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Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 3 & 4

_Von Zinkern und Bauchrednern_

Die amerikanische Radio-Krimiserie der 1950er Jahre aus der Feder von Blake Edwards („Der rosarote Panther“) wird von der |Lauscherlounge| wieder zum Leben erweckt und mit bekannten Stimmen als Hörspiel vertont – den Stimmen von George Clooney, Ben Stiller und Reese Witherspoon.

Der smarte New Yorker Privatdetektiv Richard Diamond gerät in seinen abenteuerlichen Fällen an fiese Verbrecher, mysteriöse Mörder und verführerische Frauen. Aber er kehrt immer wieder zu seiner geliebten Helen zurück.

1. Staffel (Dezember 2007):
Fall 1: Die schwarze Puppe
Fall 2: Der braune Umschlag
Fall 3: Der Fall Ed Lloyd
Fall 4: Der Mordauftrag
Fall 5: Der Mord am Barbier
Fall 6: Der Gibson-Fall

2. Staffel (Juli 2008):
Fall 7: Die rote Rose
Fall 8: Der Karussell-Fall
Fall 9: Der graue Mann
Fall 10: Gute Nacht, Nocturen
Fall 11: Der Nachtclub-Fall
Fall 12: Mr. Walkers Problem

_Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher|

Richard Diamond: Tobias Kluckert (dt. Stimme von Tyrese Gibson, Adam Baldwin in „Firefly“)
Helen Asher: Ranja Bonalana (dt. Stimme von Julia Stiles, Renée Zellweger, Reese Witherspoon)
Lt. Walt Levinson: Detlef Bierstedt (dt. Stimme von George Clooney, Bill Pullman, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund)
Sgt. Frazer: Oliver Rohrbeck (dt. Stimme von Ben Stiller, Michael Rapaport)
Sowie Bodo Wolf, Deborah Weigert, Ulrike Lau, Alexander Herzog, Roland Hemmo und Andreas Hosang. Im 4. Fall kommen Santiago Ziesmer, Gisela Fritsch, Ernst Meinke, Uli Krohm, Hans Werner Bussinger und Andrea Aust hinzu.

Regie führte Oliver Rohrbeck, die Musik komponierte Dirk Wilhelm, für Sounds/Mischung/Mastering war Tommi Schneefuß zuständig, die Geräusche trug Jörg Klinkenberg bei, die Aufnahme erfolgte im Hörspielstudio |Xberg|.

Mehr Info: http://www.lauscherlounge.de.

_Der Fall 3: Der Fall Ed Lloyd_

Rick klagt seiner Helen, dass er schon drei Tage ohne Auftrag sei, als eine junge hübsche Frau eintritt und ihn um Hilfe bittet. Sie heiße Gale Lloyd, und ihr Vater Ed sei nach zehn Jahren gerade aus dem Knast entlassen worden. Doch der alte Mann sei verschwunden. Rick erinnert aus seinen Polizeitagen an den bekannten Zocker. Auf dem Revier lässt er sich eine Liste mit Lloyds alten Kontakten geben. Belle Collins, ein ehemaliges Showgirl, erinnert sich mit großer Zuneigung an Ed, und im Nachtasyl stößt Rick auf Louis Gates, der endlich etwas Konkretes liefert. Louis hat Ed gesehen, und der hat ihm gesagt, er habe einen Job bei Frank Morris, in einem Klub namens „Bluebird“.

Von Lt. Walt Levinson erfährt Rick, dass Morris‘ Laden nur Tarnung für illegales Glücksspiel ist. Leider fliegt Ricks Spiel auf, als er sich bei Morris als ahnungsloser Spieler aus Little Rock ausgibt. Ein Gorilla namens Jack nimmt ihn auf der Gasse hinter dem Lokal auseinander. Doch auf Gales Bitte macht er weiter, stellt sich mit Louis vor den „Bluebird“ und erspäht schließlich Ed Lloyd. Dieser geht mit Jack in ein Apartmenthaus. In der Wohnung liegen die gezinkten Karten schon bereit, als Rick mit einem gezielten Schwinger Jack ausschaltet und ein Wörtchen mit Ed redet.

Doch Ed arbeitet für Morris nur deshalb, weil dieser gedroht hat, sonst Gale etwas anzutun. Also muss Rick erstmal ein Wörtchen mit Morris reden …

|Mein Eindruck|

Über Geld wird meist nicht geredet – so auch hier. Rick, der edle Ritter mit dem goldenen Herzen, tut Gale einfach einen Gefallen und führt ihren Papi wieder auf den rechten Weg zurück, auch wenn der, wie man weiß, stets ziemlich schmal und gewunden ist. (Es ist die vergoldete Straße des Bösen, die breit und gerade ist.) Ein amerikanischer Zuhörer hat sicherlich keine Probleme damit, dass Rick vor allem seine Fäuste sprechen lassen muss, um dem Guten zum Sieg zu verhelfen. Die Diskussion über Gewalt verläuft in Amerika in ganz anderen Bahnen als hierzulande.

Apropos häusliche Gewalt. Fällt es unter Gewaltanwendung, wenn eine Frau (Helen) einen Mann (Rick) nötigt, in ihrem holden Heim zu bleiben? Wenigstens muss er ihr diesmal nichts vorsingen …

_Der Fall 4: Der Mordauftrag_

Helens Anruf weckt Rick mal wieder auf, denn das Geschäft geht schlecht. Da tritt ein potenzieller Kunde ein. Er nennt sich Herbert Weatherby und wünscht, dass Rick jemand für ihn umbringt. Einen Kerl namens Danny Denver. Den habe er zwar selbst schon mehrmals selbst getötet, aber er komme immer wieder zurück. Rick ist überzeugt, dass Herbert eine Schraube locker hat. Da eröffnet ihm Herbert, dass Danny Denver seine Bauchrednerpuppe sei, aber eine hinterhältige und grausame. Er müsse sie endlich loswerden. Für 200 Piepen übernimmt Rick den Job. Draußen auf dem Gang hört er das hämische Lachen von Danny Denver …

Herberts feudales Domizil scheint eine Künstlerkolonie zu sein. Ein alter Künstler namens Nat begrüßt Rick, bevor Herberts Adoptivtochter Jean ihn einlässt. Sie ist die Assistentin von Marco, dem Gedankenleser. Auch Margaret, Herberts alte Frau, lebt in ihrem eigenen Zimmer. Das Erste, was sie von Rick will, ist ein Drink. Erst nach dem Abendessen erhält Rick Gelegenheit, zu Herberts Zimmer zu gehen. Schon vor der Tür hört er ihn mit Danny Denver streiten. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, das Bauchrednermonster auf einem Scheiterhaufen im Garten in die ewigen Jagdgründe zu schicken.

Da es schon spät ist und New York weit, übernachtet Rick in diesem Haus. Doch schon um fünf Uhr morgens weckt ihn ein nervöser Herbert Weatherby aus seinen Träumen. Danny Denver sei in Margarets Zimmer! Wie das, fragt sich Rick noch müde, als er in Margarets Zimmer trottet. Da liegt sie – aber jetzt als Leiche – auf ihrem Bett. Und wer hat die Hände würgend um ihren Hals gelegt? Kein anderer als Danny Denver!

|Mein Eindruck|

Das klingt nach einem Fall für den Irrenarzt, und dazu kommt es auch fast. In der ersten Staffel ist dies der einzige Fall, der tiefenpsychologische Einsicht verlangt. Diese Einsicht muss nicht sonderlich tief sein, ist es doch offensichtlich, dass Bauchredner mitunter eine gespaltene Persönlichkeit aufweisen. Aber muss Herbert deswegen auch gleich der Mörder seiner Frau sein? Das wäre zwar ein naheliegender Schluss, aber damit begäbe sich Rick schwer auf den Holzweg.

Daher verfällt er auf eine andere, erfolgversprechendere Methode, um die wahren Verhältnisse im Haus von Herbert Weatherby ans Licht zu fördern. Er lässt alle Künstler ihre Nummer vortragen. Das Ergebnis zeigt schon bald den wahren Mörder. Doch weil Danny Denver immer noch triezt und lacht, fragt Rick schließlich kurzerhand: Wo ist der nächste Scheiterhaufen?“ Dies ist bislang die einzige Folge ohne Epilog, der bei Helen spielt.

_Die Inszenierung_

Es ist schon unterhaltsam, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Reese Witherspoon, Ben Stiller und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Tobias Kluckert, 1972 geboren, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er lieh u. a. Joaquin Phoenix als Johnny Cash in dem Film „Walk the Line“ seine Stimme, ist aber auch die deutsche Synchronstimme von Colin Farrell in „The New World“, von 50 Cent in „Get rich or die tryin'“ und Brian Krause als Leo in „Charmed“.

Kluckert trägt mit seiner Darstellung der Hauptfigur das ganze Hörspiel und macht Diamond zu einem sympathischen Burschen, der tagsüber für Recht und Ordnung sorgt und – meistens, nicht immer – abends zu seiner Herzensdame zurückkehrt. Er will immer cool erscheinen, doch seine Aktionen sprechen eher dafür, dass er seinem Herzen gehorcht, so etwa, als er den Mord an seinem Lieblingsfriseur aufklärt.

Ranja Bonalana, die deutsche Stimme von Reese Witherspoon, spricht Helen Asher und somit zwar eine Nebenfigur, aber eine feste Konstante in der Besetzung. Die Wortgeplänkel, die sich Helen mit Diamond liefert, gehören zum Feinsten, das Blake Edwards je geschrieben hat. Leider sind sie allzu kurz, denn sie gehören nicht zum jeweiligen Fall. Ich habe nie herausbekommen, was Helen Asher tagsüber macht. Wahrscheinlich füttert sie die Katze.

|Geräusche|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Wir hören also sowohl Straßenverkehr und Hintergrundstimmen als auch altmodisches Telefonklingeln und Nebelhörner usw. In den diversen Wohnungen sind Standuhren, miauende Katzen (bei Helen) und natürlich Türen zu hören.

|Musik|

Die Musik von Dirk Wilhelm fungiert meist als Pausenfüller, um so die Szenen voneinander zu trennen, aber auch um die Stimmung der nächsten Szene einzuleiten. Der Musikstil erinnert an nichts so sehr wie an die Filmmusik von [„L.A. Confidential“. 1187 Zu hören sind also gedämpfte Trompeten oder Posaunen, eine gedämpftes Klavier und sehr dezente Streicher. Von Jazz kann also keine Rede sein, vielleicht sollte man einfach nur von „Cool“ sprechen.

Die Ausnahme von dieser Regel sind Ricks selbst vorgetragene Stücke, die er am Klavier für seine Helen spielt.

_Unterm Strich_

Nach dem Erfolg von „L.A. Confidential“ und [„Die schwarze Dahlie“ 3353 feiern Nostalgie-Krimis wieder Erfolge. Andere Hörverlage haben dies mit diversen Serien – Lester Powells Damen-Krimis, Stahlnetz, Tatort, Derrick, Dr. Mabuse, Francis Durbridge u. v. a. – vorexerziert. Höchste Zeit also, dass auch Lübbe Audio so etwas Entsprechendes in sein Angebot aufnimmt.

Im dritten Fall beweist sich Rick Diamond nach den Actionszenen von Fall 1 und 2 erstmals als der weiße Ritter, der er in Wahrheit ist. Er sucht den alten Zocker, um ihn und seine Tochter vor dem Sumpf des Verbrechens zu bewahren. Und im Fall Nr. 4 zeigt sich Diamond von seiner humorvollen Seite, als er den Fall des halb schizophrenen Bauchredners nicht gleich von sich weist, sondern ihm vielmehr mit Gespür nachgeht und zu einem Abschluss bringt, der beim Hörer einen Aha-Effekt auslöst. Natürlich bewegt sich auch dieser Fall am Rande der Plausibilität, aber darum geht es in den meisten Fällen, die Diamond übernimmt, sowieso nicht.

Das Hörspiel ist von Rohrbecks |Lauscherlounge| sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der abwechslungsreichen Handlung etwas Filmglamour. Da „L.A. Confidential“ einer meiner Lieblingsfilme ist, konnte ich mich im Ambiente von Rick Diamond sofort zurechtfinden und die Produzenten brauchten keinerlei Erklärungen zum kulturellen Hintergrund mehr liefern.

Mag sein, dass die Figuren in ihren männlichen und weiblichen Geschlechterrollen recht überholt sind, aber herrje, das sind die Karl-May-Geschichten schließlich auch, und doch werden sie weiterhin von Millionen Lesern und Zuschauern verschlungen. Helen Asher ist keineswegs das häusliche Heimchen am Herd, sondern sie weiß ihren Rick durchaus zu nötigen, ihr zu Gefallen zu sein. Die Katze im Hintergrund ist nicht umsonst ihr Haustier, denn es heißt, Katzen seien unabhängig. Diese Rollenbilder sind also weit entfernt von der moralischen Korruption, die in den Noir-Filmen der dreißiger und vierziger Jahre gespiegelt wurde.

|Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Wilhelm
60 Minuten auf 1 CD|

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Meyer, Kai / Maetz, Stefan / Berling, Simon / Hagitte, Christian – Vatikan-Verschwörung, Die

_Der Herr der Einfälle …_

wurde Kai Meyer dereinst von |Sat.1| betitelt, und an Einfällen scheint es dem umtriebigen Federschwinger beileibe nicht zu mangeln, betrachtet man seine muskulöse Bibliographie, die seit 1993 auf über 40 Romane herangewachsen ist, die zusätzlich Hörspiele, Hörbücher und zwei Drehbücher für zwei Filme enthält. Da ich hier nur einen unbefriedigend kleinen Ausschnitt aus Meyers Schaffen beleuchten könnte, lasse ich den Versuch hiermit vollends bleiben und widme mich stattdessen der „Vatikan-Verschwörung“, einer High-End-Hörspieladaption des Romans „Das Haus des Daedalus“.

_Kirchen, Kunst und Killerkardinäle._

Zumindest für die ersten beiden ist Rom bekannt, weshalb Kunstdetektiv Jupiter seinem Job dort in einer alten Kirche nachgeht. Er nutzt die Gelegenheit, um Coralina wiederzutreffen, und da sie keine 15 Jahre mehr alt ist, kann er sich endlich eingestehen, wie hübsch sie ist. Außerdem ist sie selbst zu einer erwachsenen Kennerin des Kunstgewerbes herangewachsen, wie Jupiter spätestens dann feststellen muss, als sie ihm in besagter Kirche einen fantastischen Fund offenbart: 16 Druckplatten, Grundlage für die morbiden „Carceri“-Motive des Künstlers Piranesi. Aber damit nicht genug: Coralina hat eine 17. Druckplatte gefunden, von deren Existenz die gesamte Kunstwelt keine Ahnung hat. Ehe Coralina damit auf illegale Weise ihre knappe Kasse füllen kann, wird sie zusammen mit Jupiter in einen Strudel des Geheimnisvollen gerissen:

Polizei und hohe Würdenträger der Kirche versperren den Zugang zur Kirche, in der Coralina die 16 Platten des Piranesi gefunden hat, aber ehe die beiden unauffällig von dannen ziehen können, fällt ihnen der Straßenkünstler Cristofero ins Auge: Der hockt nämlich seelenruhig auf der Straße und hat ein genaues Abbild der 17. Druckplatte angefertigt! Schnell versuchen sie den Straßenmaler in Sicherheit zu bringen, dumm nur, dass sie dabei vom zwielichtigen Kirchenmann Landini beobachtet wurden.

Ab diesem Zeitpunkt werden Jupiter und Coralina gejagt, entführt und gefoltert, sie dringen in das Herz des Vatikan vor, enthüllen dort interne Zerwürfnisse und schreckliche Geheimnisse, von denen das Geheimnis um die 17 Kupferplatten des Piranesi das beunruhigendste ist, wie sie bald am eigenen Leib erfahren müssen …

_Warum isset im Vatikan so schön?_

Das möchte man fragen, wenn einem der Rahmen der Story ins Auge hüpft. Geheimbünde, Geheimnisse, fiese Folterer im Namen der Kirche, Verschwörungen und Unerklärliches, das alles in den Mixer und gut durchgemanscht. Na, das hatten wir doch schon. Aber halt: Man darf dabei nicht vergessen, dass „Die Vatikan-Verschwörung“ bereits 2000 erschienen ist, unter dem Titel „Das Haus des Daedalus“! Meyer in diesem Zusammenhang Trittbrettfahrerei nachzusagen, wäre daher unfair und schlicht falsch; die große Welle startete in Deutschland erst 2003 mit Dan Browns „Illuminati“.

Ich allerdings habe die Story eben 2007 gehört, zugebombt und gemästet mit diesem Sujet, und das macht es mir verdammt schwer, einen objektiven Eindruck über „Die Vatikan-Verschwörung“ zu äußern. Angefangen hat es überaus atmosphärisch und spannend: Kunstdetektiv Jupiter, herrlich gesprochen von Andreas Fröhlich (u. A. Edward Norton und „Gollum“), führt den Hörer mit seiner angenehmen Stimme in die Story hinein, in der gleich zu Beginn subtile Anzeichen eine mysteriöse Stimmung erzeugen: So regt sich Jupiter darüber auf, dass in Rom nicht mehr alles dort zu sein scheint, wo es sein sollte, und löst mit diesem Eindruck auch bei eingefleischten Einheimischen unbehagliche Zustimmung aus …

Aber auch so entwickelt sich die Story dicht und mitreißend: Hintergrundinfos über Coralina und Jupiter fließen locker in den Spannungsaufbau ein, ohne ihn zu behindern. Als die Druckplatten von Piranesi entdeckt werden, gestaltet sich die Informationssuche der beiden Protagonisten als spannende Schnitzeljagd, die von Verfolgern geprägt ist, von Gefahren und zweifelhaften Verbündeten – schon zu Beginn zeichnet sich ab, dass es sich bei den Druckplatten nicht nur um ein unschätzbar wertvolles Kunstwerk handelt!

Und Meyer setzt der dichten Atmosphäre noch einen drauf: Zwischen den Szenen bollert immer wieder eine herrlich rumpelige Tonbandaufnahme aus den Boxen, auf der Unbekannte mit ängstlichen Stimmen eine Art Expeditionstagebuch führen. Dass die Luft immer schlechter wird, sagen sie, dass ihnen der Abstieg zunehmend körperliche Mühen bereitet und irgendwann übertönen überaus beunruhigende Geräusche die ängstlichen Rufe der Sprechenden … Und genau das fixt den Hörer an und unterstreicht, dass Jupiter und Coralina auf etwas sehr Unheimliches gestoßen sind.

_Flotte Fahrt zu fadem Finale._

Das Problem bei der Sache ist und bleibt allerdings, dass sich für den übersättigten Kirchenthrillerfreund so manche Enthüllung recht unspektakulär anfühlt. Die besagten Geheimbünde sind nichts Neues, und dass Vertreter der Mutter Kirche über Leichen gehen, um Geheimnisse zu bewahren, ist beileibe kein schockierendes Attentat auf das moderne Weltbild mehr. Trotzdem fiebert man mit den beiden Protagonisten mit, denn wer Freund ist und wer Feind, das erkennt auch ein geschultes Thrillerauge (oder -ohr) nicht auf den ersten Blick.

So richtig bei der Stange halten einen allerdings das Geheimnis der 17 Druckplatten und das seltsame Tonband. Leider bekommt der Leser nicht die Antworten, die er sich wünscht – zumindest gilt das für mich. Als Jupiter und Coralina diesen Geheimnissen auf die Spur kommen und nebenbei noch das Rätsel um die seltsamen Ortsverschiebungen in Rom lüften, bleibt ein leicht fader Nachgeschmack. Oh, Fragen bleiben keine offen, aber dummerweise machen die Antworten fast neugieriger, als es die Fragen zu Beginn der Story getan haben. Und das ist für mich der entscheidende Kritikpunkt an der „Vatikan-Verschwörung“.

Dass die Story zu spät auf den Markt gekommen ist, dafür kann Meyer natürlich nichts, aber dass die „Vatikan-Verschwörung“ genau dort mit Ideen geizt, wo sie eigentlich so richtig hätte loslegen können, enttäuscht mich gewaltig. Meyer baut Spannung auf, reißt den Deckel von etwas wirklich Großem herunter, um ihn sofort wieder draufzuknallen, nachdem man einen unbefriedigend kurzen Blick hineingeworfen hat. Verschenktes Potenzial, ein Mystery-Häppchen, auf das kein Hauptgang kommt.

_Professionell angerichtetes Ohrenfest._

Das drückt „Die Vatikan-Verschwörung“ dann auf das Prädikat „unterhaltsam“ herunter. Spaß macht das Hörerlebnis nämlich allemal, die Figuren zeichnen sich zwar nicht durch unauslotbare Tiefen aus, sind aber vollkommen glaubwürdig und echt, die beiden Protagonisten sind sympathisch, die Gegner sind schön hinterhältig und böse. Der Spannungsaufbau ist sauber und der Informationsfluss ist es auch; Meyer hat ein solides Puzzle gebastelt, das man gemeinsam mit Coralina und Jupiter zusammensetzen darf. Es gibt Action, es gibt Fieslinge, es gibt Wendungen, Romantisches gibt es auch und historisch Interessantes sowieso.

Soundtechnisch ist das Ganze obendrein hochprofessionell umgesetzt worden: Bombastische Choräle und Kirchenmusik sorgen für Hollywood-Flair, die Spannungsmusik wurde exquisit ausgewählt und eingesetzt und Hintergrundgeräusche erwecken mit großer Liebe zum Detail römisches Flair, Kirchen- oder Höhlenstimmung.

Selbst Unterhaltungen werden überaus detailliert dargestellt, Stühle knarren, wenn jemand aufsteht, die Stimme des Aufgestandenen wird leiser, wenn er sich entfernt, verrückt sich im Stereobild in der Richtung, in die er unterwegs ist, und wird mit Schrittgeräuschen untermalt. Klasse! Die hervorragend ausgewählten Sprecher tun ihr Übriges, um das sprichwörtliche „Kino im Kopf“ entstehen zu lassen: Wenn Andreas Fröhlich zur Vernunft drängt, kann man das besorgte Gesicht von Julius beinahe sehen; ähnlich ergeht es einem mit Coralina, wenn Antje von der Ahe mit einem koketten kleinen Lachen Zustimmung signalisiert und gleichzeitig zeigt, wie jung und verspielt Coralina eigentlich noch ist. Keine Frage, hier haben absolute Profis den Figuren von Meyer Leben eingehaucht und sorgen für ein Hörerlebnis auf Hollywood-Niveau.

Für kurzweilige Unterhaltung sorgt die Vatikan-Verschwörung also unbedingt; ob man die B-Noten Abzüge verkraften kann, für das überstrapazierte Vatikan-Thema und das enttäuschende Finale, muss der geneigte Mystery-Freund aber selbst entscheiden. Ein Fehlkauf ist diese Doppel-CD aber bestimmt nicht.

|Originaltitel: Das Haus des Daedalus, 2000
158 Minuten auf 2 CDs|
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Rohrbeck, Oliver / Wilhelm, Andrea – Trek nach Westen, Der. Sammelbox Teil 1 – 3

_Westernparodie: wilde Knutschereien und Verfolgungsjagden_

Ein klassischer Western in 3 Teilen: Als der Westen noch wild ist, schließt sich ein junger Ire einem Treck mit dem Ziel Kalifornien an, um sich eine neue Zukunft aufzubauen: Bill Buffalo (sehr irischer Name). Auf dem Ritt lernt er die schöne Helen kennen und heimlich lieben. Aber das gefällt ihrem Vater Taylor Hackford, dem ehrgeizigen Anführers des Trecks, gar nicht. Gemeinsam mit seinem Freund Joe Jackson flieht Bill Buffalo vor Hackfords Rache bis in die Wüste von Mexiko. Können die beiden den wütenden Verfolgern entkommen?

_Die Macher_

Die Aufnahmen des Hörspiels fanden während der Live-Aufführungen der |LauscherLounge| im Jahr 2005 statt. Die Mitwirkenden sind die bekannten Sprecher von Hollywood-Stars wie Richard Gere, Leonardo DiCaprio, Reese Witherspoon (Ranja Bonalana), Ben Stiller (Regisseur Rohrbeck), Jackie Chan, George Clooney (Detlef Bierstedt), Jamie Foxx und „Colt Seavers“, um nur einige zu nennen.

Buch und Konzeption gehen auf das Konto von Andrea Wilhelm und Oliver Rohrbeck, die Geräusche erzeugten Jörg und Peter Klinkenberg, die Musik komponierte Dirk Wilhelm. Für Livemix und Aufnahmen war Stefan Lohr verantwortlich. Regie führte Rohrbeck. Mehr Informationen zum Studio und dessen Angeboten: http://www.lauscherlounge.de.

_Handlung_

Durch das Death Valley in Nevada galoppieren zwei Reiter. Es sind Joe Jackson und Bill Buffalo. Was hat sie nur in diese gottverlassene Gegend verschlagen? Es kann nur an ihren Verfolgern liegen, die von Taylor Hackford angeführt werden, dessen Tochter Helen Bill angeblich verführt hat …

Doch von Anfang an. Alles begann in Little Rock, Arkansas, wo der Landarbeiter Bill Buffalo im Saloon von Taylor Hackford angesprochen wird. Hackford, ein Selfmademan, braucht noch Leute, die seinen Treck nach Westen gegen die Indianer beschützen. Es soll nach Kalifornien gehen, wo der Krösus bereits eine eigene Stadt errichtet hat. Bill ist nicht abgeneigt, aber er braucht in Kalifornien ein wenig Kapital für die Existenzgründung. Null problemo! Wozu ist Hackford nicht auch der Besitzer der Bank von Hackfordville?

Wenig später überlistet Hackford am Pokertisch auch Joe Jackson, einen Cowboy, der seinen Colt schneller zieht als sein Schatten. Leider hat er stets Pech im Spiel, und da er bei Hackford Schulden hat, soll er sie beim Beschützen des Trecks abarbeiten (abzüglich Kost und Logis, versteht sich).

Eine Woche später lernen sie beim Start des Wagenzuges die ausnehmend hübsche und freundliche Helen kennen, und Bill hat keinerlei Skrupel, ihr seine Aufwartung zu machen. Sie hat nur einen Fehler: einen höchst eifersüchtigen Vater mit dem Namen Taylor Hackford! Dieser droht Bill alle Qualen der Hölle an, sollte er seine Finger nicht von seinem Goldschatz lassen. Dabei will der Goldschatz eigentlich gar nicht ins ferne Kalifornien, durchs Gebiet garstiger Indianer. Bill bringt sie schnell auf andere Gedanken …

Bill und Jackson müssen rasch verduften, denn Bill hat Helen Küsse geraubt und Joe Hackford dessen prall gefüllte Portokasse! Eine wilde Verfolgungsjagd beginnt, die unsere beiden Superhelden nicht nur durch Indianergebiet, Wüste und wüste Saloons führen wird, sondern auch ins Banditengebiet von Tucson … Ob Bill wohl seine Angebetete jemals wiedersehen wird?

_Die Inszenierung_

Da die Handlung nur so von Klischees aus sämtlichen Western strotzt, lohnt es sich meines Erachtens nicht, ein weiteres Wort darüber zu verlieren. Alle Figuren sind überzeichnet, wie es sich für eine Western-Parodie gehört. Um unterhalten zu können, muss der Western daher entsprechend amüsant und spannend präsentiert werden. Und dies gelingt dem Live-Hörspiel überraschenderweise sehr gut!

Die schon tausendmal gehörten Sätze, die die Sprecher dennoch immer noch mit Gusto – oder wenigstens halbwegs ernsthaft – vortragen, sind nicht gegen Fehler gefeit, und das macht den besonderen Charme der Live-Aufführung aus: Fast jeder Sprecher macht mal Fehler, jeder wird mal korrigiert, beschwert sich über seltsame Satzkonstruktionen und sogar über einen Druckfehler. Aber das bleibt die Ausnahme, denn dies ist eine Aufführung von Profis in ihrem Fach.

|Musik|

Eine weiterer wesentlicher Beitrag sind Musik und Geräusche. Es war eigentlich zu erwarten, aber als wirklich Ennio Morricones Titelmusik zu „Für eine Handvoll Dollar“ (Teil 1 der Trilogie) aufgeführt wird, breitet sich richtig gutes Western-Feeling aus. „Hey, hey-ho!“ Die obligate Westerngitarre und das Honkytonk-Piano im Saloon ergänzen das musikalische Ensemble, zwischendurch erklingen sogar eine gezupfte Ukulele, ein geblasener Kamm (Kazoo) und – du ahnst es nicht – eine Maultrommel! Aber wenigstens wird nicht gesungen. So kann ordentlich Stimmung aufkommen, mal Richtung Action, mal Richtung Romantik.

|Geräusche und Soundeffekte|

Eine Live-Aufführung eines Western ohne Geräusche wäre wie ein Shakespearestück ohne Dialoge, daher werden die Geräusche massiv eingesetzt. Es gehört einfach zur Untermalung der akustischen Westernkulisse, dass Pferde schnauben und galoppieren (in Stereo!), Schüsse fallen und jede Menge Faustschläge ausgeteilt werden. Dieses spezielle Element setzt die Tonregie (Klinkenberg, s. o.) allerdings derartig inflationär ein, dass es schon wieder entwertet wird.

Nicht zu unterschlagen ist übrigens die „wilde Knutscherei“, der sich Bill und Helen mit Wonne hingeben. Ob dies wieder nur ein Sample oder doch „echt“ ist, lässt sich schwer beurteilen. Es ist jedenfalls Bills und Helens Lieblingszeitvertreib. Es sei denn, ein Baby schreit. Dann heißt es wieder mal à la John Wayne: „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.“ Und das ist in diesem Fall das Windelnwechseln.

Zu den Toneffekten gehören auch Filter. Des Öfteren reiten unsere Helden durch Höhlen und Canyons, so dass sich hervorragend der Hall-Effekt einsetzen lässt. Vor dem Einsatz des Echos ist der Regisseur jedoch zurückgeschreckt.

Sehr lustig ist auch das Verzerren von menschlichen Stimmen. Es ist zwar nicht gerade Micky Maus, der da erklingt, aber Polly, Molly und Nelly sind nicht weit davon entfernt, in entsprechenden Stimmlagen zu kieksen. Wer genau auf die im Booklet abgedruckte Sprecherliste schaut, wird entdecken, dass der Regisseur Oliver Rohrbeck vier Rollen spricht und seine „Polly“ ist definitiv weiblich!

Außerdem tritt er als Erzähler auf, um die einzelnen Szenen miteinander zu verbinden. Da das gesamte Hörspiel in drei Akte aufgeteilt ist, ist es zudem seine Aufgabe, am Beginn eines jeden Aktes die Rückblende vorzutragen. In Teil 2 ist sie neun Minuten lang, in Teil 3 schon zehn Minuten. Dadurch wird die reine Spielzeit von rund 68-69 Minuten entsprechend verlängert. Zwischen den drei Akten soll man sich wegen dieser Länge eine gehörige Verschnaufpause gönnen. Besonders im dritten Akt erwartet den Hörer ein verzwickter Handlungsverlauf mit häufigen Szenenwechseln, der hohe Aufmerksamkeit fordert.

Ich könnte jetzt anfangen, noch einzelne Sprecher und Sprecherinnen sowie ihre „stimmsynchronen“ Pendants aus Hollywood (Clooney, Witherspoon, DiCaprio) hervorzuheben, aber das wäre unfair gegenüber den nicht erwähnten Sprechern. Das gesamte Ensemble legt sich unheimlich ins Zeug, um die beste Wirkung zu entfalten. Und wenn mal wieder alle Faustschläge ausgeteilt sind und die „wilde Knutscherei“ die Gemüter erhitzt hat, ist dem Gesamtensemble und nicht bloß Einzeldarstellern der rauschende Applaus sicher – das ist ebenfalls zu hören.

Die Aufnahmequalität der Aufführung ist durchaus annehmbar, und wie gesagt, gibt es auch Stereoeffekte. Man muss sich das Ganze aber als Liveaufführung vorstellen und gegenüber einer Studioaufnahme entsprechende Ansprüche zurückschrauben.

_Unterm Strich_

Mir haben der erste und der zweite Teil am meisten Spaß gemacht. Ich beging den Fehler, vor Teil 3 keine Verschnaufpause einzulegen und verlor zwischendurch ein wenig den Überblick über die durch viele Szenenwechsel relativ verzwickte Handlung. Der Epilog ließ aber an Einfachheit und Verständlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wer schon immer mal George Clooney, Reese Witherspoon und Leonardo DiCaprio in einem Western hören wollte, kommt hier voll auf seine Kosten.

Dies ist eine Westernparodie und folglich nicht ernst zu nehmen, aber man kann trotzdem seinen Spaß daran haben, wie das Beispiel „Der Schuh des Manitu“ gezeigt hat. Im Gegensatz zu Bullys Film werden hier aber keinerlei Indianer veräppelt, sondern ganz im Gegenteil tritt ein Medizinmann als Heiler auf, um unseren Lieblingshelden Bill Buffalo wieder auf die Beine zu bringen. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen. Vielleicht hätte sich sogar Pierre Brice darüber gefreut, dem bekanntlich Abahatschi als Winnetou-Karikatur völlig gegen den Strich ging.

Im Gegensatz zu den sonst so erhältlichen Hörspielen zeichnet sich diese Aufnahme durch die lebhafte Live-Atmosphäre aus. Dazu gehören aber auch, dass Fehler auftreten und sich die Sprecher manchmal wiederholen oder über Druckfehler im Skript beschweren. Aber Toneffekte und Musik sind vom Feinsten, so dass eine gute Westernstimmung aufkommt. Wer solche humorvollen Hörspiele ebenso wie Live-Aufführungen mag, der sollte hier zuschlagen.

|228 Minuten auf 3 CDs|
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lauscher news

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Im Land des Vampirs (Folge 38)

_Story_

John Sinclair ist es von Beginn an nicht geheuer, dass der zwielichtige Privatdetektiv Jan Ziegler ihm einige unglaubliche Enthüllungen offenbaren möchte. Dennoch lässt er sich auf dessen Einladung ein und folgt ihm ins Kosmetik-Labor der Firma Fariac Cosmetics. Dort hat Ziegler kürzlich ein seltsames, abstoßendes Mosaik aufgespürt, das ganz und gar nicht mit dem Image der Firma zu vereinbaren ist. Und dann geschieht es: Sinclair verschwindet im Mosaik, und während Ziegler noch ungläubig nach seinem Zweckverbündeten sucht, wird er auch schon hinterrücks erstochen und anschließend in der Themse ‚entsorgt‘.

Derweil traut der Geisterjäger seinen Augen nicht; er wurde mittels eines merkwürdigen Portals ins 17. Jahrhundert teleportiert und muss dort direkt seinen Mann stehen, als eine Zigeunerfamilie von einem Söldnerheer gehetzt wird. Es handelt sich dabei um die Familie Marek, die John alsbald in Verbindung mit seinem alten Gefährten Frantisek Marek bringt, mit dem er einst Draculas Sohn pfählte. Und diese Verbindung scheint sich immer mehr zu bestätigen, als Sinclair von der Existenz des Vampirgrafen Fariac erfährt, der die Menschen unterdrückt und Leute aus der Unterschicht gnadenlos unterwirft.

Gemeinsam mit Ilona und Stephan Marek begibt er sich auf die Suche nach dem vermissten Sprössling Karel, dem einzig verbliebenen Hoffnungsträger und Stammhalter der Familie. Doch schneller als befürchtet geraten sie erneut ins Kreuzfeuer der Blutsauger und deren Anhänger. Und während man im London der Jetztzeit vergeblich nach Sinclair fahndet, muss dieser seine Qualitäten ohne die bekannten Hilfsmittel im Deutschland nach dem 30-jährigen Krieg unter Beweis stellen. Allerdings scheinen die Gegner dieses Mal geradezu unbezwingbar.

_Persönlicher Eindruck_

Wow, kaum zu glauben, dass es dem Regie-Team der Sinclair-Hörspiele immer wieder gelingt, einen echten Meilenstein – und als solchen möchte ich die grandiose, vorangegangene Folge [„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 einfach mal bezeichnen – noch einmal zu übertreffen. Zwar sollten vorschnelle Urteile bei einem Dreiteiler, wie er mit „Im Land des Vampirs“ gerade erst eröffnet wird, immer mit Vorsicht zu genießen sein, doch birgt alleine die erste Episode dieser neuen Trilogie schon ein derartiges Potenzial, dass die Spannung schon in der Anfangsphase der Riesenstory ins Unermessliche steigt.

Dabei ist der Hintergrund der Handlung alles andere als innovativ, schließlich gibt es Geschichten über unfreiwillige Zeitreisen selbst in diesem Metier wie Sand am Meer. Doch alleine schon durch die geschickte Verknüpfung mit vorherigen Hörspielen (in diesem Falle wird [„Der Pfähler“ 2019 aufgegriffen) zeigt sich wiederum die Brillanz, die Dark beim Verfassen seiner Vampirromane an den Tag legt. So ist „Im Land der Vampire“ neben der spannenden Hauptstory mit vielen Aha-Effekten und Déjà-vu-Erlebnissen angereichert worden, deren bloße Existenz das Hörspiel nicht bloß allgemein bereichert, sondern auch eine stetig wachsende Begeisterung auslöst, die sich zunächst ganz unabhängig vom neuen Plot entwickelt, in Kombination mit den frischen Ideen dann aber regelrecht zur Euphorie führt. Darüber hinaus kann die neueste Episode mit einer ganzen Reihe humorvoller Situationen aufwarten; so bringt der Protagonist immer wieder einige moderne Redewendungen ein, die an der jeweiligen Stelle ohne das entsprechende Bedeutungswissen gar nicht eingeordnet werden können. Permanent muss er sich letztendlich korrigieren, damit seine Kommentare nicht falsch interpretiert werden und seine bissige Ironie ihn nicht ins Verderben stürzt, was wiederum in mancher Passage gar vernichtende Auswirkungen haben könnte.

Andererseits soll dies nicht bedeuten, der Inhalt würde infolge dessen seine Ernsthaftigkeit verlieren. Das genaue Gegenteil ist nämlich der Fall, denn bisweilen geht es „Im Land des Vampirs“ ziemlich blutig zu, angefangen beim Attentat auf Jan Ziegler über die brutalen Übergriffe der Vampire bis hin zur Ermordung eines Hauptdarstellers. Ab und an wünscht man sich dabei zwar schon, dass man mit den einzelnen Todesfällen etwas seriöser umgehen würde – dies würde der Geschichte dann auch den letzten fehlenden Funken Authentizität verpassen – aber im Zuge der temporeich verlaufenden Ereignisse geht dies schließlich in Ordnung und sorgt ungewollt(?) dafür, dass die Story zu keinem Punkt ein Übergewicht in Sachen Pathos bekommt.

Entscheidend für den wirklich uneingeschränkt überzeugten Gesamteindruck ist indes einmal mehr die wunderbare Atmosphäre. Hier ist es Regisseur Oliver Döring sehr gut gelungen, die Kontraste zwischen den beiden Welten, in denen die Geschichte spielt, hervorzuheben und durch die starke Betonung der Wendepunkte des Geschehens echte Akzente zu setzen. Der überragende Spannungsaufbau scheint daher nur noch Formsache und ist schlussendlich das Sahnehäubchen eines brillanten Eröffnungshörspiels einer sehr viel versprechenden, neuen Trilogie um den geschätzten Geisterjäger. Wenn sich da mal kein Klassiker anbahnt …

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Dr. Tods Horror-Insel (Folge 37)

_Story_

Auf einer gerade geschlossenen Bohrinsel ereignen sich seltsame Dinge. Noch während die letzten Arbeiter auf ihren Abtransport vom stillgelegten Einsatzort warten, wird die gesamte Insel von einem seltsamen Nebel umgeben. Bereits kurze Zeit später werden Mark Brennan und seine Leute von einigen grausamen Ereignissen überrascht, als das Team der Mordliga die Bohrstation infiltriert und bis auf Brennan alle verbliebenen Angestellten tödlich zurichtet. Bei einer Routineabfrage über den Status der zurückgebliebenen Arbeiter gelingt es dem entführten Brennan, ein Signal zu senden, welches schließlich Scotland Yard auf den Plan ruft.

Sofort bricht John Sinclair auf, um die verschollene Mordliga ein für allemal zu vernichten. Aber auch ihm erscheint der Nebel, der von wahrlich Bösem kündet: Solo Morasso und seine Schergen planen nämlich die Wiederauferstehung von Vampiro del Mar und damit den endgültigen Triumph der Untoten. Erst als Sinclair dies klar wird, wünscht er sich, er hätte bei seiner neuesten Mission nicht leichtfertig auf die Schützenhilfe von Bill Conolly und Suko verzichtet …

_Persönlicher Eindruck_

Die heiß ersehnte neue Episode um den beliebten Geisterjäger offeriert mal wieder alles, was man vom modernen Sinclair erwartet, und damit in erster Linie grenzenlosen Bombast. Auf „Dr. Tods Horror-Insel“ trifft man gleich die ganze Riege der Superschurken wieder und damit auch viele alte Bekannte, die bereits in vorherigen Sinclair-Hörspielen zur echten Bedrohung für die Welt des John Sinclair avanciert waren. Nun machen sie an Seite von Dr. Tod gemeinsame Sache und greifen als Mordliga zum ersten Mal in Gesamtstärke an, was den leichtsinnigen Geisterjäger vor seine möglicherweise härteste Probe bisher stellt.

Der bestialische Tokata, der gewiefte Mr. Mondo, der unerbittliche Solo Morasso und die wegen ihrer Naivität nicht gerade ungefährliche Lupina holen zum vernichtenden Schlag aus und vollziehen gerade die letzten Schritte zur Auferstehung eines noch mächtigeren Verbündeten. Dies alles findet natürlich an einem allzu schauerlichen Schauplatz statt, einer verlassenen Bohrinsel, deren Mitarbeiter gerade Schritt für Schritt mit dem Helikopter heimgebracht werden sollen und in ihrer Euphorie ins Verderben stürzen. Und auch der überlebende Brennan wünscht sich bisweilen, er hätte lieber den Tod gefunden, als von der skrupellosen Mordliga versklavt zu werden. Ja, genau das ist der Stoff, aus dem Sinclair-Hörspiele gemacht sind!

Abgesehen vom super-spannenden Plot findet man in Episode 37 aber auch sonst die elementaren Inhalte, die diese Serie über das Gros der Konkurrenz stellen: zynischen Humor von Seiten aller Protagonisten, waghalsige Wendungen im Verlauf der Story, eine finstere Atmosphäre, deren Dichte eines der faszinierendsten Elemente des gesamten Hörspiels ist, und toll eingeführte und aufeinander abgestimmte Charaktere, die zudem auch noch das Glück haben, von jederzeit ambitionierten Sprechern begleitet zu werden. Verbleibt noch der anfangs erwähnte Bombast, der sich nicht bloß in den zahlreichen Effekten widerspiegelt, sondern generell vom Reichtum an Beteiligten und Handlung im Allgemeinen zehrt. Allein die Tatsache, dass die Schurken in gebündelter form auftreten und ein großes Finale im Kampf gegen die Mordliga unmittelbar bevorsteht, sollte den erfahrenen Hörer aufhorchen lassen, ganz zu schweigen vom drohenden Unheil, das Dr. Tods Verbündete gerade einzuleiten gedenken.

Klar, die massiv gestreuten Zitate vergangener Hörspiele mögen letztendlich zwar die Vermutung nahelegen, dass Mr. Dark die Ideen ausgegangen sind und das Rezitieren bekannter Inhalte zu einem zwingenden Erfordernis geworden ist – doch sind es gerade die alten Bekannten, die hier in neuer Form für Begeisterung am laufenden Band sorgen und „Dr. Tods Horror-Insel“ definitiv zum besten der ’neuen‘ Sinclair-Hörspiele aufsteigen lassen. Doch selbst dies scheint nur eine Momentaufnahme zu sein, denn der nächste Dreiteiler steht bereits in den Startlöchern …

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

John Sinclair – Die Comedy

Story

Sinclair und Suko werden im Cheshunt Forest von einer mordlustigen Truppe Einheimischer gejagt und blicken dem Tod direkt ins Auge. Ausgerechnet in diesem Moment stürzt Suko auch noch in eine Bärenfalle, und schon rollt ein Zug heran und droht, den Geisterjäger und seinen kampfsporterprobten Begleiter zu überrollen. Beide sind sie auf der Suche nach Jane, als tatsächlich ein Grizzlybär auftaucht und den Geisterjäger packt. Als dann auch noch ein Ghoul in die Szenerie eintritt, ist dem Agentenduo klar, dass dies der Auftakt zu einem völlig außergewöhnlichen Fall ist.

Meine Meinung

John Sinclair – Die Comedy weiterlesen

Dark, Jason – John Sinclair – Königin der Wölfe (Folge 35, Teil 2)

_Story_

Mr. Mondo und seine Gefolgschaft haben John endgültig in ihre Fänge bekommen und sehnen sich nun danach, ihn zu einem mächtigen Verbündeten zu machen. Ein bösartiges Serum verwandelt den Geisterjäger innerhalb weniger Minuten in einen blutrünstiegn Werwolf, der alle Kommandos seines Herrchens befolgt. Allerdings sind nicht alle Gefährten des psychiatrischen Facharztes mit dieser Verwandlung einverstanden. Die radikale Pamela zum Beispiel sinnt darauf, Sinclair sofort zu töten, doch dies kann Mondo nicht akzeptieren. Stattdessen übergibt er seinen neuen Schützling in die Hände der Dämonin Lupina, die wiederum einen Kampf zwischen Sinclair und einem weiteren Werwolf inszeniert. John geht als Sieger hervor, bindet sich dadurch aber noch stärker an seine neue Herrin. Wird es seinem Team um Suko, Bill Conolly und seine Geliebte Jane Collins gelingen, John wieder seine echte Identität zu verschaffen?

_Meine Meinung_

Ganz ehrlich: Ich bin ein wenig enttäuscht von der Fortsetzung des genialen [„Mr. Mondos Monster“. 2154 Irgendwie ist es nämlich nicht gelungen, die hierin begonnene, äußerst vielversprechende Geschichte fließend aufzunehmen und sie auf gleichem Niveau zu Ende zu bringen. So viel schon mal zum ersten Eindruck.

Nun, beginnen wir aber mal beim eigentlichen Problem, den fehlenden Verknüpfungen. Rein äußerlich sind die Episoden 34 und 35 ein zusammengehöriger Zweiteiler, in dem es um die gewaltigen Resultate der Forschung von Mr. Mondo geht. Allerdings ist hiervon in „Königin der Vampire“ kaum noch die Rede. Mit einem Mal schwenkt die Handlung nämlich komplett um und beschränkt sich nur noch auf die finstere Inkarnation des John Sinclair, ohne dabei jedoch zu weit in die Tiefe zu gehen. Das soll sicher nicht heißen, dass die Geschichte deswegen enorm an Spannung einbüßt, doch es ist schon so, dass wichtige, prägnante Elemente des ersten Teils gänzlich abhanden gekommen sind, wie zum Beispiel der nette Humor um die schrullige Sarah Goldwyn oder aber die rasante Action, die sich während der Verfolgungsjagd von Mr. Mondos Schergen auf Sinclair und eben jene alte Dame ergeben hat.

Gewichen sind sie einem selbst für Sinclair-Verhältnisse enorm düsterem Schauspiel, welches den Protagonisten aus einer völlig anderen Perspektive zeigt. Sinclair gehört plötzlich dem Bösen an, kämpft an entgegengesetzter Front, kann aber an dieser Seite nicht so ganz überzeugen. Das mag zum einen auch daran liegen, dass es einfach ungewohnt ist, den Geisterjäger so zu hören, entspricht aber auch ansonsten nicht so recht den Vorstellungen der ihm hier zugedachten Rolle. Mit anderen Worten: Die Umsetzung ist – und das ist innerhalb dieser Reihe nun wirklich mal eine Ausnahme – trotz aller Effekte und Klangmalereien nicht so toll, wie man es eigentlich gewohnt ist.

Natürlich muss man sich diesbezüglich aber auch vergegenwärtigen, dass die Erwartungen an diese Hörspielserie enorm groß sind und man eben nicht immer nur Highlights bekommen kann. Ich will diese leicht verpatzte Gelegenheit, aus der Doppelfolge ein echtes Event zu machen, zwar nicht mit irgendwelchen Floskeln rechtfertigen, aber darauf hinweisen, dass selbst diese Episode immer noch mit großem Abstand besser ist als 99 Prozent der übrigen Hörspiele und -bücher aus diesem Bereich. Dass es keine 100 Prozent sind, liegt schlicht und einfach daran, das man die Rahmenhandlung ziemlich grob auseinandergerissen und die Schwerpunkte denkbar ungünstig und im Großen und Ganzen auch zu oberflächlich verteilt hat. Zudem fehlt irgendwie der Witz an der Sache. Ich halte es für ziemlich ungünstig, den Plot mit zünftigem Humor zu beginnen (so geschehen in „Mr. Mondos Monster“) und anschließend mit einer bierernsten, bitterbösen Fortsetzung abzuschließen. Irgendwie beißen sich diese Gegensätze bezogen auf den Inhalt ganz gewaltig.

Zusammengefasst hat sich das Produktionsteam schlicht und einfach nicht auf seine eigentlichen Stärken besonnen, die prinzipiell darin bestehen, in kürzester Zeit eine flotte Action/Horror-Geschichte mit Spannung zu füllen und sie zielstrebig bis zum Schluss zu verfolgen. Was vor einem halben Jahr gut begonnen hat, findet hier ein etwas lahmes, nicht ganz zufriedenstellendes Ende. Sinclair-Fans müssen sich von dieser Kritik jetzt aber nicht vollständig irritieren lassen, sollten aber berücksichtigen, dass diese Doppelfolge in ihrem zweiten Part einige überraschende Schwächen hat. „John Sinclair“ gibt’s auch besser, zum Beispiel gleich in der nachfolgenden Episode, und das ist letztendlich auch der einzige Fakt, der zählt.

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
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Dark, Jason – John Sinclair – Der Todesnebel (Folge 36)

_Story_

In der Nähe eines kleinen Küstendorfes schwebt ein seltsamer Nebel übers Meer, der vor allem den älteren Bewohnern große Angst einjagt. Der junge Phil muss als Erster erfahren, wie begründet diese Ängste sind, als er nach einer Irrfahrt auf seinem Boot ‚verändert‘ zurückkehrt und beim Aufeinandertreffen mit seiner Familie in London ein Blutbad anrichtet. Gerade noch rechtzeitig kann Sinclair einschreiten und zumindest die Mutter des Jungen retten, wohingegen der erst 13-jährige Phil in der Gestalt eines Mumien-ähnlichen Dämons von Sinclair tödlich verletzt wird.

Währenddessen geht Phils Onkel der Sache auf den Grund und steuert mit einem befreundeten Schiffsmann mitten in den Nebel hinein. Bei ihrer Rückkehr scheint alles normal zu sein, so dass beide sich vor den wartenden Bewohnern noch über die angeblichen finsteren Mächte hinter dem Nebel lustig machen. Doch die beruhigten Leute werden schnell eines Besseren belehrt, als Billy und Gard im Dorf Amok laufen und beim Versuch, den Pfarrer und die religiösen Symbole des Dorfes zu vernichten, ebenfalls nur noch vom herbeigereisten Sinclair aufgehalten werden können. Doch selbst der Geisterjäger weiß keinen Rat, muss aber schnell handeln, denn der Nebel steuert direkt auf das Dörfchen zu, und wie grausam sich sein Kontakt auswirkt, haben mittlerweile viele leibhaftig bezeugen können …

_Meine Meinung_

Die jüngste Veröffentlichung aus der „John Sinclair“-Hörspielserie ist im Hinblick auf die prickelnd gruselige Atmosphäre eines der absoluten Highlights aus dem bisherigen Audio-Katalog des Geisterjägers. Alleine der Handlungsschauplatz birgt schon genügend Potenzial für eine weitere schaurige Geschichte, und dies haben die Sprecher von „Der Todesnebel“ unter der Anleitung von Oliver Döring nicht nur verinnerlicht, sondern diesbezüglich auch einen erstklassigen, würdigen Transfer geleistet.

Zudem verfolgt man in Episode 36 mal wieder einige frische Ansätze, was schon damit beginnt, dass der neue Gegner des Geisterjägers erst einmal unscheinbar und vor allem auch undurchschaubar ist. Sinclair ist sich nicht sicher, wie er die aktuelle Bedrohung definieren soll, denn ihm ist nicht bekannt, ob die dichte Nebeldecke von einer höheren Macht befohlen wird oder ob es sich hier um eine neue, eigenständige teuflische Erscheinung handelt, die alle bislang bekannten Charakteristika der dämonischen Geschöpfe außer Kraft setzt. Lediglich eines ist sicher, und das ist die Gefahr, die inmitten des Nebels lauert. Menschen verändern sich nach direktem Kontakt, und keiner kann sagen, was genau passiert, wenn man von der diesigen Luft festgehalten wird. Sinclair bieten sich auch keine Möglichkeiten, dies herauszufinden, weil alle Betroffenen ihr Verhalten derart krass modifiziert haben, dass ihr wahres Ich zur Unkenntlichkeit entstellt wurde.

Eine harte Nuss für unseren Geisterjäger, und ein unheimlich spannendes Hörspiel für seine Fangemeinde. So lautet schon einmal vorab das Resümee nach dieser wiederum recht langen Erzählung. Der Regisseur scheint wirklich sehr bemüht, die Saga mittels frischer Zutaten lebendig zu halten, ohne dabei auf altbewährte Elemente zu verzichten, und dies ist ihm hier auch fabelhaft gelungen. Abgesehen von den ermittelnden Hauptdarstellern ist in „Der Todesnebel“ nämlich so ziemlich alles neu; die Gegner, Sinclairs Handeln, das der Story bisweilen sogar die Ausstrahlung eines Action-Thrillers verleiht, sowie der recht unkonventionelle Kampf gegen den bedrohlichen Nebel, der innerhalb eines Gotteshauses geplant und durchgeführt wird. Dass dabei auch der ziemlich häufig eingeworfene Humor nicht Fehl am Platze ist, spricht weiterhin für den starken Plot, in dem neben kurzzeitigen Cliffhangern auch stets Platz für einen lockeren, ja sogar witzigen Spruch bleibt. Meist sogar aus dem Munde des Geisterjägers selbst.

Und weil man sich des hohen Potenzials des neuesten Hörspiels absolut bewusst ist, macht man auch schon relativ frühzeitig deutlich, dass diese Geschichte nur der Anfang eines neuen gespenstischen Zeitalters ist, und dass auch die nachfolgenden Hörspiele unmittelbar an die Story von „Der Todesnebel“ anknüpfen werden. Inwieweit dies der Fall sein wird, bleibt abzuwarten, doch um hier Genaueres zu sagen, müsste ich an dieser Stelle schon auf das Ende der aktuellen Geschichte vorgreifen, und das wäre ja nicht fair. Feststeht nur eines: Die Nr. 36 ist eine der abwechslungsreichsten und damit auch besten Folgen von „John Sinclair“ und gehört folgerichtig auch an eine der vordersten Stellen jeder Geisterjäger-Sammlung. Wehe, hier meckert noch einmal jemand über die jüngsten Veröffentlichungen dieser Serie!

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Weinland, Manfred / Fickel, Florian – Vampira: Der Moloch (02)

Wir erinnern uns: Vampira, alias Lilith Eden, erwacht zwei Jahre zu früh aus ihrem 100-jährigen Schlaf. Wie Dornröschen wurde sie dabei von einem recht eigensinnigen Haus bewacht, das keine Eindringlinge einließ, um die Sicherheit der schlafenden Schönen zu gewährleisten. Doch da Lilith nun schon einmal wach ist, gilt es, ihr neues vampirisches Leben zu erkunden. In der ersten Folge „Das Erwachen“ lernte der geneigte Hörer daher hauptsächlich, was es mit Vampiren so auf sich hat, und dass Lilith eine wichtige Prophezeiung zu erfüllen hat: Sie ist nämlich diejenige, die die Vampire vernichten soll. Elende Nestbeschmutzerin, denken sich da natürlich ihre Artgenossen und wollen ihr prompt ans Leder.

Doch schon in der zweiten Folge, „Der Moloch“, ist Lilith keine Hauptfigur mehr. Ja, sie darf sich durchaus wieder einen geistig minderbemittelten und ausreichend schmierigen Kerl angeln und ihn nach Strich und Faden verführen und ausbluten (langsam muss man sich schon fragen, warum Lilith einen so schlechten Männergeschmack hat), doch viel mehr hat sie im zweiten Teil der Serie kaum zu tun. Ihr skurriles formveränderndes Kleid hat wieder einen rettenden Auftritt, aber das war es dann auch schon.

Stattdessen beleuchtet „Der Moloch“ nun die zukünftigen (menschlichen) Gegenspieler Liliths, allen voran Detective Jeff Warner, gesprochen von Norbert Langer, den man hauptsächlich als die deutsche Stimme von Burt Reynolds und Tom Selleck kennen dürfte. Langer macht mit seiner Rolle das einzig Richtige: Er nimmt den Klischeecop Warner und übertreibt jeden seiner Sätze und alle seine Ausrufe. Warner ist der typische harte Kerl mit dem Herzen aus Gold, ein Charakter, wie man ihn schon in Hunderten billigen Krimis gesehen hat, sodass es eigentlich nicht nötig ist, ein ganzes Hörspiel damit zu verwenden, ihn als Cop in die Serie einzuführen.

Mittlerweile ist nämlich endlich das seltsame Haus in der Paddington Street auch den Gesetzeshütern aufgefallen. Warner und sein Sidekick Needles stellen überrascht fest, dass es für das Haus nicht einmal einen im Grundbuch eingetragenen Besitzer gibt. Und darüber hinaus kann niemand das Haus betreten. Niemand? Nicht ganz, denn aus nicht näher spezifizierten Gründen arbeitet die Polizei von Sydney mit einem Parapsychologen zusammen. Und nämlicher Parapsychologe, Brian Secada, wird prompt in das Haus gesogen und muss fortan versuchen, den Ausgang zu finden. Wieso das Haus gerade Secada Zugang gewährt, was das alles mit dem Plot um Lilith zu tun haben soll, und warum Secada von der körperlosen Stimme seiner ersten großen Liebe verführt wird, bleibt wohl ewig das Geheimnis der Macher dieses Hörspiels. In jedem Fall konnten so aber wieder eine vor Holzhammer-Erotik triefende Szene und eine süßliche Ruf-mich-an-Frauenstimme untergebracht werden – und das allein scheint einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte auf der Liste von Frank Weinreich (der für die originale Heftromanserie verantwortlich zeichnet) und Florian Fickel (der die Fäden für das Hörspiel in den Händen hält) zu sein.

Zumindest ist das Verhältnis von Erzähler (Christian Rode) und dialogorientierter Handlung (die meist von den Cops bestritten wird) hier bereits ein wenig ausgewogener als noch in „Das Erwachen“. Das ist durchaus positiv zu bewerten, da es Lilith (mit der Stimme von Tina Haseney) weniger Möglichkeiten gibt, zu stöhnen, zu seufzen oder generell Unsinn zu erzählen.

Ein echter Lichtblick ist die absolut unernste und ironische Musikuntermalung von Rainer Scheithauer und Joschi Kauffmann. Bereits im ersten Teil brachten die beiden einen Grusel-Horrorsound zu Gehör, der verdächtig nach Horror-B-Movies aus den 70ern klang. In „Der Moloch“ kommt nun ein neues Thema für Detective Warner hinzu, das frappant an die unzähligen hippen Krimiserien der 80er Jahre erinnert. Da kann man sich eines Schmunzelns wirklich nicht erwehren!

Ansonsten gibt es über „Der Moloch“ kaum etwas zu berichten. Es werden neue Figuren eingeführt, Liliths Haus macht den Abgang, es gibt ein kleines Gerangel mit den bösen Vampiren und ein paar Tote. Doch Spannung wird dabei kaum aufgebaut. Für Liliths blassen Charakter kann man kaum Sympathien aufbringen und auch Jeff Warner ist leider ein Cop, wie man ihn schon unzählige Male gesehen hat. Es gibt auch immer noch keine Antworten darauf, warum Lilith die anderen Vampire bekämpfen soll. Ebenso wenig erfährt man, warum die Vampire überhaupt solche Bösewichter sind (sein sollen?). Dann noch Empathie für die Schicksale der Charaktere aufzubringen, fällt mehr als schwer.

„Vampira“ ist empfohlen für Hörer ab 16, die der Serie vermutlich mehr werden abgewinnen können als ältere Hörer. Lilith ist oberflächliche Frauenpower. Sie nimmt die Männer mit nach Hause und tritt ihnen dann in den Hintern. Doch ihre Wahl lässt ständig zu wünschen übrig, und dass sie ohnehin alle fünf Minuten unlautere Angebote und Vergewaltigungsversuche abwehren muss, macht sie nicht gerade zur feministischen Leitfigur. Lilith will beides sein: toughes Vorbild für junge Mädchen und Ausklapp-Poster für Jungs. Letztendlich ist sie auf keinem Gebiet wirklich erfolgreich.

Weinland, Manfred / Fickel, Florian – Vampira: Das Erwachen (01)

Das ist uns doch allen schon mal passiert: Da wacht man im Morgengrauen nur dürftig bekleidet auf einem Friedhof auf und hat keinerlei Erinnerung daran, wie man dorthin gelangt ist. Und bevor man sich noch orientieren kann, stürzt sich auch schon eine bluthungrige Kreatur auf einen, die aber glücklicherweise durch die aufgehende Sonne in die ewigen Jagdgründe befördert wird.

Genau mit diesem Tableau startet „Vampira – Das Erwachen“, |Lübbe|s Hörspielserie um Lilith Eden. Ursprünglich bevölkerte Lilith die |Bastei|-Heftromane von Manfred Weinland, wo sie sich gern halbnackt und lasziv auf dem Cover rekelte. Doch nun gibt’s auch was auf die Ohren, nämlich Liliths erste Schritte in die Welt der Vampire in „Das Erwachen“.

Das erste Hörspiel der Reihe startet |in medias res| – zusammen mit der amnesiegeplagten Lilith versucht der Hörer, das Geheimnis um ihre Identität zu lüften. Ein erster Anhaltspunkt bietet sich, als Lilith aus der Jackentasche des toten Angreifers eine Adresse fischt: Lilith Eden, Paddington Street 333. Natürlich verfolgt sie diesen einzigen Anhaltspunkt. Sie nimmt sich ein Taxi – und den dazugehörigen Taxifahrer (schließlich hat auch frau so ihre Bedürfnisse) und findet sich bald auf einem scheinbar verwunschenen Grundstück wieder: Der Garten ist überwuchert, Bäume und Sträucher scheinen die Herrschaft übernommen zu haben. Das Haus jedoch gewährt ihr sofort Einlass, und während Lilith sich noch fragt, was das alles mit ihr zu tun hat, wird sie schon von verstörenden Visionen und Erinnerungen heimgesucht.

Lilith ist eine Art weiblicher „Blade“ – ein Mischwesen zwischen Mensch und Vampir, laut Prophezeiung dazu erschaffen, die Vampire zu bekämpfen. Wie sich das damit verträgt, dass ihre Mutter selbst Vampirin war (sie gab – ebenfalls prophezeiungsgetreu – ein paar Tage nach Liliths Geburt den Löffel ab), wird dem leicht verwirrten Hörer allerdings vorenthalten. Nach einem hundertjährigen Schlaf sollte sie erwachen und eben jene Prophezeiung erfüllen, doch ihr „Blutdepot“, nämlich ihre Jugendfreundin Marsha, will endlich sterben und erweckt Lilith daher zwei Jahre vor der Zeit.

Offensichtlich hat das Lilith nicht wirklich gut getan. Ihre Amnesie scheint nur langsam zu verfliegen, und da nun sowohl ihre Eltern als auch Marsha das Zeitliche gesegnet haben, steht sie im Kampf gegen die Vampire ganz allein da. Und das, wo der Oberbösewicht Landru immer näher rückt und ihr offensichtlich ans Leder will.

„Vampira – Das Erwachen“ ist nette Unterhaltung, vor allem für Jugendliche, mehr wird aber nicht geboten. Die Handlung plätschert seicht dahin, und wie der Erzähler (wie immer grandios – Christian Rode) sollte man als Leser eventuelle Ungereimtheiten wohlweislich ignorieren. Überhaupt bestreitet Rode den Hauptteil des einstündigen Hörspiels. Alle anderen Charaktere – selbst Lilith – sind zu reinem Hintergrundsound verdammt. Tina Haseney in der Titelrolle der Lilith ist hauptsächlich damit beschäftigt zu stöhnen, zu keuchen und zu seufzen, was das Zeug hält – ihre Dialoge sind ohnehin zu vernachlässigen. Als kleines Schmankerl wird der Oberfiesling und vermutliche Endgegner Landru allerdings vom allseits bekannten Bela B. gesprochen. Aber auch er hat im ersten Teil noch nicht wirklich viel zu tun, das wird sich aber sicher in den Fortsetzungen ändern.

Man merkt dem Hörspiel seine Wurzeln durchaus an: Klischees werden gern bedient. Lilith ist zwar noch lange keine Männer verschlingende Göttin (so wie ihre Namensvetterin aus der Mythologie), doch sie arbeitet dran. Den Großteil der Zeit ist sie halbnackt (wahlweise ist ihr Kleid auch gern durchgeschwitzt oder zerrissen) und überlässt nichts der Fantasie. Die Beschreibung von Liliths körperlichen Vorzügen ist dick aufgetragen, dürfte aber den männlichen Hörern trotzdem (oder gerade deshalb) gefallen. Überhaupt, das Kleid: Offensichtlich das Vermächtnis ihrer Mutter, krallt sich das Ding in Liliths Haut und kann dann zu jedem Kleidungsstück mutieren. Das ist ungefähr so existenziell wichtig wie die wechselnde Klamottenfarbe im unterirdisch schlechten „Ultraviolet“, aber na ja. Der oben erwähnte Grundsatz gilt auch hier: Ungereimtheiten ignorieren.

Technisch ist das Hörspiel dagegen durchaus überzeugend: Musik und Sound bilden eine gelungene Kulisse für die mittelmäßig fesselnde Handlung. Die Sprecher machen das Beste aus dem Wenigen, das ihnen geboten wird, denn abgesehen vom Erzähler Christian Rode haben sie nicht wirklich etwas zu tun. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Verhältnis Erzähler/Charaktere in zukünftigen Folgen noch relativieren wird.

„Das Erwachen“ ist empfohlen für Hörer ab 16 und dort ist die CD wohl auch am besten aufgehoben. Es gibt schöne Frauen (na gut, eine), böse Machenschaften, ein bisschen Grusel (nicht zu viel, damit die Klientel nicht vergrault wird) und seufz-intensive Erotik. Genau das richtige Rezept für die Zielgruppe. Für alle anderen wird „Vampira“ nicht viel Überraschendes oder Neues bieten. Auf die eine oder andere Weise hat man das alles schon mal gesehen / gehört / gelesen. Und wie gesagt: Sind wir nicht alle schon mal ohne Erinnerung auf einem Friedhof erwacht?

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Dark, Jason – John Sinclair – Schach mit dem Dämon (Folge 6)

Billy Conolly wird am Tag vor der Geburtstagesfeier seines besten Freundes von Alpträumen heimgesucht, in denen finstere Dämonen Besitz von ihm ergreifen. Er miss ihnen jedoch keine große Bedeutung bei, denn schließlich hat der Kollege von Geisterjäger John Sinclair in letzter Zeit schon öfter mit der dunklen Seite zu tun gehabt, so dass eine Verarbeitung der Ereignisse legitim ist. Jedoch bekommt er nicht mit, dass die Dämonen sich bereits in sein Haus eingeschlichen haben. Auf dem Schachbrett, dem Geburtstagsgeschenk für seinen Kumpel Sinclair, bewegt sich nämlich eine Figur unbeachtet durch seinen zwischenzeitlichen Besitzer …

Am nächsten Tag feiert John dann seine Party, zu der all seine Freunde und Kollegen eingeladen sind. Alle sind in ausgelassener Feierstimung und zelebrieren insgeheim auch noch den Sieg über Verbrecherkönig Alex Terrace, bis sich dann plötzlich die Ereignisse überschlagen. Bereits am frühen Morgen hatte John einen Anruf mit einer drohenden Botchaft bekommen, und schon jetzt scheinen die finsteren Mächte ihre Pläne umzusetzen. Suko, Sinclairs Freundin Jane und das Ehepaar Sheila und Bill Conolly werden durch einen Sog vom Dämon Octavio in eine andere Dimension entführt, in der es kein menschliches Leben mehr gibt. Inmitten von Mutaten und schrecklichen Monstern suchen die Gefangenen nach einem Portal zur Heimatwelt, sind aber ohne fremde Unterstützung der Willkür der dämonischen Bruten hilflos ausgesetzt.

John begibt sich alsbald auf die Suce nach seinen verschwundenen Freunden und schafft es tatsächlich, Octavio zu einer diplomatischen Lösung zu bewegen. Seine Freunde können gerettet werden, wenn sich Sinclair auf ein gemeines Spiel einlässt, nämlich ein Schachmatch gegen den Dämon. Die einzige Bedingung: Johns Freunde übernehmen selber den Part der Spielfiguren und müssen sich dabei mit einigen mächtigen Gegnern herumschlagen. Werden die Gefährten des Geisterjägers dieses gefährliche Spiel überleben?

_Meine Meinung_

Wow, das ist ja mal wieder eine Einleitung nach Maß: Bereits das erste Auftauchen des Dämons jagt einem einen kalten Schauer über den Rücken und versetzt einem gleichzeitig einen Schrecken, denn die neueste Ausgeburt der Hölle scheint noch viel geschickter zu sein als all ihre Vorgänger, die den Kampf gegen den berüchtigten John Sinclair verloren haben. Octavio ist zudem auch hinterlistiger und packt den Geisterjäger an seiner schwächsten Stelle, nämlich bei seinen Freunden, die hier unfreiwillig und unschuldig in den schier ewig währenden Kampf zwischen Sinclair und der Unterwelt gezogen werden. Octavio will allerdings nur den Kopf Sinclairs, und hierzu ist ihm jedes noch so fiese Mittel recht.

Die Rahmenhandlung dieses Hörspiels ist schlichtweg perfekt, und zum x-ten Male bekommt man den Eindruck, dass sich Jason Dark mit diesem vertonten Heftroman ein weiteres Mal übertroffen hat. Bei „Schach mit dem Dämon“ begeistert aber nicht nur der sagenhaft dargestellte Kampf zwischen Gut und Böe, sondern auch die vielen neun Elemente, die man sich für diese Geschichte ausgedacht hat. Octavio ist zwar keine derart einschüchternde Erscheinung wie einst der Mann mit dem Janus-Kopf, doch dafür faszinieren in diesem Hörspiel der Zauberspiegel, der eine Reise in andere dimensionen erlaubt, sowie das überdimensionale Schachspiel, bei dem die Figuren von lebenden Objekten gestellt werden.

Zudem ist der Plot wirklich spitzenmäßig aufgebaut; verschiedene Ereignisse kündigen die Ankunft eines weiteren Dämons an, jedoch kann man nur mutmaßen, in welcher Erscheinungsform, wann und wo er auftreten bzw. was sein Kommen bewirken wird. Als er dann urplötzlich sein Unwesen bei der Geburtstagsparty des Geisterjägers treibt, ist die Spannung am Siedepunkt, doch schon folgt ein völlig neuer Gedankenstrang, bei dem ein kompromissloser Gangster den Spiegel von Octavio stehlen möchte. Wer sein Auftraggeber ist, was er mit dem Spiegel beabsichtigt und vor allem was am Ende aus ihm wird, bleibt bis zum Schluss im Verborgenenen. Und während der Hörer noch über diese Ereignisse grübelt, nimmt Sinclair die Jagd auf, stellt sich seinem eigentlichen Verfolger und ergreift den letzten sich bietenden Strohhalm zur Rettung seiner Freunde – die wiederum in der fremden Umgebung auf verlorenem Posten zu stehen scheinen.

Hier passiert wirklich unheimlich viel, so dass „Schach mit dem Dämon“ eindeutig die bis hierher umfangreichste Story aus dem Sinclair-Universum ist. Gleich eine ganze Reihe Sub-Plots vefeinern die Geschichte und werden Stück für Stück zusammengefügt, dabei auch immer wieder mit wunderbaren Soundeffekte und düsteren Musikeinspielungen verfeinert. Nach und nach fügen sich die Dinge dann zusammen, wobei sich Master Dark dieses Mal mehrere Optionen für spätere Geschichten offen lässt und nicht jeden Part der Handlung auflöst. Es würde mich daher absolut nicht wundern, würden wir in einer der späteren Folgen wieder auf den mysteriösen Spiegel treffen …

„Schach mit dem Dämon“ ist erneut eine Steigerung und zum wiederholten Male die wohl beste Sinclair-Episode bis dato. Unterlegt von sehr starken Klangeffekten, stellt Dark bzw. das Hörspiel-Team das finsterste Spiel im Leben des Geisterjägers dar und ihn auf eine enorm harte Probe. Jeder falsche Gedanke könnte einen seiner Freunde zum Opfer haben, jede falsche Bewegung den eigenen Tod bedeuten. Spannung bis zum Geht-nicht-mehr, super Sprecher und eine erneut sehr erfrischende Story – das sind die Eigenschaften, deretwegen man „Schach mit dem Dämon“ keinesfalls im Händlerregal stehen lassen sollte. Ich liebe diese Serie!

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Dark, Jason – John Sinclair – Der Mörder mit dem Januskopf (Folge 5)

Mr. Janus, ein neuer Untertan der Hölle, macht sich auf, John Sinclair endgültig aus dem Weg zu räumen. Um seinen Plan auch durchzusetzen, ohne dabei als Dämon Spuren zu hinterlassen, wendet sich der Mann mit dem zweiten Januskopf an das Verbrechersyndikat von Alex Terras und erzwingt unter Androhung eines Anschlags auf die Killerbrigade dessen Mithilfe. Um seine Macht zu demonstrieren, tötet der Dämon mit seinem zweiten Gesicht ein junges Mädchen, das beim bloßen Anblick der teuflischen Fratze in sich zerfließt.

Terras hetzt seinen besten Killer auf Sinclair und glaubt, dass ihm Mr. Janus im Nachhinein nicht mehr gefährlich werden kann, und dieser spürt Sinclair tatsächlich bewaffnet auf dem Friedhof auf. Doch der Geisterjäger und sein Gefährte Suko können sich mit Geschick ihres Widersachers entledigen und die Hintergründe des Mordes an der jungen Mandy weiter erforschen.

Ihre Spur führt sie schließlich zu Terras, wo Suko auf einen alten Bekannten trifft, mit dem er damals in einem mächtigen chinesischen Orden gekämpft hat. Mit dessen Hilfe kann sich der Asiat in das Hauptquartier des Syndikats einschleichen, während Sinclair sich auf offiziellem Wege ins Büro von Terras begibt. Doch dort erwarten ihn auch schon der finstere Dämon und sein tödliches zweites Gesicht …

_Meine Meinung_

Bei den letzten rezensierten Hörspielen aus der John-Sinclair-Reihe fühle ich mich fast immer dazu bewegt, von der bislang besten Episode zu reden. Dieses Mal bin ich mir aber sicher 😉 Von den ersten fünf Folgen der Edition 2000 ist „Der Mörder mit dem Januskopf“ die mit Abstand spannendste und daher auch ganz klar beste.

Obwohl die Rollen hier klar verteilt sind, ist die Handlung von „Der Mörder mit dem Januskopf“ reich an Wendungen und Verstrickungen, denn im Reich der mafiösen Gangster weiß niemand so recht, wem er trauen soll, und so ergeben sich gerade von der bösen Seite her immer neue Wendungen. Außerdem muss Sinclair seinen Kopf hier mehr als einmal aus der Schlinge ziehen, denn eigentlich wähnte man ihn bereits bei der Gegenüberstellung mit dem Auftragskiller von Alex Terras im Reich der Toten. Und auch im finalen Showdown mit der Brut der Unterwelt scheint die Situation in diesem Fall so aussichtslos, dass die Spannung bis zur letzten Sekunde am Siedepunkt bleibt.

Hinsichtlich der Rahmenbedingungen der Erzählung ist „Der Mörder mit dem Januskopf“ aber auch der bislang stärkste Tobak. Der Tod ist in diesem Fall nicht nur der größte Feind des Geisterjägers, sondern ein mehrfach wiederkehrender Mythos, bei dem jeder der mitwirkenden Charaktere das nächste Ziel sein könnte. Und selbst der geschickte Martial-Arts-Spezialist Suko und sein populärer Kumpane geraten nicht selten in das Kreuzfeuer des Sensemanns.

Die Story ist also wirklich topp, was zu gewissen Teilen aber auch an der faszinierenden Ausstrahlung des Monstrums festzumachen ist. Im Sinclair-Universum gibt es ja haufenweise düstere Schergen, aber eine Gestalt, deren verstecktes Antlitz einem das gesamte Gesicht entstellt und es zu einer unkenntlichen Masse zerfließen lässt, ist schon eine echte Ausnahmeerscheinung, weil sie eben so untypisch ist. Doch ohne die darum gesponnene, ebenfalls faszinierende Handlung und die von den immer wieder zu lobenden Sprechern toll in Szene gesetzten Charaktere würde auch „Der Mörder mit dem Januskopf“ nicht adäquat funktionieren, doch hier ist ebenfalls alles spitze.

Deswegen kann ich diese Rezension auch mit einem „Lange Rede, kurzer Sinn“-Fazit abschließen: „Der Mörder mit dem Januskopf“ ist eine super-spannende, fesselnde Horror-Erzählung und samt den tollen Effekten der Edition 2000 eines der besten düsteren Hörspiele auf dem gesamten (Sinclair-)Markt. Wem diese Story nicht gefällt, der ist des beliebten Geisterjägers einfach nicht würdig!

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Dark, Jason – John Sinclair – Damona, Dienerin des Satans (Folge 4)

Ernest de Lorca ist wie ausgewechselt; er glaubt erfahren zu haben, dass seine Frau Lucille, mit der er jahrelang glücklich verheiratet war, ihn aus unerfindlichen Gründen umbringen möchte. Um ihr zuvorzukommen, schleicht er sich eines Nachts an sie heran und bedroht sie mit einer Waffe. Lucille hingegen streitet entsetzt alles ab und bekommt auf den ersten Schock Hilfe von ihrer Tochter Damona. Wenige Sekunden später bekommt Ernest zu spüren, dass seine Vermutung richtig war …

Kurze Zeit später wird auch der Cousin von Polizeichef Powell tot aufgefunden; er kam bei einem seltsamen Verkehrsunfall ums Leben, in den anscheinend seine Frau involviert war. Einen Tag vorher konnte er Powell noch darüber informieren, dass seine Frau der mysteriösen Damona-Sekte beigetreten ist und sich seitdem völlig verändert habe.

Sir Powell, gleichermaßen Vorgesetzter von John Sinclair, setzt zwei seiner besten Leute auf den Fall an. Neben Sinclair stellt auch dessen Kollegin Jane Collins erste Ermittlungen an und bekommt kurze Zeit später den Auftrag, die erste Spur näher zu ergründen und sich bei der Sekte einzuschleusen. Als ihr dies zu ihrer eigenen Überraschung sehr schnell gelingt, stellt sie jedoch fest, dass sie der telekinetischen Kraft Damonas nicht gewachsen ist. Hypnotisiert von ihrer Aura lässt sie sich von der Führerin des neuen Kults komplett vereinnahmen, muss aber zum endgültigen Einstieg erst noch eine Reifeprüfung ablegen. Und in der geht es darum, sich einer ganz bestimmten Person zu entledigen: John Sinclair!

_Meine Meinung_

„Damona, Dienerin des Satans“ ist ganz klar eine der stärksten bisher gehörten Sinclair-Folgen, selbst wenn die Hintergründe nicht wirklich neu sind und Jason Dark auch wieder reichlich mit Klischees gearbeitet hat. Namen wie Lucille und Damona sprechen schließlich für sich. Doch ehrlich gesagt, ist mir dies im hier besprochenen Beispiel eigentlich nur recht, denn von den beiden erwähnten Personen wird tatsächlich das echte Böse verkörpert, kompromisslos und infernalisch, und da passen diese Namen wie die Faust aufs Auge.

Doch ich möchte hier nicht über Namen, sondern vielmehr über eine erneut superb aufgebaute Story sprechen, in der die bekannten Sprecher mal wieder eine phänomenale Leistung abgeben. Diesmal sehr stark: Franziska Pigulla (besser bekannt als Synchronstimme von „Akte X“-Agentin Dana Scully) in der Rolle der Jane Collins, die vor allem nach der dämonischen Beschwörung durch Damona de Lorca auftrumpfen kann. Ihre Wandlung hin zum Sektenkult kauft man ihr sofort ab, und überhaupt scheint ihr die Rolle des kurzzeitigen Gegners sehr gut zu liegen.

Jane Collins‘ Entwicklung sagt auch sehr viel über die stetige Wandlung des Plots aus. Bereits am Anfang vermutet man im besessenen Ernest de Lorca den wahren Schurken, doch man hat sich offensichtlich getäuscht und von den widrigen Umständen verwirren lassen. Später dann ist die Rolle der Agentin Collins ungewiss. Ist sie tatsächlich der Sekte verfallen oder spielt sie nur? Außerdem stellt sich während der gesamten Erzählung die Frage, welchen Part Damonas Schwester Teresa nun einnimmt. Bei ihrer Rückkehr erwischt sie ihre verbliebene Familie beim Begraben ihres Vaters und wird anschließend gezwungen, der Frauenpower-Sekte ebenfalls beizutreten. Dies tut sie nicht mit Überzeugung, aber sie steigt ein und wird schließlich zu einer entscheidenden Figur für das Finale.

Während im Vordergrund die Geschichte um Damona und ihre Widersacher steht, erfährt der Hörer gleichzeitig einiges über die Hintergründe und Ideale der Sekte. Bloß für die Macht des weiblichen Geschlechts einzutreten, scheint bei den Handlungsabläufen ein bisschen wenig zu sein, um die bösartige Motivation der de-Lorca-Familie zu rechtfertigen. Es muss mehr dahinterstecken, aber was? Dies alles gilt es im Laufe der knappen Stunde, die „Damona, Dienerin des Satans“ andauert, zu ergründen.

Die vierte Hörspiel-Episode ist gleichzeitig auch das vierte Heftabenteuer um den Geisterjäger und erschien im Original bereits im Jahre 1978. Staub angesetzt hat die Handlung seitdem nicht, wobei man schon sagen muss, dass die erzählte CD-Fassung merklich von den vielen tollen Soundeffekten profitiert, die die Spannung immer wieder ordentlich vorantreiben, dabei aber nicht von der Geschichte ablenken. Und so gibt es schließlich auch in „Damona, Dienerin des Satans“ allerbeste Unterhaltung auf typisch hohem Sinclair-Niveau, und dies einmal mehr mit exzellenten Sprechern. Fans werden das Teil wahrscheinlich schon besitzen, alle anderen sollten die vierte Folge dringend antesten!

Mehr Infos zu dieser Episode gibt’s [hier.]http://www.sinclairhoerspiele.de/hoerspiele.php?hsp=4

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Achterbahn ins Jenseits (Folge 3)

_Prolog_

Der kleinkriminelle Bauunternehmer Vince MacAllister plant, den kompletten Friedhof einzuebnen. Obwohl die Bürger des kleinen Provinznestes Upfield sich dem Vorhaben widersetzen, bekommt MacAllister die Genehmigung und gewinnt den Prozess – Schmiergelder haben es ermöglicht. Während der Realisierung seines Plans taucht plötzlich der Totengräber des Friedhofs auf und fordert den Bauherrn dazu auf, die Arbeiten auf dem Gelände sofort zu stoppen. MacAllister nimmt die Warnung des Grabschauflers jedoch nicht ernst und hält Mr. Hampton für einen Vertreter der lästigen Bürgerinitiative. Als Hampton sich nicht vom Grund des Friedhofs entfernen will, versucht MacAllister, ihm seine Faust ins Gesicht zu rammen, schlägt dabei aber ins Leere. Hampton hingegen, der behauptet, schon hundert Jahre auf diesem Friedhof zu arbeiten, macht seine Drohung war und lässt eine Planierraupe im Boden versinken. Der Bauherr selber wird von einer Geisterhand ergriffen und ebenfalls in die Tiefe gezogen. Sowohl das Fahrzeug als auch MacAllister werden bei den darauffolgen Grabungen nicht mehr gefunden, und nach einigen jahren erinnern sich die Bürger von Upfield auch nicht mehr an diesen grausamen Tag.

_Story_

Jahre später macht ein Jahrmarkt Halt in Upfield. Auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs wird die Mega-Achterbahn „Canynon Ride“ aufgebaut und gilt damit auch als die größte Attraktion, die das Örtchen bislang gesehen hat. Der Jahrmarkt füllt sich, als plötzlich ein alter Bekannter wieder auftaucht: der Totengräber Hampton. Wiederum spricht er eine Warnung aus und verlangt vom Betreiber der Achterbahn, sein Fahrgeschäft sofort wieder abzubauen und sich aus Upfield zu verziehen. Dieser jedoch nimmt die seltsame Erscheinung des Totengräbers nicht ernst und lässt die Achterbahn unbehelligt weiterfahren. Als dann eine kriminelle Jugendbande ihr Unwesen auf dem Jahrmarkt treibt, eskaliert die Situation. Schüsse fallen, Menschen werden verletzt und mittendrin befindet sich der mysteriöse Grabschaufler, der den Besitzer der Achterbahn zu seinem tödlichen Spielball macht. John Sinclair hat lange genug untätig herumgestanden; er fordert Hampton zum Duell heraus und holt sich eigens hierfür Unterstützung von geistlicher Seite …

_Meine Meinung_

Ich überlege mir gerade einen Standardsatz, mit dem ich meine Begeisterung für die jeweiligen Episoden der „John Sinclair“-Hörspiele auf den Punkit bringen kann, das würde mir die Arbeit ungemein erleichtern. Doch Spaß beiseite und auf in ein neues Abenteuer des populären Geisterjägers. „Achterbahn ins Jenseits“ ist einer der actionreichsten Vertreter aus der gesamten Reihe und bietet haufenweise Duelle, die jedoch auf verschiedene Art und Weise ausgefochten werden. Höhere Mächte kommen hier ebenso zum Zuge wie die Martial-Arts von Sinclair-Kumpel Suko, und auch eine traditionelle Schusswaffe findet Gebrauch während eines hektischen Handgemenges. Und dann ist da natürlich noch das große Finale, bei dem sich Hampton und Sinclair direkt gegenüberstehen und den Kampf Gut gegen Böse ein weiteres Mal bis zum Ende ausfechten müssen.

Abgesehen hiervon, gefällt bei „Achterbahn ins Jenseits“ vor allem der ziemlich lange Vorspann mit der Vorgeschichte des verfluchten Friedhofs. Fast zehn Minuten lang wird hier die Geschichte des skrupellosen Baumeisters MacAllister samt seiner schicksalhaften Begegnung erzählt, ohne dass dafür der eigentliche Handlungsstrang zu kurz kommen muss. Bereits hier wird von zahlreichen Effekten Gebrauch gemacht, die im Verbund mit den professionellen Sprechern (fast allesamt Hollywood-Synchronstimmen) für die passende Untermalung des spannenden Hörspiels sorgen.

Nach dem Intro geht es dann sehr rasant voran. Sinclair ist sofort auf der Höhe des Geschehens, erfasst die Situation, greift ein und sieht sich einem weiteren, gefährlichen Dämon gegenüber, dessen Kraft er anfangs noch nicht erfassen kann, dann aber merkt, welche Bedrohung von ihm ausgeht.
Und als er dies schließlich realisiert, ist es schon fast zu spät, um die Ankunft einer noch viel mächtigeren Kreatur zu verhindern.

Bei „Achterbahn des Jenseits“ wird John Sinclair im Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle erneut auf die Probe gestellt, und das natürlich auch wieder auf höchstem erzählerischem Nivau. Packende Dialoge, Soundtrack-artige Effekte und eine wie immer spannungsgeladene und in diesem Fall actionreiche Handlung lassen das Team von Oliver Döring wieder zur Hochform auflaufen. Was bleibt einem da anderes übrig, als auch die dritte Folge der „Edition 2000“-Serie wärmstens zu empfehlen, was ich dann hiermit auch tun möchte.

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Mr. Mondos Monster (Folge 34, Teil 1)

Eines vorweg: So groß die Freude über ein weiteres neues Hörspiel der „John Sinclair“-Reihe auch ist, so groß ist schließlich auch wieder die Enttäuschung darüber, dass es sich hier um einen Zweiteiler handelt, der frühestens im April 2006 fortgesetzt werden wird. Mehr als drei Monate Wartezeit vom Veröffentlichungstag an, das ist wirklich deftig und im Falle dieser sehr spannenden und teilweise auch lustigen Geschichte schon recht fies. Andererseits gehört der erste Teil von „Mr. Mondos Monster“ zu den besten Episoden der gesamten Reihe, gerade weil den Machern hier etwas gelungen ist, was bei der seltsamen Comedy-Edition noch nicht funktioniert hat, nämlich Gruselstimmung mit Humor zu verbinden. Beide Daumen also nach oben für ein durch und durch gelungenes Hörspiel!

_Story:_

Sarah Goldwyn ist bei der örtlichen Polizei schon bekannt für ihre allabendlichen Anrufe, weshalb die Beamten die abenteuerlustige alte Dame auch nicht mehr ganz so ernst nehmen. So auch eines Abends, als die Lady bei der Behörde angibt, ihr Butler wäre von einem Werwolf angegriffen worden. Sicherheitshalber geht man der Sache nach und hört schließlich am Telefon auch einige seltsame Geräusche, die den Beamten zweifeln lassen. Also schickt er den berüchtigten John Sinclair in das Haus der alten Dame, und dieser findet tatsächlich die zerstückelte Leiche des Butlers dort vor.

John entdeckt recht schnell die Ursprünge dieser Tat und sucht den gräuslichen Ort, an dem der Werwolf erschaffen wurde, auf. Doch das Ganze war eine Falle, denn ein verrückter Wissenschaftler war nur darauf hinaus, den Geisterjäger in seine Gemächer zu führen und ihn dort außer Gefecht zu setzen. John kann trotzdem fliehen, doch beim Versuch, die finsteren Pläne von Mr. Mondo zu durchkreuzen, stellt er fest, dass er dem durchgedrehten Professor hilflos ausgeliefert ist. Jetzt kann er nur noch darauf hoffen, dass Suko und Bill Conolly ihm zur Hilfe eilen – oder aber die alte Dame, die sich selber einer erheblichen Gefahr aussetzt und in Mr. Mondos Labor herumschnüffelt …

_Meine Meinung_

Anfangs erinnert die Geschichte ein wenig an die berüchtigten Krimis mit Mrs. Marple. Die schrullige Sarah Goldwyn und die berühmte Detektivin haben definitiv Ähnlichkeit miteinander, nur dass man es hier mit komplett unterschiedlichen Gegnern zu tun hat. Aber dass die Lady später ebenfalls in die Ermittlungen eingreift, ist von diesem Hintergrund aus betrachtet sicherlich kein Zufall …

Davon mal ganz abgesehen, ist das neue Abenteuer von John Sinclair mal wieder bärenstark. Oliver Döring und sein Team haben sich im Rahmen dieses Zweiteilers sehr viele Freiheiten gelassen, was den Aufbau der Geschichte angeht, und dementsprechend ausufernd werden manche Szenen auch beschrieben. Doch damit meine ich damit nicht ‚übertrieben lang‘. Im Gegenteil, die Geschichte überrascht trotz allem mit einem sehr hohen Erzähltempo und gerät nur deswegen in die Länge, weil sich die Handlung an mehreren Hauptschauplätzen abspielt und außerdem auch viel mehr Personen als gewohnt ins Geschehen eingreifen. Und so ist es letztendlich auch genau diese Tatsache, die das Ganze so stimmig macht. Man nimmt sich die Zeit, die von der Handlung auch erfordert wird, und versucht nicht überhastet zum Schluss zu kommen. Vielleicht ist dies auch ein Ansatz, den man in künftigen Hörspielen verfolgen sollte, nur müsste eben das Ganze dann auch in einem Set, sprich als Doppel-CD, erhältlich sein. Die Idee, „Mr. Mondos Monster“ als Cliffhanger im Raume stehen zu lassen, ist nämlich äußerst unglücklich, gerade wenn man bedenkt, wie lange man auf die Fortsetzung warten muss. Da wäre es günstiger gewesen, man hätte beides erst im April veröffentlicht, denn bis es endlich so weit ist, hat man schon wieder die Hälfte vergessen und muss wieder von vorne beginnen (was wiederum nicht zwingend von Nachteil sein muss).

Nun gut, dies ist ein wesentlicher Kritikpunkt eines ansonsten tadellosen Hörspiels, bei dem sich die Macher einmal mehr selbst übertroffen haben. In „Mr. Mondos Monster“ findet man wirklich alle Elemente, die in der jüngeren Vergangenheit für diese Serie erprobt wurden: Humor, Spannung und eine entsprechend düstere Atmosphäre. Nicht zu vergessen die tollen Effekte, die hier erneut die Ausnahmestellung dieser Hörspiel-Reihe untermauern.

Auch wenn Kritiker die neuen Folgen von „John Sinclair“ nicht mehr ganz so famos finden, bin ich ganz klar der Meinung, dass sich Oliver Döring bei der tonalen Interpretation von Jason Darks Romanen nach wie vor am oberen Limit aufhält. „Mr. Mondos Monster“ ist nämlich ganz klar eine der besten Produktionen bislang, und wer – abgesehen vom Veröffentlichungsrhythmus – an diesem Hörspiel etwas auszusetzen hat, den kann ich beim besten Willen nicht verstehen.

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Lovecraft, H. P. – Flüsterer im Dunkeln, Der

H. P. Lovecraft (1890-1937) war zu Lebzeiten keineswegs ein erfolgreicher Schriftsteller. Mit seinen eigenen Geschichten verdiente er längst nicht genug zum Überleben, stattdessen hielt er sich mit seinem spärlichen Erbe und als Ghostwriter über Wasser. Dass er seine Erzählungen selbst nie wirklich ernst genug genommen hat, um eine Publikation mit Nachdruck zu verfolgen, mag heute, da der Name Lovecraft als Synonym für subtilen Horror steht, unglaublich erscheinen. Und doch trat Lovecrafts Werk seinen Siegeszug erst nach dessen Tod an.

In die Riege der Bewunderer reiht sich |LPL records| nahtlos ein, die sich mit liebevoll produzierten Horrorhörbüchern einen Namen gemacht haben. Wer sich gepflegt gruseln will, der ist bei |LPL| an der richtigen Adresse. In loser Folge bringt der Hörbuchverlag seit 2003 in der Reihe „H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ Erzählungen des Großmeisters als Hörbücher heraus und verursacht damit garantierten Nervenkitzel.

Der vierte Teil der Reihe – nach „Der Cthulhu-Mythos“, „Der Schatten über Innsmouth“ und „Das Ding auf der Schwelle“/“Die Ratten im Gemäuer“ – ist nun erschienen: „Der Flüsterer im Dunkeln“, eine weitere im Cthulhu-Universum angesiedelte Geschichte.

Die Handlung beginnt 1927 in Neu-England. Hochwasser lassen die Flüsse über die Ufer treten, und nach den Überschwemmungen meint die abergläubische und ungebildete Landbevölkerung der Gegend, seltsame Leichen in den Flüssen treiben zu sehen. Literaturprofessor Albert Wilmarth findet das alles reichlich faszinierend, interessiert er sich doch schon seit langem für die Legenden der Gegend. Doch als Wissenschaftler und Rationalist nimmt er die umgehenden Schauermärchen nicht für bare Münze und tut sie als bloße Fantasterei der naiven Bewohner ab.

In den Zeitungen entspinnt sich eine rege Diskussion über die seltsamen treibenden Leichen und auch Wilmarth beteiligt sich mit Verve – bis ihn ein Leserbrief von Henry Akeley erreicht, der seine Sicht der Tatsachen gründlich auf den Kopf stellt. Akeley behauptet, Beweise für eine Rasse Außerirdischer zu haben, die die Berge bewohnen und dort Mineralien fördern. So abgehoben Akeleys Erläuterungen auch zunächst klingen, Wilmarth erfährt seinen neuen Briefpartner als vernünftigen und gelehrten Mann. Es entwickelt sich ein regelmäßiger Briefwechsel und Wilmarth taucht immer tiefer ein in verbotenes Wissen und geheime Gesellschaften.

Das Zwiegespräch zwischen Wilmarth und Akeley (wir hören die Erzählung aus Wilmarths Perspektive, mit einigen eingeschobenen Briefen von Akeley) wirkt wie ein Kammerspiel – es beginnt unschuldig genug, die Handlung spitzt sich aber zunehmend zu und endet schließlich im Chaos und der überstürzten Flucht Wilmarths. Wie der Ich-Erzähler misstraut man zunächst den Erklärungen Akeleys. Sie klingen zu wirr und fantastisch, um auf der Realität zu fußen. Doch Wilmarths Interesse ist geweckt und er ist ein dankbarer Empfänger für all die Botschaften von Außerirdischen und fremden Planeten. Akeley verspricht Beweise für seine Annahmen: Fotos, Tonaufnahmen und einen seltsamen schwarzen Stein. Doch die überzeugendsten Beweise gehen auf dem Postweg verloren: Eine Verschwörung? Oder haben die Beweise nie existiert? Überhaupt sind zum Zeitpunkt, da Wilmarth die Geschichte niederschreibt, alle Briefe Akeleys vernichtet. Welche „Beweise“ bleiben also? Was erzählt uns Lovecraft in „Der Flüsterer im Dunkeln“ eigentlich? Die Geschichte von Außerirdischen, die heimlich auf der Erde umgehen? Oder doch die Fabel eines Geistesgestörten, der zwischen Realität und Fantasie nicht mehr unterscheiden kann? Lovecraft hält sich beide Optionen offen, die Entscheidung liegt also beim Hörer.

Das wahre Grauen liegt, wie meist bei Lovecraft, im Nicht-Gesagten und Halb-Verschwiegenen. Geheimlehren und verschwundene Bücher werden erwähnt, doch nie erläutert. Das Gleiche gilt für die alten Gottwesen, die immer wieder in seinen Cthulhu-Geschichten auftauchen. Subtil offenbart sich auch das Unbehagen in der Landschaft Neu-Englands. Der Städter Wilmarth fühlt sich auf der Fahrt zu seinem einsam wohnenden Freund Akeley sofort in eine andere Realität versetzt: dräuende Wälder, reißende Flüsse, düstere Landschaften. All das beeinflusst die Grundstimmung der Erzählung.

Und dann sind da natürlich noch die Sprecher. David Nathan als Wilmarth ist eine exzellente Wahl, doch der wahre Star des Hörbuchs ist Torsten Michaelis als Mr Akeley. Michaelis, als Synchronstimme von Wesley Snipes chronisch unterfordert, ist in letzter Zeit bei einigen Hörbuchproduktionen positiv aufgefallen. Besonders auf [„Necrophobia 2“ 1073 konnte er als Sprecher die ganze Bandbreite seiner Fähigkeiten zeigen – als religiös verwirrter kindlicher Massenmörder, keine einfache Rolle. Auch Mr Akeleys Gefühlswelten kann er in den wenigen Auftritten, die er hat, suggestiv gestalten und überzeugt so als nüchterner Forscher wie auch als halbverrückter Irrer.

Als besonderes Extra gibt es eine Bonus-CD, auf der Dagmar Berghoff als Muriel E. Eddy ihre Erinnerungen an Lovecraft zu Gehör bringt. Zwischen Lieblingsessen und literarischen Arbeitsweisen schafft sie es so, ein lebendiges und gar unterhaltsames Bild von dem großen Unbekannten Lovecraft zu zeigen. Als Schmankerl hat |LPL| noch den „Soundtrack des Schreckens“ beigegeben: zehn Tracks von Andy Matern, dessen beunruhigende Klangwelten seit jeher die |LPL|-Hörbücher vervollkommnen. Es handelt sich hierbei ausschließlich um Tracks von vorherigen Lovecraft-Produktionen, Fans von |Necrophobia| oder |Necroscope| werden sich wohl noch gedulden müssen. Vielleicht werden Materns gesammelte Tracks auch dort einmal zu hören sein. Sie alle als einen Soundtrack auf einer Extra-CD zu veröffentlichen, ist zumindest eine geniale Idee und wird bei Langzeitfans des Labels sicher auf viel Gegenliebe stoßen.

„Der Flüsterer im Dunkeln“ ist erneut eine gelungene Gruseltour aus dem Hause |LPL|, die den Hörer diesmal sogar noch mit einer Bonus-CD beglücken kann. Da bleiben doch keine Wünsche offen!

|Die ersten drei LPL-Veröffentlichungen dieser Reihe:|
[„Der Cthulhu-Mythos“ 524
[„Der Schatten über Innsmouth“ 424
[„Das Ding auf der Schwelle“ & „Die Ratten im Gemäuer“ 589

http://www.lpl.de

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Die Eisvampire (Folge 33) (Hörspiel)

Nach über einem Jahr Wartezeit erscheinen nun zwei neue Hörspiele aus der John-Sinclair-Reihe, nämlich die Folgen 33 und 34. Das erste davon, „Die Eisvampire“, ist dabei ein Wiedertreffen mit alten Bekannten: Der ehemalige Dämon Myxin taucht wieder auf, die bösartige Asmodina kommt wieder zur Worte und der Geisterjäger bekommt es dieses Mal erneut mit Auswüchsen der Mordliga zu tun. Vielversprechend und ausgezeichnet – die Serie bekam unlängst den Deutschen Phantastik Preis 2005 – geht es endlich weiter mit einer der besten Hörspielreihen aller Zeiten, und die Story hält auch mal wieder, was sie verspricht.

_Story_

Der auf die gute Seite übergetretene Dämon Myxin und sein alter Gefährte Kogan stehen sich gegenüber und reden über eine mögliche Kooperation. Während Myxin die Gelegenheit nutzen will, um Informationen über Asmodina und die Mordliga zu bekommen, lässt der Vampir sich nicht täuschen und versucht Myxin zu töten. Was Kogan allerdings nicht weiß: Einer seiner eigenen Anhänger ist der Geisterjäger John Sinclair, der durch einen gezielten Schuss das Blatt wendet und so die nötigen Infos aus dem fiesen Vampir herauspresst.

Kogan erzählt eine Geschichte aus der fernen Vergangenheit und macht Sinclair mit der Legende der Eisvampire bekannt, die vor hunderten von Jahren in die Eishöhlen des Drachensteingebirges vertrieben und dort eingefroren wurden. Die Eisvampire besaßen besondere Kräfte, und die Folgen ihres Bisses waren verheerend. Nun soll es Asmodina gelungen sein, diese besondere Vampirspezies zu neuem Leben zu erwecken.

Sinclair, sein Kollege Suko und Myxin reisen daraufhin sofort nach Österreich ins Drachensteingebirge, kommen aber schon zu spät, um das erste Attentat der Eisvampire abzuwenden. Die Blutsauger haben sich des soliden Familienmenschen Tonie Berger bemächtigt, der nun seit einiger Zeit vermisst wird. Sinclair und seine Gefährten machen sich auf die Suche nach dem infizierten Berger und versuchen, Schlimmeres abzuwenden, doch das Drama der Familie Berger hat da gerade erst angefangen …

_Meine Meinung_

Mehr als ein Jahr Wartezeit ist eine ganze Menge und unter Umständen auch mehr, als die eingeschworene Fanschar des Geisterjägers verkraften kann. Daher war es für den Verlag auch dringend notwendig, mit einem echten Paukenschlag zurückzukehren, und das ist schließlich (und glücklicherweise) auch gelungen. „Die Eisvampire“ bietet typische Sinclair-Gruselstimmung, jedoch dieses Mal eingebunden in eine komplett neue Umgebung.

Ein Brite in Österreich, irgendwie scheint das nicht zu passen, und tatsächlich tut sich der Bedienstete von Scotland Yard auch unheimlich schwer in seinem neuen Umfeld. Max Berger, Sohn des Verschollenen Toni Berger, traut dem plötzlich auftauchenden, geheimnisvollen Engländer nicht und blickt sofort durch, dass Sinclair nicht wie angegegeben ein Geologe ist. Anfangs bringt er den Geisterjäger sogar direkt mit dem Verschwinden seines Vaters in Verbindung, was der Geschichte eine zusätzliche, wertvolle Nuance verleiht, denn die neuen Charaktere bleiben bis zuletzt unberechenbar und die Geschichte wird dadurch natürlich nicht weniger spannend. Ganz im Gegenteil! Von Anfang an beeindruckt ‚der neue Sinclair‘ mit einer herrlich düsteren Atmosphäre, die sofort beim anfänglichen Duell zwischen Myxin und Kogan für Gänsehautmomente sorgt (wirklich superb in Szene gesetzt) und sich so auch über Bergers Begegnung mit den Vampiren in den dunklen Eishöhlen bis hin zum abschließenden Showdown im Haus des Neu-Vampirs zieht. Dazu geizt das Hörspiel auch nicht mit Action: Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Blutsaugern und ihren Kontrahenten, und auch hier haben |Lübbe Audio| und das Team von |Wort Art| ganze Arbeit geleistet und die Erzählung mit tollen Soundeffekten ausgestattet.

John Sinclair ist endlich wieder zurückgekehrt, und „Die Eisvampire“ bietet für die ewig lange Wartezeit auch die entsprechende Entschädigung. Das neue Hörspiel überzeugt mit gewohnt starker Leistung der Sprecher und einer spitzenmäßig inszenierten Handlung. Dazu kommt eine ganz spezielle Atmosphäre, ausgelöst durch die neue Umgebung, in der die Erzählung spielt. Kurzum: genau der richtige Stoff für die Sinclair-Fraktion, und deshalb kann man auch Episode 33 blind abgreifen!

_Die Sprecher_
John Sinclair – Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan; Kevin Costner; Jeremy Irons; Al Pacino …)
Erzähler – Jochim Kerzel (Dennis Hopper; Jack Nicholson; Harvey Keitel; Dustin Hoffman; Anthony Hopkins …)
Suko – Martin May
Myxin – Eberhard Prüter (Ian McKellen)
Max Berger – Philipp Schepmann (Lesungen u. a. zu „Die Chroniken von Narnia“, „Stravaganza“, Ken Follett)
Hanni Kerner – Alexandra Wilcke (Miranda Otto)
Toni Berger – Thomas Danneberg (Dan Akroyd; John Travolta; Arnold Schwarzenegger; Sylvester Stallone; Nick Nolte; John Cleese …)
Clara Berger – Marianne Groß (Meryl Streep; Angelica Houston)
Kogan – Nicolas Böll (Emilio Estevez; Owen Wilson)
Josef Sprengler – Helmut Krauss (Marlon Brando; Samuel L. Jackson)
Hans – Hans-Jürgen Dittberner (Christopher Reeve)
Fahrer – Jörg Döring (Colm Meany)
Ansage – Fred Bogner

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

John Sinclair – Im Nachtclub der Vampire (Folge 1)

_Die Stimmen_

John Sinclair – Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan; Kevin Costner; Jeremy Irons; Al Pacino; Christopher Walken …)
Erzähler – Joachim Kerzel (Jack Nicholson; Dustin Hoffman; Harvey Keitel; Anthony Hopkins)
Sir Powell – Karl-Heinz Tafel
Ansage – Fred Bogner
Marcos Tumb – Henning Bornemann
Fahrer – Thomas Friebe
Marina Held – Silke Haupt
Doktor – Jörg Kernbach
Lara – Friedericke Klebert
Gäste – Koma-Leute
Mona – Sibylle Kuhne
Zuhälter – Klaus Nierhoff
Ted Willard – Stephan Runge
Flugzeug-Durchsage – Monika Rydell+
Clara Sanders – Eva Spott

_Story_

Nach einem Kurzaufenthalt in Deutschland befindet sich der berüchtigte Geisterjäger John Sinclair wieder auf dem Heimweg nach England. Im Flugzeug lernt Sinclair die junge Marine Held kennen, die einen längeren Aufenthalt in London plant und sich beim Smalltalk mit John anfreundet. Nach der gemeinsamen Reise verabschieden sich die beiden voneinander und können noch gar nicht ahnen, dass sie sich eines Tages – und vor allem sehr bald – wiedersehen werden.

Marinas erste Nacht in London ist nämlich alles andere als angenehm. Nach ersten Streifzügen durch das Nachtleben der Metropole ist sie plötzlich auf der Flucht vor einem ziemlich aufdringlichen Zuhälter, der sich an ihr vergreifen will. Schließlich landet sie in einer Seitengasse des Stadtviertels Soho und rettet sich in eine ziemlich obskure Bar. Dort wird sie Zeugin einer grausamen Begebenheit: Drei junge Damen, die von oben bis unten mit Blut beschmiert sind, machen sich über eine Leiche her und lassen diese anschließend verschwinden. Marina ist geschockt und kann gerade noch aus dem Laden verschwinden, als die Vampirinnen sie entdecken. Doch die Dienerinnen der anderen Seite lassen nicht mehr von der jungen Deutschen ab, suchen ihre Wohnung auf, fallen ihre Gastwirtin an und entführen Marina schließlich. In einem weiteren Ritual wollen sie ihrem Herren ein Blutopfer bringen, und Marina scheint für diese Zeremonie genau die richtige Person zu sein …

Währenddessen bekommt Sinclair den Auftrag, sich um einen Fall zu kümmern, bei dem es um gestohlene Blutkonserven geht. Man vermutet einen Akt des Vampirismus hinter dem Verschwinden der wertvollen Behälter, und als Sinclair die völlig desorientierte Marina am Tag nach ihrer Bekanntschaft mit Sohos Nachtleben auffindet, hegt er auch keinen Zweifel mehr daran, dass wie befürchtet finstere Mächte aktiv geworden sind. Als er dann mehr über die Geschehnisse der vergangenen Nacht in Erfahrung bringen möchte, findet der Geisterjäger allerdings nur noch eine vampirisierte alte Dame vor, die er als die Gastwirtin von Marina identifiziert. Von der Deutschen gibt es indes weit und breit keine Spur. Jetzt wird es eng für den Bediensteten von Scotland Yard: Bis Mitternacht hat er noch Zeit, um seine neue Bekanntschaft ausfindig zu machen, ansonsten droht der netten Lady alsbald ein blutiges Ende …

_Meine Meinung_

Nach dem sehr vielversprechenden, eigentlich ersten Teil [„Der Anfang“ 1818 erwartet man als Neueinsteiger natürlich so einiges von den weiteren Episoden um den Detektiv und Geisterjäger in Personalunion. Und man wird im Falle von „Im Nachtclub der Vampire“ absolut nicht enttäuscht. Die Geschichte hat alles, was man von einem guten, spannungsgeladenen Hörspiel im Grusel-Genre erwartet: tolle Charaktere, fiese und grausame Bösewichte, einen rundum spannenden Handlungsstrang, sehr schön inszenierte Effekte und eine atemberaubende Atmosphäre, die der Geschichte in dieser Form geradezu auf den Leib geschneidert ist. Alleine der Einstieg mit den ersten Szenen im Vampirclub lohnt schon die Anschaffung dieser Episode. Die Art und Weise, wie hier das dämonische Ritual der drei Vampirladys beschrieben wird, gerantiert für Gänsehaut, die auch bei der späteren Verfolgungsjagd nicht abschwellen will.

Ebenso gut gefällt das Auftreten des Geisterjägers. Ich bin nicht chronologisch vorgegangen und habe mir zuerst die [zweite, 2048 dann erst die erste Folge angehört, und die dort aufgefallenen Mängel, wie die übertriebene Coolness des Hauptakteurs bzw. das Verschieben der Prioritäten zu Ungunsten der Spannung, kann ich hier nicht feststellen. Im Gegenteil: Ich bin hellauf begeistert von der Darstellung des John Sinclair. Hier nervt er nicht mit überzogen lässigen Sprüchen, sondern fokussiert seine Dialoge ausschließlich auf die eigentliche Handlung. Diese wiederum kann davon merklich profitieren, was sich einerseits beim fast schon perfekten Erzähltempo, andererseits aber auch in der Wortwahl der Synchonsprecher bemerkbar macht. Es passt einfach, anders kann man das gar nicht sagen.

Unterlegt wird dieser äußerst positive Eindruck von den unterschiedlichen Soundeffekten, die ebenfalls zur düster-romantischen Atmosphäre des Hörspiels beitragen und die hohen Ansprüche, die man an eine solche Veröffentlichung stellt, voll und ganz erfüllen.

Was wäre aber eine gute Handlung ohne dementsprechende Erzähl- und Synchronstimmen? Doch auch da lässt die Geschichte nichts anbrennen. Frank Glaubrecht als John Sinclair ist betont cool, aber eben nicht zu cool, Friedericke Klebert als eine der Vampirdamen hat tatsächlich irgendetwas Dämonisches in ihrer Stimme und Silke Haupt in der Rolle der Marina spielt ihren Part auch sehr überzeugend und mit angemessener Theatralik. Den größtenteils bekannten Sprechern ist daher auch ganz klar eine reife Leistung zu attestieren, die aber auch derart zu erwarten war.

Daher kann ich mich am Ende auch ziemlich kurz fassen: „Im Nachtclub der Vampire“ aus der Edition 2000 der „John Sinclair“-Reihe ist ein rundum starkes und absolut hörenswertes Hörspiel, das auch bei mehrmaliger Verwendung keine Abnutzungserscheinungen hinterlässt. Besser hätte man diese Serie gar nicht fortsetzen können!

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

John Sinclair – Die Totenkopf-Insel (Folge 2)

_Besetzung_

John Sinclair – Frank Glaubrecht
Erzähler – Joachim Kerzel
Sir James Powell – Karl-Heinz Tafel
Linda Grey – Birgitta Weizenegger
Ansage – Fred Bogner
Jerry Flint – Henning Bornemann
Nathan Grey – Holger Dollmann
Captain Barrel – Thomas Friebe
Proctors Gefangener – Walter Gontermann
Adam Preston – Matthias Haase
Marina Held – Silke Haupt
Doktor – Jörg Kernbach
Wache – Simon Hauschild
Wache – Lutz van der Horst
Wache – Florian Göbels
Gärtner Jos – Thomas Lang
Basil Proctor – Jochen Malmsheimer
Colonel Ryker – Klaus Nierhoff
Ansage – Monika Rydell
Rick Terry – Udo Schenk
Wache – Philipp Schepmann
Geister-Pirat – Horst Schroth

_Story_

Der Millionär Proctor hat von einem sagenhaften Schatz gehört, der sich vor der Küste Cornwalls befinden soll. Einst wurde dieser Schatz vom Seeräuber Barrel und seiner Mannschaft gestohlen, doch ihr Schiff sank kurz vorm Erreichen des Festlandes, und der Schatz verschwand in den Tiefen des Meeres. Als Proctor sich schließlich daran macht, den Schatz zu bergen, treten die untoten Seeräuber auf den Plan und verletzen den Millionär auf grausame Weise. Nur wenn es ihm gelingt, eine Mannschaft zusammenzustellen, mit welcher der untote Kapitän seinen Schatz bergen kann, soll er wieder zu alter körperlicher Verfassung zurückfinden und darf den Schatz dann auch behalten.

Als eines Tages ein Agent des Secret Service vor „Proctor Island“ verschwindet, wird auch John Sinclair mit dem Fall vertraut gemacht. Der Geisterjäger begibt sich anschließend selber auf die Insel, die der verschwundene Agent in seinem letzten Notruf als ein Land mit einem schwebenden Totenkopf beschreibt, wird jedoch kurz vor Erreichen seines Ziels mitsamt seinem Helikopter abgeschossen. Als er wieder aufwacht, ist er selber einer der Gefangenen Proctors, der nun nur noch die Ankunft des Zombie-Kapitäns erwartet und sich seinem Ziel sehr nahe sieht. Wird Sinclair es schaffen, aus dieser aussichtslosen Situation zu entfliehen?

_Meine Meinung_

In „Die Totenkopf-Insel“ steht John Sinclair als Hauptakteur gar nicht immer im Vordergrund. Die Geschichte spielt sich nämlich vornehmlich auf „Proctor Island“ ab und beschäftigt sich hauptsächlich mit den grausamen Vorgängen im Verlies des Millonärs, der gerade seine Sklaven-Mannschaft für den Auftrag des untoten Kapitäns zusammenstellt. Erst später steigt der ziemlich coole (in diesem Falle sogar manchmal zu coole) Geisterjäger ins Geschehen ein, ist aber im Endeffekt nur eine von vielen Figuren in diesem relativ kurz geratenen Hörspiel. Und wenn er dann mal in Aktion tritt, glänzt er meist durch unangebracht lockere Sprüche, selbst in der bedrohlichsten, ausweglosesten Lage. Dies nimmt der Story teilweise ein wenig den Ernst der eigentlichen Thematik und verwandelt den Geisterjäger in einen etwas zu lässigen Charakter, dessen ‚Alles-im-Griff‘-Ausstrahlung nicht immer sonderlich angebracht ist.

Davon mal ganz abgesehen ist „Die Totenkopf-Insel“, die zweite Folge der Reihe, trotzdem ein sehr kurzweiliges Hörvergnügen, das vor allem durch die verschiedenartigen Klangeffekte zu glänzen weiß. Die enorm düstere Atmosphäre auf der Insel des Millionärs und dessen Greueltaten werden jedes Mal mit entsprechenden Sounds unterlegt, und das ist der Gesamtstimmung der Erzählung auch sehr zuträglich.

Schade ist lediglich, dass die Geschichte nicht weiter ausgeschmückt wurde. Wie ich schon sagte, der eigentliche Hauptcharaktr greift erst relativ spät ins Geschehen ein, und wenn er dann die mysteriöse Totenkopf-Festung erreicht hat, überschlagen sich die Ereignisse und kommen auch relativ zügig zu einem abrupten Ende. Die Erzählung hätte dabei noch eine ganze Menge mehr hergegeben; so hätte man die Hintergründe zum Verschwinden des Schatzes zum Beispiel näher beleuchten oder aber die Ursprünge von „Proctor Island“ beschreiben können, was aber leider nicht geschehen ist. Doch: Hätte, wäre, wenn – ein recht ordentliches und definitiv hörenswertes Hörspiel ist diese zweite Episode allemal und Fans von John Sinclair kommen gerade im letzten Teil voll auf ihre Kosten. Zur Auswahl der besten Sinclair-Folgen gehört „Die Totenkopf-Insel“ allerdings nicht.

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Hodgson, William Hope / Newman, Kim / Busson, Paul / Lovecraft, H. P. / Somtow, S. P. / Lueg, Lars P – Necrophobia 2

Bereits zum zweiten Mal spielt Andy Materns Jingle zu „Necrophobia“ auf und lädt den geneigten Hörer ein, sich die „besten Horrorgeschichten der Welt“ zu Gehör zu führen. 2003 enthielt die erste Ausgabe von [„Necrophobia“ 1103 Geschichten von Lovecraft und Laymon und auch 2005 hat Mastermind Lars Peter Lueg wieder eine illustre Mischung auf zwei CDs gebannt. Fünf Geschichten darf der Hörer genießen, deren Bandbreite so groß ist, dass für jeden etwas dabei sein dürfte: eine gruselige Seemannsgeschichte, ein fanatischer Sammler, ein lebendig Begrabener, ein wandelndes Monster und ein religiöser Serienmörder haben in „Necrophobia“ ihren großen Auftritt.

Den Anfang macht William Hope Hodgons „Die Stimme der Nacht“ („The Voice in the Night“, 1914) mit einem durchaus interessanten Setting. Zwei Seeleute machen in einer finstren und nebligen Nacht eine außergewöhnliche Begegnung. Durch den Nebel hören die beiden ein „Schiff Ahoi“ auf sie zutreiben und machen kurz darauf in der Dunkelheit der Nacht ein Boot aus. Der Insasse weigert sich standhaft, nähert ans Licht zu kommen, bittet aber um etwas Proviant für die Dame, die er auf der Insel zurückließ. Die beiden Seemänner haben Mitleid, lassen ihm frische Früchte zukommen und im Gegenzug erzählt der mysteriöse Fremde seine Geschichte. So konnte er sich nämlich mit seiner Frau gerade so von einem sinkenden Schiff retten. Doch die Insel, auf die sie sich retten konnten, scheint von einem seltsamen und abstoßenden Pilz überwuchert zu sein, der vor nichts Halt macht. Die beiden harren zwar zwangsweise auf der Insel aus, doch sind sie dort gefangen und dem Pilz hoffnungslos ausgeliefert …

Hodgons Erzählung mäandert etwas dahin und bietet kaum unerwartete Überraschungen. Sie lebt vielmehr von dem beunruhigenden Gefühl, in völliger Freiheit eingesperrt zu sein und keine Hoffnung auf Rettung zu haben. Das junge Ehepaar kann nirgendwohin ausweichen, ihr Feind verfolgt sie überallhin. Und auch wenn sie es nicht wissen, als sie die Insel betreten, so sind sie doch bereits zum Tode verurteilt, als sie den Fuß auf den Strand setzen. Die Geschichte spielt mit der alten Frage, was sich alles da draußen in dieser Welt befindet; welche Schätze und Grauen noch nicht entdeckt sind. Und auch wenn wir heute meinen, uns die Welt untertan gemacht zu haben, so gibt es immer noch Flecken wie diese Insel, die böse Überraschungen bereithalten können.

Helmut Krauss bildet den Anfang als Sprecher auf dieser Höranthologie. Krauss (Synchronsprecher von Marlon Brando & Samuel L. Jackson) liest oft und viel für LPL und seine tiefe dräuende Stimme verfehlt nie ihre Wirkung. Hier überzeugt er vor allem als krächzender und lebensmüder Erzähler, dem man die Verzweilfung und Hoffnunslosigkeit anhört.

Weiter geht es mit dem totalen Gegenprogramm, Kim Newmans „Der Mann, der Clive Barker sammelte“ („The Man who collected Barker“, 1990), einer Erzählung, die zwischen böser Parodie und wohl temperiertem Schrecken hin und her pendelt. Die Ich-Erzählerin trifft auf einen Mann, dessen Lebensinhalt das Sammeln von Pulp-Autoren ist. Erstausgaben, signiert, mit persönlicher Widmung schmücken seine Privatbibliothek, die so eingerichtet ist, dass die Bücher möglichst nicht verblassen oder sonstwie Schaden nehmen. Der Sammler stellt sich schnell als fanatischer Spinner heraus (daher ja auch das Wort „fan“ von „fanatic“) und Kim Newman zielt und platziert genüsslich einen Seitenhieb nach dem anderen auf all die Berufsfans da draußen, diese Geeks, die so weit in ihrem Fandom aufgehen, dass sie darüberhinaus kein Leben haben. Newman schreibt damit das genaue Gegenprogramm zu Nick Hornbys Hymne an Fans und Sammler und Geeks moderner Popkultur, und dass er zunächst in seiner Beschreibung des Sammlers kaum überzeichnet, setzt der ganzen Sache die Krone auf. Doch als er die Ich-Erzählerin in den Schrein für Clive-Barker-Erstausgaben führt, wird es zusehends abstruser. Da gibt es Ausgaben in Menschenhaut gebunden, auf Papyrus gedruckt und mit Blut signiert. Eine Sonder-Sonderausgabe ist grauenhafter als die nächste und die Krönung seiner Sammlung ist die Ausgabe … doch das soll hier natürlich nicht verraten sein.

Newmans Erzählung ist eine wunderbar spritzige und dabei bitterböse Abrechnung mit fanatischen Fans aller Art. Die gesammelten Objekte sind ein Fetisch, ein Kunstwerk in sich und es wäre ein Sakrileg, würde der Sammler sie aus dem Regal nehmen und tatsächlich lesen. Ja, er habe sich Barkers [„Bücher des Blutes“ 538 mal aus der Bibliothek ausgeliehen und die Geschichten seien auch gut gewesen. Aber gehen wir lieber zu dieser Sonder-Sonderausgabe über … Das Objekt der Begierde kann vollkommen willkürlich gewählt sein, denn es scheint nicht, dass unser Sammler eine besondere Vorliebe für Pulp hat – offensichtlich liest er ja nicht mal. Doch wenn das Objekt erst einmal gewählt wurde, dann muss es besessen und beherrscht werden.

Marianne Groß (bekannt als Synchronstimme von Angelica Huston, Merryl Streep, Whoopie Goldberg) ist neu als Sprecherin bei LPL und nach ihrem Debüt auf „Necrophobia“ möchte man doch hoffen, dass sie den Hörbuchfans lange erhalten bleibt. Mit spitzer Zunge referiert sie die gesammelten Absurditäten der Barker-Sammlung und man hört ihr die Verachtung für derartiges Fanverhalten geradezu an. Ein wahres Fest!

Abgeschlossen wird CD1 mit einer kurzen Erzählung über ein altes Thema: „Rettungslos“ (1903) von Paul Busson beschreibt aus der Ich-Perspektive einen Mann, der lebendig begraben wurde. Neu ist an dieser Idee kaum etwas, doch schafft es Busson zumindest, das Grauen durch seinen Stil greifbar zu machen. Da dem Protagonisten nur noch sein Gehör zur Verfügung steht, schildert er hauptsächlich diese Eindrücke. Das Schließen des Sargdeckels, das Geräusch, als die Trauernden Erde auf den Sarg fallen gelassen wird – und erst dann, begraben unter ein Paar Metern Erde, kann er endlich zwei seiner Finger wieder bewegen. Doch natürlich zu spät.

Lutz Riedel, ebenfalls seit langem für LPL tätig, liest „Rettungslos“. Leider ist die Geschichte so schnell vorbei, dass man sich kaum eingehört hat. Doch Riedel (Stimme u. a. von Timothy Dalton; mit Marianne Groß liiert) schafft es, den eindringlichen Bewusstseinsstrom des Protagonisten ebenso eindringlich wiederzugeben. Ein beunruhigendes Finale für die erste CD der Anthologie.

Auf CD2 geht es mit dem Altmeister subtilen Horrors weiter, nämlich mit „Der Außenseiter“ („The Outsider“, 1926) von H.P. Lovecraft. Wer nicht ohnehin schon die Lovecraft-Hörbuchreihe von LPL im Regal stehen hat, der wird hier ordentlich angefüttert. Ein recht geheimnisvoller Ich-Erzähler – geheimnisvoll in dem Sinne, dass er sich nicht erinnern kann, wie wo und mit wem er eigentlich aufgewachsen ist -, versucht seiner Umgebung zu entrinnen. Er wohnt nämlich in einem unheimlichen Schloss, das so von Bäumen umstanden ist, dass er noch nie Sonne oder Mond gesehen hat. Also steigt er auf den höchsten Punkt des Schlosses, öffnet eine Falltür und … muss mit einer ziemlichen Überraschung fertig werden.

Der Erzählung merkt man schon nach den ersten Sätzen den Lovecraft’schen Stil an und nie verfehlt er seine Wirkung. Surreale Settings, lauernde Schatten, offene Fragen – all das verbindet Lovecraft mit einer Meisterschaft, die auch heute noch menschliche Urängste anspricht und zum Vorschein bringt. Man kann sich also eines unfreiwilligen Schauderns nicht erwehren, auch wenn man die Pointe der Geschichte schneller durchschaut als der Ich-Erzähler. Lovecrafts genialer Einfall, die Geschichte aus der Innenansicht des vermeintlichen Monsters zu erzählen, verwischt die sonst so klaren Grenzen einer Horrorgeschichte und trägt zum Gruselfaktor unbedingt bei.

David Nathan (Johnny Depp, „Spike“, Christian Bale,) als Sprecher ist ebenfalls seit einiger Zeit bei LPL dabei – zu Recht, versteht sind, denn seine Bandbreite weiß immer wieder zu überraschen. Mit viel Einfühlungsvermögen gibt er den Bericht des Außenseiters wieder und schafft Balance zwischen Mitgefühl und Abscheu.

Den Abschluss bildet die grausig-schwüle Slashergeschichte „Summertime“ („Fish are Jumping, and the Cotton is High“, 1996) von S. P. Somtow, die idyllisch genug beginnt: Vater und Sohn verbringen wie jedes Jahr den Sommer damit, durch das amerikanische Hinterland zu fahren und zu fischen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass an der ganzen Sache nichts idyllisch ist. Zum einen führen die beiden das Skelett ihrer toten Oma in einem Koffer mit, stauben sie regelmäßig ab und behängen sie mit Wunderbäumen (gegen den Gestank natürlich). Zum anderen handelt es sich bei „fischen“ um einen Euphemismus dafür, Huren zu entführen, sie brutal zu foltern und dann zu töten. Alles im Namen des Herrn, versteht sich. Denn der Serienmörder ist ein religiöser Fanatiker.

Somtow liefert eine durchdachte Geschichte, die zwar große Mengen Blut produziert (und damit die hartgesottenen Fans begeistern dürfte), aber nicht vergisst, den beiden Hauptcharakteren ausreichend psychologischen Hintergrund mitzugeben, um die Geschichte zu tragen. Wenn Somtow also in die völlig zerstörte Psyche des Protagonisten eintaucht, dann ist das abwechselnd absurd, komisch, schockierend und eklig. „Summertime“ bildet einen wunderbaren modernen Gegensatz zu so polierten Erzählungen wie Lovecrafts „Der Außenseiter“ und trägt „Necrophobia“ sowohl thematisch als auch stilistisch ins 21. Jahrhundert.

Torsten Michaelis (als Synchronstimme von Wesley Snipes offensichtlich total unterfordert) liest hier aus der Perspektive des Sohnes des Serienmörders und fängt dessen gestörte Wahrnehmung der Realität grandios ein. Mit kindlicher Naivität findet er es ganz selbstverständlich, die tote Oma im Auto mitzuführen und die knackigen Hinterteile der toten Huren zu essen (um die Leichen zu entsorgen und weil das Fleisch dort am leckersten ist).

Über einen Anspruch wie „die besten Horrorgeschichten der Welt“ wird man immer streiten können. Doch ohne Frage überzeugt die Auswahl der Geschichten, sind sie doch in Thema und Stil jeweils sehr unterschiedlich und bieten somit für jeden Geschmack etwas. Abgerundet wird die Anthologie von hochkarätigen Sprechern, die die 146 Minuten Spielzeit zu einem unheimlichen Vergnügen machen!

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