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Volker Dehs – Jules Verne. Biographie

Zum 100. Todesjahr erschien diese Biografie des Schriftstellers Jules Verne (1828-1905) Volker Dehs stellt Verne nie als isoliertes Individuum, sondern als Bürger Frankreichs dar, das während des 19. Jahrhunderts gewaltigen Veränderungen und Entwicklungen unterworfen war. Nur vor diesem Hintergrund lässt sich Vernes Leben und Werk wirklich deuten. Das geschieht in diesem Buch überzeugend; es darf daher mit Fug und Recht als Standardwerk bezeichnet werden (das sich manchmal ein wenig anstrengend liest, weil der Verfasser auf kein biografisches Detail verzichten mag). Mehr als 35 s/w-Abbildungen und umfangreiche Anhänge runden das Werk ab.
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Mossé, Claude – Alexander der Große. Leben und Legende

Der Makedonenkönig Alexander der Große aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. gehört zu jenen Gestalten der Antike, nach deren Taten die Welt ein ganz anderes Anlitz zeigte. Um es ein wenig überzogen zu sagen: Vor dem Auftreten Alexanders gab es Griechen und Barbaren, nach dem Auftreten Alexanders nur noch Hellenen. Seine Feldzüge schoben den Wirkungsbereich der griechischen Kultur bis weit nach Asien und schließlich Indien hinein. War für die alten Griechen vorher alles Nichtgriechische fremdartig und ohne Übergang abgegrenzt von der eigenen Identität gewesen, so boten die Diadochenreiche, die nach dem Tod Alexanders von dessen Eroberungen übrig blieben, das Bild manigfach gemischter Bevölkerungen. Ägypten, welches schon lange vorher – wie uns Herodot, der Geschichtschreiber des 5. Jahrhunderts v. Chr. bezeugt – ein bewundertes Vorbild und einen großen Einfluss darstellte, kam nun selbst an ein griechisches Herrschergeschlecht, das der ehemalige General (griech.: |strategos|) Alexanders Ptolemaios I. hier begründen konnte. Das riesige Perserreich, welches ehemals die griechischen Städtebünde regelmäßig besiegte und viele asiatische Griechenstädte unter seiner Herrschaft hatte, zerfiel erstaunlich schnell im Laufe von nur zehn Jahren vor dem Ansturm des jungen Eroberers. Nach seinem frühen Tod im dreiunddreißigsten Lebensalter wurde er schon bald zur Legende und bis zu Napoleon ein geradezu mythisches Vorbild, das dem eigenen Streben so vieler Machthaber ein glanzvolles Gepränge geben konnte.

Aus diesem Grunde nennt die französische Professorin für Alte Geschichte an der Pariser Universität Claude Mossé ihr Buch im Untertitel „Leben und Legende“ (franz.: la destinèe d’un mythe). Sie wählt nicht die Form einer chronologischen Biographie, sondern versucht mit einem komplexeren Zugriff, der faszinierenden Gestalt des Makedonen gerecht zu werden. Der Ablauf der Ereignisse bleibt hier einem Kapitel unter anderen vorbehalten. Wir werden außerdem ausführlich mit den Nachwirkungen der Feldzüge Alexanders und mit seinem Nachleben in der Überlieferung bekannt gemacht. Insofern erfährt der Leser eine regelrechte Einweihung in die Probleme der modernen Forschung, die durch die Quellenlage und die historischen Zusammenhänge aufgeworfen werden. Denn im Grunde besitzen wir nur Quellen aus späteren Jahrhunderten über das Leben Alexanders, die auf einer schon bestehenden Überlieferung aufbauten. Claude Mossé macht also nicht nur mit dem Menschen Alexander, sondern auch mit dem geschichtlich wirksam gebliebenen und daher bislang „unsterblichen“ Phänomen Alexander bekannt. Wie aktuell diese Figur noch zu sein scheint, zeigt ja auch die jüngste Verfilmung seines Lebens durch Hollywood-Regisseur Oliver Stone.

Das vorliegende Buch steht in direkter Konkurrenz zur Neuübersetzung der Alexander-Biographie des Engländers Robin Lane Fox, die im Verlag |Klett-Cotta| erschienen ist. Durch den völlig anderen Zugriff der französischen Professorin aber bleiben beide Bücher für den geschichtlich interessierten Leser wertvoll und ergänzen einander. Wer wirklich in das Thema einsteigen will, wird zweimal in den Geldbeutel greifen müssen.

Damit ist bereits gesagt, dass Claude Mossé mit diesem Buch eine gelungene Arbeit vorgelegt hat. In klarer, sachlicher, aber nie zu schal wirkender Sprache führt sie uns in die Tiefen der historischen Erscheinung des jungen Welteroberers. Viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern in diesem Fall auch in ein Kapitel altgriechischer Geschichte, das mit anderen Mittelmeerkulturen eng verknüpft ist. Jeder Weg wird in einem für sich abgeschlossenen Teil beschritten. Die Richtung dieser Wege sei an dieser Stelle kurz beschrieben. Der zweite und der vierte Teil bilden dabei die Herzstücke des Buches.

_Der erste Teil: Die Etappen der Herrschaft Alexanders des Großen_
Hier bietet die Autorin den schon erwähnten biographischen Überblick. Ausgehend von der Situation in der Mittelmeerwelt im 4. Jahrhundert v. Chr. berichtet sie von den Schwierigkeiten, die Alexander nach der Ermordung seines Vaters Philipp II. mit den anderen Griechenstädten hatte und wie er dennoch einen vereinigten Feldzug gegen Persien erzwang. Er beendete die Herrschaft des persischen Geschlechtes der Achämeniden, eroberte ganz Kleinasien und Ägypten, brachte die östlichen Satrapien des Perserreiches unter seine Kontrolle, errichtete in Indien Machtzentren und zog schließlich triumphal in Babylon ein.
Nach der Einnahme einer Mahlzeit fühlte er sich nicht wohl, ging in sein Zelt und starb eines schnellen Todes. Es konnte nie geklärt werden, ob die Verdächtigung zu Recht bestand, dass ihn Antipater, sein Verwalter in Makedonien, hatte vergiften lassen, weil er die Ostpolitik des Königs missbilligte.

_Der zweite Teil: Die unterschiedlichen „Rollen“ Alexanders des Großen_
In der komplexen Gestalt des Makedonenkönigs vereinigten sich unterschiedliche „Rollen“, die er auf den historisch bedeutsamen „Bühnen“ seiner Zeit vor verschiedenstem Publikum „spielte“. „Spielte“ muss hier unbedingt in Anführungszeichen stehen, denn Alexander handelte dabei nicht vorrangig aus strategisch-politischen Erwägungen heraus, sondern war selbst ganz eingelassen und identifiziert mit diesen Formen seines Auftretens. Als König der Makedonen hatte er eine „Rolle“ inne, die ihn einer Einheit aus traditionellen Sitten und Bräuchen der Makedonen verpflichtete. Genau in jenem Moment, als er begann, diesen Traditionsrahmen zu überschreiten, kam es zum Eklat mit seinen makedonischen Kriegern.

Durch die immer stärker werdende Integration persischer Krieger in seine Armee, die gleichzeitig immer höhere militärische Ränge bekleideten, zog er sich den Unmut seiner Makedonen zu. Die Gefahr des drohenden Bruches mit diesem Teil seiner Armee wurde noch dadurch verschärft, dass er auch von den Griechen die Proskynese verlangte – eine orientalische Sitte, die das Niederwerfen auf den Boden vor dem König forderte. Im Laufe dieser Streitigkeiten tötete Alexander mehrere langjährige Freunde und Befehlshaber. Diese Untaten führten dazu, dass schon einige antike Schriftsteller ihn vorrangig als „Raufbold“ und Säufer darstellten.

In seiner „Rolle“ als |hegemon| der Griechen befehligte er den Korinthischen Bund, in dem die meisten Griechenstädte vereinigt waren. Dieser Bund hatte sich zum Ziel gesetzt, die griechischen Städte in Kleinasien aus persischer Vorherrschaft zu befreien – ein Ziel, das Alexander schon bald am Anfang seines Feldzuges erreichte. Als |hegemon| fühlte er sich aber auch dem Vorbild der alten Heroen verpflichtet, mit deren Taten er durch seine begeisterte Lektüre der Epen Homers schon in früher Jugend bekannt geworden war. Davon zeugen die zahlreichen Städtegründungen, die er nach mythischem Vorbild vornehmen ließ und die in erster Linie mit Griechen bevölkert wurden. Von den fernen Plätzen seines Wirkens schickte er Boten nach Griechenland, die seine Befehle den dortigen |poleis| ausrichten sollten und verlangte eine göttliche Verehrung, was teilweise nicht auf die Begeisterung der griechischen Stadtbewohner stieß. Die Spartaner ließen allerdings lakonisch verlauten: „Wenn Alexander will, soll er ein Gott sein!“

Da die Herrschaft im Perserreich nun in seinen Händen lag, musste er die „Rolle“ eines Nachfolgers der Achämenidenkönige übernehmen. Alexander behielt als kluger Feldherr natürlich den Großteil der Verwaltungen bei, die er in den besetzten Gebieten vorfand. So setzte er meist einheimische Satrapen als Verwalter ein und errichtete in den jeweiligen Städten nur eine makedonische Kaserne als Kontrollinstanz. Er erhob Tribute, tastete aber die Regierungsformen und Sitten der Einheimischen nur in Ausnahmefällen an.

Eine wichtige „Rolle“ Alexanders war die seiner Gottsohnschaft. Von ihr zeugen noch die Widderhörner am Kopf Alexanders auf vielen Darstellungen bis ins Mittelalter hinein. Alexander erschien als der Sohn des Gottes Zeus Ammon, in dem sich der griechische oberste Gott Zeus mit dem ägyptischen Sonnengott Amun zu einer Einheit verband. Letzterer konnte als Mann mit einem Widderkopf dargestellt werden und daher waren Alexanders Hörner ein Attribut dieses Gottes. In der ägyptischen Oase Siwa erhielt Alexander von dem dortigen berühmten Orakel die Bestätigung dafür, dass er über die Perser siegen werde sowie die Offenbarung seiner Gotteskindschaft. Da die Makedonen sich von Alters her als Nachkommen des vergöttlichten Heros Herakles verstanden, war Alexander seitdem gewissermaßen doppelt mythisch legitimiert. Für Alexander besaß diese Verbindung mit Zeus Ammon eine große persönliche Wichtigkeit, was sich schon daran sehen lässt, dass seine Soldaten einmal mürrisch verkündeten, er brauche sie offensichtlich nicht und solle doch mit seinem göttlichen Vater alleine siegen. Claude Mossé geht in diesem Zusammenhang auf die Tradition der Heroenverehrung in Griechenland ein, in der auch Alexander fest verwurzelt war.

_Der dritte Teil: Der Mensch Alexander_
Für die Nachzeichnung des Charakters von Alexander hält sich die Autorin hier an den vertrauenswürdigsten Führer – an den Philosophen und Historiker Plutarch, der allerdings vier Jahrhunderte später zur Zeit Caesars lebte. Der Leser findet in diesem Teil ein Kapitel über die Erziehung und Kindheit Alexanders, in dem auch sein Lehrer, der berühmte Philosoph Aristoteles, eine Rolle spielt.
Ein weiteres Kapitel berichtet über die Eigenschaften, die Alexanders Persönlichkeit in den Quellen am häufigsten zugeschrieben wurden. Diese reichen von den Feldherrntugenden wie Mut und einer geradezu sagenhaften Großzügigkeit über seine Vorliebe für die Philosophie bis zu den Schattenseiten Alexanders, die vor allem am Ende seiner Feldzüge zutage traten. Beispielsweise konnte seine ansonsten vorbildlich geübte Selbstbeherrschung später in den brutalsten Jähzorn umschlagen.

_Der vierte Teil: Das Erbe Alexanders_
Die eigentliche historische Bedeutung Alexanders geht darauf zurück, dass seine Herrschaft „einen radikalen Bruch in der Entwicklung des östlichen Mittelmeerraumes bedeutete“ (S. 131). Frau Mossé schreibt weiter: „Bevor er die geschichtliche Bühne betrat, bestanden auf der östlichen Seite der Ägäis das riesige Perserreich und auf der westlichen viele griechische |poleis|. Unter ihnen ragten einige Städte heraus, die einen Grad der Zivilisation erreicht hatten, der in den Augen der damaligen Griechen als das direkte Gegenteil des barbarischen ‚Despotismus‘ erschien. Dies waren Städte, die sich nach – zugegeben – unterschiedlichen Maßstäben und Normen selbst regierten; aber alle verstanden den Begriff des Bürgers als Synonym für höchst erstrebenswerte politische Aktivitäten. Nach Alexander bestanden in erster Linie riesige, von Königen regierte Staaten, die sich dennoch der griechischen Kultur verpflichtet fühlten. Natürlich gab es sowohl im europäischen Teil Griechenlands als auch in Kleinasien weiterhin unabhängige griechische Staatsgebilde oder untereinander verbündete Städte und Staaten. Und in den Städten zumindest blieben die in den vergangenen Jahrhunderten erworbenen Formen des Zusammenlebens erhalten, und so gesehen stimmt es, dass der Typus der griechischen Stadt durch den Eroberungszug des Makedonen nicht untergegangen ist. Aber diese Städte besaßen, selbst wenn sie nicht innerhalb der ausgedehnten Königreiche lagen, die aus Eroberungen hervorgegangen waren, bezüglich ihrer äußeren Beziehungen nur noch begrenzte Autonomie. Sie standen trotz einiger kurzlebiger Ausbrüche in Form von Unabhängigkeitsbestrebungen doch mehr oder weniger im Schatten hellenistischer Könige, bevor sie dann unter römische Herrschaft gerieten.
Die kurze Herrschaft Alexanders führte also zu einem Bruch, auf politischem, aber auch auf kulturellem Gebiet in dem Maße, in dem sich im Lauf der Zeit neue Formen des Denkens, der religiösen Synkretismen oder von Akkulturationsphänomenen herausbildeten.“ (S. 131 f.). Dies führte nicht zu einer sofortigen Änderung des Gesichtes der antiken Welt, aber Alexander leitete die Entwicklung ein, „die der antiken Welt ihr endgültiges Aussehen gab.“ (S. 132)
In diesem Kapitel werden also die neuen Formen der Monarchie, der Lebensführung und Wirtschaft behandelt, genauso wie die fortschreitende Hellenisierung des Orients, die eine folgenschwere Ausdehnung griechischer Kultur bedeutete und es bespielsweise ermöglichte, dass viele Jahrhunderte später die Schriften des Aristoteles im Mittelalter durch arabische Übersetzungen nach Europa zurückgelangen konnten.

_Der fünfte Teil: Alexander, ein mythischer Held_
Hier behandelt die Autorin das Bild, das sich die späteren Jahrhunderte von Alexander machten. Sie beginnt mit den Schriftstellern der römischen Antike und untersucht den „Alexanderroman“, der die mittelalterliche Sicht auf den Eroberer als frühen Vorläufer des Christentums widerspiegelt und an dessen legendärer Überlieferung selbst noch in der Neuzeit weitergesponnen wurde. Schließlich gelangt sie zur modernen Historiographie und den Romanschriftstellern, die sich immer wieder gerne der Gestalt Alexanders bemächtigten. Als Beispiele kommentiert sie den bekannten Roman Klaus Manns und die Romantrilogie des italienischen Schriftstellers Valerio Manfredi. Ein Epilog schließt das Buch ab, in dem die Autorin ihren eigenen Zugriff noch einmal erläutert, der ja in bestimmender Weise die Vorstellungen, die sich spätere Generationen über Alexander machten, einbezieht und damit zugleich auch die Bedeutung, die diese Vorstellungen in der Entwicklung von Gesellschaften haben.

Das Urteil der Autorin fällt bei jedem der behandelten Themen sehr zurückhaltend aus. Sie weiß einerseits um die Problematik der Quellenlage, vermeidet es aber andererseits, heutige Denkweisen und Plausibilitäten einfach auf die Menschen der damaligen Zeit zu übertragen. Die Sprache der Quellen verliert sie niemals ganz aus dem Auge. Der Ton ihrer Erzählung ist stets ruhig und ausgeglichen. Zwischen faktenorientiertem Positivismus und begeisterter Romantik sucht sie sich ihre eigene Perspektive, die dem Maß beider Sichtweisen gerecht werden kann. Die Fakten stehen im Vordergrund, ihre Ausdeutung bleibt dabei immer vorsichtig, aber eine leise Faszination durch die kraftvolle Gestalt Alexanders klingt an jeder Stelle im Text zumindest als Hintergrund mit an.

Als weiterer Pluspunkt des Werkes erweist sich die verbindende Herangehensweise der Autorin. Trotz der Fülle der Einzelthematiken geht der Gesamtzusammenhang nie verloren. Allzu häufig verdrängt in den modernen geschichtswissenschaftlichen Abhandlungen die Fleißarbeit der Detailfindung den denkerischen Gehalt einer großen Zusammenschau der Ereignisse. Die Einzelfakten stehen dann meist etwas verloren nebeneinander im Raum. Claude Mossé gelingt es aber, die von ihr aufgegriffenen einzelnen Fäden immer wieder durch Querverweise auf die anderen Teilthemen zu verknüpfen. Im Geiste des Lesers ensteht nicht der Eindruck eines Sammelsurriums von Fakten oder Einzelfragen, sondern ein kompaktes Bild über Leben, Erbe und Legende einer großen weltbewegenden Persönlichkeit, dessen einzelne Momente aufeinander verweisen.

Im Anhang des Buches finden sich neben dem obligatorischen Register, den Literaturhinweisen, einer Zeittafel und dem Kartenmaterial noch Kurzbiographien zu den wichtigsten Personen um Alexander und die Diadochenkönige. Dadurch wird die Orientierung und die Zuordnung der vielen für das Thema wichtigen Protagonisten wesentlich erleichtert. Ein wunderbares, informatives Buch also, das für jeden Alexander-Fan schlicht unentbehrlich bleibt!

Giebel, Marion – Kaiser Julian Apostata. Die Wiederkehr der alten Götter

In diesem Buch wird eine der schillernsten Figuren der Spätantike durch die bewährte Hand der Altphilologin Marion Giebel zu neuem Leben erweckt. Julian, der Abtrünnige – diesen Namen hatte ihm schon die frühe Kirche angehängt und damit die Richtung für die Bewertung des Kaisers bis in die neuere Zeit vorgegeben. Denn Julian war der letzte „echte“ Römer – oder, wie man genauer sagen müsste, der letzte Römer von geschichtlicher Bedeutung, der sich dem griechischen Hellenentum und dem Heidentum vollständig verpflichtet fühlte. Aus dem konstantinischen Kaiserhaus stammend, wich er vom Weg seines berühmten Onkels Konstantin, genannt „der Große“, ab, der das Christentum zur Staatsreligion des römischen Reiches erhoben hatte. Für die zwei Jahre der Regierung Julians aber bestimmten ein letztes Mal die heidnischen, altrömischen, neuplatonischen und den Mysterienkulten eigenen Lehren das religiöse und politische Leben des Imperiums. Frau Giebel spricht im Untertitel ihres Buches von der „Wiederkehr der alten Götter“.

Marion Giebel ist vor allem mit ihrer Einführung in die spätantiken Mysterienkulte in Griechenland, Rom und Ägypten („Das Geheimnis der Mysterien“) bekannt geworden. Auch in der |rororo|-Monographien-Reihe sind einige Bände von ihr zu Personen der Antike wie Augustus oder Sappho erschienen. Bei |Patmos/Artemis & Winkler| liegen neben der erwähnten Einführung ihre Studien über „Reisen in der Antike“ und „Tiere in der Antike“ vor. Zudem hat sie viele antike Texte mit Kommentar herausgegeben, z. B. zum Orakel von Delphi und eben auch Julians Selbstpersiflage „Der Barthasser“.

Sie ist zweifellos eine spannende Erzählerin, die sich sehr um Plastizität und einen geradezu minutiösen Verlauf ihrer Abhandlungen bemüht. Kaiser Julian wird in ihrem Buch von den verschiedensten Blickwinkeln aus betrachtet: Sie untersucht genauso die Wurzeln seines Verhaltens in seinen Kindheitserlebnissen wie seine Begegnungen mit der griechischen Tradition und den Weisheitslehrern, analysiert seine Leistungen als Feldherr und Religionserneuerer, schildert seine Bemühungen um die Philantrophie, d. h. Menschenliebe, und stellt die Frage nach den Umständen seines Todes. Um dieses umfassende Bild legt sich als schmückender Rahmen eine tiefe Sympathie für die Gestalt Julians, die in dieser Form einmalig in der modernen Forschungsliteratur dasteht. Erfreulicherweise werden dann auch einige der erfundenen christlichen Horrorgeschichten über Julian einem kritischen Blick unterworfen, die oftmals in der Geschichtsschreibung noch unbesehen übernommen wurden.

Schauplatz des Buches ist das 4. Jahrhundert n. Chr. Gleich zu Beginn wird die zentrale Fragestellung des Buches ins Blickfeld gerückt: |“Ist der Übergang vom heidnischen zum christlichen Rom zwangsläufig und mehr oder weniger reibungslos abgelaufen? (…) Julian Apostata ist der Repräsentant des spätantiken Heidentums; er machte sich zum Anwalt der vielen, die an ihrem althergebrachten, für sie durchaus noch lebendigen Götterglauben festhalten wollten. Er nannte die religiöse Tradition ‚Hellenismus‘, weil sie nicht aufs Theologische beschränkt war. Sie umfasste vielmehr die gesamte vom Griechentum geprägte Bildung und Kultur, auch die ethischen und staatspolitischen Vorstellungen, die sein Herrscherbild bestimmten.“| (S. 8) Gerade von Julian aber besitzen wir erstaunlich viele Selbstzeugnisse, die es uns möglich machen, die Gedanken des Kaisers ganz direkt kennen zu lernen. Fest steht, dass sich Julian in der Tradition der griechischen Padeia, also der tugendhaften Lebensführung und Erziehung, sah und sich – insbesondere auf seinem Feldzug in Gallien – den Philosophenkaiser Marc Aurel zum Vorbild nahm.

Das asketische Bild vermittelte der Kaiser auch ganz äußerlich durch das für einen römischen Herrscher befremdliche Auftreten mit struppigem Philosophenbart und dem öffentlich zur Schau gestellten vertraulichen Umgang mit seinen Weisheitslehrern. Während er im Feldlager weilte, schlief er nur wenig, las bzw. schrieb dagegen sehr viel und verzichtete auf dem Kaiser zustehende Bequemlichkeiten. So teilte er beispielsweise die karge Kost seiner Soldaten. Obwohl er nach außen hin noch als Christ auftrat, betete er nach dem Zeugnis des Geschichtsschreibers und Soldaten Ammian jede Nacht zu Merkur, da dieser die schnellen Bewegungen des Geistes hervorruft. In Julians Briefen erwähnte der Kaiser seine besondere Dankbarkeit für den alles überschauenden Sonnengott Helios, der ihn vor einer Krankheit errettete. Gerade dem Sonnengott fühlte sich Julian besonders verpflichtet. In dem stark auf Treue und Loyalität eingeschworenen Mysterienkult des Mithras, der als |sol invictus|, „Unbesiegte Sonne“, verehrt wurde, ließ er sich schon in seiner Jugend einweihen. Immer ging es Julian um eine direkte Erfahrung der Götter und höherer Wirklichkeiten, der er mit seiner auf das Innere konzentrierten Lebensführung entsprechen wollte. Mithras ist auch Mittler und Helfer der Seele nach dem Tode, die er zu den Sternen hinaufführt, und damit ein Garant für Unsterblichkeit. Auf einem Elfenbeintäfelchen existiert die Darstellung einer solchen Entrückung des Kaisers.

Das Buch ist hervorragend komponiert, so dass der historische Stoff in eine plausible transparente Form gegossen wird. Die Autorin schildert anfangs die von Verwandtenmord und Misstrauen geprägte Atmosphäre des konstantinischen Hauses. Auch Julians Vater wurde mit vermutlich ausdrücklicher Billigung von Julians Vetter Constantius umgebracht. Zusammen mit seinem Bruder brachte man ihn nach Nikomedien in die Isolation. Die dortige Einsamkeit begünstigte seine Vorliebe für Bücher und seine spätere Trennung vom Christentum. Dabei spielte natürlich auch die Erfahrung mit den von Blut triefenden Händen gerade der christlichen Herrscher wie Constantius eine große Rolle, zu denen Julian im gewalttätigen Gott des Alten Testaments eine frappante Parallele fand. Im Weiteren werden Julians Begegnung mit den Werken Homers und der Welt der neuplatonischen Philosophie geschildert. Nachdem er Nikomedien verlassen durfte, reiste er nach Griechenland, um die Rhetorenschulen zu besuchen, sich der philosophischen Lebensführung zu widmen und über den Magier bzw. Theurgen Maximus seine ersten Initiationserfahrungen zu machen.

Schließlich berief ihn sein Vetter als mitregierenden, aber ihm unterstellten Caesar nach Gallien, um diese Provinz vor den Einfällen der Germanen zu schützen. Aufgrund der zwiespältigen Haltung Constantius‘ und der hohen Achtung, derer er sich bald im Heer erfreute, hoben ihn seine Soldaten schließlich nach alten Brauch auf den Schild und erklärten ihn zum Augustus, was eine Gleichstellung mit Constantius bedeutete. Da die Bemühungen Julians um einen Kompromiss scheiterten, musste er ungewollt gegen den bisherigen Imperator in den Krieg ziehen. Julian siegte und beherrschte von 361 – 363 n. Chr. das römische Reich. Der Sieg bestärkte sein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein. Die Götter hatten ihn also erwählt, um die unterdrückte heidnische Religion in neuem Glanze erstehen zu lassen.

Marion Giebel zeigt, wie er sich auf dem Thron bewährte. Der Einfluss seines standfesten und idealistischen Charakters, der wirklich um die Wohlfahrt des Reiches bemüht war, überwiegt die natürlich genauso vorhandenen Schwächen und Fehler des Kaisers. Religionspolitik und die Bekämpfung der Korruption gehörten zu den wichtigsten Programmpunkten Julians. Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen reagierten in sehr unterschiedlicher Weise auf seine Maßnahmen, wobei der Kaiser bemüht war, sie alle friedlich zu integrieren – auch die Christen. Hier überschritt er, wie im so genannten Schuledikt, manchmal schon die Grenze zur Intoleranz – angestachelt allerdings durch die Zerstörung heidnischer Heiligtümer, für die christliche Fanatiker verantwortlich zeichneten. Die Autorin stellt am Schluss die Frage, wie wohl die abendländische Geschichte verlaufen wäre, wenn Julian nicht auf dem Perserfeldzug durch die Spitze einer Reiterlanze aus unbekannter Hand getötet worden wäre.

Was haben Julian und seine Zeit uns heute noch zu sagen? Einmal zeigt sein Leben, dass das in vielen Köpfen immer noch verankerte einseitige Geschichtsbild von den repressiven Herrschern und den widerständigen, moralisch im Recht stehenden Unterdrückten schlichter Unsinn ist. Bei Julian stellt sich die Situation geradezu umgekehrt dar. Auf der einen Seite steht der Kaiser, der seine philosophischen Ideale leben will und sich um die Festigung und Verbesserung der politischen Zustände unter möglicher Berücksichtigung aller Interessen bemüht und auf der anderen Seite christliche Fanatiker mit ihrer Hetze und verwöhnte Bürger (wie die von Antiochia), die an ihren ungerechten Privilegien und Praktiken um jeden Preis festhalten wollen. Julians Staatsbild, seine „Utopie“, basierte nicht auf privaten Hirngespinsten oder Vorlieben, sondern konnte sich auf die lange römische Tradition berufen, die von vielen Menschen seiner Zeit noch mitgetragen wurde. Marion Giebel meint, dass selbst, wenn solche Menschen scheitern, die Weltgeschichte ohne die von ihnen ausgehenden Impulse um einiges ärmer wäre.

Die römische Geschichte bleibt im Übrigen auf jeden Fall immer interessant für uns, weil die hier stattfindende Uminterpretation griechischer Begriffe und Denkformen das abendländische Denken bis zum heutigen Tage geprägt hat. Julian bezog sich ja auf den Hellenismus. Im vorliegenden Buch fällt beispielsweise auf, dass der überwiegende Teil der Modelle in der modernen Esoterikszene vollständig dem Neuplatonismus verpflichtet ist.

Zum Schluss will ich noch die schöne Gestaltung des Buches erwähnen. Im Text selbst bleibt es zwar bei Schwarz-Weiß-Fotos, aber der Schutzumschlag ist sehr ansprechend strukturiert und mit dem farbigen Ausschnitt eines Gemäldes aus dem 19. Jahrhundert versehen, das Julian an einem Tisch sitzend mit Sphinx darstellt. Die geschichtliche „Sphinx“ Julian aber wird für den Leser dieses Buches einiges mehr an Umriss und Bedeutung gewonnen haben.

http://www.patmos.de
[Wikipedia]http://de.wikipedia.org/wiki/Julian__Apostata

Jules Verne – Reise zum Mittelpunkt der Erde

Das Manuskript eines kühnen Forschers weist dem Hamburger Geologen Otto Lidenbrock, seinem Neffen Axel und dem Isländer Hans den Weg zum Mittelpunkt der Erde. Er beginnt im Krater eines erloschenen Vulkans auf Island und führt steil hinab in eine bizarre, keineswegs tote, sondern von durchaus gefährlichen Kreaturen bewohnte Unterwelt, die unseren Reisenden stets neue, aufregende Abenteuer beschert – Nostalgischer Klassiker der Phantastik von einem der Urväter des Genres; nach mehr als einem Jahrhundert frisch und faszinierend: Lesefutter für alle Fans verlorener Welten.
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Lecouteux, Claude – Geschichte der Vampire, Die

Vampire sind vielseitig. Das ist an sich noch keine neue Erkenntnis. Man kann sie in der Literatur finden und auch im Film. Mit ein wenig genauem Hinschauen kann man ihnen auch im wahren Leben begegnen – als real vampyres. Doch das hier zu besprechende Buch widmet sich keinem dieser Themenbereiche, sondern packt das vampirische Übel an der Wurzel. Der Franzose Claude Lecouteux befasst sich in seinem Buch „Die Geschichte der Vampire – Metamorphose eines Mythos“ mit der Kulturgeschichte des Vampirs und versucht zu erhellen, welche Mythen an der Entstehung des Vampirs beteiligt waren und welche Ausprägungen des Vampirmythos man wo findet. Dabei beschränkt er sich, wie andere Studien vor ihm auch, hauptsächlich auf das Europa von circa 1700 bis 1900. Das heißt keineswegs, dass man nur hier und zu dieser Zeit Vampirmythen finden kann, doch sind die Entwicklungen in diesem Zeitraum entscheidend für die Entstehung des Vampirs, wie wir ihn heute kennen: Als einen wiedergekehrten Toten, der sein Grab verlässt, um das Blut der Lebenden zu trinken.

Dabei startet Lecouteux eher überraschend in seine Analyse, nämlich mit einer kurzen Einführung in die Gründerväter des literarischen Vampirs (er wählt hier exemplarisch Polidori, Le Fanu, Stoker und Tolstoi) und die Weiterverbreitung des Mythos durch Enzyklopädien. Erst mit dem zweiten Kapitel widmet er sich der Kulturgeschichte und fängt hier an, den Vampirmythos Europas weiträumig zu umkreisen. Als Einstieg beschäftigt er sich mit der Wahrnehmung des Todes ab dem 18. Jahrhundert. Hier unterscheidet er klar zwischen einem „guten“ und einem „schlechten“ Tod, um zu illustrieren, dass Sterben keine einfache Angelegenheit war. Beim und nach dem Tode konnte einiges schiefgehen, was dazu führte, dass der Tote keine Ruhe fand und dadurch eventuell als Vampir wiederkehrte. Hatte der Tote kein vorbildliches Leben geführt (handelte es sich beispielsweise um eine Hexe, einen Exkommunizierten, einen Mörder etc.) gehörte er zur Gefahrengruppe, sprang ein Tier über die Leiche oder ließen sich die Augen des Toten nicht schließen, so galt dies als schlechtes Omen. Folglich umgaben Tod und Begräbnis zahlreiche strenge Rituale, die es einzuhalten galt, wollte man Wiedergängertum verhindern.

Doch ein Wiedergänger ist nicht unbedingt mit einem Vampir gleichzusetzen, stellt Lecouteux in einem folgenden Kapitel fest. Der Volksglauben war in ständigem Wandel begriffen und zusätzlich auch immer lokal geprägt. Das führt dazu, dass verschiedene Mythen einander beeinflussen oder gar zusammenfließen. So lief eine Hexe immer Gefahr zum Vampir zu werden. Und die in Dalmatien für den Vampir gebräuchliche Bezeichnung „vukodlak“ bildet sich aus dem Wortstamm für Wolf – eine eindeutige Verbindung zum Werwolf. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, versucht Lecouteux daher, verschiedene wiederkehrende Tote zu identifizieren: So den Rufer (jemand, der wiederkehrt und von draußen nach seinen Angehörigen ruft), den Aufhocker (ein Toter, der sich einem Schlafenden auf den Brustkorb setzt und ihm die Lebenskraft raubt) oder den Nachzehrer (ein Toter, der im Grab sein Totenhemd isst). Auch hier sind Überschneidungn zwischen verschiedenen Mythen unvermeidlich. Im Folgenden werden dann einige Bezeichnungen für den Vampir angeführt und erklärt, so der griechische broukolakos, die rumänischen strigoi oder walachische murony. Da die jeweiligen Bezeichnungen unterschiedlichen Nationen zuzuordnen sind, erwachsen auch hier wieder Unterschiede im eigentlich Vampirmythos: Wer wird zum Vampir und wie kann man ihn vernichten? Diese Dinge variieren von Land zu Land. Lecouteux geht daher sehr ausführlich darauf ein, wer nach dem Tode als Vampir wiederkehrt und wie selbiger vernichtet wurde. Erst 1755 verbot beispielsweise Maria Theresia die Hinrichtung von Verstorbenen, was darauf schließen lässt, dass das Exhumieren und Pfählen bzw. Köpfen bei Verdacht auf Vampirismus eine gängige Praxis war. Dies lässt sich auch durch archäologische Funde stützen, bei denen man immer wieder Leichen findet, die förmlich am Sarg festgenagelt wurden oder deren Kopf zwischen den Beinen niedergelegt wurde, damit der Vampir ihn nicht finde.

Erst im letzten Kapitel beleuchtet Lecouteux etwas genauer verschiedene Erklärungsversuche für das Phänomen des Vampirismus. Warum gab es ab 1700 eine derartige Blüte des Glaubens an Vampire? Ganze Scharen von Wissenschaftlern setzten sich zu damaliger Zeit (vollkommen ernsthaft) mit dem Phänomen auseinander und versuchten, bluttrinkende Tote logisch zu erklären. Erklärungen, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen, finden sich ebenfalls hier wieder: So die Seuchentheorie, die erklären könnte, warum ganze Dörfer Vampiren zum Opfer fielen. Hierbei nimmt man an, dass der vermeintliche Vampir tatsächlich ein Cholera-, Tollwut- oder Typhusopfer war und dass das Ausgraben der Leiche die Seuche daher nicht eindämmte, sondern im Gegenteil noch verschlimmerte.

Claude Lecouteux hat ein umfassendes Buch geschrieben für all jene, die sich für die historischen Facetten des Vampirs interessieren. Er liefert zahlreiche Quellen und historische Berichte und beleuchtet den Volksglauben in Europa durchaus tief, sodass man sich nach der Lektüre exzellent informiert fühlt. Dennoch muss angefügt werden, dass Lecouteux keineswegs Pionierarbeit leistet. Wer sich ein wenig mit dem Vampirmythos beschäftigt hat, wird vieles schon kennen, was in „Die Geschichte der Vampire“ besprochen wird. Schon 1926 hat Montague Summers mit „The Vampire in Lore and Legend“ ein Standardwerk geschrieben, das auch Lecouteux mit seinem siebzig Jahre später erschienenen Buch nicht überflügeln kann. Er liefert stattdessen eine abgespeckte und lesbarere Version des Buches von Summers und ist daher für Einsteiger besonders zu empfehlen.

Allerdings finden sich in „Die Geschichte der Vampire“ auch einige Fehler, die entweder Lecouteux selbst oder seinem deutschen Übersetzer unterlaufen sind. So basiert der Film „Interview mit einem Vampir“ natürlich nicht auf dem Roman „Der Fürst der Finsternis“ und die deutsche Abhandlung „Tractatus von dem Kauen und Schmatzen der Todten in den Gräbern“ wird in der Rückübersetzung aus dem Französischen ganz modern in „Die Kaubewegungen der Toten in ihren Gräbern“ umbenannt. Solche Kleinigkeiten schmälern die Zuverlässigkeit des Werkes, wenn sie auch den meisten Lesern in der Regel nicht auffallen werden.

Davon abgesehen, ist Lecouteuxs Rundumschlag durchaus für all jene zu empfehlen, die sich für die Wurzeln des europäischen Vampirs interessieren. Denn der Vampir war zu jener Zeit eine durchaus reale Erscheinung, deren Existenz zumindest auf dem Lande keineswegs angezweifelt wurde. Und die zahlreichen wissenschaftlichen Traktate aus jener Zeit zeigen, dass trotz Aufklärung auch die gebildeten Schichten nicht gefeit waren vor der Angst vor den Toten!