Martin Jayne – The Slave Business. Erotischer Roman

Langweilige Schilderungen endloser Demütigungen

Domino Im- und Export ist eine diskrete Firma in London. Doch was genau ist es, womit ihr Chef Mr. Walpole handelt? Seine Kunden kommen aus betuchten Kreisen, aus Texas genauso wie aus den arabischen Emiraten, natürlich auch aus der britischen High Society. Als Katrina Petrovna Sabyenye aus Russland nach London kommt, um hier als Dolmetscherin zu arbeiten, ahnt sie nicht, welches Schicksal sie bei Domino Im- und Export erwartet.

Und auch das bulgarische Ehepaar Stefan und Tanya, das einen dominanten Gebieter sucht, um ihr Sexleben zu erfüllen, ist keineswegs auf das vorbereitet, was Victoria Stratton, Mr. Walpoles rechte Hand, mit ihnen vorhat. Schon bald sehen sich Katya und Tanya in die Augen, doch das einzige, was sie wollen, ist, sich gegenseitig die Augen auszukratzen. Warum nur?

Der Autor

„Martin Jayne“ ist wahrscheinlich ein vom Verlag vergebenes Pseudonym, ein „house name“. Den Namen könnte man genauso gut als „Jane Martyn“ lesen. Natürlich kann ein Autor mehrere „house names“ führen. So taten es bereits Isaac Asimov, Robert Heinlein, die beiden Kuttners und Robert Silverberg (der ja auch mal Erotica schrieb).

Handlung

Die Russin

Katrina Sabyenye, 21, ist aus ihrem Hotelzimmer in London von zwei starken Kerlen entführt worden und nun die Gefangene von Mr. Walpole, dem Geschäftsführer von Domino Im- und Export. Sie denkt immer noch, sie sei eine Freie Frau und protestiert gegen die Entführung und die Fesseln. Die Russin wollte in London als Dolmetscherin arbeiten, doch nun sieht sie sich in anonymen Räumen wieder, verschnürt wie ein Paket. Doch Elektroschocks und die Peitsche, die Walpoles rechte Hand Victoria Stratton sie spüren lässt, bringen Katya bald dazu, lieber das zu tun, was von ihr verlangt wird.

Mr Walpole nennt sie einfach „Sklavenartikel Honey“, ganz so als könne sie ihre Identität über Nacht vergessen. Das ist natürlich nicht der Fall, und schon bald muss Katya feststellen, dass es ihre neuen Besitzer nicht einfach machen, sich weiterhin für Katya Sabyenye aus Russland zu halten. Tatsächlich erscheint es ihr bald einfacher – und weniger schmerzvoller – ihre frühere Existenzform zu vergessen und ganz zu Honey zu werden.

Walpole hat damit gerechnet, sechs Monate zu benötigen, um „Sklavenartikel Honey“ zu konditionieren, auszubilden und auktionsfähig zu machen, doch sie erweist sich als so lernfähig, dass schon nach vier Tagen erste Erfolge vielversprechende Hinweise liefern, dass sie eine herausragende Sklavin abgeben wird. Bleibt nur noch die Frage, wozu sie sich am besten eignet – zur Bettsklavin oder zur Jagd?

Die Bulgaren

Tanya und Stefan sind ein Ehepaar aus Bulgarien, das in London versucht, Fuß zu fassen. Leider werden ihre Qualifikationen hierzulande nicht anerkannt . Stefan ist Physiker und muss sich als Klempner verdingen – und sie suchen eine weitere Verdienstmöglichkeit. Außerdem stellen sie betrübt fest, dass ihr Sexleben zu wünschen übriglässt. Denn Stefan ist kein Dominanter, sondern ein Sub und findet Lust darin, sich jemandem absolut zu unterwerfen. Weil Tanya keine Domina ist und diese Rolle auch nicht spielen will, brauchen sie jemanden, der das Vakuum in ihrer Beziehung füllen könnte.

Ein Angebot mit Haken

Auf ihr Inserat in einschlägigen Kontaktanzeigen heften melden sich allerdings nur Leute, die Geld verlangen. Geld, das sie nicht erübrigen können. Bis eines Tages eine Frau namens Victoria eine Perspektive anbietet, die gangbar erscheint. Als sie sich mit ihr in einem Café nahe Covent Garden treffen, bietet die gut gekleidete Dame ihnen an, sie als ihre Sklaven anzunehmen, denn offensichtlich können sie ja nicht für ihre Dienste zahlen. Stefan ist sofort einverstanden, aber Tanya zögert. Sie steht nicht auf S&M. Als sie jedoch Victoria in deren Haus besuchen, lässt Victoria Tanya keinen Ausweg mehr und nimmt sie gefangen.

Tanya erhält ebenso wie der unterwürfige Stefan eine Ausbildung in den Räumlichkeiten von Domino Im- und Export. Tanya, deren neuer Name „Bimbo“ lautet, erhält die gleiche Ausbildung und Konditionierung wie Katya Sabyenye. Sie erweist sie als ebenso lernbegierig, denn die Methoden, die Victoria Stratton und Domino einsetzen, lassen ihr gar keine andere Wahl, als ihr Bestes zu geben.

Sündenfall

Eines Tages sieht sich Tanya einer anderen Sklavin gegenüber, einer Blondine, die Mr. Walpole „Honey“ nennt. Honey ist so eingeschüchtert von Mr Walpole, dass sie auf die geringste seiner Bewegungen achtet, obwohl er sie bei seinen Telefongesprächen überhaupt nicht beachtet. Kaum hat Walpole das Zimmer verlassen, begeht Honey einen unverzeihlichen Fehler: Sie befriedigt sich selbst. Sie sollte es besser wissen: Alles hier wird von versteckten Videokameras aufgezeichnet.

Als habe er nichts gemerkt, holt Walpole beide Sklavinnen ab und sperrt sie in einen engen Käfig. Jede nimmt die andere als Rivalin um die Gunst ihres Herrn wahr. Schon bald versuchen sich die beiden die Augen auszukratzen. Zunächst ist Bimbo die Stärkere, und in dem Cat-Fight, den Walpole nun für die beiden Mädchen als nächstes arrangiert, sieht es in der ersten Runde ganz so aus, als würde Bimbo erneut die Oberhand behalten. Doch in der zweiten Runde entfesselt Honey ungeahnte Kräfte…

Mein Eindruck

Das Schicksal von Honey und Bimbo alias Katya und Tanya ist unauflöslich verbunden mit Walpole, dem Vorstandsvorsitzenden von Domino. Er nimmt sie mit auf seinen weitläufigen Privatbesitz an der Westküste von Afrika. Dort verlustieren sich die Reichen und Schönen mit den wehrlosen Sklaven, die ihnen ausgeliefert sind. Nach einer Woche der Vergnügungen, der Spiele und des Prüfens finden die Versteigerungen der Sklaven statt.

Walpole findet zu seinem eigenen Erstaunen, dass er die bedingungslos ergebene Honey keineswegs verkaufen möchte. Er muss sogar in einem Wettstreit um sie kämpfen. Bimbo ergeht es nicht viel besser, als sie an einen Mafioso aus den USA verkauft wird. Wenigstens kann sie mit ihrem Mann Stefan zusammenbleiben. Die Abenteuer Honeys gehen noch bei einem Konzeptkünstler weiter, aber das ist nur ein Nachklapp.

Ein Katalog

Theoretisch könnte dieses Buch endlos so weitergehen, denn es gleicht einem Katalog. Nacheinander sehen wir Honey und Bimbo Demütigungen aller Art ausgesetzt. Einer der Höhepunkte ist eine Jagd auf Sklavinnen. Das erweist sich als ebensowenig aufregend wie die öden Aufzählungen von neumodischen Trainings- und Foltermaschinen, auf die Honey, Bimbo und all die anderen geschnallt werden. Insbesondere die Details zu diesen Maschinen scheinen den Autor interessiert zu haben.

Objekte

Von so etwas wie einer Handlung sieht der Leser aber nur einen schimmernden Hauch. Da kann es nicht verwundern, dass nur hartgesottene Zeitgenossen aus dem BDSM-Bereich sich für die Schilderungen interessieren. Der normale Leser, der auf Unterhaltung hofft, sieht sich bald enttäuscht und langweilt sich. Von psychologischen Einsichten über die Vorgänge in den Sklavinnen erfährt man nur in der ersten Hälfte etwas, danach wird ihre maximale Unterwürfigkeit, ihr bedingungsloser Gehorsam als Fakt vorausgesetzt. Schlimmer: Sie werden nicht mal mehr als Tiere behandelt, wie Sklaven seit jeher behandelt wurden (denn dann hatten sie wenigstens einen Nutz-Wert), sondern nur noch als unbelebte Objekte.

Die Täter

In diesen Schilderungen lässt sich mehr über die Besitzer und Händler ablesen. Vielleicht lag dies sogar in der Absicht des Autors. Mehr als einmal fallen kritische Bemerkungen von Seiten anderer Besitzer und Händler. Ziel ihres verhohlenen Spotts ist stets Lady de Vere aus England, die schon hunderte Sklaven ihr Eigen nennt und dennoch weitere „Spielzeuge“ hinzukauft, obwohl sie sichtlich wenig dafür qualifiziert ist.

Sklaverei weltweit

Es ist für manchen Leser schon erstaunlich, dass es überall auf der Welt Abnehmer für Walpoles „Sklavenartikel“ gibt, nicht nur in USA und England, sondern auch bei den Scheichs und in Japan. Dass es mittlerweile auch in Russland und China Sklavenhalter zu geben scheint, wenn man E. Benjamin Skinner Buch „Menschenhandel. Sklaverei im 21. Jahrhundert“ folgt, dann wundert man sich ein wenig, dass niemand aus diesen Gegenden unter Walpoles Gästen zu finden ist. Hat sich etwa der Autor nicht richtig informiert? Oder wollte er die Liste bloß nicht zu lang werden lassen?

Unterm Strich

Verglichen mit dem Doppelroman „The Girlspell“ und „Slaves of the Girlspell“ ist „The Slave Business“ ein echter Langweiler. Statt uns intensiv an Katyas und Tanyas Leben teilnehmen zu lassen, liegt der Schwerpunkt der Darstellung auf dem, was der Titel bezeichnet: auf dem Business. Die Ausbildung von Sklaven, der Handel mit ihnen und schließlich der „Sport“ mit ihnen steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, die der Autor dem Thema gewidmet hat.

Von einer Handlung, wie ich sie oben zu skizzieren versucht habe, kann kaum die Rede sein. Es ist schon merkwürdig, dass es im „Business“ kaum Leidenschaft zu geben scheint. Dass Walpole sentimental wird und Honey für sich behält, ist schon das höchste seiner Gefühle. Prompt wird er dafür angegriffen und verspottet. Davon hätte es wesentlich mehr geben sollen, vor allem aus dem Blickwinkel der zwei Sklavinnen.

In jedem Gor-Roman von John Norman gibt es mehr Leidenschaft und Abenteuer. Da fragt man sich, warum man sich solche Langweilerprosa – allenfalls als E-Book – kaufen sollte. Sie ist nur für hartgesottene S&M-Anhänger geeignet.

Taschenbuch: 237 Seiten.
O-Titel: The slave business, 2009;
Open Library/ Babash Ryan
ISBN 9781904706755

https://openlibrary.org/publishers/Babash_Ryan

Der Autor vergibt: (1.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)