Zur Story
Die drei Fragezeichen dürfen Bobs Vater auf eine Tour in den Yosemite Nationalpark begleiten, wo er nebenher für eine Reportage über das YOSAR-Helicopter-Team – den dortigen Hubschrauber-Rettungsdienst – und dessen Pilotin Jeanne Chase recherchiert. Justus, Peter und Bob wollen derweil zünftig campen und die Seele baumeln lassen. Natürlich ist dieser Vorsatz nicht von Dauer, denn Randy Chase – Jeannes jugendlicher Sohn – hat Bedenkliches im Wald ausgemacht: Blut, wie er vermutet. Die Ranger finden allerdings nichts und verneinen auch irgendwelche Jagdaktivitäten. Bei einer näheren Untersuchung der Fundstelle durch die drei Detektive stellen sie fest, dass dort tatsächlich offenbar Spuren beseitigt wurden. Als sie Mr. Andrews einweihen und den betreffenden Ort zeigen, wird Justus angeschossen. War es wirklich Steven, der geistig behinderte Sohn der Pensionsinhaberin Tara Finn? Ein Ranger hat ihn zumindest in Besitz eines Gewehres in der Nähe aufgegabelt. Ständig wiederholt der Junge anscheinend wirre Sätze wie „Hier wohnen jene, und sie töten!“, „Still! Sie schlafen“ oder „Der Berg ist böse!“. Weiterer Ungereimtheiten des vermeintlich klaren Falles lassen den Fragezeichen aber keine Ruhe. Irgendetwas stimmt hier nicht.
Eindrücke
In letzter Zeit lässt sich ein gewisser Trend bei manchen Autoren beobachten. Bei den drei Juniordetektiven besinnt man sich scheinbar mehr auf die amerikanischen Wurzeln, sodass vergleichsweise häufig nun US-Themen und entsprechende Kulissen aufgegriffen werden – wie gesagt: bei manchen Autoren. Kari Erlhoff gehört dazu. Von ihr stammt diese Story des 165. Falles, der 2012 im Franckh-Kosmos Verlag debütierte und nun endlich auch als vertonte Fassung vorliegt. Selbstverständlich und traditionell von den Hamburger EUROPA-Studios produziert, die seit geraumer Zeit dem Sony Konzern angehören. Doch das nur am Rande. Während das Buch noch eher gemächlich zu Potte kommt, muss das Hörspiel schon recht rasch in die Vollen gehen – André Minninger oblag wieder einmal die Aufgabe die Vorlage in ein passendes Skript umzuwandeln. Eine zuweilen sicherlich undankbare Aufgabe, da der Rotstift ein ständiger Begleiter ist, weil der fertig vertonte Fall letztendlich irgendwo zwischen 60 und 70 Minuten Laufzeit auskommen muss, möglichst ohne zu viel wichtige Elemente des Romans zu opfern. Und der war – nebenbei bemerkt – ausgesprochen gelungen und detailverliebt.
Was die Logik angeht hat er seinen Job ganz gut erledigt, die Geschichte geht prinzipiell plausibel auf. Allerdings nicht ganz so glatt und auch etwas weniger atmosphärisch, als bei der Vorlage. Daran ändert auch die Soundkulisse nichts, welche dem Buch ironischerweise als erzählerisches Hilfsmittel abgeht. Die verwendeten Samples hat man schon dutzendfach gehört und so manches davon mag dann auch nicht sonderlich gut passen – als Beispiel seien der kraftlos klingende Hubschrauber und (schallgedämpfte!) Gewehrschüsse genannt. Ob da das Studio-Archiv nicht besseres/frischeres Material für ein anständiges Kopfkino zu bieten hatte? Die Zwischenmusiken sind auch eher 08/15-Standardkost. Ok, Jammern auf hohem Niveau und nahe der Erbsenzählerei. Die Dialoge des erfreulich umfangreichen Casts gehen dafür soweit in Ordnung, wiewohl das Stellen eines der Übeltäter auch nicht ganz realistisch rüber kommt, welcher sich, insbesondere angesichts der Schwere der gegen ihn vorgetragenen Vorwürfe, von den dreien ohne große (verbale) Gegenwehr mit vergleichsweise schwachem Gestammel vor- und überführen lässt. Mehr darf und soll hier aber nicht verraten werden.
Die Produktion
Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Stahlberg, Conrad
Sprecher und Figuren
Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Henry König (Mr. Andrews), Marek Harloff (Randy Chase), Katja Brügger (Jeanne Chase), Birte Kretschmer (Ginette Gioriannis), Angela Roy (Tara Finn), Robert Steudtner (Steven Finn), Detlef Bierstedt (Ranger Thornton), Rüdiger Schulzki (Mr. Louis), Volker Bogdan (Busfahrer), Susan Jarling (Lindsey), Daniel Welbat (Reporter)
Fazit
Die 165. Folge der drei Fragezeichen erweist sich als spannender Fall mit einem unerwartetem Final-Twist, der endlich auch mal wieder außerhalb Rocky Beachs stattfindet. Kari Erlhoffs ausgefallene wie – gefeilte Kulisse am Fuße von „Half Dome“ und El Capitan“ im Yosemite Nationalpark, kann das Hörspiel leider nicht ganz einfangen, da ist das Buch doch ein gerüttelt Maß plastischer und – weil nicht eingekürzt – naturgegeben ausführlicher, allein schon weil sich dort noch ein paar zusätzliche, teils witzige, Details einfinden, welche Skript-Jongleur André Minninger nicht mit in die Adaption gepackt hat. Die Geräuschkulisse weiß nicht an allen Stellen zu überzeugen, dafür ist die Sprecherleistung sehr solide, befinden sich darunter schließlich einige alte Recken, die immer wieder mal für die Serie engagiert werden. Der Rezensentendaumen hängt gut gesichert aufrecht in der Steilwand.
1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 71 Min
Erzählt von Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2013
EAN: 887254003526
www.natuerlichvoneuropa.de
Der Autor vergibt: 
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