Schlagwort-Archive: Blessing

Jean-François Parot – Commissaire Le Floche und das Geheimnis der Weißmäntel (Le Floche 1)

Im Paris des Jahres 1761 untersucht Nicolas Le Floch, Polizist in Ausbildung, das Verschwinden seines Vorgesetzten. Er sticht nicht nur tief in ein Wespennest aus Korruption und Mord, sondern gerät in eine Verschwörung, die sogar den König von Frankreich in eine peinliche Lage bringen könnte – und Le Floch, dem lästigen Schnüffler, einen frühen Tod … – Auftakt einer insgesamt 13-bändigen Serie, die Kriminal- und Spionagefälle vor kundig und farbenfroh geschilderter Historien-Kulisse erzählt. Der Plot ist spannend, was einige allzu hilfreiche Zufälle übertüncht, die Figuren sind lebendig, der Duktus nur sacht ‚altmodisch‘, was die Tauglichkeit als Lesefutter unterstützt: Diese Serie dürfte auch hierzulande erfolgreich laufen. Jean-François Parot – Commissaire Le Floche und das Geheimnis der Weißmäntel (Le Floche 1) weiterlesen

Olen Steinhauer – Die Kairo-Affäre

Das geschieht:

2011 hat jene Woge von Protesten und Aufständen, die unter dem Namen „Arabischer Frühling“ beinahe sämtliche Staaten Arabiens und Nordafrikas erfasst hat, auch Libyen und Ägypten erreicht. Seit Jahrzehnten förmlich zementierte Machtstrukturen beginnen zu wanken, die ersehnte Freiheit für „das Volk“ scheint endlich greifbar zu sein.

Aus der Ferne beobachten die USA besorgt diesen Prozess. Das Land hat politische und wirtschaftliche Interessen in der Region, für dessen Wahrung die bisherigen Machthaber gut unterstützt wurden. Nur Muammar al-Gaddafi, den unberechenbaren Diktator von Libyen, wäre man gern los. Dafür hatte die CIA einen Plan namens „Stumbler“ entwickelt, der die Destabilisierung des Regimes im Rahmen einer US-unterstützten und gesteuerten Revolution vorsah, aber ad acta gelegt wurde. Olen Steinhauer – Die Kairo-Affäre weiterlesen

Tom Wolfe – Back to Blood

Worum gehts?

Nestor Camacho ist ein amerikanischer Polizist mit kubanischen Wurzeln und genau deshalb ist es auch Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet er einen kubanischen Flüchtling, 20 Meter von seiner Freiheit entfernt, vom Mast einer Luxusyacht vor Miami holen soll.

Im ersten Moment steht er ziemlich zwischen den Stühlen und weiß nicht recht, wie er reagieren soll: Den Anweisungen des Chefs folgen und den Flüchtling herunterholen oder überwiegt doch sein Vaterlandsstolz? Nachdem er seine Entscheidung getroffen hat, ist er bei seinen Kollegen der Held, jedoch bei seiner Familie und sogar bei seiner Freundin ein Verräter und der Bürgermeister, ebenfalls kubanischer Herkunft, überlegt, ob er ihm nun den Tapferkeitsorden aushändigen oder ihn vom Dienst suspendieren soll …

 

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Michael Crichton / Richard Preston – Micro

_Die Handlung:_

Eine Gruppe von Studenten wird von einem Unternehmen für den Einsatz an der Front der Mikrobiologie rekrutiert. Die streng geheime Arbeit führt die Forschungstalente nach Hawaii. Hier sehen sie sich nicht nur einer erbarmungslosen Natur, sondern auch einer radikalen neuen Technik gegenüber, die die Gruppe schnell beherrschen lernen muss, will sie nicht für immer in den undurchdringlichen Wäldern Oahus verschwinden … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Das ist es nun, das wirklich letzte Buch, an dem Michael Crichton bis zu seinem Tod im Jahr 2008 gearbeitet hat. Gut ein Drittel hatte er zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt. Sein Verlag engagierte Richard Preston, um aus den restlichen Aufzeichnungen und Notizen einen kompletten Roman zu fertigen.

Aber, hatte Michael Crichton nicht schon mal einen Roman über winzige Naniten geschrieben, die im Rudel gejagt haben? Hat er und das Ergebnis hieß BEUTE. Nun wollte Crichton aber nach eigenen Angaben mal wieder eine Geschichte erzählen, die in Richtung JURASSIC PARK geht und deshalb wurden seine sieben Helden auch in einen Urwald verfrachtet, in dem sie ums Überleben kämpfen müssen. Von großen Uraltmonstern also hin zu winzigen neumodernen Monstern. Die Größenverhältnisse aber bleiben dennoch, denn im Laufe der Geschichte werden die Protagonisten geschrumpft und jedes Insekt wird zur Bestie.

Ob sich Crichton bei seinem Teil von MICRO von „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ hat inspirieren lassen oder von Klassikern des SciFi-Films wie „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“, wir werden es nie erfahren. Parallelen sind aber schon zu erkennen. Zumindest bei den Teilen mit dem Schrumpfen und den Kämpfen gegen die Insekten. Denn das beschert der Bösewicht des Romans, der irre und machtbesessene Chef einer Hightech-Firma, denen, die nicht so spuren, wie er das gern hätte. Er schrumpft sie einfach und überlässt sie ihrem Schicksal.

Und so darf man hier keine epischen Charakterentwicklungen oder Beziehungsgeschichten erwarten, sondern ein „Dschungelabenteuer“ auf Oahu, einen durchgedrehten Wissenschaftler und jede Menge Spannung. Gewürzt mit den üblichen schulmeisterlichen Kurzvorträgen über das recherchierte Fachwissen des Autors, trauert der Leser im Anschluss dem Tod von Michael Crichton noch einmal nach. Denn er konnte wirklich kurzweilig unterhalten, was er hier (wenn auch nur zu einem Drittel) posthum wieder unter Beweis stellt. Die wirklich vielen und kurzen Kapitel helfen dabei auch und halten die Handlung spannend und knackig.

_Die Autoren_

|Michael Crichton| wurde 1942 in Chicago geboren und studierte in Harvard Medizin; seine Romane, die in über 36 Sprachen übersetzt werden, verkauften sich mehr als 200 Millionen Mal, dreizehn davon wurden verfilmt. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen „Next“, „Welt in Angst“, „Timeline“, „Jurassic Park“ und „Andromeda“. Crichton, Schöpfer der Serie Emergency Room, ist bis heute der einzige Künstler, der es schaffte, mit Film, Fernsehserie und Roman gleichzeitig die ersten Plätze der Charts zu belegen. Crichton, der seit Mitte der Sechzigerjahre Romane schrieb, griff immer wieder gekonnt neueste naturwissenschaftliche und technische Forschungen auf. Im November 2008 starb Michael Crichton im Alter von 66 Jahren. Bis zuletzt hat er an seinem neuen Wissenschaftsthriller „Micro“ geschrieben. (Verlagsinfo)

|Richard Preston| studierte am Pomona College in Claremont, Kalifornien und graduierte summa cum laude in Englisch. Anschließend studierte Preston an der Princeton University, wo er 1983 seinen Doctor of Philosophy machte. Während des Studiums nahm er an dem Kurs The Literature of Fact teil, welcher von dem amerikanischen Schriftsteller John McPhee gehalten wurde. Dieser Kurs über das Schreiben nichtfiktiver Bücher ebnete Prestons Weg zu seiner späteren Schriftsteller-Karriere. Für sein erstes Buch „First Light“ erhielt er 1988 vom American Institute of Physics den Science Writing Award. Der Asteroid Preston ist nach ihm benannt. Richard Preston ist verheiratet und hat drei Kinder. Sein jüngerer Bruder Douglas ist ebenfalls Schriftsteller. (Wikipedia)

_Mein Fazit:_

Geschrumpfte Studenten kämpfen gegen die Probleme, die man als reiskorngroßer Mensch so hat. Wer JURASSIC PARK mochte, der wird auch hier seinen Spaß haben.

|Gebunden: 550 Seiten
Originaltitel: Micro
Aus dem Englischen von Michael Bayer
ISBN: 978-3896674296|
[www.randomhouse.de/blessing]http://www.randomhouse.de/blessing/index.jsp

_Michael Crichton bei |Buchwurm.info|:_
[„Next“ 3300
[„Welt in Angst“ 880
[„Sphere – Die Gedanken des Bösen“ 698
[„Timeline“ 360
[„Gold – Pirates Latitudes“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6108

Edward Rutherfurd – Die Rebellen von Irland (Die große Dublin-Saga, Band 2)

Nach dem erfolgreichen Auftakt  seiner „Dublin-Saga“ war Edward Rutherfurd noch den zweiten Teil schuldig, der die jüngsten Entwicklungen des Landes mit all den politischen Ränken, Glaubenskämpfen und Unabhängigkeitsgesinnungen präsentieren sollte. In „Die Rebellen von Irland“ fasst der Autor die Ereignisse vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zusammen, lässt viele gewichtige Weltbürger jeder Zeit zu Wort kommen, erzählt dabei weiterhin die Geschichten des einfachen Volkes, beschreibt aber natürlich auch die Entwicklungen an der Spitze der Gesellschaft und den schwelenden Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten. Herausgekommen ist dabei ein Wälzer, der in dieser Form seinesgleichen sucht, aber zu keiner Sekunde überladen wirkt – doch das Fazit gehört wohl noch nicht an diese Stelle …

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Junger, Sebastian – Tod in Belmont

Inhalt:

Belmont ist ein Vorort der Großstadt Boston im US-Staat Massachusetts. Die gut situierten Bürger leben friedlich zusammen; die Verbrechensrate ist so niedrig, dass es hier noch nie einen Mord gegeben hat. Das ändert sich am 11. Mai 1963, als der Verwalter Israel Goldberg Gattin Bessie im ehelichen Schlafzimmer findet: mit einem der eigenen Strümpfe stranguliert, vergewaltigt, zur Schau gestellt. Schock geht über in Angst und Zorn, denn es sieht so aus, als habe der berüchtigte Serienmörder, den die Medien den „Boston Strangler“ nennen, sein ‚Revier‘ erweitert. Binnen kurzer Zeit hat dieser Würger acht Frauen auf die beschriebene Weise umgebracht, ohne dass es der Polizei trotz intensiver Suche gelungen wäre, ihm auf die Spur zu kommen.

Dieses Mal könnte sich das ändern: Am Tatort sahen Zeugen einen männlichen Schwarzen, der in diesem rein ‚weißen‘ Viertel auffiel und argwöhnisch beobachtet wurde. Roy Smith ist sein Name, und er hat für Bessie Goldberg am Tag ihres Todes diverse Handlangerdienste erledigt. Niemand außer ihm kann nach Auffassung der Beamten nach dem Mord und vor dem Erscheinen des Ehemanns das Haus betreten haben. Ergo ist Smith, der hartnäckig leugnet, der Hauptverdächtige – und womöglich der Würger von Boston! Letzteres kann ihm nicht nachgewiesen werden, doch man verurteilt Smith als Mörder von Bessie Goldberg; das Gefängnis hat er lebendig nicht mehr verlassen.

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Kenneth J. Harvey – Die Stadt, die das Atmen vergaß

Das geschieht:

Bareneed ist ein Städtchen an der neuenglischen Atlantikküste, das seinen Namen – „Blanke Not“ – inzwischen zu Recht trägt. Die einst blühende Fischerei liegt am Boden, seit die schier unendlichen Kabeljau-Schwärme verschwunden sind. Arbeits- und Hoffnungslosigkeit machen den Bewohnern zu schaffen, Alkoholismus und häusliche Gewalt sind die Standarddelikte, wenn Polizist Brian Chase zum Einsatz ausrückt.

Seit kurzem geht zusätzlich das Gespenst einer unbekannten Seuche um. Kerngesunde Männer und Frauen leiden unter Attacken mörderischen Jähzorns, stellen plötzlich das Atmen ein und sterben; eine Ursache können die Ärzte nicht finden. Erst noch unbemerkt, dann immer offener mischen sich bewaffnete Soldaten ins Stadtbild. Sie scheinen Bareneed zu bewachen und seine Bürger an einem Verlassen des Orts zu hindern. Kenneth J. Harvey – Die Stadt, die das Atmen vergaß weiterlesen

Berg, A. Scott – Katharine Hepburn. Ein Jahrhundertleben

1983 war Katharine Hepburn längst eine lebende Legende: fünf Jahrzehnte Film und Theater, dazu ein Lebensstil, der seiner – oder besser: ihrer – Zeit weit voraus war. Mit unvergleichlicher Energie waren Karriere und Privatleben gemeistert worden, als ein schwerer Autounfall die scheinbar unverwüstliche „Kate of Arrogance“ zeitweise zum Kürzertreten zwang.

Die ungewohnte Ruhe führte zu einigen Umwälzungen im Hepburnschen Alltag. So gab sie der Langeweile nach und empfing gnädig einen jungen Mann, der einen biografischen Zeitschriftenartikel über sie verfassen wollte. A. Scott Berg war kein Journalist, sondern Buchautor mit gutem Ruf, als er sich der berühmten, als exzentrisch bekannten Schauspielerin vorsichtig näherte.

Siehe da: Die Chemie stimmte, aus Interviewpartnern wurden rasch echte Freunde. Zwei Jahrzehnte gehörte Berg nun zum Hepburn-Haushalt. Wie wenige andere Menschen lernte er diese ungewöhnliche Frau kennen, verfolgte ihren hartnäckigen Weg zurück ins Berufsleben, die späten Triumphe, aber auch den erst allmählichen und dann immer rascheren Verfall, der die bitteren letzten Jahre bis zum Tod Katharine Hepburns im Alter von 96 Jahren nicht ausspart.

A. Scott Berg hat auf Wunsch der Künstlerin stets Augen und Ohren offen und den Stift gespitzt gehalten. Wenn man ihm Glauben schenkt, hat Hepburn ihn als Gesprächspartner mit beinahe therapeutischer Bedeutung geschätzt, mit dem sie über ihr keineswegs einfaches Leben reden konnte. Dabei kamen viele Details zur Sprache, die sehr privat waren und folglich die Gier der Medien erregten. Primär war dies die ebenso legendäre wie komplexe Liebesgeschichte zwischen Hepburn und Spencer Tracy, über deren alltäglicher Realität noch Jahrzehnte später Unklarheit herrscht.

In ihrer Autobiografie drückte sich Hepburn 1988 um viele für sie unbequeme oder belastende Aspekte ihres Privatlebens. Laut Berg hat sie diese ihm mehr oder weniger in die Feder diktiert, damit er – allerdings erst nach ihrem Tod – auch diese Geheimnisse offenbare. Diesen Auftrag erfüllt er mit dem vorliegenden Buch, das Biografie und Erinnerung an eine wertvolle Freundschaft gleichzeitig ist.

Wobei sich formal gegen beides keine Einwände erheben lässt. Die Mischung ist reizvoll, denn sie durchbricht das oft dröge Muster biografischer Beschreibungen: Sie wurde geboren, sie lebte, sie starb. Berg durchsetzt die Lebensbeschreibung immer wieder mit Erinnerungen an die „alte Kate“, was ihm u. a. die Möglichkeit gibt, diese vielen vergangenen Ereignisse quasi persönlich zu kommentieren.

Dabei betont Berg, dass er sich hauptsächlich auf die Wiedergabe von Fakten beschränkt. Seine übliche Arbeitsweise als Biograf bedinge normalerweise eine intensivere Beschäftigung mit dem vorgefundenen Quellenmaterial. Vor allem analysiere er dieses, um zwischen den Zeilen verborgene Wahrheiten zu entdecken. Dies unterbleibe hier, was an der Nähe zum Objekt seiner Beschreibung – einer wirklich engen Freundin – liege, welche die dafür erforderliche Distanz unmöglich mache. (Ein wichtige Rolle mag zudem der Zeitfaktor gespielt haben – der frühe Vogel fängt den Wurm; eine Hepburn-Biografie, die Berg-typisch mehrere Jahre der Archiv- und Schreibarbeit in Anspruch genommen hätte, wäre wohl kaum mehr auf das Interesse einer breiten Öffentlichkeit gestoßen.)

Berg überspringt die allzu oft für Künstler- und besonders Schauspieler-Biografien übliche Grenze naiver Staranbetung. Er profitiert natürlich von der erwähnten Freundschaft. Dennoch kann zumindest der nüchtern interessierte Leser keine „Skandale“ offengelegt finden. Es stellt sich insgesamt die Frage, ob sich für ein nach Sensationen dürstendes Publikum die Lektüre lohnt. Trotz ihrer beneidensweiten Offenheit, die es Wert ist festgehalten zu werden, war Katharine Hepburn „nur“ ein Mensch. Insofern gibt es keine Schmutzwäsche ans Tageslicht zu zerren; was vor Jahrzehnten sicherlich für Aufsehen gesorgt hätte, lässt den privatfernsehgestählten Zeitgenossen der Jetztzeit nur noch müde abwinken.

So schreibt Berg die Hepburn-Geschichte nicht neu, sondern ergänzt sie höchstens um Details, korrigiert sie hier und da und entkleidet sie vor allem ihrer Legenden. Ob er dabei alle Klippen umschiffen konnten, weiß er selbst nicht recht; es ist in der Tat nicht einfach, nach dunklen Flecken auf der Weste eines Menschen zu fahnden, den man ehrlich schätzt.

Schwer fällt es zu entscheiden, wie tief die Freundschaft zwischen Hepburn und Berg denn nun wirklich gewesen ist. Zumindest in den ersten Jahren hat er lange Zeiträume unter ihrem Dach gewohnt und am Familienleben teilgenommen. Ob es dabei wirklich so US-amerikanisch-sentimental zugegangen ist, wie Berg es manchmal schildert, muss offen bleiben. Es ist auf der anderen Seite genug Offenheit in der Beschreibung der sehr alten Katharine Hepburn, die keine Ähnlichkeit mit der verehrten unabhängigen Persönlichkeit aufweist, sondern nur mehr eine kranke, senile, kaum mehr ansprechbare Frau ist. Auch große Künstler holt das Alter ein; was den meisten Biografen höchstens einige Zeilen Wert ist, beschreibt Berg in aller Ausführlichkeit. Dies liest sich oft traurig, ist aber kein Gazettenschwein-Wühlen im Medienschmutz, sondern eine ehrliche und auch notwendige Ergänzung. Schließlich ist Katharine Hepburn nach ihren letzten Filmen Mitte der 1990er Jahre nicht als unwürdige Greisin außer Dienst in ein Künstler-Nirvana verzogen, sondern hat noch bis 2003 gelebt.

Weil Berg über die Jahre notierte, was er bei oder mit seiner Freundin erlebte (diese wusste das übrigens und billigte es), ist sein Buch kein Schnellschuss, um den Hepburn-Fans das Geld aus der Tasche zu ziehen. Er kann auf echtes Material zurückgreifen, statt den bekannten Wust aus Fakten und Legenden noch einmal aufzukochen. Außerdem verfügt Berg über die Gabe zu schreiben. Knapp vierhundert Seiten lesen sich (auch in der Übersetzung) außerordentlich flüssig. Zeit- und Themensprünge lassen sich als Stilmittel erkennen, statt den unterbezahlten, von Terminen gehetzten Schreiberling zu verraten. In die Reihe von Scotts grundlegenden Biografien über den Herausgeber Max Perkins, den Filmmogul Sam Goldwyn oder die Fliegerlegende Charles Lindbergh reiht sich dieses Buch sicherlich nicht. Es ist eher eine Fingerübung, aber eine, die der Leser mit Freude und Gewinn zur Kenntnis nimmt.

A. Scott Berg wurde 1950 geboren, studierte an der Elite-Universität Princeton und beschloss bereits dort, sich seinen Lebensunterhalt als Biograf zu verdienen. Seine Abschlussarbeit über den Herausgeber Max Perkins baute er später zu seinem ersten Buch und Bucherfolg aus. Seither hat er drei weitere Werke veröffentlicht. Bergs nächstes Projekt – über US-Präsident Woodrov Wilson – besitzt wieder den für ihn üblichen Rahmen, er selbst hofft, es 2009 abschließen zu können …