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Rosenstolz – Rosenstolz – Das große Leben (Songbook)

ROSENSTOLZ gehören bereits seit einer halben Ewigkeit zur Speerspitze der deutschsprachigen Indie-Bewegung. Die beiden Protagonisten Peter Plate und AnNa R. haben sich in den letzten Jahren durch eine deutliche Abkehr von Trends, Strömungen und Neuentwicklungen in die Herzen eines enorm großen Pop-Publikums gespielt und nicht zuletzt dank Super-Hits wie ‚Liebe ist alles‘ den endgültigen Sprung an die Spitze eines nicht näher definierten Genres innerhalb der Popmusik vollzogen. Mit dem letzten Album „Das große Leben“ hat sich der Erfolg auch rein äußerlich mit Fakten belegen lassen; die Scheibe stieg auf Nummer 1 der Media-Control-Charts ein – eine Ehre, die sicherlich nur den besten deutschsprachigen Künstlern zuteil wird, und auf die das Duo lange und gezielt hingearbeitet hat. Dabei lebte gerade dieses Album von der Kraft jedes einzelnen Elements; die sanften Pianos, die entschlossene und manchmal doch so zerbrechliche Stimme und nicht zuletzt die bezaubernden, einprägsamen Gitarren-Arrangements setzten sich fest und lieferten individuell den Beweis ab, dass der große Absatz des Albums in jeglicher Hinsicht gerechtfertigt ist.

Nun sind ROSENSTOLZ sicherlich auch gute Lehrmeister, was die reine Kompositionslehre betrifft; eigenwillig, anders und doch genial setzen sich ihre Lieder über das herkömmliche Fundament des klassischen Arrangierens hinweg. Aus diesem Grunde scheint die Veröffentlichung eines Songbooks zur neuen Platte ein konsequenter und auch ansprechender Schritt, den die Gruppe bereits mit den zwei vorherigen Notenbüchern erfolgreich vollzogen hatte. Der Unterschied dieses Mal: Das Sammelalbum mit Arrangements für Klavier, Gesang und Gitarre ist auf den letzten musikalischen Output spezialisiert und enthält lediglich die zwölf Kompositionen von „Das große Leben“, darunter die Hitsingle ‚Ich bin ich (Wir sind wir)‘, nachdenkliche Songs wie ‚Ich hab genauso Angst wie du‘ und typische ROSENSTOLZ-Nummern wie ‚Bester Feind‘ und ‚Aus Liebe wollt ich alles wissen‘. All dies wurde sehr wirkungsvoll in die Farben des Albums getaucht und mit einigen tollen Schwarzweiß-Fotos versehen, welche die Stimmung der Songs sowie des gesamten Material richtig schön wiedergeben. Dazu gehören auch einzelne Impressionen der darstellenden Künstler in den bedächtigen Düster-Farben, deren Wirkung ebenfalls stimmig mit der Grundatmosphäre der Songs ist.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch bezogen auf die Aufmachung ist das Songbook zu „Das große Leben“ daher auch ein echter Genuss. Und strukturell lässt man dann auch nichts mehr anbrennen; das Buch ist sehr übersichtlich und anschaulich aufgebaut, und wenn einen nicht schon die fantastischen Fotos in den Bann ziehen, dann tun es spätestens die poetischen Texte, deren anspruchsvolle Darbietung aufgrund der charismatischen Stimme von Sängerin AnNa eine Herausforderung für jede Nachahmerin darstellen sollte. ROSENSTOLZ-Fans, die ebenfalls eine musikalische Begabung aufwiesen und gerne noch mehr mit ihren Favoriten verwachsen wollen, sollten daher nicht lange zögern, denn dieses kleine Notenalbum ist insgesamt ein wirklich prächtiges Werk.

|Songs:|

Nichts von alledem (tut mir leid)
Ich bin ich (Wir sind wir)
Anders als geplant
Ich geh in Flammen auf
Ein Wunder für mich
Auch im Regen
Ich bin verändert
Bester Feind
Ich hab genauso Angst wie du
Aus Liebe wollt ich alles wissen
Etwas zerstört
Woran hält sich die Liebe

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Fabig, Jörg – Drum Along – 10 Classic Rock Songs

Als Schlagzeuger im Amateur-Stadium kann ich ein Lied davon singen, wie langweilig so manche Trockenübung sein kann, wenn man jenseits von Melodien oder gar kompletten Songarrangements verschiedenen Rhythmen und Fills trainiert. Anders als bei den ungleich beliebteren Instrumenten wie beispielsweise der Gitarre bekommt man auf diesem Terrain nämlich zumeist nur dann die vollständige Befriedigung, wenn man sich auch mal im Rahmen eines Bandgefüges oder überhaupt im Kreise anderer Musiker an den Kesseln austoben darf. Dementsprechend sind gute Lehrbücher gerade für denjenigen, der den zumeist überteuerten Unterricht in den privaten Musikschulen meidet, das A und O auf dem Weg zum semi-professionellen Drumming, und Gott sei Dank ist die Auswahl auf dem Markt mittlerweile auch recht ansprechend und vor allem auch vielseitig.

Wer sich beispielsweise schon mal an erfolgreichen Rockhits versuchen und zwischendurch auch mal ein wenig abseits der strengen Rhythmuslehre spielen möchte, findet in „Drum Along“ einen guten, ansprechend aufgebauten Wegweiser durch die kunterbunte Welt der groovigeren Sounds. In unterschiedlichen, leicht ansteigenden Schwierigkeitsgraden präsentiert Autor Jörg Fabig in diesem kleinen Sammelwerk anhand verschiedener Leadsheets zehn mehr oder minder bekannte Kompositionen zum Mit- und Nachspielen. Die Auswahl mag in diesem Zusammenhang zwar ein wenig unkonventionell sein, wenn man mal betrachtet, dass Gruppen wie The Cure, und The Beatles neben modernen Bands wie System Of A Down aufgeführt sind, doch da es sich hierbei um ein reines Lernbuch handelt, geht diese vielseitige Ausrichtung durchaus in Ordnung.

Vorteilhaft ist in diesem Sinne vor allem die einfache Aufteilung der Drum-Arrangements anhand der Ablaufpläne (Leadhseets), in denen die Konstruktion der einzelnen Kompositionen in kurzer, optisch vereinfachter Form dargestellt ist. Diese Struktur macht seitenlange Notationen schon mal komplett überflüssig und ermöglicht es dem potenziellen Interessenten, auf zwei Seiten einen ganzen Song im Überblick zu halten. Sicherlich keine ganz neue Technik, aber definitiv eine übersichtlichere als in manch anderem Lehrwerk. Ebenfalls begrüßenswert ist die generelle Abfolge der ausgewählten Lieder. Der Schlagzeuger kann sich hier von relativ leichten Übungen wie den vergleichsweise unspektakulären Fills in ‚Supersonic‘ von Oasis und dem Beatles-Gassenhauer ‚Let It Be‘ langsam zu anspruchsvolleren Tracks wie ‚Free Fallin‘ von Tom Petty und schnelleren Sachen wie besagtem SOAD-Track ‚Lonely Day‘ heranarbeiten, der zum Abschluss wohl den höchsten Schwierigkeitsgrad des dennoch nicht zu harten Kontrastprogramms bildet. Um das Ganze weiterhin zu erleichtern, beinhaltet „Drum Along“ noch eine Begleit-CD, auf der alle zehn Stücke sowohl als Vollversion als auch in der Clicktrack-Variante begleitet werden können. Insgesamt also eine runde Sache, die sich besonders für Einsteiger als Abwechslung eignet und den gesamten Unterricht spürbar auflockert. Mit einem Preis zwischen 15 und 20 € bewegt sich das Lernbuch schließlich auch noch in einem relativ konsumentenfreundlichen Bereich.

|Songinhalt:|

OASIS – Supersonic
THE BEATLES – Let It Be
OTIS REDDING – (Sittin‘ On) The Docks Of The Bay
THE POLICE – Every Breath You Take
BRYAN ADAMS – Summer Of ’69
REAMONN – Supergirl
THE CURE – Friday I’m In Love
COLDPLAY – Clocks
SYSTEM OF A DOWN – Lonely Day
TOM PETTY & THE HEARTBREAKERS – Free Fallin‘

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Heumann, Hans-Günter – German Songs

Hans-Günter Heumann hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder einen Namen mit seinen zahlreichen Sonderausgaben und Veröffentlichungen im Bereich der Klaviermusik gemacht. Nicht nur das klassische Piano, sondern vor allem auch der Gebrauch der Tasten im Popsektor haben es ihm dabei angetan, so dass der vielseitige Instrumentalist in seinen Büchern sicherlich immer wieder Inspirationen und Fingerübungen zur Begleitung weltbekannter Klassiker finden wird. Räumlich etwas eingeschränkt ist indes seine jüngste Veröffentlichung „German Songs“, die – wie der Name schon sagt – sich ausschließlich mit Kompositionen aus dem hiesigen Gebiet beschäftigt, in diesem Fall aber in einer Spanne von Traditionals über klassische Adaptionen bis hin zu bekannten Pop-Klassikern der deutschen Musikgeschichte mehrerer Dekaden.

So mag es zunächst einmal seltsam erscheinen, dass ständig wiedergekäute Kompositionen wie ‚Durch den Monsun‘ neben traditionellem Liedgut wie ‚Muss i denn, muss i denn‘ oder ‚Guten Abend, gut‘ Nacht‘ auftauchen, doch dem Anspruch, eine möglichst facettenreiche Noten-Kompilation aufzubieten, kann der Autor mit dieser ungewöhnlichen Wahl natürlich gerecht werden. Und dennoch stößt man unwiderruflich auf Kopfschütteln; einmal natürlich wegen der etwas berechnenden Aufnahme des Tokio-Hotel-Songs, dann aber auch, weil sich Heumann in „German Songs“ das in englisch vorgetragene ‚Wind Of Change‘ der Scorpions ausgesucht hat. Zumindest vor dem Titel des Büchleins ist dies ein ziemlich inkonsequenter Schritt.

Darüber hinaus bleibt festzuhalten, dass der instrumentale Anspruch zwischen den einzelnen Stücken gehörig schwankt; der ‚Brautchor‘ aus Wagners „Lohegrin“ fordert definitiv mehr vom Nachahmer als das Gros der erwählten Popsongs, so dass trotz des vergleichsweise gering professionellen Niveaus schon teils ganz verschiedene Anforderungen an den Klavierschüler gestellt werden. Damit ist auch die Zielgruppe für „German Songs“ nicht eindeutig definiert, was letztendlich dadurch verstärkt wird, dass der lose thematische Zusammenhang wohl kaum jemanden ansprechen wird, der nicht auf alle drei hier abgehandelten Genres schwört. Zusammengehalten wird das Buch letztendlich lediglich durch den deutschen Ursprung der Künstler, und so eignet sich „German Songs“ einzig als schmale Ansammlung deutschen Liedguts, wohl kaum aber als Lehrbuch für den bereits erprobten Virtuosen. Wäre das Ganze etwas spezifischer und mitunter auch liebevoller zusammengestellt worden, hätte man sich hingegen einiges an Kritik sparen können. In dieser Auflage jedoch ergibt der Aufbau der Notensammlung nicht sonderlich viel Sinn.

|Inhalt:|

_Traditionals_
Der Mond ist aufgegangen
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
Freut euch des Lebens
Muss i denn, muss i denn
Am Brunnen vor dem Tore
Die Gedanken sind frei
Guten Abend, gut’ Nacht
Du, du liegst mir im Herzen
Komm, lieber Mai, und mache
Sah ein Knab ein Röslein stehen

_Classics_
Jesus bleibet meine Freude (Bach)
Freude, schöner Götterfunken (Beethoven)
Halleluja (Händel)
Lebe wohl, mein flandrisch Mädchen (Lortzing)
Im wunderschönen Monat Mai (Schumann)
Brautchor (Wagner)
O, du mein holder Abendstern (Wagner)
Abends, will ich schlafen gehen (Humpendinck)
Wir winden dir den Jungfernkranz (Weber)
Durch die Wälder, durch die Auen (Weber)

_Pop Hits_
Marmor, Stein und Eisen bricht (Drafi Deutscher)
Über sieben Brücken musst du gehen (Karat / Peter Maffay)
Aber bitte mit Sahne (Udo Jürgens)
Er gehört zu mir (Marianne Rosenberg)
Flugzeuge im Bauch (Herbert Grönemeyer)
Wind Of Change (Scorpions)
Liebe ist (Nena)
Du erinnerst mich an Liebe (Ich + Ich)
Das Spiel (Annett Louisan)
Durch den Monsun (Tokio Hotel)

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Masino, Susan – Let there be Rock. Die AC/DC-Story

Mit diesem Buch erscheint ein weiteres Werk über die Erfolgsgeschichte der australischen Rocker. Verfasst wurde es von Susan Masino, einer amerikanischen Journalistin für Rockmusik. Auf rund 300 Seiten erfährt der Leser sehr viele Details zur Bandgeschichte. Der Fakt, dass die Autorin AC/DC persönlich kennt und mit ihnen befreundet ist, lässt teilweise eine sehr emotionsreiche und private Erzählung entstehen. Zudem kann sie mit vielen Erlebnissen in ihrem Buch aufwarten, die so niemand außer ihr kennt und demzufolge auch noch nicht veröffentlicht wurden.

Der Weg zur Band AC/DC und die Geschichte der einzelnen Mitglieder werden sehr ausführlich erzählt. Der Leser erfährt unter anderem, dass Angus Young nicht unbedingt ein Freund der Schule war, sich dafür aber stundenlang mit der Gitarre beschäftigen konnte, dass Bon Scott die Angewohnheit hatte, bei einem Umzug sein Zimmer immer rot zu streichen und er sogar mal als Postbote arbeitete. Zudem wird darüber berichtet, dass sie in ihren Anfangsjahren bei der Hochzeit eines Freundes mit ‚Zorba The Creek‘ den wohl ungewöhnlichsten Song in ihrer Geschichte spielten.

Eindrucksvoll wird beschrieben, wie sie im Laufe der Jahre unzählige Konzerte gaben, um bekannt zu werden, wie sich langsam der Erfolg einstellte und der Bekanntheitsgrad stieg. Aber auch, welche Schwierigkeiten und Rückschläge es gab. Den größten Hieb in ihrer Karriere war der tragische Tod von Sänger Bon. Darüber wird sehr emotionsvoll und ausführlich berichtet, ebenso, wie die Band fast daran zerbrach. Weiterhin erfährt der Leser, wer sie trotz diesen herben Verlustes alles ermutigte weiterzumachen und wie sie mit Brian Johnson einen würdigen Nachfolger fanden.

Im Buch kommen die Bandmitglieder sowie zahlreiche Freunde, Kollegen und Fans zu Wort, die ihre Eindrücke und Begebenheiten mit der Band schildern. Die Erzählung erfolgt häufiger aus einem anderen Blickwinkel und wird dadurch nie langweilig. Auch der Humor kommt natürlich nicht zu kurz und lässt dem Leser ab und an ein Schmunzeln über die Lippen gleiten, schon allein deshalb, weil sich die Autorin oft einen lustigen oder etwas zynishen Kommentar nicht verkneifen kann. Aufgelockert wird das Ganze mit zahlreichen Schwarzweiß-Bildern, die teilweise lustige Motive beinhalten.

Am Ende findet der Leser eine sehr umfangreiche Diskografie und Bibliografie, die in einzelne Rubriken aufgeteilt ist. Wünschenswert wäre noch eine Übersicht gewesen, wer im Laufe der Jahre alles in der Band gespielt hat. Es wird zwar ausführlich über die Besetzungswechsel berichtet, aber zur besseren Übersicht der Bandgeschichte wäre dies von Vorteil gewesen. Ein Manko, eigentlich auch das einzige, ist, dass man an manchen Stellen im Buch regelrecht mit Informationen zugeschüttet wird, gerade, was Personen angeht. Der nicht so belesene AC/DC-Fan verliert dann etwas den Überblick, von wem gerade die Rede ist, beziehungsweise welche Funktion diejenige Person hatte.

Für jeden AC/DC-Fan dürfte das Buch, neben vielen Dingen, die er bereits kennt, einige interessante Neuigkeiten ans Tageslicht bringen. Durch die persönliche Erzählung und die ganz eigenen Begebenheiten zwischen der Autorin und der Band hebt sich das Werk sehr gut von anderen Büchern über die australischen Rocker ab. Aber auch für jeden anderen, der sich für Rockmusik und deren Geschichte interessiert, ist das Buch empfehlenswert. Denn schließlich gehören AC/CD nach wie vor zu den ganz Großen, die mit ihrer Musik den Rock nachhaltig geprägt und Meilensteine gesetzt haben.

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Welch, Chris – Genesis – Story und Songs kompakt

Aus heutiger Sicht scheint die Geschichte von GENESIS eher unspektakulär zu sein. Keine ausufernden Exzesse, wenig Glanz und Glamour, null Eskapaden und nicht ein einziger nennenswerter Skandal. Selbst die Trennung von Original-Sänger Peter Gabriel und das Ende der Karriere mit Phil Collins am Mikro wurden einst als Tatsache hingenommen, aber eben nicht vor den klassischen Hintergründen hinterfragt. Dies mag sicherlich auch einer der wesentlichen Gründe sein, warum beinahe vier Dekaden nach dem Release des Debütalbums „From Genesis To Revelation“ gleich drei vollwertige Generationen vollkommen hinter dem jüngst ausgerufenen, eigentlich nicht mehr erwarteten Comeback stehen.

Als die Band am 7. November 2006 öffentlich die Rückkehr in der kommerziell wohl erfolgreichsten Triobesetzung verkündete, fühlten sich nicht nur diejenigen verzaubert, die bereits damals zu Zeiten von „Nursery Crime“, „Foxtrot“ und natürlich „The Lamb Lies Down On Broadway“ das Potenzial der Musiker erkannten, sondern sicher auch der Teil der Fangemeinde, der erst über die berüchtigten Videoclips zu ‚I Can’t Dance‘ und ‚Jesus He Knows Me‘ seine ersten Kontakte mit der Band knüpfte und sie seither innig liebt. Ein guter Zeitpunkt also, um die Karriere parallel zur hierzulande gerade beendeten Tournee Revue passieren zu lassen und die Karriere sowohl historisch als auch musikalisch genauer zu analysieren.

In der Reihe „Story und Songs kompakt“ erscheint daher dieser Tage treffenderweise auch eine Ausgabe zu den britischen Progressive-Rock-Pionieren, in der die gesamte Geschichte der Legende über knapp vier Dekaden Album für Album aufgearbeitet und die unheimlich innovative Entwicklung über diese lange Periode dokumentiert wird. Begonnen mit den ersten eher schlechten als rechten Erfolgen über das Trio Infernale, die Alben zwei bis vier, bis hin zum Ausstieg von Peter Gabriel, dem ein internes wie musikalisches Zerwürfnis infolge des von ihm entworfenen Konzeptalbums „The Lamb Lies Down On Broadway“ vorausgegangen war, lernt der Leser vor allem einiges zur heute nur noch von beinharten Proggies aufgesogenen Frühphase der Band, bevor dann der Schwenk zum Pop-Rock der Achtziger mit Phil Collins am Mikro und Platten wie „Abacab“ und „Invisible Touch“ folgt, dank derer die Band auch in den erfolgstechnisch mageren Zeiten der progressiven Musik locker bestehen konnte, ohne sich dabei in irgendeiner Weise anzubiedern. Dass die Band selbst mit eingängigen Hitproduktionen wie dem zu dieser Zeit stilistisch radikal erscheinenden ‚I Can’t Dance‘ innovative Weg beschritt, rechneten Fans ihr damals wie heute mit größtem Respekt an, was wiederum in der ungeheuren Nachfrage zum Comeback mündete, der Rutherford, Banks und Collins dieser Tage endgültig und gottlob Rechnung trugen.

Diese musikalische Chronik wird im vorliegenden Dokumentarwerk sehr gut nachgezeichnet. Fundiert, wenn insgesamt auch ein wenig unkritisch, werden die zahlreichen Highlights der langen Karriere hervorgehoben und selbst die Soloalben der Musiker einer genaueren Betrachtung unterzogen. Gleich ein Drittel des Buches gilt den von der Band unabhängig veröffentlichten Scheiben, unter denen sich sogar die Veröffentlichungen des einstweiligen Collins-Nachfolgers Ray Wilson befinden – und dies bis zum heutigen Zeitpunkt.

Dementsprechend wird der 180 Seiten starke ‚Wälzer‘ dem Anspruch auf Komplettierung der Historie uneingeschränkt gerecht, wenngleich es sich – und auch das sagt der Titel – um eine sehr kompakte Abhandlung handelt. Aber um einen Überblick über das Schaffen der beliebten Superstars zu bekommen und besonders die wohl wichtigste Anfangsphase zu erfassen, ist dieses Werk gerade für den jüngeren Fan unentbehrlich und folgerichtig auch absolut empfehlenswert. Aufgewertet wird das Ganze schließlich noch mit einigen raren Bildern aus allen Schaffensphasen der Briten, die das Mysterium um diese Combo wohl am treffendsten erfassen. Gewöhnliche Menschen, aber unberechenbare Musiker!

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Die Ärzte – Die Ärzte – Bäst Of Songbook (Gitarrentabulatur-Ausgabe)

_Alter Stoff für Notenfreunde_

Nachdem der mächtige Sammelordner namens [„Notenfreund“ 2314 die Die-Hard-Fangemeinde der ÄRZTE vor einigen Monaten kräftig aufmischte, folgt nun mit dem „Bäst Of Songbook“ die Schmalspurvariante der Mega-Ausgabe oder besser gesagt das Mainstream-Produkt für den Standardhörer. Allerdings sollte diese Aussage nun nicht kritisch aufgefasst werden, denn es ist sicherlich jedem nachzusehen, dass er nicht dringend immense Summen ausgeben möchte, um an eine auserwählte Liste von Liedern zu gelangen, so dass diese 25-teilige Zusammenfassung eher denjenigen anspricht, der tatsächlich nur die besten Songs der Berliner Punk-Rock-Kapelle als Tabulatur, Noten- oder Songbuch sucht. Und genau jenes Publikum wird mit diesem feinen Büchlein, das sich im Übrigen komplett an der ersten CD des gleichnamigen Albums orientiert, sehr, sehr gut bedient.

Das „Bäst Of Songbook“ beinhaltet dabei alle wichtigen Momente nach der Rückkehr im Jahre 1993 sowie die Live-Fassung des Klassikers ‚Elke‘ Begonnen mit den erfolgreichen Tracks von „Die Bestie in Menschengestalt“ (u. a. ‚Schrei nach Liebe‘) über die kommerzielleren Gehversuche auf „Planet Punk“ bis hin zu aktuellem Stoff wie ‚Deine Schuld‘ und ‚Die klügsten Männer der Welt‘ bekommt der interessierte Gitarrist hier einen sehr überschaubaren Einblick in das Schaffen der Band in den letzten anderthalb Dekaden und darüber hinaus auch eine übersichtlich aufgebaute, schön durchstrukturierte Broschüre für die ersten Gehversuche an der Sechssaitigen. Die Tabulaturen sind schön groß gedruckt, die Feinheiten extra hervorgehoben und das Material grundsätzlich sogar als Einstieg in die Welt der Rock-’n‘-Roll-Gitarre geeignet. Speziell die Unplugged-Versionen von ‚Banane‘ und ‚Komm zurück‘ scheinen bestens geeignet, um das nicht ganz so technische Material des Trios kennen zu lernen und bieten dem etwas erfahreneneren Gitarrenspieler eine gute Option, um sich für den dreckigeren Stoff warmzumachen.

Alles in allem hat der |Bosworth|-Verlag schließlich ein weiteres, tolles Produkt aus der wachsenden Reihe der Gitarren-Songbücher herausgebracht und dem vom Preis des „Notenfreunds“ abgeschreckten Interessenten eine gute Alternative geboten, um doch noch in die Materie einzusteigen. Besitzer der Luxus-Edition müssen sich daher aber dennoch nicht ärgern, weil sie einerseits über das gesamte ältere Material verfügen und eine Best-of-Zusammenstellung ja eh nicht immer den Geschmack jedes Hörers trifft. Doch zu diskutieren, welcher Typus mit welcher Ausgabe am besten bedient ist, wäre an dieser Stelle müßig. Fanatiker greifen zum „Notenfreund“, alle anderen können ruhigen Gewissens die Light-Version anschaffen.

_Inhalt_

1. Schrei nach Liebe
2. Mach die Augen zu
3. Friedenspanzer
4. Quark
5. Kopfüber in die Hölle (Revolution ’94)
6. Schunder-Song
7. Hurra
8. 3-Tage-Bart
9. Mein Baby war beim Frisör
10. Männer sind Schweine
11. Goldenes Handwerk
12. ½ Lovesong
13. Rebell
14. Elke (live)
15. Wie es geht
16. Manchmal haben Frauen
17. Yoko Ono
18. Rock ’n’ Roll-Übermensch
19. Komm zurück (unplugged)
20. Die Banane (unplugged)
21. Unrockbar
22. Dinge von denen
23. Nichts in der Welt
24. Deine Schuld
25. Die klügsten Männer der Welt

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Eicke, Wolfram / Niehaus, Hans – silberne Segel, Das – Songbook

_Die Hintergrundgeschichte_

„Das silberne Segel“ gehörte im Jahre 2005 zu den erfolgreichsten Publikationen auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt und wurde seinerzeit sowohl von der Presse als auch von den Lesern mit großen Worten gefeiert. Die Geschichte vom kleinen Randolf, der im Laufe des Dreißigjährigen Kriegs seine Familie verlor und zum Vollwaisen wurde, anschließend aber entschied, dass er trotz der herben Verluste seinen Träumen nachgehen muss, bewegte die Massen und begeisterte Jung und Alt.

Autor Wolfram Eicke konzipierte die Geschichte des Jungen, der aufbrach, um an der Seite des Piratenkapitäns Eisenfuß das berüchtigte silberne Segel zu finden, und dabei eine Vielzahl von Abenteuern zu bestehen hatte, auch als musikalisches Bühnenstück und präsentiert nun, mit etwas Abstand, auch das Songbook zur literarischen Vorlage, die auch als CD mit Beiträgen von Nina Hagen, Joachim Witt, Rolf Zuckowski und vielen anderen bereichert wurde. Eingebunden in eine kurze Auffrischung der Rahmenhandlung publizieren |Bosworth| nun eine Gesamtübersicht in Noten und Texten für Piano, Gitarre und Gesang, welche die optimale Vorlage für die Nachbereitung des Jugendbuchs bietet – und eventuell sogar dazu anregt, sich selber an das Werk heranzuwagen und es mit einer Kleingruppe einzustudieren.

_Die Aufarbeitung_

Ähnlich fantasievoll wie der Roman hat man nun auch dieses Songbook gestaltet. Selbst derjenige, der bislang keine Eindrücke vom Original sammeln konnte, ist mühelos in der Lage, sich die nötigen Hintergrundinformationen zu verschaffen, weil man zwischen den einzelnen Notenarrangements auch immer wieder in Schnipseln und Bildern über den weiteren Verlauf der Geschichte auf dem Laufenden gehalten wird und somit auch spielerisch die Kurzfassung von „Das silberne Segel“ durchlaufen kann – wobei es natürlich förderlich und prinzipiell sinnvoll wäre, wenn man sich zuvor mit dem Roman und den Musikbeiträgen auseinandersetzt und dann später erst zu dieser Musik-orientierten Veröffentlichung greift.

Doch die Art und Weise, wie |Bosworth| dieses Kleinod verpackt haben, spricht so oder so für eine Anschaffung, denn bei „Das silberne Segel – Songbook“ handelt es sich um weit mehr als eine bloße Ansammlung von Noten und Liedtexten. In stimmungsvollen Skizzen werden die einzelnen Stationen des reisenden Randolf aufgefangen und ergänzt durch Kurzbeschreibungen der aktuellen Szenerie ausgemalt. Die Beziehung zu seiner Geliebten Lilly wird dabei besonders herausgehoben, ebenso wie die abenteuerlichen Schritte auf er Erkundungsreise zum silbernen Segel und die bedrückende Situation auf dem Schiff des fiesen Piraten, und so letztendlich eine tolle Symbiose aller elementaren Aspekte geschaffen, die „Das silberne Segel“ erst zu diesem fantastischen Gesamtwerk machen, welches sich aus der eigentlichen Geschichte und ihrer musikalischen Begleitung ergibt.

Insofern bietet dieses tolle Songbook für wirklich jeden etwas: Diejenigen nämlich, die bisher mit der Geschichte nicht vertraut sind, werden garantiert auf den Roman von Wolfram Eicke neugierig, und die etwas verwöhntere Fraktion findet in dieser umfassenden Broschüre das letzte fehlende Element zur Komplettierung dieses homogenen Gesamtwerks. Für beide Gruppen gilt jedoch das gleiche Fazit: Dieses kostbare Stück ist für jeden Fan phantastischer Abenteuerliteratur unverzichtbar!

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Steffans, Karrine – Inside HipHop. Bekenntnisse eines Videogirls

Autos, Diamanten, Frauen – schaltet man heutzutage einen Musiksender an, dauert es nicht lange und man wird mit dem Luxuslebensstil konfrontiert, den amerikanische, aber auch deutsche Rapper propagieren. Es geht um Status, ums Angeben, die Vormachtstellung in diesem männerdominierten Genre, in dem Frauen zumeist nur eine Nebenrolle spielen, nämlich die der halbnackten Tänzerinnen in den teuren Musikvideos von |50 Cent|, |Jay-Z|, |Eminem| und Co.

Karrine Steffans, heute 29 Jahre alt, war bis vor wenigen Jahren auch eines dieser Mädchen, die alles mit sich machen lassen. Sie musste dabei entdecken, wie hart dieses Business ist. Körperlicher und seelischer Missbrauch, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Armut, Obdachlosigkeit. Steffans ist die Leiter des Erfolgs jahrelang auf und ab geklettert, bis sie schließlich den Mut fand, aus dem Teufelskreis, in dem sich die Videomädchen befinden, auszusteigen.

Doch bis dorthin ist es ein langer Weg, der auf der Insel St. Thomas in der Karibik beginnt. Steffans ist die älteste von drei Schwestern und muss schon früh unter ihrer jähzornigen und gewalttätigen Mutter leiden. Nach dem Umzug nach Florida beginnt sie bereits im Teenageralter von zu Hause abzuhauen und gewinnt schnell an Ruhm als Stripperin. Dadurch wird der Rapper Kool G Rap auf sie aufmerksam, der sie zu seiner Frau kürt.

Doch die Beziehung mit Kool G Rap ist durch Gewalt und Missbrauch geprägt. Karrine Steffans gerät in eine Hölle, aus der sie schwerlich wieder herauskommt. Als sie letztendlich mit ihrem kleinen Sohn einen Neuanfang in Los Angeles wagt, rutscht sie schnell wieder ab in den Sumpf des Hiphop, hat Affären mit berühmten Rappern wie Ja Rule und P. Diddy und Sportlergrößen wie Shaq O’Neill, lebt auf der Straße, doch letztendlich schafft sie den Absprung.

„Sex sells“ ist das Motto der Hiphopszene, und Steffans scheint dieses Prinzip verinnerlicht zu haben. Ihre Lebensgeschichte in Buchform, das einen Bilderteil mit nicht gerade prüden Fotos enthält, dreht sich ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch um Männer, Affären und Sex. Alles andere, wie Steffans Drogensucht oder sogar ihr kleiner Sohn, spielen nur eine Nebenrolle, genau wie der Hiphop. Obwohl der Titel des Buches „Inside Hiphop“ eigentlich anderes erwarten lässt, gewährt die Biografie nur wenig Einblick hinter die Kulissen. Es beschreibt zwar das Benehmen und die kleinen Skandälchen einiger Hochkaräter der Szene, doch was die Musikrichtung ausmacht, was sie wirklich darstellt, wird so gut wie ausgeblendet.

Gleiches gilt für den „Job“ des Videogirls. Nur wenige Seiten, die nicht wirklich mit Informationen gefüllt sind, widmen sich Steffans‘ langjähriger Beschäftigung. Insgesamt erzählt Steffans‘ erstes Buch also hauptsächlich aus ihrem Sexleben und von den verschiedenen Exzessen, die sie durchlebt. Richtig tiefgründig wird es selten, und die Distanz, welche die Autorin zwischen die Ich-Erzählerin und die Handlung bringt, trägt nicht dazu bei, dass ihre Biografie fesselt. Im Gegenteil. Ihr literarisches Pendant wirkt beliebig, nicht sehr ausgefeilt und an manchen Stellen geradezu tot. Was die Autorin durchlebt hat, war sicherlich kein Zuckerschlecken, doch die flache Darstellung tut das Ihrige, um die Handlung langsam und belanglos dahintröpfeln zu lassen.

Erschwerend kommen einige Missgeschicke im Handlungsaufbau hinzu. Durch die fehlende Tiefgründigkeit und das rasende Tempo, in dem die Autorin erzählt, bleiben die Beweggründe für bestimmte Ereignisse oft unklar. Auf Seite 71 schildert sie zum Beispiel ihren Wunsch, ein Kind zu haben während ihrer destruktiven Beziehung mit Kool G Rap, und begründet dies mit:

|“Ich wusste, dass ein Kind mich wieder gesund machen und mir die Stärke geben würde, ohne G zu leben.“| (Seite 71)

Diesen Satz lässt sie mehr oder weniger unkommentiert im Raum stehen, obwohl er eigentlich einige psychologische Interpretationen zulässt. Doch die wirklichen Gefühle von Steffans bleiben dem Leser verschlossen – genau wie die Folgen ihres Kinderwunsches. Das ehemalige Videogirl erzählt zwar immer wieder von Söhnchen Naiim, doch wer er eigentlich ist, was für eine Persönlichkeit, lässt sie völlig außen vor, genau wie bei anderen Charakteren in diesem Buch.

Ein weiteres Ärgernis im Handlungsaufbau ist die fehlende Logik, die an manchen Stellen zutage tritt. Im Großen und Ganzen geht Karrine Steffans bei ihrer Biografie chronologisch vor, doch an einigen Stellen greift sie vor oder erzählt im Nachhinein. Leider schafft sie es aber nicht, diese Verschiebungen entsprechend abzugrenzen. Geschehnisse, die vor einem Ereignis passiert sind und dieses nachhaltig beeinflussen, werden zum Beispiel erst während des eigentlichen Ereignisses kurz angerissen, so dass sich hier wieder die Frage nach den Beweggründen stellt.

Was im Verlaufe der Rezension bereits mehrmals bekrittelt wurde, findet im Schreibstil seine Entsprechung. Auch dieser enthält wenig Leben, wenig Tiefe und wenig, das man lobend hervorheben möchte. Karrine Steffans gibt sich Mühe, sich gewählt aber verständlich auszudrücken, was in einer sterilen Kunstsprache endet. Ihr Satzbau ist klar und erhält durch die Ich-Perspektive eine persönliche Note, doch trotzdem schreibt sie steif und gekünstelt. Der geringe Einsatz von rhetorischen Mitteln fällt entweder gar nicht auf oder negativ, weil sie in schmalzig-poetische Schwelgereien abgleitet. Das passiert Steffans zumeist dann, wenn sie die Begegnung mit einem Mann plastisch darstellen möchte.

|“Für einen Moment war ich in dem Meer gefangen, das seine Augen bildeten. Sie waren kristallblau, durchbohrten mich richtiggehend und brachten mich dazu, ihn zu begehren. Ich konnte die Macht riechen, die er ausströmte, und ich war so angetörnt, dass mir klar war, dass ich eine kalte Dusche nach dieser Begegnung brauchen würde.“| (Seite 103, Steffans trifft auf den Frontmann der Rockgruppe Limp-Bizkit Fred Durst)

„Inside Hiphop“ ist schlussendlich ein halbherziger Versuch, dem Leser die „Bekenntnisse eines Videogirls“ näherzubringen, die sich als einseitige Biografie von Karrine Steffans entpuppen. Handlung, Personen und Schreibstil sind eher mittelmäßig in der Präsentation und auch die Frage, was Frau Steffans denn jetzt so besonders macht, dass sie ein Buch darüber schreiben muss, bleibt unbeantwortet. Zugegeben, es ist ein schönes Buch. |Schwarzkopf & Schwarzkopf| geben sich erneut große Mühe mit Hochglanzseiten und Fototeil, aber viel retten können sie dadurch nicht. Es fehlt an Substanz. Einzig Fans des Genres Hiphop werden Vergnügen an diesem Buch haben, denn es gewährt einen anderen, vielleicht echteren Einblick in das Leben ihrer Stars als CDs und Videoclips.

Trotzdem: Man hätte mehr aus diesem Thema machen können, zumindest was das Handwerkliche angeht. Wie sich das bei Steffans‘ Vergangenheit verhält, bleibt fraglich. Vielleicht ist diese einfach nicht interessant genug, um sie zwischen zwei Buchdeckel pressen zu müssen.

http://www.schwarzkopf-schwarzkopf.de

Klosterman, Chuck – Fargo Rock City

Chuck Klosterman ist seit einigen Jahren als Redakteur bei prestigeträchtigen amerikanischen Medien wie der |Washington Post| und dem |Time Magazine| tätig und hat sich nicht nur mit seinen dortigen Kolumnen über das Amerika aus seiner Perspektive, sondern auch mit seinem zynischen letzten Buch „Eine zu 85 % wahre Geschichte“ weltweit einen Namen gemacht. Die Redaktionsarbeit ist jedoch nicht die einzige große Leidenschaft des erfolgreichen Autors; auch die härteren musikalischen Klänge zwischen traditioneller Rockmusik und Heavy Metal haben es dem ursprünglich aus der Provinz stammenden Klosterman angetan, was ihn unlängst dazu veranlasste, die Geschichte seiner eigenen Erfahrungen in Buchform zu erzählen und eine ganz persönliche Odyssee durch die Länder der heftigen Klänge zu starten.

Allerdings hat der Autor eine ganz eigene Sicht der Dinge, soll heißen unter klassischem Heavy Metal versteht Klosterman in erster Linie den Glam-Sound der späten Achtziger mit Bands wie MÖTLEY CRÜE, GUNS N‘ ROSES und CINDERELLA, die er in seinem neuen Werk „Fargo Rock City“ auch ganz offenkundig zu seinen Heroen erklärt. Und dies ist mitunter eine Tatsache, die den Einstieg in diese nette Lektüre ein wenig erschwert, schließlich liefert der Autor zumindest für den strengen europäischen Fan schon direkt zu Beginn einigen Anlass zur Grundsatzdiskussion, was die kategorische Einordnung der einzelnen Stilrichtungen betrifft. Tja, so sind wir halt, die Schubladendenker durch und durch …

Abgesehen von der genauen, korrekten Charakterisierung der einzelnen Sub-Genres der harten Musik ist „Fargo Rock City“ aber definitiv ein sehr lesenswertes Buch, weil es zumindest von der Grundeinstellung her betrachtet jedem Verfechter dieser Klänge aus dem Herzen sprechen sollte, und dies sowohl hinsichtlich der kritischen Auseinandersetzung und der altbekannten „subjektiven Objektivität“, mit der Klosterman über ’seine‘ Bands redet und andere in die Pfanne haut. Bisweilen entsteht bei seinen Erzählungen nämlich der Eindruck, man würde an irgendeinem Festival-Biertresen stehen und gerade mit einem langjährigen Fan über die Entwicklungen in der Szene und die guten alten Zeiten schwadronieren und fachsimpeln und unbewusst bewusst seine alten Helden in den Himmel heben. So viel zur Sympathie und Nahbarkeit, die die verschiedenen, im Rahmen eines größer angelegten Tagebuchs verfassten Kapitel ausstrahlen.

Inhaltlich ist „Fargo Rock City“ dementsprechend auch ein sehr persönlicher Erlebnisbericht, der irgendwo in einem Provinznest im Norden Amerikas beginnt, und zwar mit dem Tag, an dem Chucks großer Bruder die ersten MÖTLEY CRÜE-Platten mit nach Hause bringt. Die Begeisterung für die rauen Klänge war für den gerade mal elf Jahre alten Mini-Klosterman die Initialzündung in ein Leben als bedingungslos hartnäckiger Fan, der nach und nach Bands wie KISS und VAN HALEN in sein Herz schloss und harten Kram wie METALLICA sowie später die zerstörerische Grunge-Szene grundsätzlich verurteilt, weil sie seine Idole zugrunde gerichtet haben. Allerdings ist „Fargo Rock City“ dabei kein stringenter Text oder eine chronologisch dargestellte Rückblende in das Leben des Autors, sondern schon ein Kapitel für Kapitel sehr spezifisch angelegter Bericht über bestimmte Erlebnisse, die Klosterman mit gewissen Bands in Verbindung bringt und anhand dieses individuellen Aufhängers noch einmal näher beleuchtet. Darin enthalten sind sowohl Geschichten aus seinem Leben als Teenager und dem Einfluss der Pubertät auf seine Entwicklung als Heavy-Fan als auch Storys eines jungen Mannes, der seinen Fanatismus gegen die Rolle eines nüchternen Analytikers eingetauscht hat, der Klosterman bis zum heutigen auch geblieben ist.

Dies alles wird natürlich auch mit Ansätzen von Humor und stets auch von einer etwas klischeebelasteten Seite erzählt, wobei sich der Autor gottlob nicht als Komiker verkaufen möchte. Seine Intention bestand indes darin, ein zeithistorisches Dokument über die amerikanische Popkultur anhand seiner eigenen Erfahrungen zu schreiben und das Ganze mit Eindrücke, Meinungen und teils auch kritischen Stellungnahmen zu versehen, was ihm alles in allem auch sehr gut gelungen ist.

Von der kritischen Seite aus betrachtet ist lediglich anzumerken, dass Klosterman den Bogen zwischen informativer Dokumentation und persönlicher Schilderung teilweise etwas zugunsten seiner individuellen Sichtweise überspannt und somit teilweise die Distanz zur umfassenden Berichterstattung über den Metal der 80er und frühen 90er vermissen lässt. Allerdings ist dies eigentlich erst das Salz in der Suppe, welches „Fargo Rock City“ aus der großen Auswahl der einschlägigen Rockliteratur hervorhebt. Bloße Zeitdokumente gibt es nämnlich schon in einer gehörigen Vielzahl, und insofern ist dieses kurze, aber sehr unterhaltsame Werk eine erfrischende Erscheinung auf dem musikalischen Buchmarkt und auf jeden Fall empfehlenswert für Vertreter der hart rockenden Zunft.

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Bosworth (Herausgeber) – Hochzeits-Liederbuch, Das (Alt/Bariton)

„Das Hochzeits-Liederbuch“ – das ist kein offizielles Rahmenprogramm zur kirchlichen Hochzeit, sondern eine weitere Liederkollektion aus dem Hause |Bosworth|, in der einmal mehr eine breite Palette von bekannten Welthits und ausgewählten klassischen Kompositionen in gesammelter Form veröffentlicht wird. Dem Anlass entsprechend umfasst dieses feine Büchlein natürlich eine ganze Reihe bekannter Love-Songs, dabei unter anderem Stücke von Whitney Houston, Elvis Presley und zum gegebenen Anlass auch Ausschnitte aus dem Werk Andrew Lloyd Webbers. Gleichzeitig sind auch viele legendäre Momente der klassischen Kompositionslehre enthalten, angefangen bei Bizets ‚Agnus Dei‘ über Wagners ‚Brautlied‘ bis hin zu Griegs ‚Ich liebe dich‘. Weiterhin beinhaltet das zweiteilige Sammelbuch noch eines der wohl am meisten verwendeten Hochzeitslieder, nämlich das Traditional ‚Amazing Grace‘, welches genau deshalb auch eine offensichtliche Wahl für eine solche Kollektion ist.

Überhaupt ist die Auswahl sehr treffend. Zwar sind die Songs von Elvis und Tammy Wynette (‚Stand By Your Man‘) natürlich überhaupt nicht mit den Meisterwerken von Bach, Schumann und Händel zu vergleichen, aber weil ausnahmslos jeder Titel das Thema perfekt trifft und nicht selten am wichtigsten Tag in mancher Leute Leben erklingt, harmonieren die Stücke aus den unterschiedlichsten Genres wirklich sehr gut. Insofern ist „Das Hochzeits-Liederbuch“ für die Gestaltung der musikalischen Untermalung des Hochzeitstags also auch völlig brauchbar.

Die Arrangements der insgesamt 20 Stücke sind dabei für die Stimmen Alt und Bariton geschrieben und werden mit der Gesangsstimme sowie den zugehörigen Texten erweitert. Und um den Einstieg und die erstmalige Begleitung zu erleichtern, ist dem Ganzen zusätzlich noch eine CD beigefügt worden, auf der die Rohfassungen der Lieder noch einmal nachzuhören sind. Alles in allem kann man daher auch wieder von einem tollen Komplettpaket sprechen, dessen Thema zwar zunächst einmal sonderbar erscheint – schließlich werden nur die wenigsten mal die Gelegenheit bekommen, auf einer Hochzeit den Pionisten zu geben – aufgrund der tollen Auswahl jedoch als generelles Werk gefällt und zu einem erschwinglichen Preis als Anschaffung auch durchaus empfehlenswert ist. 20 wunderschöne Songs, inhaltlich grob miteinander verbunden, rein äußerlich sehr breit gefächert und für Tastenfreunde mit Hang zu ruhigeren Klängen genau das Richtige.

_Inhalt_

ELBIS PRESLEY – Love Me Tender
LEONARD BERNSTEIN – One Hand, One Heart
ANDREY LLOYD WEBBER – Memory
ANDRES LLOYD WEBBER – Think Of Me
TAMMY WYNETTE – Stand By Your Man
COLE PORTER – I Get A Kick Out O You
SHANIA TWAIN – From This Moment On
WHITNEY HOUSTON – I Will Always Love You
WHITNEY HOUSTON – One Moment In Time
TOMMASO GIORDANI – Caro Mio Ben
JOHANN SEBASTIAN BACH – Dir, Jehova, will ich singen
JOHAN SEBASTIAN BACH / CHARLES GOUNOD – Ave Maria
EDVARD GRIEG – Ich liebe Dich
FRANZ SCHUBERT – Ungeduld (Dein ist mein Herz)
ROBERT SCHUMANN – Du Ring an meinem Finger
EUGEN HILDACH – Wo du hingehst, da will ich auch hingehen
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL – Dank sei dir, Herr
GEORGES BIZET – Agnus Dei
RICHARD WAGNER – Brautlied

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Engleheart, Murray / Durieux, Arnaud – AC/DC. Maximum Rock \’n\‘ Roll

Würde man wahllos Leute auf der Straße anhalten und sie nach den zehn wichtigsten Rockgruppen fragen, dann dürfte fast jedes Mal der Name AC/DC fallen. Die australisch-schottische Band um die Brüder Malcolm und Angus Young, mit den Sängern Bon Scott und später Brian Johnson und der Rhythmusgruppe mit (meistens) Cliff Williams und Phil Rudd, haben mit ‚TNT‘, ‚Highway To Hell‘, ‚Hell’s Bells‘ und ‚Thunderstruck‘ unsterbliche Rockklassiker geschaffen. Die Musikjournalisten Murray Engleheart und Arnaud Durieux haben die fast 500 Seiten starke Bandbiographie „AC/DC. Maximum Rock ’n‘ Roll“ verfasst, die von Kirsten Borchardt und Stefan Rohmig ins Deutsche übersetzt worden ist. Die Autoren sind große Fans der Band und haben für Fans geschrieben. Sie verfolgen die Geschichte der Band, streuen jede Menge Anekdoten ein und haben ihr Buch mit etlichen Fotos, Tourplakaten, Eintrittskaten und anderen Bildern aus der jeweiligen Zeit illustriert.

Das Buch beginnt mit George Young, einem älteren Bruder von Malcolm und Angus, und seiner Band EASYBEATS, die in den späten Sechzigern vor allem mit ihrem Hit ‚Friday On My Mind‘ weltweit Erfolg hatte. Mit seinem Bandkollegen Harry Vanda wurde er später zum Produzenten und Mentor von AC/DC. Man begleitet dann eine junge, rotzige und von unbedingtem Erfolgswillen besessene Band durch chaotische Anfangstage und eine Musikszene, in der offenbar jeder jeden kannte und ständig Bands gegründet und aufgelöst wurden.

Mit den ersten Platten und Tourneen kommt die Maschine ins Laufen. Ein entschlossener Malcolm und ein hart arbeitender Angus nutzen ihre Chance, bis die Truppe auf drei Kontinenten Erfolg hat. Kurz vor dem ganz großen Durchbruch erliegt Bon Scott seinem wilden Rock-’n‘-Roll-Lebensstil. Sein Tod trifft die Rockszene wie kaum ein anderes Unglück, und bis heute spukt Bon als sechstes Mitglied herum. Mit dem ebenbürtigen Sänger Brian Johnson spielt die Gruppe ihr meistverkauftes Album „Back In Black“ ein, und die Achtzigerjahre erleben AC/DC als einen der ganz großen Namen im Rock. Nach dem letzten bedeutenden Album „The Razor’s Edge“ mit dem Welthit ‚Thunderstruck‘ scheinen sich AC/DC aufs Altenteil zurückgezogen zu haben, von wo aus sie mittlerweile nicht mal mehr jedes halbe Jahrzehnt eine neue Platte machen. Es wird gemunkelt, dass es 2007 wieder so weit sein soll.

Engleheart und Durieux haben Unmengen an Fakten gesammelt und scheinbar jeden Zeitungsausschnitt, den sie kriegen konnten, verwertet. Und diese Fakten reihen sie ohne große Übergänge aneinander. Dieser fast schon atemlose Stil bewirkt ein rasantes Leseerlebnis. Man hat den Eindruck, bei einem verrückten Schulausflug dabei zu sein. Man guckt den Brüdern Young im Übungsraum über die Schulter, bis ein besoffener Bon Scott hereintorkelt. Man erlebt sie auf der Bühne, wo ein wildgewordener Angus herumtobt und gelegentlich Krakeeler eigenhändig (oder eigenfäustig) zur Räson bringt. Man düst mit ihnen im Tourbus zum nächsten Auftritt, während sie gerade Interviews geben und Brian Witze reißt.

Dabei erfährt man einige kuriose Geschichten: So etwa, dass Bon Scott mit einer früheren Band mal als Anheizer für GEORDIE auftrat, deren Sänger Brian Johnson war. Oder dass LYNYRD SKYNYRD AC/DC das Mitfliegen in ihrem Flugzeug anboten, mit dem sie bald darauf abstürzten. Ein Schock, der der Southern-Rock-Gemeinde bis heute in den Knochen steckt. Besonders die vier Hauptfiguren der Band werden durch diese Darstellung sehr lebendig geschildert. Und so, wie jedem Menschen mit zunehmendem Alter die Zeit schneller vergeht, wird auch die Erzählung straffer, je näher man der Gegenwart kommt. Die nunmehr 27 Jahre seit Bons Tod nehmen nur halb so viel Raum ein wie die Zeit davor.

Dass die Informationen so übergangslos und unreflektiert abgefeuert werden, hat aber auch Nachteile. Vieles vergisst man schnell wieder, und einige Ungenauigkeiten zeigen sich. So liest man, dass Angus und Malcolm 1971 die gemeinsame Tour von DEEP PURPLE, FREE und MANFRED MANN besuchten, um 30 Seiten später zu erfahren, dass dabei eine Vorgruppe namens FRATERNITY auftrat, deren Sänger ein gewisser Bon Scott war. Und es wird auch nicht klar, warum George Young Bon Scott, den er als Sänger für AC/DC wollte, erst mit Tricks ins Konzert locken musste, wo dieser doch als Fahrer in der Roadcrew der Band arbeitete. Sehr erheitert liest man, dass die Verfasser oder die Übersetzer Laurie Wisefield, der mit Cliff Williams vor dessen Einstieg bei AC/DC in einer Band spielte und später mit Wishbone Ash einige musikalische Großtaten vollbringen sollte, zur Frau gemacht haben.

Der Anhang des Buches enthält eine umfangreiche Diskographie mit allen Alben, Videos / DVDs und ausgewählten Singles. Hier hätte man sich doch alle Singles und Abbildungen der Albencover gewünscht. Dafür ist es lobenswert, dass die Autoren jedem Album die Tracklist und jedem Video eine kurze Inhaltsangabe beigefügt haben. Sehr nützlich ist auch das Namensregister.

„AC/DC. Maximum Rock ’n‘ Roll“ ist für jeden AC/DC-Fan Pflichtlektüre, und auch jeder, der sich für die Geschichte des Rocks im Allgemeinen interessiert, wird in diesem Buch eine reiche Fülle an Informationen finden.

|For those about to read!|

http://www.acdcrocks.com (vom Label betrieben)
http://www.ac-dc.net (vom Arnaud Durieux betrieben)
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Bennett, Joe – Nur für Anfänger – Gitarre Songbook 2

Ebenso wie zum ersten Teil seines „Nur für Anfänger – Gitarre“-Buches veröffentlicht Joe Bennett auch zum zweiten ein Praxiswerk, in dem sich der angehende Gitarrist an 16 weiteren Songs versuchen kann. Wiederum setzt der studierte Instrumentalist und Autor dabei vorwiegend auf vermutlich weniger bekanntes Material wie etwa ‚Heroes‘ von David Bowie oder ‚Moonshadow‘ von Cat Stevens. Natürlich dürfen aber auch bekanntere Acts wie (auch dieses Mal wieder) die BEATLES nicht fehlen, deren Beitrag ‚Norwegian Wod‘ sicher nicht zu den absoluten Tophits der Fab Four zählt.

Im Großen und Ganzen ist also auch Part zwo in erster Linie ein Insider-Album mit Zugpferden wie ‚Hotel California‘ und ‚Gimme Some Lovin‘, aber eben auch Klassikern aus der zweiten Reihe wie in diesem Fall ‚Twist And Shout‘, ‚Bye Bye Badman‘ und ‚Bohemian Like You‘. Dazu gibt es dann noch Episches wie BON JOVIs ‚Blaze Of Glory‘, richtig Rockiges wie ‚White Riot‘ von Joe Strummer und ‚Woodcutter’s Son‘ aus der Feder von Paul Weller.

Im Gegensatz zum ersten Songbook ist der Stoff dieses Mal jedoch ein wenig anspruchsvoller; 21 Akkorde werden als bekannt und beherrscht vorausgesetzt, der Einfachheit halber aber wie gehabt auch noch einmal am Kopf jedes Songs mit entsprechenden Grifffotos demonstriert. Hier sollte also eigentlich nichts schiefgehen, zumal nach wie vor weder rasche Wechsel noch hohes Tempo abverlangt werden, sondern lediglich ein reichhaltiges Repertoire an erlernten Akkorden. Der gesteigerte Anspruch macht sich indes im Intro von ‚Hotel California‘ oder im längeren Solo von ‚Blaze Of Glory‘ bemerkbar, die aber beide mit ein wenig Übung nicht allzu schwer zu meistern sind. Um alles besser einzustudieren, ist schließlich auch wieder eine Playback-CD integriert, die vor allem diese Passagen betont – so gehört sich das.

Am Fazit zum ersten Buch muss daher auch kaum etwas geändert werden; das zweite „Gitarre-Songbook“ ist eine fabelhafte und lebhafte Ergänzung zu den separat erhältlichen „Nur für Anfänger“-Lernbüchern und gerade für diejenigen, die bereits mit Joe Bennetts Einstiegswerken in die Welt der klassischen Gitarre Erfahrungen gemacht haben, dringend empfehlenswert. Insbesondere wegen der verhältnismäßig ungewöhnlichen, daher aber auch löblichen Songauswahl lohnt es sich hier nämlich, zuzugreifen.

In diesem Buch enthalten sind Akkorde und Texte zu folgenden Kompositionen:

A Little Less Conversation
Babylon
Blaze Of Glory
Bohemian Like You
Bye Byde Badman
Gimme Some Lovin‘
Heroes
Hotel California
The Middle
Moonshadow
Norwegian Wood
Pick A Part That’s New
Side
Twist And Shout
White Riot
Woodcutter’s Son

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Udo Lindenberg – Panikperlen: Das Beste von Udo Lindenberg

Auch wenn Udo Lindenberg seinen Zenit schon längst überschritten hat und heute lediglich auf Benefizveranstaltungen wie dem „Red Nose Day“ und dergleichen anzutreffen ist, so ist sein Einfluss auf die aktuelle deutsche Popmusikszene nicht zu unterschätzen. Als Exzentriker und absoluter Ruhepol in Personalunion hat sich der Mann mit dem Hut über drei Jahrzehnte zu einem der wichtigsten nationalen Musiker und Künstler der Nachkriegsgeschichte entwickelt und in dieser Zeit sowohl provoziert als auch polarisiert.

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Bennett, Joe – Nur für Anfänger – Gitarre Songbook 1

Nach der Pflicht die erste Kür: Wer seine ersten Erfahrungen an der klassischen Gitarre gemeinsam mit dem „Nur für Anfänger“-Buch von Joe Bennett gemacht hat und die dort erlernten zehn Akkorde sicher beherrscht, darf sich nun im zugehörigen Songbook schon einmal an verschiedenen mehr oder minder bekannten Songs aus der Geschichte der Rockmusik versuchen. Insgesamt 15 Songs aus einem stilistisch sehr breit gefächerten Bereich können hier erprobt werden, darunter Sachen wie der alte Bob Dylan-Gassenhauer ‚All Along The Watchtower‘ und Chuck Berrys Welthit ‚Johnny B. Goode‘, vielleicht der Rock-’n‘-Roll-Song schlechthin. Doch es sind nicht bloß die offensichtlichen Stücke, die Bennett hier anbietet und mit Texten/Akkorden unterlegt. Eine Komposition wie beispielsweise ‚Common People‘ von den Brit-Poppern PULP würde man in einem solchen Buch ebenso wenig erwarten wie ‚Hand In My Pocket‘ von Alanis Morrissette oder ‚Not Fade Away‘ von Norman Petty. Auch der zweite Brit-Pop-Song, ‚Roll With It‘ von OASIS, erscheint in diesem Rahmen eher ungewöhnlich, ganz zu schweigen von ‚Yellow‘ von SMOKIE.

Dies ist aber letztendlich ein enorm wichtiger Aspekt, der dieses Liederwerk dann auch auszeichnet. Nicht etwa diejenigen Stücke, die man in Dutzenden Vergleichswerken wieder findet, bilden den Kerninhalt des Songbooks, sondern vor allem auch vergessene Klassiker, die es gerade für Neueinsteiger hier noch zu entdecken gilt. Natürlich: Songs wie die BEATLES-Gassenhauer ‚Hey Jude‘ und ‚Let It Be‘ sind in einem solchen Rahmen unvermeidlich, aber genauso schätze ich auch ‚Romeo & Juliet‘ von Mark Knopfler oder einen der letzten wirklich fetzigen Bryan-Adams-Tracks, nämlich ‚Run To You‘ – und das ist auch der wahrscheinlich wichtigste Aspekt, warum diese kleine Sammlung dem Gros der konkurrierenden Songbooks ein ganzes Stück voraus ist.

Davon abgesehen ist „Gitarre Songbook 1“ aus der |Bosworth|-Reihe „Nur für Anfänger“ ebenfalls höchst niveauvoll aufgebaut. Zu jedem Song sind noch einmal separat alle Griffe zum Vergleich abgebildet, und wer selbst dann noch Schwierigkeiten hat, kann zur Begleit-CD greifen und sich dort die Originale – speziell wenn sie noch nicht bekannt sind – noch einmal in Gänze anhören. Das Einzige, das hier noch fehlt, sind kurze Hintergrundinfos bzw. generell eine Einleitung. Abgesehen vom Song und –Akkordmaterial ist das Buch nämlich ziemlich nackt. Allerdings ist dies jetzt auch nicht tragisch, schließlich geht es hier einzig und allein darum, elementare Inhalte zu verinnerlichen und sein erstes Praxiswissen effektiv zu testen. Und genau dies sollte mit dem ersten „Gitarre Songbook“ von Joe Bennett ein Kinderspiel sein, zumal es ja auch Spaß macht, ein wenig von der Theorie wegzukommen und sein erstes Können zu demonstrieren.

Joe Bennetts Lernbücher aus der Serie „Ganz einfach blöffen …“ waren schon ein echter Gewinn und gerade für Anfänger eine Offenbarung. Mit Werken wie diesem baut er seinen gut sortierten Katalog an derartigen Veröffentlichungen nun mit einem weiteren lohnenswerten Gitarrenbuch aus, welches sich Käufer des ersten Teils von „Nur für Anfänger – Gitarre“ zur Vertiefung unbedingt besorgen sollten – vor allem, weil eben hier auch mal anderer Praxisstoff geboten wird.

In diesem Buch enthalten sind schließlich folgende Songs:

Blue Suede Shoes
Johnny B. Goode
The Boxer
All Along The Watchtower
Let It Be
Not Fade Away
Sunny Afternoon
No Woman, No Cry
Wonderful Tonight
Romeo And Juliet
Run To You
Common People
Hand In My Pocket
There She Goes
What Can I Do?

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Bennett, Joe – Ganz einfach blöffen … Akustik-Gitarre

Es gibt wohl keinen Bereich in der Musiklehre, der auf so viele Lern- und Anleitungsbücher zurückgreifen kann wie die Sparte Gitarrenmusik. Fachliteratur gibt es in diesem Sektor dementsprechend auch in Massen, begonnen bei den Ergüssen des beliebten Musiklehrers Peter Bursch bis hin zu den vielen Büchern, die von aktuellen, derzeit populären Gitarrenheroen verfasst wurden. Joe Bennett hingegen lässt sich in keine dieser Schubladen einordnen. Er ist seit 15 Jahren anerkannter und mit Auszeichnung studierter Gitarrenlehrer und zudem Session-Gitarrist, bislang aber kein Bekannter auf dem internationalen Musikmarkt. Daran soll sich nun mit seinen Büchern aus der Reihe „Ganz einfach blöffen …“ etwas ändern; hier unterweist Bennett seine Schüler in einem knappen Crash-Kurs in den Feinheiten des jeweiligen Instruments und zeigt Tricks und Kniffe auf, mit Hilfe derer man sich in Windeseile nach außen hin als Profi beweisen kann.

Nachdem er in seinem [ersten Werk 3231 einen Blick auf die Theorie geworfen hat, geht der ehemalige Student des London College Of Music in „Ganz einfach blöffen … Akustik-Gitarre“ auf die Anfänge der klassischen Gitarrenmusik ein und belebt nicht nur ihren Stellenwert, sondern verhilft den interessierten Lesern auch in kurzen Übungen zu einem umfangreichen, praktischen Basiswissen an der stromlosen Sechssaitigen.

Der Aufbau des Buches ist dabei erneut die große Stärke: Bennett geht zunächst intensiv auf die Geschichte der akustischen Gitarre ein und wirft einen Blick auf die sechs wichtigsten Protagonisten auf diesem Instrument. Nebst anerkannten Größen wie Paul Simon und Bob Dylan kommen hier auch Leute wie Chet Atkins und Django Reinhardt zum Zuge und holen sich in der historischen Einordnung ihre wohlverdiente Reputation ab.

Anschließend werden die elementarsten Griffe und Riffs sowie verschiedene Rhythmusfolgen erklärt und in kleine Fingerübungen integriert. Bennett gibt inzwischen immer wieder wertvolle Tipps und offenbart schließlich die perfekte Anleitung zum Bluffen. Nach getaner Arbeit und einigen bewährten Riffs wird es zum Ende hin dann noch einmal heiter, wenn auf der letzten Seite einige Witze zur akustischen Gitarre in die Runde geworfen werden. Da sage doch mal einer, Musikpraxis sei dröge …

Mal ganz plump gesagt: Dieses Buch ist eine super Sache! Joe Bennett legt keinen Wert auf strikte Notenlehre und überflüssige Paukerei, sondern steigt sofort mit grundsätzlichen Dingen ein. Der historische Überblick gehört ebenso dazu wie die Nennung derjenigen Personen, welche die Szene mit ihrem Spiel geprägt haben – schließlich haben sie auch einen prägenden Einfluss auf dieses literarische Werk hinterlassen.

Die anschließenden Griffübungen sind ebenfalls komplett anders aufgebaut. Im Grunde genommen ist es zwar in erster Linie geschickte Trickserei, doch das Resultat zeigt, wie effektiv der Aufbau der Fingerübungen ist. Schneller als man glaubt, kann man die ersten Stücke von Folk-Rock-Legenden wie Bob Dylan und Paul Simon nachspielen, und auch Arrangements, die von Jimmy Page bzw. Led Zeppelin beeinflusst sind, sollten nach nicht allzu langer Zeit kein Problem mehr sein. Ein Crash-Kurs eben, der mehr aus einem herauskitzelt, als man zu Beginn von einem solchen erwarten darf.

Bennett fährt mit seiner gerade etablierten Vorgehensweise auch in seinem zweiten Buch sehr, sehr gut. „Ganz einfach Blöffen … Akustik-Gitarre“ ist ein sehr leicht verdauliches, für jedermann geeignetes und in seiner Effizienz vorbildliches Lehrbuch, das selbst den totalen Gitarren-Laien schnell für das Instrument begeistern sollte. Was bleibt daher auch anderes, als eine uneingeschränkte Empfehlung auszusprechen – leichter wird man sich nämlich garantiert nicht in die Materie einarbeiten können!

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Reamonn – Reamonn – Wish: Songs and Specials

Es war eigentlich nur ein einziger Song, der für REAMONN ausreichte, um fortan den Status einer der gefragtesten deutschen Rockbands überhaupt zu erlangen. Der charismatische Sänger Rea, einziger Sohn einer Familie mit acht Kindern, hat mit seiner deutschen Backing-Truppe sofort das Herz des Radiopublikums erobert und mit dem mittlerweile schon fast wieder totgedudelten Superhit ‚Supergirl‘ wochenlang eine Spitzenposition in den Charts behaupten können. Ein One-Hit-Wonder blieb das Quintett indes nicht; auch mit dem aktuellen Werk „Wish“ punktete die deutsch-irische Kombo bei der hiesigen Fangemeinde und ist seitdem auch zu einem Stammgast auf den bedeutendsten deutschen Festivalbühnen gereift.

Jenem Album hat der |Bosworth|-Verlag nun ein Songbook gewidmet, in dem nicht nur alle Songs der Platte, sondern auch ausführliche Linernotes und Hintergrundgeschichten zu jedem einzelnen Stück enthalten sind. So philosophiert Sänger Ray zum Beispiel über das Roulettespiel bei der Geburt seiner ersten Tochter, die genau einen Tag nach seiner Wiederankunft in Deutschland geboren wurde, oder aber in ‚She’s A Bomb‘ über einige Dinge im Kreise seiner Geschwister, die er nachträglich sehr kritisch betrachtet. Bassist Philipp Rauenbusch spricht mehr über die technische Seite der Aufnahme-Sessions und verrät massig Details über verwendetes Equipment und eben Anekdoten, die sich vor Ort in Los Angeles zugetragen haben. Gitarrist Gomezz hingegen verrät zwischendurch einige Geheimnisse, wie zum Beispiel jenes, dass der wohl erfolgreichste Albumhit ‚Tonight‘ erst auf den letzten Drücker eingespielt und auf die Platte verfrachtet wurde.

Strukturell ist „Wish: Songs & Specials“ derart aufgebaut, dass die Songs in der chronologischen Abfolge des Albums aufgeführt und individuell mit mehr oder weniger ausführlichen Linernotes beschrieben werden, und dies sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache. Texte, Noten und Tabulaturen wurden indes in ein schickes, an das musikalische Werk angepasstes Design verpackt und wirken nicht, wie in so vielen anderen solchen Veröffentlichungen, gequetscht und gedrungen. Dies qualifiziert dieses Songbook zumindest rein äußerlich schon einmal als absolut sehenswertes Werk. Doch auch inhaltlich unterscheidet sich „Wish – Songs & Specials“ durch die vielen zugehörigen Informationen von den derartigen Standardalben und macht das Ganze zu einem absolut kompakten, alles in allem aber auch rundum kompletten Release, der für die Käuferschicht solcher Bücher definitiv eine ganze Menge zu bieten hat. Natürlich ist es eine grundlegende Voraussetzung, REAMONN auch zu mögen – oder aber überhaupt seine Kenntnisse an der Rockgitarre erweitern zu wollen, denn so unheimlich anspruchsvoll ist die Instrumentierung nicht. Aber wer diese Bedingungen erfüllt, erhält einen entsprechend gelungenen Gegenwert für sein Geld.

|Inhalt/Songs:|

Wish
Starship
Serpentine
Promise (You And Me)
She’s A Bomb
Tonight
Just Another Night
Starting To Live
L.A. Skies
Sometimes
Come To Me
Out Of Reach
The Only Ones
Never Lettin’ Go
Mother Earth

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Alan Byrne – Die Abenteuer von Phil Lynott & Thin Lizzy

Der unmissverständliche Titel dieses Buches macht schon vor Beginn des Lesevergnügens klar, das sich der Autor hier nicht nur mit der Geschichte der Band THIN LIZZY auseinandergesetzt hat, sondern sich darüber hinaus auch eingehend mit jenem Charakter befasst, der diese Formation quasi personifizierte: Phillip Parris Lynott.

In insgesamt 15 Kapiteln, die den Werdegang von Lynott und seiner Band chronologisch abhandeln, lässt Autor Alan Byrne die Geschichte jenes Mannes noch einmal Revue passieren, der zeit seines Lebens immerzu mit genialen Kompositionen aufhorchen hat lassen, jedoch nahezu zeitgleich auch von seinen persönlichen Problemen gestoppt wurde. Recherchiert und aufgearbeitet wurde die Geschichte des Künstlers Lynott, begonnen bei seiner Herkunft und weit über seinen Tod am 4. Jänner 1986 hinaus. Zudem wurde auch mit Bildmaterial nicht gespart, so dass neben unzähligen gelungenen Live-Shots auch einige Impressionen aus dem Privatleben des Phillip Lynott in diesem Buch zu bestaunen sind.

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Rock Hard (Hrsg.) – Cover Mania – Die besten Plattencover aller Zeiten

Das |Rock Hard| hat als Herausgeber mit „Cover Mania – Die besten Plattencover aller Zeiten“ meiner Meinung nach ganze Arbeit geleistet, spannen die Dortmunder doch einen weiträumigen Bogen von den wichtigsten und gelungensten Artworks der Metalgeschichte über die geschmacksvernebeltsten Cover der Hartwurzelhistorie bis hin zu Portraits über die Pinselgrößen der letzten drei Metalldekaden. 600 farbige Abbildungen auf edelstem Hochglanzpapier sind dabei herausgekommen, inklusive der vier Lieblingscover der heutigen |Rock Hard|-Redaktion. Zudem gewährt man tiefe Einblicke in die Entstehung von Plattencover, seien es nun Paintings oder Kreationen, die dem Datenhighway entspringen: Man kann nach dem Bestaunen dieses rund 220 Seiten starken Werkes von 17,6 cm x 25 cm Ausmaß vollauf zufrieden mit dem Kauf des Wälzers sein, wenn man ein Fan der Bildveredlung unseres heißgeliebten Schwermetalls ist.

Am meisten schärfen mich die Portraits solcher Künstler wie Dan Seagrave, der solch illustre Bands wie ENTOMBED, PESTILENCE und DISMEMBER auf ihrem Weg begleitet hat. Und wenn man sich Bands wie CELTIC FROST nebst Illustrator Giger oder IRON MAIDEN nebst Paintingpapst Derek Riggs unter die Lupe holt, wird auch schnell klar, dass die Musik und der Erfolg oder Misserfolg einer Scheibe immer eng verknüpft erscheint mit der zugehörigen Optik. Was wäre MAIDEN ohne Eddie? Zweifellos eine geile Metalband! Aber erst Eddie gibt MAIDEN das Gesicht, das die Jungfrauen zur wichtigsten Institution des europäischen Metals machte. Was wäre DIMMU BORGIR ohne die pervers düstere Optik eines Joachim Luetke, oder wie wäre es mit RUSH ohne Hugh Syme? Die Symbiose aus Cover und Musik, aus Metal und Optik macht’s, daran habe ich nach dem Verzehr dieses Buches keinen Zweifel mehr.

Lustig ist auch die Rubrik über die schlechtesten Cover aller Zeiten, wobei ich auch hier sagen muss, dass mir viele sehr gute Scheiben gerade wegen dieser Scheißcover in Erinnerung geblieben sind. FLOTSAM & JETSAM haben mit „Doomsday For The Deceiver“ ein Paradebeispiel für Geschmacksverirrung vorgelegt, welches aber, bereits deutlich in die Jahre gekommen, den Kultstatus mittlerweile absolut verdient hat. So wird aus Scheiße Gold. *räusper*

Die vierte Dimension des Hörens, so titelt man die Plattencover in der |Rock Hard|-Redaktion, scheint wirklich einen direkten Einfluss auf die Kaufbereitschaft des Hörers und somit auch auf den Aufstieg oder Fall einer Band zu haben. So scheint es nicht verwunderlich, dass sich die Techniken der Coverpaintings im Wandel der Zeit bis zur Perfektion verfeinert haben. Die Geschichte des Artworks wird somit von der Entstehung bis zum endgültigen Design wie auch in der Entwicklung der letzten dreißig Jahre detailliert beschrieben und recherchiert. Dabei vertiefen sich die Dortmunder in Spartenartworks wie Science-Fiction und Horror, beleuchten die besten Photoshots des Metals und kristallisieren die Hall of Fame aller Metalcover heraus. Diese zehn besten Paintings bleiben natürlich Geschmackssache. Bei mir hätten zumindest zehn andere den Orden verdient.

Wer sich ein deutliches Bild von der Welt der Graphic Designs in der Musikwelt des harten Rocks machen möchte, wer sich für die kreativen Köpfe hinter diesen Geschmacksverstärkern interessiert, wird mit „Cover Mania“ bestens verköstigt. Mir hat das Lesen dieses Wälzers jedenfalls tierisch Spaß gemacht und ich verschlang es in nur zwei Tagen. Sagt doch alles, oder?

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Die Toten Hosen – Toten Hosen, Die – Das alte und das neue Testament

Nach ziemlich genau 25 Jahren, einigen Fläschchen eisgekühlten Bommerlunders und natürlich auch zahlreichen Broten mit Schinken und Ei reichen |Die Toten Hosen| nun ihr Testament ein – aber natürlich nur im übertragenen Sinne. Der sogenannte Letzte Wille besteht nämlich in diesem Fall aus einem kleinen schmucken Songbook, welches auf insgesamt 296 Seiten sämtliche offiziell veröffentlichten Songs der Düsseldorfer Kultkapelle vereint und erstmals in der Geschichte der Band das Gesamtwerk so kurz und bündig zusammenfasst.

In „Das alte und das neue Testament“ findet man sie alle wieder, Punkrock-Hymnen wie ‚Carnival In Rio‘ und ‚Hier kommt Alex‘, Klassiker wie ‚Opel-Gang‘ und ‚Wünsch dir was‘ und natürlich Chartbreaker wie ‚Zehn kleine Jägermeister‘ und das umstrittene ‚Bayern‘, mit dem sich die Hosen ebenso viele Freunde wie Feinde gemacht haben. Jedoch sind hier nicht nur die Texte des umfassenden Backkatalogs enthalten, sondern auch die entsprechenden Akkordsymbole und eine Grifftabelle, in der noch einmal sämtliche Einzelheiten in Mini-Tabulaturen aufgeführt sind. Insofern ist „Das alte und das neue Testament“ also nicht nur zum Mitsingen bestens geeignet, sondern auch zur Begleitung mit der Gitarre. Wenn man mal bedenkt, zu welchem Preis allein die Begleitbücher zu einem Album mitsamt Tabulaturen und Noten heutzutage veräußert werden, bekommt man hier also ein echtes Schnäppchen geboten.

Vergessen wurde in der Aufführung dieser Retrospektive indes absolut gar nichts. Selbst die übelsten Sauflieder wurden mit aufgenommen, dazu gesellschaftskritische Songs wie ‚Verflucht, verdammt, gebrandmarkt‘, verschiedene Fremdinterpretationen, wichtige Projekte wie etwa ‚Pushed Again‘ im Verbund mit den Punk-Großvätern von |Bad Religion| und etwas besonnenere Klänge, wie man sie von Campino und Co. in den letzten Jahren schon mal öfter zu hören bekommen hat. Interessant dabei ist, dass manche Songs auch doppelt aufgeführt wurden, weil sich die Arrangements in der Unplugged-Version ein wenig vom Original unterschieden haben. Das Buch ist aber nicht nur komplett, sondern dazu auch wirklich toll aufgemacht. Das Design orientiert sich zum Beispiel an einem typischen Gesangsbuch aus der Kirche und kommt sogar mit PVC-Einband in die Läden – womit auch die letzten Parallelen der von den Hosen schon mehrfach zitierten göttlichen Obrigkeit abgedeckt wären.

Fans der erfolgreichen Rockband erhalten hier für einen recht günstigen Unkostenbeitrag wahrhaftig eine kleine Hosen-Bibel und dürfen den Titel daher auch völlig ernst nehmen. Es handelt sich nämlich natürlich nicht wie eingangs angedeutet um das vorgezogene Testament, sondern um ein richtig feines, herrlich kompaktes und lückenloses Vermächtnis einer der wichtigsten Erscheinungen im Bereich der nationalen populären Musik überhaupt. Aus diesem Grunde wäre alles andere als eine Empfehlung für die treue Anhängerschaft auch inakzeptabel.

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Bennett, Joe – Ganz einfach blöffen … Musiktheorie

Gibt es eigentlich etwas Langweiligeres als Musiktheorie durchzunehmen? Sture Noten- und Skalenlehre, die Bestimmung von Tonarten, Akkorden und Intervallen oder aber überhaupt die Grundlagen eines Liedes – muss das alles sein?

Nun, wenn man sich mal in den heutigen Single-Charts umschaut, in denen sich enorm viele Songs mit einfachsten Arrangements und simplen Melodien tummeln, mag man glauben, dass ein theoretisches Fundament als Grundlage für die Karriere als Komponist gar nicht notwendig ist. Und ich wage selber mal zu behaupten, dass eine Vielzahl der momentan gefragten Popsternchen auch nach wie vor nicht viel Ahnung von Aufbau, Struktur und Notation seines bzw. ihres Songs hat (woran die Tatsache, dass es externe Songschreiber gibt, sicherlich einen großen Anteil hat). Aber dennoch: Ohne das Basiswissen der Musiktheorie wird es einem kaum möglich sein, irgendwann einmal als selbständiger Komponist aktiv zu sein, egal, wie viel musikalisches Talent man auch mit sich bringen mag. Vom schulischen Musikunterricht natürlich ganz zu schweigen.

Jetzt ist es aber eine unbestrittene Tatsache, dass die Beschäftigung mit eben dieser Theorie um ihrer Selbst Willen alleine ziemlich dröge sein kann. Ich denke, dass kann jeder nachvollziehen, der in seiner Schullaufbahn diese Tortur durchlaufen hat – eben trockenes Handwerk, farblos und im weitesten Sinne auch total langweilig.

Doch wie kann man das ändern? Wie bekommt man Schwung in die Sache und entwickelt sich auch ohne langjähriges Pauken zu einem kompositorischen Könner? Diese Fragen hat man sich auch beim |Bosworth|-Verlag gestellt und dort ein Buch von Joe Bennett in den Vertrieb genommen, mit dessen Hilfe das Lernen nicht nur erleichtert, sondern auch der Spaßfaktor bei der Beschäftigung mit dem Theoriewissen erhöht wird. Sinnbildlich ist hierfür schon der Titel, unter dem die über mehrere Bücher laufende Reihe an den Start geht: „Ganz einfach Blöffen …“.

Natürlich geht es deshalb in „Musiktheorie“ nicht um Lug und Trug. Stattdessen handelt es sich bei diesem witzig aufgebauten, aber dennoch sehr gut strukturierten Werk um einen knappen Crash-Kurs, in dem die wichtigsten Basics Schritt für Schritt aufgearbeitet werden. Bennett beginnt das Ganze mit einem etwas detaillierteren Überblick über die bisherige Musikhistorie und beschreibt anhand prägender Figuren und Werke die Geschichte von der Renaissance bis zur Popmusik. Statt jedoch mit ellenlangen Abhandlungen zu langweiligen, nennt er lediglich die Fakten, die als Grundlage wirklich wichtig sind, was natürlich den entscheidenden und leider oft vernachlässigten Vorteil hat, dass sich die Dinge leicht einprägen und die Entwicklung auch nachvollziehbar bleibt. Wer indes sein Wissen in bestimmten Gebieten erweitern will, hat schließlich immer noch die Möglichkeit, sich mit fachspezifischer Literatur einzudecken. In diesem Fall übernimmt „Ganz einfach blöffen … Musiktheorie“ eben den Part des Appetizers.

Anschließend intensiviert Bennett aber auch noch einige wichtige Punkte und führt Persönlichkeiten wie Mozart, Louis Armstrong und die Beatles noch etwas ausführlicher auf und erläutert einige Hintergründe zu ihrem Vermächtnis. Erst nachdem all dies geschehen ist, beginnt über einen kurzen Instrumentenüberblick die tiefer gehende Auseinandersetzung mit der Notenlehre, die ebenfalls in kurzen, sprachlich locker formulierten Beispielen nahegebracht und immer wieder anhand von Parallelen zur Praxis dargestellt wird. Von der Skalenlehre bis zu den grundlegenden Akkorden deckt das Buch thematisch die wichtigsten Inhalte der Theorie ab und veranschaulicht sie zudem leicht verständlich für jedermann – ohne dass man hier ein großes Vorwissen benötigt (welches man ja zuvor schon in groben Zügen erlesen hat). Zum Schluss lässt Bennett das Ganze dann noch mit ein paar heiteren Schoten und Musikerwitzen ausklingen.

Und damit sind wir wieder bei der eingangs angesprochenen These „Musiktheorie ist langweilig“. Wer nach dieser Lektüre immer noch dieser Meinung ist, sollte sich besser erst gar nicht mit Musik auseinandersetzen. So kompliziert und dröge, wie es in der Schule oft sein mag, so locker und ungezwungen ist der Unterreicht bei Joe Bennett. Mit seinem ersten Band in der Reihe „Ganz einfach blöffen …“ bringt der studierte Musiker einem zwar nicht sofort die gesamte Kompositionslehre nahe, erweitert das Wissen seiner Leser jedoch um alle wichtigen Grundlagen in Sachen Geschichte, Notation und Gehörbildung. Wer in einer ähnlichen Bredouille steckt wie so viele Nachwuchsmusiker und eigentlich gar keine Lust hat, sich näher mit der theoretischen Seite des Sounds zu beschäftigen, sollte sich mit diesem schmucken Büchlein schnell umstimmen lassen. Von meiner Seite gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung.

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