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Pat Croce – Piraten – Die ganze Wahrheit über ihr wildes Seeräuberleben!

Joho, wild ist das Piratenleben

Joho! „Ein lustiges und kurzes Leben, das soll mein Motto sein“, soll Bartholomew „Black Bart“ Roberts gesagt haben. Er wurde zu einem der berüchtigsten Seeräuber der Karibik. Im Goldenen Zeitalter der Piraterie zwischen 1690 und 1730 befuhren Tausende von wagemutigen und skrupellosen Seeräubern wie Roberts die Meere und hielten Ausschau nach Schiffen mit wertvoller Ladung, um diese zu plündern.

Diese Burschen sind zwar faszinierend, doch wie ihr Alltag aussah, wie sie kämpften und lebten, das können wir uns nur schwer vorstellen. Und viele Mythen und Legenden spinnen sich um ihr Leben zwischen Freiheit und Todesgefahr.

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Doyle, Roddy – Mister Macks Missgeschicke

_Schnell und unterhaltsam wie eine Achterbahnfahrt_

Eine Säge, die aussieht wie eine Maschinenpistole, kann leicht zu Missverständnissen führen, gerade in diesen Tagen. Schon bald sieht sich Erfinder Mister Mack („Mister“ ist sein Vorname) unangenehmen Fragen seitens der Polizei ausgesetzt. Seine Söhne und ihr Hund Rover buddeln einen Tunnel unters Gefängnis, um ihn zu befreien. Doch was treibt Mrs. Mack unterdessen? Sie stellt einen Rekord auf. Für das Guinness-Buch. Wenn das mal gut geht.

_Der Autor_

Roddy Doyle, 1958 in Dublin geboren, ist wohl einer der bekanntesten Vertreter der neueren irischen Literatur. Für seinen Roman „Paddy Clarke Ha Ha Ha“ erhielt er den traditionsreichen (und gut dotierten) Booker Prize. Mit „Das große Giggler-Geheimnis“ und „Rover rettet Weihnachten“ gelang ihm auch als Kinderbuchautor ein erfolgreicher Start. Doyle lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Irlands schöner Hauptstadt.

_Handlung_

Mister Mack, der brave Familienvater aus Dublin, verliert eines Tages seinen Job als Kekstester in der Keksfabrik. Die Leute wollen etwas anderes essen, sagt sein Boss: Knäckebrot. Er lässt sich etwas einfallen und versucht, sich als Erfinder durchzuschlagen. Nach ein paar Fehlschlägen scheint ihm mit der Vielzwecksäge der Durchbruch gelungen zu sein. Mit seiner Erfindung „bewaffnet“, begibt er sich stante pede zur Bank, um bei seinem Berater einen Kredit zu beantragen.

Die Schalterangestellte ist erstaunlich kooperativ, als er ihr seine Säge zeigt, und schon bald kann er mit seinem persönlichen Berater sprechen. Beim Gespräch stören lediglich die vielen Sirenen in dieser Gegend. Bei der praktischen Demonstration seiner Säge unterläuft Mister Mack leider ein kleiner Fehler. Offenbar muss er die Zielgenauigkeit der Säge noch feiner justieren. Da wird er festgenommen. Wegen Besitzes einer gefährlichen Waffe. Die Polizisten meinen, die Säge habe eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einer Maschinenpistole, und was er davon halte? Leider haut die Demonstration der Harmlosigkeit seiner Säge nicht so ganz hin: Die Bank sieht relativ verwüstet aus. Mister Mack wird abgeführt.

|Unterdessen …|

Mrs. Mack hat wieder einmal beschlossen, ein Eintrag ins „Guinness-Buch der Rekorde“ würde ihrem Ego gut tun und hat sich auf den Weg gemacht, die Erde zu umrunden. Zu Fuß. Das Besondere daran: Sie hat davon niemandem außer ihrem Mann etwas gesagt – das ist ja das Geniale an diesem Rekordversuch. Allerdings findet sie es sonderbar, dass eine andere Frau, die sie China trifft, offenbar genau die gleiche Idee gehabt hat …

|Unterdessen …|

Die Gartenschnecken haben sich in einem Hinterhof versammelt, um die Weltrevolution zu starten. Doch jeder Anfang ist langsam.

|Unterdessen …|

… sucht die Waisenkinderfängerin Missis Meanie in Mister Macks verlassenem Heim nach den verlassenen Waisen. Töchterchen Kayla ist mit ihrer Freundin Victoria und ihrem Haushund Rover auf der Suche nach Mami ausgeflogen, aber die beiden Söhne Jimmy und Robbie sollten noch da sein. Allerdings sind sie gerade dabei, einen Tunnel von ihrem Heim zum Gefängnis zu graben, wo ihr Daddy einsitzt und sich zudringlichen Fragen der Polizisten und des Gefängniswärters ausgesetzt sieht. Er stellt sich dumm, was ihm nicht schwer fällt.

Ob das Abenteuer der Familie Mack noch gut ausgeht oder vorher die Schnecken die Weltherrschaft erringen, darf hier nicht verraten werden.

_Mein Eindruck_

Diese Geschichte erzählt sich der Erzähler nicht selbst, sondern jemandem, der immer sagt „Langweilig!“ und damit droht, etwas ganz Schreckliches zu tun (zum Beispiel nicht einzuschlafen und das ganze Haus zusammenzubrüllen). Also muss der Autor sich ziemlich abgefahrene und vor allem gewalttätige Dinge einfallen lassen. Bloß, damit seine Geschichte nicht LANGWEILIG wirkt. Auch dass die Szenerie sehr schnell hin und her wechselt – manchmal mitten im Absatz – hilft, die LANGEWEILE außen vor zu halten wie einen bösen Dämon zu Halloween.

Das Buch trägt im Original nicht umsonst den Titel „The meanwhile Adventures“, und „meanwhile“ heißt bekanntlich „unterdessen“. (Bin ich schnell genug? Ich will um Gottes willen nicht langweilen!) Daher auch die vielen „unterdessens“, aber das war wohl schon klar. Wir haben es also mit mindestens vier Handlungssträngen zu tun: Mister und Mrs. Mack, die Brüder, die Tochter. Huch, ich habe die Schnecken vergessen! Die Revolution marschiert voran, wenn auch im Schneckentempo.

|Schwierigkeiten|

Es hilft nicht wirklich, dass Kayla Mack immer nur „Wer bist duuuuuuuu?“ fragt und ihre Freundin Victoria immer nur „Batterien inklusive!“ ruft. Die kleinen Kinder scheinen in diesen Äußerungen einen Code versteckt zu haben, den zumindest ihre Eltern entschlüsseln können. Das lässt auf einen Fortschritt hoffen. Aber nicht für die Nerven.

Es hilft auch nicht wirklich, ständig mit Begriffen und Ausdrücken der irischen Alltagssprache – natürlich in Übersetzung – bombardiert zu werden, aber es macht die Geschichte ungemein interessant. Wer will, kann sie im angehängten Glossar nachschlagen, aber der Erzähler ist so freundlich, sie auch im Erzähltext zu erklären. Manchmal tragen auch die zahlreichen Illustration von Brian Ajhar zum unmittelbaren Verständnis dessen bei, was gemeint ist.

Wer kann sich schon unter „Unterbuxen“ etwas Konkretes vorstellen? (Es handelt sich um Unterhosen. „Kackbuxen“ erklärt sich daher fast von selbst.) Ein „Poscher“ ist das dazu passende menschliche Hinterteil. Nicht zu verwechseln mit „Puschen“ (Pantoffeln) oder gar „puschen“ (Pipi machen). Man sieht: Nichts Menschliches ist dem irischen Autor fremd und er mutet es seinen jungen Lesern ohne Weiteres zu.

|Die Wirkung|

Schon bald ist jeder Anflug oder gar Gedanke an die grässliche LANGEWEILE verflogen. So viel Positives lässt sich zumindest sagen. Wir können uns beinahe beruhigt zurücklehnen. Aber nur beinahe. Denn auch jede Hoffnung an VORHERSAGBARKEIT hat sich verflüchtigt oder Reißaus genommen. Nun ist es Zeit, entweder die eigenen Fingernägel zu vernichten (oder was noch davon übrig ist) oder wahlweise eine Packung Kartoffelchips. Eine Achterbahnfahrt könnte nicht unterhaltsamer sein.

_Unterm Strich_

Als Autor auf dem umkämpften Kinderbuchmarkt muss man sich heutzutage offenbar schon einiges einfallen lassen. Offensichtlich darf es auf gar keinen Fall LANGWEILIG sein, sondern muss mindestens so aufregend wie ein Nintendo-Spiel daherkommen. Das bedeutet, dass sich ältere Leser etwas umstellen müssen, was das Actiontempo angeht. Leider bleibt dabei jedwede Art von plausibler Entwicklung oder gar LOGIK auf der Strecke.

Bücher als Achterbahnfahrt? Das ist vermutlich günstiger als ein Ticket auf dem Jahrmarkt, aber es macht lange nicht so viel Spaß. Vielleicht sollten doch allmählich die Schnecken in die Puschen kommen und die Weltherrschaft antreten. Dann könnten wir alle wieder so gemütlich und gemächlich wie im frühen 19. Jahrhundert leben. Ich werde erst einmal mein SCHLEUDERTRAUMA auskurieren.

|Originaltitel: The Meanwhile Adventures, 2004
Aus dem Englischen von Andreas Steinhöfel, illustriert von Brian Ajhar|

Black, Holly / DiTerlizzi, Tony – Spiderwick-Geheimnisse, Die. Die große Entdeckungsreise in die verzauberte Welt

_Ideales Buch für die Entdeckungsreise ins Spiderwick-Universum_

Das geheime Album rund um die Spiderwick-Geheimnisse ist da! Geh mit Thimbletack, dem Bewohner und Hauself des Spiderwick-Anwesens, auf die Reise. Er wird dich durch seine Sammlung von Fakten, Bildern und Souvenirs aus der Welt der verwunschenen und fantastischen Wesen führen. Lerne die Geschichte des Anwesens kennen, entdecke verschollene Briefe, die verborgene Geheimnisse enthüllen. Stöbere in den persönlichen Schätzen der Grace-Geschwister und schmökere in den Geschichten über fremde und mystische Wesen auf der ganzen Welt. Mit echten Karten und Briefen, herausnehmbaren Elfen-Souvenirs, beweglichen Bildern, einer echten Schatztruhe und vielem mehr … (abgewandelte Verlagsinfo)

_Die Autoren_

Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.

Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy. Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.

Die sechs SPIDERWICK-Bände heißen:

[„Eine unglaubliche Entdeckung“ 509 (Die Spiderwick-Geheimnisse 1)
[„Gefährliche Suche“ 512 (Die Spiderwick-Geheimnisse 2)
[„Im Bann der Elfen“ 959 (Die Spiderwick-Geheimnisse 3)
[„Der eiserne Baum“ 960 (Die Spiderwick-Geheimnisse 4)
[„Die Rache der Kobolde“ 1710 (Die Spiderwick-Geheimnisse 5)
[„Das Lied der Nixe“ 4241 (Die Spiderwick-Geheimnisse 6)

Außerdem erschienen und bei uns besprochen:

[„Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“ 3195
[„Die Geheimnisse der Spiderwicks – Das Buch zum Film“ 4738
[„Die Spiderwick-Geheimnisse – Über Haltung und Pflege von Elfen“ 4751

_Inhalte_

Wie schon Arthur Spiderwicks eigenes [„Handbuch“, 3195 ist auch „Die große Entdeckungsreise“ ein Art Finde-Buch, das wenig Text, aber Bilder und Realien enthält. Zu diesen Realien können Karten, Feder, Pinseln, Fäden und vieles mehr gehören, das im Zusammenhang mit dem Thema der jeweiligen Seite steht.

|Titelseite|

Die erste Seite nach dem Aufklappen des großformatigen Buches ist selbstredend die Titelseite. Hier begrüßt uns Thimbletack – ihr wisst schon: der Kobold im Haus der Familien Grace und Spiderwick. Eine seiner Eigenarten ist es, alles, was er sagt, in Reime zu formen. Doch keine Angst, das ist keine wilde Lyrik, sondern wohlgeformte Poesie fürs Album. Gleich daneben sehen wir Bilder von den wichtigsten Personen im Buch: Mallory, Jared und Simon in der Gegenwart sowie aus der Vergangenheit: Arthur Spiderwick, seine Frau Constance und Tochter Lucinda, die Großtante von Mama Helen Grace.

Ganz wichtig: In einem eingeklebten Umschlag findet sich die gefaltete Landkarte von Haus Spiderwick und seiner unheimlichen Umgebung. Dass Thimbletack alles selbst ins Album geklebt hat, sieht man an Tesafilmrolle, Schere, Tackerklemmen. Tintenflasche und Brieföffner komplettieren das bunte Sammelsurium.

Nachdem sich Thimbletack als „dein Freund und Helfer“ und „Gemeines Wichtelmännchen“ vorgestellt hat, zeigt er euch sein Haus – von oben bis unten. Das Aufklappen von „Fenstern“ nicht vergessen, damit der Geheimzugang sichtbar wird, der zur geheimen Bibliothek führt! Rechts oben findet ihr eine Mail von Helen Grace.

|Die Vergangenheit|

Wer sich schon immer gewundert hat, wie denn alle Spiderwicks und Graces miteinander zusammenhängen, der findet auf der nächsten Doppelseite ihren Stammbaum, der immerhin bis ins Jahr 1850 zurückreicht. Man fragt sich, woher all diese wunderbaren Fotos stammen, insbesondere von jenen Kindern, die die Trolle gefangen haben! Und warum Helen immer noch den Nachnamen ihres Ehemannes trägt bzw. wo ihr Bruder Terrence abgeblieben ist.

|Die Gegenwart|

Die nächsten beiden Doppelseiten zeigen die jeweiligen Zimmer a) der Jungs Jared und Simon sowie b) der Frauen Helen und Mallory. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Man beachte die Trollklaue und das Einhorn! Das Öffnen der Briefumschläge keinesfalls vergessen!

Die nächste Doppelseite ist unheimlich: Über „Das Kutscherhaus“ ist nämlich vor allem zu vermelden, dass sich hier ein echter Nordamerikanischer Greif niedergelassen hat. Ein Briefumschlag zeigt euch eine kleine Gryphologie, die euch das Wichtigste über diese seltene Spezies mitteilen. Ein Ausschnitt unterrichtet den Leser darüber, was es mit Kelpies auf sich hat. Wirklich unheimlich ist jedoch der Zeitungsausschnitt über das Mädchen, das im stillgelegten Brunnen beim Kutscherhaus ertrank. Herzergreifend!

|Das Elfenreich|

Dass im Umfeld des Spiderwick-Anwesens jede Menge seltsame Kreaturen zu entdecken sind, wenn man über einen Seherstein verfügt, wisst ihr ja aus Arthur Spiderwicks Handbuch. Auf der Doppelseite „Seltsame Elfen“ sind neben Einhörnern und Wechselbälgern auch Irrgräser – fies für Golfer! – und vor allem Drachen vorgestellt und beschrieben. Man beachte den echten (?) Drachenzahn!

Die nächste Doppelseite stellt das vielgestaltige „Trollreich“ vor. Witzig ist besonders das norwegische Verkehrsschild, das vor die Straße kreuzenden Trollen warnt. Gegenüber ist ein gerahmtes Gemälde mit einer Trollbrücke zu sehen. Nicht vergessen, an dem Schieber nach unten zu ziehen – dann siehst du den lauernden Troll ganz gewiss!

|Kobolde, oh weh!|

Nun kommt Thimbletack zum ärgerlichsten Kapitel seines Buches, denn bekanntlich machen KOBOLDE nichts als Ärger. Der Gemeine Erdkobold wird uns hier als Erstes mit all seinen Unarten vorgestellt, doch seinen Vetter, den Waldschrat Hogsqueal, haben wir schon kennengelernt. Er sammelt Knöpfe und Milchzähne – man beachte die mit Zähnen gefüllte Flasche. Sein Tascheninhalt legt Zeugnis ab von seiner schädlichen Natur, wie die lange Liste rechts oben belegt.

Das Waldlager der Kobolde ist voller Käfige – dreimal dürft ihr raten und die zwei Fensterchen aufklappen, um herauszufinden, wer oder was sie dort eingesperrt haben. Ein Tipp: ein Kind aus dem Spiderwick-Haus.

Die nächsten Doppelseiten stellen uns das bemerkenswerte Volk der Elfen – Achtung: ein Bogenschütze und ein Briefumschlag! – und der Zwerge vor. Die Zwerge sind nicht nur für ihre Edelsteine, sondern auch für ihre Fähigkeit bekannt, mechanische Wesen herzustellen. Wenn ihr die vier Ahornblätter links aufklappt, findet ihr mehr Informationen.

Der Gipfel allen Übels ist, wie ihr wisst, der Oberkobold Mulgarath. Er hat zu allem Unglück die Fähigkeit, die Gestalt zu wechseln und sich so beispielsweise in Jared Grace zu verwandeln. Echt fies, oder?

Auf der letzten Doppelseite stellt dir Thimbletack das wertvollste Hilfsmittel vor, das es zur Erforschung der fantastischen Welt um dich herum gibt: Arthur Spiderwicks berühmtes Handbuch. Du findest es, indem du erst das Rätsel löst, das Arthur Spiderwick geschrieben hat, und dann die Klappe der Truhe rechts unten aufklappst. Dort findest du die Mini-Version des Handbuchs. (Achtung Sprachwitz: „Torso eines Menschen = chest = Truhe“.)

_Mein Eindruck_

Es ist vielleicht nicht klar geworden, deshalb soll es nochmals gesagt werden: Hierfür hat sich eine ganze Mannschaft von Grafikdesignern und Textern ins Zeug gelegt, um die Seiten nicht nur informativ, sondern auch ansprechend und witzig zu gestalten. Die Übersetzerin kann sicherlich ein Lied davon singen. Sie musste alle Spezialausdrücke so übertragen, wie sie in der Buchreihe bisher verwendet worden sind, natürlich auch in den deutschen Versionen. (Merke: Der größte Feind aller Illusion ist der innere Widerspruch.)

|Bonusmaterial|

Nun könnte sich der Fan, der eh schon alles hat, was jemals zu den Spiderwick-Geheimnissen veröffentlicht worden ist, fragen, was dieses Buch ihm denn Neues bieten soll. Viel ist es wahrlich nicht, aber es gibt ein paar Juwelen im „Bonusmaterial“.

Bislang ist das Kutscherhaus nur am Rande, wenn überhaupt, erwähnt worden. Wo befindet es sich? Karte konsultieren! In welchem Band wird es erwähnt? Fällt mir nicht ein, denn dort finden keine Szenen statt. Besonders interessant ist das Auftreten des Greifs Byron, den die Grace-Kinder dort angeblich verstecken. Dieser Greif kommt tatsächlich in Band zwei „Gefährliche Suche“ vor.

Ferner gibt es erstmals einen Querschnitt durch das Haus der Grace-Familie. Endlich kann man sich in diesem Riesenhaus zurechtfinden. Hier wird deutlich, wie man sich den Speisenaufzug, das Turmzimmer und die Geheime Bibliothek vorzustellen hat. Auch der Stammbaum der Spiderwicks und Graces ist eine Premiere. Die Grafik bringt Licht in die verzweigten Verwandtschaftsverhältnisse. Erschreckend ist die Erkenntnis, dass die Sippe schon mehrere ihrer Mitglieder an die Kobolde verloren hat.

_Unterm Strich_

Es wäre ein Irrtum anzunehmen, dass es sich hier nur um ein gewöhnliches Bilderbuch handelt, wie es sie zu Zillionen in den Kinderbuchabteilung der Buchhändler gibt. Nein, ich hatte meine liebe Not, alle TEXTE, die sich zwischen Bildern verstecken, zu lesen. Genauer gesagt: zu entziffern. Jeder Text ist nämlich in einem anderen Format gedruckt bzw. geschrieben, sei es nun auf einem Zettel, auf Briefpapier, auf einer Grußkarte usw. Und daraus ergeben sich vielerlei verschiedene Schriftarten und Drucktypen. Da kann man schon von „Entziffern“ sprechen. Ich konnte jedenfalls nur zwei Doppelseiten am Stück schaffen, so viel ist darin versteckt.

|Für wen sich das Buch eignet|

Nun, der Verlag warnt zwar davor, dieses Buch wegen der verschluckbaren Teile einem Kind in die Hand zu geben, das jünger als drei Jahre ist. Aber ich glaube kaum, dass ein solcher „toddler“ schon in der Lage ist, die Texte Thimbletacks zu lesen. Und was in seinen Händen aus den Landkarten usw. wird, die auf und in den Umschlägen stecken, wage ich mir gar nicht auszumalen. Zudem könnte der Anblick eines Ungeheuers wie Mulgarath vor Angst einen unwillkürlichen Reflex auslösen, der voll in die Strampelhose geht.

Im Vorteil – sowohl intellektuell als auch hygienisch – sind daher alle Spiderwick-Fans, die schon die Romane und das „Handbuch“ gelesen haben. Auch die Hörer der tollen Lesungen auf den Spiderwick-Hörbüchern können ohne weiteres mithalten. Alle anderen müssen sich erst eine Weile eingewöhnen, sonst verstehen sie nur „Bahnhof“. Ab acht oder neun Jahren sollte das Buch kaum noch Schwierigkeiten bieten.

|Originaltitel: Chronicles of Spiderwick – Grand Tour of the Enchanted World navigated by Thimbletack, 2008
32 Seiten, 26 x 30 cm
Aus dem US-Englischen von Anne Brauner
ISBN-13: 978-3-570-13438-2|
http://www.spiderwick.de
http://movies.uip.de/diegeheimnissederspiderwicks
http://www.internationalspriteleague.com
http://www.cbj-verlag.de

Joseph Delaney – Das Geheimnis des Geisterjägers (Spook 3)

Wintergott und Lamia-Hexen: Kampf des Spook

Der Geisterjäger John Gregory bezieht mit seinem Lehrling Tom Ward das Winterhaus in Anglezarke. Es liegt in einer kalten Bergschlucht und birgt unheimliche Gefangene, darunter zwei Lamia-Hexen. Als Gregory nach einem Kampf mit einem Boggart in der Nachbarschaft verletzt ausfällt, muss sich sein Lehrling nicht nur mit den Hexen, sondern auch einem Mann namens Morgan auseinandersetzen. Dieser „Magus“ behauptet, die Seele von Toms verstorbenem Vater gefangen zu halten. Tom müsse ihm gehorchen oder sein Vater werde große Qualen auszustehen haben. Zum Glück kann sich Tom auf die Hilfe von Alice stützen. Dummerweise ist sie ebenfalls eine Hexe …
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Black, Holly / DiTerlizzi, Tony – Gefährliche Suche (Die Spiderwick-Geheimnisse 2)

Die Spiderwick-Saga wird fortgesetzt: Drei junge New Yorker sind mit ihrer Mutter in einem uralten Haus gelandet, indem es offenbar nicht mit rechten Dingen zugeht. Und wenn Jared das Handbuch über Fabelwesen nicht so besitzergreifend behalten hätte, wären auch nicht die Kobolde gekommen und hätten Simons Katze entführt …

_Die Autoren_

Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.

Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy.

Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.

_Handlung_

Im ersten Band der Spiderwick-Saga geschah Folgendes: Die Zwillinge Simon und Jared ziehen mit ihrer älteren Schwester Mallory von New York City aufs Land, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Sie leben jetzt bei ihrer Mutter, die sich nun keine New Yorker Wohnung mehr leisten kann, aber zum Glück noch ein Domizil von ihrer Großtante Lucinda überlassen bekommt: Haus Spiderwick.

In der verborgenen Bibliothek findet Jared ein Rätsel und woanders das Buch selbst: „Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“. Das Wichtelmännchen Thimbletack hat Jared gewarnt, das Buch loszuwerden, doch der wollte nicht hören. Nun muss er die Folgen tragen.

Auf der Suche nach seinem verschwundenen Kater Tibbs ist Simon, Jareds Bruder, an den Rand des Gartens geraten. Jared sieht gerade noch, wie Simon mit den Armen fuchtelt, als kämpfe er mit etwas Unsichtbarem. Dann ist sein Bruder verschwunden. Was tun?

Von Thimbletack besorgt sich Jared einen sehenden Stein, den er in ein altes Monokel einsetzt. Jetzt vermag er die „fantastische Welt um sich herum“ wahrzunehmen. Doch da Jared nicht sehr freundlich zu dem Wichtelmännchen war, ist Thimbletack sauer – so muss Jared mit Mallory alleine losziehen.

Leichter gesagt als getan, denn als erstes werden sie von eine Horde Kobolde angegriffen, die sie nur mit Mallorys Florett vertreiben können. Die Kobolde wollten das Handbuch. Als sie ihnen in den düsteren Wald folgen, stoßen sie auf einen gefährlichen Troll, das Versteck der Kobolde und einen zwielichtigen Helfer. Nun muss Jared zeigen, ob er seinen Bruder vor dem Gefressenwerden retten kann.

_Mein Eindruck_

Nachdem im ersten Band der Spiderwick-Saga der Schauplatz innerhalb des Hauses erkundet und eine erste Freundschaft geschlossen wurde, ist es nun an der Zeit, die nächste Umgebung zu erforschen. Dabei spielt die richtige Wahrnehmung eine entscheidende Rolle, um in der Fabelwelt bestehen zu können. Nicht umsonst heißt dieses Abenteuer im Original „The seeing stone“. Dabei handelt sich um eine magische Sehlinse aus Stein, die Jared vom Wichtel Thimbletack erhält.

Zack, schon erweitert sich der Horizont. Leider nicht immer zu Jareds Vergnügen. Er nimmt nun auch die Gefahren des nahen Waldes wahr. Die Kobolde, die bei ihm aufmarschieren, sind nicht die fröhlichsten Gesellen, die man sich vorstellen kann: Sie haben seinen Bruder Simon als Hauptgang bei einem Lagerfeuergelage ausersehen. Und Simons Katze war die Vorspeise …

Wie man sieht, geht es nun ans Eingemachte, denn mit den bislang recht witzigen Elfen im Spiderwick-Haus ist nun Schluss. Die Welt da draußen hält Wunder ebenso bereit wie Schrecken. Zum Beispiel einen ausgewachsenen Greif, den sich die Kobolde schnappen wollen. Aber mehr darf nicht verraten werden.

Die Botschaft hier ist klar, Herr Kommissar: Nur zusammen sind wir stark! Und so ist Jared, der unzufriedene Eigenbrötler, wieder einmal auf fremde Hilfe angewiesen, will er seinen Bruder retten. Er braucht seine ältere Schwester, einen Grünen Kobold (Merke: Nicht alle Kobolde wurden gleich geschaffen!) und jede Menge Grips. Eine wichtige Lektion für alle jungen und jung gebliebenen Leser, auf unterhaltsame Weise vermittelt.

|Gestaltung|

Wieder sind die Illustrationen von Tony DiTerlizzi sehr gelungen, jedenfalls mit Ausnahme des Greifs. Im Text hat das Fabelwesen einen Falkenschnabel, doch auf den Bildern scheint ihm ein gewöhnlicher Gockel vom Misthaufen das Fresswerkzeug vererbt zu haben. Der Text, den Holly Black beigesteuert hat, ist nun auf das Notwendigste verdichtet. Manchmal sogar so sehr, dass sich der Leser wünscht, es ginge ein wenig ausführlicher, denn die gute Mallory ist beileibe nicht oft genug „im Bild“, um eine glaubwürdige Mitspielerin abzugeben. Die ganze Action ist auf Jared zugeschnitten, und das finde ich ein wenig unfair.

Die äußere Gestaltung des Buches ist wieder mal vom Feinsten, aber das habe ich ja schon beim ersten Band geschrieben. Daher brauche ich nicht nochmals alle Details zu wiederholen. Bitte um Vergebung. Der günstige Preis von knapp acht Euro erstaunt mich daher immer wieder – im positiven Sinne.

_Unterm Strich_

Der zweite Band der Spiderwick-Geheimnisse enthüllt uns die nähere Umgebung des von Fabelwesen bewohnten Anwesens. Diesmal sind die Zeitgenossen von Jared & Co. aber weniger friedlich, und spezielle Methoden der Wahrnehmung und des Teamworks sind zu entwickeln.

Die gediegene Gestaltung des Buches, der kurzweilige, groß gedruckte Text und ganz besonders die schönen Zeichnungen tragen zur puren Lesefreude bei. Am Schluss gibt es, wie schon in Band 1, wieder einen Teaser …

|Hinweis: mehr Fabelwesen next time!|

Im nächsten Band treten ein Waldelf auf sowie ein Phooka. Ein Phooka ist ein schwarzes Pferd, das der irischen Sage nach denjenigen in die Irre führt, der ihm blindlings folgt. Na, und wie ein Waldelf aussieht, kann man sich ja (fast) denken – jedenfalls nicht wie Orlando Bloom!

http://www.spiderwick.de

Alexander, Lloyd – Taran – Die dunkle Seite der Macht

_Tarans Abenteuer im preiswerten Sammelband_

Dieser Sammelband umfasst die ersten drei Romane des fünfbändigen Fantasy-Zyklus um Taran, der es vielleicht nicht mit Tolkiens „Herr der Ringe“ aufnehmen kann, der aber ebenso stark auf Mythen und Fantasythemen zurückgreift. Und die Hauptfigur Taran, die im Laufe des Zyklus eindrucksvoll heranreift, lieferte wie Tolkiens „Herr der Ringe“ die Vorlage zu einem Zeichentrickfilm.

_Der Autor_

Lloyd Alexander, geboren 1924, ist der Autor der „Chroniken von Prydain“ (= Britannien). Er arbeitete in den USA als Cartoonzeichner, Werbetexter, Grafiker, Übersetzer und Herausgeber einer Zeitung, bevor er begann, Bücher zu schreiben. Seine Bücher wurden vielfach preisgekrönt, die Romane um Taran unter anderem mit der Newbery Medal.

Ähnlich wie bei Tolkien, der mit „The Hobbit“ (1937) zunächst eine Fantasy für Kinder schrieb, beginnt auch Alexanders Prydain-Zyklus mit einer leichtfüßigen Kinder-Fantasy, um dann jedoch schnell auf tiefere, dunklere Themen sprechen zu kommen. Der erste und Teile des zweiten Bandes fanden Eingang in einen gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1985: „Taran und der Zauberkessel“.

|Der Taran-Zyklus|

1. „Taran und das Zauberschwein“ bzw. „Das Buch der Drei“ (engl. The Book of Three) (1964)
2. „Taran und der Zauberkessel“ bzw. „Der schwarze Kessel“ (engl. The Black Cauldron) (1965)
3. „Taran und die Zauberkatze“ bzw. „Die Prinzessin von Llyr“ (engl. The Castle of Llyr) (1966)
4. „Taran und der Zauberspiegel“ bzw. „Der Spiegel von Llunet“ (engl. Taran Wanderer) (1967)
5. „Taran und das Zauberschwert“ bzw. „Der Fürst des Todes“ (engl. The High King) (1968) – Gewinner der Newbery Medal, 1969
6. „Der Findling und andere Geschichten aus Prydain“ (engl. The Foundling) (1973) – Sammlung von Kurzgeschichten, die in Tarans Welt Prydain spielen

_Vorbemerkung_

Der erfundene Schauplatz ähnelt jenem mythischen Wales, das dem Fantasykenner aus der Geschichtensammlung des „Mabinogion“ aus dem 14. Jahrhundert bekannt ist. Doch die Legenden beruhen auf mündlich überlieferten Erzählungen, die weit älter sind und noch aus der keltischen Kultur kommen.

Insbesondere der vierte Zweig des Mabinogi mit dem Titel „Math Son of Mathonwy“ bietet zahlreiche Referenzen, die der Autor verwendet. Dazu gehört der gesamte Komplex, der mit dem Recken Gwydion und seinem Onkel Math in Caer Dathyl zu tun hat. Math herrscht über einen Großteil von Wales. Sein Widersacher ist Arawn, der Fürst der Unterwelt Annuvis. Leider macht der Autor aus den vielschichtigen Vorlagen zu den Figuren Gwydion und Arawn nur ein schwarz-weißes Paar aus Gut und Böse. Alexander vereinfacht, vielleicht zu Gunsten der kindlichen Verständnismöglichkeiten.

_Handlung von „Das Buch der Drei“_

Der Waisenjunge Taran lebt als Hilfsschweinehirt beim Schmied Coll und einem Magier namens Dallben. Der Magier hütet das titelgebende „Buch der Drei“, das Taran nicht anfassen darf, selbst wenn der Zauberer, wie so oft, mal wieder schlafend meditiert.

Der Findling Taran kennt seine Eltern nicht, was schon mal ein gutes Zeichen ist: So fangen Heldengeschichten an. Er denkt sich aber nichts dabei. Doch seine Aufgabe als Hirt der Schweine stellt sich plötzlich als ziemlich wichtig heraus, denn Hen Wen, das weiße Hauptschwein, ist ein Orakel, wie er zu seiner größten Verblüffung erfährt. Auf seiner Jagd hinter dem ausgebrochenen Schwein her gerät er tief in den Wald, stößt auf den bösen gehörnten König, wird aber von einem unscheinbaren Waldläufer vor dem Tod bewahrt.

Der Waldläufer entpuppt sich als Fürst Gwydion, der mindestens so berühmt ist wie der Hochkönig und der böse König der Anderswelt Anuvis, Arawn. Und der freundliche Gwydion klärt Taran auf, was es mit dem Orakelschwein Hen Wen auf sich hat und was er selbst, so fern von seiner heimatlichen Burg, im Wald zu suchen hat. Im schönen Prydain (= Britannien) sind die Zeiten rau geworden und es braut sich etwas zusammen.

Ein kleines Waldwesen namens Gurgi weist ihnen den weiteren Weg. Sie stoßen zwar nicht auf das Schwein, doch auch der Anblick des Heerlagers des Gehörnten Königs verschlägt ihnen den Atem: Hier sammelt sich eine Armee, um Prydain zu überfallen und alle zu unterjochen. Sogar untote Krieger sind zu sehen, und von denen werden die beiden Neugierigen gefangen genommen.

Wider Erwarten landen sie nicht bei dem beobachteten Heer, sondern im Schloss der Zauberin Achren, deren verführerische Schönheit Taran zunächst betört. Wenig später findet er sich eingesperrt in einer Kerkerzelle wieder. Er hat schon mit dem Leben abgeschlossen, als ihm eine goldene Kugel durchs Fenster vor die Füße fällt und eine Mädchenstimme ihn auffordert, ihr den leuchtenden Ball zurückzugeben. Es ist die geschwätzige und aufgeweckte Eilonwy, die ehrliche Nichte der bösen Zauberin. Sie kennt nicht nur den Weg aus Tarans Gefängnis, sondern auch den zu seinem Herzen.

Aber das ahnen beide noch nicht, doch es wird ihnen rechtzeitig auffallen, dass sie füreinander bestimmt sind. Doch was wird aus Prydain, das von der Bedrohung nichts ahnt?

_Mein Eindruck_

Insgesamt bietet dieser erste Band von Tarans Abenteuern ein enorm hohes Maß an kuriosen Einfällen und sehr viel Kurzweil für junge Leser. Die Action ist nicht zu brutal und keiner der Gefährten Tarans muss sterben oder ein größeres Opfer bringen. Das ändert sich in den Folgebänden. Vielmehr scheint Taran hier auf einer Art Einkaufstour für nette Gefährten zu sein, mit denen er sämtliche Fährnisse überwinden und den gehörnten König besiegen kann.

_Handlung von „Der schwarze Kessel“_

Doch die friedliche Zeit, die auf das Ende seines ersten Abenteuers folgt, hat jäh ein Ende, als sich verschiedene hohe Herrschaften auf dem Gehöft von Dallben und Taran einfinden. Fürst Gwydion hat eine Ratsversammlung einberufen. Der Feldherr von Hochkönig Math fordert die anderen Fürsten auf, auf eine gefährliche Mission ins Reich Annuvin des Todesfürsten Arawn zu ziehen. Solange Arawn mit Hilfe des magischen schwarzen Kessels weiterhin Zombiekrieger erzeugen könne, werde Prydain nicht sicher sein vor seinem Angriff. Und in letzter Zeit sei Arawn dazu übergegangen, nicht nur Tote zu Kesselkriegern zu machen, sondern auch Lebende.

Auf dem Feldzug gerät Taran ständig mit dem hochmütigen Prinzen Ellidyr aneinander, der es wirklich auf den „Schweinejungen“ abgesehen hat. Und auch um den Feldzug ist es nicht gut bestellt, denn als Doli, der Zwerg, der sich unsichtbar machen kann, vom Dunklen Tor, dem Eingang zu Annuvis, zurückkehrt, erzählt er, dass der schwarze Kessel gar nicht dort sei, wo man ihn erwartet habe. Er ist weg!

Doch ein weiterer Zwerg namens Gwystyl beziehungsweise dessen Rabe Kaw wissen, wo der Kessel jetzt ist: in den Marschen von Morva. Und wer wohnt dort? Drei alte Weiber namens Orddur, Orgoch und Orwen, die über Zauberkräfte verfügen. Tarans Gefährten und er selbst entgehen nur dem traurigen Schicksal, gefressen oder als Kröten zertreten zu werden, als Taran erwähnt, dass er in der Obhut des Zauberers Dallben lebt. Die drei Hexen erinnern sich sehr gut an das Knäblein Dallben: Sie haben es selbst aufgezogen.

Zwar entdecken die Gefährten den schwarzen Kessel tatsächlich auf dem Grund und Boden der Hexen, doch das nützt ihnen gar nichts. Sie bekommen ihn nur gegen einen hohen Kaufpreis: Taran muss die Spange des Wissens hergeben, die ihm der Barde Adaon, der Sohn des Oberbarden Taliesin, in Verwahrung gegeben hatte.

Doch das ist noch gar nichts gegen den Preis, den der schwarze Kessel für seine Zerstörung fordert: Ein lebendiger Mensch muss freiwillig in den Kessel springen, dieser werde daraufhin zerbersten. Tatsächlich: Hämmer und Stangen richten gegen das magische Monstrum nichts aus, und so müssen ihn die Gefährten durch die Lande zu Fürst Gwydion schleppen, denn der werde schon Rat wissen.

Allerdings haben sie die Rechnung ohne den Ehrgeiz des Prinzen Ellidyr gemacht.

_Mein Eindruck_

Diesmal sind die Gegner Tarans und Fürst Gwydions in den eigenen Reihen zu finden: falscher Ehrgeiz und mehrfacher Verrat vereiteln um ein Haar den Erfolg der Guten, die auf der Seite von Recht und Gesetz stehen, Fürst Arawn tritt überhaupt nicht in Erscheinung, allenfalls seine Häscher, die Kesselkrieger. Und so müssen schon bald die Besten dafür büßen, unter ihnen der kluge, seherisch begabte Adaon. Und obwohl er die nahe Zukunft kennt, überlässt er Taran die Entscheidung, wie man weitermachen will: zurück zu Fürst Gwydion oder doch in die Marschen von Morva?

Dieses Taran-Abenteuer ist sowohl sehr spannend als auch anrührend. Das Fazit, das Gwydion und Taran am Schluss ziehen, ist relativ niederschmetternd: Dies ist also die Welt eines Mannes, eine Welt aus Verrat, Blut, Niedertracht und falschem Ehrgeiz. Kann dies alles sein? Nicht wenn man dem Pfad der Ehre und der Wahrheit und der Liebe folgt.

Doch Liebe hat Taran noch nicht kennen gelernt, allenfalls indirekt durch Adaon. Der war nämlich mit Prinzessin Arian Llyn verlobt, und das Unterpfand ihrer Liebe war eben jene Spange, die Taran für den Zauberkessel hergeben musste.

So erwirbt ein Symbol der Liebe ein Werk des Bösen, um dieses der Vernichtung zuführen zu können. Nur ein weiteres Opfer kann die Vernichtung vollbringen. Doch die Wahl des Freiwilligen fällt ganz anders aus als erwartet.

„Der schwarze Kessel“ ist ein spannendes Abenteuer, das bereits mehrere unerwartete Wendungen in Tarans Entwicklung enthält und den Helden reifen lässt. Wir wissen immer noch nicht, wer er in Wahrheit ist: ein Findling, aufgezogen von einem anderen Findling, nämlich Dallben.

_Handlung von „Die Prinzessin von Llyr“_

Diesmal dreht sich alles um Prinzessin Eilonwy, Tochter von Angharad aus dem Hause Llyr, einer Sippe von Zauberinnen. Seit dem ersten Abenteuer in „Das Buch der Drei“ wissen wir, dass Eilonwy ein besonderes Spielzeug hat: eine goldene Kugel, die in ihrer Hand leuchten kann. Welche Bewandtnis es damit auf sich hat, wird uns in diesem Band nun enthüllt.

Aber warum sollte Eilonwy überhaupt das heimelige Caer Dallben verlassen? Nun ja, sie kann ja nicht ewig eine schwertschwingende Küchenmagd bleiben, sondern muss auch mal mit den Feinheiten der Kultur vertraut gemacht werden, findet Magier Dallben. Taran und Gurgi eskortieren das widerwillig an die Küste ziehende Frauenzimmer. Dort empfängt sie ein Schiff, das von einem tolpatschigen Prinzen namens Rhun kommandiert wird. Eigentlich ignoriert die Besatzung seine Befehle, aber den Prinzen ficht das nicht an. Er hat ein gesundes Selbstvertrauen. Er ist Taran auf Anhieb unsympathisch.

Nach einer stürmischen Überfahrt zur Insel Mona, dem heutigen Anglesey, kommen sie endlich im Schloss Dinas Rhydnant an, wo man sie sogleich neu einkleidet. Auch der Barde Flewdur Fflam ist hier, worüber sich zumindest Taran freut, denn der Sänger ist aus dem Haupthaus wegen schlechten Gesangs verbannt worden.

Der Schumacher stellt sich zu Tarans höchstem Erstaunen als der verkleidete Fürst Gwydion heraus. Er warnt Taran, dass das Leben der Prinzessin in Gefahr sei und seines, Tarans, wohl auch. Der Haushofmeister des Schlosses stehe in Diensten der vertriebenen Zauberin Achren (siehe „Buch der Drei“) und habe sicher üble Pläne.

Tatsächlich beobachten Taran und Gwydion den Haushofmeister Magg beim Geben eines Signals – mitten in der Nacht. Ein Schiff auf hoher See antwortet. Am nächsten Morgen sind Magg und Eilonwy wie vom Erdboden verschluckt, nachdem Taran auf seiner Wache kurz eingenickt war. Die Verfolgungsjagd der Gefährten, die in Begleitung Prinz Rhuns aufbrechen, ist zunächst erfolglos.

Nachdem sie einer Riesenkatze mit dem hübschen Namen Llyan ebenso wie einem Höhlenriesen namens Glew entkommen sind, setzen sie zum verfallenen Stammsitz des Hauses Llyn über. Dort wartet schon die Zauberin Achren auf sie, die Eilonwy in ihrer Gewalt hat. Gelingt es Achren, die Zaubermacht der Llyns in die Hand zu bekommen, würde das den Untergang Prydains bedeuten.

_Mein Eindruck_

Die Handlung ist flott erzählt. Dieser dritte Band beginnt wie ein ganz gewöhnlicher Entführungsfall, doch die zahlreichen heiteren und erheiternden Zwischenfälle auf der Jagd nach der Gekidnappten stellen sich als durchaus hilfreich und keineswegs als vergeudete Zeit heraus. Das Finale lässt an Dramatik nichts zu wünschen übrig.

Zunächst erscheint das Buch wie ein Fliegengewicht gegenüber dem düsteren Band „Der schwarze Kessel“. Diesmal haben die Abenteuer mit Llyan und Glew einen grotesk-humorvollen Charakter. Zunächst sieht es nicht so aus, als hätten sie etwas mit der Entführung von Prinzessin Eilonwy zu tun, die dem Buch den Titel gibt.

|Nützliche Umwege|

Doch im Finale erweist sich, dass die bei der Verfolgungsjagd gemachten Erfahrungen und erworbenen Erkenntnisse über die Zaubermacht des Hauses Llyr von zentraler Bedeutung sind. Manchmal muss man eben einen Umweg machen, um zum Ziel zu gelangen. Und Prinz Rhun erweist sich bei dieser Gelegenheit als doch kein so großer Vollidiot, wie Taran zunächst angenommen hatte. Er und Eilonwy sollen heiraten, um über die Insel Mona zu herrschen. Das macht Taran natürlich eifersüchtig, denn er ist selbst der heißeste Verehrer der blonden Schönheit mit dem schnellen Mundwerk. Aber alles renkt sich wieder ein, wenn auch etwas anders als erwartet.

|Noch nützlichere Tiere|

Es ist immer wieder verblüffend, welch bedeutende Rolle Tiere in diesen Romanen haben. Diesmal ist es der Rabe Kaw, den Taran vom Zwerg Gwystyl („Der schwarze Kessel“) geschenkt bekommen hat, der sich als nützlicher Späher und eloquenter Auskunftgeber erweist. Dieser Vogel, der eine tiefe Zuneigung zu Taran gefasst hat, weist alle positiven Eigenschaften auf, die ihm die Legenden der Menschen zuschreiben.

Ganz anders dagegen die Riesenkatze Llyan. Sie ist das Ergebnis eines magischen Experiments, das der Riese Glew, ein echter Amateur in Sachen Wissenschaft, mit seinen Zaubertränken geschaffen hat. Leider fehlte es ihm dabei an Voraussicht, um die Folgen abzusehen. Jedenfalls musste er vor seinem Frankenstein-Geschöpf unter die Erde flüchten. Die Gefährten Tarans haben einen Heidenrespekt vor dem Riesenkater, doch der Zufall kommt ihnen zu Hilfe: Die Mieze reagiert auf Fflams Harfenklänge äußerst positiv und fängt schon bald zu schnurren an wie ein braves Kätzchen – Fflam, der moderne Orpheus. Später zeigt sich, wie nützlich anhängliche Tiere sein können.

_Unterm Strich_

So, nun wissen wir zwar, von welch edler und magischer Abkunft die werte Prinzessin Eilonwy ist, aber Taran ist immer noch der Meinung, dass er ihr als Hilfsschweinehirt nicht das Wasser reichen kann. Das findet Eilonwy allerdings auch. Und deshalb ist es nun allerhöchste Eisenbahn, mehr über Tarans Herkunft herauszufinden. Das passiert im nächsten Band, der den Titel „Der Spiegel von Llunet“ trägt. Hoffentlich finden die beiden bald zueinander.

Kinder und Erwachsene erwarten sich von diesem Fantasybuch sicher ganz unterschiedliche Dinge. Ein Erwachsener würde zum Beispiel fragen: Erfährt man vielleicht etwas über die detaillierte Geschichte Prydains? Mitnichten. Nur die groben Grundzüge, das war’s dann auch schon. Dieses Britannien muss man also bereits aus den Geschichtsbüchern kennen. Man sieht also: Vor allem Kinder ab 10 Jahren und Jugendliche werden vollauf mit dem Buch zufrieden gestellt, Erwachsene werden sich stets ein wenig mehr von diesem oder jenem wünschen.

Ich finde die Titelillustration dieses Bandes viel zu düster. Der bedrohlich aussehende Krieger mit dem blöden Hirschgeweih am Helm soll wohl den Dunklen Herrscher von Annwyn darstellen. Nun ja, er tritt in den ersten drei Bänden nicht allzu häufig auf, im dritten überhaupt nicht. Das Bild dürfte Kinder und Jugendliche, an die sich das Buch wendet, abschrecken, und das finde ich sehr schade.

|Zur Übersetzung|

Machte in den ersten beiden Bänden Otfried Preußler einen ausgezeichneten Job, so schrieb Roland Vocke den 3. Band zu einem zeitgenössischen Kindermärchen um, was an sich schon recht fragwürdig war. Aus einem literarischen Meisterwerk wurde eine 08/15-Story.

Diese Ausgabe löst die ältere deutsche Ausgabe aus den achtziger Jahren ab. Eine Aussprachehilfe für die walisischen Namen wäre aber hilfreich gewesen. So etwa wird das „w“ als „u“ ausgesprochen und ein Doppel-L als „chl“, ein „ch“ aber als „k“. Das könnte etwas verwirren.

|Hinweis zur Fortsetzung|

Der Sammelband, der die zwei Fortsetzungen enthält, trägt den Titel „Taran – Die Reise zum Drachenberg“ und hat die ISBN 3-570-13197-1.

|Taran 1-3, 1964-66
542 Seiten
Aus dem US-Englischen von Otfried Preußler (1+2) und Roland Vocke (3)|

Black, Holly / DiTerlizzi, Tony – Eine unglaubliche Entdeckung (Die Spiderwick-Geheimnisse 1)

In diesem Buch beginnen die spannenden und kuriosen Abenteuer dreier Geschwister. Sie kommen aus der Stadt, müssen sich aber mit den Wundern und Gefahren des Landlebens herumschlagen. Und natürlich mit Elfen, nicht zu vergessen!

_Die Autoren_

Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.

Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der |American Library Association| als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy.

Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.

_Handlung_

Die Zwillinge Simon und Jared ziehen mit ihrer älteren Schwester Mallory von New York City aufs Land, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Sie leben jetzt bei ihrer Mutter, die sich nun keine New Yorker Wohnung mehr leisten kann, aber zum Glück noch ein Domizil von ihrer Großtante Lucinda überlassen bekommt: Haus Spiderwick.

Es sieht wie eine Ansammlung übereinander gestapelter Hütten aus, findet Jared. Und ist mindestens hundert Jahre alt. Und die Wände müssen hohl sein, nach den Geräuschen zu urteilen, die er darin hört. Als Mallory wagemutig mit dem Besenstiel ein Loch in die Wand haut, wird dahinter etwas sehr Merkwürdiges sichtbar: eine winzige Wohnung mit ulkigem Inventar – und ganz bestimmt nicht für Menschenkinder gemacht. Aber wofür dann?

Am nächsten Morgen weckt Jared und Simon ein schrilles Kreischen von ihrer Schwester. Jemand hat ihre Haare am Rahmen ihres Bettes festgebunden. Nein, so etwas haben die beiden noch nie gesehen. Wer oder was kann so etwas nur tun, und warum? Weil Mallory die Wand eingeschlagen hat? Das ist ja wohl lächerlich!

Als Jared erkundet, wohin der Speisenaufzug führt, landet er in einem geheimnisvollen Zimmer, aus dem keine Tür hinausführt. An der Wand hängt ein Porträt seines ehrwürdigen Ahnen Arthur Spiderwick, und auf dem Sekretär liegt ein altes, vergilbtes Blatt Papier. Darauf steht ein Rätsel, und obwohl Jared eigentlich nicht der Bücherwurm der Familie ist, muss er sofort das Rätsel lösen.

Hoch oben im obersten Kämmerchen des Hauses landet er endlich vor einer großen Truhe. Er strengt seinen Grips an und findet darin ein Buch. Es ist das allerseltsamste Buch, das er jemals gesehen hat. Es handelt von Elfen.

_Mein Eindruck_

So beginnen die Abenteuer mit den Elfen in Haus Spiderwick und seiner düsteren, wilden Umgebung. Diese Abenteuer erstrecken sich über mindestens sechs Bände, alle davon sehr schön illustriert und buchbinderisch wertvoll gestaltet (Fadenbindung – wo gibt’s das heute noch?). Der Illustrator Tony DiTerlizzi bedankt sich für die Inspiration dazu bei Arthur Rackham, einem der berühmtesten Zeichner für Kinderbücher aus der viktorianischen Ära. Rackham illustrierte beide Bücher über „Alice im Wunderland“ und natürlich auch „Grimms Märchen“ (sehr schön in der |Heyne|-Ausgabe).

Das klingt nach einem netten Bilderbuch, und das ist es auch. Es eignet sich wohl ab sechs bis acht Jahren – leider fehlt hier ein Hinweis vom Verlag. Mallory ist jedenfalls schon 13 und kann immer noch etwas mit dem Elfenbuch anfangen. Ältere Leser finden die Bilder vielleicht hübsch, aber die Handlung ist für sie wohl nicht so der Hit. Kinderkram, oder?

Das sollten sie sich noch einmal überlegen. Die Welt, in der die drei Kinder sich nun bewegen, ist nach der Scheidung der Eltern psychologisch aus dem Gleichgewicht geraten. Und zudem geraten sie selbst aus der Moderne in eine entrückte Vergangenheit, in der sie mit Fabelwesen konfrontiert werden – eine Welt der Schatten und des Zwielichts, Raum für Fantasie. Kein Wunder, dass sie selbst ein wenig seltsam werden. Die Charakterisierung ist ungewöhnlich gut gelungen.

Jared beispielsweise ist keineswegs der brave Streber und Mamis Liebling, sondern ein jähzorniger Kerl, der sich gerne prügelt und auf andere wenig Rücksicht nimmt. Das wird ihm noch sehr leid tun. Simon hingegen, sein eineiiger Zwillingsbruder, ist ganz vernarrt in Tiere, denen er all seine Liebe gibt. Er hütet zwei Mäuse, Jeffrey und Lemondrop. Als sie von den Elfen entführt werden, startet er eine enorme Suchexpedition. Ihre Schwester Mallory ist auch nicht gerade pflegeleicht. Schon ein wenig abgebrüht und desillusioniert, übt sie sich im Fechten mit dem Florett, was das Zeug hält. Wohl dem, der so eine wehrhafte große Schwester hat!

Ihre Mutter hat zwar keinen Namen, aber dafür größte Autorität. Sie führt das Regiment im Spiderwick-Haus. Allerdings hat sie mit ihren drei Rangen alle Hände voll zu tun. Und als sich die Elfen einmischen, geht es im Haus bald drunter und drüber.

|Elfenpack macht Schabernack|

Denn dies sind nicht die Elfen, von denen Tolkien erzählt, auch nicht irgendwelche kuscheligen Fabelwesen aus dem Zauberwald, wie etwa Peter Pans Tinkerbell. Manche der zahlreichen verschiedenen Elfengattungen sind nicht gerade gut auf die menschlichen Eindringlinge zu sprechen. Da gibt es Wichtelmännlein, Irrwichte, die krötenartigen Kobolde – und im Waldbach lauert sogar ein Troll.

Dies sind Gestalten aus der Dark Fantasy, wie sie beispielsweise C. J. Cherryh in „The Dreaming Tree“ geschildert hat. Doch anders als bei Cherryh fehlen hier die Hochelben völlig. Winzig sind die meisten Elfen, den Pixies und Brownies der englischen Volkssagen näher als Tolkiens Erfindungen. Doch wer weiß, was noch alles kommt? Die Saga hat ja erst begonnen.

_Unterm Strich_

Schade nur, dass die Abenteuer jeweils nur 128 Seiten lang sind. Davon entfallen rund 20 Seiten auf Vor- und Abspann, und vom Rest wiederum etwa die Hälfte auf Illustrationen. Kein Wunder also, dass ein Erwachsener solch ein Buch binnen einer Stunde gelesen hat. Die Sprache ist einfach genug, und die Übersetzerin Anne Brauner hat das Original angemessen übertragen.

Aber das Buch ist ja für Kinder gedacht, nicht für Erwachsene. Die große Schrift eignet sich ideal zum Vorlesen beim Zubettgehen, so reicht das Buch locker für eine Woche. Und wenn ein Kind die Geschichte nicht glauben will, na, dann liefert das entsprechende Bild den Beweis, dass es Elfen geben muss. Irgendwo, äh … Vielleicht in Amherst, Massachusetts. Oder so.

Da das erste Abenteuer relativ schnell endet, freut man sich schon gespannt auf das nächste. Und das führt den jähzornigen Jared tief in den Wald, zu den Kobolden. Es ist höchste Zeit, dass er seine Lektion lernt.

http://www.spiderwick.de

Novik, Naomi – Drachenprinz (Die Feuerreiter Seiner Majestät 2)

_Meist langweilig: Temeraires China-Trip_

Anno 1806. Feuerreiter Will Laurence und sein Drache Temeraire sind unzertrennlich, doch nach dem britischen Sieg gegen Napoleons Drachenreiter wird ihr Beisammensein bedroht: Eine chinesische Delegation fordert die unverzügliche Herausgabe von Temeraire, der eigentlich als Geschenk des chinesischen Kaisers an Napoleon gedacht war. Laurence bleibt nichts anderes übrig, als seinen geliebten Drachen auf eine gefährliche Reise ins ferne China zu begleiten …

Peter Jackson wird den Roman verfilmen, vielleicht sogar die ganze Trilogie um die Feuerreiter.

_Die Autorin_

Naomi Novik wurde 1973 in New York City geboren und ist mit polnischen Märchen, den Geschichten um die Hexe Baba Yaga und mit Tolkiens Werken aufgewachsen. Sie hat englische Literatur studiert, im Bereich IT-Wissenschaften gearbeitet und war zudem an der Entwicklung von erfolgreichen Computerspielen beteiligt. Dann schrieb sie ihren Debütroman, mit dem sie Kritiker und Leser gleichermaßen begeisterte. Mehr zu der Welt der Feuerreiter findet man unter http://www.temeraire.org. Novik lebt mit ihrem Mann in New York.

Die Trilogie „Die Feuerreiter Seiner Majestät“ besteht aus den Bänden:

– [Drachenbrut 3781 (Juni 2007)
– Drachenprinz (August 2007)
– Drachenzorn (Oktober 2007)

Ein vierter Band erscheint im September 2007 im Original.

_Vorgeschichte_

Anno 1805, England befindet sich im Krieg mit Napoleon. Der englische Seekapitän Will Laurence traut seinen Augen nicht: An Bord einer gerade gekaperten französischen Fregatte befindet sich tatsächlich ein echtes Drachenei. Er bildet den kleinen schwarzen Drachen aus und wird mit ihm zu einem Team der Feuerreiter Seiner Majestät. Gemeinsam mit der britischen Drachenluftflotte schlägt das Freundespaar den französischen Invasionsversuch bei Dover zurück.

_Handlung_

Die Chinesen wollen ihren Drachen wiederhaben. Eine hochrangige Delegation des Kaisers von China, angeführt von Prinz Yongxing, bringt die Admiralität der Feuerreiter in höchste Verlegenheit, obwohl der Drache, den sie haben, Temeraire, gar nicht an die Briten ging, sondern an die Franzosen. Die Briten haben das Ei ganz legal gekapert. Der Admiral muss im Interesse der Handelsbeziehungen und um einen Krieg mit dem Riesenreich zu vermeiden, Temeraire zurückgeben. Der seltene Himmelsdrache muss zurück an den kaiserlichen Hof gebracht werden.

Der entsprechende Befehl an William Laurence, Temeraires Feuerreiter, stößt auf heftigen Widerstand. Nur seine Freundin Kapitän Roland kann seine Wut besänftigen. Auch Temeraire selbst geht es nicht besonders gut, weigert er sich doch zu essen, wenn er Laurence nicht dabeihaben kann. Es gibt nur eine Lösung der misslichen Lage: Laurence muss Temeraire auf dem Weg nach China begleiten. Die Regierung gibt ihnen noch einen politischen Klugscheißer mit, einen gewissen Hammond. Der Mann ist der Einzige, der wenigstens Chinesisch versteht.

Schon nach wenigen Tagen auf See wird das für den Drachentransport umgebaute Schiff von französischen Drachen angegriffen. Die Schlacht ist heiß, aber kurz, denn Temeraires Eingreifen verhindert den Sieg der Franzmänner. Die Chinesen an Bord taten sich dabei jedoch nicht sonderlich hervor, scheinen sie doch auf eine Absonderung von den Marine- und Fliegertypen der Engländer erpicht zu sein. Die Sprachbarriere tut ein Übriges. Im Verlauf der fast ein Jahr dauernden Reise greift ein Seeungeheuer aus dem Indischen Ozean das Schiff an und versenkt es um ein Haar. Temeraire wird Opfer einer von Postdrachen eingeschleppten Krankheit.

Laurence macht sich jedoch größere Sorgen wegen der zunehmenden Feindseligkeit unter der Mannschaft gegenüber den Feuerreitern. Die Kämpfe fordern mehrere Opfer, was schwer geahndet wird. Und als wäre dies nicht genug, versucht in der Nacht ein unbekannter Angreifer, Laurence zu töten. Nicht nur einmal. Die Gastmähler, die man bei den Chinesen einnimmt, führen jedoch zu einer angenehmeren Nachbarschaftsbeziehung. Die Briten müssen verdauen, dass, wie die Post mitteilte, die Chinesen im Reich der Mitte britische Handelsschiffe der Ostindien-Kompanie konfisziert haben. Das sieht man bei einer Seefahrernation, die vom Handel abhängt, gar nicht gern. Da Yongxing ein ziemlich arroganter Typ ist und darauf hinarbeitet, Laurence von Temeraire zu trennen, steckt er vielleicht hinter den nächtlichen Anschlägen.

Die Stimmung ist alles andere als entspannt, als das Schiff endlich chinesische Gewässer erreicht, zuerst in Macao. Überraschung – die feindlichen Franzosen liegen ebenfalls mit ihrer Flotte im Hafen! Eine weitere Überraschung ist der frenetische Empfang für Temeraire, der kaum weiß, womit er das verdient hat. Wie er erfährt, glauben die Chinesen, dass es Glück bringt, einen Himmelsdrachen zu sehen. Denn ansonsten sind Drachen aller Art vollständig in die chinesische Kultur und Wirtschaft integriert. Per Expressflug geht es weiter nach Peking in die Residenz des Kaisers. Doch dieser ist auf der Jagd und so machen sich die Briten nach Monaten des Wartens bald große Sorgen – um Leib und Leben.

Mit der Hilfe Hammonds bekommt Laurence allmählich ein Bild von der Lage. Temeraire alias Lung Tien (= Himmelsdrache) Xiang ist eine Trumpfkarte im Machtspiel Prinz Yongxing gegen andere Spieler. Aber er kann sie erst ausspielen, wenn Laurence und Co. beseitigt sind. Während er den Angriff auf die Briten vorbereitet – ganz unauffällig, versteht sich -, verschafft er Temeraire die Bekanntschaft mit dessen Mutter Quian und einer sehr hübschen Drachendame namens Mei, in die sich Temeraire auch prompt verliebt.
Während Temeraire durch sein Liebesleben davon abgehalten wird, Laurence beizustehen, findet der erste von zwei Angriffen statt. Eine Horde von angeblich tatarischen Räubern stürmt in die kaiserliche Residenz, nachdem rein zufällig alle Wachen abgezogen worden sind. Doch Laurence ist vorbereitet. Sun Kai, ein Chinese vom Schiff, hat ihn vorgewarnt. Der Angriff von rund hundert Banditen bricht über den als Festung ausgebauten Pavillon herein wie ein Gewitter. Laurence und seine Männer haben alle Mühe, sich ihrer Haut zu wehren. Und weit und breit kein Temeraire in Sicht …

_Mein Eindruck_

Nach einem furiosen Auftakt, bei dem sich Laurence verbal eine blutige Nase holt, gerät die Geschichte mit dem Beginn der Seereise schnell in das gewohnte Fahrwasser, das alle Schilderungen von Seereisen auszeichnet, seit Charles Darwin seine Reise mit der „Beagle“ im Jahr 1835 aufschrieb (und vor ihm James Cook und unzählige andere). Schon die Aufzählungen scheinen nicht enden zu wollen: welche Passagiere auf welche Weise an Bord und in welche Quartiere kommen, wie das Schiff gebaut ist, um welche Uhrzeit man den Hafen verlässt.

Es ist immer das gleiche Schema F, und es wundert mich, dass eine so kluge Autorin wie Naomi Novik sich nichts Besseres einfallen ließ als das vorgeprägte Schema zu wiederholen. Vielleicht dachte sie, das würde der Leser von ihr erwarten, aber es ist ja genau das Unerwartete, das am besten unterhält. Sie geht offenbar lieber auf Nummer sicher. Und auch auf diese Weise lassen sich 500 Seiten füllen.

Diese Reise muss in China enden, keinesfalls früher, so viel ist von vornherein klar. Dies ist der erste Spannungsbogen des Buches. Doch ganz und gar offen ist dabei, ob Herr Laurence das Ende der Reise erleben wird, denn wie sich sehr allmählich und sehr zaghaft herauskristallisiert, hat Prinz Yongxing kein Interesse daran, dass Laurence sich weiter an den Himmelsdrachen klammert. Daraus entsteht ein zweiter Spannungsbogen, der aber so bedächtig aufgebaut wird, dass von Spannung kaum je die Rede sein kann. Dafür müsste das Bewusstsein der Gefahr sehr viel deutlicher ausgeprägt sein.

Da die Action erst wieder in China auf den letzten 70 Seiten stattfindet, sind nach dem Auslaufen des Schiffes und der ersten Schlacht mit den Franzosen (bis Seite 146) also rund 280 Seiten zu füllen. Nun, immerhin hat die „Allegiance“ die halbe Welt zu umrunden, und daher gibt es jede Menge Gelegenheiten, fremde Länder, Menschen und Sitten zu schildern. Aber auch dies gehört zum Schema F. Wo bleiben die Abenteuer an Land, auf See, unter Deck, in der Luft? Nun, wenigstens auf See und unter Deck liefert die Autorin eine Reihe von Episoden, die wie Perlen aneinandergereiht werden: Ein Seeungeheuer ist die Hauptattraktion in diesem Zirkus der Showeinlagen.

Was mir jedoch fehlte, war ein Zusammenhang an psychologischer Spannung, ein Drama, das sich zu einem Höhepunkt steigerte. Hilfreich wäre ein Gefährte Laurences gewesen, dem er sich anvertrauen konnte, doch Temeraire, sein Seelengefährte, ist mit einer heftigen Erkältung beschäftigt. Und eine Frau gibt es an Bord keine einzige, zumindest offiziell, denn Feuerreiter-Fähnrich Roland ist zwar ein Mädchen, darf aber als solches keinesfalls offenbart werden, sonst sähe sie sich seitens der Teerjacken der Marine allen möglichen Repressalien ausgesetzt.

Da die besagten 280 Seiten also eine lange Durststrecke bilden, fiel es mir schwer, sie hinter mich zu bringen. Selbst die Schilderung eines so andersartigen Landes wie China wirkt in Noviks betulichem Stil so langweilig, dass ich wochenlang lieber zu aufregenderer Lektüre – Susan Cooper – griff. In einem letzten Anlauf schaffte ich dann die letzten 90 Seiten. In drei Tagen, was nicht gerade für aufregendes Geschehen im Buch spricht, das mich an den Lesesessel gefesselt hätte.

|Die Übersetzung|

Auf Seite 290 findet sich das Wort „beschmartet“, das wohl der Seemanssprache entnommen ist. Leider wird es nicht erklärt. Auf Seite 395 wird in der vorletzten Zeile „Dung“ mit „Dünger“ verwechselt. Man kann zwar den Zweck von Dünger mit Dung erreichen, ist aber nicht ausschließlich auf Dung angewiesen, sondern könnte genauso gut Kompost oder Torf verwenden. Deshalb finde ich die Gleichsetzung unzulässig.

Zum Buch gehört übrigens nicht nur eine Leseprobe und eine Tafel mit grafischen Darstellungen von vier Drachentypen, sondern auch eine wissenschaftliche Abhandlung über die weltweit vertretenen Drachentypen. Darin finden sich auch Informationen über den raren Drachentyp, die Temeraire vertritt: die Kaiser- und Himmelsdrachen.

_Unterm Strich_

Zwischen einem vielversprechenden Auftakt bis Seite 150 und einem akzeptabel actionreichen Finale ab Seite 430 ist eine fast 300 Seiten lange Strecke zu überwinden, die mit meist zusammenhanglosen Episoden gefüllt ist. Diese sind vor allem den Chinesen gewidmet, was nicht verwundert, denn schließlich gilt es, sich mit einer fremden Kultur vertraut zu machen, und welche Zeit wäre dafür besser geeignet als eine Seereise, die um die halbe Welt führt und fast ein Jahr dauert? Dabei führt die Autorin nicht nur mysteriöse Szenen wie die Anschläge auf Laurence ins Gefecht um die Unterhaltung, sondern auch humoristische Szenen, die häufig mit dem Essen der chinesischen Passagiere zu tun haben.

All das hat mich nicht vom Hocker gehauen, und so war ich froh, dass der Roman endlich zu Ende war. Solides Mittelmaß.

|Originaltitel: Throne of Jade, 2006
544 Seiten
Aus dem US-Englischen von Marianne Schmidt|
http://www.cbj-verlag.de/
http://www.temeraire.org/
http://www.temeraire.de/

Mike Maurus – Mittelsturm (Fantasmania 1)

Auftakt zu einer phantastischen Fußball-Zaubertrilogie

Alles beginnt mit einer Wette. Lorenzo und William, Wunderstürmer und Torwart der Verdammten Rotznasen, entfachen bei einem verrückten Fußballspiel ein magisches Gewitter, das sie selbst und die gesamte Welt in Gefahr bringt. Im Strudel der Ereignisse geraten sie ins legendäre Königreich Fantasmanien, mitten in einen mystischen Krieg, der dort seit Jahrhunderten tobt… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Buch ab elf bis 13 Jahren.

Der Autor

Mike Maurus führt Regie bei Zeichentrickserien und animierten Kinofilmen. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern im Süden von München.

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Stroud, Jonathan – Bartimäus – Das Auge des Golem

_Dschinn trifft Golem: Die Fetzen fliegen!_

Der junge, ehrgeizige Nathanael strebt eine Karriere im von Zauberern beherrschten britischen Weltreich an. Seine dringlichste Aufgabe besteht darin, der immer dreisteren Widerstandsbewegung ein Ende zu setzen. Doch Kitty und ihre Freunde entkommen ihm immer wieder.

Dann wird London von einer neuen Serie Schrecken erregender Anschläge erschüttert. Steckt womöglich gar nicht der Widerstand dahinter, sondern etwas anderes, viel Gefährlicheres? Nathanael braucht dringend einen Verbündeten, der ihm hilft, Licht ins Dunkel zu bringen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als erneut Bartimäus zu beschwören … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Jonathan Stroud wurde im englischen Bedford geboren. Laut Verlag schreibt er bereits seit seinem siebenten Lebensjahr Geschichten. Während er als Lektor für Kindersachbücher arbeitete, verfasste er seine ersten eigenen Kinderbücher. Nach der Publikation seiner ersten beiden Jugendbücher widmete er sich ganz dem Schreiben. Er wohnt mit seiner Frau Gina, einer Grafikerin und Kinderbuchillustratorin, und der gemeinsamen Tochter Isabelle in St. Albans nördlich von London.

„Das Auge des Golem“ ist der zweite Band in der „Bartimäus“-Trilogie.

_Handlung_

Zwei Jahre sind vergangen, seit Zauberlehrling Nathanael sein großes Abenteuer mit dem Dämon Bartimäus hatte (in [„Das Amulett von Samarkand“). 353 Sie trennten sich voneinander, indem sie schworen, nie wieder etwas mit dem anderen zu tun haben zu wollen.

Doch die Zeiten ändern sich. Inzwischen ist Nathanael unter dem Zauberernamen John Mandrake in der Sicherheitsabteilung des Innenministeriums tätig. Sein Abteilungsleiter ist der unfähige Trottel Julius Tallow, doch Meisterin der Behörde ist die mächtige Jessica Whitwell. Und die untersteht direkt dem Premierminister Devereaux. Versteht sich von selbst, dass alle diese Beamten auch Zauberer sind. Auf die Gewöhnlichen blicken sie verächtlich oder bedauernd herab, je nach Naturell.

Diese Gewöhnlichen machen in letzter Zeit eine Menge Ärger. Nathanael ist damit beauftragt, deren Sabotageaktionen zu beenden und den „Widerstand“ auszurotten. Leichter gesagt als getan. Vor zwei Jahren hatte er schon einmal Kontakt zum Widerstand, und die Begegnung mit Kitty und ihren Gefährten war ihm nicht gut bekommen. Die Rebellin Kitty macht mit ihren Aktionen immer noch Schlagzeilen. Ihre Wege werden sich unweigerlich wieder mit denen Nathanaels kreuzen.

Doch der hat vorerst andere Sorgen. Ein unbekanntes Wesen, weder Dämon noch Dschinn, hat eine ganze Häuserzeile am Piccadilly in Schutt und Asche gelegt. Sogar kleinere Geister von Polizei und Innenministerium (= Agenten) wurden sofort eingeäschert. Während Julius Tallow den Widerstand dafür verantwortlich macht, hält Nathanael diese Idee insgeheim für absurd, doch auch er hat keine Erklärung. Leider stellen ihm seine Vorgesetzten ein Ultimatum: eine Woche, um die Sache aufzuklären.

Es gibt nur einen, der ihm jetzt noch schnell helfen kann: Bartimäus. Das hat aber einen gewaltigen Haken. Der alte Dämon kennt Nathanaels Geburtsnamen und kann ihn, wenn er will, mit diesem Wissen erpressen. Sie schließen einen Stillhaltepakt, der sechs Wochen gelten soll. Und keine Sekunde länger, denkt sich Bartimäus. Und was hat er von dem Pakt? Man wird ihn nicht für den Krieg in der Neuen Welt rekrutieren, solange er für Nathanael arbeitet. In Amerika soll’s ja wild zugehen, und so ist Bartimäus einverstanden …

Inzwischen rüstet sich der Widerstand zu einer neuen, spektakulären Aktion. Denn Kitty Jones, Nathanaels Widersacherin, findet heraus, dass sie eine natürliche Abwehrkraft gegen Magie besitzt. Deswegen blieb sie beispielsweise unversehrt, als ein magischer Flammenstrahl sie und ihren tschechischen Freund traf – er wurde völlig verbrannt ins Krankenhaus gebracht, sie hingegen hatte keinen Kratzer. Und als sie den Verursacher – es war unser Freund Julius Tallow – wegen der Attacke belangen wollte, glaubte ihr deshalb natürlich niemand.

Ein gewisser Mr. Pennyfeather holt sie in seinen Widerstandskreis. Nach einigen Monaten erfolgreicher Diebstähle beauftragt ein Unbekannter die Gruppe, aus der Gruft Gladstones, des zauberischen Staatsgründers, in der Westminster Abbey mehrere magische Gegenstände zu entwenden. Doch als die sechs Freunde dort eintreffen, stoßen sie in der geöffneten Gruft auf etwas, auf das sie in keinster Weise vorbereitet sind …

_Mein Eindruck_

Nach einem furiosen Prolog, der die Eroberung Prags durch britische Truppen im 19. Jahrhundert schildert – Bartimäus stand auf der Seite der Verteidiger – plätschert die auf Nathanael und Kitty verteilte Handlung so vor sich hin, bis endlich das unsichtbare Monster, das eine Londoner Häuserzeile zerlegt, auftaucht. Dann plätschert sie weitere hundert Seiten, bis schließlich Bartimäus auftaucht. Endlich!

Die freche Ausdrucksweise des 5000 Jahre alten Dschinns verleiht dem ansonsten kreuzbraven Stoff so etwas wie Pfeffer, und mit jeder Menge Ironie weiß Bartimäus die erfolglosen Bemühungen seines Meisters Nathanael – er nennt ihn auch mal „Natty“ – durch den Kakao zu ziehen. Da „Natty“ null Ahnung von Politik hat, peilt er auch nicht, wie ihm übel mitgespielt wird. Die vieltausendjährige Erfahrung des Dschinn kann ihm da nur eine willkommene Hilfe sein. Sollte man meinen, doch da kennt man die Zauberer nicht. Hochnäsige Burschen allesamt, die sich auf ihre Bildung und Macht wunder was einbilden. Und Nathanael, kaum 14, zieht sich auch noch an wie ein [Dandy. 716 Für Bartimäus grenzt es an ein Wunder, dass er überhaupt etwas auf die Reihe kriegt.

Der Dschinn sorgt jedoch für jede Menge Action in den Straßen und Gassen der britischen Hauptstadt, und da er über einige Macht verfügt, übernimmt er schon bald das Kommando über einige weniger mächtige Geisterwesen. Allerdings hat auch er nicht mit einem leibhaftigen Golem gerechnet, der sich durch einen Finsterniszauber unsichtbar machen kann. Daher ist das Rätsel, wer den Golem geschaffen hat und ihn lenkt, auch eher in Prag zu lösen als in London. Dort tappt Natty auch prompt in eine Falle. Bartimäus hatte ihn gewarnt, aber der blasierte Brite wollte nichts davon hören.

Wenigstens ist Nathanael wieder zurück, als das Desaster in der Westminster Abbey für alle offensichtlich wird. Und ein weiteres Monster ist ausgebrochen, um das sich Bartimäus kümmern muss. Ein ungewöhnlich humorvolles und respektloses Monster, darf ich verraten, ein Monster, das richtig gute Laune verbreitet (außer bei seinen Opfern). Nur wunderte ich mich dann doch etwas, wo denn der Golem, der zu Anfang für Furore gesorgt hatte, abgeblieben war.

Die restlichen 300 Seiten lesen sich praktisch von alleine, denn der Golem taucht dann doch wieder auf. So fiel es mir ziemlich schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Wäre der schleppende Anfang nicht gewesen, würde ich dem Roman die volle Wertung nicht verweigern, aber so gibt’s einen leichten Abzug.

|Die Übersetzung|

Es ist sehr deutlich, dass die Bartimäus- und die Kitty-Kapitel von zwei verschiedenen Übersetzern übertragen wurden. Ich tippe mal, dass Katharina Orgaß sich Kittys angenommen hat, was für Gerald Jung den beträchtlichen Rest übrig lässt. Auf die Bartimäus-Kapitel habe ich mich stets besonders gefreut, denn die Sprache ist aktueller und schnoddriger als die der etwas betulichen Kitty-Kapitel.

_Unterm Strich_

Ich fand „Das Auge des Golem“ relativ konstruiert, denn in der Mitte wundert man sich doch, was denn nun aus dem titelgebenden Ungeheuer geworden ist. Stattdessen steuert die zweigeteilte Handlung in eine ganz andere Richtung, und erst ganz am Schluss taucht das Lehmmonster wieder auf, quasi im Showdown. Dabei erweisen sich die besonderen Eigenschaften des Geschöpfes als verhängnisvoll für seinen Meister. Die Aussage des Autors: Terror kann den Herrschenden recht nützlich sein, wenn er sich dazu benutzen lässt, die Bürger – in diesem Fall die „Gewöhnlichen“ – unter Kontrolle zu halten und so die Herrschaft der obersten Klasse zu zementieren.

Diese Botschaft hat man schon viele Male vernommen, doch noch selten in einem Fantasyroman. Und ob sie die jungen Leser überhaupt erreicht, bezweifle ich. Es sei denn, diese jungen Leser hätten bereits Unterricht in „Gemeinschafts“- oder „Sozialkunde“ oder „Geschichte“ erhalten. Das jeweilige Alter kann man sich ausrechnen.

Man muss aber kein Terrorismusexeperte sein, um „Das Auge des Golem“ trotzdem genießen zu können. Jungs wie Mädels werden gleichermaßen von der Handlung angesprochen, wobei die Mädels die rebellische und misstrauische Kitty sicherlich sehr sympathisch finden werden. Nathanael, obwohl lernfähig und zunehmend desillusioniert, ist weniger eine Identifikations- , sondern eher eine Schießbudenfigur; ein radikaler Unterschied zum ersten Band. Deshalb halte ich es mit dem ironischen und sehr aktiven Bartimäus.

In jeder Verfilmung wäre der 5000 Jahre alte Dschinn, der uns im Buch mit seinen unzähligen Fußnoten ergötzt, zweifellos der Star. Und eine Verfilmung ist keineswegs auszuschließen. Schließlich hat auch die Harry-Schotter(c)-Reihe nur sieben Bände, und dann ist Schluss.

|Originaltitel: The Golem’s Eye, 2004
Aus dem Englischen übersetzt von Katharina Orgaß und Gerald Jung|

Jenny-Mai Nuyen – Noir. Romantasy-Roman

Nino Sorokin ist dabei, als der Unfall geschieht. Seine Eltern sterben, ihm bleibt eine besondere Gabe: Er sieht den Tod eines jeden ­Menschen voraus. Auch den eigenen. Von nun an ist er besessen von der Frage, wie man das Schicksal überlisten kann. Er weiß, er wird nur 24 Jahre alt – und sein Geburtstag rückt immer näher. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Ninos Suche führt ihn zu einem geheimen Zirkel von Mentoren, die Seelen sammeln. Und er begeht den größten Frevel, den der Zirkel kennt: Er verliebt sich in eine der Seelenlosen. In die geheimnisvolle Noir, die bereits auf der Schwelle zum Jenseits steht … (Verlagsinfo)
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Michael Scott – Der dunkle Magier (Die Geheimnisse des Nicholas Flamel 2)

Band 1. „Der unsterbliche Alchemyst“
Band 2. „Der dunkle Magier“
Band 3. „Die mächtige Zauberin“
Band 4. „Der unheimliche Geisterrufer“
Band 5: „Der schwarze Hexenmeister“
Band 6: „Die silberne Magierin“
Band 7: The Secrets of the Immortal Nicholas Flamel: The Lost Stories Collection (2021) ISBN 0-593-37690-0; ISBN 978-0-593-37690-4.

Die abenteuerliche Jagd nach dem magischen Buch, mit dem allein Nicholas Flamel sich seine Unsterblichkeit erhalten kann, geht weiter! Flamel und die Zwillinge Josh und Sophie sind nun in Paris gelandet, der Geburtsstadt Flamels. Nur ist Nicholas´ Heimkehr alles andere als friedlich, denn Dr. John Dee – der dunkelste aller dunklen Magier – hat in Paris in dem skrupellosen Niccolò Machiavelli einen gefährlichen Verbündeten. Dee und Machiavelli beschwören nicht nur alle Mächte der Unterwelt, es gelingt ihnen auch noch, Josh auf ihre Seite zu ziehen und Zwietracht zwischen den Zwillingen zu säen. Höchste Zeit, dass Sophie in der zweiten magischen Kraft ausgebildet wird: der Feuermagie. Und es gibt nur einen in Paris, der sie darin ausbilden kann: der Graf von Saint-Germain – Alchemist, Abenteurer und Geheimagent! (Verlagsinfo)

Das Buch eignet sich für jugendliche Leser ab 14 oder 15 Jahren, aber mein zwölfjähriger Neffe hat damit ebenfalls keine Schwierigkeiten.

Michael Scott – Der dunkle Magier (Die Geheimnisse des Nicholas Flamel 2) weiterlesen

Michelle Paver – Wolfsbruder (Chronik der dunklen Wälder 1)

Die Wälder vor 6000 Jahren erstrecken sich von einem Ende der Welt zum anderen, voller lebendiger Seelen – außer einer … Der zwölfjährige Torak erhält von seinem sterbenden Vater den Auftrag, den Berg des Weltgeistes zu suchen. Nur so kann die böse Macht aufgehalten werden, die in den Wäldern für Angst und Schrecken sorgt.

Zusammen mit einem jungen Wolf macht sich Torak auf den Weg, um seine gefahrvolle Aufgabe zu erfüllen. Er stößt auf Feinde, doch zum Glück findet er in Renn auch eine verlässliche Freundin. Nur gemeinsam kann es ihnen gelingen, die Prophezeiung vom Auftrag des „Lauschers“ erfüllen.

Die Autorin

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Brian Selznick – Die Entdeckung des Hugo Cabret. Graphic Novel


Entdeckt: ein verlorener Schatz der Filmgeschichte

Paris 1931. Hugo Cabret wächst als Waisenjunge auf. Er ist Wächter der Uhren und Dieb auf einem Pariser Bahnhof. Als er die Aufmerksamkeit eines exzentrischen Mädchens und ihres bärbeißigen Großvaters erregt, sind seine Existenz im Verborgenen und sein größtes Geheimnis in Gefahr.

Eine geheimnisvolle Zeichnung, ein liebevoll gehütetes Notizbuch, ein gestohlener Schlüssel, ein mechanischer Mann und eine verborgene Botschaft von Hugos verstorbenem Vater markieren den Pfad, auf dem wir nach und nach zu Hugos gehütetem, zartem und faszinierendem Geheimnis vordringen dürfen. (abgewandelte Verlagsinfo)

Der Autor

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John Flanagan – Die brennende Brücke (Die Chroniken von Araluen 2)

Action-Fantasy: Agentenabenteuer mit Entscheidungsschlacht

Sein ganzes Leben hat der 15-jährige Waisenjunge Will davon geträumt, ein Ritter zu werden wie sein Vater. Weil er aber zu klein und schmächtig ist, wird er dem geheimnisvollen Waldläufer Walt als Lehrling zugeteilt. Als das Königreich Araluen von einem altem Feind und dessen ungeheuerlichen Kreaturen angegriffen wird, muss Will sich bewähren und stellt fest, dass das Leben eines Waldläufers viele Herausforderungen, aber auch besondere Möglichkeiten birgt …

Band 2: Der Angriff Morgaraths geht weiter, doch die Waldläufer wissen nicht, wo. Will ist bereits einige Zeit bei den Waldläufern König Duncans, die sowohl Krieger als auch Späher und Agenten sind. Da schickt sein Lehrmeister Walt den jungen Bogenschützen auf eine Mission in das entlegene Nachbarland Celtica. Aber Celticas Dörfer und Kupferminen liegen ausgestorben da. Doch mitten in der Wildnis erhebt sich eine gigantische neue Brücke über einer Schlucht, die das Land Morgaraths begrenzt. Sie wurde offensichtlich erbaut, um heimlich in Araluen einfallen zu können. Wenn Will nicht schnell handelt, ist das Königreich, das Morgarath woanders erwartet, in höchster Gefahr.

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Helen Dunmore – Im Sog des Meeres (Indigo 1)

The Deep Blue Sea

Die beiden Geschwister Sapphire und Conor leben in Cornwall nahe am Meer. Nachdem ihr Vater Mathew Trewhalla möglicherweise spurlos in Indigo, wie die Unterwasserwelt poetisch in einem seiner Lieder heißt, verschwunden ist, fühlt sich Sapphy mehr und mehr in seinem Bann. Mit einem der Mer, die in Indigo leben, erkundet sie diese Welt, doch der Frieden täuscht. Unschuldige Menschen geraten in Gefahr. Sapphy muss sich entscheiden, zu welcher Welt sie gehören will: zu den Mer oder zu ihrem eigenen Luftvolk.

Die Autorin
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Carrie Ryan – The Forest – Wald der tausend Augen

Die Trilogie:

Band 1: „The Forest – Wald der tausend Augen“
Band 2: „The Dead-Tossed Waves“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „The Dark and Hollow Places“ (noch ohne dt. Titel)

Der Wald der tausend Nervtöter

Mary lebt nach einem Holocaust in einer abgeschlossenen Gemeinschaft hinter einem hohen Metallzaun, der die infizierten „Uneingeweihten“ fernhalten soll. Sie verliert zuerst den Vater, dann die Mutter an die Uneingeweihten und muss dem Orden der Schwestern beitreten, um überleben zu können. Doch die Regeln erweisen sich als Lug und Trug. Als ihr Dorf überrannt wird, bleibt ihr nur die Flucht in den Wald der tausend Augen. Doch damit hat die Jagd auf sie erst begonnen, denn hier herrschen die Uneingeweihten. Wird sie ihre Mutter und ihren Vater hier – rechtzeitig – wiedersehen?

Die Autorin

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Madelaine L’Engle – Der Riss im Raum

Zäher, pseudo-religiöser Fantasy-Brei

Meg Murry kann nicht schlafen: Sie macht sich Sorgen um ihren Vater, einen Wissenschaftler, denn er ist seit einem Jahr spurlos verschwunden. Und sie ist zutiefst beunruhigt, als ihr kleiner Bruder Charles Wallace von einer Schar Drachen im Garten erzählt – schließlich ist er schwer krank. Aber die Drachen gibt es wirklich. Sie sind gekommen, Charles Wallace zu retten. Doch damit das gelingt, müssen Meg und ihr Bruder es schaffen, die Echthroi zu besiegen, die alles Sein in der Welt bedrohen…(Verlagsinfo)

Madelaine L’Engle – Der Riss im Raum weiterlesen

Thompson, Kate – Zwischen den Zeiten

_Ins Feenland: Das Geheimnis der verlorenen Socken_

Immer schneller verrinnt die Zeit im früher so beschaulichen irischen Städtchen Kinvara. Helen, die unverheiratete Mutter von John Joseph bzw. JJ Liddy, ist total im Stress, sogar an ihrem Geburtstag. Halb im Scherz wünscht sie sich mehr Zeit. Ihr Sohn verspricht ihr hoch und heilig, er werde ihr Zeit verschaffen, koste es, was es wolle, denn er liebt sie sehr.

Auf einem Botengang gerät er an Anne Korff, die ihm verrät, dass es auf dem Land der Liddys einen Zugang zum Feenreich Tir na nOg gebe. Unversehens gerät er ins Feenreich, doch dort sieht auf den ersten Blick alles genauso aus wie zu Hause. Nur dass alles viel leerer scheint: Wo sind die Leute? Dann trifft er Aengus Og, und der verrät ihm, dass neuerdings auch die Welt der Feen aus den Fugen gerät. Die Zeit vergeht auch hier, und zunehmend schneller.

Wie hängen die beiden Welten zusammen, fragt sich JJ. Und kann er etwas dagegen tun, dass die Zeit bei ihm daheim ab- und bei den Feen zunimmt? Eine alte Familiengeschichte, die Helen ihm erzählt hat, weist ihm den richtigen Weg.

_Die Autorin_

Kate Thompson, 1956 geboren, wuchs in England auf, trainierte Rennpferde in USA, studierte Jura in London und machte ausgedehnte Reisen durch Indien, bevor sie sich in Kinvara im irischen County Galway niederließ. Dort entwickelte sie ihre Leidenschaft für das Fiddlespiel. Sie hat eines ihrer Zimmer in eine Werkstatt umgewandelt, in der sie alte Instrumente restauriert.

Sie schreibt Lyrik, Drehbücher, Romane und Kinder- und Jugendbücher, für die sie bereits zweimal den |Irish Children’s Book of the Year Award| gewonnen hat. Auch „Zwischen den Zeiten“ wurde laut Verlag mehrfach ausgezeichnet.

_Handlung_

Eigentlich wollte JJ nur seiner Mutter Helen einen Gefallen tun, ein Geschenk zu ihrem Geburtstag: genügend Zeit, damit sie nicht mehr so gehetzt aussieht. Auf JJs Bauernhof sind alle so gehetzt, ganz als ob die Zeit immer knapper würde. Sie finden sogar kaum noch Zeit, um Lieder für die Irish-Folk-Music-Abende zu üben, die sie regelmäßig veranstalten. So ein gemütliches Céilí bringt Freunde und Nachbarn zusammen, und das Tanzen scheint JJ ebenso im Blut zu liegen wie das Fiddlespiel. Auch seine Schwester Marian spielt ein Instrument, nur sein Vater Ciaran Byrne spielt keines. Er kümmert sich dafür um das leibliche Wohl der Gäste.

Wieder einmal plant Helen Liddy einen Musikabend bei sich daheim – seit 1935 sind öffentliche Musikabende verboten. Die Kirche hatte gewettert, die Musik sei des Teufels und fördere Unzucht usw. Ja, als JJs Großvater Liddy weiterhin musizierte, soll der Pfarrer von Kinvara sogar so wütend geworden sein, dass er ihm die Querflöte wegnahm. Der Pfarrer ging fort – und ward nie mehr gesehen. Seitdem geht das Gerücht um, JJs Großvater habe den Priester auf dem Gewissen. Schon 15 Jahre ist JJ alt, bis ihm sein Freund Jimmy dieses Gerücht verklickert. JJ ist schockiert. Er hatte seine Familie immer für ohne Tadel gehalten. Und nun das!

Heute, am Samstag, soll JJ seiner Mutter einen Gefallen tun und einen Käselaib, den sie Anne Korff verkauft hat, zu der Nachbarin bringen, die ihn vergessen hat. Als er sich auf sein Fahrrad schwingt, ahnt er nicht, dass er erst in vier Wochen zurückkehren wird.

|Das Tor zum Feenreich|

Anne Korff interessiert sich sehr für alte Geschichte und irische Folklore, und so dauert es nicht lange, bis sie JJ fragt, ob er denn wisse, dass auf dem Land der Liddys eine Erdkammer liege. Eine Erdkammer – was soll das sein? Das sind Kammern unter Steinkreisen oder ähnlichen alten Kultstätten, von denen es in Irland über 45.000 Stück gebe. Und so eine Erdkammer könne ein Durchgang ins Feenreich sein. Sie wolle ihm eine zeigen.

Dort unten ist es dunkel und eng und stickig. Doch als die nette Nachbarin in einer Wand verschwindet, hat JJ ihre volle Aufmerksamkeit. Da kehrt sie wieder zurück. Ob er mutig genug sei, nach der Ursache für die verschwundene Zeit zu suchen, fragt sie ihn. Aber es ist sein voller Ernst: Er will seiner Mutter die verlorene Zeit zurückbringen. Sie nimmt ihn an der Hand und zieht ihn mit sich durch die Wand …

In ein grünes Land, in dem es keinen Menschen weit und breit zu geben scheint. „Willkommen in Tír na nOg, dem Land der Ewigen Jugend“, begrüßt sie ihn. Doch weitergehen muss er allein, da könne sie ihm nicht helfen. Ja, schon gut, meint er und beruhigt sich, er werde in wenigen Minuten wieder zurück sein. Als sie wieder verschwindet, schlendert er gemütlich in ein Dorf am Meer, das auf den ersten Blick verlassen erscheint. Doch da ist eine Ziege und ein Mann, der ihr nachjagt. JJ kennt sich mit Ziegen aus, denn aus ihrer Milch macht seine Mutter ihren herrlichen Käse. So hat er das Tier schnell eingefangen und dem erfreuten Mann gegeben. Als nächstes begegnet er einem grauen irischen Wolfshund, doch der ist schwer verletzt – das Hinterbein hängt nur noch an ein paar Sehnen. Mitleidvoll streichelt JJ das große Tier.

Aus der Dorfkneipe hört er Musik, und das ist genau sein Ding, damit kennt er sich aus. Er verrät, was er hier eigentlich will: Er will Zeit kaufen, denn offensichtlich haben die Leute hier mehr als genug davon. Keiner verzieht eine Miene ob dieses ungewöhnlichen Ansinnens. Was er denn dafür auszugeben bereit sei? Nun, leider kann er mit zehn Euro hier keine Zeit kaufen, und auch sein Taschenmesser ist hier wenig wert. Da hat er die rettende Idee: Er kann ihnen ein paar Lieder vorspielen, und das klappt auch vorzüglich, doch als sie ihn darum bitten, ihnen zu verraten, wie das Stück „Dowd’s Number Nine“ anfängt, will es ihm ums Verrecken nicht einfallen. Pech gehabt. Zeit gibt’s heute keine.

Da tritt der schöne Aengus Og ein, ein junger Mann, der es faustdick hinter den Ohren hat, wie JJ schon bald feststellt. Aber Aengus ist sehr freundlich und verrät ihm wenigstens, was hier eigentlich los ist. Aengus kennt das Land der „Ploddies“, wie er die nach Irland eingewanderten Menschen nennt, ziemlich gut. Er besuche es hin und wieder, erzählt er. (Aber er verrät JJ nicht, dass er seine Großmutter kannte.) Und er könne durchaus ebenfalls beobachten, dass drüben die Zeit tatsächlich schneller verrinnt. Und rate mal: Im Feenreich verrinnt sie nun ebenfalls, obwohl das doch eigentlich gar nicht sein dürfe. Denn wie sonst könnte dieses Land das „Land der Ewigen Jugend“ sein, hm? Das leuchtet JJ ein, und allmählich versteht er, dass die Feen ein Problem haben. Eigentlich das gleiche Problem wie seinesgleichen, nur auf der anderen Seite der Medaille.

„Also, was gibt es dagegen zu tun?“, fragt er Aengus. Nachdem Aengus ein wenig über Wechselbälger erzählt hat – wo sonst bekommen Unsterbliche ihre Kinder her -, beschließt er, nach der dünnen Stelle in der Zeithülle zu suchen, wo JJ neulich Feenmusik gehört hat. Und das ist ganz oben auf dem Eagle’s Rock. Und dann … tja, dann müssten sie wohl seinen Vater um Rat fragen, meint Aengus. Wie jeder gebildete Junge in Irland weiß JJ, dass der Vater von Aengus Og der Dagda ist. Und der Dagda ist Vater aller irischen Götter.

Zusammen mit dem verletzten Hund Bran machen sie sich auf eine Expedition, die JJs Mutter die verlorene Zeit zurückbringen wird.

_Mein Eindruck_

Was für ein zauberhaftes Buch! Für einen Irlandfreund wie mich ist die Geschichte ein gefundenes Fressen, denn irischer kann eine Geschichte kaum noch werden. Die Kapitel, von denen keines länger als fünf Seiten lang ist, fliegen nur so vorüber. Jedes wird mit den Noten für ein passendes Musikstück abgeschlossen, als wäre es ein Kommentar oder die Musikbegleitung. In diese Hinsicht handelt es sich um ein sehr musikalisches Buch. Und um den Musikfreund zu belohnen, liefert die Autorin nicht nur zwei oder drei eigene Stücke, sondern auch am Schluss die Noten zu dem gesuchten Lied „Dowd’s Number Nine“. Na, wenn das keine Motivation ist!

Die Geschichte hört sich vielleicht für den einen oder anderen Leser wie Michael Endes Märchen „Momo“ an, doch Kate Thompson brauchte überhaupt keine modernen Vorbilder, denn aus dem schier unerschöpflichen Vorrat an irischen Sagen, Märchen und Legenden brauchte sie nur nach der Geschichte von Óisin zu greifen.

|Die Geschichte Óisins|

Óisin brachte auch eine unbestimmte Zeit im Feenreich zu, um mit seiner Feengeliebten zusammen zu sein, wollte aber dann wieder zurück. Sie warnte ihn vergeblich, und als Óisin in die Lande der Sterblichen zurückkehrte, waren Jahrhunderte vergangen. Unbeschadet ritt er auf einem Feenpferd durch die Lande, seine Verwandten und Lieben suchend. Doch als er aus Versehen den Boden dieser Erde berührte, zerfiel auch er zu Staub, wie es das Schicksal aller Sterblichen ist. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. (Ich könnte auch die Geschichte von Thomas the Rhymer anführen, aber die kommt aus Wales.)

|Der wandernde Aengus|

Und dann gibt es in den westlichen Grafschaften Irlands immer noch viele Geschichten über die Feen und ihr Land der Ewigen Jugend. Manche Leute sprechen sogar noch Gälisch, die alte Sprache der Kelten, und es werden immer mehr, seit das Irish Revival Ende des 19. Jahrhundert mit William Butler Yeats und seinen Freunden begann (der übrigens ein wunderbares Gedicht über den wandernden Aengus schrieb). Das Feenland liegt praktisch vor der Haustür, und wer nur den Durchgang findet, kann mit den anderen Wesen Bekanntschaft machen – mit einer gewissen Vorsicht.

Keine Zeit, keine Zeit!

Aber seit es der EU beigetreten ist, erlebt Irland einen irrsinnigen wirtschaftlichen Aufschwung, wird sogar als „Celtic Tiger“ bezeichnet, analog zu den asiatischen Tigern. (Zu diesen Begriffen liefert das Glossar hervorragende Erklärungen.) Weil aber alle so viel zu tun haben, haben sie immer weniger Zeit. Oder kommt ihnen das nur so vor? Zeit ist ja so furchtbar subjektiv. Ein Tag mag 24 Stunden haben, aber nur wenn man ihn genießen kann, kommt er einem auch ausgefüllt vor. Und das mit dem Genießen ist schwierig geworden, denn alle sind im Stress.

Deshalb ist die Musik so wichtig geworden. Man kann den Verlauf der Zeit vergessen und ganz zur eigenen Identität finden, indem man die eigenen Lieder spielt, und Gemeinschaft finden, indem man die Lieder anderer spielt. Zu schade, dass die Musik an öffentlichen Orten verboten ist. Man muss schon U2 heißen, um ein Rockkonzert genehmigt zu bekommen, aber wenn man nur Liddy heißt und auf dem eigenen Bauernhof spielen will, bekommt man eins auf die Mütze. Unfair!

|Die Garda|

Es gibt Leute, die Gesetze durchsetzen, zum Beispiel auch die Sperrstunde. Sie sind als Polizisten bekannt, auf Gälisch Garda genannt. Nun gibt es aber in Kinvara, wo die Geschichte von Helen und JJ spielt, einen neu eingestellten Polizisten, der es mit den Gesetzen nicht so genau zu nehmen scheint. Seinen Boss macht das natürlich wütend, aber hey, was kann man tun, wenn einem das Notizbuch in die Waschmaschine gerät, ausgerechnet das Notizbuch, in dem er alle Gesetzesbrecher des Pubs von letzter Nacht aufgeschrieben hatte!

Und dieser neue Polizist zeigt noch mehr interessante Seiten: Er spielt selbst Musik und kennt Stücke, von denen die anderen Musiker (und in Kinvara gibt es deren viele) noch nichts gehört haben. Natürlich muss sich auch der neue Polizist an der Suche nach dem verschwundenen JJ beteiligen, die zunächst ergebnislos verläuft. Vier Wochen ist der Bengel weg, keiner hat ihn gesehen – noch nicht einmal Anne Korff rückt mit der Sprache raus, denn sie hat ihn schließlich ins Feenreich geführt. Man würde sie verrückt erklären, wenn sie verriete, was wirklich passiert ist. Als sie selbst rüberging, wurde sie von Aengus in die Irre geschickt.

|Der Schlüssel|

Zum Glück gelingt es JJ, das Problem der Zeit-Verschiebung zu lösen. Er muss natürlich wieder unter die Erde, in ein Grab, genauer gesagt. Denn der Schlüssel zur Gegenwart liegt in der Vergangenheit begraben. Da ihm seine Mutter von ihrer Familie erzählt und ihm Fotos gezeigt hat, weiß er nun, mit wem er es zu tun hat, als er in dem Grab auf einen seltsamen Mann trifft, der sehr wütend ist und einen wahnsinnigen Plan ausgeheckt hat, um die Musik ein- für allemal aus Irland zu vertreiben …

_Unterm Strich_

Kein Wunder, dass dieses wundervolle Buch mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde, obwohl es im Original den unscheinbaren Titel „Der neue Polizist“ trägt. Die Autorin offenbart ein tiefes, intuitives Verständnis für den Feenglauben einerseits und die irisch-keltische Mythologie andererseits.

Aber sie ist in der Lage, beides aus dem Blickwinkel eines gegenwärtigen Bewohners der Insel zu betrachten, wo Handys, das Internet und moderne Verkehrsmittel an der Tagesordnung sind. Dass JJ auf einem Bauernhof aufwächst und mit dem Bus zur Schule fahren muss, sagt schon viel über seine Provinzialität aus. Aber das kann er zu seinem Vorteil ummünzen, wie sich herausstellt. Ein Stadtjunge hätte mit den Feen sicherlich so seine Probleme.

Das Buch ist humorvoll, bewegend und voller Liebe für die irische Musik und ihre berühmten Interpreten. Diese scheint die Autorin alle persönlich beim Namen zu kennen, und wer ihr Hobby, das Fiddlespiel, berücksichtigt, der kann das gut nachvollziehen.

Alles in allem ein Buch, das in jedes Jugendzimmer gehört, und in die Bibliothek von Freunden Irlands und irischer Musik sowieso.

Wem dieses Buch gefällt, dem empfehle ich u. a. Lord Dunsanys Fantasyroman [„Die Königstochter aus Elfenland“,]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3608875190/powermetalde-21 das bei |Klett-Cotta| erhältlich ist. Es wurde auch vertont, doch die Platte „The King of Elfland’s Daughter“ ist wahrscheinlich nicht mehr zu bekommen.

|Originaltitel: The new policeman, 2005
318 Seiten
Aus dem irischen Englisch von Kattrin Stier|
[Verlagsspezial zum Buch]http://www.randomhouse.de/specialskids/thompson__zwischendenzeiten/
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

Paver, Michelle – Seelenesser (Chronik der dunklen Wälder 3)

_Spannende Vorzeit-Fantasy für Jung und Alt_

Die Wälder vor 6000 Jahren erstrecken sich von einem Ende der Welt zum anderen, voller lebendiger Seelen – außer einer … Der 12-jährige Torak, seine Freundin Renn und ein junger Wolf haben die Welt von einem gefährlichen Dämon befreit und auf den Inseln des Robbenclans einen Seelenesser, einen bösen Schamanen, getötet.

Zusammen mit Wolf und Renn jagt Torak in den Wäldern des Rabenclans, bei dem er eine neue Heimat gefunden hat. Da kehrt Wolf nicht von der Jagd zurück. Alle Spuren deuten darauf hin, dass Wolf von den dunklen Schamanen, den Seelenessern, entführt worden ist. Gemeinsam mit seiner Freundin Renn begibt sich Torak ohne zu zögern auf eine lebensgefährliche Suche ins ewige Eis und zu einer direkten Konfrontation mit jenen Schamanen, die schon seinen Vater töteten …

_Die Autorin_

Michelle Paver wurde als Tochter einer Belgierin und eines Südafrikaners in Zentralafrika geboren und kam als Kind nach England, wo sie heute in Wimbledon lebt. „Als Kind war ich begeistert von Tieren, Mythen und von Geschichten, wie die Menschen früher überlebten. Ich zog mit Pfeil und Bogen los und wünschte mir nichts sehnlicher als einen eigenen Wolf.“

Nachdem sie zunächst historische Romane für Erwachsene – wie etwa „Sophies Versprechen“ – geschrieben hatte, beschäftigte sie sich erneut mit der Geschichte eines Jungen und eines Wolfes, die sie 20 Jahre zuvor verfasst hatte. Die Geburtsstunde von Torak, dem Helden von „Wolfsbruder“, war gekommen. (Verlagsinfo)

„Wolfsbruder“ ist der erste von sechs Bänden der „Chronik der dunklen Wälder“. Darin werden Toraks Abenteuer im großen Wald und sein Kampf gegen die fünf Seelenesser beschrieben. „Wanderer zwischen den Welten“ ist Band Nr. 2, „Seelenesser“ der dritte Band.

1) Wolfsbruder
2) Torak – Wanderer zwischen den Welten
3) Seelenesser

_Handlung_

Torak jagt mit seiner Freundin Renn in den Wäldern des Rabenclans, bei dem er eine neue Heimat gefunden hat. Torak hat weder Vater noch Mutter, seitdem seine Mutter bei seiner Geburt starb und sein Vater das Opfer eines Dämonenbären wurde. Als schutzloser Junge wurde ein ebenso junger und unerfahrener Wolf sein bester Gefährte und er kann sich mit ihm in der gemeinsamen Wolfssprache verständigen. Wolf und Torak gehören geistig dem gleichen Rudel an, in dem Torak der Leitwolf ist. Und Torak hat herausgefunden, dass er selbst ein Seelenwanderer ist, der sich geistig in andere Wesen versetzen kann. Ein Erbe seines Vaters, der ein Schamane war?

|Wolf verschwindet|

Unter einem Baum findet Torak die Feder einer Adlereule im Schnee – ein böses Omen, das Unheil verkündet. Da verschwindet Wolf auch schon spurlos. Nur die Spuren seiner Entführer sind zu finden. Haben sie Toraks Rudelgefährten getragen? Ja, da sind Schlittenspuren. Sie führen nach Norden. Und wenig später haben Wolfs Entführer auch einen Otter und einen Luchs gefangen – alles Jäger, wie Torak auffällt. Was haben diese Entführer vor? Sind es etwa gar … Torak wagt den Gedanken kaum auszusprechen.

|Eine unheimliches Rätsel|

Mit wachsender Verzweiflung drängt Torak Renn zum Weitergehen, und nur einmal gibt er anderen Menschen eine Botschaft für Fin-Kedin mit, den Anführer des Rabenclans und Renns Onkel. Sie stoßen auf einen alten Streuner, der halb blind durch den Schneewald tapert, aber dennoch mit dem Steinmesser überraschend flink ist. Torak muss ihm sein Feuer-Zeug geben, aber dafür bekommt er eine rätselhafte Auskunft: „Schwarzes Eis, weiße Bären, rotes Blut! Sie suchen das Auge der Natter!“

Schon allzu bald müssen Renn und Torak erfahren, wie sich so ein Rätsel lösen kann. Sie geraten in einen Schneesturm, sobald sie den schützenden Wald verlassen, und nur ein Bewohner des arktischen Nordens rettet ihnen das Leben. Inuktiluk gehört zum Eisfuchsclan, und zu dessen Lager bringt er die beiden halberfrorenen Jugendlichen. Aber auf dem Weg werden sie von einem Eisbären angegriffen, und niemand kann einem drei Meter großen Raubtier wie diesem standhalten. Wenigstens kann Torak die Schlittenhunde retten.

|Am Eismeer|

Der Eisfuchsclan ist äußerst freundlich zu ihnen, denn die Seherin des Clans hat ihre Ankunft bereits vorhergesehen. Sie werden aufgepäppelt, mit tauglichen, warmen Kleidern versehen sowie mit Proviant und Booten. Inuktiluk führt sie zum Eisfluss, dem gefährlichen Gletscher. Der kalbt ständig, so dass die abbrechenden Eisschollen Wellen verursachen, die ein Boot umkippen können. Auch Eisberge schwimmen vor dem Gletscher, die ein lederbedecktes Boot leicht aufschlitzen können. Und schließlich ist da noch das schwarze Eis. Es ist das schlechteste und tückischste Eis, das es gibt, und wer hineingerät, der ist so gut wie verloren.

Als sich Torak und Renn mit ihrem Boot dem Ufer nördlich des Gletschers nähern, erblicken sie einen Berg mit einer charakteristischen Form. Außerdem hat er ein Loch, durch das die Sonne scheint, und vor dem Loch spaltet eine Steinsäule das „Auge der Natter“. Hier leben die Seelenesser. Und hier wartet auch Wolf darauf, dass Torak ihn befreit.

|Das Auge der Natter|

Ein Junge des Eisfuchsclans greift sie an, doch sie können ihn überwältigen. Als ihnen klar wird, dass er als Gehilfe der dunklen Schamanen dienen wollte, schicken sie ihn nach Hause. An seiner Statt verkleidet sich Torak als Eisfuchsjunge und Schamanengehilfe. Während Renn draußen die Stellung hält, begibt sich Torak in die Höhle der Seelenesser.

Er kann zwar Wolf nicht auf Anhieb finden, aber ihm wird schon bald mit Entsetzen klar, was sie vorhaben: Seshru, Thiazzi, Nef und die eulenartige Eostra wollen mit einem magischen Feueropal die Dämonen aus einer Felswand rufen, welche die dünne Nahtselle zur Anderen Welt bildet, in der die Dämonen gefangen sind. Und wenn ihnen die Dämonen gehorchen, wollen sie damit die Clans terrorisieren und unterjochen, um eine einheitliche Form der Verehrung des Weltgeistes durchzusetzen – mit ihnen als priesterliche Herrscher, versteht sich.

Nach dem ersten Opfer, das Torak mit durchführen muss – er kann die Seelenesser täuschen -, scheint sich die bewusste Stelle in der Höhlenwand wie weiches Leder zu spannen. Die Dämonen krallen sich bereits an den dünnwandigen Durchlass, um an das Licht des Feueropals zu gelangen, das sie rasend macht. Es ist sicher nur noch eine Frage kurzer Zeit, bis sie durchbrechen – und auf die nichts ahnende Welt der Clans losgelassen werden …

_Mein Eindruck_

Ich habe auch diesen Teil der spannenden Vorzeit-Saga in kurzer Zeit gelesen. Die Darstellung ist sehr visuell orientiert, vom Dialog getragen und unglaublich detailreich, so dass ich mir die Szenen sehr gut vorstellen konnte. Offensichtlich hat die Autorin ausgiebig recherchiert, was sie schildert. Das bestätigt sie in ihrem erhellenden Nachwort. Außerdem bauen die Fakten wie eine lückenlose Kette aufeinander auf, um schließlich in ein spannendes Finale zu münden. Diesmal ist das Finale anders aufgebaut. Wenn sich Renn und Torak nach der Flucht aus der Höhle in Sicherheit glauben, so haben sie sich gewaltig getäuscht.

Besonders gut gefiel mir, dass sowohl Torak als auch Renn in schier ausweglose Situationen geraten. Die Panik droht sie zu überwältigen, doch es gelingt ihnen, ihren Verstand wieder einzuschalten und so die richtige Lösung für das aktuelle Problem zu finden. Nur an einer Stelle musste ich stutzen. Torak der Seelenwanderer hat seinen Geist – er nennt ihn seine drei Seelen – in den Geist des von den Schamanen gefangenen Eisbären wandern lassen, kommt nun aber nicht mehr heraus. Der Geist des Eisbären ist übermächtig. Dumm gelaufen! In der übernächsten Szene jedoch wird Torak wach und gelangt zu Bewusstsein, ohne jedoch zu erklären, wie ihm dies gelungen sein könnte.

|Über Seelen|

Das Konzept der drei Seelen ist diesmal tragend für die Handlung, und Torak setzt mehrmals seine neu (in Band 2) entdeckte Fähigkeit der Seelenwanderung ein. Dazu muss ich ein wenig mehr erklären, denke ich.

Da der Weltgeist alles umfasst, hat alles in der Natur eine Seele, auch Bäume. Nur der Mensch hat drei Seelen: die Namens-, die Clan- und die Weltgeistseele. Fehlt nur eine dieser Seelen, so erscheint sein Verhalten nicht geheuer, um nicht zusagen, wie das eines Verrückten. Denn sofort fehlt es diesem unvollständigen Menschen an Respekt vor seinen Mitkreaturen, seien es nun Clanmitglieder oder Tiere oder Bäume. Ja, bei manchen kann sich der Wahn dieses „seelisch“ verletzten Menschen gegen ihn selbst richten.

Nun dürfte es nach diesen Ausführungen nicht verwundern, dass es gewissenlosen Schamanen, den „Seelenessern“, gelingen kann, auch Kindern eine Seele zu nehmen und sie durch einen Dämon zu ersetzen, also eine bösartige Seele. Würde sich Torak als Seelenwanderer in sie hineinversetzen, könnte das für ihn äußerst gefährlich sein. Und die Dämonen, welche die Seelenesser aus der Anderen Welt locken, könnten versuchen, Toraks Seele zu übernehmen. Das würde Torak zu einem dämonischen Seelenwanderer machen, der zu fast allen Schandtaten fähig wäre. Zum Glück kann Torak die Seelenesser täuschen, bevor es dazu kommt.

|Zwei Konsequenzen|

Das Seelenkonzept führt dazu, dass unsere beiden Helden sich große Sorgen um ihren Rudelgefährten Wolf machen, der selbstredend ebenfalls über eine Seele verfügt. Interessant ist, dass Wolf seinen „Leitwolf“ beim Wiedersehen nicht mehr erkennt. Etwas stimmt nicht mit den beiden. Einerseits hat sich Torak durch seine Verkleidung und Verstellung in Geruch und Aussehen stark verändern müssen, andererseits hat Wolf sich durch eine Verletzung eine schlimme Krankheit (Wundbrand) zugezogen, die zunehmend seinen Verstand verwirrt.

Die andere Konsequenz hat Renn zum Mittelpunkt. Sie ist bereit, sich für den Erfolg von Toraks Mission gegen die Seelenesser selbst zu opfern. Das wäre natürlich ein Tiefschlag für Torak und ihren Onkel Fin-Keddin, aber was sein muss, muss sein. Sie sieht nur diesen einen Weg, um die Welt vor dem Ansturm der von den Seelenessern losgelassenen Dämonen zu bewahren. Denn Renn hat etwas, das die Dämonen unbedingt haben wollen … An dieser Stelle wird die Handlung hochdramatisch, und deshalb darf nichts weiter darüber verraten werden.

|Zwei Identifikationsfiguren|

Mit Torak und Renn begegnen dem Leser zwei Figuren, mit denen sich Jugendliche beiderlei Geschlechts leicht identifizieren können. Torak ist intelligent und kennt alle Fährten, ist aber nicht gerade vom Glück verfolgt. Außerdem neigt er zu Ungeduld und wirkt mitunter etwas cholerisch. Renn hingegen ist selbstbewusst und eine phantastische Bogenschützin, doch leider kennt sie sich nicht so gut im Wald aus wie Torak – der Rabenclan bevorzugt die Uferzone von Flüssen. Als Ausgleich hat sie medizinische Kenntnisse, denn sie ging in die „Schamanenschule“. Leider läuft zwischen den beiden in romantischer Hinsicht herzlich wenig, wenn sie auch absolut loyal zueinander sind. Davon profitiert jedoch die Action.

Die dritte Hauptfigur bildet Wolf. Er hat nun endlich seinen eigenen Handlungsstrang zugemessen bekommen, und die Kapitel, in denen wir von seinem Schicksal erfahren mögen, zwar kurz sein, aber sie sind dennoch bewegend. Wolf sieht die Welt mit anderen Augen und gibt den Dingen seine eigenen Namen. So heißen Menschen für ihn „Schwanzlose“, und Torak ist demnach für ihn „Groß Schwanzlos“. Feuer ist für ihn „Das-helle-Licht-das-heiß-beißt“ und so weiter. Mit ein wenig Einfühlungsvermögen sollte es jedem Leser gelingen, Wolfs Bezeichnungen zu entschlüsseln.

|Authentisch|

Wie schmeckt ein Hirschherz? Wie riecht Kiefernharz? Welche Steine liegen am Grund eines Wasserfalls? Welcher Blätter- oder Rindenbrei heilt Blutungen, Fieber und Entzündungen? Alle diese Fragen gilt es zu beantworten, um ein realistisches Bild von der Vorzeit um 4000 vor Christus zu präsentieren. Und nur durch zahlreiche Reisen und ein paar kenntnisreiche Bücher, die die Autorin im Nachwort aufführt, ist es ihr gelungen, diesen Eindruck von Realismus zu vermitteln. Diesmal ging es zu vor allem zu den Inuit in Ostgrönland, wo die Autorin den Eisbären studierte. Andere Reisen führten sie nach Manitoba/Kanada, London, wo sie die Raben, und in die rumänischen Karpaten, wo sie die Wölfe beobachtete.

Diese Informationen liefert die Autorin nicht in langen essayartigen Absätzen, sondern integriert sie in die Dialoge der Figuren. So erzählt etwa der Jäger Inuktiluk von den realen Wesen der Arktis, und die Seherin und ihren Freundinnen berichten von den Wesen der Geisterwelt, die nicht weniger real sind.

Diese Fakten stehen nur scheinbar im Widerspruch zu den zahlreichen Praktiken der Religionsausübung durch Raben- und Wolfsclan. Die Menschen können an gute Geister und Totems („Clanhüter“) ebenso glauben wie an böse Geister, also Dämonen. Die Psychologie der Naturreligion ist für beides die gleiche. Es erfordert immer wieder eine Überwindung des eigenen Unglaubens im Leser, wenn er liest, wie sehr sich die verschiedenen Clans als Teil der Natur betrachten. Der Robbenclan in Band 2 etwa fühlt sich von der Gunst der Meermutter abhängig und die Ringelrobbe ist die Clanhüterin, ihr Totem, das sie als heilig verehren. In „Seelenesser“ ist es der Eisbär, der tabu ist.

|Die Landkarten|

… auf den vorderen und hinteren Cover-Innenseiten erleichtern stark die Orientierung. Zudem sind hier die Lebensräume und Lagerstandorte der zahlreichen Clans eingezeichnet. Wer die Namen mit der Geschichte in Beziehung setzt, kann leicht dem Weg folgen, den Torak & Renn nehmen. Der Weg selbst ist nicht eingezeichnet. Das würde wohl eher verwirren als helfen, weil der Weg so verschlungen ist.

Diesmal zeigen die Vorsatzseiten eine neue Karte: den Hohen Norden. Sogar das schwarze Eis ist eingezeichnet. Hier stellte ich eine kleine Ungereimtheit fest: Alle Namen wurden eingedeutscht, nur die Richtungsangabe Osten eben nicht: E steht weiterhin für das englische Wort „East“, und zwar in beiden Karten.

|Illustrationen|

Jedem Kapitel ist eine Vignette vorangestellt. So nennt man kleine Zeichnungen, die ein einzelnes Motiv aus dem folgenden Inhalt darstellen. Der Illustrator John Fordham hat es nicht nur durch reine Strichzeichnung fabelhaft geschafft, Wesen wie ein Hermelin oder einen Raben zum Leben zu erwecken, sondern sie auch noch dreidimensional – also mit Licht, Schatten und Zweigen etc. – in ihrer Umgebung zu präsentieren. Besonders häufig liefern Wölfe das Motiv für diese schönen Zeichnungen.

|Die Übersetzung|

… von Katharina Orgaß und Gerald Jung, die schon für die „Hermux Tantamoq“-Trilogie verantwortlich zeichneten, ist ausgezeichnet gelungen. Viele Ausdrücke, wie etwa „Klamm“ statt „Schlucht“ verraten Fachkenntnis. Das trifft besonders auch für die Namen der zahlreichen Pflanzen zu, etwa für Multebeeren und viele andere. Immer wieder ist mir die Treffsicherheit in den knappen Bezeichnungen positiv aufgefallen. Auch die Korrektheit des Gebrauchs des Verbums „stecken“ findet meinen Beifall. So etwa „steckte“ ein Messer nicht – es „stak“.

Nicht alles wurde komplett übersetzt. Was denn ein „Eisfluss“ ist, kann sich der Leser aber leicht aus dem Geschehen und der Beschreibung erschließen: ein Gletscher. Doch dieses Wort benutzten die Menschen damals nicht und wohl auch nicht die Autorin. Deshalb fanden die Übersetzer es besser, bei „Eisfluss“ zu bleiben. Ist ja auch anschaulicher als „Gletscher“ und macht zudem das Bezeichnete zu etwas mit einer Seele und einem Willen: In allen Flüssen leben Geister, ebenso wie in Bäumen. Daher ist beispielsweise auch die Rede von „Baumblut“ statt von Harz.

Tierkenner möchte ich fragen, ob es richtig ist, wenn man, wie auf Seite 10 zu finden, ein Fell als „gestromert“ bezeichnet. Da heißt es von Wolfs Winterfell, sein „Winterpelz sei grauschwarz gestromert mit fuchsroten Stellen“.

_Unterm Strich_

Für mich steht fest, dass ich die gesamte Saga über die Dunklen Wälder lesen werde. Erstens ist es nun erwiesen, dass die Autorin ihre Qualität konstant aufrechterhalten kann – und der Verlag unterstützt sie darin nach Kräften, wie die Buchaustattung zeigt. Und zweitens zeichnet sich nun eine komplexe Konfliktsituation für die Hauptfigur Torak ab. Die Seelenesser sind sieben Schamanen, und sein verstorbener Vater war einer von ihnen, wie Torak geschockt erfährt.

In Band 2 hat Torak auch erfahren, dass er die seltene Fähigkeit des Seelenwanderns hat. Diese wird von den machthungrigen Schamanen heiß begehrt. Doch war die Frage, ob sich Torak dieser Fähigkeit als würdig erweisen wird – oder wird er sie missbrauchen? Es ist wie mit dem Einen Ring, der Frodo ständig in Versuchung geführt hat. Wir können uns also freuen, dass dass es Torak gelingt, sein Talent nutzbringend einzusetzen. Von mir bekommt das Buch, wie schon „Wolfsbruder“ und „Wanderer zwischen den Welten“, die Höchstwertung.

|Originaltitel: Chronicles of Ancient Darkness – Souleater
316 Seiten
Aus dem US-Englischen von Gerald Jung und Katharina Orgaß|
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/