nur ein standesgemäßer Krimi, sondern zudem auch eine Erzählung von Menschenschicksalen, bei denen nicht selten der Tod eine große Rolle spielt.

Da wäre zum einen die beliebte Ärztin Cat Derborn, die fast tagtäglich mit schwer kranken Menschen zu tun hat, denen sie in ihrer letzten Stunde Beistand leisten muss. So zum Beispiel dem alten Harry, der zusammen mit seiner Frau Iris und der Doktorin die letzten Minuten verbringt, bis er schließlich dahinscheidet. Iris hingegen kommt mit dem Tod ihres Mannes nicht zurecht, entscheidet sich schließlich für die Teilnahme an einer Seance, kann aber niemandem mehr davon erzählen, weil sie anschließend nicht mehr gesehen wird. Dieses Schicksal teilt sie wiederum mit der unscheinbaren Angela Randall, einer Frau, deren Vergangenheit und deren ganzes Leben vollkommen ungewiss ist, weshalb ihr Verschwinden zunächst auch keine großen Nachwirkungen mit sich bringt. Die andere Leidtragende, Debbie Parker, lebt ebenfalls sehr zurückgezogen und hat enorme Probleme mit ihrem Äußeren. Auch sie sucht einen alternativen Therapeuten auf, um sich gegen Akne behandeln zu lassen, und kehrt eines Tages nicht zurück.

Dann wäre da die junge Kommissarin Freya Graffham: Nach ihrem unglücklichen und peinvollen Eheleben in London hat sie in Lafferton eine neue Heimat und neue Freunde gefunden, und der letzte Schritt zu ihrem Glück wäre eine Beziehung mit dem Polizeichef Simon Serrailler. Der hingegen ist eher scheu, was solche Beziehungen betrifft, und hat schon mehrere Frauen zurückgewiesen. Seine Mutter ist da das genaue Gegenteil; sie betätigt sich bei Wohltätigkeitsorganisationen, hilft, wo sie nur kann, und sieht entgegen ihrem Mann in Simon keinen Versager, bloß weil dieser sich wie der im Gegensatz zum Rest der Familie nicht für eine Arztkarriere entschieden hat – eben so wie seine Schwester Cat, mit der die Liste ja begonnen hat. Und dann wären da noch unzählige New-Age-Therapeuten, so genannte Quacksalber, die auch allesamt ihre Gründe haben, warum sie in der heutigen Zeit nicht als ‚echte‘ Äzrte praktizieren – und die sind ebenfalls in einer schicksalhaften Vergangenheit verankert …

Susan Hill leistet wirklich einzigartige Arbeit, indem sie die verschiedenen Charaktere und ihr gesamtes Leid, ihre schmerzvolle Vergangenheit, ihre Probleme, sich so richtig in die ’normale‘ Gesellschaft zu integrieren, und die möglichen Lösungsstrategien mit allen wichtigen Details beschreibt und dabei geschickt den Bogen zum unscheinbaren aber trügerischen Dorf Lafferton spannt, wo diese Menschen nun alle aufeinandertreffen. Jede Person scheint ein Einzelschicksal zu sein, doch irgendwie besteht zwischen alldem eine Verbindung, und genau diese stellt Susan Hill episodenhaft und unheimlich spannend über die Spanne von 550 Seiten dar. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf den düsteren Eigenschaften der menschlichen Seele, die vor allem bei den betroffenen und kranken Menschen sehr gut zur Geltung kommt. Im Detail geht sie hier spezifisch auf das Wechselbad zwischen Hoffnung und Verzweiflung ein, erforscht aber in ihren Schilderungen auch, wie sich diese beiden konträren Punkte letztendlich bedingen. Am besten gelungen ist dies bei der Freundin von Cat Deerborn, die an Krebs erkrankt ist, nach außen hin eine sehr starke Persönlichkeit verkörpert und glaubt, dass alternative Behandlungsmöglichkeiten sie von ihrem Leid befreien, obwohl sie andererseits fest weiß, dass sie ohne eine echte medizinische Therapie keine Chance gegen ihre Krankheit haben wird.

Die düstere Seite der Seele wird aber auch in den ‚bösen‘ Charakteren dieses Buches beschrieben. Nicht, dass man sofort wüsste, wer nun wirklich gut und böse ist (und das ist ein weiterer Geniestreich von Susan Hill), aber wenn ich nun rückblickend betrachte, wie Susan Hill hier langsam aber mit Bestimmtheit das Bild eines eigentlich unauffälligen Psychpathen entstehen lässt, dann kann ich vor diesem Meisterstück nur den Hut ziehen. Die Autorin ist diesbezüglich aber auch sehr einfallsreich und stellt den mutmaßlichen Täter von zwei Seiten vor: einmal aus der Ich-Perspektive, durch verschiedene zwischendurch eingefügte Kapitel in Form eines Tonbands, auf dem derjenige seine Beweggründe und Gedanken äußerst; und zum zweiten aus der Sicht der Bürger Laffertons und hier besonders Freya Graffham, die sich dieses mysteriösen Falles angenommen hat.

Letztendlich ist es aber auch eine Moral, die Susan Hill hier kreiert. Sie zeichnet nämlich das Bild eines völlig unauffälligen Menschen nach, der jedoch von inneren Zwängen so sehr vereinnahmt wird, dass er abseits seines Alltags zu Greueltaten fähig ist, die man ihm niemals zutrauen würde. Und weil diese Geschichte in einem ansonsten sehr ruhigen und geselligen Dörfchen spielt, zeigt Hill zudem auf, dass die düsteren Geheimnisse des menschlichen Antriebs überall versteckt sind, selbst in einem kleinen Ort wie Lafferton!

Schlussendlich bin ich von der Geschichte schwer beeindruckt, auch wenn die Autorin für meinen Geschmack mit manchen Hinweisen ein Stück zu früh herausrückt. Das Rätsel um das Verschwinden der verschiedenen Frauen bzw. darum, was oder wer genau dahintersteckt, wird nämlich ansatzweise schon nach der Hälfte des Buches aufgelöst. Trotzdem bleibt die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht erhalten, denn Hill hat sich bis dorthin schon so viele Türen geöffnet und so viele Einzelheiten zu den verschiedenen Charakteren preisgegeben, dass man keine Ruhe hat, bevor man nicht wirklich jedes noch so winzige Detail erfahren hat. Hinzu kommt ein schier unvergleichlicher Schreibstil: kurz und prägnant, simpel und teilweise umgangssprachlich, aber nicht weniger fesselnd als so manch hochtrabender Roman – und somit auch sehr sympathisch. „Der Menschen dunkles Sehnen“ lebt von seinen meisterlich gezeichneten Charakteren und der intelligenten Herangehensweise von Susan Hill – und ist damit in Sachen Krimi/Thriller eines der besten Bücher, die derzeit auf dem Markt zu finden sind!

Hyung, Min-Woo – Priest – Band 1

Zombie-Horror im Wilden Westen; verkaufte Seelen, Banditen, düstere Gestalten und noch finstere Geheimnisse – dies sind die Themen der neuen Manhwa-Serie „Priest“ von Min-Woo Hyung, der hier sowohl das Skript als auch die Zeichnungen beigesteuert hat. Hyung outete sich bereits vorzeitig als großer Fan des klassischen Italo-Western und hat dessen coole Charaktere auch mit in seine neue Story einfließen lassen. Dazu fügt er die üblichen Elemente des Gothic-Horror, dies aber in einer intelligent inszenierten Geschichte mit zahlreichen Wendungen und einigen Überraschungen. Die Hauptfiguren von „Priest“ sind dabei alle an ein Schicksal gebunden, bei dem durchaus Parallelen zu erkennen sind. So hat es sich der junge Priester Ivan Isaacs, gleichzeitig der Hauptdarsteller dieser Reihe, zur Aufgabe gemacht, den Tod seiner Freundin Gena zu rächen. Zu diesem Zweck hat er seine Seele dem Dämonen Belial verkauft, um so die Chance auf ein zweites Leben zu bekommen.

Ihm entgegen stehen der mächtige Priester Temozarela und sein Scherge Jarbilong. Letzterer tritt unter dem Deckmantel der Kirche als Dämon in Menschengestalt auf und setzt alles daran, die Wiederkehr seines Meisters auf der Erde vorzubereiten und Ivan Isaacs ein für allemal aus dem Weg zu räumen.

Irgendwo dazwischen steht die junge Lizzy, ihrerseits Anführerin der Angel-Rebellen, die nach dem Tod ihres Vaters diese Rolle übernommen und noch ein reines Gewissen hat – bis zu dem Tag, als sie Ivan Isaacs trifft und eine schreckliche Begegnung macht …

Im ersten Band wird die Geschichte mitsamt ihrer Charaktere direkt in einem actiongeladenen Szenario eingeleitet. Die gefürchtete Anführerin der Angel-Rebellen, Lizzy, wurde von den Marshalls gefangen genommen und wird auf einem Zug festgehalten. Ihre Bandenmitglieder wollen sie auf dem Weg ins Zuchthaus befreien, was ihnen auch mühelos gelingt. Dann jedoch taucht eine mysteriöse Gestalt auf, die sämtliche Insassen des Zugs ums Leben bringt und brutal abschlachtet. Sämtliche Gegenwehr, selbst die Maschinengewehrsalven, prasselt an der Oberfläche des monströsen Dämonen ab, und die Angel-Gang sitzt in der Falle. Dann taucht der junge Priester Ivan Isaacs auf und stellt sich der Bestie in den Weg, bleibt dabei aber zum Erstaunen der anderen unversehrt. Es beginnt ein wilder Kampf, in den neben dem eigentlichen Monster auch die Zugpassagiere eingreifen, jetzt aber als Zombies, deren einziger Sinn darin besteht, das restliche Leben auszulöschen. Ein wilder Fight um Leben und Tod beginnt, und Lizzy kann noch gar nicht fassen, was sich da in so kurzer Zeit vor ihrem Auge abgespielt hat und noch abspielen wird …

Die Mischung aus Western- und Horror-Elementen ist wirklich interessant und wurde in der Storyline von Min-Woo Hyung auch sehr gut und vielseitig umgesetzt. So findet man einerseits diese coolen Gestalten aus dem Western-Bereich, auf der anderen Seite dann die finsteren Dämonen und Untoten, die hier das Böse charakterisieren. Mich erinnert das Ganze dabei sehr stark an den Klassiker „Hellsing“, vor allem aufgrund des Zeichenstils, der wirklich ziemlich eckig und im Gesamten auch sehr, sehr düster ist. Dementsprechend ist auch die Geschichte gehalten; trotz der hitzigen Atmosphäre einer Wüstenstadt regiert hier das Böse, wird jedoch vom Zeichner und Autor nicht genau definiert. Dadurch, dass man die beiden Parteien Gut und Böse hier noch nicht auseinanderhalten kann und nicht weiß, wer nun den Titelhelden abgeben soll – sofern es einen solchen bei „Priest“ überhaupt gibt – ist auch kaum vorhersehbar, in welche Richtung sich die Story weiterentwickeln wird. Hyung hält hier direkt zu Beginn einige Türen auf, gibt vereinzelte Hinweise auf die oftmals dramatische Vergangenheit der Hauptakteure und setzt ziemlich viele Fragezeichen in den Raum, die es in insgesamt 14 folgenden Bänden aufzuklären gilt.

Sowohl die Rolle von Ivan Isacs als auch die der Verbrecherin Lizzy ist nicht offensichtlich, man spürt aber schon, dass hier eine enge Verbindung besteht, gerade zum Ende hin, wo Lizzy dem mysteriösen Priester folgt. Und trotzdem weiß man noch nicht, was man nun von den einzelnen Personen halten soll.

Dies macht dann auch die Spannung bei „Priest“ aus; trotz hohem Erzähltempo stiftet Hyung hier einiges an Verwirrung, die jedoch in diesem Moment willkommen ist, weil man so auch viel mehr auf die einzelnen Details in den Zeichnungen schaut. Schade nur, dass diese in den Kampfszenen etwas verschwommen und undeutlich werden, gerade wenn sie nur in kleinen Bildausschnitten ilustriert wurden. Dies habe ich an „Priest“ dann neben der übertriebenen Darstellung der Nebengeräusche (zum Beispiel beim Nachladen der Waffen) zu bemängeln. Doch sieht man mal über diverse Unschärfen hinweg, macht der erste Band direkt eine ganze Menge Spaß und schnell Lust auf mehr. Zum Glück muss der Leser in diesem Fall aber nicht warten, denn Hyung hat bereits die ersten fünf Bücher auf den deutschen Markt gebracht. Und wer auf gut gemachten Manga-Horror abfährt und „Hellsing“ zu seinen Favoriten zählt, der wird mit dieser neuen Serie wirklich auch sehr gut bedient und sollte sich diesen einleitenden Band mal zu Gemüte fühen.

Froideval, François Marcela / Ledroit, Olivier – Zeichen der Dämonen, Das (Die Chroniken des schwarzen Mondes, Band 3)

Die Geschichte des jungen Wismerhill geht im dritten Band der „Chroniken des schwarzen Mondes“ weiter und nach dem sehr guten [Vorgänger, 1638 in dem schon viele mögliche Intrigen angedeutet wurden und Folgen erahnt werden konnten, kommt bei „Das Zeichen der Dämonen“ schon einiges mehr an Klarheit in die Sache herein, besonders was die bislang noch nicht ganz so offensichtlichen Bündnisse verschiedener Gruppen und Personen anbelangt.

Nach längerer Suche trifft Wismerhill schließlich auf das Orakel, findet dabei aber nicht nur Antworten auf seine zahlreichen Fragen. Gleichsam stellt ihn das Orakel vor neue Aufgaben und deutet sein erhabenes Schicksal an. Anschließend begibt sich Wismerhill auf die Suche nach seinem tot geglaubten Vater, dem Prinz der Schattenelfen.
Auf seinem Weg trifft der junge Ritter einen alten Weggefährten, seinen ehemaligen Anführer Ghor-Ghor Bey, der wie durch ein Wunder die Schlacht gegen die weißen Ritter (siehe [Band 1) 1625 überlebt hat. Wiederum verbünden sich die beiden, nur dass Bey schnell deutlich gemacht wird, dass es er sich dieses Mal unterzuordnen hat, denn Wismerhills Macht und Stärke ist nach dem langen Training enorm gewachsen.

Währenddessen schmiedet Haazel Thorn sehr zum Unmut der kaiserlichen Leibwache (mit ihrem Anführer Frater Sinister) ein unglaubliches Komplott. Mit seiner gesamten Armee zieht er in Richtung der kaiserlichen Feste, um dem Herrscher seine Aufrichtigkeit zu beweisen. Doch hinterrücks verfolgt er ganz andere Pläne …

Wismerhill und seine Gefährten entdecken auf dem Weg die große Armee Thorns und schöpfen Verdacht, weil sie, ohne angegriffen zu werden, durch sie hindurch maschieren können. In der Zwergenstadt Ghrunkedash besorgen sie sich weitere Waffen – die sie kurze Zeit später auch dringend brauchen werden, denn ein kleines gemütliches Dorf, in dem sie sich für eine Nacht niederlassen, entpuppt sich als die Hölle auf Erden, und Wismerhill muss sich im Kampf erneut dem Sukkubus stellen …

Wie auch schon der zweite Teil dieser Comic-Reihe, so ist auch „Das Zeichen der Dämonen“ richtig klasse geworden. Dieses Mal sind die Zeichnungen entsprechend der Stimmung und den finsteren Plänen sogar noch um einiges düsterer ausgefallen, was dem Zeichner-und-Autoren-Team jedoch an anderer Stelle wieder die Gelegenheit bietet, mit Hilfe der bestialischen Austrahlung des Sukkubus krasse Kontraste zu erzeugen. Speziell die Darstellung dieses Monsters sowie der sich über mehrere Seiten erstreckende Kampf zwischen Wismerhill und dem Sukkubus sind ein echter Augenschmaus und machen dieses Buch schon für sich genommen zu einer echt lohnenswerten Angelegenheit.

Im Hinblick auf die Story ist der dritte Teil sicherlich der bislang interessanteste, weil die Erzählung jetzt so richtig in Fahrt gekommen ist und ein deutlicheres Licht auf die angedeuteten Intrigen der ‚bösen‘ Charaktere geworfen wird. Der Leser sieht hier schon stellenweise klarer, auch wenn man ihn bei den detaillierten Planungen noch im Dunkeln tappen lässt – aber das erhöht wiederum die Spannung, wobei gerade das Ende fast schon eine Tortur ist, wenn man den nachfolgenden Band nicht zur Hand hat. Hier stehen sich nämlich zum ersten Mal die beiden wichtigsten Parteien gegenüber …

Mein Statement zur gesamten Serie ist daher auch gleichbleibend: „Die Chroniken des schwarzen Mondes“ sind eine ungeheuer gut gemachte, farbenfrohe, actionreiche und mit Wortwitz gesegnete Comic-Reihe, die einen ziemlich schnell fesseln kann. Ich persönlich habe die Intensität jetzt selbst zu spüren bekommen, denn gerade da, wo die Spannung am Höhepunkt ist, sprich auf der letzten Seite, fehlt mir die Möglichkeit bzw. der nächste Band „Die Stunde der Schlange“ zum Weiterlesen. Ich denke, das sagt dann auch genug über die Qualität dieses mehrteiligen Projektes aus …

Clou, Dimitri – Im Zeichen des Ypsilon

Jugendbücher dürfen auch von Erwachsenen gelesen werden! Warum auch nicht, schließlich hat die ältere Generation ebenfalls einen Anspruch darauf, spannende Abenteuergeschichten goutieren zu dürfen, auch nach Verstreichen der eigenen Jugendzeit. Umso mehr, wenn es sich um ein Buch wie „Im Zeichen des Ypsilon“ handelt, in dem Dimitri Clou in einer wirklich bewegenden, wenngleich auch zunächst seltsam anmutenden Story verschiedene Einzelschicksale schildert, in die man sich auch als erwachsener Leser sehr gut hineinversetzen kann. Dabei verfolgt Clou bisweilen auch recht philosophische Ansätze und eröffnet unzählige Möglichkeiten, und das so lange, bis man sich schließlich selbst in der Gedankenwelt des Schriftstellers verloren hat und sich schließlich bei der so elementaren Frage nach dem Sinn des Lebens wiederfindet – und das auf eine Art und Weise, die wirklich jede Generation bewegt. Und damit habe ich einen Teil der Schlusszeilen bereits vorweggenommen …

_Der Autor:_

Dimitri Clou, 1959 in Aldenhoven geboren, studierte Philosophie, Germanistik und politische Wissenschaften und arbeitete nebenbei als Taxiunternehmer. Nach Abschluss seines Studiums führte er ein Globetrotterdasein in einem Rallyesport-Team, das den Weltmeistertitel erringen konnte. Seiner Familie zuliebe gab er sein Nomadenleben auf und gründete in Köln eine Kinderzeitschrift. 1992 wechselte er in die Fernsehbranche und arbeitete viele Jahre als Redakteur und Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. Seit einigen Jahren ist er mit seiner eigenen Produktionsfirma selbstständig und wohnt mit seiner Familie in der Nähe von Köln. Zu seinen bisherigen Romanen gehört unter anderem „Das Quiz des Teufels“.

_Die Geschichte:_

Seit der Sache mit Coco hat sich der junge Finn Hasselblatt auf die Dächer und Dachböden der Stadt zurückgezogen, wo er seine Geheimnisse von der übrigen Welt am leichtesten fern halten kann. Damals gehörte er unter seinem Spitznamen „Silber“ einer Graffiti-Sprayer-Bande an und genoss unter den Freunden der Nacht einen fast schon legendären Ruf. Doch dann ist sein bester Freund auf tragische Weise ums Leben gekommen, woraufhin Finn sich vollkommen aus dem realen Leben entfernt hat und nun ein einsames aber auch sicheres Leben führt.

Eines Tages macht Finn jedoch eine seltsame Begegnung. Ein junges Mädchen wirft ihm eine versiegelte Flasche zu, erzählt ihm kurz von ihrem Schicksal und verschwindet alsbald wieder von der Bildfläche. Das Mädchen wurde von den geheimen Doktoren verfolgt, und als diese Wind davon bekommen, wo ihre Flasche hingekommen ist, ist Finn sie auch schon wieder los. Das Teil gerät schließlich in die Hände von Konstantin York, dem Leiter der nebulösen Kummerschule. Unerwartet geschehen weitere seltsame Dinge. Ein halb erfrorener Junge, der seinen Namen nicht mehr kennt, taucht aus dem Nichts auf, das Mädchem, das Finn auf dem Dach kennen gelernt hat, lässt sich mit York ein, und Finn besinnt sich irgendwann wieder seiner Vergangenheit und wird erneut unter dem Namen „Silber“ aktiv. Und über all dem thront ein rätselhaftes Amulett in der Form eines Ypsilon …

_Bewertung:_

Es dauert eine ganze Weile, bis man sich mit der Art und Weise, wie Clou die Charaktere vorstellt, vertraut gemacht hat. Mehr als die Hälfte der Zeit verwendet der Autor darauf, Rätsel aufzugeben, verschiedene Stränge miteinander zu verweben und noch mehr Rätsel aufzuwerfen. Damit einher geht allerdings auch die Gefahr, dass man irgendwann all die Details nicht mehr überblickt und anschließend beim Zusammensetzen des Puzzles so seine Probleme bekommt. Hinzu kommt der hohe philosophische Anteil, der hier die Basis für die eigentliche Handlung ist. In „Im Zeichen des Ypsilon“ geht es daher zum größten Teil darum, (lebens)wichtige Entscheidungen zu treffen, diese zu akzeptieren, ihre Folgen in Kauf zu nehmen und zugleich gar nicht weiter über eventuelle Alternativen nachzudenken. Dieses Leimotiv zieht sich quasi durch den gesamten Roman und ist eingepackt in eine abenteuerliche, spannende und teils sehr dramatische Geschichte, deren Charaktere keine echten Helden sondern sinnbildlich Menschen wie du und ich sind.

Schade ist eigentlich nur, dass es Clou zu Beginn ein wenig an Struktur fehlt, so stiftet er auf den ersten hundert Seiten einiges an Verwirrung. Welche Rolle spielt die Vergangenheit jetzt tatsächlich, wo es doch darum geht, zukunftsträchtige Entscheidungen zu treffen? Warum verfolgt Clou so manchen Ansatz nicht bis zum Ende, führt immer mehr Möglichkeiten kurz an, lässt sie aber im Endeffekt als sinnlos erscheinen? Und wieso verliert sich der Autor besonders am Ende in plakativen Metaphern und stellt so viele Dinge in Frage? Im Grunde genommen: Warum lässt er die Handlung nicht für sich sprechen und den philosophischen Teil in einem gesunden Maße daran teilhaben?

Das ist genau der Punkt, warum „Im Zeichen des Ypsilon“ ein wahrlich lesenswertes, aber in letzter Konsequenz nicht fabelhaftes Buch geworden ist. Clou stiftet manchmal einfach zu viel Chaos und misst gewissen Theorien und Metaphern zu viel Bedeutung bei – gerade für die junge Leserschaft. Dabei hat er doch wirklich sehr ausführlich die einzelnen Charaktere wunderbar eingeführt und der Geschichte Möglichkeiten gegeben, die man über mindestens die doppelte Seitenzahl sich hätte entwickeln lassen können. Hier verliert Dimitri Clou sich indes aber leider in seiner literarischen Genialität und behält am Ende nicht mehr den Blick fürs Wesentliche.

Der Autor beschreibt die verschiedenen Möglichkeiten seiner Charaktere und wirft immer wieder die Frage nach Entscheidungen auf – nur selber kommt er nicht immer auf den Punkt, drückt sich also quasi selbst um eine Entscheidung und widerlegt, wenn man so will, seine eigene These.

Dennoch, „Im Zeichen des Ypsilon“ ist ein verdammt interessantes und trotz der genannten Mängel richtig tolles Buch mit Tiefgang, dessen inhaltliche Ansätze Jung und Alt begeistern sollten. Bedingung dafür ist jedoch ein gewisses philosophisches Interesse, denn ohne dieses wird man schnell am erhöhten unterschwelligen Anspruch des Buches scheitern. Aber wenn man weiß, was man will, dann ist man hier definitiv an der richtigen Adresse!