Alle Beiträge von Björn Backes

Rocca, Simon (Text) / Girod, Thierry (Zeichnungen) – Wanted 2: Der Todescanyon

_Wanted:_

Band 1: [„Die Brüder Bull“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7893
_Band 2: „Der Todescanyion“_
Band 3: „Der Sheriff der gesetzlosen Stadt“
Band 4: „Das Kopfgeld“
Band 5: „Superstition Mountains“
Band 6: „Andale Rosita“

_Story:_

Wanted und sein neuer Gefährte Jed bewegen sich weiterhin durch die Prärie, allerdings mit ungleichen Zielen. Während der erprobte Kofgeldjägeer lieber seine Kasse aufbessern möchte, ist sein Mischlingskompagnon immer noch darauf aus, die verbliebenen Bull-Brüder zu jagen und sich an ihnen für den Mord an seiner Familie zu rächen.

Als Wanted sich entschließt, dem Sheriff von Hispaniola einen Besuch abzustatten, um sich dort nach neuen Aufträgen umzuschauen, wird die Stadt überfallen und Jed bekommt die Gelegenheit, sich für Wanteds einstige Rettungstat zu revanchieren. Gemeinsam ziehen sie weiter ihre Kreisen und schließen sich General Carson an, der im anhaltenden Sezessionskrieg in einen Hinterhalt zu geraten scheint. Doch Jed und sein neuer Freund verfolgen andere Ideen als die Loyalität zu ihrem neuen Anführer; stattdessen suchen sie unter dessen Gefolgsleuten die verbliebenen zwei Bulls, von denen keiner ungeschoren davonkommen soll …

_Persönlicher Eindruck:_

Der Auftakt der aktuellen Western-Serie aus dem |Splitter|-Verlag war durchaus gelungen, der zweite von insgesamt sechs Teilen kann diesbezüglich allerdings nur bedingt mithalten. Was zunächst noch aufregend begann und sich als toller Charakter-Showdown entpuppen sollte, flacht in „Der Todescanyon“ alleine deswegen schon ein ganzes Stück ab, weil sich Autor Simon Rocca hin und wieder in einigen unlogischen Panel-Abfolgen verstrickt.

Dem stringenten Beginn des zweiten Bandes folgen immer wieder Ungereimtheiten, auch was die Motive der Hauptdarsteller angeht. Gerade Jed scheint noch nicht wirklich klar zu wissen, welchem Pfad er folgen soll, so dass die eigentlich offensichtliche Konsequenz, nämlich die klare Durchführung seines Rachefeldzugs, mit wachsender Seitenzahl immer zerfahrener wirkt. Er schließt Zweckbündnisse, die nicht seinen Prinzipien treu sind, schließt sich sogar dem Auftraggeber der Menschen an, die seine Familie auf dem Gewissen haben, scheint sich aber am Ende immer noch sicher zu sein, was genau nun richtig für ihn ist – da wirkte besonders seine Darstellung in der letzten Episode noch um einiges schlüssiger und besser nachvollziehbar. Denn der konsequenten Haltung dort folgt nun ein innerliches Zerwürfnis, das mit seinen straighten Ideen aus dem Debüt nicht mehr gut in Einklang zu bringen ist.

Doch auch die einzelnen Erzählebenen sind nicht immer zwingend logisch: Während Wanted nämlich von einem Kriegsschauplatz zum nächsten eilt und beim Fronteinsatz um Leben und Tod kämpft, geschieht in der gleichen Zeit bei Jed nur äußerst wenig. Sein Bündnis mit den Navajo ist eine Sache von wenigen Minuten, die Action im Krieg hingegen ein mehrtägiges Spektakel – und dennoch treffen beide jeweils nach ihren aktuellen Erlebnissen wieder aufeinander, als seien nur ein paar Stunden vergangen. Seltsam!

Andererseits sollte man die Entwicklung der Serie in „Der Todescanyon“ nicht direkt verteufeln, denn lesenswert bleibt die Story allemal. Die Action ist erneut sehr offensiv, nicht ganz so brutal, aber immer noch hart an der Grenze, die Szenarien überschlagen sich regelrecht beim hohen Erzähltempo, das Taktgeber Rocca vorgibt, und auch im Hinblick auf die zuletzt noch arg verschwommenen Zeichnungen gibt es durchaus Fortschritte. Lediglich die vorherigen Stärken, nämlich die Charakterzeichnungen und die stringente, aber eben nicht auf Anhieb durchschaubare Handlungserweiterung, sind diesmal nicht ganz so stark ausgeprägt und weichen neuen Elementen.

Davon abgesehen ist „Der Todescanyon“ aber dennoch eine anständige Fortsetzung, die nicht alle Erwartungen erfüllt, aber zumindest einen großen Teil davon. Nur eines kann man sich bereits jetzt hinter die Ohren schreiben: Ein ganz so bildgewaltiges und abwechslungsreiches Konzept wie etwa bei „Comanche“ steckt hinter „Wanted“ nicht – auch wenn die Vorzeichen sehr gut sind!

|48 Seiten, gebunden
Übersetzung: Tanja Krämling
ISBN-13: 978-3-86869-243-3|
http://www.splitter-verlag.eu

Djian, J.-B. (Autor) / Vincent (Zeichner) – Kapuzinerschule 2: Der Erbe

_Kapuzinerschule:_

Band 1: [„Das vergiftete Dorf“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7862
_Band 2: „Der Erbe“_

_Story:_

Honoré ist immer mehr im Zwiespalt, inwiefern er seiner Gattin trauen kann und ob es sich bei den Begegnungen mit seinem jüngeren Alter Ego lediglich um ein Gebilde seiner Phantasie handelt. Erst als Camille sich immer weiter von ihm distanziert und geradewegs in die Hände des Richters Aristide Cuchard läuft, wird ihm bewusst, dass seine Ehe zum Scheitern verurteilt ist. Dennoch bekennt er sich tief in seinem Herzen zu den Gedanken an die verschollene Emma und entschließt, sich mit Hilfe des jungen Honoré einmal mehr in seine Vergangenheit zu stürzen und die endgültige Wahrheit über die Geschehnisse in Kelferic in Erfahrung zu bringen.

Derweil spüren Cuchard und Camille ähnliche Wahrheiten auf und holen die Gewissheit ein, dass das Attentat auf die anrüchige Dame und ihr nachfolgendes Koma lediglich ein gutes Ende nehmen konnten, weil die Zwillingsschwester der Schulleiterin mit ihrer Hexerei die Finger im Spiel hatte. Beide Seiten sind sich nicht mehr wohlgesonnen, wohl wissend, dass ihre neuen Kontrahenten gegeneinander etwas im Schilde führen. Doch wird sich Camille durchsetzen und die Machenschaften ihres Ehemannes beenden? Oder behält der unschuldige Gatte die Oberhand und kann sich auf dem Wege des tatsächlichen Rechts gegen seine weniger unschuldige Frau durchsetzen?

_Persönlicher Eindruck:_

Ein wundervoller, spannungsgeladener Auftakt ließ für den zweiten und auch schon abschließenden Band von „Kapuzinerschule“ Großes erhoffen. Und in der Tat gelingt es J.B. Djian im weitesten Sinne, diese Erwartungen auch zu bestätigen und mit einem ebenfalls sehr spannenden letzten Kapitel zu beschließen. Doch ganz so überragend wie das Debüt ist „Der Erbe“ schließlich nicht geworden. Und dafür gibt es mehrere Gründe.

Die Story wird zumindest zum Ende von ihrem eigenen Tempo eingeholt und spart sich bei der Detailarbeit so manche Facette, damit die Geschichte bei der vorliegenden Seitenzahl auch ein schlüssiges Ende hat. Die Spurensuche in der Vergangenheit ist weitestgehend befriedigend, doch hier und dort hätte man sich dann doch ein bisschen mehr Aufklärungsarbeit gewünscht, statt der unsteten Liebelei zwischen Camille und Aristide so intensiv nachzuhängen. Zwar wird hierdurch klar, wie blind der Richter in seiner hemmungslos intensiven Liebe agiert und wie er dadurch auch vom Pfad seiner bisher offenbarten Tugenden abkommt. Allerdings kommt die Haupthandlung dementsprechend ein bisschen zu kurz, nicht zuletzt weil Honoré und Camille nicht die einzigen Schlüsselfiguren in der Story sind, die etwas mehr Hintergrund mitbringen, der nach Erklärungen schreit.

Unterm Strich ist die Sache aber am Ende trotzdem mehr als befriedigend, weil die Handlung einfach eine Menge hergibt, die Verstrickungen überdies komplex bleiben und auch die Charaktere nach wie vor sehr liebevoll und ausführlich dargestellt werden. Lediglich die rasche Abhandlung des Endes ist ein Punkt, der strittig bleibt, weil einige Fragen nicht in Gänze beantwortet werden – doch dieses, zumindest in Teilaspekten, offene Schlussszenario ist dennoch ein stimmiges und sollte den Leser zufrieden zurücklassen.

Was die Entwicklungen innerhalb von „Der Erbe“ angeht, wählt der Autor auch weiterhin eine sehr strikte Vorgehensweise, die sich nicht bloß durch die hohe Erzählgeschwindigkeit definiert, sondern auch durch die Konsequenz der einzelnen Stränge. Kein einziger Nebenschauplatz bleibt offen, jeder Handelnde bekommt seinen verdienten Raum (wenn auch streckenweise etwas zu wenig), und da die vielen versteckten Geheimnisse ebenfalls eine nachvollziehbare Erklärung finden, gibt es nichts auszusetzen.

Vielleicht hatte man nach den Ereignissen des ersten Kapitels einen großen Knall erwartet; von daher ist es schwer zu sagen, warum die riesige Begeisterung nun ausbleibt. Womöglich hat Djian die Erwartungen an dieses Finale auch zu hoch getrieben – das bleibt alles spekulativ. Feststeht, dass „Der Erbe“ ein wenig hinter „Das vergiftete Dorf“ zurückstecken muss, dies aber auf eine Art und Weise, die dem erhofften Meisterwerk seinen Status nicht raubt.

„Kapuzinerschule“ bleibt weiterhin eine sehr starke Serie, vielleicht ein wenig kurz, aber aufgrund der spürbaren Leidenschaft, die Djian und sein Zeichner Vincent in diese Arbeit gesteckt haben, immer noch ein Highlight im erstklassig besetzten |Splitter|-Programm!

|51 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692280|
http://www.splitter-verlag.eu/

Sante, Yves (Autor) / Rosinski, Grzegorz (Zeichner) – Thorgal 33: Das Schwertboot

_Inhalt:_

Nachdem Jolan Manthors Mutter Vilnia geholfen hat, die Unsterblichkeit zurückzuerlangen, verlangen Thorgals Sohn und seine Begleiter, von ihrem Entführer endgültig freigelassen zu werden. Manthor will sein Wort halten, doch er sieht noch ein viel größeres Problem auf Asgard zukommen – und dieses kann er nur mithilfe der Jünglinge und deren besonderen Fertigkeiten lösen.

Unterdessen steuert Thorgal an Bord eines Drachenbootes voran, immer die Hoffnung in sich, eines Tages eine Spur von Jolan zu entdecken. Doch an Bord des Schiffes kommt es zu Unstimmigkeiten, weil Thorgal nicht bereit ist, Sklaven an Bord zu nehmen und den Menschenhandel zu unterstützen. Als er einsieht, dass er lediglich diese einzige Chance hat, seinen Sohn je wiederzusehen, gibt er nach, sucht aber alsbald nach Möglichkeiten, die neuen Begleiter aus ihrem Schicksal zu befreien. Doch sein Weg führt ihn erneut an die Grenze zwischen Leben und Tod …

_Persönlicher Eindruck:_

Ein weiterer ’neuer‘ Band aus der Traditionsreihe, ein weiteres Mal große Verblüffung ob der großen Qualitätssprünge, die das „Thorgal“ von dereinst im Hinblick auf das „Thorgal“ von heute vollzogen hat. Die Fortsetzung der Asgard-Saga zeigt einmal mehr einen deutlich gereiften Hauptcharakter, einen Abenteuer-Plot, der dieser Bezeichnung auch in allen Facetten würdig ist, einen gewissen mystischen Hintergrund, der sich im Nebenstrang um Jolan manifestiert und schließlich auch eine Wikingergeschichte, die alles mitbringt, was man von ihr erwartet: Drachenschiffe, Gottheiten, kampfeslustige Gestalten und episch aufgebaute Helden, die sich diesen Status redlich verdient haben.

Aber trotz dieser einschneidenden Veränderungen bleibt die Geschichte auch im neuen Kapitel sehr stringent, orientiert sich an einem klar definierten roten Faden, bleibt aber nicht mehr so durchschaubar, wie man es aus den alten Kapiteln gewohnt war. Immer wieder wird unsere Titelfigur mit neuen überraschenden Ereignissen auf die Probe gestellt, und ständig erweist er sich ihrer als echter Mann, als wahrer Charakter, diesmal mit allen Ecken und Kanten, aber auch sprachlich gewieft und nicht mehr so einfach gestrickt. Vielleicht ist es nach mehr als 30 Bänden nicht mehr angebracht, die Anfänge mit dem Jetzt zu vergleichen, doch gerade diese Entwicklung macht es erst so erstaunlich und verschafft „Thorgal“ auch nach drei Dekaden immer noch seine Daseinsberechtigung.

Die Geschichte ist spannend, das ist sicher der wesentliche Punkt. Aber auch die teils sehr emotionalen Dialoge, das ganze Drumherum ist aufregend, auch wenn keine komplexen Verstrickungen oder Ähnliches vorhanden sind, um das gesamte Handlungskonstrukt noch zusätzlich zu pfeffern. Im Grunde genommen ist nämlich auch „Drachenboot“ eine typische Abenteuergeschichte, die nach einem berechenbaren Schema funktioniert. Nur die Art und Weise, wie Rosinski und Sante diese Erzählung ausschmücken, ist schlichtweg viel euphorischer, ja ambitionierter und schließlich immer mit einem zukunftsweisenden Fokus ausgestattet.

Und in diesem Sinne hat „Thorgal“ so mancher vergleichbaren Serie mittlerweile eines voraus, nämlich dass keine undurchsichtigen Mythen, vertrackte Arrangements oder ein Kontrastprogramm bei den Persönlichkeiten vonnöten ist. Es reicht – so plump das klingen mag – etwas Etabliertes aufzufrischen und etwas Vertrautes immer wieder neu zu definieren, ohne dabei an die Grenzen gehen zu müssen.

|Hardcover: 47 Seiten
ISBN-13: 978-3868693706|
http://www.splitter-verlag.eu

_|Thorgal| bei |Buchwurm.info|:_
Band 1: [„Die Rache der Zauberin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7907
Band 2: [„Die Insel des ewigen Frosts“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7908
Band 32: [„Die Schlacht von Asgard“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7909
Band 33: [„Das Schwertboot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7910

Sante, Yves (Autor) / Rosinski, Grzegorz (Zeichner) – Thorgal 32: Die Schlacht von Asgard

_Inhalt:_

Auf der Suche nach seinem Sohn ist Thorgal gezwungen, in die Zwischenwelt zu reisen und der Spur seiner Entführer zu folgen. Doch wo er auch hinreist: Die Aussagen sind nur vage und führen ihn nicht wirklich weiter. Erst mit seiner spitzen Zunge gelingt es ihm, ein paar Gefährten zu finden, die sich seiner Sache annehmen und sich mit Thorgal verbunden.

Derweil spürt Jolan nichts von den Sehnsüchten seines Vaters. Seinem Begleiter Manthor muss er ein Versprechen abnehmen, damit dessen Mutter, die sich als Göttin einst in die Welt der Menschen absetzte, weil sie das ständige Drängen Lokis nicht mehr ertragen konnte, überleben kann. Vilnia ist schwer erkrankt, und lediglich ein Apfel vom Baum des ewigen Lebens kann ihren Zustand verbessern und sie wieder in eine Unsterbliche verwandeln. Und nur mit einer Armee aus Puppen soll es Jolan gelingen, diesen Apfel zu besorgen und Manthors Wunsch zu erfüllen.

Als der Jüngling jedoch ins Reich der Götter aufbricht, wird er von erschreckenden Eindrücken heimgesucht. Die Götter sind sich uneins, und vor allem Loki scheint seine Existenz zu erzürnen. In einem letzten Kampf gegen den gefürchteten Gott soll er den Apfel erlangen – doch Lokis Armee aus hünenhaften Riesen scheint unbezwingbar …

_Persönlicher Eindruck:_

Eine Fortsetzung einer Serie, die seit 30 Jahren das Comic-Universum bereichert, aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten, ist keine allzu leichte Aufgabe – vor allem nicht, wenn man gerade erst in die Welt von „Thorgal“ eingetaucht ist und die ersten beiden Bände es Debüt-Zyklus‘ kennen gelernt hat. Seither ist nicht nur viel Zeit ins Land gezogen, sondern auch eine enorme inhaltliche Entwicklung, was angesichts von immerhin 29 Zwischenepisoden natürlich allzu verständlich ist. Doch nicht die handlungsbezogenen Veränderungen zwischen den ersten Bänden und dem nun vorliegenden, sind gewaltig. Auch konzeptionell ist „Die Schlacht von Asgard“ ein Monsterschritt, verglichen mit Kapitel wie „Die Insel des ewigen Frosts“. Doch wo man einst eine gewisse Skepsis ob des Klassiker-Status der Story nicht verbergen konnte, ist man nun umso überzeugter, dass sich die beteiligten Texter und Schreiber die Lorbeeren verdient haben. Denn mit „Die Schlacht von Asgard“ strahlt die Serie in einem bislang ungeahnten Glanz.

Nichtsdestotrotz ist der Veröffentlichungszeitpunkt insofern ungünstig, dass man mitten in einen Zyklus einbricht und somit nicht mit der Vorgeschichte vertraut gemacht wird. Band Nr. 32 ist der vierte Part einer fünfteiligen Zwischenreihe, die nun kurz vor ihrem Ende steht, deren Hintergründe aber nicht so weit offen gelegt werden, dass man sich im Laufe der Story in bekannter Umgebung wähnt. Wäre Yves Sente kein solch begeisterungsfähiger Schreiber, wäre das sicherlich ein schwer überbrückbares Hindernis. Doch im Laufe der Erzählung findet man dann doch überraschend schnell Zugang zu den neuen Figuren und ihren Motiven, zumal „Die Schlacht um Asgard“ letzten Endes ein in sich abgeschlossenes Buch ist, das eine Geschichte innerhalb des Hauptplots erzählt, aber eben noch nicht konkret darauf zusteuert, diesen auch wirklich zu beenden. Hier ist also auch im Hinblick auf die Zukunft noch reichlich Potenzial verborgen, zumal die Stränge um Thorgal respektive Jolan völlig unabhängig voneinander dargestellt werden und noch keine Anstalten machen, aufeinanderzustoßen.

Entscheidend ist aber vor allem, inwieweit sich der Charakter der Serie mit der Zeit gewandelt hat, und hier gibt es ausschließlich Positives zu berichten. Sente erweist sich als talentierter Texter, der Monsier van Hamme wirklich gekonnt beerbt, so dass es kaum störend ist, dass die Story von sehr vielen Dialogen begleitet wird. Im Gegenteil: Man wird mit vielen Infos versorgt, kann sich ein Bild vom Gesamten machen, wird nicht mit abgeklärten Fakten zurückgelassen und hat schließlich nicht jenen Eindruck, den man vor allem nach Betrachtung des Debüts haben musste. Ferner ist auch mehr Tiefgang in der Sache verankert; hier wird parallel auf mehreren Ebenen geschrieben, so dass „Thorgal“ anno 2011 weitaus spektakulärer wirkt als noch damals. Im Großen und Ganzen bedeutet dies: mehr Action, mehr Dynamik und auch interessantere, weniger farblose Charaktere.
Rosinski, der der Reihe über all die Jahre treu geblieben ist, hat derweil auch stark an seinen Zeichnungen gearbeitet. Was als relativ simple Bleistiftskizzen etabliert wurde, hat heute viel mehr künstlerischen Anspruch und versetzt nicht nur den Inhalt, sondern auch sein gerahmtes Setting prima in die Jetztzeit. So kann man unterm Strich nur eines konstatieren: „Thorgal“ hat im Laufe der Jahre eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt, die in „Die Schlacht von Asgard“ ihren vorläufigen Höhepunkt erlebt!

|Hardcover: 47 Seiten
ISBN-13: 978-3868693690|
http://www.splitter-verlag.eu

_|Thorgal| bei |Buchwurm.info|:_
Band 1: [„Die Rache der Zauberin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7907
Band 2: [„Die Insel des ewigen Frosts“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7908
Band 32: [„Die Schlacht von Asgard“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7909
Band 33: [„Das Schwertboot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7910

van Hamme, Jean (Autor) / Rosinski, Grzegorz (Zeichner) – Thorgal 2: Die Insel des ewigen Frosts

_Inhalt:_

Jahre sind vergangen, die Thorgal nicht ungenutzt gelassen hat. Inzwischen hat er sich mit König Gandalf versöhnt, und die Hochzeeit mit dessen Tochter Aarica steht kurz bevor. Doch als das Mädchen von zwei Adlern verschleppt wird und in die Ferne verschwindet, scheint die gemeinsame Zukunft ungewiss.

Gemeinsam mit den besten Männern des Königs sticht ein Drachenboot und der Führung von Gandalfs Sohn Bjørn in See, um die Verschollene zu suchen. Der Pfad führt durch eine riesige Eiswüste, und von Tag zu Tag scheint die Lage aussichtsloser. Als die Wikinger meutern und Thorgal und Bjørn von Bord gehen müssen, ist der Mann mit der unbekannten Herkunft bald völlig auf sich alleine gestellt. Als er jedoch Aaricas Entführer, den Herrn der drei Adler trifft, wendet sich das Blatt – und mit einem Mal erfährt Thorgal viel mehr über seine Vergangenheit, als er zu Beginn der Reise erwartet hätte …

_Persönlicher Eindruck:_

Nach dem eher ernüchternden Einstieg in die französische Klassiker-Serie war es an Jean van Hamme, seinem Hauptcharakter, aber auch der gesamten Szenerie ein etwas geschickteres Format zu verpassen. Inhaltlich musste definitiv einiges geschehen, um diesen ersten Zyklus anzufeuern und ihm Leben einzuhauchen, denn in „Die Rache der Zauberin“ geschah oberflächlich eine ganze Menge, weiterführend aber eben nichts Spektakuläres.

Jenes Spektakel lässt der Autor nun in der zweiten Episode folgen, zwar nicht ganz so aufgeblasen wie in vielen vergleichbaren Fantasy-Abenteuern, jedoch mit bedeutend mehr Tiefgang und einer Konsequenz, die man zuvor noch vermisst hatte. Und obwohl „Die Insel des ewigen Frosts“ aus heutiger Perspektive – die Geschichte hat immerhin drei Dekaden auf dem Buckel – kein außergewöhnlich aufregender Comic ist, so muss man dennoch ganz klar attestieren, dass die zweite Ausgabe schon eine massive Steigerung gegenüber ihrem Vorläufer ist.

Seltsam ist lediglich, dass in der Erzählzeit bereits Jahre vergangen sind und der Leser sich auf einen gewaltigen Sprung gefasst machen muss. König Gandalf ist nur noch ein Schatten seiner selbst, Thorgal wird inzwischen von dessen Volk, vor allem aber von der Krone akzeptiert, und auch die geplante Ehe mit Aarica ist nicht mehr von familiären Hindernissen beeinflusst – eine Situation, die zuletzt noch fast undenkbar gewesen wäre. Doch die extrem veränderten Rahmenbedingungen machen diesen Neustart erst möglich, geben der Story eine besser durchdachte Motivation und treiben sie schließlich in ein wirklich anständiges, zum Ende hin sogar ein wenig komplexes Abenteuer, von dem man nach der Durchsicht des ersten Bandes nicht mehr ausgehen konnte.

Dabei hat sich bei der grundsätzlichen Handlung nicht sonderlich viel verändert. Zwiste und Streitereien sind nach wie vor an der Tagesordnung; es wird gekämpft, intrigiert und gehetzt, dies aber vor einem viel besser ausgeschmückten Hintergrund, vor allem aber mit einem erkennbaren Zusammenhang. Alsbald schließt sich dann auch der Kreis zu den Geschehnissen zu Beginn der Erzählung, so dass man jetzt besser einordnen kann, warum der stellenweise hölzerne Vorgänger so abrupt endete und einzelne Passagen offen gelassen wurden. Dies rechtfertigt natürlich insgesamt nicht, dass „Thorgal“ keinen besonders lesenswerten Auftakt feiern durfte, gestaltet den gesamten Zyklus aber um ein Vielfaches runder und hinterlässt schließlich auch erstmals wirklich zufriedene Eindrücke.

Dass „Thorgal“ mittlerweile als Klassiker gefeiert wird, scheint zu diesem Zeitpunkt zwar immer noch nicht gerechtfertigt, weil die Serie inhaltlich nicht wirklich aus der Masse herausragt. Doch in „Die Insel des ewigen Frosts“ zeigt nach anfänglicher Skepsis in die richtige Richtung und bereitet der Story den Nährboden für weitaus spektakulärere Action – und mit diesem Eindruck in der Hinterhand kann man sich nun auch auf die weiteren Fortsetzungen freuen!

|Hardcover: 47 Seiten
ISBN-13: 978-3868693393|
http://www.splitter-verlag.eu

_|Thorgal| bei |Buchwurm.info|:_
Band 1: [„Die Rache der Zauberin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7907
Band 2: [„Die Insel des ewigen Frosts“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7908
Band 32: [„Die Schlacht von Asgard“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7909
Band 33: [„Das Schwertboot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7910

van Hamme, Jean (Autor) / Rosinski, Grzegorz (Zeichner) – Thorgal 1: Die Rache der Zauberin

In Frankreich braucht man die „Thorgal“-Reihe sicherlich nur noch den wenigsten Comic-Lesern schmackhaft machen; längst hat die ziemlich ausgedehnte Serie dort Kultstatus erlangt und gehört seit dreieinhalb Dekaden zu den Klassikern des phantastischen, illustrierten Genres. In Deutschland debütierte „Thorgal“ allerdings erst 1987 beim |Carlsen|-Verlag, wo hin und wieder eine neue Episode erschien, sich die Serie aber nicht zu den Bestsellern im Programm entwickelte.

Seit 2010 sind die Abenteuer aus der Feder von Jean van Hamme nun beim |Splitter|-Verlag beheimatet, und das gleich in doppelter Form. Einerseits wird die Serie dort mit kontinuierlichen Neuerscheinungen weitergeführt, andererseits erlaubt sich der Verlag auch, die Serie in einem hochwertigen Re-Release noch einmal neu aufzulegen. Mit „Die Rache der Zauberin“ beginnt eine Story, die bei unseren westlichen Nachbarn schon lange für Begeisterung sorgt und nun vielleicht auch endlich den Zuspruch erfährt, den van Hamme und sein Zeichner Rosinski im frankobelgischen Raum schon längst erfahren.

_Inhalt:_

König Gandalf verurteilt Thorgal Aegirsson zum Tode und kettet ihn an einem Stein in den Fluten. Während der Wasserpegel kontinuierlich steigt und Thorgal sich bereits mit seinem Ende abfindet, naht eine seltsame Dame, die ihm sein Leben schenkt, wenn er sich für die Dauer eines Jahres als ihr Untertan hergibt. Angesichts der ausbleibenden Alternativen lässt sich der tapfere Kämpfer auf den Pakt ein und wird schon bald darauf missbraucht, um eine weitere persönliche Fehde mit Gandalf auszutragen.

Doch Thorgal zeigt Gnade mit seinem einstigen Anführer und flüchtet in die eisige Landschaft. Dort landet er im Inneren eines Gletschers, wo zwei Damen ihm das ewige Leben versprechen. Aber Thorgal traut ihnen nicht und lässt sich auf ihre dritte Schwester ein, die endlich aus der Gefangenschaft dieses Binnenparadieses ausbrechen möchte. Doch der Preis für die Flucht ist unverhältnismäßig hoch …

_Persönlicher Eindruck:_

Zugegeben: Man merkt „Die Rache der Zauberin“ das Alter des ursprünglichen Materials an, da die Geschichte inhaltlich noch ganz klar die Ursprünge des Genres dokumentiert, als komplexes Heldenepos also für den ersten Moment noch nicht sonderlich taugt. Die Story ist sehr linear, über weite Strecken auch absolut vorhersehbar, und zudem wirkt manche Wendung innerhalb des Plots ein wenig unlogisch, da die angekündigten Konsequenzen, die der Spannung eigentlich zuträglich sind, später ausbleiben. Thorgal ist nicht bereit, seinen Pakt bis zum Ende zu erfüllen; zwar wird daraufhin Rache angekündigt, doch von der Zauberin, die ihn zu diesem Deal überredet hat, fehlt im zweiten Abschnitt des Comics jedwede Spur. Stattdessen widmet sich der Autor einem weiteren, unabhängigen Abenteuer, dessen Spannungsgrad nun auch nicht wirklich der größte ist. Jeder Schritt ist eine Spur zu transparent, das Ende ist jederzeit absehbar, und auch was Überraschungen anbetrifft, spart van Hamme und beschränkt sich auf das vollkommen Wesentliche.

Für eine Abenteuer-Erzählung geht das sicherlich in Ordnung, zur Einführung eines Helden, der noch viele weitere Herausforderungen bestehen muss, sicherlich auch. Aber irgendwie fehlt hier noch etwas das gewisse Etwas, das den Leser auch an die Figuren bzw. auch an die Story bindet. Dies mag darin begründet sein, dass man als erfahrener Leser der |Splitter|-Comics mittlerweile höhere Ansprüche an eine solche Publikation hat.

Vielleicht liegt es auch daran, dass die ganze Sache bereits mit großen Lorbeeren angepriesen wurde, die sich „Die Rache der Zauberin“ aber aus einem nüchternen Blickwinkel heraus nicht so ganz verdient hat. Fakt ist jedenfalls, dass in der ersten Episode der neu aufgelegten Serie noch zu wenig passiert, als dass man sich sofort dafür begeistern könnte bzw. all das bestätigen möchte, was über „Thorgal“ schon gesagt wurde. Die Unterhaltung ist definitiv ordentlich, doch im Vergleich zu manch ähnlich gelagertem Comic – hier seien zum Beispiel die „Conan“-Bände genannt – fällt „Thorgal“ schon ein wenig ab.

Die Neuauflage ist aber dennoch ein echtes Schmuckstück, weil sie neben der eigentlichen Story noch massig Bonus-Material bietet, angefangen bei reichlich Hintergrundinformationen bis hin zu einem Serienguide, der die einzelnen Zyklen noch einmal eingrenzt und eine bessere Vorstellung davon entwickeln lässt, wie monumental dieser Klassiker aufgebaut ist.
Trotzdem bleibt erst einmal zu hoffen, dass es sich bei „Die Rache der Zauberin“ um einen typischen Serienauftakt handelt, dessen Verfeinerung erst noch aussteht. Bis hierhin sind die Eindrücke jedenfalls noch nicht so berauschend, wie man es sich zuvor erhofft hatte.

|72 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868693386|
http://www.splitter-verlag.eu

_|Thorgal| bei |Buchwurm.info|:_
Band 1: [„Die Rache der Zauberin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7907
Band 2: [„Die Insel des ewigen Frosts“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7908
Band 32: [„Die Schlacht von Asgard“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7909
Band 33: [„Das Schwertboot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7910

Zep – Happy Rock

_Inhalt:_

Das Leben eines Rockstars ist eine glamouröse Sache: Festivals, Tourneen, Aftershow-Partys – von allem darf es etwas sein. Doch was bekommt der geneigte Fan davon ab? Was muss er jedes Mal feststellen, wenn er etwas tiefer in die Manege eindringt? In „Happy Rock“ beschreibt Zep mit viel Humor, was geschieht, wenn man bei den Rolling Stones in der ersten Reihe steht, welchen Merchandise-Wahn Bands wie U2 betreiben, inwieweit Madonna über die Jahre nur noch eine Karikatur ihrer Vergangenheit geworden ist und wieso Joe Cocker mit seiner eigenwilligen Performance eher verstört als begeistert. Das Leben auf einem Open Air wird ebenso abgehandelt wie die Suche nach einem Album einer unbekannten Band – und so vieles mehr. Die Welt rockt, doch als Fan sieht man auch ihre ambivalenten Nebenschauplätze. Und die nimmt Zep hier durchaus mit Humor …

_Persönlicher EIndruck:_

Man sollte gemischte Gefühle bekommen, wenn man Zeps Eindrücke über das Rock-’n‘-Roll-Business mal etwas intensiver verinnerlicht. Der renommierte, humorvolle Comic-Texter trägt seine Späßchen zwar größtenteils auf dem Rücken einiger abgehalfterter Stars aus, verankert in seinen jeweils zweiseitigen Kapiteln aber auch einige unbequeme Wahrheiten, die man auf zweierlei Arten betrachten kann: Entweder man bewertet sie ähnlich oder man trägt es mit Fassung und gönnt sich selber ein Augenzwinkern.

Genau diese Mischung ist es, die in „Happy Rock“ kontinuierlich nach außen getragen wird und auch für den erhöhten Unterhaltungswert der Kurzgeschichten sorgt. In jeweils nur sechs Panels sieht man manche Dinge, die das Musikgeschäft betreffen, aus den Augen eines erfahrenen, vielleicht auch ewig gestrigen, manchmal naiven, aber letzten Endes doch leidenschaftlichen Fans, dessen Lieblingsaufgabe darin besteht, die Gigs seiner alten Helden zu sehen. Mit dem Rollstuhl zu Springsteen, weil man dort Privilegien genießt. Mit dem besten Kumpel zu Bob Dylan, weil Dylan Gott ist und man ihm auch sein Genuschel verzeihen muss. Mit einem anfälligen Dümmling zur Rave-Party, weil man dann nicht alleine die Folgen des Ecstasy-Konsums ertragen muss. Und so weiter, und so fort.

Natürlich lehnt sich der Autor manchmal etwas aus dem Fenster und neigt zu Übertreibungen bei der Präsentation der Szenarien – doch gerade deshalb ist der manchmal etwas schwärzere Humor auch erst so interessant. Zep schlägt sich nicht mit verbrauchten Scherzen zum Thema herum, sondern beweist einerseits Ahnung von der musikalischen Materie, andererseits aber auch etwas mehr Tiefgang in seinen witzigen Abhandlungen. Wenn zum Beispiel das weibliche Publikum bei den Rolling Stones und die hiermit verbundene Entwicklung in den letzten Jahrzehnten analysiert wird, dann ist das mehr als nur ein Running Gag. Und genauso verhält es sich bei all den Eigenheiten, Ereignissen und Stars, die „Happy Rock“ in sein Entertainment-Programm mit einbezieht. Hier sind Augenzwinkern, aber auch ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit beteiligt – und in dieser feinen Mischung und mit den wirklich exzellenten Zeichnungen trifft diese Ausgabe schließlich voll und ganz ins Schwarze!

|93 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868699036|
http://www.zephappybooks.com/english.php
http://www.toonfish-verlag.eu
http://www.splitter-verlag.eu

Bec, Christophe / Marazano, Richard – Absolute Zero 3: Inkarnation

_Absolute Zero:_

Band 1: [„Programm Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7856
Band 2: [„A.S.O.R.3 Psycho“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7857
_Band 3: „Inkarnation“_

_Story:_

Die letzten Überlebenden der ‚Routinemission‘ zum Planeten Siberia erkennen langsam ein System in den eigenartigen Vorgängen, die sich nach dem Betreten der Raumstation abgespielt haben, und glauben an ein fremdes Virus, das sich in den Körpern derjenigen manifestiert hat, die beim Einsatz vor Ort beteiligt waren. Auf der Suche nach der Ursache kommt es zu weiteren Unstimmigkeiten zwischen den Verbliebenen, die nun an allen Einsatzorten um ihr Überleben kämpfen. Doch als der mit der Führungsposition betraute Chet langsam aber sicher versteht, welche Bedeutung hinter all den Entwicklungen der vergangenen Stunden steckt, scheint es für ihn und seine letzten Mitstreiter bereits zu spät. Da nämlich auch seine heimliche Liebe Deborah, die ebenfalls Teil des Corps ist, an einen Kollegen Hand anlegt, hat auch er jedes persönliche Motiv verloren, Siberia heil und lebend wieder zu entkommen …

_Persönlicher Eindruck:_

Die Frage, die sich von Beginn an stellte, lautete: Wird der renommierte Christophe Bec es im letzten Kapitel von „Absolute Zero“ schaffen, noch einmal die Kurve zu bekommen und das sinkende Schiff doch noch allen Erwartungen entgegen heil an Land zu bringen? Zumindest was den komplexen Teil der Story betrifft, kann man dies bejahen, wenngleich die finale Abhandlung im Vergleich zum arg verworrenen Vorgebilde fast schon peinlich linear verläuft und die vielen Kuriositäten der beiden vorangegangenen Kapitel geradezu als nichtig degradiert.

Die ‚Lösung‘ des inhaltlichen Problems wird in „Inkarnation“ mit einem überraschend straighten Programm herbeigeführt, das einerseits befriedigend ist, weil die Sache somit auch rund gestaltet wird, andererseits aber noch viele zusätzliche Bedenken aufwirft, von denen das Maß der Qual, die der Leser vor allem im ersten Band, aber auch in „A.S.O.R.3 Psycho“ durchstehen musste, nur um schließlich auf ein eher unspektakuläres Finale zuzusteuern, wohl am deutlichsten präsent wird. Warum also mussten so viele komplexe Arrangements dargeboten werden, wenn das Ganze letzten Endes nicht mehr ist als ein zerfahrenes Science-Fiction-Gerüst, das jederzeit zum Einsturz bereit war und auch am Ende ziemlich brüchig bleibt?

Immerhin finden die beiden Autoren einen Weg und auch eine nachvollziehbare Erklärung für die Ereignisse, die der Leser bis hierhin erdulden musste, und geben der Story im entferntesten Sinne eine strukturierte Bedeutung. Allerdings erschließt sich die Vorgehensweise zum Schluss nicht wirklich, da es definitiv keiner derart komplexen Abläufe bedurft hätte, die schließlich zu einer solch einfach gestrickten ‚Endabrechnung‘ führen. Warum zum Beispiel die einzelnen Personen so weit ausgemalt wurden, obschon sie für den tatsächlichen Verlauf dann doch keine allzu große Bedeutung hatten, bleibt ein Rätsel. Und wozu es nun notwendig war, so weit auszuholen, am Ende aber doch nur vergleichsweise kleine Brötchen zu backen und sich mit so einer schlichten Konstruktion in der Finalepisode zufriedenzugeben, erscheint auch ziemlich unlogisch.

Doch vielleicht sollte man sich lieber darüber im Klaren sein, dass „Absolute Zero“ kein Buch mit sieben Siegeln geblieben ist und man auf den letzten Seiten zumindest den groben Durchblick bekommt, was Bec und Marazano tatsächlich verfolgt haben. Aber wenn man bedenkt, welche tiefgreifenden Konstrukte vor allem Bec in Serien wie „Prometheus“ und „Bunker“ geschaffen hat, ist man dennoch enttäuscht, da von den spürbaren Ambitionen dieser Reihen für „Absolute Zero“ nicht mehr allzu viel übrig geblieben ist. Aber vielleicht braucht jeder Autor auch mal ein ernüchterndes Erlebnis, um die wahren Qualitäten seines Schaffens sichtbar zu machen. Wenn dem so ist, dann hat Bec dies mit der aktuellen Serie ganz gut hinbekommen. Nur eben ist der Preis ein hoher: Denn unterm Strich bleibt „Absolute Zero“ in der Biografie des Franzosen die bislang schwächste Publikation!

|48 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868693263|
http://www.splitter-verlag.eu

Arleston, Christophe (Autor) / Tarquin, Didier (Zeichner) – Gnome von Troy 1: Derbe Späße

Die Geschichten aus Troy sind eine längst anerkannte Größe im Comic-Bereich. Vor allem die Heldenabenteuer von Lanfeust haben inzwischen Kultstatus eingenommen und gehören zu den meist geschätzten Werken aus der erlesenen Feder von Christophe Arleston. Doch auch die gefeierten Helden haben einmal klein angefangen: Als anno 2001 die Geschichten um die „Gnome von Troy“ veröffentlicht wurden, war von märchenhaften Sagen noch gar nicht die Rede. Stattdessen baute das Konzept auf außergewöhnlichem Humor, kauzigen Figuren und sprachlich nicht immer ganz jugendfreien Unsinn. Doch die Gnome setzten sich nicht durch und wurden alsbald gegen die wesentlich bekannteren Geschichten eingetauscht. Elf Jahre später widmet sich der |Splitter|-Verlag erneut jenen kleinen Frechdachsen, packt das Ganze in ein neues Artwork und gibt ihnen eine neue Chance – doch haben die „Gnome von Troy“ diese auch verdient?

„Gnome von Troy“

_Band 1: „Derbe Späße“_
Band 2: „Drecksgören“
Band 3: „Furchtlos“
Band 4: – noch unbetitelt –

_Inhalt:_

Die Bewohner von Troy harmonieren prächtig miteinander, weil jedem einzelnen eine besondere Fähigkeit gegeben wurde, mit der er oder sie ihren jeweiligen Beitrag zum Gemeinschaftsleben leisten kann. Doch jene spezielle Gabe entwickelt sich erst im Laufe der Jugend, weswegen sich vor allem die Kinder darauf vorbereiten, dass ihre Eigenschaft eines Tages erwacht und ausgelebt werden kann. Bis dahin vertreiben sich die kleinen Gnome jedoch ihre Zeit damit, sich gegenseitig Streiche zu spielen, ihre Freunde zu ärgern, die eigenartigen Tiere von Troy zu quälen und einen Bandenkrieg zwischen dem Unterdorf und dem Oberdorf auszutragen. Als Cixi ihre Fähigkeit entdeckt hat, ändert sich jedoch einiges: Lanfeust ist hin- und hergerissen, ob er nun weiter seine Zeit damit verbringen soll, sich mit ihr zu prügeln, oder ob er doch lieber ihrer Schwester C’ian nachstellen soll, deren Gedanken wesentlicher liebevoller sind …

_Persönlicher Eindruck:_

Schaut man einmal auf die illustrierte Biografie von Meisterautor Christophe Arleston, will man gar nicht glauben, dass der talentierte Fantasy-Schreiber sich seinerzeit überhaupt mit vergleichsweise albernen Serien wie „Gnome von Troy“ herumgeschlagen hat. Zu gegensätzlich ist das, was in der Reihe mit dem bissigen Humor geboten wird, und das, was seine jüngeren, wesentlich anspruchsvolleren Werke wie „Morea“ oder „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ auszeichnet. Und auch im Bezug auf die phantasiwevollen Welten, die der französische Autor in seinen übrigen Werken erschaffen hat, wirkt „Gnome von Troy“ erst einmal banal und einfältig, fast schon kindlich – wäre da nicht dieser bisssige Unteron, mit dem einerseits die Dialoge, andererseits aber auch die Zeichnungen unterlegt sind. Und genau dieser Aspekt beschreibt dann auch diesen eigenwilligen, aber letztendlich doch beständigen Charme, der von den Figuren und dem richtig schön ausgemalten Setting ausgehen.

Das Debüt „Derbe Späße“ ist eine Episodensammlung, in der einzelne kurze Einblicke in das Geschehen von Troy gegeben werden, steht jedoch in kaum einem Zusammenhang zu dem, was man sonst aus dieser Fabelwelt aufgetischt bekommt. Einzelne Charaktere sind bekannt, verschiedene Eigenschaften ebenfalls – doch Vergleichsmöglichkeiten zu den übrigen Troy-Sagen entfallen schon in dem Moment, als man die Gnome dabei beobachtet, wie sie ein Tier scheren oder sich mit ihren wilden Raufereien beschäftigen.

Das Schwierige an der Sache ist schließlich, dass die eigentlichen Inhalte eher einer Kindergeschichte entsprechen, ihr oftmals harscher Ton jedoch eher ein älteres Publikum anspricht. Und hier sucht man dann nach stimmigen Übereinkünften, nach Mitteln, mit denen man das kontrastreiche Programm so aufnehmen kann, wie es eigentlich erdacht ist, ohne dabei eines der beiden gebotenen Extreme zu sehr in den Fokus zu nehmen. Doch dies gelingt mit wachsender Seitenzahl immer weniger, weil grundsätzlich nicht viel passiert und die einzelnen Episoden nicht immer direkt miteinander verknüpft sind.

Man erfährt von den wilden Spielchen der Gnome, von ihren teils anrüchigen Gedanken, vonfeindlichen Gesinnungen gegen die eigentlichen Freunde und natürlich von Lanfeust und den beiden Mädchen, die ein sehr spezielles Verhältnis zueinander haben. Doch unterm Strich ist dies noch reichlich wenig, um den Leser zu fesseln und die „Gnome von Troy“ lieben zu lernen. Also muss es der Humor richten, und der ist nicht nur vereinzelt rabenschwarz, sondern meistens bitterböse – und hier werden die Geschmäcker dann auch auseinandergehen, da Arleston es gerne mal übertreibt und wiederholt auf die gegensätzliche Wirkung der kindlichen Figuren und deren derbem Vokabular baut. Das ist zwar über weite Strecken unterhaltsam, aber manchmal wünscht man sich einfach etwas mehr inhaltlichen Input, der den Leser nicht nur aufgrund mancher witzigen Begebenheit bei der Stange hält.

Für einen Auftaktband mag das zwar alles in Ordnung sein, gerade weil sich der Autor genügend Zeit nimmt, die Charaktere vorzustellen und ihre Eigenheiten aufzugreifen. Aber es wird einiges mehr passieren müssen, um „Gnome von Troy“ ähnlich zu etablieren wie all die anderen Geschichten um das Fabelland Troy. Auf Dauer wird sich die bis dato gegebene Form nämlich nur schwer durchsetzen können!

|55 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868694192|
http://www.splitter-verlag.de

Corbeyran, Eric – Schmetterlingsnetzwerk 2: Herr Mond

_|Schmetterlingsnetzwerk|:_

Band 1: [„Nachtfalter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7895
Band 2: [„Herr Mond“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7896
Band 3: [„Stigmata“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7897

_Story:_

Mit letzter Kraft und viel Glück konnten Zibeline und Eustache den Schergen des Barons entkommen und das Blutbad im Hafen überleben. Doch entgegen den Erwartungen des Anführers vom Schmetterlingsnetzwerk hat das gemeinsame Erlebnis ihn und seine Angepriesene nicht näher zusammenrücken lassen.

Als sie gemeinsam zu Mücke zurückkehren, der seinen Sturz ebenfalls mit einigen Blessuren überlebt hat, machen sich die beiden Gauner Gedanken über die Zukunft. Während Eustache gewillt ist, seine Vergangenheit hinter sich zu bringen und das Rätsel um den Schädel seines ehemaligen Bosses Gustav in Erfahrung zu bringen, treibt es Mücke mit großem Ansporn aus der Stadt heraus. Außerdem schenkt der Gnom Zibeline keine Anerkennung, so dass es gleich zu mehreren Zerwürfnissen kommt. Allerdings hat das Trio Beweise gegen den Baron und seine Männer in den Händen, mit denen man sich eventuell aus der Situation freikaufen könnte.

Doch ein weiterer Streit treibt Mücke in die Hände eines wahnsinnigen Doktors und die geständige Zibeline in die Arme der korrupten Polizei. Als Eustache seinen alten Gefährten nach zwei ruhelosen Tagen wiedersieht, muss er selbst eingestehen, dass nur noch die Flucht bleibt – obschon er hierbei seine Herzdame zurücklassen muss …

_Persönlicher Eindruck:_

Nach dem aufregenden Schlussteil des Vorgängerbandes „Nachtfalter“ durfte man gespannt sein wie und vor allem ob es mit Mücke, Zibeline und Eustache noch weitergehen wird. Die letzte Seite machte den Eindruck, als sei Eric Corbeyran durchaus opferbereit, um der Geschichte ihr spannendes Format zu wahren. Allerdings erweisen sich derartige Sorgen im zweiten Kapitel bereits als unbegründet, da sowohl die Heldenfiguren aus dem „Schmetterlingsnetzwerk“ als auch ihre neuen Feinde das Massaker nicht mit dem Leben bezahlen mussten. Also kann es mit der Fortführung des großzügig eröffneten Spektakels weitergehen? Nun, leider geschieht dies eben nicht so spektakulär, wie man es nach dem starken Finale in „Nachtfalter“ erwarten durfte.

„Herr Mond“ ist stattdessen ein typischer Zwischenband, der sich mit vielen ungeklärten Fragen beschäftigt und hierbei vor allem das vergangene Leben von Mücke in den Fokus rückt. Man erfährt von einem verheerenden Sturz in der Zirkusmanege, eine Armamputation und schließlich auch von seinem neuen, noch aktuellen Lebensabschnitt, der ihn schließlich zu Eustache gebracht hat. Diese kurzen Einblendungen und Flashbacks sind es aber nicht, die der zweiten Episode den besagten Charakter verpassen. Vielmehr ist es das arg reduzierte Tempo in der ersten Hälfte des mittleren Parts der Serie. Die Unstimmigkeiten zwischen den Protagonisten nehmen viel Raum ein, sind zar ein entscheidender Inhalt, würden sich aber auch in komprimierter Variante gut genug machen, um die nötigen Details preiszugeben. Erst nach der Trennung der primären Figuren nimmt die Handlung wieder das gewohnte Tempo an und steuert die Geschichte erneut zu einem gewaltigen Zwischenfinale, das für einzelne langatmige Parts entschädigt, aber eben auch nicht überdecken kann, dass man sich hier einige Aspekte wirklich beim Lesen erarbeiten musste.

Abgesehen von der etwas überstreckten ersten Albumhälfte bewahrt sich das „Schmetterlingsnetzwerk“ jedoch seine Grundspannung und auch seinen bereits zuvor analysierten Charme. Die Charaktere sind klasse, die Story sowieso, und auch die Action kommt an keiner Stelle zu kurz, ohne dass man das Gefühl bekommen müsste, Corbeyran und sein Zeichner Cecil würden ein wenig übers Ziel hinausschießen. Die Balance ist sehr ausgewogen. Da nun auch die Saat für einen packenden Schluss ausgelegt ist, verzeiht man auch die gelegentlichen Dehnungen in der Story. Denn nach dem Genuss der letzten Seite sind diese Mankos sofort wieder vergessen, und es überwiegt die Freude über die tollen Ideen des Autors, die gelungene zeichnerische Umsetzung und die anwachsende inhaltliche Komplexität. Insofern scheint „Schmetterlingsnetzwerk“ auf dem besten Weg zu einem weiteren Klassiker aus Corbeyrans Feder zu werden – auch wenn man hier und dort noch seine Zweifel äußern musste!

|Gebunden: 44 Seiten
ISBN-13: 978-3868692877|
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Cecil – Schmetterlingsnetzwerk 3: Stigmata

_|Schmetterlingsnetzwerk|:_

Band 1: [„Nachtfalter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7895
Band 2: [„Herr Mond“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7896
Band 3: [„Stigmata“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7897

_Story:_

Auf ihrer Flucht geraten Mücke und Eustache immer mehr in die Enge. Doch die Stadt und das Land zu verlassen, ohne wenigstens die Spur von Zibeline aufzugreifen, kommt für Eustache nicht in Frage. Gegen den Willen seines Mistreiters begeben sich die beiden erneut in die Kammern des Bordells, in dem sie einst gearbeitet hat, untersuchen aber auch die nähere Umgebung. Dabei geraten die Vertreter des Schmetterlingsnetzwerks in die Fänge von Eustaches ehemaligem Kollegen Brücke, mit dem er schon seit Längerem eine Rechnung zu begleichen hat.

Zur gleichen Zeit rüstet der Baron mit seinen Freunden bei der Polizei noch einmal mächtig auf, um das Untergrund-Kartell endgültig zu sprengen. Es kommt zu einem brutalen Übergriff und einem letzten Showdown, bei dem nicht nur das Leben von Eustache und Mücke dem Ende zuzusteuern scheint, sondern auch viele unbequeme Wahrheiten aus Eustaches Lebensgeschichte ausgesprochen werden müssen – ganz zum Entsetzen seines ahnungslosen Partners …

_Persönlicher Eindruck:_

Ein unvermeidbares Spektakel stand den Lesern von „Schmetterlingsnetzwerk“ bevor, gerade nachdem sich die Ereignisse im vorangegangenen Kapitel noch einmal überschlagen hatten und man gar nicht mehr so recht erahnen konnte, wer denn nun noch unter den Lebenden weilt, welche Motive für die Protagonisten überhaupt noch erstrebenswert sind und wohin die Geschichte generell noch führen kann.
Die Aufgabe, dies zu Ende zu führen, hat der etatmäßige Schreiber Eric Corbeyran seinem zeichnenden Kollegen Cecil überlassen, der nun auch die Texte übernimmt und mit „Stogmata“ den Schlussband ganz alleine auf seine Kappe nimmt. Allerdings scheinen die jeweiligen Visionen der beiden sich deutlich zu decken, weil stilistisch und inhaltlich keine nennenswerten Unterschiede festzustellen sind – und die letzte Episode ziemlich kontrolliert, stellenweise zwar immer noch gehörig komplex und actionreich, aber dennoch mit einem klaren Ziel vor Augen beendet wird. Und jenes Ziel, ja das Ende selbst, wird so manchen Leser – soviel vorweg – noch ins Staunen versetzen.

Zunächst geschieht jedoch viel Vorhersehbares: Eustache und Mücke stellen sich ein letztes Mal ihren Jägern und bezahlen hierfür einen hohen Preis. Alte Fehden werden durchleuchtet, das Puzzle, das sich aus vielen vergangenen Ereignissen zusammensetzt, wird komplettiert und die Charaktere finden jeder für sich ihren individuellen Frieden mit dem, was sie durchlebt haben. Dabei ist es Cecil sehr wichtig, die einzelnen untergeordneten Stränge abzurunden und noch einmal einige Details herauszuarbeiten, die vorab noch auf der Strecke geblieben sind. War es beim letzten Mal Mücke, der hier zu seinem Recht gekommen ist, durchlebt man dieses Mal noch einmal die Wahrheit über die Vergangenheit von Eustache und den Begebenheiten, die sich bei der Ermordung von Gustav zugetragen haben. Diese Aufklärung stellt den Plot noch einmal ziemlich auf den Kopf, verändert teilweise den Blickwinkel auf die Dinge, macht aber zu guter Letzt all die noch verborgenen Motive deutlich, die bislang noch nicht logisch erschienen. Jetzt weiß man, warum Eustache nicht fliehen konnte, welche schrecklichen Dinge ihm in seiner Jugend widerfahren sind und warum er schließlich zum Mörder wurde, ohne dies zu wollen.

Und es ist dieses Hintergrundwissen in Kombination mit den hier noch zugefügten Ereignissen, die „Schmetterlingsnetzwerk“ tatsächlich rund erscheinen lassen. Jenseits dessen bietet Cecil seinem Publikum aber auch noch reichlich Spektakel, ein stetes Hin und Her zwischen den Szenarien und dazu viele ineinandergreifende Mechanismen, die teils überraschend sind, teils aber auch nur der konsequente Schluss eines oberflächlich sehr stringenten, insgesamt jedoch anspruchsvolleren Story-Arrangements bleiben. Nach drei Kapiteln ist die Serie nicht nur abgeschlossen, sondern hat auch final den Punkt erreicht, wo reichlich Applaus angebracht ist. Ob es zu einem Klassiker reicht, wird sich noch zeigen. Doch rein qualitativ ist „Schmetterlingsnetzwerk“ ein absolutes Highlight – mit einem sehr obskuren Schlusspart!

|Gebunden: 48 Seiten
ISBN-13: 978-3868692884|
http://www.splitter-verlag.eu

Corbeyran, Eric – Schmetterlingsnetzwerk 1: Nachtfalter

_|Schmetterlingsnetzwerk|:_

Band 1: [„Nachtfalter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7895
Band 2: [„Herr Mond“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7896
Band 3: [„Stigmata“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7897

_Story:_

Eustache, auch Mauerdave genannt, und Mücke arbeiten für das Schmetterlingsnetzwerk, eine kriminelle Organisation, die den beiden dabei hilft, ihren mauen Geldbeutel bei Laune zu halten. Eines Tages brechen sie in den Prunkpalast eines Barons ein und stoßen dabei auf Hinweise, dass dieser mit perversen Schlächtereien seinen Reichtum sichert und dabei auch Menschenopfer bringt.

Die beiden Gauner verschaffen sich Zutritt zu einem erlesenen Nachtclub und werden Zeuge einer grausamen Vorstellung: Auf der Leinwand vergewaltigen mehrere Herren eine Prostituierte und bringen sie anschließend auf grausame Art und Weise um. Eustache und Mücke beschließen, den Baron zu erpressen und sich somit den Unterhalt für ihr gesamtes Leben zu sichern. Doch die Übergabe des Lösegelds geht nach hinten los und bringt die beiden in die Bredouille. Als dann auch noch Eustaches heimliche Geleibte Zibeline eher zufällig in das Netz des Verbrechens gerät und unbewusst in ihr Verderben stürzt, drehen bei ‚Mauerdave‘ alle Sicherungen durch …

_Persönlicher Eindruck:_

Eric Corbeyrans aktueller Dreiteiler „Schmetterlingsnetzwerk“ gehört zu den spannendsten Geschichten, die der renommierte Autor in seiner durchaus präsentablen Laufbahn als Comic-Schreiber umgesetzt hat. Die Ursache hierfür liegt vor allem darin, dass die Story jederzeit durchschaubar bleibt, aber trotzdem von vielen unvorhergesehenen Ereignissen angetrieben wird, die das Interesse auf Anhieb wecken. Dabei lässt sich Corbeyran trotzdem genügend Zeit, die Handlung und die wichtigen Charaktere kontinuierlich aufzubauen. Gerade die ersten Seiten funktionieren als sehr detailreiche Einleitung, in der zwar noch nicht verraten wird, welchen Zweck das Schmetterlingsnetzwerk hat, bei der man jedoch eine ganze Menge über die Protagonisten der Story erfährt. Und auch wenn dies anfangs noch etas langatmig erscheint, findet man rasch heraus, dass der Autor hier lediglich einige Notwendigkeiten absolviert, damit der Plot im weiteren Verlauf richtig Schwung holen kann.

Letztgenannter beginnt bereits sehr aufregend mit dem Einbruch in die Villa des Barons. Die Action ist zunächst solide, später dann richtig stark, das Setting darüber hinaus zeitlos und sehr glaubwürdig inszeniert. Außerdem entdeckt man bereits nach wenigen Panels eine eindringliche Sympathie mit Mücke und Eustache, die zwar ebenfalls der Kriminalität verfallen sind, aber schließlich doch eher ehrbare Lebensziele verfolgen. Während Eustache von einer Hochzeit mit der Prostituierten Zibeline träumt, sucht Mücke lediglich nach dem Abenteuer, ohne dabei jedoch bewusst jemandem schaden zu wollen, der sich nichts zuschulden hat kommen lassen. Die Identifikation gelingt Corbeyran also auch mit derartig eigenwilligen Figuren spielerisch, und so verwundert es auch nicht, dass die Handlung sehr bald nachzieht und man trotz der ausgiebigen Einführung sehr schnell im Stoff ist – und der hat es vor allem im letzten Drittel des Auftaktbandes „Nachtfalter“ wirklich in sich.

Plötzlich tritt der Autor inhaltlich nämlich den Bleifuß durch und verschärft die Szenerie mit einigen sich regelrecht überschlagenden Situationen. Die Erpressung, die gescheiterte Übergabe und letzten Endes auch der kleine, überschaubare Rachefeldzug gegen den Baron – das alles ist prima in Schale geworfen und bringt Seite für Seite mehr Freude. Doch auch wenn alles durchsichtig erscheint und man glaubt, die Erzählung bereits vorausahnen zu können, steckt „Schmetterlingsnetzwerk“ voller Überraschungen, von denen die größte der spektakuläre Cliffhanger ist – und der weckt große Vorfreude auf die noch ausstehenden zwei Episoden. Gut gemacht, Monsieur Corbeyran!

|48 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692860|
http://www.splitter-verlag.de

Rocca, Simon (Text) / Girod, Thierry (Zeichnungen) – Wanted 1: Die Brüder Bull

_Wanted:_

_Band 1: „Die Brüder Bull“_
Band 2: „Der Todescanyion“
Band 3: „Der Sheriff der gesetzlosen Stadt“
Band 4: „Das Kopfgeld“
Band 5: „Superstition Mountains“
Band 6: „Andale Rosita“

_Story:_

Die Prärie von New Mexico im Jahr 1862: Der bereits legendäre und geschätzte Kopfgeldjäger Wanted hat gerade seinen Auftrag erledigt und den gesuchten Dandy Silbus erledigt, als er auf dem Weg in die Stadt an einem überfallenen Indianerdorf vorbeireitet. Dort entdeckt er eine Szenerie des Schreckens: Eine weitere Horde Auftragskiller hat sich an den Rothäuten vergriffen und Frauen und Kinder umgelegt, da auch ihr Skalp eine beträchtliche Summe in die Kassen spült.

Lediglich der weiße Indianer Yaqui Jed wurde verschont, weil mit ihm kein Geld zu verdienen ist. Wanted rettet ihm das Leben, versorgt ihn, will sich aber nicht darauf einlassen, seine Rachepläne zu begleiten. Als er schließlich zu seinem Chef zurückkehrt, um den Zaster einzufahren, entdeckt er beim Glücksspiel einen der grausamen Schlächter. Sein Gewissen packt ihn und er liefert ihn tatsächlich an Jed aus. Doch damit begibt sich Wanted auf einen sehr schmalen Grat, denn die Zusammenarbeit mit den Rothäuten kann auch ihn in Windeseile das Leben kosten …

_Persönlicher Eindruck:_

Der moderne Western hat sich in der Filmindustrie nicht mehr so recht durchsetzen können. Zwar gab es mit dem herausragenden „True Grit“ jüngst noch einen sehenswerten Beitrag zum Thema, doch das Publikum für die Materie scheint mittlerweile geradezu ausgestorben. Ganz anders schaut es da im Comic-Sektor aus, wo mit „Blueberry“ oder „Comanche“ immer noch richtig starke illustrierte Texte ins Regal gestellt werden, deren Zielgruppe auch weiterhin hungrig nach diesem Stoff gelüstet. Auch „Wanted“ aus der Feder von Simon Rocca und seinem Zeichner Thierry Girod bewegt sich in diese Richtung, ist in der Darstellung allerdings noch eine ganze Spur härter als seine bereits namhaften Vorbilder.

Mit „Die Brüder Bull“ startet die Serie aber auch sehr vielversprechend, da hier bereits ein Story-Komplex aufgebaut wird, der zwar einerseits durch eine sehr straighte Linie gekennzeichnet ist, aber dennoch genügend Potenzial hat, die Story auch über die anvisierte Dauer von sechs Episoden spannend zu gestalten. Die Geschichte ist dabei schnell erzählt: Ein Kopfgeldjäger, der sich unter anderem auch damit beschäftigt, den Skalp von kriegerischen Navajo-Indianern auszuliefern, erkennt nach einem offenkundigen Gemetzel in einem Reservat seinen Gerechtigkeitssinn und entschließt sich gegen seinen anfänglichen Willen, das Recht walten zu lassen. Zwar geht er dabei nicht weniger zimperlich mit seinen Feinden um als diese mit ihrer indianischen Beute, jedoch schlägt er alsbald einen nachvollziehbaren Racheplan an, dessen Ziel lediglich diejenigen sind, die sich an unschuldigen roten Zivilisten bereichern und mit ihren Leichen ihren Tagesunterhalt verdienen.

Der Titelheld ist dabei die Identifikationsfigur, da er sein Handeln überdenkt und auch Seiten in sich findet, die durchaus ehrenwert sind. Auch er hat schon Dutzende auf dem Gewissen, jedoch hat er hierbei niemals den vorgegebenen Ehrenkodex verletzt, sondern sich schlicht und einfach an die brutalen Regeln des Wilden Westens gehalten. Nun sieht er jedoch, dass seine Nebenbuhler zu noch viel radikaleren Maßnahmen greifen, um ihr täglich Brot zu verdienen. Und Morden aus einer reinen Lust heraus kommt für Wanted nicht in Frage.

Inhaltlich ist dieses erstes Kapitel eine saubere Angelegenheit: Die Dialoge sind traditionell schmutzig und verdorben, die Charaktere sind definitiv keine Zauderer, und auch was die Action angeht, sind Rocca und Girod alles andere als zimperlich. Die ersten Panels, in denen die Mordserie an den unschuldigen Indianern auch sehr brutal illustriert wird, sind nichts für schwache Nerven, da hier auch diverse moralische Grenzen überschritten werden. Eine Kinderleiche, der das Blut aus dem Kopf läuft, ist da schon sehr grenzwertig und erlaubt schließlich auch die Frage nach einer Alterseinschränkung für einen solch brachialen inhaltlichen Werdegang. Andererseits kann man natürlich argumentieren, dass das überlieferte Leben aus dem Wilden Westen in „Wanted“ sehr authentisch wiedergegeben wird, und dieser Eindruck ist es, der am Ende auch deutlich überwiegt.

Ansonsten muss man festhalten, dass sich „Wanted“ nicht allzu sehr von seinen Western-Comic-Kollegen unterscheidet und man immer wieder Parallelen zu den oben angeführten Serien entdeckt – jedoch ist dies eine Feststellung, die bei der an sich doch eingeschränkten Thematik kaum zu verhindern ist, daher auch nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Denn insgesamt ist „Die Brüder Bull“ immer noch ein weitestgehend eigenständiger Auftakt, der sich überdies auch nicht vor den namhaften Ebenbildern verstecken muss. Lediglich die Brutalität bringt den Leser hin und wieder ins Stocken; ansonsten muss man hier von einem sehr gelungenen Auftakt sprechen, der sogar noch besser wäre, hätte Girod die Action-Sequenzen nicht so stark verschmiert. Western-Fans werden aber trotz der nicht immer sehenswerten Illustrationen absolut auf ihre Kosten kommen, so viel steht fest!

|48 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692426|
http://www.splitter-verlag.eu

Mühlmann, Wolf-Rüdiger / In Extremo – Wir werden niemals knien – Die Geschichte einer unnormalen Band

Das Phänomen |In Extremo| war gerade in der ersten Phase des Banderfolgs nicht für jedermann nachzuvollziehen. Zwar schufen Michael Rhein und seine Spielleute von Beginn an etwas Einzigartiges, das auch weit über das hinausging, was ähnlich ausgerichtete Bands wie |Subway To Sally| in ihrer Musik vereinten, doch irgendwie blieb der Mittelalter-Posse gegenüber immer eine gewisse Skepsis bestehen, womöglich auch aus der Angst heraus, dass die gelegentlich etwas engstirnige Szene mit völlig neuen Tönen aus ihren Grundfesten herausgerissen würde. 15 Jahre später weiß man jedoch, dass auch |In Extremo| ’nur‘ eine Rockband sind, die sich dem Zeitgeist nicht ganz verschlossen hat, aber dennoch ihren persönlichen Wurzeln treu geblieben ist. Zwei Nummer-1-Alben, ein Abo auf den großen Festivalbühnen und unzählige ausverkaufte Gigs sprechen jedenfalls eine Sprache, die aussagekräftiger nicht sein könnte.

Nach anderthalb Dekaden hat sich das Mittelalter-Septett schließlich dazu entschlossen, die relativ wilde Geschichte von den frühen Anfängen in unterschiedlichen Punk- und Rock-Kapellen in der einstigen DDR bis zu den hohen Chartplatzierungen der Jetztzeit Revue passieren lassen. Gemeinsam mit |Rock Hard|-Redakteur Wolf-Rüdiger Mühlmann blickt man in „Wir werden niemals knien – Die Geschichte einer unnormalen Band“ auf die gemeinsame Zeit, persönliche Schicksale, unendliche Partys, Gastspielreisen der ganz außergewöhnlichen Art und auch Exzesse zurück, die vor allem eines konstatieren lassen: Bei |In Extremo| regiert das Chaos – und jenes beherrschen diese Spielleute wohl wie kaum eine andere Rock-’n‘-Roll-Band der heutigen Zeit.

So schaut man in den ersten Kapiteln dieser Biografie vor allem auf die vielen Rückschläge, die die einzelnen Musiker erfahren mussten, als sie mit ihren teils revolutionär ausgerichteten Bands ins Visier der Staatssicherheit gerieten. Auftrittsverbote, Inhaftierungen und eine stille Rebellion gegen den ‚demokratischen‘ Staatsapparat waren seinerzeit an der Tagesordnung, und dies lange Zeit vor der Entdeckung der mittelalterlichen Klänge. Immer wieder kreuzten sich dabei die Wege der Musiker, jedoch sollte es eine ganze Weile dauern, bis sie ihre gemeinsamen Passionen auch zusammen ausleben konnten. Und auch diese Zusammenkunft, von der man selber anfangs noch nicht abschätzen konnte, in welche Richtung sie führen wird, ist mit vielen scharfen Anekdoten beschrieben, die bereits früh das Feuer in den sehr extrovertierten Musikern entfachten.

Doch was danach folgen solle, ist – da übertreiben Mühlmann und die Beteiligten sicher nicht – eine ganz besondere Erfolgsstory, in den Augen vieler auch ein Phänomen. Denn |In Extremo| stürmten die Szene zunächst mit traditionellem Liedgut, hatten eine Vision, die sie auch in den moderneren Songs der letzten Alben nie aus den Augen verloren haben, und die Beharrlichkeit, mit der man jener Vision folgte, hat sich am Ende auf die Art und Weise ausgezahlt, die hinlänglich bekannt ist. Jedenfalls sollte es wohl kaum einen interessierten Rockmusik-Liebhaber geben, der von dieser Band noch nichts gehört hat.

In „Wir werden niemals knien“ sind es aber vor allem die zahlreichen Geschichten aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz der Musiker, die aus einer schlichten Biografie mehr als nur das machen. Natürlich hatten auch |In Extremo| mit schmierigen Managern, unzuverlässigen Business-Leuten und supportarmen Labels zu kämpfen. Und natürlich haben sie den harten Touralltag mit all seinen unschönen Nebenschauplätzen kennengelernt. Was die Band jedoch von den herkömmlichen Emporkömmlingen unterscheidet, sind der ungebrochene Optimismus und die Willensstärke, mit denen man all jenen Querelen begegnet ist. Vor allem die beiden Bandleader Pymonte und Rhein haben sich mit Leibeskräften gewehrt, ihre rebellische Grundhaltung nie aufgegeben und sich am Ende auch gegen die oberflächliche Vernunft durchgesetzt, die ihnen von außen auferlegt wurde. Und diese imposante Motivation, dieser ständige Glaube an sich selbst, auch in Zeiten, als die Zukunft arg auf der Kippe stand, genau dieser Aspekt hat |In Extremo| an die Spitze getrieben, von der die Musikanten nicht mehr wegzudenken sind.

Doch in erster Linie ist dieses Buch pures Entertainment, sehr locker geschrieben, mit sehr vielen Zitaten der Herren Musiker gefüllt, aber auch mit großem Humor dargestellt. Man erfährt von Michaels Raubzügen im Backstage-Bereich, von so mancher bewusstseinsrweiternder Hilfe (wobei die „Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll“-Attitüde teilweise schon sehr krass betont wird), aber auch von den unglaublichen Erfahrungen mit dem südamerikanischen Publikum und den Umständen, unter denen die Band dort umhergezogen ist. Oder man erlebt Herrn Rhein beim Stress mit einer spanischen Airline, die ihm dort ein lebenslanges Flugverbot beschert hat, von den teils sehr traurigen Entscheidungen, Bandmitglieder zu entlassen, umgekehrt aber auch von dem Gefühl, trotz MTV-Boykott die Mainstage von Festivals wie |Rock am Ring| oder |Wacken| zu verbrennen.

Angereichert wird die stellenweise bewegende, meist aber eher witzige Geschichte mit vielen Original-Songtexten, die nicht selten auch die Stimmung innerhalb der Band zur jeweiligen Entstehungszeit umschreiben. Und diese Mischung aus bissigen Worten, interessanten Anekdoten und sehr sympathischem Schreibstil verwandelt diese Biografie schließlich in ein Werk, das auch für diejenigen lesenswert erscheint, die nicht zwingend Interesse am musikalischen Output von |In Extremo| haben. Fans der Band sollten indes sofort zugreifen und ihre Lieblinge auf ihrem Lebens- und Leidensweg begleiten.

|270 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868832112|
http://www.m-vg.de/riva/

Cordurié, Sylvain (Autor) / Lapo, Alessio (Zeichner) – Herren von Cornwall, Die – Band 2: Das Patenkind der Feen

_Die Herren von Cornwall::_

Band 1: [„Das Blut von Lyonesse“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7859
_Band 2: „Das Patenkind der Feen“_
Band 3: – noch unbekannt –
Band 4: – noch unbekannt –

_Story:_

Nach dem Tod von Rivalen von Lyonesse und der schmerzlichen Niederlage, die König Duncan und die Hibernianer dem Volke Cornwalls zugefügt haben, leben die verbliebenen Bürger untertänigst in Tintagel und haben sich voll und ganz dem Willen von Duncan und seiner teuflischen Gemahlin Gloredell unterworfen. Selbst der einstige König ist nur noch ein Schatten seiner selbst, wehrt sich jedoch noch gegen den Gedanken, die Königstochter Isolde zu ehelichen und somit die letzte Hoffnung seines Volkes zu zerstören.

Hoffnung keimt derweil in den Wäldern auf, wo Tristan seit mittlerweile elf Jahren an seinen Racheplänen arbeitet und den Tod seiner Familie eines Tages mit ebenbürtiger Gewalt zu sühnen plant. Doch bereits die erste Begegnung mit Gloredelle bringt ihn an den Rand des Todes. Lediglich die Begegnung mit Saamerad kann ihn wiederbeleben und stattet ihn mit Kräften aus, vor denen sich selbst die Feenkönigin fürchten muss. Gemeinsam mit seinen neuen Mitstreitern, dem Druinen Kelnen und dem unabhängig gebliebenen Iubal, macht er sich auf den Weg nach Tintagel, um Sir Morholt, den Heerführer des Königs, zu töten und Cornwall wieder mit Hoffnung zu erfüllen …

_Persönlicher Eindruck:_

Das prächtige Intro versprach Großes, die noch lebendigere Fortsetzung hält dieses Versprechen: Ähnlich prachtvoll, aber noch impulsiver und emotionaler gestaltet sich die zweite Episode zu „Die Herren von Cornwall“, und auch wenn die Story über weite Strecken vorhersehbar bleibt, so ist die Inszenierung, die Sylvain Cordurié und sein Zeichner Alessio Lapo gewählt haben, im wahrsten Sinne des Wortes gewaltig. Der Autor und sein Sidekick treiben die Handlung auf sehr hohem Tempo voran, steigern dabei das inhaltliche Niveau noch einmal beträchtlich, nehmen sich gleichzeitig aber genügend Zeit, um neue und alte Figuren noch besser in die Erzählung zu integrieren, und sparen zuletzt auch nicht an Feinheiten und Details, um „Das Patenkind der Feen“ wirklich reichhaltig auszumalen.

Die Story setzt konsequenterweise an den Geschehnissen aus dem ersten Comic an, auch wenn in der Geschichte mittlerweile eine ganze Dekade verstrichen ist. Die Gegebenheiten haben sich erwartungsgemäß verändert, die Machtansprüche sind jedoch gleich geblieben, so dass sich der Leser mit anderen Voraussetzungen bei einem unveränderten Background konfrontiert sieht. Darüber hinaus ist das Gemetzel in Kapitel zwei nicht mehr ganz so szenenbestimmend wie noch im direkten Vorgänger; die einzelnen Stränge bekommen mehr Tiefgang spendiert, die Charaktere nutzen dies, um mehr über sich und ihre Motive und Gedanken preiszugeben, und obendrein wachsen – direkt und auch indirekt sichtbar – neue Helden heran, die nun auch zu den endgültigen Identifikationsfiguren des Plots aufsteigen.

Nichtsdestotrotz verliert „Die Herren von Cornwall“ nicht den mythischen Hintergrund, eingepackt in verschiedene prägende Geheimnisse und natürlich die unvermeidbaren Parallelen zur klassischen Artus-Sage. Doch erneut sind es nicht diese Faktoren, die die Serie so unheimlich lesenswert machen, sondern die Art und Weise, wie Autor und Zeichner mit ihrem unabhängig auftretenden Story-Konstrukt umgehen. Einige entscheidende Wendungen heizen die Spannung immer wieder an, obschon man sich oftmals bereits einen Schritt voraus sieht und viele noch kommende Arrangements erahnen kann. Doch Cordurié hat genügend überraschende inhaltliche Effekte in der Hinterhand, um den Leser in seinen Vermutungen irrezuführen, so dass nicht alles durchschaubar ist, was in „Das Patenkind der Feen“ geschieht.

Letztlich ist auch die Action auch wieder ein wesentlicher Bestandteil des Ganzen, anteilig aber nicht mehr so überpräsent wie noch in „Das Blut von Lyonesse“. Die Mischung ist ausgewogener, die Story als solche noch mehr im Fokus. Und so ist schlussendlich das passiert, was man sich eigentlich von vornherein von dieser Fortsetzung versprochen hatte: „Die Herren von Cornwall“ mausert sich spätestens jetzt zu einem ehrbaren Ableger der Artus-Sage und zum womöglich besten Comic-Kapitel, das sich in den letzten Jahren mit diesem Mythos beschäftigt hat. Umso bedauerlicher ist es, dass selbst ein Jahr nach dem offiziellen Release dieses zweiten Albums immer noch nicht klar ist, wann die Serie endlich fortgeführt wird!

|48 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692334|
http://www.splitter-verlag.eu

Bec, Christophe / Marazano, Richard – Absolute Zero 2: A.S.O.R.3 Psycho

_Absolute Zero:_

Band 1: [„Programm Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7856
_Band 2: „A.S.O.R.3 Psycho“_
Band 3: „Inkarnation“

_Story:_

Der Tod eines Marine-Soldaten erhitzt nicht nur die Gemüter des restlichen Corps, sondern führt auch schnell zu einer internen Rebellion gegen den Vorgesetzten, der sich in seiner Unfähigkeit gleich mehrere Patzer erlaubt hat. Dennoch hat die Einheit großen Respekt vor den mysteriösen Ereignissen in der Raumstation und bleibt auf der Hut – vor der unsichtbaren Bedrohung, aber auch vor den erahnten intriganten Vorgängen an Bord.

Als ein weiteres Duell den nächsten Toten fordert, scheint sich eine klare Linie im Vorgehen abzuzeichnen, die auch schon das nächste Opfer sichtbar macht – und tatsächlich gibt es auch eine dritte Tote, die der Meuterei weiteren Auftrieb gibt. Angst und Hass machen sich breit, innerhalb der Einheit kommt es zu wechselnden Zweckbündnissen, doch niemand kann genau die wichtigste Frage beantworten: Wer oder was ist eigentlich der Feind?

_Persönlicher Eindruck:

Immerhin: Nachdem die Story im ersten Band von Christophe Becs Dreiteiler „Absolute Zero“ ein einziges Kuriosum war und sich hinter einer Reihe Banalitäten und unschlüssiger Inhalte versteckte, kommt das Ganze im zweiten Kapitel langsam in die Gänge. Die Indizien für einen Komplott werden kontinuierlich weiter ausgearbeitet, die Charaktere erhalten ein bisschen mehr Farbe, und da sich auch die unschön inszenierten Todesfälle häufen, erfährt die Geschichte zumindest über weite Strecken den lang ersehnten roten Faden, an den sie sich auch im weiteren Verlauf klammern kann.

Dennoch bleibt das Gesamtkonstrukt sehr komplex und stellenweise kaum durchschaubar, gerade weil die Figuren in ihren Motiven nicht gefestigt sind. Ein ständiges Hin und Her prägt die Handlung, und auch wenn die heimlichen Ängste der Beteiligten dadurch besser greifbar erscheint, würde man sich auch einmal ein paar stringentere Passagen wünschen, die das Ganze einfach besser zusammenhalten. Hier und dort ein Zweckbündnis, das wieder schnell zerstört wird, dort eine heimliche Affäre, darüber hinaus die ständige Unklarheit, was es mit der Raumstation auf sich hat bzw. warum sie nicht weiter erforscht wird, um ihr Geheimnis zu lüften – es sind nach wie vor zu viele Variablen in „Absolute Zero“, als dass man auch nach dem Wandel zu mehr Kontinuität in der Story so etwas wie Begeisterung empfinden könnte.

Zumindest aber ist es Bec und Marazano gelungen, den Leser bei der Stange zu halten, ihn wenigstens zwischenzeitlich kurz zu befriedigen und ihn zu ermutigen, das anfangs schwache Konstrukt bis zum Ende zu verfolgen. Dennoch fragt man sich, wie das Autorenteam so viele Ungereimtheiten weiter zulassen kann und warum die Handlung sich immer wieder erlauben darf, viel zu weit vom eigentlichen Thema abzuweichen. Die erneut flächendeckend eingestreuten Panels anderer Comic-Releases machen es auch nicht einfacher, selbst wenn sich hier sicherlich ein erhöhter künstlerischer Anspruch hinter diesem Vorgehen verbirgt. Nur sollte auch dieser für den Leser fassbar sein und nicht wie ein undurchdringliches Anhängsel zum Teil des Ganzen werden – denn genau dies ist auch in „A.S.O.R.3 Psycho“ immer noch die Realität.

Nun, wenigstens ist „Absolute Zero“ im zweiten Band eine Spur spannender geworden. Und auch die einzelnen Abschnitte, die vorab noch nicht wirklich erschlossen waren, sind ein bisschen schlüssiger und nahbarer. Dennoch ist für den finalen Band noch vieles an Aufräumarbeiten übrig geblieben, um den Ansprüchen des Publikums wenigstens teilweise gerecht zu werden. Und unter den derzeitigen Voraussetzungen darf man ernsthaft daran zweifeln, ob die beiden Schreiber noch insofern die Kurve kriegen, dass „Absolute Zero“ das Minimum an Respekt erhaschen wird.

|46 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868693256|
http://www.splitter-verlag.eu

Carré, Benjamin / Mariolle, Mathieu – Smoke City: Teil 2

[Smoke City: Teil 1]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7847

_Story:_

Der Coup ist gelungen, doch die sechs Gauner laufen ins offene Messer der Polizei – denn wieder einmal hat Cole Valentine sie verraten. Doch die Strafe für das Verbrechen kann gemindert werden, wenn die Bande bereit ist, weiterhin mit der Polizei zusammenzuarbeiten und den eigentlichen Auftraggeber, H. R. Law, ebenfalls in die Falle zu locken – ein Unterfangen, dem die erfahrene Inspektorin Rubens schon seit zehn Jahren vergeblich hinterherjagt.

Aus Mangel an Alternativen lässt sich der Verbrechertrupp auf den Deal ein und versucht, Law bei der Übergabe der Reliquie eine Falle zu stellen. Doch der kompromisslose alte Mann zögert nicht lange und richtet an Ort und Stelle ein Blutbad an, bei dem vier Polizisten ihr Leben lassen, Cole mehr tot als lebendig ins Hafenbecken stürzt und Carmen spurlos verschwindet. Spätestens jetzt hat die Bande einen persönlichen Grund, Law aktiv zu bekämpfen. Doch ihr ehemaliger Boss ist mit Mächten im Bunde, von denen keiner der Beteiligten je etwas geahnt hätte …

_Persönlicher Eindruck:_

Wow, was für ein gewaltiger Schritt, den die Story im zweiten und leider auch schon letzten Band zu „Smoke City“ wagt. Ließ die Entwicklung im letzten Band lediglich darauf schließen, dass es bei der Geschichte um verräterische Intrigen unter ehemaligen Gefährten ging, nimmt die Geschichte mit einem mal Züge an, die sehr schnell in den Bereich der modernen Fantasy, gespickt mit einer Prise Horror-Flair, abdriften.
Zunächst läuft jedoch alles, wie man es hätte erwarten können. Der Verräter in den eigenen Reihen wird entlarvt, der Einbruch wird aufgedeckt und die Mitglieder des Teams sehen einer weiteren, längeren Gefängnisstrafe entgegen. Bis hierhin ist alles schlüssig und konventionell.

Doch dann trauen sich Carré und Mariolle einige sehr abstrakte Dinge zu und verwandeln einen gut inszenierten Thriller in ein allzu teuflisches Epos. Mr. Law wird als etwas entlarvt, was anfangs niemand hinter seinem Antlitz vermutet hätte, die gestohlene Mumie hat tatsächlich einen höheren Zweck als den geplanten Versicherungsbetrug, Cole und seine Mitstreiter geraten immer weiter in eine diabolische Verschwörung, und auch Inspektor Rubens, deren Part man erst einmal überhaupt nicht einschätzen konnte, überfällt den Leser und die Story als solche mit vielen persönlichen Motiven und entpuppt sich schlussendlich als die eigentliche Schlüsselfigur in der gesamten Erzählung.

Wie die beiden Texter ihre Figuren schieben und den Handlungsablauf gleich mehrfach total auf den Kopf stellen, ist im Rahmen eines einzelnen Comic-Bandes schon gewaltig. „Smoke City 2“ ist enorm wandlungsfähig, eröffnet immer neue Stränge, lässt sich ungeahnt viele Optionen offen, verliert dabei aber überraschenderweise nie die Bodenhaftung. Egal in welche Sphären sich die beiden Schreiber begeben, es bleibt immer schlüssig und nachvollziehbar, selbst wenn sich der Charakter des Plots innerhalb der finalen Episode auf fast jeder Seite verändert. Auch die Art und Weise, wie Carré und Mariolle schlichtweg das Beste aus den sehr individuell gestalteten Persönlichkeiten herausholen, weiß zu beeindrucken. Jedem echten Typen wird auch sein Freiraum gelassen, jedes Puzzlestück, das im Hinblick auf die Charakterzeichnungen aufgenommen wird, findet auch seinen Platz – und wenn die einzelnen Teile am Ende zusammengesetzt werden, ergibt sich ein wirklich prächtiges Bild, das in wirklich jedem Detail perfekt ausgearbeitet wurde.

So, ja genau so macht illustrierte Kunst Spaß! Und genau so, wie es im zweiten Teil von „Smoke City“ geschehen ist, bringt man eine komplexe Story auf den Punkt, ohne dass inhaltliche Lücken das Gesamtkonstrukt aus den Fugen heben könnten. Wirklich lohnenswert, was die beiden Franzosen mit dieser Serie, vor allem aber mit dem Abschlusskapitel geschaffen haben!

|47 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692907|
http://www.splitter-verlag.eu

Hostache, Jean-Baptiste / Henderson, Jason / Salvaggio, Tony – Clockwerx 1: Genesis

_Clockwerx_

_Band 1: „Genesis“_
Band 2: „Sintflut“

_Story:_

London kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert: In den Docks des Hafenviertels kommt es zu mehreren grausamen Verbrechen, die auch Scotland Yard vor ein Rätsel stellen. Ein ausrangierter Polizist, Matt Thurow, nimmt sich der Sache auf eigene Faust an und stellt dabei fest, dass vor allem Schwarzarbeiter zu den Opfern der grausamen Morde zählen. Als er sich in ein anrüchiges Hafenunternehmen einschleust, weht ihm heftiger Gegenwind entgegen, doch schließlich gelingt es ihm, sich seine Sporen zu verdienen und seine Tarnung aufrechtzuerhalten.

Ungefähr zur gleichen Zeit landet das Schiff der berüchtigten Molly Vane im Hafen Londons, jedoch mit dreiwöchiger Verspätung. Vane hat bei der Überfahrt zwar ihren linken Arm verloren, jedoch nicht die geheimnisvolle Ladung, die von entscheidender Bedeutung ist. Denn ebenso wie Vane ist auch die Golden-Shell-Organisation auf das mächtige Lucifrium aus, welches sich unter dem Tower befindet und dessen Energie dazu verwendet werden kann, die mächtigen Clocks-Maschinen anzutreiben, die ihren Besitzern Macht und Vorteile in diesem ungleichen Krieg versprechen.

Die verletzte Molly will auf jeden Fall verhindern, dass die Macher von Golen Shell sich das geheime Gut sichern, doch bei ihrer verspäteten Ankunft scheint bereits alles verloren. Doch Molly kämpft um ihr Recht – ebenso wie Thurow, der noch gar nicht ahnt, in welch brutalen Bandenkrieg er hierbei geraten ist, ohne auf die weitere Unterstützung des Yard bauen zu können …

_Persönlicher Eindruck:_

Eine viel versprechende Kulisse, ein vertraut wirkendes Setting, ein paar starke Charaktere und eine sehr interessante Handlung: „Clockwerx“ bringt reichlich Potenzial mit, den Comic-Markt mit seinen beiden Bänden aufzumischen und trumpft dabei gleich in mehrerer Hinsicht auf. Inhaltlich gibt es einige brisante Verstrickungen und unverhoffte Wendungen, der Background ist ziemlich verworren und kreiert alsbald einen Mythos, und die teils undurchsichtigen Positionierungen der einzelnen Handelnden sorgen bereits schnell dafür, dass die Story im ersten Kapitel rasant und vor allem spannend Fahrt aufnimmt.

Doch mit der gleichen Geschwindigkeit sieht sich der Leser auch wieder einer Ernüchterung entgegengestellt, weil nach dem sehr flotten Anfangsszenario nichts vergleichbar Überzeugendes mehr geschieht und das Autorenteam Hostache/Henderson/Salvaggio nicht mehr allzu viel unternimmt, um die starken Figuren weiter reifen zu lassen und der Geschichte eine ebenso flotte Entwicklung zu spendieren. Die vertrackten Elemente der Handlung bleiben zwar bestehen, jedoch verlagert sich ihr Schwerpunkt gleich mehrfach in eine ungünstige Richtung, sei es nun im Hafenszenario oder aber in den Darstellungen der beiden Fronten, von denen man zwar erfährt, wie verbissen und leidenschaftlich sie um den Sieg kämpfen, die aber letzten Endes immer weiter abstumpfen und den wirklich grandiosen zeichnerischen Bedingungen ab einem gewissen Punkt nicht mehr folgen können. Außerdem bekommen die Dialoge kaum Spielraum und sind in ihrer Quantität ziemlich schmal, was vor allem bei der Schaffung von mehr Hintergrundwissen arg hinderlich erscheint.

Anfangs noch hochdramatisch, stellenweise sogar richtig theatralisch reißt die Sache immer weiter ab und verspielt sich jedweden Kredit, sobald die Vergangenheit und die Gegenwart nicht mehr so clever vermischt werden und die Autoren offenbar den Eindruck haben, es sei nun genug preisgegeben und keine weitere Geheimniskrämerei mehr nötig. Doch mit der Offenbarung der hintergründigen Mysterien verliert „Genesis“ auch spürbar an Reiz, zunehmend an Tiefgang und schließlich auch am Vermögen, den Leser durch und durch zu fesseln.

So entpuppt sich das durchaus überzeugende, fast schon überragende Startszenario leider als irreführender Trugschluss, zumindest was die weiteren Abhandlungen in diesem ersten von zwei Kapiteln betrifft. „Clockwerx“ mag seine Qualitäten haben, liest sich letzten Endes auch fließend und gut, hält aber vorerst nicht, was es auf den ersten Seiten noch verspricht – zumindest inhaltlich nicht.

Ein Lob bleibt trotzdem für die atmosphärisch sehr dichten Zeichnungen, die hier gebotene Detailschärfe und vor allem die illustrierte Umsetzung des Londons zur Jahrhundertwende – doch leider ist das Visuelle eben nur ein Teilaspekt eines Comics, dessen Vollendung in „Genesis“ nicht zufriedenstellend gelingt!

|47 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692105|
http://www.splitter-verlag.eu

Nehls, Michael – Methusalem-Strategie, Die

Die Frage nach dem Warum ist in der Gesundheitsbranche das täglich Brot, schlägt sich dort allerdings auch nur insoweit nieder, dass anhand präziser Ursachenforschung auf wissenschaftlichem Wege versucht wird, die aktuell immer weiter gehäufte Zahl von typischen Krankheiten und vor allem modernen Verstimmungen zu erforschen. Doch die Frage lautet: Ist es überhaupt vorbestimmt, dass der Normalsterbliche die klassischen Zivilisationskrankheiten durchlebt? Ist es notwendig, Krankheiten medikamentös zu therapieren, die man auch auf viel banalere Art und Weise abwenden kann? Und wie weit kann der Mensch selber sein ‚Glück‘ beeinflussen, seinen Lebensweg körperlich und mental optimieren und schließlich gegen den wachsenden Druck der Konsumgesellschaft bestehen?

Dr. Michael Nehls hat sich eingehend mit diesem Thema beschäftigt und nicht bloß anhand einer Selbstanalyse herausgefunden, an welchen brisanten Eckpunkten des eigenen Lebens fremde Einflüsse auf das eigene Dasein einwirken und die persönliche, ganz individuelle Prioritätenskala fremdbestimmt wird. Als Leiter eines Biotechnologie-Unternehmens hat er nicht nur jahrelang am eigentlichen Kern der Materie gearbeitet, sondern auch in vielen Selbstversuchen veranschaulicht, wie man die eigene Gesundheit nach fast schon urzeitlich anmutenden Prinzipien in die richtige Bahn lenken kann und was genau geschieht, wenn man Stereotypen und Konventionen bricht, die immer wieder dazu verleiten, mit der Masse zu schwimmen und sich vor allem die unangenehmen, aber eben nicht als solche erkennbaren Verhaltensweisen anzunehmen. Zweimal hat er am Race Across America teilgenommen, einem zwölftägigen Radfahr-Marathon, der seine Teilnehmer über 4800 Kilometer von der einen Küste des Landes zur anderen führt. Und viele völlig untypische Muster, die er in seine Planungen einbezogen hat, haben ihm geholfen, das Ziel ohne bleibende körperliche Hinterlassenschaften zu erreichen. Und es sind genau diese Denkmuster, die Nehls seinem Publikum in „Die Methusalem-Strategie“ nahebringen will, dies zwar sehr theoretisch, aber selbst im kleinsten Rahmen problemlos umsetzbar.

Der Biotechnologe erklärt hierbei zunächst die Evolution der Menschheit und den natürlichen Wandel ins Informationszeitalter der heutigen Zeit. Die Ansprüche haben sich verändert, der menschliche Körper jedoch nicht, und genau diesen Kontrast verwendet Nehls immer wieder, um zu verdeutlichen, wie weit man sich immer mehr von seinem persönlichen Selbst entfremdet, wie man Raubbau betreibt, sich Stress aussetzt, Prozesse startet, die einem unerhörten Druck unterliegen, letzten Endes aber in keiner Weise produktiv an sein Ziel kommt, weil der entscheidende Faktor Zeit so häufig missinterpretiert wird. Der Autor belegt dies an vielen kleinen, alltäglich nachvollziehbaren Beispielen, aber auch an individuellen Erfahrungswerten, die sich im Laufe der Jahre angestaut haben.

Die These, dass Termindruck sich auf das Einhalten einer Problemlösung negativ und letzten Endes fristverlängernd auswirkt, kann er dabei sehr leicht untermauern. Physische Prozesse und das Zusammenspiel des seelischen Gedankenerlebens sind die Waffen, die der Mensch immer wieder zu beeinträchtigen versucht – und dennoch lässt sich spielerisch nachweisen, dass ein schädlicher Einfluss auf diese Verhaltensmuster der Produktivität schadet, es unterdessen einfacher wäre, frei heraus zu handeln, sich von keinem äußeren Einfluss (vor allem nicht von Zeit) steuern zu lassen und stattdessen das eigentliche Ziel vor Augen zu haben. Und eben nicht jenes, das der Kalender einem gezwungenermaßen aufzuerlegen gedenkt.

Natürlich sind viele der von Nehls angesprochenen Theorien erst einmal tatsächlich nur theoretisch. Doch der Autor markiert schnell den Unterschied, indem er empirisch vorgeht, logisch durchdachte Eventualitäten vollzieht und somit vor allem eine These mit vielen greifbaren Argumenten verdeutlichen kann: Nämlich dass der gesunde Mensch, sofern er sein Leben wirklich nur nach den natürlichen Mechanismen führt und sich gleichzeitig nicht der Erwartungshaltung beugt, die von außen an ihn herangetragen wird, sein Lebensalter problemlos erhöhen kann. Es sei denn, er ist nicht bereit, den Dingen aus dem Weg zu gehen, die im Zeitalter der Information und damit auch der erheblichen medialen Kontrolle vorgeben wollen, wie das Menschsein zu funktionieren hat.

Als lebenden Vergleich zieht er dabei das Urvolk der Okinawa heran, das den weltweit mit Abstand höchsten Anteil der Bevölkerung jenseits des 100. Lebensjahres stellt, und dies lediglich, weil man die Pfade der modernen Evolution zu beschreiten nicht bereit ist. Es ist sicherlich ein sehr philosophischer Ansatz, den Nehls hier verfolgt, indem er die bewusst natürliche, völlig simple Lebensweise dieser Menschen beschreibt, allerdings verbergen sich darin keine Widersprüche, sondern lediglich logische Konsequenzen, die auch unsereiner ereilen könnten, würde er bewusst einfach nur das tun, was die gesundheitliche Vernunft ihm vorgibt.

Insofern ist „Die Methusalem-Strategie“ eigentlich eine Anleitung zum systematischen Altwerden, sehr eindringlich und gewagt verpackt, aber aus dieser Überzeugung heraus erst wirklich lesenswert, weil es im Grunde genommen so einfach ist, dieser idealen Strategie zu folgen – nicht zuletzt, weil die beschriebenen weiterführenden Ziele absolut erstrebenswert und immer noch erreichbar sind. Mit diesem Buch hat Michael Nehls zweifelsohne eine Art Masterplan verfasst, der sich voll und ganz damit beschäftigt, das Leben zu meistern, es leicht und einfach zu halten, bewusst einmal nein zu sagen, dafür aber den größtmöglichen Nutzen davonzutragen. Die zwanghafte Methodik, die das eigene Leben bestimmt, mag zwar zunächst kaum zu durchbrechen sein – doch mit einer Hilfestellung wie diesem tollen Buch sollte dies zumindest vereinfacht werden!

|176 Seiten
ISBN-13: 978-3981404838|
http://www.michael-nehls.de/verlag-mental-enterprises.htm

Johan Stenebo – Die Wahrheit über IKEA . Ein Manager packt aus

IKEA – das Casual-Unternehmen mit der weißen Weste, die heutige Mutter aller Studentenmöbel, das Zuhause für all diejenigen, bei denen der Geldbeutel enger geschnürt werden muss. Und noch so viel mehr Positives gibt es im Zusammenhang mit der weltweit erfolgreichsten und größten Möbelhauskette zu berichten, dass sich eigentlich kaum jemand trauen würde, den schwedischen Konzern in irgendeiner Form an den Pranger zu stellen.

Johan Stenebo hat es trotzdem getan und sich nach 20 Jahren Betriebszugehörigkeit, die absolut nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind, mit einem Buchprojekt Luft verschafft. Luft, die ihm am Ende seiner Tätigkeit beim großen Skandinavier nicht mehr geblieben war. Und Luft, die er vor allem denjenigen verschaffen möchte, die nach wie vor Teil des Unternehmens sind und womöglich nicht den geringsten Hauch einer Ahnung davon haben, was sich hinterm gelb-blauen Vorhang des Niedrigpreis-Giganten tatsächlich abspielt.

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