Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Die Eisvampire (Folge 33) (Hörspiel)

Nach über einem Jahr Wartezeit erscheinen nun zwei neue Hörspiele aus der John-Sinclair-Reihe, nämlich die Folgen 33 und 34. Das erste davon, „Die Eisvampire“, ist dabei ein Wiedertreffen mit alten Bekannten: Der ehemalige Dämon Myxin taucht wieder auf, die bösartige Asmodina kommt wieder zur Worte und der Geisterjäger bekommt es dieses Mal erneut mit Auswüchsen der Mordliga zu tun. Vielversprechend und ausgezeichnet – die Serie bekam unlängst den Deutschen Phantastik Preis 2005 – geht es endlich weiter mit einer der besten Hörspielreihen aller Zeiten, und die Story hält auch mal wieder, was sie verspricht.

_Story_

Der auf die gute Seite übergetretene Dämon Myxin und sein alter Gefährte Kogan stehen sich gegenüber und reden über eine mögliche Kooperation. Während Myxin die Gelegenheit nutzen will, um Informationen über Asmodina und die Mordliga zu bekommen, lässt der Vampir sich nicht täuschen und versucht Myxin zu töten. Was Kogan allerdings nicht weiß: Einer seiner eigenen Anhänger ist der Geisterjäger John Sinclair, der durch einen gezielten Schuss das Blatt wendet und so die nötigen Infos aus dem fiesen Vampir herauspresst.

Kogan erzählt eine Geschichte aus der fernen Vergangenheit und macht Sinclair mit der Legende der Eisvampire bekannt, die vor hunderten von Jahren in die Eishöhlen des Drachensteingebirges vertrieben und dort eingefroren wurden. Die Eisvampire besaßen besondere Kräfte, und die Folgen ihres Bisses waren verheerend. Nun soll es Asmodina gelungen sein, diese besondere Vampirspezies zu neuem Leben zu erwecken.

Sinclair, sein Kollege Suko und Myxin reisen daraufhin sofort nach Österreich ins Drachensteingebirge, kommen aber schon zu spät, um das erste Attentat der Eisvampire abzuwenden. Die Blutsauger haben sich des soliden Familienmenschen Tonie Berger bemächtigt, der nun seit einiger Zeit vermisst wird. Sinclair und seine Gefährten machen sich auf die Suche nach dem infizierten Berger und versuchen, Schlimmeres abzuwenden, doch das Drama der Familie Berger hat da gerade erst angefangen …

_Meine Meinung_

Mehr als ein Jahr Wartezeit ist eine ganze Menge und unter Umständen auch mehr, als die eingeschworene Fanschar des Geisterjägers verkraften kann. Daher war es für den Verlag auch dringend notwendig, mit einem echten Paukenschlag zurückzukehren, und das ist schließlich (und glücklicherweise) auch gelungen. „Die Eisvampire“ bietet typische Sinclair-Gruselstimmung, jedoch dieses Mal eingebunden in eine komplett neue Umgebung.

Ein Brite in Österreich, irgendwie scheint das nicht zu passen, und tatsächlich tut sich der Bedienstete von Scotland Yard auch unheimlich schwer in seinem neuen Umfeld. Max Berger, Sohn des Verschollenen Toni Berger, traut dem plötzlich auftauchenden, geheimnisvollen Engländer nicht und blickt sofort durch, dass Sinclair nicht wie angegegeben ein Geologe ist. Anfangs bringt er den Geisterjäger sogar direkt mit dem Verschwinden seines Vaters in Verbindung, was der Geschichte eine zusätzliche, wertvolle Nuance verleiht, denn die neuen Charaktere bleiben bis zuletzt unberechenbar und die Geschichte wird dadurch natürlich nicht weniger spannend. Ganz im Gegenteil! Von Anfang an beeindruckt ‚der neue Sinclair‘ mit einer herrlich düsteren Atmosphäre, die sofort beim anfänglichen Duell zwischen Myxin und Kogan für Gänsehautmomente sorgt (wirklich superb in Szene gesetzt) und sich so auch über Bergers Begegnung mit den Vampiren in den dunklen Eishöhlen bis hin zum abschließenden Showdown im Haus des Neu-Vampirs zieht. Dazu geizt das Hörspiel auch nicht mit Action: Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Blutsaugern und ihren Kontrahenten, und auch hier haben |Lübbe Audio| und das Team von |Wort Art| ganze Arbeit geleistet und die Erzählung mit tollen Soundeffekten ausgestattet.

John Sinclair ist endlich wieder zurückgekehrt, und „Die Eisvampire“ bietet für die ewig lange Wartezeit auch die entsprechende Entschädigung. Das neue Hörspiel überzeugt mit gewohnt starker Leistung der Sprecher und einer spitzenmäßig inszenierten Handlung. Dazu kommt eine ganz spezielle Atmosphäre, ausgelöst durch die neue Umgebung, in der die Erzählung spielt. Kurzum: genau der richtige Stoff für die Sinclair-Fraktion, und deshalb kann man auch Episode 33 blind abgreifen!

_Die Sprecher_
John Sinclair – Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan; Kevin Costner; Jeremy Irons; Al Pacino …)
Erzähler – Jochim Kerzel (Dennis Hopper; Jack Nicholson; Harvey Keitel; Dustin Hoffman; Anthony Hopkins …)
Suko – Martin May
Myxin – Eberhard Prüter (Ian McKellen)
Max Berger – Philipp Schepmann (Lesungen u. a. zu „Die Chroniken von Narnia“, „Stravaganza“, Ken Follett)
Hanni Kerner – Alexandra Wilcke (Miranda Otto)
Toni Berger – Thomas Danneberg (Dan Akroyd; John Travolta; Arnold Schwarzenegger; Sylvester Stallone; Nick Nolte; John Cleese …)
Clara Berger – Marianne Groß (Meryl Streep; Angelica Houston)
Kogan – Nicolas Böll (Emilio Estevez; Owen Wilson)
Josef Sprengler – Helmut Krauss (Marlon Brando; Samuel L. Jackson)
Hans – Hans-Jürgen Dittberner (Christopher Reeve)
Fahrer – Jörg Döring (Colm Meany)
Ansage – Fred Bogner

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Edgar Wallace – Bei den drei Eichen (Folge 2)

_Die Sprecher: _
Chronist/Erzähler: Eckhart Dux
Detective Socrates Smith: Achim Schülke
Lexington Smith: Till Endemann
John Mandle: Kai Hendrik Möller
Bob Stein: Volker Bogdan
Molly Templeton: Tanja Dohse
Frank Weldon: Marc Bremer
Mr. Jetheroe: Wolfgang Hartmann

_Das Team:_
Regie: Hans-Joachim Herwald
Musik: Alexander Ester
Buch: Mik Berger
Bearbeitung: Hans-Joachim Herwald
Illustration: Timo Wuerz

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John Sinclair – Im Nachtclub der Vampire (Folge 1)

_Die Stimmen_

John Sinclair – Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan; Kevin Costner; Jeremy Irons; Al Pacino; Christopher Walken …)
Erzähler – Joachim Kerzel (Jack Nicholson; Dustin Hoffman; Harvey Keitel; Anthony Hopkins)
Sir Powell – Karl-Heinz Tafel
Ansage – Fred Bogner
Marcos Tumb – Henning Bornemann
Fahrer – Thomas Friebe
Marina Held – Silke Haupt
Doktor – Jörg Kernbach
Lara – Friedericke Klebert
Gäste – Koma-Leute
Mona – Sibylle Kuhne
Zuhälter – Klaus Nierhoff
Ted Willard – Stephan Runge
Flugzeug-Durchsage – Monika Rydell+
Clara Sanders – Eva Spott

_Story_

Nach einem Kurzaufenthalt in Deutschland befindet sich der berüchtigte Geisterjäger John Sinclair wieder auf dem Heimweg nach England. Im Flugzeug lernt Sinclair die junge Marine Held kennen, die einen längeren Aufenthalt in London plant und sich beim Smalltalk mit John anfreundet. Nach der gemeinsamen Reise verabschieden sich die beiden voneinander und können noch gar nicht ahnen, dass sie sich eines Tages – und vor allem sehr bald – wiedersehen werden.

Marinas erste Nacht in London ist nämlich alles andere als angenehm. Nach ersten Streifzügen durch das Nachtleben der Metropole ist sie plötzlich auf der Flucht vor einem ziemlich aufdringlichen Zuhälter, der sich an ihr vergreifen will. Schließlich landet sie in einer Seitengasse des Stadtviertels Soho und rettet sich in eine ziemlich obskure Bar. Dort wird sie Zeugin einer grausamen Begebenheit: Drei junge Damen, die von oben bis unten mit Blut beschmiert sind, machen sich über eine Leiche her und lassen diese anschließend verschwinden. Marina ist geschockt und kann gerade noch aus dem Laden verschwinden, als die Vampirinnen sie entdecken. Doch die Dienerinnen der anderen Seite lassen nicht mehr von der jungen Deutschen ab, suchen ihre Wohnung auf, fallen ihre Gastwirtin an und entführen Marina schließlich. In einem weiteren Ritual wollen sie ihrem Herren ein Blutopfer bringen, und Marina scheint für diese Zeremonie genau die richtige Person zu sein …

Währenddessen bekommt Sinclair den Auftrag, sich um einen Fall zu kümmern, bei dem es um gestohlene Blutkonserven geht. Man vermutet einen Akt des Vampirismus hinter dem Verschwinden der wertvollen Behälter, und als Sinclair die völlig desorientierte Marina am Tag nach ihrer Bekanntschaft mit Sohos Nachtleben auffindet, hegt er auch keinen Zweifel mehr daran, dass wie befürchtet finstere Mächte aktiv geworden sind. Als er dann mehr über die Geschehnisse der vergangenen Nacht in Erfahrung bringen möchte, findet der Geisterjäger allerdings nur noch eine vampirisierte alte Dame vor, die er als die Gastwirtin von Marina identifiziert. Von der Deutschen gibt es indes weit und breit keine Spur. Jetzt wird es eng für den Bediensteten von Scotland Yard: Bis Mitternacht hat er noch Zeit, um seine neue Bekanntschaft ausfindig zu machen, ansonsten droht der netten Lady alsbald ein blutiges Ende …

_Meine Meinung_

Nach dem sehr vielversprechenden, eigentlich ersten Teil [„Der Anfang“ 1818 erwartet man als Neueinsteiger natürlich so einiges von den weiteren Episoden um den Detektiv und Geisterjäger in Personalunion. Und man wird im Falle von „Im Nachtclub der Vampire“ absolut nicht enttäuscht. Die Geschichte hat alles, was man von einem guten, spannungsgeladenen Hörspiel im Grusel-Genre erwartet: tolle Charaktere, fiese und grausame Bösewichte, einen rundum spannenden Handlungsstrang, sehr schön inszenierte Effekte und eine atemberaubende Atmosphäre, die der Geschichte in dieser Form geradezu auf den Leib geschneidert ist. Alleine der Einstieg mit den ersten Szenen im Vampirclub lohnt schon die Anschaffung dieser Episode. Die Art und Weise, wie hier das dämonische Ritual der drei Vampirladys beschrieben wird, gerantiert für Gänsehaut, die auch bei der späteren Verfolgungsjagd nicht abschwellen will.

Ebenso gut gefällt das Auftreten des Geisterjägers. Ich bin nicht chronologisch vorgegangen und habe mir zuerst die [zweite, 2048 dann erst die erste Folge angehört, und die dort aufgefallenen Mängel, wie die übertriebene Coolness des Hauptakteurs bzw. das Verschieben der Prioritäten zu Ungunsten der Spannung, kann ich hier nicht feststellen. Im Gegenteil: Ich bin hellauf begeistert von der Darstellung des John Sinclair. Hier nervt er nicht mit überzogen lässigen Sprüchen, sondern fokussiert seine Dialoge ausschließlich auf die eigentliche Handlung. Diese wiederum kann davon merklich profitieren, was sich einerseits beim fast schon perfekten Erzähltempo, andererseits aber auch in der Wortwahl der Synchonsprecher bemerkbar macht. Es passt einfach, anders kann man das gar nicht sagen.

Unterlegt wird dieser äußerst positive Eindruck von den unterschiedlichen Soundeffekten, die ebenfalls zur düster-romantischen Atmosphäre des Hörspiels beitragen und die hohen Ansprüche, die man an eine solche Veröffentlichung stellt, voll und ganz erfüllen.

Was wäre aber eine gute Handlung ohne dementsprechende Erzähl- und Synchronstimmen? Doch auch da lässt die Geschichte nichts anbrennen. Frank Glaubrecht als John Sinclair ist betont cool, aber eben nicht zu cool, Friedericke Klebert als eine der Vampirdamen hat tatsächlich irgendetwas Dämonisches in ihrer Stimme und Silke Haupt in der Rolle der Marina spielt ihren Part auch sehr überzeugend und mit angemessener Theatralik. Den größtenteils bekannten Sprechern ist daher auch ganz klar eine reife Leistung zu attestieren, die aber auch derart zu erwarten war.

Daher kann ich mich am Ende auch ziemlich kurz fassen: „Im Nachtclub der Vampire“ aus der Edition 2000 der „John Sinclair“-Reihe ist ein rundum starkes und absolut hörenswertes Hörspiel, das auch bei mehrmaliger Verwendung keine Abnutzungserscheinungen hinterlässt. Besser hätte man diese Serie gar nicht fortsetzen können!

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Wallace, Edgar / Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace: Das Gesicht im Dunkeln (Hörspiel) (Folge 01)

Um Verwirrungen vorab vorzubeugen: Es gibt auch einen gleichnamigen Film, dessen Handlung mit dem Plot des Hörspiels zu „Das Gesicht im Dunklen“ aber rein gar nichts zu tun hat.

_Story_

Das Halsband der Königin von Schweden wird gestohlen, und obwohl sich einige bekannte Kleinkriminelle in der Gegend befinden, taucht das Schmuckstück kurze Zeit später bei der jungen Audrey Bedford auf. Die gerade nach London gereiste junge Dame geht einer gemeinen Intrige auf den Leim, und da trotz ihrer Unschuld alle Indizien gegen sie sprechen, wird sie von Inspektor Shannon verhaftet. Der jedoch glaubt an Audreys Unschuld, und als diese nach neun Monaten wieder auf freien Fuß kommt, bleibt er stets in ihrer Nähe, um die näheren Umstände des Komplotts zu untersuchen.

Der Inspektor tappt jedoch im Dunkeln, denn einige mysteriöse Dinge ereignen sich: Da ist zum Beispiel das seltsame Haus in der Curzon Street, das Shannon ein Rätsel aufgibt. Dann ist da der ehemalige afrikanische Strafgefangene Dan Torrington, dessen Rolle unklar ist. Und außerdem schnüffelt noch der kleine Privatdetektiv Willit herum …

_Besetzung_

Chronist/Erzähler: Eckart Dux
Captain Dick Shannon: Tomas Kröger
Inspector Steel: Tim Knauer
Audrey Bedford: Steffi Kindermann
Dora Elton: Barbara Fenner
Lacy Marshalt: Robert Missler
Slick Smith: Guido Zimmermann
Dan Torrington: Rolf Jülich
Willit, Privatdetektiv: Holger Potzern

_Meine Meinung_

Prinzipiell lässt sich das Hörspiel „Das Gesicht im Dunkeln“ mit dem kurzen Fazit „viele Details, zu wenig Raum“ beschreiben. Damit ist gemeint, dass die Erzählung rein inhaltlich überaus umfangreich ist, sich aber in der Kürze dieser einen CD nicht so richtig entfalten kann. Das führt gerade zu Beginn auch zu größerer Konfusion. Blitzschnell sieht man sich mit zahlreichen Charakteren konfrontiert, die man – erschlagen von der Flut an Informationen – gar nicht so richtig einzuordnen weiß. Speziell vor der Inhaftierung von Audrey Bedford sind so einige wichtige Beziehungsgeflechte, so zum Beispiel die zwischen Audrey und Dora Elton, nur unzureichend beschrieben, was aber für das bessere Verständnis durchaus wichtig gewesen wäre. So fällt es einem nach der raschen Einleitung auch erstmal gar nicht leicht, der Handlung so richtig zu folgen, und wenn dann die eigentliche Action beginnt, hat man noch gar nicht verarbeitet, worum es jetzt tatsächlich geht.

Höchste Konzentration ist also gefordert, um am Ball bleiben zu können, und wenn einem dies schließlich gelungen ist, wird man doch noch mit einer recht guten Geschichte belohnt, die sich im Verlaufe des Hörspiels noch zu steigern weiß und mit einem gelungenen Ende aufwarten kann.

Die Leistung der Synchronsprecher hingegen ist durchweg stark; die Geschichte lebt, und das vor allem dank der weiblichen Akteure, die hier die Maßstäbe setzen.

Was gibt es sonst noch zu sagen? Nun, „Das Gesicht im Dunkeln“ ist ein typischer Edgar Wallace. Man findet hier viele bekannte Elemente, wie zum Beispiel familiäre Verstrickungen und Intrigen, wieder und obendrein auch erneut die Rolle des Opfers in einer weiblichen Person – leider aber in eine viel zu kurze und streckenweise überladene Erzählung verpackt.

_Fazit_

„Das Gesicht im Dunkeln“ ist bei Weitem nicht das beste Hörspiel der Edgar-Wallace-Reihe. Obwohl die Erzählung einiges zu bieten hat und im Grunde genommen auch durch einen sehr schön herbeigeführten Spannungsaufbau glänzt, kann die Geschichte aufgrund ihrer anfänglichen Komplexität und der beinahe schon übereinander gequetschen Handlungseinheiten nur bedingt überzeugen. Daher ist das Hörspiel auch nur für hartgesottene Wallace-Fans interessant.

Günter Merlau – Caine – Das Amulett von Kyan\’Kor (Folge 1)

Mit dem Start dieser Reihe beginnt auch gleichzeitig die Ära eines neuen deutschen Hörspiel-Labels namens |Lausch|. Die Hamburger Firma will sich mit dem Startschuss fortan im Bereich der phantastischen Hörspiele etablieren und setzt mit der ersten Folge der auch als Roman bei Basilisk erschienenen Reihe „Caine“ auch direkt ein deutliches Zeichen. Sprachlich sehr modern, soundtechnisch futuristisch und fast schon Hollywood-mäßig cool gibt sich die Debüt-Produktion dieses Labels und verpasst dem Genre eine lange nicht mehr dagewesene Frische.

_Besetzung_

Günter Merlau – Caine – Das Amulett von Kyan\’Kor (Folge 1) weiterlesen

John Sinclair – Die Totenkopf-Insel (Folge 2)

_Besetzung_

John Sinclair – Frank Glaubrecht
Erzähler – Joachim Kerzel
Sir James Powell – Karl-Heinz Tafel
Linda Grey – Birgitta Weizenegger
Ansage – Fred Bogner
Jerry Flint – Henning Bornemann
Nathan Grey – Holger Dollmann
Captain Barrel – Thomas Friebe
Proctors Gefangener – Walter Gontermann
Adam Preston – Matthias Haase
Marina Held – Silke Haupt
Doktor – Jörg Kernbach
Wache – Simon Hauschild
Wache – Lutz van der Horst
Wache – Florian Göbels
Gärtner Jos – Thomas Lang
Basil Proctor – Jochen Malmsheimer
Colonel Ryker – Klaus Nierhoff
Ansage – Monika Rydell
Rick Terry – Udo Schenk
Wache – Philipp Schepmann
Geister-Pirat – Horst Schroth

_Story_

Der Millionär Proctor hat von einem sagenhaften Schatz gehört, der sich vor der Küste Cornwalls befinden soll. Einst wurde dieser Schatz vom Seeräuber Barrel und seiner Mannschaft gestohlen, doch ihr Schiff sank kurz vorm Erreichen des Festlandes, und der Schatz verschwand in den Tiefen des Meeres. Als Proctor sich schließlich daran macht, den Schatz zu bergen, treten die untoten Seeräuber auf den Plan und verletzen den Millionär auf grausame Weise. Nur wenn es ihm gelingt, eine Mannschaft zusammenzustellen, mit welcher der untote Kapitän seinen Schatz bergen kann, soll er wieder zu alter körperlicher Verfassung zurückfinden und darf den Schatz dann auch behalten.

Als eines Tages ein Agent des Secret Service vor „Proctor Island“ verschwindet, wird auch John Sinclair mit dem Fall vertraut gemacht. Der Geisterjäger begibt sich anschließend selber auf die Insel, die der verschwundene Agent in seinem letzten Notruf als ein Land mit einem schwebenden Totenkopf beschreibt, wird jedoch kurz vor Erreichen seines Ziels mitsamt seinem Helikopter abgeschossen. Als er wieder aufwacht, ist er selber einer der Gefangenen Proctors, der nun nur noch die Ankunft des Zombie-Kapitäns erwartet und sich seinem Ziel sehr nahe sieht. Wird Sinclair es schaffen, aus dieser aussichtslosen Situation zu entfliehen?

_Meine Meinung_

In „Die Totenkopf-Insel“ steht John Sinclair als Hauptakteur gar nicht immer im Vordergrund. Die Geschichte spielt sich nämlich vornehmlich auf „Proctor Island“ ab und beschäftigt sich hauptsächlich mit den grausamen Vorgängen im Verlies des Millonärs, der gerade seine Sklaven-Mannschaft für den Auftrag des untoten Kapitäns zusammenstellt. Erst später steigt der ziemlich coole (in diesem Falle sogar manchmal zu coole) Geisterjäger ins Geschehen ein, ist aber im Endeffekt nur eine von vielen Figuren in diesem relativ kurz geratenen Hörspiel. Und wenn er dann mal in Aktion tritt, glänzt er meist durch unangebracht lockere Sprüche, selbst in der bedrohlichsten, ausweglosesten Lage. Dies nimmt der Story teilweise ein wenig den Ernst der eigentlichen Thematik und verwandelt den Geisterjäger in einen etwas zu lässigen Charakter, dessen ‚Alles-im-Griff‘-Ausstrahlung nicht immer sonderlich angebracht ist.

Davon mal ganz abgesehen ist „Die Totenkopf-Insel“, die zweite Folge der Reihe, trotzdem ein sehr kurzweiliges Hörvergnügen, das vor allem durch die verschiedenartigen Klangeffekte zu glänzen weiß. Die enorm düstere Atmosphäre auf der Insel des Millionärs und dessen Greueltaten werden jedes Mal mit entsprechenden Sounds unterlegt, und das ist der Gesamtstimmung der Erzählung auch sehr zuträglich.

Schade ist lediglich, dass die Geschichte nicht weiter ausgeschmückt wurde. Wie ich schon sagte, der eigentliche Hauptcharaktr greift erst relativ spät ins Geschehen ein, und wenn er dann die mysteriöse Totenkopf-Festung erreicht hat, überschlagen sich die Ereignisse und kommen auch relativ zügig zu einem abrupten Ende. Die Erzählung hätte dabei noch eine ganze Menge mehr hergegeben; so hätte man die Hintergründe zum Verschwinden des Schatzes zum Beispiel näher beleuchten oder aber die Ursprünge von „Proctor Island“ beschreiben können, was aber leider nicht geschehen ist. Doch: Hätte, wäre, wenn – ein recht ordentliches und definitiv hörenswertes Hörspiel ist diese zweite Episode allemal und Fans von John Sinclair kommen gerade im letzten Teil voll auf ihre Kosten. Zur Auswahl der besten Sinclair-Folgen gehört „Die Totenkopf-Insel“ allerdings nicht.

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Fleischhauer, Wolfram – Buch, in dem die Welt verschwand; Das

„Das Buch, in dem die Welt verschwand“ von Wolfram Fleischhauer ist mittlerweile auch als Hörbuch erhältlich. Der Autor selbst hat sich seinen Roman von 2003 erneut vorgeknöpft und übernimmt hier die Rolle des Erzählers. Leider jedoch gelingt es ihm nur ansatzweise, die Geschichte lebhaft darzustellen. Warum ist das so? Wir wollen einmal einen genaueren Blick auf diese Audioproduktion werfen:

_Story_

Nürnberg um 1780, kurz vor der Französischen Revolution: Der junge Lizenziat Nicolai Röschlaub wird vom Kammerherrn Selliong in die Gemächer des erkrankten Grafen von Alldorf gebeten, kann aber bei seiner Ankunft nur noch dessen Tod feststellen. Bereits seine Kinder und seine Frau fielen einer mysteriösen Krankheit zum Opfer, und auch der Graf selbst scheint an dem schleichenden Gift unbekannter Herkunft gestorben zu sein.

Der tragische Tod des Grafen bleibt aber nicht der einzige Zwischenfall: Kurze Zeit später wird inmitten eines Waldes die Leiche von Selling gefunden, der auf brutale Art und Weise ermordet und geradezu abgeschlachtet wurde.

Nach und nach stellt sich heraus, dass Alldorf im ganzen Land Schulden gemacht hat, um irgendwelche kriminellen Machenschaften zu finanzieren. Das geliehene Geld ist allerdings verschwunden, und der einzige Mann, der darüber etwas wissen könnte, wäre der ermordete Kammerherr.

Als die Tragweite des Falles klar wird, nimmt sich Justizrat Di Tassi der Sache an, der als Erstes die am Fundort von Sellings Leiche entdeckte Magdalena Lahner sprechen möchte. Das Mädchen leidet allerdings noch an einem Trauma infolge der schrecklichen Beobachtungen – es hat das grausame Vergehen gänzlich beobachtet – und ist nicht vernehmungsfähig. Röschlaub nimmt sich der Dame an und verliebt sich prompt in sie. Deshalb macht er sich auch zur Aufgabe, Magdalena vor Di Tassi zu schützen, was den Justizrat wiederum dazu bringt zu vermuten, dass Nicolai mit der Lahner unter einer Decke steckt und ebenfalls mit den Todesfällen in Verbindung steht.

Dennoch arbeiten Di Tassi und Röschlaub fortan zusammen. Dabei führt ihre Spur zu einer Serie von Postkutschenüberfällen, die nach einem merkwürdigen Muster stattfinden. Nicolai durchschaut dieses Muster schnell und macht dabei eine schreckliche Entdeckung: Auf der Landkarte ergeben die Punkte, an denen die Anschläge stattgefunden haben, ein riesiges kopfstehendes Kreuz.

Jetzt beginnt Röschlaub, allein Ermittlungen anzustellen, weil sein Vertrauen in Di Tassi ebenso schwindet wie das zu Magadalena. Die beiden kommen sich zwar rein körperlich näher, aber das junge Mädchen ist nach wie vor ein Mysterium für den Lizenziaten. Als er schließlich feststellt, dass er nicht gegen eine normale Räuberbande, sondern gegen verschiedene religiöse Verschwörer und sektenartige Geheimbünde angeht, wird seine Vorstellungskraft von dem, was sich derzeit in Deutschland zuträgt, vollständig gesprengt.

Wolfram Fleischhauer gilt unter Kennern bereits als Experte für historische Romane. Dementsprechend umfassend und detailgetreu wird daher auch die Epoche, in der die Geschichte spielt, dargestellt. Rein faktisch gesehen lässt der Autor jedenfalls gar nichts anbrennen, seien es nun die Umgangsformen, die Beschreibungen der politischen Situation oder der Überblick über die religiösen Gruppierungen und die verschiedenen Freidenker, die zur Zeit der Aufklärung in aller Munde waren.

So weit, so gut. Doch leider gibt es hier auch ein großes |Aber|, und das betrifft die Entwicklung der fiktiven Handlung, die Fleischhauer langsam, um nicht zu sagen behäbig aufbaut. Dem Autor gelingt es nur teilweise, die guten Ideen, die sich aus dem Hintergrund der Geschichte ergeben, in eine spannende Story umzuwandeln, was sich manchmal sogar derart äußert, dass „Das Buch, in dem die Welt verschwand“ einem Bericht ähnelt. Fleischhauer reiht im Laufe des Plots vornehmlich nur Fakten aneinander, lässt aber währenddessen kaum Spannung aufkommen. Natürlich fragt man sich mit fortschreitender Erzähldauer, wer oder was genau hinter den Anschlägen auf die Postkutsche steckt, was genau Alldorf mit dem ‚geborgten‘ Geld bezweckte und warum Selling umgekommen ist, aber das Level eines echten Krimis erreicht die Geschichte nicht einmal ansatzweise.

Im Hinblick auf den historischen Hintergrund wird das Ganze dann auch erst zum Ende hin interessant, wenn die philosophischen Anteile des Romans schlagartig zunehmen und der Name Immanuel Kant ins Spiel kommt, der schließlich auch das Buch, auf das der Titel anspielt, geschrieben hat. Doch gleichermaßen wird auch in dem Moment, wo die Handlung sich von jeglichen Strukturen loslöst, deutlich, warum genau der Spannungsaufbau zum Scheitern verurteilt ist. Die wichtigsten Personen werden nämlich erst zum Ende hin eingeführt, und erst dann wird auch klar, worum es in der Geschichte eigentlich geht. Bis dahin hat man sich nämlich fast ausschließlich mit Geplänkel aufgehalten, das die Erzählung überhaupt nicht vorangebracht hat und nur noch bedingt mit dem Ende in Verbindung steht.

Die Gedanken sind frei – dieser bekannte Slogan ist der Leitfaden von „Das Buch, in dem die Welt verschwand“ -, aber leider sind die Gedanken in diesem Fall dann so frei, dass der Autor zunächst versäumt, der Geschichte einen spannenden Aufbau zu verpassen, und es anschließend auch nicht mehr schafft, die erzählerische Kurve zu den freidenkerischen Zügen geschmeidig zu nehmen. Die Erzählung als solche bekommt daher auch nur das Prädikat ‚durchschnittlich‘ von mir zugesprochen.

Als Vorleser gibt Fleischhauer aber leider auch nicht immer eine besonders gute Figur ab. Gerade die ersten beiden CDs des acht Silberlinge umfassenden Hörbuches wirken ein wenig lustlos und dröge, aber das mag auch an dem zumeist lediglich Tatsachen beschreibenden Aufbau liegen. Im weiteren Verlauf, speziell dann, wenn der Aktionsreichtum ein wenig zunimmt (so zum Beispiel, als Nicolai infolge seiner Unwissenheit und der Verschwiegenheit seiner Begleiter immer wütender wird), kann sich der Autor aber in seiner zweiten Rolle noch gehörig steigern und meistert seine Lesung abschließend dann doch ganz ordentlich. Ein wenig mehr Motivation hätte die Geschichte aber dennoch vertragen können.

Insgesamt ist das Hörbuch zu „Das Buch, in dem die Welt verschwand“ allenfalls für Fans des Autors und Anhänger historischer, philosophischer Romane interessant. Als spannender Krimi funktioniert das Ganze indes nicht besonders gut.

|Bitte beachtet ergänzend auch Dr. Michael Drewnioks [Rezension 265 zur Buchfassung bei uns.|

Paul Stewart – Twig bei den Himmelspiraten (Die Klippenland-Chroniken II)

Band 1: „Twig im Dunkelwald“

Nachdem Twig im ersten Teil der „Klippenland-Chroniken“ auf der langen Reise durch den Dunkelwald seinen Vater bei den Himmelspiraten entdeckt hat, geht die Geschichte um den nun etwas reiferen Jungen weiter. Gemeinsam mit seinem legendären Vater und dessen Mannschaft zieht er hier auf eine weitere spannende Reise, die wieder einmal von Hörbuch-Genius Volker Niederfahrenhorst erzählt wird. War die erste Geschichte schon sehr gut, kann sich das Ganze in der Fortsetzung sogar noch einmal steigern, denn die Action und die Spannung nehmen bei „Twig bei den Himmelspiraten“ nochmals zu – leider aber auch die Zahl der Todesopfer, die im Verlaufe der Produktion anfallen …

Paul Stewart – Twig bei den Himmelspiraten (Die Klippenland-Chroniken II) weiterlesen

Dickens, Charles / Gruppe, Marc – Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!

Mit „Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!“ begannen |Titania Medien| im letzten Jahr eine Reihe von ganz besonderen Hörspielen, bei deren Ursprung es sich zwar ebenfalls um Klassiker der britischen Literatur handelt, die aber mit den Kriminal- und Gruselerzählungen des deutschen Hörspiel-Labels nichts gemeinsam haben – außer vielleicht einige Sprecher.

Der erste Teil dieser „Titania Special“-Reihe beruht auf der klassischen Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, „A Christmas Carrol“, und beschreibt die Geschichte des grimmigen Geldverleihers Ebenezer Scrooge, der am Heiligen Abend eine komplette Persönlichkeitswandlung durchlebt und plötzlich zum nettesten und zuvorkommendsten Menschen in ganz London avanciert. |Titania Medien| wurden für dieses Hörspiel mit dem Kritiker- und Publikums-Hörspiel-Award in Gold als „Bestes Einzelhörspiel 2004“ ausgezeichnet, und wenn man mal ganz abseits von der Erzählung die Leistung der beteiligten Sprecher ins Auge fasst, dann kann man nur unterstreichen, dass dieser Preis völlig verdient eingefahren wurde, denn die prominente Riege hat sich hier erneut sehr gut verkauft, ganz besonders Christian Rode in der Hauptrolle des böswilligen Geizkragens Ebenezer Scrooge!

_Story_

1843 am Heiligen Abend im viktorianischen London: Für den griesgrämigen Geldverleiher Ebenezer Scrooge ist Weihnachten nicht mehr als verabscheuungswürdiger ‚Humbug‘. Daher hält er auch nicht viel von den Gefühlsduseleien seines Mitarbeiters Bob Cratchit und seines Neffen Fred, die ihm trotz seiner gewohnt miesen Stimmung ein schönes Fest wünschen. Scrooge hingegen interessiert auch das recht wenig; ihn bewegen nur Geld, Geschäfte und Macht, und von alldem hat er reichlich, ist aber nicht bereit, es zumindest auch nur ansatzweise mit den Armen der Stadt zu teilen.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erscheint Ebenezer der Geist seines verstorbenen früheren Teilhabers Jacob Marley, der ihm einen Spiegel seines derzeitigen Verhaltens vorhält und drei Geister schickt, die Scrooge davon überzeugen sollen, dass er mit seiner skrupellosen Lebensweise auf Dauer nicht glücklich werden kann. Mitten in der Heiligen Nacht erscheinen ihm die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht und lehren Ebenezer den wahren Sinn des Weihnachtsfestes.

Ich habe „A Christmas Carrol“ nun schon in zwei Sprachen gelesen, als TV-Produktion angeschaut und auch schon damals im Englisch-Unterricht durchgenommen. Die Geschichte ist also bestens vertraut, macht aber immer wieder sehr viel Spaß, gerade nun zum Beginn der besinnlichen Zeit. In einer Welt, in der materielle Inhalte weitaus wichtiger geworden sind als Moral, Mitgefühl und Herzlichkeit, trifft die Erzählung von Charles Dickens uns immer wieder mitten ins Herz und zeigt auf, worauf genau es im Leben eigentlich ankommt.

Dies muss auch der einst so böse und stets mies gelaunte Mr. Scrooge hier erfahren, als er während der Reise vorbei an den verschiedenen Weihnachtsfesten entdeckt, was er mit ein wenig Nächstenliebe alles bewirken kann, aber auch, was andere ihm geben können, wenn er sich auf ihre Gefühle einlässt. Erst die Vorstellung, dass ein kleiner Junge sterben muss, weil das notwendige Kleingeld für die dringend nötige Operation nicht aufgebracht werden kann, bewegt Scrooge schließlich dazu, einiges von einer anderen Seite zu betrachten und sich sowie sein Umfeld restlos glücklich zu machen.

Scrooge entdeckt dabei zunächst seine glückliche Vergangenheit mit seiner Schwester Fanny, die schönen Weihnachtsfeste im Kreise seiner Lehrjahre und letztendlich auch die erste Begegnung mit seiner damaligen Verlobten Belle, stößt aber gleichzeitig auch auf negative Erfahrungen wie etwa die Trennung von seiner Herzdame, die nicht ganz so schöne Familiensituation in jüngster Kindheit und auch den Wandel seines Egos. Hier macht Scrooge den Anfangs seiner aktuellen Entwicklung und hinterfragt zum ersten Mal, warum sich manche Dinge genau so ereignet haben, beharrt aber schließlich darauf, in seinem Leben alles richtig gemacht zu haben.

Danach erscheint ihm der Geist der gegenwärtigen Weihnacht und zeigt ihm die Familie seines Helfers Bob Cratchit. Bobs Sohn, der kleine Tiny Tim, leidet nicht nur an einer Gehbehinderung, sondern auch an einer Krankheit, für deren Heilung sehr viel Geld notwendig ist. Scrooge erfährt, dass der Junge dringend einen finanziellen Zuschuss benötigt und verspricht dem Geist – gerührt von Tiny Tim – dass er dem Vater des Jungen sofort eine Gehaltserhöhung gewähren wird, damit der Kleine weiter leben kann. Außerdem erfährt Scrooge beim Blick auf das Weihnachtsfest im Heim seines Neffen Fred, wie die Leute wirklich über ihn denken, und dass sie den griesgrämigen alten Mann nicht mehr so ernst nehmen.

Die Zukunftsvision löst aber letztendlich die größten Gefühle in Ebenezer aus. Hier sieht er nur Tod und Schrecken, und von dieser düsteren Aussicht noch weiter angespornt, entschließt er sich letztendlich, sein gesamtes Leben zu ändern und Weihnachten wieder so zu feiern, wie es im ursprünglichen Sinn auch sein sollte – nicht ohne dabei insgeheim eine Träne im Knopfloch zu haben …

Im Hörspiel kommen diese Emotionen – wie eigentlich immer bei |Titania Medien| – sehr gut herüber, dafür sorgt alleine schon die super aufgelegte Besetzung mit ihrem Kopf Christian Rode in der Hauptrolle und dem Erzähler Friedrich Schönfelder. Schon bald hat die Geschichte die erforderliche Atmosphäre inne und versetzt den Zuhörer auch sofort in die Stimmung, die ja jedes Jahr rund ums Fest herrscht. Aber diese geniale Stimmung gibt die Vorlage natürlich auch schon her, weswegen die Sprecher hier leichtes Spiel haben, „Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!“ zu einem echten Hörgenuss zu veredeln. Für mich ist dieses Hörspiel definitiv die beste Produktion aus dem Hause |Titania|, und das hat sie fast ganz alleine dem toll agierenden Christian Rode zu verdanken, der seine Rolle hier nicht nur spielt, sondern wirklich auslebt. Doch auch das Restensemble darf sich sehr wohl mit den Lorbeeren des Kritikerpreises schmücken, denn die Riege der Sprecher, bei denen es sich einmal mehr um zahlreiche Hollywood-Synchronsprecher handelt, macht einen astreinen Job und lässt mit sehr viel Hingabe einen der wichtigsten Klassiker der Weltliteratur wieder aufleben.

Daher mein Fazit: Ein toller Beginn für eine sehr viel versprechende Spezialreihe!

Besetzung:
Erzähler – Friedrich Schönfelder
Ebenezer Scrooge – Christian Rode
Bob Cratchit – Herbert Schäfer
Annie Cratchit – Daniela Hoffmann
Tiny Tim Cratchit – Lucas Mertens
Martha Cratchit – Theresa Mertens
Fred – Alexander Doering
Julie – Manja Doering
Caroline Wilkins – Dagmar von Kurmin
Spendensammler – Lothar Didjurgis
Straßnejunge – Lucas Mertens
Geist 1 – Friedrich Schönfelder
Geist 2 – Peer Augustinski
Geist 3 – Heinz Ostermann
Scrooge als Junge – Lucas Mertens
Fanny Scrooge – Therea Mertens
Junger Mr. Scrooge – Alexander Doering
Belle – Manja Doering
Mrs. Fezziwig – Regina Lemnitz
William Fezziwig – Heinz Ostermann
Mrs. Dilber – Arianne Borbach

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Tad Williams – Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Apocalypse Now Digital! So lässt sich der vierte Teil der „Otherland“-Tetralogie von Tad Williams, der jetzt als Abschluss des Mammut-Hörspielprojekts des HR und des |hörverlags| auf sechs CDs vorliegt, schlagwortartig beschreiben. Spektakulär stürzt der virtuelle Weltenraum in sich zusammen und für die Protagonisten kommt es zur finalen Konfrontation.

_von Bernd Perplies
mit freundlicher Unterstützung unseres Partnermagazins http://www.ringbote.de/ _

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James, Henry / Gruppe, Marc – Unschuldsengel, Die (Gruselkabinett 5)

Eine Pfarrerstochter wird von dem Vormund zweier engelsgleicher Kinder als Gouvernante eingestellt. Der in London als Lebemann logierende Herr will mit den Blagen offensichtlich nichts zu tun haben und beauftragt die Gouvernante, die seinem Charme sofort erliegt, ihm nie und nimmer zu schreiben, ihn nicht um Rat zu fragen und alle Probleme selbst zu lösen. Fürstlich entlohnt, entsendet er die junge Frau auf den Landsitz Bly, wo die Kinder recht einsam leben.

Auf Bly angekommen, wird die Gouvernante zunächst aufs Herzlichste von der Haushälterin Mrs Grose und den Geschwistern Flora und Miles begrüßt. Sie schließt die liebenswerten Kinder sofort ins Herz, fühlt sich prompt ins Paradies versetzt und bezeichnet die beiden fortan als „meine Kinder“. Doch die Idylle soll bald gestört werden. Der zuckersüße und wohlerzogene Miles ist von seiner Schule verwiesen worden und die Gouvernante zerbricht sich den Kopf darüber, was er, der kein Wässerchen trüben kann, wohl angestellt haben mag. Gleichzeitig fängt sie an, Geister zu sehen. Zuerst den ehemaligen Leibdiener des Vormunds, Peter Quint, später dann auch noch dessen vermutliche Geliebte Ms Jessel.

Es gilt, die Kinder vor dem verruchten Einfluss der beiden zu schützen. Doch nach und nach kommen der Gouvernante Zweifel: Sind die beiden wirklich so unschuldig, wie sie vorgeben? Oder ist all dies nur Fassade, um hinter verschlossenen Türen mit den Toten zu kommunizieren und die arme Gouvernante zu hintergehen? Sie jedenfalls ist entschlossen, die Kinder vor der Korruption durch Quint zu beschützen, doch wie soll ihr das gelingen, wenn sie plötzlich alle gegen sich sieht?

Die Situation spitzt sich immer mehr zu, und zusammen mit der bodenständigen Haushälterin Mrs Grose ist man sich nie ganz sicher, ob die bösen Geister nun tatsächlich existieren oder nur ein Produkt der überbordenden Fantasie der Gouvernante sind.

Literarisch versierteren Hörern wird die Erzählung „Die Unschuldsengel“ wohl eher unter dem eigentlichen Titel „Die Drehung der Schraube“ (engl. „The Turn of the Screw“) ein Begriff sein. Erstmals 1898 in Fortsetzung erschienen, gehört „Die Drehung der Schraube“ zu Henry James‘ Meistererzählungen. Der 1843 in Amerika geborene James verbrachte einen Großteil seines Lebens in Europa und wurde 1915, ein Jahr vor seinem Tod, sogar englischer Staatsbürger. Seine über 100 Erzählungen, 20 Romane und nicht zuletzt seine theoretischen Arbeiten zur „Kunst des Romans“ haben den modernen Roman maßgeblich beeinflusst. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei in der Bedeutung des Bewusstseins im Gegensatz zu den hinter ihm zurücktretenden äußeren Ereignissen. Diese Problematik wird auch in „Die Drehung der Schraube“ stark thematisiert. Die Gouvernante, in der englischen Provinz mit den sie überfordernden Problemen praktisch allein gelassen, wird ihrer Vorstellungskraft nicht mehr Herr. Die beiden Kinder vor der moralischen Korruption (in was auch immer diese genau bestehen mag) durch die in Unzucht (un)lebenden Geister zu beschützen, wird ihr persönlicher Kreuzzug. Dabei ist die Erzählweise der besondere Kniff: Wir erfahren den Ablauf der Handlung durch die Gouvernante selbst und so wird nie ganz klar, ob es sich um eine reale Bedrohung durch Geister (und damit um eine klassische Geistergeschichte) oder um eine neurotische Reaktion der nervlich überreizten Gouvernante (und demnach um eine psychologische Erzählung) handelt. „Die Drehung der Schraube“ stützt mal die eine, mal die andere Theorie und die Unsicherheit im Hinblick auf das tatsächliche Geschehen ist die Crux der Geschichte. Auch als Leser bzw. Hörer ist man stetig hin- und hergerissen, der Gouvernante oder den Kindern zu glauben, eine eindeutige Lösung wird allerdings nie präsentiert.

Das Hörspiel schafft es wunderbar, diesen Tanz auf dem Drahtseil aufrecht zu erhalten. Mal erscheint die Gouvernante vollkommen hysterisch. An anderer Stelle geben sich Miles und Flora dagegen durchaus dämonisch und man möchte an die Existenz der zerstörerischen Geister glauben. Das Hörspiel von |Titania Medien| lebt damit besonders von den drei Protagonisten: Rita Engelmann als Gouvernante, Charlotte Mertens als Flora und Lucas Mertens als Miles. Unterstützt wird die beklemmende Wirkung durch die atmosphärische Klaviermusik, die vor dem geistigen Auge prompt karge englische Landschaften heraufbeschwört, über die ein hartnäckiger Nebel hinweggeistert.

|Titania|-Mastermind Marc Gruppe hat sich mit „Die Drehung der Schraube“ an ein literarisches Meisterwerk gewagt. Das hätte auch schief gehen können, doch zielsicher bewahrt das Hörspiel die Mehrdeutigkeit der Erzählung und damit deren größten Reiz. Ob es sich nun tatsächlich um eine Geister- oder gar Gruselgeschichte handelt, muss jeder für sich entscheiden, kann „Die Drehung der Schraube“ doch ebenso als eine Metapher für das Wirken der Literatur im Allgemeinen gelesen werden. Das Geheimnis der Geschichte entzieht sich dem Leser, sobald er meint, es fassen zu können. Und gerade daraus, nicht aus den imaginären oder realen Geistern, zieht James‘ Erzählung ihre Faszination.

Bei Henry James‘ „Die Drehung der Schraube“ handelt es sich um ein Muss im Bücherschrank eines jeden Liebhabers. Und jetzt gilt dieses Muss auch für’s CD-Regal!

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Burnett, Frances H. – kleine Lord, Der

Im zweiten Teil der „Titania Special“-Reihe widmet sich das junge Hörspiel-Label einem literarischen Klassiker, nämlich der Geschichte um den kleinen Lord Cedric Errol, die im Original von Frances H. Burnett stammt und schon seit einer halben Ewigkeit junge und alte Leser begeistert. Nach der Buchvorlage und verschiedenen TV-Auflagen gibt es die Angelegenheit nun auch als Hörspiel, und wiederum hat man eine sehr prominente Riege aktueller Synchronsprecher auftreiben können, um dieses 100-minütige Projekt zu verwirklichen. Dementsprechend ist die Liste der beteiligten Personen auch geradezu ein Who-is-Who der Szene und liest sich wie folgt:

Lucas Mertens als Cedric Errol
Friedrich Schoenfelder (u. a. dt. Stimme von Alec Guiness) als Earl of Dorincourt
Christian Rode (Sean Connery) als Rechtsanwalt Havisham
Evelyn Maron (Kim Basinger) als Mrs. Errol
Dagmar von Kurmin als Lady Lorridaile
Heinz Ostermann als Silas Hobbs
Matthias Deutelmoser (Orlando Bloom) als Dick Tipton
Regina Lemnitz (Kathy Bates) als Mrs. Dawson
Arianne Borbach (Helen Hunt) als Minna Tipton
David Nathan (Christian Bale, Johnny Depp) als Mr. Higgins

_Story_

Der kleine Cedric Errol lebt mit seiner verwitweten Mutter in New York. Sein bester Freund ist der Gemischtwarenhändler Silas Hobbs, den Cedric auch jeden Tag besucht. Dort träumt Cedric davon, als Präsident der Vereinigten Staaten zu regieren – oder aber den Laden von Mr. Hobbs zu übernehmen. Der Traum, ein ganz Großer zu werden, soll ihm dann eines Tages tatsächlich erfällt werden: Ein gewisser Havisham sucht den aufgeweckten Jungen auf und bittet ihn, zusammen mit seiner Mutter nach England zu kommen, um die Position des Lords im Schloss seines Großvaters einzunehmen. Obwohl Cedric an seiner aktuellen Wohngegend hängt und sich eigentlich gar nicht von Mr. Hobbs und dem Schuhputzer Dick Tipton trennen möchte, reist er schließlich nach England und lernt dort seinen griesgrämigen Großvater kennen. Seine Mutter begleitet ihn, darf aber nicht mit ihm im Schloss wohnen, weil das Verhältnis zwischen ihr und dem Earl seit jeher gespalten ist – und das nur, weil sie Amerikanerin ist.

Cedric ist noch gar nicht lange vor Ort, da stellt er auch schon alles auf den Kopf. Der kleine Lord bringt eine Menge Lebensfreude mit und kann somit auch recht schnell das vorher scheinbar versteinerte Herz des Earls gewinnen. Doch gerade, als der alte Herr sich dem Jungen geöffnet hat und auch bereit ist, seine Mutter näher kennen zu lernen, taucht eine gewisse Minna Tipton auf und behauptet, den älteren Bruder von Cedrics Vater geheiratet und daher eher einen Anspruch auf den Thron zu haben. Doch bevor das letzte Wort in dieser Angelegenheit gesprochen ist, melden sich plötzlich Cedrics Freunde aus New York zu Wort, denen die suspekte, herrschsüchtigen Dame bestens bekannt ist …

Ähnlich wie auch das erste „Titania Special“ ist auch „Der kleine Lord“ eine sehr herzliche Geschichte mit liebevollen Charakteren, einer sehr schönen, mit sehr viel Moral versehenen Handlung und einem trotz des nahezu vorhersehbaren Endes guten Spannungsaufbau. Mit anderen Worten: Völlig zu Recht handelt es sich bei dieser Erzählung um einen Kinderbuch-Klassiker, der schon seit vielen Generationen immer wieder bemüht wird, dennoch aber nichts von seiner lebensfrohen Ausstrahlung verloren hat.

Es ist die Geschichte von einem kleinen, ganz gewöhnlichen Jungen, der bereit ist, die Welt zu verändern und mit seiner freundlichen und aufgeweckten Art weitaus mehr bewegen kann als andere Personen mit Reichtum und Macht. Cedric ist eine Person, die man einfach lieb haben muss, sei es nun, weil er so bodenständig, so intelligent, so vorlaut ist oder aber auch, weil er einfach für das steht, was den Begriff Liebe ausmacht. So gelingt es ihm während dieser Geschichte, den Earl und Mr. Hobbs von ihrer jeweiligen Abneigung gegen Amerika bzw. die Aristokratie abzubringen, den unsinnigen Streit zwischen seiner Mutter und dem sturen Großvater zu schlichten, die Liebe eines sonst so herzlosen Menschen zu gewinnen und sein ganzes Umfeld mit Freude zu erfüllen – egal ob nun am Hofe oder aber im Gemischtwarenladen von Silas Hobbs. Schließlich ist es dann auch noch seine Gutmütigkeit, die das klassische Stück so wertvoll macht und zu einer der schönsten Erzählungen der Weltliteratur hat werden lassen.

Das hier veröffentlichte Hörspiel verdient aber trotzdem noch einmal ein Extralob, weil es den verschiedenen Sprechern sehr schön gelungen ist, die Geschichte lebendig zu gestalten und auch die verschiedenen Stimmungen und Emotionen richtig schön herüberzubringen. Gerade Lucas Mertens in der Rolle des kleinen Lords gibt eine fabelhafte Figur ab und spielt den vorlauten kleinen Bengel sehr gekonnt. Sein Kontrapart in Sachen Stimmung steht ihm da in nichts nach: Friedrich Schönfelder als mies gelaunter Earl erzielt die gewünschte abschreckende Wirkung und verkörpert die zunächst herzlose Person ebenfalls mit deutlicher Hingabe. Doch genau das trifft hier zum wiederholten Male auf alle Beteiligten zu, weshalb ich mich auch gerne dazu hinreißen lasse, eine Behauptung wie „auf Titania Medien ist in Sachen Hörspiele Verlass“ in den Raum zu stellen. Wie auch schon der Vorgänger „Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge“ ist diese Doppel-CD definitiv eine Anschaffung wert!

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Stewart, Paul / Riddell, Chris – Helden von Muddelerde, Die

Als ich den Titel zum ersten Mal sah, dachte ich, dass es sich bei „Die Helden von Muddelerde“ um eine Kindererzählung mit starken Parallelen zu „Herr der Ringe“ handeln würde. Der Name der Welt und Charaktere wie der verrückte Zauberer Randalf legen ebenfalls nahe, dass Paul Stewart und Chris Riddell die berühmte Vorlage von Tolkien bemüht und für ihr farbenfrohes Märchen genutzt haben. Am Ende lösen sich diese Vergleiche allerdings in Luft auf, sieht man mal davon ab, dass sich hier auch einige Gefährten auf den Weg machen, um ihre Heimat zu retten – nur eben, dass die beiden Autoren das Ganze etwas durchgeknallter gestaltet haben.

_Story_

Muddelerde ist in Gefahr und braucht dringend einen Helden – ansonsten wird der grauenhafte Dr. Knuddel sehr bald die Herrschaft an sich reißen. Der ziemlich zerstreute Magier Randalf der Weise sieht sich deswegen in der Pflicht und zaubert einen Helden dabei. So findet sich der ganz normale Schuljunge Joe Jefferson urplötzlich in einer fremden Welt statt in seiner Schuklasse wieder – und seinen Hund Henri hat er auch direkt mitgebracht.

Das Team von der Erde hat jedoch nicht lange Zeit, sich großartig auf die neue Umgebung umzustellen, denn auch wenn Randalf von seinem seltsamen Helden nicht gerade begeistert ist, verlangt er von ihm, dass er als Heldenkrieger „Joe, der Barbar“ das große Zauberbuch beschafft und Dr. Knuddel und seine Besteckarmee von ihren schrecklichen Plänen abhält.

Gemeinsam mit dem Zauberer, dem trotteligen Oger Norbert, dem vorlauten Wellensittich Veronika und seinem Gefährten Henri macht sich Joe schließlich auf den Weg, um die für ihn völlig fremde Welt vor ihrem dunklen Schicksal zu retten …

_Meine Meinung_

Nachdem mir bereits die erste Folge der [„Klippenland-Chroniken“ 1936 von Paul Stewart und Chris Riddell sehr gut gefallen hatte, konnte mich nun auch die Geschichte aus Muddelerde von Anfang bis Ende begeistern. Wiederum hat Stewart eine wunderschöne und sehr humorvolle Geschichte inszeniert, der Riddell auf dem Cover und im gleichnamigen Buch mit verschiedenen bunten Illustrationen noch den letzten Feinschliff verpasst.

Erneut hat das Team sehr vielseitige Charaktere kreiert, die sich in ihren Eigenschaften kaum größer unterscheiden könnten, sich aber gerade deshalb auch so gut ergänzen. So sind coole Dialoge, witzige Kommentare und vor allem auch jede Menge Action garantiert. Doch bei „Die Helden von Muddelerde“ ist es auch die Landschaft, die uns des Öfteren zum Schmunzeln verleitet. So stoßen unsere Helden zum Beispiel auf ihrem Weg nach Koboldingen auf den verzauberten See, der allerings über der Erde schwebt. Desweiteren führt sie ihr Weg durch das Müffelgebirge, das seinen Namen aus eben jenem Grund, den manche hier vermuten werden, trägt. Es sind genau solch simple Wortwitze, die diese Erzählung auszeichnen und den besonderen und kinderfreundlichen Humor von Stewart ausmachen – und so auch aus „Die Helden von Muddelerde“ ein weiteres Muss für Freunde des modernen (Fantasy-)Märchens werden lassen.

Das Hörbuch zu „Die Helden von Muddelerde“, das wiederum vom einmaligen Volker Niederfahrenhorst erzählt wird, hat bei einer Spielzeit von 318 Minuten sogar genügend Freiraum, um die drei Kapitel des Buches detailreich und lückenlos wiederzugeben, und wiederum gelingt es dem Erzähler dabei, der Handlung seinen eigenen Stempel aufzudrücken und sie letztendlich komplett zum Leben zu erwecken. So hat man reichlich seinen Spaß, wenn Niederfahrenhorst dem ziemlich dummen Oger Norbert seine Stimme leiht, im nächsten Moment die schrille Stimme des Wellensittichs erklingen lässt und dann wiederum so weise klingt, wie die Rolle des Zauberers Randalf es erfordert. Und selbst die Kinderstimme von Joe bekommt er prima hin, und das war wohl mitunter eine der schwersten Aufgaben.

Ein irrwitziges Abenteuer – der Text auf dem Backcover verspricht nicht zu viel. Wie bereits gewohnt, beschert das Team Stewart & Riddell seinem Zielpublikum eine eigenartige, außergewöhnliche, aber dennoch sehr spannende und dringend lesens- bzw. in diesem Fall hörenswerte Geschichte, die in der gesamten Spielzeit nie langweilig wird und uns selbst nach mehr als fünf Stunden noch zum Lachen bringt. Wollen wir hoffen, dass die Fabelwesen aus Muddelerde und die Helden aus dieser Geschichte irgendwann wieder einen gemeinsamen Auftritt haben werden, denn das hier Gehörte schreit nach mehr. Eine sehr empfehlenswerte Angelegenheit, und das für alle Altersklassen!

_Details_

Erzähler: Volker Niederfahrenhorst
Musik: Barbara Buchholz
Ton: Ansgar Machalicky und Georg Niehusmann, Sonic Yard Studio, Düsseldorf
Bearbeitung und Regie: Dirk Kauffels
Illustrationen: Chris Riddell
http://www.patmos.de/

Stewart, Paul / Riddell, Chris – Twig im Dunkelwald (Die Klippenland-Chroniken 1)

„Die Klippenland-Chroniken“ – da denkt man sofort an Fantasy, doch genau dies steckt nicht hinter dieser Geschichte von Paul Stewart und Chris Ridddell. Vielmehr haben die beiden Autoren ein recht modernes Märchen mit witzigen Hauptfiguren, einer recht einfachen (und daher auch für Kinder geeigneten) Handlung und klassischen Genre-Elementen gezaubert, über dessen Hauptfigur man im Laufe der Erzählung noch das ein oder andere Mal wird lachen können. Keine schwere Kost, aber eben auch kein voreilig inszeniertes Projekt – die Geschichte um den jungen Troll Twig, der auszieht, um die Welt zu entdecken, bietet Spaß für Jung und Alt!

_Story:_

Twig lebt bei seiner Familie im Reich der Waldtrolle, die mit dem jungen Tolpatsch allerdings nicht so viel anfangen können. Selbst diejenigen, die Twig anfangs für seine Freunde hält, stellen sich ihm in entscheidenden Situationen in den Weg und lassen ihn fallen. Als seine Mutter Spelda ihm dann auch noch eröffnet, dass er ein Findelkind ist, scheint die Katastrophe perfekt. Doch kurz vor seinem 13. Geburtstag, dem Tag, an dem man als Waldtroll erwachsen wird, schickt ihn Spelda fort, damit ihn die gefürchteten Himmelspiraten nicht holen können. Sie erklärt ihm noch den Weg durch den Dunkelwald und fordert ihren Stiefsohn auf, diesen Pfad niemals zu verlassen, doch dann lässt sie Twig auch schon losziehen, damit er sich in Sicherheit bringen kann.

Und so zieht Twig auf seinem einsamen Weg los, verläuft sich aber alsbald und trifft fortan auf immer seltsamere Gestalten. Da begegnet ihm der gefährliche Schwebewurm, dem er gerade noch so entkommen kann, er trifft auf einen fiesen Schlächter, dem er das Leben rettet, entwischt Skalpell und Bluteiche, eilt einem Banderbären zur Hilfe und lebt eine Zeit lang als Schoßhündchen bei den Höhlenfurien.

Twig sammelt eine Menge Erfahrungen, doch seine Abenteuerlust treibt ihn schließlich genau zu den Menschen, vor denen er sich eigentlich verstecken soll. Und so stößt er eines Tages auf das wohl prächtigste Piratenschiff, das je den Himmel befuhr …

„Die Klippenland-Chroniken“ und ihre Hauptfigur Twig sind in ganz Deutschland beliebt. Bereits 10.000 Leser haben sich dafür entschieden, zusammen mit Twig durch die gefährliche Welt des Dunkelwaldes zu reisen, was schließlich dazu führte, dass man die Geschichte auch als Hörbuch auflegte. Und hier, wo die Story jetzt zum Leben erweckt wird, fängt der Spaß erst richtig an, was hauptsächlich auch daran liegt, dass die Erzählstimme von Volker Niederfahrenhorst wirklich einmalig ist. Von einem Moment auf den nächsten wechselt er von der hohen in die tiefe Stimmlage und übernimmt einen völlig anderen Charakter. Der Mann verfügt tatsächlich über einen enormen Stimmumfang und lässt den Dunkelwald von der ersten bis zur letzten Sekunde mit all seinen Stimmungen aufleben.

In der Geschichte selber bekommt der Erzähler allerdings auch genügend Anlässe geboten, um sich richtig auszutoben, sei es nun bei der Begegnung mit dem Schlächter oder im Reich der Höhlenfurien, beim Anblick des Piratenschiffes oder beim traurigen Abschied von der Stiefmutter. Niederfahrenhorst durchlebt den Charakter des jungen Waldtrolls in der Erzählung, und das verhilft diesem Hörbuch natürlich auch zu einem großen Teil zu seiner Klasse.

Die Handlung an sich ist jedoch auch sehr schön. Natürlich finden sich viele Parallelen zu anderen Märchen (Thema: ein Junge wird verstoßen und kommt auch noch vom rechten Weg ab …), stellenweise auch zu bekannter Fantasy-Literatur, was aber kaum Einfluss auf den sehr eigenwilligen Charakter dieser Erzählung hat. Mit viel Wortwitz und nicht wenigen flotten Sprüchen begegnet Twig seinen neuen Freunden und Bekannten und kann so die Traurigkeit über sein trostloses Leben leicht überspielen. Aus dem eigentlich ernsten Stück wird so eine bunte, teils schillernde und allseits fröhliche Geschichte, deren Darsteller man sofort lieb gewonnen hat. Auf der ereignisreichen Reise durch den Dunkelwald findet man eine Menge Spaß, so dass die drei CDs mit einer Gesamtspielzeit von 215 Minuten wie im Flug vergehen. Kein Wunder also, dass der erste Teil der „Klippenland-Chroniken“ bereits einige Kritikerpreise hat einheimsen können – vor allem dank Volker Niederfahrenhorst. Von meiner Seite aus gibt es aber auch eine richtig dicke Empfehlung für dieses farbenfrohe und effektreiche (sehr schöne Sounds von Percussionist Olaf Normann) Märchen!

Wer sich einmal einen kleinen Eindruck verschaffen möchte, kann sich [hier]http://www.patmos.de/title/23/349124073/mode/quick/singleBook.htm eine kurze Hörprobe zu Gemüte führen.

_Details:_

Erzähler: Volker Niederfahrenhorst
Percussion & Sounds: Olaf Normann
Ton: Georg Niehusmann, Sonic Yard Studio, Düsseldorf
Illustrationen: Chris Riddell
aus dem Englischen von Wolfram Ströle

CD 1
1. Die Schnappholds
2. Der Schwebewurm
3. Die Schlächter
4. Das Skalpell

CD 2
1. Die Bluteiche
2. Der Banderbär
3. Der Faulsauger
4. Die Höhlenfurien I

CD 3
1. Die Höhlenfurien II
2. Garble, Plapperdrude und der Herzzauber
3. Die Himmelspiraten
4. Der Schleimschmeichler
5. Jenseits des Dunkelwaldes

Wolfgang Ecke – Perry Clifton Box

Der Dortmunder Maritim Verlag hat die bisherigen vier Hörspiele seiner Perry-Clifton-Reihe nun in Form einer vierteiligen CD-Box neu aufgelegt und diese um ein neues Hörspiel mit dem Titel „Der Mann in Schwarz“ ergänzt. 205 Minuten voller spannender britischer Krimikunst, inszeniert von Wolfgang Ecke, kann man auf dieser Box nachhören, und bis auf das neue Stück, bei dem die Spannung wirklich nur sehr oberflächlich auftaucht, sind sämtliche Erzählungen in dieser Krimibox auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt – der |Maritim|-Verlag steht eben für Qualität!

Inhalt

CD1
„Der silberne Buddha“
Ein berüchtigtes Verbrechertrio plant einen großen Coup. Die drei Komplizen haben es auf den goldenen Buddha abgesehen, das wertvollste Ausstellungssstück des Hartford-Hauses. Am Morgen nach dem Einbruch ist jedoch der silberne Buddha verschwunden. Meisterdetektiv Perry Clifton hat gleich zwei Rätsel auf einmal zu lösen: Warum haben die Diebe nicht den goldenen Buddha gestohlen? Und wieso sind sie zweimal in das Gebäude eingedrungen?

„Der Mann in schwarz“
Ein groß angelegter Diebstahl in einem französischen Hotel. Irgendjemand muss an der Fassade des Gebäudes herumgeklettert sein und dabei in verschiedenen Zimmern wertvolle Schätze gestohlen haben. Perry Clifton kann seinen Frankreich-Trip nur für kurze Zeit genießen und macht sich zusammen mit den heimischen Kollegen auf die Suche nach dem Täter.

CD 2
„Spionagering Rosa Nelke“
Heimtückische Spione treiben ihr Unwesen in England. Wer ist der Kopf der Bande? Könnte es sein, dass Perry schon einmal mit diesem gefährlichen Verbrecher zu tun hatte? Perry Clifton weiß: In dieser geheimen Mission darf ihm nicht der kleinste Fehler unterlaufen …

CD 3
„Das Geheimnis der weißen Raben“
Rätselhafte Dinge ereignen sich auf Schloss Catmoor in Schottland: Ein Brand bricht aus, Gegenstände verschwinden auf unerklärliche Weise, und nachts ertönt in den Räumen des Schlosses markerschütterndes Rabengeschrei … Perry Clifton wird beauftragt, das Geheimnis der weißen Raben zu lüften.

CD 4
„Das unheimliche Haus von Hackston“
Als Tom Harder, ein Freund Perry Cliftons, die Zeitungsmeldung über den Unfall liest, erinnert er sich: Den Wagen, von dem hier die Rede ist und neben dem man zertrümmerte bunte Geigen fand, hat er schon gesehen. Und zwar in jenem geheimnisvollen Hof in Hackston, wohin sich Tom kürzlich im Nebel verirrt hatte … Alles ist sehr mysteriös. Der Privatdetektiv Perry Clifton greift den Fall auf und steht bald vor nahezu unlösbaren Fragen. Was hat es – zu Beispiel – mit den bunten Geigen auf sich, die in dem unheimlichen Haus in Hackston hergestellt werden? Der Fall ist schwieriger und gefährlicher als erwartet – und seine Lösung verblüfft alle!

Die Geschichten des berüchtigten Meisterdetektives Perry Clifton sind in etwa vergleichbar mit „Die drei ???“, zumindest was Aufbau, Dramatik, Spannungsbogen und die kompakte Vertonung anbelangt. In kürzester Zeit gelingt es Wolfgang Ecke, die einzelnen Themen vorzustellen, den Detektiv in die Handlung einzugliedern und den jeweiligen Fall zu einem Mysterium zu machen. Dabei stechen die beiden Stücke „Der silberne Buddha“ und „Spionagering Rosa Nelke“ besonders hervor, weil Ecke hier ein Szenario kreiert hat, dessen dichte Atmosphäre sich dem Hörer quasi aufdrängt, und dessen individuelle Gestaltung dazu führt, dass der Hörer bis zuletzt kaum Motiv und Täter erahnen kann.

Im Gegensatz dazu fällt das neue Stück „Der Mann in schwarz“ erheblich ab. Zum einen ist die Geschichte und das Erzähltempo viel schneller, und zum anderen werden hier die einzelnen Fakten zu zügig aufgedeckt. Spannung ist jedenfalls nur ganz kurz (wenn überhaupt) aufzufinden. Wer also schon die vier regulären Hörspiele erworben hat, braucht eigens wegen des neuen Stücks nicht über eine eventuelle Anschaffung der Krimibox nachzudenken. Alle anderen täten aber gut daran, sich mit diesem opulenten Werk auseinanderzusetzen, zumal es hier eine Reihe exzellent arrangierter und mit wirklich sehr guten Darstellern ausstaffierter Hörspiele zu bewundern gibt, die in der Gesamtheit ihrer Spielzeit sehr kurzweilige und exzellente Unterhaltung bieten.

Als Letztes sei noch darauf hingewiesen, dass die Geschichten um Perry Clifton und seinen kleinen Hilfsdetektiv Dick für sämtliche Altersklassen geeignet sind. Weder brutale Inhalte noch anstößige Kommentare gibt es in den fünf kurzen Erzählungen zu hören, und das obwohl die Sprecher des Öfteren eine sehr lockere Zunge haben und redlich darum bemüht sind, die Kriminalgeschichten nicht mit altbackenen Redewendungen zu füllen. Das hält die Sache frisch und sollte schließlich auch eines der wichtigsten Argumente sein, die für ein Hereinschnuppern in diese 4-CD-Sammlung sprechen.

www.maritim-studioproduktionen.de

Jackson, Shirley / Gruppe, Marc – Spuk in Hill House (Gruselkabinett 8 & 9)

_Ein Großvater unter den Geisterhäusern._

Shirley Jacksons „Spuk in Hill House“ hat seit seinem Erscheinen 1959 schon einige Wiedergeburten hinter sich gebracht, unter anderem die beiden Verfilmungen „Bis das Blut gefriert“ (1963) und „Das Geisterschloss“ (1999). 2005 also hat sich [Titania Medien]http://www.titania-medien.de/ des Klassikers angenommen und ihn auf zwei CDs in ein melancholisch düsteres Klanggewand gehüllt.

Seinen Klassiker-Status hat „Spuk in Hill House“ nicht umsonst, finden sich doch darin all die Elemente, die noch heutzutage mannigfaltig variiert werden, um dem Gruselsüchtigen eine viktorianische Gänsehaut zu verpassen; Jacksons Roman ist geradezu ein Archetyp der Geisterhaus-Geschichte:

Hill House ist ein uraltes Herrenhaus, in dem sich nachts niemand aufzuhalten wagt; selbst die beiden Haushälter Dudley kehren vor Anbruch der Dämmerung in den Ort zurück, um den Spukerscheinungen des Gemäuers nicht ausgesetzt zu sein.

Das ist für Dr. John Montague ein gefundenes Fressen. Der Professor der Philosophie und Anthropologie ist brennend an der Erforschung übernatürlicher Phänomene interessiert, er erhofft sich von der psychischen Aktivität des Hauses Ergebnisse, die seinen zweifelnden Kollegen das Hohnlachen vom Gesicht wischen sollen. Zu diesem Zweck hat er zwei Versuchspersonen um sich geschart, die mit ihm die Nächte in Hill House verbringen sollen: Theodora, eine quirlige Exzentrikerin, die in dem Ruf steht, telepathische Fähigkeiten zu haben, und Eleanor Vance, eine sensible junge Frau, die mit Poltergeist-Phänomenen in Verbindung gebracht wird.

Mrs. Gloria Sanderson, die aktuelle Eigentümerin von Hill House, zeigt sich mit dem Vorhaben von Dr. Montague einverstanden, knüpft allerdings die Bedingung daran, dass ihr Neffe Luke ebenfalls in die Forschergruppe aufgenommen wird. Ein charmanter Tunichtgut sei er, erklärt sie dem Doktor, der mit sinnvoller Beschäftigung von seinem Dandy-Dasein abgebracht werden soll.

Als dann die erste Nacht heranbricht, haben sich zwischen den Teilnehmern bereits sympathische Bande geknüpft und das ist auch gut so: Schon jetzt beginnt sich unheimliches Leben in dem Haus zu regen …

_Ein Hauch von Moder._

Eine solche Story klingt heutzutage natürlich etwas staubig, aber andererseits auch nostalgisch und charmant. „Spuk in Hill House“ ist eine Wanderung in die Tiefe: Je tiefer die Forschungsgruppe in die Vergangenheit des Hauses taucht, desto tiefer taucht der Zuhörer in die Vergangenheit der Figuren. Besonders die verletzliche Seele von Eleanor Vance arbeitet sich schärfer heraus, ebenso wie die düsteren Seiten ihrer selbst. Aber auch die Beziehungen der Figuren untereinander differenzieren sich aus, sie entwickeln eine eigene Dynamik, die von den Phänomenen in Hill House vorangetrieben werden.

Das ist dann auch der entscheidende Unterschied zu Jan de Bonds Interpretation „Das Geisterschloss“: Auch wenn sich die Verfilmung ziemlich nah am Original hält, stehen dort die Geistererscheinungen von Hill House im Mittelpunkt; die Quelle dieser Erscheinungen wird ergründet, während die Figuren zwar wichtig sind, aber bei weitem nicht den Stellenwert einnehmen, wie sie es in dieser Hörspiel-Adaption tun.
Aus diesem Gruselgeschichten-Blickwinkel mag der Zuhörer dann vielleicht etwas enttäuscht sein, denn wo „Das Geisterschloss“ den Erscheinungen Namen gibt, bleiben die Ursachen in dieser Version verborgen; der Hörer muss sich mit den Spekulationen begnügen, die sich die Forschungsgruppe erarbeitet.

Über das Finale möchte ich hier natürlich nicht allzu viele Worte verlieren, aber so viel sei gesagt: Von der abgerundeten Konstruktion der 1999er Verfilmung ist es weit entfernt. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss der geneigte Hörer entscheiden, beide Versionen befriedigen, wie ich finde, nicht völlig.

_Ohrenkino der Oberliga._

Tontechnisch haben |Titania Medien| hier eine exzellente Leistung vollbracht. Die Musik und die Sounds sorgen für genau die Atmosphäre, die diese Geschichte braucht: ruhig, düster und melancholisch. Man kann das Holz und das Kaminfeuer fast riechen, ständig entstehen Bilder im Kopf und das Echo der Hill House´schen Hallen scheint sich bis ins Wohnzimmer auszubreiten. Wer sich nicht auf mein Wort verlassen möchte, mag sich auf die Homepage von |Titania| begeben, dort nämlich gibt es eine Hörprobe zum kostenlosen Download.

Auch die Wahl der Sprecher ist hervorragend: |Titania Medien| haben für ihre Hörspiele hauptsächlich illustre Stimmen verpflichtet und diese zudem perfekt auf die zu sprechenden Figuren ausgewählt: Da haben wir die freche und selbstbewusste Theodora (Arianne Borbach, u. a. Sprecherin für Catherine Zeta Jones), die schüchterne Eleanor (Evelyn Maron, die u. a. Kim Basinger ihr hauchendes Organ leiht), den sympathisch eloquenten Luke (David Nathan, u.a. Johnny Depp & Christian Bale) oder Dr. John Montague (Christian Rode, u. a. Sean Connery), dessen herrlich knorriges Organ den weisen Wissenschaftler gibt, wie ihn wohl kaum ein anderer hinbekommen hätte.

Zwar kommt, wie gesagt, die Story mit einem Hauch von Gilb und einem schwächelnden Finale daher, aber diese professionelle Produktion lässt einen darüber locker hinweghören. „Spuk in Hill House“ lädt einfach dazu ein, sich behaglich in den Sessel fallen zu lassen, um sich durch eine ruhig erzählte Geschichte tragen zu lassen. Ein wunderbares Mittel gegen die schon jetzt aufkeimenden Ausläufer der Winter-Depression, und ein passender Zeitvertreib für verregnete Abende.
Das „Grusel Kabinett“ von Titania sollte man jedenfalls weiterhin im Auge behalten!

|Infos und Bestellmöglichkeit bei amazon.de:|
[Teil I]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3937273131/powermetalde-21
[Teil II]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/393727314X/powermetalde-21

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Morus, Thomas – Utopia

_Der Schöpfer der utopischen Insel_

Thomas Morus gilt als einer der größten Freidenker der britischen Geschichte und wird als einer der wichtigsten Philosophen und Schriftsteller seiner Zeit eingeordnet. Erasmus von Rotterdam sagte über Morus (dessen eigentlicher Name Thomas More war), dass |“dessen Seele reiner war als der reinste Schnee, dessen Genius so groß war, wie England nie einen hatte, ja nie wieder haben wird, obgleich England eine Mutter großer Geister ist“|.

Morus wurde am 7. Februar 1477 oder 1478 (nicht genau bekannt) in London geboren und genoss nach der Erziehung am Hofe des Lordkanzlers und Erbischofs von Canterbury, Jorn Morton, ein Studium am Canterbury College. 1492 kehrte er für ein Jahr nach London zurück, um dort eine juristische Ausbildung zu absolvieren. Sieben Jahre später trifft er zum ersten Mal auf Erasmus von Rotterdam. Kurze Zeit später verwirft Morus seine Pläne von einem Leben als Priester im Kloster und wird Mitglied des Parlaments. Dort macht er 1510 zunächst als Vertreter des Sheriffs in Rechtsangelegenheiten (in London) und später als Sprecher des Parlaments Karriere. 1529 schließlich tritt Morus die Nachfolge des abgesetzten Lordkanzlers Thomas Wolseys an, legt diesen Posten jedoch aus Protest gegen die antipäpstliche Politik von König Heinrich VIII. wieder nieder. 1535 wird Thomas Morus im Tower von London enthauptet.

Genau 400 Jahre später, nämlich 1935, wird Thomas Morus von Papst Pius XI. heilig gesprochen.

_Der Klassiker_

Das lateinische Urwerk „Utopia“ wurde von Thomas Morus 1516 veröffentlicht und diente dem Zweck, die zeitgenössische Politik in der Heimat durch fiktive Überspitzung anzuprangern. Erst 16 Jahre nach seinem Tod wurde das Buch in der englischen Sprache herausgegeben.

_Wohlstand und leichte Arbeit für alle …_

…, ein Liebesleben ohne Konflikte und Kultur von Kindesbeinen an – dies sind nur einige wenige der revolutionären Gedanken, die Morus in „Utopia“ erdachte. Morus erzählt in seinem zweiteiligen Buch die Geschichte des seefahrenden Philosophen Raphael Hythlodaeus, der zufällig auf die Insel Utopia gestoßen ist und diesen Ort als besonderen Hort der Harmonie kennen gelernt hat – dies alles zu einer Zeit, in der seine britischen Zeitgenossen von Krieg und Armut bedrängt waren.

Morus hat insgesamt eine überaus satirische Fassung des modernen Lebens erschaffen und in diesem Sinne auch keinen Unterpunkt des zwischenmenschlichen Miteinanders oder der gängigen Kultur ausgelassen. So beschreibt er in Person des Raphael Hythlodaeus die zu dieser Zeit revolutionäre Regierungsform, die gerechte Arbeitsteilung sowie Nichtigkeiten wie Ehebruch und Verbrechungen in relativ kurzen Abhandlungen und widmet sich weitaus detailreicher der Tugend und der Lust sowie dem Umgang mit den Staatseigentümern, dem Kriegswesen und dem Wert der Religion für die Beziehungen der Menschen auf Utopia.

Morus formuliert in „Utopia“ seine Idealvorstellung einer Gesellschaft, die nicht in einzelne Kasten aufgeteilt ist, sondern stattdessen mit gleichen Rechten, gleichen Voraussetzungen und einem hohen Maß an Lebenslust ausgestattet ist. Gleichermaßen betont Morus, dass diese Gesellschaftsform trotz der zu befürchtenden Konflikte problemlos funktioniert und Schändlichkeiten wie Verbrechen oder aber Neid nur in ganz wenigen Fällen auftreten und daher quasi als ’nicht existent‘ betrachtet werden dürfen.

Auf der anderen Seite äußert der Autor dadurch, dass er beschreibt, was „Utopia“ nicht ist, die Kritik an der Regierungsform und der Klassengesellschaft im Europa des 16. Jahrhunderts, ganz besonders in seinem Heimatland England. Dies war damals ein gewagter und natürlich von vielen kritisierter Schritt, den sich Morus aber als gebildeter Freidenker, einflussreicher Politiker und Idealist erlauben durfte. Leider konnte der Mann den Ruhm seines Werkes zu Lebzeiten nicht mehr ernten, der Wert des Inhalts ist aber dennoch bis heute unumstritten genial.

_Das Hörspiel_

Die hier vorgestellte Version ist nicht die einzige ihrer Art. Erst kürzlich hat es eine 4-CD-Version, gelesen von Hans Eckhardt, gegeben, die sich mit dem Gesamtwerk „Utopia“ beschäftigte. Die über den LIDO-Verlag erschienene Neuversion hingegen läuft unter dem Kommentar ’sorgsam gekürzte Fassung‘ und enthält in 173 Minuten nur das zweite Besuch, also die eigentliche Charakterisierung der Insel Utopia und ihrer Menschen. Ulrich Matthes als Vorleser wirkt zunächst noch ein wenig blass, weil er stets in derselben Tonlage spricht und – so meint man zunächst – die Vorlage nur so herunteredet, um die Zeit zügig abzuarbeiten. Doch genau dieses Trockene und Emotionslose zeichnet diese Lesung schließlich auch aus. „Utopia“ ist nämlich ein Bericht und keine spannende Erzählung. Und als Reisebericht vom Besuch einer seltsamen Insel, auf der die Welt so wunderbar und schön ist wie nirgendwo anders, auf der die Menschen frei von Problemen sind und wo man sich keine Sorge um das Durchstehen des nächsten Tages machen muss, eignet sich Ulrich Matthes‘ Stil wirklich perfekt.

_Der Vorleser_

Ulrich Matthes wurde in Berlin geboren. Nach ein paar Semestern Germanistik und Anglistik entschied er sich für die Schauspielerei. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den renommierten Gertrud-Eysoldt-Ring. Zuletzt war er in der Rolle des Joseph Goebbels im Kinoerfolg „Der Untergang“ sowie in Volker Schlöndorffs Film „Der neunte Tag“ zu sehen, für den er als bester Hauptdarsteller für den Deutschen Filmpreis 2005 nominiert wurde.

_Unterm Strich_

Leider liegt mir die andere oben angesprochene Hörbuch-Version von „Utopia“ nicht vor, um einen direkten Vergleich vorzunehmen. Unabhängig davon kann ich dieses 2-CD-Set nur wärmstens weiterempfehlen; zum einen, da es sich ausschließlich auf den Kern der Handlung beschränkt, und zum anderen, weil Vorleser Matthes mit seinem Vortrag dieses Klassikers der Weltliteratur eine tadellose Vorstellung gibt.

Linktipp: [Digitale Reproduktion]http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/more/utopia/ der Baseler Ausgabe von 1518.

Dark, Jason u. a. – John Sinclair – Der Anfang (Die Nacht des Hexers: SE01)

John Sinclair sollte absolut keinem Hörspiel-Fan unbekannt sein, immerhin zählt die erfolgreiche Serie um den mysteriösen Geisterjäger schon 34 Episoden (von denen die Folgen 31-34 im November & Dezember erscheinen werden). Abseits davon gibt es aber auch zwei Sondereditionen, von denen mir die erste, „Der Anfang“, nun zur Rezension vorliegt. Dieses besondere Hörspiel beschäftigt sich mit den Anfängen des jungen Inspektors von Scotland Yard sowie mit seinem ersten Kontakt mit übersinnlichen Erscheinungen.

Als Einführung in die Welt von John Sinclair ist „Der Anfang“ daher sowieso esenziell, doch auch im Bezug auf die Handlung ist dieses Hörspiel ein absolutes Klassewerk, das den ’normalen‘ Episoden aus dieser Reihe in nichts nachsteht.

_Story:_

In einer kleinen Gemeinde in Schottland ist ein junges Mädchen gestorben. Das Ehepaar Winston hat die gemeinsame Tochter gerade betrauert, da bricht auch schon der nächste Schock über sie herein. Kaltblütig wird die Mutter von einer sonderbaren Gestalt zur Strecke gebracht, während ihr Mann im Wohnzimmer des Hauses eingenickt ist. Nach dem bösen Erwachen sammelt Ronald jedoch zügig seine Gedanken und eilt seinen Kindern, die ebenfalls von dieser Erscheinung bedroht werden, zur Hilfe. Mit letzter Kraft gelingt es ihm, das mysteriöse Wesen zu erledigen, doch der sich ihm bietende Anblick ist noch schockierender als die Vision seiner verstorbenen Frau: Ronald sieht in dem Wesen den Geist der verstorbenen Tochter, der nach seinem Angriff zu Staub zerfällt.

Bei der ortsansässigen Polizei glaubt Ronald natürlich niemand, und so wird der Familienvater des Mordes an seiner Frau angeklagt, zumal ihn seine sprachlosen und noch immer schockierten anderen Kinder nicht entlasten können. Andererseits findet Winston bei den Behörden auch einen Fürsprecher, der nicht daran glaubt, dass der Mann zu einem solchen Verbrechen fähig ist. Als die jüngste Tochter dann die Geschichte ihres Vaters bestätigt, kommt für diesen schon jede Hilfe zu spät: Ronald hat sich im Gefängnis erhängt.

Hilfesuchend wendet sich der zuständige Polizeibeamte an Scotland Yard, woraufhin Inspector John Sinclair sich des Falles annimmt. Sinclair, eigentlich ein kühler Analytiker, der in der Regel seine Fälle durch rationales Denken und mit Hilfe seiner Berufsroutine löst, muss vor Ort jedoch schnell feststellen, dass hinter den Verbrechen mehr steckt, als sich der Normalsterbliche vorzustellen vermag. Die Spur führt ihn zu einem Schloss, von dem die ebenfalls frisch angereiste Klatschreporterin Ann Baxter nicht mehr zurückgekehrt ist, geradewegs in die Hände des russischen Professors Ivan Orgow. Doch Sinclair bleibt nicht viel Zeit, um neue Bekanntschaften zu machen; Orgow hat nämlich ein teuflisches Mittel entdeckt, um die Toten wieder auferstehen zu lassen, und dessen bedient er sich nun mittels eines Mediums, um somit durch die Unterstützung wandelnder Leichen die Weltherrschaft an sich zu reißen. Der Inspektor von Scotland Yard ist trotz der unglaublichen Geschehnisse dazu gezwungen, Ruhe zu bewahren, doch als eine Schar lebendiger Toter durch die Straßen der kleinen Stadt wandelt und gleichzeitig ein verheerendes Zugunglück den Ort erschüttert, verliert der ansonsten ruhige Beamte langsam aber sicher die Nerven …

Die Inszenierung der Handlung ist von den Machern dieses Hörspiels wirklich perfekt arrangiert worden. Beständig schwebt man als Hörer zwischen den Gedanken, ob es sich hier um reine Fiktion oder doch um die Realität handelt, denn immer wieder finden die ermittelnden Charaktere rationale Erklärungen für die seltsamen Geschehnisse, die sich in dem kleinen schottischen Dorf abspielen. Ergänzt wird diese Spannung durch die gruseligen Effekte, die ihre Wirkung selten verfehlen und den Hörer so manches Mal aufzucken lassen; das ist eben beste Gruselspannung und nicht zu Unrecht Teil einer Klassiker-Serie!

Einen noch größeren Anteil am Gelingen dieses Hörspiels haben aber die zahlreich involvierten Sprecher (über 30 an der Zahl), denen man deutlich anmerkt, dass sie die Geschichte nicht nur mit ihrer Stimme begleiten, sondern den Inhalt wirklich leben. Besonders im Falle des von Joachim Tennstedt (Stimme von John Malkovich, Dustin Hoffman, Michael Keaton) gesprochenen Kommissars Brad Jones und des gemeinen Ivan Orgow (gesprochen von Tilo Schmitz, der Stimme von Ron Perlman), aber natürlich auch beim Hauptdarsteller John Sinclair, dem Frank Glaubrecht (Stimme von Pierce Brosnan, Kevin Costner, Jeremy Irons, Richard Gere, Al Pacino, Christopher Walken und vielen mehr) wie immer seine Stimme geliehen hat, fällt dies sehr positiv ins Gewicht und verstärkt die enorm düstere Atmosphäre. Hier haben Idealisten gearbeitet, für die „Der Anfang“ nicht nur ein weiterer Job war! Aber – und da darf ich jetzt gerne eine fast schon klischeebehaftete, aber in der Tat allgemeingültige Aussage machen – Perfektion wird bei John-Sinclair-Hörspielen seit jeher groß geschrieben.

Andererseits sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass dieses Hörspiel wohl eher erst ab dem fortgeschrittenen Jugendalter zu empfehlen ist, denn die Geschichte mit ihren zahlreichen Morden und den teilweise blutrünstigen Charakteren ist in Sachen Brutalität schon ziemlich harter Tobak; gerade bei „Der Anfang“ geht es, um es einmal umgangssprachlich zu formulieren, ziemlich zur Sache. Die Action ist ständig im Gange, und wenn dann mal ein kurzer musikalischer Zwischenpart eingeflochten wird, dann auch nur, um die düstere Stimmung der Handlung nachhaltig zu unterstreichen.

Das Fazit zu „Der Anfang“ könnte also kaum besser sein: In 77 Minuten und über 30 Kapiteln entwickelt sich hier eine spannende, düstere und nicht gerade leicht verdauliche Story, die auf ständigen erzählerischen Höhepunkten aufbaut und nicht eine Minute Zeit zum Durchatmen lässt. Veredelt wird das Ganze übrigens vom rockigen Titelsong der Rockband BLACKMAIL, der zum Schluss für spürbare Entspannung sorgt. Dieses Hörspiel sollte man gehört haben, am besten noch bevor man sich so richtig an das Thema John Sinclair heranbegibt.

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Leroux, Gaston / Gruppe, Marc – Phantom der Oper, Das (Gruselkabinett 4)

„Das Phantom der Oper“ ist das vierte Hörspiel aus der kultigen „Guselkabinett“-Reihe mit den miesen Coverbildern und den höchst unterhaltsamen Inhalten. Beim „Phantom der Oper“ denkt jeder zwangsläufig an Andrew Lloyd Webber, Kahnfahrten in unterirdischen Gewölben und schmachtende Opernduette. Dagegen anzukämpfen, ist nicht leicht, doch in gewohnt überzeugender Manier liefern |Titania Medien| unter der Leitung von Marc Gruppe ein schauerliches Hörspiel in Starbesetzung.

Die Handlung ist wohl in den groben Zügen bekannt: Die junge Christine Daaé (gesprochen von Marie Bierstedt) fristet ihr Dasein als Chormädchen an der Pariser Oper, bis das geheimnisvolle Phantom (Torsten Michaelis) sie unter seine Fittiche nimmt und unterrichtet. Selbiges Phantom ist von Geburt an entstellt und lebt, zynisch und Menschen verachtend, unter der Oper, um zur abendlichen Vorstellung heraufzuklettern und in Loge 5 die Musik zu genießen (denn zufällig ist er auch noch ein sehr guter Sänger UND Architekt). Die neue Leitung der Oper sieht dieses Arrangement gar nicht gern, schließlich ist Loge 5 eine der teuersten des Hauses und könnte auch anderweitig verkauft werden. So entbrennt ein Machtkampf zwischen dem Opernmanagement und dem Phantom, während dieser Christine fördert und die Operndiva La Carlotta (Ursula Heyer) zum Gespött des Publikums macht. Dann betritt auch noch Christines Jugendfreund Raoul (Patrick Winczewski) die Bühne und Christine findet sich plötzlich zwischen zwei Männern wieder, von denen einer nicht davor zurückschrecken wird, den Rivalen zu töten …

Das Hörspiel kann wie immer mit wunderbaren Soundeffekten garantieren, sodass der geneigte Zuhörer prompt in die richtige Stimmung gebracht wird. Im Hintergrund breiten sich orchestrale Klangteppiche aus und erschaffen überzeugend die Illusion, sich in einer Oper zu befinden. Doch das Hörspiel steht und fällt mit der Darstellung des Phantoms, und Torsten Michaelis (Stimme von Wesley Snipes und Sean Bean) macht seine Sache ausgesprochen gut. Sein Phantom pendelt zwischen dem Bedürfnis nach Zuneigung und Freundschaft und dem Wunsch, die Menschen, die ihm das Leben so schwer machen, möglichst genussvoll zu zerstören. Er kann liebenswert und hilfsbereit, aber auch rachsüchtig und gnadenlos sein. Ob man nun Mitleid mit dem Phantom hat oder ihm dem Tod wünscht, bleibt also dem Zuhörer überlassen – eine leichte moralische Entscheidung ist es auf keinen Fall.

Hinter Torsten Michaelis‘ brillanter Darstellung müssen die anderen Sprecher zwangsläufig zurückstehen. Gerade des Phantoms Gegenspieler Raoul, gesprochen von Patrick Winczewski (wohl eher bekannt als Synchronstimme von Tom Cruise und Hugh Grant), bleibt im direkten Vergleich blass, naiv und uninteressant. Einzig die zickige Diva La Carlotta kann mit dem Phantom mithalten, da Ursula Heyer sich schwer ins Zeug legt und wohl über vier Oktaven schreit, zickt, meckert und generell ziemlich unerträglich ist.

Gaston Leroux’s „Das Phantom der Oper“, das 1910 erstmals erschien, hat bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt. Angelehnt an die Geschichte von der Schönen und dem Biest, spricht die romantische Handlung immer noch Menschen aller Couleur an. Wohl auch darum wird der Stoff immer wieder neu verarbeitet. Schon 1925 gab es die erste Verfilmung des Romans und erst 2004 kam die vorerst letzte in die Kinos. Am bekanntesten ist sicherlich die Musical-Adaption von Andrew Lloyd Webber. Und Marc Gruppes Hörspielversion reiht sich nahtlos in die lange Geschichte des Stoffes ein.

Der versprochene Grusel ist hier allerdings eher ein angenehmer Schauer, der sich ausbreitet, wenn man mit Christine die unterirdischen Gewölbe der Oper erkundet und die Gegenspieler des Phantoms in meisterlichen Spiegelkabinetten gefangen sind. Im Vordergrund steht die dem Untergang geweihte unglückliche Liebesgeschichte zwischen Christine und dem Phantom. Es lässt sich also ausgesprochen gut schmachten bei diesem Hörspiel aus dem |Titania|-Programm und romantische Gemüter werden am Ende sicherlich die eine oder andere Träne wegwischen müssen.

[Titania Medien]http://www.titania-medien.de hat sich innerhalb kürzester Zeit mit seiner Gruselkabinett-Reihe bei Hörern und Kritikern nach vorn gebracht. Bereits im Frühjahr dieses Jahres konnte |Titania| den Kritikerpreis der Hörspiel-Awards abstauben und auch dieses Jahr ist das Label gleich bei zwei Awards nominiert. Zu einem echten Kauf-mich-Preis bringt Marc Gruppe klassische Texte der Horrorliteratur auf den Silberling, jedes Mal mit bekannten Sprechern und tollen Klangeffekten. Da macht das Reinhören immer wieder aufs Neue Spaß.

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Doyle, Arthur Conan / Gustavus, Frank – vergessene Welt, Die

„Die vergessene Welt“ („The Lost World“) aus der Feder von Sherlock-Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle wurde im Jahr 1912 zunächst als Fortsetzungsroman im britischen |Strand Magazine| veröffentlicht, eroberte kurz darauf als Buch die Bestsellerlisten und gilt heute zusammen mit Werken wie Jules Vernes „20.000 Meilen unter den Meeren“ und H. G. Wells‘ „Die Zeitmaschine“ als Meilenstein der phantastischen Literatur und des SciFi-Genres. Die |Great Britain Oxford Press| nennt „The Lost World“ eine der größten Abenteuergeschichten, die je geschrieben wurden. Conan Doyles Urzeitriesenspektakel war außerdem Inspirationsquelle für Werke wie „King Kong“ und „Jurassic Park“.

_Die Sprecher in der Reihenfolge ihres Auftretens:_
Maple White: Robert Missler
Blondell: Thomas Nicolai
McArdle: Jochen Schröder
Edward D. Malone: Timmo Niesner
Der alte Malone (Erzähler): Peter Weis
Professor Summerlee: Jürgen Thormann
Dr. Illingworth: Lothar Blumhagen
Professor Challenger: Klaus Sonnenschein
Lord Roxton: Ronald Nitschke
Sir Douglas: Friedrich Schoenfelder
Affenmenschen und Indianer: Die Maulhelden

Musik und Sounddesign: Jan-Peter Pflug
Geräusche: Martin Langenbach
Technik Berlin: Ahmed Chouraqui und Max von Werder
Technik Hamburg: Fabian Küttner
Regieassistenz: Antje Seibel/Kai Lüftner
Hörspielbearbeitung, Produktion und Regie: Frank Gustavus

Aufgenommen im On Air Studio Berlin, April 2005
Hörsaalaufnahmen: Museum für Völkerkunde Hamburg, Mai 2005
Gemischt im Eimsbütteler Tonstudio Hamburg, Juli/August 2005

http://www.ripperrecords.de

_Story:_

London im Jahre 1912: Der durchgeknallte Professor Challenger ist unter seinen Kollegen alles andere als beliebt und gilt gemeinhin als Aufschneider, der keinen Widerspruch duldet und auch gerne mal handgreiflich wird, wenn man versucht, ihm ins Werk zu pfuschen. Dementsprechend froh ist der Redner einer Podiumsdiskussion auch, als der verschrobene Wissenschaftler nicht wie angekündigt an dieser teilnimmt. Als dann aber bei eben jener Sitzung über das Leben von Tieren aus der Urzeit gesprochen wird, taucht Challenger plötzlich auf und behauptet, auf einem Hochplateau im südamerikanischen Dschungel lebendige Dinosaurier entdeckt zu haben.

Natürlich wollen ihm seine Kollegen nicht glauben, doch als der Redner die Menge anstachelt und schließlich veranlasst, dass Challengers größter Kritiker Professor Summerlee, sein Anhänger Lord Roxton und der abenteuerlustige Zeitungsreporter Edward D. Malone sich vor Ort selber ein Bild machen sollen, um die Welt vom Wahrheitsgehalt von Challengers Aussagen zu unterrichten, brechen die Abenteurer zu einer Expedition in den südamerikanischen Urwald auf, die sie wohl ihr Leben lang nicht vergessen werden …

Bevor sie jedoch im Dschungel ankommen, fühlen sie sich schon gelinkt, weil der angebliche Lageplan eine Fälschung ist. Dann taucht jedoch der Überraschungsgast Challenger auf und betont, dass er dringend bei dieser Reise selber dabei sein muss.

Gemeinsam zieht das vierköpfige Team, unterstützt von einigen Expeditionshelfern, mitten in den Urwald, und noch bevor Summerlee Challenger zum hundersten Mal beschuldigt, dass dieser sich lediglich Lügengeschichten ausgedacht habe, muss auch der ‚vernünftige‘ Professor feststellen, dass der Dschungel voll von Sauriern, totgeglaubten Vögeln und verschiedenen Eidechsen ist. Und bevor sich Summerlee und seine Gefährten richtig eingelebt haben, werden sie auch schon von diesen Geschöpfen verfolgt, müssen sich vor Flugsauriern verstecken und aus der Gefangenschaft eines Stammes von Affenmenschen entfliehen. Das Abenteuer in der vergessenen Welt hat begonnen …

„Die vergessene Welt“ ist ein vielzitierter Klassiker, der ganz klar als Inspiration für diverse Monster-Filme aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, aber auch für solche Spektakel wie „Jurassic Park“ hergehalten hat.

Die Hörspiel-Version dieses legendären Werkes bringt es insgesamt auf eine Spielzeit von 122 Minuten, und obwohl die Art und Weise, wie die Geschichte aufgebaut ist, und auch der inhaltliche Aspekt wirklich vom Allerfeinsten sind, wünscht man sich zwischendurch noch etwas mehr Detailarbeit, denn für meinen Geschmack kommt die Action im Dschungel ein wenig zu kurz. Natürlich ist es nicht leicht, die dort vorherrschende Atmosphäre auf diesem Medium originalgetreu wiederzugeben, gerade wenn man bedenkt, dass der Schwerpunkt auf den Dialogen liegen muss. Aber hier hätte man meiner Meinung nach ein wenig die Prioritäten verschieben müssen. Ich finde nämlich, dass die ständigen Feindseligkeiten zwischen Challenger und seinem gesamten Kollegium zugunsten tiefer ausgeschmückter Action-Sequenzen etwas in den Hintergrund gehören, aber da kann man sicher auch geteilter Meinung sein.

Ansonsten ist „Die vergessene Welt“ allerdings wirklich ein echtes Meisterwerk, auch als Hörspiel. Die Geschichte um den Professor, dem keiner glaubt, das von ihm entdeckte Urzeit-Gebiet und die spannende Expedition von vier vollkommen unterschiedlichen Charakteren, gibt nun mal eine ganze Menge her, und |Ripper Records| haben diese Vorgaben auch fabelhaft umgesetzt.

Das Abenteuer wird aus der Perspektive des alten Malone erzählt, der rückblickend wie in Tagebuch-Form von seinem Erlebnis im südamerikanischen Urwald mit den beiden Professoren und dem schießwütigen Lord Roxton berichtet. Dabei wechselt das Szenario im Jahre 1912 immer wieder zwischen dem Professoren-Kollegium in London, das den Schilderungen des Zeitungsreporters Malone in seinem Stammblatt |Gazette| keinen Glauben schenken will, und den vier Menschen, die im Urwald um ihr nacktes Überleben kämpfen. Vielleicht hätte man auch hier nicht immer wieder betonen müssen, dass die Menschen abseits des Dschungels die Ergebnisse der Expedition für bloßes Gewäsch halten, denn das kommt seitens der Erzählerstimme wirklich sehr häufig durch. Ansonsten ist das ständige Pendeln aber genau das richtige Mittel, um die beiden Welten sinnvoll miteinander zu verknüpfen und die Spannung in Bezug auf das eigentliche Abenteuer immer am Höhepunkt zu halten.

Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich den Roman von Sir Arthur Conan Doyle noch nicht gelesen habe, gelobe aber für die nächsten Wochen Besserung. Das Hörspiel hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht, und wenn die Romanvorlage nur ansatzweise so gut gestaltet ist wie dieses zweistündige Hörspiel, dann blicke ich der Lektüre mit großer Vorfreude entgegen. Aber immerhin hat ja hier der Autor von Sherlock Holmes zur Feder gegriffen …

_Fazit:_

„Die vergessene Welt“ ist ein tolles Abenteuer-Hörspiel, das zwar in wenigen Passagen ein bisschen überdramatisiert dargestellt wird, ansonsten aber von der fabelhaften und ausnahmslos überzeugenden Performance der Sprecher über die Produktion bis hin zum wundervollen Inhalt gelungen ist.