Schlagwort-Archive: Goldmann

Clifton Adams – Zug der Verdammten

Ein einfacher Cowboy soll zwei Schwerverbrecher vor die Schranken des Gerichts zu bringen, wobei ihm Kopfgeldjäger, lynchwütige Vigilanten und eine heiratslustige Frau in die Quere kommen ¼ – Spannender, stimmungsvoller Abgesang auf den „wilden“ Westen, der vom Wandel eines Herumtreibers zum verantwortungsbewussten Mann als Prozess erzählt, für den ein bitterer Preis gezahlt werden muss.
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John Sandford – Tödliches Netz

Sein enormes Fachwissen sollte Jack Morrison in den Dienst der Firma AmMath stellen, die Verschlüsselungs-Software für die US-Regierung herstellt und dabei einige Schwierigkeiten hat. Da man in seiner Person auch einen notorischen Hacker engagiert hat, ist es kaum verwunderlich, dass Morrison neugierig einen intensiven Blick auf besagte Software wirft und erkennt: Hier entsteht etwas ganz und gar Illegales. Das hätte er besser gelassen, denn Sicherheitschef St. John Corbeil fackelt nicht lange mit Schnüfflern. Morrison wird ermordet, sein Tod als missglückter Überfall eines bewaffneten Datendiebes ausgegeben. Er ist nicht der erste Pechvogel seiner Branche, der auf diese Weise endet.

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Rennie Airth – Orte der Finsternis

Der ehemalige Polizist John Madden wird im Spätsommer 1932 gegen seinen Willen in einen grausamen Mordfall verwickelt: Nahe Highfield, einem Dorf in der südenglischen Grafschaft Surrey, entdeckt man in einem Waldstück die gut versteckte Leiche der zwölfjährigen Alice Bridger. Das Mädchen wurde vergewaltigt und erwürgt, ihr Gesicht mit einem Hammer völlig zerschmettert. Will Stackpole, ein einfacher Constable, ruft Madden, der sich inzwischen als Farmer niedergelassen hat, zur Hilfe. Auch Detective Inspector Wright, der die Ermittlung offiziell übernimmt, hat nichts gegen den Rat Maddens einzuwenden, der als Kriminalist einen legendären Ruf genießt und dessen Kündigung in Scotland Yard noch immer bedauert wird.

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John Sandford – Kalter Schlaf

Das geschieht:

Lucas Davenport, Ermittler in der Abteilung Öffentliche Sicherheit im Stab des Gouverneurs von Minnesota, wird gerufen, wenn sich ein Verbrechen ereignet, das sich nicht ins übliche kriminalistische Raster fügt. Der Mord an dem Russen Oleschew in der Stadt Duluth fällt in diese Kategorie, hat man ihn doch mit einer Waffe erschossen, die mehr als ein halbes Jahrhundert alt sein muss.

Hektik bricht aus, als sich herausstellt, dass der Ermordete der Sohn eines einflussreichen Geschäftsmanns ist, der es im neuen Russland zu Macht und Geld sowie besten Verbindungen zur Regierung gebracht hat. Außerdem werden ihm Verbindungen zur russischen Mafia nachgesagt. Der zornige Vater fordert Aufklärung, aus Russland schickt man die „Ermittlerin“ Nadeschda Kalin. Das ruft den US-Geheimdienst auf den Plan, der nicht ohne Grund vermutet, dass Kalin zur ‚Konkurrenz‘ gehört und mehr weiß als sie verlauten lässt. John Sandford – Kalter Schlaf weiterlesen

John Cassells – Der graue Geist

Ein englischer Landsitz wird zum Schauplatz von Erpressung und Morden, denen ein Ermittler von außerhalb ein Ende zu machen trachtet … – Band 10 der Superintendent-Flagg-Serie ist ein „Whodunit“ der reinen Form. Der Tatort bleibt abgeschottet, die Zahl der Verdächtigen überschaubar, das Spiel folgt den bekannten Regeln: John Cassells leistet er gute Arbeit und liefert keinen klassischen aber einen unterhaltsamen Krimi der alten, gemütlichen Schule.
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Ian Rankin – Puppenspiel

Inspektor Rebus ermittelt in einem Frauenmord, verärgert dabei prominente Bürger, wird quasi strafversetzt und mit dem bizarren Rätsel kleiner Modell-Särge konfrontiert, die seit zwei Jahrhunderten an späteren Mordschauplätzen entdeckt werden … – Der 12. Band der Rebus-Serie ist einer der besten. Trotz eines hohen Mystery-Faktors bleibt die Handlung kriminell und der ‚realen‘ Gegenwart verhaftet: ein Lektüre-Genuss.
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Ian Rankin – So soll er sterben

Das geschieht:

Das Revier St. Leonard‘s im schottischen Edinburgh wurde umstrukturiert, die Kriminalpolizei ausquartiert. Detective Inspector John Rebus hat es nach Gayfield Square verschlagen. Dort ist er im Grunde überflüssig, denn seine Vorgesetzten möchten den querköpfigen Ermittler, der innerhalb der traulichen Filzokratie der Stadt immer wieder für Unruhe sorgt, endlich loswerden und aus dem Job ekeln. Wenigsten ist Detective Sergeant Siobhan Clarke, Rebus‘ Vertraute, mit ihm versetzt worden.

Sein aktueller Fall bringt Rebus nach Knoxland, ein heruntergekommenes Stadtviertel von Edinburgh. Die Ärmsten der Armen hausen in verkommenen Betonbauten. Noch weiter unten in der gesellschaftlichen Hackordnung stehen die Einwanderer und Asylanten, die von einer überforderten und gleichgültigen Verwaltung mit Rassisten und Fremdenhassern zusammengepfercht werden. Einen der ungeliebten Fremdlinge hat es erwischt: Stef Yurgii, ein kurdischer Regimekritiker, der vor der Ausweisung stand, wurde erstochen. Niemand hat etwas gesehen, will der Polizei etwas sagen oder wagt dies zu tun. Ian Rankin – So soll er sterben weiterlesen

Carl Hiaasen – Dicke Fische

Das geschieht:

R. J. Decker, einstiger Starfotograf in der Sinnkrise, versucht er als Privatdetektiv einen Neuanfang im sonnigen US-Staat Florida. Aktuelle hat ihn Millionär Dennis Gault angeheuert, der sich sein süßes Leben im Müßiggang als Wettkampffischer versüßt. Der Kampf um den größten Maulbarsch ist nicht nur ein amerikanischer Breitensport geworden, lernt der erstaunte Decker, sondern hat eine lukrative Industrie für Zubehör aller Art hervorgebracht. Die Fänger der dicksten Fische gelten als Idole, die Preisgelder erreichen schwindelerregende Höhen. Bisher war Gault der Hecht in diesem Barschteich. Nun macht ihm ein Konkurrent seinen Status streitig. Dickie Lockhart hat es sogar zu einer eigenen Angel-Show im Fernsehen gebracht.

Aber er betrügt und hängt offenbar gefrorene Dickfische an den Haken, wenn niemand hinschaut. Das soll Decker beweisen. Dafür winken ihm 50.000 Dollar Honorar, was ihn eventuelle Vorbehalte rasch vergessen lassen. Er ahnt nicht, dass er sich das Geld sauer wird verdienen müssen. Just ist im Lake Jesup die Leiche des Anglers Robert Clinch aufgetaucht. Angeblich ist er ertrunken, aber Decker wird nachdenklich, als er auf der Beerdigung dessen Geliebte kennenlernt. Lanie Gault – Dennis‘ Schwester – erzählt ihm, dass Clinch Deckers Vorgänger auf der Jagd nach Lockhart war. Carl Hiaasen – Dicke Fische weiterlesen

Louis Weinert-Wilton – Die weiße Spinne

Weinert-Wilton Spinne Cover kleinDas geschieht:

Zwölf kleine gläserne Spinnen wurden dem Geschäftsmann Richard Irvine vor einem Jahr ins Haus geschickt. Kurze Zeit darauf war er tot, vor einen U-Bahnwaggon gestürzt, eine der besagten Spinnen krampfhaft umklammernd. Die anderen elf waren verschwunden, tauchen aber nach und nach wieder auf: Jedes Mal hält sie ein anderes Mordopfer in der Hand.

Scotland Yard setzt Inspektor Dawson, seinen besten Mann, auf den Fall an. Verbissen geht der alte Haudegen den schwachen Spuren nach. Seine Hauptverdächtige ist Muriel Irvine, Richards Witwe, die nach dem Tod des Gatten eine hohe Versicherungssumme einstrich. Dass sie leugnet, von den Spinnen zu wissen, wird ihr Verhängnis, denn Dawson weist ihr dies als Lüge nach. Bevor er seine Fahndung intensivieren kann, wird er allerdings umgebracht. In seiner Hand: eine der Spinnen!

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G. M. Ford – Erbarmungslos

Kurz vor seiner Hinrichtung mehren sich die Zeichen, dass ein angeblicher Serienmörder unschuldig ist. Einem Journalisten und einer unkonventionellen Fotografin bleiben sechs Tage, die Wahrheit zu ermitteln, während das düpierte Gesetz mauert und die Medienkollegen nach der „Story“ schnappen … – Konventioneller Thriller mit wirklich allen Elementen des modernen Mainstream-Krimis. Mangelnde Originalität wird durch gelungenes Erzählhandwerk, Spannung und trockenen Witz wettgemacht: kein Muss aber ein unterhaltsames Kann.
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Robert Goddard – Bedenke, dass wir sterben müssen

Fünf Geschwister sehen sich in die Rolle unfreiwilliger Schatzhüter versetzt und müssen den Kampf um eine kostbare christliche Reliquie gegen Feinde aufnehmen, die vor Mord keineswegs zurückschrecken … – Thriller mit allzu deutlich aufgesetzten History-Mystery-Elementen. Die ‚überraschenden‘ Wendungen sind ein wenig zu zahlreich und unlogisch. Recht hausbacken aber solide geschrieben rumpelt das Werk einem mauen Finale entgegen.
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Charlotte Link – Am Ende des Schweigens

Stanbury ist ein kleines Dorf im Westen von Yorkshire, eine romantische Gegend, in der einst die Bronte-Schwestern zuhause waren. In dem Anwesen Stanbury House verbringen jedes Jahr drei deutsche Ehepaare die Ferien, die Männer sind seit Schulzeiten miteinander befreundet. Patricia Roth ist die Eigentümerin des Anwesens, ihr Mann Leon ist Anwalt, die verwöhnten Töchter Diane und Sophie sind zwölf und zehn Jahre alt. Das zweite Paar bilden der Psychologe Tim und seine depressive Frau Evelin. Relativ neu im Kreis ist Jessica, die erst seit einem Jahr mit Alexander verheiratet ist. Obwohl sie ihn erst nach der Scheidung kennen lernte, steht seine fünfzehnjährige Stieftochter Ricarda ihr rigoros ablehnend gegenüber.

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Leonie Swann – Glennkill. Ein Schafskrimi

Schaf beobachtet. Schaf kombiniert.

Der Fall George Glenn

George ist tot. Der wunderliche Schäfer aus dem irischen Glennkill liegt eines Tages mit einem Spaten in der Brust auf der Weide. Die Ermittlungen beginnen, und damit beginnt auch ein ganz normaler Krimi.

Sollte man meinen. Ist aber nicht so. Denn in „Glennkill“ spielt eine ganze Schafherde die Hauptrolle. Und die können wahrhaft mehr als nur blöken. Allen voran Miss Maple, das klügste Schaf von Glennkill und vielleicht sogar der ganzen Welt, die sich mit Schafsverstand des Kriminalfalls annimmt.

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Carol O’Connell – Der steinerne Engel [Mallory 4]

OConnell Mallory04 Engel Cover 2002 kleinDie psychotische Polizistin Mallory folgt einer Spur ihrer ermordeten Mutter ins Südstaaten-Städtchen Dayborn, stört dort mächtiges Lumpenpack auf und weicht nicht eher, bis sie die Schuldigen ausgetilgt hat … – Hart an der Grenze zur Übertreibung erzählt die Autorin das vierte Mallory-Abenteuer als Mischung aus Rachethriller und Gruselmärchen; das mag des Guten manchmal ein wenig zu viel sein, ist aber ungemein spannend und zielt temporeich auf ein bombastisches Finale!

Das geschieht:

Nachdem Kathleen Mallory, die hoch talentierte aber psychisch gestörte Polizistin bei der Kommission für Sonderverbrechen des New York Police Departments, hat alle Brücken hinter sich abgebrochen, die Stadt verlassen und sich in den Süden der Vereinigten Staaten aufgemacht. Aus ihrem ohnehin nur labilen Gleichgewicht gebracht, will Mallory endlich das Geheimnis ihrer Herkunft klären. Nur eines ist sicher: Ein ungeheuerliches Verbrechen kostete vor siebzehn Jahren ihrer Mutter das Leben und verurteilte Mallory zu einem barbarischen Überlebenskampf, dessen Folgen sie gezeichnet hat.

Mallory kommt ins kleine Städtchen Dayborn tief im ländlichen bzw. hinterwäldlerischen Louisiana. Hier ist die Zeit in mancher Beziehung stehengeblieben. Daher hasst man es, wenn neugierige Fremde auftauchen, die nach einem Skelett im Schrank der gar nicht so honorigen Stadtväter forschen. Mallory bleibt trotz ihrer inneren Krise immer noch Mallory, und so ist das Ergebnis vorgezeichnet: „Die junge Fremde kam kurz nach zwölf Uhr mittags in die Stadt. Eine Stunde später war der Idiot überfallen worden, seine Hände waren gebrochen und voller Blut. Travis, der stellvertretende Sheriff, hatte am Steuer seines Streifenwagens einen schweren Herzanfall erlitten. Und Babe Laurie wurde ermordet aufgefunden.“ Da man in den Südstaaten viel schwitzt und wenig fragt, wie wir aus zahlreichen Thrillern à la „In der Hitze der Nacht“ wissen, findet sich Mallory umgehend im Gefängnis wieder.

Hier endlich gelingt es Charles Butler, dem genialen aber weltfremden Inhaber einer renommierten Consulting-Firma, ihre Spur wieder aufzunehmen. Er ist der (heimlich und hoffnungslos verehrten) Freundin aus New York nachgereist, um sie zur Rückkehr zu bewegen. Nun wird er mit ihr, die bald schon wieder freikommt, in die düstere Vergangenheit von Dayborn gezogen und Zeuge, wie Mallory, die Katze auf und unter dem heißen Blechdach, eine alte Schuld begleicht. Dabei entfesselt sie wie üblich ein Inferno, das den Mississippi wieder einmal brennen lässt …

Racheengel im Außeneinsatz

Für ihren vierten Fall verlässt Mallory New York City. Die Stadt ist offensichtlich zu klein für sie geworden. Dies zeichnete sich im Vorgängerband („Tödliche Kritiken“) bereits ab. Fieser Roman stellte nicht nur einen Höhepunkt der Reihe, sondern auch einen logischen Schnitt dar: Noch aufsehenerregender konnte ein weiteres Mallory-Abenteuer nicht mehr werden, ohne endgültig vom Boden der Tatsachen abzuheben. Mallorys Weg zurück zu den eigenen Wurzeln bot sich als Ausweg an, zumal Autorin Carol O‘Connell in die ersten drei Teile immer wieder geheimnisvolle Andeutungen über dieses Thema eingestreut hatte.

Nun geht es also in den amerikanischen Süden, wie man ihn aus vielen anderen Thrillern, besonders aber aus Kino und Fernsehen kennt bzw. zu kennen glaubt: schwül-heiß, von nostalgischer, in jeder Beziehung ziemlich morscher bzw. vom Winde verwehter Südstaaten-Pracht sowie von dekadenter, teils altmodisch-einnehmender, teils einfach überholter Vor-Bürgerkriegs-Lebensart geprägt und mit einigen sehr unerfreulichen Charakterzügen gewürzt. Diese Kulisse wird üblicherweise bevölkert von nur scheinbar gutgesinnten, tatsächlich aber finster rassistischen und in jedes denkbare Verbrechen verwickelten, skrupellosen, frömmelnden doch gottlosen ‚Ehrenmännern‘, grobschlächtig-chauvinistischen, dem Fremden gegenüber notorisch misstrauischen Sheriffs und malerisch verarmten aber stolzen Mint-Julep-Ladies. Dazwischen tummelt sich allerlei vertierter, Ku-Klux-Klan- und Bible-Belt-geschädigter Abschaum, der sich für keine Abscheulichkeit zu schade ist und gewöhnlich auf Namen wie „Cletus“ oder „Billy Ray“ hört.

O‘Connell vermeidet immerhin das beliebte Klischee der angstvoll geduckten (Mehrheit) oder aufrecht Widerstand leistenden (Minderheit) Südstaaten-Schwarzen. Man muss es der Autorin hoch anrechnen, dass es ihr gelingt, nur zu bekannte Bausteine erneut zu einem hochklassigen Thriller um Schuld, Sühne und Rache zusammenzusetzen, der schon bald den für die Mallory-Romane üblichen Dreh ins Unwirkliche nimmt. Im „Steinernen Engel“ kommen sachte Elemente des Übernatürlichen hinzu, wenn die eigenartig menschenfeindliche und urtümliche Landschaft entlang des Mississippis ihr eigenes Leben anzunehmen scheint. Sogar einen Hund der Baskervilles gibt es, der als fast unsterblicher Zeuge vergangenen Grauens durch die Sümpfe geistert und so manchen Übeltäter des Nachts durch sein Geheul in den Schrank flüchten lässt.

Mallory goes Gothic

Das ist keine Übertreibung, sondern wird so von O‘Connell tatsächlich in Worte gefasst. Hier wird das Dilemma dieses Romans deutlich: Die Autorin übertreibt es mit ihrer Südstaaten-Romantik, die Dayborn bald in die Kulisse eines jener Grusler à la Edgar Allan Poe zu verwandeln droht, wie Roger Corman sie in den frühen 1960er Jahren mit Vincent Price in Serie gedreht hat; mit viel künstlichem Nebel, Spinnweben und Pappmaché, was die billige Machart indes nicht verbergen kann.

Die Mallory-Figur ist interessant aber limitiert. Besonders vielschichtig war sie ohnehin nie. Andererseits macht der Hulk seit Jahrzehnten nichts anderes, als seinen Quadratschädel durch dicke Mauern zu rammen, und hat damit eine Karriere begründen können. Letztlich ist auch Mallory genau das: eine Comic-Figur, die mit der Realität wenig zu tun hat. Auf dieser Bahn hat sie nach dem „Steinernen Engel“ viele weitere Fälle gelöst und viel Porzellan dabei zerschlagen, ohne dass ihr das Publikum verlorenging. Auf jeden Fall ist es ratsam, zwischen der Lektüre der einzelnen Abenteuer stets eine Weile verstreichen zu lassen – das lässt die Häufung der zum Mallory-Klischee verkommender Bilder und Szenen nicht so deutlich werden!

Dennoch schlägt Mallory auch bei ihrem vierten Auftritt schlägt die kriminalistische ‚Konkurrenz‘ – gleichgültig ob weiblich oder männlich – mit Leichtigkeit! Dieser Rezensent kann den „Steinernen Engel“ daher uneingeschränkt empfehlen, womit er – es sei erwähnt – freundlicher urteilt als die angelsächsische Kritik, die der Autorin die angesprochenen Wiederholungen, noch mehr aber die Abkehr vom urbanen Handlungsort und die ‚gotische‘ Gruselromantik übelgenommen hat. Man muss die quasi traumgleiche Atmosphäre eines typischen Mallory-Thrillers mögen oder weniger akzeptieren. Dann hebt man als Leser gern mit ab, wenn Mallory wieder einmal kontrolliert Amok läuft!

Autorin

Carol O’Connell (geb. 1947) verdiente sich ihren Lebensunterhalt viele Jahre als zwar studierte aber weitgehend brotlose Künstlerin. Zwischen den seltenen Verkäufen eines Bildes las sie fremder Leute Texte Korrektur – und sie versuchte sich an einem Kriminalroman der etwas ungewöhnlichen Art.

1993 schickte O‘Connell das Manuskript von „Mallory‘s Oracle“ (dt. „Mallorys Orakel“/„Ein Ort zum Sterben“) an das Verlagshaus Hutchinson: nach England! Dies geschah, weil Hutchinson auch die von O‘Connell verehrte Thriller-Queen Ruth Rendell verlegte und möglicherweise freundlicher zu einer Anfängerin sein würde.

Vielleicht naiv gedacht, vielleicht aber auch ein kluger Schachzug (und vielleicht nur eine moderne Legende). Hutchinson erkannte jedenfalls die Qualitäten von „Mallory‘s Oracle“, erwarb die Weltrechte und verkaufte sie profitabel auf der Frankfurter Buchmesse. Als der Roman dann in die USA ging, musste der Verlag Putnam eine aus Sicht der Autorin angenehm hohe Geldsumme locker machen.

Seither schreibt O‘Connell verständlicherweise hauptberuflich; vor allem neue Mallory-Geschichten aber auch ebenfalls erfolgreiche Romane außerhalb der Serie. Carol O’Connell lebt und arbeitet in New York City.

Taschenbuch: 381 Seiten
Originaltitel: Flight of the Stone Angel (London : Hutchinson 1997)
Übersetzung: Renate Orth-Guttmann
http://www.randomhouse.de/goldmann

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Edgar Wallace – Der Hexer

Unterwelt-Anwalt und Strolch Messer lockt einen jungen Mann in die Falle, weil er dessen Schwester entehren will. Das ruft den „Hexer“ auf den Plan. Der selbsternannte Rächer der Enterbten straft jene, die dem Gesetz durch die Maschen schlüpfen. Da auch die Polizei vom Plan des „Hexers“ weiß, muss sich dieser besonders gut tarnen, um seine Mission zu erfüllen … – Angeblich klassischer, tatsächlich statischer, in einem Theaterstück wurzelnder, inhaltlich staubiger, mit Klischeefiguren besetzter Alt-Krimi, dessen Ruf heute eher verwundert. Edgar Wallace – Der Hexer weiterlesen

Catherine Aird – Das Pendel des Todes

aird-pendel-cover-kleinIn einem kleinen englischen Städtchen endet ein prominenter Unternehmer unter einer tonnenschweren Marmorskulptur. Die Kriminalpolizei ermittelt rasch, dass hier kein Unfall vorliegt … – Krimi der klassischen angelsächsischen Art. Die Geschichte vom originell ausgeklügelten, ‚unmöglichen‘ Mord in einem fest verschlossenen Raum wird durchaus modern erzählt. Der knochentrockene Wortwitz erinnert an die berühmte Dalziel/Pascoe-Serie von Reginald Hill: ein kleines Meisterwerk, das hier der Wiederentdeckung harrt.
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Ben Benson – Alle haben Angst

benson-angst-cover-kleinIn einer amerikanischen Kleinstadt treibt eine jugendliche Autoknacker-Bande ihr Unwesen. Ein Polizist wird eingeschleust, doch misstrauische Ganovengenossen und unglückliche Zufälle lassen ihn auffliegen und in Lebensgefahr geraten … – Mittelmäßig spannende aber als Zeitdokument interessante Geschichte: Im US-Amerika der unmittelbaren Nachkriegszeit führt das Establishment Krieg gegen die aufmüpfige Jugend. Die eigentliche Kriminalhandlung dient als Aufhänger für moralinsaure Horrorvisionen, welche einen gravierenden Generationskonflikt höchst einseitig ‚erklären‘ und unverhohlen autoritäre ‚Hinweise‘ zur Beilegung liefern sollen.
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Catherine Aird – Schlossgeheimnisse

aird-schlossgeheimnisse-kleinIn einem englischen Schloss wird der Archivar des Hauses erschlagen. Offenbar drohten seine Recherchen unerfreuliche Familiengeheimnisse bloßzulegen. Diese Familie stellt denn auch die Runde der Verdächtigen, denen die Polizei auf den Zahn fühlt … – Kleiner aber ausgesprochen feiner ‚Kuschelkrimi‘ („Cozy“), der liebgewonnene Klischees (Mord im Schloss, bevölkert von kauzigen Zeitgenossen) gelungen in die Gegenwart transponiert. Der an sich simple Plot wird mit knochentrockenem Wortwitz präsentiert, der dieses Werk endgültig zum Lektürespaß adelt.
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Charlotte Link – Der fremde Gast

„Mach Fremden nicht die Tür auf“, so schärft man es kleinen Kindern immer wieder ein, Charlotte Links aktueller Thriller macht aufs Schärfste deutlich, was einem blühen kann, wenn man sich nicht an diesen Leitsatz hält. Hatte ich bislang nur vier von Links historischen Gesellschaftsromanen gelesen, so bekam ich durch ihr neu erschienenes Taschenbuch nun endlich die Möglichkeit, auch einen ihrer Thriller zu lesen. Wieder einmal beweist Link eindrucksvoll, dass sie Leser an ihre Bücher fesseln kann und zu unterhalten weiß. Einmal angefangen, kann man ihre Werke nicht mehr aus den Händen legen, „Der fremde Gast“ stellt hier keine Ausnahme dar …

Wenn der Mörder zweimal klingelt

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Dan Simmons – Das Schlangenhaupt

Das geschieht:

Darwin Minor ist ein Mann mit Vergangenheit; ein Vietnam-Veteran mit typischem Trauma, was ihn aber nicht hinderte, zum Doktor der Physik zu promovieren. Im Zivilleben verdient sich Minor seine Brötchen als Spezialist für die Rekonstruktion von Unfallursachen. Seit er nicht mehr für den Öffentlichen Dienst arbeitet, sondern bei einer kleinen für Schadenregulierungen angeheuert hat, die vom grantigen Lawrence Stewart und seiner Gattin Trudy geleitet wird, bereiten ihm seine Schwierigkeiten im Umgang mit Vorgesetzten und Respektspersonen keine gravierenden Probleme mehr. Minor gilt als As und wird gern bei allen möglichen und vor allem unmöglichen Zwischenfällen zu Rate gezogen, die Menschenleben kosten und versicherte Sachschäden verursachen.

Obwohl sich darunter delikate Fälle befanden, hatte Minor bisher mit dem organisierten Verbrechen wenig zu tun. Das ändert sich, als ihn eines Tages russische Mafiakiller auf offener Straße mit Maschinengewehren beschießen. Der Anschlag misslingt, und Minor bringt die Strolche zur Strecke. Um die Hintermänner zu fassen, arbeitet er unwillig mit der Polizei und dem Geheimdienst zusammen. Dan Simmons – Das Schlangenhaupt weiterlesen