Wim Vandemaan, Christian Montillon – Thez (Perry Rhodan 2874)

Atlan am See der Fauthen – Perry Rhodan kämpft um das Überleben des Solsystems.

Auf der Erde ist das Jahr 1519 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) angebrochen – womöglich das letzte für die Erde und ihre Sonne. Die „Perforationszone“, ein hyperphysikalisches Phänomen, rast durch die Galaxis auf Sol zu und wird bei ihrem Zusammentreffen das ganze Sonnensystem auslöschen. Außerdem warten vor dem Kristallschirm, der das Solsystem bislang vor allen Gefahren bewahren konnte, Abertausende Kriegsschiffe der Tiuphoren. Deren schlimmste Waffe sind die Indoktrinatoren, die sich jeder Technologie bemächtigen und sie gegen ihre Erschaffer wenden können.

Während Perry Rhodan den Abwehrkampf des Solsystems gegen die Tiuphoren organisiert, ist der Arkonide Atlan an einem Ort jenseits aller Zeiten: Von den Jenzeitigen Landen aus haben in den vergangenen Jahren die Atopischen Richter die politische Oberhoheit in der Milchstraße beansprucht. Sie pochen auf ihre Kenntnis der Zukunft, die ohne ihr Eintreffen in den Untergang – den Weltenbrand – der gesamten Galaxis münden würde. Dass die Bewohner der Milchstraße mit diesem Vorgehen nicht einverstanden sind, scheint sie nicht anzufechten. Atlan versucht nun mit jener Macht zu sprechen, die das Atopische Tribunal hervorgebracht hat: THEZ…

(Verlagsinfo)

Das Finale:

Über 175 Romane hinweg verfolgen wir nun schon die Machenschaften des Atopischen Tribunals – einer Organisation, die aus ferner Zukunft heraus agiert und deren Mitteln die Milchstraßenvölker nichts entgegen zu setzen haben. Wir lernten fremdartige Wesen kennen, konfrontierten uns mit unerquicklichen Moralvorstellungen, erfuhren Geheimnisse von kosmischen Dimensionen und verfolgten mal mehr, mal weniger begeistert die Maßnahmen und Abenteuer Perry Rhodans in seinem Kampf gegen den übermächtigen Gegner. Aber stets hielten wir unserem Helden die Daumen, heil aus der Sache heraus zu kommen. Und nun ist es soweit: Perry Rhodan stellt sich in unserem heimatlichen Sonnensystem einer unvorstellbar gigantischen Flotte zum letzten, alles entscheidenden Kampf. Und Atlan, der, um das Übel bei der Wurzel zu packen, eine Reise von unsäglicher Qual auf sich nahm, stellt sich in den jenzeitigen Landen der Entität »Thez« entgegen …

Die beiden Chefautoren der Serie schrieben bereits den »kleinen« Jubiband 2850, in dem Atlan endlich die titelgebenden Jenzeitigen Lande erreicht. Der Roman, der auf durchwachsene Reaktionen in der Leserschaft stieß, eröffnete einen Spannungsbogen voller Erkenntnisse und läutete damit das nahende Zyklusfinale ein – der nun vorliegende Band schließt den Kreis. Und wirft mit der Beantwortung etlicher Fragen mindestens doppelt soviele neue auf, wie sich das für eine Endlosserie gehört.

Die Handlung ist geteilt in die beiden so gegensätzlichen Ebenen, auf denen die beiden Hauptfiguren wandeln: Perry Rhodan kämpft seinen schier aussichtslosen Kampf um das Solsystem, sein Freund Atlan feilscht mit der unfassbaren Entität Thez um die Zukunft des Universums. Wenn man sich diesen simplen Satz auf der Zunge zergehen lässt, bleibt nur der Wahnsinn zurück. Doch Atlan wäre nicht unser unsterblicher Arkonide, wenn er nicht das eine oder andere As im Ärmel hätte, um sich auch gegen eine so unwahrscheinliche Wesenheit wie Thez behaupten zu können.

Das Ende vom Lied ist klar, doch schaffen es beide Autoren auf ihre höchsteigene Art, ihre jeweilige Handlungsebene interessant und spannend zu gestalten. Derjenige der beiden, der die Milchstraße und den blutrünstigen Krieg schildern muss (ich tippe auf Christian Montillon), hat für den Spannungsbogen das leichtere Los gezogen. Doch wartet die Serie mit derart vielen ähnlichen Situationen auf, dass es auch hier ein anständiges Maß an Raffinesse zu investieren gab, um den Leser zufrieden zu stellen. Dem Autor gelingt auch ein passables Stück Kriegsgeschichte, das er mit einem überraschenden Ende garniert. Und die größte Überraschung: Mit Hilfe des Mausbibers Gucky wird es so richtig emotional. Beide Verknüpfungen, sowohl Gucky als auch Montillon mit Emotionalität, wären mir vor dieser Lektüre nicht eingefallen.

Der andere Autor, möglicherweise Wim Vandemaan, kümmert sich um die Auflösung des verwirrenden Zeitgeschwurbels. Ihm obliegt eine noch weitergehende Entfremdung des gerade erst richtig auftauchenden neuen Julian Tifflor, der die Serie ebenfalls schon seit Ewigkeiten begleitet und bisher vor allem dadurch auffiel, dass ihn niemand so richtig zu charakterisieren vermochte. Mir blieb stets schleierhaft, weshalb diese Figur eine der dauerhaften Unsterblichen der Serie wurde, doch mit seiner Wandlung in diesem Zyklus gewinnt er endlich an Potenzial – und scheint von Vandemaan nun auf unbestimmte Zeit aus der Serie geschrieben worden zu sein. Möge es einen Weg für ihn zurück geben.

Insgesamt gelingt es dem Autor trotz der verschlungenen Pseudochronowissenschaftsschwurbelei, die Handlungsebene um Atlan zufriedenstellend abzuschließen – und das auf so wenig Raum! Was alles machbar ist, überrascht bei jedem Zyklusfinale aufs Neue …

Florian Seigerschmidt überrascht als Vorleser dieser ungekürzten Lesung ebenfalls. Mit einer seine gewohnt solide Leistung weit übertreffenden Interpretation vor allem der Stimmen Guckys und Perry Rhodans verleiht er diesem Finale einen starken Charakter. Weiter so!

Dagegen überzeugt das Titelbild nur bedingt. Arndt Drechsler, sonst Garant für ausgefallene Charaktere, wird diesmal mit seinem Atlan nicht richtig warm. Trotzdem erreicht er mit dem stimmungsvollen Hintergrund eine immer noch schöne Komposition, die auch als dem Hörbuch angepasste geschnittene Version gut Geltung verschafft. Muss man für ein mp3-Hörbuch-Titelbild eigentlich auf das typische quadratische Format zurück greifen? Sei es den Herstellern hier nicht gestattet, das Originalformat zu verwenden? Ich finde doch.

Es öffnen sich also nun die Tore in die kurz geplante Handlungslinie um die »Sternengruft«, in die es den Haupthandlungsträger nun zu verschlagen scheint. Haben sich also alle im Zyklus aufgeworfenen Fragen, ausgelegten Fährten und eröffnete Schauplätze erledigt? Nein, nicht wirklich. Aber immerhin ist nun tatsächlich das Thema des 175 Bände umfassenden Zyklus‘ überwunden: Das atopische Tribunal ist Vergangenheit … Übrigens gefällt mir der Kniff, mit dem die Autoren die Vorherbestimmung der Serie wieder auflösten, außerordentlich gut! Ein wenig kosmisches Geschwurbel gehört nun einmal zur Serie und sollte in bekömmlichen Dosen auch eingesetzt werden.

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Florian Seigerschmidt
Spieldauer: 4 Stunden und 43 Minuten
Ungekürzte Ausgabe
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

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