Perry Rhodan – Gefangene der SOL (Silber Edition 122)

Die Handlung:

Die Betschiden sind Menschen – aber sie leben weit entfernt von der Erde, in einer fremden Sterneninsel. Bis vor Kurzem kannten sie nur den Überlebenskampf auf einer Dschungelwelt. Sie wissen immerhin, dass ihre Vorfahren Raumfahrer waren, Bewohner des legendären Raumschiffs SOL. Aber von der Vergangenheit kennen sie nur die Legenden. Seit einiger Zeit müssen sich drei Betschiden in der Raumflotte des Herzogtums von Krandhor behaupten. Sie suchen die Spur ihrer Vorfahren. Ihr Ziel ist Kran, die Hauptwelt des Herzogtums, doch der Weg dorthin verändert die drei Gefährten. Schon bald stehen sie am Ende ihrer Suche und was sie finden, lässt Freunde zu Gegnern werden … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Warum irgendjemand zu einem „Gefangenen der SOL“ werden kann, können wir bereits erahnen, noch bevor uns die Autorenriege dieser SILBER EDITION von den weiteren Abenteuern der uns bekannten Betschiden-Gruppe erzählt. Erstmal werden wir ein wenig an HAL und sein unheimliches Wesen aus der ODYSSEE-Reihe von Arthur C. Clarke erinnert. Wir lernen den genialen Wissenschaftler Payne Hamiller kennen, der … womöglich … seinen Geist auf die „Hamiller-Tube“ übertragen hat, die immerhin zur Hauptpositronik des mächtigen Raumers BASIS gehörte. Die spielt mit der Besatzung ein stressiges Spiel und beschert dem Hörer eine unheimliche Zeit. Das Ding ist niemandem geheuer.

Dann wird unser Lieblingshaluter Icho Tolot zum Superhelden. Nicht, dass er eh schon groß und stark und schnell und verdammt intelligent genug wäre, nun bekommt er während eines Planetenabenteuers noch ein Gadget, das ihm noch ein paar Zusatzkräfte verleiht. Das ist eine interessante Idee … nicht einfach einem schwachen Terraner dieses Ding in die Hand zu drücken … sondern jemandem, der auch allein schon zerstörerisch sein kann.

Bevor wir aber mit Tolotoss auf die Suche nach dem DEPOT, einer Art Bewusstseinsspeicher des Zyklus-Antagonisten SETH APOPHIS, starten, erzählen uns die Autoren wieder von den Betschiden. Hier dreht sich eine Menge darum, wer wie viele Spoodies (insektenartige Viren) in sich trägt und was das für den einen oder anderen bedeutet. Obs dadurch wohl Vorteile beim „Spiel“ gibt, auf das nun unser Hauptaugenmerk gelenkt wird? Wenn man sich mit dem Betschiden-Handlungsarm anfreunden kann, dann sind diese Abenteuer durchaus interessant und wissen zu gefallen und auch gut zu unterhalten. Wer es allerdings eher mit Perrys Seite und der BASIS hält, für den zieht sich gerade dieser Handlungsfaden ordentlich in die Länge und das Spiel sorgt da nicht für Auffrischung.

Aber hey, wir lernen auch wieder neue Wesen aus dem unerschöpflichen Alien-Baukasten kennen: die Mascinoten. Diese Kreaturen lassen sich am besten mit einer Risszeichnung beschreiben, sind sie doch extrem abgefahren. Eine Art Rad dient als Körper, acht Tentakel als Arme und eine mit Flüssigkeit gefüllte Halbkugel beherbergt die Sinnesorgane. So, und nun darf sich jeder für sich selbst vorstellen, wie genau das auszusehen hat. Aber auch die Burhlos, die „Gläsernen“, sind eine interessante Schöpfung. Ihre durchscheinende Haut, die es ihnen erlaubt, im Vakuum des Raumes nicht zu ersticken, lässt mich irgendwie an das Baby denken, das auf den Kinoplakaten von „2010“ zu sehen war.

Derweil erfahren wir zusammen mit Mallagan, Faddon und Scoutie jede Menge über diese Wesen und die „Gründer“ und letztendlich dann auch, wer warum auf der SOL gefangen ist … und auch wer das zu verantworten hat. Na, geht doch.

Das Hör-Erlebnis:

Michael Stange ist der Neue im Bunde der mittlerweile zahlreichen Perry-Rhodan-Sprecher. Seine Stimmfarbe unterscheidet sich hörbar von den anderen, das kann gut oder schlecht sein, je nachdem, was er damit anfängt. Leider erweckt er vom ersten Satz den Eindruck eines übermotivierten Vorleseanfängers. Nicht das, was er schildert, entsteht beim Hörer im Kopf, sondern das Bild eines Sprechers, der in einer abgeschotteten Kabine auf sein Skript schaut und seinen Text runterliest. Ambitioniert schon, etwa wie bei einem Lesewettbewerb in der Schule, aber ohne die Lebendigkeit und vor allem ohne das Schauspiel vor dem Mikro, das man von den PERRY-Sprecher-Kollegen gewohnt ist. Und mit diesen muss er sich vergleichen lassen.

Seine Aussprache klingt unnatürlich deutlich, wenn er die Wörter, wie im Schauspielunterricht oder im Sprechtraining eingeimpft, einzeln ausspricht, obwohl eine flüssig natürliche Sprechweise einen Zusammenhang herstellen würde. Das erinnert an die Durchsagen im Supermarkt, wenn die Sprecher bei „neunundneunzig“ nach dem „d“ eine Pause einlegen, wo der Volksmund gar kein „d“ spricht. Das macht Michael Stange hier auch und es klingt steril und roboterhaft.

Leider variiert er auch seine Sprechgeschwindigkeit nur selten und liest mit fast konstanter und zu ruhiger Geschwindigkeit alle Dialoge und Szenenbeschreibungen vor. Dabei versucht er auch, den unterschiedlichen Charakteren wiedererkennbare Eigenheiten zu verleihen, manchmal, aber nicht oft. Und so klingt hier oftmals einer wie der andere, was leicht zu Irritationen führen kann, wenn man mal beim Hören in Gedanken abschweift.

Da helfen auch die alle paar Tracks im Hintergrund zu hörenden Ambient-Teppiche nicht. Stange ist einfach hörbar zu sehr bemüht, keinen Sprechfehler hinzulegen und wirklich jedes Wort exakt so auszusprechen, wie es vor ihm auf dem Blatt steht.

Der Sprecher:

Michael Stange begegnete mir hier persönlich im Perryversum als Sprecher zum ersten Mal. Auch eine kleine Internet-Recherche erbrachte leider keine weiteren Details zu ihm. Gut, dass es den Klappentext der Lesungs-Box gibt, die erzählt uns mehr zu ihm. Demnach ist er 1978 geboren, ausgebildeter Schauspieler und hatte Engagements an verschiedenen Theatern. Seit 2011 ist er freier Schauspieler und im TV beim TATORT und bei UNTER VERDACHT zu sehen. Zusätzlich arbeitet er für den Rundfunk und spricht Hörbücher ein.

Die MP3s und das Booklet:

Die Qualität der MP3s entspricht nicht dem Eins-A-Medien-Standard von festen 192 Kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo, sondern hier wurde mit etwa 160 Kbps in ABR, also einer durchschnittlichen Bitrate kodiert. „Etwa“, weil es einigen Tracks auch mal mehr ist. Die Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch sämtliche Namen der an der kompletten Silber Edition beteiligten Autoren wurden mit in das ID3-Tag der Dateien geschrieben. Dies macht den Eintrag in der Playlist einiger Abspielgeräte so lang, dass nur noch die Autorennamen zu sehen sind und der Titel am Ende abgeschnitten wird.

Das Titelbild der Silber Edition 122, das auch in den ID3-Tags der Dateien zu finden ist, liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei und entspricht einer farbenfroheren Version der Front von Heft 1039, „Die Stimme der Bruderschaft“, das gar nicht in dieser Silberlesung vorhanden ist. Außerdem bekommen wir noch das tatsächliche Heft-Cover der Nummer 1036, „Das Spoodie-Schiff“, als JPG-Datei in der Auflösung 2000 x 2958 zum Ausdrucken als Poster mit dazu.

Im beiliegenden Booklet finden wir ein Tracklisting mit den Kapitelnamen, das Nachwort von Hubert Haensel aus der Silberbandversion, die Risszeichnung eines Traktorgleiters, eine Zeitleiste und die Cover der in dieser Silber Edition enthaltenen Heftromane Nr. 1026, 1027, 1028, 1029, 1030, 1033, 1033, 1034, 1036 und 1037. Außerdem gibts vorn noch mal die schicke CD-Cover-Version der Verpackungsfront und am Ende die von Band 1037, „Gefangene der SOL“ zu sehen.

Mein Fazit:

Die Betschiden haben wieder reichlich zu erleben, aber auch Icho Tolot bekommt etwas zu tun. Er wird sogar fast zum Superhelden wider Willen. Ein Krane setzt unseren Streitern ordentlich zu, als unsere Betschiden herausfinden, dass er die SOL kommandiert und kein Virenschiff. Da kann man leicht zum GEFANGENEN werden. Und ob die abschließende „Aufpimpung“ unserer Lieblings-Betschiden gutgeht … na ja … ich weiß ja nicht. Wir werden es wohl im nächsten Silberabenteuer, „Terra im Schussfeld“, erfahren.

Der gewohnte Mix aus Planetenabenteuer, seltsamen Aliens, Konfrontationen und sonstigen Aufeinandertreffen von Interessen weiß wiedermal gut zu gefallen. Einzig wer mit den Betschiden und deren Handlungssträngen nicht ganz so viel anzufangen weiß, für den könnte es die eine oder andere Länge zu hören geben. Wer sich aber auf alles einlassen kann und möchte, der wird gewohnt prima unterhalten.

Leider gefällt mir der neue Sprecher nicht so sehr. Er liest zwar ambitioniert vor und gibt sich Mühe, beides hört man aber leider auch sehr deutlich. Selten bis nie variiert er die Sprechgeschwindigkeit zur Steigerung der Dramatik oder verleiht den Charakteren wirklich unterschiedliche Stimmfarben. Zudem spricht er viele Worte unnatürlich überdeutlich aus und lässt das Schauspiel vor dem Mikro, das ich von den anderen Rhodan-Sprecher-Kollegen gewohnt bin, komplett vermissen.

Von daher müsste ich hier eigentlich die Story und den Sprecher getrennt voneinander bewerten, denn die Geschichte ist interessant, leider schafft der Sprecher es über weite Strecken hin nicht, sie auch entsprechend zu vermitteln. Erst gegen Ende taut er auf und lässt durchblicken, dass er schon könnte, wenn er sich etwas locker machen und das im Unterricht Gelernte loslassen würde.

2 MP3-CDs mit 188 Tracks
Spieldauer der Lesung: ca. 17 Std.
Sprecher: Michael Stange
ISBN-13: 978-3943393651

www.einsamedien.de
www.perryrhodan.net

Die Silber Edition 122 ist auch als Downloadversion in vier Teilen beim Verlag erhältlich.

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