Archiv der Kategorie: Rezensionen

Hartley Howard – Der Teufel sorgt für die Seinen

Privatdetektiv Bowman wird über Umwege als Leibwächter eines bedrohten Börsenhais engagiert; ein Job, der ihm von Winkeladvokaten, Gaunern, der misstrauischen Polizei sowie der gar nicht liebenden Familie des Verfolgten schwer gemacht wird, was für entsprechende Zwischenfälle & Leichenfunde sorgt … – Im positiven Sinn routinierter Alt-Krimi, der den klassischen „Whodunit“ mit dem „Privat-Eye“-Thriller mischt und gut unterhält, ohne das Genre durch etwas Neues oder gar Originelles zu bereichern.
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Bollhöfener, Klaus (Red.) / Havemann, Achim (Hrsg.) – phantastisch! 23

_Inhalt_

|Interviews|

Vou Valero & Thomas Harbach: Interview mit Dan Brown
Carsten Kuhr: Interview mit Eoin Colfer
Thomas Harbach: Interview mit Thomas Thiemeyer
Nicole Rensmann: Interview mit Markus Heitz

|Bücher und Autoren|

Andreas Eschbach: Ein paar Kniffe für das Überarbeiten von Texten
– Werkstattnotizen Teil 8
Christian Stiegler: Universitäre Phantastik – Streitgespräch mit einem Skeptiker
Ulrich Blode: Zehn hoch einhundert: Science Fiction von H. D. Klein
Thaddaios Apostolos Alexander: Der Mars, die Menschen und die Marsianer
Bartholomäus Figatowski: Der phantastische Horizont Mitteleuropas
– Zum Tod von Stanislaw Lem
Thomas Harbach: Trash and Treasury

|Phantastisches Update|

Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

|Rezensionen|

Ulrich Blode: Werner Illing: „Utopolis und andere phantastische Geschichten“
Horst Illmer: José Saramago: „Die Stadt der Sehenden“
Andreas Wolf: Stephen King: „Puls“
Horst Illmer: Ursula K. Le Guin: „Die wilde Gabe“
Carsten Kuhr: George R. R. Martin: „Dead Man River“
Horst Illmer: Daniel Keyes: „Blumen für Algernon“
Horst Illmer: Michael Cunningham: „Helle Tage“
Regnier Le Dyckt: M. John Harrison: „Die Centauri-Maschine“
Andreas Wolf: Dean Koontz: „Die Anbetung“
Andreas Wolf: Christian Brachthäuser: „Eine grenzenlos einsame Seele“

|Comic|

Olaf Funke: Schöne, düstere Kindheit – Courtney Crumrin

|Film|

Max Pechmann: Sadako, Asami und andere böse Frauen

|Story|

Ralph Constantin: Writer´s Cut
Ernst Vlcek: Morgen Früh wirst Du wieder geweckt … wer weiß …

|Wissenschaft|

Götz Roderer: An der Grenze

REZENSION

Auch die Ausgabe 23 der PHANTASTISCH! startet mit dem UPDATE von Horst Illmer mit Nachrichten und Neuerscheinungen. Neben Nachrufen, Neuer Sekundärliteratur, SF & Fantasy in den Medien, der Frage: Wer ist eigentlich José Saramago? (portugiesischer Autor) gibt es hier auch die Rubrik Neue (Hör-)Bücher, in der u. a. auf die von Frank W. Haubold herausgegebenen Anthologie [„Das schwerste Gewicht“, 2352 die im EDFC erschien, hingewiesen wird. Bei den Beiträgen, die genannt wurden, fand leider der beste ( „Vergessen sei der Wechselbalg“ des Dark-Fantasy-Autors Marc-Alastor E.-E.) keine Erwähnung.

Die REZENSIONEN bieten die gewohnte Bandbreite. Sei es „Die Stadt der Sehenden“ von José Saramago, „Die Anbetung“ von Dean Koontz oder „Die wilde Gabe“ von Ursula K. Le Guin und etliche mehr.

_Andreas Eschbach_ gibt in dem achten Teil der Werkstattnotizen Tips zum Überarbeiten von Texten.

Die INTERVIEWS lassen sich auch wieder einmal lesen.

_Dan Brown_, dessen Roman [„Sakrileg“ 1897 inzwischen 40 Millionen mal über die Ladentische ging und mit Tom Hanks verfilmt wurde, gesteht, dass für jede Seite, die ein Leser des Romans liest, zehn im Papierkorb gelandet sind, und gibt einiges über sich preis.

Das zweite Interview wurde mit _Eoin Colfer_ geführt, der verrät, dass er sein Leben lang ein Fan der bösen Gegenspieler war. Der Autor von [„Artemis Fowl“, 172 erzählt einiges über seinen Protagonisten („Artemis ist wie |Stirb Langsam| mit Feen“) und sich selbst.

_[Thomas Thiemeyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=25 _ gesteht in seinem Interview Thomas Harbach, dass er als Leser erschreckend normal ist. Der Illustrator und Autor gibt erfrischend sympathisch Einblick in seine Arbeiten und mehr.

Nicole Rensmann befragte _[Markus Heitz,]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56 _ dessen |PIPER-Romane| 350.000 verkaufte Exemplare vorweisen können und der auch bei anderen Verlagen erfolgreich an den Start ging. Was ihm recht gab, nach zehn Jahren Arbeit bei der Saarbrücker Zeitung in die freiberufliche Schriftstellerei abzuwandern.

Max Pechmann liefert mit „Sadako, Asami und andere böse Frauen“ einen hochinteressanten Artikel zur Charakteristik des modernen japanischen Horrorfilms ab.

Ulrich Blodes „Zehn hoch einhundert: Science Fiction von H.D. Klein“ stellt den Fotograf und Autor _Hans-Dieter Klein_ vor, der hauptberuflich als Fotograf arbeitet und mit seinem Debutroman [„Googol“ 2250 erste Leser auf sich aufmerksam machte.

Thaddaios Apostolos Alexander schildert in „Der Mars, die Menschen und die Marsianer“ die Geschichte einer phantastischen Beziehung.

Zum Tod des polnischen Schriftstellers _Stanislaw Lem_ verfasste Bartholomäus Figatowski einen Artikel über den phantastischen Horizont Mitteleuropas.

Natürlich bietet auch diese Ausgabe TRASH & TREASURY und WISSENSCHAFT und etliches mehr.

_Fazit_: PHANTASTISCH! ist ein erfreulich informatives und abwechslungsreiches Magazin auf gleichbleibend |hohem| Niveau. Ich ziehe meinen Hut und kann auch bei dieser Ausgabe eine Kaufempfehlung aussprechen!

PHANTASTISCH! 23
Ausgabe 3/2006
Juli 2006
Vierfarbcover, 68 Seiten, 4,50 €
ISSN 1616-8437
http://www.phantastisch.net
Verlag Achim Havemann
Harlingen 119
29456 Hitzacker
Cover – David von Bassewitz

Heim, Uta-Maria – Dreckskind

„Dreckskind“ ist der aktuelle Roman der preisgekrönten deutschen Autorin Uta-Maria Heim. Bereits zweimal wurde Heim mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet und einmal mit dem Friedrich-Glauser-Preis. Ihr aktuelles Romanwerk schmückt sich auf dem Buchrücken mit den lobenden Worten Ingrid Nolls, die der Meinung ist, Heim wäre mit „Dreckskind“ ein großer Wurf gelungen. Schauen wir uns dies genauer an…

In Stuttgart ist der Teufel los: Ein halbes Jahr nach der Ermordnung der kleinen Aranca Burlic verschwindet nun auch der erst sechsjährige Emil Walz von einer [Hocketse.]http://de.wikipedia.org/wiki/Hocketse Obwohl beide Fälle auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, wird eine gemeinsame Sonderkommission gegründet, die den beiden Verbrechen auf die Spur kommen will.

Arancas Mutter Svetlana hat den gewaltsamen Tod ihrer einzigen Tochter immer noch nicht verwunden, sie ist der festen Überzeugung, dass ihr Bruder Stanco die Schuld an Arancas Tod trägt, denn er handelt in dubiosen Kreisen mit Drogen. Svetlana ist sich sicher, dass Arancas Ermordung damit zu tun haben muss. Gleichzeitig fürchtet sie sich auch, als sie von Emils Verschwinden erfährt. Kennt sie die Familie Walz doch genauer, als sie dies der Polizei gegenüber zugeben will?

Emils Vater Gerd Walz ist verzweifelt. Genau einen Tag, bevor seine Frau aus der psychiatrischen Klinik entlassen werden sollte, wird Emil entführt. Was steckt bloß hinter dieser Tat? Oder hat vielleicht seine Frau etwas mit Emils Verschwinden zu tun? Emils große Schwester Elke erfährt bald Genaueres über Emils Verbleib, muss aber Stillschweigen bewahren, denn Emil lebt und wurde verschleppt, allerdings hängt sein Leben dennoch am seidenen Faden.

Die Ermittler der Sonderkommission haben alle Hände voll zu tun, denn zunächst findet sich nirgends eine Spur, die beide Fälle miteinander verknüpfen könnte, obwohl die meisten es doch im Gefühl haben, dass die Aufklärung des einen Falles auch das andere Verbrechen lösen dürfte. Ganz langsam entwirren sich die Fäden eines erst unübersichtlichen „Indizienknäuels“ und ganz allmählich werden uns die Hintergründe und Zusammenhänge aufgezeigt …

Uta-Maria Heim siedelt ihre Kriminalgeschichte in zwei kleinen schwäbischen Örtchen an, in denen die Bevölkerung bislang nicht mit derlei brutalen Verbrechen konfrontiert wurde. Schon früh ist dem Leser klar, dass die Lösung des Falls in der Vergangenheit zu suchen ist, denn den Einstieg in den Roman macht die Vorstellung Marthas, die uns von ihren zahlreichen Geschwistern berichtet und insbesondere von ihren beiden Brüdern Edmund und Emil, die beide nicht sehr alt geworden sind. Eines Tages wird Martha Zeuge, wie Emil von einem Zug überfahren und dabei geköpft wird. Als der Name „Emil“ schließlich auch in der Gegenwart auftaucht, sucht man zunächst ziellos den Zusammenhang mit Martha, doch muss der Leser etwas länger warten, bis Uta-Maria Heim ihre Joker ausspielt und uns erklärt, in welchem Verhältnis der kleine Emil Walz zu der alten [Klaiberin]http://de.wikipedia.org/wiki/Klaiben Martha steht.

Zu Beginn wirkt „Dreckskind“ etwas ziellos; man kann nicht einmal erahnen, welche Rolle Martha in dieser Geschichte spielt und warum sie sich anfangs so detailliert vorgestellt hat, doch wenn man als Leser langsam vergisst, dass es diesen Prolog gegeben hat, trifft man plötzlich wieder auf Martha und es fällt einem wie Schuppen vor den Augen, wie Heim ihre Protagonisten miteinander verwoben hat.

Apropos Protagonisten: Obwohl das Buch mit nur 374 Seiten eher schmal geraten ist, treten unzählige Charaktere auf den Plan und werden uns alle mehr oder weniger ausführlich vorgestellt. Leider kann keiner der Protagonisten Sympathien auf sich vereinigen; alle haben dermaßen komische Macken und Launen, dass man sich mit niemandem so recht anfreunden kann. Das führt dann auch dazu, dass man sich weder in eine der Personen hineinversetzen kann und will, noch mit einer der Personen mitfiebert.

Uta-Maria Heim präsentiert uns eine recht verworrene Geschichte, die nur langsam ihre Zusammenhänge offenbart und auch das scheinbar nur widerwillig. Es tauchen genug Figuren auf, die im Grunde genommen keine oder nur eine winzige Rolle spielen. Das führt leider dazu, dass man sich gar nicht alle Namen und die zugehörigen Lebensgeschichten merken kann. Auch streut Heim einige überraschende Wendungen ein, die man irgendwann kaum noch mitverfolgen kann. So bleibt das große Aha-Erlebnis schlussendlich aus, da man eigentlich nur froh ist, endlich zu wissen, was Aranca Burlic und Emil Walz miteinander zu tun haben. Heim verlangt von ihren Lesern schon einen recht langen Atem, zumal sie kaum spürbare Spannung aufbaut.

Besonders erschwerend kommt die Schwäbische Sprache hinzu, in der sich die meisten Protagonisten unterhalten, was in einem Hörbuch zwar nett klingen mag, was aber sehr lästig zu lesen ist:

|“Es dauert mich, aber mir pressiert’s. Also, ade!“ „Äll Hack ein neues Theater.“ „I verhebbs nimme.“ „Ha noi, ond des secht grad des Chefle!“ „Etzt haltet doch elle mol d‘ Gosch!“|

Wenn es nur darum gegangen wäre, dass aus dem Chef das unvermeidliche „Chefle“ geworden wäre, hätte ich die Verwendung des Schwäbischen sicher noch amüsant gefunden und ich muss gestehen, dass das gesprochene Schwäbisch durchaus Unterhaltungswert hat, aber in geschriebener Form ist es wohl doch eher Geschmackssache und für Schwaben oder hartgesottene Schwäbischfans gedacht.

Insgesamt macht es uns Uta-Maria Heim nicht einfach, sich in ihr Buch einzudenken und einzufühlen. Sie baut Zeitsprünge ein, um uns das Verschwinden Arancas näher zu bringen und um die beiden Familiengeschichten zu erzählen, um die es hier gehen soll. So fällt es doch nicht leicht, sich in diesem Buch zurechtzufinden, und das, obwohl die Grundidee des Buches durchaus vielversprechend war. Die Aufklärung, wie Emils Verschwinden und Arancas Ermordung zusammenhängen und welche Rolle Martha in all dem Kuddelmuddel spielt, gefällt im Grunde genommen gar nicht schlecht, doch muss ich gestehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits die Geduld mit dem „Dreckskind“ verloren hatte.

Insgesamt ist „Dreckskind“ ein sehr eigenwilliger Kriminalroman, der bestimmt seine Anhänger finden wird, ich persönlich würde es jedoch nicht als großen Wurf bezeichnen, da ich weder mit den Charakteren warm werden konnte noch mit Heims eigenwilliger Erzählweise.

http://www.gmeiner-verlag.de/

Boothby, Ian – Simpsons Comics 118

_Story_

Mr. Burns und Smithers wohnen einer Kinovorstellung eines Dokumentarfilms über die Burns-Familie bei und müssen zusehen, wie die schonungslose Wahrheit über das Leben von Monty junior und senior publik gemacht wird. Noch bevor sie sich dazu äußern können, werden der Kraftwerkbesitzer und sein Helfershelfer aus dem Lichtspielhaus verjagt. Burns möchte dies natürlich nicht auf sich sitzen lassen und beschließt, in einem Museum zu schildern, welch ehrenwerte Familie die seine doch eigentlich ist. Und natürlich kaufen die naiven Bürger von Springfield ihm auch ab, dass er beispielsweise die Glühbirne erfunden oder den Krieg für die Staaten gewonnen hat.

Währenddessen sorgt der Museumsbau für ein riesiges Verkehrschaos, von dem niemand mehr genervt ist als Homer Simpson. Vor allem die lästigen Ansagen des Hubschrauberreporters Arnie Pie zehren an seinen Nerven, woraufhin Homer selber in den Helikopter steigt und Pie in der Luft den Kampf ansagt. Und der nimmt die Herausforderung natürlich dankend an …

_Meine Meinung_

Zum zehnjährigen Jubiläum der „Simpsons Comics“ warten die Macher mit einer extrem bissigen und gleichzeitig einer der bislang besten Storys dieser ersten Dekade auf. Basierend auf einer Geschichte von Ian Boothby werden hier derart viele Spitzen verteilt, dass man schon fast befürchten muss, dass die Hauptgeschichte namens „Original und Geschichtsfälschung“ ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen wird.

Sinnbildlich ist hierfür bereits die erste Seite, in der Mr. Burns Amerika mit Fäusten schlägt, denn genau dies macht der Autor auf den Folgeseiten permanent und nimmt die verdummte Bevölkerung, der man wahrlich alles weismachen kann, gehörig auf die Schippe. Von der Machart her gleicht das Ganze ziemlich genau den vielen Dokumentarstreifen eines Michael Moore, was sowohl für die cineastische Vorstellung zu Beginn des Heftes gilt, als auch für die von Burns betriebene Fälschung der amerikanischen Geschichte, bei der sich der Besitzer des Atomkraftwerks als großer Volksheld aufspielt. Die Würze dabei sind die zahlreichen Anspielungen, die manchmal sogar stark unter die moralische Gürtellinie gehen. So wird Burns unter anderem auf recht humorvolle Weise für das Scheitern der Titanic und die Explosion des Hindenburg-Zeppelins verantwortlich gemacht, oder aber er selber stellt geschichtsträchtige Figuren wie James Watt, Karl Marx oder Thomas Edison als Durchschnittsbürger dar, die ihm nie das Wasser reichen konnten.

Auf der anderen Seite steht das ganz normale (Verkehrs-)Chaos, ausgelöst durch Burns‘ unehrenhafte Idee. Und dies ist eigentlich nicht minder witzig eingefangen worden als besagte Geschichtsfälschung, nur eben mit dem Unterschied, dass die hier verteilten Hiebe gegen die heutige Prominenz, bestehend aus Leuten wie den Osbournes oder George Lucas, gehen. Letzterer zum Beispiel muss von Nelson die Kritik einstecken, dass die ersten beiden Teile der zweiten „Star Wars“-Generation so schlecht waren, dass er sich gefälligst mit jeglichen Äußerungen zurückhalten sollte. Und als wäre dies nicht alles schon genug, entlarvt die Handlung beinahe schon nebensächliche Skandale wie etwa den korrupten Bürgermeister. Herrlich!

„Simpsons Comics 118“ ist eine echte Zerreißprobe für die Lachmuskeln und nicht nur deswegen auch jeden einzelnen Cent wert. Obwohl es diesmal nur eine (dafür natürlich längere) Geschichte gibt, kommt der Leser hier in jeglicher Hinsicht voll auf seine Kosten, selbst wenn die gelbe Familie in diesem Fall (abgesehen von Homer) ein wenig außen vor bleibt. Angereichert wird Ausgabe Nr. 118 noch durch eine 50-teilige Stickerrolle und diverse Hintergrundinfos zu all den bösen Anspielungen innerhalb dieses Comics. Außerdem gibt’s wieder die bekannten Rubriken Leserbriefe und ‚Musikalische Gäste bei den Simpsons‘, diesmal mit James Taylor und Tito Puente, sowie eine Extraseite zum Jubiläum.

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Faletti, Giorgio – Im Augenblick des Todes

Der Aktionskünstler Jerry Kho wird brutal in seinem Atelier ermordet aufgefunden. Verschiedene am Tatort zurück gelassene Indizien und die Dekoration der Leiche als „Linus“ mit Schmusedecke weisen auf den Beginn einer Mordserie hin. Jordan Marsalis, Ex-NYPD-Cop und Onkel des Ermordeten, wird von seinem Bruder gebeten, die Ermittlungen zu übernehmen. Wenig später wird die Millionenerbin Chandelle Stuart ebenso grausam getötet in ihrer Wohnung aufgefunden – als „Lucy“ dekoriert. Dieses Mal hinterlässt der Mörder zusätzlich einen Hinweis auf sein nächstes Opfer – nämlich „Pig Pen“. Doch wer ist „Pig Pen“?

Jordan Marsalis und seine Kollegen findet keine Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Toten, stoßen dann aber bei ihren Ermittlungen auf einen Bericht über einen Raubüberfall, der vor Jahren in einer Kleinstadt für Aufsehen sorgte. Damals waren vier Täter als Peanuts maskiert aufgetreten. Doch weitere Nachforschungen geraten rasch in eine Sackgasse, bis Marsalis so unerwartete wie unheimliche Hinweise von einer italienischen Kollegin erhält.

Maureen Martini, römische Kommissarin, hat in New York eine Netzhauttransplantation von einem amerikanischen Spezialisten erhalten, die notwendig wurde, als sie durch einen Racheakt ihren Freund, den Sänger Connor Slave, und ihr Augenlicht verlor. Die Operation ist erfolgreich, doch plötzlich quälen schreckliche Visionen die junge Frau – Visionen eines Mannes, der grausam ermordet wird, immer aus der Sicht des Opfers und immer im Augenblick des Todes.

Maureen Martini gelingt es mit der Hilfe von Jordan Marsalis, die Visionen zu entschlüsseln, und dieses bringt die beiden auf die Spur des grausamen Serienmörders.

„Im Augenblick des Todes“ ist ein spannender Thriller, flüssig geschrieben, mit interessanten Figuren und einer phantastischen Idee: Maureen Martini sieht nach ihrer Netzhauttransplantation visuelle Erinnerungsfetzen eines Toten und die Entschlüsselung dieser Visionen führt sie schließlich auf die Spur des Mörders. Trotzdem strapaziert Giorgio Faletti dieses Science-Fiction-Element nicht über Gebühr, denn Jordan Marsalis kommt durch Deduktion zu derselben Lösung. Insofern kann das Buch auch als Whodunit gelesen werden. Es gibt genügend Hinweise, die dem Leser die Lösung verraten.
Faletti (miss)braucht aber dieses Science-Fiction-Element, um seine beiden Protagonisten zusammenzubringen, denn erst mit Martinis Visionen berühren sich die vorher parallelen Handlungsstränge. Desweiteren kann Faletti so Martini und Marsalis unabhängig die Identität des Serienmörders entdecken und die beiden unabhängig voneinander auf den Mörder treffen lassen. Diese Begegnung ist natürlich das dramatische Finale und gehorcht den klassischen Genreregeln.
Überhaupt spielt Faletti mit vielen Klischees und fügt doch genügend Überraschendes hinzu, so dass die Geschichte nicht zu sehr in konventionellen Bahnen verläuft. Als Pluspunkt ist auch hervorzuheben, dass dieser Roman kein simpler Serienkiller-Roman ist. Der Mörder ist nicht einfach ein Monster, das aus purer Lust mordet, sondern er hat starke Motive für seine Taten.

Falettis Roman „Im Augenblick des Todes“ ist temporeich, sehr unterhaltsam und größtenteils virtuos erzählt. Einzig die Actionszenen wirken unbeholfen. Da möchte der Autor rasant beschleunigen und die Spannung voranpeitschten, was ihm aber nicht wirklich überzeugend gelingt – vielleicht, weil er sie zu filmisch beschreibt.
Doch am Ende bleibt ein unbefriedigender Eindruck zurück. Der Roman wirkt einfach zu glatt und zu kalkuliert. Das ist auch in seinen Protagonisten begründet. Faletti gibt sich große Mühe, diese mit vielen Details zu skizzieren. Trotzdem wirken sie zweidimensional und seltsam blutleer. Faletti gelingt es nicht, ihnen Leben einzuhauchen.
Wer aber auf plastische Figuren keinen größeren Wert legt und ein Freund vor allem spannender Unterhaltungsliteratur ist, wird bei Giorgio Falettis Roman „Im Augenblick des Todes“ trotzdem auf seine Kosten kommen.

© _Claus Kerkhoff_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

S.H.A. Parzzival – Fledermaus (Titan-Sternenabenteuer 26)

Mit knapper Not entkommen Shaly Shan, Wernher von Witzleben und die Anderen einem erneuten Anschlag – ein Kamikaze-Gleiter ist in das alte Gebäude gestürzt, in dem sie Roseanne aufgesucht hatten und zu Monjas Vergangenheit befragen wollten. Wie sich später herausstellt, gehörte das Raumschiff der WORLD-MARKET-Flotte an. Dieser Umstand wirft neue Fragen auf …

Eigentlich soll Shalyn am nächsten Tag mit der TITAN zu einer Notoperation auf dem Planeten Cadschid aufbrechen, doch die Fledermaus hat schon wieder ganz andere Pläne mit ihr. Seinen Quellen zufolge ist einer der Cadschiden-Gleiter in der Nähe von GERMANIA abgestürzt. Von Witzleben will diesen Informationen zusammen mit Shalyn nachgehen. Die Entscheidung fällt, dass Vanessa Modesta das Kommando für die Aktion auf Cadschid übernimmt, Shalyn hingegen begibt sich zusammen mit der Fledermaus in die Wüste von Arizona. Und tatsächlich entdeckt die kleine Gruppe den gesuchten Cadschiden-Raumer.

Mit Entsetzen muss Shalyn hilflos mit ansehen, wie Wernher einen Angriff der Außerirdischen provoziert und diese zur Musik von |Blondie| abschlachtet. Dieses Blutbad entschuldigt er anschließend damit, dass sein Sohn Ricardo bei dem Überfall auf das italienische Bergdorf (siehe Band 25 „Himbeertod“) ums Leben gekommen sei. Shalyns Recherchen zufolge gab es aber nur einen alten Mann namens Ricardo Fogli, der bei eben jener Katastrophe in den Alpen getötet wurde.

Im Zuge dessen lüftet die Fledermaus eines ihrer vielen Geheimnisse: Wernher von Witzleben wurde 1906 in Deutschland geboren und erlangte durch einige mysteriöse Umstände bei einer Reise durch Afrika den Zustand der Unsterblichkeit. Jetzt bittet er Shalyn, an der Beerdigung seines Sohnes teilzunehmen, was diese ihm trotz aller Zweifel nicht verwehren kann. Am Grab Ricardos muss sie feststellen, dass zu Witzlebens Schutztruppe einige Gaianer, die Alienhasser, gehören. Ein weiteres Rätsel um die Fledermaus, welches es zu lösen gilt. Ist Wernher selbst ein Gaianer?

Während dieser Ereignisse tut sich auch einiges in Yellowknife: Das Leben des ehemaligen Cops und jetzigen Müllmanns Benyam Errikson nimmt abrupt eine große Wende, als sich in seinem Umfeld einige unheimliche Todesfälle ereignen. Angefangen mit einem Mord in seiner Stammkneipe, sterben diverse Freunde und Bekannte, die sich in seiner unmittelbaren Nähe befinden. Alle weisen eigenartige Löcher am Hals auf.

Die WORLD-POLICE jagt ihren ehemaligen Kollegen durch die ganze Stadt, doch dieser ist aus einem sehr speziellen Holz geschnitzt und lässt sich nicht einfach verhaften. Verzweifelt versucht Eriksson, die Umstände dieser mysteriösen Todesfälle zu klären, hinzu kommt noch seine ständige Amnesie.

Schrittweise bewegt er sich auf die Lösung des Rätsels zu und macht eine erschreckende Entdeckung …

Mit Band 26 präsentiert uns S.H.A Parzzival einen faszinierenden und durchweg spannenden Krimi. Hatte sich die Atmosphäre eines |Film Noir| schon bei „Himbeertod“ angedeutet, wird hier dieses Genre mit der Figur des Benyam Errikson gänzlich ausgekostet. Auch dieser Charakter ist eiskalt und skrupellos wie Wernher von Witzleben, zusätzlich noch versehen mit einer gewissen Melancholie, die er im Bier ersäuft. Dennoch ein klarer Sympathieträger, um den sich noch einige Geheimnisse ranken, die in direkter Verbindung mit Monja Anjetta stehen dürften. Da haben wir einmal die permanente Amnesie und die spezielle Tätowierung in seinem Gesicht. (Auf dem Rücken des Buches haben wir zum direkten Vergleich einmal ein Bild von Monja und eines von Benyam, diesmal von Andrä Martyna, der auch einige zusätzliche Grafiken im Buch selbst zum Besten gibt.)

Wernher von Witzleben öffnet sich Shalyn mehr und mehr; die Vermutung liegt nahe, dass er tiefere Gefühle für die hübsche Suuranerin empfindet – sehr zum Missfallen von Monja. Doch auch er wirft neue Fragen auf, die sich eventuell in den Folgebänden klären werden. Wir dürfen also gespannt sein, wie der KRAKENTANZ aussehen wird …

Kathrin Kompisch/Frank Otto – Teufel in Menschengestalt. Die Deutschen und ihre Serienmörder

Evolution des geschürten Schreckens

Serienmörder haben Konjunktur. Die Regale der Buchhandlungen biegen sich unter einschlägigen Fallgeschichten, mit denen sich ehemalige Fahnder, Profiler oder Pathologen ein hübsches Zubrot verdienen. Im Kino schlachten die Lecter-Klone, im Fernsehen mussten zeitweise gleich mehrere CSI-Teams bluttriefende Tatorte unter die Lupen nehmen. Auch den Medien sind die Fließband-Killer sehr willkommen, denn sie garantieren Leser- und Zuschauerzahlen.

Wie lange gibt es diese unheilige Symbiose eigentlich schon? In ihrer heute bekannten Form entstand sie nach Kathrin Kompisch und Frank Otto im späten 19. Jahrhundert, als sich die Boulevardpresse vom Journalismus abspaltete. Die Sensation rückte hier in den Mittelpunkt der Berichterstattung, denn vor allem sie sorgte für hohe Auflagen. Der Serienmörder entwickelte sich rasch zum Medienphänomen; nach Ansicht der Verfasser ein Prozess mit ständigen Wechselwirkungen. Kathrin Kompisch/Frank Otto – Teufel in Menschengestalt. Die Deutschen und ihre Serienmörder weiterlesen

Winick, Judd / Middleton, Joshua – Superman/Shazam (100% DC 4)

_Story_

Im Thronsaal des Zauberers Shazam wurde durch Magie ein weiterer Superheld geboren, nämlich der später berüchtigte Captain Marvel, eigentlich ein Jugendlicher, der sich durch den Gebrauch des Wortes ‚Shazam‘ in sein Alter Ego und wieder zurück verwandeln kann. Schon schnell macht er in seiner Heimat Fawcett City auf sich aufmerksam und befreit die Stadt von Gaunern und Ungerechtigkeiten. Zur gleichen Zeit kämpft Superman ebenfalls gegen eine Hand voll Schurken und macht dabei zum ersten Mal Bekanntschaft mit seinem neuen Kollegen. Gemeinsam stellen sie sich gegen den hinterhältigen Mr. Sivana, der zusammen mit Lex Luthor einen finsteren Plan ausgeheckt hat. Marvel muss dies jedoch teuer bezahlen; das Verbrechersyndikat hat seine wahre Identität ausfindig gemacht und greift ihn in seinem menschlichen Dasein als Kind an. Als dabei sein bester Freund – selber auch noch ein Kind – umgebracht wird, sieht der Captain rot und widersetzt sich sämtlichen Gesetzen der guten Superhelden. Superman forscht nach den Ursachen …

_Meine Meinung_

Die im vierten Band von „100 % DC“ publizierte Story schildert das erste Aufeinandertreffen von Superman und Captain Marvel und macht dabei noch ganz klar die Unterschiede zwischen diesen beiden legendären Superhelden der Comicgeschichte deutlich. Zumindest diejenigen, die bei ihrer ersten Begegnung noch offenkundig auftreten. Im Gegensatz zum schon seit Ewigkeiten bekannten Superman ist der von der Statur her ähnliche Captain noch ziemlich naiv und in seiner Art auch seinem Alter entsprechend ein wenig kindlich. Zudem hat er seine Gefühle noch nicht ganz so gut im Griff, was vor allem in dem Moment offenbart wird, in dem er realisiert, dass sein Superheldendasein einige gefährliche, gar tödliche Nebenwirkungen haben kann. Im Gegensatz dazu tritt Superman so souverän wie gehabt auf, wirkt in seiner Art sogar ein wenig arrogant. Speziell die Stellen, an denen er mit seinen Fähigkeiten protzt, machen den geliebten Action-Star nicht gerade sympathisch, schließlich ist seine eigentliche Stärke ja die Bescheidenheit.

Auf die Handlung wirken sich diese Eigenschaften dann auch ziemlich deutlich aus. Während Superman nämlich die Szenerie stets unter Kontrolle hat, wirkt der Captain in seinen ersten heftigeren Gefechten noch ein wenig unsicher und schaut dabei immer wieder aus nächster Nähe zu seinem Idol auf. Man hat nicht den Eindruck, als stünden beide auf einer Stufe. Stattdessen wird Superman in eine Art Vaterrolle hineingedrängt, die auch in den Schlusssequenzen indirekt bestätigt wird, wenngleich es hier natürlich keine biologischen Zusammenhänge gibt. Schließlich ist Billy Batson ein Mensch von der Erde, der nicht von Natur aus zum Mutanten geboren, sondern erst durch die Magie des Zauberers Shazam dazu geworden ist.

Doch zurück zur Handlung, denn die ist in der hier aufgeführten Mini-Serie „First Thunder“ überaus spannend. Gleich in mehrfacher Hinsicht liegt eine gewisse Brisanz in der Luft, sei es nun das Kribbeln vor der ersten Begegnung der beiden Stars, oder aber im Hinblick auf die wechselhafte Fortentwicklung der Geschichte, die zum Schluss hin noch einige sehr überraschende, recht harte Wendungen nimmt, die einen trotz es fiktionalen Inhalts ein wenig berühren. Die Rede ist hierbei natürlich in erster Linie vom Tod des unschuldigen Jungen, der in Captain Marvel einige Rachegelüste lostritt und den Rang des Gesetzeshüters auch erheblich herabsetzt. Hierzu wäre es dann auch interessant zu wissen, was genau danach passiert, denn nachdem sich Superman seines neuen jungen Freundes angenommen hat, ist die recht lange Story leider mit einem unbewussten Cliffhanger beendet worden, der vielleicht ja in nächster Zeit noch einmal aufgegriffen wird. Wäre jedenfalls wünschenswert.

Unterdessen hat man aber noch genügend Zeit, sich an dieser tollen, in diesem Sammelband verewigten Miniserie zu erfreuen, denn sowohl auf emotionaler als auch auf der Action-Ebene ist „Superman/Shazam“ ein echt starker Comic, bei dem lediglich die streckenweise poppigen Zeichnungen von Joshua Middleton ein wenig gewöhnungsbedürftig sind. Aber auch dadurch hebt sich diese Serie wohlig von den herkömmlichen Comics ab und macht nicht zuletzt auch die eher durchschnittlichen Veröffentlichungen zum „Superman Returns“-Kinofilm wieder ein wenig vergessen.

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Harlan Coben – Kein böser Traum

Ein altes Foto zieht die Familie einer Künstlerin in einen Strudel aus Rache, Lebensgefahr und Mord, der stetig wächst und weitere Menschen ins Verderben stürzt … – Komplex geplotteter, spannender Thriller, dessen Verfasser meisterlich die Kunst beherrscht, seine Leser Stück für Stück in das große Geheimnis einzuweihen und trotzdem immer noch einen Trumpf in der Hinterhand zu behalten. Die Figuren ‚leben‘, Emotion versumpft nie in Gefühlsduselei; kurz: Für diesem Coben-Krimi kann eine uneingeschränkte Empfehlung ausgesprochen werden. Harlan Coben – Kein böser Traum weiterlesen

Sittenfeld, Curtis – Eine Klasse für sich

Mit reichlich Vorschusslorbeeren geht derzeit der Debütroman von Curtis Sittenfeld in Deutschland an den Start. Die |New York Times| kürte „Eine Klasse für sich“ als einen der fünf besten Romane des Jahres 2005. Dass Curtis Sittenfeld bei der |New York Times| aber einen Sympathiebonus haben dürfte, sollte man im gleichen Atemzug vielleicht auch erwähnen, denn Sittenfeld schreibt schon seit ihrem 16. Lebensjahr für diverse Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem eben auch für die |New York Times|. Was bleibt also übrig von Curtis Sittenfelds Debüt, wenn man die rosarote Brille der |New York Times| einmal beiseite legt? Ist all der Rummel um die 29-jährige Autorin nur Hype oder steckt mehr dahinter?

Doch worum geht es bei „Eine Klasse für sich“ überhaupt? Der Roman erzählt die Geschichte der harten Highschool-Jahre der vierzehnjährigen Lee Fiora. Lee Fiora, durchschnittliche, amerikanische Mittelschicht, ist in ihrer Kleinstadt in Indiana eines der herausragenden Mädchen ihrer Klasse. Um so härter fällt ihre Ernüchterung aus, als sie mittels Stipendium an ein Ostküsten-Internat wechselt. Eine Welt wie in einer Hochglanzbroschüre: ehrwürdige Backsteingebäude, akkurat geschnittener Rasen, ordentliche, gut gekleidete Schüler, allesamt intelligent, privilegiert und größtenteils gut aussehend – alle außer Lee, wie es scheint.

Schon bald muss Lee begreifen, dass in Ault, dem Ziel ihrer Träume, die Uhren etwas anders ticken. Lee wird schnell zur Außenseiterin, die das Geschehen am Campus beobachtet, ohne sich als Teil davon fühlen zu können. Sie wird sich dessen bewusst, dass ihre Mitschüler so anders sind als sie, dass sie sich schwer tut, sich mit ihrer neuen Umgebung zu arrangieren. Sie schließt nur wenige Freundschaften, und jene, die sich mit Lee anfreunden, sind selbst Außenseiter. Lees Verhältnis zu Mitschülern wie zu Lehrern bleibt kompliziert und auch als Lee eine heimliche Affäre mit dem Schulschwarm Cross Sugarman beginnt, kommt Lee nicht aus ihrem schattenhaften Dasein heraus. Das geschieht erst, als sie einen folgenschweren Fehler begeht …

Sittenfeld beschreibt das bunte Treiben an der Highschool plastisch und lebhaft. Im Fokus all dieser Betrachtungen steht Lee mitsamt ihrem äußerst komplizierten Verhältnis zu ihren Mitschülern und letztlich auch zu sich selbst. Lee war als Vierzehnjährige von der Hochglanzbroschüre beeindruckt, die sie sich vor ihrer Bewerbung in Ault hat zuschicken lassen, und wollte Teil dieser schicken Hochglanzwelt werden.

Dass man seine Wurzeln nicht so einfach abstreifen kann, muss Lee schon bald begreifen. Aus dieser Erkenntnis zwischen versuchtem Anpassen und bewusstem Untertauchen in der Masse entwickelt Lee schon bald eine Strategie der absoluten Unauffälligkeit. Wie gut getarnt sie über den Campus schleicht, ist für den Leser in gewisser Weise schon erheiternd.

Dabei schmunzelt man eben nicht nur über Lees Verhalten, sondern besonders auch über die Beobachtungen, die sie in ihrer selbstgewählten Isolation macht. Lee hat das Treiben auf dem Campus stets genau im Blick. Sie studiert die ungeschriebenen Gesetze der zwischenmenschlichen Dynamik der Privatschule und sucht nebenbei nach ihrem eigenen Platz in dieser Welt – und letztlich auch im Leben.

„Eine Klasse für sich“ ist letztendlich eben auch ein Roman über das Erwachsenwerden. Sittenfeld beschreibt die Tücken der Pubertät und der ersten Liebe, beschreibt den schwierigen Weg vom Jugendlichen zum Erwachsenen und trifft dabei genau den passenden Ton. Der Roman wirkt auf gewisse Weise authentisch und glaubwürdig.

Lee wirkt als Figur außerordentlich plastisch und der Leser fühlt sich nah am Geschehen. Sie ist dabei ungleich sympathischer und wirkt wesentlich unverfälschter als Tom Wolfes Charlotte Simmons in dessen Roman [„Ich bin Charlotte Simmons“. 1883 Sittenfeld versetzt sich so gut in die Highschool-Jahre von Lee hinein, dass man schon fast automatisch nach biographischen Parallelen suchen mag. Wie Sittenfeld die Gedankenwelt ihrer Figuren beschreibt, das fühlt sich eben echt und ungekünstelt an, und genau das macht die Qualität des Romans aus.

Insgesamt betrachtet ist „Eine Klasse für sich“ wirklich unterhaltsame Lektüre. Sie beschreibt das Auf und Ab im Leben, wie es jeder kennt, sie ist mal erheiternd und mal nachdenklich oder gar traurig stimmend und so, wie die Geschichte und die Figuren sich entwickeln, ist es spannend, den weiteren Prozess zu verfolgen. Geschrieben ist der Roman auf eine herzerfrischende und lockere Art. Er lässt sich schnell runterlesen und ist dabei durchgängig unterhaltsam.

Bleibt unterm Strich die Erinnerung an ein Buch, das sich als durchaus lesenswerte Kost entpuppt. Sittenfeld beschreibt mit Herz und einem Augenzwinkern den Entwicklungsprozess ihrer Hauptfigur und weiß damit über die gesamte Romanlänge zu unterhalten. Sie zeigt auf plastische Art, wie es sich anfühlt, langsam erwachsen zu werden, und demonstriert dies anhand einer interessanten, lebensechten Hauptfigur.

Es ist also letztlich nicht alles Hype, was einem so an Lob über dieses Buch zu Ohren kommt, sondern entspricht in gewisser Weise durchaus den Tatsachen, und man kann „Eine Klasse für sich“ dem potenziell interessierten Leser durchaus ans Herz legen. „Eine Klasse für sich“ ist in der aktuellen Literatur zur Thematik dabei eine wesentlich bessere Wahl als Tom Wolfes vergleichbarer Roman „Ich bin Charlotte Simmons“, bei dem gerade auch die Hauptfigur eine gewisse Authentizität vermissen lässt.

http://www.aufbau-verlag.de

Joseph Ratzinger – Wer glaubt, ist nie allein. Worte der Ermutigung

Seit der Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum Papst Benedikt XVI. im April 2005 fanden seine Bücher einen erheblich gesteigerten Absatz. So ist es auch zu erklären, dass es von Ratzingers Büchern nun auch Hörbücher gibt. Bei „Wer glaubt, ist nie allein“ handelt es sich um ein Buch, welches sich vor allem an gläubige Christen richtet. Jemand, der sich für den christlichen oder speziell den katholischen Glauben interessiert und ggf. seine eigenen religiösen Überzeugungen an den Ausführungen Ratzingers messen will, ist mit dem Kauf des Buches und vor allem auch des Hörbuches schlecht beraten. Das Buch will keine Meinungen verändern, sondern es will den bereits glaubenden Christen etwas erläutern. Der Untertitel des Buches lautete treffend „Worte der Ermutigung“. Dies ist insofern besonders pointiert ausgedrückt, da Ratzinger in der Tat viele aufmunternde und erbauliche Botschaften in dieses Buch einbaut. Ein überzeugter Christ, der eventuell seinen Glauben vertiefen und seine Vorstellungen von den Aspekten des christlichen Glaubens konkretisieren will, dürfte mit diesem Buch seine Freude haben. Der Nutzen, welchen der Leser von diesem Buch gewinnt, hängt also sehr stark von dem Leser selbst ab. Dies liegt natürlich in der Natur der Sache begründet. Ein begeisterter Krimileser beispielsweise hat ja schließlich auch potenziell mehr Nutzen von einem Krimi als ein Science-Fiction-Fan.

Nachdem sich die bisherigen Äußerungen vor allem auf den Inhalt der Buchvorlage bezogen haben, möchte ich mich nun den Spezifika des Hörbuchs zuwenden. Auch hier hängt die Beurteilung von den Voraussetzungen des Hörers ab. Der Sprecher des Hörbuchs Edgar M. Böhlke ist zweifellos ein sehr fähiger. Er ist zu keiner Zeit unklar in der Aussprache und behält in beachtenswerter Weise seinen Sprechrhythmus über die gesamte Spieldauer hinweg bei. In diesem Sprechrhythmus liegt allerdings auch ein gewisses Problem begründet. Die langsame und ruhige Leseart Böhlkes verleitet den Hörer allzu schnell dazu, die Aufmerksamkeit zu verlieren. Böhlke liest das Buch nach dem Stil einer Predigt, einer zweifellos guten Predigt, allerdings verspielt man dadurch eine große Chance des Buches. Ratzinger ist ein herausragender Theologe und ein allgemein brillanter Geist, und auch wenn „Wer glaubt, ist nie allein“ gewiss nicht sein bestes und schon gar nicht sein wissenschaftlichstes Buch ist, so hat es doch eine theologische Dimension. Diese Dimension verspielt man allerdings, wenn man das Buch wie eine Predigt liest. Ein Vortrag mit markanteren Betonungen und gelegentlichen Tempowechseln hätte dem Hörbuch gewiss gut getan. Dieser Kritikpunkt richtet sich jedoch weder an Ratzinger noch an Böhlke. Es ist vielmehr eine Kritik an der Entscheidung des Herausgebers, der offensichtlich nicht den inhaltlichen Tiefgang, sondern die dogmatischen und liturgischen Aspekte des Buches betonen wollte. Abgesehen davon, dass man dem Hörbuch auf diese Weise seine besondere Stärke genommen hat, wird es durch diese Akzentsetzung auch noch auf die Dauer einschläfernd. Dies dürfte jedenfalls für die Hörer gelten, die sich ernsthaft und kritisch mit dem Thema auseinander setzen wollen. Der Hörer, der sich einfach nur religiös berieseln lassen will, dürfte bei diesem zweistündigen Hörbuch auf seine Kosten kommen. Die behandelten Themen lauten in der Gesamtübersicht: Leben, Erlösung, Glaube, Bibel, Kirche, Liturgie, Freude, Liebe, Hoffnung.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das Vorwort des Herausgebers. Im Vorwort wird der Hörer bereits darauf vorbereitet, was er von dem Buch später halten soll. Das Vorwort präjudiziert, und das ist ebenfalls etwas, das dem Buch nicht gerecht wird. Ratzingers Bücher können für sich selbst sprechen, genauso wie es alle guten Bücher können. Ein Vorwort, das den Autor und seine Werke emporhebt, bevor man die Gelegenheit hatte, auch nur ein Wort des Buches selbst zu hören oder zu lesen, leistet dem Autoren und seinem Werk einen wahren Bärendienst. Ein gutes Buch hat falsche Vorschusslorbeeren und salbungsvolle Beweihräucherungen des Herausgebers nicht nötig. Und genau darum handelt es sich bei „Wer glaubt, ist nie allein“ – um ein gutes Buch. Vorausgesetzt, dass man als Hörer oder noch viel besser als Leser dazu bereit ist, sich mit einer grundlegenden Prämisse des Buches abzufinden: Der christliche Glaube ist der wahre Glaube. Dies soll allerdings nicht bedeuten, dass es sich hierbei um eine Kampfschrift handelt. Es ist, wie bereits erwähnt, eine Erläuterung des christlichen Glaubens an den Gläubigen und den, der es werden will. Im Gegensatz zu anderen Schriften Ratzingers ist dieses Buch relativ unkritisch, da es sich eben um „Worte der Ermutigung“ handelt.

http://www.sprechendebuecher.de/

Bollhöfener, Klaus (Red.) / Havemann, Achim (Hrsg.) – phantastisch! 22

_Inhalt_

|Interviews|

Carsten Kuhr: Interview mit Thomas Finn
Johannes Rüster: Interview mit Matt Ruff
Andreas Nordiek: Interview mit Marcel Feige
Thomas Harbach: Interview mit Zoran Zivkovic

|Bücher, Autoren & mehr|

Andreas Eschbach: Warnung vor akuter Dramaturgitis – Werkstattnotizen Teil 7
Horst Illmer: Science Fiction? Studieren?? In Deutschland???
Horst Illmer: Die „Science Fiction“-Definition als Herausforderung für die Philologie
Johannes Rüster: Die Welten des Matt Ruff
Achim Schnurrer: Meister der phantastischen Literatur: Leo Perutz – Teil 2
Nicole Rensmann: Sprungbrett Fantasy – Der Wolfgang Hohlbein Preis
Ulrich Blode: Level 4: Die Computerkrimis von Andreas Schlüter
Thomas Harbach: Trash and Treasury
Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

|Rezensionen|

Andreas Wolf: Peter James: „Stirb ewig“
Horst Illmer: Mikael Niemi: „Das Loch in der Schwarte“
Regnier Le Dyckt: Martin Amanshauser „Alles klappt nie“
Carsten Kuhr: Terry Pratchett: „Ab die Post“
Ulrich Blode: Kim Stanley Robinson:
„Die Romane des Philip K. Dick. Eine Monographie“
Horst Illmer: China Miéville: „Der eiserne Rat“
Andreas Wolf: Stephen King: „The Colorado Kid“
Regnier Le Dyckt: Frank Beddor: „Das Spiegellabyrinth“
Andreas Wolf: Reaves/Pelan (Hg.): „Sherlock Holmes – Schatten über Baker Street“
Carsten Kuhr: Thomas Finn: „Der Funke des Chronos“
Regnier Le Dyckt: David Brin: „Copy“

|Story|

Niels-Arne Münch: In der Nacht
Edgar Philips: Das Geräusch

_Rezension_

Im Vorwort der Ausgabe 2/2006 der PHANTASTISCH! 22 weist Klaus Bollhöfener die Leser darauf hin, dass die Redaktion dank vieler Texte zu Autoren und Büchern auf Beiträge in den beiden Rubriken COMIC und WISSENSCHAFT verzichten musste. Dafür erfährt man in den Interviews mehr über Matt Ruff, Thomas Finn, Marcel Feige und Zoran Zivkovic.

_[Thomas Finn]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=59 _ ist in letzter Zeit in aller Munde, ist ein Allroundtalent und darüber hinaus netter Mensch. Er ist auf jeden Fall ein intensives Hinblicken wert, was das Interview über ihn umso interessanter macht. Ob es um seine Leseleidenschaft geht, seine Kinogänge, seine Liebe zur phantastischen Literatur und zu Rollenspielen, seinem Patensohn, seine Liebe zu Hamburg – aber vor allem seinem Schaffen. Wie seinen Romanen bei |PIPER|, den Zusammenarbeiten mit anderen Autoren wie Bernhard Hennen, aber auch seinen Theaterstücken.

[Matt Ruff, 2712 Sohn eines Pfarrers aus New York/Queens, in dessen Romanen sich Abgründe hinter bürgerlicher Fassade auftun, wird detailliert vorgestellt und verrät, dass er eigentlich in erster Linie für sich selbst schreibt, und dass ihn Stephen King früh und stark beeinflusst hat.

_Marcel Feige_ wird vorgestellt, dessen Romanfiguren sich nicht selbständig machen, wie der Autor verrät und dessen Roman-Trilogie [„Inferno“, 2112 eine moderne Horror-Serie im |FESTA|-Verlag, das Licht der Leserwelt erblickt hat, der ein Roman im |Goldmann|-Verlag und weitere Titel in anderen Verlagen folgen werden.

Im UPDATE berichtet _Horst Illmer_ über Nachrichten und Neuigkeiten wie Nachrufe. Gedenktage, Neue (Hör-)Bücher, SF& Fantasy in den Medien und fragt: Wer ist Titus Müller? Es sei vorweg gesagt: Ein interessanter Autor!

_Andreas Eschbach_ warnt in dem siebten Teil seiner Werkstattnotizen vor „akuter Dramaturgitis“.

Die REZENSIONEN lassen sich auch wieder sehen. Ob „Der Eiserne Rat“ von China Miéville, „Ab die Post“ von Terry Pratchett, die Holmes-Anthologie „Sherlock Holmes – Schatten über Baker Street“ – Hrsg.Michael Reaves & John Pelan -, „Der Funke des Chronos“ von Thomas Finn und etliche mehr.

Achim Schnurrer verfasste Teil zwei des Portraits über _Leo Perutz_, der sich mit den Höhepunkten und Niederlagen des jüdischen Schriftstellers bis zu seinem Tod 1957 beschäftigt.

Nicole Rensmanns Artikel widmet sich dem „Sprungbrett Fantasy – Der Wolfgang Hohlbein-Preis“ und stellt die bisherigen PreisträgerInnen vor.

„Level 4: Die Computerkrimis von _Andreas Schlüter_“, stellt sowohl den Autor als auch seine Werke vor.

TRASH & TREASURY, die Kolumne von Thomas Harbach, informiert über _Zoran Zivkovic_, den serbokroatischen Schriftsteller, worauf ein Interview mit eben jenem folgt.

Die STORIES runden den Unterhaltungswert ab.

_Fazit_: Eine wieder einmal |rundum| gelungene Ausgabe! Kaufen!

PHANTASTISCH! 22
Ausgabe 2/2006
April 2006
Vierfarbcover, 68 Seiten, 4,90 €
ISSN 1616-8437
Cover: Volkan Baga
http://www.phantastisch.net
Verlag Achim Havemann
Harlingen 119
29456 Hitzacker

Gärtner, Stefan – Man schreibt deutsh. Hausputz für genervte Leser

|“Wenn die Worte nicht stimmen, so sind die Begriffe nicht richtig; sind die Begriffe nicht richtig, so kommen die Werke nicht zustande, so gedeihen Moral und Kunst nicht, so trifft die Justiz nicht, so weiß die Nation nicht, wo Hand und Fuß zu setzen. Also dulde man nicht, dass in den Worten etwas in Unordnung sei.“|
(Konfuzius)

Wenn man jemanden kennt, der gelegentlich öffentlich sprechen muss, und feststellt, dass derselbe Mensch, der eben noch in kleiner Runde klar und verständlich in eigenen Worten geredet hat, nun vor Publikum Phrasen ablässt, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt, dann weiß man, dass irgend etwas nicht stimmt. Und dass man die angefangenen Phrasen auf Anhieb wiedererkennt und im Kopf vorwegnehmen kann, sollte einen erst recht beunruhigen.

Stefan Gärtner, Redakteur des satirischen Magazins „Titanic“, knöpft sich in seinen Buch „Man schreibt deutsh“ (Man erkennt den Titel von Gerhard Polts satirischem Film „Man spricht deutsh“ wieder.) den Sprachverfall in veröffentlichten Texten überwiegend aus den Bereichen Literatur und Publizistik vor. Mit sicherem Wissen in Semantik, Grammatik und Literatur kritisiert er den dortigen Sprachgebrauch. Die Texte des Buches waren teilweise bereits in der „Titanic“ zu lesen, womit klar sein dürfte, dass „Man schreibt deutsh“ kein Sachbuch mit wissenschaftlichem Anspruch ist, sondern eine Satire, die aber meist auf hohem Niveau ausgewählte sprachliche Fehltritte kommentiert und persifliert.

Im ersten Kapitel ‚Zunehmend Barbaren Welt‘ setzt Gärtner zum Rundumschlag gegen Fernsehen, Zeitungen, Magazine und Literatur an. Er führt den täglichen Ramsch aus Tautologien („verschmutztes Schlammwasser“), Setzkasten-Deutsch („Bush-Besuch“ statt „Bushs Besuch“), barocken Aufblähungen („zunehmend wichtig“ statt „wichtiger“) und unsinnigen Metaphern (der schlaffe Testballon platzt) vor. Schlechtes Formulieren ist immer ein Zeichen für schlechtes oder mangelndes Denken. Gefährlicher als einzelne missglückte Ausdrücke ist insofern das Formulieren in vorgestanzten Phrasen, was offenbart, dass Leute, deren Aufgabe es ist, uns zu informieren, weder die berichteten Ereignisse noch ihre Worte darüber ausreichend überdenken. Oder in Gärtners Worten: Aus dem Journalisten plappert es in mechanischer Gewohnheit heraus, „weil er Einschnitte schon gar nicht mehr anders kennt als |notwendige|“ (S. 17). Dass Gärtner nicht in journalistischer Kumpanei die Beispiele schlechten Deutschs anonym vorführt, sondern die Verfasser und Veröffentlicher dieser Peinlichkeiten nennt, ist ihm hoch anzurechnen. Allein schon für dieses erste Kapitel lohnt sich die Anschaffung des Buches. Dieser Text sollte Pflichtlektüre im Deutschunterricht werden.

Die folgenden Kapitel behandeln an ausgewählten Beispielen verschiedene Textarten wie politische Kommentare, Feuilletonsbeiträge, Romane oder Klappentexte. Gärtner arbeitet den jeweils typischen nachlässigen Umgang mit der deutschen Sprache heraus und zeigt dessen Ursachen wie Ignoranz, Geschwätzigkeit, Wichtigtuerei, Selbstverliebtheit oder – vor allem kommerziell motivierte – Beeinflussung des Lesers. Eine seiner Lieblingszielscheiben ist dabei die aufgeblasene, blumige Sprache der Kulturedaktionen. Wenn ihm deren Geschwafel zu viel wird, gibt Gärtner den Kalkofe des gedruckten Wortes und schiebt statt einer Analyse dem Originalzitat eine bissige Parodie hinterher. Auch im Weiteren hat der Autor keine Angst vor großen Namen und demonstriert den schlampigen Umgang mit der Sprache auch in angesehenen Zeitungen und in den öffentlich-rechtlichen Medien, die zwar jedem „Rundfunkteilnehmer“ 51 Euro je Quartal an Zwangsgebühren abknöpfen, aber in ihren Redaktionen immer noch keine journalistische oder sprachliche Qualitätssicherung haben.

Eine Auswahl, wie sie Gärtner vornimmt, ist natürlich immer „ungerecht“, aber nach der Lektüre ist der Leser vielleicht hellhöriger und kann diejenigen aufspüren, die hier ungeschoren geblieben sind. Sicher ist auch Gärtners Kritik im Einzelnen selber kritikwürdig; insbesondere beim Schriftsteller Durs Grünbein schießt er bei allen berechtigten Bemerkungen gelegentlich etwas übers Ziel hinaus. Weiterhin behelligt er den Leser stellenweise schon etwas arg mit seiner politischen Meinung.

Trotzdem ist „Man schreibt deutsh“ ein ebenso nützliches wie unterhaltsames Buch. Wer etwas Derartiges schreibt, muss natürlich selber gut formulieren, und das gelingt Stefan Gärtner auf jeden Fall. Präzise legt er das „Dummdeutsch“ (Eckhard Henscheid) dar und korrigiert es. Man kann bei dieser Schrift von „intelligenter Unterhaltung“ sprechen, ohne floskelhaft zu werden, denn Gärtner schreibt seine Satire in einem gediegenen, vereinzelt schon etwas altertümlichen Deutsch, um dann bei nächster Gelegenheit einen kräftigen Kalauer loszulassen. Durch Anspielungen und witzige Pseudo-Zitate belustigt der Text auch noch in den Nebenbemerkungen.

Sympathisch macht das Buch, dass Gärtner zwischen seinen Attacken selbstironisch einräumt, dass es natürlich größere Probleme auf der Welt gibt oder auch ihm selbst Fehler im Buch unterlaufen sein können. Und er ist sich auch nicht zu schade, Autoren und Zeitschriften, die er eben noch kritisiert hat, für gute Beiträge zu loben.

Auch bei seinen kleinen Schwächen ist „Man schreibt deutsh“ unbedingt eine weite Verbreitung zu wünschen. Jetzt fehlen noch entsprechende Schriften über Politiker- und Werbesprech.

http://www.rororo.de

Mario Puzo – Der Pate

Wer wäre geeigneter – quasi als (selbsternanntes) Volkes schlechtes, literarisches Gewissen -, den heiligen Zorn des Blätterwaldes zu entfesseln? Richtig. Die Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Okay, diese Idee hatte ursprünglich die |Süddeutsche Zeitung|, der |Springer|-Verlag hat also wie üblich ein erprobtes Erfolgsrezept nur nachgeäfft. In Zusammenarbeit mit dem nicht nur namentlich verwandt-verschwägerten Augsburger |Weltbild|-Verlag erschien die |BILD Bestseller-Bibliothek|. „Der Pate“ ist Band 1 und kostet (wie alle anderen Titel der Reihe auch) moderate 4,99 €.

Mario Puzo – Der Pate weiterlesen

Parzzival, S.H.A. – Himbeertod (Titan-Sternenabenteuer 25)

Shaly Shan hat den brutalen Angriff, der auf sie in dem Band „GERMANIA“ verübt wurde, glücklicherweise überlebt. In einer aufwändigen Operation hat man ihr äußerst lädiertes Antlitz wieder hergestellt. Von den schlimmen Wunden ist absolut nichts mehr zu sehen, nur ihre schöne silbrige Haarpracht musste abrasiert werden, aber auch mit einer Glatze macht die hübsche Suuranerin eine gute Figur.

Nach diesem Anschlag des mutmaßlichen Mörders von Monjas Liebhabern will der leitende WORLD-POLICE-Beamte Eron Adran alle Hebel in Bewegung setzen, dieser Bestie das Handwerk zu legen. Zu diesem Zweck hat er einen Spezialisten angefordert, den Deutschen Wernher von Witzleben. Dieser eindrucksvolle und ebenso eiskalte Agent ist ein Baum von einem Mann, ganz in Schwarz gekleidet, und er nennt sich selbst die FLEDERMAUS. Dieser Kampfname basiert auf seiner Verehrung der Fledermaus-Comics aus den 50er und 60er-Jahren (nein, nicht BATMAN, aber dazu kommen wir später).

Von Witzleben ist der Überzeugung, dass er mit seinen unkonventionellen Methoden den Attentäter schnell ausfindig machen kann – und in der Tat präsentiert er recht kurzfristig die Identität des Killers. Der Mann nennt sich Haron. Die Fledermaus kann Haron in dem Haus aufgabeln, in dem Shalyn ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte. Die Suuranerin will der Überführung beiwohnen, doch muss sie mit Entsetzen feststellen, dass der unheimliche Agent einige sehr radikale Methoden an den Tag legt, um die gewünschten Informationen aus dem Verbrecher herauszupressen.

Wernher verfällt in eine schiere Gewaltorgie, die Shalyn schließlich unterbindet. Leider schafft sie es nicht, irgendwelche Einzelheiten über die Beweggründe von Harons Attacke auf sie oder über seine Verbindung zu Monja zu erfahren. Somit ist sie auch mit den Geheimnissen um ihre Freundin nicht weitergekommen. Doch von Witzleben wartet schon mit einer neuen Überraschung auf …

Währendessen kommt es in den italienischen Alpen zu einigen schrecklichen Ereignissen: Wie die Crew der WALLENSTEIN befürchtet hatte, sind die Cadschiden mit ihren getarnten Gleitern bereits auf der Erde eingetroffen, während das SPACE-POLICE-Raumschiff immer noch auf dem Planeten Cadschid festsitzt. Um ihre Sucht nach Gefühlen zu befriedigen, zerstören sie die beschauliche Ruhe eines kleinen Bergdorfes und fallen über die entsetzten Bewohner her. Nicht nur, dass die Außerirdischen den Überfallenen die Emotionen rauben und sie zu gefühllosen Hüllen degradieren, einige Menschen sterben sogar, indem sie z. B. von den landenden Cadschiden-Raumschiffen zerquetscht werden. Andere wiederum kommen auf der Flucht zu Tode, wie die bemitleidenswerte Erica, die in einen reißenden Bergfluss stürzt.

Ein interessanter Faktor tritt jedenfalls bei der Invasion auf: Die Personen, die von den Kristallen der Gefühlsjäger berührt und dabei ihrer Emotion beraubt werden, bilden eine unerklärliche Assoziation zu Himbeeren heraus. Schon Shalyn hatte vor ihrem „Tod“ einen ominösen Himbeergeschmack im Mund, als Haron sie niederschlug. Besteht hier eine Verbindung?

Zum Ende dieser Geschichte tritt noch einmal die Fledermaus in Aktion: Von Witzleben konnte eine Frau ausfindig machen, deren Schwester Monja noch aus der Zeit kennen will, bevor ihr Leben offiziell dokumentiert ist. Die angeblich 25-jährige Roseanne, die Wernher, Shalyn, Sir Klakkarakk und Monja in einem Altbau aufsuchen, ist jedoch eine greise Frau und weckt Shalyns Skepsis. Dennoch scheint sie in der Tat etwas über Monjas Vergangenheit zu wissen.

Leider kann die Gruppe keine genaueren Informationen erfragen, da sich plötzlich eine neue Gefahr über den Beteiligten zusammenbraut – eine gewaltige Explosion erschüttert das Gebäude …

Unsere Ich-Erzählerin Shalyn Shan weilt also unter den Lebenden, und wir finden uns auf der Erde wieder. Nach dem Trip durch ein fremdes Sternensystem wird der Bogen zu den Ereignissen um die TITAN-Crew gespannt. Parallel zur Jagd nach dem gefährlichen Attentäter Haron – übrigens eine sehr unangenehme, hasserfüllte Figur, die zu allem Überfluss letztendlich aus der Haftanstalt entwischen kann – tummeln sich nach den Genmonstern auch noch die Cadschiden auf der Erde. Die Invasion in dem Bergdorf und Ericas dramatische Flucht atmen den Geist eines Science-Fiction-Thrillers, während die Szenerie um Shalyn zu einem Film noir in düsterster Krimi-Manier gedeiht.

Dazu gesellt sich ein neuer faszinierender Charakter, der knallharte Spezialagent Wernher von Witzleben alias „Die Fledermaus“. Ich mag diese Type – ein direkter, eiskalter, brutaler aber auch absolut hochgradig professioneller Antiheld. Seine blutigen Methoden scheinen trotz allem Unverständnis von Erfolg gekrönt zu sein, eventuell sind sie in diesem Kontext auch die einzig richtigen. Wie sonst sollte man einer solchen Bestie wie Haron beikommen?!

Die von Witzleben verehrte und kopierte Comicfigur FLEDERMAUS kann man übrigens unter www.schwarzefledermaus.de bewundern, denn diese Serie gab es in der Tat im ehemaligen Pabel-Verlag (1956-1576). Kein Geringerer als Rudolf Sieber-Lonati hat eben für diese Serie seinerzeit einige Umschläge gestaltet, und auch in dem vorliegenden TITAN-Band finden sich zwei Bilder von ihm – somit auch eine Verbeugung vor dem leider 1990 verstorbenen Zeichner vieler großartiger Titelbilder (u.a. Macabros, Kommissar X, Larry Brent etc.).

Die Covergestaltung mit Ericas schreckverzerrtem Gesicht auf ihrer Flucht durch den Wald hat wieder Mark Freier umgesetzt.

Nach der Auferstehung Shalyns und einigen sensationellen Neuigkeiten kann man sehr gespannt auf mehr von der FLEDERMAUS sein …

Singer, Bryan / Palmiotti, J. / Kerschl, K. / Leonardi R. – Superman Returns – Verschollen

_Story_

Superman ist plötzlich verschwunden, doch dieses Mal scheint seine Abwesenheit von längerer, möglicherweise sogar von ewiger Dauer zu sein. Nach der Zerstörung seines Heimatplaneten Krypton sandten ihn seine Eltern zur Erde, um die Wurzeln der Kryptonier am Leben zu erhalten und dort eine neue Existenz aufzubauen. Wohl wissend, dass Superman dort übernatürliche Kräfte entwickeln würde, schickten sie ihren Sohn im Angesicht des Todes auf eine lange Reise, an deren Ende er von der Familie Kent aufgespürt und groß gezogen wurde.

Mittlerweile erwachsen, wurde er zum Superhelden, der nun jedoch eine neue Chance gesehen hat, den Planeten Krypton aufzuspüren – obwohl dieser bereits längst zerstört wurde. Sowohl seine Pflegemutter als auch sein Erzfeind Lex Luthor und die Kollegin und heimliche Geliebte seines Alter Egos Clark Kent, Lois Lane, erinnern sich mit gemischten Gefühlen an die Zeit vor seinem unerwarteten Abschied. Während Ma Kent sich nach der Rückkehr ihres Ziehsohns sehnt, sinnt Luthor nach Rache, immerhin hat ihn Superman kurz vor seinem Verschwinden noch ins Gefängnis gebracht.

Lois Lane hingegen ist wegen der Abkehr des Helden zerstreut. Einerseits sehnt sie sich insgeheim ebenfalls nach ihm, andererseits möchte sie ihr neues Familienglück durch seine Rückkehr nicht mehr aufs Spiel setzen. Doch eigentlich wissen alle, dass Superman eines Tages zurückkehren wird.

_Meine Meinung_

„Verschollen“ ist das Prequel zur gerade angelaufenen Kinofassung von [„Superman Returns“, 2760 die ja ebenfalls kürzlich über |DC Comics| veröffentlicht wurde, allerdings in eher biederer Form. Zu wenig Eigenständigkeit, zu sehr gequetscht, nicht sonderlich ambitioniert – im Gegensatz zum Film war der Comic eher eines der schwächeren Werke der Superman-Historie. Und leider sieht es mit der hier publizierten Vorgeschichte nicht anders aus, denn der aus vier Geschichten zusammengesetzte Sammelband „Verschollen“ ist leider Gottes ebenfalls nur Stückwerk.

Ein weiteres Mal macht man sich über die Herkunft des Superhelden und seine Reise zur Erde sowie seine anschließende Kindheit her und wiederholt damit quasi lediglich Fakten, die selbst der Comic-Laie längst irgendwo in Erfahrung gebracht haben sollte. Zwar ist die Story zeichnerisch sehr gut aufgearbeitet und zumindest einige Szenen vom Planeten Krypton sind ganz ordentlich, aber genauso gut hätte man sich dieses weit ausholende Prequel zum Prequel auch gerne sparen können.

In den drei folgenden Storys stellt sich dies dann auch ähnlich dar. Mama Kent trauert um ihren verschwundenen Jungen und besinnt sich früherer Zeiten, in denen man noch ein harmonisches Familienleben führte. Im Grunde genommen ja ganz in Ordnung, aber was wird hier offenbart, was nicht längst aus der Nachfolgestory, sprich der Filmgeschichte hervorgeht? Jedenfalls nichts Bedeutungsschwangeres, das den Leser vom Hocker reißen könnte. Denn dass Mama Kent nicht wohl beim Gedanken an ihren verschollenen Sohn ist, dürfte wohl klar sein.

Weiter geht’s mit Lex Luthor, der einmal mehr seinen Rang ausnutzt, um dem Gefängnis zu entgehen und anschließend eine kurze, mehr zu sich selbst gesprochene Kampfansage an Superman loswird, infolge derer dann die im Film vorgenommene Rache folgen wird. Auch hier gilt: Unspektakulär und prinzipiell nichts sagend, wenngleich man hier zumindest etwas über den Beginn der Beziehung zwischen Lex Luthor und seiner neuen Angetrauten Catherine alias Kitty erfährt.

Lediglich die Gedanken von Lois Lane, die noch immer mit ihren Gefühlen für Superman ringt, bieten Interessantes, so zum Beispiel auch ihre Einstellung zum später zur Diskussion gestellten Artikel über die Notwendigkeit eines Superhelden wie Superman. Außerdem wird hier – leider auch nur sehr knapp – ihre erste Begegnung und die anschließende Beziehung zu ihrem später geheirateten Mann Richard geschildert, die ja für den weiteren Verlauf noch von immenser Wichtigkeit ist. Aber herausragend ist selbst dies auf keinen Fall.

Leider wird man beim Lesen dieses neuen Sammelbands den Gedanken nicht los, als wollten die Macher dieser Comics hier schnell auf den gerade angelaufenen Rummel-Zug um den neuen Kinostreifen aufspringen und diesen dazu ausnutzen, schnelles Geld mit einem bzw. zwei eher zweifelhaften Werken zu machen. Eigentlich eine Unart für die ansonsten geniale Comicschmiede |DC Comics|. Aber letztendlich ist „Verschollen“ nichts anderes als ein willkürlich zusammen gepuzzeltes, eher dröges und dem bekannten Standard vollkommen unangemessenes Magazin, das wir besser ganz schnell wieder vergessen – trotz der wiederum guten Illustrationen. Erneut mein Rat: Geld besser fürs Kino reservieren!

http://www.paninicomics.de/

Pepper, Kate – 7 Minuten zu spät

Kate Pepper scheint es mit Zahlen zu haben. Nach ihrem Debüt „5 Tage im Sommer“ folgt ihr neues Buch, das den Titel „7 Minuten zu spät“ trägt. Etikettiert ist es als „Thriller“, doch inwiefern dieser Begriff zutrifft, werden wir ja noch sehen …

Wie im Titel angedeutet, kommt die mit Zwillingen schwangere Alice zu spät zum Treffen mit ihrer hochschwangeren Freundin Lauren. Doch Lauren ist nicht da und kommt auch nicht. Alice sucht zusammen mit ihren Freunden alle Krankenhäuser ab, in der Hoffnung, dass die Wehen vielleicht frühzeitig eingesetzt haben. Allerdings werden sie nicht fündig. Jedenfalls nicht in einem Krankenhaus, denn wenig später wird Lauren tot aus dem Gowanus-Kanal gezogen. Sie wurde erschossen und das Baby aus ihrem Bauch geschnitten. Es besteht also eine Möglichkeit, dass das Kind, die kleine Ivy, noch lebt. Alice, ihre Freunde und die Polizeibeamtin Frannie machen sich auf die Suche. Alice hat dabei nicht nur mit ihrer Schwangerschaft und einem übervorsichtigen Vater zu kämpfen, sondern auch mit ihrem Vermieter Julius Pollack, der die Wohnung der vierköpfigen Familie Halper gekündigt hat und auch vor Repressalien nicht zurückschreckt …

Thriller also. Nun ja. Dann muss wohl das neue Genre „Frauen-Thriller“ erfunden werden, denn um nichts anderes handelt es sich bei „7 Minuten zu spät“. Schuld daran ist Peppers Erzählstil und nicht etwa die Tatsache, dass die Protagonistinnen nicht nur weiblich, sondern dank Schwangerschaft sogar über-weiblich sind. Vielmehr bettet Pepper ihren Roman in dem Umfeld der „Mädchengespräche bei Latte Macchiatto“-Bücher ein, ohne dem weiblichen Geschlecht jetzt zu sehr auf die Füße treten zu wollen. Die Protagonisten sind liebende Familienmütter mit wenig Tiefgang und noch wenigeren schlechten Charaktermerkmalen, wenn selbige überhaupt erkennbar sind. Ihr Leben findet zum Großteil auf einer bonbonrosa Wattewolke statt und wird nur durch den Mord an ihrer Freundin überschattet. Natürlich trauern sie, jedoch können sie den Leser damit kaum berühren, zu banal wirkt ihre Trauer.

Ein wichtiges Merkmal von Thrillern ist die Spannung. Allerdings findet man davon nur sehr wenig in Kate Peppers Zweitling. Die Kriminalhandlung – die Suche nach Laurens Mörder und ihrem Baby – findet nur sehr am Rande statt. Zwar ist die Kriminalhandlung als Gedanke in Alices Kopf immer präsent, aber das macht noch lange keinen Thriller. Aktionstechnisch unternimmt Alice nämlich kaum etwas in diese Richtung – die Elemente der Geschichte, die Spannungspotenzial haben, werden also nur gestreift. Stattdessen hält sich die Autorin mit alltäglichen Kleinigkeiten auf, wie dem Geschäftsprinzip von Alices Schuhladen oder dem Zustand ihres Fruchtwassers. Ein weiterer Beweis für die Zugehörigkeit zur Frauenromankaste.

Zu der minimalen Spannung gesellen sich einige, an den Haaren herbeigezogene Szenen. Der Vermieter Julius Pollack zum Beispiel wirkt wie eine Karrikatur in einem sonst seriösen Buch. Während er auf der einen Seite seine Mieter triezt, hat er auf der anderen natürlich ein dunkles Geheimnis, das allerdings weniger dunkel als lächerlich wirkt.
Ebenso lächerlich ist die Auflösung der so genannten Kriminalhandlung. Ich habe selten etwas an den Haaren Herbeigezogeneres gelesen. Hier hängt fast jedes Rädchen im Getriebe. Die sehr unglaubwürdige Auflösung hinterlässt außerdem offene Fragen und kommt sehr überraschend, da vorher nur wenige Bröckchen an den Leser verfüttert wurden, die eine Spur zu diesem Ende gelegt hätten.

Der Schreibstil fügt sich nahtlos in die vorhergehende Kritik ein. Seicht und nicht besonders anspruchsvoll. „Mädchengespräche bei Caffè Latte“ eben. Keine Ich-Perspektive, sondern Alice in der dritten Person und immer schön weich ohne negative Gedanken oder gar Vulgärausdrücke. Bringt wenig Freude, tut aber auch nicht weh.

Bei „7 Minuten zu spät“ handelt es sich um ein kleines Schaf im Wolfspelz. Oder soll ich Wölfin sagen? Der so genannte Thriller entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Frauenlektüre mit thrillerähnlichen Elementen, Spannung ist kaum spürbar und insgesamt ist der Roman sehr oberflächlich. Und eben doch irgendwie ein bisschen wie ein Buch von Ildikó von Kürthy.

|Zuerst erschienen 2005 bei ONYX/Penguin, New York, unter dem Titel „Seven Minutes to Noon“
2006 als Taschenbuch bei Rowohlt
Übersetzt von Theda Krohm-Linke
348 Seiten|

Parzzival, S.H.A. – Gefühlsjäger (Titan-Sternenabenteuer 24)

Der Beginn des neuen Bandes knüpft unmittelbar an die Katastrophe in GERMANIA an: Anake Tagawa und Cyberjohn Five haben den WORLD-MARKET-Boss Michael Moses wohlbehalten in seinem Wohnsitz Hawkwind auf den Malediven bei seiner Ehefrau Elenoré abgeliefert.

Die beiden TITAN-Mitglieder verweilen noch etwas in der exotisch anmutenden Anlage, als die Ökoterroristen ihre nächste Attacke auf Moses starten. Ein gigantischer Krake taucht aus den Fluten des Meeres vor der Anlage auf und nimmt Kurs auf Hawkwind. Doch Moses hat auch an diesem Ort einige Sicherheitskräfte stationiert, mit seinen Kampfgleitern attackiert er das Monstrum. Ein wilder Kampf entbrennt …

„Und jetzt noch einmal mit Gefühl …“ – diesmal das einleitende Zitat zu diesem Band. Um diesem Ausspruch seine Bedeutung abzugewinnen, müssen wir die Handlung um einige Lichtjahre tiefer in den Weltraum versetzen, weit weg von der Erde. Genauer in MI13 im Sternenbild des Herkules, wo wir auf die dreiköpfige Crew des Prospektorenschiffs WALLENSTEIN treffen. Sebastian Blenkov, Ceccyl Céraderon und David Eichmond sind auf ihrer Suche nach Energierohstoffen in eine sehr missliche Lage geraten.

Von dem Volk der Cadschiden wurden sie zu deren Heimatplaneten entführt; hier quält man sie mit gedanklichen Attacken, die ihnen ziemlich zusetzen. Diese einäugigen Wesen mit den großen runden Köpfen können jedoch nur auf diese Weise über das Bewusstsein mit den Menschen kommunizieren, eine reine Gewohnheitssache, wie sich mit der Zeit herausstellt.

Die Drei erfahren durch das Regierungsmitglied Fulgar von dem Grund ihrer Entführung: Die Cadschiden empfinden keinerlei Gefühle mehr, obwohl ihnen das in der Vergangenheit wohl einmal möglich gewesen ist. Von den emotionsgesättigten Menschen erhoffen sie, dass diese den so genannten Lariod ausfindig machen werden. Dieser verschollene Erlöser entstammt zwar ebenfalls dem Volk dieser gefühllosen Aliens, er könnte ihnen aber wieder die Fähigkeit zurückgeben, Gefühle zu entwickeln. Eine eigentlich unlösbar scheinende Aufgabe für die drei Prospektoren.

Bei einigen Nachforschungen auf dem Planeten Cadschid entdecken sie nebst einer äußerst mysteriösen Aufzuchtsstation (die noch unfertigen Cadschiden werden hier von seltsamen Maschinen betreut – dieses von Marcel Barthel sehr atmosphärisch umgesetzte Bild kann man in dem Band und auf dem Buchrücken bewundern) auch einen weiteren Angehörigen der Regierung. Dorlog spielt ein doppeltes Spiel, denn er gehört der Gruppe der Emorebs (Emotionsrebellen) an. Dies sind Cadschiden, die noch über einen Restbestand Gefühle verfügen. Aufgrund dieser Tatsache der Unvollkommenheit werden sie von ihren gefühllosen Artgenossen gnadenlos gejagt, um ihnen diese Fähigkeit auf brutalste Weise zu entreißen. Auch Dorlog baut auf die Mithilfe der Menschen.

Den Crew-Mitgliedern der WALLENSTEIN gelingt es letztendlich, die SPACE-POLICE auf der Erde über ihre missliche Lage zu informieren. Ein Polizeischiff trifft wenig später zu ihrer Rettung ein. Man will mit den Cadschiden verhandeln, doch diese haben zufällig eine Möglichkeit gefunden, der Gefühle der Menschen habhaft zu werden. Mithilfe eines seltsamen Kristalls können sie bei der Berührung des Opfers die Gefühle in sich aufsaugen, nur dass der Betroffene dadurch zu einer emotionslosen Hülle verkommt – für einen Menschen fast schon sein Todesurteil. Diese Möglichkeit der Gefühls-Gewinnung weckt die Gier der Cadschiden, der Lariod ist vergessen.

Eine ganze Heerschar der Außerirdischen fällt über das Raumschiff der SPACE-POLICE her. Es kommt zu einer brutalen Auseinandersetzung, in deren Wirren die WALLENSTEIN unbemerkt ihre Heimreise zur Erde antreten kann.

Nach der ganzen Gefühlsdusselei lassen sich auch Sebastian und Ceccyl etwas von ihren aufkommenden Emotionen überrollen. Damit vertreiben sie sich ein wenig die Zeit in Sebastians Kabine, was David ziemlich gegen den Strich geht.

Seltsamerweise wird dem Prospektorenschiff die Einreise auf TERRA verwehrt. Sie müssen auf LUNA zwischenlanden, denn angeblich ist bereits ein baugleicher Gleiter mit dem Namen WALLENSTEIN auf der Erde gelandet. Eiskalt fällt der Crew ein, dass die Cadschiden-Raumschiffe die Fähigkeit haben, ihr Aussehen beliebig zu ändern. Sie sehen eine schreckliche Gefahr auf die Menschheit zukommen …

Nach dem apokalyptischen Katastrophenszenario im vorangegangenen Band komponiert S.H.A. Parzzival eine klassische aber auch gleichzeitig originelle und düstere Space-Opera. Diesmal versetzt uns dieses „Sternenabenteuer“ tatsächlich in ein anderes Sternensystem und wir werden mit waschechten Aliens bzw. deren recht innovativen Eigenarten konfrontiert. Zu guter Letzt bleibt dann auch die drohende Invasion nicht aus.

Die Protagonisten sind diesmal nicht unsere wohlbekannte Shalyn (Ist sie tatsächlich gestorben?) und ihre Kameraden von der TITAN, sondern ein recht sympathisch anmutendes Trio. Da haben wir den reifen, erfahrenen und schon etwas ins Alter gekommenen Eigner, dann den übermütigen Frischling, der noch seine Grenzen erforschen muss bzw. sich für einen Gewinnertypen hält, und letztendlich die junge, ansehnliche Weiblichkeit, die auf keinem anständigen Raumschiff fehlen darf. Diese Drei durchleben ungewollt ein dramatisches Abenteuer in einer unbekannten Welt, entdecken aber auch sich selbst und die jeweiligen Sympathien oder Antipathien zu ihren Crew-Kameraden.

Die außerirdischen Wesen hingegen wirken naiv, fast schon unschuldig, aber gerade ihre Naivität macht sie so unberechenbar und beängstigend.

Nebst dem oben erwähnten Bild hat Marcel Barthel noch eine sehr stimmungsvolle Darstellung zu einer der Sicherheitsplattformen vor Moses’ Hawkwind umgesetzt. Auf dem Cover sehen wir eine ebenfalls sehr atmosphärische Szenerie, die so aber erst im Folgeband zu lesen ist: die Invasion auf ein kleines Bergdorf.

Insgesamt haben wir hier eine spannende eigenständige Geschichte, die sich dann geschickt in den gesamten Zyklus einschmiegt. Der Weg zum mysteriösen HIMBEERTOD ist somit geebnet …

Parzzival, S.H.A. – Germania (Titan-Sternenabenteuer 23)

Die Crew der TITAN ist in der Firmenzentrale des WORLD-MARKET-Konzerns, dem Nachbau der geplanten Reichshauptstadt GERMANIA mitten in der Wüste Sonora von Arizona, eingetroffen und wohnt den dortigen Festlichkeiten mit gemischten Gefühlen bei.

In der Tat kommt es dann auch zur der angedeuteten Katastrophe, denn die Ökoterroristen haben sich in Washington das dort ansässige Wetterforschungsinstitut zunutze gemacht. Sie wagen das Unglaubliche und beeinflussen die künstlich kreierten Klimabedingungen in GERMANIA auf dramatische Weise. Reißende Wirbelstürme und ein apokalyptisches Unwetter setzen den zahlreichen Gästen massiv zu. Leider gerät den Terroristen dieser Anschlag etwas aus der Kontrolle, da sich Michael Moses als kompromissloser Verhandlungspartner erweist.

Weitere mörderische Genmonster, die durch das Cargo-Röhrensystem von GERMANIA eingeschleust werden, lassen ihn ebenfalls absolut kalt. Warany P’stanhagon, Chef der Wetterstation und Mitwirkender an dem Klimaanschlag auf Moses. steht vor einem unlösbaren Problem. Er will die Wetterbedingungen in GERMANIA nicht noch mehr ausreizen, aber ihr Gegner schaltet auf stur und lässt sich nicht erweichen.

Zu aller Entsetzen setzt Moses als letzte Instanz seine hauseigene Söldnertruppe ein, welche die Terrorgruppe und ihre Anhänger in dem Wetterforschungsinstitut ausfindig macht und sie gnadenlos liquidiert. Alle Beteiligten werden bei dieser Blitzaktion erschossen, auch der verzweifelte P’stanhagon, welcher das tatsächliche Ausmaß dieser Katastrophe kurz vor seinem Tod begriffen hat.

Leider gibt es mit dem Tod der abtrünnigen Wissenschaftler keinen Experten mehr, der die Zustände in GERMANIA in den Griff bekommen könnte. Die Klimabedingungen werden zunehmend extremer, immer mehr Menschen müssen sterben. Die hochgelobte Firmenzentrale wird langsam aber sicher zerstört. Neben der TITAN-Crew und den Gästen kämpfen auch die angeforderten Sicherheitskräfte um ihr nacktes Überleben. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, sei es durch den tobenden Orkan oder die zahlreichen Genmonster.

Schweren Herzens sieht sich Michael Moses gezwungen, seine nahezu zerstörte Zentrale aufzugeben. Er lässt sich von den TITAN-Mitgliedern Anake und Cyberjohn auf seinen exotischen Wohnsitz Hawkwind auf den Malediven begleiten. Hier wartet schon der nächste Streich der Ökoterroristen auf ihn.

Nach einigen dramatischen Stunden in GERMANIA treten auch Shalyn, Monja und die restliche TITAN-Crew den Heimweg an. Zurück in Yellowknife greift Shalyn wieder die Nachforschungen um Monja auf. Mit Hilfe der World-Police kann sie in Monjas letztem Aufenthaltsort einige persönliche Gegenstände ausfindig machen, auch kommen sie dem mutmaßlichen Mörder von Monjas Bekannten ein gehöriges Stück näher.

Doch die Jagd endet dramatisch – der Killer lauert Shalyn auf und versetzt ihr einen tödlichen Schlag …

In GERMANIA baut S.H.A. Parzzival eine fast schon apokalyptisch anmutende Endzeitstimmung auf. Der alles vernichtende Orkan, der unaufhaltsam sein Zerstörungswerk in dem Stolz des WORLD-MARKET-Konzerns verrichtet, dazwischen die aufwühlenden Schicksale verschiedenster Menschen. Zum Beispiel die dramatische Handlung um den WORLD-POLICE-Beamten Jan Sinnlar – sein hoffnungsloser Kampf gegen die enthemmten Kräfte der Natur geht dem Leser allemal unter die Haut. Auch die dramatische Figur des Warany P’stanhagon, der mit sich selbst und seiner Mission hadert, der mit Entsetzen einen schrecklichen Fehler eingestehen muss; doch leider kommt seine Erkenntnis etwas zu spät.

Michael Moses’ Charakterzüge indessen verhärten sich, mehr und mehr mutiert er zu der berechnenden Gestalt des eiskalten Großindustriellen, der sich seiner Macht vollauf bewusst ist und diese ohne Zögern ausspielt. Er schreibt seine eigenen Gesetzen in der von ihm beherrschten Welt. Wer sein Spiel nicht mitspielt, hat keine großartigen Chancen, jemals wieder auf die Beine zu kommen.

Im Reigen dieser unterschiedlichen Personen bewegt sich Shalyn mit ihrer immer naiver anmutenden Freundin Monja. Wo diese auftaucht, bricht plötzlich das Unglück über alle Beteiligten herein – und das blonde Mädel sieht sich blauäugig mit der nächsten Katastrophe konfrontiert, vollends auf die Hilfe von Shalyn Shan angewiesen. Nur könnte es diesmal das endgültige Aus für ihre starke Freundin bedeuten …

So weit einige Eindrücke der Weiterführung des Zyklus, aber auch hier sollen die kleinen Augenweiden nicht unerwähnt bleiben, wie die Illustrationen von Marcel Barthel. Diesmal findet sich auf dem Rücken des Bandes die farbenfrohe Gesamtansicht von Moses’ Anlage Hawkwind auf der Malediveninsel Kuramathi. Im Buch entdeckt man zusätzlich eine weitere düsterere Zeichnung, die den Angriff der mutierten Insekten auf den Wohnkomplex von GERMANIA wiedergibt. Wunderschön auch das Titelbild mit der TITAN über der noch unzerstörten Anlage der beeindruckenden Firmenzentrale, eingebettet in Mark Freiers Covergestaltung.

Dann ist das kleine Lexikon am Ende nicht zu vergessen, welches uns mit zwei weiteren Personen der TITAN-Crew vertraut macht, die in diesem Abenteuer Shalyn ihre volle Unterstützung geben müssen.

Mit dem zweiten Band des neuen Zyklus wird das Tempo jedenfalls gehörig angezogen, den Leser reißt der beschriebene Orkan durch die sich überstürzende Handlung, ein knallharter Sprint mit einer kurzweiligen Verschnaufpause, welche von einem abrupten Ende abgeschlossen wird! Der geschockte Leser greift schnell zum nächsten Band, um sich damit den GEFÜHLSJÄGERN zu stellen …

Mankell, Henning – Tod des Fotografen, Der

_Handlung_

Der alteingesessenen Fotograf Simon Lamberg wird tot in seinem Atelier gefunden, erschlagen. Keine Spuren am Tatort, und ein Opfer, das anonymer nicht sein könnte. Sogar in einer kleinen Stadt wie Ystad gibt es kaum Gerüchte über ihn zu hören. Wallander nimmt sich des Falles an und stößt auf das Geheimnis hinter der Anonymität des Menschen Lamberg.

_Bewertung_

„Der Tod des Fotografen“ ist einer der Fälle aus dem Sammelband „Wallanders erster Fall“. Dass auf den 140 Seiten kaum Zeit für die üblichen Merkmale eines Wallanderromans bleibt, wie etwa Gedanken über Schwedens Gesellschaft oder Wallanders persönliche Probleme, ist von vornherein klar, trotzdem verliert der Band über die kurze Strecke kaum die typische Atmosphäre, die man beim Lesen umfangreicherer Werke immer gespürt hat.

Der Handlungszeitrum beträgt hierbei gerade mal zwei Tage, in denen – angefangen beim Wetter bis hin zu den Zahnschmerzen des Protagonisten – genug passiert, um auch außerhalb des Falles eine Mankell-typische Atmosphäre zu kreieren. Die Auflösung des Falles ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und auch logisch nachvollziehbar. Es gibt hier zwar kaum ins Leere gehende Spuren wie sonst, trotzdem gibt es genügend Details, über die man sich seine Gedanken machen kann.

Die Struktur selber ist wie im ersten Wallander-Roman angelegt, das heißt, man kennt den Täter nicht, und er selber wird auch bis zum Ende des Buches nicht in eigenen Abschnitten erwähnt. Die kurzen, abgehackten Sätze, die für einen Mankellroman typisch sind, ziehen sich auch hier durchgängig durch den Roman, ohne irgendwie störend zu wirken. Zusammenfassend: ein klassischer Wallander, der einfach nur etwas kürzer als sonst ausgefallen ist.

_Fazit_

Über den Grundgedanken, die einzelnen Geschichten aus dem Roman „Wallanders erster Fall“ nun in Einzelteilen herauszubringen, kann man sicher streiten, wer allerdings das Buch noch nicht hat oder einfach nur mal kurz in die Wallandergeschichten reinschnuppern möchte, wird hier wirklich nicht enttäuscht.

Ich persönlich fand es ganz angenehm, ein Buch zu lesen, von dem ich wusste, dass die Lektüre nur einen Abend brauchen würde; nicht mehr und nicht weniger. Der Fall ist spannend und es gibt kein bisschen Leerlauf; und für einen Wallanderfan ist es sehr angenehm, mal ein bisschen von der Zeit vor dem ersten Roman zu lesen, wo so vieles noch nicht passiert ist und man sich tatsächlich etwas nostalgisch fühlt.

Wer mit diesem Buch zum ersten Mal mit Wallander in Kontakt kommt, wird sich über die fast schon cameoartigen Auftritte einiger Figuren wundern, aber nicht weiter stören, da der Fokus wie immer auf den Kommissar gerichtet ist und alle anderen Figuren mehr oder weniger nur seine Handlanger sind. Man kann also, auch ohne einen anderen Band gelesen zu haben, mit „Der Tod des Fotografen“ seinen Spaß haben, da in den anderen Fällen den Nebenfiguren auch sonst nie viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde und das Privatleben des Kommissars fast selbsterklärend ist. Ein gelungenes Buch für einen gemütlichen Abend ist „Der Tod des Fotografen“ auf alle Fälle.

http://www.dtv.de