Ein Agent des SIS infiltriert in Russland ein verstecktes Labor und wird Zeuge eines abscheulichen Menschen-Experiments. Eine junge Frau wird in ihrer Wohnung von unheimlichen Geräuschen gepeinigt. Eine Journalistin wird vor einer Vergeltung an der englischen Regierung gewarnt. Ereignisse, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Doch sind sie die Vorboten für eine Bedrohung, die die zivilisierte Welt ins Verderben stürzen kann. Je tiefer die Beteiligten in diesen unheilvollen Strudel gezogen werden,desto mehr fürchten sie sich vor der Auflösung des Rätsels. (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Ziemlich vollmundig wurde die neue Serie von Hörspiel-Guru Oliver Döring angekündigt. „Nichts, was der kommerzielle Hörspielmarkt zurzeit bietet, ist mit ‚End of Time‘ vergleichbar!“ wurde versprochen … was ja vieles bedeuten kann. Kann man ja mal im Vorfeld so in den Raum stellen. Das Name-Dropping von bekannten Synchron- und Hörspielstimmen, die bei der Produktion mitwirken, hatte auf jeden Fall im Vorfeld schon einmal für Aufmerksamkeit unter den empfänglichen Audiofans gesorgt. Der Klappentext klingt zumindest nach 2012-Weltuntergangs-Kost, gewürzt mit Verschwörungstheorien und einem Schuss „Akte X“. Und im Booklet wird davor gewarnt, das Hörspiel im Auto zu hören, aufgrund der „extremen akustischen Schreck-Effekte“. Auch wird davon abgeraten, die Lautstärke nachträglich zu verstellen.
Das Gleiche erzählt uns dann direkt zu Anfang der Folge auch einer der beliebtesten Hörspiel-Erzähler, Joachim Kerzel. Diese Warnung kann sowohl Freude als auch Enttäuschung auslösen, hören doch viele ihre Hörgeschichten gern abends im Bett, im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder beim Joggen. Muss sich der Hörer nun ernsthafte Gedanken um seine Gesundheit machen oder der ängstlich Schreckhafte, der gern mit Ohrhörern hört und nun verunsichert ist?
Na ja … die „akustischen Schreckeffekte“ sind meist schreiende Frauen, zwar sehr überzeugend und authentisch schreiend, aber für meinen Geschmack wurde das hier als Stilmittel etwas zu überstrapaziert. Ach so … und dann kommen noch ein paar Pistolenschüsse dazu. Da davor eigentlich immer eine „Achtung, jetzt kommt was Gruseliges!“-Pause eingelegt wird, kann sich der schreckhafte Hörer gut darauf einstellen, was gleich passiert … außer er passt nicht auf und wird so wirklich überrascht und heftigst erschreckt … denn leise ists dann nicht.
Mit der Aussage „Nichts, was der kommerzielle Hörspielmarkt zurzeit bietet, ist mit ‚End of Time‘ vergleichbar“ haben die Macher wirklich Recht. Selten hat mich ein Hörspiel so mit Reizen überflutet, dass es mir schon zu viel war. Es kam mir so vor, als hätte Oliver Döring hier alles in die erste Folge seiner neuen Serie gesteckt, was ging, um dem Hörer einen kompletten Überblick (nicht zu verwechseln mit Durchblick, denn den hat der Hörer nach dieser Folge ganz und gar nicht) zu ermöglichen, was er als Hörspiel-Macher draufhat. Das ist eine Menge, keine Frage. Die Effekte sind auf einem sehr hohen Niveau und die Leistung der vielen, vielen Sprecher ist absolut spielfilm-synchro-reif und sorgt für ein sehr verstörend lebendiges Kopfkino. Doch in Sachen Story wäre es für den Hörer angenehmer gewesen, ihn nicht zu überfordern.
Im Fernsehen klappt das mit den ganzen Szenenwechseln und den Überblendungen, beim Hörspiel kann es schnell verwirrend wirken, wenn man zu oft hin- und hergeschickt wird. Aufgrund der Menge an Sprechern kann man sich auch nicht immer an der Stimme der Handelnden orientieren, zumal einige so bekannte Stimmen dabei sind, dass man sie schon in eigene Schubladen gesteckt hat, bevor sie überhaupt ihre Rolle in „End of Time“ einnehmen. Wobei auch das Übersichtsproblem gegen Ende dann besser wird, wenn man herausgefunden hat, wie viele Handlungsfäden es (womöglich) gibt und wer wohl was vorhat. Wer „gut“ oder „böse“ ist, das weiß der Hörer allerdings am Ende nicht wirklich, genauso wenig, warum am Schluss des Hörspiels ein Lied in voller Länge gespielt wird, das so gar nichts mit der Psycho-Kopfachterbahn zu tun haben scheint, die er grad in Spielfilmlänge erlebt hat und auch von der Musik er irgendwie nicht passt … oder, mir ist da was entgangen.
Tja, und am Ende bin ich mir immer noch nicht schlüssig, was ich von der neuen Serie „End of Time“ halten soll. Toll produziert und arrangiert ist sie auf jeden Fall. Von der Story her hab ich aber ständig an Dan Brown, „Paranormal Activity“, „Akte X“ und diverse Spec-Ops-Computerspiele denken müssen … irgendwie fühlte es sich aufgewärmt an. Da halfen die vielen Frauenschreie auch nicht, eher im Gegenteil.
Es bleibt also abzuwarten, ob die Serie in Zukunft für den Hörer ein wenig mehr als Druckbetankung und „Buh!“-Effekte anbietet und auch eine interessante, fesselnde und vor allem originelle und frische Story erzählen kann. Die technischen Möglichkeiten sind hörbar gegeben.
Die Sprecher und ihre Rollen:
Erzähler – Joachim Kerzel
Jack Foster – Torsten Michaelis
Norris – Jörg Hengstler
Barry Patton – Rainer Fritzsche
Alan McClory – Joachim Tennstedt
Nancy McClory – Liane Rudolph
Dr. Fitzgerald Hershley – Erich Räuker
Elisabeth „Liz“ Sheppard – Katrin Fröhlich
Steve Parker – Gerrit Schmidt-Foss
Laura Walsh – Berenice Weichert
Debra Kent – Dascha Lehmann
Kira – Marion von Stengel
Coppelius – Reinhard Brock
Chantal – Ditman Wunder
Arthur Blake – Michael Pain
Leon Bennet – Markus Pfeiffer
Julie Bennet – Susanna Binasewicz
Vivian Curtis – Bagriele Pietermann
sowie Tilo Schmitz, Kim HAsper, David Nathan, Oliver Stritzel, Jan Spitzer, Ronald Nitschke, Hans-Georg Panczak, Tobias Kluckert, Marianne Rogée, Erich Ludwig, Rablo Ribet-Buse, Arianne Borbach, Alexandra Lange-Baehr, Dennis Schmidt-Foß, Sebastian Schulz, Sascha Rotermund, Martin May, Minika Gossmann, Till Hagen, Björn Schalla, Matthias Kress, Daniel Monoya, Robin Kahnmeyer, Alexander Weise, Sebastian Rüger, Tobias Müller, Bernd Vollbrecht, Thoas Nokielski, Marius Clarén Thomas Nero Wolf, Frederik Döring, Sven Canis, Marion Pokatzky, Oliver Matthiae, Till Bauer, Christian Stotz
Technik-Credits:
Story, Buch, Schnitt und Regie: Oliver Döring
Produktion: Alex Stelkens, Oliver Döring
Produktionsleitung: Ila Schnier von Wittich
Produktionskoordination: Anke Rose
Coverbild: Uli Staiger / dielichtgestalten.de
Grafik: Friedemann Weise
Originalmusik: Achim Fischer / trevista.de
Die Ausstattung:
Die beiden CDs, die mit dem Cover-Motiv bedruckt sind, stecken nicht nur in einem Jewel-Case, sondern auch in einem mit demselben kalten Blauton-Bild bedruckten schicken Pappschuber. Das Bookletfaltblatt enthält die Technik-Credits und eine Aufstellung der Sprecher und ihrer Rollen … und die Liste ist verdammt umfangreich, wie man oben sieht..
Mein Fazit:
Die reizüberflutende Druckbetankung mit schreienden Frauen garniert und „Buh!“-Effekten dargereicht könnte den einen oder anderen Hörer nicht nur erschrecken, sondern auch verprellen. Wenige Tracks aber viele Szenenwechsel und parallele Handlungen, denen erst am Ende gefolgt werden kann, weil es auch sehr viele Sprecher gibt, die der Hörer erstmal kennenlernen und einordnen muss. Aufpassen ist absolut angesagt, sonst könnte man Schwierigkeiten bekommen und das Hörvergnügen darunter leiden.
Der Blockbuster im Kopfkinoformat war für mich eine Mischung aus vielen Teilen, die ich alle schon mal erzählt bekommen habe und das hat den Spaß für mich leider getrübt, auch wenn die Produktion selbst wirklich extrem lebendig und die Sprecher sehr authentisch und überzeugend wirken. „Mystery-Thriller“ stimmt, aber irgendwie kein wirklich origineller, er hört sich zumindest in dieser Erföffnungsfolge nur so an.
2 Audio-CDs
Spieldauer – CD1: 49 Min.
Tracks: 7
Spieldauer – CD2: 50 Min.
Tracks: 7
ISBN-13: 978-3-941082-48-9
Der Autor vergibt: