Pat Cadigan – Alien³ Der Roman nach dem Drehbuch von William Gibson

Mit knapper Not sind Ripley, Newt, der Androide Bishop und der schwer verletzte Corporal Hicks den Xenomorphen entkommen. Auf dem Rückweg vom Planeten LV-426 docken sie mit der Sulaco an der Raumstation Anchorpoint an, in Sicherheit sind sie deshalb aber noch lange nicht. Kaum haben die Marines die Sulaco betreten, um sie zu inspizieren, werden sie angegriffen. In höchster Bedrängnis können sich die Soldaten mit den Neuankömmlingen nach Anchorpoint zurückziehen. Doch dann kommen Gerüchte über eigenartige Experimente auf, die auf der Raumstation durchgeführt werden. Experimente, die ein Geschöpf hervorbringen könnten, das schrecklicher ist als alles, dem sich Ripley, Newt, Bishop und Hicks je entgegenstellen mussten …

Jetzt schon ein einzigartiges Werk der Science-Fiction – Hugo-Award-Preisträgerin Pat Cadigan hat aus dem nie verfilmten Drehbuch von William Gibson einen bis zur letzten Zeile fesselnden Roman gemacht.
(Verlagsinfo)

Wir erinnern uns:
Ein Facehugger verursacht einen Brand im Raumschiff Sulaco, wodurch die kälteschlafenden Passagiere in einer Rettungskapsel ausgestoßen werden und auf einem Strafplaneten notlanden. Corporal Hicks stirbt bei dieser Notlandung ebenso wie das Mädchen Newt, die in ihrer Kälteschlafkammer ertrinkt. Ripley überlebt als einzige – und natürlich der Facehugger, der seinerseits rasch ein Opfer in dem Rottweiler der Strafkolonie findet. Nun nimmt alles seinen Gang: Ripley wird von dem Alien verschont, da sie den Parasiten einer Königin trägt. Und in letzter Minute gelingt es ihr, dem Zugriff der gößenwahnsinnigen Firma Weyland-Yutani durch Tod zu entkommen.

Neu im Vergleich zu den beiden Vorgängern war hier die Erkenntnis, dass die Aliens auch Hunde befallen können, ihre Königin langsamer heran wächst und Weyland-Yutani immer noch nicht genug hat. Ansonsten ist der Film im Grunde nur ein Platzhalter zwischen Teil zwei und vier, und im krassen Gegensatz dazu siehtdas Drehbuch von William Gibson radikaleVeränderungen auf Seiten der Xenomorphen vor. Dies kann man nun in Pat Cadigans Roman nachlesen.

Pat Cadigan, geboren 1953, ist Science-Fiction-Autorin und wurde für ihr Werk bereits dreimal mit dem Locus Award, zweimal mit dem britischen Arthur C. Clarke Award und einmal mit dem amerikanischen Hugo Award ausgezeichnet. Sie hat über zwanzig Bücher geschrieben, und mit »Alien3« hat sie nun aus William Gibsons legendärem Drehbuch einen Roman gemacht. Pat Cadigan lebt mit ihrem Ehemann und ihrer Katze in London. (Verlagsinfo)


In diesem Roman kommt
es nicht zur Katastrophe an Bord der Sulaco, sondern nur zu einer Kursabweichung. Damit gelangt das Schiff in den Bereich der Raumstation Anchorpoint, wo diesmal alle drei Insassen geborgen werden. Während Hicks und Newt auch geweckt und versorgt werden können, bleibt Ripley in einem Koma gefangen. Hicks, auf den sich hier die Erzählung konzentriert, ist nun derjenige, der im unvermeidlich entflammenden Kampf gegen die Xenomorphen die Führung übernimmt.

Gibson schrieb der Mutagenität der Aliens weitere Eigenschaften hinzu, die einen neuen Komplex eröffnet hätten. Inzwischen können sie sich über Sporen in der Luft verbreiten und so über die Atemwege einen Wirt infizieren. Sie wandeln den Wirt komplett um und nutzen ihn nicht mehr nur als Inkubator, sondern seine Masse wird umgewandelt und integriert. Außerdem gibt es kleine Facehugger, die dann mehrere Aliens in einen Körper pflanzen. Und schließlich reicht für die Infektion auch ein Körperteil wie ein Bein aus, um die kleinen Baby-Aliens entstehen zu lassen. Gibson lässt die an Viren erinnernden Keime sogar auf Pflanzen überwechseln, um ein Reservoir zu erschaffen. Diesen Aspekt erwähnt er jedoch nur unscharf, so dass hier auch noch Spielraum für die Fantasie der Konsumenten bleibt. Aber bereits zu Beginn des Plots dient die Künstliche Person Bishop als Substrat für den Organismus, was zu dieser Zeit alle beteiligten Wissenschaftler in helle Aufregung versetzt. Leider wird es mit dem Ausbruch der Aliens völlig vergessen, und zum Ende der Story lebt niemand mit diesem Wissen mehr.

Inzwischen finden wir Aspekte dieser Mutagenität in den Prequels der ursprünglichen Alien-Reihe, Alien: Prometheus und Alien: Covenant“ rel=“noopener“ target=“_blank“>Alien: Covenant, wieder: die virenähnliche Infektion, die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensformen und die Weiterentwicklung des Organismus „Alien“ bis zum klassischen Erscheinungsbild. Einzelne Schritte hiervon finden wir bereits in Alien4 wieder, jedoch hat die Filmindustrie den Weg langsamer beschritten, so dass man sich fragen kann, ob erst die Möglichkeiten der modernen CGI das Spektrum Gibsons Entwicklungssprungs adäquat zu erfassen ermöglichte.

Die Handlung des Romans selbst fügt dagegen dieser Welt nichts wirklich Neues hinzu, wir kennen sie im Grunde aus dem Alien-4-Film in abgewandelter Form: Alienausbruch auf einer Raumstation, korrupte Firmentrottel, Flucht und Gemetzel bis zum Überleben von zwei Menschen und einem Syntheten, bei dem es sich um Bishop, die künstliche Person aus Alien 2 handelt. Von seiner Infektion ist übrigens im Verlauf der Geschichte keine Rede mehr. Sollte also Gibson tatsächlich die Überlebenden ohne Infektion hinterlassen haben, wären zumindest drei Möglichkeiten für einen Weitertransport der Aliengefahr geblieben: Die Rettungskapsel von Ripley, das Raumschiff mit Newt (beide von Hicks von Anchorpoint abgeschickt, um sie in Sicherheit zu bringen) und erneut Bishop, dessen künstliches Blut im Verlauf der Geschichte völlig aus der Wahrnehmung verschwand.

Insgesamt befleißigt sich Pat Cadigan einer spannenden Entwicklung der Geschichte, lässt die Figuren mit Gedanken spielen, wodurch sie an den zweiten Alien-Film anknüpft und die Erinnerung auch nach dieser langen Zeit seit Erscheinen des Films erneut wach ruft. Es bleibt allerdings bemerkbar, dass dies ein Roman nach einem Drehbuch ist, denn was im umgekehrten Fall geschieht, ist ja bekanntermaßen, dass Details der Romanvorlage im Film ausgespart werden müssen, um den Rahmen nicht zu sprengen – und hier muss nun die Autorin aus dem detaillierten Filmentwurf Stoff für einen Roman gewinnen, also deutlich mehr Raum füllen, als es ein Film täte. So folgen wir den Protagonisten in ewigen Verfolgungsjagden durch die Gänge, über Leitern und durch Schächte, was im Film nur wenige Minuten beanspruchen würde, uns Lesende allerdings seitenweise und stundenlang beschäftigt. Diese direkte Übernahme ist für mich das größte Manko des Romans, dem es damit gerade im letzten Drittel an tragender Substanz fehlt, nachdem die Neuerungen der Alienentwicklung dargestellt wurden und alles den Bach runter ging.

Als Zusammenschau ist interessant zu sehen, dass Gibson Teile der Entwicklung innerhalb der Alien-Reihe schon mit Teil 3 vorweg nahm, vielleicht seiner Zeit damit voraus war oder die Entscheidungsträger zu sehr forderte. Als Roman funktioniert das ganze vor allem mit Blick auf die vorliegenden Prequels, die teilweise am gleichen Thema arbeiten, hat aber seine Schwächen durch die Beschränkungen, die durch die umliegende Entwicklung im Alien-Universum auferlegt wurden, so dass Cadigan wenig mehr tun konnte, als das Drehbuch auszurollen.

DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus dem Englischen von Kristof Kurz, Stefanie Adam
Originaltitel:
Alien 3: The Unproduced Screenplay by William Gibson
Originalverlag: Titan Books
Paperback , Klappenbroschur, 448 Seiten
ISBN: 978-3-453-32256-1
Erschienen am 15. Februar 2023
Das Buch beim Verlag
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