Schlagwort-Archive: Goldmann Verlag

E. D. – Evasduft. Erotischer Roman

O là là! Odor di femina

Die wirklich aufregenden Genüsse sucht und findet der Kenner bei den Frauen und Mädchen auf dem Lande. – Auf seinem großen Landgut im südlichen Frankreich sucht der Held des Buches, des Großstadtraffinements müde, neue Liebesabenteuer in den Armen draller Landmädchen und Bäuerinnen. Bei ihnen findet er den wahren „Evasduft“, den „Geruch, der mit dem Geschlecht des Weibes untrennbar verbunden“ ist.

Für einen Louisdor sind die Frauen und Mädchen ihrem gnädigen Herrn froh zu Diensten: die erfahrene Pächtersfrau Colette, der feurige Rotkopf Janine, und die hübsche Marianne (Janine und Marianne treiben es auch miteinander), die noch unschuldige Susanne und Madelon, die Verlobte eines Knechts aus dem Nachbardorf. Sie alle kommen dem Gebieter gern entgegen: und da die Frauen auf dem Lande keine Hosen tragen, macht man auch keine Umstände – man hebt einfach die Röcke…

Aber da sind auch noch die Baronin Hermine von K. mit ihrem Windhund Mirza und die durchtriebene Zofe Graziosa. Das Trio begeht geradezu Tollheiten. (Verlagsinfo)…
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Henke, James – John Lennon. Die Legende

_Lennon forever: Kultfigur in Zeit-Dokumenten_

Die erste derartige Biografie war Elvis, einer anderen Musikerlegende, gewidmet. Der Elvis-Band hat mich einigermaßen beeindruckt. Auch diesmal ist das so, obwohl Lennon ein Musiker ganz anderen Kalibers ist: Er ist auch ein Künstler und ein Vordenker für eine Generation gewesen. Das kann man von den wenigsten Rock-’n‘-Rollern behaupten.

_Der Autor_

James Henke ist Chefkurator und Ausstellungsleiter am |Rock and Roll Hall of Fame and Museum| in Cleveland, Ohio. Ehe er zur Hall of Fame kam, arbeitete er mehr als 15 Jahre lang als Redakteur und Autor beim „Rolling Stone“-Magazin.

Henke ist Autor der Bücher „The Rock Pack“ und „Human Rights Now!“. Er ist Mitherausgeber von „The Rolling Stone Illustrated History of Rock and Roll“, von „The Rolling Stone Album Guide“ sowie von „I want to take you higher: The psychedelic era, 1965-1969“.

_Inhalte: Das Buch_

Das Prinzip ist natürlich das gleiche wie beim Elvis-Buch: eine Biografie. Aber warum kostet das Buch dann 50 Euro?, mag man sich fragen. Es gibt zwei Zutaten, die keine andere Lennon-Biografie vorweisen kann: erstens die CD (siehe den Abschnitt unten) und zweitens die Reproduktionen von Zeitdokumenten. Diese sind der eigentliche Witz an der Geschichte.

Was man unter einem „Zeitdokument“ verstehen soll, darüber streiten sich die Geister. Daher lässt sich das Gemeinte am besten mit Beispielen erklären. Das allererste Dokument, das man (nach der CD) zu sehen bekommt, ist eine eingeklebte Tüte, in der sich eine Reproduktion von Lennons Song „In my life“ (1965) befindet. Der Text ist signiert, wobei das Initial-L doppelt durchgestrichen ist, um ein Pfund-Zeichen zu signalisieren, ergo: Lennon = money! Die Beatles hatten den Zenit ihres Erfolgs erreicht, den Höhepunkt der Beatlemania. Daher verblüfft dieser sehr persönliche Song doch einigermaßen – ein guter Einstieg in die biografischen Hintergründe, die im Folgenden ausgebreitet werden. Ich setzte die Lennon-Biografie als bekannt voraus. (Sonst würde dieser Text nämlich so lang wie ein Buch werden.) Wer’s gern genauer haben möchte, kann sich bei [wikipedia]http://de.wikipedia.org/wiki/John__Lennon schlau machen.

Zu den anderen (extrem begehrten) Dokumenten zählen

– Eine Lennon-Zeichnung von 1952
– Ein Tagebucheintrag von 1950
– Ein Zeugnis von 1955/56 (sieht übel aus!)
– Eine Visitenkarte von Lennons erster Rock-’n‘-Roll- und Skiffle-Band „The Quarry Men“
– Ein Programmheft zu einem Auftritt besagter Steinbrucharbeiter im August 1957
– Der Konzertvertrag der „Silver Beetles“ (sic!) von 1960
– Eine Eintrittskarte für ein „Beatles“-Konzert im Carn Club 1964

Von da an kann man sich schon denken, was kommt: Sammelbildchen (zum Teil mit Lennons hinterlistigen Bemerkungen), Eintrittskarten und weitere Star-Reliquien. Aber niemand muss sich Sorgen machen, dass deswegen das Buch auseinanderfallen könnte: Die Bindung ist ziemlich flexibel und stark, und außerdem steckt der großformatige Band in einem stabilen Karton-Schuber. Auch dessen Rücken macht im Regal einiges her.

1964 veröffentlichte Lennon sein erstes Solo-Buch: „In seiner eigenen Schreibe“ (In his own write). 1966 begann Lennon an den Beatles zu (ver)zweifeln: War „HELP!“ schon ein Hilferuf, so hörten nun die Live-Konzerte auf, die zu Brüllereignissen entartet waren, in denen Teenies kreischten, was das Zeug hielt. Lennon spielte in einem bitteren Antikriegsfilm mit, der auch prompt in der ersten Ausgabe des berühmten Fachblattes „Rolling Stone“ vom 9.11.67 (tolles Faksimile!) gewürdigt wurde.

Hinzu kam 1966 Lennons geradezu historische Begegnung mit Yoko Ono, eine unabhängige Frau, obendrein Künstlerin und zudem Ausländerin! Lennon hätte sich kaum eine größere Herausforderung suchen können, aber Ono bestimmte fortan sein Leben. Doch vorerst kamen 1967 Sgt. Pepper und der Maharishi (Faksimile des Textes von „Lucy in the Sky with Diamonds“). Auf einem der Fotos sind auch der Liedermacher (und Popidol) Donovan und – ja, tatsächlich – Mia Farrow, die spätere Gattin von Woody Allen, zu sehen.

Der Drogen-Tod von Manager Brian Epstein scheint den Anfang vom Ende der Beatles bedeutet zu haben, doch sie machten weiter, bis 1970. Doch 1967 war Lennon schon „besessen“ von Yoko Ono, denn er erhielt von ihr ungewöhnliche Briefe mit eindeutigen Aufforderungen. (Keine Angst: Die wurden nicht reproduziert!) Von 1967 bis 1971 beteiligte er sich an ihren Aktionen, z. B. gegen den Krieg. Ein Xmas-Gruß von John und Yoko ist eingesteckt.

Parallel dazu produzierte er wie Yoko konkrete Performance-Kunst, wovon aber nur das Wenigste wiedergegeben ist. Witzig ist vielleicht die Tasche („bag production“ heißt es in „Come together“) für das Projekt „Nutopia“, eine Aktion zur Gründung eines imaginären Staates, der den Idealen aus „Imagine“ (Faksimile des Textes) gerecht werden sollte. Folge: die Tasche ist nur ein Taschentuch, und das ist vollkommen weiß (wie das Klavier).

Mitte der 70er Jahre ist Lennon in erster Linie Hausmann und Vater für seinen zweiten Sohn Sean. Nach „Walls and Bridges“ folgte also eine lange Pause, bis 1980 das phänomenale Album „Double Fantasy“ erschien, das mit Songs wie „Starting over“ (Faksimile) und „Jealous Guy“ zu beeindrucken weiß.

1984 erschien ein posthumes Album namens „Milk and Honey“, das unter der Regie von Yoko Ono produziert wurde und einige bewegende Songs von beiden enthält. Sie stellten sich vor, sie könnten eine Reinkarnation des viktorianischen Künstlerpaares Elizabeth und Robert Browning sein. 1986 erschien mit „Menlove Avenue“ ein weiteres posthumes Album, 1998 die 4-CD-Sammlung „John Lennon Anthology“.

_Inhalte 2: Die Audio-CD_

Die beigelegte CD von 65 Minuten Länge enthält drei längere Interviews mit Lennon und Ono: von 1972 und 1974 sowie eines von 1980, das kurz vor Lennons Ermordung aufgenommen wurde. Lennon erzählt 1972 mitunter von recht persönlichen Themen wie etwa seiner vaterlosen Kindheit in Liverpool, seiner Ehe mit Ono, seiner Karriere mit The Beatles, über musikalische Einflüsse und den Durchbruch.

1974 sind die Themen schon etwas andere: Lennon hat gerade „Walls and Bridges“ veröffentlicht und gibt seine Eindrücke von New York City wieder. Außerdem kabbelt er sich offenbar mit den Ex-Beatles und der Plattenindustrie.

1980 ist das letzte Studioalbum „Double Fantasy“ gerade erschienen, als er Dave Sholin am 8.12. im Dakota-Gebäude ein Interview gewährt. Es ist sein Todestag. Lennen lässt sich über seine Zeit, die Kunst, Politik und Frauen im Allgemeinen aus, philosophiert über positives Denken und die 80er Jahre. Wenn er sie nur erlebt hätte!

Der Auftritt 1972 in der „Mike Douglas Show“ lieferte auch den Live-Mitschnitt einer Performance von „Imagine“. Diese Aufnahme ist als Track 16 auf der CD. Da ist nicht nur das Piano zu hören, sondern die komplette Begleitung: eine schöne Aufnahme.

Die Aufnahmequalität ist nicht gerade Dolby Digital mit Surroundeffekten, also sollte man nichts Welterschütterndes erwarten. Wenn man kein Englisch versteht, macht das auch nichts: Alle Texte sind übersetzt im beiliegenden Booklet von 32 Seiten Umfang nachzulesen!

_Unterm Strich_

Ich habe keinen Zweifel: Eine Biografie wie diese lässt den Künstler und Menschen John W. Lennon weitaus lebendiger werden als jede konventionelle Biografie, die es draußen auf dem Markt gibt. Sicher, es mögen die besonders kritischen Töne gegenüber dem Musiker fehlen, aber Kritik wird auch nicht unterdrückt. Ohnehin ist dieses Buch wohl eher etwas für Fans, die schon einiges über Lennon und sein Universum wissen und gesammelt haben. Sie können sich ihr Teil ohne Mühe dazu denken.

Wer Lennon noch nicht so gut kennt, dem wird das Buch eine authentischere Lebenswelt öffnen als so manches „Star-Album“, komplett mit Kinderzeichnungen und allem. Hervorragend finde ich, dass der Künstler Lennon endlich mal zu seinem Recht kommt, nicht wie sonst nur der Musiker. Auf der CD ist in den Interviews auch der Philosoph zu hören – eine allzu selten zu hörende Stimme im allgemeinen Beatles-Wahn. „In his own words“ – das ist genau der richtige Titel dafür.

Fazit: Wer es sich leisten kann, wird den Kauf dieser Biografie nicht bereuen.

|Originaltitel: Lennon Legend: An Illustrated Life of John Lennon, 2003
Aus dem US-Englischen übersetzt von Christian Kennerknecht|

Chuck Palahniuk – Lullaby

Fantastisch & makaber: tödliches Wiegenlied

„Language is a VIRUS from outer space“ (William S. Burroughs)

Ein Zeitungsreporter in USA findet heraus, dass ein afrikanisches Wiegenlied den Tod bringt. Und er kann es willentlich so einsetzen, auch lautlos. Er besitzt unbegrenzte Macht über das Leben von Millionen Menschen. Allerdings ist er nicht der Einzige, der diese Macht besitzt. Und die anderen haben bei weitem nicht seine Skrupel, sie einzusetzen.
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Mo Hayder – Die Sekte. Thriller

Hexenjagd: das Ende der Vernunft

Als der Journalist Joe Oakes eine zurückgezogen lebende Sekte auf einer abgelegenen schottischen Insel besucht, will er eigentlich nur das Rätsel um ein Touristenvideo lüften. Es zeigt zwei Sekunden lang ein großes Wesen, das auf zwei Beinen geht, aber einen langen Schwanz trägt. Sind die Sektenmitglieder Satanisten? Oakes kennt den Sektenführer Malachi Dove schon seit langen Jahren.

Doch Oakes Erwartungen werden enttäuscht. Dove ist verschwunden. Warum will absolut niemand in der Sekte etwas über die satanische Erscheinung auf dem Video sagen? Und was verbirgt sich hinter dem hohen Elektrozaun jenseits der zentralen Schlucht? Es kommt zu einer gewalttätigen und blutigen Auseinandersetzung. Und Oakes muss sich fragen, ob es nicht seine Einmischung war, die erst zu dieser Katastrophe geführt hat.
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Robert J. Sawyer – Die dritte Simulation

Ein Biotechniker findet heraus, dass die Seele nach dem Tod eines Menschen dessen Körper verlässt und weiterexistiert. Religionsführer und Verbrecher horchen auf. Der Biotechniker erschafft drei Abbilder, die er in Computer einspeist. Wenig später fallen sowohl Claire als auch deren Vater einem Mord zum Opfer. Eine Polizistin bringt sich selbst in Lebensgefahr, als sie sich auf die Spur des Mörders setzt – ist es unser moderner Dr. Frankenstein oder sind es doch seine drei Monster?
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Interview mit Jan-Erik Fjell zu seinem Thriller „Nachtjagd. Ein Fall für Kriminalkommissar Anton Brekke“

»Nachtjagd« spielt auf einem der Hurtigruten-Kreuzfahrtschiffe, die entlang der norwegischen Küste verkehren. Dort verliebt sich eine junge Frau in einen mysteriösen amerikanischen Fotografen, der die spektakulären Nordlichter ablichten möchte. Am Ufer eines Sees in Norwegen wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, ihr geschundener Körper ist mit Wunden übersät.

Kriminalkommissar Anton Brekke von der Polizei Oslo läuft es bei dem Anblick eiskalt den Rücken herunter. Wenn sich sein Verdacht bestätigt, dann hat der flüchtige Serienmörder Stig Hellum sein grausames Werk wiederaufgenommen – und bereits sein nächstes Opfer im Visier. Für Brekke beginnt ein Kampf gegen die Zeit und gegen unvorstellbar Böses. Zur gleichen Zeit treffen die Leser*innen einen Mann in der Todeszelle in Texas, der nur noch Stunden von seiner Hinrichtung entfernt ist.

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Robert B. Parker – Starallüren. Ein Spenser-Krimi (Spenser 17)

Spenser auf Spurensuche: das Kind in der Diva

„Gehn wir zu Ihnen oder zu mir?“ fragte Jill. „Zu Ihnen“, sagte ich. „Aber vergessen Sie nicht, ich hab einen Ballermann.“

Dass Blondinen ihre Zicken haben, wusste schon Philip Marlowe. Privatdetektiv Spenser macht jedenfalls keine sonderlich guten Erfahrungen, als er der Schauspielerin Jill Joyce, die von einem anonymen Anrufer bedroht wird, als Bodyguard zur Seite steht. Ihre Launen sind ein echter Härtetest – und dass sie permanent auf seine Hose schielt, macht die Sache auch nicht einfacher.

Die Lage spitzt sich zu, als das Stunt-Double der Schauspielerin erschossen im Umkleideraum aufgefunden wird. Spensers Nachforschungen führen nach Los Angeles und weit zurück in die Vergangenheit Jills. Dort ist nicht nur die Ursache für ihre probleme zu suchen, sondern auch derjenige, der sie tot sehen will. Und Spenser gerät an Leute, die noch weit größere Plagegeister als die Diva sind – und ganz erheblich aggressiver. (Verlagsinfo)
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Adam Nichols – Die magische Schrift

In die Ecke feuern

Das Tal der Reeve wird von Seewölfen verwüstet und von Banditen aus sem Landesinnern bedroht. Guthrie der verachtete zweite Sohn des Herrschers über das Tal hat überlebt und kommt allen zur Hilfe… (Verlagsinfo)

Der Autor

Der in England geborene, aber in Kanada aufgewachsene Autor Adam Nichols gehört seit seinem Bestseller „Die Dämonen von Miradore“ (Goldmann 24696) zur ersten Garde der britischen Fantasy-Autoren, so das Fachmagazin |LOCUS|. Seine Vorliebe gilt der nordischen Mythologie, doch er schreibt keine Heroic Fantasy im Sinne von David Gemmell.

Handlung
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Mo Hayder – Der Vogelmann. Ein Jack Caffery Thriller

Der sterbende Vogel in der Brust

Mit diesem Thriller, ihrem ersten Buch, wurde die Britin Mo Hayder mit einem Schlag weltbekannt. Sie verbindet Spannung, Horror und Action miteinander, wenn es um die Aufklärung einer Mordserie an jungen Prostituierten in Ostlondon geht.

Handlung

Detective Inspector Jack Caffery ist ganz frisch bei der Londoner Mordkommission, als Ende Mai auf dem Gelände eines Betonwerks fünf Leichen aufgefunden werden, die aufeinandergestapelt schon seit Wochen dort lagern. Es handelt sich durchweg um junge Prostituierte aus Ostlondon, genauer: aus Greenwich. Alle bis auf eine waren drogenabhängig und bekamen in einem Greenwicher Pub ihren Stoff: im |Dog and Bell|.

Seltsam ist nur, dass alle mit chirurgischen Instrumenten aufgeschnitten wurden, dann pflanzte man ihnen einen lebendigen Singvogel in die Brust und vernähte diese wieder. Und wie es aussieht, wurden die Opfer nach ihrem Tod missbraucht: Nekrophilie. Was soll Jack davon nur halten?

Nun, erst einmal wird er gehörig abgelenkt. Zunächst will seine derzeitige Freundin Veronica sein Leben umkrempeln und ihn auf gut bürgerlich und vorzeigbar trimmen. Da beißt sie aber auf Granit. Zum anderen greift die Mordkommission etwas unüberlegt auf die Hilfe von Vorortpolizisten zurück, die sich durch Rassenvorurteile auszeichnen.

Prompt schießt sich einer dieser Neulinge auf den schwarzen Drogendealer Gemini ein und versucht, ihm den Zusammenhang mit der Mordserie nachzuweisen. Inzwischen stößt Jack mit seinem Kollegen Paul Essex auf zwei junge Frauen, die sich des Öfteren im Dog and Bell blicken lassen: Rebecca (Becky) ist Kunstmalerin, hat früher mal gestrippt; Joni hingegen ist dauernd bekifft oder besoffen und strippt professionell im Pub. Allmählich erhält Jack Hinweise auf einen reichen Industriellen, der Drogenpartys schmeißt. Dort war Rebecca auch mal, erteilte diesem Harteveld aber eine Abfuhr.

Abwechselnd zu Jacks Ermittlungen erfahren wir von Hartevelds psychologischem Werdegang. Subtil führt uns die Autorin auf den Holzweg. Selbst dann noch, als ein neues Opfer in die Fänge von Harteveld gerät und von ihm getötet und anschließend (!) missbraucht wird, glauben wir, es mit dem Vogelmann zu tun zu haben. Ein Irrtum, dem auch Jack unterliegt.

Und dieser Irrtum soll sich für Jack bitter rächen, als der eigentliche „Vogelmann“ zuerst Joni schnappt und vom Leben zum Tode befördert. Anschließend taucht bei ihm auch die nichts ahnende Rebecca auf, die inzwischen Jacks Geliebte ist und ihre verschwundene Freundin Joni sucht. Prompt wird auch sie das Opfer der sadistischen Praktiken des wahnsinnigen „Titelhelden“. Es folgt ein Showdown mit Fotofinish.

Mein Eindruck

„Die Behandlung“ ist eindeutig besser erzählt und konstruiert, finde ich. Denn zunächst konzentriert sich die Autorin ganz auf eine Figur und deren Erleben: Jack Caffery. Das ist nicht so wahnsinnig spannend, vor allem, als auch noch Veronica zu nerven anfängt. Diese Szenen einer Beziehungskiste sind beinahe schon komisch.

Doch sobald sich die Perspektive mit Hartevelds Werdegang und Aktionen abwechselt, kommt Schwung in die Handlung. Nun kommen von allen Seiten Informationen, so dass der Leser bald wesentlich mehr weiß als Jack – dies liefert Anlass zu ironischen Effekten, aber auch dazu, sich über die rassistisch-tumbe Haltung mancher Polizisten zu ärgern, die wichtige Informationen aus Standesdünkel und Eigennutz unterdrücken bzw. nicht weitergeben.

Was nun die Psychopathen im Stück angeht, so hat die Autorin ein heißes Eisen angefasst: einerseits Nekrophilie, die Schändung von Toten, und der verachtungsvolle Umgang mit Prostituierten andererseits. Gerade weil die jungen Nutten keinen Schutz haben und stets auf Drogen aus sind, werden sie für Harteveld, den reichen Nekrophilen, zur leichten Beute.

Doch was hat die Frauen in diese Lage gebracht? Die Autorin beleuchtet auch diesen Hintergrund, und man kann sagen, dass sie hier ganz leise den mahnend anklagenden Finger hebt. Es ist schon erschütternd, wie viel Ignoranz und Gefühlskälte auf Seiten der Familien der Opfer herrscht. Da gibt es nur wenige Ausnahmen.

Aber auch Jack wird Opfer seiner eigenen Blindheit (und natürlich von Polizeidilettanten). Als seine Rebecca in höchste Gefahr gerät, bemerkt er die Anzeichen beinahe zu spät, so dass es zu einer Aktion kommt, in der nur die letzte Sekunde die Rettung für Becky bringt.

Sehr schön hat Hayder das Vogel-Motiv eingesetzt. Vögel flattern so wie das angstvoll schlagende Herz in der Brust eines Opfers des Vogelmannes. Vögel sind aber auch Seelenbegleiter (siehe etwa auch Stephen Kings Roman „Stark – Die dunkle Hälfte“). Stirbt das Opfer oder schwebt ein potenzielles Opfer in Gefahr, sind oft in der Handlung irgendwelche Vögel zur Stelle. Noch in der letzten Szene des Showdowns spielt ein kleiner Vogel eine ausschlaggebende Rolle: Jack fragt sich: „Bring ich das Schwein um – oder nicht?“ – Es ist interessant, dieses wirkungsvoll eingesetzte Motiv zu verfolgen.

Unterm Strich

Sicherlich ist dieser kenntnisreiche Thriller à la „Schweigen der Lämmer“ nichts für Minderjährige und schon gar nichts für schwache Nerven oder Mägen. Aber als Vorstufe zu „Die Behandlung“ sollte man das Buch auf jeden Fall kennen, ja, es ist zum Teil sogar Voraussetzung zu dessen Verständnis.

Originaltitel: Birdman, 2000
Aus dem Englischen übertragen von Angelika Felenda