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Baldacci, David – Abgrund, Der (Lesung)

Web London: Top-Mann in einem Top-Team des FBI. Gestern waren sie noch „Die Sieger“, doch heute sind alle tot – bis auf einen: Web London. Was ist der Grund für sein Überleben?

_Der Autor_

David Baldacci ist der Verfasser u. a. von „Der Präsident“, das Clint Eastwood unter dem Titel „Absolute Power“ verfilmt hat. Der frühere Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist lebt in Virginia, USA.

Weitere Baldacci-Hörfassungen bei Lübbe: „Das Labyrinth“, „Die Versuchung“, „Die Verschwörung“ und „Die Wahrheit“, „Das Versprechen“, „Im Bruchteil der Sekunde“ (September 2004). Die Hörbuchfassung von „Der Abgrund“ ist gekürzt und 465 Minuten lang, also knapp acht Stunden auf sechs CDs.

_Der Sprecher _

Ulrich Pleitgen, geboren 1946 in Hannover, erhielt seine Schauspielerausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in seiner Heimatstadt. Pleitgen wurde nach seinen Bühnenjahren auch mit Film- und Fernsehrollen bekannt. Er hat schon mehrere Hörbücher vorgelesen und versteht es, mit seinem Sprechstil Hochspannung zu erzeugen und wichtige Informationen genau herauszuarbeiten, ohne jedoch übertrieben zu wirken.

_Handlung_

Web London ist ein knallharter Typ, aber was ihm da letzte Nacht passiert ist, haute selbst ihn um. Er gehört einem Hostage Rescue Team (HRT), also Geiselrettungsteam, des FBI an. Dementsprechend hoch qualifiziert war seine Ausbildung. Zusammen mit seinem Team schickte man ihn nach Richmond, Virginia, um ein Fabrikgebäude zu stürmen. Das Haus sollte angeblich einem Drogenbaron als Einsatzzentrale dienen und bis obenhin mit Unterlagen vollgestopft sein. Das Einzige, was sich darin befand, waren ein Dutzend Maschinengewehre. Und die nahmen seine nichts ahnenden Teamkollegen sofort unter Feuer.

Durch einen Zufall gelangt London als Letzter zu dem Schauplatz des Blutbads. Auf dem Weg dorthin kommt er an einem Jungen vorbei, der zu ihm das Wort „Donnerhall“ sagt. Fortan kann sich London kaum bewegen, er weiß nicht wieso. Mit größter Mühe gelingt es ihm, die Maschinengewehre eines nach dem anderen auszuschalten und sogar den Jungen wieder aus der Gefahrenzone wegzuschaffen. Er überlebt als einziger seines Teams. Natürlich fallen sowohl seine Vorgesetzten als auch die Medienfritzen über ihn her. Überlebt zu haben, macht ihn schuldig; es lässt ihn wie einen Verräter aussehen.

Auch London macht sich schwere Vorwürfe. Was ist der Grund für sein Überleben? Um über das Trauma hinwegzukommen, begibt er sich, wie so viele seiner FBI- und HRT-Kollegen, in psychotherapeutische Behandlung bei Dr. Claire Daniels. Zuvor war er immer bei Ed O’Bannon in Betreuung gewesen, aber Dr. Daniels wollte seinen interessanten Fall übernehmen.

In der Praxis von Daniels und O’Bannon wird regelmäßige Hypnose als Mitteleingesetzt, um auf das zugreifen zu können, was das Bewusstsein im Gedächtnis weggesperrt hat. Bei diesen Sitzungen entdecken Dr. Daniels und London eine unglaubliche Tatsache: Am Tatort waren zwei Jungen, und sie wurden gegeneinander ausgetauscht. Der Junge, der „Donnerhall“ sagte, war nicht der, den Web rettete. Doch auf die Frage, warum sich in dem angegriffenen Gebäude statt einiger harmloser Büros eine Batterie tödlicher MGs befand, hat auch Web keine Antwort. Der Gedanke an Verrat in den eigenen Reihen liegt nahe, und der Undercover-Agent Randall Cove, der den Angriff vorzubereiten half, bestätigt den Verdacht. (Das wäre in einem Baldacci-Thriller wahrlich nichts Neues.)

Zunächst sieht es so aus, als stecke eine sektiererische Miliz namens „The Free Society“ unter einem gewissen Ernest B. Free dahinter, die zugleich auch den Drogenhandel an der Ostküste kontrolliert. Doch dann bekommen Web und sein bester Teamkamerad Paul Romano den Auftrag, einen reichen Pferdezüchter im Umland von Washington, D.C., zu beschützen. Billy Kenfield hat eine sehr schöne Frau, Gwen, und ein paar merkwürdige Gestalten als Ranchverwalter. Als ein Handy explodiert, scheint Web am richtigen Ort zu sein, um zu helfen.

Er ahnt nicht, dass auf dieser wie auch auf der Nachbarranch nicht alles so ist, wie es aussieht. Wie tief der Schlamassel ist, in den er hier geraten ist, ahnt er erst, als es schon fast zu spät ist. Unterdessen macht Claire Daniels in der Praxis ihres Kollegen O’Bannon eine erschütternde Entdeckung, und sie erkennt die Wahrheit über Web London selbst.

_Mein Eindruck_

Wie so viele Romane von David Baldacci ist auch „Der Abgrund“ eine Kombination von Psychothriller und Actionroman, garniert mit einer recht heftigen Verschwörung, die den Helden in ein frühes Grab führen soll. Wieder einmal kommt er gerade noch mit dem Leben davon.

Für die Action sorgen die spezialtrainierten HRT-Angehörigen mit ihren massenhaft eingesetzten Waffen, seien es nun Knarren oder Blendgranaten. Bis zum Showdown kann Web London also beweisen, was er draufhat. Und das ist eine ganze Menge.

Dumm nur, dass er trotz allem doch kein Terminator, sondern ein menschliches Wesen ist. Das macht ihn zum Beispiel für posthypnotische Befehlswörter wie etwa „Donnerhall“ anfällig und setzt ihn außer Gefecht. Das macht ihn aber auch fähig zur Liebe: zu Claire Daniels, zu Gwen Kenfield. Und die Hypnose legt offen, dass er in seiner Kindheit den gewaltsamen Tod seines Vaters zu ertragen hatte.

|Das ist alles schön und gut, aber funktioniert das auch in einem Hörbuch?|

Leider nur unter bestimmten Bedingungen. Wie alle Baldaccis ist auch dieses Buch mit einer Vielfalt von Personal vollgestopft, und dies erfordert vom Leser erhöhte Konzentration auf die Namen, die von Szenen zu Szene wechseln. Die erhöhte Aufmerksamkeit kann leicht zu Kopfschmerzen führen. Um damit nicht so große Mühe zu haben, sollte man sich also frühzeitig eine Liste der auftretenden Figuren mit ihren Namen anlegen. (Schon in meiner Zusammenfassung habe ich etliche Nebenfiguren weggelassen, um euch nicht zu verwirren.)

Um den Zusammenhang nicht zu verlieren, sollte man, anders als ich, keine längeren Pausen zwischen den einzelnen CDs machen, sondern sich alles in einem Stück anhören. Und dann noch ein zweites Mal. Nur dann, so glaube ich, kommt man dahinter, wer die wahren Drahtzieher hinter dem HRT-Hinterhalt in Richmond sind (Tipp: die Free Society ist es nicht).

|Der Sprecher|

Ulrich Pleitgen muss diesmal eine breite Palette von Figuren abdecken. Mit den meisten Männerstimmen hat er keine Schwierigkeiten, und auch die Frauen bekommt er meist gut hin. Aber wenn er den Vorgesetzten von Web London, einen Bürohengst namens Percy Bates, spricht, meine ich immer, einem falschen Fuffziger zuzuhören, der den Helden aufs Kreuz legen will. Bates hat eine hohe Männerstimme und spricht auch noch hastig – nicht ganz koscher.

|Die Musik|

… stammt von Michael Marianetti und wird immer dann eingesetzt, wenn es spannend oder bewegend oder irgendwie besonders wird. Außerdem am Anfang jeder der sechs CDs. Und natürlich ganz besonders beim Showdown und am Schluss des Hörbuchs. Die Musik muss nicht anspruchsvoll sein, um gut zu wirken, und das tut sie. Einmal erklingt sogar eine recht fetzige Rockgitarre.

|Die Übersetzung|

… ist ein richtiges Ärgernis. Einer der Profis hat sie angefertigt: Uwe Anton. Er ist schon seit über 20 Jahren im Geschäft und selbst Autor von Jugendromanen. Aber er hatte wohl zu wenig Zeit, um sein Werk zu überarbeiten, und so kamen zuweilen recht auffällige sprachliche Schnitzer zustande. Was zum Beispiel hat man sich unter einem „Laserpfeil“ vorzustellen“? Auf den ersten Blick sieht das okay aus, aber wenn man darüber nachdenkt, ergibt es keinen Sinn. Entweder ein Laserstrahl existiert oder er existiert nicht. Aber keine Waffe verschießt Pfeile aus Licht! Außer natürlich in irgendwelchen billigen Science-Fiction-Filmen, wo sie zu den Spezialeffekten gehören. Allerdings ist Baldacci kein Science-Fiction-Autor. Und da er sich scheut, wie ein Dichter irgendwelche Metaphern einzusetzen, taugt „Laserpfeil“ auch als Metapher nicht. Es ist schlicht und ergreifend falsch ausgedrückt.

Es gäbe noch etliche weitere misslungene Übertragungen ins Deutsche aufzuzählen, aber dieses Beispiel mag genügen. Aufmerksame Leser und Zuhörer werden ohne Weiteres auf sie stoßen.

_Unterm Strich_

Die Mischung aus Actionabenteuer und Psychothriller plus Verschwörungstheorie macht auch aus diesem Baldacci-Roman eine kurzweilige, unterhaltsame Sache. Allerdings macht es die Fülle der auftretenden Figuren nötig, eine Liste anzulegen, oder man verliert den Überblick und Zusammenhang. Ratsam ist es daher auch, das Hörbuch an einem Stück und dann noch einmal anzuhören, um alles mitzubekommen. Es könnte sonst vorkommen, dass man die Pointe nicht mitbekommt. Erschwerend kommt hinzu, dass das Hörbuch eine gekürzte Fassung des Buches wiedergibt. Hilfreiche Szenen könnten fehlen.

Ulrich Pleitgen macht wie so oft einen guten Job, allerdings habe ich ihm eine oder zwei stimmliche Interpretationen nicht abgenommen. Er klingt eben am besten bei tiefen Männerstimmen. Die manchmal etwas schiefe Übersetzung durch Uwe Anton hat mich ebenfalls gestört. Aber da heutzutage Deutsch sowieso kaum noch jemand korrekt gebraucht, dürfte dieser Umstand nicht allzu vielen Leuten auffallen. Die Musikbegleitung wird einfach, aber wirkungsvoll eingesetzt. Insgesamt eine solide und lohnenswerte Veröffentlichung.

Meirose, Astrid / Pruß, Volker / Bertling, Simon / Hagitte, Christian / Sieper, Marc / Ihrens, O. – Schattenreich 7: Hinter schwarzen Spiegeln

_Wie Alice durch die Spiegel_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Als ihn eine unsichtbare Macht ins Schattenreich entführt, enthüllen sich ihm die Nachtseiten der menschlichen Natur. Hinter den Masken bürgerlicher Wohlanständigkeit treibt ein skrupelloses Netzwerk ein größenwahnsinniges Spiel.

Der Äygptologe Prof. Jan Erik Walberg, der Christian anrief und treffen wollte, ist unauffindbar: Wurde er entführt? Oder hat er sich absetzen müssen, weil seine Forschungen an Mumien alle moralischen Grenzen überschritten haben? Ein grausiger Fund, den Christian Wagner in Walbergs Labor macht, lässt Schreckliches erahnen.

In einem unterirdischen Archiv entdeckt Wagner eine alte Inventarliste über die Öffnung eines Pharaonengrabs, signiert mit dem Zeichen der Nephilim, dem Auge des Horus. Wagner erkennt, dass die Vergangenheit die Gegenwart auf grausame Weise einholen wird. Oder ist er selbst Akteur in einem Spiel, welches das Leben nur simuliert? Eine Sternenkarte könnte ihm den Weg weisen.

Die Karte zeigt eine Planeten- und Mondkonstellation, die nur an einem bestimmten Tag stattfindet und auf eine Kultstätte verweist, die er finden muss – auf einer Nordseeeinsel. Dort findet ein ungeheuerliches Ritual statt, vorgenommen von seinem Mentor Dr. Bruno Schwab. Doch plötzlich tritt eine feindliche Gruppe auf. Ist die finale Auseinandersetzung der Nephilim mit den Titanen gekommen?

Was geschah vor fast 100 Jahren, das zwei befreundete Familien zu Feinden werden ließ? Des Rätsels Lösung scheint in den Tiefen der Villa Scholl zu ruhen. Wagner bemerkt zu spät, dass er selbst der Hüter des Geheimnisses ist. Er gerät unter den Einfluss einer Geheimgesellschaft. Deren Mitglieder sind Anhänger eines genialen Herrscherpaares, dessen Wirken die Kultur fast für immer aus dem Gedächtnis gelöscht hätte. Nun scheint ihre Zeit des Handelns gekommen zu sein. Doch wohin wird ihr Weg sie führen?

Folge 7: Zeigen Spiegel die Wirklichkeit? Oder verkehren sie die Dinge in ihr Gegenteil? Im Spiegelsaal des Casino Monte d’Oro beginnt sich die verwirrte Welt des Christian Wagner in eine Ordnung zu fügen. Aber wie viel Wissen können Menschen ertragen? Die Illusion der Wahrheit wird ihre Opfer fordern.

_Die Autoren_

Als Autoren zeichnen Astrid Meirose und Volker Pruß verantwortlich. Mehr über die Serie findet man unter http://www.schattenreich.net.

Folge 1: Die Nephilim
Folge 2: Finstere Fluten
Folge 3: Spur in die Tiefe
Folge 4: Nachthauch
Folge 5: Das Grab des Ketzers
Folge 6: Echnatons Vermächtnis
Folge 7: Hinter schwarzen Spiegeln
Folge 8: Das blinde Auge des Horus

_Die Inszenierung_

Die Rollen und ihre Sprecher:

Christian Wagner: Alexander Scheer
Tina Müller: Anna Thalbach
Alexa Voss: Anne Moll
Dr. Bruno Schwab: Volker Brandt (dt. Stimme von Michael Douglas)
Max Lohmann: Manfred Lehmann (Synchronstimme von Bruce Willis)
Adrian Bloch: Norman Matt (Cillian Murphy, Jonathan Rhys-Meyers)
Moritz Goldmund: Dietmar Wunder (Cuba Gooding jr., Adam Sandler, Don Cheadle)
Walther Zürn: Stefan Krause (Billy ‚Pippin‘ Boyd)
Madame Margarete: Barbara Ratthey
Geheimnisvolle Frau/Billie Scholl: Daniela Hoffmann (dt. Stimme von Julia Roberts)
Hagerer, bleichgesichtiger Typ: Dero („Oomph!“)

sowie Kerstin Sanders-Dornseif und Oliver Brod u. a.

ANNA THALBACH steht seit ihrem sechsten Lebensjahr vor der Kamera, dabei war der Weg zur Schauspielerei nicht so gerade, wie man es bei der Tochter von Katharina Thalbach annehmen könnte. Sie beginnt nach dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine Hospitanz als Kostümbildnerin am Schillertheater. Doch der Hang zum Schauspiel überwiegt, und bald schon feierte sie selbst große Bühnenerfolge, so auch an der Seite ihrer Mutter in „Mutter Courage“.

DERO wurde am 16. April 1970 in Wolfsburg geboren. In der Band |Oomph!|, die 1989 gegründet wurde, ist er der Mann für den Gesang, die Texte, Drums, und Kompositionen. Der Weg zur Musik sah laut eigener Aussage für Dero so aus: „Auf diversen Familienfeiern in den 70ern wurde ich ‚gezwungen‘, mit meinem Vater (Gitarrist, Sänger) alle nur erdenklichen Elvis-Songs in grauenhaftem Englisch rauf und runter zu schmettern.“

Die Musik:

Secret Discovery: „Follow Me“
Qntal: Departir
b.o.s.c.h.: Spiegel
Michelle Darkness: Brand New Drug
Jesus On Extasy: Beloved Enemy
The Spook: Cowgirl
Berliner Filmorchester und der Hochmeisterchor Berlin unter Leitung von Chr. Hagitte.

Regisseur Simon Bertling und Tonmeister Christian Hagitte von |STIL| sorgten für die gute Produktion, die Musik und die Sounds; ihnen half Cornelia Schilling. Die Produzenten sind Marc Sieper von |Lübbe Audio| sowie Oliver Ihrens von |Radar Media|, Bochum. Das interessante Booklet-Design stammt von Kai Hoffmann.

_Vorgeschichte_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Christian ist einer von neun Spezialschülern, den „Titanen“. So nannten sich vor 15 Jahren die Mitglieder einer Gruppe von jungen Hochbegabten, die von der Scholl-Stiftung gefördert und von ihrem Lehrmeister Dr. Volker Brandt ausgebildet wurden. Die Titanen, so Bruno, waren in der antiken Sage die Kinder von Göttern und Menschenfrauen. Die Nephilim hingegen waren die Kinder von Dämonen, die sich mit Menschenfrauen paarten: negative Titanen. Treibt hier jemand ein fieses Spiel mit den letzten Titanen?

Auf der rechten Ferse jeder Leiche findet er das gleiche Tattoo, das er selbst auch trägt: das ägyptische Ankh-Symbol, ein Henkelkreuz, das „Leben“ bedeutet. Es ist kombiniert mit dem „Auge des Horus“, das, wenn geöffnet, einen Schutzzauber darstellt. [Beide Symbole sind auf der CD selbst aufgedruckt.] Ist dieses Horus-Augen-Tattoo jedoch pupillenlos, also blind, dann handelt es sich um einen Nephilim, ein früheres, aber abtrünnig gewordenes Mitglied der „Titanen“.

Da Christian ein Waisenkind ist, das von der Industriellenfamilie Scholl aufgezogen wurde, bildet Bruno Schwab seinen Vaterersatz. Bei den Scholls lernte er Sibylle Scholl als seine Schwester kennen und machte sie zu seiner ersten Geliebten. Adrian Bloch, den er nun in seiner Heimatstadt wiedertrifft, war ebenfalls einer der „Titanen“. Die Familie Bloch ist mit den Scholls seit jeher befreundet.

Seit seiner Rückkehr sind bereits zwei der „Titanen“ umgekommen. Beide Leichen weisen eine Tätowierung an der rechten Ferse auf: das blinde Auge des ägyptischen Sonnengottes Horus, das Zeichen der Nephilim, eines Geheimordens. In den Rollenspielen der „Titanen“ war Christian stets der Gott Osiris, Sibylle die Göttin Isis und Adrian der eifersüchtige Gott Seth, der Osiris tötete. Doch wer war Horus, der Sohn des Osiris? Adrian treibt sich immer noch in der Stadt herum, als neuer Besitzer der Villa Scholl, dem Sitz der Titanen.

Dieser ägyptisch-mythologische Hintergrund könnte etwas mit dem Schicksal des Ägyptologen Prof. Jan Erik Walberg zu tun haben, der Christian anrief und treffen wollte, aber unauffindbar ist: Wurde er entführt? Als Christian mit der Journalistin Tina Müller zu Walbergs Labor fährt, findet er dort zwar eine Botschaft, wird jedoch auch mit dem Tod bedroht: durch eine Flutwelle aus dem nahen Stausee. Hat ihn jemand im Visier? Christian fühlt sich zunehmend verfolgt.

_Handlung_

Im Spiegelsaal des Casino Monte d’Oro rollt die Roulettekugel und klicken die Chips in ihren Stapeln, als Christian am Spieltisch zuschaut und zunehmend in Trance gerät. Doch er hält Ausschau nach einem bestimmten Mann. Otto Bloch, Adrians Großvater, soll hier vor 15 Jahren verschwunden sein. Auch Kommissar Lohmann ist darum bemüht, dieses Rätsel zu lösen, wie Chris inzwischen erfahren hat. Und wie er nun von Alexa Voss, der Polizsitin, erfährt, lässt Lohmann ihn überwachen. Na, toll. Aber wieso hat hat Alexa seine Verkleidung durchschaut? Weil sie seine Ex ist, vielleicht.

Als Alexa aufs WC geht, um sich die Nase zu pudern, macht sich wieder diese nervige Alte an Chris heran und traktiert ihn mit einem „Faust“-Zitat, als sei sie Billie Scholl persönlich: „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange“ – kennt man ja zur Genüge. Chris sieht im Spiegel sein Ich, aber daneben ein Mädchen, das sich ihm als Führerin anbietet – es steht nicht neben seinem echten Ich. Chris verlangt, zum Senetspiel geführt zu werden und setzt auf die 19. In einer Ecke spielt Walter Zürn Humpty-Dumpty, das Ei auf der Mauer, doch der Weg führt weiter. In einem Saal erscheint ein älterer Mann mit einer Pistole, und daneben steht ein weiterer Mann, der genauso aussieht. Es muss Otto mit einem seiner Brüder sein, oder?

Schüsse fallen, Spiegel zerbrechen, Schreie ertönen. Chris erwacht aus seiner Trance und merkt, dass Lohmann persönlich eingetroffen ist: Razzia! Doch eine Gruppe schwarzgewandeter Kapuzenmänner tritt auf und eröffnet mit Maschinenpistolen das Feuer auf die in Aufruhr und Panik geratende Menge der Casino-Besucher. Chris versucht sich zu verkrümeln. Gott sei Dank, da ist Tina – immer zur Stelle, wenn Not an der Frau ist.

Von dem hageren, düsteren Typ, der Chris allmählich ziemlich bekannt vorkommt, lässt sie sich zu Madame Margarete, einer Wahrsagerin, fahren. Wieso das jetzt?, will Chris wissen. Darauf Tina: Weil Madame Margarete die Tochter der Amme im Hause Bloch ist und folglich jede Menge Geheimnisse kennt. Und woher weiß Tina das? Na, weil sie eine Reporterin ist, und Reporterinnen wissen bekanntlich alles.

Wenig später beginnt Rauch aus Madame Margaretes Haus in der Glockengasse aufzusteigen …

_Mein Eindruck_

Christian Wagner versucht immer noch, die Puzzleteile seiner eigenen Vergangenheit zusammenzusetzen. Anscheinend leidet er unter einer massiven Erinnerungsblockade, verursacht durch seinen langen Auslandsaufenthalt. Wer mit dieser Logik nicht mithalten kann, dem geht es auch nicht besser als mir.

Wie auch immer. Die Puzzleteilchen drehen sich um die oben erwähnten zwei Familien Bloch und Scholl. Dass das Zerwürfnis der Familien schon hundert Jahre zurückliegt, macht nichts. Denn schließlich sind Christian und seine Geliebte Billie deren Kinder. Aber in welcher Beziehung stehen sie zueinander? Wie sich schon in der nächsten Folge erweist, ist dies ein wichtiges Bausteinchen.

Zunächst erfährt er, dass Otto Bloch einen Zwillingsbruder hatte. Aber wo dieser abgeblieben ist, wird Chris bestimmt schon bald herausfinden. Und wie bewerkstelligte Otto seinen Verschwindibus-Akt, der Kommissar Lohmann so verwirrt? Die Spiegel des Casinos Goldberg, wie „Monte d’Oro“ wörtlich bedeutet, könnten ein Hinweis darauf sein. Leider hat Chris die lästige Angewohnheit, bei jeder Gelegenheit in Trance zu verfallen, als wäre er ständig bekifft. Und so betritt er wie Alice im Wunderland die seltsame Welt hinter den Spiegeln. Was ihm – und uns – aber nicht wirklich weiterhilft.

In der Rockoper „Tommy“ von |The Who| starrt das Wunderkind Tommy ständig in den Spiegel, obwohl es ja eigentlich blind sein soll. Erst das Zerschlagen des Spiegels entlässt Tommy, mittlerweile recht ausgewachsen, aber immer noch kindisch, in die sogenannte Wirklichkeit. Auch in „Hinter schwarzen Spiegeln“ kann es nicht ausbleiben, dass Spiegel zertrümmert werden. Nur sind es diesmal finstere Ballermänner in schwarzen Kutten, die das Casino in seine Bestandteile zerlegen. Offenbar sind Terroristen bühnenreif geworden und dürfen auch in Hörspielen auftreten, als wären sie Clint Eastwood in einem Leone-Western. Man gebe ihnen „eine Handvoll Dollar“.

Als ob Chris eine Art Unglücksrabe wäre, geht auch bald das Atelier von Madame Margarete in Flammen auf – oder sollte man besser „Hexenhäuschen“ sagen und Tina und Chris als Hänsel und Gretel bezeichnen? (Wie neuerdings bei „Offenbarung 23“ zu beobachten, schlachten die Autoren zunehmend die guten alten deutschen Hausmärchen aus.) Hier finden sich schwarze Spiegel. Natürlich können die beiden nicht anders als es Alice nachzumachen und hinter die Spiegel zu gelangen. Mehr Geheimnisse, doch nur eine Offenbarung.

Alles in allem ist die Informationsausbeute auch in dieser Folge recht mager. Aber das ist ja bei dieser Serie nun wirklich nichts Neues.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Alexander Scheers raue Raucherstimme passt zum Möchtegerndetektiv à la Philip Marlowe, der nur per Zufall zum Kulturwissenschaftler geworden zu sein scheint. Sein Gegenteil, ein Ausbund an Disziplin und Pflichtbewusstsein, bildet die Rolle der Alexa Voss, gesprochen von Anne Moll (zuvor Sandra Speichert) Sie tritt in dieser Episode gleichberechtigt neben der kindlich-eifrigen Tina Müller, gesprochen von Anna Thalbach, auf. Tina Müller hat die Funktion des Schutzengels und darf folglich überall auftreten, wo Chris in Not ist.

Häufig sind die Stimmen durch Hall verstärkt oder durch Effekte verzerrt, so etwa, um eine Nachrichtensprecherstimme aus dem Lautsprecher nachzubilden. (Die Lautsprecher sind in Hörspielen grundsätzlich auf dem Stand der Siebzigerjahre und klingen entsprechend kratzig.)

Die Geräuschkulisse des Hörspiels ist nicht allzu realistisch. Man hört nicht jede Tasse klappern, nicht jedes Auto vorbeirauschen. Vielmehr stehen die Kommunikationsmittel im Vordergrund: Handys, Telefone, Türklingeln, fehlen nur noch Türklopfer und Megafone. Im Spielcasino sagen die Croupiers unüberhörbar die Anweisungen an die Spieler an. Bei Madame Margarete gluckert der Tee in die Tassen.

Darf man sehr tiefe Bässe noch zu den Geräuschen und Effekten zählen, oder sind sie bereits zur Musik zu rechnen? Egal, sie seien an dieser Stelle mal hervorgehoben. Sie werden in den |Schattenreich|-Hörspielen nämlich regelmäßig eingesetzt, um Angst zu erzeugen, nicht etwa bei der jeweiligen Figur, sondern im Zuhörer. Sie sind deshalb so tief, damit dieser Vorgang unbemerkt bleibt und unterschwellig wirken kann.

|Die Musik|

Spätestens nach einer halben Stunde des Anhörens verhärtet sich im Zuhörer der Verdacht, dass die ganze Handlung eigentlich nur ein Vorwand ist. Nämlich der Vorwand, um möglichst viel internationale Neo-Gothic-Musik abspielen zu können. Die oben aufgeführte Interpretenliste ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was den Zuhörer künftig erwartet. Es verwundert nicht, dass in die Produktion des Hörspiels Firmen wie |Radar Media|, |STIL| (für die professionelle Soundproduktion) und ein Musikmagazin namens „Sonic Seducer“ eingebunden sind. „Schattenreich“ ist ein Multi-Media-Projekt.

„Sonic Seducer“ hat sich mit einem Aufkleber auf der Hülle verewigt. |Radar Media| ist im Booklet mit einer ganzen Seite Werbung vertreten. |Radar| hat das Copyright und die Markenrechte für „Schattenreich“ inne, folglich war die Firma auch an der Produktion beteiligt. Und da es in ihrem Interesse liegt, die Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| usw. zu vermarkten, packte sie natürlich so viel Musik wie möglich auf die Silberscheibe. Überall, wo Chris hinkommt, ertönt irgendeine Art von Song. Diesmal ist sogar einer in Französisch dabei, und der hat mir wirklich gut gefallen.

Diese Dinge sollte man wissen, wenn man die Musikeinlagen des Hörspiels bewertet. Plötzlich wird aus der Handlung nicht das Hauptgericht, sondern lediglich die Beilage. Deshalb dröhnt unvermittelt der Leadsong „Follow me“ durch die Boxen, nachdem bereits ein Donnerschlag den Zuhörer aus seiner Bürgerruhe aufgescheucht hat. Es gibt anschließend kaum eine ruhige Minute, in der keine Musik erklingt. Hier hat |Radar Media| ganze Arbeit geleistet. Immerhin ist es nicht mehr ganz so schlimm wie auf den ersten beiden CDs, denn jetzt wird der Hauptfigur mehr musiklose Zeit zum Nachdenken gegönnt.

|Webseite|

Hinweis: Auf www.schattenreich.net findet man das Tagebuch einer Figur, um die es immer wieder im Hörspiel geht. Ich tippe als Autorin auf Sibylle Scholl, die angeblich beim Brand ihrer Klinik umgekommene Billie, Christians Geliebte. Das Tagebuch bietet zusätzliche Hintergrundinformationen.

_Unterm Strich_

Die Reihe „Schattenreich“ wendet sich an die gleiche Zielgruppe wie die Musik-CDs, die DVDs und die TV-Produktionen (von denen ich bislang nichts gesehen habe): Gothic-Rock-Freunde, für die Musik nicht nur Unterhaltung, sondern eine Lebenshaltung und eine modische Aussage darstellt. Anstelle von Vampiren und anderem blutigem Gesocks treten aber in „Schattenreich“ nur jede Menge mystisch gestimmte Typen auf, die sich irgendwie zwielichtig aufführen. Ford Prefect würde sagen: „Weitgehend harmlos“.

Wie bei allem, was das Studio |STIL| produziert, ist das Produkt hinsichtlich Sound und Optik vom Feinsten. Immerhin erreichen das Studio und der |Lübbe|-Verlag eine neue Zielgruppe, die mit „Offenbarung 23“ nur unzureichend bedient wird: die Gothic-Rockfans, die auf Bands wie |Rammstein| und |Oomph!| stehen. Diesbezüglich kann „Offenbarung 23“ glatt einpacken. Wer die Songs runterladen will, findet auf www.schattenreich.net den Link dorthin.

|56 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3465-0|
http://www.schattenreich.net
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.sonic-seducer.de
http://www.radar-net.de

Krauts und Rüben (Offenbarung 23, Folge 16)

Welcome! The Helmut Kohl Horror Picture Show

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Eine Postkarte aus Saarbrücken – das sieht zunächst nicht nach einer Offerte vom toten Hacker Tron aus. Dennoch macht sich der Informatikstudent Georg Brand zusammen mit seiner Freundin Nolo auf den Weg. Er schlittert dabei in den schlimmsten politischen Sumpf Nachkriegsdeutschlands. Verborgene Netzwerke, brutale Seilschaften – die auch vor politischem Mord nicht zurückschrecken. Ist das wirklich die Realität? Die Wahrheit scheint diesmal nicht nur in schwarzen Koffern verborgen zu sein. Und sie enthüllt, warum der einst mächtigste Mann der Republik an zwei Punkten seiner Biografie bis heute eisern schweigt …

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David Baldacci – Die Verschwörung (Lesung)

Unter der Oberfläche von Washington, D.C., in einem Bunker aus der Zeit des Kalten Krieges, trifft sich eine Gruppe von Männern, um eine junge Frau zum Tode zu verurteilen. Das Opfer ist Faith Lockhart, eine brillante junge Lobbyistin. Sie hat ein unverzeihliches Verbrechen begangen. Sie weiß zu viel und sie will nicht mehr schweigen.

_Der Autor_

David Baldacci ist der Verfasser u.a. von „Der Präsident“, das Clint Eastwood unter dem Titel „Absolute Power“ verfilmt hat. Der frühere Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist lebt in Virginia, USA. Weitere Baldacci-Hörfassungen bei Lübbe: „Der Abgrund“, „Die Versuchung“, „Die Wahrheit“, „Das Versprechen“, „Im Bruchteil der Sekunde“ (September 2004).

_Die Sprecherin_

Franziska Pigulla, geboren 1964, hat bereits mit Joachim Kerzel Ken Folletts Hörbuch „Die Leopardin“ gesprochen, ebenso „das Mädchen“ von Stephen King, „Die Kinder von Eden“ von Ken Follett, diverses von Patricia D. Cornwell und einige Dutzend anderer Produktionen. Während ihrer Schauspielausbildung in Berlin trat sie als Sprecherin im Hörfunk hervor. Später war sie Moderatorin und Sprecherin bei SAT.1, n-tv, SFB, Deutsche Welle TV und bei der BBC.
Ihre Tonaufnahme ist von erstaunlicher Präsenz und sehr klar. Sie verfügt über ein beeindruckendes Gespür für Dramatik: Ganz gleich, ob sie sanft und weich Liebeserklärungen haucht, mit knurrendem Grollen droht oder mit größter Lautstärke Befehle oder Flüche brüllt – stets kommt sie völlig glaubwürdig und lebendig herüber.

_Handlung_

CIA-Direktor Robert Thornhill ordnet die Ermordung von drei Menschen an: Faith Lockhart (36), eine Kronzeugin; Daniel Buchanan, ihr Chef, ein Anwalt und Lobbyist für die Dritte Welt; sowie Ken Newman, FBI. Der Grund: Dan Buchanan wurde vom CIA erpresst, Politiker auszuhorchen, natürlich vor allem solche aus der Dritten Welt, aber auch US-Senatoren. Und als Buchanans Ziehtochter, Faith, das herausfand, ging sie zum FBI, um auszupacken und Dan zu retten. Sie weiß zu viel und muss zum Schweigen gebracht werden.

Leonid Serov, ein Killer, der einmal dem aufgelösten KGB angehörte, hat bereits den Auftrag erhalten. Als Faith Lockhart sich mit dem FBI-Agenten Newman in einer einsam gelegenen Waldhütte trifft, wartet Serov bereits mit einem Präzisionsgewehr auf die beiden. Da taucht ein dritter Mann aus dem Hintergrund auf: Lee Adams, ein Einbrecher und Privatdetektiv. Er hat das präparierte Haus bereits durchsucht und als Falle erkannt.

Kann Adams Lockhart und Newman vor dem Killer retten?

Die FBI-Agenten Brooke Reynolds und Fred Massey sowie Newmans Freund Howard „Connie“ Constantinople nehmen sich ebenfalls der mysteriösen Angelegenheit an. Es wird ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem machtgierigen CIA-Boss und dem FBI, das seine Agenten in der Schusslinie sieht. Faith Lockhart und Lee Adams versuchen, zwischen diesen Fronten nicht unter die Räder zu geraten und außerdem der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen.

Doch jemand muss Lockhart und Newman an die CIA verraten haben. Jemand beim FBI.

_Mein Eindruck_

Wieder einmal gelingt es David Baldacci, eine spannende Handlung zu stricken, bei der es einer rechtschaffenen Frau nur mit Hilfe ebenso rechtschaffener Männer gelingt, zu überleben und ihr – natürlich ebenso rechtschaffenes – Ziel zu erreichen, das dem Wohl von Recht und Gesetz dient.

Der Schurke im Stück wird diesmal nicht vom Präsidenten dargestellt wie in „Absolute Power“, sondern von einem fast ebenso mächtigen Burschen: dem Boss der CIA. „Central Intelligence“ – das klingt wie ein Widerspruch in sich, aber „intelligence“ hat in der Verwaltung und im Militär nichts mit Intelligenz zu tun, sondern mit Feindaufklärung. Thornhill hat drei Feinde deklariert, der CIA-Apparat wird in Marsch gesetzt. Es ist selten, dass ein Autor die Geheimdienste angreift, aber in den USA durfte man das zumindest bis vor kurzem: vor dem 11. September 2001 und dem Patriot Act.

Wie in jedem ordentlichen Katz-und-Maus-Spiel müssen sich die Gejagten – Lockhart und Adams – aller verfügbaren Überlebenstechniken bedienen, um durchzukommen. Verkleidung und Flucht in letzter Sekunde sind an der Tagesordnung. Weitaus kniffliger erweist es sich, die Drahtzieher und Verräter auszumachen sowie sie per Beweis dingfest zu machen. Das ist der Grund, warum nur die wenigsten Szenen so anschaulich sind wie der anfängliche Hinterhalt an der Waldhütte. Der Zuhörer muss stets aufmerksam das Geschehen und die Dialoge verfolgen – das ist in allen Baldaccis so.

_Die Sprecherin_

Franziska Pigulla ist definitiv die beste Sprecherin für Figuren wie Faith Lockhart. Sie gibt ihnen eine spezifische weibliche Note. Doch auch beim Darstellen der männlichen Figuren weiß sie mit ihren tiefen, dunklen Stimme entsprechende Nuancen wiederzugeben.

_Unterm Strich_

„Die Verschwörung“ fesselt den Zuhörer mit spannenden Szenen (besonders am Anfang), einer atemlosen Jagd, halbwegs glaubwürdigen Begründungen auf Seiten der Guten und der weniger Guten (CIA) und einem ordentlichen Showdown. Gelegentlich blitzt sogar so etwas wie Humor auf, so etwa, als der listenreiche Adams seinen Hund und seine Nachbarin für seine Zwecke einspannt, um das FBI bzw. die CIA abzulenken.

Dennoch darf man von einem Baldacci keinen allzu großen Tiefgang erwarten. Die Handlung wirkt dann doch zu konstruiert. Eine Charakterisierung bleibt stets relativ oberflächlich, Figuren verändern sich im Laufe der Handlung kaum – sie agieren wie Schachfiguren, gelenkt vom Willen des Autors, nicht etwa aus sich selbst heraus. Die Kürzung, die für ein Hörbuch meist notwendig ist, tut ein Übriges. Das heißt aber nicht, dass sich der Zuhörer nicht zufriedenstellend von solch einem Hörbuch unterhalten lassen kann. Besonders auf langen Reisen, etwa im Zug oder dem Flieger, bietet sich spannende Unterhaltungskost geradezu an, um die Zeit zu vertreiben. (Und man kann später darüber schreiben.)

Umfang: 355 Minuten auf 5 CDs

_Michael Matzer_ © 2003ff

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Fluch des Tutenchamun, Der (Offenbarung 23, Folge 22)

_Howard Carters Geheimnis und Vermächtnis_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Im Jahr 1922 entdeckt der Ägyptenforscher Howard Carter im berühmten Tal der Könige das fast unversehrte Grab von Pharao Tutenchamun. Doch mit Öffnen der Grabkammer scheint sich ein Fluch zu erfüllen, der jeden trifft, der die Ruhe des jugendlichen Pharaos stört. 33 Jahrhunderte nachdem der Fluch ausgesprochen wurde, entdeckt der Berliner Student und Hacker Georg Brand, warum Howard Carter sich so sicher sein konnte, das Grab von Tutanchamun garantiert zu finden. Und er findet heraus, wessen Ruhe er dabei tatsächlich störte. (Verlagsinfo)

_Der Autor und die Macher_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren in der Titelmelodie – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Die Aufnahmeleitung oblag Anno Storbeck.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) [Das Bernsteinzimmer 3887
15) [Durst! 3900
16) [Krauts und Rüben 3934

|5. Staffel:|
17) [Die Waterkant-Affäre 4340
18) [Menschenopfer 4362
19) [Angst! 4537
20) [Die Pyramiden-Saga 4554

Einschub: 21) [Jack the Ripper 4875 (Live-Lesung)

|6. Staffel:|
22) Der Fluch des Tutanchamun
23) Der Jungbrunnen
24) Ausgespäht und Ausgetrickst
25) Sex and Crime

Mehr Infos: http://www.offenbarung-23.de sowie http://wiki.jan-gaspard.net/ und http://www.vertraue-niemandem.net.

_Die Sprecher_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt:

„Stimme der Wahrheit“: Friedrich Schoenfelder (David Niven, Peter Cushing, Vincent Price)
Ian G. als Erzähler: Till Hagen (Kevin Spacey, Billy Bob Thornton)
Georg Brand alias T-Rex: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Tatjana Junk alias Nolo: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Lord Carnarvon/Nat Mickler: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones)
Sprecherin/Marianne Benedit: Ulrike Hübschmann
Abdul: Erich Räuker (Richard Dean Anderson)
Howard Carter: Jaron Löwenberg
Evelyn Carnarvon: Maria Koschny (Lindsay Lohan)
Intro: Benjamin Völz & Jaron Löwenberg

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“ und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

|PROLOG.| 1922. Howard Carter hat das Grab des einzigen Pharaos gefunden, der noch intakt im Tal der Könige ruht: Tutenchamun. Bei ihm Sind Lord Carnarvon und dessen Frau Lady Evelyn. Carter warnt davor, die Mauer zu durchbrechen, denn von Rechts wegen ist er verpflichtet, zuerst die Inspektoren der ägyptischen Altertümerverwaltung zu informieren. Doch davon will der Lord, sein mächtiger Geldgeber, nichts wissen. Er will die Gruft sofort öffnen, und Lady Evelyn soll die Ehre haben, als Erste die Pracht der Schätze im Pharaonengrab zu schauen. Was das Trio findet, übersteigt ihre kühnsten Träume.

Wenig später beginnt der Fluch des in seiner letzten Ruhe gestörten Pharao zu wirken: Der Lord stirbt.

|Haupthandlung.|

Gegenwart, Samstag, kurz vor 11 Uhr. Kairo, das Ägyptische Museum, Saal 3. Georg Brand und Nolo alias Tatjana Munk bestaunen die goldene Totenmaske Tutenchamuns. Aha, Amun: der alles Belebende, und Tutenchamun: lebendes Abbild des Amun. Alles klar. Auf der Rückseite der Maske findet Georg Hieroglyphen und fragt sich, was sie wohl bedeuten mögen. Ein älterer Herr tritt aus den Schatten hervor und verrät es ihm. Er stellt sich als Nat Mickler vor, Symbolkundler und Psychiater. (Ulkige Kombination, findet Georg.)

Mickler stellt eine äußerst interessante Frage: Was machte Carter, der zehn Jahre nach dem Grab Tutenchamuns gesucht hatte, auf einmal so sicher, dass er das Grab genau an jener Stelle finden würde, wo er es dann im Jahr 1922 fand und öffnete? Mickler lädt sie ins Tal der Könige ein, um sich vor Ort einen besseren Eindruck zu verschaffen.

Die Dampferfahrt den Nil hinauf ist angenehm. Aber 650 Kilometer wollen zurückgelegt werden, und so ist eine Menge Zeit für Konversation. Auf der Rückseite von Tutechamuns Totenmaske steht der Anfang des 150. Kapitels des ägyptischen Totenbuches: ein Schutzzauber vor den „Dienern des Seth“. Seth war bekanntlich jener Bösewicht, der es auf Isis, die Schwester des Obergottes Osiris, abgesehen hatte, und deshalb ihren geliebten Bruder auf abscheuliche Weise abmurkste. Sie setzte jedoch die Leichenteile wieder zusammen, ließ sich von Osiris v.2.0 befruchten und gebar Horus, den falkenköpfigen Sonnengott, auch Ra oder Re genannt. Kein Wunder, dass sich die Pharaonen vor Seth fürchteten.

In der Bar des Dampfers lernen die drei Reisenden Marianne Benedit kennen, die Reporterin, die sich für Kaspar Hauser interessierte (siehe Episode 18 „Menschenopfer“). Und der Zusammenhang mit Carter? Lord Carnarvon hieß auch Stanhope, und sein Urgroßvater war eben jener britische Geheimdienstler, dem sie die Ermordung Kaspar Hausers anlastet. Und obendrei war Carnarvon ein Mitglied der Freimaurer, deren Ursprung in Ägypten und Tyros liegt. Sie vererbten uraltes Wissen der Erbauer der Pyramiden, die bekanntlich Priesterstatus hatten.

Als Marianne Benedit plötzlich bewusstlos zusammenbricht, sind Georg und Nolo ziemlich erstaunt. Lag es an dem Whisky, den man ihr kredenzte? Nach einer polizeilichen Befragung wegen des Todes der Reporterin können sie weiterfahren.

Vier Tage später gelangen sie ins Tal der Könige bei Theben, auf dem Westufer des Nils. Die Wände der Randberge des Niltals sind hoch und steil, und dorthinein ließen die Baumeister die Gräber der Pharaonen graben. Nr. 62 ist Tutenchamuns Grab. Wie konnte Carter es nur finden, immerhin ganze 123 Jahre nach dem ersten Grabfund und unversehrt von den Grabräubern des nahen Qurna?

Wie sich zeigt, verfügte Carter über einen natürlichen Wegweiser, der mit einer Sonnenuhr und einem alten Kalender verbunden war. Und das Grab hatte nicht bloß einen Wächter …

_Mein Eindruck_

Wieder einmal befasst sich die Hörspielserie mit Ägypten. Offenbar verbringen Georg und Nolo hier einen längeren Aufenthalt. Das Land am Nil hat aber auch jede Menge esoterische Geheimnisse zu bieten. Nachdem sie schon die Pyramiden bestiegen haben, geht es nun also in den Untergrund, in die Gräber und Tunnel des Tals der Könige. Dieses liegt bekanntlich in Oberägypten unweit Theben und Luxor. Aber auch die alte Grabräuberstadt Qurna ist nahe, und ein Teil der Geschichte befasst sich mit den Dieben. Tatsächlich ist sogar die obligatorische Nachrichtenmeldung der Auflösung dieser Siedlung im Jahr 2007, also ganz aktuell, gewidmet.

Der Prolog verbreitet eine Entdeckerstimmung wie im ersten Indiana-Jones-Spielfilm: Ein unversehrtes Pharaonengrab wird betreten. Wie kleine Kinder dürfen wir Bauklötze staunen, was die Gräber um Howard Carter da freigelegt haben. Dieser sense of wonder wird wenig später angesichts der goldenen Totenmaske des Pharaos wiederholt. Danach jedoch setzt wieder mal die Analyse ein: Was steht denn da und dort und was mag es bedeuten? Man kommt sich vor wie bei den Weisen im Morgenlande.

Der Höhepunkt der Enthüllungen findet zweifellos im Tal der Könige statt. Dies alles zu erklären, wäre erstens zu kompliziert und würde zu weit führen. Außerdem wäre die Spannung zerstört. Jedenfalls wusste Howard Carter wohl ganz genau, wo und vor allem wann er das Grab des mit 18 Jahren ermordeten Pharao Tutenchamun, des Ketzers Echnatons Sohn, zu suchen hatte.

So ganz nebenbei erfahren wir eine ganze Menge über diesen Carter, denn schließlich ist die Frage zu entscheiden: Gab es wirklich einen Fluch des Tutenchamun? Fein säuberlich sortiert der Autor, vertreten durch seine Figuren, die good guys und die bad guys im Unternehmen Pharaonengrab. Carter landet eindeutig im Lager der good guys, selbst wenn er keinen obligaten weißen Hut getragen haben sollte. Doch Lord Carnarvon, so viel wird schon im Prolog deutlich, ist eindeutig ein bad guy. Geschieht ihm also recht, kurz nach der Entdeckung des Grabes das Zeitliche zu segnen.

Das größte Rätsel jedoch ist dasjenige, welches sich hinter der Jahrtausende währende Unversehrtheit des Pharaonengrabes verbirgt. Und warum wurde es sogar 123 Jahre lang, nachdem das erste Grab gefunden worden war, in Ruhe gelassen? Waren die Ausgräber einfach zu dumm? Der Autor bietet eine andere Erklärung an: Es gab Wächter, die bis heute das Grab hüten. Aber warum bewachten sie dann nicht auch die anderen Gräber? Die wenig plausible Erklärung der Wächter: Nichts wurde gestohlen, es ist alles noch da, irgendwo. Na, toll.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus, und Kim Schmittke sekundiert normalerweise, wenn Georg über die Stränge schlägt. Etwas Humor hatte die Hörspielserie bislang nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Zum Glück behält Georg Brand seinen Sinn für Humor, auch wenn dieser diesmal mehr Richtung Sarkasmus tendiert. Georg klingt mehr genervt als erheitert.

Ulrike Hübschmann als Marianne Benedit liest aus einem Buch über Freimaurer und Ägypten vor, doch dabei spricht sie ständig den Namen Champollions, des berühmten Entzifferers des Rosetta-Steins, falsch aus. Sie sagt stattdessen zweimal „Campollion“. Mir ist unerklärlich, wie so ein Fehler zustande kommen konnte.

|Geräusche und Musik|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Auf dem Dampfer hören wir das Rauschen des Fahr- und Kielwassers, im Tal der Könige ist deutlich das Klappern der Kutsche zu hören, in der Georg und Nolo gefahren werden. Sogar der Wind von den Bergen ist zu erlauschen.

Ein echt unheimliches Stück Akustik ist in den Tunneln der Grabräuber zu hören, was gut zu Nolos Angst passt. Doch am Schluss herrscht wieder Friede. Das Wasser der Oase plätschert, und die Vöglein zwitschern in den Palmen.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, bestimmen das In- und Outro, im Hintergrund plätschert etwas Schmuse-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren. Sehr schön fand ich auch die dezent im Hintergrund eingesetzte arabische Musik, die gut zu der Geräuschumgebung der Oase passt.

_Unterm Strich_

Die enthüllenden Informationen über die Gräber im Tal der Könige fand ich ziemlich interessant, denn sie waren mir völlig neu. Natürlich wusste ich schon einiges über Carter, Carnarvon und den angeblichen Fluch des Pharao. Doch die Rolle der Freimaurer, der unbekannten Wächter und vor allem die Berechnung der exakten Lage von Tuts Grab wurden neu vom Autor geliefert. Wer weiß, ob er für all diese Faktenhuberei nicht ein Heer von Zuträgern angeheuert hat. Die Wächter allerdings dürften seine eigene Privaterfindung sein.

Das Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der gewohnt abwechslungsreichen Handlung etwas Filmglamour. Diese Episode wird nahtlos in der nächsten fortgesetzt. In „Jungbrunnen“ wird auch das grausige Geheimnis um die in Tuts Grab gefundenen Kinderleichen gelüftet. Man darf gespannt sein.

|72 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3536-7|
http://www.offenbarung-23.de
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de

Meyer, Kai / Maetz, Stefan / Berling, Simon / Hagitte, Christian – Vatikan-Verschwörung, Die

_Spannende Mystery: Verfolgungsjagd zum Höllentor_

In Rom stößt der Kunstdetektiv Jupiter auf das Vermächtnis des geheimnisumwitterten Kupferstechers Piranesi. Rätselhafte Morde und unheimliche Erscheinungen führen ihn zum legendären „Haus des Daedalus“, einem vergessenen Ort tief unter den Fundamenten der Vatikanstadt. Verbirgt sich dahinter die Hölle selbst, wie ein vatikanischer Geheimbund vermutet? Jupiter und die Kunststudentin Coralina werden zu Gejagten, als Mönche, Kardinäle und die Geister der Vergangenheit ihre Spur aufnehmen, um ihnen das Vermächtnis Piranesis abzunehmen …

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen. Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei |Loewe| erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist ein eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet. Kürzlich schloss Meyer eine Trilogie mit chinesischer Fantasy ab: „Seide und Schwert“; „Lanze und Licht“; „Drache und Diamant“.

„Die Vatikan-Verschwörung“ erschien erstmals im Jahr 2000 unter dem Titel „Das Haus des Daedalus“.

|Kai Meyer bei Buchwurm.info:|

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1)

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Jupiter: Andreas Fröhlich
Coralina: Antje von der Ahe
Janus: Roland Hemmo
Prof. Trojan: Gunter Schoß
Shuvani: Barbara Ratthey
Landini: Christian Gaul
Estacado: Till Hagen
Babio: Fritz Hammer
Cristoforo: Kaspar Eichel
Diana: Heide Domanowski
Remeo: Klaus-Peter Grap
Lorin: Johannes Hubert
Pascale: Raimund Widra
Kardinal von Thaden: Horst lampe
Kapuzinermönch Santino: André Sander

Andreas Fröhlich ist die deutsche Stimme von John Cusack und Edward Norton. Er wurde 1965 in Berlin geboren; bereits mit sieben Jahren begann er mit der Synchronarbeit, nachdem er im Kinderchor des „Sender Freies Berlin“ entdeckt wurde. 1978 stieg er in der Sprecherrolle des Bob Andrews bei einer der bis heute erfolgreichsten Hörspielreihen Deutschlands, „Die drei Fragezeichen“, ein. Nach dem Abitur ging Fröhlich zunächst zum Theater, wo er unter anderem Rollen in Büchners „Woyzeck“ und in Shakespeares „Was ihr wollt“ spielte, bis er 1991 wieder zu seiner Arbeit als Synchronsprecher zurückkehrte. Außer als Sprecher arbeitet er als Synchronregisseur und Drehbuchautor, wo er u. a. für die Synchronisierung von „Der Herr der Ringe“ verantwortlich war. In dieser Trilogie übernahm er z. B. die Synchronisation des Wesens Gollum. Doch auch die deutschen Dialoge in Filmen wie Disneys „Mulan“ und „The Beach“ stammen aus seiner Feder. (Verlagsinfo)

Till Hagen ist die deutsche Stimmbandvertretung für Filmstars wie Kevin Spacey, Billy Bob Thornton und Kevin Kline. Er absolvierte die Schauspielschule in Berlin und war am Theater in Dortmund und Bielefeld engagiert. Seit 1977 ist der professionelle Rundfunksprecher beim RBB und anderen ARD-Sendeanstalten tätig.

Die Musik wird vom Filmorchester Berlin gespielt und der Hochmeisterchor Berlin von Christian Hagitte geleitet.

Die Hörspieladaption erarbeitete Stefan Maetz. Für Regie, Musik und Ton waren Simon Berling und Christian Hagitte zuständig, für Schnitt und Nachbearbeitung Sonja Harth. Die Produktion erfolgte durch das |STIL|-Studio, Berlin, das bekannt ist für seine ausgezeichneten Hörspielproduktion, z. B. der POE-Reihe.

_Handlung_

Wieder mal besucht der Kunstdetektiv Jupiter die Ewige Stadt. Das Taxi bringt ihn durch ein Gewirr von Altstadtgassen zur Kirche Santa Maria del Priorato. Dort erwartet ihn bereits Coralina, die er bereits kannte, als sie noch 15 Jahre alt war, doch jetzt ist die Tochter von Angehörigen des Roma-Volkes eine schwarzhaarige Schönheit. Bevor sie ihm ihre Entdeckung zeigt, fragt sie ihn, was er über Giacomo Piranesi, den geheimnisumwitterten Kupferstecher des 18. Jahrhunderts, weiß. Piranesi sei berühmt-berüchtigt für seine sechzehn Drucke der „Carceri“: Schreckensvisionen von überdimensionalen, labyrinthartigen Kerkern. Der einzige öffentliche Auftrag, den man dem „Spinner“ je gab, war die Restaurierung eben dieser Kirche, in der sie gerade stünden.

Coralinas Entdeckung ist eine Sensation. Hinter einer doppelten Wand ist sie auf die originalen Druckplatten für die „Carceri“-Drucke gestoßen. Das haut Jupiter um, denn die 16 Platten sind Millionen wert. Was Coralina wirklich wissen will: Kann sie den Fund an einen Kunsthehler verkaufen? Jupiter rät ihr: Vergiss es. Also erzählt sie einem Priester von den 16 Platten, aber die 17. Platte verschweigt sie, denn sie hat sie bereits beiseitegeschafft.

In ihrem Antiquitätenladen eröffnet Coralina dem Kunstdetektiv, dass es noch eine 17. Platte gibt. , Er macht ihr klar: Der Wert der 17. Platte ist unschätzbar hoch und sie anzubieten, wäre sehr gefährlich. Doch das Motiv fasziniert ihn: Der Kerker zeigt einen Obelisken, und darauf ist als Scherenschnitt ein Schlüssel zu sehen. Wofür ist der Schlüssel? Coralina hat noch etwas: die Scherbe einer Schale. Die alten Symbole scheinen minoischer Herkunft zu sein, meint Jupiter, doch die neueren Zeichen sind wahrscheinlich aus Piranesis Zeit, wie Jupiter von einem Fachmann erfährt.

|Die Adepten der Schale|

Schon am nächsten Tag geht der Ärger los. Vor der Kirche, wo sie die Piranesi-Platten fanden, hat die Polizei alles abgesperrt. Die Kirche ist geschlossen. Zu allem Überfluss ist auch Kardinal Leonhard von Thaden gekommen, der Leiter der Glaubenskongregation, eine Nachfolgeorganisation der Inquisition. Sein weißhäutiger Assistent Landini wimmelt Coralina ab. Da sieht sie, wie ein Straßenmaler namens Cristoforo, der früher mal im Vatikan als Restaurator arbeitete, auf den Asphalt das Motiv der 17. Druckplatte zeichnet. Coralina und Jupiter sind bestürzt: Woher kennt Cristoforo das Motiv? Doch der Obelisk mit dem Schlüssel fehlt. Kurz entschlossen bringen die beiden den Straßenmaler vor Landini in Sicherheit. Im Taxi murmelt der Alte etwas vom „Haus des Daedalus“ und ewiger Nacht. Sie lassen ihn gehen.

Als sich Jupiter am nächsten Tag dem Versteck Cristoforos nähert, erspäht er einen gut gekleideten Mann im Rollstuhl, den sein Chauffeur „Professor“ nennt und der laut Autokennzeichen aus dem Vatikan kommt. Ob er wohl von Thaden und Landini kennt? Jupiter schließt nichts mehr aus. Cristoforos Versteck ist ein alter Palazzo. An allen Wänden sind Zeichnungen von Piranesis „Carceri“, auch von Nr. 17. Jupiter stößt auf einen Kapuzinermönch, der sich Santino nennt und angibt, er habe Cristoforo nach dessen Rauswurf aus dem Vatikan jahrelang gepflegt. Er murmelt etwas von einem Stier, bevor er sich von Jupiter losreißt und übers Dach flüchtet. Drei schwarzgekleidete Männer dringen in den alten Palazzo ein und legen mit Benzin einen Brand. Jupiter entkommt den Explosionen ums Haaresbreite durch einen kühnen Sprung …

|Das Haus des Daedalus|

Am nächsten Tag erfährt er, dass Cristoforo tot aus dem Tiber gefischt wurde. Jemand im Vatikan geht also auch über Leichen, um das Geheimnis des 17. Piranesi-Drucks zu bewahren. Doch wer ist es genau? Als Jupiter Coralina wiedersieht, erzählt sie ihm vom Haus des Daedalus, von dem Cristoforo sprach. Der Legende nach errichtete der berühmteste Baumeister der Antike, Daedalus, für den minoischen König von Kreta ein Labyrinth, um ein Ungeheuer namens Minotaurus gefangen zu halten und ihm Jungfrauen zu opfern. Doch Daedalus fiel in Ungnade und musste mit seinem Sohn Ikaros fliehen. Ikaros flog mit seinen Wachsflügeln zu hoch und verbrannte entweder, oder das Wachs seiner Flügel schmolz und er stürzte ins Meer.

Wie auch immer: Daedalus errichtete in den römischen Hügeln für die etruskischen Könige ein weiteres Labyrinth. Im Lauf der Jahrtausende ging diese Tatsache fast verloren, Rom wurde errichtet, und nur eine Schale bewahrte das Geheimnis: Deren Bruchstück fanden Coralina und Jupiter in der römischen Kirche als Piranesis Vermächtnis. Doch wo ist das Tor zum Labyrinth, das als „Haus des Daedalus“ in die Legende einging und von manchen nun als die Hölle angesehen wird? Öffnet der Schlüssel auf dem Obelisken der 17. Kupferplatte das Tor selbst?

Jupiter und Coralina beginnen ihre Suche, nicht wissend, dass der vatikanische Geheimbund alles daran setzt, den Zugang vor ihnen zu finden. Beide Gruppen ahnen nicht, dass bereits eine Expedition ins besagte Labyrinth eingedrungen und dort unten auf namenlose Schrecken gestoßen ist …

_Mein Eindruck_

Acht Jahre sind eine lange Zeit, genug, um eine einst vielleicht innovative Story in ein abgedroschenes Klischee zu verwandeln. Nach den Megaerfolgen von Mystery-Thrillern wie [„Illuminati“ 2106 und „Sakrileg“ sieht „Die Vatikan-Verschwörung“ aus, als stamme die Story aus dem Rezeptbuch für die Kategorie „Mystery“. Man nehme einen alten Geheimbund, der im Herzen der sowieso zwielichtigen katholischen Kirche tätig ist; eine alte Legende, die möglichst den meisten bloß zur Hälfte bekannt ist; sowie ein tapferes Ermittlerpärchen, das sämtlichen Gefahren und dem Geheimbund trotzt, um besagter Legende auf den Grund zu gehen. Dass im Finale alle bösen Buben ihr verdientes Ende finden, versteht sich von selbst, und dass die beiden Helden bis an ihr Lebensende glücklich sind und viele |bambini| in die Welt setzen, natürlich ebenfalls.

So weit, so traurig. Denn Meyers Buch hätte sicherlich ein besseres Schicksal verdient. Der Autor hat in erzählerischer Hinsicht alles richtig gemacht. Mit den oben genannten Ingredienzien lässt sich ein gar spannendes Süppchen kochen, und wenn man wie Meyer den richtigen Rhythmus für Spannung und Entspannung, Romanze und Action einhält, so kommt der Leser bzw. Hörer eigentlich voll auf seine Kosten.

Da macht es dann fast gar nichts mehr, dass im Finale die Verwirrung etwas groß wird, wenn nicht bloß ein unheimliches Wesen auftaucht, sondern gleich zwei. Und wer oben genau aufgepasst hat, kann sich sogar ausrechnen, welche zwei Wesen ich meine. Es versteht sich von selbst, dass die Welt noch einmal nur um Haaresbreite einer Katastrophe entgeht.

Ein gar hübscher Einfall ist zudem, dass der Baumeister des Vatikan den wahnwitzigen Plan hat, das Haus des Daedalus auf die ganze Welt auszudehnen, sie sozusagen komplett zu „labyrinthisieren“. Halb ironisch deuten Jupiter und Baumeister Trojan an, dass in Rom die Labyrinthisierung bereits in vollem Gange sei, so dass die Altstadtgassen sich dynamisch verändern, um den ahnungslosen Wanderer in einer Falle zu fangen (was dem Begriff „Touristenfalle“ einen völlig neuen, blutigen Beigeschmack verleiht).

Die Welt als Karzer (Carcero), also Kerker, und als Labyrinth – Piranesi und Dädalus hätten sich sicherlich gefreut. Denn dadurch würde die Welt sämtlich Charakteristika der Hölle annehmen: Es gibt kein Entkommen für die darin Gefangenen, so dass diese auf ewig ihre Strafe erleiden müssen. Dädalus selbst war ja ein Bestrafter, der von seinem Dienstherrn eingesperrt wurde. Der Sage nach entkamen sie aus dem Labyrinth des Minos mit Flügeln, doch nur Ikaros flog zu hoch, das Wachs der Flügel schmolz und er stürzte ins Meer. Dädalus entkam irgendwohin. Warum nicht gar nach Rom, das der Sage nach – und der Roman fußt fortwährend auf Legenden und Sagen – von einem trojanischen Helden namens Aeneas gegründet worden sein soll. Was die etruskischen Könige in dieser Gegend sicher sehr witzig gefunden hätten.

Die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart bildet ein geheimnisvoller Code – und das erinnert uns stark an den „Da Vinci Code“ in [„Sakrileg“. 1897 Der Code steht auf einer zerbrochenen Schale aus minoischen Zeiten. Wer alle Bruchstücke zusammenfügt, wie es die „Adepten der Schale“ tun, soll das Tor zum Haus des Daedalus finden. (Die Verbindung mag zwar historisch völlig unhaltbar sein, aber wenn man wie der Autor mit Sagen und Legenden hantiert, kann man alles nach Belieben verwenden.) Und der Geheimbund ist selbst gespalten: Trojan will die Welt zum Labyrinth machen, doch seine Widersacher wollen die katholische Kirche schützen und das Geheimnis hüten. Sie werden alle gleichermaßen gerichtet werden, weiß der Leser bzw. Hörer im Voraus. Doch bis zum Finale ist es ein langer, sehr spannender Weg. Für gute Unterhaltung ist stets gesorgt.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Das Hörspiel wird wie (fast) jede dramatische Form von seinem Zusammenspiel aus Dialogen, Geräuschen und Musik getragen. Keiner der drei Teile darf sich zu sehr in den Vordergrund drängen, sollen die anderen Teile nicht unverständlich werden und störend wirken. So drängt sich beispielsweise in Schätzings Hörspiel [„Tod und Teufel“ 3596 die Musik gar mächtig in den Vordergrund, worunter die Bedeutung der Dialoge leidet. Dass Geräusche und Musik die Dialoge grundsätzlich nicht überlagern dürfen, versteht sich von selbst, denn sonst bleibt der Sinn des Hörspiels auf der Strecke: der dramatische Dialog mit dem Hörer.

|Die Sprecher|

Die Handlung wird nur von zwei Figuren vorangetragen, von Jupiter, der zugleich als Ich-Erzähler fungiert, und von Coralina. Andreas Fröhlich ist ein Großmeister seines Fachs und hat mir auch als Jupiter sehr gut gefallen. Zwar ist seine Stärke eigentlich das ruhige und emotional fein nuancierende Vorlesen (ich sage nur: [Polidori!), 525 aber auch als Quasi-Schauspieler wusste er mich zu überzeugen. Er ist mir am liebsten als ironischer John Cusack, aber auch als Träger der Action ist er nicht zu verachten. Gerade im Finale, das an Dramatik kaum zu überbieten ist, werden nicht viele Worte gebraucht, denn es hagelt stattdessen blaue Bohnen. Fröhlich hat Cusack allerdings auch in romantischen Rollen wie etwa „Serendipity“ (Weil es dich gibt) gesprochen, und diese Fähigkeiten braucht er gegenüber einer so attraktiven Partnerin wie Coralina alias Antje von der Ahe.

Antje von der Ahe zeichnet ihre Coralina (ich muss bei diesem Namen immer an den fast gleichnamigen [Roman 1581 von Neil Gaiman denken) als tapfere junge Frau, die einiges auf dem Kasten hat und in der Not auch eine Autoverfolgungsjagd ohne Schaden überstehen kann. Die Zigeunertochter zeigt jedoch häufig auch ihre empfindsame Seite, als sie sich immer wieder Sorgen um das Schicksal ihrer Großmutter macht, welche den Adepten der Schale wehrlos ausgeliefert ist. Als Frau darf Coralina / von der Ahe durchaus mal schluchzen und weinen, Jupiter / Fröhlich ist dies jedoch verwehrt (wäre ja noch schöner, wenn der Held zum Weichei würde!).

Unter den übrigen Sprechern fielen mir lediglich die alte UFA-Schauspielerin Barbara Ratthey als Shuvani und der Film-, TV- und Hörbuchsprecher Till Hagen als Estacado auf. Leider ist die Rolle des Estacado zu klein, als dass Hagen seine Stärken ausspielen könnte. Doch die Ratthey weiß sich als Zigeunerzauberin gut in Szene zu setzen und strahlt eine sanfte weibliche Autorität aus, die man heute lange suchen muss.

|Geräusche und Soundeffekte|

Die Geräusche des alltäglichen Roms kann man sich leicht vorstellen, denn es sind die jeder Großstadt. Doch hier in der Ewigen Stadt kommen noch die allgegenwärtigen Glocken hinzu sowie die Vögel, die in jedem Park und auf jedem Platz zwitschern und zirpen. Die Glocken dröhnen von Anfang an und läuten buchstäblich die Handlung ein.

Kommen wir zu den Geräuschen, die nicht so natürlich nach Rom passen: Schüsse etwa, Chaos auf der Autobahn, eine Verfolgungsjagd und schließlich noch mehrere donnernde Explosionen. Das hört sich doch schon mehr nach Kino für die Ohren an.

Aber wir sind immer noch nicht beim eigentlichen Schauplatz: dem labyrinthartigen, unterirdischen „Haus des Daedalus“. Zum Glück werden die drei Mönche, die sich in dieses Labyrinth gewagt haben, von Anfang an in die Pausen der Haupthandlung eingefügt, so dass wir Gelegenheit haben, den Fortgang ihrer Exkursion zu verfolgen. Remeo nimmt ein Tonband auf, um das zu protokollieren, was er sieht und mit Pasquale bespricht. Der Klang des Bandes ist schlecht und klingt verzerrt – ein simpler Filtereffekt. Subtiler wird’s dann bei den Soundeffekten, die die bedrückende Atmosphäre in den Gängen des Labyrinths evozieren. Gruseliger sind schließlich die Schreie, das Schnauben und am Ende … das Klappern von Hufen. Diese Kombination wiederholt sich in Variationen im Finale.

|Musik|

Die Musik hat zwei primäre Aufgaben, nämlich Untermalung im Hintergrund und das Füllen der Pausen zwischen den Szenen sowie natürlich Intro und Outro.

Die Pausen sind häufig, aber nicht immer mit einem männlichen Chorgesang ausgefüllt. Nach einer Weile verstand ich auch die lateinischen Wörter: „Domus Daedali“ – „Haus des Daedalus“. Wie passend. Sachte sind Streicher und ein Cello unterlegt. Dieser Chor

Weitaus weniger subtil ist hingegen die Musik der übrigen Pausen und des Hintergrunds. Recht häufig wird die Orgel eingesetzt sowie ein Tutti des gesamten Orchester, das in einem Crescendo die Dramatik auf die Spitze treibt. Mehr als einmal musste ich an die vielfältigen musikalischen Motive zu Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung denken, die Howard Shore so fabelhaft komponiert hat.

Doch wo bei Shore die Bilder die dramatische Musik ergänzen und rechtfertigen, fehlen im Hörspiel die Bilder – der Hörer muss sie sich im Kopf dazudenken. Entweder fehlt es mir an Phantasie oder am Sinn fürs Dramatische, aber oft erschien mir diese musikalische Untermalung als etwas übertrieben. Andere mögen sie allerdings als genau passend zu einem Mystikthriller empfinden.

_Unterm Strich_

Wenn „Illuminati“ und „Sakrileg“ nicht solch einen großen Erfolg gehabt hätten, wäre der „Vatikan-Verschwörung“ wahrscheinlich ein ebensolcher beschieden gewesen. Heute wirkt die einfallsreiche und sehr spannende Story etwas abgedroschen und klischeehaft. Das tut ihrem hohen Unterhaltungswert aber keinen Abbruch. Inzwischen hat sich eine ganze Industrie auf das Thema „Historische Mystery-Thriller“ eingestellt, und auch der unvermeidbare Wolfgang Hohlbein hat sein Scherflein dazu beigetragen [(„Das Paulus-Evangelium“). 2630 Daher hat sich Kai Meyer wohlweislich auf Jugendabenteuer verlegt und sich exotischeren Gegenden gewidmet: St. Petersburg, die Karibik, das alte China. Und seine Jugendbücher sind durchweg empfehlenswert.

|Das Hörspiel|

Sprecher und Geräusche sind perfekt, um spannendes Kino im Kopf entstehen zu lassen, doch die Musik, wenn auch stilecht und von Profis beigetragen und abgemischt, fand ich zu dick aufgetragen. Aber wahrscheinlich bin ich sowieso ein Fan der leisen Töne. Jedenfalls ist die Musik geeignet, auch noch dem ruhigsten Hörer den Adrenalinpegel zu erhöhen. Das Finale lässt an horrormäßiger Suggestion nichts zu wünschen übrig. Hier hat das renommierte STIL Studio ganze Arbeit geleistet.

|Originaltitel: Das Haus des Daedalus, 2000
158 Minuten auf 2 CDs|
http://www.stil.name
http://www.luebbe-audio.de

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Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Die Werwolf-Sippe (Folge 47)

_Die Kinder der Nacht: Familienfeier der Werwölfe_

Die Älteste des Wervolk-Clans prophezeit die Wiedervereinigung ihrer Sippe unter einer neuen Königin, die die Menschen das Fürchten lehren werde. Doch zuerst muss sie die junge Jovanka dem Blutritual unterziehen, das diese zur Werwölfin machen wird …

Die Story erschien erstmals als Band 173 der Bastei-Romanserie.

_Der Autor_

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

_Die Inszenierung_

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino, Christopher Walken, Kevin Kostner, Jeremy Irons, Pierce Brosnan und vielen mehr.
Wolfgang Pampel, die deutsche Stimme von Harrison Ford, spricht den Erzähler.
Jane Collins: Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Gillian „Scully“ Anderson
Suko: Martin May
Bill Conolly: Detlef Bierstedt (George Clooney, Robert ‚Freddy Kruger‘ Englund)
Sheila Conolly: Daniela Hoffmann (Julia Roberts)
Sir James Powell: Karl-Heinz Tafel
Jovanka Vasely: Berenice Weichert (Anna ‚Rogue‘ Paquin, Scarlett Johansson)
Jurina Vasely: Marianne Rogée
Silva: Anke Reitzenstein (Whitney Houston, Jeri Ryan)
Lupina: Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Kristanna Loken)
Marcel Vendri: Peter Flechtner (Ben Affleck)
Al Astor: Jörg Doering (Colm Meaney)
Roland Foucert: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman …)
Margret Rutland: Marianne Groß (Gattin von Lutz Riedel; Angelica Huston, Cher)
Sue Rutland: Dascha Lehmann (Katie Holmes, Jennifer Love Hewitt)
Pfarrer: Bernd Rumpf (Liam Neeson, Alan Rickman)
Sowie Simon Jäger (Heath Ledger, Josh Hartnett, Matt Damon) und andere.

Der Produzent ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der John-Sinclair-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel [„Der Anfang“ 1818 hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Regieassistenz: Patrick Simon
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Tontechnik: Arne Denneler
Schnittassistenz: Jennifer Keßler
Produktion: Alex Stelkens (|WortArt|) und Marc Sieper (|Lübbe Audio|)

_Handlung_

Dereinst werde eine neue Königin die verstreute Sippe der Werwölfe wieder vereinen und zu neuer Größe führen, prophezeit die alte Jurina Vasely. Jovanka, ihre Enkelin, brennt darauf, sich ihrem Volk endlich anschließen zu können und unterzieht sich dem Blutritual, das sie ebenfalls zur Werwölfin macht. Doch entsetzt muss sie erfahren, dass die Jäger sich bereits nähern und ihre Großmutter nicht vorhat, vor ihnen zu fliehen …

Die Jäger werden vom Pfarrer des nordfranzösischen Städtchens Gravelines angeführt. Er hat von einem Vorgänger eine Axt mit silberner, geweihter Schneide geerbt – ein geeignetes Instrument zur Vernichtung von Werwölfen und anderem Gelichter. Sie stoßen mitten im Wald auf einen verlassenen Planwagen und nähern sich ihm misstrauisch. Ein Wolf bricht daraus hervor, den die Silberaxt des Pfarrers jedoch sofort tötet. Aber wo ist der Rest der bestialischen Sippschaft? Die Suche geht weiter.

Jovanka folgt dem Auftrag ihrer Großmutter, ihre Schwester Silva und ihren Bruder Marcel zu suchen. Als einer der Jäger sie stellt, fällt es ihr leicht, ihn zu überwältigen und den ersten Blutdurst zu stillen. Schon bald ist sie in Gravelines, wo sie im Mädcheninternat ihren Bruder findet, der hier unter dem Namen Marcel Vendri als Lehrer arbeitet. Bedauerlicherweise erhebt bereits ein Menschenweibchen Anspruch auf ihn …

John Sinclair wird von seinem Mitarbeiter Bill Conolly angerufen. Bills Nachbarin Margret Rutledge mache sich Sorgen um ihre Tochter Sue, die sich in einem französischen Internat in Gravelines aufhalte. Doch in der Region Gravelines habe es in letzter Zeit einige grässliche Todesfälle gegeben, und die französischen Behörden fürchten, die legendäre „Bestie von Gévaudan“ sei zurückgekehrt. Gerüchten zufolge soll Sue ein Verhältnis zu ihrem Lehrer Marcel Vendri begonnen haben. Doch der betrüge sie mit einer anderen Frau.

Sheila Conolly zeigt John Sues Brief. Darin bezeichnet sie Lupina als die Geliebte ihres Lehrers. Bei diesem Namen klingeln bei John sämtliche Alarmglocken, denn er hatte selbst mal einige Begegnungen mit Lupina. Sue schreibt, dass sie fürchte, beim nächsten Vollmond werde es wieder Tote geben. John erkennt, dass er sich beeilen muss. Jane Collins, seine Freundin, besteht darauf mitzukommen, ganz besonders, wenn es um Frauen geht, die ihrem John in mancherlei Hinsicht gefährlich werden könnten.

Die beiden nehmen Suko mit und fahren mit der Kanalfähre nach Calais. Auf der Überfahrt haben sie eine denkwürdige Begegnung mit Silva Vasely, die mit ihrem Wanderzirkus von Wölfen unterwegs nach Gravelines ist. John erschießt einen der vermeintlich zahmen Wölfe, was ihm leider keine Sympathiepunkte einbringt.

Unterdessen hat sich in Sue Rutledge genügend Zorn angestaut, dass er sich entladen muss. Als sie ihren Geliebten Marcel eine junge Frau in seine Wohnung führen sieht, kocht der Zorn über. Sie wird ihm gehörig die Leviten lesen! Doch der Besuch bei Marcel erweist sich als alles andere als ein Triumph. Denn die beiden Turteltäubchen enthüllen Sue ihre wahre Natur …

_Mein Eindruck_

Dies ist die erste Hälfte des Doppelhörspiels um das Wiederauftauchen von Lupina in Gestalt von Jovanka Vasely. Man muss schon ein klein wenig mitdenken, um die Sprünge in der Handlungsführung nachvollziehen zu können: Lupina steigt nämlich urplötzlich aus der Versenkung auf. Keiner sagt uns, woher sie kommt, aber es ist anzunehmen, dass Marcel Vendri Bescheid weiß.

Jovanka, die Jungwerwölfin, muss erst einmal ihre Kräfte messen – und siehe da, sie ist weitaus stärker als jeder Mann. Wer hätte das gedacht? Na, jeder von uns! Schließlich kennen wir uns seit dem Spielfilm „Der Pakt der Wölfe“ bestens mit Werwölfen aus. Denken wir zumindest, denn wie sich herausstellt, geht es im Film um alles andere als um Werwölfe. Die „Wölfe“ sind ein Geheimbund, der den Umsturz der Regierung betreibt. Und seine Mitglieder wissen auch erotische Mittel wirkungsvoll einzusetzen.

Tatsächlich verknüpft der Autor „Jason Dark“ ebenfalls weibliche Erotik mit dem Werwolfmotiv. Er wertet die weiblichen Werwölfe, die im Vordergrund stehen, zu einer Art verführerischer Amazonen plus Bestie auf. Eine machtvolle Kombination, der sich im Verlauf der Doppelhandlung nur sehr wenige Figuren entgegenstellen können. Diesmal sind die Frauen eindeutig die dominanten Figuren, was sogar auf Jane zutrifft.

Die Männer sieht man ständig irgendwo gefesselt, gefangen, besoffen oder dem Wahnsinn nahe durch die Handlung taumeln. Kein besonders erbaulicher Werdegang für unsere männlichen Helden. Mit einer einzigen Ausnahme: der Pfarrer. Nur der Mann Gottes weiß den bestialischen Hybridfrauen etwas todsicher Wirkendes entgegenzusetzen: seine Silberaxt. An ihn wendet sich Jane Collins im zweiten Teil – und wird in ihrer Erwartung, dass er ihr gegen die Bestien hilft, nicht enttäuscht.

Auch John Sinclair ist an sich ein Mann Gottes, als „Sohn des Lichts“, doch er hat es ungleich schwerer als der Pfarrer, den Werwölfen zu zeigen, wo der Hammer bzw. das Silberkreuz Hesekiels hängt.

_Die Inszenierung_

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: Bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück machen Pigulla, Bierstedt, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Den Dialog macht stellenweise der Einsatz von Stimmfiltern abwechslungsreicher, insbesondere beim Einsatz moderner Kommunikationsmittel wie etwa Funkgeräten oder Mobiltelefonen.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Diesmal herrschen die Geräusche vor, die man im Umfeld von Wäldern und Wölfen zu hören erwartet. Die Geräuschkulisse ist erstaunlich realistisch, wirkt aber nie überladen, sondern stets erscheinen die Geräusche als notwendig. Ein Markenzeichen der Serie sind Schüsse und Funkdurchsagen. Von beidem gibt es stets jede Menge. Und viel spritzendes Blut … Deshalb ist dieses Hörspiel erst ab 16 Jahren zu empfehlen.

|Musik|

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood- oder British Horror Movie zu hören. Die Titelmelodie der Serie erschallt in Intro und Outro in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen, den ich sehr sympathisch fand.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Das Booklet|

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher und die Macher. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 16 Jahren. Ausdrücklich steht „Hörspiel für Erwachsene“ auf dem Cover.

_Unterm Strich_

Das Erwachen Jovankas zur Werwölfin erinnerte mich an den Werdegang von Vampira, die ja achtmal die Hauptfigur in einer Lübbe’schen Hörspielserie war. Lupina, deren Herkunft nicht erklärt wird, ist ebenfalls eine Überfrau und wie Vampira dämonisiert bis zum Gehtnichtmehr. Sie ist die starke, verführerische Amazone, die die Männer reihenweise umhaut und, ähem, verschlingt. Dass sie auch ein Liebesleben haben könnte, wird allerdings nur dezent angedeutet. Als sich Marcels Geliebte Sue zwischen das inzestuöse Pärchen aus Brüderlein und Schwesterlein drängt, um alte Rechte anzumelden, zieht Sue leider den Kürzeren.

Johns Begegnung mit Silva Vasely und ihrem Wanderzirkus – aus Wölfen!? – deutet symbolisch bereits die sehr viel gefährlichere Begegnung mit den Werwölfen an, die John im 2. Teil haben wird. Allerdings sollte sich John ein wenig wundern, was diese Frau ausgerechnet mit Wölfen zu tun hat. Ihr Wanderzirkus dient nämlich nur der Tarnung. Für was, erfahrt ihr im 2. Teil.

Auch jungen Menschen ab 16 Jahren, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte. Nur: Auf das Ballern und Blutspritzen sollte man immer gefasst sein.

|47 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3782-8|
http://www.sinclairhoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wortart.de

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„John Sinclair: Remastered-Box 1“ 5656
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Durst! (Offenbarung 23, Folge 15)

_In Berliner Unterwelten: Ausbeuter und Vampire_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Warum trug der 1998 verstorbene Berliner Hacker Tron ein Schmuckstück in Form eines „Wassermanns“, wo er selbst doch im Sternzeichen der Zwillinge geboren war? Hat das etwas mit seiner einstigen Expedition in die Berliner Unterwelten zu tun – mit den Resten der vergangenen Stadt „Germania“? Was der Student Georg Brand bei seiner Spurensuche dort unten entdeckt, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Und macht ihn zum Spielball mächtiger Industrieunternehmen, die das wichtigste Lebensmittel der Welt unter ihre Kontrolle bringen wollen: Wasser …

_Der Autor_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

1. Staffel von „Offenbarung 23“:
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

2. Staffel:
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

3. Staffel:
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

4. Staffel:
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) [Das Bernsteinzimmer 3887
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, und klingt wie Kirsten Dunst, Kate Beckinsale oder Natalie Portman.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex‘ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. oder Adam Sandler.
Wille Behm: Klaus-Dieter Klebsch klingt nach Alec Baldwin oder Gabriel Byrne.
Sigi Marggraf: Norman Matt klingt wie Cillian Murphy oder Jonathan Rhys-Meyers.
Detlef Bierstedt spricht den Reporter Kai Sickmann und klingt wie George Clooney.
Benjamin Völz spricht Tron alias Boris F. und klingt wie Keanu Reeves oder James Spader.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven.
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo ihrem Freund Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

Der PROLOG versetzt uns in eine allseits bekannte Vampirszenerie. Der Obervampir begrüßt seine „Kinder der Nacht“ und bittet sie, den edlen „roten Trank“ zu genießen, von dem wir bereits ahnen, um was es sich handelt. Der Obermacker begrüßt sodann die Abgesandten des wahren Herrschers der Welt, wer auch immer das sein mag. Schließlich eröffnet er den „danse noir“. Das Fest kann beginnen. Insgeheim jedoch schickt er seinen „Ritter“ Marggraf aus, um das prophezeite „Kind des großen Nichts“ zu schützen …

Die Nachrichtensprecherin Dagmar Berghoff berichtet, dass der Rohstoff Wasser immer wertvoller wird und der Bedarf der Menschheit pro Jahr um 2 bis 3 Prozent steige. Berechnungen hätten ergeben, dass im Jahr 2025 ein Drittel der Menschheit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr hätte.

Georg Brand ist immer noch bei seiner Freundin Nolo und futtert ihre schmackhaften Spaghetti. Er wusste bislang nicht, dass man Basilikum als Aufputschmittel verwenden kann. Als er sich in den Finger schneidet, lutscht sie das Blut genüsslich ab, so dass er auf dumme Gedanken kommt. Ist Nolo eine Kräuterhexe oder gar ein Vampir?

Als er sie nach der Herkunft ihres Bernsteinanhängers fragt, antwortet sie, Tron, ihr Ex, habe ihn vom „Verein Berliner Unterwelten“ bekommen, d. h. er fand ihn auf einer der geführten Exkursionen, die der Verein anbietet, und zwar in einem alten Bunker. Berlin ist übersät mit Bunkern aus dem letzten Weltkrieg. Georg ist fasziniert von der Idee, seinem Vorbild nachzueifern und schlägt eine solche Exkursion vor. Nolo stimmt zu. Sie ist ebenfalls neugierig, was es in der Tiefe zu finden gibt.

Als im Museum des Vereins ihr Führer Wille Behm auftaucht, können sie endlich losmarschieren. Die U-Bahn rumpelt unweit durch die Tunnel, und auch das alte „Germania“, Hitlers geplante Welthauptstadt, ist in Resten zu besichtigen. Wie sich herausstellt, kannte Behm auch Tron und erzählt, dass sich der Hacker Sorgen machte wegen der Privatisierung der Berliner Wasserwerke, die kurz nach seinem Tod im Jahr 1999 erfolgte. Seitdem seien die Wasserpreise um rund 30 Prozent gestiegen, berichtet Behm. Steht dies in Zusammenhang mit dem Wassermann-Zeichen auf Nolos Bernsteinmedaillon? Denn Trons eigenes Sternzeichen waren die Zwillinge.

Die Führung endet in Raum Nr. 23. Sofort denkt Georg an den gleichnamigen Film über den Hacker Karl Koch. Ein Omen? Das Licht geht aus! Behm und Nolo verschwinden! Ein grünlich phosphoreszierendes Licht erscheint und jagt Georg Angst ein. In diesem Licht sieht Behm aus wie ein Vampir. Dann rennt Georg auf das Licht zu – und voll in eine Mauer. Jetzt wird’s wirklich zappenduster …

_Mein Eindruck_

Die Unterwelt ist nur ein thematischer Ausgangspunkt für die beiden Hauptthemen, die daran angeknüpft werden, aber zugegebenermaßen ein spannender und unheimlicher. Daher passt er zum Thema, das bereits im Prolog angeschnitten wird: Vampirismus. Die Frage ist natürlich: Gibt es wirklich Vampire, und wenn ja, worin besteht dann ihr Vampirismus? Glauben die Leute wie der Obervampir und sein Abgesandter Marggraf nur, dass sie Vampire sind, und sind in Wahrheit etwas anderes, nämlich Opfer einer Krankheit? All dies wird im Verlauf der verschlungenen weiteren Handlung erörtert und zu einem gewissen Grad aufgeklärt.

Das zweite Hauptthema hat Wille Behm bereits angesprochen: Wasser. Es wird immer teurer. Aber warum nur – fällt es doch fast jeden Tag kostenlos vom Himmel. Doch Tron hat die Zeichen der Zeit erkannt: Die Privatisierung der Wasserwerke in London und Berlin hat den Wasserpreis in die Höhe getrieben. Und was das Perfide daran ist: Die Verluste, welche die neuen Eigentümer der Wasserwerke bei der Instandhaltung des Netzes angeblich machen, müssen aus dem Säckel des Steuerzahlers ausgeglichen werden. Dabei streichen die Eigentümer eine Rendite von 8 Prozent im Jahr ein. Unsereins zahlt also zweimal: erstens fürs kostbare Nass und zweitens für die Verteiler desselben. Wir bescheißen uns also selbst. Das ist eine der interessantesten Aussagen der gesamten Serie und wirklich einer Recherche wert.

Auf praktisch jeder Flasche Mineralwasser steht, dass dieses Wasser „enteisent“ wurde. Der Grund, so erfährt Georg vom Reporter Sickmann, ist der angeblich schlechte Geschmack des Eisens, aber vor allem dessen rötliche Farbe. Diese Farbe erinnert nicht von ungefähr an menschliches Blut, denn erst durch den Eisengehalt in den Blutkörperchen, dem Hämoglobin, werden diese rot gefärbt. Das Hämoglobin ist für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich.

Was aber passiert bei Anämie? Bei den davon betroffenen Kranken mangelt es am Hämoglobin und sie sehen bleich aus – wie Vampire. Durch Zufuhr gesunden Blutes könnte dieser Mangel ausgeglichen werden, glauben Mediziner und „Vampire“. Siehe dazu den PROLOG. Dass Vampire Bluttrinker sind, hängt einfach nur mit ihrer Anämie zusammen. Doch woher rührt die Anämie, will Georg wissen. Tja, teils von der Stoffwechselkrankheit Porphyrie, die von Bleivergiftung herrührt, Blei, wie es früher in alten Wasserleitungen verwendet wurde und zu Hämoglobinmangel führte. Aber warum nicht auch von der Enteisenung des Wassers, antwortet Sickmann, denn die Wirkung ist die gleiche.

Fazit: Das Wasser, das uns die Wasserkonzerne wie RWE noch zukommen lassen, ist so enteisent, dass es uns zu „Vampiren“ macht. Und der daraus resultierende Sauerstoffmangel macht uns dumm. Was den Mächtigen der Welt vielleicht nicht unrecht ist, um uns besser beherrschen und lenken zu können. Und Dumme kaufen jede Menge Sachen, die sie nicht brauchen, und glauben Dinge, die barer Unsinn sind. Bereits anderthalb Menschen leiden an Eisenmangel, behauptet Wille Behm. Und es werden täglich mehr. Warum und wozu? Georg will es herausfinden.

Und wer nun wissen möchte, wo die gute Nolo abgeblieben ist, muss das Hörspiel schon selbst anhören.

_Unterm Strich_

Das 74 Minuten lange Hörspiel hat mich auf weite Strecken recht gut unterhalten und informiert, und ich fand die Lösung auf das Rätsel der Vampire nicht nur interessant, sondern sogar einleuchtend. Da könnte man glatt Verfolgungswahn bekommen. Und ich höre schon den Slogan der Serie im Ohr: „Es ist alles wahr!“ Diesmal gibt es sogar so etwas wie Action und Horror. Man bleibt aber doch ziemlich auf dem Teppich und steigt nicht in Horrormythen ein, wie es die |Lübbe-Audio|-Serie „Vampira“ tun darf.

|74 Minuten auf 1 CD|
http://www.lpl.de
http://www.offenbarung-23.de
http://www.luebbe-audio.de

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Bernsteinzimmer, Das (Offenbarung 23, Folge 14)

_Das Geheimnis der Sonnensteine_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Es gilt als das achte Weltwunder, das Bernsteinzimmer, das einst im Jahre 1716 vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen verschenkt wurde. In den Wirren des 2. Weltkriegs verschwand es. Seitdem läuft eine abenteuerliche und groteske Schatzsuche nach dem wertvollsten Kunstwerk der Menschheit. Längst ist das Zimmer rekonstruiert, doch die Suche nach dem Original geht weiter. Georg Brand macht sich auf den Weg nach Königsberg, um die Frage zu beantworten, was wirklich hinter dem Mythos der legendären „Brennsteine“ der Alten steckt.

_Der Autor_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

1. Staffel von „Offenbarung 23“:
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

2. Staffel:
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

3. Staffel:
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

4. Staffel:
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, und klingt wie Kirsten Dunst („Spider-Man“), Kate Beckinsale oder Natalie Portman.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex‘ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Lutz Mackensy spricht Saint Clair und klingt nach Al Pacino, Stanley Tucci oder Jonathan Price.
Björn Schalla spricht Gennadi A. Solnzekow und klingt nach Sean William Scott.
Detlef Bierstedt spricht den Reporter Kai Sickmann und klingt wie George Clooney.
Benjamin Völz spricht Tron alias Boris F. und klingt wie Keanu Reeves oder James Spader.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven oder Vincent Price.
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“ und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

Nach ihrem Erlebnis in Schottland finden Georg Brand und sein Kumpel Kim Schmittke auch im heimatlichen Berlin die Spur von Rittern, seien sie nun vom Templerorden wie in Schottland oder vom Orden der Deutschritter. In Ortsbezeichnungen wie Tempelhof und Kreuzberg sind noch ihre Spuren bis heute abzulesen. Es gebe sogar einen Templerverein in Berlin, der echte Rüstungen trage, weiß Kim. Doch als ein paar Finsterlinge Georg direkt am Flugfeld packen und in Gewahrsam nehmen, ist Schluss mit lustig!

Die Nachrichtensprecherin Dagmar Berghoff berichtet am 31. Mai 2003 von der Eröffnung des rekonstruierten Bernsteinzimmers, das der Öffentlichkeit übergeben wird. Es entstand Anfang des 18. Jahrhunderts in der alten Hauptstadt Preußens, Königsberg, und wurde 1716 vom König Friedrich Wilhelm I. dem russischen Zaren Peter dem Großen zum Geschenk gemacht. Im Austausch bekam der Preußenkönig 55 „Lange Kerls“ aus St. Petersburg. Da das Bernsteinzimmer in den Bombennächten des 2. Weltkriegs verschwand, fragt sich die Fachwelt, wo sich das bedeutendste Kunstwerk Mitteleuropas heute befindet.

Ein Mann namens Gennadi A. Solnzekow (abgekürzt G.A.S.) begrüßt den wieder befreiten Georg und bezeichnet sich als Angehörigen des russischen Geheimdienstes GRU und Leutnant der Roten Armee. Sie befinden sich zur Georgs Überraschung mitten im rekonstruierten Bernsteinzimmer. Der herrliche rötliche Glanz der Bernsteinmosaiken führt Georg vor Augen, um was es Solnzekow geht. Georg soll für ihn das echte Bernsteinzimmer finden. Aber wo? Natürlich in Königsberg, wo sonst?

In dem heutigen Kaliningrad, einer russischen Exklave zwischen Polen und Litauen, steigt Georg aus dem Zug. Den Fahrschein hat er bei Trons Exfreundin Tatjana Junk gelöst, die ihm eine weitere Tron-Chiffre zeigte: einen Bernstein-Anhänger mit dem Zeichen des Wassermanns. Georg schaut sich auf dem Bahnhofsvorplatz um, und wer läuft ihm über den Weg? Natürlich St. Clair, der schottische Tempelritter, der Hüter des Wissens der Menschheit. Er nennt Georg halb im Scherz, halb im Ernst „Hermes Trismegistos“. Und Georg erinnert sich an seine bemerkenswerte Show als Hermes in Roslyn Castle.

St. Clair betätigt sich mal wieder als Führer durch die Vergangenheit. Das Königsberger Schloss wurde zwar von den Sowjets 1967 gesprengt, aber ein Turm, der dem Donnergott der Germanen (Donar) gewidmet ist, steht immer noch. Darin zeigt eine Ausstellung wertvolle Juwelen, darunter auch Bernsteine. An der ganzen Ostseeküste wurden diese edlen Steine gefunden, und da der Orden der Deutschritter, der in Königsberg seinen Sitz hatte, das Monopol auf das „Gold der Ostsee“ hatte, wurde er sehr reich. Aus dem Orden gingen die Preußen und daraus wiederum das Deutsche Reich hervor. Das Monopol endete erst 1945.

Aber wo ist denn nun das verschwundene Bernsteinzimmer, will Georg wissen. St. Clair kann ihm nur raten, wieder in Berlin zu suchen. Die Spur führt zu Tatjana und Leutnant Solnzekow zurück, die eine ganz besondere Beziehung verbindet …

_Mein Eindruck_

Auch diese Episode versucht ein wenig Licht auf ein Geheimnis der Menschheit zu werfen, doch zunächst kommt uns das Bernsteinzimmer vielleicht ein wenig zu banal dafür vor. Was soll so besonders an versteinertem Harz sein? Doch offenbar handelt es sich erstens um eine einst ziemlich wertvolle Währung, zweitens wurden die „Sonnensteine“ mit mystischen Kräften ausgestattet und entsprechend verehrt. Drittens hat Bernstein auch noch medizinische Eigenschaften, wenn man ihn erhitzt – es entsteht Kolophonium.

Doch die Offenbarungs-Serie begnügt sich meist nicht mit diesem Niveau von schulgemäßer Aufklärung, denn die Drahtzieher der Geschehnisse um Georg, wie etwa St. Clair, haben für ihn eine besondere Rolle vorgesehen. Die Bühne für diese Rolle ist nichts Geringeres als die Weltpolitik. Wer das nicht glaubt, solle das Hörspiel „Machiavelli“ anhören, das außerhalb der Serie steht. Was aber hat dann das Bernsteinzimmer mit Weltpolitik zu tun? Die Antwort liegt bei den Russen. Schließlich wird Georg von einem angeblichen Russen auf die Suche geschickt. Was Georg findet bzw. von den Russen erzählt bekommt, ergibt jedoch nur weitere Widersprüche.

Wenn die Russen nicht wollen, dass das deutsche Nationalgefühl, das sich angeblich im Bernsteinzimmer manifestiert (siehe Preußen und Deutsches Reich), wieder erwacht, warum übergaben sie dann anno 2003 eine Kopie des Kunstwerks an die Deutschen? Man könnte verstehen, wenn sie das Original zurückhalten. Wollen sie die Deutschen verspotten?

Aber dann wird angedeutet, dass es sich bei der Kopie vielleicht doch um das verloren geglaubte Original handeln könnte, nach dem Poe’schen Prinzip, dass man etwas Gesuchtes am besten dort versteckt, wo es jeder sehen kann (vgl. Poes „The purloined letter“). Jeder Besucher der Ausstellung denkt also, es handle sich nur um eine Kopie, doch es ist in Wahrheit das Original. Und da dessen Pflege und Wartung (Steine sind zu ersetzen) teuer ist, haben sich die Russen sowohl einen Kostenfaktor vom Hals geschafft als auch einen politischen Gegner verspottet. Und angeblich einen Krieg verhindert.

Das klingt ja ganz nett, aber höchst unglaubwürdig. Ungefähr so wie die Theorie, die „Titanic“ sei versenkt worden, um die Versicherung zu kassieren. Aber immerhin lernt der Hörer etwas über den GRU, der fünfmal so groß wie der KGB sein soll und offenbar alle wirklich wichtigen Vorgänge in Russland steuert. Außerdem gibt’s mal wieder Geschichtsunterricht.

Diese Episode greift das Motiv des Wassermanns wieder auf, das im Tarot-Orakel Saint Clairs auf Roslyn Castle auftauchte und für Georg Brand besondere Bedeutung hat. Der Wassermann scheint in Nolos Bernstein-Anhänger eingraviert zu sein. Dass Nolo für Georg eine besondere Bedeutung hat, dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Dass sie aber aus Samarkand stammt, der Stadt der Scheherazade, war mir neu und überraschte mich.

Natürlich sind wir jetzt rasend neugierig darauf zu erfahren, wer Nolos Adoptiveltern waren und wie es ihr gelang, von Samarkand nach Berlin zu gelangen, wo sie nun mit Georg Spaghetti kocht.

_Unterm Strich_

Das 70 Minuten lange Hörspiel hat mich auf weite Strecken relativ gut unterhalten, bis auf die ewigen Geschichtsstunden mit Saint Clair. Lustig fand ich ja, dass die Initialen des Leutnant Solnzekow das Wort G.A.S. ergeben. Das hat doch sicher etwas zu bedeuten, oder?! Oder nicht?

Es ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der gewohnt trivialen Handlung etwas Filmglamour. Die Episode endet mit einer relativ romantischen Szene, die aber dann doch eine faustdicke Pointe bereithält. Also nicht vorzeitig abschalten!

|70 Minuten auf 1 CD|
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David Baldacci – Das Versprechen (Lesung)

Nach einem schweren Autounfall verlieren die 12-jährige Lou und der siebenjährige Oz ihren Vater, während ihre Mutter für immer im Koma zu liegen scheint. Sie müssen von der Großstadt nach Virginia in die Berge ziehen, wo sie bei ihrer Urgroßmutter leben können. Doch auch dort ist das Leben keineswegs einfach und sicher. Die Bergbaugesellschaft will die Familie von ihrem angestammten Land vertreiben. Nur das Gewinnen eines Prozesses könnte die Rettung bringen.

_Der Autor_

David Baldacci ist der Verfasser u. a. von „Der Präsident“, das Clint Eastwood unter dem Titel „Absolute Power“ verfilmt hat. Der frühere Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist lebt in Virginia, USA.

Weitere Baldacci-Hörfassungen bei Lübbe: „Das Labyrinth“, „Der Abgrund“, „Die Versuchung“, „Die Verschwörung“ und „Die Wahrheit“, „Im Bruchteil der Sekunde“ (September 2004).

_Die Sprecherin_

Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Akte-X-Star Gillian Anderson („Scully“), hat u. a. mit Joachim Kerzel Ken Folletts Hörbuch „Die Leopardin“ gesprochen. Ihre Tonaufnahme ist von erstaunlicher Präsenz und sehr klar. Sie verfügt über ein beeindruckendes Gespür für Dramatik: Ganz gleich, ob sie sanft und weich Liebeserklärungen haucht, mit knurrendem Grollen droht oder mit größter Lautstärke Befehle oder Flüche brüllt – stets kommt sie völlig glaubwürdig und lebendig herüber.

_Handlung_

Die junge Lou Cardinal glaubt nicht mehr an Wunder, seit sie ihren Vater Jack bei einem Autounfall verloren hat und ihre Mutter Amanda nach Wochen noch immer im Wachkoma liegt. Auf der Farm ihrer Urgroßmutter Louisa May Cardinal in den Bergen von Virginia finden sie und ihr jüngerer Bruder Oz ein neues Zuhause. Hier, in der Einsamkeit des Appalachen-Gebirges, lernen die Geschwister, was es heißt, um sein Glück zu kämpfen – und die Hoffnung nie aufzugeben.

Die beiden Stadtkinder aus New York City müssen erst einmal lernen, ohne Strom, Innenklo und fließendes Wasser im Haus auszukommen: Louisa Mays Bauernhof ist technisch auf dem Stand des 19. Jahrhunderts. Immerhin hilft ihn ein Farbiger namens Eugene, und mit dem Nachbarsjungen Jimmy „Diamond“ Skinner können sie spielen und die Gegend erforschen. Dies ist das Land, in dem ihr Vater aufwuchs, bevor er in die Stadt ging. Skinner zeigt ihnen den schönsten Wasserfall der Welt.

Cotton Longfellow ist Oma Louisas Anwalt, allerdings lebt er in Dickens, der Stadt unten im Tal. Während die beiden Kinder dort in die Einheitsschule gehen müssen, kümmert er sich um die geistig abwesende, aber sonst gesunde Mutter der Kinder, Amanda Cardinal: Er liest ihr Bücher vor. Als die Kinder der Einheimischen Oz verprügeln wollen, verhaut Lou deren Anführer, einen Jungen namens Billy Davis. Doch Davis kann nichts dafür, dass er so aggressiv ist, denn sein Vater George, Louisas Nachbar, lässt seine ganze Großfamilie lieber hungern als mal von seiner Arbeit abzulassen.

Eines Abends stoßen Lou, Oz und Diamond auf George Davis‘ Schwarzbrennerei. Sie folgen einem Schwarzbären, der die Destille zerstört. Davis schießt mit seinem Gewehr auf die Kinder, beschwert sich dann sogar noch bei Louisa May über die Lausebengel und verlangt eine Entschädigung. Nur Diamond zahlt: einen alten Silberdollar. Wie sich zeigt, wird Davis sich rächen, indem er Louisa von ihrem Land vertreibt.

Als ein Vertreter und ein Landvermesser von der Kohlenbergbaugesellschaft Southern Valley bei Louisa auftauchen und ihr dieser Mr. Hugh Miller eine Menge Geld für ihr Land bietet, lehnt Louisa May natürlich ab. Sie will ihr Land an die Kinder und Eugene vererben. Durch ihre Weigerung blockiert sie den Landverkauf anderer Bauern und handelt sich damit erhebliche Antipathie ein, die auch Longfellow zu spüren bekommt.

Doch die Minenleute haben sich heimlich in Louisas Mine geschlichen und sind dort auf ein Erdgasvorkommen gestoßen, das sie ausbeuten wollen. Als Tage später Eugene mit den drei Kindern Kohle für den Eigenbedarf holen will, kommt es zu einer Explosion, weil sich das austretende Gas entzündet: Diamond stirbt und Eugene kommt nur knapp mit dem leben davon. Ein klarer Fall von fahrlässiger Tötung, doch man hält es zunächst nur für einen tragischen Unfall.

Wenige Tage später steht die Scheune, in der die Wintervorräte lagern, durch Brandstiftung in Flammen, und die 80-jährige Louisa erleidet einen Schlaganfall. Nun wird die Lage kritisch: Sollte sie sterben, stünden die Kinder ohne Vormund da, und da ihre Mutter keinen Anspruch auf das Land erheben kann, würden sie es verlieren. Diese Chance sehen auch Davis und die Bergbaugesellschaft haarscharf: Sie lassen die Cardinals auf Herausgabe des Landes verklagen.

Werden Lou und Oz ihre neue Heimat verlieren? Oder ist Longfellow wirklich ein so guter Anwalt, wie er immer behauptete? Und dann geschieht doch noch ein Wunder.

_Mein Eindruck_

David Baldacci kombiniert die Schilderung des ursprünglichen Landlebens mit einer juristischen Krise, die vor Gericht entschieden wird. Daher könnte dieses Buch als direkter Konkurrent zu John Grishams „Die Farm“ betrachtet werden.

In der gekürzten Fassung des Hörbuchs wird das Schwergewicht stark auf die Spannung im zentralen Handlungsverlauf gelegt, so dass das Zuhören praktisch nie langweilig wird. Ständig passiert etwas: Sei es ein Geburtstag oder die Weihnachtsfeier, seien es Naturerlebnisse oder eben die erwähnten Katastrophen: Scheunenbrand, Minenexplosion usw. Aber auch der deprimierende Besuch bei der Davis-Familie gehören dazu, bei der sich Oma Louisa erst als Geburtshelferin engagiert, nur um sodann von George Davis mit dem Gewehr bedroht zu werden.

All diese kleinen Dramen bettet Baldacci in die große Umwälzung während des 2. Weltkrieges ein, zu der ein Großteil der Handlung spielt. Virginia ist zwar ein reicher Staat, aber die Companies haben ihn systematisch ausgebeutet und nichts zurückgelassen außer Armut: Wild, Erz, Wald, Kohle, Gas – alles weg. Und die Companies haben die Regierung stets auf ihrer Seite. Immer gibt es einen korrupten Beamten im Apparat, der sich für deren Belange hergibt. Im Falle der Cardinals ist es deren Landenteignung.

Die verschwundene und verschwindende Kultur der Landbevölkerung bewahrt ausschließlich das Schreiben vor dem Vergessen. Erst schrieb Lous Vater Jack über seine Heimat, dann beginnt Lou selbst mit der Schriftstellerei. Wie wir am Schluss erfahren, verewigt sie das Land in 15 Romanen. In dieser Hinsicht hat Baldacci in ihrer Nachfolge geschrieben: einen Heimatroman im besten Sinne, wie ihn im 19. Jahrhundert auch deutsche Autoren wie Stifter, Raabe und Fontane schrieben.

_Die Sprecherin_

Franziska Pigulla spricht die verschiedenen Rollen mit großer Anteilnahme und emotionalem Einsatz. Kein Wunder, denn es ist eine sehr schöne und spannende Geschichte. Besondere Wärme lässt sie den Stimmen der Geschwister und der Urgroßmutter zukommen. Die meisten Männer außer Longfellow kommen weniger gut weg. Eugene Randall, der Farbige, hat eine besonders markante Stimme erhalten: Er spricht ziemlich langsam.

Die Spezialeffekte sind in dieser frühen Hörbuchproduktion von 2001 noch recht einfach. Des Öfteren ist die Stimme der Sprecherin mit Hall unterlegt. Dies soll signalisieren, dass man ihre Gedanken oder Erinnerungen hört. Nun ja: Der Effekt ist nicht sonderlich geglückt und wirkt aufgesetzt. Heute würde man bessere Filter einsetzen.

_Unterm Strich_

Mit Recht fragt sich der Leser, ob dieses Buch einen Thriller darstellt oder so eine Art Heimatschnulze ist. Eine Schnulze à la „Heidi“ von Johanna Spyri – Stadtkind kommt auf die Alm – ist „Das Versprechen“ schon mal gar nicht, obwohl auch die schönen Stunden nicht verschwiegen werden.

Einen Thriller könnte man das Buch durchaus nennen, selbst wenn die handelsüblichen Zutaten wie etwa Serienkiller und Privatdetektive fehlen. Dennoch entpuppt sich George Davis indirekt als Mörder, denn er hat mit seiner Brandstiftung das spätere Ableben Louisas in Kauf genommen. Und die Bergbaugesellschaft ist für Diamond Skinners Tod direkt durch fahrlässige Tötung verantwortlich. Dass all dies abgestritten und vertuscht werden soll, dürfte nicht überraschen. Aber auch die Landenteignung ist ein krimineller Plan, der möglicherweise erst durch eine Gerichtsverhandlung vereitelt werden kann.

Durch die verdichtete Handlung der Hörbuchfassung kommen diese Spannungselemente verstärkt zum Tragen und sorgen für kurzweiliges Hörvergnügen. Franziska Pigulla trägt die Sprechrollen ausgezeichnet vor, so dass ein Gefühl wie bei Filmszenen aufkommt. Beschreibender Text wird aus Lous Perspektive eingefügt, so dass der größere Zusammenhang alle Elemente zu einem Ganzen verbindet. Am Schluss hat man das Gefühl, eine komplette Lebens- und Landesgeschichte gehört zu haben. Ein Epilog bindet die Fäden der Story so ab, dass kaum Fragen offen bleiben.

Verschiedene Szenen des Buches sind nicht für Kinder unter 12 Jahren geeignet. Umfang: 335 Minuten auf 5 CDs

_Michael Matzer_ © 2003ff

Offenbarung 23 – 9-11 (Folge 29)

Zwielichtig: Wer sprengte das WTC-Gebäude Nr. 7?

Die Anschläge auf das aus insgesamt sieben Gebäuden bestehende New Yorker World-Trade-Center haben die Welt verändert. Zwei Türme stürzen ein. Vier Flugzeuge sollen an diesem verhängnisvollen Tag insgesamt zum Absturz gebracht worden sein. Doch – was war es wirklich, das die Welt mit so dramatischen Bildern für immer erschütterte? Ein Terroranschlag? Eine fatale Inszenierung?

Offenbarung 23 – 9-11 (Folge 29) weiterlesen

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Wissen der Menschheit, Das (Offenbarung 23, Folge 13)

_Mit dem Dudelsack zum Hermes-Gott_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Die Melodie eines Dudelsackpfeifers – wurde sie tatsächlich vom Berliner Hacker Tron in einer Datei verewigt? Und wozu ist diese seltsame Melodie eigentlich bestimmt? Die Spur führt nach Schottland, zur berühmten Roslyn-Kapelle, der alten Kirche der Tempelritter, welche die Familie Saint Clair erbaute. Doch welche Offenbarungen und Gefahren warten hier auf den Studenten Georg Brand, der doch nur das Rätsel um Trons Tod lösen will?

_Der Autor_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

Mehr Infos auf http://www.offenbarung-23.de.

1. Staffel von „Offenbarung 23“:
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

2. Staffel:
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

3. Staffel:
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

4. Staffel:
13) Das Wissen der Menschheit
14) Durst!
15) Das Bernsteinzimmer
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, und klingt wie Kirsten Dunst („Spider-Man“), Kate Beckinsale oder Natalie Portman .
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex’ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Lutz Mackensy spricht Saint Clair und klingt nach Al Pacino, Stanley Tucci oder Jonathan Price
Benjamin Völz spricht Tron alias Boris F. und klingt wie Keanu Reeves oder James Spader.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven oder Vincent Price.
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

Georg Brands Kumpel Kim Schmittke bringt ein neues Fundstück des Hackers Tron alias Boris F. mit, der im Jahr 1998 unter mysteriösen Umständen starb. Bei dem Fundstück handelt es sich um eine Melodie, die auf einem Dudelsack gespielt wird. Es fand sich auf einer Website über Roslyn Chapel, die alte Templer- und Freimaurerkirche in Schottland. Sie soll irgendetwas mit dem Heiligen Gral zu tun haben (wie man u. a. aus Dan Browns Roman [„Sakrileg“ 1897 weiß). Georg und Kim beschließen hinzufliegen.

In einer Nachrichtensendung berichtet Dagmar Berghoff von der Plünderung des irakischen Nationalmuseums im Jahr 2003. Dabei wurden nicht nur Ausstellungsstücke, sondern auch der Katalog mitgenommen, denn offenbar waren hier Profis am Werk. Aber die US Army guckte bloß zu. Was hat aber dies mit Roslyn Chapel zu tun?

Georg und Kim werden Zeuge eines Gottesdienstes in Roslyn Chapel, aber danach kommt keiner der Teilnehmer heraus. Wohin sind sie verschwunden? Sie gehen hinein und Kim beginnt, in der leeren Kirche das Tron-Stück auf seiner Sackpfeife zu spielen. Das ruft einen alten Bekannten Georgs auf den Plan: Saint Clair, den er schon in Stonehenge kennen lernte.

Saint Clair führte sie aufs nahe Schloss seiner Vorfahren, die allesamt dem Templerorden angehörten. Roslyn Castle stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde offenbart nach der Zerschlagung des Ordens durch den Papst und den französischen König erbaut. Das Skriptorium beherbergt die uralte Bibliothek, von der St. Clair behauptet, diese bewahre das alte Wissen der Menschheit, zum Beispiel die Herkunft der Mathematik aus der sumerischen Beobachtung der Sterne im heutigen Irak.

Am nächsten Tag legt er Georg, den er für etwas Besonderes hält, die Tarot-Karten. Aber nicht mit irgendeinem Kartenspiel, sondern mit dem ältesten bekannten Spiel der Welt. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert. Er deckt sieben Karten auf, darunter eine Orakelkarte. Doch die achte Karte, die zweite Orakelkarte, enthält er Georg vor und wirft sie entsetzt ins Kaminfeuer. Sie zeigt das Symbol der Wandlung, des Wechsels, der Auferstehung.

Am nächsten Abend, einem Dienstag, vernehmen Kim und Georg merkwürdige Geräusche aus der Bibliothek. Sie schleichen sich klammheimlich in den Raum, wo bereits eine Gruppe von sechs Männern um St. Clair versammelt ist. Offenbar eine Séance. Der Tempelritter ruft den Gott der Alchemisten, Hermes Trismegistos, an. Zu St. Clairs Entzücken und Kims Verblüffung zeigt sich der Gott auch – in Gestalt Georgs!

_Mein Eindruck_

Kim und Georg wandeln auf den Spuren von Dan Browns Professor Robert Langdon, nur dass die beiden keine Symbolkundler sind, sondern sich als Hacker im besten Sinne verstehen. Aber es ist schon ein wenig erstaunlich, dass Kim auf einmal in der Lage ist, ein astreines Dudelsacksolo hinzulegen. Wo und wann hat er das gelernt? Wir erfahren es nicht.

Dass der Tempelritter Saint Clair dafür ein Symbolkundler erster Klasse ist, leuchtet schon wesentlich mehr ein, denn schon in der gelungenen „Stonehenge“-Episode (Folge 7) outete er sich als Altertumsforscher. Dafür hat er aber auch keinen einzigen PC in seiner Skriptoriums-Bibliothek stehen. Das könnte die beiden Hacker geradezu auf Netz-Entzug setzen.

Ansonsten besteht die Episode aus sehr viel Gelaber, das hauptsächlich von Saint Clair als Oberlehrer bestritten wird. Die metaphysischen Zusammenhänge, die er anführt, um Georg Brand zum verheißenen Messias der Alchemisten (und der Mithras-Jünger unter Ian G) zu stilisieren, sind belesenen Zeitgenossen recht gut bekannt, aber die junge Generation könnte hier noch einiges esoterische Gedankengut aufschnappen.

Dass Georg sich als Hermes Trismegistos hinstellt, ist natürlich der Knalleffekt der gesamten Episode, aber was er da vom Stapel lässt, strapaziert die Gutgläubigkeit eines jeden gutmütigen Fantasylesers. Mehr soll nicht verraten werden. Nun mag man sich fragen, was das alles denn überhaupt soll? Bislang war in der Serie zwar schon oft von esoterischer Metaphysik die Rede (Episode 7 usw.), aber diesmal wird das Thema wirklich exzessiv beackert.

Wie die folgenden Episoden der vierten Staffel mir gezeigt haben, werden später die Früchte dessen geerntet, was in Episode 13 gesät wird. Dazu gehört zum Beispiel der gesamte Komplex um diverse Lichtgötter wie Mithras, Apoll und den keltischen Lugh sowie den Gegensatz zwischen Orient und Okzident, der sich in den Konflikten Russland und Iran vs. NATO und USA widerspiegelt. Wer also genügend Geduld und Aufmerksamkeit aufzubringen in der Lage ist, wird herausfinden, dass er den Monologen Saint Clairs nicht ganz umsonst gelauscht hat.

|Die Sprecher/Die Inszenierung|

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus, und Kim Schmittke sekundiert, wenn Georg über die Stränge schlägt. Etwas Humor hatte die Hörspielserie bislang nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Und der Oberlehrer Saint Clair strapaziert unsere Geduld zusätzlich.

|Geräusche und Musik|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Eine Ausnahme von dieser Regel habe ich nur in Episode 16 gefunden, aber bis dahin ist es noch eine Weile.

Die Musik fungiert meist ein Pausenfüller: Fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Schmuse-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren. Diesmal kommt natürlich auch die Sackpfeife hinzu, die Ian McLeod ganz hervorragend spielt. Der Klang ist kristallklar – und auch ziemlich laut.

_Unterm Strich_

Diese Episode hat eigentlich keinen Plot, sondern dient vor allem der Aneignung von esoterischem Wissen, welches die beiden Berliner Studenten in der Tempelritterbibliothek offeriert bekommen – von keinem Geringeren als einem echten Templer namens Saint Clair. Dass Georg Brand per Orakel seine Zukunft kennen lernt, mag zwar ganz nett sein, aber dass er auch in Zungen redet und Göttersprüche vom Stapel lässt, strapaziert unsere Gutgläubigkeit doch über Gebühr. Immerhin werden die Lehren St. Clairs später wieder aufgegriffen, sind also nicht bloß geistige Selbstbefriedigung.

Das 78 Minuten lange Hörspiel hat mich auf weite Strecken nicht besonders gut unterhalten, bis auf den Knalleffekt mit Gott Hermes und dem Dudelsacksolo. Es ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der gewohnt trivialen Handlung etwas Filmglamour.

|78 Minuten auf 1 CD|
http://www.lpl.de
http://www.offenbarung-23.de
http://www.luebbe-audio.de

John Sinclair Classics – Die Rache der roten Hexe (Folge 36)

Die Handlung:

„Hörst du die Schreie, Lucille?“ Die alte Dienerin Maddalena presste ihr Gesicht an die Scheibe und beobachtete den Fackelzug, der sich dem Haus näherte. Doch Lucille Latour hatte keine Angst vor dem Tod. Sie hatte sich auf diesen Tag vorbereitet – durch einen Pakt mit dem Teufel! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des GESPENSTER-KRIMI-Heftromans mit der Nummer 153 gemacht, der erstmalig am 17. August 1976 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war.

John Sinclair Classics – Die Rache der roten Hexe (Folge 36) weiterlesen

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Macht! (Offenbarung 23, Folge 8)

_Schädel & Knochen und das Spiel um die Macht_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

1963 wurde der US-Präsident John F. Kennedy ermordet, wenige Jahre später sein Bruder Robert, auch sein Sohn kam unter mysteriösen Umständen ums Leben. Zahllose Theorien machen die Mafia, die amerikanische Regierung selbst, die Kubaner oder gar einen Fluch dafür verantwortlich. Doch Georg Brand aus Berlin offenbart, dass der unter ungeklärten Umständen gestorbene Hacker Tron einen viel simpleren, banaleren und umso glaubwürdigeren Grund für die Kennedy-Todesfälle ermittelt hatte. (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe Webseite von |LPL records|). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern.

Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

Hinweis: Die vier Rückseiten der vier Booklets der zweiten Staffel ergeben ein Zusammensetzbild (vulgo: Puzzle), auf dem das Reichtagsgebäude vor einem brandroten Himmel zu sehen ist. Auf dem Platz vor dem Gebäude zeichnet sich dunkel das Emblem der Serie ab. Außerdem ergibt sich ein Internetadresse: http://www.vertraue-niemandem.org.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, mit der Stimme von Kirsten Dunst und Kate Beckinsale.
Oliver Siebeck spricht einen Reporter.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex’ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Jonathan Pryce in „Fluch der Karibik“.
Lutz Riedel spricht LKA-Mann Wim Banner und klingt wie Timothy „James Bond“ Dalton.
Reiner Schöne spricht Roy Adams, Sicherheitschef von Rupert Murdoch.
Jürgen Kluckert spricht Patrick und klingt wie Morgan Freeman.
Torsten Michaelis spricht Tupac Amaru Shakur und klingt wie Wesley Snipes.
Benjamin Völz spricht Boris F. alias „Tron“ und klingt nach Keanu Reeves oder James Spader.
Arianne Borbach spricht Margo und klingt wie Catherine Zeta-Jones.
Lutz Mackensy spricht den Druidengroßmeister Saint Clair mit der Stimme von Rowan Atkinson oder Al Pacino.
Tilo Schmitz spricht Herrn Brand senior und klingt wie Ving Rhames oder Michael Clarke Duncan.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“, die nach David Niven, Peter Cushing oder Vincent Price klingt.
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

|PROLOG|

Live-Reportage aus Dallas: Am 22.11.1963 wird der amtierende US-Präsident John Fitzgerald Kennedy vor laufender Kamera in seinem Paradeauto erschossen und stirb auf dem Weg ins Krankenhaus.

|Haupthandlung.|

Georg Brand hält sich immer noch im irischen Glynne Castle auf, wo ihm der Informatiker Ian G Gesellschaft leistet und Geschichten erzählt. Es ist schon fast Mitternacht, als er die Rede auf die Kennedys bringt. Was hat die Whiskymarke mit dieser Familie zu tun? John Patrick Kennedy hatte die Importlizenz dafür und machte damit gute Geschäfte, wegen seiner Mafiakontakte übrigens auch während der Prohibition. Die Fitzgeralds stammten übrigens aus der Gegend um Glynne Castle, bevor JFKs Vorfahren im 19. Jahrhundert auswanderten. Sie wahren als Weiberhelden in Irland sehr gut angesehen, doch in den Staaten bekamen sie es mit den puritanischen Protestanten aus Neu-England zu tun – ein ewiger Konflikt.

Ian G lotst Georg in ein echt irisches Pub namens „Pendragon“, das immer noch geöffnet hat. Dort verschwindet Ian G, aber dafür nimmt sich Patrick des Neuankömmlings an. Und der hat noch mehr Geschichten über die Kennedys auf Lager. Wichtiger ist aber sein Hinweis auf ein bemerkenswertes Foto an der Wand. Es zeigt zehn Männer in Abendgarderobe, die Patrick als die Mörder JFKs bezeichnet. Jedenfalls soll das der Mann, der das Foto machte, gesagt haben. Er nannte sich Boris F. und ist besser als Hacker Tron bekannt.

Am Sonntagnachmittag ruft Georg seinen Kumpel Schmittke in Berlin an. Er hat herausgefunden, wer drei der Männer auf dem Foto sind. Unter ihnen sind der Mörder Ché Guevaras und ein Watergate-Einbrecher. Dieser heißt Frank Sturges, ein Mann aus dem Hochadels Bostons, der auch die Geliebte Castros anwarb, damit sie Waffen nach Dallas schmuggelte. Das war wohl im November 1963 … Die Kennedys waren in Neu-England Außenseiter, weil sie dem geheimen Eliteklub der Yale-Absolventen, dem [Skull & Bones]http://de.wikipedia.org/wiki/Skull__%26__Bones Club, angehörten.

Da klopft es an der Tür. Saint Clair tritt ein. Georg dachte, der Großmeister der Druid Society sei längst verschollen, nachdem die Agentin Margo ihn auf dem Weg nach Stonehenge niedergeschlagen hatte. Saint Clair bietet sich als Verbündeter an. Georg kann seine Hilfe gebrauchen, um Durchblick zu bekommen. Doch bevor der Mann zu erzählen beginnt, lässt er sich von T-Rex auf den neuesten Stand bringen und erfährt so von seinem Interesse an den Kennedys. Er reicht dem Hacker einen Drink.

Die Skull & Bones sind quasi die Nachfolgeorganisation der Ingolstädter Illuminaten aus dem 18. Jahrhundert, nur mit dem Unterschied, dass der Zugang viel stärker limitiert und die Mitgliedschaft somit viel elitärer ist. Mehrere Minister und Präsidenten, darunter George W. Bush, gehörten und gehören dem Geheimklub an. Über das Bankhaus Brown & Harriman waren sie während des 2. Weltkriegs mit dem Thyssenkonzern verbunden und verdienten kräftig am Krieg. Die Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft gehört seit der Gründung der Yale-Universität zu ihrem Programm. Leute wie Roosevelt und Kennedy, die anderen Klubs wie etwa den Freimaurern angehörten, wollten häufig ihre monopolistische Politik durchkreuzen.

Georg erleidet einen Schwächeanfall. Kaum genesen, bringt ihn Saint Clair nach New York, aber unter dem Decknamen Viktor F., als Halbbruder von Boris F. Sie reisen nach Deer Island, in die Höhle des Löwen: das Freizeitquartier des Skulls & Bones Clubs. Dort erfährt Georg von seinem Gastgeber Roy Adams, wer JFK wirklich umbrachte und auch den Grund dafür. Hier begegnet er seinem eigenen Schicksal – das jedes Drachentöters, wenn der Drache stärker ist.

_Mein Eindruck_

Das Schluss dieser 2. Staffel trifft den Hörer recht heftig und unerwartet, muss er doch von seinem geliebten Helden unerwartet Abschied nehmen. Es soll laut Absage noch eine weitere Episode mit dem Titel „Wir“ kommen. Aber warten wir’s mal ab, ob die noch so berauschend wird, wenn die bisherige Hauptfigur gerade abserviert wurde.

Es stimmt schon, was in der Einleitung gesagt wurde: Die Erklärung für die Morde an den drei Kennedys – wovon Nr. 2 und 3 gar nicht im Hörspiel erwähnt werden – erscheint nun im Rückblick recht plausibel. Die jahrhundertelange Animosität zwischen katholischen Iren und protestantischen Angelsachsen hat sich in der Neuen Welt fortgesetzt: Symbolisiert wurde sie zwischen dem Roten (Wales) und dem Weißen Drachen (England), wie in einer der Artus-Schriften von Merlin prophezeit. Dann taucht das Symbol des Drachentöters, des Hl. Georg, auf, als dessen Reinkarnation nun Georg Brand erscheint.

Aber die Sache mit den Farben haut letzten Endes nicht hin: Der Skull-&-Bones-Vertreter reklamiert nämlich die Farbe Rot für sich und die Republikaner, was aus diesen Herrschaften den Roten Drachen macht. Dabei waren es doch die gälischen Waliser, die den Roten Drachen in ihrem Wappen zum Nationalsymbol erhoben hatten. Und die waren anscheinend eng mit den Iren verbunden. Na ja, was soll’s. Es ist nur eine Spielerei mit Symbolen.

Wesentlich mehr Sinn ergibt, dass es JFK war, der mit seinem Präsidentendekret, der Executive Order 11.11.10, im Juni 1963 der Zentralbank den Garaus machen wollte. Doch diese bestand und besteht praktisch aus zwölf Privatbanken, die auf diese Weise die Lizenz zum Gelddrucken hatten. Zu gerne leihen sie der Regierung gegen anständige Zinsen Geld, etwa um Kriege zu führen oder die Steuern zu senken. Dass sie daran stets verdien(t)en, versteht sich von selbst. Proportional dazu wuchs und wächst ihr Einfluss auf die Politik. Selbstredend sind viele – ob es alle sind, wird nicht spezifiziert – dieser zwölf Bankhäuser mit dem Skulls & Bones Club verbunden. Wenn sie also dem US-Präsidenten George W. Bush Geld leihen, dann einem ihrer eigenen Mitglieder.

Diese Zusammenhänge, so interessant sie auch sein mögen, werden leider in langen Monologen vorgetragen, die keinerlei Spannung aufkommen lassen. Dies ist die ernsteste und in dramaturgischer Hinsicht langweiligste Episode der beiden Staffeln. Zeit, eine kreative Pause einzulegen.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Catherine Zeta-Jones, Ving Rhames, Johnny Depp und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hatte die Hörspielserie bislang nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Diese Episode ist durchgehend relativ ernst und Georg Brand hat wenig zu lachen, genau wie wir.

_Geräusche und Musik_

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Elektro-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren. Zum Glück fehlt nun die Rapmusik, weil ich mit Rap nur wenig anfangen kann.

_Unterm Strich_

Was für ein stimmungsmäßiger Absturz gegenüber der vorhergehenden Episode „Stonehenge“! Geradezu eine kalte Dusche. Eine ermüdende Abfolge relativ langer Monologe breitet ein deprimierendes Panorama vom Imperium des Geheimbundes des Skulls & Bones vor uns aus. Nein, auch unser bisheriger Held T-Rex bekommt nicht den Hauch einer Chance und wird eiskalt abserviert. Die Firma dankt und erwartet Besserung.

Das mit 78 Minuten ungewöhnlich lange Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| natürlich gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ansonsten etwas trivialen Handlung etwas Glanz.

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Fußball-Gott, Der (Offenbarung 23, Folge 6)

_Der Gott ist rund, die Kirche auch_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Die schönste Nebensache der Welt. Warum hat sich Hacker Tron zu seinen Lebzeiten auf die Spur des Mannes gemacht, der wie kein zweiter mit dem Volkssport der Deutschen in Verbindung steht? Student Georg Brand glaubt nicht, dass der tote Hacker-Kaiser sich wirklich für seinen Standesvetter interessiert hat. Und doch entdeckt Georg manche Seltsamkeit in der Geschichte des deutschen Fußballs. Musste Tron etwa dafür sterben? (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe Webseite von |LPL records|). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern.

Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

Hinweis: Die vier Rückseiten der vier Booklets der zweiten Staffel ergeben ein Zusammensetzbild (vulgo: Puzzle), auf dem das Reichtagsgebäude vor einem brandroten Himmel zu sehen ist. Auf dem Platz vor dem Gebäude zeichnet sich dunkel das Emblem der Serie ab.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“.
Detlef Bierstedt spricht den Boulevard-Reporter Kai Sickmann und klingt wie George Clooney am Telefon.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex’ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Jonathan Pryce in „Fluch der Karibik“.
Lutz Riedel spricht LKA-Mann Wim Banner und klingt wie Timothy „James Bond“ Dalton.
Benjamin Völz spricht Boris F. alias „Tron“.
Arianne Borbach spricht Margo und klingt wie Catherine Zeta-Jones.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“.
Helmut Krauss ist der Erzähler und klingt verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen. Georg verscherbelt seine Ermittlungsergebnisse an eine große Boulevardzeitung aus Berlin. Aber manche Geheimnisse sind sogar für dieses Medium zu heiß – so etwa jenes über den „Kaiser“ …

_Handlung_

Übertragung: Die Bundesrepublik Deutschland wird die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 austragen.

TV-News: Die Abstimmung der FIFA fiel denkbar knapp aus und die Deutschen bekamen den Zuschlag nur, weil ein Jurymitglied der letzten Wahl fernblieb. Hat da jemand was gedreht?

Georg Brand muss immer noch Buße tun für seinen Mordversuch an Tatjana (Ep. 5) und hat sie ins Hotel Adlon zu einem piekfeinen Abendessen ausgeführt. Es ist 23:23 Uhr (!). Trotz seiner bezaubernden Gesellschaft erscheint Georg auf einmal massiv abgelenkt: Seine Hoheit, der „Kaiser“, hat das Restaurant betreten. Nolo ist nicht beeindruckt: Herr Kaiser sieht aus wie ein Versicherungsvertreter. Aber sie erinnert sich, dass ihr verstorbener Freund Boris F alias Tron einmal ein Autogramm vom Kaiser bekam. Sie hat es sogar bei sich und zeigt es Georg. Wow: ein WM-Ticket. Und was bedeuten die Zahlen darauf? Na, das ist der Zugangscode zum Laptop des Kaisers, natürlich per WLAN. Gleich mal testen – die Unterschrift ist wirklich echt, findet Georg schnell heraus.

Auf der Festplatte des kaiserlichen Laptops findet Georg zu seinem nicht geringen Erstaunen ein WORD-Dokument, das den Namen von Tron trägt. Er druckt es aus und bringt es in die Redaktion, in der sein Bekannter Kai Sickmann arbeitet. Nolo kommt mit. Sickmann winkt ab. Na und? Tron hat also den kaiserlichen Laptop geknackt, wen wundert’s? Und überhaupt: Der Kaiser ist unantastbar: „vermintes Gelände“. Ganz einfach aus folgendem Grund: Der Kaiser ist mittlerweile der Berlusconi der deutschen Medien und Werbeträger. Wer versucht, ihn abzuschießen, schießt sich nur selbst ins Knie. Und wer’s mal aus Versehen tut (wie einmal ein Kollege vom „Mannheimer Morgen“), ist ganz schnell weg vom Fenster. Die Kollegen von der Sport-Redaktion lauern schon darauf, dass Sickmann mal einen Fehler macht …

Und was hatte Tron mit dem Kaiser am Hut? Hat ihn diese Sache das Leben gekostet? Sickmanns Tipp: Sucht die fehlenden Spieler. Georg wird fündig: Es ist Rupert Murdoch, mit dem Tron in Sachen Bezahlfernsehen verbunden war. Tron hatte eine SmartCard entwickelt, mit der man sich Pay-TV kostenlos besorgen konnte, und Murdochs Firma NDS lieferte ihm dafür die Technik. Als das durch Trons Kaiser-Kontakt bekannt wurde und die Sicherheit des Pay-TV zweifelhaft erschien, zog sich Bertelsmann aus dem Joint Venture mit Kirchs Fernsehimperium zurück, woraufhin dessen Thron heftig zu wackeln begann. 1998 wurde Schröder zum Kanzler gewählt, und Deutschland durfte die Weltmeisterschaft 2006 austragen. Alles nur Zufall?

Ian G ruft auf dem Handy an. „Schnell raus hier! Brich alles ab! Du hast nur 30 Sekunden!“ Georg und sein Kumpel Schmittke brechen sofort ihren netten Chat mit der Quelle „Softie“ ab und machen, dass sie wegkommen. Die Flucht gelingt über das zweite Treppenhaus ihres Studentenwohnheims. Wenig später beobachten sie, wie zwei Typen aus dem Gebäude kommen, die aussehen wie die Killer in „Pulp Fiction“: Travolta und Jackson. Ein schlechter Traum?

_Mein Eindruck_

Das alles erscheint uns heute wie olle Kamellen, doch die Sache im Hintergrund ist weiterhin relevant, und wer weiß: Vielleicht wird der Kaiser ja wirklich mal Bundeskanzler. Der Weg dorthin wird im Hörspiel deutlich aufgezeigt. Wie 1974, als die Fußball-WM bei uns stattfand, das Farbfernsehen seinen Durchbruch erlebte, so soll auch diesmal eine neue Medientechnik ihren Durchbruch erleben: HDTV alias High-Definition Television.

Was aber die wenigsten wissen oder sagen: HDTV stellt einen Rückkanal bereit. Dieser Rückkanal erlaubt es dem jeweils eingeschalteten Sender zu registrieren, was der einzelne Haushalt gerade ansieht und zudem die Interaktion mit dem Zuschauer. Die Rückkopplungsschleife könnte laut Hörspiel wie folgt aussehen. Gebt dem Volk, was das Volk will, d. h. nach Erkenntnissen der Markt- und Meinungsforscher nur solche Inhalte, die die größte Masse interessiert. Dreimal darf man raten, was das wohl sein könnte. Man braucht sich nur erinnern, was die Privat-TV-Sender Anfang der achtziger Jahre als erstes sendeten: Erotik und bunte Werbung. Aber noch viel wichtiger im aktuellen Kontext: BUNDESLIGA & Co.! Und die Übertragungsrechte sind bekanntlich Milliarden wert …

Kein Wunder also, dass zur Fußball-WM das HDTV gepuscht wird, denn schließlich sind die Übertragungsrechte ebenso viel Gold wert wie das Renovieren all der Stadien landauf landab. Von den zusätzlich verkauften überteuerten TV-Geräten ganz zu schweigen. Und überall soll der Kaiser seine Finger drin haben? Klingt uns und Georg etwas zu weit hergeholt.

An diesem Punkt wird’s metaphysisch. Auf einmal heißt es „Fußball sei ‚Opium fürs Volk'“, eine Abwandlung des bekannten Marx-Zitats, wonach Religion Opium fürs Volk sei. Die Stadien seien die Kirchen und Kathedralen dieser Religion, der Kaiser sei der Hohepriester und sein Manager der Mann, der die Fäden zieht. Im Schatten dieser Volksverblödungsaktion wachse eine Schattenwirtschaft heran, die garantiert noch stärker gefördert werde, sollte der Kaiser je Bundeskanzler werden. (Hat der Kaiser überhaupt ein Parteiamt? Soweit ich weiß, nicht. Wer soll ihn also wählen können?)

Na, prost! Denkt sich Georg, und sein Kumpel Schmittke meint: Die haben doch alle ’ne Schraube locker. Genau meine Meinung. Aber dann taucht auf einmal Margo bei Georg auf, der in Tatjanas Reisebüro sitzt. Und sie hat Redakteur Kai Sickmann im Schlepptau. Da wird Georg ganz flau im Magen. Es war doch Margo, die Georg (in Ep. 5) ferngesteuert hat, damit er Nolo umbringt! Doch Nolo sagt, es sei okay. Und Margo weiß bestimmt schon alles, was er, T-Rex, Sickmann verklickert hat!

Mit Nolos Erlaubnis geht er mit Sickmann durch Berlin. In einen düsteren Keller, welcher der Urania-Loge der Freimaurer gehört. Und dort bekommt T-Rex von dem Unbekannten aus der S-Bahn noch mehr Rätsel zu hören. Er nennt sich Saint-Clair, so wie viele der Tempelritter, und ist angeblich ein Verleger. Na, wer’s glaubt, wird selig!

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Catherine Zeta-Jones, Johnny Depp und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hat die Hörspielserie nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Und der denkende Zeitgenosse – wiewohl eine aussterbende Spezies – kann sich die Paranoia ja selber erzeugen, wenn er sie braucht.

_Geräusche und Musik_

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend.

Die Musik fungiert meist ein Pausenfüller: Rapmusik, fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Elektro-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren, weil ich mit Rap nur wenig anfangen kann.

_Unterm Strich_

Diese Episode gewährt – sofern man es glauben mag – einen tiefen Einblick in das System, das die Nation im wahrsten Sinne des Wortes bewegt. Besonders in diesen Tagen, da die Fußball-Weltmeisterschaft hierzulande gastiert, werden einige Phänomene sichtbar, die dem aufmerksamen Zeitgenossen zu denken geben: die massive Werbung für das manipulationsfähige HDTV, die enormen Summen (etwa 1,6 Mrd. Euro) für die Renovierung und den Ausbau der Fußballstadien, die hohen Summen, die für die Übertragungsrechte gezahlt werden mussten. Kein Zweifel, die Huldigung an den Fußball-Gott ist ein teurer Spaß. Und man fragt sich, wer davon am meisten profitiert. Das Hörspiel von „Jan Gaspard“ gibt ein paar bedenkenswerte Antworten.

Das mit 75 Minuten ungewöhnlich lange Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt absolut nichts daran auszusetzen – wie schade. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ansonsten etwas trivialen Handlung den Glamour des Abenteuers.

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Handy-Komplott, Das (Offenbarung 23, Folge 5)

_Das Handy, dein Freund und Lauscher_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Der Student Georg Brand bekommt das verschollene Handy von Hacker-Legende Tron in die Hände. Er entdeckt eigenwillige Umbauten, für die sich auch dubiose Firmen interessieren und mit denen ein Handy auf einmal mehr wird als nur ein mobiles Telefon. Was Georg aber noch nicht ahnt: Aufgrund dieses Wissens wird auf Trons Freundin Nolo ein Mordanschlag verübt. Das Besondere daran: Der Attentäter ist Georg selbst … (ergänzte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe Webseite von |LPL records|). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern.

Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Leise erklingt im Hotel Adlon das Piano – es wird von Hermann Niesig gespielt.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“.
Detlef Bierstedt spricht den Reporter Kai Sickmann* und klingt wie George Clooney am Telefon.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex’ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Arianne Borbach spricht Margó und klingt wie Catherine Zeta-Jones.
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Jonathan Pryce in „Fluch der Karibik“.
Lutz Riedel spricht LKA-Mann Wim Banner und klingt wie Timothy „James Bond“ Dalton.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und den Prolog, der eine Art Garantieausschluss darstellt.
Helmut Krauss ist der Erzähler und klingt verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson .

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

Die vorhergehende Episode „Die Krebs-Macher“ führte Georg Brand zusammen mit Wim Banner auf eine Schnitzeljagd, an deren Ende ein Handy-Klingeln erklang.

Wie sich nun herausstellt, ist das Handy an einer süßen kleinen Miezekatze befestigt. Das Handy selbst gehört der 1998 gestorbenen Hackerlegende Tron alias Boris F. Mit seinem Freund Kai Schmittke untersucht Georg Handy und Katze. Beide sind ungewöhnlich ausgestattet. Die Katze trägt einen Ohrring, das Handy ist innen mit Alu gefüttert. Interessant: eine Abschirmung?

Auf diesem Handy ruft eine Frau mit einem abgeschalteten Provider-Account an: Sie nennt sich Margo und bittet Georg, sie in Frankfurt/Main zu besuchen. Ohne zu fragen, was er dort soll, lässt sich der Student wie ein Roboter dorthin verfrachten. In Nullkommanix ist er auf der Spitze des Messeturms, wo ihn eine bezaubernde Dame begrüßt und ihn bittet, sie als seine gute Fee zu betrachten. In Ordnung, murmelt Georg und küsst sie.

Denn Margo hat ihm ein paar erstaunliche Fakten verraten. Zum Beispiel, dass die amerikanische Sicherheitsbehörde NSA (National Security Agency) im 5. Stock eines Hochhauses am Hauptbahnhof logiert und mit dem am besten gesicherten Computer der Stadt direkt die Leitungen der Deutschen Telekom anzapft – genehmigt, versteht sich. Und natürlich sucht sie nur nach bestimmten Codewörtern wie etwa „Bombe“. Klar doch.

Interessant wird diese Info aber erst, als sie Georg daran erinnert, dass Tron ein mobiles „Kryptophon“ auf ISDN-Basis entwickelt hatte. Es war abhörsicher. Wäre das Ding in Serie gegangen, hätte das die NSA und andere Dienste arbeitslos gemacht. Tsts! Die NSA habe übrigens Tron über Ian G. abgehört. Und dieser wiederum höre nun Georg per Handy ab. Mit einem kleinen Trojaner könne man jedes Handy zu einem Abhörinstrument umfunktionieren. Aber zum Glück sei die Spitze des Messeturms ein Störsender. Hier seien sie zwei beide ganz für sich …

Es dauert nicht lange, da warnt Ian G. seinen Freund Georg vor dieser Margo. Die sei der Kopf einer Industriellen-Dynastie, und ihr Vater habe seinerzeit Tron obduziert. Beunruhigend. Um mehr herauszufinden, geht Georg zu seinem Bekannten, dem Boulevard-Reporter Kai Sickmann. Der klärt ihn a) über Strahlenschäden durch Handys auf und b) über gewisse Abhörmethoden. Mehr Details dazu gibt es allerdings nur von dem Experten Tim Mars, denn eine Zeitung könne schließlich nicht ihre wichtigsten Anzeigenkunden vergraulen: die Handyhersteller …

Von Mars erfährt Georg alles über Abhörmethoden und wie es Tron gelang, sie zu umgehen. Tron legte zum Beispiel die bekannte Alufolie in sein von Mars gefertigtes Handy und war fortan nicht mehr zu orten. Peinlich für einen Geheimdienst. Wie man einen Trojaner entfernt, verrät Mars auch. Weil ISDN, das Tron fürs Kryptophon nutzte, schwerer abzuhören ist, werde, so Mars, heute alles auf DSL umgestellt.

Dennoch begeht Georg einen folgenschwerer Fehler: Er kauft sich ein Headset. Fortan ist er praktisch ständig online. Und das erste, was er sich damit einfängt, ist eine Art Virus, der ihn fernsteuert. Aber das merkt er überhaupt nicht. Erst als die strangulierte Nolo, Trons Ex-Freundin, bewusstlos vor ihm liegt und Ian G ihn rüttelt, scheint Georg wieder aufzuwachen. Er hat keine Ahnung, was passiert ist. Wütend zertritt Ian G Georgs Handy und Headset.

Sollte die arme Nolo jemals wieder aufwachen, wird Georg das teuer zu stehen kommen, so viel steht schon mal fest.

_Mein Eindruck_

Das Thema der Handystrahlung und des Abhörens, ja, sogar der Fernsteuerung wird durchgehend in diesem Hörspiel angeschnitten. Kann man das alles unbesehen glauben, was uns der Autor mit dem Pseudonym „Jan Gaspard“ da verklickert?

Immer wieder gibt es Meldungen von Studien, in denen die Strahlenschädlichkeit von Mobilgeräten (Handys, PDAs, Smartphones usw.) und Mobilfunk-Transpondermasten belegt wird – und dann gleich wieder dementiert. Natürlich ist die Milliardenindustrie der Handyhersteller und Mobilfunkbetreiber daran interessiert, solche geschäftsschädigenden Studien zu unterdrücken oder wenigstens abzuwerten. Das sollte den Verbraucher aber nicht abschrecken.

Feststeht jedenfalls, dass ein Handy – um nur ein Endgerät herauszupicken – elektromagnetische Strahlung abgibt. Es gibt offenbar thermische und nicht-thermische Strahlung (ich bin kein Fachmann und berufe mich auf die Infos aus dem Hörspiel). Thermische Strahlung – bekannt von der Mikrowelle! – heizt auf, nicht-thermische beeinflusst das Gehirn, wird sie nicht abgeschirmt. Wie sieht diese neurologische Beeinflussung aus? Georg Brand hat für uns recherchiert und tischt seiner erstaunten Angebeteten Nolo alias Tatjana Junk die Ergebnisse auf.

|Ferngesteuert?|

Demnach habe es bereits in den 1950er Jahren beim amerikanischen Militär Forschungen gegeben, die Gehirnströme von Männern durch entsprechende Induktionsströme zu beeinflussen – bei Frauen funktionierte es nicht, bei den Kerlen allerdings schon. Eigentlich wollte man ja Schizophrenie etc. heilen, aber wenn man damit feindliche Agenten „umdrehen“ konnte, hatte die CIA sicher nichts dagegen.

In Genf wurden mit solchen Induktionsströmen offenbar „out of body“-Erfahrungen herbeigeführt: Der Patient dachte, er verließe seinen Körper und stehe neben sich. Etwas Ähnliches widerfährt Georg im Hörspiel, nur dass er nicht neben sich steht, sondern sein Bewusstsein schlafen gelegt wird, während der Rest „ferngesteuert“ wird. Ob das nun wiederum Science-Fiction ist, bleibt offen, aber es sieht mir ganz nach Spekulation aus. Andererseits: Hypnose sieht auch ziemlich unwahrscheinlich aus, funktioniert aber echt gut.

|Feind hört mit!|

Jedes Handygespräch wird, wie im Festnetz, über Schaltstellen des Netzbetreibers vermittelt. In diesen speziellen Computern lassen sich Informationen – möglichst mit Befugnis – anzapfen. Das wird schon in „Die drei Tage des Condors“ gezeigt, funktioniert aber auch in Handynetzen. Wie in „Ocean’s Eleven“ könnte man auch daran denken, gefälschte Informationen einzuspeisen und weiterzuleiten. (Im Film ist dies im privaten Inhouse-Netz des Casinos zu sehen.)

Jedes nicht manipulierte Handy ist prinzipiell auch zu orten, ganz einfach deswegen, weil es sich, um Empfang zu haben, in einer Funk-Zelle anmelden muss. Diese Zellen gaben den „cell phones“ ihren Namen in den englischsprachigen Ländern. Die Position der Zelle ist dem Netzbetreiber natürlich bekannt, d. h. seine Computer können sie einer geografischen Position zuordnen. Diese Grundlage ermöglicht z. B. Location-based Services, also ortsabhängige Dienste wie etwa Notruf, Reparaturdienst, Hotelinfos und Navigation. Dass man damit auch Leute ausfindig machen kann, ergibt sich von selbst. (Ähnliches gilt für E-Mails – jeder Rechner, der eine verschickt, gibt seine IP-Adresse preis und lässt sich orten. Es gibt Tricks, das zu verhindern.)

Ein Eingriff in die Privatsphäre ist es jedoch, wie jede schädliche Software auf dem Computer, wenn ein fremder Algorithmus aufs Handy geschmuggelt wird. Dieses Stück Software könnte man, laut Tim Mars, wie einen Trojaner betrachten. Ich habe drei Bücher über Computersicherheit und Internet geschrieben. Somit weiß ich über das Thema Viren, Trojaner und Würmer Bescheid. Dass es Handyviren gibt, ist auch nicht neu. Und dass besonders die Bluetooth-Technik gewisse Sicherheitslücken aufweist, ist bekannt. Sie sind hoffentlich mittlerweile allesamt gestopft.

Die Handyviren übermitteln sensible, private Infos an den Abhörenden, der sie verwerten will, z. B. Adressen, Kreditkartenangaben usw. Der ganze Vorgang lässt sich automatisieren. So macht es ja auch die NSA, die den Frankfurter Internetknoten DENIC abhört, wenn man dem Hörspiel glauben darf. Dass Terroristen Handys dazu benutzen, um Sprengsätze zu zünden, ist einer der beunruhigendsten Aspekte in diesem Bild. Das könnte einer der Gründe sein, warum niemand in das Frankfurter Konsulat der USA ein Handy mitnehmen darf …

|Beruhigende Nachrichten?|

Dagmar Berghoff spielt sich selbst: Die bekannte ehemalige „Tagesschau“-Sprecherin tritt als Nachrichtensprecherin auf. Ihre Nachrichten sind allerdings nicht gerade dazu angetan, den Hörer zu beruhigen. Die oben genannten Gefahrenquellen breiten sich nämlich rasant aus. In Deutschland gab es 2005 bereits 65 Millionen Handybenutzer und weltweit 1,6 Milliarden. 2006 dürften es 2 Milliarden Benutzer werden. Mithin grillen eine ganze Menge Leute ihr Hirn per Mikrowellenstrahlung und noch mehr werden wohl abgehört. Das könnte eine Reihe von Fehlern in der aktuellen Politik erklären.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Johnny Depp, Jonathan Pryce, Catherine Zeta-Jones und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glamour von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hat die Hörspielserie nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Marie Bierstedt als Tatjana Junk hat in dieser Episode der Serie einen feinen Auftritt. Da „Georg Brand“ seine Angebetete um ein Haar umgebracht hätte – ohne etwas zu ahnen – reibt sie ihm seine Schuld ganz schön unter die Nase und ist moralisch berechtigt, Höchstforderungen in Sachen Verwöhnfaktoren zu stellen.

An einer Stelle darf sie „das Rätsel Weib“ wieder einmal zum Besten geben. Sie hat „Georg Brand“ schon so weit, dass er sie zum Tanzen einlädt, da verbockt er es wieder durch eine falsche Frage. Er hat keinen blassen Schimmer, warum er von ihr rausgeworfern wird. Jedes weibliche Wesen dürfte sich vor Genugtuung kringeln. Männer können hingegen nur gequält darüber lächeln.

_Geräusche und Musik_

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Rapmusik, fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Elektro-Rock und Easy Listening. Mir gefielen mehr die Gitarren, weil ich mit Rap nur wenig anfangen kann. An zwei Stellen gibt es Szenen im Berliner Hotel Adlon. Dieses Wunderhaus sollte jeder schon mal von innen gesehen haben. Dezent erklingt ein schön gespieltes Piano im Hintergrund des Dialogs, ohne aufdringlich zu werden. Hermann Niesig sitzt an der Klaviatur.

_Unterm Strich_

Diese Episode beschäftigt sich mit den Gefahren und Möglichkeiten eines Geräts, das für viele Zeitgenossen praktisch schon zum täglichen Leben gehört wie die Zahnbürste und die Kaffeetasse: das Handy. Interessant wird es an dem Punkt, an dem wir erfahren, was die Hacker damit anstellen, erstens natürlich Tron, die Legende, und dann Georg Brand, genannt T-Rex. Die Handlung spinnt die Fakten weiter – voilà: wir haben einen Mordanschlag. Wer steckt dahinter und wie gelang die Intrige? Brennende Fragen, die erst am Schluss beantwortet werden. Ob demnächst zwei Milliarden Handybenutzer versklavt werden, wird allerdings (noch) offen gelassen.

Das Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt absolut nichts daran auszusetzen – wie schade. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ansonsten etwas trivialen Handlung den Glamour des Abenteuers.

*: Sicherlich ist es nur purer Zufall, dass der Chefredakteur einer großen Boulevardzeitung mit vier Buchstaben Kai Diekmann heißt.

|64 Minuten auf 1 CD|

Follett, Ken – Nacht über den Wassern (Lesung)

Im September 1939 startet das luxuriös ausgestattete Flugboot der |Pan American Airline| zu einem letzten Flug über den Atlantik. Doch nur einer der Reisenden weiß um die tödliche Gefahr, die auf sie lauert, wenn es Nacht wird über den Wassern…

_Der Autor_

Ken Follett, geboren im walisischen Cardiff, wurde durch die Verfilmung seines Spionagethrillers „Die Nadel“ mit Donald Sutherland bekannt. Den internationalen Durchbruch erzielte er laut Verlag mit dem historischen Roman „Die Säulen der Erde“ (1990). Auch sein Roman „Der dritte Zwilling“ wurde verfilmt. Sein neuester Roman ist 2003 bei uns erschienen: „Mitternachtsfalken“ spielt mal wieder im 2. Weltkrieg.

_Der Sprecher_

Udo Schenk wurde 1954 geboren und lebt zurzeit in Berlin. Er hat bereits zahlreiche Film- und Fernsehrollen gespielt und ist ein gefragter Synchronsprecher: Schenk ist die deutsche Stimme von Kevin Spacey („American Beauty“), Kevin Bacon („Echoes“) oder auch Ralph Fiennes in „Der englische Patient“.

_Handlung_

Am Tag nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, also am 2.9.39, schwimmt in der Bucht des südenglischen Hafens Southampton das größte Flugboot der Welt. Der „Wal“ ist ein luxuriös ausgesttatter Clipper der |PanAm|-Fluglinie, der immerhin 41 Tonnen wiegt, aber nur 29 Stunden für die Atlantiküberquerung braucht – schneller als jedes Schiff. Dafür sind die Ticketpreise aber auch gesalzen: 675 Dollar bis New York City hin und zurück, also mehrere Monatslöhne. Es sei denn, man ist privilegiert.

Für den nächsten Flug steigen mehrere, sehr unterschiedliche Passagiere an Bord, die der Auor liebevoll in allen Einzelheiten und jeden mit einer individuellen Story vorstellt. Ihr Aufeinandertreffen macht den Flug zu einer ereignisreichen Angelegenheit.

Da ist einmal Tom Luther, ein amerikanischer Wollfabrikant und Antikommunist, der von einem ungenannten, sehr mächtigen Mann den Auftrag erhalten hat, einen der Passagiere zu töten. Eddie Deacon, der Wartungstechniker, wird dazu erpresst, bestimmte Passagiere an Bord zu lassen. Als werdender Vater hat er schlechte Karten: Die Erpresser haben seine Frau als Geisel genommen.

Die junge, anfangs naive Lady Margaret Oxenforde hat feministische und sozialistische Ideen, darf aber in ihrem adeligen Elternhaus mit ihren 19 Jahren nicht aufmucken. Ihr Vater, Lord Oxenforde, hegt unverständlicherweise Sympathien für die Nazis – nichts Ungewöhnliches im britischen Adel. Dennoch wird der Lord praktisch des Landes verwiesen.

Maggie hat bei einem nächtlichen Abenteuer in London Harry Marks auf der Polizeistation kennengelernt. Doch Harry ist ein Dieb und Hochstapler und könnte sich als höchst riskante Bekanntschaft herausstellen. Oder als ihr Lebensretter. Harry muss den Clipper erwischen, um einer Haftstrafe zu entgehen.

Mark Elder ist Amerikaner und hat Diane Lovesey kennengelernt, eine verheiratete Britin, die ihren Mann Mervyn verlassen hat. Mervyn fliegt ihr nach Irland nach, wo der Clipper eine Zwischenlandung einlegen soll. Dort wird er von der sitzengelassenen Amerikanerin Nancy Lannahn bekniet, sie mitzunehmen. Es wird ein spannender Flug in seinem Flieger.

Zu guter Letzt befinden sich ein paar Randfiguren an Bord: zwei Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland sowie Ollis Field, der wohl für das FBI arbeitet: Er bringt Frankie Giardino, einen Mafiakiller, in die Staaten, wo der Verbrecher verurteilt werden soll. Doch dessen Kumpane haben einen Notfallplan in Gang gesetzt, um dafür zu sorgen, dass Giardino rechtzeitig abgefangen wird. In diesem Plan spielt Eddie Deacon eine tragende Rolle…

_Mein Eindruck_

Alles in allem ergibt diese umfangreiche Passagierliste genügend sozialen Sprengstoff, um für fünf Kriegsabenteuer zu reichen. Follett packt alles in ein einziges Buch. Daher ist für Drama, Action und romantische Abenteuer bis zum letzten Augenblick gesorgt.

Allerdings braucht dieser literarische Vogel ebenso lange zum Abheben wie sein fliegendes Gegenstück in der Handlung. Ellenlang breitet der Autor die Hintergrundgeschichten zu den einzelnen Figuren aus, was mindestens die halbe Handlung lang andauert. Dabei ragen vor allem das ungleiche Paar Harry Marks und Maggie Oxenforde heraus, mit denen der Zuhörer bangt, ob sie a) überleben und b) sich kriegen werden. Dabei ist auch für humorvolle Situationen gesorgt. Der Ausgleich liegt in der Handlung, die sich um Eddie Deacon zu einem Drama unter Verbrechern entwickelt.

Follett erweist sich als vielseitiger Erzähler, der mehrere Tonlagen beherrscht; dramatisch, humorvoll, actionreich. Doch seine Charaktere sind keine Pappfiguren, sondern wurden genau recherchiert – ebenso wie das Vehikel, das alle diese Schicksale zusammenführt: Den „Wal“ gab es wirklich bis 1939. (Wenn ich mich recht erinnere, wurde das Flugboot von Dornier gebaut.)

Natürlich kann man, wenn man strenge Maßstäbe anlegt, dem Plot vorwerfen, dass hier allzu sehr romantisiert würde. Aber was wäre ein gutes Kriegsabenteuer ohne etwas Romantik?

|Der Sprecher|

Udo Schenk versucht, sich ehrenhaft seiner Aufgabe zu entledigen. Aber er macht drei Aussprachefehler bei den englischen Namen Berkshire, Textiles und Grumman, und das steht einem professionellen Vorleser nicht gut an.

Immerhin gelingt es ihm, die einzelnen Figuren etwas unterscheidbar zu machen, indem er seine Stimmhöhe ein wenig variiert oder die Härte der Aussprache. Doch auch dieser Erfolg ist begrenzt.

_Unterm Strich_

Ich habe schon bessere Hörbücher kennen gelernt. „Nacht über den Wassern“ ist keine Glanzleistung, weder von Seiten der Produktion noch von Seiten des Sprechers. Vielleicht ist es für den Follettfan doch besser, sich den dicken Schmöker selbst durchzulesen. Eilige Reisende können ja mit dem Hörbuch vorlieb nehmen.

Umfang: 391 Minuten auf 6 CDs

_Michael Matzer_ © 2004ff

Meirose, Astrid / Pruß, Volker / Sieper, Marc / Ihrens, Oliver – Schattenreich 4: Nachthauch

_Meist harmlos: Gothic Rock auf Mystiktrip_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Als ihn eine unsichtbare Macht ins Schattenreich entführt, enthüllen sich ihm die Nachtseiten der menschlichen Natur. Hinter den Masken bürgerlicher Wohlanständigkeit treibt ein skrupelloses Netzwerk ein größenwahnsinniges Spiel.

Der Äygptologe Prof. Jan Erik Walberg, der Christian anrief und treffen wollte, ist unauffindbar: Wurde er entführt? Oder hat er sich absetzen müssen, weil seine Forschungen an Mumien alle moralischen Grenzen überschritten haben? Ein grausiger Fund, den Christian Wagner in Walbergs Labor macht, lässt Schreckliches erahnen.

In einem unterirdischen Archiv entdeckt Wagner eine alte Inventarliste über die Öffnung eines Pharaonengrabs, signiert mit dem Zeichen der Nephilim, dem Auge des Horus. Wagner erkennt, dass die Vergangenheit die Gegenwart auf grausame Weise einholen wird. Oder ist er selbst Akteur in einem Spiel, welches das Leben nur simuliert? Eine Sternenkarte könnte ihm den Weg weisen.

Die Karte zeigt eine Planeten- und Mondkonstellation, die nur an einem bestimmten Tag stattfindet und auf eine Kultstätte verweist, die er finden muss – auf einer Nordseeeinsel. Dort findet ein ungeheuerliches Ritual statt, vorgenommen von seinem Mentor Dr. Bruno Schwab. Doch plötzlich tritt eine feindliche Gruppe auf. Ist die finale Auseinandersetzung der Nephilim mit den Titanen gekommen?

_Die Autoren_

Als Autoren zeichnen Astrid Meirose und Volker Pruß verantwortlich. Mehr über die Serie findet man unter http://www.schattenreich.net.

Folge 1: Die Nephilim
Folge 2: Finstere Fluten
Folge 3: Spur in die Tiefe
Folge 4: Nachthauch

_Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Christian Wagner: Alexander Scheer (Schauspieler)
Alexa Voss: Anne Moll (Schauspielerin)
Dr. Bruno Schwab: Volker Brandt (dt. Stimme von Michael Douglas)
Adrian Bloch: Norman Matt (Cillian Murphy, Jonathan Rhys-Meyers)
Geheimnisvolle Frau: Daniela Hoffmann (dt. Stimme von Julia Roberts)
Hagerer, bleichgesichtiger Typ: Dero („Oomph!“)
Tina Müller: Anna Thalbach (Schauspielerin)
Darius Menke: Gerrit Schmidt-Voß (Leonardo DiCaprio)
„Sterngucker“: Oliver Rohrbeck (Ben Stiller, Michael Rapaport)

sowie Markus Krane und Gerald Schaale (Andy Hallett – „Lorne“ in der Serie „Angel“).

Anna Thalbach steht seit ihrem sechsten Lebensjahr vor der Kamera, dabei war der Weg zur Schauspielerei nicht so gerade, wie man es bei der Tochter von Katharina Thalbach annehmen könnte. Sie beginnt nach dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine Hospitanz als Kostümbildnerin am Schillertheater. Doch der Hang zum Schauspiel überwiegt, und bald schon feierte sie selbst große Bühnenerfolge, so auch an der Seite ihrer Mutter in „Mutter Courage“.

Dero wurde am 16. April 1970 in Wolfsburg geboren. In der Band |Oomph!|, die 1989 gegründet wurde, ist er der Mann für den Gesang, die Texte, Drums, und Kompositionen. Der Weg zur Musik sah laut eigener Aussage für Dero so aus: „Auf diversen Familienfeiern in den 70ern wurde ich ‚gezwungen‘, mit meinem Vater (Gitarrist, Sänger) alle nur erdenklichen Elvis-Songs in grauenhaftem Englisch rauf und runter zu schmettern.“

|Die Musik:|

Secret Discovery: „Follow Me“ / „Away“
Qntal: „Lingua Mendax“
In Extremo: „Kein Sturm hält uns auf“
Kutna Hora: „Our Lady of Sedlec“
Stillste Stund: „Darksomely“
Lacuna Coil: „Fragments of Faith“
Supreme Court: „(Yell) … It Out!“
Birthday Massacre: „Video Kid“
Das Berliner Filmorchester und Kammerchor

Regisseur Simon Bertling und Tonmeister Christian Hagitte von |STIL| sorgten für die gute Produktion, die Musik und die Sounds; ihnen half Cornelia Schilling. Die Produzenten sind Marc Sieper von |Lübbe Audio| sowie Oliver Ihrens von |Radar Media|, Bochum. Das interessante Booklet-Design stammt von Kai Hoffmann.

_Vorgeschichte_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Christian ist einer von neun Spezialschülern, den „Titanen“. So nannten sich vor 15 Jahren die Mitglieder einer Gruppe von jungen Hochbegabten, die von der Scholl-Stiftung gefördert und von ihrem Lehrmeister Dr. Volker Brandt ausgebildet wurden. Die Titanen, so Bruno, waren in der antiken Sage die Kinder von Göttern und Menschenfrauen. Die Nephilim hingegen waren die Kinder von Dämonen, die sich mit Menschenfrauen paarten: negative Titanen. Treibt hier jemand ein fieses Spiel mit den letzten Titanen?

Auf der rechten Ferse jeder Leiche findet er das gleiche Tattoo, das er selbst auch trägt: das ägyptische Ankh-Symbol, ein Henkelkreuz, das „Leben“ bedeutet. Es ist kombiniert mit dem „Auge des Horus“, das, wenn geöffnet, einen Schutzzauber darstellt. [Beide Symbole sind auf der CD selbst aufgedruckt.] Ist dieses Horus-Augen-Tattoo jedoch pupillenlos, also blind, dann handelt es sich um einen Nephilim, ein früheres, aber abtrünnig gewordenes Mitglied der „Titanen“.

Da Christian ein Waisenkind ist, das von der Industriellenfamilie Scholl aufgezogen wurde, bildet Brandt seinen Vaterersatz. Bei den Scholls lernte er Sibylle Scholl als seine Schwester kennen und machte sie zu seiner ersten Geliebten. Andrian Bloch, den er nun in seiner Heimatstadt wiedertrifft, war ebenfalls einer der „Titanen“. Die Familie Bloch ist mit den Scholls seit jeher befreundet.

Seit seiner Rückkehr sind bereits zwei der „Titanen“ umgekommen. Beide Leichen weisen eine Tätowierung an der rechten Ferse auf: das blinde Auge des ägyptischen Sonnengottes Horus, das Zeichen der Nephilim, eines Geheimordens. In den Rollenspielen der „Titanen“ war Christian stets der Gott Osiris, Sibylle die Göttin Isis und Adrian der eifersüchtige Gott Seth, der Osiris tötete. Doch wer war Horus, der Sohn des Osiris? Adrian treibt sich immer noch in der Stadt herum, als neuer Besitzer der Villa Scholl, dem Sitz der Titanen.

Dieser ägyptisch-mythologische Hintergrund könnte etwas mit dem Schicksal des Ägyptologen Prof. Jan Erik Walberg zu tun haben, der Christian anrief und treffen wollte, aber unauffindbar ist: Wurde er entführt? Als Christian mit der Journalistin Tina Müller zu Walbergs Labor fährt, findet er dort zwar eine Botschaft, wird jedoch auch mit dem Tod bedroht: durch eine Flutwelle aus dem nahen Stausee. Hat ihn jemand im Visier? Christian fühlt sich zunehmend verfolgt.

_Handlung_

|PROLOG|. „Ich bin alles, was gewesen ist, was noch ist und was sein wird. Und meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet.“ Was meint die gute Frau wohl, wer sie ist? Vielleicht Isis alias Sibylle Scholl. Der Schleier würde dazu passen.

Bei der Exkursion in die Unterwelt der Scholl-Villa ist Christian in den Besitz einer Sternenkarte gelangt, die er von dem Astronomen Darius Menke analysieren lässt. Menke ist ebenfalls einer der „Nephilim“, so dass ihn dies keinen Pfennig kostet. Menke meint, das Himmelsbild auf der Karte zeige zwei Planeten und den Mond in einer Konstellation, die nur in naher Zukunft stattfinden könne. Und das Wasserzeichen, das ins Kartenpapier eingeprägt ist, zeigt einen Leuchtturm. Ergo muss sich der Punkt, wo sich die Planetenkonjunktion beobachten lässt, an einem Ort mit genau diesem Leuchtturm befinden. Und da alle Leuchttürme der Welt eine individuelle Farbgebung besitzen, ist der Turm schnell identifiziert.

Die Insel, zu der Christian nun fährt, ist nicht nur der frühere „Spielplatz der „Titanen“, sondern scheint auch ein begehrtes Ausflugsziel zu sein. Trotz des aufkommenden Sturms, der Christian einen heftigen Anfall von Seekrankheit beschert, haben sich eine Menge junge Besucher eines Gothic-Rockfestivals mit dem gleichen Schiff, der „Medusa“, auf die Überfahrt begeben. In seinem Halbdelirium meint Christian, seine Jugendfreundin Billie neben einem Mann zu sehen, den er kennt. Sie scheint wie eine Medusa auszusehen.

Er erwacht in einem Rettungsboot im Hafen. Der Sturm ist vorübergezogen, ihm geht es jetzt ein wenig besser. Nachdem er sich in Bruno Schwabs Haus ein wenig frisch machen konnte, schlagen zwei finstere gestalten Christian zusammen und packen ihn in den Kofferraum ihres Autos. Doch am Hafen befreit ihn die allgegenwärtige Tina Müller und verduftet mit unserem Pechvogel. Sie begeben sich mit der Sternkarte zum Leuchtturm, der – welch Glückes Geschick! – zugleich eine Sternwarte beherbergt, die ein Freund von Darius Menke leitet.

Das Ergebnis der neuerlichen Untersuchung: Christian bleiben nur noch vier bis acht Stunden, bis die Himmelskonstellation eintritt. Aber wo ist sie am besten zu beobachten? Auf einer Kultstätte. Nur gibt es auf der Insel hunderte davon. Und Christian braucht genau drei von ihnen, zwei für die Planeten und eine für den Mond. Er macht sich mit Tina getrennt auf die Suche nach diesen Orten.

Gerade als er dachte, er wäre sie los, tritt schon wieder die Kripotante Alexa Voss auf – zumindest auf seinem Handy – und zwei freundliche Polizisten erweisen sich als so anhänglich, dass sie ihn gleich zur Vernehmung mitnehmen. Zum Glück kann er ihnen entkommen und Alexa treffen, aber das geht nur auf dem Rockfestival. Sie verklickert ihm, was er schon sein ganzes Leben „wissen wollte“: Jemand hat die Leiche, die angeblich Jens Walberg sein sollte, aus dem Institut für Rechtsmedizin geklaut.

Na, toll! Doch die Polizisten sind immer noch hinter ihm her, und auf seiner weiteren Flucht gerät Christian auf ein Areal, wo er Tina wiedersieht: eine Kultstätte, auf der gerade ein ziemlich abgefahrenes Ritual abläuft. Auf einem Turm steht ein Thron, auf dem ein Junge sitzt. Und auf diesen Turm klettert nun … Bruno Schwab! Christian traut seinen Augen nicht. Was hat sein Lehrmeister mit dem Jungen vor?

_Mein Eindruck_

Dass ab und zu Rockkonzerte draußen in der Pampa, auf dem flachen Land stattfinden, hat sich inzwischen herumgesprochen, nicht zuletzt durch eine Reihe von Dokumentarfilmen. Insofern verwunderte es mich nicht, dass auf der Insel ein entsprechendes Gothic-Rock-Festival stattfindet. Dass auch der Hersteller dieser CD ein handfestes Interesse daran hat, so viel Musik wie möglich in die Handlung zu packen, erörtere ich im nächsten Abschnitt meiner Rezension. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit dröhnt Gothic Rock aus dem Radio, sogar aus dem der Polizei!

Die Handlung hängt sich an den Mystik-Kult an, den Dan Brown mit [„Sakrileg“ 1897 so erfolgreich – über 35 Mio. verkaufte Bücher sprechen eine deutliche Sprache – ausgeschlachtet hat (den Kult selbst gibt es schon über hundert Jahre). Mit einer Sternenkarte eine Kultstätte zu finden, ist zwar nicht einfach, aber wer den entsprechenden Antrieb hat, wie Wagner, der geht durch Dick und Dünn, um zum Ort des mystischen Geschehens zu gelangen. Um was zu finden?, fragt sich der rationale Laie. Antwort: Wieder mal die üblichen Verdächtigen, nämlich Dr. Bruno Schwab und seine Mischpoke von Mystikjüngern.

Die Mystik ist, weil sie so en vogue ist, von den ollen Ägyptern ausgeliehen. Folglich ist die Handlung ebenso wie das Design des Hörbuchs mit Symbolen der ägyptischen Mythologie überlagert, seien es nun Horusaugen oder Ankh-Henkelkreuze. Hauptsache, es mutet irgendwie mystisch an. Dieses mittelalterliche Welt-Bild postuliert wie schon Madame Blavatsky die Interaktion von göttlichen Mächten und menschlichen Aktivitäten, jedoch in völlig ernster Weise. Wie gut würde an dieser Stelle eine Prise Pratchett’schen Humors wie in [„Pyramiden“ 2615 tun! Der würde mit dem ganzen Hokuspokus aufräumen.

Das wichtigste Prinzip einer Serienhandlung lautet: Gib niemals genügend Antworten preis! Der Leser bzw. Hörer muss immer weiter nach mehr hungern. Nach dem Prinzip der Appetithäppchen folgt das zweite Konzept: Es sollten die immer gleichen Figuren des Personals auftreten. Deshalb darf sich der Laie nicht wundern, wenn die Kripotante Alexa Voss weit außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs auftritt, doch der Fachmann wundert sich gewiss. Und was die Journalistin Tina Müller auf der Insel verloren hat, wissen nur die Götter von der Autorenfraktion, denn Tinas Aufgabe ist es, Christian a) zu informieren und/oder b) zu retten und c) zu küssen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

Gemäß Prinzip 1 darf sich der Hörer darauf verlassen, dass er bzw. die Hauptfigur am Schluss der Episode keineswegs alle Antworten bekommen hat, sondern im Gegenteil noch etliche Frage offen sind. Ein guter Grund, sich die nächste Episode zu besorgen.

|Die Inszenierung|

Die Geräuschkulisse des Hörspiels ist nicht allzu realistisch. Man hört nicht jede Tasse klappern, nicht jedes Auto vorbeirauschen. Vielmehr stehen die Kommunikationsmittel im Vordergrund: Handys, Telefone, Türklingeln, fehlen nur noch Türklopfer und Megafone. An der Waterkant schreien natürlich die unvermeidlichen Möwen, und der Wind wehrt hörbar.

Alexander Scheers raue Raucherstimme passt zum Möchtegerndetektiv à la Philip Marlowe, der nur per Zufall zum Kulturwissenschaftler geworden zu sein scheint. Sein Gegenteil, ein Ausbund an Disziplin und Pflichtbewusstsein, bildet die Rolle der Alexa Voss, gesprochen von Anne Moll (zuvor Sandra Speichert). Sie tritt in dieser Episode gleichberechtigt neben der kindlich-eifrigen Tina Müller auf, gesprochen von Anna Thalbach, auf.

|Die Musik|

Spätestens nach einer halben Stunde des Anhörens verhärtet sich im Zuhörer der Verdacht, dass die ganze Handlung eigentlich nur ein Vorwand ist. Nämlich der Vorwand, um möglichst viel deutsche Neo-Gothic-Musik abspielen zu können. Die oben aufgeführte Interpretenliste ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was den Zuhörer erwartet. Es verwundert nicht, dass in die Produktion des Hörspiels Firmen wie |Radar Media|, |STIL| (für die professionelle Soundproduktion) und ein Musikmagazin namens |Sonic Seducer| eingebunden sind.

Letzteres hat sich mit einem Aufkleber auf der Hülle verewigt. |Radar Media| ist im Booklet mit einer ganzen Seite Werbung vertreten: „Schattenreich Vol. 4: Die Kult-Kompilation als 2CD [sic!] und DVD u.a. mit Rammstein, Oomph!, Nightwish […] und unveröffentlichten Schattenreich TV-Sessions [!!] und anderen Specials“. |Radar| hat das Copyright und die Markenreich für „Schattenreich“ inne, folglich war die Firma auch an der Produktion beteiligt. Und da es in ihrem Interesse liegt, die Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| usw. zu vermarkten, packte sie natürlich so viel Musik wie möglich auf die Silberscheibe. Jedes Mal eine Disko-Session in die Handlung einzubauen – egal wie -, war daher obligatorisch, und das merkt man auch in Episode 4.

Diese Dinge sollte man wissen, wenn man die Musikeinlagen des Hörspiels bewertet. Plötzlich wird aus der Handlung nicht das Hauptgericht, sondern lediglich die Beilage. Deshalb dröhnt unvermittelt der Leadsong „Follow me“ durch die Boxen, nachdem bereits ein Donnerschlag den Zuhörer aus seiner Bürgerruhe aufgescheucht hat. Es gibt anschließend kaum eine ruhige Minute, in der keine Musik erklingt. Hier hat |Radar Media| ganze Arbeit geleistet. Immerhin ist es nicht mehr ganz so schlimm wie auf den ersten beiden CDs, denn jetzt wird der Hauptfigur mehr musiklose Zeit zum Nachdenken gegönnt.

|Webseite|

Hinweis: Auf http://www.schattenreich.net findet man das Tagebuch einer Figur, um die es immer wieder im Hörspiel geht. Ich tippe als Autorin auf Sibylle Scholl, die angeblich beim Brand ihrer Klinik umgekommene Billie, Christians Geliebte. Das Tagebuch bietet zusätzliche Hintergrundinformationen.

_Unterm Strich_

Die Reihe „Schattenreich“ wendet sich an die gleiche Zielgruppe wie die Musik-CDs, die DVDs und die TV-Produktionen (von denen ich bislang nichts gesehen habe): Gothic-Rock-Freunde, für die Musik nicht nur Unterhaltung, sondern eine Lebenshaltung und eine modische Aussage darstellt. Anstelle von Vampiren und anderem blutigem Gesocks treten aber in „Schattenreich“ nur jede Menge mystisch gestimmte Typen auf, die sich irgendwie zwielichtig aufführen. Ford Prefect würde sagen: „Weitgehend harmlos“.

Die Handlung von „Schattenreich 4“ ist, wie gesagt, so dünn, dass sie auf einen Post-it-Zettel passt. Darüber nachzugrübeln, ist der Mühe nicht wert. Der Plot enthält Elemente einer Serienhandlung, die Anleihen bei „Sakrileg“ und „Offenbarung 23“ sind. Die Story wartet aber mit genügend Rätseln auf, dass der Zuhörer bei der Stange bleibt.

Ansonsten ist zu konstatieren, dass dieser Plot als Vorwand für jede Menge Musik-Marketing dient (Sex fällt diesmal flach). Daran trägt der Produzent |Radar Media| die Verantwortung. Und wenn die Handlung nicht in die Gänge kommt, dann liegt es an willkürlich eingebauten Szenen wie der auf dem Gothic-Rock-Festival, die nur dem musikalischen Antörnen des Publikums dient, aber ansonsten keinen geistigen Nährwert besitzt.

Wie bei allem, was das Studio |STIL| produziert, ist das Produkt hinsichtlich Sound und Optik vom Feinsten. Immerhin erreichen das Studio und der |Lübbe|-Verlag eine neue Zielgruppe, die mit „Offenbarung 23“ nur unzureichend befriedigt wird: die Gothic-Rockfans, die auf Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| und |IAMX| stehen. Diesbezüglich kann „Offenbarung 23“ glatt einpacken. Wer die Songs runterladen will, findet auf schattenreich.net den Link dorthin.

|65 Minuten auf 1 CD|
http://www.schattenreich.net/
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name/
http://www.sonic-seducer.de/
http://www.radar-net.de/

Meirose, Astrid / Pruß, Volker / Bertling, Simon / Sieper, Marc / Ihrens, Oliver – Schattenreich 3: Spur in die Tiefe

_Sex auf dem Billardtisch_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Als ihn eine unsichtbare Macht ins Schattenreich entführt, enthüllen sich ihm die Nachtseiten der menschlichen Natur. Hinter den Masken bürgerlicher Wohlanständigkeit treibt ein skrupelloses Netzwerk ein größenwahnsinniges Spiel.

Der Äygptologe Prof. Jan Erik Walberg, der Christian anrief und treffen wollte, ist unauffindbar: Wurde er entführt? Oder hat er sich absetzen müssen, weil seine Forschungen an Mumien alle moralischen Grenzen überschritten haben? Ein grausiger Fund, den Christian Wagner in Walbergs Labor macht, lässt Schreckliches erahnen.

In einem unterirdischen Archiv entdeckt Wagner eine alte Inventarliste über die Öffnung eines Pharaonengrabs, signiert mit dem Zeichen der Nephilim, dem Auge des Horus. Wagner erkennt, dass die Vergangenheit die Gegenwart auf grausame Weise einholen wird. Oder ist er selbst Akteur in einem Spiel, welches das Leben nur simuliert?

_Die Autoren_

Als Autoren zeichnen Astrid Meirose und Volker Pruß verantwortlich. Mehr über die Serie findet man unter http://www.schattenreich.net.

Folge 1: Die Nephilim
Folge 2: Finstere Fluten
Folge 3: Spur in die Tiefe
Folge 4: Nachthauch

_Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Christian Wagner – Alexander Scheer (Schauspieler)
Alexa Voss – Anne Moll (Schauspielerin & Synchronsprecherin)
Dr. Bruno Schwab – Volker Brandt (dt. Stimme von Michael Douglas)
Adrian Bloch – Norman Matt (Cillian Murphy, Drew Fuller in „Charmed“, Riley Smith in „24“)
Geheimnisvolle Frau – Daniela Hoffmann (dt. Stimme von Julia Roberts)
Hagerer, bleichgesichtiger Typ – Dero („Oomph!“)
Tina Müller – Anna Thalbach (Schauspielerin & Synchronsprecherin)
Walther Zürn – Stefan Krause (Billy „Pippin“ Boyd)

sowie

Thomas Schmuckert (J. „Troy“ LaRose in „Saw3“)
Ulrike Stürzbecher (Patricia Arquette, Kate Winslet, Jennifer Aniston)
Markus Krane
Jürgen Wolters
Andrea Sparberg und
Hasso Zorn („Aramaki“ in „Ghost in the Shell: 1 & 2 & Stand Alone Complex“).

Anna Thalbach steht seit ihrem sechsten Lebensjahr vor der Kamera, dabei war der Weg zur Schauspielerei nicht so gerade, wie man es bei der Tochter von Katharina Thalbach annehmen könnte. Sie beginnt nach dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine Hospitanz als Kostümbildnerin am Schillertheater. Doch der Hang zum Schauspiel überwiegt, und bald schon feiert sie selbst große Bühnenerfolge, so auch an der Seite ihrer Mutter in „Mutter Courage“.

Dero wurde am 16. April 1970 in Wolfsburg geboren. In der Band Oomph!, die 1989 gegründet wurde, ist er der Mann für den Gesang, die Texte, Drums, und Kompositionen. Der Weg zur Musik sah laut eigener Aussage für Dero so aus: „Auf diversen Familienfeiern in den 70ern wurde ich ‚gezwungen‘, mit meinem Vater (Gitarrist, Sänger) alle nur erdenklichen Elvis-Songs in grauenhaftem Englisch rauf und runter zu schmettern.“

|Die Musik:|

Secret Discovery: „Follow Me“
Absurd Minds: „Gedanken-Reich“
Clan of Xymox: „She’s dangerous“
Hatesex: „Hatesex“
L’Âme Immortelle: „Dein Herz“
IAMX: „After every party“
Jesus On Extasy: „Assassinate me“
Flint Glass: „Alhazred“
Predella Avant: „Carbon figures #9“
Das Berliner Filmorchester und Kammerchor

Regisseur Simon Bertling und Tonmeister Christian Hagitte von |STIL| sorgten für die gute Produktion, die Musik und die Sounds; ihnen half Cornelia Schilling. Die Produzenten sind Marc Sieper von |Lübbe Audio| sowie Oliver Ihrens von |Radar Media|, Bochum. Das interessante Booklet-Design stammt von Kai Hoffmann.

_Vorgeschichte_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Christian ist einer von neun Spezialschülern, den „Titanen“. So nannten sich vor 15 Jahren die Mitglieder einer Gruppe von jungen Hochbegabten, die von der Scholl-Stiftung gefördert und von ihrem Lehrmeister Dr. Volker Brandt ausgebildet wurden. Die Titanen, so Bruno, waren in der antiken Sage die Kinder von Göttern und Menschenfrauen. Die Nephilim hingegen waren die Kinder von Dämonen, die sich mit Menschenfrauen paarten: negative Titanen. Treibt hier jemand ein fieses Spiel mit den letzten Titanen?

Auf der rechten Ferse jeder Leiche findet er das gleiche Tattoo, das er selbst auch trägt: das ägyptische Ankh-Symbol, ein Henkelkreuz, das „Leben“ bedeutet. Es ist kombiniert mit dem „Auge des Horus“, das, wenn geöffnet, einen Schutzzauber darstellt. [Beide Symbole sind auf der CD selbst aufgedruckt.] Ist dieses Horus-Augen-Tattoo jedoch pupillenlos, also blind, dann handelt es sich um einen Nephilim, ein früheres, aber abtrünnig gewordenes Mitglied der „Titanen“.

Da Christian ein Waisenkind ist, das von der Industriellenfamilie Scholl aufgezogen wurde, bildet Brandt seinen Vaterersatz. Bei den Scholls lernte er Sibylle Scholl als seine Schwester kennen und machte sie zu seiner ersten Geliebten. Andrian Bloch, den er nun in seiner Heimatstadt wiedertrifft, war ebenfalls einer der „Titanen“. Die Familie Bloch ist mit den Scholls seit jeher befreundet.

Seit seiner Rückkehr sind bereits zwei der „Titanen“ umgekommen. Beide Leichen weisen eine Tätowierung an der rechten Ferse auf: das blinde Auge des ägyptischen Sonnengottes Horus, das Zeichen der Nephilim, eines Geheimordens. In den Rollenspielen der „Titanen“ war Christian stets der Gott Osiris, Sibylle die Göttin Isis und Adrian der eifersüchtige Gott Seth, der Osiris tötete. Doch wer war Horus, der Sohn des Osiris? Adrian treibt sich immer noch in der Stadt herum, als neuer Besitzer der Villa Scholl, dem Sitz der Titanen.

Dieser ägyptisch-mythologische Hintergrund könnte etwas mit dem Schicksal des Ägyptologen Prof. Jan Erik Walberg zu tun haben, der Christian anrief und treffen wollte, ist unauffindbar: Wurde er entführt? Als Christian mit der Journalistin Tina Müller zu Walbergs Labor fährt, findet er dort zwar eine Botschaft, wird dort jedoch auch mit dem Tod bedroht: durch eine Flutwelle aus dem nahen Stausee. Hat ihn jemand im Visier? Christian fühlt sich zunehmend verfolgt.

_Handlung_

PROLOG. „Ich bin alles, was gewesen ist, was noch ist und was sein wird. Und meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet.“ Was meint die gute Frau wohl, wer sie ist? Vielleicht Isis alias Sibylle Scholl.

Beim Spaziergehen im winterlichen Wald stößt Christian auf Tina Müller, deren Hund Adenauer ihn fast anfällt. Sie verrät ihm, dass sie jetzt für Adrian Bloch arbeitet. Den will er ja sowieso treffen. Aber auch Kriminalkommissarin Alexa Voss will ihn wegen der Leichen sprechen. Im Café Palm soll er sie treffen. Als ihm schlecht wird, geht er aufs WC, wo ihn eine seiner Ohnmachten erwischt.

Als er dort wieder erwacht, hört er eine Frau keuchen – und einen Mann stöhnen. Als Christian durch eine Ritze linst, entdeckt er Alexa und Adrian, die es miteinander treiben. Auf einem Billardtisch. Christian wundert sich: Alexa, seine Ex, sorgt sich um ihn als einen „armen Irren“, und Adrian, sein Widersacher, behauptet, er liebe Christian wie „seinen Bruder“. Wer verarscht hier eigentlich wen? Christian verdünnisiert sich.

Als Alexa danach im Lokal auftaucht, behauptet sie, Prof. Walberg sei tot. Noch mehr Lügen, denkt Christian. Er bekommt schon wieder eine SMS mit einem FAUST-Zitat: „Staub soll er fressen und mit Lust, wie meine Muhme, die berühmte Schlange“. Danach widerruft Alexa gleich wieder: Nur das BKA wolle, dass die gefundene Leiche Walberg ist, aber er sei es nicht.

Auf dem Weg zu Adrian, der in der alten Scholl-Villa auf ihn wartet, muss Christian Bruno Schwab mitnehmen, der sich verfolgt fühlt. Als Christian endlich bei Adrian ankommt, nimmt ihn Walther Zürn in Empfang, dem Christian nicht traut. Er hat sich in den Zirkel der „Titanen“ gedrängt und war in einer psychiatrischen Klinik: einer der Nephilim, wie ihn die abtrünnigen „Titanen“ genannt werden. Adrian bietet Christian die Leitung der Scholl-Stiftung an. Es ist keine Bitte, sondern eine Drohung: Christian könnte sonst die Leibrente der Stiftung verlieren, die ihm ein sorgenfreies Leben ermöglicht.

Als Adrian wieder mal weg muss, geleitet Walther Christian in den großen Ballsaal der Villa, der sonst immer verschlossen war. Aber Walther hat alle Schlüssel und lässt ihn ein. Im Licht besonderer Beleuchtung entdeckt Christian die Felder eines ägyptischen Senet-Spiels. Durch den Druck auf eines der Felder lässt sich eine Hebebühne betätigen, durch Christian eine Etage tiefer fällt.

Dort unten ist es stockfinster, aber er findet seine Taschenlampe wieder. Der Schein der Lampe fällt auf drei vergoldete Holzschreine und einen Bilderrahmen. Er nimmt eine Sternenkarte mit und zwängt sich hinter dem Rahmen in einen Schacht, der bis zu einem Gitter führt. Dahinter liegt eine Art Computerraum oder Internetcafé. Auf einem der Bildschirm läuft eine Simulation des „Titanen“-Rollenspiels ab: Osiris, Isis und Seth. Christian kommt sich vor wie in der „Matrix“. Wo ist er nur hineingeraten?

_Mein Eindruck_

Diese Episode bereitet den Übergang vom bisherigen Schauplatz, Christian Wagners namenloser Heimatstadt, zu anderen Schauplätzen wie etwa einer Nordseeinsel vor. Außerdem erhält die Hauptfigur mit der Sternenkarte (die keine Sterne, sondern nur Planeten zeigt) einen wichtigen Schlüssel zu den mystischen Vorgängen, in die sein Mentor Bruno Schwab verwickelt ist.

|Mystik|

Die Handlung hängt sich an den Mystik-Kult an, den Dan Brown mit [„Sakrileg“ 1897 so erfolgreich – über 35 Mio. verkaufte Bücher sprechen eine deutliche Sprache – ausgeschlachtet hat (den Kult selbst gibt es schon über hundert Jahre). Mit der frisch gefundenen Sternenkarte eine Kultstätte zu finden, ist zwar nicht einfach, aber Wagner geht durch Dick und Dünn, um zum Ort des mystischen Geschehens zu gelangen. Um was zu finden, fragt sich der rationale Laie. Antwort: Wieder mal die üblichen Verdächtigen, nämlich Dr. Bruno Schwab und seine Mischpoke von Mystikjüngern.

|Ägypter|

Die Mystik ist, weil sie so modisch en vogue ist, von den ollen Ägyptern ausgeliehen. Folglich ist die Handlung ebenso wie das Design des Hörbuchs mit Symbolen der ägyptischen Mythologie überlagert, seien es nun Horusaugen oder Ankh-Henkelkreuze. Hauptsache, es mutet irgendwie mystisch an. Diese mittelalterliche Welt-Bild postuliert wie schon Madame Blavatsky die Interaktion von göttlichen Mächten und menschlichen Aktivitäten, jedoch in völlig ernster Weise. Wie gut würde an dieser Stelle eine Prise Pratchett’schen Humors wie in [„Pyramiden“ 2615 tun! Der würde mit dem ganzen Hokuspokus aufräumen.

|Das Prinzip Unklarheit|

Das wichtigste Prinzip einer Serienhandlung lautet: Gib niemals genügend Antworten preis! Der Leser bzw. Hörer muss immer weiter nach mehr hungern. Nach dem Prinzip der Appetithäppchen folgt das zweite Konzept: Es sollten die immer gleichen Figuren des Personals auftreten. Deshalb darf sich der Laie nicht wundern, wenn die Kripotante Alexa Voss weit außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs auftritt, doch der Fachmann wundert sich gewiss. Und was die Journalistin Tina Müller in der Handlung verloren hat, wissen nur die Götter von der Autorenfraktion, denn Tinas Aufgabe ist es, Christian a) zu informieren und/oder b) zu retten und c) zu küssen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

Gemäß Prinzip 1 darf sich der Hörer darauf verlassen, dass er bzw. die Hauptfigur am Schluss der Episode keineswegs alle Antworten bekommen hat, sondern im Gegenteil noch etliche Frage offen sind. Ein guter Grund, sich die nächste Episode zu besorgen.

|Cyberspace & Matrix|

Ein interessante Komponente ist das geheime Internetcafé im Keller der Villa Scholl. Hier wird der Cyberspace von „The Matrix“ ins alte Ägypten verlegt, komplett mit dem Dreigestirn Osiris, Isis und Seth, die über das Schicksal von Osiris‘ Sohn Horus entscheiden. Da Christian Wagner es seit den Tagen der „Titanen“ gewohnt ist, in alten mythologischen Symbolen zu denken, verbindet er dieses Cyberspace-Game mit seinem eigenen Schicksal: Er sieht sich als Horus. Und da er den Hörer in diesem Drama vertritt, fragt sich der Hörer (hoffentlich bang), was ihm wohl als nächstes zustoßen wird.

|Nephilim|

Die bedeutendste logische Schwäche betrifft wohl das nebulöse Konzept der Nephilim. Es soll sich um abtrünnige „Titanen“ handeln, doch sie scheinen nie so entschlossen gegen die „Titanen“ und Wagner vorzugehen, wie dies ihre religiöse Ideologie verlangen würde. Stattdessen spielen sie sozusagen den Buhmann, treten in schicken schwarzen Kutten auf und jagen ganz allgemein Angst ein, ohne aber einer Fliege etwas zuleide zu tun. Man darf zwar nicht übersehen, dass in Episode 1 und 2 drei Leichen auftauchten, doch wer hat sie auf dem Gewissen? Bis diese Frage geklärt ist, dürften noch weitere Episoden vergehen.

|Die Inszenierung|

Die Geräuschkulisse des Hörspiels ist nicht allzu realistisch. Man hört nicht jede Tasse klappern, nicht jedes Auto vorbeirauschen. Vielmehr stehen die Kommunikationsmittel im Vordergrund: Handys, Telefone, Türklingeln, fehlen nur noch Türklopfer und Megafone. Im Wald schreien die Krähen, ein Hund bellt und knurrt, und über allem liegt ein melodisches Pfeifen.

Alexander Scheers raue Raucherstimme passt zum Möchtegerndetektiv à la Philip Marlowe, der nur per Zufall zum Kulturwissenschaftler geworden zu sein scheint. Sein Gegenteil, ein Ausbund an Disziplin und Pflichtbewusstsein, bildet die Rolle der Alexa Voss, gesprochen von Anne Moll (zuvor Sandra Speichert). Sie tritt in dieser Episode gleichberechtigt neben der kindlich-eifrigen Tina Müller, gesprochen von Anna Thalbach, auf, vor allem als Geliebte von Adrian Bloch.

|Die Musik|

Spätestens nach einer halben Stunde des Anhörens verhärtet sich im Zuhörer der Verdacht, dass die ganze Handlung eigentlich nur ein Vorwand ist. Nämlich der Vorwand, um möglichst viel deutsche Neo-Gothic-Musik abspielen zu können. Die oben aufgeführte Interpretenliste ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was den Zuhörer erwartet. Es verwundert nicht, dass in die Produktion des Hörspiels Firmen wie |Radar Media|, |STIL| (für die professionelle Soundproduktion) und ein Musikmagazin namens |Sonic Seducer| eingebunden sind.

Letzteres hat sich mit einem Aufkleber auf der Hülle verewigt. |Radar Media| ist im Booklet mit einer ganzen Seite Werbung vertreten: „Schattenreich Vol. 4: Die Kult-Kompilation als 2CD [sic!] und DVD u. a. mit Rammstein, Oomph!, Nightwish […] und unveröffentlichten Schattenreich TV-Sessions [!!] und anderen Specials“. |Radar| hat das Copyright und die Markenrechte für „Schattenreich“ inne, folglich war die Firma auch an der Produktion beteiligt. Und da es in ihrem Interesse liegt, die Bands wie Rammstein, Oomph! usw. zu vermarkten, packte sie natürlich so viel Musik wie möglich auf die Silberscheibe. Jedes Mal eine Disko-Session in die Handlung einzubauen – egal wie -, war daher obligatorisch, und das merkt man auch in Episode 4.

Diese Dinge sollte man wissen, wenn man die Musikeinlagen des Hörspiels bewertet. Plötzlich wird aus der Handlung nicht das Hauptgericht, sondern lediglich die Beilage. Deshalb dröhnt unvermittelt der Leadsong „Follow me“ durch die Boxen, nachdem bereits ein Donnerschlag den Zuhörer aus seiner Bürgerruhe aufgescheucht hat. Es gibt anschließend kaum eine ruhige Minute, in der keine Musik erklingt. Hier hat |Radar Media| ganze Arbeit geleistet. Immerhin ist es nicht mehr ganz so schlimm wie auf den ersten beiden CDs, denn jetzt wird der Hauptfigur mehr musiklose Zeit zum Nachdenken gegönnt.

|Webseite|

Hinweis: Auf http://www.schattenreich.net findet man das Tagebuch einer Figur, um die es immer wieder im Hörspiel geht. Ich tippe als Autorin auf Sibylle Scholl, die angeblich beim Brand ihrer Klinik umgekommene Billie, Christians Geliebte. Das Tagebuch bietet zusätzliche Hintergrundinformationen.

_Unterm Strich_

Die Handlung von „Schattenreich 3“ ist, wie gesagt, so dünn, dass sie auf einen Post-it-Zettel passt. Darüber nachzugrübeln, ist der Mühe nicht wert. Der Plot enthält Elemente einer Serienhandlung, die Anleihen bei „Sakrileg“ und „Offenbarung 23“ sind. Die Story wartet aber mit genügend Rätseln auf, dass der Zuhörer bei der Stange bleibt. Ansonsten ist zu konstatieren, dass dieser Plot als Vorwand für a) Sex auf dem Billardtisch und b) jede Menge Musik-Marketing dient. Dafür trägt der Produzent |Radar Media| die Verantwortung. Und wenn die Handlung nicht in die Gänge kommt, dann liegt es an willkürlich eingebauten Szenen wie der Sexszene im Keller des Café Palm, die nur dem Aufgeilen des Publikums dient, aber ansonsten keinen geistigen Nährwert besitzt.

Wie bei allem, was das Studio |STIL| produziert, ist das Produkt hinsichtlich Sound und Optik vom Feinsten. Immerhin erreichen das Studio und der |Lübbe|-Verlag eine neue Zielgruppe, die mit „Offenbarung 23“ nur unzureichend befriedigt wird: die Gothic-Rock-Fans, die auf Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| und |IAMX| stehen. Diesbezüglich kann „Offenbarung 23“ glatt einpacken. Wer die Songs runterladen will, findet auf www.schattenreich.net den Link dorthin.

|68 Minuten auf 1 CD|
http://www.schattenreich.net/
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name/
http://www.sonic-seducer.de/
http://www.radar-net.de/

Camilleri, Andrea – Stimme der Violine, Die

Mit Michela Licalzi wurde nahe Vigata eine schöne, reiche Frau ermordet. Leider verdächtigt der zuständige Mordkommissar Panzacchi den Falschen, der von der Polizei, obwohl unbewaffnet, erschossen wird. Dumm nur, dass die Mafia die ganze Sache auf Video aufgenommen hat. Und der richtige Mörder läuft frei herum. Dann verhilft Montalbano eine wertvolle Violine zu einem Hinweis auf den Täter.

_Der Autor_

Andrea Camilleri ist kein Autor, sondern eine Institution: das Gewissen Italiens. Der 1925 in dem sizilianischen Küstenstädtchen Porto Empedocle geborene Camilleri ist Autor von Kriminalromanen und -erzählungen, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur.

Die Hauptfigur in vielen seiner Romane, Commissario Salvo Montalbano, gilt inzwischen als Inbegriff für sizialianische Lebensart, einfallsreiche Aufklärungsmethoden und südländischen Charme und Humor.

Allerdings ist der Commissario nicht der Liebling aller Frauen: Zu oft hindert ihn sein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein daran, dringende Termine mit seiner jeweiligen Freundin wahrzunehmen.

_Das Hörspiel_

Das 110 Minuten lange Hörspiel wurde beim Südwestdeutschen Rundfunk SWR produziert. Es treten neun Hauptsprecher auf sowie der Erzähler. Daneben hören wir noch dreizehn weitere Sprecher in Nebenrollen. Die Musik stammt von Henrik Albrecht, die Bearbeitung wie immer von Daniel Grünberg. Regie führte Leonhard Koppelmann – wie bei allen anderen Camilleri-Hörspielen:

– Die Form des Wassers
– Das Spiel des Patriarchen
– Der Hund aus Terrakotta
– Der Dieb der süßen Dinge

_Handlung_

Auf dem Weg zu einer Beerdigung rammt Gallo, der Fahrer Salvo Montalbanos, aus purer Selbstüberschätzung in einer Kurve einen flaschengrünen Twingo. Doch obwohl der Commissario seine Nummer hinterlässt, meldet sich niemand. Da ihm die Sache keinen ruhigen Schlaf erlaubt, bricht er kurzerhand in die kürzlich erbaute Villa hinter dem Twingo ein. Und stößt dort im Schlafzimmer auf die Leiche einer nackten schönen Frau. Sie würde erwürgt. Sofort macht sich Salvo aus dem Staub. Denn wie sollte erklären, auf welche Weise es ihm möglich gewesen war, die Tote aufzufinden?

Wie sich herausstellt, lebte Michela Licalzi in einer Scheinehe mit dem Arzt Dr. Emanuele Licalzi, 60, aus Bologna. Sie hatte offenbar Lover und Freundinnen. Eine der Letzteren, die ledige lehrerin Anna Tropeano, erzählt Salvo, der sich von ihrer Schönheit angezogen fühlt, dass Michela einen Bewunderer hatte: Maurizio di Blasi war allerdings geistig zurückgeblieben und war nur von Michelas Schönheit besessen. Er konnte sie nicht umgebracht haben, denn er spielte lieber den Voyeur.

Weil der neue Questore in Montelusa, Signore Bonetti-Alderighi, der aus dem Norden stammt und daher extrem unbeliebt ist, Montalbano den Fall entzieht, kommt nun Ernesto Panzacchivon von der Mordkommission zum Zuge. Ein schwerer Fehler, wie Salvo findet und sich bald herausstellt. Denn Panzacchi ist ein karrieregeiler Spieler. Seine ebenso begierigen Polizisten spüren Maurizio in einer Höhle auf, der ruft: „Bestraft mich!“ Sie erschießen ihn, weil sie den Schuh, den er hochhält, für eine Pistole halten.

Es kommt noch besser: In einer Pressekonferenz behauptet Panzacchi, dieser Schuh sei einer Handgranate aus dem 2. Weltkrieg gewesen. Tatsächlich haben seine Männer sogar Maurizios Fingerabdrücke drauf angebracht – stümperhaft allerdings.

Doch wie könnte es in Sizilien anders sein, schaltet sich nun die Mafia ein – in Gestalt von Avvocato Guttadauro, den wir bereits aus „Das Spiel des Patriarchen“ als aalglatten Mafiaanwalt kennen. Er habe beobachtet und sogar auf Video aufgenommen, wie Panzacchis Männer den unbewaffneten Maurizio erschossen und ihm die Handgranate untergeschoben hatten. Er werde gerne gegen Montalbanos Konkurrenten aussagen…

Nun hat Montalbano alle Trümpfe in der Hand. Soll er diese Bombe hochgehen lassen und all diejenigen, die Panzacchi gedeckt haben, aus ihren Ämtern fegen? Aber wer bringt dann den richtigen Mörder vor Gericht? Da kommt ihm Kommissar Zufall in Gestalt eines Geigenvirtuosen zu Hilfe.

_Mein Eindruck_

Wieder einmal ist Camilleri eine enorm spannende Geschichte gelungen, die den Zuhörer bis zur letzten Minute fesselt, wenn der Commissario dem wahren Täter eine recht seltsam klingende Geschichte auftischt und auch prompt eine heftige Reaktion erhält. Allerdings nicht ganz die erwartete.

Wieder einmal hat der weise, verschmitzte Autor die Kriminalstory mit Erotik und Witz gewürzt. Anna Tropeano ist für Salvo eine Verlockung, doch seine Treue zu seiner Genueser Freundin Livia ist stärker. Mit dieser will Salvo einen Jungen namens Francois adoptieren, doch diese Sache scheitert. Nun weiß Salvo, wo seine Pflichten liegen.

Der drastische Witz aus „Die Form des Wassers“ ist hier zurückgenommen, obwohl der Commissario jederzeit bereit ist, in einen Wutanfall auszubrechen – und angesichts von Gallos überschätzten Fahrkünsten hätte er allen Grund dazu.

_Das Hörspiel_

Wie stets ist die SWR-Produktion makellos; die Sprecher sind ebenso ausgezeichnet eingesetzt wie die zahllosen Geräusche. Wie immer jagen sich die Dialoge und Telefonate, so dass es kaum einmal eine Verschnaufpause gibt und die jeweils etwa 55 Minuten wie im Fluge vorüber sind.

Die Musik ist ja sonst ein heikler Punkt, doch diesmal wurde das Jazz-Gedudel durch sizilianische Caféhausmusik abgelöst – mit stimmungsvollen Geigen und Klavieren an den richtigen Stellen und drängenden Rhythmen, wenn’s spannend wird.

_Unterm Strich_

„Die Stimme der Violine“ ist mindestens so gut wie „Das Spiel des Patriarchen“. Allerdings mischen sich in die Spannung viele tragische, besinnliche wie auch sinnliche Töne. Eine Mischung, wie man sie sich von einem weisen alten Mann wie Camilleri nicht besser wünschen kann. Dabei bleibt der politische Biss keineswegs außen vor.

Fazit: 100 Punkte.

_Michael Matzer­_ © 2003ff