Coonts, Stephen – Jagt die \’America\‘

Beim Start einer Trägerrakete mit dem neuen Raketenabwehr-Satelliten |SuperÄgide| kommt es zu einer gewaltigen Panne und die dritte Brennstufe stürzt aus ungeklärten Ursachen mitsamt dem milliardenteuren Satelliten über offenem Meer ab. Noch Monate später sind die USA auf der Suche, als es erneut zu einer Panne kommt. Das hochmoderne U-Boot |America|, ausgestattet mit revolutionärer Sonartechnik, einem zusätzlichen Mini-U-Boot für Spezialeinsätze und voll bewaffnet, wird von einer kleinen Gruppe Saboteuren beim Auslaufen zum ersten Manöver entführt. Die Täter gehen mit äußerster Brutalität vor, erschießen mehrere Seeleute noch während der Kaperung und verschwinden mit dem Boot im Atlantik, bevor die politische Führung den Mut fasst, einem nur wenige Meilen entfernten Zerstörer den Befehl zur Versenkung zu geben.

Admiral Jake Grafton wird als Verbindungsoffizier zwischen Navy sowie ausländischen und amerikanischen Geheimdiensten mit der Aufklärung und Wiederauffindung des U-Bootes betraut. Die Entführer brauchen nicht lange, um von den Waffensystemen der |America| Gebrauch zu machen und schießen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk, ausgestattet mit einem neuem Gefechtskopf namens |Flashlight|, auf Washington ab. |Flashlight| erzeugt einen elektromagnetischen Impuls, ähnlich dem einer Nuklearexplosion, und legt in Sekunden das öffentliche und wirtschaftliche Leben in der amerikanischen Hauptstadt lahm. Flugzeugabstürze führen zu Hunderten Toten und die Regierungsgeschäfte sind empfindlich beeinträchtigt.

Während die |America| zunächst der amerikanischen Flotte, die sie mit dem Befehl zur sofortigen Versenkung jagt, entkommen kann und weitere |Flashlights| auf New York City abschießt, kommt Grafton langsam einer groß angelegten Verschwörung auf die Spur und tastet sich an die Hintermänner der Entführung heran, die auch beim Absturz des Satelliten ihre Finger im Spiel hatten.

„Jagt die America“ hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Dass Stephen Coonts ein Fachmann für Militärtechnologie ist, wird auch in diesem Roman wieder klar. Wie seine Genrekollegen mischt er aktuelle Technologie und bekannte Fakten über Weiterentwicklungspläne mit Visionen und ein bisschen Phantasie. Ob es in absehbarer Zeit zu einem U-Boot der |America|-Klasse kommen wird, ist mehr als zweifelhaft. Die |Los Angeles|-Boote der ‚vorletzten‘ Generation (ab 1976) werden reihenweise stillgelegt (19 von 62 Stück zwischen 1995 und 2008) und bei den verbleibendenden Booten wird davon ausgegangen, dass ihre aktive Dienstzeit von 30 auf bis zu 50 Jahre verlängert wird. Vom derzeit modernsten U-Boot der neuen |Seawolf|-Klasse, das bereits moderner Kriegsführung Rechnung trägt und für den Transport und Einsatz von amphibischen Spezialeinheiten ausgerüstet ist, wird erst 2004 das erste volltaugliche Boot in Dienst gestellt. So detailgetreu Coonts die Ortungsversuche der |P3-Orion|-U-Bootjäger und den Unterwasserkampf der |America| mit der real existierenden |La Jolla| der |Los Angeles|-Klasse schildert, so vage bleibt er bei der Beschreibung des revolutionären Sonarsystems |Enthüllung| (dessen Bezeichnung vielleicht besser nicht übersetzt worden wäre).

Geradezu einfach macht Coonts es sich, wenn es um die Beschreibungen der Computermanipulationen geht, die den Satelliten zum Absturz bringen. Hier wird nur von ‚eindringen‘, ‚hacken‘ und ‚einklinken‘ gesprochen, ohne auch nur die Spur eines wissenschaftlichen Hintergrunds zu vermitteln. Noch banaler ist der Plot um den milliardenschweren Börsenspekulanten, der die einbrechende amerikanische Wirtschaft nutzt, um mit Valutenspekulationen das große Geld zu verdienen. Als bestenfalls verwirrend und unnötig muss man die Begleitstory um die geheimdienstlichen Hintergründe bezeichnen, die die Entführung der |America| überhaupt erst möglich gemacht haben. Aber fast schon lachhaft wirkt der krampfhafte Showdown, bei dem eine Handvoll Militärs mit ihren Ehefrauen versucht, sämtliche Bösewichte, deren es (zu) viele gibt, auf einen Streich zwischen Abendessen und Drinks an der Bar eines Luxus-Kreuzfahrtschiffes zu erledigen, nachdem diese bereits identifiziert und lokalisiert waren.

Genrefreunde werden ob der sicherlich vorhandenen Spannung zwar wohl wie gewohnt auf ihre Kosten kommen, sich aber dennoch einen reinrassigen U-Boot-High-Tech-Thriller wünschen, wie sie derzeit Patrick Robinson am besten schreibt. Der Versuch, Militärtechnologie und -taktik, globale wirtschaftliche und politische Vorgänge, Computerkriminalität und hochkarätige Geheimdienstaktivitäten in einen Thriller zu packen, ging bei „Jagt die Amerika“ leider daneben und Coonts hat sich in der Vielzahl der Personen und Handlungen leider selbst verstrickt. Weniger wäre, wie so oft, auch hier eindeutig mehr gewesen.

Stephen Coonts war einige Jahre Pilot einer A-6 Intruder bei der U.S. Navy und flog vom Flugzeugträger |Enterprise| aus Einsätze in Vietnam. 1977 schied er aus dem aktiven Dienst aus und wurde Rechtsanwalt in einer Ölfirma. Sein erster Roman „Flug durch die Hölle“ (Flight Of The Intruder) erschien 1986 und wurde erfolgreich verfilmt; seitdem haben es 13 seiner Werke in die Bestsellerlisten der New York Times geschafft.

Homepage des Autors: http://www.stephencoonts.com/

Fosar, Grazyna / Bludorf, Franz – Fehler in der Matrix

Der 1982 verstorbene visionäre Autor [Philip K. Dick]http://www.philipkdick.de war die Inspirationsquelle für etliche der wegweisenden Science-Fiction-Filme unserer Zeit, wie zum Beispiel „Blade Runner“, „Minority Report“, „Total Recall“, „eXistenZ“, „The Thirteenth Floor“, „Vanilla Sky“, demnächst „Paycheck“ (von John Woo) – und auch für die bahnbrechende „Matrix“-Reihe. Die Philosophie und beeindruckende Umsetzung von „The Matrix“ hat auch außerhalb der Kinosäle so einiges bewegt, und dies tatsächlich trotz aller Action im Comic-Stil auch in den Köpfen des Publikums. Der – zeitlebens rebellische, mit dem Gesetz konfliktierende und Drogen konsumierende – Autor hat sich stets mit Fragen nach staatlicher Kontroll-Allmacht, dem freien Willen oder der Existenz Gottes befasst und diese Grundmotive immer wieder in seine zahlreichen Schriften einfließen lassen. Wesentlich war die Frage nach der wahren Struktur der Realität und der Manipulation der alltäglichen Wirklichkeit, die er – als studierter Philosoph und Germanist – bis hinein ins Metaphysische trieb. Und keine andere Grundidee hat sich wohl so stark ausgewirkt wie die in „The Matrix“ umgesetzte virtuelle Realität, gesteuert von einer gewaltigen Matrix, die Scheinwelten in die Köpfe der versklavten Menschheit projiziert. Die Matrix-Erschaffer haben nur zwei Probleme, die sich nicht beheben lassen: den freien Willen und die verräterischen „Fehler in der Matrix“.

Dieses Konzeptes haben sich die Wissenschaftsautoren Grazyna Fosar und Franz Bludorf angenommen, über die es in meiner Buchbesprechung zu [Vernetzte Intelligenz]http://www.powermetal.de/book/anzeigen.php?id_book=56 mehr zu lesen gibt (und Kollegin Bianca hatte sich im September des Buches „Spektrum der Nacht“ angenommen). Kommen wir direkt zum Inhalt ihres aktuellen populärwissenschaftlich abgefassten Buches. Der Matrix-Begriff wird hier in mehrerer Hinsicht verwendet: zum einen natürlich aus aktuellem Anlass im Rahmen der „Matrix“-Euphorie und auch mehrfach unter Bezug auf die Filmdialoge und -grundideen, dann als vernetzende Metapher für einige Aspekte ihrer Betrachtungen, aber letztlich als konkret angewandte mathematisch-physikalische Struktur für Abbildungen oder Projektionsvorgänge. Denn so wie es sich darstellt, lässt sich unsere, für uns scheinbar vierdimensionale, Wirklichkeit sowohl als Fraktalstruktur (eine selbstbezügliche Abbildungsform) als auch als Projektion aus der höherdimensionalen Realität auffassen.

Wer hier abwinken möchte, weil die Erwähnung von „höheren Dimensionen“ ihm – oh schrecklich – nach Esoterik klingt, dem sei gesagt, dass nach den derzeit aktuellsten Theorien (String-, Bran- oder M-Theorien und Vergleichbares) unser Universum mindestens elfdimensional beschaffen sein muss, möglicherweise mehr, damit die entsprechenden Gleichungen korrekte Lösungsmengen liefern. Auch der Bezug zu Fraktalen ist an einem kleinen, durchaus bekannten, Beispiel zu veranschaulichen: Will man die Küste Englands vermessen, so stellt man fest, dass die Länge vom verwendeten Maßstab und der Genauigkeit der Messung abhängt. Werden die Messbedingungen immer präziser, so nehmen die Struktur und damit der Umfang der beobachteten Oberfläche der Küsten“line“ beständig zu, bis hinein in die atomaren Bindungen usw., so dass man in mathematischer Entwicklung guten Gewissens sagen kann, diese Küste sei tatsächlich unendlich lang. Das ist eigentlich auch gar nicht so unerwartet, denn man verwendet schon lange Zeit Fraktale, um natürliche Formen wie Landschaften oder Pflanzen zu berechnen und zum Beispiel in Computerspielen darzustellen. Eine weitere Besonderheit der Fraktale ist, dass sie aus dem immer wieder gleichen Grundmuster aufgebaut sind, nur die Abbildungsvorschrift selbst bestimmt die endgültige Form des Objektes, so dass man zum Aufbau fraktaler Welten wenn nötig nur eine einzige Basisform benötigen würde. Wichtiger ist eben das „Programm“, das diese Form anschließend anordnet und aufbaut – Ähnlichkeiten zur DNA, die, immer wieder gleich, doch komplexen Organismen wie uns Form und Funktion gibt, sind hierbei wohl nicht ganz zufällig.

Was die Dimensionsprojektion angeht, so stellt euch einen Ball vor, der von einer Lampe angestrahlt wird. Dies produziert ein Schattenbild – eine zweidimensionale Bild-Projektion des für uns dreidimensionalen Gegenstandes, wobei zusätzliche Informationen durch diesen Vorgang verloren sind. Diese Überlegung kann man nun auf unsere Wirklichkeit anwenden und unseren vierdimensionalen Alltag als Projektion aus dem mehrdimensionalen Hyperraum betrachten (Platon lässt grüßen?). Auch dabei ginge natürlich vorher vorhandene Information für uns verloren – Information allerdings, die nach wie vor existent ist und sich auf die anderen Dimensionen auswirkt, für uns aber ebenso wenig erfahrbar ist wie die dreidimensionale Realität des Balles für einen zweidimensionalen Menschen in einer flachen Welt.

Diese Projektionsvorgänge und Fraktalerschaffungen der uns umgebenden Struktur funktionieren nun nicht streng deterministisch, linear oder vorhersehbar. Die moderne Physik schlägt sich bereits seit einiger Zeit mit zahlreichen Unbestimmtheiten herum, die es schlicht unmöglich machen, exakte Wissenschaft zu betreiben und statt dessen komplizierte Methoden aus der Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung benötigen, um überhaupt noch irgendwie in mathematische Sprache gefasst werden zu können. Diese Unbestimmtheiten, das beständige Wabern und Wogen des „Quantenschaums“, der uns umgibt und durchdringt, die beständige Selbsterschaffung der Vakuumstruktur mit ihren Fluktuationen und Unbeständigkeiten machen auch die Wirklichkeit, in der wir leben, zu einer Welt, die nicht immer so präzise funktioniert, wie sie den Gewohnheiten in unseren Köpfen entsprechen sollte. Die höheren Realitäten und Projektionsvorgänge machen sich also durch Fehler bemerkbar – und erst diese sind es, die es uns ermöglichen, das „Mehr“ zu erkennen, aus dem heraus unsere Lebenswelt erschaffen wird.

Und so berichten Fosar und Bludorf von verschiedenen Störungen und Anomalien, die auf diese Zusammenhänge hinweisen und zur Hinterfragung einer stabilen (Schein-)Wirklichkeit Anlass geben. Parapsychologische Phänomene, Gravitations- und Zeitanomalien, veränderte Bewusstseinszustände, Doppelgängerphänomene, Genetikforschung, Nanotechnologie und militärische Forschungsprojekte, Chaosforschung, Kosmologie, die neue Quantenphysik und allerlei manipulative Eingriffsversuche in die Beschaffenheit der Wirklichkeit zeigen in einem vernetzenden Zusammenhang als Gesamtbild, dass die Matrix nicht perfekt ist und Fehler hat, durch die sie sich uns zu erkennen gibt. Dabei greifen sie neben ihren früheren Werken auf aktuelle akademische Veröffentlichungen zurück sowie auf exotisch wirkende Theorieansätze, wie die Vielweltenhypothese oder die Transaktionale Interpretation der Quantenphysik. Wissenschaftler wie Hugh Everett und John Wheeler, Edward Witten, Stephen Hawking, Fritz-Albert Popp, Richard Feynman, Jack Scarfatti, Hartmut Müller, Fred Alan Wolf, John G. Cramer oder Dean Radin gehören mit ihren Theorien zu den wichtigen und bekannteren Größen, deren Arbeiten in diesem Werk Verwendung finden. Hinzu kommen aber vielfach weniger bekannte akademische Arbeiten und Experimentalergebnisse, zum Teil wieder aus dem russischen Raum, Asien oder Australien, aber auch von den Autoren selbst durchgeführte Untersuchungen, mit deren Hilfe verschiedene, höchst ungewöhnliche Beobachtungen und Theorien mit- und zueinander in Relation gesetzt werden können und in der Summe ein erstaunliches Konzept mit so manchem Aha-Effekt offenbaren.

Gelegentlich setzen die Autoren die Kenntnis ihrer früheren Schriften voraus, zumindest dort, wo Theorien und Feststellungen eher knapp angemerkt und herangezogen werden, die dem darüber noch nicht informierten Leser einige Fragezeichen bescheren dürften. Wenn man diese Passagen aber für den Faktenaufbau zunächst einfach hinnimmt, ist es kein Problem, den Ausführungen weiterhin zu folgen, aber für ein intensiveres Verständnis der Zusammenhänge kann ich die zusätzliche Lektüre vor allem von „Vernetzte Intelligenz“ wirklich empfehlen. Allgemein ist der Schreibstil wieder sehr gut zugänglich, das Buch liest sich streckenweise so spannend wie ein Wissenschafts-Thriller. Und wem die Faktenfülle noch nicht ausreicht, für den haben die Autoren in das Buch zusätzliche Hintergrundtexte in Boxen mit der Überschrift „Was Einstein noch fragen würde…“ eingebaut, die es fachlich zum Teil ziemlich in sich haben und ebenso wie zahlreiche Erwähnungen des Schaffens anderer Wissenschaftler zum ausgiebigen Stöbern in der Buchhandlung einladen, um die Lektüre zu vertiefen. Zahlreiche Quellenangaben sowie eine ausgiebige Literaturliste sorgen für die gebotene wissenschaftliche Sorgfalt (wenngleich das Buch selbst nicht wissenschaftlichen Standards genügen kann und sich eben in populärwissenschaftlicher Darstellung zum Glück einem breiteren Leserpublikum zuwendet), ein Glossar sorgt für den begrifflichen Überblick, zahlreiche Grafiken sowie 44 Farbabbildungen im Fototeil ergänzen die visuelle Verständnisebene und das Register macht „Fehler in der Matrix“ auch als Nachschlagewerk tauglich.

Hiermit ist Fosar und Bludorf ein weiterer begeisternder Geniestreich gelungen, der Weltbilder zu bewegen weiß und zumindest bei mir für zahlreiche Assoziationen und Synchronizitäten sorgte und das Verständnis einiger Zusammenhänge und Theorieansätze sehr erleichterte, die ich bislang in dieser Form nie weiter durchdacht hatte. Wer mit offenem Geist, aber mit geboten kritischer (in doppelseitiger Bedeutung) Sichtweise an die Lektüre geht und bereit ist, festgefahrene Wege zu verlassen, um neue Pfade zu beschreiten und eigene Spuren im Sand der Zeit zu hinterlassen, findet hier eine wirkliche Bereicherung für die eigene Weltsicht und eine wichtige Ergänzung für ein grundlegendes Verständnis vom Zusammenhang der Dinge, die unsere Wirklichkeit erschaffen. Fosar und Bludorf haben sich spätestens mit ihren letzten beiden Veröffentlichung jedenfalls an die Spitze meiner persönlichen Favoriten für grenzwissenschaftliche Literatur katapultiert.

Homepage der Autoren: http://www.fosar-bludorf.com

Ambrose, David – EX

Joanna Cross recherchiert als Journalistin verdeckt im „Camp Starburst“, um die dortigen Machenschaffen der Esoterik- und Spiritisten-Maffia auffliegen zu lassen. Dies gelingt ihr auch, und neben dem Hass der Hauptakteure Eleanor „Ellie“ und Murray Ray zieht sie damit die Medienaufmerksamkeit auf sich, landet unter anderem in einer Talkshow zu diesem Thema. Einer der Gäste der Gesprächsrunde ist Mr. Towne. Dr. Sam Towne ist Psychologe an der Manhattan University und leitet dort mit Hilfe von Physikern, Technikern, Statistikern und anderen Psychologen das Parapsychologische Institut, das sich anomalen Phänomenen wie Telepathie, Präkognition, Psychokinese oder Hellsichtigkeit befasst. In Gesprächen nach den Fernsehaufnahmen weckt Sam das Interesse von Joanna an der Parapsychologie, diese wiederum kann ihren Herausgeber für das Thema erwärmen und gemeinsam vereinbaren sie ein ganz besonderes Experiment, das abseits von Signifikanzen und Statistiken für die Eingeweihten auch genug handfestes Material zu bieten hat, um als Aufhänger für einen Zeitschriftenartikel dienlich zu sein. Dabei soll versucht werden, mittels Gruppendynamik einen Egregor, ein energetisches Geistwesen zu erschaffen, das sich real manifestiert und allerlei ungewöhnliche Effekte mit sich führt. Diese Zielrichtung ist deshalb bereits zu Beginn so klar umrissen, weil es nicht das erste Mal ist, dass dieses Experiment durchgeführt wird; es gab bereits einige frühere Versuche anderer Gruppierungen mit ähnlichen Auswirkungen. Das Experiment gelingt in der Tat, doch sind die Auswirkungen für die Teilnehmergruppe alles andere als erfreulich, denn der erschaffene Geist „Adam Wyatt“ zeigt so gar keine Bereitschaft, das Experiment enden zu lassen und wieder in die Tiefen der Psyche seiner Erschaffer zu verschwinden. Viel lieber scheint es ihm, dass jene an seiner Statt diese Realitätsebene verlassen. Realität und Illusion, Materie und Geist beginnen sich zu durchdringen, die Wirklichkeit verändert sich und ein Mystery-Thriller der Königsklasse beginnt sich zu entfalten…

David Ambrose war bereits vor „EX“ mit „Der 8. Tag“ ein Bestseller gelungen, der es in sich hatte. „EX“, im Original von 1997 „Superstition“ betitelt, basiert auf einem Experiment, das Anfang der Siebzigerjahre tatsächlich stattgefunden hatte und in der Fachliteratur ausführlich behandelt wird. Hilfe bekam er dabei durch Berichte von Teilnehmern, er studierte insbesondere die Werke „Conjuring Up Philip – An Adventure in Psychokinesis“ von Iris M. Owen und Margaret Sparrow, „Margins of Reality“ von Robert G. Jahn, „Parapsychology – A Concise History“ von John Beloff, zudem Werke von Kit Pedlar, Stan Gooch, Michael Harrison, Alan Gaud und A. D. Cornell. Unterstützt wurde er in seinen Recherchen vom PEAR (Princeton Engineering Anomalies Research Program), von der Eileen-J.-Garrett-Bibliothek der Parapsychology Foundation Inc. New York sowie von Michaeleen C. Mather aus New York, die sich in ihren Arbeiten mit paranormalen Phänomenen beschäftigt und von deren hohem wissenschaftlichem Standard Ambrose sich sehr beeindruckt zeigte.

Wie man sieht, steckt hinter der Arbeit an diesem Thriller ein solides Interesse und einiges an Fachkundigkeit in der Thematik. Für grenzwissenschaftlich Interessierte und Mystery-Liebhaber gibt es einiges an fachkundigen Ausführungen sowie theoretischen Ansätzen zu entdecken, aber auch philosophische Gedankengänge lassen sich finden. Davon ab gehört „EX“ eindeutig zu den spannendsten Thrillern, die mir bislang untergekommen sind. Dementsprechend zügig und mit gebannter Aufmerksamkeit habe ich mir den Buchinhalt dann einverleibt. Allein die finalen Wendungen sind geradezu erstaunlich. Auch an der Charakterzeichnung gibt es nichts zu bemängeln, und die emotionale Ebene kommt ebenfalls nicht zu kurz, wenngleich beides keine Schwerpunkte bildet und vornehmlich den beiden Hauptprotagonisten vorbehalten bleibt. Etwas mehr lebensnahe und zwischenmenschliche Ausgestaltungen und Nebenhandlungen hätten das Werk zwar perfektioniert, tun in der vorliegenden Form der Gewichtung und Erzählung selbst jedoch keinen Abbruch. Das inhaltliche Material, die Geschichte selbst sowie die Art der Darstellung gäben auch einen ausgezeichneten Psycho-Thriller auf der Leinwand ab, ich wüsste allerdings gerade nicht, ob das Buch tatsächlich schon verfilmt wurde. Wenn nicht: Zeit wird’s, aber die wissenschaftlichen Grundlagen dabei nicht vergessen.

Ambrose beginnt seine Darstellung übrigens fast am Ende der Erzählung, was beim neugierigen Leser Fragen aufwirft, die für Spannung sorgen und im Verlauf der Geschichte eigentlich erst zum Ende hin klarer werden. Nach dem Prolog geht es dann in die Vergangenheit, die Charaktere und Hintergründe werden aufgebaut, aber nichts davon ist irgendwie für die Hauptgeschichte unwesentlich. Alles hat seine Bedeutung, jede handelnde Person bekommt im Verlauf ihre Rolle zugewiesen, die ganze Geschichte ist sehr sorgsam konstruiert und sorgt für allerlei Aha-Effekte und staunende Momente. Und wer auf ein Happy End hofft – nun, lasst euch überraschen und von diesem Meisterstück gefangen nehmen.

Wer übrigens herausgefunden hat, warum das Buch im Deutschen „EX“ heißt, möge sich bei mir melden.

Geza von Nemenyi – Heilige Runen

Bei den Runen handelt es sich um die Schriftzeichen unserer germanischen Vorfahren, die für magische Zwecke und schriftliche Mitteilungen benutzt wurden. Eine Rune bezeichnet immer gleichzeitig einen Laut sowie einen bestimmten Begiff – so steht beispielsweise die Rune *Berkanan einerseits für den Laut b und andererseits für die Birke einschließlich ihrer symbolisch-mythologischen Bedeutung. Die Runen sind in wissenschaftlichen und esoterischen Kreisen in Bezug auf Alter, Herkunft und Deutung heftig umstritten, wobei die Diskussionsbeiträge fast immer vom weltanschaulichen Hintergrund des jeweiligen Protagonisten geprägt sind. Die Germanen selbst betrachteten – wie die Edda-Überlieferung und einige Runeninschriften übereinstimmend berichten – diese Zeichen als „reginnkunum“, d.h. götterentstammt. In der Edda wird der Ekstase-, Sieg- und Weisheitsgott Odin als Schöpfer der Runen dargestellt. Der bislang älteste anerkannte Runenfund ist die Fibel von Meldorf, die in das Jahr 50 n.Zw. datiert wird. In der Wikingerzeit wurde das ältere Futhark (Runenreihe) von 24 Runen auf 16 Runen verringert – ein Rätsel, weil der Lautstand sich eigentlich erhöht hatte.

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Akron – Dantes Inferno

Mit der „Göttlichen Komödie“ schuf Dante Alighieri ein bild- und wortgewaltiges Epos, einen umfassenden Spiegel seiner Zeit, der theologische, weltliche und unbewusst seelische Dimensionen mit Titanenschritten durchmaß, zugleich seine Gegenwart wie auch Vergangenheit manifestierte und ein spirituelles Kulturgemälde schuf, das sich auflehnend rebellisch präsentierte, doch stets befangen blieb in den Grenzen, den die kirchlichen Machthaber seiner Zeit setzten: Eine Hölle, die Mittel zum Machtzweck war, nicht allegorisches Instrument der Selbsterkenntnis innerer Seelenräume, wenngleich Dante selbst es ist, der an der Seite seines Seelenführers Vergil die infernalen Unendlichkeiten durchmisst. Dante gelang es zwar, einen Zwischenweg zu finden, blieb jedoch auf die instrumentalisierten Höllenvorstellungen seiner Zeit beschränkt, die bereits tausend Jahre zuvor erste Beschreibungen erhielten, und diente somit letztlich und weniger gewollt den Zwecken der Machtobrigkeit, indem die Schrecken der christlichen Hölle visualisiert wurden, in einem epochalen Meisterwerk, das die kulturellen Wandlungen überdauerte und spätere Zeiten ebenso prägte, wie es selbst von früheren Zeiten geprägt war.

Charles F. Frey alias Akron stellt die Frage, inwiefern eine solche Darstellung aber heutigentags noch bedeutsam und glaubwürdig sein kann, über eine rein kulturhistorische Betrachtung hinaus; in einer Zeit, die spirituelle Umbrüche mit sich brachte, die durch das theologische Bild von Sünde, Hölle, Sühne und Bestrafung nicht mehr in ihrem Innersten erreicht werden können. Während Dante noch im weitesten Sinne die Hölle im Äußeren fand und beschrieb und dabei die inneren Dimensionen eher sekundär streifte (wenngleich man ihn als den christlich-theologisch orientierten Freud seiner Epoche betrachten mag), wendet sich Akron, der im Gegensatz zu Dante auf den Arbeiten von Freud, mehr noch Jung oder Strauß-Klöbe und ihrer Nachfolger aufbauen kann, explizit den inneren Höllenräumen zu. Die inneren Ängste vor Teilen unserer Lebens- und Erfahrungswelt erschaffen die Höllenqualen, die uns peinigen; und Verdrängungsmechanismen sowie die verschämte Hinwendung zu den lichten Vorhöfen unserer Schattenwelten sind nicht der Schlüssel, die Türen zu diesen im Dunkeln verborgenen Räumen zu öffnen, um uns der eigenen Hölle zu stellen und sie als Teil der Ganzheit menschlicher Gedankengebäude zu erfassen, zu integrieren und mit ihnen zu arbeiten; um eine holistische Persönlichkeit ausformen zu können, den dämonischen Bildern ihren Schrecken zu nehmen, der Hölle entrinnen zu können, die uns in uns selbst einkerkert.

Um sich bei dieser inneren Betrachtung nicht in sich selbst zu verlieren, bedient sich Charles F. Frey gleichsam Dantes Vergil eines inneren Führers, in diesem Falle seines alter ego „Akron“, der zugleich künstlerisches Pseudonym ist. Unter diesem Namen gelangte der Autor zu einiger Bedeutung, als er gemeinsam mit H. R. Giger „Baphomet“ erschuf, das Tarot der Unterwelt, das auch die Aufmerksamkeit der Sittenwächter auf sich zog, denn wer Giger kennt, weiß, dass sich diese Kunstdarstellungen stets und bewusst am Rande zur Pornographie bewegen. Gleichsam wird der Leser auch in „Dantes Inferno“ und seinen Illustrationen fündig werden, doch dazu später mehr. Akron brachte außerdem „Das Astrologie-Handbuch“, „Partnerschafts-Astrologie“ und gemeinsam mit Hajo Banzhaf „Der Crowley-Tarot“ heraus. Der schweizerische Schriftsteller, Essayist, Schattenarbeiter und Magier-Philosoph verwendet sein profundes astrologisches Wissen, um daran seine persönliche Darstellung von Dantes Inferno auszurichten und dem Werk Struktur zu geben, an dem sich auch der Leser besser orientieren kann, um sich selbst in seinem Lesen zu erkennen. Dabei ist es nicht nötig, selbst Kenntnisse in Astrologie zu haben, diese dient nur als Orientierungsmuster und bietet dem Eingeweihten zusätzliche Erkenntnismöglichkeiten. Wechselseitige Befruchtungen zwischen Tiefenpsychologie, Astrologie oder I Ging sind übrigens nicht unüblich.

Diese Ansätze für Akrons Werk sind es noch nicht, die „Dantes Inferno“ so bedeutsam und ungewöhnlich machen. Die tiefenpsychologischen Inhalte zeugen von erstaunlich intuitiver Kenntnis der inneren Welten und sind eine enorme Erkenntniserweiterung auch für den Leser. Doch die wirkliche Tiefe des Werkes liegt in der Beschreibungsweise selbst. Charles F. Frey schreibt ein Buch, in dem er selbst ein Buch schreibt, während er mittels seines alter ego in innerem Dialog steht und zugleich die multiplen Persönlichkeitsmuster durchwandert, sich selbst aus vielfacher Perspektive erlebt, mit den verschiedensten Aspekten seiner Psyche kommuniziert, um sich dann wiederum über die erlebten Bilder und ihre Betrachtung (und die Betrachtungsweise) mit sich selbst bzw. Akron auszutauschen, nur um durch die, sagen wir einmal, betrachtende Betrachtung der Betrachtung durch sich selbst zu fallen, die beschränkenden Muster dualer Denkwirklichkeiten zu durchbrechen und ihre Sinn heuchelnden Gaukeleien zu entblößen. Klingt verwirrend? Ist es auch. Und wie. Akron verwirrt unsere linearen Lesegewohnheiten und er verwirrt unsere vergeblichen Versuche, klare Strukturen und zweiwertige Betrachtungslogiken aufbauen zu wollen. Dies gelingt bildgewaltig und mit erlesen wohlgesetzten Worten, allerdings auf einer archetypischen Komplexitätsebene, die gezwungen ist, unsere gewohnten Denkmuster zu verlassen, um nicht am surrealen und unbewusst wirksamen Charakter dieser Schriftschöpfung zu zerschellen. Bilder in Bildern, Handlungen in Handlungen, Betrachtungen in Betrachtungen und Metaebenen der Analyse, die letztlich doch nur wieder in sich selbst und in den untersten Schichten des Begreifens enden.

Und so gibt es mannigfaltige Wege, dieses Buch zu lesen und verstehen zu wollen. Man kann versuchen, alle Handlungsfäden nachzuvollziehen und die komplexen, oftmals paradoxen und an Zen-Koans gemahnenden Satzmuster logisch zu analysieren. Dafür muss man das Buch definitiv regelrecht studieren, die Teile und das Ganze mehrfach lesen und während des Lesens zahlreiche Verständnis- und Betrachtungsebenen betreten. Man kann das Buch auch zunächst im Stück durchlesen und sich darauf beschränken, die perspektivisch wechselnden Bilder auf sich (und das Unterbewusste) wirken zu lassen. Oder man kann sich auf die Illustrationen von Voenix konzentrieren und diese für sich deuten. Oder alles zugleich oder nacheinander. In jedem Falle ist die Lektüre alles andere als leicht zugänglich, und man sollte sich, obwohl eine phantasievolle Erzählhandlung geboten wird, darüber klar sein, dass bis hin zu den Reaktionen, Emotionen und Dialogsätzen zwischen Charles/Akron und seinen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen alles konstruiert ist und auch konstruiert und überdimensional (im mehrdeutigen Sinne) wirkt; ein wenig wie die alt-philosophischen (inneren) Dialoge (bzw. abwechselnden Monologe) mit einem Mentor, deren Konzepte auch in „Sophies Welt“ Anwendung fanden.

Zu Voenix und seiner visuellen Umsetzung sollte ich noch einige Worte anmerken. Allein die visionäre Kraft der zahlreichen Bilder (70 teils ganzseitige, teils farbige Illustrationen) des charismatischen Künstlers (der als Autor durch „Magie der Runen“, „Weltenesche – Eschenwelten“, „Im Liebeshain der Freyia“ oder „Tolkiens Wurzeln“ Anerkennung fand) ist eine Erlebensebene für sich. Symbolbehaftet und ausdrucksstark umgesetzt, unterstützen Voenix‘ Werke den Leser auf seiner Reise in die Unterwelt des Untergründigen. An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass Voenix und Akron gemeinsam eine hochwertige Comic-Serie herausbringen, die auf „Dantes Inferno“ basiert und ebenso betitelt wurde. Eine brillante Arbeit, die ihr euch unbedingt ansehen solltet. Ebenso wie das Buch „Dantes Inferno“ natürlich, Akrons bedeutsamstes Werk, wie er es selbst sieht. Eine ungewöhnliche Erfahrung auf 400 gebundenen Seiten, darauf ausgerichtet, die gewöhnliche und gewohnte Alltagslogik zu zersetzen und zu unterwandern, das rationale Verstandesdenken an seine Grenzen zu führen, um innere Barrieren aufzulösen und Horizonte zu öffnen. Wir lesen uns wieder bei „Inferno II: Das Auge der Hölle“.

Homepage von Akron: http://www.akron.ch
Homepage von Voenix: http://www.voenix.de
[Vorwort von Akron]http://www.akron.ch/verlag/vorwort.htm (Die Rechtschreibfehler der Netzversion sind in der Druckversion nicht vorhanden.)
[Akron’s Biografie]http://www.newaeon.de/newaeon/index.php?act=view__location&location__id=6505
[Templum Baphomae in New Aeon City]http://www.newaeon.de/newaeon/index.php?act=view__location&location__id=5037

Philipp, Günter – Klavierspiel und Improvisation

Die erste Version dieses Buches, das damals noch den Namen „Klavier – Klavierspiel – Improvisation“ trug, wurde von Günter Philipp im Alter von 57 Jahren veröffentlicht.

Schon zu dieser Zeit konnte er mehr als nur einige Erfahrungen in der Musikwelt vorweisen: So studierte er an der Leipziger Hochschule sowohl Grafik und Buchkunst als auch Musik und übernahm auch bald an derselben Schule einen Lehrauftrag als Dozent. 1972 verließ er dann die Leipziger Uni und wandte sich der Dresdener Uni zu, an der er Dozent für Klavierspiel und Improvisation wurde. Aber natürlich lehrte er die Musik nicht nur, sondern machte auch selbst eine ganze Menge davon: So zum Beispiel über 450 Rundfunk- und Schallplattenproduktionen sowie zahlreiche Auftritte und Aufführungen. Auch die wissenschaftlichen Studien ließ er nicht zu kurz kommen und so hatte er eine ideale Grundlage, um sein Wissen und seine Erfahrungen niederschreiben zu können.

Leider hatte er dabei nicht die Freiheiten, die ein Autor heute genießt, denn er hielt sich ja zur Zeit der DDR im Osten auf. Deshalb musste seine erste Veröffentlichung einige Zensuren erleiden oder enthielt einige aufgezwungene Aussagen, wie zum Beispiel Zitate des Chefideologen Kurt Hager. Doch das wurde natürlich bei der ersten Gelegenheit nach der politischen Wende 1989 wieder umgeändert, so dass sich in der mir vorliegenden neuen Auflage vom Jahr 2003 keine Spuren der Kontrollen in der damaligen DDR mehr entdecken lassen.

Das Buch ist mit seinen an die 800 Seiten in Din-A4-Größe aber sicher kein Buch, das man einfach mal so durchlesen kann – sondern eher ein Nachschlagewerk, das sich hervorragend dafür eignet, wenn man seine Kenntnisse in den verschiedenen Bereichen, die mit Musik und vor allem mit dem Klavierspiel zu tun haben, auffrischen möchte. Vor allem das beigefügte ausführliche Stichwortverzeichnis hilft dem Leser sehr, sich in der Fülle der Informationen zurechtzufinden, wenn man Antwort auf bestimmte Fragen sucht. Und wenn man dann doch vorhat, diesen Brocken Papier längere Zeit am Stück in den Händen zu halten, sollte man für die zweieinhalb Kilo vielleicht noch ein paar Muckis mitbringen und keine schwächlichen Ärmchen haben wie bei meinereiner.

Auch für Leute, die einfach nur ein wenig Interesse an Musik haben und eine einfache Lektüre über ihr Hobby erwarten, ist dieses Buch mit Vorsicht zu genießen. Denn eigentlich wurde es hauptsächlich für Musikstudenten, Musiklehrer und Pianisten geschrieben, die sich für Interpretations- , Unterrichts- und Improvisationsfragen interessieren. Deshalb ist man auch in manchen Kapiteln ohne ein Fremdwörterlexikon verloren, wenn man kein Experte in diesem Gebiet ist. Vor allem das Kapitel über Interpretationen zu lesen ist nicht gerade entspannend, wenn man ständig über „agogische Freiheiten“, „Semantik“ oder „immanente konstruktive und expressive Tendenzen“ stolpert.
Thematiken, wie ‚Psychologische Grundlagen der Instrumentalpädagogik‘ oder ‚Grundbegriffe des Einzelunterrichts‘ sind da schon wesentlich einfacher zu lesen und auch für rein pädagogisch Interessierte sicherlich interessant.

Auch besteht das Buch nicht nur aus knochentrockenen wissenschaftlichen Abhandlungen, sondern enthält auch zur Auflockerung und zum besseren Verständnis immer wieder anschauliche Fallbeispiele. Natürlich muss man hier auch die erklärenden Zeichnungen und Bilder, sowie die über 400 Notenauszüge erwähnen, die Günter Philipp für dieses Buch ausgesucht hat.

Sogar ein recht ausführliches Kapitel über die Methodik des elementaren und auch des fortgeschrittenen Unterrichts ist in diesem Buch enthalten. Hier geht es zum Beispiel um die Unterrichtsgestaltung für Anfänger, bis hin zu Fingerübungen und Anweisungen über die richtige Handhaltung oder den Einsatz der Pedale.

Ja, sogar Hygiene spielt bei dem Musiker eine Rolle, sodass diese hier extra aufgeführt wird, obwohl hier nun eher Gesundheitserhaltung durch „Schlaf, Ernährung und aktive Erholung“ gemeint ist und weniger die Reinlichkeit des Musikers im Mittelpunkt steht. Aber auch von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, zum Beispiel durch Stress, Lampenfieber oder andere Faktoren, ist die Rede. Dabei handelt Günter Philipp aber nicht nur die Aspekte solcher Einwirkungen ab, sondern versucht auch immer einige Tipps zur Problemlösung zu geben.

Da man ja aber doch nicht immer alleine musiziert, wurden auch Themen wie Spielen mit gesanglicher Begleitung oder im Ensemble in diesem Buch bedacht. Auch die anderen Kapitel, in denen es zum Beispiel um ‚Improvisation‘ (wie ja schon der Titel vermuten lässt) , um ‚Akustik‘, ‚Mikrofontechnik‘, oder das ‚Spiel im Studio‘ sowie um den Aufbau und die Eigenschaften des Klaviers geht, dürfen natürlich in so einem Werk nicht fehlen und finden sicher auch bei einigen Leser regen Anklang.

Fazit: Wie oben schon angesprochen, ist dieses Buch sicher für Leute – wie zum Beispiel Studenten, oder Lehrer – die sich in der gehobeneren und komplizierteren Musikwelt zurechtfinden, ein sehr gutes und ausführliches Nachschlagewerk, während ein Ottonormalmusikliebhaber wahrscheinlich so seine Probleme mit diesem Schinken haben könnte.

J. R. R. Tolkien – Der Hobbit

In „Der Hobbit“ erzählt J. R. R. Tolkien die Geschichte des Hobbits Bilbo Beutlin. Hobbits sind nur etwa halb so groß wie Menschen und noch kleiner als Zwerge. Es ist gar nichts von Zauberei an ihnen, außer die alltägliche Gabe, rasch und lautlos zu verschwinden.

Eines Morgens bekommt Bilbo Beutlin überraschenden Besuch von Gandalf, dem Zauberer, und dreizehn Zwergen. Die dreizehn Zwerge, unter der Führung von Thorin Eichenschild, wollen versuchen, dem Drachen Smaug den Schatz wieder abzunehmen, den dieser dem Großvater von Thorin, dem König unter dem Berge, vor langer Zeit geraubt hatte. Zu diesem Zweck benötigen die Zwerge jedoch einen erfahrenen Meisterdieb, der sie unterstützen soll. Obwohl Bilbo gar keine Erfahrung als Meisterdieb und eigentlich auch überhaupt keine Lust auf ein Abenteuer hat, erklärt er sich bereit, die Zwerge auf ihrer Queste zu begleiten.

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Autorenkollektiv – Karfunkel Nr. 48

Kaum zwei Tag lang ist es her, da bracht bei Dämmerung des Morgens der Bote eilenden Fußes die frisch von Schreibern aufgesetzte Nummero 48 der Zeitenschrift KARFUNKEL an meine Wohnstatt, mir zu gefallen und Verzücken wachzurufen. Und so nehm‘ ich dies nun als Gelegenheit zupass, Euch ein weit’res meiner bevorzugten Magazine vorzustellen, denn diese Ausgabe hat es wieder kräftig in sich, da konnte ich schlicht nicht widerstehen, den Federkiel zu zücken und Euch folgend Worte kund zu tun.

Die KARFUNKEL ist nun seit mehr als zehn Jahren im Bereich von Mittelalter, „erlebbarer Geschichte“ und Reenactment-Bewegung unterwegs und für die Fans dieser Bereiche mit Schweiß und Herzblut bei der Sache. Und spätestens seit der Jubiläumsausgabe diesen Jahres ist die Qualität, aber durchaus auch die Quantität des gebotenen Materials, allein schon in der wundervollen und makellosen Aufmachung, so überragend, dass ich ruhigen Gewissens behaupten kann, kein wirklich vergleichbares Magazin benennen zu können. In hervorragendem Druck, liebevoll gestaltetem Layout und einer schon erschlagenden Bilderfülle präsentiert die KARFUNKEL allerlei aus vergangenen und heutigen Tagen.

Geschichtliche Essays und Biografien, Handwerkskünste, Kampf- und Kriegshandwerk, Veranstaltungsberichte und -hinweise (In Sachen Veranstaltungskalender ist die Zeitschrift unangefochten Informationsträger Nummer Eins.), Notenblätter, Rezensionen, Interviews, Traditionen und Kultur der Alten Zeit, Kräuterkunde und Rezepte und dergleichen noch viel mehr werden alle zwei Monate in zunehmender Güte auf mittlerweile 122 Seiten präsentiert. Und zur Kurzweyl darf natürlich auch ein Preisrätsel für Kenner nicht fehlen, das es allerdings meist wirklich in sich hat.

Außerdem betätigt sich die Redaktion mit ihren Partnern seit geraumer Zeit als Verlag für allerlei ausgezeichnete Bücher, Infomaterialien, Info-ROMs, Kalender, Veranstaltungsführer usw. und betreibt über ihre Homepage einen mittelalterlich orientierten Web-Radiosender. Zusammen mit ihrer Netzpräsenz ist die KARFUNKEL so mit den Jahren zu dem zentralen Forum für die mittelalterlich interessierte Gemeinde im deutschsprachigen Raum schlechthin avanciert. Mit einer Auflage von inzwischen satten 24.000 Exemplaren bei über 6.000 Abonnenten macht sich das Magazin präsent und ist inzwischen für schlappe 4,60 Euro auch in den meisten größeren Zeitschriftenläden zu erstehen. Zwischenzeitlich gab es auch die erste prall gefüllte CODEX-Sonderausgabe zum Thema „Wikinger“, die ich demnächst hier näher vorstellen möchte.

Und weil das alles noch nicht programmfüllend genug ist, wurde der aktuellen Ausgabe ohne Aufschlag die erste CD der Zeitschrift, „Abmorgenland“, beigefügt, mit über 77 Minuten Mittelaltermusik, gespielt von einem Dutzend Bands auf einundzwanzig Stücken. Entstanden ist diese Neuerung in Kooperation mit Dattelschlepper und Furunkulus Bladilo sowie dem Engagement der beteiligten Bands. Der Schwerpunkt liegt hier bei authentischer Mittelaltermusik, zumeist mit orientalischem Einschlag (dem Konzept von Dattelschlepper und dem Sampler-Titel entsprechend), aber auch einige der beliebten und gut tanzbaren Spielmannslieder sind vertreten und so manch namhafte Truppe fand den Weg auf diesen Silberling, den man auch separat erwerben kann. Einige Lieder wurden eigens für dieses Projekt geschrieben, andere Stücke wurden von den Bands konzeptionell umgestaltet. Eine echte Respektarbeit jedenfalls und allemal ungewöhnlich, zumal die CD keine Auswirkung auf den Zeitschriftenpreis hatte, niemand dafür Gage verlangte und die derzeitige Auflage von 25.000 frisch gedattelten Silberscheiben in Eigenregie aufgezogen und produziert wurde. Details zur CD-Belegschaft findet ihr [hier]http://www.powermetal.de/cdreview/review-3092.html bei uns.

Doch nun zunächst genug des enthusiastischen Lobgesangs von mir und im Detail zum Inhalt dieser Ausgabe:

* Frauen auf Kreuzzügen – Streiterinnen Christi auf dem Weg nach Jerusalem?
* Gratis-CD: Abmorgenland – Dattelschlepper Vol. 1 (21 Mittelalter-Titel)
* Kundt und Wissen: Anne de Bretagne
* Kirchliche Feste im Mittelalter – Allerheiligen, Allerseelen und St. Martin
* Schinderhannes – Ein raubender Held?
* WaffG für living history – Das neue Waffengesetz
* Gesten • Zeichen • Rituale – Die verschlüsselte Sprache der öffentlichen Inszenierung im Mittelalter
* Die Kleider von Alpirsbach – Ihre Geschichte und Reproduktion & Schnittmuster: Alpirsbacher Hemd
* Die Vandalen – Ausstellung in Schloss Bevern
* Hexenverfolgung – Teil 1: Eine geheimnisvolle Hexensekte – Theologen und ihre Phantasien
* Noten: Mir ist das Herz so wunt
* Kraut und Wurz – Minze
* Der Mont Saint-Michel – Wo der Himmel die Erde berührt
* Religion und Kult der Römer
* Terminübersicht 2003
* Spürnasen für alte Rezepte – Schiffswracks und Weißkohlsuppe
* Selbermachen: Mittelalterliche Langzinkenkämme
* Lesepult
* Hörbar
* Von Begebenheyten
* Anno Domini (Veranstaltungsberichte)
* Preisrätsel

Homepage der KARFUNKEL: http://www.karfunkel.de

Autorenkollektiv – Aufklärungsarbeit Nr. 12

Unsere Gesellschaft befindet sich in einer kritischen Umbruchsphase, die nahezu alle Lebensbereiche betrifft und derzeit insbesondere durch die politischen Entwicklungen allen Grund zu skeptischer Reflektion gibt, zumal Zweifel an der Wirklichkeit demokratischer Grundsätze mehr als angebracht sind. Es ist wichtig, dass in dieser Zeit – die von gesteuerten Massenmedien zentral beherrscht wird, welche absichtsvoll die öffentliche Meinung lenken, die Bildungsinhalte bestimmen sowie Denken und Moral in nutzbringende Richtungen bewegen – unabhängige Meinungsorgane gibt, die alternative Sichtweisen und Hintergrundinformationen verfügbar machen. Nur so ist es möglich, sich ein differenziertes Gesamtbild zu verschaffen und eine Einsicht zu bewirken, die nicht bereits einseitig vorbestimmt ist, da es ohne verschiedene Sichtweisen und Faktenquellen keine Alternativen und Wahlmöglichkeiten (auch im Sinne demokratischer Informationsbildung) gibt. Eines dieser Medien, die sich der unkonventionell nicht-angepassten Meinungsbildung verschrieben haben, ist das Magazin [Aufklärungsarbeit]http://www.aufklaerungsarbeit.de , das seit März 2003 auch am Kiosk zu erwerben ist und inzwischen mit hoher Auflage an die deutschsprachige Bevölkerung herantritt.

Ein zentraler Punkt der kritischen Berichte, Kommentare und Essays dieser Zeitschrift ist die politische Information über Missstände und Bedenklichkeiten, die sich aus den globalen Entwicklungen in neuerer Zeit ergeben haben, im Schwerpunkt natürlich rund um alles, was mit 9/11 und den Folgekriegen zu tun hat. So wird über Zensur (die es ja natürlich offiziell gar nicht gibt, ebenso wie die Meinungs- und Religionsfreiheit so schön idealistisch im Grundgesetz zu finden ist – und leider auch nur dort auf dem Papier) informiert, über Begebenheiten und Hintergründe, die aus den Mainstream-Medien gezielt herausgehalten werden, über Kontrollversuche der Machthaber, über alternative Medizin und Spiritualität, über Militärprojekte, Vernebelungsversuche von Big Brother und über alternative Geschichtsdarstellungen, wie sie von den Siegern und Gewinnern des globalen Machtwettstreites nicht gern erwähnt gefunden werden, über Grenzwissenschaften bis hin zu Paläo-SETI und UFO-Forschung. Wer das alles ohnehin für spinnerten Verschwörungsquatsch hält, kann sich jetzt natürlich den restlichen Text ersparen und sich wieder vor den Fernseher klemmen für seine tägliche Dosis Hirnbrei – Big-Brother-Konzepte als unterhaltsames Medienspektakel für die gelangweilte Masse, perfider geht’s kaum noch.

Als Autoren konnte die „Aufklärungsarbeit“, die ihrem Namen alle Ehre macht, treffend das Motto „Information statt Desinformation“ gewählt hat und monatlich erscheint, so illustre Personen – zumeist Buchautoren – gewinnen wie Jo Conrad, Jan Udo und Johannes Holey, Andreas von Rétyi, Wolfgang Eggert, Jürgen Elsässer, Armin Risi, Hans Tolzin oder Dieter Rüggeberg. Wer sich eingehender mit alternativer und unabhängiger Wahrheitsfindung befasst hat, wird mit diesen Namen bereits vertraut sein.
Seit kurzer Zeit gibt es über die Webseite auch einen [Buchversand]http://aufklaerungsarbeit.pilt.de/ mit vielfältigen Veröffentlichungen zu diesen Bereichen und teils wenig bekannten Schriftwerken.

In dieser Ausgabe Nummer 12 vom Juli 2003, die diesmal einen deutlich spirituellen Schwerpunkt hat, findet ihr folgende Artikel:

_Virus in der Matrix_
G8-Gipfel in Evian
Die Programmierer der Neuen Weltordnung suchen den Fehler ihres Systems.
Ein politischer Kommentar von Jürgen Elsässer.

_Das Inschallah-Phänomen_
oder: „Wer denkt denn da?“
Gedanken zu Determinismus und Freiem Willen von Raphaela Nießen.

_Placebo-Effekt und die Wirklichkeit_
Ein interessanter Bericht über Forschungsergebnisse, die Erstaunliches über die Fähigkeit der Menschen offen legen, was Selbstheilung und die Erschaffung der eigenen Realität anbelangt. Von Jo Conrad.

_Jesus – Sie wollten einen anderen Messias_
Teil 2 eines langen Essays über eine alternative Darstellung des historischen Jesus, über Interpretationen der Bibel, Übersetzungsprobleme und theologische Konsequenzen. Von Johannes Holey.

_Jesus – Der erstgeborene Sohn Gottes_
Jesu Identität aus vedischer Sicht – ein theologischer und religionswissenschaftlicher Vergleich von Armin Risi.

_Kurzmeldungen_
… zu aktuellen Geschehnissen und politischen Entwicklungen.

_ Die Soldaten haben Angst, nachts nach draußen zu gehen_
Ein Erlebnisbericht aus dem besetzten Irak und Hintergrundinformationen von Robert Fisk.

_ Verschollen in der Sahara_
Spuren, die uns offiziell nicht gezeigt werden.
Eine skeptische und sorgfältig recherchierte Betrachtung zum Entführungsdrama in Algerien von Udo Schulze.

Körperausdruck und Persönlichkeit oder: _Erkenne dich selbst_
Teil 1 einer Persönlichkeitsanalyse fünfer Arche-Typen von Barbara Thielmann.

_M wie … Möllemann_
Eine Analyse der Hintergründe des Todes von Jürgen W. Möllemann. Von Barbara Thielmann.

Homepage des Magazins: http://www.aufklaerungsarbeit.de
Zur Bestellseite der Aufklärungsarbeit geht es [hier]http://www.aufklaerungsarbeit.de/kontaktabo.php entlang.

Huff, Tanya – Blutzoll

„Blutzoll“ beginnt mit einem grauenhaften Mord in der U-Bahn von Toronto. Vicki Nelson, ein früheres Mitglied der Mordkomission und jetzt Privatdetektivin, wird durch einen Hilfeschrei des Opfers alamiert. Sie kommt aber zu spät, denn der Mörder ist bereits fort und seinem Opfer, einem jungen Mann, ist nicht mehr zu helfen.

Der Mord in der U-Bahn ist der Auftakt zu einer schrecklichen Mordserie, die in den nächsten Tagen die Stadt erschüttert. Weitere Menschen fallen dem Mörder zum Opfer und werden alle mit herausgerissener Kehle und völlig blutleer zurückgelassen. Die Morde werden zwischen zwölf und ein Uhr nachts verübt und am Tatort gibt es keinerlei Spuren, die auf den Täter schließen lassen. Außerdem gibt es keine Augenzeugen und eine Verbindung zwischen den Opfern ist nicht erkennbar. Die Polizei steht vor einem Rätsel, doch für die Presse ist schnell klar: „Vampir sucht Stadt heim!“

Dabei ahnt niemand, dass tatsächlich ein Vampir in Toronto lebt. Henry Fitzroy, ein fast 500 Jahre alter Vampir, ist aber in keiner Weise für die Morde verantwortlich, sondern bemüht sich, ein völlig unauffälliges „Leben“ als Schriftsteller zu führen. Er glaubt, dass ein wahnsinniger Vampir in sein Revier eingedrungen ist und die Morde verübt. Besorgt, dass die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihn gelenkt werden könnte, beschließt er den Schuldigen zu finden und zu vernichten.

Auch Vicki Nelson, die Privatdetektivin, versucht den Mörder im Auftrag der Verlobten des ersten Opfers zu finden.
Weder der Vampir noch die Privatdetektivin können ahnen, dass noch etwas viel grauenhafteres als ein wahnsinniger Vampir die Morde verübt und dass sie ihre Kräfte vereinigen müssen, um die Stadt vor dem Untergang zu bewahren.

Tanya Huff ist mit „Blutzoll“ ein Vampir-Roman der Extraklasse gelungen. Anders als in den Büchern von Anne Rice steht jedoch nicht der Vampir im Mittelpunkt. Die Hauptfigur des Romans ist ohne Zweifel Vicki Nelson, ehemals die beste Ermittlerin der Mordkomission, die jedoch durch eine Krankheit, die sie langsam erblinden lässt, gezwungen wurde, ihren Job aufzugeben und nun als Privatdetektivin arbeitet. Dabei bleibt der Vampir Henry Fitzroy aber keine schemenhafte Nebenfigur, sondern wird genauso lebendig charakterisiert wie Vicki. Die Autorin stützt sich bei seiner Darstellung teilweise auf den von Bram Stoker aufgestellten Vampirmythos, hat aber auch eigene sehr originelle Ideen.
Spannung, ein intelligenter Plot, glaubwürdige Charaktere, eine geradlinige Story und eine gehörige Portion Humor machen „Blutzoll“ zu einem schauerhaft-schönen Mix aus Krimi und Horror-Roman.

„Blutzoll“ bildet den Auftakt einer fünfteiligen Serie um die Privatdetektivin Vicki Nelson und den Vampir Henry Fitzroy. Bisher sind drei Teile davon auf deutsch erschienen: „Blutzoll“, „Blutspur“ und „Blutlinien“. Der vierte Teil „Blutpakt“ erscheint im November, ebenfalls beim Feder & Schwert Verlag. Mit 12,95 Euro sind die Bücher ziemlich teuer, bieten aber eine wirklich gute Aufmachung: große Schrift, festes weißes Papier und ein tolles Cover-Bild.

Tanya Huff wurde 1957 in Halifax geboren und ging als eine der ersten Frauen Kanadas zur Canadian Naval Reserve, der kanadischen Marine. Sie lebt heute irgendwo im Nirgendwo Kanadas in der Nähe von Toronto mit ihrer Gefährtin Fiona Patton, einer Menge Katzen und einem Chihuahua.

Homepage der Autorin: http://www.meishamerlin.com/TanyaHuff.html

Iles, Greg – Infernal

Die Kriegsfotografin Jordan Glass stößt auf eine bizarre Gemäldeserie. Eine der im todesähnlichem Schlaf dargestellten Frauen ist ihre verschwundene Schwester Jane. Zusammen mit dem FBI stößt Jordan auf vier Verdächtige in New Orleans: Alle sind Kunstmaler. Wissen sie, ob Jane bereits tot ist? Lebt sie wieder Erwarten noch? Plötzlich wird Jordan selbst zum Ziel des Serienmörders.

Greg Iles wurde in Deutschland geboren und verbrachte seine Jugend in Natchez am Mississippi. 1983 beendete er sein Studium an der University des Staates Mississippi, seither widmet er sich dem Schreiben. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit seinem Roman „@E.R.O.S.“ finden sich seine Werke in den Bestsellerlisten. Zu dem Film „24 Stunden in seiner Gewalt“ mit Kevin Bacon und Courtney Love schrieb Iles das Drehbuch, das auf seinem Roman beruht.

Als die Fotografin Jordan Glass für Buchrecherchen ein Museum in Hongkong besucht, erleidet sie den Schock ihres Lebens: Die aktuelle Gemäldeausstellung des Kunstmuseums zeigt eine Serie von nackten Frauen, die zu schlafen scheinen. Doch sie sind so blass, dass sie genauso gut tot sein könnten. Und das Gesicht einer dieser Frauen ist ihr eigenes: das ihres eineiigen Zwillings Jane. Auch die anderen Besucher des Museum erleiden einen Schock: Da hängen Bilder von nackten, möglicherweise toten Frauen an der Wand, und plötzlich spaziert eine der Totgeglaubten mitten unter ihnen umher… Als Jordan aus dem Chaos, das ihr Erscheinen verursacht hat, entkommen kann, schnappt sie sich den erstbesten Flieger, der sie in die Staaten bringt und ruft das FBI an.
Ihre Schwester Jane ist bereits über ein Jahr verschwunden – entführt, wie man glaubt. Und nun könnte das in Hongkong entdeckte Gemälde der endgültige Beweis sein, dass sie tot ist. Schon lange arbeitet daher Jordan mit Stellen des FBI in Quantico zusammen. Jordans Schreck sitzt tief, doch sie kann ihn bezähmen: Als Kriegsfotografin hat sie schon so ziemlich jede Horrorszene erlebt, die man sich vorstellen kann; auch am eigenen Leib…

Sofort fliegt sie nach New York City, um den Händler zu treffen, der dem japanischen Besitzer der Museumsbilder die Gemälde verkauft hatte: Christopher Wingate. Doch kaum ist sie mit ihren hartnäckigen Reporterfragen ein Stück weit in die Vorgeschichte der Gemälde eingedrungen, als in der Galerie Feuer gelegt wird. Sie entkommt mit knapper Not dem Inferno, doch Wingate schafft es nicht. Ein Besuch bei einem von Wingates Kunden, dem Exilfranzosen Marcel de Becque, verläuft ziemlich ergebnislos: Er hatte die ersten fünf Bilder gekauft, doch nicht auch jenes bekommen, das Jane zeigt.

Die Spur der in Hongkong sichergestellten Bilder führt über extrem seltene Pinselhaare direkt an die Universität von New Orleans, die Tulane University. In dieser Stadt hatte Jane mit ihrer Familie gelebt, hier hatte Jordan mal bei einer Tageszeitung gearbeitet. (Und hier kennt sich der in Mississippi aufgewachsene Autor hervorragend aus.) Zusammen mit FBI-Leuten, dem Special Agent John Kaiser und dem Psychologen Dr. Arthur Lenz, darf Jordan an den Verhören von vier Verdächtigen teilnehmen, darunter einem weltbekannten Kunstmaler namens Wheaton. Ist Jane noch am Leben? Als Jordan bereits glaubt, ihre Nachforschungen würden ergebnislos verlaufen, verschwindet eine der Verdächtigen direkt vor den Augen ihrer FBI-Beschatter. Wenig später wird ein perfekt organisierter Angriff auf Jordan und ihre FBI-Beschützerin ausgeführt. Nur gut, dass auch John Kaiser in der Nähe ist…

Ich habe seit einiger Zeit keinen derart spannenden Thriller mehr gelesen. Nach dem furiosen Auftakt, der zur Hauptsache aus der erschütternden Entdeckung von Janes Bild und dem Brand in Wingates Galerie besteht, gerät die Handlung erst einmal in ruhigeres Fahrwasser. Die Befürchtung, die Verhöre der vier Verdächtigen könnten sich als falsche Fährte erweisen, die der Autor ausgelegt hat, um uns irrezuführen, bewahrheitet sich nicht: Hier sind wir schon genau richtig. Die Lage spitzt sich bereits nach 250 bis 300 Seiten einigermaßen zu, als Jordan brutal angegriffen wird, wobei ihre Beschützerin ihr Leben opfert. Von da an überschlagen sich die Informationen und Ereignisse, bis zu einer langen und beklemmenden Passage, in der sich Jordan hilflos in den Gewalt des Mörders wiederfindet und erfährt, wie alles begann. Nach dem obligatorischen Showdown findet eine doppelte Wiederauferstehung statt. Mehr darf ich nicht verraten.

Menschlich anrührend ist der Roman in sehr vielen Szenen, ganz gleich, ob es sich um die Ich-Erzählerin Jordan Glass geht oder um die gewaltsam verwaiste Familie ihrer Schwester. Hilfe und Beistand findet die 40-jährige Jordan, die sich in ihrer Arbeit verloren hat, bei Special Agent John Kaiser. Nach einigen zaghaften Annäherungsversuchen, die immer wieder von dienstlichen Anrufen unterbrochen werden, finden die beiden schließlich zueinander, um gemeinsam einen Neuanfang zu wagen. Ungewöhnlich an der mittlerweile gewohnten Plottidee des psychisch abnormalen Serienmörders ist das Milieu, in dem der Täter zu suchen ist. Die Kunstmalerei war bislang nicht besonders dafür bekannt, Schauplatz blutiger Morde oder anderer Kapitalverbrechen zu sein. Prompt kommt auch hier der Verweis auf Oscar Wildes berühmte Novelle „Das Bildnis des Dorian Gray“, in dem der „Titelheld“ einen Mord begeht und sich danach ewige Jugend verschafft – zumindest vorerst. Greg Iles verrät große Detailkenntnisse, für die er sich bei den konsultierten Sachverständigen am Schluss des Buches artig bedankt.

Oftmals das Sorgenkind bei Romanen mit solch spezialisierten Fachbereichen, wie sie hier auftreten, ist die Übersetzung diesmal ausgezeichnet gelungen. Anders als bei Tom Clancys letztem Buch hat auch das Lektorat keine Fehler übersehen. Obwohl ich den Übersetzer Axel Merz nicht gerade als den Allerbesten seines Fachs kennengelernt habe – er übertrug den kompletten Armageddon-Zyklus von Peter F. Hamilton ins Deutsche -, so hat diesmal die möglicherweise bessere Bezahlung als beim Taschenbuch für einwandfreie Arbeitsergebnisse gesorgt. Schon lange habe ich den Eindruck, dass Hardcover-Übersetzungen eine höhere Qualität besitzen als Taschenbücher. Ausnahmen wie Clancy bestätigen die Regel.

„Infernal“ ist ein kompetent gebauter und sehr spannend erzählter Thriller, der mit ähnlichen Elementen umgeht wie etwa „Sieben“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ und damit Erfolg hat. Nur dass seine Figurenzeichnungen außer bei der Hauptfigur nicht besonders tiefgründig sind. Jordan und ihre Familie erhalten eine eigene Historie, die psychologisch untermauert wird und für eine subtile Spannung sorgt. Daher versteht man auch, warum Jordan so sehr bemüht ist, die Wahrheit über Janes Schicksal herauszufinden: Sie muss sich selbst retten, bevor sie zusammenbricht. Nun könnte man noch meinen, die Morde an den „Schlafenden Frauen“ wären sinnlos, weil sie von einem psychisch Gestörten begangen werden. Dem ist keineswegs so – die Botschaft, die Iles geschickt verpackt hat, lautet wie folgt: Je höhere Preise Gemälde mit bestimmten Motiven erzielen können, desto mehr wird das entsprechende Angebot zunehmen: das Gesetz von Nachfrage und Angebot. Schlecht für die Opfer: Erst als die nackten Frauen realistisch so dargestellt werden, als befänden sie sich im Todesschlaf, steigen die Preise rasant in die Höhe: Das letzte Gemälde bringt fast zwei Millionen Dollar! Kunst killt.

Ich habe den Roman in nur drei Tagen gelesen, wobei ich in der letzten Sitzung die restlichen 300 Seiten einfach am Stück lesen musste. Das Buch ist zu spannend, um es einfach zwischendurch mal weglegen zu können. Die Mühe hat sich gelohnt. Ich bin rundum zufrieden mit dem Buch.

Homepage des Autors: http://www.gregiles.com

_Michael Matzer_ (c) 2003ff
(lektoriell editiert)

Eckart Peterich, Pierre Grimal – Götter und Helden

Der Kunsthistoriker und bekannte Reiseschriftsteller („Rom“) Eckart Peterich sowie der Altphilologe Pierre Grimal lassen in diesem Buch die Vorstellungen dreier antiker Völker wieder lebendig werden: Peterich schreibt über Götter und Helden der Griechen und Germanen, während Grimal die Entwicklung der römischen Sagenwelt nachzuzeichnen versucht. Die Kapitel sind kurz und knapp gehalten, aber anschaulich, ja unterhaltsam geschrieben. Archaisierungen werden im Stil dabei ebenso vermieden wie Ironie oder aufgesetzte Peppigkeit.

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Cordy, Michael – Lucifer – Träger des Lichts

Eigentlich ist es ganz einfach: Man braucht nur das Headset mit dem Surround-Vision-Displayvisier und die dazugehörigen Kopfhörer aufsetzen, das Mikrophon und das Geruchspad in die richtige Position verschieben und man ist dabei: bei der virtuellen Echtzeit-Realität, im Optinet! Chatten mit Lesen und Schreiben? Veraltet! Nutzt einfach den hochentwickeltsten Computer, den es gibt: den Lucifer! Datenübertragung, -verarbeitung und -speicherung, Berechnungen der kompliziertesten mathematischen Gleichungen in Lichtgeschwindigkeit – mit Lucifer ist alles möglich.

Wovon ich hier eigentlich schreibe? Von der Nutzbarkeitmachung des Lichts, die in Michael Cordys neuem Wissenschafts-Thriller „Lucifer – Träger des Lichts“ bereits seit Jahren die Welt beherrscht. Möglich wurden damit technische Entwicklungen wie erwähntes Optinet. Oder der Neuro-Translator, ein Gerät, das menschliche Hirnströme speichert, verarbeitet und sogar verändern kann. Einsetzbar ist es zum Beispiel bei der Heilung von Phantomschmerzen, wo der Neuro-Translator die Schmerzsignale eindämmen oder vollkommen auflösen kann.
In diesem Zeitalter der höchsten technischen Stufe bleibt allerdings eine Frage nach wie vor unbeantwortet und somit auch weiterhin eine Glaubensangelegenheit: Was passiert nach dem Tod? Und auch da hat Lucifer seine Bytes im Spiel. Die Kirchen, wie wir sie kennen, sind so gut wie ausgelöscht. Nur die katholische Kirche kränkelt aufgrund ihrer ehemaligen Machtposition noch vor sich hin. Weltbeherrschend, übers Optinet spielend leicht zu erreichen, wacht die Kirche der Seelenwahrheit über ihre Schäfchen – dogmatisch, selbstgefällig und machtgierig, wie alle anderen Religionen zuvor auch. Doch der Rote Papst, das Oberhaupt, will noch mehr als eine millionenschwere Anhängerschaft – er will den Menschen ihre letzte Frage beantworten und damit wie Gott auf Erden wandeln.

Dr. Bradley Soames, der Bezwinger des Lichts und Erbauer von Lucifer, führt mit sterbenskranken Patienten Seelen-Experimente durch. Ihm ist es bereits gelungen, die Seele eines Menschen sichtbar zu machen, herauszufinden, dass jede Seele ihren eigenen „Code“ hat und es damit möglich wäre, hätte man diesen Code geknackt, sie im Jenseits anzurufen, also mit ihr zu kommunizieren. Das Problem besteht allerdings darin, dass er diesen Code nicht festhalten kann.
Als ihm auffällt, dass seine Mitarbeiterin Amber Grant immer zu dem Augenblick Phantom-Migräne bekommt, wenn ein Testpatient getötet wird, schickt er sie zu dem Neurologen Dr. Miles Fleming, dem Erfinder des Neuro-Translators.
Bereits in der ersten Nacht zeichnet das Gerät aufgrund einer Astralreise Ambers die Seelen-Welle auf.
Als Fleming seinem verunglückten Bruder mittels seiner Erfindung wieder zum Sprechen verhelfen will, geschieht das Unfassbare: Der Bruder stirbt und sechs Minuten nach seinem Tod spricht er durch den Neuro-Translator. Fleming, durch und durch Atheist, sucht Beweise für eine Fehlfunktion, entdeckt die Seelen-Welle und wird dabei von seiner Chefin Dr. Virginia Knight, der Leiterin der Klinik, gestört.
Knight, die eine fanatische Anhängerin des Roten Papstes ist und den Experimenten die Todespatienten zuführte, leitet die Entdeckung an Soames weiter, der daraufhin Amber als perfekte Testperson entführen lässt und ihre Seele zwingt, den Körper immer wieder zu verlassen, um die Frequenz festzustellen.
Fleming wird suspendiert und trifft bei seinen Nachforschungen auf Soames. Ohne ihn einzuweihen, bringt der Wissenschaftler Fleming dazu, für ihn einen leistungsstärkeren Neuro-Translator zu bauen, der schließlich zum Erfolg führt und damit den großen Tag des Roten Papstes möglich macht: Er, selbst im letzten Stadium seiner Krebs-Erkrankung, wird sich töten lassen, um aus dem Jenseits die Kunde zu verbreiten, dass seine Kirche die einzig Wahre ist und wer ihr folgt, wird erlöst werden und zu Gott in den Himmel kommen.
Doch was, wenn Gott nicht existiert?

Dann lesen wir einfach weiter Bücher über ihn und seine Engel. Und die lesen wir natürlich gerne, wenn sie auch noch so spannend sind wie „Lucifer – Träger des Lichts“. Dachte ich am Anfang, dies sei wieder mal einer dieser typischen Thriller über Satan und Sekten, kann ich jetzt sagen, dass zwar das Teufelchen seinen Hinkefuß nicht zu Hause lassen konnte, allerdings die Umsetzung einfach großartig ist, weil sie aus einem ganz anderem Blickwinkel stattfindet.

Stellt euch eine reichgedeckte Tafel mit lauter leckeren Sachen vor, und wenn ihr gerade von einem Gericht probiert habt, wird alles abgeräumt und mit genauso verführerischen Sachen neu gedeckt, wieder abgeräumt, bevor ihr alles probieren konntet. Dann kommen die ersten Gerichte erneut auf den Tisch und ihr könnt davon etwas mehr kosten, bevor alles wieder weg ist… Genauso füttert Cordy seine Leser an, die Kapitel sind durchgehend sehr kurz gehalten (4 – 5 Seiten), und enden immer an einer super spannenden Stelle, was das Weglegen so gut wie unmöglich macht.

Die technischen und physikalischen Details, die gerade im ersten Drittel des Buches zahlreich auftauchen, sind glücklicherweise optimal platziert und gut verständlich in die Story eingebaut. Wer sich gar nicht dafür interessiert und es überliest, hat trotzdem keinerlei Schwierigkeit, der Geschichte zu folgen. Gelungen!

Kleiner Schwachpunkt sind die Charaktere. Während Fleming und Grant einigermaßen nachvollziehbar strukturiert sind und somit eine Persönlichkeit rüberbringen können, bleiben diverse Charaktere, u.a. Knight und der Rote Papst selbst, blass und unausgefüllt und während der gesamten Lektüre fremd. Schade, müsste doch gerade der Rote Papst, dem eine ungeheure Anziehungskraft auf Menschen zugedichtet wird, beim Leser Faszination hervorrufen. Tut er leider nicht. Wer das allerdings zweihundertprozentig schafft, ist Soames. Auch er wirkt ständig zurückgesetzt und ohne Substanz, weckt jedoch gerade deswegen eine gewisse Neugierde und jedem ist sofort klar: mit dem stimmt etwas ganz und gar nicht. Bei ihm passt das Nicht-Greifen-Können seiner Figur wie die berühmte Faust aufs Auge.

Ein unzähliges „Daumen hoch“ geht an das Ende des Buches, das, wie ich glaube, nie und nimmer ein Leser vorhersehen kann. Mich hat es vollkommen überrumpelt, dachte ich doch ab der Hälfte des Romans, die Wahrheit längst erkannt zu haben – aber wie der Rote Papst bin auch ich auf die Nase gefallen. Ein Ausgang, der zum Philosophieren geradezu einlädt und das Attribut „genial“ – wie ich finde – absolut verdient.

Insgesamt also ein Buch, zu dessen Anschaffung ich nicht nur Thriller-Lesern rate, auch wenn mit zwölf Euro ein happiger Taschenbuchpreis verlangt wird. Allerdings ist diese Ausgabe gleichzeitig die Deutsche Erstausgabe und dafür wiederum preisgünstig.
Und ich werde mich mal auf die Socken begeben, um Cordys weitere Bücher „Das Nazareth-Gen“ und „Mutation“ in die Hände zu bekommen.

Fosar, Grazyna / Bludorf, Franz – Spektrum der Nacht: Gut schlafen – klar träumen

Der Schlaf gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Jeder Mensch verschläft rund ein Drittel seines Lebens, dabei ist aber das Schlafbedürfnis jedes Menschen individuell höchst unterschiedlich und sowohl durch seine Lebensumstände als auch genetisch bestimmt. Auch das Alter spielt eine große Rolle, so schläft ein Säugling ca. 16 Stunden, ein Kleinkind noch etwa 12 Stunden, ein Erwachsener 7-9 Stunden, während alte Menschen im Durchschnitt nur noch 6 Stunden Schlaf brauchen.
Schlafstörungen drohen heutzutage zu einer Volkskrankheit zu werden. Viele finden keine Erholung im Schlaf oder fühlen sich trotz ausreichenden Schlafes tagsüber müde. Dabei gibt es im Grunde genommen nur vier Ursachen für schlechten Schlaf: bestimmte Krankheiten (Schichtarbeiter-Syndrom, Schnarchen, Depressionen, nächtliches Zähneknirschen oder Allergien), Umweltfaktoren (Wettereinflüsse, Elektrosmog), Ernährungsfehler und psychische Probleme (beruflicher Stress, Sorgen, Ängste, Unfähigkeit vom Tagesbetrieb abzuschalten).
Grazyna Fosar und Franz Bludorf nennen in „Spektrum der Nacht: Gut schlafen – klar träumen“ einige erfolgversprechende Möglichkeiten, die Schlafqualität zu verbessern. So bilden die „10 Gebote gesunden Schlafes“ und die „Stressless-Übung“ eine gute Grundlage für besseren Schlaf. Auch eine Veränderung der Schlafzimmereinrichtung kann schon Abhilfe bei Schlafstörungen schaffen.
Außerdem diskutieren die beiden Autoren den Einfluss bestimmter Umweltfaktoren wie Elektrosmog, Wettereinflüsse, Schumann-Erdresonanzfrequenzen (elektromagnetische Frequenzen, die aufgrund der Wettervorgänge in unserer Atmosphäre entstehen), Mond und Sonne auf die Qualität des Schlafes.

Wenn man es dann geschafft hat und endlich wieder gut schlafen kann, oder noch nie Probleme mit dem Schlafen hatte, gibt das Buch Einblicke in die Welt der Träume. „Spektrum der Nacht“ bietet dabei keine Deutung von Träumen nach Art herkömmlicher Traumbücher, sondern eine Anleitung, die Bedeutung seiner Träume selbst herauszufinden und zu verändern.
Ein Mensch träumt jede Nacht mehrmals, kann sich aber nicht immer daran erinnern, meist bleibt nur der letzte Traum kurz vor dem Aufwachen schwach in Erinnerung. Man kann jedoch seine Traumfähigkeiten trainieren, seine Traumerinnerung verbessern und unter Umständen erlernen, seine Träume bewusst zu erleben oder sie sogar verändern, das sogenannte Klarträumen. Klarträume erlauben es, neue Verhaltensmuster oder Bewegungsabläufe beim Sport zu trainieren oder bewusst im Traum auf Reisen zu gehen, z.B. nach New York. „Ein Klartraum ist ein Traum, in dem der Mensch weiß, daß er träumt, und sich zusätzlich der Tatsache bewußt ist, daß er in die Traumhandlung steuernd eingreifen kann.“

„Spektrum der Nacht: Gut schlafen – klar träumen“ ist ein gut zu lesendes Selbsthilfebuch für alle von Schlaflosigkeit oder Albträumen geplagten Menschen. Faszinierend ist jedoch vor allem die detallierte Anleitung zum Klarträumen. Wer hat sich nicht schon mal gewünscht, seine Träume steuern zu können? Schritt für Schritt lernt man mit „Spektrum der Nacht“ seine Träume bewusst zu erleben und dann gezielt zu verändern. Von großer Hilfe dabei ist die dem Buch beigefügte „Dreamcard“, ein kleines Kärtchen im Scheckkartenformat, bedruckt mit den Worten: „Wach‘ ich oder träum‘ ich?“ Richtig angewendet, dient sie dazu, die Realität zu überprüfen und schnell festzustellen, ob man träumt.
Aber auch wenn man keine Schlafprobleme hat oder nichts an seinen Träumen verändern will, ist „Spektrum der Nacht“ ein wertvolles Nachschlagewerk zum Thema Schlafen und Träumen.

Grazyna Fosar und Franz Bludorf sind Physiker und Mathematiker sowie ausgebildete Heilpraktiker und Hypnosetherapeuten. Schwerpunkte ihrer Forschungsarbeit sind Neue Physik, Geomantie und Bewußtseinsforschung. Sie sind Autoren mehrerer Bücher zu grenzwissenschaftlichen Themen. Starke internationale Beachtung fanden ihre Bücher „Vernetzte Intelligenz“ (siehe Rezension in unserer Bücherecke), „Das Erbe von Avalon“ und „Zaubergesang“. Weitere Titel u. a.: „Der kosmische Mensch“, „Reif für die Zukunft“, „Dialog mit dem Unsichtbaren“.

Homepage der Autoren: http://www.fosar-bludorf.com

Anton Szandor LaVey – Die Satanische Bibel & Rituale

Wenn heute der Reizbegriff „Satanismus“ angeführt wird, so schwingt stets die Reminiszenz an den „schwarzen Papst“ mit dem Wahlnamen Anton Szandor LaVey (1930 – 1997) mit, der wie kein anderer zuvor die satanische Strömung in die Moderne und in das trübe Licht der Öffentlichkeit trug. Die Grundprinzipien und Wesenszüge dieser Ausrichtung lassen sich in nahezu allen Kulturen bis in die Anfänge zurück verfolgen und aufzeigen, und speziell im europäischen Raum erwuchs gerade um 1900 der „linkshändige Pfad“ (ein tantrischer Begriff) – der allerdings nicht schlicht mit dem Schlagwort „Satanismus“ gleichzusetzen ist, aber eine breite Basis damit teilt – aus vielerlei Orden und Gruppierungen zu einem gesellschaftlich merklichen Kraftstrom, verbunden mit Namen wie Hellfire Club, Golden Dawn, Ordo Templi Orientis, Fraternitas Saturni und all den Vermischungen und Splittergruppen, aber auch mit konkreten Namen wie natürlich Aleister Crowley, wenngleich dieser weder einen reinen Satanismus praktizierte noch speziell oder gar ausschließlich die Grundidee an sich voran tragen wollte.

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Lawhead, Stephen – Gast des Kalifen, Der (The Celtic Crusades)

Stephen Lawhead lässt in „Der Gast des Kalifen“, dem zweiten Band der „Celtic Crusades“-Trilogie, einen Sohn seines Helden Murdo eine Pilgerfahrt ins Heilige Land antreten.

Wie schon im Vorgänger „Das Kreuz und die Lanze“ ist das Ziel der Reise eine Reliquie von unschätzbarem Wert: Dieses Mal nicht die Heilige Lanze, sondern der Schwarze Stamm, Überrest des Wahren Kreuzes, an dem Jesus starb. Lawhead, der Theologie studierte, bietet auch diesmal wieder eine Melange aus mit Keltizismen vermischtem Christentum und katholischer Reliquienverehrung im Rahmen eines historischen Romans – garniert mit einem christlichen Geheimbund, der die Mission der frommen Männer aus dem Mittelalter auch in unserer Zeit fortsetzt.

Da alle drei Bände dieser Serie in etwa diesem Schema des braven Schotten, der zum Reliquiensammeln aufbricht, entsprechen, sind sie sich vom Stil und Inhalt sehr ähnlich, an dieser Stelle möchte ich zur besseren Orientierung eine Auflistung der Trilogie einfügen:

The Celtic Crusades
1. Das Kreuz und die Lanze (The Iron Lance)
2. Der Gast des Kalifen (The Black Rood)
3. The Mystic Rose (dt. Übersetzung Ende 2003 / 2004)

Achtung: Die Taschenbuchausgabe des ersten Bandes ist unter dem irreführend geänderten Titel „Der Sohn des Kreuzfahrers“ erschienen (siehe auch unsere Rezension dazu im Archiv).

Duncan’s Reise ins Heilige Land beginnt im schottischen Caithness. Murdo Ranulfson ist schon Jahre von seiner Kreuzfahrt zurückgekehrt, hat ein Stück Land erworben sowie die Eiserne Lanze, die den Leib Christi durchbohrte, der Obhut der Mönche der Célé Dé übergeben – und wurde selbst Mitglied des inneren Kreises dieser christlichen Sekte, die für das „wahre Christentum“ streitet, dem Papst und Kreuzfahrer nicht treu geblieben sind in ihren Augen.

Murdos Bruder Torf-Einar kehrt todkrank zurück, anstelle von Ruhm, Gold und Ehre fand er im Heiligen Land nur Habgier und Intrigen, er ist verarmt und körperlich am Ende. Bevor er stirbt, erzählt er Murdos Sohn Duncan vom Heiligen Land, auch vom Schwarzen Stamm, der vom Wahren Kreuz Christi stammt und in vier Teile getrennt wurde, da jedes Heer, das unter seinem Zeichen kämpfte, bisher den Sieg errang. Duncan ist fasziniert.

Torf stirbt, Duncans Frau kurze Zeit später im Kindbett. Duncan ist am Ende, er will Selbstmord begehen, wird aber von einem Freund, dem Mönch Padraig, daran gehindert. Mit neuem Lebensmut stellt sich Duncan eine Aufgabe: Er will ins Heilige Land und das Wahre Kreuz bergen. Murdo ist entsetzt, ihm selbst hat seine Kreuzfahrt während seiner Abwesenheit den Verlust seiner Ländereien durch skrupellose Kirchenmänner eingebracht, und sie verlief ganz anders als er sie sich vorgestellt hat. Duncan ahnt ein wenig von der Verbindung seines Vaters mit den Célé Dé, ist aber nicht eingeweiht.

Gegen den Widerstand seines Vaters bricht er mit dem Mönch Padraig auf. Sie nehmen in Frankreich den Sohn des armenischen Königs auf, den letzten Überlebenden einer Gesandtschaft zum Hofe König Ludwigs. Eine Krankheit und die ungewohnte Nahrung in Frankreich hat die Armenier das Leben gekostet. Roupen empfiehlt den beiden, über Flüsse quer durch Frankreich nach Marseille zu segeln, was sie auch tun. Auf dieser Fahrt erleben sie einige Abenteuer mit Räubern und Hass gegen den fremdländischen Roupen, obwohl er als Armenier auch ein Christ ist, wird er oft als Jude beschimpft.

In Marseille tun sie einem Komtur der Tempelritter einen Gefallen und segeln an Bord seines Schiffes nach Palästina. Dort erleben sie, wie wenig fromm die Mönchsritter sich mitunter benehmen können – saufen wie ein Templer war damals ein Sprichwort mit realem Hintergrund. Der Komtur Renaud de Bracineaux zieht schließlich Duncan ins Vertrauen: Bohemund II. plant von Antiochia aus einen Überfall auf das christliche Armenien. Er ist ehrgeizig und will seine Grenzen erweitern. Er bittet Duncan ihm zu helfen, Bohemund von diesem Unternehmen abzubringen. Roupen will er derweil schützen.

Bohemund ist jedoch nicht geneigt, dem Templer und seinen Begleitern zuzuhören. Bracineaux wird festgesetzt, Duncan flieht mit Roupen nach Famagusta auf Zypern. Dort soll laut Bracineaux ein Kopte namens Jordanus ihnen helfen, dieser unangenehmen Situation zu entfliehen. Jordanus bringt sie schließlich nach Anavarza, wo sich bald zeigt, dass ihre Warnung nicht unbedingt nötig ist: Die Armenier haben sich mit den Seldschuken verbündet, und das Heer Bohemunds rennt ins Verderben. Bei der Abreise wird Duncan von seinen Gefährten getrennt und von Emir Ghazi gefangen genommen. Unter der Beute befindet sich auch der Schwarze Stamm, was die Moslems jedoch nicht erkennen. Ghazi verschenkt ihn über Umwege an den Kalifen von Kairo. Dieser beschließt schließlich Duncans Hinrichtung. In den wenigen Tagen davor schreibt er seine Geschichte auf, wird jedoch bei einem Aufstand befreit und kann mit dem Wahren Kreuz fliehen.

Doch auch die Templer und Haschischin [= „Assassinen“, Anm. d. Lektors] suchen das Wahre Kreuz und arbeiten Hand in Hand, und so werden Duncan und seine Freunde von Attentätern verfolgt…

Vieles wird geboten – Templer, Haschischin, quer durch Frankreich und von Zypern ins Heilige Land nach Ägypten und wieder zurück geht Duncans Reise. Leider fehlen so auch deutliche Schwerpunkte, kein einziger Aspekt wird wirklich zufrieden stellend in Szene gesetzt. Die interessante Verbindung zwischen den Templern und den Haschischin ist in wenigen Sätzen aufgebaut, und das war es dann auch schon. An keinem der zahlreichen Handlungsorte wird näher ins Detail gegangen, die Reise wird im Buch sehr zügig vorangetrieben. So wurde mir zwar nicht langweilig, aber es blieb leider bei oberflächlichen Betrachtungen.

Größter Kritikpunkt ist die Ähnlichkeit zu vorherigen Romanen Lawheads: Dieses Schema wurde schon in „Das Kreuz und die Lanze“ verwendet, welches wiederum in dem abenteuerlicheren „Byzantium“ abgehandelt wurde, welches in der deutschen Version in zwei Teile aufgeteilt wurde, die vielsagende Titel haben: „Aidan – Die Reise nach Byzanz“ und „Aidan in der Hand des Kalifen“. Eine Reise die in der Gefangenschaft eines Kalifen endet… Lawhead käut hier denselben Gedanken wieder wie eine Kuh das Futter – leider ist das nicht gerade Appetit anregend… zudem war „Byzantium“ detaillierter, abwechslungsreicher und spannender.

So wirken die Celtic Crusades wie eine schwächere Neuauflage dieses Buches, nicht zuletzt bedingt durch eine Erzählweise Lawheads, die in meinen Augen schon immer seine Schwäche war: Der ominöse Geheimbund der Célé Dé lässt einen Nachfahren Murdos und Duncans in unserer Zeit die Reisemanuskripte ihrer Vorfahren lesen und… ja was und? Welche Ziele die Célé Dé haben, ist nie klar definiert, auch weiß ich selbst nach zwei Bänden nicht, was sie überhaupt tun. Reliquien sammeln? Besser wird die Geschichte durch die oftmals ins teils Sentimentale rutschenden Gedanken von Duncans Nachfahren nicht. Hier wird nur offenbar, dass Lawhead selbst als ehemaliger Theologiestudent offensichtlich seine Vorliebe für keltische Kultur und Lebensweise in den Célé Dé mit dem Christentum, wie er es sich vorstellt mixt – für die katholische Kirche und den Papst hatte er im Vorläufer sehr wenig übrig, dieses Mal ist diese Kritik nicht so ersichtlich, aber die einzig richtig frommen Christen sind wieder einmal die Célé Dé.

Ein Eigenplagiat mit einer wenig gelungenen übergestülpten Handlung in der Jetztzeit präsentiert erneut Lawheads Liebe zu den Kelten in einer rasanten Rundfahrt durch weite Teile der damaligen Welt. Da die Hauptfiguren recht sympathisch sind und das Ganze sehr gut lesbar ist, die Übersetzung hervorragend, man könnte meinen sie wäre das Original, kann man „Der Gast des Kalifen“ dennoch genießen. Große Höhepunkte sollte man jedoch nicht erwarten. Vielleicht schließt ja der dritte Band die unbefriedigende Geheimnistuerei in der Gegenwart zufrieden stellend ab, allen anderen empfehle ich als ähnliche Lektüre das wesentlich spannendere „Byzantium“, in der dt. Übersetzung als „Aidan – Die Reise nach Byzanz“ und „Aidan in der Hand des Kalifen“ erschienen.

Homepage des Autors: http://www.stephenlawhead.com/

Cornwell, Bernard – Stonehenge

Einen Roman über die Entstehung von Stonehenge konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Geben die „aufgehängten Steine“, so eine mögliche Übersetzung des Namens Stonehenge, doch seit jeher Rätsel auf. Bis heute konnte nur die Frage nach dem Wann? zufrieden stellend gelöst werden, jedoch die Antworten auf das Wie?, Wer? und vor allem Warum? bestehen aus Spekulationen, Vermutungen und purem Rätselraten. Optimale Voraussetzungen für einen umfangreichen historischen Roman rund um das berühmteste Bauwerk dieser Art, dessen sich der britische Autor Bernard Cornwell – u.a. durch seine Arthur-Trilogie bekannt geworden – leidenschaftlich annimmt.

Wahrheit und Fiktion – was was ist, erklärt der ehemalige BBC-Reporter in einem ausführlichen Nachwort selbst, das auch die wissenschaftlichen Ergebnisse in Bezug auf vorgeschichtliche Steinkreis-Anlagen – die in der Zeit von 4000 bis 1500 v.Chr. in ganz Nordwesteuropa entstanden sind – und im Besonderen auf Stonehenge zusammenfasst. Sehr informativ und gut erklärt! Darum werde ich mir einen Vergleich auch sparen, nur so viel sei erwähnt, dass der Autor die geschichtlichen Fakten für ein glaubwürdiges, mitreißendes Spektakel geschickt verwendet und den Leser gekonnt glauben macht: Genau so und nicht anders ist es passiert!

Aber was ist nun passiert?

Fremdländisches Gold zerstört die Idylle von Ratharryn und bringt die Gottheiten zum Wüten. Aufgefunden in einem nicht mehr benutzten Tempel, weiß niemand, woher es stammt und warum es aufgetaucht ist. Und die Fremdländischen wollen es zurück, denn es sind göttliche Schätze, deren Verlust nur Unglück bringen kann. Zwietracht bringt es auch nach Ratharryn, denn des Clanführers ältester Sohn Lengar will es zum Krieg gegen den Nachbarn Cathello verwenden. Doch sein Vater entscheidet, dass es nun zum Stamm gehört, und um die Götter zufrieden zu stellen, muss der Tempel neu erbaut werden.

Lengar kehrt mit den Fremden in ihr Land zurück, womit sein jüngster Bruder Saban nun der zukünftige Clanführer ist, denn der mittlere Bruder Camaban ist verkrüppelt und damit aus dem Stamm ausgestoßen. Doch Camaban schafft es, bei der mächtigen Zauberin Sannas von Cathello in die Lehre zu gehen. Er geht ebenfalls zu den Fremden, mit dem Plan, Slaol, dem Sonnengott, den größten, beeindruckendsten Tempel aller Zeiten zu bauen, denn als Ausgestoßener hat er in eben jenem verfallenen Tempel gelebt, als das Gold kam und Slaol hat schon immer zu ihm gesprochen. Und er will einen Steintempel, genau wie Cathello, nur mächtiger und größer.

Nachdem Saban die Mannbarkeitsprüfung überstanden und Derrewyn aus Cathello geheiratet hat, kehrt Lengar mit einem Vernichtungsfeldzug zurück, tötet seinen Vater, schickt Saban in die Sklaverei zu den Fremden nach Saramennyn und erhebt sich selbst zum neuen Clanführer.

In Saramennyn angekommen, wird Saban wieder frei und lernt die Gebräuche der Fremden kennen. Jedes Jahr zur Mitsommerwende wird eine Sonnenbraut dem Sonnengott durch Verbrennen geopfert, jedoch ist diese Sonnenbraut für einen Monat vorher eine Göttin. Als Aurenna, die neue Sonnenbraut, vom Gott verschont bleibt, wird sie seine neue Frau, allerdings bleibt sie immer in Kontakt mit dem Gott.

Camaban erwählt Saban zum Baumeister und die Suche nach den richtigen Steinen beginnt ca. 135 Meilen von seiner Heimat entfernt. Sie finden nicht nur die Steine, sondern einen fertigen Tempel, den der verrückt gewordene Hohepriester der Fremden auf einem Berganhang gebaut hatte. Saban muss jetzt noch eine Lösung für den unmöglich erscheinenden Transport finden, doch Camaban lässt ihm keine Ruhe und so baut Saban Schiffe, die stark genug sind, um die mannshohen Steine fortbewegen zu können. Der Transport der Steine und der neue Aufbau erstreckt sich über viele Jahre und als der neue Tempel steht, ist er enttäuschend klein und unscheinbar. Ein neuer Tempel soll gebaut werden, diesmal der richtige, denn hinzu kommt, dass der Tempel nun noch mehr Bedeutung hat: Er soll den Sonnengott und die Mondgöttin zusammenführen und damit den Tod, den Winter und alles Leid aus der Welt vertreiben …

Mit jeder Seite von „Stonehenge“ bricht eine Informationswelle über den Leser herein, die einerseits ein wenig erdrückend erscheint, andererseits so detailliert und fesselnd ist, dass ich zumindest nichts überlesen konnte und wollte. Die Story wird nie langweilig, da immer wieder Drehungen und Windungen den roten Faden zu einer Schleifenlinie werden lassen und neue Charaktere einen völlig anderen Wind hineinbringen. Die Charaktere sind überhaupt großartig, allein Camaban fasziniert durch seine herausfallende Entwicklung und den heranwachsenden Wahnsinn, der in der damaligen Zeit sicherlich bei Priestern und Zauberern vorherrschte und somit das Volk in Schach hielt.

Jeder von ihnen besticht durch Lebendigkeit, Kraft und eine ureigene, perfekt ausgearbeitete Persönlichkeit, die zusammengebracht ein Feuerwerk höchsten Lesegenusses auslösen. Lengar, der eiskalte Krieger, Saban, der ruhige, kluge Baumeister, Camaban, der sich selbst als die Verkörperung des Sonnengottes sieht, Derrewyn, die hasserfüllte, gnadenlose Zauberin und schließlich auch Aurenna, die, durch Camaban angesteckt, selbst dem Wahn anheimfällt und glaubt, die Mondgöttin zu sein – sie alle verfolgen ihre eigenen Ziele, haben ihre eigenen Wünsche und doch verbindet sie der Bau des Tempels. Freiwillig oder unfreiwillig, sie beugen sich den Göttern.

Ebenfalls ein wichtiger Beitrag zu diesem Meisterwerk sind die Beschreibung der Gedanken von Camaban, die geistige Entstehung des Tempels und das stetige Wachsen seiner Bedeutung. Beeindruckend schildert Cornwell, wie das Leben seiner Protagonisten voll und ganz auf den Glauben ausgerichtet ist, wie alles mit den Göttern zusammenhängt und welche Abhängigkeit sich daraus ergibt.

Es ist natürlich sehr wahrscheinlich, dass Stonehenge zur Himmelsbeobachtung genutzt wurde, aber auch Rituale wie Beerdigungen, Hochzeiten, Opferungen etc. werden dort stattgefunden haben, doch warum dieses große, beschwerliche, fast übermenschliche Unterfangen? In vielen Urvölkern gibt es die Legende, dass die Sonne und der Mond vor Beginn der Zeit Liebende waren und sich im Streit getrennt haben – vielleicht wurde Stonehenge ja wirklich erbaut, um beide wieder zueinander zu führen?

Auf jeden Fall ist „Stonehenge“ ein Buch, das allemal lesenswert ist, für mich eines der besten historischen Werke, die ich bis jetzt in der Hand hatte.

Homepage des Autors: http://www.bernardcornwell.net

Mehr zu dem Thema:
http://www.england-seiten.de/specials/stonehenge
http://www.stonehenge.brain-jogging.com

Grundy, Stephan – Rheingold

Rheingold – wer jetzt an einen Zug der Bundesbahn denkt, der fährt auf dem falschen Gleis. Der sagenumwobene Nibelungenschatz im Rhein ist hier gemeint.

„Rheingold“ ist das Erstlingswerk und gleichzeitiger Bestseller des Autoren Stephan Grundy, der auf die ältere Wälsungen-Saga zurückgreift. Der 1967 in New York geborene Grundy schrieb seine Doktorarbeit über den germanischen Kriegsgott Wotan, er ist zweifellos ein Kenner der Materie. Sein Verdienst ist es, die Geschichte in eine zeitgemäße Sprache umgesetzt zu haben.

Wer kennt die Geschichte um den Drachentöter Siegfried, den grimmen Hagen und den Untergang der Burgunder nicht, die besonders in der Nazizeit zum deutschesten aller deutschen Epen hochstilisiert und missbraucht wurde? Das Rheingold, ein Zwergenschatz, zu dem auch der verfluchte Ring der Nibelungen gehört, ist jedoch in der bekannten Form eher nebensächlich – bei Wagner’s Oper geht es viel mehr um menschliche Tragödien, Pflichterfüllung und Rachsucht. Bei Grundy erfährt der Leser wesentlich mehr.

Er beschreibt, wie es zum Fluch des Rheingoldes kam. Loki musste eine Blutschuld zahlen für den Sohn seines Gastgebers, den er unwissentlich getötet hat. Um Wotan, der als Geisel zurückblieb, wieder auszulösen, knöpfte er listig den Schwanenjungfrauen und den Zwergen ihren Schatz ab. Doch seine rücksichtslose Betrügerei blieb nicht ohne Folgen, denn die Zwerge verfluchten das Rheingold, insbesondere den Ring. Doch der listige Loki zahlte der Sippe der Wälsungen den Ring und das Rheingold als Wehrgeld…

Vor Gier nach Gold töteten Fafnir und Regin ihren eigenen Vater, Fafnir wurde zum Drachen und behütete den Hort mit dem Gold, Regin wurde Lehrling der Zwerge. Hier zeigen sich erste Unterschiede zum bekannten Nibelungenlied auf, die ich nur stichpunktartig und unvollständig erwähnen werde – so bleibt euch eine gewisse Spannung bestehen, denn die Wälsungen-Saga unterscheidet sich teilweise ganz erheblich von der bekannteren wagnerianischen Fassung!

Im ersten Buch, DIE WÄLSUNGEN, wird erzählt, wie es zum Fluch des Goldes kommt. Streit und Neid in der Sippe führen dazu, dass Sigmund, der Vater Sigfrids, gegen den Gemahl seiner Schwester, Siggeir, Krieg führt. Einem Zweig der Sippe schob Wotan seine Walküre Hild als Frau unter, von dieser rührt die übermenschliche Stärke der Wälsungen her. Mit Sigmunds Tod und der Annahme seiner Frau Herwodis und ihrem ungeborenen Sohn Sigfrid durch den fränkischen Fürsten Alprecht beginnt das zweite Buch.

In SIGFRID beginnt der klassische Teil des Nibelungenlieds, allerdings bekämpft hier Sigfrid nicht den Zwerg Alberich, vielmehr hilft ihm der zum Zwerg gewordene Regin, den Drachen Fafnir zu töten. Auch erbeutet er nicht das Zauberschwert Balmung, sondern er schmiedet das Gram genannte Schwert seines Vaters Sigmund wieder zusammen. Das Verhältnis von Sigfrid zu Gunter und Hagen ist auch differenzierter als bei Wagner: Der grimme Hagen schwört sogar Sigfrid Blutsbrüderschaft, es herrscht kein Hass zwischen den beiden. Auch wird Sigfrid nicht mit Krimhild vermählt, sondern mit Gunters Schwester Gudrun. Die auf Erden gefangene Walküre Brünhild, der er zuvor die Ehe versprochen hat, trickst er ohne eigene Schuld aus, denn ein Liebestrank seiner Schwiegermutter Krimhild lässt ihn alle alten Schwüre vergessen. Doch bald weiß jeder, was Sache ist – und das Unheil nimmt seinen Lauf…

Im letzten Buch, GUDRUN, kommt es zum Streit zwischen Brünhild und Gudrun. Diese fühlt sich betrogen und fordert von allen, den eidbrüchigen Sigfrid zu strafen, zusätzlich fordert sie noch als Königin seinen Kopf. Hagen führt die Pflicht aus, und wird danach von allen gehasst. Gudrun flieht im Zorn auf ihre Brüder und kehrt erst Jahre später zurück, als ihre Mutter Krimhild im Sterben liegt. Sie wird mit Attila, dem König der Hunnen, vermählt. Anders als bei Wagner warnt sie jedoch ihre Brüder Hagen und Gunter, als dieser sie in seine Halle einlädt: Die Römer fordern den Kopf Gunters, und Attila selbst möchte endlich das Gudrun von Sigfrid als Morgengabe überreichte Rheingold. Auch endet das folgende Gemetzel anders, so kämpft Gudrun auf Seiten ihrer Brüder. Mehr verrate ich euch aber nicht.

Es gibt noch einige weitere bemerkenswerte Unterschiede: So wird Sigfrid als starker, mutiger, ehrlicher Kerl beschrieben, der jedoch leichtsinnig und unbedacht handelt, keine Geduld hat und nicht gerade der Hellste ist. Hagen wird als unbeliebter Eigenbrötler beschrieben, der hier jedoch keinen persönlichen Groll gegen Sigfrid hegt, auch nicht als er für das Wohl seiner Sippe – Hagen gehört entfernt zum Zwergengeschlecht der Nibelungen – und für Burgund sich schließlich ins soziale Abseits rückt und Sigfrid tötet. In dieser Fassung hat er sogar eine Frau und einen Sohn, der ihn nach seinem Tod an Attila rächen darf. War bei Wagner die Feindschaft Hagens und Sigfrids sowie der beiden Frauen Krimhild und Brünhild zentrales Thema, wird hier Krimhild zur Drahtzieherin im Hintergrund und durch die nicht rachsüchtige Gudrun ersetzt, Hagen nicht zum Feind Sigfrids, sondern zum doch eher düsteren, aber klugen und bedacht handelnden Vertreter der Zwerge. Auch die Tarnkappe wird anders beschrieben als bei Wagner, die ganze Tötung Fafnirs unterscheidet sich stark von dem, was ich bisher kannte.

Rheingold war wider Erwarten spannend, obwohl ich das Nibelungenlied kannte, insbesondere das erste Buch über die Ursprünge der Wälsungen war mir völlig neu. Alle Personen sprechen ein zeitgemäßes Deutsch, die Sitten, Gebräuche und Anreden, wie „Frowe“ für die Herrin des Hauses, blieben jedoch erhalten. Ebenso das Flair, das eine Sage in meinen Augen ausmacht. Der Sprachstil dürfte jedoch ein breites Publikum ansprechen, ohne dabei auch nur im Geringsten das Nibelungenlied zu profanisieren.

Was mir weniger gut gefiel war ein Hinweis auf Zensur im Nachwort, die „Völsung“-Saga ist in einer wilden und rauhen Zeit entstanden, so wurden Grausamkeiten Siglinds wie das Annähen von Lederhemden in die Haut von Kindern, die sie auf ihr Wälsungen-Blut prüfen will, oder Hagens Rat in der Halle Attilas, das Blut der Gefallenen zu trinken, da Wassermangel herrschte, gestrichen oder durch harmloses Wasser aus der Küche ersetzt. Mich stört das, andere freut es vielleicht, denn obwohl öfter Männer im Kampf sterben, ist das die friedlichste Umsetzung der blutigen Sage überhaupt. Der Kern der Geschichte wird davon nicht berührt, und ich bin mir nicht sicher, ob das Nachwort „in dieser Fassung gestrichen“ nur die deutsche Version oder alle Sprachausgaben von Rheingold meint. So bleiben selbst Szenen wie ein in einen Werwolf verwandelter Sigmund, der Menschen im Wald anfällt, sehr harmlos und unblutig, was das Buch für jüngere Leser eignen würde, aber andererseits zielt es auf ein erwachsenes Publikum ab in Länge, Anspruch und Umfang. Leider erweckt dieser Gewaltverzicht auch oft den Eindruck, Sigfrids Männer wären keine wilden und brutalen Eroberer, oft Vergewaltiger, sondern ein gesitteter Haufen gewesen. Übrigens: Historisch gesichert ist nur die Figur des Gunter, alles andere hat keinen besonders nahen Bezug zur tatsächlichen Geschichte.

Die Übersetzung ist erstklassig, die beiden Übersetzer haben die englischen Varianten der Namen sehr gut und stimmig im Sinne des Autors übersetzt, mein einziger Kritikpunkt an der stilistisch und sprachlich vorzüglichen Leistung: Warum hat man, wenn man heute bekannte Namen wählt und zum Teil auf philologisch korrekte Namensgebung bewusst verzichtet, nicht das heutige SIEGFRIED anstelle von SIGFRID genommen?

Im ganzen Buch ist mir kein einziger Setzungsfehler aufgefallen, Satz und Druck sind ebenfalls ausgezeichnet. Das sehr schöne Titelbild zeigt Brünhild oder Gudrun mit Sigfrids Schwert am Rheinufer. Mit 846 Seiten Umfang, die dicht bedruckt sind in einer platzsparend kleinen Schriftgröße, ist das Buch zudem sehr umfangreich. Selbst Vielleser haben einiges zu tun. Es ist sehr gut gebunden, selten ist ein Softcover so gut verarbeitet, dass die Seiten nicht zur Loseblattsammlung mutieren und es sich nicht selbst zublättert. Zum Glück, bei dem Unfang wäre das auch eine ziemliche Plage.

Ein großer Mythos – für unsere Zeit neu erzählt. So steht es auf dem Buchrevers. Dem kann ich mich nur anschließen. Wer auch nur einen kleinen Funken für Sagen oder Geschichte allgemein übrig hat, sollte sich das Buch unbedingt kaufen. Selbst wer das Nibelungenlied kennt – Grundys Mix aus dem von Wagner her bekannten Stoff und der Völsung-Saga ist gerade wegen der oft gravierenden Unterschiede sehr interessant zu lesen. Wer auf den Geschmack gekommen sein sollte und mehr über den auch hier mysteriösen Hagen lesen möchte, dem sei das inoffizielle Prequel „Wodans Fluch“ vom gleichen Autor empfohlen. „Rheingold“ ist ein Buch, das jeden Cent wert ist.

Rüggeberg, Dieter – Theosophie und Antroposophie im Licht der Hermetik

Mit diesem Buch liegt eine sehr gute Einführung in Theosophie, Antroposophie und Hermetik vor. Der Autor wählt als Hauptbezugspunkt die hermetische Tradition nach Bardon, um die anderen Disziplinen zu vergleichen. So erreicht er eine wichtige Distanz zu den teils widersprüchlichen oder für sich genommen schwer verständlichen Aussagen Steiners und Blavatskys. Rüggeberg gibt mehr Überblick, wo andere Autoren voreingenommen sind oder aus ideologischen Gründen Kritik keinen Platz hat. Der Autor ist mit den Themen umfassend vertraut und bietet eine gelungene Mischung aus Zitaten und erklärenden eigenen Überlegungen. Mit Rudolf Steiners oder Helena Blavatskys Originaltexten werden ‚Einsteiger‘ oft Schwierigkeiten haben, da die verwendeten Begriffe und Modelle nur wenig erklärt werden; außerdem sind – besonders bei Steiner – viele Grundzusammenhänge nicht systematisch aufbereitet. Genau hier ist vergleichende Sekundärliteratur wichtig. Angenehm fielen mir die über das Buch verteilten Tabellen auf, in denen Aspekte des Kosmos und des Menschen dargestellt werden. Rüggeberg zeigt auch Lücken und Schwachstellen auf, dabei ist er stets sachlich begründend.

Zum Anliegen des Buches schreibt der Autor: „Eine Aussage von Steiner, die ich … voll unterstreichen kann…: ‚Nichts ist schlimmer für den esoterischen Schüler, als wenn er bei einer gewissen Summe Begriffe, die er schon hat, stehen bleiben will, und mit ihrer Hilfe alles begreifen.‘ Es sind insbesondere Sätze wie dieser, die mich zur Veröffentlichung des vorliegenden Werkes veranlaßt haben, weil mir die Unlust vieler Schüler zu vergleichenden Studien gut bekannt ist. Außerdem schien es mir notwendig, auch die theosophisch-antroposophischen Lehren noch um einige Begriffe zu erweitern.“ (S. 127) Diesem Anliegen ist er gerecht geworden.
Fazit: Unbedingt empfehlenswertes Einführungswerk zur westlichen Esoterik.

aus dem Inhalt:
Akasha und die vier Elemente
Geist, Seele und Körper
Mentale, astrale und physische Welt
Die geistige Hierarchie und die Planetensphären
Der okkulte Weg zur Einweihung
Wer oder was ist Christus?

_Knut Gierdahl _
für die Zeitschrift [AHA]http://www.aha-zeitschrift.de/
Ausgabe 04/2003 (August/September)

Cornwell, Patricia – Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers

„Wer war Jack the Ripper?“ Bis jetzt gelang es wohl niemandem, diese Frage mit endgültiger Sicherheit zu beantworten. Seit 115 Jahren wurde versucht, dieses „Mysterium“ zu lösen und dabei hat man unzählige Theorien über die Identität des Rippers entwickelt. Einige davon klingen äußerst plausibel, jedoch beruhen alle auf Annahmen und Vermutungen. Für keine Theorie konnten bis jetzt schlüssige Beweise erbracht werden.

Fakt ist, dass zwischen dem 31. August und dem 9. November 1888 in Londons „East End“-Stadtteil Whitechapel fünf Prostituierte auf grausame Weise ermordet wurden. (Über die Jahre schwankte die Zahl der dem Ripper zugeschriebenen Morde, aber diese fünf werden von fast allen Autoritäten auf diesem Gebiet akzeptiert.)
Das erste Opfer, Mary Ann (Polly) Nichols, wurde am 31. August gegen vier Uhr morgens gefunden. Sie starb an zwei vertikalen Schnitten durch ihren Hals, die sowohl die Luftröhre als auch die Speiseröhre durchtrennten. Nach Aussage des herbei gerufenen Arztes war sie noch nicht länger als eine halbe Stunde tot und sie wurde an ihrem Fundort getötet. Von den befragten Anwohnern hatte jedoch niemand etwas Verdächtiges gesehen oder gehört. Im Leichenschauhaus wurde dann festgestellt, dass Polly’s Unterleib tiefe Messerschnitte aufwies, die ihr aber vermutlich erst nach dem Tod zugefügt wurden.
Das zweite Opfer, Annie Chapman, wurde am 8. September um sechs Uhr morgens gefunden. Obwohl die Straßen um diese Zeit schon belebt waren, hatte auch diesmal niemand etwas gesehen oder gehört. Der untersuchende Arzt vermutete, dass sie seit etwa zwei Stunden tot war. Annie Chapman wurde am Fundort vermutlich erst bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und anschließend mit einem Schnitt durch die Kehle getötet. Auch ihr Unterleib wurde nach dem Tod mit einem Messer zerschnitten.
In der Nacht vom 29. auf den 30. September wurden zunächst das dritte Opfer Elisabeth Stride und dann das vierte Opfer Catherine Eddowes gefunden. Elisabeth Stride, entdeckt um ein Uhr morgens in Dutfield Vard, war vermutlich erst eine halbe Stunde tot, als man sie fand. Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten und ihr Unterleib wurde mit einem Messer ausgeweidet. Ebenso war es bei Catherine Eddowes, die etwas später am Mitre Square aufgefunden wurde.
Das fünfte und vermutlich letzte Opfer des Rippers war Mary Kelly, die man am 9. September in ihrem Zimmer mit durchtrennter Kehle und grausam verstümmeltem Unterleib fand.

Die wohl bekannteste und in Filmen und Büchern am meisten verwendete Theorie über die Identität des Rippers ist die „Königliche Verschwörung“ (die auch die Grundlage für den neuesten Ripper-Film „From Hell“, basierend auf einer Comic-Reihe, bildete):
Prinz Albert Victor, Enkelsohn von Queen Victoria, verliebt sich in ein armes Mädchen aus Whitechapel, schwängert und heiratet sie anschließend in einer geheimen Trauung. Um einen Skandal für die Queen zu vermeiden, müssen sowohl das Mädchen und ihr Kind, aber auch ihre fünf Freundinnen, die davon wissen, beseitigt werden. Der königliche Leibarzt nimmt sich der Sache an, bringt das Mädchen in ein Irrenhaus und erfindet für die fünf Freundinnen „Jack the Ripper“. Da diese Theorie sehr viele Lücken aufweist und Teile davon einfach erfunden wurden, gehört sie zu den weniger glaubwürdigen.

Die amerikanische Krimi-Autorin Patricia Cornwell, die vor allem durch ihre Kay-Scarpetta-Romane bekannt geworden ist, behauptet nun, dass die grausamen Morde von Englands angesehenem viktorianischen Maler Walter Sickert begangen wurden. Die ehemalige Polizeireporterin gab über sechs Millionen Dollar aus, um ihre Theorie mit Beweisen zu untermauern. Sie befragte Forensiker, DNA-Analytiker, Graphologen und Kunsthistoriker und kaufte mehrere Bilder Sickerts, um diese auf DNA-Spuren zu untersuchen. Diese wollte sie dann mit DNA-Spuren vergleichen, die eventuell auf einem oder mehreren von den 250 von Jack the Ripper unterschriebenen Briefen vorhanden waren. Leider hatte sie bei der Suche nach DNA-Spuren keinen Erfolg. Ihre Theorie stützt sich bislang also nur auf Vermutung und Indizien. So malte Walter Sickert einige makabre Gemälde, die Cornwell mit dem Ripper in Verbindung bringt. Auf einem seiner Gemälde will sie beispielsweise das Zimmer wiedererkennen, in dem Mary Kelly (Opfer Nr. 5) ermordet wurde. Außerdem hat sie herausgefunden, dass ein weithin als echt eingestufter Brief des Rippers das gleiche Wasserzeichen aufweist wie die Korrespondenz des Malers. Walter Sickerts psychologisches Profil scheint dazu für einen Serien-Killer maßgeschneidert zu sein. Er hatte einen gewalttätigen Vater und wurde mit einer Penis-Mißbildung geboren. Durch einen chirurgischen Eingriff im Kindesalter musste er wahrscheinlich mit einer Verstümmelung leben.

Patricia Cornwell schafft es aber in „Wer war Jack the Ripper?“, ihre Vermutungen auf packende und überzeugende Weise darzustellen. Vor allem die Beschreibungen der fünf Whitechapel-Morde sind sehr eindrücklich und nichts für schwache Nerven, obwohl, oder gerade weil sie ohne die in fiktiven Romanen übliche Effekthascherei beschrieben werden. Die Atmosphäre der viktorianischen Epoche wird durch die sorgfältige Recherche der Autorin überzeugend geschildert. Ein großer Nachteil bleibt jedoch, dass Patricia Cornwell in der Chronologie hin und her springt, was zwar dem wirklichen Verlauf ihrer Ermittlungen entspricht, es aber dem Zuhörer sehr erschwert, ihrem Versuch, Walter Sickert als Ripper zu überführen, zu folgen.

Die im Vergleich zum Buch gekürzte Hörbuchfassung wird im Wechsel von Fransiska Pigulla (bekannt als Synchronstimme von „Scully“ aus „Akte X“) und Stephan Benson gelesen. Sie besteht aus vier CDs mit einer Gesamt-Laufzeit von 293 Minuten. Negativ fällt das Papp-Booklet auf, das die CDs enthält. Es ist nicht sehr stabil und die CDs werden nur eingesteckt, können also jederzeit bei unvorsichtiger Handhabe herausrutschen und die Handhabung ist für die Oberflächenbeschichtung nicht gerade schonend.

Homepage der Autorin: http://www.patriciacornwell.com

Deutsche Infoseite zum Thema: http://www.jacktheripper.de