Bob Shaw – Die Heißluft-Astronauten (Die Zwillingswelten 1)

Weltenwanderung per Ballon

In einer der Zwillingswelten wird das Land knapp, deshalb beschließt der König die Eroberung der Nachbarwelt. Die Auswanderer können leicht per Heißluft-Ballon die Kluft zwischen den nahe beieinander liegenden Welten überwinden, doch die Expedition steht unter einem Unstern und wird von etlichen Überraschungen begleitet…

Für diesen Roman wurde der Autor 1986 mit dem BSFA Award ausgezeichnet.

Der Autor

Robert „Bob“ Shaw (* 31. Dezember 1931 in Belfast; † 12. Februar 1996 in Manchester) war ein nordirischer Schriftsteller, der vornehmlich Science-Fiction schrieb. Bereits 1954 veröffentlichte er seine erste Science Fiction-Story.

Zu seinen bemerkenswertesten Konzepten gehört das sogenannte LANGSAME GLAS, das derart dicht ist, dass das Licht Jahre braucht, um hindurchzugelangen; auf diese Weise sieht man Bilder, die z. B. längst Verstorbene zeigen. Nach dem Erfolg von „Light of Other Day“s (1966) baute Shaw die Idee zu dem Roman „Other Days, Other Eyes“ (1972, dt. zuerst bei Goldmann, später bei Heyne) aus.

Im Orbitsville-Zyklus geht es um die Entdeckung einer Dyson-Sphäre, während die Zwillingswelten-Trilogie zwei Planeten schildert, die einander derart nahe sind, dass sie über eine gemeinsame Atmosphäre verfügen – und man mit Ballonen und hölzernen Raumschiffen hinüberwechseln kann.

Die Trilogie „The Ragged Astronauts / Land and Overland“

• 1 The Ragged Astronauts. Gollancz, 1986, ISBN 0-575-03639-7.
o Deutsch: Die Heißluft-Astronauten. Heyne Science-Fiction & Fantasy #4773, 1991, ISBN 3-453-04484-3.
• 2 The Wooden Spaceships. Gollancz, 1988, ISBN 0-575-03894-2.
o Deutsch: Die hölzernen Raumschiffe. Heyne Science-Fiction & Fantasy #4774, 1991, ISBN 3-453-04485-1.
• 3 The Fugitive Worlds. Gollancz, 1989, ISBN 0-575-04611-2.
o Deutsch: Die flüchtigen Welten. Heyne Science-Fiction & Fantasy #4775, 1991, ISBN 3-453-04486-X.
• Die wilden Astronauten. Heyne Science-Fiction & Fantasy #5543, 1996, ISBN 3-453-11889-8 (Sammelausgabe von 1–3)

Handlung

Diesland und Jenland bilden ein enges Koorbitalsystem, kreisen also auf der gleichen Umlaufbahn um denselben Stern. Darüber hinaus teilen sich die beiden eng zusammenstehenden Planeten eine ungewöhnlich dichte, hoch reichende Atmosphäre. Als Diesland durch rücksichtslosen Raubbau heruntergewirtschaftet ist und die Natur sich gegen die Bewohner kehrt, beschließt die Bewohner, auf die Zwillingswelt auszuwandern, um einen jungfräulichen Planeten in Besitz zu nehmen.

Der Transport von Menschen und Material soll durch Heißluftballons erfolgen, die hoch in die dichte Atmosphäre aufsteigen, wenden und auf Jenland landen sollen. Als erste Versuche erfolgreich verlaufen, wird eine erste Auswandererflotte ausgerüstet. Doch nur wenige werden auf den Schiffen Platz finden, um der außer Rand und Band geratenen Ökologie zu entrinnen.

Es kommt zu erbitterten Kämpfen beim Start der Flotte. Die wird selbstverständlich von den Ballons der königlichen Familie angeführt, denn der König soll als erster den Fuß auf das unberührte Neuland setzen – was auch wider Erwarten gelingt, nur ganz anders, als man es sich vorgestellt hat….

Mein Eindruck

Wer jetzt an die legendären Inseln Liliput und Brobdingnag, die einander bekriegen, denkt, liegt nicht ganz verkehrt. Der Roman liest sich wie eine Satire, die aus der Feder von Jonathan Swift stammen könnte. Wer braucht schon für diese Jünger Dr. Lemuel Gullivers Schiffe für die Auswanderung, wenn er doch Heißluftballons viel preisgünstiger – und v.a. ohne Holz – bauen kann?

Mit den Folgebänden „Die hölzernen Raumschiffe“ und „Die flüchtigen Welten“ hat Science Fiction-Veteran Bob Shaw (Jahrgang 1931, erste Science Fiction-Story 1954) eine vergnügliche Satire und „Tall Tale“ auf alle Expeditions-, Eroberungs- und Auswanderergeschichten geschrieben. Nicht zu übersehen ist allerdings die ökonomische und ökologische Katastrophe, der sich die Auswanderer zu entziehen versuchen – wohl um den gleichen Fehler erneut zu begehen.

Die Trilogie stellt eine persiflierende Paraphrase der Eroberung und Kolonisierung der Welt durch Transportvehikel dar: Ballons, Raumschiffe usw. dar. Insbesondere der erste Band unterhält durch die Frische der Sprache und die übersprudelnden Einfälle, die an Verrücktheit nichts zu wünschen übriglassen. Raumfahrt mal ganz anders, quasi als vorweggenommener Steampunk. Fehlen nur noch die Luftpirat*innen!

Taschenbuch: 396 Seiten
Originaltitel: The Ragged Astronauts, 1986;
Aus dem Englischen von Hendrik P. Linckens;
ISBN-13: 9783453044845

www.heyne.de

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