Alle Beiträge von Björn Backes

Froideval, François Marcela / Ledroit, Olivier – Flug des Drachen, Der (Die Chroniken des schwarzen Mondes, Band 2)

„Der Flug des Drachen“ ist die direkte Fortsetzung des ersten Bandes der „Chroniken des schwarzen Mondes“, dem gemeinsamen Werk von François M. Froideval und Olivier Ledroit. Nachdem in [„Das Zeichen der Schatten“ 1625 zunächst die Charaktere einzeln vorgestellt und ihre speziellen Kräfte ausführlich erläutert wurden, nimmt die Geschichte um den jungen Wismerhill hier erst richtig ihren Lauf.

Nach der großen Schlacht, der zahlreiche Freunde, darunter auch sein Anführer Ghor-Ghor Bey, zum Opfer gefallen sind, ziehen Feidreiva, Pilou und Wismerhill weiter durch die Lande und gelangen dabei zunächst nach Feyhin Lockthat, in die Stadt der Spiele und Gladiatoren, wo sie nach erfolgreichem Kampf auf neue Gefährten stoßen. Fortan schließen sich ein mysteriöser Verschwiegener sowie der monströse Rise Goum samt seiner kleiner geratenen Zwillingsschwester dem Trupp an, und gemeinsam ziehen sie nach Magistrya, wo Wismerhill eine Audienz beim Magister fordert.

Dort wird er jedoch von diesem Magister und seiner Schergin Desdemona überrumpelt, doch als diese beiden Wismerhill die Lebensessenz aus dem Körper saugen wollen, werden seine bislang verborgenen Kräfte geweckt, und im Kampf besiegt er schließlich den Sukkubus Desdemona und tötet den Magister. Anschließend erfährt er, wo er das gesuchte Orakel finden wird und macht sich samt seinen neuen Gefährten, die inzwischen für einige Unruhe in der Stadt gesorgt haben, auf den Weg in das Tal der Drachen.

Währenddessen sind Frater Sinister und seine weißen Ritter zurück in die kaiserlichen Fste gelangt, um ihren Herrscher über den Verlauf der Schlacht zu unterrichten. Gleichzeitig schmiedet das Oberhaupt der Ritterschaft jedoch auch Intrigen, infolge derer der Kaiser vom Thron gestürzt werden soll. Und auch der Erzmagier Haazeel Thorn ist nicht untätig und verfolgt aufmerksam den Weg von Wismerhill, der ihm geradewegs in die Arme läuft …

„Der Flug des Drachen“ gefällt mir persönlich noch ein Stück besser als der erste Band, weil hier einzelne Andeutungen bereits klarer erläutert werden und die Rollen und Positionen der einzelnen Charaktere noch detaillierter beschrieben werden. Wo in „Das Zeichen der Schatten“ manche Einzelheiten noch vage dargestellt und offen gelassen wurden, wird hier vor allem die Motivation von Frater Sinister klarer, und auch den Erzmagier Haazeel Thorn und seine Beweggründe versteht man jetzt um einiges besser, auch wenn einige Äußerungen bzw. ihre möglichen Folgen weiterhin offen gelassen werden.

An der Handlung gibt es also rein gar nichts auszusetzen, auch wenn das Erzähltempo zur Mitte des Buches mal weider recht flott ist und wie auch schon zuvor diverse Punkte zeichnerisch und erzähltechnisch nur kurz angerissen werden, bevor der Weg von Wismerhill dann wieder in die nächste Runde geht. Bei den Nebencharakteren ist dieses Erzähltempo hingegen sehr förderlich, denn so behalten diese Unbekannten – und hier spreche ich vor allem von Haazeel Thorn und seinem Baron von Monk – ihre mysteriöse Ausstrahlung, was dem Buch zusätzliche Spannung verleiht.

Und auch die Zeichnungen sind wieder erstklassig und sehr farbenfroh, wobei die Elemente Eis und Feuer im zweiten Band eine übergeordnete Rolle spielen und von Froideval und Ledroit sehr gut illustriert wurden. Vor allem die Zeichnungen zur Schlacht zwischen dem Heer des Schwarzen Mondes und den weißen Rittern bzw. der Kampf des Drachen gegen seinen Kontrahenten Wismerhill, für welchen sich das Duo eine ganze Doppelseite Platz gelassen hat, sind wirklich mit genialen Zeichnungen bedacht worden. Aber überhaupt sind es speziell die größeren Bildausschnitte, die in diesem Band Eindrücke hinterlassen, die man so schnell nicht vergisst; so zum Beispiel auch die Darstellung des Dämonen auf der ersten Seite oder Wismerhills Begegnung mit der alten Stätte des Windkultes und ähnliche Momente.

Es gibt also wirklich eine Menge zu entdecken, und die Detailverliebtheit, die man hier oft erst mit dem zweiten Blick einfängt, ist wirklich schon Grund genug, sich mit den „Chroniken des Schwarzen Mondes“ auseinander zu setzen. Dass die Geschichte selbst im zweiten Band ebenfalls genial ist, wurde ja bereits erwähnt – keine Frage, diese Reihe ist bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Erzählung eine echtes Meisterwerk der modernen Comic-Kunst!

Hillerman, Tony – Nacht der Skinwalkers, Die

„Die Nacht der Skinwalkers“ ist ein wichtiger Roman in der Reihe der Hillerman-Ethno-Thriller, weil hier für die Zukunft wichtige Charaktere zum ersten Mal zusammenarbeiten und sich quasi für weitere Ermittlungen ‚beschnuppern‘. Die Rede ist von Joe Leaphorn, dem älteren Lieutenant, der in der gesamten Navajo-Reservation bereits einen fabelhaften Ruf genießt, und Jim Chee, einem in den eigenen Traditionen verhafteten Officer, der hier erste Bekanntschaften mit seinem baldigen Freund und Partner Leaphorn macht. Ergo handelt es sich bei „Die Nacht der Skinwalkers“ um einen älteren Roman von Tony Hillerman und demzufolge auch um eine Geschichte, bei der die Kultur der Navajo-Indianer noch weitaus mehr zum Tragen kommt als in den neueren Werken des Autors. Und deshalb ist auch „Die Nacht der Skinwalkers“ wiederum ein sehr empfehlenswerter Krimi, der, wie schon angemerkt, in der Hillerman-Serie eine Schlüsselrolle spielt.

_Story:_

Lieutenant Joe Leaphorn vermutet einen Racheakt, als sein junger Kollege Jim Chee eines Abends in seinem Wohnwagen fast ermordet wird. Drei Schüsse werden auf den Officer abgegeben, und nur durch eine günstige Vorahnung kann sich Chee vor dem Anschlag retten.

Die Navajo Tribal Police steht vor einem Rätsel. Zum einen hat sich Officer Chee nichts zu Schulden kommen lassen, warum man ihn hätte attackieren können, zum anderen passen diese seltsamen Ereignisse auch sehr gut in eine weitere Mordserie, bei der Menschen umgebracht wurden, für deren Mord es absolut kein Motiv gab. Drei Morde plus ein versuchter, das sind die kalten Fakten, und just in dem Moment, in dem man in Bistie jemanden gefunden hat, der eine ganze Menge mehr zu wissen scheint und sich sogar zu einem der Morde bekennt, findet man ebenjenen in seinem eigenen Haus ebenfalls tot auf.

Chee und Leaphorn finden keinen weiteren Anhaltspunkt, der sie auch nur irgendwie weiterbringen könnte. Alle Ermittlungen basieren auf haltlosen Vermutungen, und die Tatsache, dass die Art und Weise, wie man diese Leute umgebracht hat, recht unkonventionell ist, erschwert die Sache nur. Und dann ist ja gar nicht mal sicher, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen gibt. Und welche Rolle spielt die Hexerei der so genannten Skinwalkers, der Leaphorn eher skeptisch gegenübersteht, an die Chee dafür umso mehr glaubt?

Chee und Leaphorn reisen im ganzen Reservat hin und her, holen sich Informationen von scheinbar wichtigen Personen, stellen jedoch alsbald fest, dass ihnen von diesen auch kaum jemand weiterhelfen kann. Die Sache scheint aussichtslos, und dabei sind die privaten Probleme der beiden auch stetig präsent. Bei Leaphorns Frau Emma liegt eine schwere Krankheit vor, bei der es sich möglicherweise um die alzheimerische handelt. Und Chee macht auf dem Gebiet der traditionellen Heilkunde, die er in den letzten Jahren erlernt hat, ebenfalls kaum Fortschritte bzw. bekommt keine Chance, sich hierin zu beweisen. Seltsamerweise soll es aber gerade seine erste Einladung zu einem traditionellen Heilgesang sein, bei der plötzlich Licht ins Dunkle kommt …

_Bewertung:_

Im Moment ärgere ich mich etwas, weil ich die Hillerman-Thriller nicht in chronologischer Reihenfolge lese (bedingt durch die erhältlichen Neuveröffentlichungen); das wäre im Endeffekt sicher sinnvoller, denn die persönlichen Beziehungen bzw. die Familienverhältnisse, wie sie in „Die Nacht der Skinwalkers“ vorliegen und zu diesem Zeitpunkt natürlich noch ungeklärt sind, werden in späteren Romanen immer wieder rückblickend angeschnitten und deren Lösung bekannt gegeben. Gut, das ist natürlich nur ein winziges Ärgernis, für das der Schriftsteller bzw. die hier vorliegende Geschichte ja gar nichts kann …

„Die Nacht der Skinwalkers“ ist nämlich wieder ein typischer und damit auch sehr lesenswerter Roman, bei dem die Navajo-Kultur erneut eine übergeordnete Rolle spielt – eben das ist ja seit jeher das Besondere an dieser Reihe. Und in diesem Fall sind es auch wieder traditionelle Gepflogenheiten, die bei der Ermittlung der zunächst nicht miteinander verbundenen Fälle entscheidend sind und dadurch nur noch mehr faszinieren.

Außerdem gelingt es Hillerman erneut sehr gut, einen großen Rahmen mit vielen Seitenhandlungen aufzuspannen, zunächst unzusammenhängende Geschehnisse darzustellen, sie dann am Ende aber doch wieder Stück für Stück dergestalt zusammenzufügen, dass es logischer gar nicht sein könnte. Spannung ist also wieder garantiert, nur dass es dieses Mal so ist, dass Hillerman sich außergewöhnlich lange Zeit lässt, um die Ereignisse miteinander zu verbinden. Das Buch hat gerade mal 205 Seiten und circa 30 Seiten vor Schluss fällt es immer noch sehr schwer, eine Schlussfolgerung zu ziehen oder auch nur zu ahnen, was und wer jetzt wirklich hinter den ungewöhnlichen Mordfällen steckt. Hatte ich jedoch zunächst noch Sorge, dass Hillerman es dieses Mal nicht mehr schaffen würde, rechtzeitig auf den Punkt zu kommen, hat mich der Großmeister des Ethno-Thrillers erneut eines Besseren belehrt und doch noch die Kurve bekommen.

Nicht zuletzt ist dieses Buch auch noch sehr wichtig, um die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Chee und Leaphorn zu ergründen, die hier noch sehr stark auf gegenseitigen Zweifeln beruht, die ja auch in späteren Romanen manchmal nicht abreißen wollen. Durch diese Beziehung erfährt man nämlich auch eine ganze Menge über die einzelnen Charaktere und ihre Einstellungen, teilweise sogar mit Details, die einem nachträglich auch helfen, nachfolgend verfasste Bücher bzw. Schlüsselszenen besser zu verstehen. Daher zum Schluss nochmal meine Empfehlung an potenzielle Hillerman-Leser, die Bücher chronologisch zu lesen, denn sie gehören nunmal zusammen und bilden trotz der unterschiedlichen Themen eine große Serie. „Die Nacht der Skinwalkers“ jedenfalls ist – alles andere hätte mich verwundert – ein weiterer überragender Krimi aus dieser Reihe!

Froideval, François Marcela / Ledroit, Olivier – Zeichen der Schatten, Das (Die Chroniken des schwarzen Mondes, Band 1)

In den „Chroniken des schwarzen Mondes“ wird die Geschichte des jungen Wismerhill erzählt, der auszieht, um die große Fantasy-Welt Lhynn zu erkunden, Abenteuer zu erleben und schließlich seine Ausbildung zum Krieger zu durchleben. Die beiden Comic-Schöpfer François Marcela Froideval (Entwurf) und Olivier Ledroit (Zeichnungen) haben hier eine bislang zehnteilige Serie erschaffen (ab Band 6 führt Cyril Pontet die Zeichnungen fort), in der es einerseits um politische Machenschaften und die Gier nach Macht geht, andererseits aber auch um Freundschaft, Bündnisse und den Kampf um die Gerechtigkeit – eigentlich ja ganz normale Themen im Bereich der Fantasy, hier jedoch besonders gut dargestellt und von den Machern perfekt und farbenfroh inszeniert und illustriert.

„Das Zeichen der Schatten“ ist der erste Band dieser Serie, und wie so oft bei solchen Mehrteilern, dient dieser Part in erster Linie dazu, die einzelnen Charaktere und den Ort der Handlung vorzustellen. Froideval und Ledroit gehen jedoch hier schon über die bloße Einleitung hinaus und erläutern die Rolle des Orakels, stellen die einzelnen Fähigkeiten der Protagonisten mehr als ausführlich vor, lassen aber andererseits schon einige Handlungspunkte sehr offen, die sich dann in den nächsten Bänden klären sollen. Mehr dazu gibt es nun in einer Zusammenfassung der _Story:_

Eines Tages lernt der junge Ritter Wismerhill bei einer harmlosen Kaninchenjagd den mysteriösen Kämpfer Pilou kennen, der mit zwei seltsamen Schwerten kämpft, die jeweils das Gute und das Böse verkörpern. Gemeinsam gehen die beiden auf Streif- und Raubzüge, überfallen wehrlose Menschen und schlagen sich solcherart monatelang so durchs Leben. Gleichzeitig unterrichtet Piliu seinen jungen Gefährten in den verschiedenen Kampfkünsten. Dann jedoch treffen die beiden auf den übermächtigen Ghor-Ghor Bey und gelangen an ihre Grenzen. Der riesige Heeresführer nimmt die beiden alsbald gefangen; als er jedoch feststellt, dass vor allem Pilou über besondere Kräfte verfügt, wirbt er die beiden für seine gemeine Bande an. Pilou willigt ein, aber auch nur unter der Voraussetzung, dass Wismerhill ebenfalls aufgenommen wird.

Von nun an folgen sie in ergebener Treue ihrem neuen Herrscher und setzen ihre Raubzüge nun in größerem Rahmen fort – sehr zum Missfallen des Kaisers und seiner Armee der weißen Ritter. Der sieht in Ghor-Ghor Bey und seinen Helfershelfern die größte Gefahr für sein Reich und stellt daher eine riesige Armee auf, die gegen den Verbrecher in den Krieg ziehen soll.

Derweil erkennt Wismerhill immerfort neue Fähigkeiten an sich; es gelingt ihm, die Stimme des Windes zu entschlüsseln, aber auch geheime Angriffstechniken zu erlernen, die ihm bislang verborgen waren. Mehr als einmal kann er seinen Anführer so vor einem Hinterhalt bewahren. Als es jedoch zur finalen Schlacht mit den weißen Rittern des Kaisers mit ihrem Anführer Frater Sinister kommt, scheint Wismerhill machtlos und verloren. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste er auch noch nichts von seinem Schicksal und der Gunst des allmächtigen Orakels.

_Bewertung:_

Ohne Zweifel verbirgt sich hinter „Die Chronik des schwarzen Mondes“ eine Serie mit ungeheurem Potenzial, denn allein schon nach dem ersten Band haben sich die beiden Autoren und Zeichner eine ganze Reihe Optionen für die Fortsetzung der Handlung offen gelassen, und dadurch, dass die Geschichte von wirklich vielen Charakteren beherrscht wird, eröffnen sich in jeglicher Hinsicht haufenweise Möglichkeiten, um die Abenteuer in der Fantasy-Welt Lhynn weiterzuerzählen. Das eigentliche Ziel, mit dem ersten Band für weitere Episoden Interesse zu wecken bzw. auf Anhieb zu begeistern, wurde vom Duo Froideval/Ledroit jedenfalls ganz klar erreicht.

Trotzdem geht es in „Das Zeichen der Schatten“ manchmal zu zügig voran. Das Bündnis zwischen Pilou und Wismerhill wird meines Erachtens zum Beispiel viel zu kurz dargestellt, und gerade auf den ersten zwanzig Seiten wird der Leser des Öfteren vor vollendete Tatsachen gestellt. Hier hätte man den Fokus nicht nur auf die wirklich gelungenen Zeichnungen, sondern auch vermehrt auf den Ablauf der Handlung legen sollen. Gerade in diesem Beispiel wird nur kurz erzählt, dass die beiden plötzlich dicke Freunde sind und irgendwann der Armee von Ghor-Ghor Bey beitreten. Einzelne Details wie zum Beispiel die Eigenschaften der beiden Schwerter Pilous werden fast komplett verschwiegen. Aber vielleicht kommt da ja in zukünftigen Bändern noch mehr – wer weiß?

Ansonsten ist der erste Teil dieser Serie wirklich sehr gut gelungen; das beginnt bei den tollen Zeichnungen, die einerseits eine recht düstere Atmosphäre verbreiten, dennoch ziemlich bunt geworden sind und trotz der konträren Ausstrahlung wunderbar miteinander harmonieren. Weiter geht der positive Eindruck mit den guten und keinesfalls plumpen Texten, die einerseits mystisch angehaucht, andererseits aber dennoch leicht verständlich und logisch aufgebaut sind. Und als Letztes ist natürlich die Handlung als solche zu loben. Wie schon angedeutet, verbirgt sich hier eine Menge Potenzial, nicht zuletzt, weil die einzelnen Figuren und ihre Charaktereigenschaften trotz ausführlicher Darstellung immer noch ein Mysterium darstellen, das es im weiteren Vwerlauf dieser Bücher zu ergründen gilt.

Kurzum: Froideval und Ledroit haben als Team ganze Arbeit geleistet und eine intelligente, spannende und exzellent illustrierte Geschichte erschaffen, die mit „Das Zeichen der Schatten“ wirklich toll eingeleitet wird. Ich bin gespannt auf die Fortsetzungen!

_Verlagsinformationen zu den Autoren:_

|François Marcela Froideval| wird 1958 geboren und beginnt bereits mit 15 Jahren zu schreiben. Er studiert Literatur und Jura und gehört Ende der Siebzigerjahre zu den ersten Spielern von Fantasy-Rollenspielen in Europa. Beim Spielehersteller |Jeux Descartes| machte er in kurzer Zeit die Karriere vom Berater für Role Playing Games zum Einkäufer und schließlich Direktor. Zur gleichen Zeit arbeitet er bei der Zeitschrift »Jeux et Stratégie«, in der regelmäßig von ihm gestaltete Spielszenarien erscheinen, und gründet das Magazin »Casus belli« sowie die »Fédération des jeux de simulations stratégiques et tactiques« (Gesellschaft strategischer und taktischer Simulationsspiele). 1982 geht er für vier Jahre in die USA, wo er als Assistent von TSR (Dungeons and Dragons™) Regelwerke für das AD&D-System entwirft. Bis 1989 übernimmt er den Vertrieb und die Umsetzung der TSR-Produkte in Frankreich. 1989 beginnt er mit dem ersten Band der »Chroniken des schwarzen Mondes« eine neue Karriere als einer der erfolgreichsten Fantasy-Szenaristen Frankreichs. Fünf Bände zeichnet Ledroit, die Serie wird seit Band 6 von Pontet fortgeführt. Er veröffentlicht bei allen wichtigen Comicverlagen Frankreichs, z. B. »666« bei |Glénat|, die »Chroniken« und »Fatum« bei |Dargaud|, »Mens Magna« bei |Soleil| und die Nebenserien zu den »Chroniken«, »Methraton« und »Harkanes« bei |Albin Michel| (Deutsch bei |Carlsen|). Daneben schreibt er auch für Computerspiele Szenarien, so für |Infogrames| zum Kultspiel »Drakkhen« und für Cyro die »Dragonlore«-Serie sowie das Spiel zu den »Chroniken«, »Black Moon Chronicles – Winds of War«.

|Olivier Ledroit| wird 1969 in Meaux geboren. Nach zwei Jahren Studium an der Hochschule für angewandte Künste in Duperrez fertigt er Illustrationen für Kartenspiel-Magazine. Die Begegnung mit Froideval führt zur Zusammenarbeit an Froidevals erster Comicserie „Die Chroniken des schwarzen Mondes“, von denen Ledroit fünf Bände zeichnet.

(Autorenvitae © carlsencomics.de)

Bender, Peter – Weltmacht Amerika – Das neue Rom

Ich hatte so meine Befürchtungen, was dieses Buch anbelangt, weil einfach schon zu viele Schriftsteller und Filmemacher die Weltmacht Amerika an den Pranger gestellt haben, sich dabei aber meistens Mittel bedienten, die man der Masse zum Fraß vorwerfen kann, die aber insgesamt betrachtet nur zur Unterhaltung (teils auch zur Belustigung), nicht aber zum Nachdenken anregen. Michael Moore ist da für mich das beste Beispiel. Der Typ macht in seinen Filmen alles nach derselben Masche, kassiert dafür fette Kohle und lacht sich im Endeffekt nicht weniger kaputt als die von ihm angeklagte ‚Marionette‘ George Bush. Glücklicherweise ist es in diesem Fall aber nicht die Intention des Autors, Fakten aufzulisten, um die amerikanische Regierung zu verurteilen. Stattdessen stellt Peter Bender verschiedene Eckpunkte aus der römischen Kaiserzeit und dem modernen Amerika nebeneinander und vergleicht sie, spart dabei aber seine Wertungen meistens aus – es sei denn, man liest ein wenig zwischen den Zeilen, dann wird man alsbald herausfinden, auf welcher Seite Bender politisch steht.

Aber was ist dann der Hintergrund dieses Buches? Indem Bender verschiedene bewegende Daten der antiken und neuen Zeitgschichte nebeneinander stellt und Paralellen zieht, schafft er es jedenfalls nicht immer, überzeugend darzustellen, warum die Amerikaner genau dieselben Strategien wie einst die Römer zur Machtergreifung gewählt haben, wieso die USA teilweise gleiche Fehler begeht, warum das römische Reich gescheitert ist und das amerikanische einen ähnlichen Verlauf nehmen könnte. Lediglich eines wird in der Gegenüberstellung der politischen Inhalte der beiden Weltmächte deutlich: beide sind bzw. waren in ihrem Vorgehen skrupel- und kompromisslos und haben sich kaum um die übrigen Nationen geschert. Und an den Stellen, an denen dies besonders prägnant geschildert wird, bezieht Bender dann auch Stellung und weckt das Interesse des Lesers.

Mehr ist „Weltmacht Amerika – Das neue Rom“ dann aber nicht abzugewinnen. Der Autor liefert nämlich in diesem Buch nichts anderes als ausführlicheren und spezifischen Geschichtsunterricht und leistet denen, die bei den Themenbereichen Karthago, Rom, Athen und Co. über ihren Schulheften eingeschlafen sind, noch einmal Nachhilfe. Gleiches gilt für denjenigen, dem manche Details der jüngeren Geschichte entgangen sind (was ich prinzipiell aber für kaum möglich halte, zumindst bei den hier veranschaulichten Inhalten der amerikanischen Weltpolitk). Aber was nützt das schon, wenn Zusammenhänge teilweise nur unbefriedigend erläutert und manche von Bender aufgestellten Theorien nicht immer so recht nachzuvollziehen sind. Das Problem ist phasenweise, dass der Autor zwar ziemlich in die Tiefe geht, durch seine zu trockene Erzählweise allerdings nicht immer zum Weiterlesen und -informieren anregt.

Dafür ist „Weltmacht Amerika – Das neue Rom“ jedoch gerade bei den Beschriebungen des alten Roms und seiner Geschichte ziemlich vollständig und detailliert. Wer jedoch in Geschichte ein bisschen aufgepasst hat und auch nur ein wenig Interese für diese Ära mitbringt, weiß über diesen Part der Historie ohnehin schon Bescheid – und alle anderen werden mit dem Buch ohnehin nicht so viel anfangen können.

Schade eigentlich, denn die Herangehensweise von Peter Bender ist prinzipiell nicht schlecht. Er versucht nicht zu belehren und auch nicht, wie es ja derzeit richtig im Trend ist, wahllos zu kritisieren. Wäre es ihm jetzt gelungen, die vielen Fakten besser und vor allem logischer miteinander zu verknüpfen (so wie zum Beispiel bei der Gegenüberstellung des zweiten punischen Krieges mit dem Zweiten Weltkrieg), dann würde ich dieses Buch jetzt in einem Päckchen zu Michael Moore senden, um ihm mal zu zeigen, wie man ein solches Unterfangen löst, ohne dabei krampfhaft massentauglich sein zu wollen. Weil Bender dies jedoch nur bedingt gelungen ist, werde ich mir das Porto wohl sparen können …

Burgwächter, Till / Oidium, Jan – Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken

Till Burgwächter und Jan Oidium braucht man Lesern unseres Magazins eigentlich nicht mehr vorzustellen. Seit einiger Zeit begeistern die beiden die Szene bereits mit ihren Büchern; der eine im Bereich der Satire zum Thema Heavy Metal, der andere mit seinen Comics zu ebenjener Musikrichtung. Für ihre kritisch-satirische Zusammenfassung über das [Wacken Open-Air]http://www.wacken.com/ haben sich die beiden Originale nun zusammengetan und |das| europäische Metal-Festival mal aus Blickwinkeln betrachtet, die der gemeine Fan eigentlich alle kennt, die aber auf diese Weise noch nie in Buchform präsentiert wurden. Hier wird in einer kurzen und knappen Übersicht all das angesprochen, was den Wacken-Besucher schon jahrelang beschäftigt, was ihn ärgert, was ihn bewegt und worüber er sich freut. Jedoch schildert Burgwächter dies wie gehabt nicht in einem ganz normalen Erlebnisbericht, sondern vielmehr in einer alphabetischen Anordnung der wichtigsten Begriffe rund um das Festival.

Einleitend schildert Burgwächter aber zunächst mal sein „erstes Mal“, sprich seine erste Fahrt nach Wacken und die damit verbundenen Eskapaden. Bereits hier entscheidet sich dann auch, ob man sich mit dem Humor des Autoren anfreunden kann oder nicht, denn Burgwächter scheut vor derben Zitaten und unkonventionellen Meinungen nicht zurück, nimmt kein Blatt vor den Mund und verteilt auch einige Seitenhiebe an Teile der Szene, die sich eventuell auch für dieses Buch interessieren können. Mutig und frech auf der einen, überzeugend dargestellt und gelungen auf der anderen Seite. Burgwächter weiß genau, wie er an den Leser herantreten muss, und da es sich nun mal bei den potenziellen Konsumenten um ein limitiertes Publikum handelt, kann er dabei auch sehr direkt vorgehen.

Nach dieser kurzen Einleitung folgt dann der weitaus wichtigere Hauptteil, das Wacken-ABC, angefangen bei „A wie An-/Abreise“ bis hin zu „Z wie Zoll (temporär aktiver)“. Und genau in diesem Abschnitt gelingt es dem Autoren beinahe in jedem Satz, das Zielpublikum zum Lachen oder zumindest die Mundwinkel in die entsprechende Position zu bringen. Burgwächter macht sich lustig über das Bändchensystem und die damit verbundene „Wer ist wichtig und wer nicht“-Problematik, lässt sich ausufernd über das qualitativ minderwertige Essen auf dem Fstivalgelände aus, philosophiert über die verschiedenen Auswirkungen des Alkoholkonsums und dessen Folgen für das gesamte Festival, prangert immer wieder die Geldmaschine Holger Hübner und dessen Spießgesellen an und ergänzt seine Schilderungen dabei immer wieder mal mit prominenten Namen aus der gesamten Szene. Dass sich Burgwächter damit nicht nur Freunde macht, sollte klar sein, doch seine Feinde sind ganz bestimmt nicht unter den Lesern, denn denen spricht er mit seiner ungezwungenen und „ich schreibe frei nach Schnauze“-Art voll und ganz aus der Seele. Im Prinzip könnte man jetzt sagen, dass alle Probleme, die sich am ersten Augustwochenende im hohen Norden ergeben, hier zusammengefasst werden, nur eben auf eine Art, die einmal mehr beschreibt, dass die gesamte Szene nicht immer nur superböse sein muss, sondern auf der anderen Seite weitaus mehr Humor hat als die gesamte Gangsta-Posse und ihre Schergen. Und wenn man sich erst einmal an Burgwächters Humor herangetastet hat, gibt es kein Halten mehr. Da lacht man über Schinkengott Danzig ebenso wie über Manowar, nimmt etwas verquere Beschreibungen von Onkel Tom gerne hin, lässt zu, dass ein nicht allzu kleiner Teil der Lieblingsmusikerschaft weniger gut dabei wegkommt und lacht sich im Endeffekt immer wieder so richtig schön weg.

Ergänzt wird das Buch am Ende doch noch durch einige (leider nicht ganz so originelle) Neuinterpretationen diverser Songtitel (u. a. wird ‚Panzer Division Marduk‘ zu ‚Panzer Division Steinburrg‘), die Begründung dafür, warum Maiden nicht in Wacken spielen werden, ein ziemlich interessantes Horoskop und eine Darstellung der internationalen Beziehungen des Wacken-Festivals.
Nicht zu unterschlagen sind natürlich die Illustrationen von Comic-Zeichner Oidium, der so manche ins Lächerliche gezogene Aussage von Burgwächter mit seinen Zeichnungen bekräftigt. Auch hier zeigt sich, wie einfach es scheinbar ist, den Menschen zum Lachen zu bringen. Die meisten der hier gezeigten bildlichen Darstellungen sind nämlich keine große Kunst sondern einfache Unterhaltung. Dennoch sind sie sehr cool geworden und gefallen sofort beim ersten Anblick.

Das Fazit ist also eindeutig: Das Team Burgwächter & Oidium bietet auf leider nur 116 Seiten Spitzenunterhaltung und hat in meinem persönlichen Fall die Lachmuskeln bis aufs Äußerste strapaziert. Ich fühle mich in diesem Buch voll verstanden und habe beschlossen, meinem Unmut beim nächsten Wacken-Besuch einfach so deutlich zu machen, indem ich das Buch vorne am Infostand abgebe. Das ist zwar sicherlich nicht die Intention von Burgwächter, der hier einfach nur unterhalten will, aber wenn ich mal über meine bisherigen fünf Besuche im hohen Norden nachdenke, dann sind es gerade all die hier angesprochenen Themen, die mir zu den Rahmenbedingungen von Wacken einfallen. Hoffen wir also, dass der Oidium-Verlag eine 30.000er-Auflage parat hält, denn „Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken“ sollte jeder Wacken-Fan gelesen haben. Jeder!

Green, Simon R. – Dunkle Fort, Das. Ein Dämonen-Roman

Simon R. Green kennen manche vielleicht noch von seinem erfolgreichen Roman „Das Regenbogen-Schwert“. Dort fiel der Amerikaner bereits durch seine Mischung aus skurriler Erzählweise und düsterer Fantasy auf und verband damit Elemente von Terry Pratchet bis hin zu den ‚handelsüblichen‘ Fantasy-Autoren dieser Zeit. Green zeichnete sich vor allem dadurch aus, in kürzester Zeit einen simplen und doch sehr spannenden Plot aufzubauen, also quasi sehr schnell auf den Höhepunkt hinzuarbeiten. Wo andere mindestens eine Trilogie brauchen, um eine eigene Welt entstehen zu lassen, legt Green ein ungeheures Erzähltempo vor, das aber sicher auch aus langjähriger Erfahrung mit dieser Materie herrührt, denn direkt nach seinem Studium in Englisch und Literatur widmete sich Green nach einer kurzen Zeit als Buchhändler phantastischen Themen und begann selber Bücher zu schreiben.

Sein aktuelles Werk heißt „Das dunkle Fort“ und wird erneut von einer sehr düsteren Atmosphäre untermalt. Leider jedoch fehlt es der Handlung an etwas Besonderem. Dieses Mal ist Green nämlich einen Schritt zu weit gegangen und hat sich eindeutig zu wenig Zeit gelassen, um der Geschichte eine Entwicklung zu ermöglichen. Detailbeschreibungen bleiben fast vollständig außenvor, was ja nicht dringend schlecht sein muss, hier aber doch sehr negativ auffällt, weil einzelne Szenarien einfach zu abgehackt beschrieben werden. Dabei hätte die Story an sich eine Menge Potenzial gehabt …

_Story:_

Nach den Dämonenkriegen herrschen an der Grenze zwischen Hagreich und Grundland weiterhin Spannungen. Eines Tages wäre es dem Herzog von Grundland beinahe gelungen, den Streit um die benachbarte Region ganz für sich zu entscheiden, woraufhin die Leute aus dem Hagreich ein Grenzfort erbaut haben. Das Ergebnis: Keine Gefechte mehr im Grenzland. Irgendwie hat das Fort die Gegner abgeschreckt, und in der Gegend ist seitdem auch wieder Ruhe eingekehrt. Doch zu lange hat man aus dem Fort nichts mehr gehört. Ranger Duncan MacNeill und seine Truppe gehen der Sache schließlich auf den Grund und wollen herausfinden, was sich genau im Fort abspielt. Die Gruppe findet das Gebäude völlig verlassen vor, und alles deutet auf ein schreckliches Verbrechen hin. Doch mithilfe der Hexe Constance finden sie heraus, dass unter dem Fort etwas Unvorstellbares lauert. Und als auch noch Gesetzlose in das Gebäude eindringen, um einen angeblichen Goldschatz zu bergen, schlagen die Mächte der Finsternis zu, und die Ranger müssen sich aus der Not heraus mit den Verbrechern verbünden. Einer nach dem anderen fällt den Angriffen der untoten Monster und Trolle zum Opfer, bis Duncan sich schließlich selbst dem finstersten aller Dämonen stellen muss …

Wie bereits angedeutet, hat der Plot an sich eine ganze Menge Potenzial: ein verlassenes, mysteriöses Gebäude, Spuren aus vergangenen Kriegen, eine Zweckgemeinschaft, die sich nicht ganz geheuer ist, und natürlich der Kampf gegen fremde Dämonen. All dies hätte sich wunderbar zu einem packenden Fantasy-Roman verarbeiten lassen. Doch Simon Green ist es nur partiell gelungen, die Geschichte auch wirklich fesselnd zu erzählen. Gerade zu Beginn verpasst der Autor es, die Leserschaft an das Buch zu binden und wirkliches Interesse für die Geschichte zu wecken. Man hat bereits ein Drittel des Buches gelesen, ist auch schon einigermaßen mit den Rahmenbedingungen vertraut, vermisst aber weiterhin die Spannung. Das liegt einerseits an Greens schlichter Schreibweise, andererseits aber auch an den abgehackten Beschreibungen, die nun wirklich gar keinen Freiraum für detaillierte Darstellungen lassen. Man weiß zwar, was passiert und warum es passiert, wird aber nicht in die Lage versetzt, die Geschichte selber so richtig mitzuerleben.

Für mich bedeutet das Lesen eines solchen Romans auch immer, ein stückweit selber Teil der Geschichte zu werden, und dieses Gefühl kann mir Green in „Das dunkle Fort“ nur relativ selten und selbst dann nur bedingt geben. Die Art und Weise, wie er an das Unterfangen herangeht, ist dabei aber auch nicht besonders günstig gewählt. Einzelne Gewaltszenen gehen zwar ein bisschen unter die Haut, verblassen aber schließlich auch wieder als Effekte, die das Buch gar nicht braucht. Von der Geschichte um die Gefährten, die sich früh für den einzig wahren Zweck zusammenraufen, will ich jetzt gar nicht erst anfangen …

Green verlässt sich zu sehr auf bekannte Stilelementen, und sobald er eigene Elemente einbringt (siehe Schreibstil), folgt darauf direkt eine Bauchlandung, weil eben Langeweile aufkommt. Die Tatsache also, dass der Autor schnell auf den Punkt kommt, muss eben nicht immer von Vorteil sein, und in diesem Fall ist sie es auch ganz klar nicht. „Das dunkle Fort“ ist daher auch bestenfalls nur ein durchschnittlicher Roman mit einzelnen wenigen Höhepunkten, einer insgesamt aber zu durchschaubaren und selten bewegenden Story. Schade um die Möglichkeiten, die sich hier geboten hätten.

Yamada, Futaro / Segawa, Masaki – Basilisk – Chronik der Koga-Ninja (Band 1)

Japan in der Edo-Periode: Die rivalisierenden Clans der Koga und der Iga haben nach langen Jahren des Kampfes einen Nichtangrifsspakt geschlossen, sind sich aber dennoch nicht wirklich grün. Als eines Tages zwei ihrer Oberhäupter, O-Gen von Iga und Danjo von Koga, aufeinander treffen und im Streit auseinander gehen, heben sie diesen Pakt wieder auf und beschließen, dass die engültige Herrschaft über das Reich in einem Ninja-Kampf ausgefochten werden soll. Die jeweils zehn besten Ninjas jedes Klans sollen sich in einer finalen Schlacht um Leben und Tod gegenüberstehen, darunter auch die beiden Klanführer. Doch diese sind voller Hinterlist und Tücke und bekriegen sich bereits, bevor die eigentliche Kunde an die Klans verkündet wurde. Beide sterben im direkten Duell und das Dokument über die Aufhebung des Nichtangriffspakt gerät in die Hände der Iga. Mit diesem Vorteil will sich dieser Klan bereits vor dem Endkampf seiner Gegner entledigen, doch die Koga riechen bereits Lunte …

Koga-Oberhaupt Gennosuke und seine Geliebte, Oboro aus Iga, wissen von den Geschehnisen noch nichts und planen ihre Hochzeit und den damit verbundenen Friedensplan zwischen den beiden Klans. Als ihnen bewusst wird, dass sich merkwürdige Dinge abspielen, wird ihnen bewusst, dass ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt wird …

„Basilisk – Chronik der Koga-Ninja“ basiert auf einer Story von Futaro Yamada, der 1922 in der Präfektur Hyogo geboren wurde und am 28. Juli 2001 verstarb. Yamada debütierte bereits während seines Studiums an der medizinischen Hochschule als Schriftsteller und schrieb vornehmlich Krimis und Horrorgeschichten wie zum Beispiel „Der Dämon im Auge“. Mit seinen verschiedenen Ninja-Chroniken löste er später einen richtigen Boom aus und wurde nicht zuletzt durch seine historischen Romane zum bekannten und populären Volksschriftsteller.

Masaki Segawa feierte sein Debüt 1997 mit „Senma Monogatari“ („Geschichten von den tausend Teufeln“). Anschließend kreierte er seine eigene Serie „Onikiri Jzo“ („Juzo, der Dämonentöter“) und hatte damit zwischen 1998 und 2000 großen Erfolg in seiner Heimat. „Basilisk“ ist nun seine zweite Langserie, jedoch die erste, die auf einer literarischen Vorlage basiert.

_Bewertung:_

Der Einstieg in „Basilisk“ ist gar nicht mal so einfach. In kürzester Zeit werden sehr viele Charaktere vorgestellt, und dabei ist es nicht leicht auseinander zu halten, welche Person nun zu welchem Klan gehört und wer nun wer ist. Erst in der Mitte dieses ersten Bandes ist man mit den Hauptpersonen vertraut und kann zwischen Gut und Böse unterscheiden. Bis dahin hat sich aber auch schon eine Menge getan; wichtige Menschen sind ums Leben gekommen, Intrigen wurden gesponnen und falsche Fährten ausgelegt.

„Basilisk“ ist dabei voller Überraschungen und Wendungen, und nicht alles, was auf den ersten Blick so scheint, ist im Endefekt auch tatsächlich so. Was hiermit gemeint ist, sollte man jedoch besser selber in Erfahrung bringen, ansonsten verrate ich schon zu viel.

Die Geschichte an sich ist sehr spannend dargestellt und vor allem verdammt gut illustriert. Verschiedene Handlungseinheiten verlaufen parallel und eröffnen der Geschichte fortlaufend neue Möglichkeiten, die jedoch erst einmal ungeklärt bleiben. Gut so, denn das hält den Leser die ganze Zeit über bei der Stange und lässt ihn sich nicht nur an den Action-Darstellungen laben …

Die düsteren Zeichnungen bringen die Bösartigkeit der Protagonisten dabei sehr gut zur Geltung, wobei die einzelnen Gesichtszüge eine echte Augenweide sind. Toll sind diesbezüglich besonders die finsteren Iga-Ninja, deren geheimnisvolle Aura ebenfalls sehr gut in Bilder gepackt wurde. Im Mittelpunkt stehen aber ganz klar die Kämpfe, denen dementsprechend auch vom Seitenumfang her ein großer Raum gewährt wird. Aber darum geht es ja schließlich auch bei „Basilisk“, um fesselnde Action, verpackt in eine abwechslungsreiche, zu jeder Seite offene Story. Segawa ist es sehr gut gelungen, die Romanvorlage von Futaro Yamada zu illustrieren, wobei seine Detailverliebtheit sich sowohl bei den Darstellungen der Figuren als auch bei den zunächst schlicht wirkenden Hintergrundzeichnungen zeigt. Der erste Band „Basilisk – Chronik der Koga-Ninja“ ist daher auch zweifelsohne eine echte Empfehlung für Anhänger knallharter Action in Manga-Form. Über die Nachfolgebücher werden wir hier ebenfalls in Bälde berichten. Bis dahin gilt es aber erst einmal, diese Graphic Novel hier zu verdauen!

Varesi, Valerio – Nebelfluss, Der. Commissario Soneri sucht eine Leiche

Der italienische Krimi ist ja seit jeher berüchtigt, unter anderem auch, weil er sich durch eine Kompromisslosigkeit und manchmal auch eine Brutalität der Hauptfiguren auszeichnet, wie man sie auf diese authentische Art und Weise nur selten geboten kommt. Doch der italienische Krimi steht auch für eine Menge Eigensinn und folglich auch ganz eigenwillige Charaktere, so wie es beim hier rezensierten Roman „Der Nebelfluss“ von Valerio Varesi der Fall ist, dem ersten Roman dieses Autors.

Varesi wurde 1959 in Turin geboren und widmete sich sehr bald dem Thema Journalismus. Mit einer Arbeit über Kierkegaard promovierte er und schaffte es schließlich in die Redaktion der „Repubblica“. „Der Nebelfluss“ ist der Beginn seiner Schriftstellerkarriere und brachte ihm die Nominierung für einen der wichtigsten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega, ein.

_Story:_

Wieder einmal Hochwasser am Po, wie so oft im Herbst. Doch dieses Mal steht der Fluss so hoch wie selten zuvor, weshalb die Dörfer in der näheren Umgebung evakuiert werden müssen. Nur die alten erfahrenen Schifffahrer widersetzen sich den Anweisungen des Präfekten und sehen nicht ein, ihren Stütztpunkt, den Circulo Nautico, zu verlassen.

Eines Abends werden sie dabei Zeugen einer eigenartigen Begebenheit. Das Schiff des fast achtzigjährigen Anteo Tonna läuft trotz der schweren Bedingungen mitten in der Nacht aus. Und obwohl das Licht in der Führerkabine noch an ist, kann man weit und breit keine Menschenseele auf dem Schiff sehen. Auch die unkonventionelle Art, mit der das Schiff ausläuft, will gar nicht zum erfahrenen Kapitän passen und gibt den Anwesenden im Circulo Nautico Rätsel auf. Nach einer dramatischen Fahrt kommt das Schiff schließlich an einer Sandbank zum Stillstand, und obwohl die Carabinieri keinen Mann mehr an Bord finden, ist es fast unmöglich, dass das Schiff ohne Steuermann sicher unter die Brücken und durch die sonstigen Hindernisse hindurch navigieren konnte.

Einen Tag später wird in einem nahe gelegenen Ort eine Leich entdeckt. Ein Mann ist aus dem Fenster gestürzt, und die Polizei vermutet zunächst einen Selbstmord. Die Spuren am Tatort lassen jedoch darauf schließen, dass der Verstorbene ermordet wurde. Kurze Zeit später stellt sich heraus, dass es sich hierbei um den Bruder des verschwundenen Schiffsmannes Tonna handelt …

Commissario Soneri steht vor einem Rätsel. In welchem Zusammenhang steht das Verschwinden des einen Bruders mit dem Tod des anderen? Und welche Chance besteht, dass Anteo Tonna nach seinem Verschwinden überhaupt noch unter den Lebenden weilt?

Soneri geht der Sache auf den Grund, stößt dabei aber auf eine Mauer des Schweigens. Die alten Männer, die sich in der Gegend herumtreiben, stören sich an der Schnüffelei des Commissarios, wollen ihm bei seinen Ermittlungen nicht weiterhelfen. Erst als dieser herausfindet, dass es sich beim Tatmotiv um eine Geschichte aus längst vergessener Zeit handeln könnte und das politische Treiben der Nachkriegszeit manchen der Herrschaften immer noch durch den Kopf schwirrt, beginnt er durch die konfusen Vorgänge durchzublicken. Infolgedessen taucht Soneri in die Welt von versteckten Faschisten, fanatischen Alt-Kommunisten und Menschenschmugglern ein und beginnt, die Puzzlestücke für das große Rätsel Stück für Stück zusammenzusetzen.

_Bewertung:_

Valerio Varesi kennt sich gut aus in der Pogegend, denn er erzählt die Geschichte mit sehr viel Liebe zum Detail und listet dabei eine ganze Reihen von Fakten auf, ohne dass die Geschichte ihren Erzählcharakter verlieren würde. So gelingt es ihm auch spielend, dem Roman von Beginn an die nötige Authentizität zu verleihen, und es dauert maximal zehn Seiten, da glaubt man selbst schon, der Fluss bzw. das Hochwasser würden im eigenen Keller hausen. Sehr gelungen!

Von der recht kühlen Atmosphäre mal abgesehen, hat Varesi aber auch eine kluge und spannende Handlung konstruiert, in die immer wieder neue Details einfließen können, welche wiederum für stetig neue Wendungen sorgen. So baut Varesi die einzelnen Teile der Geschichte stückweise auf und rollt den Strang in aufeinanderfolgenden Episoden auf. Das hat aber leider auch den Nachteil, dass ,diverse wichtige Einzelheiten erst recht spät im Roman auftauchen und so einige zuvor geschilderte Themen unwichtig erscheinen lassen.

Trotzdem weicht Varesi nie von der eigentlichen Handlung ab und legt so auch ein relativ flottes Erzähltempo vor. Simpel geschrieben, aber effektiv und kurz ausgeschmückt – dieser Devise hat Varesi sich angenommen und liegt damit zweifelsohne auf Erfolgskurs, die Spannungskurve gibt ihm dabei schließlich recht.

Was mir persönlich sehr gut gefällt, sind die einzelnen Schwenks in die Vergangenheit mit ihrem Bezug zur Gegenwart. Der Autor erzählt quasi zwei Geschichten und erklärt die vergangene mit der gegenwärtigen und umgekehrt. Hier hätte man die Angelegenheit inhaltlich lediglich noch etwas besser ausschmücken sollen, denn auch im Hinblick auf die Vergangenheit wünscht man sich als Leser des Öfteren detailliertere Einzelheiten zur politischen Lage Italiens in der Nachkriegszeit. Aber gut, Varesis Aufgabe ist es nicht, zu informieren, sondern zu unterhalten, und diesbezüglich hat der Schriftsteller und Redakteur einen fabelhaften Job hingelegt, nicht zuletzt aufgrund des authentischen Transfers und der perfekt eingefangenen, eigenwilligen italienischen Gemüter (speziell die etwas zickige Freundin des Commissarios, aber auch der Hauptcharakter und seine alten Gegenspieler).

Krimifans kommen also auf ihre Kosten und finden in „Der Nebelfluss“ exzellente und kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch, Italien-Begeisterte hingegen sollten in dieser Geschichte ein weiteres literarisches Muss entdecken.

von Kummant, Thomas / von Eckartsberg, Benjamin / Hohlbein, Wolfgang – Chronik der Unsterblichen, Die (Band 1 – Am Abgrund)

Lange haben sich Hohlbein-Anhänger gedulden müssen, doch Ende letzten Jahres ist sie endlich gestartet: die Comic-Reihe zum Bestseller-Zyklus „Die Chronik der Unsterblichen“, veredelt vom |Ehapa|-Verlag und erschaffen vom Duo Nejmain von Eckertsberg und Thomas von Kummant, die beide schon einschlägige Erfahrungen bezüglich Graphic Novels mit historischem Inhalt vorweisen können. Von Eckertsberg arbeitete dabei auch schon mit seinem Kollegen für „Goethe 2 – Zum Schauen bestellt“ im Auftrag des Goethe-Instituts zusammen, in dem er von Kummants Zeichnungen mit Farben anreicherte. Außerdem steuert er den monatlichen Comic zum Fashion-Magazin „Maxim“ bei. Erste Erfahrungen mit den Werken von Wolfgang Hohlbein sammelte Benjamin von Eckertsberg anschließend, indem er ebenfalls mit von Kummant die Cover zur Sammler-Edition von Hohlbeins Werk „Der Hexer“ illustrierte. Man sieht, hier arbeitet ein eingespieltes Team zusammen, kein Wunder also, dass der erste Teil des Comics der Original-Buchreihe dem qualitativ in nichts nachsteht.

_Story:_

Andrej Delany kehrt nach Jahren in sein Heimatdorf zurück, aus dem er schon in frühester Kindheit aufgrund eines Streiches verbannt wurde, infolgedessen man ihn der Hexerei und schwarzen Magie bezichtigte. Als Ausgestoßener zog es ihn in die transilvanische Bergwelt, wo er von seinem Stiefvater in der Kampfkunst unterrichtet wurde und den Umgang mit dem Schwert erlernte. Als jedoch seine Familie ums Leben kommt, entdeckt Andrej seine Bestimmung und reist zurück in den Ort, in dem er schon lange kein willkommener Gast mehr ist.

Bei seiner Rückkehr geht es Delany vor allem darum, seinen Sohn wiederzusehen. Doch der kleine Ort ist nicht mehr das, was er einst war. Andrej stößt auf Spuren der Verwüstung, auf brutal verstümmelte Leichen und Überbleibsel eines brutalen Gemetzels. Seinen Sohn entdeckt er aufgespießt wieder, jedoch scheint er als einziger Mensch überlebt zu haben. Um ihn von seinen Qualen zu befreien, tötet Andrej ihn schließlich, wird im Anschluss aber von noch größerer Pein geplagt.

Dann entdeckt er Frederic, ebenfalls ein Nachkomme der Delany-Familie, der Andrej von den Vorkommnissen in seiner Heimat berichtet und trotz seiner Jugend Rache schwört. Zunächst will sich der zurückgekehrte Krieger nicht auf die Gelüste seines jungen Kumpanen einlassen; als sie jedoch zum ersten Mal selber in einem brutalen Kampf mit dem Tod konfrontiert werden, die Schlacht allerdings überleben, ziehen sie gemeinsam mit einem weiteren Kumpanen auf einen Rachefeldzug gegen den Kirchenfürsten Domenicus und stoßen dabei auf einige grausame Geheimnisse …

_Bewertung:_

Die Geschichte ist wirklich sehr spannend und in den Zeichnungen sehr packend illustriert worden. Die Brutalität der Story wird dabei in keiner einzigen Zeichnung ausgelassen, wobei speziell die Bilder von den Opfern und der puren Zerstörung mehr aussagen als viele Worte. Hier gilt den beiden Zeichnern ein gehöriges Lob. Ebenfalls gut gefällt, dass man einen recht eigenen Stil entwickelt hat, der zwar auf den ersten Blick etwas schwammig wirkt, im Detail aber umso besser gefällt, weil man sich hier weder an den überspitzt dargestellten asiatischen noch an den farbenfrohen amerikanischen Vorlagen orientiert hat. Stattdessen haben von Kummant und von Eckertsberg einen sehr düsteren Comic erschaffen, der wunderbar die Atmosphäre der Handlung einzufangen imstande ist.

Prinzipiell ist die Comic-Ausgabe von „Am Abgrund“ – so der Name des ersten Bandes – recht simpel dargestellt; die beiden Zeichner haben nicht übertrieben in ihren Illustrationen, sondern sich vermehrt darauf konzentriert, die Stimmungen der Haupdarsteller und der Geschichte an sich in ihren stets dunklen Zeichnungen einzufangen. Natürlich kommt ihnen der eigentliche Handlungsstrang bei dieser Vorgehensweise zugute, dennoch kann man dem Duo dazu gratulieren, das Ganze genau passend umgesetzt zu haben.

Schade ist lediglich, dass die eigentliche Story hier nur in der Kurzform beschrieben wird; Details, wie sie Hohlbeins Vorlage liefert, werden also immer wieder bewusst ausgespart. Sicher, man kann nicht die ganze Geschichte illustrieren, das wäre zu viel des Guten, aber ein wenig ausführlicher und mit weniger Zeitsprüngen (gerade zur Mitte des Comics) wäre das Unterfangen letztendlich noch besser geglückt. Aber wer weiß, vielleicht gelingt es den beiden Zeichnern ja schon beim nächsten Mal, etwas mehr in die Tiefe zu gehen.

Andererseits muss man sich vor Augen halten, dass es hier vermehrt um die Zeichnungen und erst dann um die Wiedergabe der Geschichte geht. Man kann der Linie folgen, erfreut sich aber viel mehr an den tollen Bilder. Deshalb bleibe ich auch dabei und empfehle diesen Band sowohl an Comic- als auch an Fantasy-Begeisterte. Den Wunsch, beim nächsten Mal ein etwas dickeres Buch vorgelegt zu bekommen, kann ich indes trotzdem nicht unterdrücken …

Kurz noch ein paar Worte zur Aufmachung: „Am Abgrund“ kommt in einer wirklich schicken Hardcover-Edition und schindet schon deshalb Eindruck. Einige Worte zu den Zeichnern, ein herrliches Cover und das glänzende Papier ergänzen den Rahmen dabei nahezu perfekt und liefern einen weiteren Grund, sich auch mal mit der Comic-Auflage von „Die Chronik der Unsterblichen“ auseinanderzusetzen.

|Siehe dazu auch unsere Rezension des ersten Bandes in der [Hörbuchfassung. 891 |

O’Neil, Dennis – Batman Begins

„Das Begleitbuch zum Film“ – oft hat man direkt schon Vorurteile gegenüber solchen Untertiteln, sind die meisten Werke solcher Machart doch arg dröge und nur eine schlechte Eins-zu-eins-Wiedergabe des cineastischen Vergnügens. Das wollten die Macher von „Batman Begins“ aber von Anfang an verhindern und verpflichteten eigens für diese Aufgabe Dennis O’Neil, der bereits als einer der bekanntesten Batman-Storyautoren in Erscheinung trat und dabei selber die bösartige Kreatur Ra’s Al Ghoul erschaffen hat.

O’Neil ist also sehr gut mit der Materie vertraut, und das zeigt sich auch im Laufe dieses Buches, welches ich schlussendlich betrachtet sogar dem ohnehin schon ziemlich starken Kinofilm vorziehen würde, nicht zuletzt, weil O’Neil hier genügend Freiraum hat, um Dialoge weiter zu vertiefen, Szenen detaillierter zu beschreiben und Übergänge fließender zu gestalten.

Selbst die unterkühlten Emotionen kommen in diesem Buch besser zum Vorschein als beim bewegten Pendant, und das überrascht mich wieder, denn trotz aller Effekte war der Kinostreifen alles andere als eine überladene Hollywood-Produktion. Für diejenigen, die den Inhalt von „Batman Begins“ noch nicht kennen, sei er an dieser Stelle noch einmal kurz zusammengefasst:

Bruce Wayne ist ein glücklicher Junge, der eigentlich schon bis zu seinem letzten Tag ausgesorgt hat. Der Sohn einer Milliardärsfamilie wächst wohlbehütet auf und führt, vom Reichtum einmal abgesehen, ein normales Leben – bis zu dem Tag, an dem er in einen Brunnen fällt und dort von Fledermäusen angegriffen wird. Diese schicksalhafte Begenung soll ihn zu einem späteren Zeitpunkt wieder einholen.

Doch dies soll nicht der letzte schreckliche Tag in seinem Leben bleiben: Ein gewisser Joe Chill ermordet seine Eltern, und Bruce bleibt als Vollwaise zurück, flüchtet jedoch aus seiner Heimat Gotham City. Lediglich für eine spätere Anhörung vor Gericht kehrt der junge Wayne zurück, kann aber auch nicht mehr eingreifen, denn noch vor Gericht wird Chill von einem Gangster zielgerichtet erschossen.

Wiederum flieht Bruce und zieht sich nach Asien in das Himalaya-Gebiet zurück, wo er unter der Aufsicht von Henri Ducard in die Kampfkünste eingewiesen wird. Das Ende seiner Ausbildung wird jedoch von einem Schatten überworfen: Im finalen Kampf gegen seinen Meister tötet Bruce seinen Ausbilder Ducard.

Langsam entdeckt Bruce die Verstrickungen, die sich hinter all dem verbergen. Er kehrt zurück nach Gotham City, wo er schon seit längerer Zeit als tot gilt. Daher gehört ihm auch nicht mehr das große Wayne-Imperium, der milliardenschwere Sitz seiner Eltern. Bruce baut sich schließlich sein eigenes Imperium auf, verschafft sich mithilfe seines Butlers Alfred und des befreundeten Lucis Fox die nötigen Materialien und beginnt schließlich, als Batman die Unterwelt von Gotham City aufzumischen. Es kommt, wie es kommen musste: Ra’s Al Ghoul und die menschliche Fledermaus stehen sich in einem finalen Showdown gegenüber.

Auch wenn man den Film bereits gesehen hat, kann ich das Buch nur empfehlen, denn hier werden so manche Details, die im Film eher untergegangen sind (so zum Beispiel die Beweggründe des verwaisten Bruce, sich aus Gotham City abzusetzen) viel mehr ausgeschmückt und erscheinen schlussendlich auch viel logischer. Überhaupt sind es die Übergänge, die im Film manchmal recht schnell an einem vorbeiflitzten, denen hier ein größeres Maß an Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Dafür muss man aber auch in Kauf nehmen, dass das Buch vom Aufbau her ein wenig anders gestaltet ist: Wo der Regisseur im Film stets auf Rückblicke in die Vergangenheit zurückgreift, bemüht sich O’Neil um eine chronologische Abfolge, was ich aber weder besser noch schlechter finde, weil sie solcherart ebenfalls sehr gelungen dargestellt wird.

Natürlich, hat man den Film gesehen und kennt man das Ende, geht das deutlich auf Kosten der Spannung – und dennoch findet man immer wieder neue Hintergründe, die im Film nicht so genau erforscht wurden, dafür hier aber umfassend beleuchtet werden.

Im Großen und Ganzen kann man Dennis O’Neil also nur Lob aussprechen. Sowohl die erzählerische Darstellung der Charaktere als auch die spannende Beschreibung der Geschichte des jungen Bruce Wayne hat der Batman-erfahrene Autor meisterhaft bewältigt und dabei wirklich keine verborgenen Details ausgelassen. Man merkt dem Stil aber auch die Begeisterung für das Phänomen „Batman“ an, so dass es für O’Neil ein Leichtes ist, den Leser auf seine Seite zu ziehen. Entgegen aller Vorurteile an dieser Art Bücher bin ich also mehr als positiv überrascht und spreche ein weiteres Mal meine Empfehlung für dieses eigenständige Begleitbuch zu „Batman Begins“ aus.

Wooding, Chris – Gambit der Kaiserin, Das (Der verschlungene Pfad 2)

„Das Gambit der Kaiserin“ ist der zweite Teil der neuen Trilogie „Der verschlungene Pfad“ von Chris Wooding und zeigt fast noch eindrucksvoller als beim ersten Band [„Die Weber von Saramyr“, 1546 welch talentierter Schriftsteller sich hinter diesem Titel verbirgt. Allein die Art und Weise, wie Wooding Landschaften beschreibt, Emotionen in Worte packt und Verstrickungen sich langsam zusammenfügen lässt, zeigt wahre Größe. Dass er darüber hinaus aber auch noch eine Welt kreiert hat, aus der man, sobald man sich in ihr eingefunden hat, gar nicht mehr entfliehen kann, dafür kann ich ihm nur aus vollem Herzen danken.

Nach so vielen Fantasy-Reihen im Stile eines Tolkien ist es Wooding gelungen, dem Genre unter anderem durch die Hinzaunhme von Stilelementen der fernöstlichen Kultur eine ganz neue Farbe zu verleihen und es in jeglicher Hinsicht zu bereichern. Andererseits muss man aber auch betonen, dass das hier beschriebene Land Saramyr ein äußerst brutales ist und als solches auch mit all seinen Einzelheiten dargestellt wird. Diesbezüglich ist die Trilogie dann auch ziemlich harter Tobak, aber das wissen erfahrene Leser ja schon vom ersten Buch. Nichtsdestotrotz ist Teil zwei, „Das Gambit der Kaiserin“, noch eine Spur härter und definitiv schwerer verdaulich, deswegen aber absolut nicht minder genial.

_Story:_

Fünf Jahre sind seit jenem schicksalhaften Tag vergangen, an dem die Geblütskaiserin und ihr verlogener Gatte infolge eines Staatsstreiches ums Leben kamen und ihre ausgebürtige Tochter von den Anhängern der Libera Dermach in Sicherheit gebracht wurde. Fünf Jahre, in denen allmählich Ruhe in Saramyr eingekehrt ist, in denen der rote Orden sich für den großen Kampf gegen die furchterregenden Weber wappnen und vorbereiten konnte, aber auch fünf Jahre, in denen ganz unbemerkt weitere Intrigen gesponnen wurden, die sich später noch als die langfristig geplante Verwirklichung einer großen Verschwörung herausstellen sollen.

Die Geschichte beginnt mit einer längeren Reise, die Kaiku und Mishani auf einen anderen Kontinent unternehmen, wo sie einen Späher treffen und zurück nach Saramyr schmuggeln sollen. Nach einigen Unklarheiten begegnet Kaiku schließlich dem gesuchten Mann namens Saran und verhilft ihm zur Überfahrt.

Im Schloss angekommen, hat Saran wichtige Neuigkeiten, die er auf seiner langen Reise sammeln konnte. Unter anderem hat er über die Jahre eine Theorie über die Entstehung der Hexensteine aufstellen können, an deren Wahrheitsgehalt die Libera Dermach und der rote Orden zwar noch zweifeln, die aber schlüssiger kaum sein könnte. Derweil ist Kaiku bewusst geworden, wie sehr sie sich zu Saran hingezogen fühlt – bis sie schließlich den wahren Grund für seine Anziehungskraft entdeckt …

Nicht viel später verschwindet die Person, die Kaiku auf dem fremden Kontinent kennen gelernt hat, und Kaiku ist wieder von Selbstzweifeln geplant. Gleichzeitig entdeckt sie aber neue Stärken an sich und lernt nach und nach, ihr Kana, die von ihr entfesselte Energie, zu kontrollieren und sinnvoll einzusetzen.

Währenddessen gehen in den Festen des Kaisers merkwürdige Dinge vor sich. Geblütskaiser Mos, der nach dem Tod seines Sohnes Durun an die Macht gekommen ist, wird Opfer heimtückischer Pläne. Immer mehr wird er von Eifersucht geplagt und bezichtigt seine geliebte Frau schließlich, dass ihr noch ungeborenes Kind von einem anderen Mann gezeugt wurde. Zu spät merkt er, dass dies eine weitere Intrige der Weber ist, hinter der sich der neue Webfürst Kakre verbirgt. Dieser schmiedet mit seinen Gefährten jedoch noch weitaus schlimmere Pläne. Während die Libera Dermach sich gänzlich von der Umwelt abgeschirmt und die versteckt und für tot gehaltene Tochter der ehemaligen Geblütskaiserin Anais auf ihre zukünftige Aufgabe vorbereitet hat, haben die Weber ganz unbemerkt eine Armee von ausgebürtigen Monstern gezüchtet, mit Hilfe derer sie ihren finalen Zug um die Macht in Saramyr bestreiten wollen. Und in dem Moment, in dem die Armee sich in Bewegung setzt, scheint sie niemand mehr aufhalten zu können …

_Bewertung:_

Wie auch schon das erste Buch, so ist „Das Gambit der Kaiserin“ gespickt mit vielen untergeordneten Handlungen, die erst einmal ganz unabhängig voneinander stattfinden, sich aber zum Ende hin mehr und mehr ergänzen und zu einem großen Ganzen zusammenwachsen. Selten habe ich erlebt, dass ein Autor es vermag, mich mit seinem Schribstil, vor allem aber mit den zahllosen Andeutungen und versteckten Hinweisen so geschickt bei der Stange zu halten, dass selbst ein Buch mit über 700 Seiten in kürzester Zeit durchgeackert wird. Das ist einfach ganz große Klasse, was Chris Wooding hier erschaffen hat!

Nachdem er im ersten Band quasi die ganzen Rahmenbedingungen abgesteckt hat, bleibt ihm im zweiten Teil entsprechend viel Raum, noch weiter als ohnehin schon in die Tiefe zu gehen und die Geschichte mit all ihren Nebenarmen wachsen zu lassen. Und sie wächst und gedeiht, spinnt sogar noch weitere Unterhandlungen zurecht und entwickelt eine Spannung, der man sich kaum noch entziehen kann.

Immer wieder tauchen infolge eines unerwarteten Verrats neue Wendungen in der Geschichte auf, dann wieder springt Wooding zum nächsten Szenario und lässt eine Andeutung zum Schluss eines Kapitels fast hundert Seiten ungeklärt, bis sich das Ganze dann schlussendlich wieder wie ein erst noch unvollständiges, schließlich aber logisches Puzzle zusammenfügt – und das immer und immer wieder, ohne dass man Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren.

Doch Wooding hat nicht nur ein weiteres mitreißendes Epos verfasst, er erreicht primär durch die Schilderungen der teils zwischenmenschlichen, teils abnormalen Grausamkeiten die Emotionen seiner Leser und weiß sie zu bewegen. Einzigartig, wie er fast schon nüchtern über die Bruatlität der Weber berichtet, die grausame Vergangenheit der Protagonisten schildert oder aber einen wichtigen Charakter ganz plötzlich aus der Handlung ausscheiden lässt. Allein dies würde schon als Grund ausreichen, dieses Buch weiterzuempfehlen, doch ehrlich gesagt fallen mir da noch unzählige weitere Rechtfertigungen ein.

Mein Fazit ist daher eindeutig: Ich bin erneut schwer begeistert vom aktuellen Werk Woodings und kann es kaum noch abwarten, bis sich mit dem bislang noch nicht erschienenen dritten Teil der Kreis schließt. Erhabener und mitreißender kann man die moderne Fantasy kaum gestalten!

Mabbett, Andy – Pink Floyd – Story und Songs kompakt

Bücher wie dieses hier sind ja eigentlich nur für wirkliche Fans einer Band interessant, weil sie zu 99 Prozent Insider-Informationen enthalten und so für den ‚fremden‘ Leser auch schon mal wie chinesische Logogramme wirken können. Das ist der Normalfall. Andy Mabett ist es dennoch gelungen, die Geschichte von PINK FLOYD kurz und bündig, aber dennoch so informationsreich zu gestalten, dass selbst der Neueinsteiger in Sachen PINK FLOYD viel aus diesem Buch mitnehmen kann und sein Interesse für diese Kult-Gruppe definitiv steigern wird.

Der Autor selbst war zehn Jahre lang Mit-Herausgeber von „The Amazing Pudding“, dem angesehenen Fanzine über PINK FLOYD und Roger Waters. Er hat für verschiedene Zeitschriften, darunter „Q“ und „MOJO“, über PINK FLOYD geschrieben, hat Beiträge zu „Crazy Diamond – Syd Barret and The Dawn of Pink Floyd“ geliefert und mit Miles zusammen „Pink Floyd – A Visual Documentary“ geschrieben. Mabbett hat die Band also jahrelang begleitet und dabei dermaßen viel an Informationen sammeln können, dass sie den Umfang dieses kleinen Taschenbuches um ein Vielfaches sprengen könnten. Trotzdem hat sich der Autor darauf beschränkt, kurz und kompakt die wichtigsten Details herauszufiltern und so Stück für Stück, Album für Album und schließlich Komposition für Komposition die Geschichte dieser Ausnahmeerscheinung aufzurollen.

Natürlich ist dabei der Insider im Vorteil, weil er selber die hier beschriebenen Nummern oder zumindest den Großteil davon kennt und schon wer-weiß-wie-oft gehört hat. Unsereiner, der nur die ‚Pflichtexemplare‘ aus dem Backkatalog von PINK FLOYD besitzt, ist da klar im Nachteil, was aber keinesfalls heißt, dass die Geschichte deswegen weniger interessant wäre. Mabbett entlockt der Sache nämlich immer wieder einige besondere Anekdoten, berichtet über die Entstehungszeit der verschiedenen Songs, kommt dabei auch immer auf die aktuelle Situation der Musiker zu sprechen und versteift sich zu keiner Sekunde darauf, lediglich zu analysieren. Insofern hat er auch genau das erreicht, was ein solches Buch so lesenswert macht, er hat nämlich |keine| bloße Liste mit Kurzbeschreibungen der Kompositionen erstellt – und das ist meistens auch der größte Kritikpunkt an solchen Büchern -, sondern sie mit allem, was dazugehört, teilweise auch noch recht detailliert, beschrieben.

Erwartungsgemäß sind die Gechichten zu den bekannteren Songs wie zum Beispiel ‚Shine On You Crazy Diamond‘, ‚Comfortably Numb‘ und natürlich dem mehrteiligen ‚Another Brick In The Wall‘ etwas umfangreicher, überspannen aber auch nie das Maß einer ganzen Seite und schweifen so nicht vom eigentlichen Thema ab – genau das ist auch das Schöne an diesem Buch: keine überflüssigen Längen, null Geschichten und Anekdoten, die man als Nicht-Insider sowieso nicht versteht, vor allem aber nie die Offenbarung, dass PINK FLOYD die wichtigste und größte Band überhaupt waren bzw. sind – das macht den Schreibstil von Andy Mabbett nicht nur sehr sympathisch, sondern gleichermaßen auch sehr natürlich.

Sein Ziel, wieder Interesse für diese Band zu erwecken, hat Mabbett somit auf jeden Fall erreicht, und seine Schilderungen erleichtern uns dabei Stück für Stück den Zugang zur Musik und den beteiligten Musikern. 16 Seiten mit Illustrationen und Fotos aus den verschiedenen Schaffensperioden verfeinern den Eindruck dabei noch zusätzlich, zeigen abr auch sehr schön den äußerlichen Werdegang von PINK FLOYD von damals bis heute.
Gratulation also zu einem wirklich gelungenen Unterfangen und einem neutralen, dennoch aber sehr informativen Überblick aus einer sehr interessanten Perspektive. „Pink Floyd – Story und Songs kompakt“ sei daher vor allem Freunden von Musiker-Biographien, besonders aber natürlich PINK FLOYD-Fans ans Herz gelegt – oder eben jenen, die gerade dabei sind, es noch zu werden.

Wooding, Chris – Weber von Saramyr, Die (Der verschlungene Pfad 1)

Bei Chris Wooding handelt es sich um einen recht jungen Fantasy-Autor, der bereits im Alter von neunzehn Jahren seinen ersten Roman veröffentlichte. Wooding wurde am 28. Februar 1977 in den britischen Midlands geboren, wusste schon bald, dass er eines Tages Bücher schreiben wollte, und verbrachte nach seinem Studium der Englischen Literatür seine Zeit in verschiedenen Winkeln Europas, um sich dort inspirieren zu lassen. Große Einflüsse für seine im Folgenden erscheinenden Bücher holte er sich schließlich in Japan und Südafrika, wo er selbst des Öfteren in Lebensgefahr geriet.

Mittlerweile 28, brachte Wooding nun die Geschichte um „Alaizabel Cray“ heraus, die ihm international ein Mehr an Beachtung verschaffte und seinen Namen nach einigen eher unauffälligen Horror- und Fantasy-Erzählungen erstmals etablierte. Die mehrfach ausgezeichnete Story verhalf ihm schließlich zum Durchbruch, doch Wooding plante auch schon seinen nächsten Roman, besser gesagt eine Trilogie, bei der er die Inspiration der fernöstlichen Kultur noch weiter einzubringen gedachte. Der erste Teil ist nun vor kurzer Zeit auch auf dem deutschen Markt herausgebracht worden und heißt „Die Weber von Saramyr“, ein beeindruckendes Buch mit viel Liebe zum Detail und einem Autor auf dem Höhepunkt seines bisherigen Schaffens:

_Story:_

Als Kaiku mitten in der Nacht aus ihren Träumen gerissen wird, kann sie sich noch gar nicht ausmalen, was um sie herum geschehen ist. Ihre gesamte Familie ist soeben von den Shin-Shins, Dämonen in Form von mutierten Riesenspinnen, angegriffen und getöten worden. Lediglich ihre Zofe Asara ist bisher von den Attacken verschont geblieben und verhilft Kaiku in dieser schicksalsträchtigen Nacht zur Flucht. Als sie auf einer Insel vor den Shin-Shin Schutz gefunden haben, kommen sie erstmal wieder zur Ruhe – doch nicht für lange Zeit; Asara stirbt noch vor Ort und Kaiku wird nach einem langen Schlaf doch noch lebend vom Priesteranwärter Tane gefunden, der sie pflegt und bei dem Kaiku wieder zu Kräften kommt.

Kaiku schwört Rache und Vergeltung für den Mord an ihrer Familie und macht sich nach einigen Wochen in Tanes Kloster auf den Weg zu Mishani, einer einflussreichen Freundin aus ihrer Jugendzeit, bei der sie zunächst einmal unterkommen möchte.
Währenddessen werden in den kaiserlichen Festen einige Intrigen gesponnen. Als nämlich eines Tages die erschreckende Tatsache an die Öffentlichkeit dringt, dass es sich bei der Thronerbin Saramayrs um eine Ausgeburt handelt, gleicht das einem Eklat. Das Volk, vor allem aber die einflussreichen Weber, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Ausgeburten jeglicher Art schnellstmöglich aufzuspüren und qualvoll sterben zu lassen, fordern den sofortigen Tod der jungen Lucia, andere wiederum möchten die Kaiserin in die Knie zwingen und sie zum Abdanken verleiten. Doch die Geblütskaiserin Anais bleibt standhaft und verteidigt sowohl den Thron als auch ihre Tochter – ganz zum Widerwillen einiger anderer Völker, die ebenfalls in Richtung Thron schielen.

Derweil haben Kaiku und Mishani nach langer Zeit wieder zueinander gefunden, jedoch wird ihre Freundschaft schon bald auf die Probe gestellt, denn in Kaiku schlummern ungeahnte Kräfte, von denen bislang niemand etwas wusste – nicht einmal sie selbst. Als diese Kräfte zum ersten Mal entfesselt werden, wird allen Beteiligten klar, was vor sich geht: Auch Kaiku ist eine Ausgeburt und wird als solche von Mishani nicht mehr geduldet. Mishani verweist sie des Hofes und Kaiku ist wieder auf sich allein gestellt. Dann jedoch trifft sie eine Person, die eigentlich gar nicht mehr existieren dürfte. Die wiederbelebte Asara schließt sich Kaiku an, und gemeinsam mit ihrem Gefährten Tane, dessen Kloster von den Shin-Shins komplett ausgerottet wurde, machen sie sich auf den Weg, das düstere Geheimnis der Ausgeburten zu lüften, die finstere Wahrheit hinter der Kaste der Weber ans Licht zu bringen und die Tochter der Geblütskaiserin vor dem Tod zu bewahren. Auf dem langen Weg machen sie jedoch so einige schreckliche Beobachtungen und Erfahrungen. Doch nicht nur das: Kaiku weiß nach einiger Zeit nicht mehr, wem sie trauen kann und wem nicht, beschließt, die Sache auf eigene Faust durchzuziehen – und begibt sich so auf eine lebensgefährliche Reise …

_Bewertung:_

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich vom Erzählstil Chris Wodings komplett und vollauf begeistert bin. Es ist schon fast faszinierend, mit welcher Detailverliebtheit er die einzelnen Orte und Personen beschreibt, sich dabei selbst in den spannendsten Momenten die Zeit und Ruhe nimmt, den Rahmen der Handlung näher zu beleuchten, trotzdem aber nie so weit abschweift, dass der Leser den Überblick verlieren könnte. Besonders gelungen ist ihm dabei die Beschreibung der versteckten Dimension der Weber, in die man sich bereits mit wenig Fantasie sehr schnell hineinversetzen kann.
Doch auch die einzelnen Beziehungsgeflechte, die dabei entstehenden Emotionen sowie die Ängste der Hauptfiguren hat Wooding exzellent hervorgehoben, gerade im Fall von Tane und Kaiku.

Obwohl der Erzählstil trotz allem recht leicht verständlich ist, braucht man anfangs dennoch eine Weile, bis man sich in der Welt von Saramyr zurechtgefunden hat, weil auch hier erst einmal die gesamte Protagonisten-Riege vorgestellt wird. Weil Wooding es sich nicht nehmen lässt, diesbezüglich sofort in die Tiefe zu gehen (was sich später als wertvoll herausstellt), braucht man schon die ersten gut einhundert Seiten, bis man sich in die Story einfindet. Aber zu diesem Zeitpunkt hat man sich bereits in der Welt von Kaiku, im Kaiserreich der Geblütskaiserin Anais, in der düsteren Vergangenheit von Tane, aber auch in den brutalen Gedankengängen der Weber verloren und kann „Die Weber von Saramyr“ nicht mehr aus der Hand legen.

Mir persönlich sagt auch noch der fernöstliche Touch der Geschichte zu, der hier sowohl in Form von typischen Bräuchen als auch in der Beschreibung der gesamten Kultur verankert ist. Das macht den Beginn dieser Trilogie gleichzeitig zum ‚etwas anderen‘ Fantasy-Buch, was es aber aufgrund der teilweise ziemlich schwer verdaulichen und harten Handlung auf jeden Fall schon ist. Und was die Sache noch zusätzlich sympathisch macht: Hier findet man wirklich mal keine Tolkien-Versatzstücke, weder stilistisch noch inhaltlich. Wooding hat seine eigene Welt kreiert, mit einem eigenen Kulturgut und Charakteren, wie ich sie in dieser Form noch nicht kennen gelernt habe. Nach scheinbar schleppendem Beginn entfaltet sich so über die Distanz von 550 Seiten ein Meisterwerk der jungen Fantasy-Literatur, bei dem ich mir schon fast wünschen würde, dass es ebenfalls bald den Sprung auf die Leinwand schafft – weil es eben so anders ist.

Gerade diejenigen, die von immer wiederkehrenden Strukturen und Inhalten die Nase voll haben, werden hier bestens bedient, während Fernost-Fans schon fast verpflichtet sind, sich in kürzester Zeit durch dieses Buch zu arbeiten. Ich habe die Geschichte in zwei Tagen gelesen, weil mich das Ganze so enorm gefesselt hat – mehr brauche ich wohl nicht mehr zu sagen …

Cook, Thomas H. – Taken – Unter fremden Sternen (Band 2)

Nachdem der [erste Teil 1477 von „Taken“ eigentlich nur eine Art Einleitung war, um die Hintergründe der Generationen überspannenden Geschichte deutlich zu machen, geht es nun beim zweiten Teil „Unter fremden Sternen“ schon etwas mehr in die Tiefe, weil hier die ersten Spätfolgen des UFO-Absturzes über Roswell im Jahre 1947 sichtbar werden. Dementsprechend gibt es auch eine ganze Riege neuer Hauptakteure, weil man mittlerweile schon im Jahre 1980 angelangt ist und die alten Helden entweder schon verstorben oder in einem für die Geschichte nicht mehr relevanten Alter sind.

Die wichtigste Figur ist jedoch auch schon aus dem ersten Roman bekannt, nämlich Jacob Clarke, der Sohn des Außerirdischen John und der Farmerin Sally, dessen außergewöhnliche Fähigkeiten ihn ja schon im ersten Teil mit dem militärischen Geheimdienst in Konflikt geraten ließen. Ein weiterer Bekannter ist Jesse Keys, der Sohn des im Krieg entführten Russell, dessen Schicksal von Bedeutung ist, denn er konnte der Bedrohung aus dem All nicht mehr entkommen. Aber vor allem geht es hier bereits um die dritte Generation und somit um die Kinder von Jesse und Jacob, die im Endeffekt das Ziel des langfristig angelegten Plans sind …

_Story:_

Nach eltichen Jahren kehrt der mittlerweile verheiratete Jacob mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern in sein Elternhaus zurück. Jacob hat sich schwer verändert, ist seit einiger Zeit nämlich tatsächlich dazu imstande, ein normales Leben zu führen. Dort trifft er nicht nur auf seine beiden Geschwister, sondern auch auf eine sterbende Mutter, deren Tod letztendlich auch Jacobs Kräfte schwächt und sich auf sein Verhalten auswirkt. Sein Bruder hat seine Zweifel bezüglich UFOs derweil komplett abgelegt und beschäftigt sich seit geraumer Zeit intensiv mit dem Phänomen. Dabei gelingt es ihm sogar, Eric Crawford das geheime Projekt aus den Händen zu reißen, und bis auf das Geschenk seines Vaters verliert Crawford schließlich sämtliche Unterlagen und Beweisstücke über die Aliens. Eric taucht eine Zeit lang unter, soll aber später noch groß in Erscheinung treten …

Erics Tochter Mary hat sich ebenfalls dem Thema gewidmet und geht dabei über Leichen. So freundet sie sich mit Dr. Wakeman an, der inzwischen große Fortschritte bei der Analyse der gefundenen Aliens gemacht hat und hinter das Geheimnis der eingepflanzten Sensoren gekommen ist. Er hat herausgefunden, dass die betroffenen bzw. entführten Personen allesamt einen Sender ‚eingebaut‘ bekommen haben und für die Außerirdischen jederzeit aufspürbar sind. Dies hat sich Wakeman selber zunutze gemacht und eine Karte erstellt, mit Hilfe derer er ebenfalls genau nachsehen kann, wo sich die Menschen mit diesem Sender derzeitig befinden. Als es Wakeman schließlich noch gelingt, das Signal abzuschirmen, macht er den größten Coup, denn so kann er die Aliens täuschen.

Nach und nach entwickelt sich die ganze Geschichte, wobei Charlie, der Sohn des entführten Jesse Keys, sowie Jacobs Tochter Lisa am Ende die wichtigste Rolle übernehmen, denn wie sich herausstellt, sollen die beiden laut dem Plan der Aliens ein gemeinsames Kind zeugen, welches schließlich menschliche und außerirdische Eigenschaften und Fähigkeiten miteinander verbinden soll. Und der Plan gelingt tatsächlich; das Kind, Allie, wird schnell zum begehrtesten Wesen auf dem ganzen Planeten und alle machen Jagd auf sie. Selbst ein gewisser Eric Crawford taucht plötzlich wieder auf der Karte auf …

_Bewertung:_

Im zweiten Teil laufen viele Geschichten parallel, und auch wenn das oben Angeführte ein wenig konfus klingen mag, so gelingt es Thomas H. Cook dieses Mal viel besser, die Geschichte spannend und logisch zu erzählen. Im Gegensatz zum ersten Buch werden hier nicht bloß Fakten aneinander gereiht, sondern wirklich erzählt. Sehr angenehm ist dabei, dass sich die einzelnen Zeitsprünge in Grenzen halten, die Geschichte also in einem recht limitierten Zeitrahmen stattfindet – auch hier sehe ich eindeutige Vorteile zum ersten Buch.

Vor allem aber erscheint mit dem zweiten Teil langsam aber sicher alles logisch. Die vielen Optionen, die sich mit dem ersten Buch aufgetan haben, werden hier tiefgreifender beschrieben und ihr Zusammenhang deutlicher und verständlicher herausgestellt. Trotzdem muss man den Inhalt des ersten Bandes aber kennen, um der Story in „Unter fremden Sternen“ folgen zu können.

Man könnte also behaupten, dass „Wir sind nicht allein“ die etwas mühselige Einleitung für die ‚richtige‘ Geschichte ist, die erst jetzt beginnt, dafür aber dann auch sofort sehr spannend wird, vor allem, weil so viele Dinge zunächst offen bleiben und sich eine ganze Reihe neuer Optionen infolge des teuflichen Plans der Aliens ergeben.

Bei dem Eindruck, dass ich die TV-Serie in diesem Fall bevorzuge, bleibe ich dennoch, denn Steven Spielberg hat hier wirklich etwas Einzigartiges kreiert, das sich eben besser in bewegten Bildern als in der von Thomas H. Cook beschriebenen Story verstehen lässt. Dennoch finde ich dieses zweite Buch sehr gelungen und toll erzählt, kann es also als Alternative zum Fernsehereignis auch bedenkenlos empfehlen.

http://www.vgs.de/taken.jsp

Gerhard Augustin – Der Pate des Krautrock

In den späten Sechzigern, in einer Zeit, in der die Jugend vom Schlager und der immer noch grassierenden Beatmusik langsam aber sicher die Nase gstrichen voll hatte, kam in Deutschland eine vollkommen neue Musikbewegung in Gange, deren Einflüsse bis zum heutigen Tage anhalten sollten. Mit Gruppen wie AMON DÜÜL, CAN, POPOL VUH, TANGERINE DREAM und den immer noch aktiven SCORPIONS entstand eine Szene, die unter amderem aufgrund der damit einhergehenden Vorliebe für bewusstseinserweiternde, rauchbare Substanzen den Namen Krautrock erhielt und den deutschen Underground prägte wie wohl keine zweite Bewegung seither. Eine ihrer wichtigsten Figuren war zweifelsohne Gerhard Augustin, der die Szene nicht nur mitverfolgte, sondern auch einen großen Teil dazu beitrug, eine Basis für Rockmusik außerhalb des Mainstreams zu schaffen. Augustin war in vielerlei Hinsicht der Denker und Lenker, der im Hintergrund die Fäden zog, während die oben genannten Bands plötzlich überregional bekannt, geschätzt und schließlich auch berühmt wurden. Daher wurde ihm auch eines Tages der Name „Der Pate des Krautrock“ verliehen.

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Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis

Anders als dies momentan so üblich ist, ist dieser Roman nicht etwa das Begleitbuch zum Kinohit „Per Anhalter durch die Galaxis“, welcher seit einigen Wochen die Lichtspielhäuser der Republik füllt, sondern die Originalversion aus dem Jahre 1981 (deutsche Erstausgabe), jedoch ergänzt durch einige Kommentare derjenigen, die das Projekt schließlich auf die Leinwand gebracht haben. Wer von dem Werk noch nicht Kenntnis genommen hat, der ist zunächst einmal selber schuld, weil die Geschichte schon seit langer Zeit als Kult abgefeiert wird (und das vollkommen zu Recht), soll aber dennoch wissen, dass es sich hier um ein herrlich skurriles Buch handelt, das nicht nur mit typisch britischem Humor aufwarten sondern den Leser auch manchmal selbst in den Wahnsinn treiben kann. Warum das so ist, erkläre ich dann später …

_Story:_

Arthur Dent hasst Donnerstage. So auch diesen speziellen Donnerstag, an dem er sich plötzlich dazu gezwungen sieht, sein Haus vor der Planierraupe zu schützen, die das gesamte Wohngebiet zu einer Brachlandschaft umfunktionieren möchte. Doch Dent bleibt standhaft und wehrt sich mit allen Kräften, auch wenn die Lage zunächst aussichtslos scheint. Doch dann bekommt er unerwartete Hilfe von einem gewissen Ford Prefect, der vorgibt, unterwegs zu sein, um das neue Universalhandbuch „Per Anhalter durch die Galaxis“ vorzustellen, in einem Rutsch aber auch erzählt, dass es nicht mehr viel Sinn ergibt, das Haus zu schützen, weil der Planet eh in wenigen Minuten dem Erdboden gleichgemacht werden wird. Arthur glaubt dem Fremden natürlich erst mal nicht, muss aber, als er wieder aufwacht, feststellen, dass er unerwartet mitten durch den Kosmos reist und seine Heimat als solche nicht mehr existiert.

Zusammen mit seinem neuen ‚Freund‘ Ford Prefect macht sich Arthur auf den Weg, die Ursache für die Auslöschung der Erde ans Tageslicht zu bringen und stößt dabei auf die wirrsten Theorien, was dies betrifft. Irgendwann kann Arthur den abgedrehten Ausführungen Prefects schließlich nicht mehr folgen, gibt sich und sein Leben sogar schon auf, weil er nicht mehr hinter den ganzen Wahnsinn blickt, der sich in der Galaxis abspielt, findet schließlich aber doch noch Antworten auf seine Fragen. Ob sie ihm jedoch weiterhelfen bzw. ob es das ist, was Arthur sich so vorgestellt hat, steht auf einem anderen Blatt geschrieben …

Die Geschichte ist wirklich ziemlich abgefahren, scheint manchmal sogar keine konkrete Handlung zu besitzen. Doch irgendwann, nachdem Adams wieder einmal einen ziemlich skurrilen Eintrag aus dem Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“ geschildert hat, fällt es einem dann doch wieder leicht, den roten Faden aufzunehmen und dem wirren Strang zu folgen. Vorausgesetzt natürlich, man steht auf den ziemlich eigenartigen Humor, mit dem Adams hier immer wieder mal gerne arbeitet, und ist bereit, sich auch durch die Stellen zu kämpfen, an denen man glaubt, absolut gar nichts mehr zu verstehen.

Grob gesehen könnte die Handlung auch auf hundert Seiten beschränkt bleiben, denn inhaltlich gibt die Story nicht viel mehr her. Aber es sind diese irrwitzigen, bunten Ausschmückungen, mit denen Adams den Leser selbst in ’schwierigen‘ Passagen bei der Stange hält, so zum Beispiel, wenn er die einzelnen kosmischen Charaktere beschreibt oder über die Entstehung der Erde philosophiert. Und genau dieses Außergewöhnliche, der fast schon widersinnige Schreibstil des Autors macht aus dem Buch dann auch wieder etwas ganz Besonderes, andererseits aber auch etwas sehr Extremes. Adams lehnt sich nicht nur einmal etwas weit aus dem Fenster und spielt mit Gedanken, bei denen man nicht gerade vermuten mag, dass ein ’normaler‘ Mensch dahintersteckt. Daher kann es auch nur zwei Meinungen zu „Per Anhalter durch die Galaxis“ geben: entweder man lacht und philosphiert mit Douglas Adams, oder man wünscht seine weltfremden Ausführungen zum Teufel.

Ich persönlich zähle mich definitiv zur ersten Sparte, muss aber auch zugeben, dass ich das ein oder andere Mal den Kopf habe schütteln müssen, wenn zwischendurch mal wieder ein zweiseitiges Kapitel auftauchte, das irgendwie nicht in die Geschichte einzuordnen war. Aber um das zu verstehen, muss man eben das Buch gelesen haben, in dem das Bizarre übrigens weitaus mehr zum Tragen kommt als im auch schon sehr guten Kinofilm.

Als zusätzlicher Anreiz sollte dazu noch das Bonusmaterial genannt werden, denn die Neuauflage beinhaltet nicht nur den Roman. Nein, zusätzlich gibt es noch ein recht ausführliches Nachwort von Robbie Stamp sowie Interviews mit den Hauptdarstellern aus dem gleichnamigen Film, namentlich Mos Def (Ford Prefect), Zooey Deschandel (Tricia McMillan), Bill Nighty (Slartibartfuß), Martin Freeman (Arthur Dent), Sam Rockwell (Zaphod Beeblebrox) und als besonderes Schmankerl noch ein Selbstinterview mit Drehbuchautor Karey Kirkpatrick. Hier erfährt man noch eine ganze Menge – immerhin nimmt allein dieser Part hundert Seiten ein – über die Hintergründe und die Motivationen der Darsteller, dieses Projekt ins Kino zu bringen.

Wenn ich also jetzt zu dem Schluss komme, dass das ‚Paket‘ wirklich klasse ist, meine ich damit den Roman und die tatsächlich sehr lesenswerten Zusatzinfos. Und so ist es dann auch: „Per Anhalter durch die Galaxis“ hat in mir sämtliche Lachmuskeln in Bewegung gebracht und macht dies beim Gedanken an die Weltgeschichte aus Sicht von Douglas Adams noch immer. Wer das Original noch nicht sein Eigen nennt und auf derben Humor von der Insel steht, der ist hier genau an der richtigen Adresse und sollte auch mal den übrigen Katalog aus der Feder des Schriftstellers antesten.

„The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy“ erschien zuerst 1978 als Radiosendung der BBC. Die fünfbändige Buchreihe dazu erschien nachfolgend in stark veränderter und erweiterter Fassung. Douglas Adams schrieb zuvor unter anderem einige Folgen der „Doctor Who“-Serie und arbeitete auch kurzzeitig mit Monthy Python zusammen. Adams verstarb im Mai 2001 an den Folgen eines Herzinfarktes.

Für mehr Informationen siehe auch unsere Rezensionen zu:
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363 (Neil Gaiman)
[„Per Anhalter ins All“ 697 (Hörspiel)

Hillerman, Tony – Dunkle Kanäle

„Dunkle Kanäle“ ist das aktuellste Buch aus der Feder des Erfolgsautors Tony Hillerman, der mich in der Vergangenheit bereits mit einigen Büchern begeistern konnte. Daran sollte sich mit dem neuesten Taschenbuchroman natürlich nichts ändern, auch wenn es dieses Mal etwas länger gedauert hat, bis ich mich mit dem Inhalt anfreunden konnte, weil Hillerman seinen Erzählstil und die gesamten Rahmenbedingungen schon ein wenig an die Moderne angepasst hat. Der Spannung schadet das aber natürlich nicht, wenngleich man dieses Mal ungewöhnlich schnell hinter die kriminellen Machenschaften blickt, die den etatmäßigen Cops Manuelito, Leaphorn und Chee das Leben schwer machen.

_Story:_

Ganze 176 Milliarden Dollar Abgaben für indianische Bodenschätze sind spurlos verschwunden, und keiner hat auch nur leiseste Ahnung davon, wie das für einen Treuhandfonds vorgesehene Geld abhanden kommen konnte. Die CIA setzt deshalb einen Agenten unter falschem Namen auf den Vorfall an, und der scheint auch schnell erste Erfolge bei seinen Ermittlungen zu erzielen – bis er kurz darauf von zwei Unbekannten aus dem Weg geräumt wird.

Das ruft den zur Border Patrol gewechselten weiblichen Officer Manuelito auf den Plan, auch wenn sie erst einmal in ganz anderer Sache ermittelt. Sie entdeckt nämlich, dass auf einem abgesperrten Gebiet, auf dem unter anderem nicht mehr verwendete Pipelines verlaufen, plötzlich wieder Aufbauarbeiten beginnen, kann sich aber erst nicht den genauen Zweck hinter dieser seltsamen Angelegenheit ausmalen. Und einen Zusammenhang zum Fund der Leiche des Agenten sieht Officer Manuelito auch nicht, bis sie dann Kontakt zu ihren ehemaligen Kollegen Jim Chee und Joe Leaphorn aufnimmt, die ebenfalls von den mysteriösen Vorfällen erfahren haben und sich infolgedessen auf den Weg ins Grenzgebiet machen.

Inzwischen nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Bernie sieht sich mit einigen recht seltsamen Kontrollen seitens ihres Chefs konfrontiert, Chee gerät in Sorge, weil eine Schmugglerbande in Mexiko ein Foto von Bernie Manuelito bekommen hat, und während die Polizisten sich noch die Köpfe zerbrechen, was auf der abgesperrten Tuttle Ranch passiert, plant eine einflussreiche Gangsterbande einen riesigen Coup …

_Bewertung:_

Hillerman hat auch in diesem Buch an seinem recht verzwickten Stil festgehalten und lässt wiederum mehrere Handlungsstränge parallel und zunächst unabhängig voneinander ablaufen. So erzählt er von den Ereignissen an der mexikanischen Grenze, gibt einen Einblick in korrupte Staatsgeschäfte, beschreibt das innige Verhältnis zwischen Chee und Manuelito, auch wenn die beiden nicht in der Lage sind, ihre Gefühle füreinander auszusprechen, und lässt nebenbei auch wieder den schon länger berenteten Kommissar Leaphorn zu alter Form auflaufen. Gut gemacht, keine Frage, und dennoch ist die Geschichte dieses Mal schon weit im Voraus vorhersehbar oder zumindets in groben Zügen erahnbar, auch wenn Hillerman sich bis zum Ende noch einige vollkommen unerwartete Überraschungen aufgespart hat.

Das Glänzende an diesem Buch sind aber einmal mehr die drei Hauptdarsteller, auch wenn Joe Leaphorn hier nicht mehr ganz so zum Zuge kommt wie in vorangegangenen Geschichten. Mir gefällt vor allem die Rolle des dickköpfigen Cops Jim Chee, vielleicht aber auch, weil ich hier durchaus eigene Charakterzüge wiederentdecke. Auch die herzliche, stellenweise aber auch etwas tollpatschige Bernie Manuelito ist prima dargestellt, mit sämtlichen Stärken und Schwächen, die man auch einem Cop zugestehen muss. Besonders zum Schluss brilliert sie noch mit einem fabelhaften Charakterzug, zu dem ich aber an dieser Stelle nichts verraten möchte.

Zur Gesamtgeschichte sollte noch einmal kurz der etwas modernere Touch der Handlung erläutert werden. Der 11. September ist beispielsweise an manchen Stellen präsent, das neue Medienzeitalter blickt auch manchmal durch, aber auch die Wortwahl von Tony Hillerman tendiert sehr oft ins 21. Jahrhundert. Das soll aber nicht als Abschreckung verstanden werden, denn stilistisch hat sich im Grunde genommen nichts verändert, „Dunkle Kanäle“ ist also auch ein „echter Hillerman“.

Mit den Hillerman-Storys Vertraute sind übrigens klar im Vorteil, denn nicht selten gewährt der Autor Rückblicke in vergangene Bücher, wobei der davor erschienene Roman [„Das goldene Kalb“ 1429 speziell im Bezug auf die Beziehung zwischen Manuelito und Chee immer wieder ins Gedächtnis gerufen wird. Voraussetzung für das Verständnis der Handlung sind diese Geschichten aber dennoch nicht.

_Fazit:_

Zweifellos ist es Tony Hillerman wieder gelungen, eine packende und spannende Geschichte zu erzählen, in der er zeigt, dass er trotz seiner langjährigen Erfahrung als Schriftsteller mit der Zeit geht und vor modernen Elementen nicht Halt macht. Das macht ihn einerseits unberechenbarer, zweitens aber auch sympathischer, als Letztes und Wichtigstes aber auch glaubhafter in seinen Ausführungen. Nicht zuletzt deswegen kann ich „Dunkle Kanäle“ daher auch wieder nur weiterempfehlen. Oder anders gesagt: Der Meister des Ethno-Thrillers hat wieder zugeschlagen.

Thomas H. Cook – Taken – Wir sind nicht allein (Band 1)

Passend zur kürzlich angelaufenen Science-Fiction-Serie „Taken“ gibt es jetzt auch die Begleitbücher zu den ersten beiden Folgen in der so genannten „Pro7-Edition“, also quasi die Begleitbücher zur Fernsehrserie von Steven Spielberg. Es handelt sich dabei um zwei ca. 200 Seiten starke Bücher, in denen die Geschichte um die mysteriöse [UFO-Landung in Roswell]http://de.wikipedia.org/wiki/UFO-Absturz__von__Roswell aus dem Jahre 1947 mit all ihren Folgen für die direkt betroffene Bevölkerung bzw. die ganze Welt geschildert wird. Anders als im Fernsehen, schildert Thomas H. Cook, der Autor der Bücher, die Geschichte jedoch nicht mit vielen Efekten, sondern konzentriert sich lediglich auf den wesentlichen Teil des Plots. Dass dabei manche Details verloren gehen, die man als Fan der Serie noch vor Augen hat, ist dabei eigentlich recht ungewöhnlich, denn im Normalfall zieht man ja immer das Buch dem Film vor. Dieses Mal sieht die Sache jedoch anders aus – aber wenn man bedenkt, dass Erfolgsregisseur Steven Spielberg hinter dem Projekt „Taken“ steht, kann man das schon einmal durchgehen lassen …

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Rainer Wekwerth – Das Hades-Labyrinth

Der Autor:

Rainer Wekwerth wurde 1959 geboren und hat bereits unter einem Pseudonym mehrere Buchtitel veröffentlicht. Heute lebt der Mann in Stuttgart und hat just mit „Das Hades-Labyrinth“ sein neuestes Werk auf den Markt gebracht. Nähere Informationen zu diesem Thriller-Autor sind unserem Interview mit ihm zu entnehmen.

Handlung:

Daniel Fischer hat alles verloren. Sein Körper ist schwer gezeichnet von den schwerwiegenden Ereignissen, die gerade erst zurückliegen, seine Frau hat ihn verlassen, weil Daniel seinem ‚alten‘ Leben aufgrund der grausamen Erfahrungen nicht mehr nachgehen kann, und wegen seiner Verletzungen ist es ihm auch nicht mehr möglich, seinem Job als Gesetzeshüter nachzugehen. Doch was ist geschehen?

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Barclay, James – Schattenpfad (Die Chroniken des Raben 3)

Der Rabe zieht endlich weiter, die Schlacht um Balaia geht in die nächste Runde, und wiederum haben sich zahlreiche Wendungen im Kriegsspiel der Söldnertruppe ergeben. Oder besser gesagt, James Barclay hat sich wieder so einiges einfallen lassen, um die Geschichte um Hirad Coldheart und seine Mannen fortzusetzen, und wiederum – das wundert mich jetzt auch eher weniger – hat er dabei eine wirklich fabelhafte Erzählung erschaffen, die in der modernen Fantasy-Literatur ihresgleichen sucht.

Denser hat den magischen Spruch „Dawnthief“ gewirkt und die Wytchlords besiegt. Die Wesmen fallen in der Schlacht in großen Zahlen, der Kampf gegen das Böse scheint also gewonnen. Doch schon erfüllt eine neue Bedrohung die Welt von Balaia mit Angst und Schrecken, denn der magische Spruch hat ungeahnte Folgen mit sich gebracht. Direkt über der Pyramide der Wytchlords ist ein Riss im Himmel entstanden, der ein Tor zur Paralleldimension der Drachen geöffnet hat. Zwar kämpfen der mächtige Drache Sha-Kaan und die Söldnertruppe des Raben Seite an Seite, doch weil sich dieser Riss immer mehr ausweitet, kann die Pforte von den Drachen nicht mehr lange bewacht werden. Nur Hirad, Denser, Ilkar, Der Unbekannte, Erienne, Thraun und Will (oder kurz: der Rabe) können diese Entwicklung noch aufhalten, indem sie in kürzester Zeit in Erfahrung bringen, wie sie mittels „Dawnthief“ das Loch wieder schließen können.

Doch die Zeit rennt davon, der Rabe muss sich mit Männern aus den eigenen Reihen auseinandersetzen und die Drachenbrut Kaan wird auch immer schwächer. Und als wäre dies nicht schon schlimm genug, steht das Magier-Kolleg Julatsa unter Belagerung. Jetzt beginnt der Kampf gegen das Böse erst so richtig …

„Schattenpfad“ ist meiner Meinung nach das bislang beste Buch aus der Serie „Die Chroniken des Raben“. Nachdem ich von den ersten beiden Bänden schon restlos begeistert war und die Welt von Balaia mit all ihren Details und Intrigen kennen gelernt habe, begreife ich jetzt erst die Tragweite bestimmter Verhältnisse und Beziehungen und komme auch langsam hinter das Geheimnis der verschiedenen Dimensionen. Wenn ich oben schreibe, dass der Kampf gegen das Böse erst jetzt so richtig losgeht, dann kann man das in vollem Maße wörtlich nehmen. Die ersten beiden Bände, die in sich eine abgeschlossene Handlung beinhalteten, darf man getrost als Einleitung für die ‚richtige‘ Geschichte betrachten, ohne „Zauberbann“ und „Drachenschwur“ so abzuwerten.

Nun kennt man alle Protagonisten, man hat sich gedanklich mit der Karte von Balaia vertraut gemacht, und man ist mittendrin in den Verstrickungen unter den verschiedenen Kollegs. Deshalb ist es während der gesamten 400-seitigen Geschichte auch absolut kein Problem, dass teilweise fünf oder sechs Handlungen nebeneinander ablaufen. Da wird um Julatasa gekämpft, der Rabe muss sich mit verschiedenen ‚Kollegen‘ herumschlagen, die Geschichte des mächtigen Magiers Septern wird in Form einer Retrospektive aufgearbeitet, die Schlacht zwischen der Drachenbrut Kaan und ihren Konkurrenten wird verfolgt und darüber hinaus werden auch noch jede Menge zwischenmenschliche Dinge ausgelotet – ohne dass auch nur zu einer Sekunde Verwirrung entstehen könnte.

Barclay kann sein Talent als Schriftsteller hier mehr als nur eindrucksvoll unter Beweis stellen. So kompliziert die Story nach außen hin auch klingen mag, so simpel ist sie prinzipiell dann auch wieder. Sein einfacher, recht moderner Schreibstil erleichtert dabei den Zugang und setzt dort an, wo die Vorgängerbände aufgehört haben, nur dass er sich dieses Mal noch verzwicktere Situationen ausgedacht hat. Für mich sind „Die Chroniken des Raben“ so ziemlich das Beste, was der Fantasy-Bereich neben dem Tolkien-Stoff zu bieten hat. Ich ärgere mich jedenfalls jetzt schon, dass ich den Nachfolgeband „Himmelsriss“ (angekündigt für September 2005) noch nicht in meinen Händen halte, denn der Wissensdurst nach einer Fortsetzung der Geschichte des Raben ist kaum noch auszuhalten.

Wer in Sachen Fantasy mitreden möchte, kennt „Die Chroniken des Raben“ bereits oder besorgt sich jetzt ganz schnell die ersten beiden Bücher, holt noch einmal tief Luft und verschlingt dann „Schattenpfad“ in einem Rutsch. Ich habe sage und schreibe einen Tag für diesen Wälzer gebraucht …

Homepage des Autors: http://www.jamesbarclay.com
Homepage des Zyklus: http://www.ravengazetteer.com

Band 1: [„Zauberbann“ 892
Band 2: [„Drachenschwur“ 909