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Camilleri, Andrea – Stimme der Violine, Die

Mit Michela Licalzi wurde nahe Vigata eine schöne, reiche Frau ermordet. Leider verdächtigt der zuständige Mordkommissar Panzacchi den Falschen, der von der Polizei, obwohl unbewaffnet, erschossen wird. Dumm nur, dass die Mafia die ganze Sache auf Video aufgenommen hat. Und der richtige Mörder läuft frei herum. Dann verhilft Montalbano eine wertvolle Violine zu einem Hinweis auf den Täter.

_Der Autor_

Andrea Camilleri ist kein Autor, sondern eine Institution: das Gewissen Italiens. Der 1925 in dem sizilianischen Küstenstädtchen Porto Empedocle geborene Camilleri ist Autor von Kriminalromanen und -erzählungen, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur.

Die Hauptfigur in vielen seiner Romane, Commissario Salvo Montalbano, gilt inzwischen als Inbegriff für sizialianische Lebensart, einfallsreiche Aufklärungsmethoden und südländischen Charme und Humor.

Allerdings ist der Commissario nicht der Liebling aller Frauen: Zu oft hindert ihn sein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein daran, dringende Termine mit seiner jeweiligen Freundin wahrzunehmen.

_Das Hörspiel_

Das 110 Minuten lange Hörspiel wurde beim Südwestdeutschen Rundfunk SWR produziert. Es treten neun Hauptsprecher auf sowie der Erzähler. Daneben hören wir noch dreizehn weitere Sprecher in Nebenrollen. Die Musik stammt von Henrik Albrecht, die Bearbeitung wie immer von Daniel Grünberg. Regie führte Leonhard Koppelmann – wie bei allen anderen Camilleri-Hörspielen:

– Die Form des Wassers
– Das Spiel des Patriarchen
– Der Hund aus Terrakotta
– Der Dieb der süßen Dinge

_Handlung_

Auf dem Weg zu einer Beerdigung rammt Gallo, der Fahrer Salvo Montalbanos, aus purer Selbstüberschätzung in einer Kurve einen flaschengrünen Twingo. Doch obwohl der Commissario seine Nummer hinterlässt, meldet sich niemand. Da ihm die Sache keinen ruhigen Schlaf erlaubt, bricht er kurzerhand in die kürzlich erbaute Villa hinter dem Twingo ein. Und stößt dort im Schlafzimmer auf die Leiche einer nackten schönen Frau. Sie würde erwürgt. Sofort macht sich Salvo aus dem Staub. Denn wie sollte erklären, auf welche Weise es ihm möglich gewesen war, die Tote aufzufinden?

Wie sich herausstellt, lebte Michela Licalzi in einer Scheinehe mit dem Arzt Dr. Emanuele Licalzi, 60, aus Bologna. Sie hatte offenbar Lover und Freundinnen. Eine der Letzteren, die ledige lehrerin Anna Tropeano, erzählt Salvo, der sich von ihrer Schönheit angezogen fühlt, dass Michela einen Bewunderer hatte: Maurizio di Blasi war allerdings geistig zurückgeblieben und war nur von Michelas Schönheit besessen. Er konnte sie nicht umgebracht haben, denn er spielte lieber den Voyeur.

Weil der neue Questore in Montelusa, Signore Bonetti-Alderighi, der aus dem Norden stammt und daher extrem unbeliebt ist, Montalbano den Fall entzieht, kommt nun Ernesto Panzacchivon von der Mordkommission zum Zuge. Ein schwerer Fehler, wie Salvo findet und sich bald herausstellt. Denn Panzacchi ist ein karrieregeiler Spieler. Seine ebenso begierigen Polizisten spüren Maurizio in einer Höhle auf, der ruft: „Bestraft mich!“ Sie erschießen ihn, weil sie den Schuh, den er hochhält, für eine Pistole halten.

Es kommt noch besser: In einer Pressekonferenz behauptet Panzacchi, dieser Schuh sei einer Handgranate aus dem 2. Weltkrieg gewesen. Tatsächlich haben seine Männer sogar Maurizios Fingerabdrücke drauf angebracht – stümperhaft allerdings.

Doch wie könnte es in Sizilien anders sein, schaltet sich nun die Mafia ein – in Gestalt von Avvocato Guttadauro, den wir bereits aus „Das Spiel des Patriarchen“ als aalglatten Mafiaanwalt kennen. Er habe beobachtet und sogar auf Video aufgenommen, wie Panzacchis Männer den unbewaffneten Maurizio erschossen und ihm die Handgranate untergeschoben hatten. Er werde gerne gegen Montalbanos Konkurrenten aussagen…

Nun hat Montalbano alle Trümpfe in der Hand. Soll er diese Bombe hochgehen lassen und all diejenigen, die Panzacchi gedeckt haben, aus ihren Ämtern fegen? Aber wer bringt dann den richtigen Mörder vor Gericht? Da kommt ihm Kommissar Zufall in Gestalt eines Geigenvirtuosen zu Hilfe.

_Mein Eindruck_

Wieder einmal ist Camilleri eine enorm spannende Geschichte gelungen, die den Zuhörer bis zur letzten Minute fesselt, wenn der Commissario dem wahren Täter eine recht seltsam klingende Geschichte auftischt und auch prompt eine heftige Reaktion erhält. Allerdings nicht ganz die erwartete.

Wieder einmal hat der weise, verschmitzte Autor die Kriminalstory mit Erotik und Witz gewürzt. Anna Tropeano ist für Salvo eine Verlockung, doch seine Treue zu seiner Genueser Freundin Livia ist stärker. Mit dieser will Salvo einen Jungen namens Francois adoptieren, doch diese Sache scheitert. Nun weiß Salvo, wo seine Pflichten liegen.

Der drastische Witz aus „Die Form des Wassers“ ist hier zurückgenommen, obwohl der Commissario jederzeit bereit ist, in einen Wutanfall auszubrechen – und angesichts von Gallos überschätzten Fahrkünsten hätte er allen Grund dazu.

_Das Hörspiel_

Wie stets ist die SWR-Produktion makellos; die Sprecher sind ebenso ausgezeichnet eingesetzt wie die zahllosen Geräusche. Wie immer jagen sich die Dialoge und Telefonate, so dass es kaum einmal eine Verschnaufpause gibt und die jeweils etwa 55 Minuten wie im Fluge vorüber sind.

Die Musik ist ja sonst ein heikler Punkt, doch diesmal wurde das Jazz-Gedudel durch sizilianische Caféhausmusik abgelöst – mit stimmungsvollen Geigen und Klavieren an den richtigen Stellen und drängenden Rhythmen, wenn’s spannend wird.

_Unterm Strich_

„Die Stimme der Violine“ ist mindestens so gut wie „Das Spiel des Patriarchen“. Allerdings mischen sich in die Spannung viele tragische, besinnliche wie auch sinnliche Töne. Eine Mischung, wie man sie sich von einem weisen alten Mann wie Camilleri nicht besser wünschen kann. Dabei bleibt der politische Biss keineswegs außen vor.

Fazit: 100 Punkte.

_Michael Matzer­_ © 2003ff

John Sinclair – Zombie-Ballade (Folge 131)

Die Handlung:

Mary Ann Baxter, die Frau des bekannten Lord Richard Baxter, hielt sich gern aus der Öffentlichkeit heraus – selbst als ihr Mann und ihre beiden Kinder bei einem tragischen Unfall ums Leben kamen. Diese Zurückhaltung brachte ihr große Sympathien ein. Weil niemand den wahren Grund ahnte: Mary Ann Baxter wollte ihre Familie von den Toten zurückholen! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des Taschenbuchs mit der Nummer 64 gemacht, das erstmalig am 8. Juli 1986 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war.

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Andrea Camilleri – Das Spiel des Patriarchen (Lesung)

Der Commissario guckt sich Pornofilme an?! Nicht auszudenken, was aus seinem guten Ruf wird! — Aber alles ist halb so wild, und im Grunde geht es um ein brandheißes Thema: Organhandel. Da stellt sich die Frage: Was soll nur aus Sizilien werden? Und wer will überhaupt in Olivenöl eingelegte Organe?!

_Der Autor_

Andrea Camilleri ist kein Autor, sondern eine Institution: das Gewissen Italiens. Der 1925 in dem sizilianischen Küstenstädtchen Porto Empedocle geborene Camilleri ist Autor von Krimialromanen und -erzählungen, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur.

Die Hauptfigur in vielen seiner Romane, Commissario Salvo Montalbano, gilt inzwischen als Inbegriff für sizilianische Lebensart, einfallsreiche Aufklärungsmethoden und südländischen Charme und Humor.

Allerdings ist der Commissario nicht der Liebling aller Frauen: Zu oft hindert ihn sein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein daran, dringende Termine mit seiner jeweiligen Freundin wahrzunehmen.

_Das Hörspiel_

Das 110 Minuten lange Hörspiel wurde beim Südwestdeutschen Rundfunk SWR produziert. Es treten acht Hauptsprecher auf sowie der Erzähler. Daneben hören wir noch neun weitere Sprecher in Nebenrollen. Die Bearbeitung – die ich recht gut gelungen finde, denn sie arbeitet den roten Faden und humoristische Aspekte heraus – stammt von Daniel Grünberg. Regie führte Leonhard Koppelmann – wie bei allen anderen Camilleri-Hörspielen:

– Die Form des Wassers
– Der Hund aus Terrakotta
– Der Dieb der süßen Dinge
– Die Stimme der Violine

_Handlung_

Commissario Montalbano beobachtet mit Skepsis den Einzug von Computer und Internet im Kommissariat und fühlt sich allmählich etwas antiquiert. Da kommt ihm der neue Fall gerade recht, in dem er seine Spürhundqualitäten unter Beweis stellen kann.

In Vigata finden zwei Morde statt, zwischen denen auf den ersten Blick kein Zusammenhang zu bestehen scheint. Nene San Filippo war zu Lebzeiten ein lediger Nichtstuer, der als 21-Jähriger seinen Hormondrang an etlichen Freundinnen austobte. Signore Grifo hingegen, ein braver Beamter aus Messina, vermisst seine Eltern, die über Nenes Wohnung, also im gleichen Haus, lebten. Das Ehepaar war von einem Busausflug nach Tindari (vgl. O-Titel) nicht zurückgekehrt.

Montalbanos Mitarbeiter machen sich, ausgestattet mit hypermoderner Technik, sofort an die Arbeit, allen voran sein Assi, der rührige Fazio. Montalbano hingegen verlässt sich auf Bewährtes und kommt auch so weiter. Und stößt auf höchst Pikantes. Nene und seine Geliebte schrieben einander gepfefferte Liebesbriefe, in denen sie einander ihre Erfahrung des vorangegegangenen Liebesspiels schilderten. Wozu? Nene schrieb offenbar an einem erotischen Roman. Und deshalb wohl auch seine Vorliebe für scharfe Pornofilme, oder?

Doch Nenes Geliebte ist die Gattin des berühmten Transplantationsexperten Dottore Eugenio Ingrò. Vania Titulescu stammt aus Rumänien. Gab der Arzt den Mord an Nene aus Eifersucht in Auftrag? Aber warum mussten dann die unschuldigen Grifos sterben? Die ausnehmend hübsche Reisebegleiterin mit dem schönen Namen Beatrice weist dem hingerissenen Assistenten Fazio den Weg durch das Dickicht der Hinweise.

Da bekommt Montalbano einen wichtigen Anruf: Avvocato Guttadauro, allseits bestens bekannt als Mafia-Anwalt, lässt dem Commissario schöne Grüße ausrichten von Don Balduccio Sinagra, dem Mafiapaten. Ob er wohl einen kleinen Besuch einrichten könnte? Montalbano kann. Einen Paten lässt man nicht ungestraft links liegen. Nicht in Sizilien und schon gar nicht, wenn man einen so verzwickten Fall lösen möchte. Wie es scheint, war der verblichene Nene eine Art Enkel des alten Don…

Auf die richtige Spur bringen ihn schließlich ein sarazenischer Olivenbaum, ein Buch von Joseph Conrad und der verschlüsselte Hinweis des berüchtigten alten Mafiapaten, der bei einem gefährlichen Spiel im Hintergrund die Fäden in der Hand hält.

_Mein Eindruck: Die Handlung_

Die Schnitzeljagd, aus der Montalbanos Fälle oft bestehen, wird in „Patriarch“ fast schon bis zum Exzess getrieben – und ist umso spannender, je mehr retardierende Momente wie Beatrice und Nenes erotischer Roman die Auflösung des kniffligen Falls hinauszögern. Man fiebert regelrecht mit, bis sich zunehmend erschreckendere Abgründe auftun, in die uns der Autor nichts ahnend gelockt hat. Aber da ist es fürs Aufhören bereits zu spät.

Erotik, Busfahrten und schöne Frauen – darunter des Commissarios Freundin – gehören zu den angenehmen, mitunter komischen Nebenerscheinungen im Verlauf der Handlung. Doch keine Angst: Hier wird nicht „abgeschwiffen“, sondern jedes Details hat seine Funktion im größeren Gewebe der Handlung.

Der Commissario ist ein verschmitzt denkender Bursche, fast wie der selige Father Brown von G.K. Chesterton. Doch Montalbanos sizilianischer Humor ist durchzogen von einer Skepsis gegenüber der Güte des Schicksals (oder Gottes). Allerdings hilft ihm der Humor dabei, in einer Welt zu überleben, die, auch wenn sie eine erfundene Welt ist, sich nicht allzusehr von unserer Wirklichkeit unterscheidet. Vermutlich findet auch in Italien so etwas wie Organhandel statt, auch wenn diese Tatsache gerne unter den Teppich gekehrt wird. Zumindest im Roman passiert eben dies nicht: Die nationale Presse erfährt von der Schweinerei, die der Commissario da aufgedeckt hat.

_Mein Eindruck: Die Produktion_

Wie schon in den anderen Camilleri-Hörspielen machen alle SprecherInnen einen hervorragenden Job aus ihrer Aufgabe. Schließlich arbeitet man hier nicht in der Privatwirtschaft, sondern beim gebührenfinanzierten Rundfunk! Die Musik von Henrik Albrecht ist diesmal ein wahrer Hochgenuss: stilechte, original sizilianisch klingende Cafémusik! Und obendrein nicht aufdringlich, sondern meist schön dezent im Hintergrund.

_Unterm Strich_

„Das Spiel des Patriarchen“ ist ein rundum gelungenes Hörspiel. Es ist keineswegs ein gekürzter Bestseller aus Amiland, sondern stellt vielmehr Ansprüche an die Aufmerksamkeit des Zuhörers und – am Schluss – an dessen moralische Urteilsfähigkeit. Erst wenn der Zuhörer empört ist, hat der Autor sein Ziel erreicht.

Komische und romantische Szenen lockern die Nachforschungen Montalbanos auf und geben Gelegenheit, entweder mal eine Pause zu machen oder auch mal lauthals aufzulachen: Der untadelige Kommissar wird von seinem Assi beim Pornogucken vor einem Stapel Cassetten ertappt: ein Bild für Götter!

Ich hingegen ertappe mich gerade dabei, dass ich Camilleri-süchtig geworden bin. Öha: ein Junkie!

_Michael Matzer_ © 2003ff

Pratchett, Terry – Pyramiden (Lesung)

Assassinen, Konkubinen und wandelnde Götter

Prinz Teppic von Djelibebi hat den erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung zum Assassinen in Ankh-Morpork gerade mit einem grandiosen Besäufnis begossen, als ihn der Ruf in die heimatliche Wüste ereilt. Er muss nach dem Tod seines Vaters Teppicymon XXVII. dessen Nachfolge antreten. Allerdings bekommt er es in der Heimat, einem engen Flusstal von 150 Meilen Länge, mit dem Hohepriester und Premierminister Dios zu tun, der seine eigenen Vorstellungen von einem funktionierenden Staatswesen hat. Nun soll Teppic zu Ehren seines Vaters die größte Pyramide errichten, die Djelibebi je gesehen hat – und damit den Staatshaushalt zugrunde richten …

Der Autor

Sir Terence David John Pratchett, OBE (* 28. April 1948 in Beaconsfield, Buckinghamshire; † 12. März 2015 in Broad Chalke, Wiltshire) war ein britischer Fantasy-Schriftsteller. Seine bekanntesten Werke sind seine Scheibenwelt-Romane, die in 37 Sprachen übersetzt wurden. Weltweit wurden rund 85 Millionen seiner Bücher verkauft (Quelle: Wikipedia.de).

Terry Pratchett und seine Frau Lynn sind wahrscheinlich die produktivsten Schreiber humoristischer Romane in der englischen Sprache – und das ist mittlerweile ein großer, weltweiter Markt. Obwohl sie bereits Ende der siebziger Jahre Romane schrieben, die noch Science-Fiction-Motive verwendeten, gelang ihnen erst mit der Erfindung der Scheibenwelt (Disc World) allmählich der Durchbruch. Davon sind mittlerweile etwa drei Dutzend Bücher erschienen. Nachdem diese für Erwachsene – ha! – konzipiert wurden, erscheinen seit 2001 auch Discworld-Romane für Kinder. Den Anfang machte das wundervolle Buch “ The amazing Maurice and his educated rodents“, worauf „The Wee Free Men“ folgte.

Doch auch andere Welten wurden besucht: ein Kaufhaus, in dem die Wühler und Trucker lebten, und eine Welt, in der „Die Teppichvölker“ leben konnten. Die Wühler-Trilogie „The Bromeliad“ soll zu einem Zeichentrickfilm gemacht werden.

|Terry Pratchett bei Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Gefährliche Possen und andere Erzählungen“ 3406 (Audio)
[„Lords und Ladies“ 3160 (Audio)
[„Trucker“ 2998 (Nomen 1, Audio)
[„Kleine Freie Männer“ 2310 (Audio)
[„Ab die Post“ 2122
[„A Hat full of Sky“ 1842
[„Wachen! Wachen!“ 787 (Audio)
[„Maurice, der Kater“ 219

Die Sprecher / Die Inszenierung

Die Rollen und ihre Sprecher:

Erzähler: Ludwig Schütze
Teppic: Matthias Albold
Dios: Helmut Schüschner
Ptraci: Sylvia Garatti
Teppicymon XXVII.: Klaus Knuth
Schelter: Pascal Holzer
Arthur, Alfons: Martin Ostermeier
Du Mistvieh; größtes Mathegenie der Scheibenwelt: Markus Signer
Sechster Priester: Marcel Reif (Sportkommentator)
Und viele andere.

Die Regie führte wie bei den Terry-Pratchett-Vertonungen Raphael Burri, der auch den Text bearbeitet hat. Aufnahmeleitung und Regieassistenz übernahm Ralf Grunwald. Booklet- und CD-Illustrationen stammen wie stets von Josh Kirby. Für den guten Ton sorgten Olifr Maurmann, Gavin Maitland und andere vom |StarTrack|-Tonstudio Schaffhausen. Das Hörspiel entstand im Jahr 2005.

Mehr Infos und Hörproben gibt es unter http://www.bookonear.com. (geprüft)

Die Musik

Zitat aus dem Booklet:

»Warnung! Auch in diesem Bookonear-Hörspiel wird Musik der Gruppe Tritonus verwendet! Wenn auch nicht in jenem Ausmaß wie in dem Hörspiel „Wachen! Wachen!“ und dann auch nur im Umfeld jener Szenen, welche in Ankh-Morpork spielen, also im ersten Viertel.

Das Königreich Djelibebi verlangt natürlich nach Musik, die zur Anlehnung ans alte Ägypten passt. Ali Jihad Racy ist Außerordentlicher Professor für Musikethnologie und hat altägyptische Musik rekonstruiert, die er selbst auf traditionellen Instrumenten spielt. Die Macher des Hörspiels haben sich „schamlos“, wie sie sagen, aus seiner CD „Ancient Egypt“ bedient – weil es eben passt.«

Handlung

Morgengrauen in Djelibebi. Wieder einmal entladen die großen Pyramiden, für die das Land am Djel berühmt ist, ihr blaues Feuer in die Nachtluft. Es heißt, die Pyramiden akkumulierten aufgrund ihrer besonderen Bauweise Zeit. Wer weiß, wozu das noch führen kann … Der Hohepriester Dios, der gerade erwacht, macht sich jedenfalls kein Kopfzerbrechen wegen der Pharaonengrabmäler, sondern vielmehr darüber, ob Pharao Teppicymon XXVII wie jeden Morgen die Sonnenkugel aufgehen lassen wird, wie es seine Pflicht ist.

Unterdessen ist es im mittewärts gelegenen Ankh-Morpork noch Mitternacht. Der Sohn des Pharaos, Prinz Teppic, hat etwas Vernünftiges gelernt und bereit sich nun auf seine Abschlussprüfung als ausgebildeter Assassine vor. Als er endlich alle seine Ausrüstungsgegenstände verstaut hat, kippt er um. Sie sind einfach zu schwer. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hat, begibt er sich zu seinem Prüfer Meriset, der ihm eine Menge Fragen stellt, die Teppic, bis auf die letzte, einwandfrei beantworten kann. Dann geht’s auf zur praktischen Prüfung. Dabei stürzt Teppic ab.

Aber nicht weit. Mit den Fingerspitzen hängt er an einer Dachrinne. Wenig später dringt er vom Dach her in ein Haus ein. Es ist ihm völlig klar, dass dies eine Todesfalle ist. Nach dem Beseitigen der ersten Hindernisse zieht Teppic eiserne Überschuhe an und schreitet rasch ins Zimmer. Meriset, sein Prüfer, grüßt ihn fröhlich und fordert ihn auf, den im Bett Liegenden zu inhumieren. Damit hat Teppic wider Erwarten ein Problem.

Denn erstens bedeutet „inhumieren“ so viel wie „töten“ und zweitens könnte es sich bei dem Unbekannten, der im Bett liegt, um einen Klassenkameraden handeln, vielleicht um Schelter oder Käseweis oder Arthur, den Orniten. Sie alle sind ihm im Verlauf seiner jahrelangen Ausbildung in Ankh-Morpork gewissermaßen ans Herz gewachsen. Dennoch hebt er die Armbrust …

Unterdessen in Djelibebi

Während Teppic noch zögert, stellt sich sein Vater in Djelibebi auf die Terrasse seines Hauses, um die Sonne aufgehen zu lassen. Sie erscheint nicht, und der Pharao, entsetzt über diesen Anfall von Impotenz, erleidet eine Herzattacke. Das ist natürlich NICHT sein Ende, versteht sich. Die Seele unseres braven Teppicymon XXVII. begegnet dem TOD, der ihr einige tröstende Worte spendet, bevor er auf Binkie wieder davonreitet, dem nächsten Auftrag entgegen. Der Pharao hat viele Ideen, erlebt aber auch viele Desillusionen. So etwa jene, als zwei Einbalsamierer ihm die Gedärme und das Hirn herausreißen …

Durch die mystische Übertragung der göttlichen Kraft des Pharao gerät Teppic in Ankh-Morpork – er hat natürlich bestanden – bald in eine peinliche Lage: Gras sprießt unter seinen Füßen, Brotlaibe schwellen an und platzen auf, sogar der Fluss schwillt an und droht, über die Ufer zu treten. Die Anzeichen sind überdeutlich. Sein Vater ist tot und es ist höchste Zeit, seinen Platz einzunehmen.

Hohepriester und Premierminister Dios empfiehlt Teppic als Erstes, seine Tante zu heiraten, denn Schwestern habe er ja schließlich nicht. Als sich Teppic von diesem Schrecken wieder erholt hat, bekommt er eine goldene Maske verpasst, aus der seine Stimme nur noch hohl klingt. Dios, der vorgibt, seinen göttlichen Willen zu verkünden, befiehlt stets genau das Gegenteil dessen, was Teppic will. So behauptet er, der verstorbene Pharao habe befohlen, die größte jemals in Djelibebi gebaute Pyramide zu bauen. Teppic ist überzeugt, dass dieses Monstrum sein Reich zugrunde richten werde, von seinen unberechenbaren physikalischen Eigenschaften ganz zu schweigen.

Als Dios schließlich auch noch die Lieblingskonkubine seines Vaters, Ptraci, zum Tode verurteilt, läuft für Teppic das Fass über. Er beschließt zu rebellieren. Seine Taten haben jedoch unabsehbare Konsequenzen, die er sich nicht im mindesten hätte träumen lassen. Djelibebi verschwindet in einer Zeitspalte …

Mein Eindruck

Dieses Abenteuer auf der Scheibenwelt lässt sich losgelöst von den meisten anderen Episoden genießen. Der Autor ist nie wieder in die Welt der Pyramiden zurückgekehrt, das tun dafür andere, so etwa den fränkische Autor Georg Herm in [„Der Nomadengott“. 2638 Das Land am Nil bzw. Djel ist so vielbesucht, dass sich ein Autor schon eine Menge ungewöhnliche Dinge einfallen lassen muss, um das Aufsehen des Publikums zu wecken und aufrechtzuerhalten.

Die üblichen altägyptischen Bizarrerien wie etwa Mumifizierung, Pharaonengräber, Inzest und so weiter mal beiseite gelassen, entwickelt die Geschichte von „Pyramiden“ ihren eigenen Charme. Allerdings muss man den verschiedenen Handlungssträngen aufmerksam folgen, um durch die eigene Kombinationsgabe so etwas wie faszinierte Spannung zu erspüren.

Dios und der frühere Pharao sind Nebenfiguren im Spiel von Prinz Teppic, das sich nun entfaltet. Leider ist der Autor in der Mitte des Buches auf die Idee verfallen, Teppic mit Ptraci desertieren zu lassen und ihn nach Palästina und zu den Griechen zu schicken. Das ist nicht sonderlich originell. Unterdessen geht es in Djelibebi in der Zeitspalte mehr oder weniger drunter und drüber, als die Götter durch den Unfug, den Dios und die neue Riesenpyramide anrichten, auf die Erde geholt werden. In diesen Szenen gerät die Geschichte zur herrlichen Satire auf die Religion, nach dem Motto: Hüte dich davor, was du dir wünschst, denn es könnte Wirklichkeit werden!

Nette Einfälle

Wunderbar gefielen mir die drei Pyramidenbauer, Taklusp und seine beiden Söhne 2A und 2B. Sie müssen nicht nur den Bau der größten Pyramide aller Zeiten in knapp drei Monaten planen, organisieren und fertigstellen, sondern haben auch noch mit den Anomalien zu kämpfen, die durch die Zeitverschiebungen an der Riesenpyramide entstehen. So existieren plötzlich 38.000 Doppelgänger ihrer Arbeiter. Das klingt zwar billig bei der Lohnzahlung, aber es ist eher verwirrend bei der Arbeitszuweisung.

Ebenso nett fand ich den Einfall mit den beiden Einbalsamierern Gern und Dill, denen die Seele des toten Pharao so ungern bei der Arbeit zusieht. Allerdings spielen sie nur eine Nebenrolle, ebenso wie Ptraci, die sich ohne ihre klirrenden Armreife ganz nackt vorkommt – was sie in der Tat auch fast ist. Aber der Humor kann mitunter auch in Klamauk abrutschen, so etwa wenn ketzerische Priester ruckzuck im Rachen der Krokodile landen. Die Armeen der Nachbarländer Djelibebis stehen sich nun unvermittelt direkt gegenüber, nachdem der Pyramidenstaat verschwunden ist. Flugs verstecken sich alle Soldaten in Trojanischen Pferden, was ja auch nicht superintelligent ist.

Hintersinnig ist der Einfall, das Kamel „Du Mistvieh!“ zum größten mathematischen Genie der Scheibenwelt zu machen. Hoffentlich ist dies keine versteckte Anspielung auf Stephen Hawking oder gar eine Beleidigung der Kamele.

Die Sprecher / Die Inszenierung

Von dem Schweizer Studio „Bookonear“ habe ich bislang schon „Wachen! Wachen!“ und „Lords und Ladies“ gehört. Die Produktion, die es mit „Pyramiden“ vorgelegt hat, ist ebenfalls in vielerlei Hinsicht professionell zu nennen. Die Sprecher, die bei uns fast alle – bis auf Sportkommentator Marcel Reif – unbekannt sind, legen eine bühnenreife Darbietung hin. Ich könnte jedoch keinen besonders hervorheben, noch nicht einmal Du Mistvieh! Auf jeden Fall sind alle Sprecher kompetent und manche sogar als Könner ihres Faches zu bezeichnen. Besonders die Szene des griechischen Symposions ist mir im Gedächtnis geblieben, vermutlich deshalb, weil sie die witzigste Szene der gesamte Handlung ist.

Geräusche und Musik

Zur Musik sei noch einmal das Booklet zitiert: „Das Königreich Djelibebi verlangt natürlich nach Musik, die zur Anlehnung ans alte Ägypten passt. Ali Jihad Racy ist Außerordentlicher Professor für Musikethnologie und hat altägyptische Musik rekonstruiert, die er selbst auf traditionellen Instrumenten spielt. Die Macher des Hörspiels haben sich ’schamlos‘, wie sie sagen, aus seiner CD ‚Ancient Egypt‘ bedient.“

Die Musik ist also durchaus passend zu nennen und verleiht der Handlung die entsprechende Stimmung. Sie wird ausschließlich in den Pausen zwischen den Szenen sowie als In- und Outro eingesetzt. An keiner Stelle überlagert sie auf störende Weise den Dialog.

Die Geräusche sind für das Verständnis einer Szene wider Erwarten von höchster Wichtigkeit. Da der Humor des Autors auf Andeutungen setzt, wird keineswegs alles ausgesprochen, was witzig und außergewöhnlich sein könnte. So genügt beispielsweise, einfach nur ein klirrendes Scheppern ertönen zu lassen, um dem Hörer zu verstehen zu geben, dass Teppic wegen seiner schweren Ausrüstung umgefallen ist. Es ist nicht nötig, dies auch noch zu sagen.

In praktisch allen Szenen muss der Hörer daher auch auf die Geräusche achten. Wenn Teppic plötzlich hohl klingt, dann deswegen, weil Dios ihm eine Maske aufgesetzt hat – die trägt schließlich jeder Gottkönig. Ich glaube, das Prinzip ist hiermit deutlich geworden. Um alle Feinheiten mitzubekommen, bietet es sich an – will heißen: es ist ratsam, sich das Hörspiel zweimal anzuhören. Da steckt noch eine Menge Musik bzw. Überraschungen drin.

Geräusche tragen nicht nur Pointen bei, sie charakterisieren auch, wie es sich eben für eine realistische Darstellung gehört. Nur, dass dieses Hörspiel keinen Realismus will, sondern eine dramatische Überspitzung darstellt. Wie lässt man zum Beispiel einen Gott ertönen? Sagen wir mal, einen schakalköpfigen Anubis oder einen mit Krokodilskopf? Das ist etwas kniffliger als einen Detektivroman akustisch auszustatten und verlangt einen gewissen Einfallsreichtum. Langer Rede kurzer Sinn: Ich halte die Charakterisierungen durchaus für gelungen, aber ich erwarte auch keinen Realismus von einer Fantasy wie dieser. Hauptsache, die Geräusche klingen nicht abstrus und überzogen.

Das Booklet

Das Beiheft ist liebevoll gestaltet und einer so von Liebhabern der Scheibenwelt gestalteten Produktion angemessen. Da findet sich ein Lebenslauf des Autors ebenso wie Hintergrundinfos über die Musik, die Gestalter und sämtliche Sprecher. Am schönsten aber sind zwei weitere Elemente: die detaillierte Tracklist für jede einzelne CD, von denen jede einen eigenen Titel trägt. Und natürlich die knuddeligen Zeichnungen Josh Kirby, die allesamt der doppelseitigen Titelillustration entnommen sind. Auch die Cover der einzelnen CDs wie auch die Einsteckplätze der CDs im Karton sind damit geschmückt.

Abspann

Am Schluss der letzten CD werden alle Sprechrollen noch einmal mit Zitaten bzw. Klangproben vorgestellt und ihrem Sprecher oder ihrer Sprecherin zugewiesen. Von der Crew sind lediglich die Techniker und der Regisseur genannt.

Unterm Strich

„Pyramiden“ ist einer der wenigen Romane Pratchetts, die sich eigenständig lesen lassen, ohne dass der Leser irgendwelches Wissen über die phantastische Scheibenwelt mitbringen muss. Daher eignet sich das Buch ideal als Einstieg und Zugang zu Pratchetts Universum und seiner ganz speziellen Art des Humors. In literarischer Hinsicht ist das Buch sicherlich kein Glanzpunkt in der Karriere des Autors, aber herrje, wer mehr als 100 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft hat, ist eh schon jenseits von Gut und Böse.

Das Hörspiel setzt die Vorgabe nach seinen eigenen Gesetzen um. Das bedeutet, dass hier Szenen umgestellt und eventuell Personal gekürzt wurden. Das wird aber durch eine dramatisch geglücktere Präsentation ausgeglichen: Sprecher, Geräusche und Musik bilden eine harmonische Einheit, um den Hörer bestmöglich zu unterhalten. Sicher hätte die Geschichte noch straffer, spannender und actionreicher sein können, aber wenn die Vorlage nicht mehr hergibt, kann man nicht einfach etwas hinzuerfinden – das könnte sich Hollywood erlauben, aber nicht ein Tonstudio.

Man sollte also nicht den Fehler machen, das Hörspiel schon für das Buch zu halten. Aber es kann eine Menge Appetit auf den Roman, die Scheibenwelt und Pratchetts sonstiges Werk machen. Insbesondere haben mir die Jugendromane um Tiffany Weh und Kater Maurice gefallen.

Originaltitel: Pyramids, 1989
Aus dem Englischen übertragen von Andreas Brandhorst 1991
Mit von Josh Kirby illustriertem Booklet
307 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3785731314

http://www.bookonear.com
http://www.luebbe-audio.de

Ken Follett – Der dritte Zwilling (Lesung)

Ein klassischer Thriller um das Thema Klonen von künstlich erzeugten Menschen – spannend und psychologisch halbwegs glaubwürdig erzählt. Allerdings kein Stoff, der sich für Minderjährige unter 16 Jahren eignet.

_Der Autor_

Ken Follett ist der Autor des Wissenschaftsthrillers „Der dritte Zwilling“, der verfilmt wurde, und von „Die Kinder von Eden“, das nicht mehr so gut ankam. „Die Säulen der Erde“ ist neben „Nacht über den Wassern“ sein bekanntester Roman. Seine neuesten übersetzten Werke heißen „Die Leopardin“ und „Mitternachtsfalken“.

_Die Sprecher_

Verlagsinfo: Mareike Carrière ging nach ihrer Schauspielausbildung nach Paris und begann dort 1977 ihre Arbeit für das Kino. Sie drehte u.a. mit Peter Fonda und Liv Ullmann. Popularität erlangte sie durch ihre Rolle als erste deutsche Streifenpolizistin in der TV-Serie „Großstadtrevier“. Zuletzt war die Schauspielerin in „Die Schule am See“ (ARD) zu sehen.

Jörg Schüttauf, Jahrgang 1961, absolvierte die Theaterhochschule zu Leipzig. Für die Titelrolle in Egon Günthers „Lenz“ (nach Büchner) erhielt er 1993 den Adolf-Grimme-Preis. Im Jahr 1995 wurde er mit dem Fernsehspielpreis der Akademie für Darstellende Künste ausgezeichnet. 1996 begeisterte er in der Titelrolle der ARD-Serie „Der Fahnder“. (Info Ende)

_Handlung_

An der Jones Falls Universität wird im Keller während eines Brandes eine junge Studentin, Lisa Hoxton, vergewaltigt. In dem Studienanwärter Steve Logan erkennt sie ihren Vergewaltiger wieder. Doch ihre Vorgesetzte, die Psychologie- und Biochemieprofessorin Jeannie Ferrami, widerspricht dem heftig. Gemäß den psychologischen Untersuchungen, die Ferrami im Rahmen ihres Zwillings-Forschungsprogramms an Logan vorgenommen habe, sei er psychisch nicht in der Lage, jemandem Gewalt anzutun. Logan wird dennoch verhaftet.

Lisa Hoxton ist völlig von den Socken, als sie Ferrami hilft, einen weiteren Probanden des Forschungsprogramms zu befragen: den Häftling Dennis Pinker. Er ist der eineiige Zwilling von Steve Logan. Doch die beiden kennen einander nicht und haben sich nie gesehen. Wie ist so etwas möglich?

Da es ausgeschlossen ist, dass Pinker ausbrach und Lisa vergewaltigte, muss Logan im Knast bleiben. Nun wittert Ferrami Unrat. Es muss in der jeweiligen Geburtsklinik der beiden etwas vorgefallen sein, das nicht in Ordnung war. Es stellt sich heraus, dass beide in Armeekliniken zur Welt kamen, mit denen die Genetico Corporation Geschäfte machte.

Genetico gehört Jeannies Arbeitgeber, Professor Barrington Jones, und seinen Partnern, darunter einem Senator, der Ambitionen auf die Präsidentschaft hat. Sie wollen ihr Unternehmen demnächst an einen deutschen Pharmakonzern verkaufen. Da käme ihnen ein Skandal höchst ungelegen. Sie schalten die Presse ein und verpassen Jeannie einen Maulkorb.

Doch wenn weder Steve noch Dennis Pinker Lisa vergewaltigt haben, wer kommt dann in Frage? Jeannies Entdeckung dessen, was hinter Geneticos Machenschaften steckt, ist ungeheuerlich und könnte sie das Leben kosten.

_Mein Eindruck_

Das Maß, um das der Roman gekürzt worden sein muss – ich habe ihn nicht gelesen -, muss schon recht beträchtlich gewesen sein: Übrig geblieben sind gerade mal die grundlegende Story sowie der eine oder andere intime Augenblick, den Jeannie und Steve genießen können. Jedenfalls bereitet es keine Schwierigkeiten, dem Verlauf der Handlung zu folgen, so einfach ist sie gestrickt.

Das Interessanteste an der Geschichte ist die Frage der Identität. Ähnlich wie in „Being John Malkovich“ haben es die Hauptfiguren zwar immer mit der gleichen körperlichen Ausstattung zu tun, doch das Innenleben ist vollkommen anders. Man könnte fast meinen, der Autor wolle demonstrieren, dass die Gene nicht unser Schicksal sind.

Wohin die Diskrepanz zwischen identischem Äußeren, aber unterschiedlichem Innenleben führt, erweist sich für die Professorin Jeannie Ferrami höchst hautnah, als sie von jenem Vergewaltiger Lisa Hoxtons ebenfalls angefallen wird. Dabei wollte sie sich doch Steve Logan intim nähern. Doch wo Worte sie täuschen können, so ermöglicht doch die Körpersprache eine eindeutigere Identifikation. Der Vergewaltiger ahmt die typische Geste seines Onkels nach, sich mit dem Zeigefinger über die Augenbraue zu fahren.

_Shibboleth_

Auf analoge Weise macht Steve Logan die gleiche Erfahrung, als er zwar wie der Vergewaltiger aussieht, aber nicht in der Lage ist, einen flapsigen Spruch, den die beiden gewohnheitsmäßig austauschen, korrekt zu ergänzen. Aufgeflogen!

Dieses wortbasierte Spiel erinnert an die Gewohnheit früher hebräischer Stämme, ihre Gegner, die sich bei ihnen als Spione einschleichen wollten, zum Aussprechen des Wortes „shibboleth“ zu verleiten. Die Spione konnten dieses Wort nie einwandfrei aussprechen und flogen daher auf. Seitdem ist „shibboleth“ zum geflügelten Wort geworden, das eine Erkennungsparole bezeichnet, bei einem Stamm, aber auch bei jeder Art von In-group oder Clique.

_Wissenschaftsthriller_

Ken Follett griff in diesem Buch ein von Ängsten besetztes Thema auf, das so alt ist wie Mary Shelleys „Frankenstein“, der 1818 erschien: Die künstliche Erschaffung des Menschen, zu dem nun auch noch die Optimierung und beliebige Vervielfältigung kommen. Daher auch die Befruchtung und Geburt in Armeekliniken…

„Der dritte Zwilling“ war 1997 Teil einer Flut von Thrillern, die sich u.a. um das Thema Klonen drehten, angeregt sicher auch vom Klonschaf Dolly (Friede seiner Asche). Auch Arnold Schwarzeneggers Film „The 6th Day“ haut in die gleiche Kerbe. Doch kein Autor hat wahrscheinlich das Thema künstlicher Mensch/Klon tiefgründiger behandelt als Philip K. Dick in „Blade Runner“. Follett kann diesem Vorgänger nicht das Wasser reichen.

_Die Sprecher_

Mareike Carrière, obwohl sicher schon über 45, klingt dennoch zu jung für ihre Rolle der Professorin Jeannie Ferrami. Das erscheint sicherlich merkwürdig. Doch es ist weniger ihre Stimmhöhe, als vielmehr ihre Intonation, die zu diesem Eindruck führt. Im Gegensatz zu souveränen SprecherInnen wie Franziska Pigulla, Joachim Kerzel oder Ulrich Pleitgen klingt ihre Intonation naiv wie die einer Anfängerin, die sich gerade an einen schwierigen Roman wagt, nachdem sie jahrelang „Hanni und Nanni“ gelesen hat. Sie hält ihre Pausen ein und liest nicht zu schnell, aber das ist schon alles, wofür man sie loben kann.

Jörg Schüttauf, der die Männer um den Schurken, Prof. Barrington Jones, spricht, klingt genau richtig. Er moduliert die Stimme, dass sie genau zu dem gewünschten Eindruck passt. Die Stimme als Instrument gehorcht ihm vollkommen. Es ist sehr schade, dass ein so ausgezeichneter Sprecher erstens so wenig Text zu lesen hat und zweitens auch noch die Nebenfiguren zum Leben zu erwecken hat. Dementsprechend bleiben Jones & Co. deutlicher im Gedächtnis als die Gutmenschen Logan und Ferrami. Verdrehte Welt.

_Unterm Strich_

„Der dritte Zwilling“ ist ein geradlinig erzählter Klon-Thriller, der schnörkellos auf ein Happy-End zusteuert. Die Spannung ist durchaus vorhanden und wird weniger durch Action, als vielmehr psychologisch erzeugt (Frage der Identität, s.o.).

Das Hörbuch würde ich erst ab 16 Jahren empfehlen. Der Grund dafür sind zwei oder sogar drei relativ brutale Vergewaltigungsszenen, die man einem unerfahrenen Zuhörer nicht zumuten sollte. Auch eine Reihe von erotischen Szenen zwischen Logan und Ferrami sind wohl eher für Erwachsene gedacht als für Kinder.

_Michael Matzer_ (c) 2003ff

Val McDermid – Luftgärten (Kate Brannigan 02; Lesung)

Erstklassig unterhaltsame Krimi-Lesung

Kate Brannigan ermittelt wieder: An mehreren Einfamilienhäusern verschwinden buchstäblich über Nacht die eben erst angebauten Wintergärten. Eine kleine Ermittlung, denkt die taffe Privatdetektivin, und doch weckt der sonderbare Fall ihre Neugier. Schon bald stellt sich heraus, dass er gefährliche Dimensionen annimmt und Kate in Lebensgefahr bringt… (Verlagsinfo)
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Eberlein, Norbert / Schitzler, Georg – Doppelter Einsatz: Der Fluch des Feuers

_Diamantenräuber!_

Ein achtjähriger Junge ist ermordet worden. Die Spur führt zu seinem gleichaltrigen Freund. Die beiden Kinder haben Detektiv gespielt und waren einem Diamantenraub auf der Spur …

Die TV-Reihe „Doppelter Einsatz“ wurde laut Verlag mehrfach mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Dass dies völlig gerechtfertigt ist, stellt auch diese Episode unter Beweis.

_Die Macher und Sprecher_

Es sprechen die Originalschauspieler der gleichnamigen RTL-Verfilmung, allerdings mit zusätzlichen Erzählertexten, gesprochen von Despina Pajanou, die im Film die Polizistin Sabrina Nikolaidou spielt. Es gibt noch einen zusätzlichen Erzähler, den Frank Gustavus spricht. Diese Texte stammen alle aus der Feder von Frank Gustavus (|Ripper Records|).

Die ziemlich wichtige Musik und die Hörbuch-Postproduction übernahmen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel. Zusätzliche Aufnahmen, Schnitt und Mastering erfolgten durch die d.c. Tonstudios in Breckerfeld/Berlin.

Zu den zu hörenden Darstellern gehören: Despina Pajanou, Eva Herzig, Gerhard Garbers, Jürgen Janza, Jockel Tschiersch, Konstantin Graudus, Hans-Werner Meyer, Caroline Redl, Julian Weigend, Anian Zollner u.v.a.

Das Drehbuch schrieb Norbert Eberlein, Regie führte Georg Schitzler, und Producer war Peter Otto.

_Handlung_

Thomas Menz hat vor sechs Jahren seine Tochter Julia verloren. Seine Wohnung brannte, seine Frau Jessica konnte Sohn Hannes aus den Flammen retten. Doch das Feuer versetzt Thomas jedes Mal in eine Erstarrung der Angst: Er rührte keinen Finger, um Julia aus den Flammen zu holen. Das warf ihm später Sabrina Nikolaidou vom Kriminalkommissariat (KK) 15 vor: unterlassene Hilfeleistung. Doch dabei erlitt sie Schiffbruch, erzählt ihr Chef Jensen der Kollegin Caro Behrends. Sie kann froh sein, wenn sie noch bei der Truppe vom KK 15 arbeiten darf.

Doch ihren wunden Punkt hat Sabrina immer noch. Sie ist beispielsweise völlig entsetzt, als sie ein verwahrlostes Mädchen in der Wohnung des Autoknackers Lambert findet. Lambert erschießt erst seine krebskranke Frau, als man ihn aufs Revier abholt. Dann will er auch noch seine Tochter abknallen, schließlich sich selbst. Die Beamtinnen können dies gerade noch verhindern.

Deshalb reagiert Sabrina auch sehr heftig auf die Nachricht, dass ein achtjähriger Junge, Tim Dietzek, erschossen in einer Tiefgarage aufgefunden worden sei. Tims Vater Arno ist am Boden zerstört, aber Tims Spielgefährte Hannes Menz, der Sohn des ihr wohlbekannten Thomas Menz, ist ebenfalls verstört. Hat er den Mord gesehen? Wer ist der Täter? Hannes schweigt.

Als Sabrina und Caro wieder gegangen sind, gibt Hannes seinem Vater die Diamanten, die er in der Tiefgarage aus einem offenen Kofferraum gestohlen hat. Sie stammen, wie Thomas nicht ahnt, aus dem Raub an dem belgischen Diamantenhändler Verheyen, den die Polizei wenig später tot im Hotel Hanseat auffindet. Der Mörder ist Andreas Tiege, der auch Tim auf dem Gewissen hat. In der Tiefgarage sollte er seine Millionenbeute dem Auftraggeber Walter Proske gegen Lohn übergeben. Nun sind beide aufgeschmissen und suchen fieberhaft nach den Klunkern.

Da Thomas Menz knapp bei Kasse ist, hat er die verrückte Idee, die Steine auf eigene Faust zu verhökern. Er stellt sich dabei reichlich stümperhaft an und erregt Aufsehen. Schließlich nimmt er Kontakt zu einem Türken namens Mehmet im Kiez auf. Doch in letzter Sekunde kneift er: Gut so, denn Mehmet hatte eine Waffe als Verhandlungsargument mitgebracht. In einer billigen Absteige glaubt sich Thomas mit Hannes sicher, doch das ist ein Trugschluss.

Tiege hat die Adresse von Hannes Menz herausbekommen und ist in die Wohnung der Menz’ eingedrungen. Er hat zwar keine Edelsteine gefunden, aber dafür ihr Telefonverzeichnis. Dieses klappert er ab, bis es „Bingo!“ macht …

Unterdessen haben Sabrina und Caro herausbekommen, was eigentlich läuft. Jessica Menz ist entsetzt, als sie erfährt, dass ihr Mann Hannes mitgenommen hat. Sie erinnert sich, dass ihre Familie vor sechs Jahren nach dem Brand in einer billigen Absteige untergebracht wurde. Dorthin führt sie die Polizistinnen. Ob sie wohl noch rechtzeitig vor Andreas Tiege eintreffen?

_Mein Eindruck_

Also sprach Nikolaidou: „Überall sehe ich Erwachsene, die die Welt in ein Trümmerfeld zerlegen, ohne an ihre Kinder zu denken. Ich finde, dass Verantwortung nicht nur eine Pflicht sein sollte, sondern ein Gesetz.“

Dies ist das Generalthema, das über die ganze Handlung hinweg variiert und ausgelotet wird. Wer die betroffenen Kinder sind, habe ich oben bereits ausgeführt: Julia, Tim, Hannes und das Lambert-Mädchen. Doch was veranlasst die Täter, also die Erwachsenen, zu ihrem kinderverachtenden Handeln bzw. Nichtstun? Dass Thomas mit den Diamanten nicht gleich zur Polizei geht, ist sein erster Fehler. Dieser Fehler treibt ihn weiter ins Verbrechensmilieu und wird noch weitere Opfer fordern.

Anscheinend hält sich Thomas für den größten Feigling, der herumläuft. Vielleicht aus falsch verstandenem Stolz möchte er einmal im Leben etwas richtig machen und seine Familie versorgen. Die Wahl, wie er das tut, ist jedoch grundfalsch. Er beruft sich nicht auf filmische Vorbilder, das wäre auch lächerlich. Das Leben ist schließlich viel grausamer, als ein Film es je sein darf. Dann macht Thomas weitere Fehler: Er nimmt Arno mit, der sich für Tims Tod rächen will. Durch Thomas’ Gedankenlosigkeit muss erstens der Falsche dran glauben und zweitens Arno ebenfalls.

Den schlimmsten Fehler aber macht Thomas, als er den gekidnappten Hannes mit den Edelsteinen auslösen will: Es ist natürlich eine Falle, in die er blindlings tappt. Da er schließlich selbst einen Menschen auf dem Gewissen hat, richtet er sich selbst. Vergeblich ruft der kleine Hannes ihm „Papa!“ nach …

Ein Kind gegen Diamanten einzutauschen, scheint symbolisch zu sein für den Konflikt zwischen liebevoller Humanität, wie sie Kinder beanspruchen, und den Zwängen des Materialismus, denen die Eltern unterworfen sind. Dass die Eltern beide Ansprüche mehr schlecht als recht unter einen Hut bringen können, verdeutlicht Thomas Menz nur allzu deutlich.

Sein Ende wird im Hörspiel nicht eindeutig benannt, sondern nur angedeutet. Geht er wirklich ins Feuer oder nicht? Wir können nur aus dem fortgesetzten Ruf „Papa!“ schließen, dass es sich Thomas Menz nicht anders überlegt hat. Der „Fluch des Feuers“ hat ihn eingeholt. Keine besonders konstruktive Wahl, die er da getroffen hat. Wieder einmal zeigt sich die Bedeutung der Verantwortung, die Nikolaidou anmahnt. Thomas Menz übernimmt Verantwortung nur für sich, aber nicht auch für seinen Sohn, obwohl letztere viel wichtiger wäre. Menz hat nicht erkannt, dass Kinder auch einen erlösenden Ausgleich bieten können für die Schuld (uneingelöste Verantwortung usw.), die wir uns im Laufe des Lebens aufbürden.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Am besten wirken die Stimmen der Schauspielerinnen, die ja direkt vom TV-Band stammen, wenn sie sehr emotional sind. Das fällt Despina Pajanou, die zudem Ich-Erzählerin ist, nicht schwer. Ihre Sabrina würde Typen wie Thomas Menz am liebsten auseinander nehmen und neu zusammensetzen. Aber das geht natürlich nicht. Sabrina muss sich auf also auf Schadensbegrenzung beschränken – kein sehr dankbarer Job. Entsprechend wenig sympathisch wirkt auch Sabrina.

Caro kommt in ihrer Rolle weniger gut weg als Sabrina, folglich muss Caros Darstellerin Eva Herzig (siehe Titelfoto, links) etwas härter daraufhin arbeiten, Eindruck zu machen. Dies gelingt ihr allerdings nur bedingt, ob als Mutter oder Polizistin: Sie bleibt eben immer nur die Nummer zwei hinter Sabrina / Pajanou. In dieser Episode erscheint Caro wie eine kleine Nebendarstellerin, ganz im Gegensatz zu ihrer fulminanten Rolle in Episode 2 „Gefährliche Liebschaft“. Das könnte am Drehbuch liegen, das bei Episode 3 von einem anderen Autor stammt und von einem anderen Regisseur umgesetzt wurde.

Die einzige weibliche Rolle, die wegen ihrer unkonventionellen Charakterisierung im Gedächtnis bleibt, ist die der Susanne. Sie arbeitet auf der Reeperbahn, aber im Umfeld eines Juweliers, und hat Kontakt zu dem Unterwelttürken Mehmet. Susanne ist auf Droge, hyperaktiv, spielt gerne mit Hannes Menz, erweist sich aber in einer Krise als völlig abgedreht und hilflos.

Es gibt jede Menge männlicher Darsteller, aber außer „Thomas Menz“ und „Andreas Tiege“ macht keiner davon einen nachhaltigen Eindruck. Auch der psychologische Einblick in „Thomas Menz“ ist denkbar kurz, nämlich nur während seiner kurzen Wutausbrüche gegenüber der „Supermutter Jessica Menz“. Auch „Andreas Tiege“ legt einen Wutausbruch hin, der sich gewaschen hat, seltsamerweise erfolgt dieser aber erst, als sein einziger Ansprechpartner auf der Welt, eine geistig umnachtete Heiminsassin, gestorben ist.

_Musik und Geräusche_

Die Geräusche entsprechen denen im Film und der Zuhörer kann sich ohne weiteres die zugehörige Umgebung vorstellen. Mir ist die realistische akustische Wiedergabe der Schüsse aufgefallen. Als gleich am Anfang der Autoknacker Lambert seine Frau erschießt, zuckte ich zusammen. Der abgegebene Schuss kommt völlig unvermittelt, quasi aus heiterem Himmel. Ein Herzpatient sollte vor solchen Effekten gewarnt werden! Es fallen noch viele weitere Schüsse, besonders im letzten Viertel.

Die Musik ist recht eindrucksvoll gelungen und meist passend. Jede Szene hat ja ihre eigene Stimmung und erfordert die entsprechende Instrumentierung. Nach dem rockigen Intro rückt die Musik in den Hintergrund, bis sie sich in Gestalt einer melancholischen Ballade wieder in den Vordergrund drängt. Die akustische Gitarre illustriert Trauer und Nachdenklichkeit überdeutlich. Eine Pianomelodie deutet zerbrechliche Emotionen an. In weiteren Szenen werden diese Hand voll Musikmotive variiert oder auch nur einfach wiederholt. Sie alle stammen aus dem Hause Horst-Günter Hank und Dennis Kassel, das neuerdings auch für die Produktion von Hohlbeins Hörbuch-Serie „Raven“ herangezogen wurde.

Das Hörspiel wird eröffnet von einem sehr auffälligen Streichermotiv. Es ist lebhaft und von einer fiebrigen Instabilität und Dynamik, die unmelodiös und disharmonsich wirkt, fast als ob der Komponist ein Heavy-Metal-Riff für Streicher transponiert hätte. Nicht zufällig wird das Motiv, das ständig wiederholt und nur wenig variiert wird, zunehmend schneller gespielt. Ich kann dies nur als Symbol für Feuer interpretieren. Dieses Leitmotiv taucht im Verlauf der Handlung immer wieder auf. Der Hörer sollte mal darauf achten.

_Unterm Strich_

Diese dritte Episode von „Doppelter Einsatz“ unterscheidet sich deutlich von den anderen beiden, die als Hörbuch verfügbar sind. Diesmal stehen nicht polizeiinterne Querelen im Vordergrund wie in „Gefährliche Liebschaft“, auch kein Attentäter nimmt die Gesetzeshüter ins Fadenkreuz, sondern ganz normale Eltern geraten auf die schiefe Bahn und bringen ihre Kinder ins Lebensgefahr.

Diese Art der Handlungsführung ist zwar einerseits wenig actionträchtig, wirkt aber auf erziehende Menschen mit Kindern sicherlich umso beunruhigender. Der Showdown ist zwar auch von den obligaten Explosionen begleitet, als ob die Apokalypse hereinbräche, aber das sind nur Showeffekte. Viel schmerzvoller ist der vergeblich verhallende Ruf „Papa!“.

Gut finde ich, dass der Killer, der den Diamantendieb jagt, nicht als ausgerasteter Psychopath hingestellt wird, sondern als ganz normaler Verbrecher, der die letzten Bande der Normalität im Laufe der Handlung verliert und darauf eine menschliche Reaktion zeigt: Verzweiflung.

|82 Minuten auf 2 CDs|

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Jack the Ripper – Live in Berlin (Offenbarung 23, Folge 21)

_Die Ripper-Ermittler, live auf der Bühne_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Wer war Jack the Ripper wirklich – dieser unvorstellbar grausame Serienmörder? Autor Jan Gaspard hat eine verwegene Theorie, die einen der prominentesten Vertreter des viktorianischen Zeitalters der Tat zweifelsfrei überführt. Im Gespräch mit den Protagonisten seiner Hörspiel-Serie „Offenbarung 23“ zeichnet Gaspard, vertreten durch Oliver Rohrbeck, ein vollständiges Bild des perfiden Killers. (Auszug aus der Verlagsinfo)

Was weder Vorder- noch Rückseite der CD eine Erwähnung für würdig halten: Diese CD enthält herrlich lustige Outtakes, die richtig zum Mitlachen animieren. Über eine Viertelstunde Pleiten und Pannen pur.

_Der Autor und die Macher_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen des preisgekrönten [Andy Matern.]http://www.andymatern.de Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren in der Titelmelodie – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Die Aufnahmeleitung oblag Anno Storbeck.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) [Das Bernsteinzimmer 3887
15) [Durst! 3900
16) [Krauts und Rüben 3934

|5. Staffel:|
17) [Die Waterkant-Affäre 4340
18) [Menschenopfer 4362
19) [Angst! 4537
20) [Die Pyramiden-Saga 4554

Einschub: 21) Jack the Ripper (Live-Lesung)

|6. Staffel:|
22) Der Fluch des Tutanchamun (Mai 2008)
23) Der Jungbrunnen (Mai 2008)
24) Ausgespäht und Ausgetrickst (Juli 2008)
25) Sex and Crime (Juli 2008)

Mehr Infos: http://www.offenbarung-23.de sowie http://wiki.jan-gaspard.net/ und http://www.vertraue-niemandem.net.

_Die Produktion_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt:

„Stimme der Wahrheit“: Friedrich Schoenfelder (David Niven, Peter Cushing, Vincent Price)
Erzähler / Jan Gaspard: Oliver Rohrbeck (Ben Stiller, Michael Rapaport)
Georg Brand alias T-Rex: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Tatjana Junk alias Nolo: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Kim Schmittke: Dietmar Wunder (Cuba Gooding jr., Adam Sandler, Don Cheadle, Daniel Craig)
Kai Sickmann: Detlef Bierstedt (George Clooney, Bill Pullman, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund)
Boris F. alias Tron: Benjamin Völz (Keanu Reeves, James Spader, Matthew McConaughey, David ‚Mulder‘ Duchovny …)

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“ und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Präsentation_

Dies ist keine Studioaufnahme, sondern eine Live-Aufführung in einem Theater in Berlin, also vor Publikum. Nach all dem Intro-Zeug wie etwa der Serienmelodie stellt der Ansager, gespielt von Oliver Rohrbeck, endlich Jan Gaspard, den Autor vor – oder auch nicht. Denn wer ist dieser Gaspard? Er selbst könnte es sein, oder ein anderer. Wie auch immer: Für Gaspard habe es Vorbilder gegeben: Justus Jonas von den drei Fragezeichen etwa, oder Sherlock Holmes, der später häufig erwähnt wird. Gaspards Methode soll anhand eines Beispiels illustriert werden.

Die Szene wechselt. Gaspard hat ein paar Freunde auf seine Ritterburg eingeladen. Tatsächlich handelt es sich um die wichtigsten Figuren seiner Hörspielserie „Offenbarung 23“ bzw. deren Sprecher: Georg Brand alias T. Rex, gespielt von David Nathan; Tatjana Junk alias Nolo, gespielt von Marie Bierstedt; Kai Schmittke, Georgs Studienkollege und bester Kumpel, gesprochen von Dietmar Wunder; Kai Sickmann, Sensationsreporter, gesprochen von Detlef Bierstedt. Es habe damit begonnen, so Rohrbeck alias Gaspard, dass er den Fall Jack the Ripper recherchieren wollte. Dazu haben die anderen jeweils eine eigene Haltung bzw. Theorie. Wie stets gibt Gaspard ihnen eine Chiffre: das Foto eines kleinen Mädchens mit Elfen. Echte Elfen, Feen, Engel? Die anderen sind verblüfft. Nein, dies sind nur gefälschte Elfen, sagt Gaspard. Die [Cottingley-Mädchen]http://de.wikipedia.org/wiki/Cottingley__Fairies fälschten sie seinerzeit und lösten so eine echte Engels- und Elfenhysterie aus, einen Medienhype, würde man heute sagen. Selbst ein so gewitzter Autor wie Arthur Conan Doyle glaubt an die Existenz dieser Feen bis zu seinem Tod im Jahr 1930. Und was sagt uns das? Man sollte seine Beweise prüfen. Für die Girls war alles nur ein Spiel, für die Erwachsenen seinerzeit blutiger Ernst.

Und die Verbindung zu Jack the Ripper, bitteschön? Gaspard meint, die Indizien lägen alle vor, man bräuchte sie nur noch zusammensetzen. Dann hätte man die korrekte Identität des Serienkillers von 1888. Die anderen sind verblüfft und beginnen zu rätseln.

Ja, wie jetzt? Will Gaspard etwa behaupten, Arthur Conan Doyle sei der fünffache Mörder von Prostituierten in London gewesen? Alle Welt wisse doch, dass es ein Mitglied des königlichen Hofes gewesen sei, oder? Nun beginnt Gaspard seine Beweismittel auszubreiten. In der Tat sind sie umwerfend. Der Schöpfer des weltgrößten Meisterdetektivs – ein Massenmörder?!

_Mein Eindruck: Der Inhalt_

Man kann ja einige Zweifel an dieser Theorie hegen, aber Gaspard/Rohrbeck führt doch zahlreiche Argumente an: von der Psychologie Doyles über dessen Sherlock-Holmes-Werke über die Cottingley-Fälschung bis hin zum Vergleich der Briefe Doyles und Jack the Rippers (siehe auch unten den Abschnitt „Booklet“). Dies alles hat Gaspard im Internet (Wikipedia etc.) und in Büchern recherchiert.

Der Zweck besteht nicht darin, die Theorie schlüssig zu machen, sondern anhand schlagender Indizien zu demonstrieren, wie Gaspards Methode funktioniert und vielversprechende Ergebnisse liefert. Dieses Ziel zumindest wird erreicht. Zweifel an der Stichhaltigkeit der Theorie werden sicherlich bleiben.

_Die Inszenierung_

Oliver Rohrbeck ist der Strippenzieher in dieser Aufführung von „Offenbarung 23, Folge 21“. Seine eigene Firma ist bekanntlich die |Lauscherlounge|, und deren ästhetisches Prinzip basiert auf dem lauten Vorlesen eines Textes und entsprechender Improvisation, wenn der Sprecher mal nicht mit dem vorgegebenen Text einverstanden ist. So läuft das hier auch ab, mit interessanten Ergebnissen.

Die Live-Atmosphäre trägt dazu bei, dass die Sprecher aus sich herausgehen und mit den anderen interagieren, was ja im Studio strikt vom Text reguliert wird. Hier wird’s richtig lustig, wenn die Männern drauflos spekulieren. Doch Marie Bierstedt alias Nolo ruft immer wieder zur Vernunft und spielt den Advocatus Diaboli, der alles in Zweifel zieht, egal, was Gaspard anführt. Denn wie immer gilt auch hier: „Vertraue niemandem!“

|Die Sprecher|

Erstaunlicherweise bleiben die Sprecher auch in der Live-Aufführung ihren Rollen treu, auch wenn ihnen das nicht immer leichtfällt. Die Illusion der Trennung zwischen Sprecher und Rolle ist nicht immer einfach aufrechtzuerhalten. Detlef Bierstedt gelingt das am besten, denn er hängt einfach den gelernten Reporter raus, der schon alles gesehen hat.

|Geräusche und Musik|

Das wichtigste Geräusch ist wohl der Applaus der Theaterbesucher. Das nächste ist das Summen des Diaprojektors (scheint ein alter zu sein). Leider wurde meine Aufmerksamkeit vom lauten Ticken einer Uhr abgelenkt. Ansonsten wird die Titelmelodie eingespielt – und auch mal abgebrochen – und diverse Musik-ähnliche Sounds erklingen. Das scheint ein Synthesizer zu sein. Ohne diese Klangkulisse würde die Aufnahme ungemütlich und steril wirken. Die Musik erzeugt Anspannung ebenso wie Entspannung – das ist nicht sonderlich anspruchsvoll. Das Ganze hat ebenso wie das |Lauscherlounge|-Konzept Werkstattcharakter. Und ist natürlich sehr preisgünstig zu produzieren.

|Das Booklet|

Dass es sich diesmal um eine Live-Lesung handelt, dokumentieren im Booklet drei farbige Fotos von den Sprechern. Alle scheinen echt gut drauf zu sein. Danach folgt eine Seite mit Credits für die Mitwirkenden und eine Seite mit den Covern der 20 vorhergehenden Folgen.

Die letzte Seite ist die interessanteste. Unten stehen die Weblinks für weiterführende Quellen zu Jack the Ripper, Arthur Conan Doyle und zu den Cottingley-Mädchen, die die Engelsfotos fälschten. Oben sind drei Fotos zu sehen. Sie zeigen den berühmten Brief, den der Mörder mit dem Absender „From Hell“ in blutroter Tinte schrieb. Neben dem großen Foto des Briefes heben zwei kleinere Abbildungen Details aus der Handschrift heraus. Diese Details werden im gesprochenen Text verglichen und spielen somit eine wichtige Rolle. Auf der Titelseite ist der Brief noch einmal zu sehen, allerdings flach, verzerrt und kaum leserlich.

|Die Outtakes| (ca. 16:50 Minuten)

Die Outtakes beinhalten Pannen wie etwa Versprecher und viele Lacher. Jedes Outtake wird durch ein nettes Hupe-Geräusch vom nächsten abgetrennt. Betroffen sind fast alle Serienfolgen, besonders aber „Die Krebsmacher“, wegen der vielen Fremdwörter. Zu den Sprechern gehören David Nathan, Dietmar Wunder, Marie Bierstedt, Detlef Bierstedt, Till Hagen, Tilo Schmitz, Andy Matern (genannt „DJ Andy“) und diverse andere, die mir nicht auswendig geläufig sind. Manchmal herrscht verblüffte Stille nach einem seltsamen Satz – da kommt der Einsatz einfach nicht. Oder es wird herumgeblödelt, um eine „Ho-use-Party und Seangse“ (Séance) – wir sind in Berlin – zu veranstalten. Am Schluss prosten uns die Sprecher zu – das war’s.

Alles in allem ist es sehr lustig, und weil ich mit vom vielen Lachen anstecken ließ, kringelte ich mich bald in meiner Sitzgelegenheit. Schade, dass auf der Verpackung nirgends darauf hingewiesen wird.

_Unterm Strich_

So eine Live-Lesung hat ja ihren speziellen Charme. Die Unmittelbarkeit, der direkte Ausdruck der Sprecher je nach Charakter, die Geräuschkulisse inklusive tickender Uhr, der Applaus, all das hat seinen besonderen Reiz.

Darüber soll natürlich auch das Thema des Abends nicht vergessen werden: Jack the Ripper. Die Theorie, dass es sich um Arthur Conan Doyle handelt, mutete mir zunächst ziemlich abstrus an, aber je mehr Indizien und Verdachtsmomente Rohrbecks Gaspard anführt, desto plausibler erscheint die Theorie. Auch wenn man sich ihr nicht anschließen will, so erfährt man doch einige unbekannte und unangenehme Einzelheiten aus dem Leben Doyles – ein ehebrechender Brutalo, der geadelt wurde, da schau her.

|74 Minuten auf 1 CD|
http://www.offenbarung-23.de
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de

John Sinclair – Mirandas Monsterwelt (Folge 130)

Die Handlung:

Sie hieß Miranda, war blutjung und schön – und hütete ein grauenvolles Geheimnis: Wenn nachts der Vollmond am Himmel stand, schickte sie ihre Monster! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des Taschenbuchs mit der Nummer 58 gemacht, das erstmalig am 14. Januar 1986 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war.

John Sinclair – Mirandas Monsterwelt (Folge 130) weiterlesen

Hohlbein, Wolfgang / Weick, Kathrin – Am Abgrund (Die Chronik der Unsterblichen, Lesung von Band 1)

_Actionreiche Lesung mit unnötigen Längen_

Transsylvanien im 15. Jahrhundert. Andreij Delany, ein Ausgestoßener, reitet ziellos durchs Land, nachdem er Frau, Mutter und Stiefvater verloren hat. Wie ein Magnet zieht ihn sein Heimatdorf Borsa an, wo sein Sohn Marius lebt. Doch dort erwartet ihn ein grauenvoller Anblick. Im Wehrturm stapeln sich die Leichen der Hälfte der Dorfbewohner, darunter auch die seines Sohnes. Der Rest wurde offenbar verschleppt. Doch von wem? Das kann ihm der junge Frederic erzählen, ein entfernter Verwandter Andreijs. Gemeinsam beschließen sie, die Verfolgung der Gefangenen aufzunehmen, um sie zu befreien. Doch sie stoßen auf einen schier übermächtigen Feind …

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zwölf Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

|Die Chronik der Unsterblichen| umfasst zahlreiche Bände:

1) Am Abgrund
2) Der Vampyr
3) Der Todesstoß
4) Der Untergang
5) Die Wiederkehr
6) Die Blutgräfin
7) Der Gejagte
8) Die Verfluchten
9) Das Dämonenschiff
10) Blutkrieg

|Die Chronik der Unsterblichen| auf |Buchwurm.info|:

[„Am Abgrund“ 891 (Autorenlesung)
[„Am Abgrund“ 1566 (Graphic Novel)
[„Der Gejagte“ 972
[„Die Verfluchten“ 2006

Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Kevin von Locksley“ 4593 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Die Inszenierung_

Dietmar Wunder ist Theaterschauspieler und Synchronsprecher. Bekannt ist er als deutsche Stimme unter anderem von Adam Sandler, Cuba Gooding jr. sowie von Daniel Craig in dem James-Bond-Film „Casino Royale“.

Regie führte Kathrin Weick, die Aufnahme leitete Lars Ullrich. Die musikalischen Motive für die Hintergrundmusik trug Andy Matern bei.

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik-Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Handlung_

Andreij Delany reitet ziellos durchs Transsilvanien/Siebenbürgen des 15. Jahrhunderts. Als er 16 war, wurde der Bauernsohn von seinem Dorf ausgestoßen, weil er angeblich die Kirche geschändet hatte, doch er fand Aufnahme und Unterweisung bei einem weltgereisten Mann namens Mikael Nadasti, seinem Stiefvater. Er machte aus dem Bauerntölpel nicht nur einen klugen Mann, sondern auch einen hervorragenden Schwertkämpfer. In der hübschen Raki fand Andreij zudem die Liebe seines Lebens. Doch aus für Andreij unverständlichen Gründen wurden alle Delanys verfolgt, so dass Mikael, Raki und Andreijs Mutter getötet wurden. Nur sein Sohn Marius, glaubt er, hat die Verfolgung überlebt, weil er ihn bei Verwandten versteckte.

Nun reitet Andreij in sein Heimatdorf Borsa, allerdings ohne viel zu erhoffen. Er will nur Marius wiedersehen. Doch das Dorf ist wie ausgestorben. Erst als er sich zum Whetrum auf die Flussinsel begibt, entdeckt er die Bewohner. Sie wurden fast alle massakriert und hier abgelegt. Seltsamerweise steckt im Herzen seines Sohnes ein Holzpflock, an seinem Hals findet er Bisswunden, doch Andreij kann sich darauf keinen Reim machen. (Offenbar eine Bildungslücke.) Als er ein Stöhnen hört, findet er seinen Onkel Barak, doch der wurde derart gefoltert, dass Barak ihn um Erlösung von seinen Qualen bittet.

Andreij gewährt sie ihm, zum Beifall eines Jungen, der sich versteckt gehalten hat: Frederic Delany nennt er sich und verrät ihm, wer das Massaker begangen hat. Es waren Soldaten, aber auch ein paar „goldene Ritter“ und ein „Papst“ waren dabei. Frederic meint wohl einen Kardinal. Aber was will die katholische Kirche in den transsilvanischen Ländern?

Sie haben einen Zauberer gesucht, erzählt der Junge, und klagten Barak des Teufelswerks an, um ihn anschließend zu foltern. Frederic entging dem Tod nur dadurch, dass er verirrte Ziegen suchte und von den Soldaten nicht gefunden wurde, weil er sich versteckte. Doch wohin hat man den Rest der Dorfbevölkerung gebracht, will Andreij wissen. Offenbar wurde sie verschleppt. Sie beschließen, dem Trupp, der vor zwei Tagen abgezogen sein muss, zu folgen, um die Gefangenen zu befreien. Sonst droht diesen nämlich das schlimme Schicksal der Sklaverei irgendwo in der Fremde.

Die Spur führt Richtung Küste, zur Hafenstadt Constanta. Ein sechster Sinn warnt Andreij, dass aus einem Waldstück Gefahr droht. Tatsächlich attackieren ihn drei Ritter, darunter welche in goldener Rüstung. Dass es sich nur um Messing statt Gold handelt, macht keinen Unterschied, denn diese Ritter mit dem fremden Akzent sind verdammt schnell! Andreij hat alle Mühe, mit ihnen fertig zu werden, dennoch entkommt ihm der größte von ihnen, der ihm ein Wiedersehen verspricht.

Die anderen beiden sind tot. Wie durch ein Wunder ist auch Frederic nicht verletzt. Auch Andreijs Wunden schließen sich vergleichsweise schnell, doch er denkt sich nichts dabei: Er war schon immer so. Dass diese Fähigkeit etwas mit dem Grund für die Verfolgung zu tun haben könnte, kommt ihm nicht in den Sinn.

Ein paar Kilometer vor Constanta kehren die beiden Überlebenden in einen Gasthof an der Straße ein. Die Wirtschaft ist voll, ein paar junge Männer laden sie an ihren Tisch ein. Ihr Sprecher stellt sich als Ansbert vor und nennt sie Schausteller. Andreij hat mehr den Verdacht, es handle sich um Diebe, denn es dauert nicht lange, und Ansbert schlägt ihm vor, sie zu begleiten und in Constanta ein „kleine Unternehmung“ zu beginnen. Die Türken, die 1453 Konstantinopel erobert haben, würden sicherlich bald vor den Toren der Stadt stehen. Vorher könnte sich dort ein Besuch lohnen, später aber, unter den Muselmanen, sei ein Christenmensch dort nicht mehr sicher.

Als die goldenen Ritter des Kardinals die Gastwirtschaft betreten, ist Andreij aufs Äußerste alarmiert. Aber ausgerechnet jetzt kann Ansberts „Bruder“ Sergeij die Klappe nicht halten und fordert einen der Ritter heraus. Dieser mustert besonders Frederic eingehend, wird aber von dem Ritter namens Maltus zurückgepfiffen, damit sie wieder gehen können.

Aber Andreij ist auf der Hut, und als einer der anderen Gäste die Tür nach draußen öffnen will, ist diese verschlossen und blockiert. Andreij ist alarmiert. Das Fenster wird geöffnet, doch herein kommt keine frische Luft, sondern ein Brandpfeil! Und dann noch weitere. Die Ritter wollen den ganzen Gasthof samt Gästen abfackeln …

_Mein Eindruck_

Die weitere Handlung dient der Bewährung und Selbsterkundung Andreijs, der noch das große Geheimnis seiner Abkunft herauszufinden hat, und dazu verhelfen ihm vor allem die Begegnungen mit den sonderbaren Rittern des Kardinals. Diese erweisen sich nämlich als ebenso potenziell unsterblich wie er selbst und Frederic. Natürlich führt diese Begegnung zu einem weiteren, alles entscheidenden Kampf.

Doch bevor es dazu kommen kann, muss Andreij noch einige weitere Abenteuer bestehen. Denn die so genannten Schausteller sind wirklich Diebe und haben es auf die Schatztruhe des Herzogs von Constanta abgesehen. Als Andreij in der Stadt nicht nur dem „Kardinal“, sondern auch dessen schöner Schwester Maria begegnet, tun sich zwei weitere Schwierigkeiten auf: Der Mann ist in Wirklichkeit ein aus dem Vatikan gesandter Inquisitor und verfolgt Abtrünnige und Feinde des wahren Glaubens, insbesondere Hexer. Und Maria, seine Schwester, ist so schön und reinen Herzens, dass sich Andreij auf der Stelle in sie verliebt. Beides macht seine Mission nicht gerade einfacher. Zumal Maria auch nichts anbrennen lässt …

Sehr interessant fand ich Frederics Verhalten. Statt sich dem Älteren zu fügen und Ja und Amen zu all dessen Taten zu sagen, kritisiert er ihn auf Schritt und Tritt. Frederic legt dabei zu Andreijs Bestürzung ein Ausmaß von Hass an den Tag, das in einem so jungen Menschen erschreckend ist. Er richtet sich aber vor allem auf den Inquisitor und dessen Schergen. Als dieser Hass sich gerade im unpassendsten Moment entlädt, führt dies zu sehr schlimmen Lebensumständen der beiden Überlebenden in Constanta.

Dennoch beginnt Andreij den Jungen zu lieben wie seinen Sohn. Diese Liebe bestimmt später sein weiteres Handeln. Dadurch erkennen wir immer wieder, dass Andreij kein „Hexer“ oder Monster sein kann, sondern ein humanes Wesen, in dem Gutes steckt. Ohne solche positiven Spiegelungen, besonders auch an Maria, hätten wir zu Andreij ein sehr viel distanzierteres Verhältnis und würden für sein Schicksal viel weniger Sympathie aufbringen.

Die – ähem – „Kardinal“-frage ist allerdings, was für ein Wesen Andreij denn nun eigentlich ist. Inwiefern soll er ein Unsterblicher sein, fragt er auch den Ritter Maltus. Gute Frage, schlechte Antwort: Er müsse eine „Transformation“ durchmachen, um dies herauszufinden. Was es mit dieser sonderbaren Umwandlung auf sich hat, erfährt Andreij erst, als es für ihn fast schon zu spät ist. Das gehört natürlich zu den Rettung-in-letzter-Sekunde-Tricks des routinierten Autors. Feststeht, dass sich Andreij als eine Kombination aus „Highlander“ und „Vampir“ erweist. Das hat man sich schon zuvor gedacht (schon in der ersten Szene gibt’s einen Wink mit dem Holzpflock!) und garantiert uns einige weitere Fortsetzungen dieser Serie.

|Der Sprecher|

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe öfters auftaucht. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

Dietmar Wunder verfügt über eine erstaunliche flexible Stimme, die es ihm erlaubt, verschiedene Figuren auf unterscheidbare Weise zu charakterisieren. Während Andreij das männliche „Normalmaß“ als Tonlage aufweist, spricht Frederic, weil viel jünger, auch mit einer viel helleren Stimme. Maltus, der Anführer der goldenen Ritter, hingegen wirkt mit seiner sehr tiefen Stimme und dem fremdländischen Akzent vom ersten Satz an bedrohlich und furchteinflößend. Diese Wirkung erweist sich als begründet.

Der Herzog von Constanta spricht mit einer trügerisch sanften und distinguierten Ausdrucksweise, die jedoch nur seine bösartige Schlangennatur kaschiert. Der Inquisitor spricht hingegen zwar ebenfalls autoritär, aber mit einer unvermuteten Ehrlichkeit, die zu seinem ehrenhaften Handeln passt. Zu dumm, dass ihn wenig später ein Dolch trifft.

Maria, seine Schwester, ist die einzige weibliche Figur im ganzen Roman, was geradezu ein Kunststück ist. So wirkt sie als Alibifrau, als Feigenblatt. Natürlich stellt sie den „love interest“ des Helden dar und bringt ihn schwer in die Bredouille. Kaum wälzen sie sich schmusend auf dem Boden, kommt ihnen aber auch schon Frederic störend in die Quere. Liebe ist offenbar schön und gut, muss aber an ihrem zugewiesenen Ort stattfinden – will heißen: nicht in einem jugendfreien Roman! (Echt fies.) Dass sie mit einer höheren Stimme als Andreij spricht, versteht sich von selbst.

Ziemlich schön fand ich, dass der Sprecher auch die Situationen gekonnt gestaltet. Wenn jemand besoffen, ist, na, dann lallt und nuschelt die Figur eben. Wenn er oder sie bestürzt ist, dann ruft er oder sie, und wenn jemand in Rage gebracht wurde, dann brüllt derjenige, so etwa der Herzog. (Ich stelle ihn mir wie den fiesen Herzog in „Shrek 1“ vor.) Alles in allem garantiert der Sprecher damit eine ziemlich mitreißende Handlung, die keinen Zuhörer kaltlässt. Blöd waren nur die langen Dialoge zwischen Andreij und seinen Kontrahenten. Sie sind allzu oft lediglich Schlagabtausch, anstatt Informationen zu liefern.

|Musik und Geräusche|

Viele Geräusche sind zu hören, aber alle nur sehr gedämpft im Hintergrund, sei es nun Hufgetrappel, Flammenprasseln, Menschengeschrei, Schwerterklirren oder dergleichen. Dieses Gestaltungsprinzip gilt für alle Geräusche, insbesondere für die Kämpfe. Man darf sich also keinen Film-Sound darunter vorstellen.

Die Musik tut ebenfalls nichts, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Wiederholt ist der unheilvolle Klang von tiefen Trommeln zu vernehmen, und auch das Outro wird damit bestritten. Des Weiteren gibt es diverse Soundeffekte, welche die Trommeln an anderen Stellen ergänzen, so etwa ziemlich tiefe Bässe. Ich konnte aber auch ein relativ romantisches Motiv vernehmen, das mir an mittelalterliche Tänze angelehnt zu sein scheint. Dreimal darf man raten, für welche Gelegenheiten es eingesetzt wird.

_Unterm Strich_

Die inszenierte Lesung ist wesentlich kürzer und unterhaltsamer als die bisher erhältliche 6-CD-Lesung des Autors selbst. Dennoch beschlich mich auch in dieser Kurzfassung mehrmals das Gefühl, dass manche Dialoge noch viel kürzer und knackiger hätten sein können. Außerdem erweist sich Andreij als bemerkenswert begriffsstutzig – ein erzählerischer Trick, um die Spannung hinauszuzögern, aber für erwachsene Hörer leicht durchschaubar und somit ein wenig nervend.

Was übrig bleibt, wenn man diese Mängel abzieht, ist eine durchgängig actionreich und spannend aufgebaute Handlung, die in regelmäßigen Abständen eine Action- oder Liebesszene vorzuweisen hat und mit dem langen Finale ihren würdigen Abschluss findet. Das sorgt für gute Unterhaltung. Die Story selbst ist allerdings nicht gerade neu, kennt man doch langlebige Vampire schon zur Genüge aus Anne Rices saftigen Schinken. Doch diesmal haben wir es nicht mit erotischen Verführern zu tun, sondern mit deren jugendfreier Version, und müssen uns mit hasserfüllten Jünglingen und hinterhältigen Herzögen à la „Shrek“ herumschlagen. Über Inquisitoren hat Hohlbein ebenfalls schon geschrieben – er bleibt sozusagen bei Schusters Leisten.

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die ziemlich actionreiche Handlung wirklich Spaß macht und den Hörer mit Abenteuer, Mystery und Romantik unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

Leider gibt es auch Dialoge, die nur Schlagabtausch sind statt Informationen zu liefern. Da hört der Zuhörer automatisch nach einer Weile weg – ich ertappte mich jeden falls dabei. Und das ist immer ein schlechtes Zeichen. Dialoge müssen die Handlung voranbringen, oder man sollte sie streichen.

|Buchausgabe 1999 bei Egmont vgs
302 Minuten auf 4 CDs|
http://www.wellenreiter.la
http://www.luebbe-audio.de
http://www.hohlbein.net

Näter, Thorsten – Doppelter Einsatz: Gefährliche Liebschaft

_Amnesie: Schusswechsel mit Folgen_

Der Kronzeuge gegen einen Unterwelt-Boss wird umgebracht, Sabrinas neue Kollegin Caro kennt zwar alle Einzelheiten aus den Verhören, doch die Gegenseite hat bereits einen bitterbösen Plan, Caro als Zeugin unglaubwürdig zu machen.

Die TV-Reihe „Doppelter Einsatz“ wurde laut Verlag mehrfach mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Dass dies völlig gerechtfertigt ist, stellt auch diese Episode unter Beweis.

Episode Nr.1: [„Mord auf dem Stundenplan“ 2311
Episode Nr.2: „Gefährliche Liebschaft“
Episode Nr.3: „Der Fluch des Feuers“

_Die Macher und Sprecher_

Es sprechen die Originalschauspieler der gleichnamigen RTL-Verfilmung, allerdings mit zusätzlichen Erzählertexten, gesprochen von Despina Pajanou, die im Film die Polizistin Sabrina Nikolaidou spielt. Es gibt noch einen zusätzlichen Erzähler, den Frank Gustavus (|Ripper Records|) spricht. Diese Texte stammen alle aus seiner Feder.

Die ziemlich wichtige Musik und die Hörbuch-Postproduction übernahmen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel. Zusätzliche Aufnahmen, Schnitt und Mastering erfolgten durch die d.c. Tonstudios in Breckerfeld/Berlin.

Zu den zu hörenden Darstellern gehören: Despina Pajanou, Eva Herzig, Gerhard Garbers, Jürgen Janza, Jockel Tschiersch, Konstantin Graudus, Tim Wilde, Burkhart Klaußner, Peter von Strombeck u.v.a.

Das Drehbuch schrieb Thorsten Näter, der auch Regie führte.

_Handlung_

In seiner Schreinerei in St. Pauli erhält der Mann, der sich jetzt Viktor Grolek nennt, einen Ruf. Er begibt sich nach Santa Fu, wo der Gangsterboss Pjotr Nesic inhaftiert ist, aber immer noch jede Menge Strippen zieht. Weil Nesic ihm die Schreinerei finanziert hat, schuldet er ihm was. Nesic bittet ihn, den Kronzeugen Horst Meinert zu töten, der im kommenden Prozess gegen ihn, Nesic, aussagen würde. Nesic soll seinen Geschäftsführer getötet haben. Viktor muss den Mordauftrag annehmen.

Caro Behrends und Sabrina Nikolaidou vom Kriminalkommissariat (KK) 15 in Hamburg sollen die Bewacher des Kronzeugen ablösen. Aber wo ist Meinert selbst? Es heißt, er sei ins Seaworld-Aquarium gegangen, mit Dilber, seinem Bewacher. Sabrina ist sofort auf 180, denn sie wittert Unrat. Was fällt Meinert ein? Und Dilber hat offensichtlich Mist gebaut.

Vor Ort können sie Meinert abfangen, der im Aquarium seine Familie wiederzusehen erwartet. Doch der Anruf war fingiert. Obwohl Sabrina noch rechtzeitig einen unbekannten Mitarbeiter des Aquariums ausmachen kann, feuert dieser – es ist natürlich Grolek – tödliche Schüsse auf Meinert ab. Im folgenden Feuergefecht, das die ganze Anlage in Panik versetzt, werden Caro und ein anderer Beamter durch Schüsse verletzt. Sie kommt ins Krankenhaus.

Ein Debakel auf der ganzen Linie. Jetzt ist Nesic ja fein raus. Und Caro kann sich wegen ihres Schädeltraumas nicht mal an das Gesicht des Schützen erinnern. Aber sie bietet wenige Tage später an, anstelle von Meinert gegen Nesic auszusagen, denn Meinert habe ihr fast alles, was er über den Gangster wusste, mitgeteilt. Staatsanwalt Gallwitz hat damit offenbar ein Problem, das sagt er aber nicht den Polizisten, sondern Nesic persönlich! Von Nesic erpresst, befiehlt Gallwitz Grolek, Caro auszuschalten, sie notfalls umzulegen.

Zunächst weigert sich Grolek, Gallwitz‘ Befehl auszuführen. Doch als er erfährt, dass Nesic seine Frau und seinen Sohn hat entführen lassen, muss er klein beigeben. Er macht sich als Seelentröster an die etwas geknickte Caro heran und führt einen perfiden Plan aus, in dessen Verlauf Caro nicht nur beinahe ums Leben kommt, sondern auch noch ihre Glaubwürdigkeit völlig einbüßt. Die Abteilung für interne Angelegenheiten ermittelt gegen sie wegen Fahrerflucht und unterlassener Hilfeleistung.

Das Schlimmste für die in der Tinte sitzende Caro ist jedoch der Umstand, dass sie sich an das, was nach dem Kneipenbesuch passiert ist, ums Verrecken nicht erinnern kann. Viktor Grolek hat ihr offenbar Rohypnol, also KO-Tropfen gegeben, die eine teilweise Amnesie auslösen. Nun muss Sabrina alles aufbieten, um ihr aus der Patsche herauszuhelfen.

_Mein Eindruck_

Die Episode wirft ein Schlaglicht auf verschiedene Probleme, die im Zusammenhang mit moderner Kriminalität auftreten. Der Gangster Nesic sitzt zwar in U-Haft, verfügt aber über ein eingeschmuggeltes Handy und einen korrupten Gefängnisbeamten über beste Kontakte nach draußen. Er hat wichtige Leute an der Hand. Grolek ist sein Mann fürs Grobe, der Auftragskiller. Und Staatsanwalt Gallwitz ist sein Mann auf der Seite des Gesetzes. Daher dauert es eine ganze Weile, bis Sabrina endlich checkt, welches Sicherheitsleck in ihrem eigenen Kommissariat existiert. Zum Glück verrät sich Gallwitz durch eine unbedachte Äußerung.

Der Mittelteil ist an einer Stelle nicht ganz durchschaubar. Der Grund: Es gibt zwei Pärchen in der Handlung, und der Hörer fragt sich, welches davon denn nun Viktor und Caro sind? Im Nachhinein löst sich die Verwirrung auf, die dem aktuellen Geisteszustand von Caro entspricht. Der Hörer weiß also nicht (wesentlich) mehr als Caro auch. Das ist vom Drehbuchautor ganz schön riskant eingefädelt und geschildert, zahlt sich aber durch erhöhte Spannung aus. Wir lernen, dass auch Polizistinnen nicht gegen fiese Machenschaften gefeit sind, sondern jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen. (Der Stoff Rohypnol wird übrigens nie genannt, vermutlich, um keine Amateure auf dumme Gedanken zu bringen.)

Ich hätte nicht gedacht, jemals in einem modernen Krimi Hypnose angewendet zu „sehen“, aber diesmal ist es der Fall: Caro findet ihre Erinnerung wieder, so schmerzhaft dies für sie persönlich auch ist. Nach diesem Durchbruch kann es endlich richtig losgehen. Gallwitz wird enttarnt und packt aus. Der Showdown ist jedoch keineswegs eine Formsache, sondern eine trickreiche und knifflige Angelegenheit, denn Grolek ist ja auch nicht auf den Kopf gefallen. Mehrmals wird erwähnt, er sei bei der „Legion“ gewesen. Damit könnte die Fremdenlegion gemeint sein. Was das Umlegen von Menschen angeht, so kennt er keinerlei Skrupel. Sabrina, Caro & Co. bekommen dies am eigenen Leib zu spüren.

Alles in allem ist diese Episode also völlig anders aufgezogen als Episode Nr. 1 „Mord auf dem Stundenplan“. Nach einem furiosen Auftakt folgt ein kniffliges „Mittelspiel“, das nach dem genannten Durchbruch in einen ebenso furiosen Showdown mündet. Doch Polizisten sind – so unglaublich es klingen mag – auch Menschen, und deshalb kommt auch das Privatleben von Caro nicht zu kurz (Sabrina scheint diesmal keines zu haben). Auf diese Weise ist für den human touch gesorgt, der diese Serie so herausragend macht.

Der Humor in dieser Serie ist ziemlich grimmig. In einer Szene wollen die KK-Beamten Grolek hochnehmen und dringen in sein Haus ein. Doch was sie nicht wissen: Die Abteilung für innere Angelegenheit ist schon da, um ihren wichtigsten Belastungszeugen gegen Caro zu beschützen. Die Internen gucken aber ebenso in die Röhre wie die KK-Beamten: Der Vogel Viktor ist ausgeflogen.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Am besten wirken die Stimmen der Schauspielerinnen, die ja direkt vom TV-Band stammen, wenn sie sehr emotional sind. Das fällt Despina Pajanou, die zudem Ich-Erzählerin ist, nicht schwer. Man sieht es als Hörer natürlich zwar nicht, aber wenn Sabrina wütend wird, kann sie schon mal handgreiflich werden, und das bekommt Pjotr Nesic am eigenen Leib zu spüren.

Caro kommt in ihrer Rolle weniger gut weg als Sabrina, folglich muss Caros Darstellerin Eva Herzig (siehe Titelfoto, links) etwas härter darauf hinarbeiten, Eindruck zu machen. Dies gelingt ihr allerdings nur bedingt, ob als Mutter, Polizistin oder als geknickte Kneipengängerin: Sie bleibt eben immer nur die Nummer zwei hinter Sabrina / Pajanou. Immerhin bietet Caros Rolle Eva Herzig Gelegenheit, eine gewisse Vielseitigkeit zu entfalten.

Die männliche Darsteller bleiben mit einer Ausnahme ziemlich farblos, obwohl sie natürliche alle recht kernige Stimmen vorzuweisen haben. Die eine Ausnahme ist Viktor Grolek, der heimliche Held der Episode. Ich stelle ihn mir mit Stellan Skarsgard („Ronin“) am besten besetzt vor: eine Tiefe der Empfindung, kombiniert mit einer Entschlossenheit im Handeln. Einmal führt er wie Shakespeares Hamlet einen inneren Monolog, dann wieder tröstet er seine Frau, die ihm nicht mehr vertrauen kann. Besonders dann nicht, als sie merkt, dass er eine Pistole trägt.

_Musik und Geräusche_

Da es sich hier um die O-Tonspur der Filmepisode handelt, entsprechen die Geräusche denen im Film, und der Zuhörer kann sich ohne weiteres die zugehörige Umgebung vorstellen. Absolut genial fand ich als Actionfan das Feuergefecht, das am Anfang zwischen dem Attentäter und den Polizisten stattfindet, die ihren Kronzeugen schützen wollen. Absolut echt klingende Schüsse, ziemlich viele Schreie der Aquariumsbesucher, schließlich ein Aufschrei, der im Off verhallt – das ist saubere Arbeit.

Für diese Szene ist keine Musik nötig, schon klar. Aber ansonsten bildet die Musik recht eindrucksvoll und passend den Hintergrund. Jede Szene hat ja ihre eigene Stimmung und erfordert die entsprechende Instrumentierung. Nach dem rockigen Intro rückt die Musik in den Hintergrund, bis sie sich in Gestalt einer melancholischen Ballade wieder in den Vordergrund drängt. Das Piano illustriert Caros Verwirrung über ihren Gedächtnisverlust überdeutlich.

In den weiteren Szenen werden diese Hand voll Musikmotive variiert oder auch nur einfach wiederholt, zum Teil sind sie auch als Kneipenmusik zu hören. Sie alle stammen aus dem Hause Horst-Günter Hank und Dennis Kassel, das neuerdings auch für die Produktion von Hohlbeins Hörbuch-Serie „Raven“ herangezogen wurde.

_Unterm Strich_

Bis auf den psychologisch kniffligen Mittelteil hat mich auch diese Episode wieder voll von der Qualität der TV-Serie überzeugt. Nach einem furiosen Auftakt folgt ein „Mittelspiel“ mit human touch, das nach dem erinnerungstechnischen Durchbruch in einen ebenso furiosen Showdown mündet. Wir merken also, dass für die Leute vom KK 15 nicht immer alles nach Plan läuft, sondern dass in ihren eigenen Reihen kräftig quergeschossen wird. Interessant, dass auch ein Staatsanwalt ein fauler Zahn sein kann. Lediglich die Szene nach Caros Kneipenbesuch ruft beim Hörer Verwirrung hervor. Das kann aber Absicht sein – siehe meine Erläuterungen oben.

Dass die TV-Serie professionell produziert worden ist, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Die Musik ist mitreißend bis anrührend, mit allen Nuancen dazwischen. Nun bin ich auf Episode Nr. 3 gespannt: „Der Fluch des Feuers“.

|89 Minuten auf 2 CDs|

John Sinclair Classics – Der Voodoo-Mörder (Folge 35)

Die Handlung:

Fünf Tote Mädchen in zwei Monaten. Todesursache: Herzschwäche! Als die unheimliche Serie sich über London hinaus auf den Kontinent auszubreiten begann, erhielt ich Hilfe aus Deutschland – von einem Kommissar, der noch nie mit schwarzer Magie konfrontiert worden war. Ich bezweifelte, dass er mir eine Hilfe sein würde. Sein Name: Will Mallmann… (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des GESPENSTER-KRIMI-Heftromans mit der Nummer 148 gemacht, der erstmalig am 13. Juli 1976 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war. Das Titelbild des Hörspielcovers ist dabei eine komplette Neuinterpretation der Thematik.

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Hohlbein, Wolfgang – Das Haus am Ende der Zeit

Als Robert Craven, der Sohn des „Hexers“, nach einer Panne im Haus des mysteriösen Mister Boldwinn unterkommt, ahnt er nicht, dass er in eine sorgfältig vorbereitete Falle tappt, die ihm einer der Großen Alten gestellt hat. Er stellt sich dem Kampf – und muss einen hohen Preis dafür bezahlen.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden. Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Die Vorgängerbände:

[„Auf der Spur des Hexers“ 511
[„Als der Meister starb“ 917

_Der Sprecher_

Jürgen Hoppe, 1938 in Görlitz geboren, ist Rundfunk- und Fernsehjournalist sowie Sprecher, Autor, Moderator und Korrespondent verschiedener Sendeanstalten. Sein facettenreiches Talent stellte er bei der Interpretation unterschiedlichster Texte unter Beweis. (Verlagsinfo)

Der Sprecher des Prologs ist Dirk Vogeley. Der Gesang stammt von Albert Böhne („Stigma“) und Steve Whalley („The Age of Damnation“). Die Verlagsinfo nennt acht Mitglieder der Band, die Beiträge zur Musik lieferte, darunter den Regisseur Albert Böhne.

_Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos_

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

_Handlung_

Nach dem Prolog, der den Hörer über den Hintergrund der Großen Alten (s.o.) aufklärt, finden wir unsere Helden aus dem vorhergehenden Abenteuer wieder: Howards Phillips Lovecraft, sein Begleiter Rolf und Robert Craven, der Sohn von Roderick Andara. Sie sind auf dem Weg von London zurück zum Ort, wo Andara starb, an der Küste von Schottland. Denn Andara hatte beim Untergang seines Schiffes, der „Lady of the Mist“, eine Kiste mit seinen kostbarsten Besitztümern verloren. Lovecraft betrachtet diese Besitztümer als extrem gefährlich, ganz besonders in den falschen Händen.

Doch bevor sie weit gekommen sind, haben sie mitten in der Pampa eine Panne: Eines der Pferde lahmt. Da kommt ein Reiter des Wegs, der ihnen Übernachtung auf seinem Landsitz anbietet. Nichts wie hin! Allerdings sieht das Herrenhaus alles andere als Vertrauen erweckend aus, findet Robert. Der umgebende Wald lässt es zudem reichlich düster erscheinen. Außen pfui, innen hui: Geradezu prächtig ist das Interieur, und die drei Reisenden freuen sich bereits auf eine erholsame Nacht.

Zu früh gefreut! Als Robert das ihm zugedachte Zimmer betritt, bemerkt er neben dem desolaten und schmutzigen Zustand der Einrichtung eine riesige schwarze Spinne. Er schließt die Tür und beschwert sich über die Mängel seines Quartiers. Mr. Boldwinn, der Gastgeber, öffnet die Tür erneut und siehe da – alles ist, wie es sein sollte. Das kommt Robert recht spanisch vor. An ein Bad ist jedenfalls nicht zu denken.

Nach dem Abendessen, bei dem sie sich hungrig ein etwas sonderbar schmeckendes Fleisch munden ließen, sitzen die Herrschaften bei einer Zigarre beisammen. Die Gäste fallen aus allen Wolken, als man sie mit Lovecraft und Andara tituliert – woher weiß Boldwinn das? Und Ziel und Zweck ihrer Reise kennt er ebenfalls! Auch könnten sie nicht mehr weg, denn das Pferd hätten sie soeben verspeist – bon appetit! Beim folgenden Kampf entpuppt sich nicht nur Boldwinn als Chimäre, sondern auch alles um sie herum, und zwar so schnell, als passiere dies alles in einer Art Zeitraffer …

Als sie dem Chaos entkommen, stehen sie in einem Wald der Urzeit, komplett mit Riesenfarnen und, äh, riesigen Viechern. Sie können das Grundstück nicht verlassen, sondern müssen zurück ins Haus. Dort wartet auf Robert jedoch ein besonderer Schrecken: die Begegnung mit einem der Großen Alten, dessen Diener Mr. Boldwinn war. Danach ist Robert für immer gezeichnet …

_Mein Eindruck_

Endlich ist Schluss mit der ewigen Schwarzweißmalerei! Hier der gute Robert Craven-Andara und dort die bösen Großen Alten mit ihren Dienern – das ist Vergangenheit. Ab der oben angedeuteten Begegnung mit Yogg-Sothoth (das th wird wie ein t ausgesprochen) befindet sich ein Teil des Bösen auch in Robert. Wie er das weiß? Sein Schatten hat seitdem die Form eines tentakelbewehrten Monsters, das sich auf ihn stürzen will. Dass er verändert ist, macht die Narbe auf seiner Stirn sinnfällig – er sieht aus wie ein früher Harry Potter. In seinem Haar befindet sich ein weißer gezackter Streifen.

Doch er ist nicht der Einzige, dem dieses Schicksal wiederfahren ist. Wie er im schottischen Durness, wo sich gruselige Szenen abspielen, herausfindet, hat auch sein Vater sein Päckchen zu tragen. Andaras Geist, der in verschiedenen Gastkörpern auftaucht, ist zum Teil von Yogg-Sothoth eingenommen. Doch es gelingt ihm, in einem grandiosen Showdown, den Großen Alten bei seinem Invasionsversuch zu überlisten und seinen Sohn Robert zu retten.

_Der Sprecher_

Der 1938 geborene Sprecher Jürgen Hoppe verfügt immer noch über eine durchaus kräftige Stimme, die er wirkungsvoll einzusetzen weiß. Zwar ist seine Modulationsfähigkeit nicht so ausgeprägt wie etwa bei Kerzel und Pigulla, doch die Kraft seines Ausdrucks trägt besonders bei dramatischen Stoffen zur Wirkung der Geschichte bei. Ein Horrorstoff wie „Das Haus am Ende der Zeit“ mit seinen zahlreichen dramatischen Konfrontationen bietet sich hierfür geradezu an.

Eine Besonderheit soll nicht unerwähnt bleiben. Zahlreiche der Personen, mit denen es Lovecraft und Craven zu tun bekommen, sind besessen. Diese Tatsache manifestiert sich weniger in der körperlichen Erscheinung als vielmehr zuerst in der Stimme des Besessenen: Sie klingt hoch und krächzend, als käme sie aus der Kehle eines Schafes. Das ist nicht so lustig, wie es klingt, denn der innewohnende Dämon schlägt gleich danach zu.

_Die Musik und Songs_

Wie schon in den vorhergehenden ANDARA-Project-Produktionen steuert auch diesmal eine Rockband die Musik für den Hintergrund, das Intro und Extro sowie die Pausen bei. Dabei handelt es sich um klassischen Heavy Metal ohne Schnickschnack wie etwa einen Synthesizer oder gar eine stumpfsinnig trommelnde Drum Machine. Nein, dies ist ordentlicher Rock, der aber keineswegs aufdringlich in die jeweilige Hörszene hineinspielt, sondern lediglich die Action etwas dynamischer klingen lässt. Drei Songs gibt es auch, aber auf den Text habe ich leider nicht geachtet. Ich bitte um Vergebung.

_Unterm Strich_

Auch „Das Haus am Ende der Zeit“ bietet dem Lovecraft-Freund alles, was sein Herz begehrt: eine Begegnung mit den Großen Alten, Besessene in rauen Mengen, eine veritable Zeitreise über hundert Millionen Jahre hinweg, das Auftauchen eines hilfreichen Shoggothen und – Potztausend! – auch das Buch der Bücher, nämlich das unheilvolle und verbotene „Necronomicon“. (Dass es vom „wahnsinnigen Araber Abdul Al-Hazred geschrieben“ wurde, wird uns allerdings geflissentlich verschwiegen. Der Kenner genießt sowieso und schweigt.)

Aus diesen kräftigen Zutaten lässt sich wahrlich ein schmackhaftes Potpourri zaubern, wenn man es richtig anstellt, und Wolfgang Hohlbein wäre nicht der Autorenstar, der er mittlerweile ist, wenn er diesen Kochkurs misslingen ließe. Bei jeder unerwarteten Wendung der Ereignisse graust es den Hörer, was nun wohl wieder für ein Schrecken auf unsere Helden lauert – und sie stolpern von einer Horror-Episode in die nächste. So ist für Unterhaltung mit feinstem Lovecraft-Horror gesorgt. Frage bitte niemand nach der Logik …

Der ausgezeichnete Rolf Hoppe und seine tapfer klampfenden Musikermannen sorgen in ihrem Audio-Kollektiv für ein unterhaltsames Hörerlebnis. Das Hörbuch bietet eben Horror Marke Hohlbein, nicht zu wenig Erzählkunst, aber eben auch keineswegs zu viel.

|234 Minuten auf 3 CDs|

Hohlbein, Wolfgang – Raven – Schattenreiter

_Gruselige Ritterspiele_

Privatdetektiv Raven wird vom Millionär Paul Pendrose beauftragt, ihn für drei Tage zu beschützen. Der Mann ist halb wahnsinnig vor Angst. Er erzählt Raven etwas von einem Pakt, den er und sein Freund Jeffrey Candley vor zwei Jahren mit einem dämonischen Reiter abgeschlossen haben – einen Pakt um Geld und Macht. Der Preis ist das Leben zweier Menschen. Doch Pendrose und Candley wollen die Morde nicht begehen, die der Schattenreiter von ihnen fordert, und nun steht ihr eigenes Leben auf dem Spiel. Raven nimmt den Auftrag trotz seiner Skepsis an. Doch bevor es losgeht, wird Pendrose ermordet aufgefunden …

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein ist seit seinem Mega-Erfolg „Märchenmond“ einer der erfolgreichsten und produktivsten Autoren in Deutschland. Er lebt in Neuss bei Köln zusammen mit seiner Frau und einem ganzen Haus voller Tiere.

http://www.hohlbein.net/

_Der Sprecher_

David Nathan, geboren 1971 in Berlin, gilt laut Verlag als einer der besten Synchronsprecher Deutschlands. Er leiht seine Stimme Darstellern wie Johnny Depp, Christian Bale und Leonardo Di Caprio. Er hat beispielsweise das Hörbuch „The Green Mile“ von Stephen King ausgezeichnet gestaltet.

Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme leitete Klaus Trapp, die musikalischen Motive trugen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel bei.

_Handlung_

Im Weihnachtstrubel der Londoner Innenstadt irrt Jeffrey Candley ziellos umher. Er ist verstört über das, was sein Cousin Paul Pendrose ihm soeben am Telefon mitgeteilt hat: Er ist hier! Seit ihrem gemeinsamen Erlebnis am Schatt el-Arab, dem Grenzfluss zwischen Irak und Iran, ist ihr Leben überschattet von einer finsteren Macht.

Damals konnte man als Westler noch ungehindert durch den Orient trampen, ohne gleich aufgehängt zu werden. Sie übernachteten in einer Höhle, als ein alter Mann auftauchte und etwas von Schätzen faselte, die er ihnen zeigen wolle. Sie folgten ihm in eine andere Höhle. Durch ein wahres Labyrinth ging es hinunter in einen unterirdischen Tempelbezirk. Doch welche Gottheit wurde hier verehrt?

Der Alte verschwand und ließ sie allein im Labyrinth umherirren. Doch jeder Weg führte zurück zum Tempel. Dort erschien ein Reiter mit Krummsäbel aus den Schatten. Er klagt sie an, sie hätten seinen Tempel entweiht. Sie hätten einen Preis zu entrichten. Zunächst wolle er ihnen zwei Jahre lang Macht und Reichtum verschaffen, doch nach Ablauf der Frist hätten sie ihm an jedem Vollmond Menschenopfer dazubringen. Junge, gesunde Menschen, die mit einem bestimmten, mit Runen versehenen Opferdolch zu töten seien. Täten sie das nicht, so wolle er sie selbst töten.

Jeffrey weiß, dass die ihnen gesetzte Frist fast abgelaufen ist. Nur noch drei Tage bleiben ihnen, bis ihre Stunde schlägt. Da materialisiert aus den Schatten des Abends ein Reiter heraus, der einen Krummsäbel schwingt und auf Jeffrey eindringt. Es gibt für ihn kein Entkommen, und als ihn der Säbel durchbohrt, fühlt er einen namenlosen Schmerz. Der Reiter kann Jeffreys Gedanken lesen und findet den Verrat, den er und Paul vorhaben. Seine telepathisch übermittelte Warnung vor diesem Verrat ist buchstäblich eindringlich. Er zieht den Säbel aus dem geschockten Jeffrey und verschwindet, um Paul zu besuchen. Der Säbel ist nicht ganz massiv, aber auch nicht ganz substanzlos.

Jeffrey hat seine Lektion gelernt und sucht sich ein Opfer. Er findet es in der jungen Carol, die er mit nach Hause nimmt, wo schon der Dolch auf sie wartet …

_Mein Eindruck_

Aus der Einleitung habt ihr Pauls Sicht der Ereignisse erfahren, und die Inhaltsangabe ergänzt diesen Teil der Geschichte um Jeffreys Sichtweise. Diese finde ich übrigens sehr viel interessanter, obwohl darin Raven, der Detektiv, vorerst nicht vorkommt. Hier spielt die Psychologie eine bedeutendere Rolle, und als Zugabe gibt es eine Lovestory.

Doch sobald sein Klient Paul Pendrose, der ihm die ganze Geschichte erzählt hat, getötet worden ist, kümmert sich Raven auch um dessen Schicksalsgenossen Jeffrey. Mit einer recht interessanten Begründung: Er wolle den Mord an Paul – und dessen drei Wachmännern – nicht ungesühnt lassen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass Jeffrey Carol bei sich hat und sich überlegt, wann er sie opfern soll.

Dass Raven sich zwischen den Schattenreiter, der auf einem Polizeivideo als Säbel schwingender Schemen zu sehen ist, und sein Opfer Jeffrey stellt, entgeht dem Schattenreiter natürlich nicht. Dieser nimmt sich Raven entsprechend zur Brust – allerdings nur mit begrenztem Erfolg. Schließlich muss Raven noch bis zum Showdown überleben. Dieses Finale lässt an Spannung und Action nichts zu wünschen übrig. Natürlich geht es dabei indirekt auch um das Leben des Mädchens.

|Tricks und Kniffe|

Der Kenner wird sicher bemerkt haben, dass der Autor Hohlbein auch diesmal wieder seine Tricks aus dem Hut zaubert und alle Kniffe anwendet, die ihm eine so große Leserschaft eingebracht haben. Der Schattenreiter ist eine neue Erfindung, und etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gelesen. Die Figur kommt eindeutig aus der Fantasy, denn dort spielen antiquierte Vehikel wie Pferde und Waffen wie Säbel eine Rolle. Die Telepathie der Geister ist ebenfalls sattsam bekannt. Schließlich ist es die Art der Bekämpfungsmöglichkeit, die den Reiter ins Reich von Horror und Fantasy verweist.

|Genrefiguren|

Die Nähe zu Hohlbeins Lovecraft-Geschichten um den Hexer Robert Craven ist unverkennbar. Darauf weist auch die Namenswahl für den neuen Serienhelden RAVEN hin. Dass er keinen Vornamen hat, muss uns nicht wundern, denn er teilt dieses Schicksal mit vielen Comicfiguren. (Dass es einen Comic geben dürfte, ist wohl ebenso unausweichlich.) Dass er aber mit Verlobter, seiner früheren Sekretärin Janice, und einem Maserati als Einsatzfahrzeug ausgestattet ist, widerspricht dem Fantasy-Genre und rückt die Figur in die Figur in die Nähe von James Bond, welcher ja bekanntlich die Marken Aston Martin und BMW bevorzugt.

|Ritterspiele|

Angesichts der Tatsache, dass es letzten Endes um das Leben eines Mädchens geht, kann man sich die Kontrahenten Raven und Schattenreiter auch als zwei gegensätzliche Ritter vorstellen. Jeffrey ist zu schwach, um eine gewichtige Rolle zu spielen. Für die Serie bedeutet dies wohl, dass noch eine ganze Reihe weiterer Ritterspiele zu erwarten sind.

_Der Sprecher_

David Nathan stellt wieder einmal seine Meisterschaft beim Vortragen unheimlicher Texte unter Beweis. Es ist nicht nur seine Flexibilität in Tonhöhe und Lautstärke: Er flüstert und krächzt, dass für Abwechslung gesorgt ist. Aber sein eigentlich effektvoller Kniff ist die winzige Verzögerungspause vor einem wichtigen Wort. Der Eindruck entsteht, als gebe es einen Zweifel an diesem Wort und als zöge dieser Zweifel ein gewisses Grauen nach sich oder leite sich daraus ab.

Es ist der Unglaube angesichts des Schreckens, der sich dem jeweiligen Betrachter bietet, der den Zuhörer in den Bann von Nathans Vortrag zieht. Es ist die hintergründig mitschwingende Frage: Kann das wirklich wahr sein? Und wenn es wahr ist, dann ist es grauenhaft! Es ist dieses Grauen, das die Figuren angesichts des Schattenreiters erfasst, das wir über Nathans Vermittlung mit ihnen spüren können. Tolle Leistung.

Es gibt zwar keine Geräusche, aber doch ein wenig Musik. Diese wird als Intro und Extro hörbar. Wie es sich gehört, stimmt sie den Hörer auf die unheimlich-angespannte Atmosphäre der Geschichte ein.

_Unterm Strich_

Zusammen mit Stephen Kings Hörbuch „Trucks“ und Camilleris „Von der Hand des Künstlers“ gefällt mir dieser Beitrag zu Lübbes Hörbuchreihe |Bastei Lübbe Stars| am besten. Die Story ist komplexer als der King-Beitrag, müsste aber gegenüber Camilleris verzwicktem Montalbano-Fall noch einiges aufholen.

Bei Hohlbeins Kombination aus Fantasyhorror und Agententhriller handelt es sich um die modernisierte Variante seiner Geschichten um den Hexer von Salem, die im Dunstkreis von H.P. Lovecrafts Universum spielen. Jetzt haben die Großen Alten als Götter abgedankt, doch in Gestalt ihrer Diener, den Schattenreitern, suchen sie wohl unvorsichtige Zeitgenossen immer noch heim. Der Schluss dieser Episode lässt das Erscheinen weiterer Säbelreiter erwarten.

David Nathan macht die unheimliche Geschichte zu einem besonders packenden Erlebnis. Die Musik von Horst-Günter Hank und Dennis Kassel stimmt den Zuhörer schon mal auf Grusel und Action ein. Sie sorgen auch für den guten Ton bei Stephen Kings „Trucks“, dort allerdings mit Hardrock-Musik. Bei „Schattenreiter“ reichen noch klassische Instrumente.

|70 Minuten auf 1 CD|

Meyer, Kai – Dschinnland (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)

_Orient-Fantasy: Kampf mit Dschinnen und Magiern_

Seit über 50 Jahren herrschen die Dschinne über die Wüste zwischen Samarkand und Bagdad. Nur todesmutige Schmuggler wie Tarik al-Jamal mit ihren fliegenden Teppichen wagen sich hinaus in die Einöde. Bis Tariks Geliebte Maryam ein Opfer der Dschinne wird. Seither besteht Feindschaft ihm und seinem Bruder Junis. Erst als die geheimnisvolle Sabatea Junis dazu bringt, sie durchs Dschinnland nach Bagdad zu bringen, beschließt Tarik, die beiden zu beschützen – auch gegen Junis‘ Willen. Eine mörderische Jagd durch die Wüste beginnt, mitten in den Krieg zwischen Dschinnen und Sturmkönigen. (Verlagsinfo) Dies ist der Auftakt zu einer Trilogie über die Sturmkönige.

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte unter anderem ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen.

Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei |Loewe| erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet. 2007 verfilmte Dominik Graf („Treffer“, „Die Katze“) Meyers Roman „Das Gelübde“. Der Autor lebt am Rande der Eifel.

Mehr von Kai Meyer auf |Buchwurm.info|:

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Dschinnland“ 5340 (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
|Die Alchimistin – Das Hörspiel:|
1) [„Der Stein der Weisen“ 5052
2) [„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155
3) [„Die Katakomben von Wien“ 5220
4) [„Das Kloster im Kaukasus“ 5263
5) [„Die Unsterbliche“ 5379
6) [„Die Schwarze Isis“ 5406
7) [„Der Schatz der Templer“ 5427
8) [„Der Alte vom Berge“ 5448

_Sprecher & Produktion_

Andreas Fröhlich ist die deutsche Stimme von John Cusack und Edward Norton. Er wurde 1965 in Berlin geboren; bereits mit sieben Jahren begann er mit der Synchronarbeit, nachdem er im Kinderchor des „Sender Freies Berlin“ entdeckt wurde. 1978 stieg er in der Sprecherrolle des Bob Andrews bei einer der bis heute erfolgreichsten Hörspielreihen Deutschlands, „Die drei Fragezeichen“, ein.

Nach dem Abitur ging Fröhlich zunächst zum Theater, wo er unter anderem Rollen in Büchners „Woyzeck“ und in Shakespeares „Was ihr wollt“ spielte, bis er 1991 wieder zu seiner Arbeit als Synchronsprecher zurückkehrte. Außer als Sprecher arbeitet er als Synchronregisseur und Drehbuchautor, wo er unter anderem für die Synchronisierung von „Der Herr der Ringe“ verantwortlich war. In dieser Trilogie übernahm er auch die Synchronisation des Wesens Gollum. Doch auch die deutschen Dialoge in Filmen wie Disneys „Mulan“ und „The Beach“ stammen aus seiner Feder. (Verlagsinfo)

Fröhlich liest eine gekürzte Romanfassung, die von Aenne Glienke bearbeitet wurde. Regie führte Kathrin Weick, die Aufnahme steuerten Dicky Hank und Dennis Kassel in den |d.c. studios NRW-Berlin|.

_Handlung_

Die Provinz Khorassan im 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, aber im 52 Jahr des Dschinnkrieges. Wieder mal saust Tarik al-Jamal auf seinem magischen fliegenden Teppich durch die engen Gassen der Altstadt der einstigen Handelsstadt Samarkand. Hier herrscht zwar noch der Emir in seinem weitläufigen Palast, aber Handelskarawanen kommen über die Seidenstraße keine mehr: Die Dschinne und ihre Magier haben die Stadtregion abgeriegelt. Auch Tariks Vater war mal ein Schmuggler, der bis nach Bagdad jenseits der Wüste tätig war. Doch der Vater ist gestorben, ebenso wie wohl auch Tariks Freundin Maryam, die von den Dschinnen entführt wurde. Nun betäubt Tarik seit Jahren seinen Schmerz mit Wettflügen auf fliegenden Teppichen und natürlich mit Wein.

Kaum hat er seinen Bruder Junis überholt, gelangt er auch schon unter die Palastmauern und somit in Reichweite der Bogenschützen des Emirs. Ein Glück, dass es Nacht ist. Bei Tag hätte Tarik nicht den Hauch einer Chance, ihren Pfeilen zu entgehen, denn die Teppichrennen sind streng verboten. Und ein Loch in seinen kostbaren Teppich aus magischen Drachenhaar will er auch nicht riskieren, denn es gibt keinerlei Ersatz mehr für solches Gewebe.

Am Ende der Gasse unter den Palastmauern erscheinen menschliche Gestalten. Was haben die hier zu suchen? Tariks Teppich rammt eine der Gestalten; es muss ein Mädchen sein. Der Teppichs stürzt ab, es gibt einen harten Aufschlag. Das Mädchen ist in Bedrängnis, denn drei Kerle wollen sie entführen. Tarik hilft ihr, die Gegner zu vertreiben. Sie heißt Sabatea und stammt aus dem Palast des Emirs.

Wer mag diese Schönheit wohl sein, die unbedingt einen Weg sucht, Samarkand zu verlassen, fragt er sich. Sie wolle diesem Gefängnis entrinnen, das der Emir mit seinem Geheimdienst beherrsche. Sie versucht, Tarik mit Gold und ihrem jungen Körper zu bestechen. Bei einem Abstecher in das Vorland lernen sich die beiden näher kennen, und er nimmt das Angebot ihres Körpers an. Danach setzt er sie wieder in einem abgelegenen Palasthof ab.

Am nächsten Tag geht das Gerücht um, der Emir wolle seine Vorkosterin nach Bagdad schicken, um sie dem Kalifen Harun al-Raschid zum Geschenk zu machen. Eine sehr großzügige Geste, findet Tarik, denn die Vorkosterin hat den Herrscher bereits mehrmals vor Giftanschlägen bewahrt. Es heißt, sie sei selbst durch Schlangengift derartig abgehärtet worden, dass nur ein Tropfen ihres Blutes auf den Lippen eines Menschen zum sofortigen Tod führen würde.

Tarik hat Sabateas Bitte abgelehnt, denn es sei sinnlos, durch die Wüste nach Bagdad zu reisen: Die Dschinne würden einen garantiert erwischen. Und wenn nichts sie, dann ihre Kettenmagier. Als er seinen Bruder Junis besucht, ist er daher nicht allzu sehr überrascht, auch Sabatea hier vorzufinden. Angesichts des zerwühlten Bettes haben sie miteinander geschlafen. Und Junis hat ihr zugesagt, sie für ein großzügiges Entgelt als Führer durch die Wüste nach Bagdad zu bringen. Jeder Protest Tariks ist zwecklos.

Am folgenden Tag brechen die beiden auf, ebenso wie die Karawane der Vorkosterin. Tarik geht mit sich zu Rate, was er tun soll. Er bringt es nicht übers Herz, seinen Bruder im Stich zu lassen. Und dann ist da ja immer noch die schöne, verlockende Sabatea aus dem Palast, die sowohl mit Dolchen als auch magischen Teppichen umgehen kann, ein bemerkenswertes Talent. Kurz und gut: Er fliegt den beiden nach, auch wenn es bedeutet, an die Stätten alten Schmerzes zurückzukehren. Vor ihnen liegen tausend Kilometer Dschinnland.

Wie alle Wüsten birgt auch diese sowohl Wunder als auch Schrecken. Zu den Wundern zählen die Elfenbeinpferde, scheue und geflügelte Wesen, die magischer Natur sind. Zu den Schrecken zählen neben den Dschinnen auch schwarze Fladen, die einem Menschen das Leben aussaugen wollen. Tarik bekämpft sie mit Salz, das er mitgenommen hat. Sie treten in der zerstörten alten Grenzfestung auf, wo er seinerzeit Maryam verlor. Er folgt dem Verlauf der alten Seidenstraße, die zum Gebirge Kopet Dag führt, und stößt auf die Spuren von Sabatea und Junis. Sie sind unvorsichtig, wie er findet.

Kaum hat er die beiden erreicht und von der Notwendigkeit seiner Hilfe überzeugt, als auch schon sechs schwebende Dschinne am Horizont erscheinen. Offenbar eine Vorhut für eine größere Gruppe, meint Tarik. Sie könnten die Vorhut besiegen und dann dem Haupttrupp entkommen. Indem sie sich aufteilen, formieren sich Tarik und Junis zu einem Zangenangriff. Na, wenn das mal gut geht!

_Mein Eindruck_

Geografisch liegt der Schauplatz Samarkand genau zwischen dem von Meyers Wolkenvolk-Trilogie und dem Schauplatz seines „Buches von Eden“, in dem die Blume des Paradieses unweit von Bagdad gesucht wird. Inzwischen kennt sich der Autor also schon sehr gut im Orient aus. Allerdings kommen bei ihm keine Religionskriege oder gar Kreuzzüge vor; sie werden höchstens am Rande erwähnt. In dieser Hinsicht hat sein Kollege Wolfgang Hohlbein jedoch keinerlei Skrupel, wie seine Abenteuer um Kevin von Locksley sowie diverse Templer-Abenteuer belegen.

|Tausendundeine Nacht|

Mich hat dieser erste Band der Sturmkönige-Trilogie stark an die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht erinnert. Da finden wir Dschinne, grausame Herrscher, schöne Jungfrauen und natürlich den obligatorischen Kalifen von Bagdad, Harun-al-Raschid. Zum Glück ist Meyer aber auch eine Menge Neues eingefallen, so etwa die erstaunlichen Kettenmagier, die deswegen so heißen, weil sie, wenn sie nicht angekettet wären, wie ein Heißluftballon in den Himmel entschweben würden.

Niedlich sind auch die zapfenförmigen, schwebenden Dschinne, es sei denn, man kommt ihnen zu nahe, und die geflügelten Elfenbeinpferde, die eine Kreuzung aus Einhorn und Pegasus darstellen. Daneben gibt es noch allerlei finsteres Ungeziefer, das aber stets fachgerecht entsorgt wird. Es ist eine recht eklektisches Sammelsurium, das vielfach einfach der Dekoration dient.

|Die Sturmkönige|

Die rätselhafteste Schöpfung dieser Trilogie sind die Sturmkönige selbst. Sie sind die Erzfeinde der grausamen Dschinne, die das Land zwischen Samarkand und Bagdad erobert haben. Die Sturmkönige bekämpfen sie, wo sie nur können, und setzen dabei ihre Fähigkeit ein, Tornados zu formen und zu lenken, so dass die Dschinne zerrissen werden. Dies passiert in einer groß angelegten Szene, die aus der Perspektive von Tarik und Sabatea die finale Attacke der Sturmkönige auf die Festung der Dschinne schildert. Da sich diese Festung in einem hohlen Vulkan befindet, gucken sich die beiden Helden das Geschehen aus der Froschperspektive an.

|Starke Figuren|

Nach dem Sieg der Sturmkönige ist für den Leser klar, dass diese Rebellenorganisation der optimale Verbündete für potenzielle Freiheitskämpfer wie Junis und Tarik wäre. Und wer weiß, vielleicht finden sie bei den Rebellen ja etwas, das sie schon lange vermisst haben.

Aber es ist auch deutlich, dass Sabatea neben den beiden Teppichreitern keine Neben-, sondern eine Hauptfigur darstellt, die ihre eigene Macht ausübt, um ihre Aufgabe zu erfüllen oder ihr eigenes Ziel zu erreichen. Worin dieser Zweck besteht, soll hier nicht verraten werden, um die zahlreichen Überraschungen nicht zu verderben, die mit Sabatea verbunden sind. Sie ist eine erfreulich starke und aktive Frauenfigur, wie man sie sich öfter in der deutschen Fantasy wünschen würde.

|Der Sprecher|

Andreas Fröhlich ist ein wahrer Stimmkünstler. Es hat mich immer wieder verblüfft, wie es ihm gelingt, seine Stimme so flexibel anzupassen, dass er die optimale Ausdruckskraft hervorbringen kann. Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es Fröhlich war, der in Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung den Gollum spricht.

Auch hier setzt er seine Stimmkunst effektvoll ein. Eine „Silberschlange“ lässt er hinterlistig zischen, einen Byzantiner und einen Dschinnfürsten mit grollendem Akzent sprechen. Sabatea ist mit einer höheren Stimmlage ausgestattet und wickelt sowohl Tarik als auch Junis mit ihrer sanften verführerischen Stimme um den Finger. Tarik und Junis sprechen in einer normalen, tieferen Stimmlage, doch sie sind schwierig zu unterscheiden. Zum Glück gibt es nur wenige gemeinsame Szenen zwischen den beiden, so dass die Gefahr der Verwechslung minimal ist.

Am wichtigsten ist die Intonierung der Erzählerstimme. Senkt der Sprecher die Tonhöhe, klingt ein Satz bedrohlich oder geheimnisvoll raunend, je nach Satzmelodie. Diese Feinheiten hat Fröhlich routiniert im Griff. Ich bin mit dieser Sprachaufnahme rundum zufrieden.

|Musik|

Die Musik tritt sowohl in den Pausen zwischen den Kapiteln als auch im Hintergrund auf, das heißt, sie hat sowohl untermalende als auch entspannende oder vorbereitende Aufgaben. In jedem Fall sind ihre Instrumentierung, die Rhythmen und Melodien auf das orientalische Ambiente abgestellt. So hören wir vielfach Tablas und Trommeln, tiefe Flöten und andere Instrumente, die in arabischer Musik üblich sind.

Stets ist der Rhythmus der Stimmung der Szene angepasst, damit die Musik den Text emotional unterstützen kann. So erklingt beispielsweise romantische Musik, wenn sich Sabatea von Tarik nach der ersten Liebesnacht verabschiedet. In Actionszenen beschleunigt die Musik natürlich auf ein hohes Tempo, damit die Luftkämpfe der Teppichreiter mit den Dschinnen auch nachvollziehbar werden. An manchen dieser Stellen wird das Durcheinander durch eine arhythmische Kakophonie angedeutet, die aber zum Glück nur kurz anhält.

In jedem Fall ist diese Musikuntermalung professionell gehandhabt, nicht übertrieben und verdeckt nie den Dialog. Es ist eine erfrischende Abwechslung zu den üblichen Hollywood-Scores, die man bei Hörspielen findet.

|Geräusche|

Wunderbarerweise gibt es in dieser inszenierten Lesung auch Geräusche. Am Anfang ist dies einfach nur Wind, doch später kommt auch ein Grollen und Donnern hinzu. Im Zusammenhang mit den Sturmkönigen darf Wind natürlich auch nicht fehlen. Geheimnisvoll fand ich einen tiefen Sound, der stets Gefahr und Bedrohung signalisiert.

|Infomaterial|

In dem Einsteckkarton für die CDs sind Informationen abgedruckt. Hier erfährt der Hörer Näheres zu den Sturmkönigen, zu Tarik al-Jamal, über die Elfenbeinpferde und die Kettenmagier. Auf einer Seite sind auch die Überschriften der Kapitel aufgeführt.

Die gesamte Verpackung ist sehr schön illustriert. Auf dem Titelbild sieht man über den Türmen und Minaretten Samarkands (oder Bagdads) zwei Teppichreiter und links im Bild mehrere Vögel neben einem zapfenförmigen Umriss, bei den es sich um einen Dschinn handeln könnte. Über diese Details ist eine Sternenkette gelegt, die zu einem transparenten Gewebe führt, das möglicherweise einem Magier gehört. Das Sternenmotiv findet sich durchgehend und erinnert an die Magie, die allenthalben wirksam ist.

_Unterm Strich_

Wie von Kai Meyer gewohnt, ist auch dieser Auftakt zur „Sturmkönige“-Trilogie voller Romantik und Abenteuer. Sie sorgen für jede Menge Action und wechselnde Schicksale, aber auch für erotische Verwicklungen. Prinzipiell findet der Leser bzw. Hörer auch hier wieder eine Meyer-typische Ausgangslage vor: Ein unterdrücktes Volk, vertreten durch interessant gezeichnete junge Leute, strebt nach Freiheit, muss jede Menge Abenteuer gegen die Unterdrücker (hier: die Dschinne) bestehen und stößt auf Verbündete, mit deren Hilfe der Freiheitskampf vielleicht erfolgreich geführt werden kann. Die spannende Frage lautet natürlich, wie es Teppichreitern und Sturmkönigen gelingen soll, eine so zahlreiche und mächtige Organisation wie die Dschinne zu besiegen. Man darf auf die Fortsetzungen gespannt sein.

|Das Hörbuch|

Hier handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Lesung. Stimmungsvolle Musik aus dem Orient und etliche Geräusche versetzen die Phantasie des Hörers an exotische Schauplätze, wo Liebe, Gefahr und Action das Geschehen bestimmen. Der Sprecher Andreas Fröhlich zeigt auch hier wieder sein ganzes Können. Ich hätte mir neben Spannung und Action noch etwas Humor gewünscht, aber dies ist ja nicht gerade ein Karl-May-Roman, in dem ein Hadschi Halef Omar für das humoristische Element sorgt.

HINWEIS: „Dschinnland“ wurde im März 2009 mit dem „Wunschkrieg“ fortgesetzt. Der Abschlussband „Glutsand“ soll im September 2009 erscheinen.

|438 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3751-4|
http://www.sturmkoenige.de
http://www.kai-meyer.com
http://www.luebbe.de

Näter, Thorsten / Zahavi, Dror – Doppelter Einsatz: Mord auf dem Stundenplan

_Harter Realismus vs. romantische Finessen_

Eigentlich sollte sich Sabrina Nikolaidou auf ihren Undercover-Einsatz an einer Hamburger Gesamtschule konzentrieren. Hier wurde eine junge Lehrerin brutal ermordet. Doch einerseits muss sie versuchen, den plötzlichen Tod ihrer Partnerin Ellen zu verarbeiten und sich andererseits auch mit einer neuen Kollegin arrangieren: Caro kommt als Ellens Nachfolgerin ins Team. Für das Ermittlerteam werden Fall und Leben zu einer wahren Zerreißprobe. (abgewandelte Verlagsinfo)

Die TV-Reihe „Doppelter Einsatz“ wurde laut Verlag mehrfach mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Dass dies völlig gerechtfertigt ist, stellt auch diese Episode unter Beweis.

_Die Macher und Sprecher_

Es sprechen die Originalschauspieler der gleichnamigen RTL-Verfilmung, allerdings mit zusätzlichen Erzählertexten, gesprochen von Despina Pajanou, die im Film die Polizistin Sabrina Nikolaidou spielt. Es gibt noch einen zusätzlichen Erzähler, den Frank Gustavus (|Ripper Records|) spricht. Diese Texte stammen alle aus der Feder von Marc Sieper.

Die ziemlich wichtige Musik und die Hörbuch-Postproduction übernahmen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel. Zusätzliche Aufnahmen, Schnitt und Mastering erfolgten durch die d.c. Tonstudios in Breckerfeld/Berlin.

Zu den zu hörenden Darstellern gehören: Despina Pajanou, Eva Herzig, Gerhard Garbers, Jürgen Janza, Jockel Tschiersch, Konstantin Graudus, Martin Goeres, Omar El-Saeidi, Sylta Fee Wegmann, Werner Daehn, Max Herbrechter u.v.a.

Das Drehbuch schrieb Thorsten Näter, Regie führte Dror Zahavi und Producer war Peter Otto.

_Handlung_

|PROLOG 1.|

Wieder einmal geht den Kripo-Fahndern der Drogendealer Frank Lipinski aus Hamburg durch die Lappen. Sabrina Nikolaidou (Pajanou) und ihre Kollegen haben das Nachsehen.

|PROLOG 2.|

An der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule in Hamburg St. Georg übt die Theaterarbeitsgruppe Shakespeares gruseliges Stück „Macbeth“. Dafür haben sich alle verkleidet, mit Gewändern und Masken. Als die Leiterin der AG, Isa Gerke, zur Toilette geht, folgt ihr der 18-jährige Schüler Jens Wahlmann – und findet sie in ihrem Blut liegen. Ist sie tot? Offenbar schon. Zu blöd, irgendwie.

Neben ihr findet Jens einen kleinen silbernen Ohrring, den er sofort wiedererkennt und deshalb an sich nimmt: Er gehört der von ihm geliebten Schülerin Oana Domenikou. Wenig später entledigt sich Manfred Gerke, Isas Mann und Rektor der Schule, seiner Verkleidung …

|Haupthandlung.|

Auf dem Kriminalkommissariat KK 15 bekommt Sabrina eine neue Kollegin: Caroline Behrens, kurz Caro genannt. Sie ist die Urlaubsvertretung für Sabrinas Einsatzpartnerin und Freundin Ellen Ludwig. Sabrina ist nicht bereit, sie zu akzeptieren, aber Caro braucht diesen Job unbedingt, um als alleinstehende Mutter ihre Tochter durchzubringen. Als sich bei dem Mord in der Gesamtschule herausstellt, dass man dort unter Schülern und Lehrern ermitteln muss, bietet Caro an, undercover zu ermitteln, da niemand dort ihr Gesicht kenne.

Als die Nachricht eintrifft, dass Ellen Ludwig mit ihrem Urlaubsflieger abgestürzt und samt Familie ums Leben gekommen sei, erleidet Sabrina fast einen Nervenzusammenbruch. Sie giftet Caro noch schärfer an, aber zu trauern bringt nichts, und deshalb bittet sie ihren Chef Weber, ebenfalls undercover ermitteln zu dürfen. Gemeinsam bekommen sie sicher mehr heraus als alleine.

An der Schule geht es schlimmer zu als im alten Rom. Die Schüler, fein säuberlich in Gruppen von „Deutschen“ und „Ausländern“ getrennt, dealen mit Stoff, Software und teuren Computerspielen. Dreimal darf man raten, wer der Dealer / Hehler des harten Kerns ist: Frank Lipinski. Als Caro die verwaiste Theater-AG übernimmt und Sabrina die Fächer Sport und Politik, lernen sie diese harten Burschen von ihrer unangenehmsten Seite kennen. Aber Sabrina macht den Wortführer Ralf fertig, woraufhin seine Clique beschließt, ihr einen Denkzettel zu verpassen, um sie zu vertreiben. Noch wissen sie nicht, dass sie es mit einem Bullen zu tun haben – aber sie bleiben nicht mehr lange unwissend.

Caro Behrens rührt mit ihrer Taktik die weichherzigeren Schüler zu Tränen, insbesondere Oana Domenikou und Murat Güzmal. Wie sich herausstellt, hatte Murat mit Isa Gerke ein Verhältnis, und sie erwartete ein Kind von ihm. Aber warum weint auch Oana um die getötete Lehrerin?

Also hatte offenbar Rektor Gerke ein handfestes Motiv, Isa zu töten, oder? Hoffentlich hat er auch ein gutes Alibi. Leider ist er nicht der Einzige, der eines braucht.

_Mein Eindruck_

In St. Georg herrscht offenbar der soziale Notstand (das braucht man den Leuten vor Ort sicher nicht zu sagen). Nicht mal erwachsen, dealen, kiffen und klauen die Schüler – „Ausländer“ wie „Deutsche“ – ohne Scheu mitten auf dem Schulhof oder in der Stadt, ohne dass jemand einzuschreiten wagt. Die Lehrer an dieser Schule schon gleich gar nicht. Sie scheinen entweder eingeschüchtert zu sein (Isa Gerke war’s sicher nicht) oder sie lügen sich selbst in die Tasche, dass sie dafür nicht zuständig seien.

Sie fühlen sich wahrscheinlich auch nicht dafür zuständig, wenn eine ihrer Schülerinnen zur Prostitution gezwungen wird, um ihre Schulden abzuarbeiten. So passiert es Oana mit Frank Lipinski. Als Jens Wahrmann dies herausbekommt, wird es richtig spannend. Denn da er Oana liebt, hat er natürlich einen Hass auf einen Typen wie Lipinski, der jeden ausbeutet, wo und wie er nur kann. Es kommt zu einem dramatischen Showdown in der Wohnung, wo Oana versteckt gehalten wird.

Doch inzwischen haben Caro und Sabrina spitzgekriegt, wer hier die Fäden zieht. Nachdem Sabrina mit Caros Hilfe dem Anschlag der kriminellen Clique entgangen ist, heften sie sich an Murats und Jens Wahrmanns Fährte. Dabei müssen sie allerdings das Misstrauen von Murats Bruder Teflik überwinden. Offensichtlich herrschen nämlich seitens der „Ausländer“ ebenso große Vorbehalte gegenüber „Deutschen“, Behörden zumal, wie umgekehrt gegenüber „Ausländern“. Jeder will eben für sich bleiben. Dazu braucht es nicht einmal islamistische Hetzprediger (die hier nicht auftreten).

Auf diesem mühseligen Weg kommen jedenfalls Caro und Sabrina dem Hintermann doch noch auf die Spur. Und da sie gerade noch rechtzeitig kommen, als Jens und Oana in die Enge getrieben sind, können sie offenbar auch Leben retten. So ein Showdown hat etwas für sich, aber der Drehbuchautor macht es sich und seinen Polizistinnen einfach: Sie brauchen gar nicht auf Lipinski zu schießen. Den Rest erledigt eine morsche Regenrinne. Auf diese Weise braucht später niemand eine moralische Schuld an Lipinskis Tod mit sich sich herumzuschleppen.

Auch die Spannung vor dem Anschlag auf Sabrina ist an den Haaren herbeigezogen: Sabrina ist verliebt und hat ihr Handy abgeschaltet – oder vergessen, es einzuschalten. Man fasst es kaum! Dadurch kann Caro sie nicht vor der drohenden Gefahr warnen.

Auch die Tatsache, dass die beiden Kolleginnen eigenmächtig die Aussage des Mörders von Isa Gerke „verschwinden“ lassen, will so gar nicht in die Realität passen, deren Bild uns täglich in der Zeitung entgegenspringt. Sie haben zwar das moralische Recht auf ihrer Seite, um die Zukunft des Mörders zu schützen, doch das Gesetz ganz sicher nicht. Es ist eben doch Fernsehen, was wir hier vorgesetzt bekommen. Wer das mit der Wirklichkeit verwechselt, ist selber schuld.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Am besten wirken die Stimmen der Schauspielerinnen, die ja direkt vom TV-Band stammen, wenn sie sehr emotional sind. Das fällt Despina Pajanou, die zudem Ich-Erzählerin ist, nicht schwer. Sie trauert einerseits um Ellen Ludwig, bis die Niedergeschlagenheit der Wut weicht. Und diese Wut entlädt sich nicht zuletzt an der völlig unschuldigen Caro, die sie am liebsten zur Sau machen möchte. Dass Caro dann auch noch Ellens Nachfolgerin wird, gibt Sabrina den Rest.

Caro kommt in ihrer Rolle weniger gut weg als Sabrina, folglich muss Caros Darstellerin Eva Herzig (siehe Titelfoto) etwas härter daraufhin arbeiten, Eindruck zu machen. Dies gelingt ihr allerdings nur bedingt, ob als Mutter, Polizistin oder als engagierte Lehrerin: Sie bleibt eben immer nur die Nummer 2 hinter Sabrina / Pajanou. (Immerhin bietet die Rolle eine gewisse Vielfalt.)

Damit steht Eva Herzig fast auf einer Stufe mit allen männlichen Darstellern. Unter Letzteren ragt lediglich der Sprecher von Teflik Güzmal heraus. Teflik wird gemimt und gesprochen von Oktay Özdemir. Man könnte ihn ohne weiteres als Interpreten eines Lexikons von „Kanak-Sprak“ engagieren. Den Akzent hat er jedenfalls voll drauf.

|Musik und Geräusche|

Die Geräusche entsprechen denen im Film und der Zuhörer kann sich ohne weiteres die zugehörige Umgebung vorstellen. Nur an einer Stelle habe ich gerätselt, was das soll. Die Theater-AG übt wieder einmal „Macbeth“. Während im Vordergrund ein Dialog abläuft, ist im Hintergrund undeutlich ein skandierter Sprechgesang zu hören, der zu keiner mir bekannten Stelle in Shakespeares Stück gehört.

Dafür ist die Musik recht eindrucksvoll und passend. Jede Szene hat ja ihre eigene Stimmung und erfordert die entsprechende Instrumentierung. Nach dem rockigen Intro rückt die Musik in den Hintergrund, bis sie sich in Gestalt einer melancholischen Ballade wieder in den Vordergrund drängt. Die akustische Gitarre illustriert Sabrina Trauer überdeutlich. Als Caro bei ihrer Mutter und ihrer Tochter hereinschaut, deutet ein Piano zerbrechliche Emotionen an.

Gleich danach ein harter Kontrast: Auf dem Schulhof feiert das Verbrechen weitere Erfolge. Ein dynamischer Synthesizer sowie eine darauf folgende drum machine evozieren den Adrenalinschub, den das Rauben, Dealen und Zudröhnen den Jugendlichen verschafft. In den weiteren Szenen werden diese Hand voll Musikmotive variiert oder auch nur einfach wiederholt. Sie alle stammen aus dem Hause Horst-Günter Hank und Dennis Kassel, das neuerdings auch für die Produktion von Hohlbeins Hörbuch-Serie „Raven“ herangezogen wurde.

_Unterm Strich_

Diese Hörbuchproduktion hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Das Hörbuch an sich ist ausgezeichnet produziert, wozu nicht zuletzt auch die Fernsehvorlage einen wesentlichen Anteil beträgt. Auch der ungeschminkte Realismus hinsichtlich der Darstellung der kriminellen Zustände an der Schule ist zu begrüßen und hat wohl auch die Preisjurys überzeugt.

Was mich jedoch stört, sind eben jene Aspekte an der Handlung, die auf die Genrekonventionen zurückgehen: Da schaltet die Polizistin ihr Handy ab, um sodann ahnungslos in die Falle zu tappen. Und dass das Geständnis des Mörders plötzlich „verschwindet“, ist der romantischen Ansicht geschuldet, Polizisten könnten vor Ort selber Richter spielen, wenn die moralische „Gerechtigkeit“ danach verlangt.

Ansonsten funktionieren einige Spannungseffekte und überraschende Wendungen ausgezeichnet. Dass sich Jens Wahlmann als Mörder outet, nehmen wir ihm natürlich keine Sekunde ab. Aber können wir wirklich sicher sein? Er ist zumindest der Strafvereitelung schuldig, aber auch dafür wird er nicht verknackt. Einen gespaltenen „Helden“ wie ihn muss man einfach lieb haben, gell?

Fortsetzung folgt:

– Doppelter Einsatz Nr. 2: Gefährliche Liebschaften;

– Doppelter Einsatz Nr. 3: Der Fluch des Feuers.

|92 Minuten auf 2 CDs|

John Sinclair – Hemators tödliche Welt (Folge 128, Teil 4 von 4)

Die Handlung:

Kara und der Eiserne Engel hatten die Macht ihrer beiden Schwerter ausgespielt und uns damit in die Leichenstadt katapultiert! Angeblich existierte dort ein Zugang zum Land ohne Grenzen, in dem Suko gefangengehalten wurde. Stattdessen fanden wir uns auf einem Schlachtfeld wieder – inmitten der Auseinandersetzung zwischen der Hölle und den Großen Alten! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des Heftromans mit der Nummer 352 gemacht (auch wenn im Booklet Band 350 genannt wird!), der erstmalig am 1. April 1985 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war.

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John Sinclair – Gruft der wimmernden Seelen (Folge 129)

Die Handlung:

Fünf der sechs Großen Alten waren vernichtet, nur der Spuk existierte noch! Um ihren Triumph zu vollenden, eröffneten die Mächte der Finsternis jetzt die Jagd auf das wertvollste magische Artefakt, das die Großen Alten je erschufen: den Würfel des Unheils, der Jane Collins das Überleben garantierte… (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des Heftromans mit der Nummer 354 gemacht, das erstmalig am 15. April 1985 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war.

John Sinclair – Gruft der wimmernden Seelen (Folge 129) weiterlesen

Meirose, Astrid / Pruß, Volker / Bertling, Simon / Hagitte, Christian / Sieper, Marc / Ihrens, O. – Schattenreich 10: Prolog im Himmel

_Das Erbe des Echnaton_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Als ihn eine unsichtbare Macht ins Schattenreich entführt, enthüllen sich ihm die Nachtseiten der menschlichen Natur. Hinter den Masken bürgerlicher Wohlanständigkeit treibt ein skrupelloses Netzwerk ein größenwahnsinniges Spiel.

Was geschah vor fast 100 Jahren, das zwei befreundete Familien zu Feinden werden ließ? Des Rätsels Lösung scheint in den Tiefen der Villa Scholl zu ruhen. Wagner bemerkt zu spät, dass er selbst der Hüter des Geheimnisses ist. Er gerät unter den Einfluss einer Geheimgesellschaft. Deren Mitglieder sind Anhänger eines genialen Herrscherpaares, dessen Wirken die Kultur fast für immer aus dem Gedächtnis gelöscht hätte. Nun scheint ihre Zeit des Handelns gekommen zu sein. Doch wohin wird ihr Weg sie führen?

Folge 9: Abermals kehrt Christian Wagner auf die Insel seiner Kindheit und Jugend zurück. Hier hofft er die Wurzeln seiner ungeklärten Herkunft zu ergründen. Wird ihm der Weg in die eigene Vergangenheit zum Verhängnis werden? Als eine Sturmflut aufkommt, offenbart ihm die Insel noch ein anderes Geheimnis.

Folge 10: Er ist fest entschlossen, den wahnwitzigen Vorhaben seiner Widersacher ein Ende zu bereiten. Doch wer sind seine Feinde wirklich? Und wie ist es zu erklären, dass er plötzlich mit eigenen Augen eine Szene miterlebt, die sich viele Jahre vor seiner Geburt abspielte und deren Akteure schon lange tot sein müssen?

_Die Autoren_

Als Autoren zeichnen Astrid Meirose und Volker Pruß verantwortlich. Mehr über die Serie findet man unter http://www.schattenreich.net.

Folge 1: [Die Nephilim 2912
Folge 2: [Finstere Fluten 2914
Folge 3: [Spur in die Tiefe 3767
Folge 4: [Nachthauch 3790
Folge 5: [Im Grab des Ketzers 4437
Folge 6: [Echnatons Vermächtnis 4466
Folge 7: [Hinter schwarzen Spiegeln 5047
Folge 8: [Das blinde Auge des Horus 5186
Folge 9: [Totengeläut 5503
Folge 10: Prolog im Himmel

_Die Sprecher & Die Inszenierung_

Die Rollen und ihre Sprecher:

Christian Wagner: Alexander Scheer
Tina Müller: Anna Thalbach
Alexa Voss: Anne Moll
Dr. Bruno Schwab: Volker Brandt (dt. Stimme von Michael Douglas)
Adrian Bloch: Norman Matt (Cillian Murphy, Jonathan Rhys-Meyers)
Jan-Erik Walberg: Lutz Riedel (dt. Stimme von Timothy Dalton)
Walther Zürn: Stefan Krause (Billy ‚Peregrin/Pippin‘ Boyd, Pauly Shore, Philip Seymour Hoffman in „Capote“)
Geheimnisvolle Frau/Billie Scholl: Daniela Hoffmann (dt. Stimme von Julia Roberts)
Gruftie / Gerold Gruber: Dero (|Oomph!|)

sowie Natalie Spinell und Hasso Zorn u. a.

ANNA THALBACH steht seit ihrem sechsten Lebensjahr vor der Kamera, dabei war der Weg zur Schauspielerei nicht so gerade, wie man es bei der Tochter von Katharina Thalbach annehmen könnte. Sie beginnt nach dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine Hospitanz als Kostümbildnerin am Schillertheater. Doch der Hang zum Schauspiel überwiegt, und bald schon feierte sie selbst große Bühnenerfolge, so auch an der Seite ihrer Mutter in „Mutter Courage“.

DERO wurde am 16. April 1970 in Wolfsburg geboren. In der Band Oomph!, die 1989 gegründet wurde, ist er der Mann für den Gesang, die Texte, Drums, und Kompositionen. Der Weg zur Musik sah laut eigener Aussage für Dero so aus: „Auf diversen Familienfeiern in den 70ern wurde ich ‚gezwungen‘, mit meinem Vater (Gitarrist, Sänger) alle nur erdenklichen Elvis-Songs in grauenhaftem Englisch rauf und runter zu schmettern.“

Die Musik:

|Secret Discovery|: „Follow Me“
|b.o.s.c.h|: „Mehr“
|Nik Page|: „Herzschlag“
|Lola Angst|: „Am I dead?“
|Suicide Commando|: „Second Death“
|Diva Destruction|: „Rewriting History“
Berliner Filmorchester und Kammerchor

Regisseur Simon Bertling und Tonmeister Christian Hagitte von |STIL| sorgten für die gute Produktion, die Musik und die Sounds; ihnen half Cornelia Schilling. Die Produzenten sind Marc Sieper von |Lübbe Audio| sowie Oliver Ihrens von |Radar Media|, Bochum. Das interessante Booklet-Design stammt von Kai Hoffmann.

_Vorgeschichte_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Christian ist einer von neun Spezialschülern, den „Titanen“. So nannten sich vor 15 Jahren die Mitglieder einer Gruppe von jungen Hochbegabten, die von der Scholl-Stiftung gefördert und von ihrem Lehrmeister Dr. Volker Brandt ausgebildet wurden. Die Titanen, so Bruno, waren in der antiken Sage die Kinder von Göttern und Menschenfrauen. Die Nephilim hingegen waren die Kinder von Dämonen, die sich mit Menschenfrauen paarten: negative Titanen. Treibt hier jemand ein fieses Spiel mit den letzten Titanen?

Auf der rechten Ferse jeder Leiche findet er das gleiche Tattoo, das er selbst auch trägt: das ägyptische Ankh-Symbol, ein Henkelkreuz, das „Leben“ bedeutet. Es ist kombiniert mit dem „Auge des Horus“, das, wenn geöffnet, einen Schutzzauber darstellt. Ist dieses Horus-Augen-Tattoo jedoch pupillenlos, also blind, dann handelt es sich um einen Nephilim, ein früheres, aber abtrünnig gewordenes Mitglied der „Titanen“.

Da Christian ein Waisenkind ist, das von der Industriellenfamilie Scholl aufgezogen wurde, bildet Brandt seinen Vaterersatz. Bei den Scholls lernte er Sibylle Scholl als seine Schwester kennen und machte sie zu seiner ersten Geliebten. Adrian Bloch, den er nun in seiner Heimatstadt wiedertrifft, war ebenfalls einer der „Titanen“. Die Familie Bloch ist mit den Scholls seit jeher befreundet. (Wirklich? Neueste Folgen belegen eher das Gegenteil.)

Seit seiner Rückkehr sind bereits zwei der „Titanen“ umgekommen. Beide Leichen weisen eine Tätowierung an der rechten Ferse auf: das blinde Auge des ägyptischen Sonnengottes Horus, das Zeichen der Nephilim, eines Geheimordens. In den Rollenspielen der „Titanen“ war Christian stets der Gott Osiris, Sibylle die Göttin Isis und Adrian der eifersüchtige Gott Seth, der Osiris tötete. Doch wer war Horus, der Sohn des Osiris? Adrian treibt sich immer noch in der Stadt herum, als neuer Besitzer der Villa Scholl, dem Sitz der Titanen.

Dieser ägyptisch-mythologische Hintergrund könnte etwas mit dem Schicksal des Ägyptologen Prof. Jan Erik Walberg zu tun haben, der Christian anrief und treffen wollte, aber unauffindbar ist: Wurde er entführt? Als Christian mit der Journalistin Tina Müller zu Walbergs Labor fährt, findet er dort zwar eine Botschaft, wird jedoch auch mit dem Tod bedroht: durch eine Flutwelle aus dem nahen Stausee. Hat ihn jemand im Visier? Christian fühlt sich zunehmend verfolgt.

_Handlung_

|1. Akt|

Christian sitzt in einem Theatersaal, sechs bis sieben Wochen nach den Ereignissen auf der Insel und dem Leuchtturm. Seitdem weiß er, dass Dr. Bruno Schwab und Sylvia Scholl seine Eltern sind, und dass Tassilo Bloch der Vater von Adrian und Sibylle Bloch ist. Eine Weissagung besagt, er selbst werde „die Dinge in Ordnung bringen“. Aber hat keine Vorstellung davon, auf welche Weise. Und was soll der Chip in seinem Hirn bewirken?

Der Vorhang hebt sich, das ägyptische Senetspiel, das Chris zur Genüge kennt, wird sichtbar. Zwei Schauspieler treten als Nathanael Bloch und Sigmund Scholl auf. Nathanael beansprucht die Mumie Pharao Echnatons für sich, doch Sigmund widerspricht ihm, denn er habe ja schließlich die Expedition finanziert. Dass die Zuschauer an dieser Stelle in Gelächter ausbrechen, wundert Christian.

Doch dann treten zwei Mönche in Kutten auf, die des einen weiß, die des anderen schwarz. Auf einem Tisch spielen sie das Senetspiel. Sigmund liest deklamierend die Weissagung zur Mumie Echnatons vor. Der reinkarnierte Erbe des Pharao werde dereinst hervortreten. Doch bis dahin dürfen die Entdecker nur je einen Sohn als Erben haben. Nathanael und Sigmund rätseln darüber, wer der Vater dieses Gesalbten sein wird. Ist es eine Wette oder Spiel, ein Test? Der Wetteinsatz ist das gleiche wie der Preis, nämlich der Gesalbte und die Wiedergeburt Echnatons.

|2. Akt|

Auf der Straße lässt sich Christian, der immer noch eine alte Armeepistole bei sich trägt, von einer Prostituierten abschleppen, die sich als Alexa Voss entpuppt. In der Dampfsauna ihrer Absteige liegt ein Freier, den Christian wiedererkennt: Kommissar Max Lohmann. Was tut der denn hier? Er zwingt den Cop zu dem Geständnis, dass die mysteriösen Nephilim eine Geheimsekte der Blochs seien. Christian selbst nehme eine Schlüsselrolle in deren Spiel ein: Er sei der Gesalbte! Mit den anderen Sektenmitgliedern experimentieren die Blochs, um wie Dr. Frankenstein den Neuen Menschen zu erschaffen. Lohmann bringt Christian zu ihrem Treffpunkt, dem Café Palm, das Adrian Bloch gehört.

|3. Akt|

Dort gibt sich die Gothic-Szene ein Stelldichein und Christians Bekannte nacheinander die Klinke in die Hand. Endlich tritt Moritz Goldmund auf, der etwas über den Ägyptologen Dr. Walberg (Episoden eins und zwei) zu berichten weiß. Walberg dachte, er habe bei Christian das Echnaton-Gen festgestellt, das zu einem großen Schädel und revolutionären Geistesleistungen wie dem Monotheismus führte. Christian ist nicht wirklich begeistert.

Auf dem Weihnachtsmarkt führt Dr. Schwab Christian zu dessen Amme. Von Madame Margarethe erfährt er, dass Christian seit frühester Jugend an epileptischen Anfällen und katatonischen Zuständen gelitten habe. Nach einem Unfall, der alles noch schlimmer machte, pflanzte Dr. Walberg Christian den Chip ins Hirn ein, und fortan besserte sich sein Zustand. Margarethe ist überzeugt, Christian sei der Gesalbte und werde die Blochs bekämpfen. Er habe sogar die Erinnerungen seiner Vorfahren geerbt. Dr. Schwab erklärt das für Blödsinn und führt Christian fort.

|4. Akt|

Christian hält sich die Pistole an den Kopf und fragt sich, ob er sich eine Kugel durch selbigen jagen soll. Dann entscheidet sich aber lieber dafür, von seinen Titanen-Geschwistern Adrian und Sibylle ein paar Antworten zu verlangen. Sie erwarten ihn bereits in der Villa Scholl. In drei Sarkophagen wartet dort ein Geheimnis darauf, gelüftet zu werden …

_Mein Eindruck_

Nach so vielen Enthüllungen über sich selbst und die Machenschaften der Blochschen Sekte der Nephilim weiß Christian Wagner endlich ungefähr, wo er steht: nämlich zwischen den Fronten. Nicht unbedingt ein gemütlicher Ort, um seinen Lebensabend hier zu verbringen. Daher ist es nun Christians Aufgabe, eine Entscheidung herbeizuführen. Allerdings braucht er dazu Verbündete, die er auf der Scholl-Seite, unter den Titanen, zu finden hofft.

Eine bis dahin rätselhafte Figur, mit der sich Christian noch nicht richtig auseinandergesetzt hat (wohl aus dramaturgischen Gründen), ist Billie Scholl, seine frühere Geliebte. Allerdings spielt sie die Rolle der Isis, deren Antlitz durch einen Schleier des Geheimnisses verhüllt ist, wie sie am Anfang jeder Folge ins Gedächtnis ruft. Wer mehr wissen will, sollte ihr Tagebuch unter schattenreich.net lesen.

|Osiris-Mythos reloaded|

In den Rollenspielen der „Titanen“ war Christian stets der Gott Osiris, Sibylle natürlich die Göttin Isis und Adrian der eifersüchtige Gott Seth, der Osiris tötete und zerhackte. Dem Mythos zufolge setzte Isis die Einzelteile Osiris‘ wieder zusammen, schlief mit dem Wiederauferstandenen und gebar ihren Sohn Horus, den Sonnengott. In der Umsetzung des Mythos stehen die Nephilim auf Seiten Seths und die Titanen auf Seiten Christians und Billies.

Die Wiederauferstehung Osiris‘ wird in Christians Wiederentdeckung seiner Herkunft realisiert. Das ist aber die Kardinalfrage: Sollte Christian auch das Echnaton-Gen geerbt haben, wovon die Nephilim überzeugt sind, dann reicht seine Bedeutung viel weiter als nur bis zu der Wiederholung des Osiris-Mythos. Die Frage ist, auf wessen Seite er sich dann schlägt. Die Nephilim tun alles dafür, ihn auf ihre Seite zu ziehen.

|Ein Kulturwissenschaftler?|

Christians Hauptproblem besteht in seinem mangelnden Verständnis seiner eigenen Position. Was mich schon immer an seiner Figur gewundert hat, ist der Umstand, dass er trotz seiner Ausbildung zum Kulturwissenschaftler sein umfangreiches Wissen nicht einsetzt. Alles, was er uns von seiner Bildung verrät, kann von den Erlebnissen seiner Kindheit und Jugend in der Villa Scholl herrühren.

Aber warum wendet er die Prinzipien der Kulturwissenschaft nicht auf seine Ermittlungen an? Sollte er sein Studium mit einem akademischen Grad abgeschlossen haben, so wurde er auch geprüft – und daher sollte er in der Lage sein, entsprechenden psychischen Druck auch auszuhalten. Er müsste die Erkenntnisse und Methoden seiner eigenen wissenschaftlichen Disziplin in seine eigene Ermittlung integrieren oder sie zumindest darauf anwenden.

Dass er dies unterlässt und stattdessen immer weiter durch den Irrgarten seiner zufälligen Funde stolpert, gehört zu den großen Enttäuschungen, die die Konzeption dieser Serie verursacht. Im anderen Fall würde sich der Hörer nämlich freuen, mehr von den alten Ägyptern zu erfahren. Aber dafür waren die Autoren vielleicht von der Materie überfordert, hatten nicht genug Platz (viele Songs waren unterzubringen!) oder ganz einfach ein anderes Ziel als ein Bildungsprogramm für Gothic-Fans. Möglicherweise haben sie auch bloß zu viele Filme von David Lynch gesehen.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Alexander Scheers raue Raucherstimme passt zum Möchtegerndetektiv à la Philip Marlowe, der nur per Zufall zum Kulturwissenschaftler geworden zu sein scheint. Sein Gegenteil, ein Ausbund an Disziplin und Pflichtbewusstsein, bildet die Rolle der Alexa Voss, gesprochen von Anne Moll (zuvor Sandra Speichert) Sie tritt in dieser Episode gleichberechtigt neben der kindlich-eifrigen Tina Müller, gesprochen von Anna Thalbach, auf. Tina Müller hat die Funktion des Schutzengels und darf folglich überall auftreten, wo Chris in Not ist.

Diesmal sprechen mehrere Stimmen aus dem Off, befinden sich also nicht auf der „Bühne“, sondern nur in Christians Erinnerung. Dazu gehören Bruno, Christians Mentor, sowie Sigmund Scholl, sein Ziehvater, bei dem er aufwuchs. Dass eingangs Isis alias Billie Scholl etwas über ihr eigenes Geheimnis zitiert, sollte man ebenfalls festhalten.

|Die Geräusche|

Die Geräuschkulisse des Hörspiels ist nicht allzu realistisch. Man hört nicht jede Tasse klappern, nicht jedes Auto vorbeirauschen. Vielmehr stehen die Kommunikationsmittel im Vordergrund: Handys, Telefone, Türklingeln, fehlen nur noch Türklopfer und Megafone. Diesmal spielt das Theaterstück, das Chris am Anfang besucht, eine wichtige Rolle. Der Sound der Stimmen ist bühnenähnlich, und die Schauspieler deklamieren statt sich miteinander zu unterhalten.

Danach geht Christian auf den Weihnachtsmarkt. Überlagert von Glockengeläut – hätte gut zu Folge neun gepasst – hören wir Kinderlachen und eine Drehorgel. Es ist Heiligabend. Häufig sind die Stimmen durch Hall verstärkt oder durch Effekte verzerrt, so etwa um eine Nachrichtensprecherstimme aus dem Lautsprecher nachzubilden. (Die Lautsprecher sind in Hörspielen grundsätzlich auf dem Stand der siebziger Jahre und klingen entsprechend kratzig.)

Darf man sehr tiefe Bässe noch zu den Geräuschen und Effekten zählen, oder sind sie bereits zur Musik zu rechnen? Egal, sie seien an dieser Stelle mal hervorgehoben. Sie werden in den |Schattenreich|-Hörspielen nämlich regelmäßig eingesetzt, um Angst zu erzeugen, nicht etwa bei der jeweiligen Figur, sondern im Zuhörer. Sie sind deshalb so tief, damit dieser Vorgang unbemerkt bleibt und unterschwellig wirken kann.

|Die Musik|

Spätestens nach einer halben Stunde des Anhörens verhärtet sich im Zuhörer der Verdacht, dass die ganze Handlung eigentlich nur ein Vorwand ist. Nämlich der Vorwand, um möglichst viel deutsche Neo-Gothic Musik abspielen zu können. Die oben aufgeführte Interpretenliste ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was den Zuhörer erwartet. Es verwundert nicht, dass in die Produktion des Hörspiels Firmen wie |Radar Media|, |STIL| (für die professionelle Soundproduktion) und das Musikmagazin |Sonic Seducer| eingebunden sind.

Letzteres hat sich mit einem Aufkleber auf der Hülle verewigt. |Radar Media| ist im Booklet mit einer ganzen Seite Werbung vertreten. |Radar| hat das Copyright und die Markenrechte für „Schattenreich“ inne, folglich war die Firma auch an der Produktion beteiligt. Und da es in ihrem Interesse liegt, die Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| usw. zu vermarkten, packte sie natürlich so viel Musik wie möglich auf die Silberscheibe.

Diese Dinge sollte man wissen, wenn man die Musikeinlagen des Hörspiels bewertet. Plötzlich wird aus der Handlung nicht das Hauptgericht, sondern lediglich die Beilage. Deshalb dröhnt unvermittelt der Leadsong „Follow me“ durch die Boxen, nachdem bereits ein Donnerschlag den Zuhörer aus seiner Bürgerruhe aufgescheucht hat. Es gibt anschließend kaum eine ruhige Minute, in der keine Musik erklingt. Hier hat |Radar Media| ganze Arbeit geleistet.

Immerhin ist es nicht mehr ganz so schlimm wie auf den ersten beiden CDs, denn jetzt wird der Hauptfigur mehr musiklose Zeit zum Nachdenken gegönnt. Die Lauscher stellten sich mir auf, als ein deutscher Text von einer Sängerin zu einem Piano gesungen wurde, so dass ich endlich einmal den Text verstehen konnte. (Die Neo-Gothic-Sänger scheinen einen Horror davor zu haben, ihre Stimme unverzerrt und verständlich einzusetzen, wahrscheinlich weil ihre Texte zu schlecht sind.)

_Unterm Strich_

Bald wird es überstanden sein, mag der Hörer wohl erleichtert seufzen, nachdem er diese Folge gehört hat. Christian hat endlich Heiligabend erreicht, weiß über seine Herkunft halbwegs Bescheid und muss nun nur noch eine Entscheidung zwischen Titanen und Nephilim herbeiführen. Leichter gesagt als getan. Denn in seinem Kopf steckt ein mysteriöser Chip, der möglicherweise auch seine Fernsteuerung erlaubt – wer weiß das schon genau?

Das Fest, an dem der Heiland auf die Welt kam, steht bevor. Das deckt sich genau mit Christians eigener Lage. Denn die Nephilim verehren ihn ja als den verheißenen Gesalbten, den Nachfolger des revolutionären Pharaos Echnaton. Und vielleicht spielt er nicht nur die Rolle des alten Osiris, der seinem früheren Ich entspricht, sondern auch die des Horus, des Sohnes von Isis und Osiris. Zumindest in geistig-spiritueller Hinsicht.

Sein Problem ist, dass er diese Rolle des Heilands ablehnt. Am Schluss dieser Folge verkündet ihm deshalb eine Stimme aus dem Sarkophag: „In deiner Hand ist die Welt!“ Ob dies nun Jahwe ist oder der Goethesche Erdgeist, wen kümmert’s? Christian sollte seine Kenntnisse als (angeblicher) Kulturwissenschaftler einsetzen und deren Methoden auf seine Ermittlungen anwenden. Das wäre ein Element, das die Serie erheblich aufwerten würde.

|Die Zielgruppe|

Die Reihe „Schattenreich“ wendet sich an die gleiche Zielgruppe wie die Musik-CDs, die DVDs und die TV-Produktionen (von denen ich bislang nichts gesehen habe): Gothic-Rock-Freunde, für die Musik nicht nur Unterhaltung, sondern eine Lebenshaltung und eine modische Aussage darstellt. Anstelle von Vampiren und anderem blutigem Gesocks treten aber in „Schattenreich“ nur jede Menge mystisch gestimmte Typen auf, die sich irgendwie zwielichtig aufführen. Ford Prefect würde sagen: „Weitgehend harmlos“.

Die Macher

Wie bei allem, was das Studio |STIL| produziert, ist das Produkt hinsichtlich Sound und Optik vom Feinsten. Immerhin erreichen das Studio und der |Lübbe|-Verlag eine neue Zielgruppe, die mit „Offenbarung 23“ nur unzureichend bedient wird: die Gothic-Rockfans, die auf Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| und |IAMX| stehen. Diesbezüglich kann „Offenbarung 23“ glatt einpacken. Wer die Songs runterladen will, findet auf www.schattenreich.net den Link dorthin.

Nach dieser Doppelfolge ist mit weiteren Episoden zu rechnen, um Christians Schicksal zu besiegeln. Denn einem „PROLOG im Himmel“, wie in Goethes „Faust“, sollte auch ein EPILOG oder Schlussakt folgen.

|58 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3592-3|
http://www.schattenreich.net
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.sonic-seducer.de
http://www.radar-net.de

Offenbarung 23 – Der Untergang der MS Estonia (Folge 28)

16:66 Uhr: Schwimmende Bomben in Sicht

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Am 28. September 1994 versinkt vor der finnischen Küste das Fährschiff MS Estonia. Über 800 Menschen kommen dabei um – wie viele genau, das weiß man aber nicht. Denn einige Überlebende verschwanden nach ihrer dramatischen Rettung – darunter einer der beiden Kapitäne. Der Berliner Student Georg Brand findet eine seltsame Seekarte, auf welcher der verstorbene Hacker Tron offenbar eine falsche Route der Estonia eingezeichnet hat. Georg beginnt mit eigenen Recherchen und entdeckt bald immer mehr aberwitzige Details der Katastrophe. Doch erkennt er auch die monströse Gefahr, die von dem untergegangenen Havaristen noch immer ausgeht?

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