Archiv der Kategorie: Musik

Autorenteam – 25 Alben, die die Welt veränderten

Fachsimpeleien sind das täglich Brot eines jeden Musikjournalisten: Woher beziehen bestimmte Acts ihre Einflüsse, welche Inspirationsquellen prägten neu entwachsene Subgenres, warum sind gewisse Sparten angesagter als andere, und aus welchen Gründen sind alteingesessene Rockdinosaurier immer noch tauglich, die großen Stadien und Arenen zu füllen? Die üblichen Fragen zu den üblichen Verdächtigen kehren immer wieder zurück. Viel geschäftiger und hitziger wird aber oftmals noch diskutiert, welche nun die Alben sind, die das Business am deutlichsten veränderten, die Szenen formten, gesellschaftliche Bewegungen initiierten und letzten Endes das begründeten, was auch heute noch Bestand hat.

Dieser Aufgabe stellten sich jüngst auch einige britische Musikjournalisten, denen die Herausforderung gerade recht kam, die 25 wichtigsten Platten herauszufiltern und ihren Einfluss auf den Markt kenntlich zu machen. Es ging um kulturelle Wahrzeichen, Meilensteine, schließlich aber auch wiederum nur um eines: handgemachte Rockmusik von zeitloser Wirkung.

Inwiefern die Herrschaften hier den Geschmack alle objektiven Betrachter treffen, sei natürlich dahingestellt. Allerdings kann man schon sagen, dass illustre Gestalten wie Geoff Brown, Patrick Humphries oder David Buckley, allesamt renommierte Vertreter der britischen Journaille, sich bei der Auswahl gefühlsmäßig ausschließlich auf Klassiker berufen haben, und das in allen Sparten der Rock- und Popmusik. Alles beginnt mit Elvis Presleys legendärem Einstieg mit „The Sun Years“, dem hier eine der längsten Hommagen gewidmet ist. Peter Doggett philosophiert leidenschaftlich über die Aufnahmen aus den Jahren 1954/55 und setzt zu Beginn der Veröffentlichung schon einmal einen klaren Standpunkt, was genau in „25 Alben, die die Welt veränderten“ das Programm füllt.

Chronologisch geht es weiter über die Frühwerke der Beach Boys und von Bob Dylan hin zum Beatles-Monument „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, ebenfalls von Doggett zusammengefasst. Es folgen Exkurse über Hendrix, Cash und Clapton, bevor dann mit The Who und Led Zeppelin die ersten Rock-’n‘-Roll-Geniestreiche ans Tageslicht drängen. Pink Floyds Meisterwerk „Dark Side Of The Moon“ und Bruce Springsteens „Born To Run“ markieren offenkundige Standards, „Ziggy Stardust“ von Bowie ebenfalls. Überraschender sind indes die Wahl des „Catch A Fire“-Werkes von Bob Marley & The Wailers sowie von „Rumours“ von Fleetwood Mac, mit denen die 70er-Periode dieses Buches langsam aufs Ende zusteuert. Mit den Sex Pistols und The Clash bleiben, aus britischer Sicht, noch zwei unverzichtbare Bands in Reserve, die unbestritten eine Welle losgetreten haben, wenngleich der musikalische Wert ihrer Scheiben bis heute diskussionswürdig ist. Aber ihre Bedeutung ist eben auch nicht anzuzweifeln.

Mit dem Schwenk ins nächste Jahrzehnt offenbart sich schließlich auch, dass de Kritiker bis heute der Meinung sind, die einflussreichsten Alben seien zu jener Zeit bereits geschrieben worden. Jacksons „Thriller“ und „The Joshua Tree“ von U2 bleiben aber unumgänglich, Nirvanas „Nevermind“ genauso. Warum „Abba Gold“ jedoch Erwähnung findet, obschon es sich hierbei um einen Best-of-Release handelt, erschließt sich nicht. Auch R.E.M. und „Automatic For The People“ kommen überraschend, wobei der Fakt, dass Stipe und Co. aus dem Vereinigten Königreich stammen, wohl entscheidend war. Letzteres kann man von „OK Computer“, dem Radiohead-Meilenstein, jedoch nicht behaupten, weshalb Thom Yorke und sein bisher bedeutsamstes Vermächtnis die Auflistung auch würdig und zu Recht beschließen.

Auffällig bleibt jedoch, dass die 25 erwähnten Alben fast ausnahmslos von britischen Künstlern stammen und die dortige Fachpresse in der heimatlichen Szene wohl nach wie vor den Ursprung der modernen Popmusik sieht. Dem ist gewissermaßen zuzustimmen, denn wie bereits erwähnt, ist die Auswahl sehr erlesen und nachvollziehbar. Dass Gruppen wie unter anderem AC/DC, Metallica, Queen oder auch Tori Amos keine Beachtung finden, ist aber dennoch eine suspekte Tatsache, die wohl am Geschmack der beteiligten Schreiberlinge festzumachen ist. Doch das ist vielleicht auch nur zweitrangig.

Fakt ist, dass die Alben sehr gut reflektiert werden, der Leser individuell sehr viele Background-Infos abgreifen kann und man zum Ende des Sammelwerkes durchaus den Eindruck hat, eine Menge Wissen hinzugewonnen zu haben – womit der eigentliche Zweck dieser Ausgabe auch erfüllt wäre. Allen Musikinteressenten sei „25 Alben, die die Welt veränderten“ daher auch ans Herz gelegt. Anders als gewohnt ist das Informationsmaterial nämlich alles andere als banal dargestellt, sondern fachkritisch unter die Lupe genommen worden!

|348 Seiten
ISBN-13: 978-3-86543-416-6|
http://www.bosworth.de

Schöwe, Andreas – Wacken Roll

Die 20-jährige Jubiläum des mittlerweile renommiertesten Heavy-Metal-Events weltweit wurde gerade erst ansprechend gefeiert, da gibt es auch schon die erste Nachlese zum |Wacken Open Air|. Niemand Geringerer als Edelstahl-Verfechter Andreas Schöwe, der fast parallel zur Etablierung des Festivals seine Tätigkeit beim deutschen |Metal Hammer| begonnen hat, lässt in seiner neuen Publikation „Wacken Roll“ zwei Dekaden auf den heiligen Äckern in der norddeutschen Gemeinde Revue passieren – und schafft damit einen weiteren groben Abriss über das, was dieses Fest auszeichnet, und was die Faszination |Wacken| für die gesamte Szene bedeutet.

Die knapp 300-seitige Analyse verschwendet zu Beginn keine Zeit an heroischen Einleitungen oder großen Lobeshymnen. Nach einer kurzen Dokumentation über die historische Entwicklung der Gemeinde Wacken gibt es kompakte Kurzreviews über die einzelnen Festivaljahre und all die Problematiken, die sich den beiden Organisatoren Holger Hübner und Thomas Jensen entgegenstellten. Da erfährt man von finanziellen Desastersituationen, mit letzter Kraft verhinderten Festivalabbrüchen, ungünstigen Kooperationen und einer Menge Ärger und somit von Seiten, die man heute kaum noch mit dem Trademark W:O:A in Verbindung bringen würde. Gerade die ersten Jahren waren für die beiden Köpfe des Wacken-Teams eine lehrreiche Zeit, die mit dem hartnäckigen Durchhaltevermögen der Herrschaften Jensen und Hübner nie überstanden worden wäre.

Dass Schöwe in seinem geschichtlichen Querschnitt also auch genau das betont, was man nicht eh schon in hundert anderen, vergleichbaren Publikationen gelesen hat, macht die Sache interessant. Dennoch schleicht sich in diesem ersten, ziemlich ausführlichen Kapitel schon das Manko ein, das sich auch im weiteren Verlauf durch das Buch ziehen soll: Das Gros der Artikel ist kurz und bündig gehalten, beinahe gänzlich ohne Tiefgang und als Aufbereitung einer zwei Dekaden andauernden Story ein wenig dürftig – weil oberflächlich. Die Aufzählung der Bands mancher Editionen ist nämlich letzten Endes ebenso wenig spannend wie das faktische Resümee, dass die Zuschauerzahlen von Jahr zu Jahr zugelegt haben.

Die inhaltliche Oberflächlichkeit kratzt aber löblicherweise nur bedingt am Unterhaltungswert von „Wacken Roll“, was daran liegt, dass Schöwe allerhand mehr oder minder betroffene Persönlichkeiten vors Mikro zehrt und ihnen Meinungen und Anekdoten zum Geschehen in der so genannten Kuhle entlockt. Götz Kühnemund als Chefredakteur des |Rock Hard| kommt ebenso zu Wort wie des Autors Kollege Thorsten Zahn vom |Metal Hammer|. Aber auch zahlreiche Musiker dürfen sich zu ihrem Verhältnis zum |Wacken Open Air| outen, darunter Namen wie Bobby Ellsworth, Jörg Michael, Kai Hansen, Silenoz, Jon Oliva und Gary Holt.

Zuletzt gibt es auch noch einen Abschnitt, der ausschließlich den Fans gewidmet ist und ihre ganz besondere Verbundenheit mit dem Event selber, also nicht zwingend mit dem jeweiligen Billing, zum Ausdruck bringt. Das W:O:A und seine ganz unterschiedlichen Supporter bekommen ein recht großes Forum, das auch genutzt wird, um den vielleicht interessantesten Teil des Buches zu füllen. Und das ist auch gut so, denn wie Jensen und Hübner wohlweislich betonen, wäre das Open Air nichts ohne seine Fans – und die werden auch im kommenden Jahr wieder in Herrschaften im höheren fünfstelligen Bereich zu den Weiden im hohen Norden pendeln!

Summa summarum ist „Wacken Roll“ zwar sicherlich kein besonderer Buch-Release, da viele Inhalte nur das zusammenfassen, was man in groben Zügen eh schon über das Festival weiß. Doch Schöwe hat einen sehr unterhaltsamen, sympathischen Stil und schafft es auch ohne den entscheidenden Tiefgang, seine Leser bei der Stange zu halten, was man bei all den verschiedenen Abrissen zu diesem Spektakel bereits als Auszeichnung verstehen sollte.

|271 Seiten
ISBN-13: 978-3854453048|
http://www.hannibal-verlag.de

Canter, Marc / Porath, Jason – Guns N\‘ Roses – It\’s (Not) So Easy. Der steinige Weg zum Erfolg

Was passiert, wenn du in jungen Jahren siehst, wie jemand dein Fahrrad klauen will? Entweder du verprügelst ihn oder der Dieb lässt es sein und entschuldigt sich bei dir – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Das hört sich abenteuerlich an, doch in diesem Fall war es Saul Hudson, besser bekannt als „Slash“, der Marc Canter das Bike streitig machen wollte. Irgendwie schaffte es dieser „Slash“, die Kurve zu kriegen, und die beiden wurden beste Freunde, schließlich teilten sie die Leidenschaft für Fahrrad-Motocross. Schon damals bemerkte Marc, dessen Familie übrigens das bekannte [„Canter’s Deli“]http://www.cantersdeli.com gehört, dass sein Kumpel eine „Rampensau“ ist, doch sollte sich diese Tatsache erst viele Jahre später so richtig auszahlen.

Genauso kurios wie diese Geschichte, ist die Entwicklung von GUNS N‘ ROSES. Dieses Buch liefert dafür viele interessante Fakten und erzählt allerlei lustige Begebenheiten bis zur Veröffentlichung des Debüts „Appetite For Destruction“. Dabei ist es weniger eine trockene Biografie, die von einem außenstehenden Dritten geschrieben wurde, sondern eine sehr direkte und teilweise schockierende. Weil Marc auch als sechster Mann der Band bezeichnet werden kann, weiß er natürlich auch Details zu berichten, die ein anderer gar nicht wissen kann. Von Anfang an, als „Slash“ auftrat, machte er Fotos, sammelte Zeitungsartikel, Konzerttickets und hob dessen Gekritzel auf. Die Tracklisten und Ansagen sind ebenfalls enthalten. Letztere werden zwar mit der Zeit ein wenig langweilig, da sie fast immer dieselben Worte enthalten, doch sie sind der rote Faden, der sich durch das Buch zieht.

Das Werk schafft es wunderbar, das Lebensgefühl der Band dem Leser näher zu bringen. Schließlich lebten die Mitglieder ständig von der Hand in den Mund, auch als der Erfolg schon da war. Die Alkohol- und Drogenprobleme und ihre Auswirkungen kommen unverschönt ans Tageslicht. Die Aussage „Überleben bedeutete, es bis zum nächsten Auftritt zu schaffen.“ zeigt deutlich, wie die Jungs lebten, und war so etwas wie die Bandphilosophie. Oft war kein Geld für Lebensmittel da und an Quartieren mangelte es ebenfalls. Die Zeiten, als sie regelrecht in der Gosse lebten, werden nicht einfach weggelassen, sondern authentisch erzählt. Das macht das Buch gegenüber anderen Biografien zu etwas Besonderem. Es lässt sich insgesamt recht gut lesen, da es wenig lange Textabschnitte beinhaltet. Zu einem bestimmten Thema oder einer Begebenheit kommen die Beteiligten zu Wort und schildern ihre Sicht. Damit gibt es keine einseitige Berichterstattung, die auf den Autor fokussiert ist.

Besonders gut wird gezeigt, dass sich die Band nie von anderen reinreden ließ und immer das machte, was sie wollte – nämlich ein Leben führen, das aus Musik, Drogen und Girls besteht, ohne an morgen denken zu müssen. Die Frauen spielten für die Jungs eine große Rolle, denn sie engagierten nicht nur Stripperinnen, damit mehr Besucher kamen, nein, sie waren oft ihre einzige Hoffnung, wenn es darum ging, einen Schlafplatz oder etwas zu essen zu bekommen. Natürlich schildern einige von ihnen, wie sie diese Zeit erlebt haben.

Ein großer Teil beschäftigt sich mit der Entstehung des Debütwerkes. Gut wird dargestellt, welch großen Anteil Tom Zutaut daran hatte, der damals auf sie aufmerksam wurde und ihnen den Plattendeal bei Geffen Records verschaffte. Auch er hatte ein unerschütterliches Vertrauen in die Jungs, obwohl die Produzentensuche beinahe in einem Fiasko endete und das Album zu scheitern drohte. Er war es auch, der die Plattenfirma überzeugte, an die Band zu glauben, und der seinen Chef dazu überreden konnte, dass das Video zu ‚Welcome To The Jungle‘ bei MTV gezeigt wurde – zu jener Zeit gar nicht so einfach, galten die Jungs doch als drogenabhängig und kriminell. Das Video schlug wie eine Bombe ein und alle, die zuvor das Album absetzen wollten oder es schlecht fanden, wollten nun beste Freunde sein, waren begeistert und wussten von Anfang an, dass die Jungs eine große Nummer werden. Und besser als mit Tom Zutauts Zitat kann man die Story nicht beschreiben: „Wenn man etwas von GUNS N‘ ROSES und ‚Appetite For Destruction‘ lernen kann, dann ist es, dass es sich lohnt, sich selbst treu zu bleiben.“

An diesem Punkt, als der große Erfolg einsetzte und viele erst später begriffen, dass mit diesem Album Musikgeschichte geschrieben wurde, endet das Buch. Dessen Titel „Der steinige Weg zum Erfolg“ wird von Marc Canter unterhaltsam beschrieben. Wie könnte es besser enden als mit Fotos zum Konzert mit DEEP PURPLE und AEROSMITH. Damit ging nicht nur für die Band ein Traum in Erfüllung, sondern auch für Canter selbst, der von AEROSMITH ein großer Fan ist und dort fotografieren konnte.

Das Beschriebene passt absolut zum Titel, dennoch wirkt das Ende ein wenig abrupt, da über den weiteren Werdegang der Band gar nichts zu lesen ist. Selbst wenn das nicht Inhalt des Buches ist, wäre es zum Abschluss interessant gewesen, zu erfahren, was die Hauptpersonen aktuell machen. Im Laufe der Erfolgsgeschichte kommen viele Beteiligte zu Wort. Auffällig ist jedoch, dass Sänger Axl verhältnismäßig wenige Anteile daran hat. Doch diese Dinge sollten den Fan nicht davon abhalten, dieses Werk zu kaufen. Schließlich wurden mit sehr viel Liebe zum Detail Erlebnisse in Wort und Bild zusammengetragen, die in dieser Form ihresgleichen suchen.

|348 Seiten, kartoniert
mit zahlreichen, meist farbigen Fotos
ISBN-13: 978-3-86543-361-9|
http://www.bosworth.de

Davis, Stephen – Hammer of the Gods. Led Zeppelin – Die Saga

Ihre himmlische Hymne ‚Stairway To Heaven‘ ist seit ihrer Veröffentlichung der meistgewünschte Titel im amerikanischen Radio, sie waren zu Lebzeiten erfolgreicher und populärer als die |BEATLES| und die |STONES|, ihre Platten retteten manchen Plattenladen vor dem Konkurs, und selbst die 77er-Punk-Revolution und die maskierten Effekte von Gruppen wie |KISS| konnten |LED ZEPPELIN| wenig entgegensetzen. Als Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und der Sohn des verstorbenen Schlagzeugers John ‚Bonzo‘ Bonham, Jason, im vorletzten Jahr in London ein gefeiertes, anscheinend aber nur einmaliges Konzert gaben, stand zudem fest, dass es wohl nach wie vor keine Band gibt, die ein so treues Following hat und gleichermaßen nach wie vor ein solch großes Ansehen unter Künstlern, Fans und einfachen Musikliebhabern genießt wie die musikalisch schier unantastbare Ikone. Dennoch: Wer glaubt, die vier Musiker seien ein Paradebeispiel für eine Supergroup, die sich durch nichts und niemanden hat aus der Bahn werfen lassen – den Tod von Bonham mal außen vor gelassen -, der sieht sich mächtig getäuscht. Stephen Davis, der bereits 1985 das erste Exemplar der ZEPPELIN-Biografie „Hammer of the Gods“ herausbrachte, offenbart schonungslos das Skandalleben der vielleicht wichtigsten Rock-’n‘-Roll-Band aller Zeiten und ihres gesamten anrüchigen Anhangs – und schlägt dabei gerne auch selbst über die Stränge …

Dabei will man gar nicht vermuten, dass der bodenständige, von Musik und Gitarren infizierte junge Jimmy Page überhaupt das Potenzial zum völlig unkontrollierten Junkie in sich trägt, als er in den späten Sechzigern gemeinsam mit Jeff Beck bei den |YARDBIRDS| spielt. Seine Passion für den Blues steht über allem anderen, seine Leidenschaft für Robert Johnson und die ersten Musiker dieser Spezies bringt ihn in seinen Ambitionen ständig voran, bis zu jenem magischen Moment, als er mit dem als untalentiert verschrienen Robert Plant, dem begabten Arrangeur John Paul Jones sowie dem als bestialisch bekannten Schlagzeuger John Bonham ein erstes Mal den Proberaum betritt – pathetisch beschreibt Davis, welche Magie in jenem Moment in der Luft lag. Aber man mag ihm trotz der klischeehaften Darstellung sofort glauben …

Der Autor geht nach der kurzen Introduktion der Musiker vor allem auf den Entstehungsprozess der einzelnen Alben ein, spart sich im Laufe seines Berichts aber auch wirklich keine Klischees. Da wird der zwielichtige Manager Peter Grant, ein ehemaliger Wrestler und dementsprechend auch jederzeit gewaltbereit, teilweise als Mitinitiator des steilen Aufstiegs vorgestellt, darüber hinaus der ständige Tourbegleiter Richard Cole, der gemeinsam mit Bonzo Bonham manchen Laden aufgemischt hat und auch ständig für Nachschub in Sachen Drogen und Groupies sorgen durfte, und dazu selbst einige Mädels, die den vier Musikern das Tourleben etwas schmackhafter gemacht haben, während ihre Familien in England darauf warteten, dass ihre erfolgsverwöhnten Gatten endlich wieder von einer ihrer unzähligen US-Tourneen zurückkehrten. Es ist ein absoluter Rundumschlag, der eine Dekade voller Exzesse und Unberechenbarkeiten analysiert, die Diskrepanzen zwischen künstlerischer Genialität und Menschlichkeit aufrollt, dabei die vier Hauptcharaktere und ihr Umfeld in recht diffuses Licht rückt, letztendlich aber auch nur eines zeigt: So viel Rock ’n‘ Roll und Revolution im Blut hatte nach dem Tod von John Bonham keine andere Band in diesem Business.

Die Neufassung des Buches befasst sich in ihrem wesentlichen Inhalt natürlich mit der Karriere des Zeppelins und deren Vorgeschichte, berichtet hautnah von Skandalen und Erfolgen und beschreibt darüber hinaus den persönlichen Wandel der Musiker. Die Alben und Shows werden vertieft, aber ebenso die zahlreichen Nebenschauplätze, bis hin zu jenem tragischen Tag, als der Drummer nach einer erneuten Zechtour an seinem Erbrochenen erstickt und damit den Stempel auf ein Leben setzt, das früher oder später mit einem solch bitteren Finale enden musste. Schade ist allerdings, dass die darauf folgenden Ereignisse nicht mehr mit derselben Intensität geschildert werden. Das letzte Viertel des Buchs, also quasi die Ergänzung, beschreibt zwar die sich stetig entwickelnde Hassliebe zwischen Page und Plant, gibt auch weitere Einblicke in die weitere Biografie, vertieft aber nicht mehr den weiteren Lebensweg der beiden Hauptakteure. Nun gut, nach dem Absturz des Mutterschiffs gab es auch nicht mehr so viele aufregende Dinge zu erzählen, doch insgesamt hätte der Autor hier doch noch ein bisschen mehr Leidenschaft hineinpumpen können, um sein begeistertes, mitreißendes Werk auch bis zum Ende auf einem ähnlich hohen Level zu halten wie die pure Bandbiografie.

Nichtsdestotrotz: Dieses Buch ist auch mit den etwas oberflächlichen Ergänzungen eine der besten, vor allem auch lebendigsten Musiker-Biografien des aktuellen Jahrzehnts und nebenbei mit so vielen humorvollen Anekdoten gefüllt wie wohl kaum ein anderes Exemplar in diesem Genre. Man muss daher nicht dringend Fan dieser Band sein, um „Hammer of the Gods“ genießen zu können. Schließlich wird hier nicht nur eine Karriere, sondern ein elementarer Anteil des damaligen Zeitgeistes offenbart – und das, es sei noch mal betont, auf beeindruckende Art und Weise!

|ISBN-13: 978-3-927638-43-3
409 Seiten, 16 Fotografien|
http://www.led-zeppelin.com
http://www.rockbuch.de
http://www.edel.de

_Mehr |LED ZEPPELIN| auf |Buchwurm.info|:_

[„Led Zeppelin – Talking“ 434
[„Whole lotta Led – Unsere Reise mit Led Zeppelin“ 2855
[„A Tribute to Led Zeppelin – Fotografien“ 4929

Stephen Davis – Hammer of the Gods. Led Zeppelin – Die Saga

Angeblich gibt es bei der Bundeswehr die inoffizielle Aufgabe des Zahlmeisters. Das ist ein Feldwebel, der in einem gepanzerten Geldwagen hinter Manövern herfährt und dabei verursachte Schäden an Vieh, Saaten oder Zäunen mit den betroffenen Bauern sofort per Handschlag und Bargeld regelt. Auch skandalträchtige Rockbands sollen gerüchteweise über diskrete Schnellregulierer verfügen, die mit der dicken Brieftasche anrücken, nachdem vor „zufällig“ anwesenden Fotoreportern Hotelzimmer zerlegt oder Fernseher aus dem Fenster geworfen worden sind. In Stephen Davis‘ Bandbiographie „Hammer of the Gods. Led Zeppelin – Die Saga“ kann man an einigen Stellen zwischen den Zeilen lesen, dass es auch bei dieser Gruppe wohlkalkulierte Spontanausbrüche gegeben haben mag.

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Heumann, Hans-Günter – Meine ersten Piano-Stücke

Hans-Günter Heumann hat in den vergangenen Jahren einen enormen Beitrag zur Verbreitung von Partitionen der Populärmusik geleistet und gilt mittlerweile sogar als einer der Publisher, die man zum Start am modernen Piano gerne als erste Anlaufstelle wählt. Seine Werke auf dem Gebiet der Klavier-Unterrichtsliteratur sind geschätzt und beliebt, was Heumann letztendlich zum Tasten-Äquivalent des angesehenen Peter Bursch hat aufsteigen lassen.

Seine neueste Publikation richtet sich erneut an das Anfängerpublikum und enthält sage und schreibe 50 Notationen aus ganz unterschiedlichen Gebieten. Den größten Anteil nehmen nach wie vor Stücke der Klassik ein, aus der Heumann Ausschnitte aus den Werken von Bach, Mozart, Strauß und Brahms entnommen hat. Sowohl populäre Stücke wie der ‚Radetzky-Marsch‘ und Brahms‘ ‚Wiegenlied‘ als auch Ausschnitte aus Händels Suiten, Haydns Sätzen und Bartholdys ‚Lieder ohne Worte‘ werden in einfachen Arrangements aufgefahren. Dazu gibt es Teile aus Verdis Opernwerk sowie einen Abschnitt aus Mozarts Klassiker ‚Die Hochzeit des Figaro‘ und zuletzt sogar ein komplettes Thema aus einer seiner Klaviersonaten.

Abseits dessen ist das Programm überraschend vielfältig: Party-Kracher wie ‚I will Survive‘ von Gloria Gaynor und Kaomas Sommerhit ‚Lambada‘ sind ebenso vertreten wie das stille ‚Imagine‘ von John Lennon und der Simon-&-Garfunkel-Klassiker ‚Scarborough Fair‘. Dazu gibt es dann Gassenhauer wie ‚Mourning has broken‘ (Cat Stevens) und ‚When the Saints go marching in‘ sowie im erweiterten Programm sogar Nummern von Fats Domino und The Animals.

Oberste Prämisse bei dieser (auf den ersten Blick) ungewöhnlichen Zusammenstellung war ganz klar die Simplizität der Piano-Arrangements, auf Basis derer sowohl ein kurzer Einblick in die Welt der Klassik als auch in den Sektor der populären, weltlichen Musik gewährleistet wird. Zwar fehlen besonders bei den klassischen Stücken noch die detaillierten Feinheiten, aber gerade für den Anfang, also in der Zeit, in der man eh noch sehr ergebnisorientiert musiziert, sind die hier gebotenen Arrangements völlig ausreichend und ein wirklich guter, vor allem aber abwechslungsreicher Lernstoff für den angehenden Pianisten. Und wie es sich für ein Werk des Autors mittlerweile schon fast gehört, darf man „Meine ersten Piano-Stücke“ daher auch jedem Einsteiger in den Tastenstoff empfehlen. Vielseitigere Werke – man blicke nur mal in die nachfolgende Übersicht – wird man nämlich gerade in diesem hart umkämpften Terrain schwerlich finden!

_Inhalt_

1. Barkarole (J. Offenbach)
2. Andante Grazioso (W. A. Mozart)
3. Prélude (M. A. Charpentier)
4. When the Saints go marching in (Traditional)
5. Musette (J.S. Bach)
6. Radetzky-Marsch (J. Strauß, Vater)
7. Zither-Ballade (A. Karas)
8. Morning has broken (Cat Stevens)
9. Wiegenlied (J. Brahms)
10. Am Brunnen vor dem Tore (F. Schubert)
11. What shall we do with the drunken Sailor (Traditional)
12. Melodie in F (A. Rubinstein)
13. Nun vergiss leises Flehn, süßes Kosen
14. Scarborough Fair (Simon & Garfunkel)
15. Santa Lucia (Traditional)
16. Down by the Riverside (Traditional)
17. Stars and Stripes forever (J. P. Sousa)
18. Frühlingslied (F. M. Bartholdy)
19. Rondo (W. A. Mozart)
20. Walzer Op.39 Nr.15 (J. Brahms)
21. All my Loving (The Beatles)
22. Menuett (W. A. Mozart)
23. Rondo (D. G. Türk)
24. Blueberry Hill (Fats Domino)
25. Wiener Blut (J. Strauß, Sohn)
26. Schwanen-Thema (P. I. Tschaikowsky)
27. Amboss-Polka (A. Parlow)
28. Sinfonie mit dem Paukenschlag (J. Haydn)
29. Wilhelm Tell (G. Rossini)
30. Aloha Oe (Q. Liliuokalani)
31. Militär-Marsch (F. Schubert)
32. Chim Chim Cher-Ee (R. M. Sherman, R. B. Sherman)
33. House of the Rising Sun (The Animals)
34. Michelle (The Beatles)
35. Air (J. S. Bach)
36. Chor der Zigeunerinnen (G. Verdi)
37. Baby Elephant Walk (H. Mancini)
38. Der Schwan (C. Saint-Saens)
39. Die Schlittschuhläufer (E. Waldteufel)
40. Der harmonische Grobschmied (G. F. Händel)
41. Siciliano (J. S. Bach)
42. San Francisco (Scott McKenzie)
43. Italienisches Konzert (J. S. Bach)
44. Gefangenenchor (G. Verdi)
45. Stenka Rasin (Traditional)
46. Imagine (John Lennon)
47. Menuett (L. Boccherini)
48. Zillertaler Hochzeitsmarsch (Traditional)
49. Llorando Se Fue – Lambada (Kaoma)
50. I will survive (Gloria Gaynor)

|95 Seiten
ISBN-13: 978-3-86543-337-4|
http://www.bosworth.de

Kugelberg, Johan / Beste, Peter – True Norwegian Black Metal

Das Feuer der norwegischen Black-Metal-Szene scheint in den vergangenen Jahren ein wenig erloschen. Die Protagonisten haben sich partiell zurückgezogen oder aber in den Sumpf der fragwürdigen Comebacks begeben, die wenigen verbliebenen Originale wiederum nutzen ihren Explorationswillen, um ihren Sound in die Moderne zu rücken; und auch wenn noch eine gute Handvoll Individualisten die Flamme der zweiten Generation am Lodern hält, so ist das, was vor gut anderthalb Dekaden noch als faszinierende Subkultur gestartet war, heute eher ein Teil des nordischen Mainstreams und größtenteils sogar salonfähig geworden.

Dennoch, der Mythos bleibt unvergessen, die Ereignisse um die Mordserien, Kirchenverbrennungen und die Hatz gegen das Christentum haben nicht nur die dortige Kultur und das soziale Wesen, sondern auch die internationale Metal-Szene nachhaltig geprägt – sei es nun in visueller Form durch das Corpsepaint, im rohen Ausdruck der rauen, hasserfüllten Musik oder eben auch in der inhaltlichen Grundaussage der schwarzmetallischen Lyrik, die auch heute noch häufig aufgegriffen wird, aber eben nicht mehr derart provokant und außergewöhnlich daherkommt wie dies eben zu Beginn des letzten Jahrzehnts der Fall war.

Peter Beste, seines Zeichens passionierter und studierter Fotograf, hat sich im Laufe seiner Ausbildung und Studienzeit ebenfalls von diesem Phänomen beeindrucken und prägen lassen und vor allem die ungewöhnliche Optik der Musiker zur Faszination schlechthin erklärt. Gleichzeitig hat er gedanklich bereits ein Projekt ins Leben gerufen, das in dieser Form längst überfällig war und die eigenwillige Ästhetik der Szene wiedergeben sollte – nämlich einen Bildband aus der direkten Umgebung, der nicht nur die Darsteller selbst, sondern auch ihre direkte Umwelt, die inspirative Natur und auch die Klischees, die auch im Back Metal eine große Rolle spielen, einfängt. Unter dem Titel „True Norwegian Black Metal“ erscheint nun ein monströses Bildwerk, für das Beste einen großen Teil der letzten sechs Jahre aufbrachte und gleich dreizehnmal nach Norwegen reiste, Freundschaften knüpfte und schließlich in das Mysterium der Musik eintauchte.

Und in eben diesem Werk beschäftigt sich der Fotograf vorwiegend mit den noch verbliebenen Helden der Szene, wobei er es besonders auf Bands wie |Gorgoroth| abgesehen hat, deren Frontmann Gaahl er hier gleich in mehreren Posen zeigt. Dazu gibt es haufenweise Material von Bands wie |Carpathian Forest|, |Darkthrone|, |Mayhem|, |Enslaved| und |1349| nebst einigen Dokumentationen der Szenerie zu Beginn der Neunziger, als die ersten Kirchen brannten und Protagonisten wie Euronymus der Unmenschlichkeit mancher Mitglieder zum Opfer fielen.

Hier gibt es abseits der vielen gelungenen Ablichtungen der Musiker in ihrer privaten und beruflichen Umgebung (also der Bühne) reproduzierte Zeitungsausschnitte, die sich vor allem mit der brisanten Blütezeit des Genres beschäftigen. Die |Mayhem|-Morde werden nachgezeichnet, das Schicksal des zwielichtigen Varg Vikernes noch einmal aufgenommen, aber auch einige Original-Briefe eingeflochten, um noch näher in das Mysterium jener Zeit abzutauchen. Ergänzend gibt es schließlich noch Fotos, die jedoch anderen Quellwerken entnommen sind, aber eben einige der Leute zeigen, zu denen Beste nicht mehr vordringen konnte. Um die Sache rund zu machen, kommt auch ein langjähriger Wegbegleiter von Bands und Szene zum Wort, nämlich Metalion vom norwegischen |Slayer|-Mag, der von Anfang an dabei war und gerade die Krise aus nächster Nähe miterlebte. Auch wenn ihm gerade einmal eine Doppelseite geschenkt wird, so ist der Informationsgehalt doch immens – zumal sein Bericht tatsächlich aus erster Hand stammt.

Das Problem an diesem Werk besteht lediglich in seiner mangelnden Vollständigkeit. Beste hat relativ spät mit den Aufnahmen begonnen und ist zu einer Zeit gestartet, als die große Welle bereits vorüber war. Daher muss er gerade im Hinblick auf die eigentlichen Vorreiter der Szene Einbußen hinnehmen und auf Archivaufnahmen zurückgreifen, was natürlich insofern nicht so glücklich ist, als von ihnen erst diese ganz spezielle Faszination ausging, von der die nun porträtierten Musiker erst im Nachhinein zehren konnten. Gerade diesbezüglich kann der Mann hinter diesem Bildband den hohen Ansprüchen an ein solches Projekt nicht ganz gerecht werden.

Andererseits sind manche Bilder, die Beste hier veröffentlicht gibt, wirklich genial getroffen und strahlen genau jenen Mythos aus, von dem die meist maskierten Musiker profitieren und der letztendlich auch die Szene ausmacht. Es sind ebensolche Momentaufnahmen wie das definitive Chaos im letzten Jahrzehnt, vielleicht diesmal aus einem anderen Blickwinkel, aber dennoch nicht weniger majestätisch und elegant als die rauen Visualisierungen der ersten Stunde. Damit ist dem Autor und Fotografen trotz des inhaltlichen Einschnitts ein wahrhaft grandioses Porträt einiger Menschen gelungen, deren Äußeres bereits faszinierend ist und deren unnachahmlichem Ausdruck man sich auch in Zeiten, in denen der Black Metal nur noch eine Nebenrolle in der Szene spielt, kaum entziehen kann. Der Preis für das Werk mag zwar ein wenig abschreckend sein, aber der Gegenwert dieser teils einmaligen Aufnahmen rechtfertigt die Investition in jedem Falle und macht „True Norwegian Black Metal“ zu einer ganz besonderen Veröffentlichung, die man sich als passende Ergänzung zur „Lords of Chaos“-Chronik nicht entgehen lassen sollte.

|ISBN-13: 978-0-95580-151-8|

Shooman, Joe – Bruce Dickinson – Eine Biografie

Was wäre Bruce Dickinson wohl geworden, hätten die Mannen von |IRON MAIDEN| ihn in den frühen Achtzigern nicht darum gebeten, den vakanten Sängerposten zu füllen? Und umgekehrt: Wo würde der Metal-Dinosaurier heute wohl stehen, wäre der vielleicht begabteste Classic-Metal-Frontmann und -Entertainer damals nicht auf das Angebot eingegangen und lieber seiner alten Kapelle |SAMSON| treu geblieben? Vielleicht hätte ihn seine Passion für den Fechtsport bis an die Weltspitze gebracht. Möglicherweise hätte er sich auch damit zufriedengegeben, als Pilot um die Welt zu reisen. Oder aber er hätte vielleicht sein Studium zu Ende gebracht und sich als Lehrer für Geschichte engagiert.

Spekulationen gibt es hierzu viele, doch laufen sie alle auf ein Ergebnis heraus: Dieser Mann ist ein absolutes Multitalent, sowohl als Showmensch als auch in seinem steten Explorationsdurst, der ihn unter anderem auch lange Jahre durch seine musikalische Karriere gebracht hat. Deshalb ist seine Biografie definitiv nicht gleichzeitig diejenige von |IRON MAIDEN|, auch wenn vor allem die Erfolgsstory des Sängers unmittelbar mit der seiner langjährigen Wegbegleiter verknüpft ist. Aber es steht weiterhin außer Frage, dass Dickinson auch ohne die Band einen konsequenten, erfolgreichen Weg eingeschlagen hätte. Dafür ist seine Willensstärke nämlich einfach zu immens, als dass man hieran Zweifel anbringen müsste.

Als Joe Shooman nun vor Jahren die ersten Ideen zu dieser Biografie entwarf, musste er sich genau diesen Umstand erst noch einmal bewusst machen. Und er ging sein Projekt auch sehr geschickt an, indem er die |MAIDEN|-Jahre vergleichsweise grob anriss und die präziseren Inhalte der Bandgeschichte seinem Kollegen Mick Wall überließ, der die Historie der Briten seinerzeit in [„Run to the Hills“ 1708 abarbeitete.

Also konzentriert er sich vor allem auf die Person Paul Bruce Dickinson und deren zahlreiche Talente, die natürlich in erster Linie mit dem Leben als Musiker zusammenhängen. So erfährt man von seinen ersten Engagements in Bands wie |STYX| und |SHOTS|, von den Diskrepanzen, die der Job bei |SAMSON| mit sich brachte, da sein hoher Gesang bisweilen gar nicht zum klassischen Hardrock seiner neuen Weggefährten passen wollte, und begleitet natürlich den Werdegang von |IRON MAIDEN|, der vorläufig nur bis zum „Fear of the Dark“-Album reichen sollte. Dazu erfährt man reihenweise Persönliches über den rauen Bruce und seinen kreativen Dickkopf, lernt seine kontinuierliche Selbstdisziplin schätzen, realisiert aber im Grunde genommen, dass er trotz der großen Erfolge stets ein Mensch mit Bodenhaftung geblieben ist, der seine Herkunft nie vergessen hat.

Bodenhaftung war schließlich auch nötig, als der Sänger sich von seiner Band loseiste, um seine eigenen Projekte zu starten, die anfangs noch recht erfolgreich und eigenwillig waren, später aber zwangsläufig in eine Sackgasse führten, da Dickinson einfach ein Metal-Sänger war und ist und die Arbeiten bei |SKUNKWORKS| lediglich seine Experimentierfreude befriedigten, nicht aber seine Zielgerichtetheit als Künstler. Sein erneuter Wechsel zu |IRON MAIDEN| kam 1999 dennoch überraschend, war jedoch der einzig logische Schritt für die beiden sinkenden Schiffe und wurde letzten Endes zu einem noch größeren Triumphzug als die erhabenen Momente des vorherigen Jahrzehnts – vor allem dank der Schlüsselfigur Dickinson.

Shooman bleibt in seinen Ausführungen allerdings jederzeit objektiv und feiert seinen Helden nicht ständig als solchen ab. Eher aus der Draufsicht schildert er vor allem das Leben des jungen Bruce in einer Detailfreude, die bislang beispiellos ist. Gerade die zwischenmenschlichen Geschichten haben es ihm angetan, was er in zahlreichen Interviews mit frühen Helden der NWoBHM und Gefährten Dickinsons immer wieder belegt. Doch auch der Informationsgehalt seiner Biografie ist enorm und bringt gerade auf musikalischer Ebene zahlreiche Insider-Facts zutage, die man an dieser Stelle auch gerne lesen möchte. Zu kurz kommt lediglich der Wiedereinstieg bei |IRON MAIDEN|, der eigentlich einer der wesentlichen Knackpunkte in der Karriere des Sängers ist. Hier hätten ein paar Details mehr sicherlich gut getan, um die Sache komplett rund zu bekommen. Ansonsten gibt es an Shoomans Werk absolut nichts auszusetzen; wer einen Ausnahmekünstler wie Bruce Dickinson so bodenständig und gleichsam anerkennend vorstellt und das Ganze mit einem solch reichen Informationsschatz füllt, der verdient nicht nur Respekt, sondern auch zahlreiche Abnehmer. Wirklich gelungen, was hier auf gut 250 Seiten als offizielle Biografie angeboten wird!

|ISBN-13: 978-3-931624-53-8|
http://www.iron-pages.de

Oidium, Jan – Metal Dream Girls / Metal Dream Boys 2009

Für Metalheads läuft die Zeit anders. Dies zumindest hat sich Comic-Zeichner, Medienmacher und Autor Jan Oidium gedacht. Die „Metal Dream Girls/Boys“-Kalender sind der terminliche Countdownkalender zum Wacken 2009 und beginnen beide im September 2008. Jüngst ist nun der vierte „Metal Dream Girls“-Kalender auf den Markt gekommen, ihn gibt es im Buchhandel und auf der Website http://www.jan-oidium.com.

Und ein Schmuck sind die Kalender fürwahr, die in circa 30 cm Höhe daherkommen. Denn nicht etwa die privaten Vorlieben von Jan Oidium posieren vor der Kamera. Nein, der Berliner hat sich ein demokratisches Kalendermodell überlegt. Über Monate konnten Mädchen und Jungen auf der Internetseite http://www.metaldreamgirls.com ein möglichst vorteilhaftes Bild von sich einstellen und die weltweite Netz-Gemeinde auf einer Punkteskala von eins bis zehn über ihre Attraktivität entscheiden lassen. Tausende Frauen und Männer aus der Metal-Szene machten mit. Und noch mehr Klicks später standen die jeweils zwölf Gewinner fest, die dann professionell abgelichtet wurden.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In schicken, manchmal auch schrägen Posen präsentieren sich die „Traumfrauen“ und „Dream Men“ der Metal-Gemeinde. Dazu ist der Kalender so gestaltet, dass sich zu jedem Tag zumindest ein, zwei kleine Einträge machen lassen, er also nicht nur ein reiner Hingucker ist, sondern eben auch einen gewissen praktischen Nutzwert besitzt. Und schön sind die Frauen sowieso. Aus männlicher Perspektive hat sogar auch der „Boys“-Kalender seine Berechtigung: Etwa als Geschenk für die gute Metal-Freundin, die vielleicht zurzeit solo ist und auch mal wieder schwärmen soll.

Dabei soll es nicht bleiben: Für den September hat Jan Oidium einen dritten Kalender für dieses Jahr angekündigt: „Warrior Dream Girls“ soll „erotische und ästhetische Fotoaufnahmen von Kriegerinnen des Fantasy Genres“ bieten, erste Aufnahmen versprechen viel. Und dieser Monatsplaner hat dann auch den Januar als Anfangsmonat – für konservative Kalender-Freaks …

|ISBN-13: 978-3-939106-12-8 / 978-3-939106-13-5|

Reynolds, Simon – Rip It Up and Start Again: Postpunk 1978-1984

Mit „Rip It Up And Start Again“ hat der ehemalige |Monitor|- & |Melody Maker|-Redakteur, freischaffende Musikjournalist (|The New York Times|, |Village Voice|, |The Guardian|, |Rolling Stone|, |The Observer|, |Artforum|, |The Wire|, |Uncut|, |Blissout|, |Blissblog|) und Pop-Chronist („The Sex Revolts: Gender, Rebellion & Rock’n’Roll“, 1995; „Energy Flash: A Journey Through Rave Music and Dance Culture“, 1998) Simon Reynolds eine umfassende Sammlung von Portraits innovativer, zukunftsorientierter Bands und ihres jeweiligen Umfelds zur Zeit der ausgehenden Siebzigerjahre bis in die erste Hälfte der 1980er herausgegeben. Eingebettet sind seine biographischen Skizzen (Reynolds fokussiert dabei auf Kunstverständnis, Intentionen und Manifeste der jeweiligen Akteure sowie auf einzelne Werke) in eine übergreifende Narration, welche die jeweiligen lokalen/regionalen bzw. nationalen Kunst- und Musik-Szenen miteinander in Beziehung setzt, vergleicht und gegeneinander abgrenzt. Auch die Aspekte Markt und Marketing bleiben dabei nicht außen vor.

Der rote Faden dieser Erzählung ist das facettenreiche Kontinuum einer Reihe von Künstlern, Musikern, Managern und Musikjournalisten, die – beflügelt von der durch die Punkbewegung ausgelösten Aufbruchstimmung des Do-it-yourself-Spirits und des Ausbruchs aus formalisiserten musikalischen Traditionen – begannen, unter bewusster Vermeidung überkommener Rockstrukturen mit neuen technischen Möglichkeiten sowie mit neuartigen bzw. gänzlich ohne (formelle) Spieltechniken herumzuexperimentieren. Da die Protagonisten dieser heterogenen Szene(n) eine Vielzahl von musikalischen bzw. künstlerischen Ansätzen aufweisen, deren einziger gemeinsamer Nenner der bewusste Bruch mit der bisherigen Musikgeschichte inklusive des sich zunehmend formalisierenden Punkgenres war (welches in seiner Rolle als zum Rock ’n‘ Roll zurückkehrende Strömung bzw. als Fortsetzung des R ’n‘ R mit anderen Mitteln zum Teil bewusst abgelehnt wurde), ist der Untertitel des Buches „Postpunk 1978-1984“ eine durchaus treffende Bezeichnung. In der zweiten Hälfte der Achtziger wurde die anfangs noch konsequente Absetzung von den Traditionen des Rock und Pop dagegen kontinuierlich schwammiger bzw. unwichtiger. Doch bereits in den Anfängen der Postpunk-Szene(n) lassen sich erste Wurzeln solch unterschiedlicher Genres wie Synthpop, Industrial, Gothic, EBM und Alternative Rock ausmachen.

Innerhalb dieser breitgefächerten Gemengelage an eher vorwärts als rückwärts orientierten Bands beschreibt Reynolds zwei Strömungen, die sich jeweils weniger durch einen gemeinsamen Sound der ihnen zugeordneten Künstler auszeichnen als vielmehr durch ihre unterschiedliche Haltung gegenüber dem zeitgenössischen Musikmarkt und seinen Geschäftsstrukturen bzw. den Mustern des Konsums seitens der Kunden.

Der erste Teil des Buches widmet sich unter der Überschrift „Postpunk“ Bands, die sich bewusst gegen das herkömmliche (populäre) Musikverständnis – in radikalster Ausprägung teils sogar gegen das Konzept von (populärer) Musik überhaupt – stellten und/oder in bewusster Abgrenzung gegenüber dem konventionellen Musikmarkt alternative Vertriebs- und Kommunikationsformen aufzubauen versuchten. Mit den Protagonisten der Punkbewegung gemein – oftmals sogar in noch ausgeprägterer Form – hatten viele von ihnen einen (wie auch immer gearteten) revolutionären Anspruch des Selbermachens bei größtmöglicher Unabhängigkeit von bestehenden Marktstrukturen und schließlich auch die bewusste Abgrenzung gegenüber der Mainstreamkultur. Zugleich stammten mehrere dieser Bands bzw. Kollektive aus einem ursprünglich eher musikfernen künstlerischen Umfeld, das oftmals über einen kunsttheoretischen, theatralischen oder durch |performance art| geprägten Hintergrund verfügte. Vor der (neo-)konservativen Wende unter den Regierungen Reagan/Thatcher profitierten einige dieser (britischen) Gruppen von staatlicher Kunstförderung, sei es im akademischen Umfeld oder in sozialen Projekten. Für manche dieser Bands spielte sogar der |Happening|-Charakter ihrer Auftritte eine ebenso große Rolle wie die Musik selbst, bei anderen kam eine ähnliche Bedeutung ihrer künstlerischen Gesamtkonzeption oder ihren (gegen-)gesellschaftlichen Manifesten zu. Wieder anderen war besonders an der Umsetzung eines innovativen, möglichst unabhängigen Geschäfts- und Vertriebssystems oder an der Etablierung eines ureigenen Stils im Sinne einer |corporate identity| gelegen. Im Gegensatz dazu gab es freilich auch Gruppen, die sich ganz dem freien, experimentellen Spiel mit neuen oder neu verknüpften Formen hingaben oder gar der reinen Provokation ihres Publikums frönten.

Der zweiten von Reynolds beschriebenen Strömung ist dagegen gemein, dass sie sich, wenn schon nicht richtungsweisend vom Mainstream beeinflussen ließ, so doch zumindest bewusst in diesen hineindrängte. Die am Pop bzw. schließlich doch auch wieder am Rock orientierte Ausrichtung der ihr zugeordneten Bands konnte sowohl in subversiver als auch in provokativer, kommerzieller oder missionarischer Absicht erfolgen. Programmatik, thematische Geschlossenheit, das Stilmittel der Übertreibung, gewollte Exotik oder auch modisches |styling| konnten dadurch an Bedeutung gewinnen. Einerseits konnten diese Aspekte den jeweiligen Bands eine besonders faszinierende (je nach Ausprägung abgründige, glamouröse oder auch ambivalente) Aura verleihen, sich anderseits aber auch in Oberflächlichkeiten erschöpfen bzw. ähnlich aufgeblasene Stilblüten treiben wie jener bombastische Artrock, den abzulösen die Punkbewegung einstmals angetreten war. Mit dem ursprünglichen Postpunk gemein hatten diese jüngeren (oder teils auch sich weiter fortentwickelnden älteren) Bands indes noch immer einen – wenn auch im Umgang mit Versatzstücken traditionellerer Musik bisweilen formalisierteren – innovativen, spielerischen, teils auch ironisierenden oder ins Groteske kippenden oder überspitzenden Ansatz. Auch zeigten sich gerade im Postpunk-Umfeld erste Ansätze zu damals neu heraufdämmernden Musikgenres, von denen einige – wenn auch in anderer Ausprägung – mittlerweile fest etabliert sind. Obschon Reynolds in der zweiten Welle der Gothicbands während der 1980er Jahre bereits eine erste Retro-Orientierung erkennt, sieht er in ihren Anfängen wie auch im „New Pop and New Rock“ (so der Titel des zweiten Buchabschnitts) allgemein bis etwa ins Jahr 1984 noch eine Fortsetzung der Grundhaltung vieler Postpunkbands bzw. ein Aufbauen auf sowie eine Weiterentwicklung der Formensprache ihrer (modernistischen) Musik.

Im weiteren Verlauf der Musikgeschichte sei diese dann zunehmend im Zitatewust der Postmoderne auf- bzw. untergegangen, wohingegen die ursprüngliche Rolle des (Post-)Punks als musikalische Revolutionsbewegung (nach Malcolm McLaren, den der Autor durchaus als ambivalente Figur beschreibt) um die Mitte der Achtziger herum schließlich vom Hip Hop übernommen worden sei. Den heute vom Postpunk beeinflussten oder inspirierten Bands attestiert Reynolds im Nachwort eine oftmals großartige, aufregende und erfreulich verstörende Art, die Klänge seiner Jugend wiederaufleben zu lassen. Auch sprängen sie auf die Aura der Dringlichkeit und des missionarischen Eifers an, von der die Musik dieser Ära durchdrungen gewesen sei, und das, ohne notwendigerweise viel über den damaligen Kontext solcher Bands zu wissen. Doch obwohl der weitere Kontext damals wie heute von geopolitischem Tohuwabohu und einem reaktionären |backlash| mitbestimmt sei, zweifelt Reynolds am Feuer der Neopostpunkbands und ihrem augenscheinlich fehlenden Willen zum Widerstand. Mögliche Ursachen dafür, dass die meisten jüngeren Bands sich der grundsätzlichen Schwierigkeit, Politik im Pop zu verhandeln – ohne zu den bereits Überzeugten zu predigen, politisch korrekt oder übermäßig ernst zu erscheinen –, überhaupt nicht mehr stellten, sieht er in der Empfänglichkeit der 1990er Jahre für Ironie und Disengagement, welche die Popkultur noch immer im Griff halte.

Als wichtigstes Vermächtnis des Postpunk nennt der Autor dessen Eingeschworensein auf die Veränderung, welches sich zum einen in der Überzeugung geäußert habe, dass sich die Musik stets weiterentwickeln müsse, zum anderen aber auch im Vertrauen darauf, dass sie die Welt verändern könne – und sei es auch nur, indem sie die Wahrnehmung Einzelner verändere oder ihr Gespür für das Mögliche erweitere. Bei aller Bewunderung für die Zukunftsorientierung des Postpunk äußert Reynolds jedoch auch leise Zweifel und fragt sich, ob all die Energie, die in diesen Glauben geflossen ist, nicht vielleicht verschwendet und von etwas weggelenkt wurde, das die Beschäftigung damit eher wert gewesen wäre. Dennoch zeigt er sich dankbar für die durch diese Ära in ihm geweckten Erwartungen an die Musik.

Über den Index kann man das Buch durchaus auch als Nachschlagewerk für die in ihm vorgestellten Bands verwenden. Ein großes Plus ist, dass diese nicht im luftleeren Raum stehenbleiben, sondern in ihr jeweiliges Umfeld und die damaligen Trends eingebettet werden. Reynolds schreibt – ohne die eigene Subjektivität ganz außen vor zu lassen – überwiegend sachlich, jedoch in einem umgangssprachlichen Ton, sodass die Lektüre zwar informativ ist, aber niemals trocken wird. Auch auf Mainstreamgrößen wird hin und wieder Bezug genommen, hier sei auf DONNA SUMMER’s ‚I Feel Love‘ und MICHAEL JACKSON’s „Off The Wall“ verwiesen. Allerdings kann es nichts schaden, wenn man zumindest schon ein wenig Vorwissen bezüglich der (Musik-)Historie und einzelner Bands mitbringt, da man als Leser sonst hin und wieder doch etwas überwältigt werden kann. Was die Fülle des Stoffes anbelangt sowieso, denn alleine 119 vom Autor eigens geführte Interviews flossen in das Werk ein.

Auf knapp 400 Seiten lässt sich natürlich keine umfassende Geschichte sämtlicher Bands schreiben, und so wurde zu Gunsten des Gesamtüberblicks auf persönliche Anekdoten und Ähnliches weitgehend verzichtet. Stattdessen hält man mit „Rip It Up and Start Again. Postpunk 1978-1984“ eine vorbildliche Einführung für musikhistorisch Interessierte in der Hand. Wer Kultband-Klatsch und sensationelle Szenegängerberichte erwartet, der ist mit diesem Buch dagegen denkbar schlecht bedient. Doch wahre Fans der Ära werden an diesem Werk kaum vorbeikommen. Denn nicht zuletzt fordern die zahlreichen Nennungen diverser Singles dazu auf, sich selbst einmal näher mit der ein oder anderen Band zu beschäftigen, die man noch nicht kannte.

Zusätzlich zum Buch hat Reynolds von seiner [Homepage]http://www.simonreynolds.net/ aus über achtzig Seiten kommentierte Postpunk-Diskographie verlinkt, was das Stöbern nach Neu- und Wiederentdeckungen erleichtert. Schön ist auch, dass hier etablierte Genregrenzen nicht einfach zementiert werden, sondern auch Kontinuitäten, Vorläufer (wie die |Freak Culture| der Sechziger), Impulsgeber und benachbarte Strömungen (wie Electro-Funk) zumindest einmal angerissen werden, anstatt grob vereinfachende Dichotomien wie etwa ‚Punk vs. Rock‘ oder ‚Post-Punk vs. Punk‘ zu behaupten.

Nach Judith Ammanns Interview-Collage „Who’s Been Sleeping In My Brain“ und dem deutschlandlastigen Pendant „Verschwende deine Jugend“ von Jürgen Teipel ist Simon Reynolds mit „Rip It Up and Start Again. Postpunk 1978-1984“ nun ein wirklich unverzichtbares, weil umfassendes Werk zum Thema gelungen.

Wer das Buch im englischen Original lesen möchte, sollte allerdings entweder in dieser Sprache sehr bewandert sein oder aber zumindest ein Wörterbuch ständig greifbar halten, um nicht um die Feinheiten des Ausdrucks verlegen zu sein. Wenn man denn über den entsprechenden Wortschatz verfügt, liest sich „Rip It Up and Start Again“ jedoch recht flüssig. Eine deutsche Ausgabe des Buches erschien im [Hannibal Verlag]http://www.hannibal-verlag.de unter dem Titel „Schmeiß alles hin und fang neu an“, übersetzt von Conny Lösch, die bisher eher durch Bücher im Bereich ‚Sex & Porno als Pop‘ aufgefallen ist. Allerdings enthält diese Ausgabe, im Gegensatz zum Original, leider keinen Index.

Alexander F. Spreng (ASP) – Horror Vacui

Mit dem Album „Requiembryo“ schloss die Gothic-Band |ASP| im Jahr 2007 ihren Zyklus um den Schwarzen Schmetterling ab: eine auf fünf CDs angelegte Konzeptgeschichte, welche die Auseinandersetzung zwischen der hellen und dunklen Seite der menschlichen Persönlichkeit thematisiert, sich dabei aber vor allem auf die Facetten der düsteren Aspekte konzentriert. „Horror Vacui“, ein teilweise neu eingespieltes Best-of-Album, stellte Anfang 2008 den Zyklus noch einmal aus einer von der Band als solche betitelten Retrospektive dar.

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Popoff, Martin – Rainbow. Zwischen Genie und Wahnsinn

|“… einmal habe ich dabei zugehört, wie jemand Roger Glover interviewte, und ich saß dabei. Und er erzählte eine Geschichte darüber, was passiert ist, und ich saß dabei und rief: ‚Das ist nie geschehen und das auch nicht, und das war ganz anders!‘ Dann dachte ich mir, dass es schon seltsam ist, wie wir alle unsere Geschichten abändern, ohne es zu wollen. (…) Ich habe wahrscheinlich selbst Anekdoten erzählt und jemand anderer hat dazu gesagt: ‚Moment mal, so ist das aber nicht geschehen.‘ Es ist schon erstaunlich, wie man eine Geschichte verdreht, wenn man über etwas spricht, das 20 Jahre zurückliegt, und wie man sich an die Dinge erinnert.“|

Mit diesen Worten zitiert der Musikjournalist Martin Popoff in seiner neuesten Bandbiographie „Rainbow. Zwischen Genie und Wahnsinn“ (S. 169/171) Ritchie Blackmore, den Gründer und Kopf von RAINBOW. Dieses Zitat hätte er seinem Buch als Motto voranstellen können.

In seiner langjährigen Tätigkeit hat Popoff etliche Interviews mit Bandmitgliedern aus den verschiedenen Phasen der Gruppe geführt und damit eine breite und wertvolle Datenquelle geschaffen, aber sein Buch besteht in weiten Teilen nur aus einer unkritischen Zusammenstellung von Interviewzitaten. Weitere Quellen waren für den Autor offenkundig nur einige Fremdinterviews und die Covertexte der veröffentlichten Tonträger. Sein Buch hätte den Untertitel „RAINBOW in Selbstzeugnissen“ bekommen sollen. Was man als Leser aus dieser weitgehend unreflektierten und unkommentierten Aussagensammlung gewinnen kann, ist vor allem die Erkenntnis, wie sehr die Erinnerungen der Menschen von Eitelkeit, Kameradschaft, Interessantmacherei oder einfach einem schlechten Gedächtnis getrübt werden und das eingangs wiedergegebene Zitat Blackmores bestätigt wird. Wenn der Autor von verschiedenen Beteiligten allerdings gleichlautende Aussagen bekommt, dann gelingen ihm wichtige Erkenntnisse aus erster Hand. Insbesondere einige der vielen Umbesetzungen des autokratischen Bandleaders Blackmore (bei RAINBOW erschienen nie zwei Studioalben in der gleichen Besetzung) dürften hier endgültig geklärt sein und das Buch zur unverzichtbaren Quelle für alle weiteren Arbeiten über diese Band machen.

Ansonsten muss man als Leser zwischen den Zeilen lesen, besonders wenn die Musiker übereinander reden. Die Floskel „Aber er war ein netter Kerl“ scheint die gleiche Qualität zu haben wie „Der Trainer hat unser Vertrauen“ in Fußballerkreisen. Häufig interviewte Bandmitglieder werden – unabhängig vom Aussagewert – hinter ihren Äußerungen ein wenig als Menschen greifbar. So erkennt man einen launischen Blackmore, der heute seinen Begleitern kreative Freiräume gewährt und junge Talente fördert und sie morgen ohne ehrliche Aussprache feuert oder plötzlich Zugaben verweigert, wenn das Konzertpublikum sie nicht „verdient“ habe. Und einen eitlen Joe Lynn Turner (Sänger 1980 bis 1984), der gleich mehrfach betont, wie gut er doch beim weiblichen Publikum ankam, und mitteilt, dass seine Fans einer Umfrage zufolge intelligenter und wohlhabender seien als diejenigen seines Vorgängers Ronnie James Dio (trotzdem ist Dio natürlich ein netter Kerl).

Als Rockfan wird man auch den traurigen Eindruck nie ganz los, dass RAINBOW ein ungeliebtes Kind war. 1975 verlässt Ritchie Blackmore DEEP PURPLE, weil er fürchtet, dass die Soul-, Funk- und Blueseinflüsse, welche die Neumitglieder David Coverdale und Glenn Hughes mitgebracht haben, den reinen Rock auf barocker und klassischer Grundlage verwässern. Menschliche und hierarchische Reibereien dürften ebenfalls eine große Rolle gespielt haben. So entbeint Blackmore kurzerhand die PURPLE-Vorband ELF um ihren Gitarristen und spielt mit dem Rest als RAINBOW noch im selben Jahr das Debütalbum „Ritchie Blackmore’s Rainbow“ ein. Der erste gemeinsam aufgenommene Titel, der schlagerhafte Oldie ‚Black Sheep Of The Family‘ aus den 60ern, den die DEEP-PURPLE-Mitglieder zurückgewiesen haben, wirkt wie ein Fremdkörper auf dem Album und hinterlässt den Eindruck, dass es hier nur jemand den alten Kollegen ganz schnell zeigen wollte. Kaum ist die Platte draußen, entlässt Blackmore die ELF-Leute außer dem Sänger Ronnie James Dio. Die personellen und musikalischen Änderungen halten an. Im Rückblick ist Blackmore mit keinem Album restlos zufrieden, und als sich 1984 die Gelegenheit zur einer lukrativen PURPLE-Reunion bietet, löst er die eigene Band, in der er doch der Chef ist, wieder auf.

Martin Popoff lässt die Originalzitate aus den Interviews unverändert. Wenn ein Musiker mitten im Satz den Faden verliert und eine neue Formulierung beginnt, ist das genau so abgedruckt. Das zeigt einerseits den Respekt des Autors vor den Quellen, erschwert allerdings den Lesefluss, ohne zu einem Erkenntnisgewinn zu führen. Dass er, wie erwähnt, diese Zitate häufig auch ohne Überleitung und Kommentierung stehen lässt, führt dazu, dass neben Banalitäten der Sorte „Ich mochte diese Unterkunft, nicht aber jenes Studio“ echte Knaller fast untergehen. Wenn hier immer die Wahrheit gesagt wird, dann sind auf dem Erfolgsalbum „Love At First Sting“ der SCORPIONS ehemalige RAINBOW-Mitglieder und nicht etwa (nur) die eigene Rhythmusgruppe an Bass und Schlagzeug zu hören. Und dann wollte Ritchie Blackmore das 95er Album „Stranger In Us All“ gar nicht unter RAINBOW herausbringen, sondern wurde von den Kaufleuten beim Label zu diesem zugkräftigen Namen genötigt, was den Eindruck eines ungeliebten Kindes bestätigen würde.

Musik in Worten wiederzugeben, ist grundsätzlich schwierig. Aber der Autor geht in seiner nach Alben gegliederten Bandbiographie auf jeden veröffentlichten Titel ein, indem er O-Töne der Beteiligten zitiert oder eigene kurze Beschreibungen abgibt, wobei persönliche Meinungsäußerungen als solche kenntlich sind. Diese Konzentration auf die Musik als das Wesentliche ist eine Stärke des Buches. Aus den Aussagen mehrerer Bandmitglieder geht hervor, dass die Lieder in der Entwicklung der Gruppe von 1975 bis 1983/84 immer kommerzieller wurden und auch werden sollten. Nun bedeutet „kommerziell erfolgreich“ zunächst einmal nur, dass sich etwas besser verkauft, ein geringerer künstlerischer Wert ist damit nicht zwangsläufig gemeint. Ob RAINBOW vor oder nach Dios Weggang besser waren, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber hier wäre eine Analyse oder Kommentierung des Autors gefragt, festzustellen, dass RAINBOW nach 1979 nie mehr echte Markenzeichen wie ‚Catch The Rainbow‘, ‚Gates Of Babylon‘ und vor allem ‚Stargazer‘ hervorgebracht haben, die man sich so bei keiner anderen Gruppe vorstellen könnte. Vergleiche mit anderen Bands wie JOURNEY seit dem Einstieg Steve Perrys hätten auch etwas über die damalige Zeit aussagen können.

Der Anhang des Buches enthält eine ausführliche Liste der offiziellen und halboffiziellen Alben. Das Bildmaterial reicht von gelungen (Bandfotos, Tourplakate, Magazincover mit einem humorvollen und selbstironischen Ritchie Blackmore) bis überflüssig (ganze Porträtstrecken von Ronnie James Dio, Roger Glover, Candice Night), wobei die fehlenden Bildunterschriften den RAINBOW-Neuling eher hilflos zurücklassen dürften. Seine Leser wir das Buch vermutlich überwiegend unter den beinharten RAINBOW-Fans finden.

http://www.ritchieblackmore.com (offizielle Seite zu RAINBOW und BLACKMORE’S NIGHT)
http://www.martinpopoff.com
http://www.ip-verlag.de

Hensley, Ken – Blood On The Highway – The Ken Hensley Story

_Eine wahrhaftige Ikone spricht_

Ken Hensley gehört zu der Sparte Musiker, die während ihrer ewig währenden Karriere jeden Nebenzweig des Business kennengelernt, ihn gelebt, gepflegt und letztendlich doch verabscheut, allerdings erst viel zu spät gemerkt haben, dass ihr bisweilen luxuriöses Künstlerleben kein Freifahrtschein in die Zügellosigkeit sein kann. Hensley merkte dies jedoch wie so viele andere Kollegen deutlich zu spät, litt insgeheim unter den Folgen von Ruhm und Ehre und konnte auch mit den finanziellen Gegebenheiten des Starlebens nicht so recht umgehen, was er jedoch letztendlich weniger bereut als die einzelnen Versäumnisse, die aus der Zeit um Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll noch in die heutige Zeit hineinreichen.

All jene Erfahrungen aus den wilden Siebzigern offenbart der Gitarrist und Songwriter in seiner persönlichen Biografie „Blood On The Highway“, die hierzulande jüngst über den |Grosser & Stein|-Verlag veröffentlicht wurde. In diesem recht unterhaltsamen Werk berichtet Hensley über seine Zeit bei URIAH HEEP, so manche Eskapade, aber auch über die zweifelhaften Nebeneffekte des ruhmreichen Musikerlebens, ohne dabei rückblickend mit erhobenem Zeigefinger den Moralapostel zu spielen. Von seinen Anfängen in der Jugend, den ersten Kontakten mit der Musik bis hin zum steilen Aufstieg und anschließenden Absturz in die Kokainabhängigkeit resümiert Hensley hier vor allem die unliebsamen Erlebnisse, die sein Leben bis dato zeitigten, verleiht seiner Berichterstattung aber einen insgesamt überraschend lebendigen Rahmen, der die Story des Musikers zwischenzeitlich fast schon wie ein Akt der Selbstironie verkauft. Bei all der Tragik und Brisanz, die besonders den zweiten Teil seiner aktiven Karriere überschattete, gelingt es dem Autor dennoch, ein insgesamt positives Resümee zu ziehen und sein Leben nicht als die skandalöse Geschichte eines Business-Opfers darzustellen. Man bekommt stattdessen den Eindruck, Hensley verstehe seine gesamte Laufbahn als wechselseitigen Lernprozess, der bis zum heutigen Tage und trotz aller Schicksalsschläge nicht abgeschlossen ist.

Dementsprechend versteht sich der lockere Schreibstil des Altstars (Ken zählt mittlerweile auch schon stolze sechzig Lenze) fast wie von selbst und wirkt erfrischend jugendlich – so wie im Übrigen die kompakte Zusammenfassung seiner persönlichen Autobiografie. Dies hängt mitunter auch damit zusammen, dass der Mann nicht die Band als Leitfaden für die Story verwendet hat, sondern seine eigene Befindlichkeit während all der Jahre in den Mittelpunkt stellt. Natürlich spielt seine Partizipation bei URIAH HEEP für den wesentlichen Teil seiner charakterbezogenen Entwicklung eine immens wichtige Rolle, wird aber nicht als Aufhänger für eine etwaige Sensationspublikation genutzt. Anders als erwartet nutzt Hensley nämlich die sich bietende Gelegenheit ausschließlich, um von den verschiedensten Eindrücken zu erzählen, sowohl in Sachen Musik und Therapie, aber auch hinsichtlich seiner Familie und den gewöhnlichen Hoch- und Tiefpunkten des ganz gewöhnlichen Lebensalltags. Besonders dieser Umstand verabreicht dem Buch sowie auch der Person hinter „Blood On The Highway“ das Fünkchen Menschlichkeit, welches bereits ausreicht, um die erforderlichen Sympathien beim Publikum zu wecken. Ähnlich wie einst bei URIAH HEEP …

Auf den 160 bebilderten, englischsprachigen Seiten gibt’s dennoch eine Sache, die sich ein wenig als störend erweist. Der Autor verpasst der Biografie eine in etwa chronologische Struktur, hält sich in den einzelnen Kapiteln aber kaum an diese Vorgaben. Es wird ständig rezitiert, verglichen und auch vorausgeschaut, was der Entwicklung einer stringenten Historienaufarbeitung manchmal entscheidende Steine in den Weg legt und mitunter auch schon mal ein wenig Verwirrung stiftet. Etwas mehr Gradlinigkeit hätte so manchem Abschnitt gutgetan, gerade in der ersten Hälfte, in der man noch damit beschäftigt ist, den Menschen hinter diesem Buchprojekt genauer kennenzulernen.

Doch derartige Versäumnisse bzw. vergleichsweise geringfügige Unzulänglichkeiten verwässern den angenehmen Charakter des Buchs keinesfalls. Ken Hensley hat zweifelsohne ein bewegtes Leben hinter sich und kann mit mancherlei Anekdote aufwarten, deren Humorgehalt bereits ausreichen würde, um die Anschaffung dieser Biografie zu rechtfertigen. Darüber hinaus wird hier in einer teils recht bewegten Geschichte dargestellt, wie nahe Licht und Schatten im Musik-Business zusammenliegen bzw. wie schnell man als standhafter Mensch aufs moralische Abstellgleis gerät, sobald einem die Zügel entgleiten – und zumindest dies wurde in keinem mir bekannten Buch derart glaubhaft und nüchtern vorgetragen, dass man stellenweise wirklich ergriffen ist.

Insofern ist „Blood On The Highway“ auch samt seiner teils chaotischen Schlenker ein wirklich lesenswerter Titel und im Hardrock-Business ohne jeden Zweifel eine der gelungensten und persönlichsten Autobiografien auf dem Markt. Ganz egal, welche Verbindung man zu diesem Musiker und Menschen hat oder ob eine solche überhaupt besteht: Prinzipiell sollte sich hier jeder vom finsteren Untertitel „When too many Dreams come true“ inspiriert fühlen und Hensley in der Schilderung der Ereignisse seine Aufmerksamkeit schenken. Verdient hat „Blood On The Highway“ dies allemal.

http://www.grosser-stein.de/

Membran – Startseite

Bosworth (Herausgeber) – Nur für Anfänger – Klavier

Die Veröffentlichungsreihenfolge der unterschiedlichen Musik-Lehrbücher beim |Bosworth|-Verlag ist mitunter ein bisschen seltsam. Nachdem man schon die unterschiedlichsten Editionen für Geübte und weiter fortgeschrittene Pianisten auf den Markt gebracht hat, folgt nun, quasi ein Schritt zurück, eine neue, vornehmlich für Einsteiger und Anfänger konzipierte Ausgabe zum Thema Klavierspielen. Wie auch schon die Gitarrenbücher aus der Reihe „Nur für Anfänger“ bitet aber auch die Piano-Edition dieses neuen Werkes einen sehr guten, sinnvoll zusammengesetzten Aufbau und eine leicht verständliche Schritt-für-Schritt-Struktur, die nicht nur auf bloßer Theorie fußt. Ziel des immerhin 40 Seiten starken Bandes war definitiv Transparenz und leichte Nachvollziehbarkeit anhand praktischer bzw. zumindest praxisnaher Beispiele. Und was das betrifft, wurden die zugehörigen Vorgaben weitestgehend perfekt erfüllt!

„Nur für Anfänger – Klavier“ gefällt vor allen Dingen wegen der exzellenten Verquickung von theoretischem, fachbezogenem Lernstoff und anschaulich offengelegten Fingerübungen. Das Magazin ist reichlich bebildert, gibt anhand von fotografischen Abbildungen Aufschluss über die Überbrückung erster Schwierigkeiten und zeigt situationsabhängig die richtige Position von Körper und Fingern. Selbstverständlich werden auch Notation und Notenlehre kurz aufgegriffen, jedoch nicht mehr in aller Ausführlichkeit erklärt, sondern vermehrt im Zuge der einzelnen praktischen Übungen integrativ in den Lernprozess mit einbezogen. Und dennoch beginnt „Nur für Anfänger – Klavier“ im Grunde genommen von der Pieke an und führt die wesentlichen Elemente und Techniken in der kompakteren Variante mit auf. Man erfährt Wissenswertes zur Struktur von Akkorden, lernt, die beiden Hände auf den Tasten in Harmonie zu bringen, und letztendlich auch, die ersten Schritte gleich beidhändig sicher zu beherrschen.

Um das Ganze auch entsprechend abgleichen und überprüfen zu können, enthält das Buch außerdem eine Audio-CD mit diversen Playbacks und Demonstrationen des aufgebotenen Stoffes. Hilfreiche Instruktionen und ein trotzdem eingeführter, minimalistischer Crash-Kurs in der Musiktheorie runden dieses Werk schließlich ab, welches berechtigterweise den Untertitel „Alles, was du (zum Klavierspielen) brauchst“ trägt. Interessierte und baldige Einsteiger sind daher gut beraten, sich mit diesem leichten Anfangswerk mit der ersten Materie vertraut zu machen. Hinsichtlich der Anschaulichkeit und des liebevoll durchstrukturierten Theorie-Praxis-Bezuges wird man jedenfalls kaum einen anderen Titel finden, der in so kurzer Zeit für derart große Fortschritte bürgt. Dass man am Ende tatsächlich schon einige Passagen von Dvorak, Brahms und Beethoven spielen kann, spricht jedenfalls für sich!

http://www.bosworth.de

Stevens, Cat (Islam, Yusuf) – Cat Stevens / Yusuf Islam – Das kleine schwarze

Yusuf Islam – für viele nach wie vor ein Fremdling, dessen religiöser Wandel wohl nur den wenigsten richtig begreiflich scheint. Der Mann, der einst als Cat Stevens (bürgerlich: Steven Demetre Georgiou) zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Singer/Songwriter avancierte, wird bereits seit längerer Zeit von Medien und politischen Instanzen äußerst skeptisch betrachtet. Mehrere Skandale überschatteten seine jüngste Karriere, darunter auch der vorläufige Negativ-Höhepunkt im Jahre 2004, als ihm wegen vehementer Bedenken über eventuelle Verbindungen zum islamischen Terrornetzwerk die Einreise in die USA verweigert wurde. Aber auch eine angebliche frauenfeindliche Attitüde wird ihm wegen einiger markanter Aussagen und Vorfälle nachgesagt, so dass der Fokus im Laufe der vergangenen vier Dekaden immer weiter von der Musik wegrückte und der Mensch Yusuf Islam mit all seinen unkonventionellen Einstellungen in den Medien präsent war.

Dennoch bleibt unbestritten, dass der Mann unter seinem ersten Künstlernamen Cat Stevens einige der wichtigsten Beiträge zum politisch engagierten Rock der späten Sechziger und frühen Siebziger geleistet hat und somit maßgeblich daran beteiligt war, dass die internationale Friedensbewegung deutlichen Einzug ins Musik-Business hielt. Zwischen 1967 und 1977 verkaufte er in seiner Zeit als aktiver Musiker immerhin 41 Millionen Alben, bevor dann seine Hingabe zum Islam sein Leben völlig auf den Kopf stellte und den Rockmusiker Stevens auslöschte.

Sein geistiges Fundament, darunter auch Material seiner zweiten Karriere als Yusuf Islam, wird nun in einem weiteren exklusiven Songbook im |Bosworth|-Verlag festgehalten. In „Das kleine schwarze“ ist das Gesamtwerk des bemerkenswerten Künstlers in Text und Notation aufgeführt, angefangen bei seinen stürmischen Anfangstagen über internationale Volltreffer wie ‚Wild World‘, ‚Morning Has Broken‘ und ‚Father And Son‘ bis hin zu aktuellen, weniger bekannten Stücken wie ‚The Beloved‘ und ‚Maybe There’s A World‘. Insgesamt sind es beinahe 150 Tracks, die in diesem schmucken Taschenbuch zusammengefasst sind und mit allen Akkorden für die Gitarrenbegleitung ausgestattet wurden. Außerdem werden im Anhang noch einige Kniffe zum Stimmen der typischen Stevens-Gitarre verraten, um einen möglichst authentischen Sound zu erzielen und die Begleitung der zahlreichen Originale so stimmig wie nur eben möglich zu gewährleisten.

Ähnlich wie schon bei den Büchern zu den |Ärzten| oder den |Toten Hosen| setzt der Verlag auf das bewährte Kompaktformat, welches sich einmal mehr als sehr praktisch erweist. Lediglich die Handhabung der Gitarrenbegleitung ist ein wenig umständlich, da die Seiten aufgrund des Kleinformats schnell umschlagen, was aber mit ein bisschen Feingefühl wieder umgangen werden kann. Viel wichtiger ist indes die Vollständigkeit dieses Werkes, welche von der ersten bis zur letzten Seite in alphabetischer Reihenfolge garantiert ist und „Das kleine schwarze“ zu einem unverzichtbaren Werk für jeden Fan des viel zitierten, wenn auch merkwürdigen Musikers macht. Man kann zum Menschen Yusuf Islam respektive Cat Stevens alias Steven Demetre Georgiou stehen, wie man mag – seine Musik allerdings ist ein unumstößliches, geschichtsträchtiges Monument, welches auch etliche Jahre nach seiner größten Zeit immer noch von immenser Bedeutung ist. In diesem schmucken Begleitheft zur Karriere des Künstlers wird dies sehr eindrucksvoll notiert und reflektiert.

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Mader, Matthias – Judas Priest, Der stählerne Weg von

JUDAS PRIEST ist die wahrscheinlich wegweisendste Gruppe im Heavy Metal. Ohne die Band aus Birmingham wäre diese Musik nicht so, wie sie sich seit fast 30 Jahren darstellt, wenn sie sich überhaupt jemals voll entfaltet hätte.

Seit über 20 Jahren gab es keine umfassende Biographie über JUDAS PRIEST mehr. Erst in diesem Jahr werden einige Werke aufgelegt oder vorbereitet. Eines davon ist „Der stählerne Weg von Judas Priest“ des langjährigen Musikjournalisten Matthias Mader. Mader ist seit den späten 70ern bekennender Anhänger von JUDAS PRIEST, was sich als Stärke und zugleich Schwäche seines Buches herausstellt. Eine Stärke ist es, weil der Autor aus einer jahrelangen Beobachtung der Band und vielen persönlichen Interviews schöpfen kann. Die Schwäche ist die mangelnde nüchterne Distanz zum Thema, die sich teils in einer unkritischen Verehrung, teils in der überkritischen Betrachtung des 110-prozentigen Fans äußert.

Mader stellt die Geschichte der Gruppe in chronologischer Ordnung dar, wobei fast jedes Kapitel ein neues Album zum Hauptthema hat. Wichtige Ereignisse wie der Prozess von Reno, bei dem der angebliche Einfluss der Band auf den Selbstmord zweier Jugendlicher verhandelt wurde, oder die lange und mühselige Suche nach einem neuen Sänger, als sich Rob Halford für etwa ein Jahrzehnt ausklinkte, werden gesondert abgehandelt. Auch die Neben- und Soloprojekte sowie die Veröffentlichungen des ursprünglichen PRIEST-Sängers Al Atkins werden vorgestellt. Dadurch wird auch deutlich, dass der Autor eine fast ausschließlich musikalische Biographie verfasst hat. Das Privatleben der Bandmitglieder bleibt beinahe völlig außen vor. Erst recht werden dem Leser nicht wie in vielen anderen Musikerbiographien sämtliche abgelegten Groupies und Schnapsflaschen vorgestellt.

Die problematische unentschiedene Stellung Maders zwischen Chronist und Fan zeigt sich schon in der Einleitung, wenn er JUDAS PRIEST als die „Erfinder des Heavy Metal“ vorstellt, die „einzig und allein“ die maßgeblichen Eigenschaften dieser Musik schufen (S. 4f), was er allerdings auch wieder, teilweise mit Zitaten Rob Halfords, relativiert, indem er an die älterem BLACK SABBATH erinnert, ebenso an DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN; man hätte wohl auch noch die im Buch nicht genannten BLUE ÖYSTER CULT u. a. erwähnen können. JUDAS PRIEST haben die vorhandenen Ansätze aufgegriffen, umfassend weiterentwickelt und den Heavy Metal, wie wir ihn heute kennen, geprägt wie keine andere Gruppe sonst, aber sie waren nicht die Ersten und nicht die Einzigen. Die endgültige Definition der PRIEST’schen Bedeutung für den Metal liegt also auch mit Maders Buch noch nicht vor.

Auch die musikalische Entwicklung der Band zeichnet er als Fan, und zwar vor allem der ausgeprägten Metalalben „British Steel“ (1980), „Screaming For Vengeance“ (1982) und „Painkiller“ (1990). Seine Kritik an der teilweise poppigen und zeitgeschmäcklerischen „Turbo“ (1986) und der demonstrativ bis zur Selbstkarikatur vollzogenen Rückkehr zum Heavy Metal von „Ram It Down“ (1988) hat gute Gründe und ist berechtigt. Wenn auch andere Alben, etwa das Debüt „Rocka Rolla“ (1974), als „schlecht“ bezeichnet werden, übersieht Mader, dass immer (mindestens) zwei Herzen in der Brust von JUDAS PRIEST geschlagen haben. Außer Metallern waren sie als Kinder ihrer Zeit auch eine klassische spielfreudige und instrumental versierte Rockband, deren zweites Gesicht sich in düster-melancholischen Stücken und einer schwerblütigen Spielweise zeigte. Insofern führt eine klare Linie von ‚Run Of The Mill‘ über ‚Beyond The Realms Of Death‘ und ‚Out In The Cold‘ bis zu ‚Worth Fighting For‘ von der bislang letzten Studioscheibe „Angel Of Retribution“. Und ein Album wie „Stained Class“ ist ohne „Rocka Rolla“ gar nicht völlig erfassbar.

Bei der Vorstellung der einzelnen Etappen der Bandgeschichte kann Mader nun aus seinen über eine lange Zeit geführten Interviews schöpfen. Zu Alben, Tourneen und anderen Stationen ihrer Biographie, etwa zu den Vorwürfen über Nachbearbeitungen am ersten Livealbum „Unleashed In The East“, kann er exklusive Aussagen von aktuellen oder ehemaligen Mitgliedern vorlegen. Diese gewinnen dabei auch allmählich für den Leser persönliche Gesichter. Man lernt Musiker aus armen Verhältnissen kennen, die ihre Bodenständigkeit und ihre Geschäftstüchtigkeit, sobald sich der Erfolg einstellte, prägten. Sie bemühten sich immer, faire Geschäftspartner – gerade auch den Fans gegenüber – zu sein, aber in ihren Äußerungen zeigen sich auch einige Eitelkeiten und gewollt-ungewollte Erinnerungslücken. Insbesondere die Wandlungen Rob Halfords in seinem Solojahrzehnt von der zunehmenden, teilweise provokanten Abwendung vom Metal bis zur Rückkehr des verlorenen Sohns in die Band zeichnet Matthias Mader gut nachvollziehbar nach.

Dann ist es auf der anderen Seite wieder ärgerlich, wie unreflektiert und genügsam der Autor gelegentlich mit seinem Quellenmaterial umgeht. Am Beispiel der Verkaufszahlen von „Screaming For Vengeance“: Erst wird diese Platte mehrfach als PRIESTs meistverkaufte herausgestellt, doch als es um konkrete Zahlen geht, wird ein zehn Jahre altes Interview angeführt, in dem Gitarrist K. K. Downing drei Millionen verkaufte Exemplare schätzt!

Illustriert ist „Der stählerne Weg von Judas Priest“ mit vielen, meist farbigen Fotos, die der Qualität des Textes entsprechen: Jede Menge sehenswerte Zeitdokumente wie Konzertfotos, Tourplakate und Eintrittskarten werden präsentiert, auf seltenen Plattenhüllen sind liebevoll Sonderpressungen etwa auf farbigem Vinyl drapiert. Aber leider fehlen immer Bildunterschriften; auch Fans dürften nicht unbedingt alle jemals veröffentlichten Singles und Bootlegs und alle ehemaligen Mitglieder der Vor- und Frühzeit kennen. Fast schon mustergültig ist aber der Anhang mit einer ausführlichen Diskographie, einer Bibliographie der Sekundärliteratur und einer Konzerthistorie, für die Matthias Mader alle nachweisbaren Liveauftritte von 1969 bis 2006 zusammengetragen hat.

„Der stählerne Weg von Judas Priest“ liefert dem Interessierten jede Menge Daten über eine bedeutende und bisher kaum untersuchte Band. Gerade für Fans dürfte es ein wichtiges Nachschlagewerk werden. Auf eine rundum befriedigende Biographie von JUDAS PRIEST muss man aber weiterhin warten.

http://www.judaspriest.com
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Heumann, Hans-Günter – The very Best of … New Jazz

Der Bereich der Jazzmusik wird derzeit zum Unmut vieler Genre-Verfechter gehäuft von Vertretern der Pop-Branche unterlaufen, die in etwas mehr beschwingten Arrangements sofort die direkten Parallelen zur weitläufigen, experimentierfreudigen Szene sehen wollen. Allerdings ist diesbezüglich auch keine festgesetzte Trennlinie möglich, da die Übergänge phasenweise fließend sind und man wahrscheinlich ewig darüber streiten und diskutieren kann, was nun auch wirklich dem Jazz angehört bzw. was sich doch eher nur mit dem wohlklingenden Namen dieses Musikstils schmückt.

Eine derartige Diskussion könnte nun auch Hans-Günter Heumanns neues Songbook „The very Best of … New Jazz“ auslösen, in dem zehn Künstler aus dem aktuellen Zeitgeschehen mit einem kurzen Beitrag geehrt werden. Während bereits die beiden Singer/Songwriter-Heroen Katie Melua und Norah Jones in ihrer Einordnung hier grenzwertig sind, scheint die Einbeziehung Roger Ciceros doch ein wenig fragwürdig, zumal der diesjährige Grand-Prix-Teilnehmer in den Verdacht gerät, zu einem gewissen Teil auch aufgrund des anhaltenden Medienrummels um seine Person als Zugpferd verwendet worden zu sein. Dies wäre ob der Klasse der übrigen Beiträge allerdings gänzlich unnötig gewesen, denn es sind speziell Ausnahmekompositionen wie ‚That ole Devil called Love‘ von Alison Moyet oder ‚You Don’t know me‘ aus der Feder von Harry Connick jr., die diese kleine Sammlung merklich aufwerten und zumindest im Bezug auf ihren musikalischen Gehalt einen entsprechenden Gegenwert für die Investition bieten.

Darüber hinaus bietet Heumann in seinem aktuellen Sammelwerk auch allerhand Aktuelles, angefangen bei ‚Spoiled‘, für das die junge Soul-Sängerin Joss Stone verantwortlich zeichnet, über Jamie Cullums ‚Twentysomething‘ bis hin zu Diana Kralls ‚The Girl in the other Room‘, die allesamt in vergleichsweise simple Klavierarrangements gepackt wurden und somit erneut eher den Einsteiger als den Profimusiker ansprechen sollten – doch diese Maxime verfolgt der Autor bzw. der Herausgeber schon von jeher.

Insofern kann „The very Best of … New Jazz“ auch jedem interessierten Musiker ans Herz gelegt werden, wobei noch einmal darauf verwiesen sei, dass die Begriffe ‚Best of‘ und ‚Jazz‘ ein wenig frei ausgelegt wurden. Im Großen und Ganzen umschreibt der Titel nämlich ein wenig mehr, als tatsächlich enthalten ist. Doch da die Songauswahl – mal ganz vom Schubladendenken losgelöst – wirklich ordentlich ist und sich dazu inhaltlich nicht mit den bisherigen Publikationen Heumanns deckt, liegt man mit der Anschaffung dieses zehnteiligen Werkes gar nicht mal so verkehrt.

_Inhalt_

1. JAMIE CULLUM – Twentysomething
2. NORAH JONES – The Nearness of you
3. DIANA KRALL – The Girl in the other Room
4. JOSS STONE – Spoiled
5. KATIE MELUA – My Aphrodisiac is you
6. PATRICIA KAAS – Mademoiselle Chante Le Blues
7. ROGER CICERO – Zieh die Schuh‘ aus
8. ALICIA KEYS – Fallin‘
9. HARRY CONNICK JR. – You don’t know me
10. ALISON MOYET – The ole Devil called Love

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Bananafishbones / Masannek, Joachim – DWK Songs. Die wilden Kerle – Songbook

Mit mittlerweile vier abgeschlossenen Kinoproduktionen, einem jugendlichen Millionenpublikum und schier unerschöpflichem Potenzial ist die cineastische Fußballserie zu einem echten Trademark auf den deutschen Kinoleinwänden geworden und erfreut sich auch fünf Jahre nach dem ersten Gehversuch einer kaum zu stoppenden Popularität. Erst in diesem Jahr legte Regisseur Joachim Masannek mit“Die wilden Kerle & der Angriff der Silberlichten“ erfolgreich nach, wohl wissend, dass sich das Produkt „Die wilden Kerle“ gewinnbringend mit immer neuen kommerziellen Ideen vermarkten lässt. Die Kehrseite der Medaille ist nämlich die totale Ausschlachtung des Themas in Sachen Merchandise, etc. Es gibt wohl derzeit keinen Fanartikel, den es noch nicht gibt, soll heißen dass einem an allen erdenklichen Ecken des häuslichen Discounters Dinge entgegenlächeln, die das Emblem der Jung-Fußballtruppe tragen – und das nervt zumindest den neutralen Betrachter ganz gewaltig.

Letzteres ist auch ein berechtigter Grund, einer Veröffentlichung wie dem ersten Songbook zu den Filmen um die beiden Ochsenknecht-Kids mit äußerster Skepsis entgegenzutreten, einfach in der Befürchtung, hier werde erneut nach neuen Möglichkeiten des kommerziellen Totalausverkaufs geschielt. Doch wider alle Bedenken hat sich der |Bosworth|-Verlag doch ganz ordentlich ins Zeug gelegt, um die Notensammlung von insgesamt fünfzehn Titeln aus dem musikalischen Fundus aller vier Streifen liebevoll aufzuarbeiten. Die Musik der |Bananafishbones|, die hier in Arrangements für Gesang, Gitarren und Keyboards aufgereiht wurde, wird von einer ganzen Reihe Fotos und Bilder zum Kino-Event begleitet und somit auch nahezu chronologisch in die brisanteren, hier visuell dargestellten Ereignisse der vier Filme eingeflochten. In diesem Sinne ist auch eine Einordnung in die jeweiligen Szene recht einfach zu vollziehen, wenngleich ein paar Hintergründe zu den Songs dem Unterfangen sicher nicht geschadet hätten. Allerdings muss man einfach davon ausgehen, dass die Zielgruppe umfassend mit der Materie vertraut ist und sofort Assoziationen vor Augen hat, sobald Text und Musik reflektiert werden.

Dies macht dieses Songbook jedoch auch zu einer arg limitierten Geschichte, da sich höchstwahrscheinlich auch nur Personen damit auseinandersetzen werden, die über die Filme auf die Songs aufmerksam geworden sind und sich mit Hilfe der kleinen Notensammlung gerne ein weiteres Mal inspirieren lassen. Daher mag man über Sinn und Unsinn dieser Veröffentlichung auch lange diskutieren und streiten können, ohne dabei klare Resultate zu erzielen. Letzten Endes wird die Pro-Seite immer darauf hinweisen, dass das Sammelwerk relativ vollständig ist und zudem optisch einiges hermacht, wohingegen die Kontra-Verfechter sich gerne an den Folgen des ungebremsten Kommerzes stören werden. Objektiv betrachtet, und damit auch nur auf das Produkt bezogen, ist „DWK Songs“ aber sicherlich eine feine Sache, unter anderem auch wegen der wirklich guten Liedkompositionen der |Bananafishbones|. Musikalisch begabte Liebhaber der Fußballabenteuer sollten sich also wirklich mal mit dem Gedanken herumschlagen, hier zu investieren, denn im Gegensatz zu den vielen anderen Artikeln, auf denen das Logo der wilden Kerle prangt, beherbergt dieser Titel noch ganz individuelle Inhalte.

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Murray Engleheart/Arnaud Durieux – AC/DC: Maximum Rock’n‘ Roll

Mehr als 40 Jahre Geschichte einer dem Zeitgeist den Stinkefinger zeigenden Rockband werden auf mehr als 600 opulent gestalteten Seiten aufgeblättert. Den Schwerpunkt bilden die aufregenden Anfänge, wobei neben grundsätzlichen Fakten unwichtige Kleinigkeiten aufgegriffen werden, die den Lesern ‚beweisen‘ sollen, dass AC/DC unkonventionelle Teufelskerle sind. „Maximum Rock ’n‘ Roll“ ist stattdessen das erschreckend beliebige Porträt einer aufregenden Band, deren Werdegang ebenso ehrfürchtig wie unkritisch nacherzählt und mit langweiligen Fotos illustriert wird.
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Naidoo, Xavier / bearbeitet von Michael Schlierf – Xavier Naidoo – The Best of – Songbook für Piano, Gitarre und Gesang

Trotz seines anhaltenden Erfolgs gilt Xavier Naidoo hierzulande als ein recht kontroverser Künstler: Entweder liebt man den spirituell angehauchten Soul-Pop des Platin-Sellers, oder man stellt sich konsequent gegen die tiefgründige Lyrik, die Naidoo in seinen Liedern unterbringt. Dennoch muss man dem Mann fraglos attestieren, der deutschen Musikszene in den letzten Jahren einen enorm deutlichen, wenn nicht sogar richtungsweisenden Stempel aufgesetzt zu haben und zumindest im Pop-Bereich wieder ein gewisses inhaltliches Qualitätsbewusstsein hervorzurufen, das sich gegen die Plattitüden aus dem Hip-Hop-Zirkus und der Eintönigkeit der Dancefloor-Szene durchgesetzt hat.

Inzwischen blickt der Künstler bereits auf ein breites Repertoire national gefeierter Hits zurück, darunter auch zahlreiche Frontplatzierungen in den Media-Control-Charts, die ihn über die Jahre zu erfolgreichsten deutschen Künstler des neuen Jahrtausends haben aufsteigen lassen. Dennoch bemüht sich der Musiker weiterhin, in der Öffentlichkeit den unscheinbaren, ruhigen Songschreiber zu mimen und trotz des gewaltigen Erfolgs lieber introvertiert als explosiv aufzutreten. Insofern passt die düstere Untermalung des jüngst erschienen Best-of-Songbooks auch perfekt zum Menschen Xavier Naidoo, wohingegen die Musik sich bereits von Anfang an diese stille Melancholie bewahrte, die hier optisch in all ihren Vorzügen repräsentiert wird.

Dennoch geht es auch in dieser bewusst farblosen Partitur in erster Linie um die Sprache der Musik, die in insgesamt 17 der bekanntesten Stücke Naidoos gesprochen wird. Darunter befinden sich sowohl ältere Gassenhauer wie ‚Führ mich ins Licht‘ und ‚Nicht von dieser Welt‘, Spirituelles wie ‚Abschied nehmen‘ und ‚Seelenheil‘ sowie natürlich die nach wie vor präsenten Hits wie ‚Was wir alleine nicht schaffen‘ und ‚Dieser Weg‘, welche vor allem im Rahmen der letztjährigen Fußball-Weltmeisterschaft eine ungeheure Medienpräsenz erfuhren.

Inhaltlich ist das Ganze für Piano, Gitarre und natürlich Gesang arrangiert und insgesamt sehr edel aufgemacht. Die Notenblätter sind für ein solches Werk gar überdurchschnittlich überschaubar, die Struktur der Songs selbst für Laien schnell durchschaubar und durch die leeren Akkordgitter zum Ende des Albums ergibt sich darüber hinaus noch die Möglichkeit, einzelne Akkorde präziser aufzuschlüsseln bzw. auch eigene Notationen einzubringen.

Visuell betrachtet ist das Songbook ebenfalls eine durchweg gelungene Ausgabe, sei es nun auf die dezenten Farbtöne oder eben auf die kontinuierlich eingeschobenen Illustrationen bezogen. Und auch was die Songauswahl betrifft, wird wohl kein treuer Anhänger Anlass zum Mosern finden, schließlich sind alle wichtigen Hits dabei und darüber hinaus auch noch ein paar Geheimtipps. Für musikbegabte Fans des besonnenen Chartstürmers ist dieses Buch ergo auch sehr empfehlenswert, zumal man durch die Wahl zwischen Klavier- und Gitarrenbegleitung sogar die Möglichkeit erhält, den Charakter eines Songs ein wenig zu modifizieren. Damit erhält so manches Stück eine völlig neue Seele und fordert den experimentierfreudigen Musiker zu einer noch konzentrierteren und konsequenteren Auseinandersetzung mit dem Material des Musikers und Lyrikers auf. Ein Grund mehr also, sich mit diesem Werk auseinanderzusetzen!

_Inhalt_

Was wir alleine nicht schaffen
Danke
Dieser Weg
Zeilen aus Gold
Oh My Lady
Seelenheil
Bist du am Leben interessiert
Du bist wie ein Segen
Kleines Lied (Kinderlied)
Wenn ich schon Kinder hätte
Ich kenne nichts (das so schön ist wie du)
Abschied nehmen
Wo willst du hin?
Ernten was man sät
Nicht von dieser Welt
Führ mich ans Licht
Sie sieht mich nicht

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